Sie sind auf Seite 1von 215

STUDIEN ZUR

THEOLOGIE UND GESCHICHTE


HERAUSGEGEBEN VON GEORG SCHW AIGER

DIE CHRISTOLOGIE DES ARIUS


DOGMENGESCHICHTLICHE ÜBERLEGUNGEN
UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG
DER HELLENISIERUNGSFRAGE
7. BAND

DIE CHRISTOLOGIE DES ARIUS


DOGMENGESCHICHTLICHE ÜBERLEGUNGEN von
UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG
DER HELLENISIERUNGSFRAGE
THOMASBÖHM

1991 1991

EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien
MÜNCHENER UNIVERSITÄTSSCHRIFTEN Meinen Lehrern
KATHOLISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT Anthony Meredith
und
Peter Stockmeier (t)

»Gedruckt mit Unterstützung des


Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort«

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Böhm, Thomas:
Die Christologie des Arius : dogmengeschichtliche
überlegungen unter besonderer Berücksichtigung der
Hellenisicrungsfrage I von Thomas Böhm. - St. Ottilien : EOS-
Ver!., 1991
(Studien zur Theologie und Geschichte; Bd. 7)
Zug!.: München, Univ., Diss., 1991
ISBN 3-88096-907-8
NE:GT

© 1991 by EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, D - 8917 St. Ottilien


Vorwort

Das Thema dieser Arbeit »Die Christologie des Arius. Dogmengeschichtliche Überle-
gungen unter besonderer Berücksichtigung der Hellenisierungsfrage« wurde in ähnlicher
Form durch Anthony Meredith in Oxford angeregt, bei dem ich mich im Laufe eines Stu-
dienjahres besonders mit der Frage der Beeinflussung der christlichen Theologen durch
griechische Philosophen beschäftigte. Durch ausgedehnte Studien im Bereich der Pa-
trologie konnten wesentliche Anregungen durch Fr. Meredith vermittelt werden. In Mün-
chen reifte die Idee zu diesem Thema unter der Anleitung von Pet er Stockmeier heran,
der Ende des Jahres 1988 verstarb. Beiden verdanke ich wesentliche Impulse für eine
Aufarbeitung der arianischen Kontroverse, die von Anfang an auch in systematischer
Hinsicht geplant war und, von daher gesehen, einen anderen Schwerpunkt setzt als die
Darstellungen bei R. Williams in seiner Monographie »Arius: Heresy and Tradition«
(1987) und R. P. C. Hanson: »The Search for the Christi an Doctrine of God. The Arian
Controversy 318-381« (1988). Beiden, Anthony Meredith und Peter Stockmeier, soll
deshalb diese Arbeit gewidmet sein. Zugleich möchte ich Prof. Dr. G. L. Müller für das
Erstgutachten und die Betreuung und dem Zweitgutachter Dr. habil. G. Rottenwöhrer
herzlich danken. Wichtige Hinweise emielt ich auch von Prof. Dr. W. Beierwaltes (Mün-
chen), besonders was die philosophische Seite des arianischen Denkens betrifft, sowie
von Prof. Dr. Th. Seidl (München) für die Fragen der alttestamentlichen Exegese. Des
weiteren möchte ich hier auch Prof. Dr. G. Schwaiger für die Aufnahme dieser Monogra-
phie in die Reihe >Studien zur Theologie und Geschichte< sowie Henriette Meißner
(Mainz), Petra Mayer (München), Bemd Dennemarck (Nümberg) und Albert Miorin
(Unterbrunn) danken, die mir sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte nahe brachten.
Zugleich gilt mein Dank der Erzdiözese München und Freising und VG-Wort für den
großzügigen Druckkostenzuschuß.
"
Inhaltsverzeichnis

Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

1. Teil: Forschungsstand und Methode


§1 Einleitung . . . . . . . 2

§2 Rezeption des Arianismus 4


1. Ursprünge des Arianismus . 4
2. Die Hellenisierungsthese A. v. Hamacks in ihrer Bedeutung
für die Ariusforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
3. Gang der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
4. Historie und Geschichte als Horizont der theologischen Reflexion 26

2. Teil: Die arianische Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

1. ABSCHNITT: DIE ARIANISCHE THEOLOGIE 33

§3 Die Ursprünge des Denkens des Arius 34


1. Herkunft und Bildung. . . . . . . 34
2. Das meletianische Schisma . . . . 37
3. Die alexandrinische Kirche zur Zeit Alexanders 40

§4 Theologie des Arius . . . . . 43


1. Chronologie der Quellen. . 43
2. Untersuchung der Quellen . 53
3. Zusammenfassung . . . . 82

§5 Exkurs I: Überlegungen zur systematischen Entfaltung


einer Christologie. . . . . . . . . . . . . . 85
1. Christologie und Metaphysik als erkenntnistheoretisches Problem 87
2. Veränderlichkeit Gottes . . . . . . . . . . . . . 98
3. Einheit von ökonomischer und immanenter Trinität. 105
4. Ergebnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
x lnhaltsl'erzeichnis Inhaltsverzeichnis XI

2. ABSCHNITT: GEISTESGESCHICHTLICHER HINTERGRUND. 111


Abkürzungs- und Literaturverzeichnis 321

§6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 112 323


Abkürzung.verzeichnis .
1. Die Gotteslehre . . 112
2. Die Christologie . 125
Uteraturverzeichnis 325
3. Zusammenfassung 172
Quellen . . . 366
Hilfsmittel. . 333
§7 Der philosophiegeschichtliche Hintergrund . 175
Sekundärliteratur. 334
1. Schöpfung und Anfang 175
2. Geist und Jenseits. . . 199
Indices . . . . . . . . . 365
3. Analogie und Teilhabe 209
4. Zusammenfassung 218

§8 Arius als Exeget. . . 221


1. Mögliche Stellen für die arianische Interpretation. 221
2. Interpretationsverfahren . . . . . . . . . 227
3. Kontrast zur historisch-kritischen Exegese. 243
4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . 254

3. Teil: Systematische Überlegungen


zur Hellenisierungsfrage . . . 257

§9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung . 259


1. Die Hellenisierungsthese in ihrer geschichtlichen Entwicklung. 260
2. Biblisches Verstehen und griechisches Denken. . 264
3. Der Begriff XPH~I~ . . . . . . . . . . . . . 271
4. Die Modifikation des Ansatzes von A. v. Harnack
durch W. Pannenberg . . . . . . . . . . 274

§ 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung 286


1. Profan- und Heilsgeschichte . . . . . . . 286
2. Ansatz einer Trinitätslehre für das Verständnis
der Universalität von Heil . . . . . . . . . . 291
3. Ansätze für einen systematischen Entwurf der Dogmengeschichte 297
4. Die anamnetische Struktur von Überlieferung 309

§ II Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . 314


- -----~-~--

1. TEIL:
FORSCHUNGSSTAND
UND METHODE
§ 1 Einleitung 3

griffen werden als in seinem Weltbezug. Die Theologie ist somit als Konstitutivum des
§ 1 Einleitung Glaubens im Modus des Denkens selbst gefordert. Damit erhält die Theologie als eben
dieser im Modus des Denkens vollzogener Glaube nicht eine sekundäre Reflexions-
funktion, sondern eine »originäre Konzeptionsfunktion für den Glauben.«7 Die Frage
Eine gängige Ansicht in der Bewertung der arianischen Christologie spiegelt sich in
nach der Hellenisierung des Christentums ist also zugleich eine Frage nach der Reich-
einer Äußerung von W. Kasper wieder: »Bei Arius hat offensichtlich der Gott der
weite und der Funkiion von Philosophie als solcher im Rahmen einer theologischen
Philosophen den lebendigen Gott der Geschichte verdrängt. [ ... 1 Seine Theologie stellt
Theoriebildung. Nur in diesem Sinne kann das Verhältnis von biblischem Verstehen und
eine akute Hellenisierung des Christentums dar.«! Die Voraussetzung dieser Ansicht ist,
griechischem Denken exemplarisch anband der arianischen Kontroverse aufgezeigt wer-
daß sich Christentum und Hellenismus in sich je eigenständig verwirklichen können und
daß beide notwendig voneinander getrennt werden müssen. Die Verbindung von christli- den.
chem Gedankengut und hellenistischer Philosophie scheint das Christliche selbst zu de-
struieren. Den Höhepunkt habe dies mit Arius erreicht. 2 Biblische Heilswirklichkeit und
natürliche Vernunft stehen sich in der Diastase von Christentum und Hellenismus gegen-
über. Darin scheint ein Gedanke der dialektischen Theologie K. Barths nachzuwirken,
wenn dieser die natürliche Theologie als >>die eine naturnotwendige Haeresie«3 kritisiert;
Theologie wird nach K. Barth dem menschlichen Maß unterworfen. Dieser Horizont be-
stimmt die Fragestellung nach der Hellenisierung des Christentums implizit mit. Wie ist
jedoch die Differenz zwischen Hellenismus und Christentum zu denken? Für die natür-
liche Theologie stellt G. L. Müller aufgrund einer eingehenden Thomas-Interpretation
fest: »Sie hat jeder Philosophie das wahre Selbstverständnis des Menschen abzuringen.
Sie tritt mit allen Philosophien in ein Verhältnis des mäeutischen Dialogs und des
korrigierenden Widerspruchs, um sich die Bedingungen der Aufnahme des Glaubens
durch den Menschen zu erarbeiten.«4 Damit ist die einseitige Gegenüberstellung von
Philosophie und Theologie, zugleich aber auch die von Christentum und Hellenismus
überwunden. R. M. Price betont dies in besonderem Maße für die Logos-Lehre Justins:
»the point to be made is that in describing and assessing the influence of Hellenism on
Justin the notions of a >hellenization< of Christianity and of an appropriation of a Platonic
Logos doctrine are both inapplicable. The former presupposes a contrast between Judaic
and Hellenie modes of thought that in fact had never been cleareut and had by the second
century diminished to vanishing point; the second depends on overstating the similarity
between Middle Platonism and the theology of the Apologists.«5
Dieser Problernhorizont bildet den Rahmen dieser Untersuchung: »Die Christologie
des Arius. Dogmengeschichtliche Überlegungen unter besonderer Berücksichtigung der
Hellenisierungsfrage«. Das Ziel dieser Arbeit liegt darin, das arianische Denken nicht als
ein trinitätstheologisches, sondern ein christlogisch-soteriologisches Problem darzustel-
len. Dabei wird besonders die biblische Fundierung und das exegetische Milieu des Arius
herausgearbeitet. Sodann wird sich zeigen, daß die Anwendung der Diastase »Hel-
lenismus - Christentum« Ül sich fragwürdig und auf das arianische Denken als solches
nicht anwendbar ist.
Zugleich stellt A. J. Buchel' zu Recht fest: »Der Theologie ist es primär aufgegeben,
ihre Relation zur Philosophie neu zu bedenken.«6 Glaube kann nämlich nicht anders be-

Kasper, W., 1981, S. 208.


Vgl. Kasper. W., 1982, S. 226.
3 Barth, K., 1982, S. 157; zu dieser Position K. Barths vgl. auch Müller, G. L .. 1986, S. 61-63.
4 Müller, G. L., 1986, S. 83.
5 Price, R. M., 1988, S. 22.
6 Bucher, A. J., 1989, S. 64. 7 Ebd., S. 65.
1. Ursprünge des Arianismus 5

Origenes in Verbindung brachten. Dagegen verwendete Athanasius den Origenes aus-


§ 2 Rezeption des Arianismus führlich gegen die Arianer,12 so daß sich hier bereits ein Streit andeutet, der in der späte-
ren Forschung mit Vehemenz geführt wurde: ist Arius ein Origenist oder nicht?

L Ursprünge des Arianismus Die Auseinandersetzung in der Forschung schwankt dementsprechend in dieser Hin-
sicht fast durchgängig zwischen einer antiochenischen und einer alexandrinischen Tra-
In der Behandlung des Forschungsstandes sei zunächst eine doppelte Einschränkung dition, und zwar hauptsächlich im Rahmen einer Trinitätstheologie. Denn auch in der
gemacht: es wird die Ausformung einer frühkirchlichen Christologie anhand des Arius Frage, ob Arius ein Origenist sei oder nicht, spiegelt sich (in modifizierter Form) die
dargestellt, und zwar als integraler Bestandteil der Frage nach der Hellenisierung des Frage: kann Arius in eine dieser beiden Traditionen eingeordnet werden?13 Auf der einen
Christentums. Dabei wird A. v. Harnack in diesem Abschnitt nicht der gebührende Raum Seite stehen J. L. von Mosheim und Chr. W. F. Walch, die Arius von Origenes abrücken
gegeben, obwohl gerade er besonders deutlich die Hellenisierungsthese thematisiert.! wollen. Mosheim glaubt nämlich, daß eher Alexander von Alexandrien in der Tradition
Zum anderen soll die Frage der Hellenisierung bei der Darstellung des Forschungsstan- des Origenes stehe,14 während Walch davon spricht, daß das Denken des Arius eine von
des vorerst ausgeklammert bleiben. Sie wird im Rahmen der Behandlung der Ansichten Vernunfterwägungen geleitete Erneuerung sei. 15 Auf der anderen Seite schreibt z.B. W.
Harnacks verstärkt zu Wort kommen und in extenso im Anschluß an die Interpretation Münscher,16 daß Arius lediglich in der Konzeption der Schöpfung aus dem Nichts von
der arianischen Krise selbst erfolgen. Dort wird dann eigens die Hellenisierungsthese in seinen Vorgängern abgewichen sei, ansonsten aber den frühchristlichen Subordinatia-
ihrer Geschichte thematisiert werden. 2
Arius selbst wurde in der Forschung entweder generell negativ bewertet 3 oder gerade 10 Vgl. Epiphanius, pan. haer. 64.4,2 (410, 6 Holl).
in die Auseinandersetzung von Judentum und Heidentum eingeordnet, exemplarisch ver- I! Vgl. Hieronymus. ep. 51. 3,3 (400, 9 Hilberg).
treten durch J. H. Newman und H. M. Gwatkin. 4 Newman glaubte, daß der Einfluß des 12 Vgl. Athanasius, de decr. 27,1-3 (23 f. Opitz).
13 Natürlich ist es methodisch zulässig anzunehmen, daß jemand, der im strikten Sinne des Wor-
Judentums auf Arius über Antiochien vermittelt worden sei,5 während Gwatkin in Arius
tes kein Origenist ist, nicht sofort ein Antiochener sein muß, sondern durchaus in der ale-
einen Denker sieht, der unjüdisch, bis ins Mark heidnisch sei. 6 Diese Unterscheidung von
xandrinischen Tradition denken kann. Überhaupt scheint die Gegenüberstellung zweier Schu-
jüdischen und hellenistischen Elementen kehrt in der Forschung immer wieder, zugleich
len in Alexandrien und Antiochien nicht besonders glücklich zu sein. Darauf werde ich in dem
aber schwankt die Interpretation zwischen den Polen Antiochien und Alexandrien, ver- theologie geschichtlichen Teil zurückkommen und dort ausführlich diskutieren.
mischt mit Fragen nach der Philosophie des Arius bzw. dessen philosophischem Hin- 14 Vgl. Mosheim, J. L. von, 1764, S. 165 f.; ähnlich auch Starck, J. A. v., 1783, S. 286 ff.: Starck
tergrund. Für alle drei Bereiche (antiochenische, alexandrinische wie philosophische glaubt. daß die Ansichten des Arius gegenüber der Tradition keine Neuerungen gebracht haben
Tradition) lassen sich in den antiken Quellen Anhaltspunkte finden. (bes. Nm'atian und Tertullian: vgl. ebd. S. 289); ansonsten sieht Starck in der Auseinanderset-
zung zwischen Arius und Alexander besonders das Moment des Politischen vertreten, eine
Ein Verweis auf die antiochenische Tradition ergibt sich aus dem Brief des Arius an These, die später wieder durch Noel (1909), wenn auch anders situiert, vertreten wird (vgl.
Eusebius von Nikomedien, worin er Eusebius als Syllukianisten bezeichnet. 7 Eusebius Starck, J. A. v., 1783, S. 241 ff.). Die Auseinandersetzung mit dem Arianismus soll erst in die-
und Arius waren also nach diesem Zeugnis beide Schüler des Lukian von Antiochien. ser Zeit (I8. Jhd.) wieder einsetzen, da nach den Kirchengeschichten von Sokrates und S07,()-
Zum anderen stellte Alexander von Alexandrien einen Ketzerstammbaum auf, in dem er menus sowie der detaillierten philosophischen Kritik von Seiten des Marius Victorinus die
Arius auf Lukian und diesen wiederum auf Paulus von Samosata, Artemas und Ebion zu- Erwähnung des Arius fast stereotyp wird; eine wesentliche Ausnahme bildet Fulgentius von
Ruspe, der in seiner antiarianischen Polemik nicht etwa auf Augustinus zurückgreift, sondern
,ückführte. 8
auf Cyprian und Tertullian (vgl. Vogt, H. J., 1985, S. 291); diese Differenz ist insofern interes-
Neben dieser antiochenischen Tradition wird bereits in der Antike die alexandrinische sant, als Fulgentius in seiner antipelagianischen Polemik Augustinus verwendet, um seine The-
hervorgehoben. Arianer beriefen sich nach dem Zeugnis des Athanasius auf Dionysius sen zu stützen (vgl. Pesch, O. H./ Peters, A., 1981, S. 36). Allerdings wendet sich Fulgentius
von Alexandrien. 9 während Epiphanius von Saiamis 10 und Hieronymus ll die Arianer mit gegen Spätformen des Arianismus, z.T. auch in einer pastoralen Ausrichtung, wenn er schreibt:
>das Opfer von Brot und Wein werde an den Vater und den hl. Geist dargebracht, die beide
gleiche Würde hätten( (vgl. de fide ad Petrum 19 [173 Kozelka]; vgl. auch Predigt 4, 10 [219
1 Eine eigene Diskussion erfolgt in § 2.2. Kozelka] und ad Monimum 2, 2 [PI. 65, 179]). Stereotype Formen begegnen dann besonders
2 Vgl.§9.1. bei Gennadius, der etwa Asterius als den arianischen Philosophen erwähnt (vgl. Gennadius, de
3 V gl. etwa die Äußerung von L. de Tillemont (ders .. 1732. s. 240): »on voyoit en luy toutes les viris inlustrihus XCIV [47 Bernoulli]), oder Johannes von Damaskus (vgl. de fide orthodoxa 1,
qualitez d'un serpent dangereux«; die folgenden Ausführungen stützen sich hauptsächlich auf 6 [10 Stiefenhofer, hes. S. 10. Anm. 2]): wenn Johannes von Damaskus schreibt, daß der ein-
R. Lorenz (ders., 1979. S. 23 ff.). soweit es sich um die Literatur bis 1975 handelt. zige und alleinige Gott nicht ohne den Logos sein könne, dann verwendet er ein Argument ge-
4 Die später zu erörternde Ansicht A. v. Harnacks stellt sich somit nicht als eine genuin eigene gen die Arianer, das hereits hei Athanasius, C}Till von Alexandrien, Gregor von Nyssa und
Leistung dar, wie sich noch genauer zeigen wird. Gregor von Nazianz zu finden ist. Diese Art von Argumentation taucht auch wieder hei
Vgl. Newman, J. H., 1876, S. 22. Boethius auf: » ... ut Arrius qui licet deum dicat filium, minorem tarnen patre multiplieiter et
6 V gl. Gwatkin. H. M., 1900. S. 16 und 26. extra patris suhstantiam confitetur« (de fide catholica [33 Rapisarda]l. Farbloser wird die~ noch
7 Vgl. Urk. 1 (3,7 f. Opitz). bei den Reformatoren Luthcr und Zwingli (vgl. Baur, A., 1983, S. 498 und 619 f.).
Vgl. Urk. 14 (25, 8-14 Opitz). 15 Vgl. Wa1ch, Chr. W. F., 1764, S. 606 f. und ders., 1776, S. 430.
9 Vgl. Athanasius. de sent. Dion. 1.2 (46, 13 f. Opitz). 16 Vgl. Münscher, W., 1818, S. 376 ff.
~~~~-~---- ~-~~~---- ~--------

§ 2 Rezeption des Arianismus


1. Ursprünge des Arianismus 7
6
den. 29 Ähnlich betont auch R. Seeberg den origenistischen Subordinatianismus, aber im
nismus weitergeführt habe. Diese Unterordnung des Sohnes unter den Vater stamme
nach A. Neander17 aus der Tradition, besonders der des Origenes. F. Chr. Baur beschrei- Gegensatz zu Paulus von Samosata.3°
tet demgegenüber eine etwas andere Richtung. Die Konzeption des Arius sei nach ihm Seit 1957 kam in die Erforschung des Arianismus eine verstärkte Bewegung, die bis
eine denknotwendige Entfaltung, die die Momente des Begriffs des Verhältnisses von zum heutigen Tag anhält. Den Anstoß gab ein Artikel von T. E. Pollard, der die antioche-
Gott und Sohn betrifft. 18 Der Ausgang sei die Differenz von Vater und Sohn und die al- nische These erneuerte. 31 Arius habe eine wörtliche Schriftauslegung statt der Allegorese
leinige Ungezeugtheit des Vaters. 19 Dies ordnet F. Chr. Baur nicht in einen platonisieren- verwendet,32 die Monarchie und die Einzigkeit Gottes betont und den Logos in Gott dem
den Hellenismus ein, sondern in die Trennung von Endlichem und Unendlichem im Ju- Sohn gegenübergestellt. Dies sei im Duktus nicht origenistisch; aber der Sohn als vor-
dentum.2o Während F. Chr. Baur gerade von der Distinktion Origenismus - Antiorigenis- zeitliches Geschöpf von Gottes Logos spiegele eine origenistische Tradition wider)3 Ge-
mus abweicht,21 betont H. Hagemann, daß Arius dogmatisch in die Richtung der Monar- gen diese Interpretation wandte sich M. Wiles in jeder Hinsicht: 34 alles, was von T. E.
chianer weise, nämlich Theodotus, der Artemoniten und Paulus von Samosata,22 wobei Pollard angeführt worden sei, könne auch aus der alexandrinischen Theologie erklärt
_ historisch gesehen - eine alexandrinische Hypothese falsch sei.2 3 Lukian habe zwar werden, sowohl die wörtliche Schriftauslegung (Petrus von Alexandrien)35 als auch die
eine allgemeine Vorliebe seines Denkens an Arius vermittelt,24 Origenes bilde aber die Einzigkeit und Einheit Gottes (Origenes) sowie die Kontrastierung von Logos und Sohn,
Grundlage des arianischen Denkens. 25 H. Hagemann scheint auf A. v. Hamack Einfluß weil auch bei Origenes der Sohn dem Vater untergeordnet werde.
ausgeübt zu haben, indem letzterer den Vermittlungs gedanken Hagemanns aufgreift, sich
Wie M. Wiles, wandte sich auch G. C. Stead gegen T. E. Pollard,36 weil nach Stead
aber entschieden gegen den origenistischen Einfluß wendet. 26 Die Verbindung zwischen
durch Adus der origenistische Subordinatianismus verschärft worden sei. Für Arius wie
einer alexandrinischen und einer antiochenischen Linie, wie sie durch H. Hagemann an-
geschnitten wurde, wird von F. Loofs weiter verfolgt. Dieser glaubt, im Denken des auch für Alexander gelte, daß der Vater die Fülle des Seins besitze, während der Sohn
sein Sein vom Vater habe.3 7 Hintergrund dieser Konzeption sei eine platonische Kosmo-
Arius einen modifizierten Origenismus finden zu können,27 zugleich aber auch den Ein-
logie.
fluß des Lukian, der nach F. Loofs selbst ein Origenist gewesen sei.2 8 Damit müssen
nach Loofs zwei verschiedene Menschen mit dem Namen Lukian angenommen wer- Während G. C. Stead und M. Wiles für eine strikte alexandrinische Tradition plädier-
ten, versuchte E. Boularand 38 zu zeigen, daß Arius eine gemäßigte alexandrinische
Theologie vertrat, und zwar hauptsächlich im Anschluß an die Theologie des Dionysius
von Alexandrien. Aus Antiochien stamme die rationalistische Methode, die Exegese so-
wie der judaisierende Monotheismus des Paulus von Samosata. Trotz dieser Einwände
17 Vgl. Neander, A., 1829, S. 767 ff.
18 Gerade darin liegen wohl auch die idealistischen Implikationen der Interpretation von F. Chr. blieb T. E. Pollard jedoch im Wesentlichen bei seinen Ansichten.3 9
Baur; daß der Arianismus, wenn auch in undifferenzierter Weise, im deutschen Idealismus In ähnlichen ~ahnen bewegt sich auch L. W. Bamard,40 der zunächst Beriihrungen
Thema war, zeigt F. W. J. Schelling, der explizit auf den Arianismus Bezug nimmt (vgl. ders.,
zum Gottesbegnff des Athenagoras konstatiert,41 den Subordinatianismus aber in eine
Werke VII 372; dazu auch die Hinweise bei Holz, H., 1970 a, S. 36, Anm. 2). Auch anderwei-
tig beschäftigte man sich in der Tübinger Schule mit dem Problem des Arianismus: subordina-
Reihe mit Origenes, Dionysius, Theognostus, Pierius und Petrus von Alexandrien stellt.
tianischer und modalistischer Monarchianismus seien nach J. A. Möhler zwei Möglichkeiten,
das Verhältnis Gottes zur Welt zu thematisieren (vgl. ders., 1844, S. 304 fU; Möhler verweist
dabei besonders auf F. Schleiermacher (vgl. ebd.). Den Zusammenhang dieser beiden Formen
29 VgI. Loofs. F.. 1924. S. 183-186; Gwatkin, H. M., 1900, S. 17 und später auch noch Bardy.
G., 1936, S. 52-59.
von Monarchianismus zum gegenwärtigen Verständnis der Relation von Gott und Welt bzw.
30 VgI. Seeberg. R.. 1965, S. 22 f. und 26. Einen etwas anderen Weg ging M. Friedländer, der
zum Atheismus stellen J. MoItmann (vgl. ders., 1980, S. 144 f.) und W. Kasper (vgl. ders.,
Arius in eine Protestbewegung gegen eine Trinitätslehre von Seiten des jüdischen Monotheis-
1982, S. 356) heraus. Joh. Ev. Kuhn faßt die arianische Lehre unter dem ßlickwinkel der Ein-
mus einreihte (vgI. Friedländer. M., 1908. S. 236); diese These wurde durch W. Eiliger (ders ..
persönlichkeit Gottes als Ausgang, während das Vorgehen dualistisch sei. Gott allein sei der
1931. S. 244-250 wiederholt, während G. L. Prestige (ders., 1952, S. 129 ff.) betont. daß
Vater, die Existenz von anderem sei durch den Willen des Vaters gesetzt; also sei der Sohn ein
durch Arius der Subordinatianismus noch gesteigert worden sei.
Werk des Vaters. Zwischen dem Sohn und den Geschöpfen bestünde lediglich ein gradueller
Unterschied. Dieser Dualismus stamme nach Kuhn aus platonisch-gnostischen Kreisen (vgl.
31 V gI. Pollard. T. E .. 1957, S. 282 ff. und ders., 1958. S. 103 ff.
32 Dagegen wendet sich in aller Schärfe M. Simonetti (ders., 1971, S. 319 ff.): für eine Literalex-
Kuhn, J. E .. 1857, S. 345 ff.).
egese gebe es bei Arius keine Belege.
19 Vgl. Baur. F. Chr.. 1841. S. 320. 33 VgJ. Pollard. T. E .. 1958. S. 108.
20 Vgl. ebd .. S. 351 f. 34 VgJ. Wi1cs, M.. 1962, S. 339 ff.
21 Darauf wird später in der Diskussion des Forschungsstandes noch zurückzukommen sein.
35 Dagegen Simonetti. M.. 1971. S. 322 f.
22 Vgl. Hagemann. H., 1864. S. 529.
36 Vgl. Stead. G. c., 1964. S. 16 ff.
23 Vgl. ebd .. S. 533. 37 V gJ. ebd.. S. 22.
24 Vgl. ebd., S. 536.
38 V gI. Boularand. E., 1964. S. 175 ff. und ders., 1966, S. 162 ff.; ders., 1967, S. 241 ff. und ders.
25 Vgl. ebd., S. 540. 1972. '
26 Vgl. Hamack. A. v .. 1931. S. 731 f. Eine weitere Diskussion kann hier unterbleiben, weil im
39 VgI. Pollard. T. E .. 1970. S. 141 ff.
anschließenden Kapitel eine ausführliche Auseinandersetzung mit Hamack folgt.
40 VgI. Barnard, L. W .. 1970. S. 172 ff.
27 Vgl. Loofs. F.. 1897. S. 11. 41 Dagegen Simonetti. M.. 1971. S. 318. Anm. 4.
28 Vgl.ebd .. S.10.
- - - -- -~-------------

8 § 2 Rezeption des Arianismus 1. Ursprünge des Arianismus 9

Nach L. W. Barnard vertrete Arius einen philosophischen Dualismus und einen radikalen eine aristotelische Tradition eingereiht werden, weil er die Agennesie Gottes stark
Origenismus. 42 heraushebe. Andere Interpreten versuchen dagegen, Arius in eine platonische Tradition
M. Simonetti zufolge könne Arius aus der alexandrinischen Theologie erklärt werden, einzufügen, wobei sie sich durch Pseudo-Anthimus dazu veranIaßt sehen, der schreibt,
daß die Arianer Jünger des Hermes, Platon und Aristoteles seien. 51 Zugleich grenzt Atha-
habe allerdings Lukian zum Lehrer gehabt; nach M. Simonetti sei dieser jedoch. ein Ori-
genist gewesen. Damit falle aber die Differenz von Antiochien und Alexandrien weg. nasius die Arianer von den Neuplatonikern ab,52 während Eusebius von Caesarea53 Aus-
Den Rahmen bilde der k1cinasiatische Monarchianismus sowie der alexandrinische Ori- züge aus Platon, Philo, Numenius und Plotin über das zweite Prinzip zusammenstellt. so
genismus. Arius sei ein radikaler Origenist gewesen. 43 Einen etwas anderen Weg ~eht H. daß von hier aus Spekulationen Raum gegeben wird, die Arianer mit dem Platonismus in
Verbindung zu bringen. Dies zeigt sich z.B. deutlich bei Dionysius Petavius. der behaup-
J. Marrou,44 der auf die kirchliche Lehrautorität alexandrinischer Presbyter verweist und
tet, Arius sei Platoniker gewesen. 54 H. Hagemann schreibt sogar: »Gerade der alte Plato-
erneut auf die Bedeutung von Philosophie und Judentum eingeht. 45
nismus, ganz und rückhaltlos durchgeführt, ist der Boden, aus welchem seine [des Arius]
Diese hier aufgezeigte Pendelbewegung zwischen alexandrinischer und an- häretische Gotteslehre hervOlwächst«55. Zugleich habe Arius auch den Gedanken der
tiochenischer Schule hat zwar insofern ein positives Anliegen aufgegriffen, als man da- Teilhabe (~'toX~) aus platonischem Gedankengut entnommen. 56 Damit zeigt sich bei H.
durch den theologiegeschichtlichen Horizont von Arius besser zu verstehen lernt. Dabei Hagemann einerseits die Nähe zum Platonismus, andererseits die Situierung der ariani-
besteht jedoch die Gefahr, die exegetische Methode des Arius aus dem Blick zu verlie- sehen Ansichten in der Gottcslehre.
ren, wie dies z.B. R. Williams und R. C. Greggl D. E. Groh 46 zu zeigen versuchen. Durch
die Arbeit am Text müsse nämlich zunächst auch die exegetische Methode des Arius re- In der neueren Diskussion hat sich (wie oben angedeutet) bereits G. C. Stead über die
Bedeutung des Platonismus für Arius geäußert; F. Ricken greift dieses Thema verstärkt
konstruiert werden.
auf: 57 der mittlere Platonismus sei der Horizont des arianischen Denkens, das kosmologi-
In den antiken Quellen wird für Arius neben dieser obigen Einordnung auch auf die sche Logosverhältnis. und zwar besonders auf dem Hintergrund der Frage nach der
Rolle der Philosophie verwiesen. Sokrates47 und Sozomenus 48 schreiben nämlich, Arius Ewigkeit oder der zeitlichen Entstehung des Kosmos. 58 L. W. Bamard wendet sich gegen
sei in der Dialek:tik geschult gewesen. 49 Arius müsse deshalb - nach F. Loofs 5o - in diese Vorstellung: Arius sei ein religiöser, nicht ein philosophischer Denker gewesen. 59
Die Philosophie sei Arius durch die christlich-philosophische Tradition Alexandriens
42 Vgl. Barnard, L. W., 1970, S. 186 f. vermittelt worden. 6o
43 Vgl. Simonetti, M., 1973, S. 381; damit zeigt sich ein deutlicher Anschluß an F. Loofs; vgl.
Bis zu H. I. Marrou, F. Ricken und L. W. Barnard hält sich, im Grunde genommen,
auch Simonetti, M .. 1975, S. 46 ff.
sowohl die alte Unterscheidung von Antiochien und Alexandrien durch 61 als auch die
44 VgI. Marrou. H. I.. 1973. S. 533 ff.
45 Die Betonung der kirchlichen Lehrautorität findet sich wieder bei R. Williams (vgl. ders .. Einordnung des Arius besonders in den mittleren Platonismus, auch wenn die Ver-
1987. S. 107 ff.); kritisch dazu Gregg. R. C .. 1989. S. 249 f. Auf eine weitere Publikation hältnisbestimmung unterschiedlich ausfällt. 62 Jüdisches könne demgegenüber als Ein-
möchte ich nur in dieser Anmerkung eingehen: Sträuli. R .. 1987. R. Sträuli rückt Alexander schränkung platonisierender Tendenzen verstanden werden. 63
(vgl. ebd .. S. 138). aber auch Arius (vgl. ebd .. S. 142 fU. ganz in die Nähe zu Origenes: Arius
sei Origenes ganz treu geblieben (vgl. ebd .. S. 144). Wenn aber R. Sträuli in einer Anr.nerk~ng Mit dieser Fragestellung von Arius und seines philosophiegeschichtlichen Hintergrun-
(vgl. ebd.. S. 372. Anm. 31) schreibt. Arius habe nur zwei Briefe verfaßt. so zeugt dies nIcht des wird sicher auch ein Beitrag dazu geleistet, wie die Hellenisierung des Christentums
von einer großen Textkenntnis. schon gar nicht von einer Auseinandersetzung mit der Sekun-
därliteratur. Weiter stellt Sträuli die Anfänge der arianischen Krise als bIossen Machtkampf dar
(vgl. ebd .. S. 139). eine These. die bereits bei Noel, Peterson und schließlich Leach zu finden 50 Vgl. Loofs, F .• 1897 a. S. 10. aber auch noch ßerkhof. H .. 1939, S. 35.
war. mit denen sich aber Sträuli nicht im Geringsten auseinandersetzt. Auch seine These. der 51 Vgl. Anthimi Nicomediensis episcopi et marl)Ti de sancta ecclesia. ed. G. Mercati. Studi e Te-
Neuplatonismus sei durch Ammonius Sakkas initiiert worden (vgl. ebd .. S. 187). läßt den alten sti 5 (1900 87-98. § 13 (S. 97. 64 ff.), § 16 (S. 98. 84 f.); der Verfasser dieser Schrift dürfte
Mythos um Ammonius Sakkas neu aufleben. der aber bereits durch H. R. Schwyzer (d.ers .. MarkeIl von Ankyra sein (vgl. Richard. M .. 1949, S. 5 ff.).
1983, bes. S. 32 ff.) gründlich diskutiert worden ist. Eine weitere Auseinandersetzung mit R. 52 V gl. Athanasius. de decr. 28. 2 (24. 20 ff. Opitz).
Sträuli kann deshalb ausbleiben. 53 Vgl. Eusebius. PE 11.15-18 (36 ff. Mras).
46 VgI. Williams. R .. 1987. S. 107-109 und Gregg. R. C./Groh. D. E .. 1981. S. 3 ff. 54 Vgl. Petavius. D .. 1865. S. 329.
47 Vgl. Sokrates. h.e. 1. 5 (PG 67.41 AB). 55 Hagemann. 11., 1864. S. 497.
48 Vgl. Sozomenus. h.e. 1. 15.3 (184 Bidez). 56 Vgl. ebd .. S. 523 f.
49 Dies führt zu einer Diskussion über die philosophischen Hintergründe bei Chr. W. F. Walch 57 Vgl. Ricken. F .. 1969. S. 321 ff.
(ders .. 1764. S. 601 ff.); wie Walch. so sieht auch J. A. v. Starck die Philosophie als eine we- 58 V gl. hierzu auch Andresen. C .. 1955. S. 276 ff.
sentliche Komponente im arianischen Streit an: »Der Grund zu diesen verschiedenen Vorstel- 59 Vgl. Barnard. L. W .. 1972. S. 112. 114 und 117.
lungen lag unstreitig in den verschiedenen philosophischen Grundsäzzen beyder Teile. ?ie 60 Vgl. auch Wolfson. H. A .. 1958. S. 5 ff. (er hebt den alttestamentlichen Gedanken des einen
Gegner des Arius begünstigten unstreitig die Lehre der Platoniker und morgenländschen Philo- Gottes als Schöpfer sowie das Zwei-Stufen-Schema der Logoslehre des Philo hervor; Arius
sophen« (Starck. J. A. v .. 1783. S. 201). Eine weitergehende Einstufung des Arius erfolgt je- habe aus der alexandrinischen Theologie Jüdisches aufgenommen).
doch bei Starck nicht. Für die philosophischen Implikationen ist besonders Marius Victorinus 61 Vgl. oben!
heranzuziehen. der vier Bücher gegen Arius verfaßtc; vgl. dazu auch Beierwaltes. W .. 1980. S. 62 Vgl. dazu Lorenz. R .. 1979. S. 35 f.
59 ff. 63 Vgl. ebd.
1. Ursprünge des AriallislI/us 11
§ 2 Rezeption des Arianismus
10
ve~~s Imperialismus e~gibt. Der Imperialismus sei die katholische Übersetzung in die
besser verstanden werden kann. Es muß hier jedoch noch genauer gefragt werden, ob ge- Pohtik gewesen. der Arius zum Opfer gefallen sei,79 Ebenso stellt E. Peterson die Frage
rade die mittel platonische Philosophie mit dem Schwerpunkt auf der Kosmologie das nach dem Monotheismus als politisches Problem dar,so Nach E. Leach sei der Arianis-
Denken des Arius so beeinflußt haben könne, daß von einer Hellenisierung des Chri- mus eine antiautoritäre Bewegung gewesen. Indem nämlich der Retter mit dem Wesen
stentums im Sinne einer Transposition des Glaubens gesprochen werden könnte. Publi-
64
Gottes identifiziert wurde, sei zugleich auch aller menschliche Bezug entfernt worden. 81
kationen der jüngsten Zeit versuchen eher den Neuplatonismus zu favorisieren. Daraus
ergeben sich zwei Fragenkomplexe, die gesondert behandelt werden können: welche ~eit 1.979 bewegt sich die Fragestellung mehr und mehr in Richtung Christologie, So-
philosophische Bildung hat Arius genossen und welche Konsequenzen ergeben sich da- te~lO~?gle u?d ~xegese, so daß der alte Ansatz in der Trinitätstheologie nicht mehr als der
?nma:e bei Ari~ angesehen wird. Damit werden die vorhergehenden Interpretationen
durch für die Frage der Hellenisierung des Christentums?
~teg~ert. z.T. Jedoch überwunden (nämlich die Fragenkomplexe Origenismus, An-
In der antiken Literatur fällt neben diesen bei den Themenkomplexen des Weiteren auf, tJ.ochle~ - Alexandrien und die philosophiegeschichtlichen Überlegungen). Dies zeigt
daß Arius auch in die Nähe zur valentinianischen Gnosis gerückt wird, indem z.B. Atha- Sich bel R. Lorenz, der Verbindungen zu einer neuen Version orthodoxer, alexandrini-
nasius versucht, Arius in einem möglichst schlechten Licht darzustellen. Es bestehe nach sc~er. Gnosis ziehen will. 82 Deutlicher noch werden die soteriologischen Aspekte des
Athanasius ein Zusammenhang des Arius mit den Juden,65 dem polytheistischen Heiden- ananlSchen Denkens durch R. C. Gregg und D. E. Groh herausgearbeitet. 83 Sie legen
tum,66 den Markioniten,67 den Valentinianern,68 den Manichäem 69 und Paulus von Samo-
sata. 70 Auch Pseudo-Anthirnus (Markell von Ankyra) betont, daß die Konzeption der drei
Hypostasen sowie die Lehre, der Sohn stamme aus dem Willen des Vaters, von Valenti-
nianus bzw. Hermes stammen,71 Diese Sicht wird in der neueren Forschung, außer bei H.
Hagemann,72 nicht weiter verfolgt. Denn Arius wendet sich entschieden gegen Valenti-
75 No~l. C., 1:09 .. S. 7 f. Ähnlich wie Noel betont auch E. Fromm mehr den politischen
nianus,73 was besonders auch durch 1. de Bea1)sobre74 sowie später durch A. Orbe her- 79 Vgl.
Aspekt. mterp:el1ert ihn aber von der Psychologie her. besonders der Gewissensproblematik.
ausgestellt wird. Fromm verweist darauf. daß die Religion aus der sozialen Dimension entspringe (vgl. Fromm.
Gegenüber den oben beschriebenen Einordnungen in die alexm1drinische oder an- E .. 1984. S. 50 ff.. bes. S. 59). wobei er für das Christentum besonders auf A. v. Harnack rekur-
tiochenische Schule einerseits und die verschiedenen philosophischen Strömungen ande- riert (ders. S. 53 f.; S. 68 usw.). Die Vater-Sohn-Beziehung und die in der frühen Kirche ein-
rerseits versuchen einige Interpreten, einen anderen Ansatzpunkt für das Verständnis der setzende Trinitätslehre und Christologie deutet Fromm als Ödipusverbrechen (ebd .. S. 58).
während die Fonncl von Nicaea (0j.1001JOW<;) den bergenden Mutterbezug symbolisiere (ebd ..
arianischen Lehre zu finden. Die erste der beiden aufgezeigten Wege wird von M. Wer-
S. 58 ff.. bes. S. 62 ff.). Der ursprüngliche Glaube. daß ein Mensch (Jesus) Gott werde sei eli-
ner76 durchbrochen, der das arianische Denken in eine Engelchristologie einordnen
miniert (ebd .. S. 68). .
möchte, die der Logoschristologie Rechnung trägt. 77 Damit wird durch M. Wemer ein Die Inte1f>retati?n als Ödip~s-Verbrechen überträgt jedoch die psychologische Interpretation
Schritt getan, der die Gegenüberstellung antiochenischer und alexandrinischer Tradition der Gew~~sensb!ld.u~g auf die Trin~tät. so daß a.uch die Trinität anthropologisch-immanent ge-
überwindet. 78 deutet wlfd. Dabe~ Ist fur das GewISsen zwar die Genese des Gewissens thematisiert. nicht je-
doch .der theologische Vollzugscharakter (vgl. Gründel. J .. 1985. S. 27 f. und Grom. B./
Einen ganz anderen Weg als die bisher aufgezeigte Gegenüberstellung von antiocheni-
Schmldt. J .. 1982. S. 78 ff.). Außerdem übersieht E. Fromm wesentlich die Differenz von Im-
scher und alexandrinischer Tradition gehen C. Noel, E. Peterson und E. Leach. Noel ord- ~anenz•. Tr.anszendenz und Transzendentalität für die Trinitätsaussagcn. so daß die Interpreta-
net Arius in eine Bewegung ein, die sich durch die Auseinandersetzung von Demokratie 1I0n al.s Odi~us.-Verb~echen nicht haltbar ist. Auch die Sichtweise. daß die ursprüngliche Chri-
stologie dleJemge SCI. daß ein Mensch Gott wird. trifft den neutestamentlichen Sachverhalt
zweier möglicher Christologien (von unten und von oben) nicht (vgl. Smulders. P .. 1970. S.
64 Vgl. Kannengiesser, c., 1982, S. 1 ff. und Williams, R .. 1987, S. 181 ff. 391 f.: Präexistenz- und Erhöhungschristologie; weiterführend auch Schnackenburg. R.. 1970.
65 Vgl. Athanasius. or. c. Ar. 1. 8 (PG 26. 25 Cl; weitere Belege bei Lorenz. R.. 1979. S. 25. S. 256 ff. und 309 ff.).
Anm. 22. Vgl. auch Alexamler von Alexandrien: Urk. 14.4 (20. 5 ff. Opitz). In diesem Rahmen beha~ptet. E. Fromm für Arius. daß dieser keinen reinen Adoptianismus
66 V gl. Athanasius. or. c. Ar. 3. 16 (PG 26. 353 D - 356 B). mehr :ertrete. sondern eme Ubcrlagerung mit einer Logoschristologie (Fromm. E .. 1984. S.
67 Vgl. Athanasius. or. c. Ar. 2. 21 (PG 26. 192 A); ep. ad Adelphium 2 (PG 26.1073 B). 72); die letzte Außerung weist sicherlich in Richtung Hellenisierung (vgl. das Stichwort der
68 V gl. Athanasius. or. c. Ar. 3. 60 (PG 26. 448 C - 449 Al. d~gmati~chcn Ent~icklung: ebd .. S.?3); es ergeben sich hier also erneut Anklänge an Harnack.
69 Vgl. Athanasius. ep. ad episc. Aeg. et Lib. 16 (PG 25. 573 AB). Eme wCltere Ausemandersetzung mit Fromm wird später nicht mehr erfolgen.
70 Vgl. Athanasius. or. c. Ar. 1.25 (PG 26.64 Cl. 80 V~I..Peterson. E .. 19?5; Williams betont hier den Einfluß von Peterson auf J. Moltmann (vgl.
71 Vgl. Ps. Anthimus § 9 (96.45-50 Mercati); § 14 (98. 7f.r.79 Mercati). W!lhams. R .. 1987. S. 14; dazu Moltmann, J .. 1980. S. 146 ff.). J. Moltmann stellt dabei her-
72 Vgl. Hagemann. H .. 1864. S. 517 f. aus. da~ der ~ianismus hauptsächlich christologischer Natur sei (vgl. ders .. 1980. S. 144). und
73 Vgl. Urk. 6. 3 (12. 10 f. Opitz). Hier könnte es sich gerade um eine typische Polemik handeln. er entWickelt dIesen Gedanken vom Adoptianismus her (vgl. ebd.. S. 147 ff.).
74 V gl. Beausobre. 1. deo 1734. S. 544 und 548. 81 Vgl. Leach. E .. 1983. S. 67 ff.; dies richtet sich wohl gegen Athanasius.
75 Vgl. Orbe. A .. 1958. S. 685. 82 vgl. Loren::. R.. 1?79. S. 119 ff. Dagegen wandte sich M. Simonetti (vgl. ders .• 1980. S.
76 Vgl. Werner. M .. 1953. S. 371-388. 455 ff.). slleß dabei aber auf harten Widerspruch durch R. Lorenz selbst (vgl. ders. 1983 S
77 Dies vertrat dann auch J. Barbei (ders .. 1964. S. 3 ff.); problemgeschichtlich muß hier auf J. 1ff.). ' ..
Danielou (ders .. 1958. S. 168 f.) verwiesen werden. 83 Vgl. Grcgg. R. C./Groh, D. E .. 1981.
78 Damit ist jedoch nicht gesagt. daß dies die Lösung der arianischen Frage gewesen wäre.
12 § 2 Rezeption des Arianismus 1. Ursprünge des Arianismus 13

besonderen Nachdruck auf die moralische Vollkommenheit des arianischen Christus, in- xandrien, noch von Origenes oder Paulus von Samosata stark beeinflußt sein könne.%
terpretiert in stoischen Denkkategorien. 84 Anders verhalte es sich mit Dionysius von Alexandrien und weiteren Theologen. 97 Von
R. P. C. Hanson wird stets die creatio ex nihilo für Arius stark hervorgehoben, um beson-
Neue Impulse sind wohl gerade durch zwei jüngere Publikationen gegeben worden, ders die Differenz zur theologischen Tradition zu markieren. 98 Für die Philosophie betont
nämlich von R. Williams 85 und R. P. C. Hanson,86 R. Williams 87 behandelt dabei R. P. C. Hanson, daß Arius nicht von Aristoteles,99 aber auch nicht generell vom Mittel-
zunächst die historische Entwicklung in Alexandrien, indem er auch die Chronologie der platonismus lOO oder der Stoa 101 abhängig sei. Beeindruckt zeigt sich R. P. C. Hanson von
Quellen zum arianischen Streit, wie sie H.-G. Opitz vorgeschlagen hat,SB neu bedenkt. dem bereits oben zitierten Aufsatz von R. Williams,l02
Aufgrund dieser neuen Chronologie ergibt sich nach R. Williams auch eine andere Ge-
wichtung, etwa der Theologie des Eusebius von Nikomedien. 89 Für die Theologie des Was sich hier in der patristischen Forschung gezeigt hat, spiegelt sich in den katholi-
Arius interpretiert Williams hauptsächlich dessen Briefe und die Thalia, die bei Athana- schen wie evangelischen Dogmatiken wider, wobei generell dem Thema >Arianismus<
sius in Auszügen überliefert ist. 9O Anschließend erarbeitet R. Williams einen theologie- wenig Raum gegeben wird. Für die Dogmatik stellte sich besonders die Aufgabe, wel-
und philosophiegeschichtlichen Hintergrund der arianischen Lehre, indem bei ihm der chen systematischen Ort man dem Arianismus zuweisen sollte. Auf katholischer Seite
Eindruck entsteht, daß die Ursprünge des Arianismus in der neuplatonischen Philosophie fällt auf, daß der Arianismus im Rahmen der Trinitätstheologie behandelt wird, zuletzt
liegen. 91 1988 von J. Dore,l03 Weitere Beispiele hierfür sind B. Bartmann,l04 L. Olt,105 J. Pohle/J.
Gummersbach 106 und M. Schmaus,l07 Ausnahmen bilden K. Rahner und J. Auer / J. Rat-
Die Publikation von R. P. C. Hanson92 thematisiert die arianische Kontroverse von 318 zinger. K. Rahner verwies bereits 1960, also noch lange vor den Arbeiten von R. Lo-
bis 381, wie der Untertitel dieser Veröffentlichung lautet. Offensichtlich kennt R. P. C. renz 108 darauf, daß die arianische Krise eine Frage der Christologie gewesen sei, und
Hanson die Monographie von R. Williams nicht. 93 R. P. C. Hanson rekonstruiert - ähn- zwar in der heilsmittlerischen Funktion Christi,l09 Auch J. Auer und J. Ratzinger bcton-
lich wie R. Williams - die Lehre des Arius,94 die er dann mit der des Alexander von
Alexandrien kontrastiert. Es folgt bei Hanson ein Kapitel über die Theologen, die positiv
im Umkreis zu Ariu~ stehen und dessen Ideen unterstützt haben sollen. 95 R. P. C. Hanson % VgL Hanson, R. P. C., 1988, S. 60 ff.
97 VgL ebd., S. 72 ff.
untersucht im Anschluß daran die möglichen theologischen Anknüpfungspunkte und
98 VgL ebd., S. 78.
kommt zu dem Ergebnis. daß Arius weder von Novatian, Philo oder Clemens von Ale-
99 Vgl. ebd., S. 85.
100 VgL ebd., S. 85-91.
101 VgL ebd., S. 96-98 (Kritik an Gregg, R. C./Groh, D. E., 1981).
84 VgL ebd., S. 15 ff.; auch die exegetischen Fragestellungen werden stets hervorgehoben, und 102 VgL Hanson, R. P. C., 1988, S. 91 ff. und Williams, R., 1983, S. 56 ff. R. P. C. Hanson
zwar über das gesamte Buch verstreut. Die hermeneutische Dimensionen der arianischen Ex- schließt sich hauptsächlich der Chronologie der Quellen nach H.-G. Opitz an (vgl. Hanson. R.
egese wurden von C. Kannengiesser besonders betont (vgL ders., 1982, S. 1 ff.). Auf die Ar- P. C., 1988, S. 129 ff.), ein Faktum, das aber seit den Anmerkungen bei G. C. Stead und C.
beiten von M. Wiles und R. C. Gregg (vgL dies., 1985, S. 111 ff.) und R. P. C. Hanson (vgl. Kannengiesser problematisch geworden ist. Diese Frage ist jedoch für die ideengeschichtliche
ders., 1985, S. 181 ff.) kann hier nicht eingegangen werden. weil sie Fragestellungen behan- Einordnung durch R. P. C. Hanson nicht entscheidend. Weiter befaßt er sich mit den Er-
deln, die nicht direkt in Verbindung zur Interpretation des Arius stehen. eignissen um Nicaea (vgL ders., 1988, S. 152 ff.), was später für unsere Fragestellung noch
85 Williams, R., 1987. wichtig sein wird
86 Hanson, R. P. C., 1988. 103 VgL Dore, J .. 1988, S. 304.
87 Wi11iams hat neben dieser großen Monographie zuvor durch zwei Publikationen in die Diskus- 104 VgL Bartmann, B .. 1928, S. 175: Arianismus ist für Bartmann die Frage, wie sich die Monar-
sion eingegriffen, in denen er Arius in die Nähe zum Neuplatonismus (besonders Plotin und chie mit der Trinität verbinden läßt ({lEo.; im eigentlichen und uneigentlichen Sinn), die we-
Porphyrius) rückt: vgL Williams, R., 1983, S. 56 ff. und ders., 1986, S. 35 ff. (hier wird die sentliche Scheidung von Vater und Sohn sowie Christus, der durch Gnade Sohn Gottes ist.
Frage des melitianischen Schismas näher untersucht). lOS V gL Ott, L., 1981, S. 62 und 72, wobei Ott (vgl. ebd., S. 170) über diese Engführung insofern
SB VgL Opitz, H.-G., 1934. S. 131 ff. hinausgeht, als gleichzeitig die Erlösung angesprochen wird: der Logos habe keine menschli-
89 Vgl. Williams, R.. 1987, S. 61. che Seele, sondern nur einen unbeseelten Leib mit sich vereinigt.
90 VgL ebd .. S. 95 ff. 106 Vgl. Pohle, J. / Gummersbach, J., 1952, S. 294 ff: Arius sei ein hinterlistiger Ketzer gewesen,
91 Vgl. ebd., S. 181 ff.; bereits R. M. Hübner (ders., 1979) und C. Kannengiesser (ders., 1982, S. der äyEvrjto.; und äyevvlltO'; nicht unterschieden habe. Damit begehen Pohle und Gurnmers-
1 ff.) verweisen auf Plotin als Strukturparallele. Kritisch zu R. Williams sind besonders A. bach jedoch einen Anachronismus, weil gerade diese Unterscheidung erst später relevant wird.
Louth (ders., 1988, S. 155 f.) und R. C. Gregg (ders., 1989, bes. S. 252 ff.). 107 Vgl. Schmaus, M., 1960, S. 428 f. (mit dem Tritheismus zusammengestellt!) und ders., 1979,
92 Hanson, R. P. C.. 1988. S. 151 f. (verhandelt im Zusammenhang mit der Dreipersonalität; die Wurzeln lägen in der
93 Dies zeigt sich bereits auf den ersten Seiten, indem R. P. C. Hanson völlig problemlos von der Sachproblematik, der judaistischen Engellehre und/oder der neuplatonischen Konzeption).
Ordination des Arius durch Petrus von Alexandrien sprechen kann (vgl. Hanson, R. P. c., 108 Vgl. Lorenz. R .. 1979 und ders .. 1983. S. 1 ff.
1988, S. 3 ff.), ein Faktum, das aber bei R. Williams eine weite Diskussion ausgelöst hat (vgl. 109 Vgl. Rahner, K.. 1960, S. 161 ff.; K. Rahner verweist dabei besonders auf J. A. Jungmann, der
Williams, R., 1987, S. 32 ff.). von einern Schwinden des Heilsmittlertums Christi gesprochen hatte (vgl. auch Rahner.
94 Vgl. Hanson, R. P. C., 1988, S. 5-15. K.Norgrimler, H., 1983, S. 215: Rahner und Vorgrimler ordnen dabei die Christologie des
95 Vgl. ebd., S. 19-59; dies ist insofern ein Fortschritt gegenüber R. Williarns, da darin sowohl Arianismus zusammen mit der Gnosis, dem Doketismus und Monophysitismus in eine Bewe-
die Identität als auch die Differenz in den Lehren seit dem Ausbruch der arianischen Wirren gung ein, die in Jesus ein himmlisches Zwischenwesen sieht; vgl. auch Rahner, K.Norgrimler,
H., 1983, S. 35: Arius sei aus einer antiochenischen Theologenschule hervorgegangen; für
deutlich wird.
14 § 2 Rezeption des Arianismus 1. Ursprünge des Arianis11/us 15

ten, daß in der arianischen Lehre eine neue Christologie vorläge. lIO Ähnlich wie bei K. Antiochenern,123 Im Gegensatz zu den katholischen Dogmatiken scheint man gerade hier
Rahner und J. Auer/J. Ratzinger wird auch bei J. Lit~bart.nl E. Schillebeeckx,112 W. dem Arius nicht gerecht zu werden. indem dessen Lehre mit Namen wie Heroenkult oder
Kasper,ll3 W. Beinert,1I4 G. L. Müller1l5 und F. Courth 1l6 die arianische Lehre als Pro- Mythologie abgewertet wird. Insgesamt spiegelt sich, wenn auch weniger differenziert
blem der Christologie dargestellt. Die neueren Publikationen in den entsprechenden als in den patrologischen Forschungen, das Bild eben dieser Publikationen in der Dog-
Monographien zur Christologie und in den Handbüchern der Dogmatik weisen dem Aria- matik wider. Es scheint deshalb auch gerade von dogmatischer Seite her wichtig zu sein,
nismus als systematischen Ort die Christologie zu. Dadurch ist eine Verschiebung gegen- die arianische Krise als christologisch-soteriologisches Problem neu ins Blickfeld zu
über der früheren Fragestellung gegeben. stellen.
In den evangelischen Systematiken wird entweder eine ähnliche Einordnung wie in Der kurze Überblick über den Forschungsstand zeigt folgendes: 1. sowohl die Gegen-
den frühen katholischen vorgenommen oder der Arianismus in farblosen Wendungen überstellung von alexandrinischer und antiochenischer Schule als auch die Einordnung in
heruntergespielt. K. Barth schreibt einerseits, daß Arius aus der Bibel nicht zu widerle- die philosophische Tradition erfordert einen erneuten Blick auf die theologie- und phi-
gen sei,l17 zum anderen träten die Arianer in der Verehrung dieses vollkommenen Ge- losophiegeschichtlichen Traditionen; 2. besonders auf diesem Hintergrund kann und muß
schöpfes (Christus) der Einheit Gottes zu nahe, ähnlich wie auch Paulus von Samosata.1 18 die Frage der Hellenisierung themati~iert werden. Beide Fragestellungen sind aber auf
Die Antwort auf Arius sei jedoch nach K. Barth das christologische Dogma gewesen.1 19 einer diachronen Textebene gestellt. Sie setzen voraus, daß die Texte des Arius selbst
Weniger detailliert als Barth spricht P. Tillich nur davon, daß der Arianismus ein He- synchron interpretiert werden. Synchronie und Diachronie erfordern in sich im Rahmen
roenkult gewesen sei,120 nach E. Brunner eine polytheistische Mythologie.1 21 P. Althaus einer geschichtlichen Sicht eine nähere Bestimmung der Methode selbst, insofern die
schreibt lediglich, daß ein Gegensatz zwischen Athanasius und Arius bestanden habe,122 Methodologie nicht von der inhaltlichen Darstellung von Geschichte zu trennen ist. Diese
nach O. Weber eine Aufspaltung, die typisch gewesen sei zwischen Alexandrinern und Problematik, die sich aus dem Forschungsstand ergibt, zeigt sich auch im Hinblick auf
den bis jetzt fast gänzlich ausgeklammerten A. v. Hamack noch einmal prononciert, in-
dem besonders die Hellenisierungsthese in die Fragestellung Eingang findet.
Arius sei der Sohn ein Mittlerwesen zwischen Gott und Welt, indem der Logos die Stelle der
menschlichen Seele einnehme).
110 Vgl. Auer, J. / Ratzinger, J., 1986, S. 176 f.; vgl. auch Ratzinger, 1968, S. 225: Ratzinger stellt
Arius hier mit Apollinaris Seite an Seite; beide hätten nicht die ungebrochene Menschheit Jesu
gelehrt.
111 VgI. Liebart, J., 1965, S. 60 ff.: die arianische Christologie wird von J. Liebart unter den
Aspekten »Leugnung der Seele Christi« (für die zweite Generation der Arianer), »christologi-
scher Realismus« und »arianischer Monophysitismus« verhandelt. Zentral ist bei J. Liebart fol-
gende Aussage: »die radikale Auffassung eines wirklichen Mensch-Werdens des Logos, dera~,
daß diese nur durch die Hypothese von seiner geschaffenen Natur möglich gemacht wurde, bil-
dete die Grundlage der ganzen arianischen Christologie.« (ders., 1965, S. 62).
112 Vgl. Schillebeeckx, E.. 1980, S. 500; Schillebeeckx erwähnt zwar nicht den Namen des Arius,
meint ihn aber implizit, wenn er von der Durchbrechung der mittelplatonischen Logik durch
die Väter von Nicaea spricht (vgl. elxI.).
113 Vgl. Kasper, W., 1981, S. 208 f. und ders., 1982, S. 226.
114 Vgl. Beinert, W., 1987, S. 62; entscheidend ist bei W. Beinert, daß er für die dog-
mengeschichtliehe Entwicklung keine Wertung vornimmt: »die Dogmen kommen zu einer on-
tologischen Christologie durch Übersetzung [Hervorhebung nicht original; T.B.] der biblischen
Aussagen in den hellenistischen Denkhorizont.« (ders., 1987, S. 61).
115 Vgl. Müller, G. L.. 1987, S. 69; G. L. Müller macht durch seine Gliederung zu Recht deutlich,
daß der Arianismus vom Monophysitismus abgegrenzt werden muß (anders als z.B. Liebart, J.,
1965, S. 63 ff.).
116 Vgl. Courth, F.. 1988, S. 111. Obwohl bei F. Courth zunächst der Eindruck ent.steht, als handle
es sich primär um eine trinitarische Fragestellung (vgl. ebd., S. 110). schreIbt er: »Es geht
Arius bei der Interpretation des Trinitätsdogmas um eine stärkere Betonung der wesensmäßi-
gen Einheit Gottes sowie der drei Hypostasen und damit um eine besondere Beachtung der
Inkarnation.« (ebd., S. 111).
117 Vgl. Barth, K., 1985, S. 327.
118 Vgl. ebd., S. 460.
119 Vgl. Barth. K.. 1983. S. 733.
120 Vgl. Tillich. P., 1970. S. 210; vgl. auch ders .. 1968, S. 133.
121 Vgl. Brunner, E., 1960 (Bd. 1). S. 243; ders., 1960 (Bd. 2), S. 369 f. 123 Vgl. Weber, 0 .. 1961. S. 131 ff.; H.-G. Fritzsche behandelt Arius lediglich unter dem Aspekt
122 VgI. Althaus. P., 1969, S. 223. der Eigenschaften. des Wesens Gottes (vgl. ders., 1982, S. 1200.
1. /)i" lIc1IL'l/isi"ruI/Mslhcsc AI'. lIamac!.:s 17

zunächst von der ersten Auflage seines Lehrbuches der Dogmengeschichte4 aus behan-
2. Die Hellenisierungsthese A. v. Hamacks in ihrer Bedeutung delt werden. Von verschiedener Seite wurde an Hamacks Konzeption nach der Veröf-
für die Ariusforschung fentlichung dieser Auflage Kritik geübt. Obwohl A. v, Hamack in der vierten Auflage
schreibt, daß er sich zu keinen prinzipiellen Veränderungen veraniaßt fühle,5 zeigt sich,
daß A. v. Harnack auf die Kritik an seiner Konzeption reagierte. Dies soll hier nur so
In der Zeit, als das Christentum und Judentum mit dem Hellenismus konfrontiert wur-
weit thematisiert werden, als es die Fragestellung der Hellenisierung und des Arianismus
den, fand eine innere Auseinandersetzung dieser Strömungen statt, wobei weder das
berührt.
Christentum noch der sog. Hellenismus als eine homogene Geisteshaltung angesehen
werden dürfen. Die gegenseitige Beeinflussung dieser Konzeptionen kann aber, wie W. A. v. Hamack reiht seine eigene Darstellung der Hellenisierung des Christentums in
Pannenberg zu Recht feststellt,l nicht als äußerliche Situation beschrieben, sondern muß die Dogmengeschichte ein,6 wobei er besonders Luthers kritische Haltung zu den alt-
von dem universalen Anspruch eines biblischen Gottes verstanden werden. Diese kirchlichen Symbola hervorhebt. 7 Wie steht es aber um diese Tradition, auf die er sich
Universalität des biblischen Gottes entwickelte sich jedoch erst innerhalb der Geschichte beruft? Die reformatorische Kritik Luthers, Calvins8 und Melanchthons 9 richtete sich
des erwählten Volkes von einer Monolatrie zu einem heilsgeschichtlichen Monotheis- haupt~ächlich gegen die Scholastik, weniger gegen die Kirchenväter. Die philosophische
mus, der in dieser Form Bedeutung für alle Völker haben konnte;2 dies muß also nicht Spekulation bedeute nach der Ansicht der Refonnatoren ein Hemmnis für den lebendigen
notwendig mit einem rein philosophischen Monotheismus ineins gesetzt werden. Glauben,1o Wie die Refonnatoren wehren sich auch die Humanisten gegen die spekula-
tiye Philosophie: Era~mus, der von Harnack gerade in diesem Aspekt gewürdigt wurde,lI
Insofern war es nötig und unumgänglich, daß eine Auseinandersetzung der Vorstellun-
betrieb diese Kritik an der Philosophie im Gegensatz zu den Reformatoren nicht deshalb,
gen über diesen universalen Gott der Bibel mit den Aussagen über das Wesen und die
weil der lebendige Glaube zu kurz käme, sondern weil die philosophische Spekulation
Eigenschaften Gottes in der griechischen Gedankenwelt, besonders auch mit der philoso-
das ethische Handeln hemme. 1Z Trotzdem weiß sich A. v. Harnack besonders der refor-
phischen Konzept"ion Gottes in Griechenland, stattfand.
matorischen Kritik verpflichtet. 13 Während Humanisten und Reformatoren darin überein
Dies wurde von Adolf v. Harnack mit dem operationalen Begriff >Hellenisierung< um- kommen, die philosophische Spekulation zu verwerfen, wenden sich die Antitrinitarier
schrieben} Die Problemstellung der Hellenisierung bei A. v. Hamack selbst muß gegen das Dogma als solches. M. Souverain versuchte zu zeigen, daß die Kirchenväter
biblische Begriffe platonisch interpretierten, woraus die christologischen und trinitari-
schen Dogmen entstanden seien,14 Dagegen wandte J.-F. Baltus ein, daß die christlichen
1 Vgl. Pannenberg, W., 1967, S. 308; ähnlich Stockmeier, P., 1968, S. 667 und 674 ff. Grundwahrheiten für die griechischen Philosophen nicht akzeptabel gewesen seien. 15
2 Vgl. Pannenberg, W., 1967, S. 308 f. mit den Stellen Ri 11, 24; 2 Kg 3, 27; Ps 2, 8; Jes 2, 2 ff.; Diese Diskrepanz zwischen M. Souverain und J.-F. Baltus wurde durch J. L. von Mos-
Jes 44, 6 usw. ; Gal4, 8; dazu vgi. auch Deissler, A., 1984, S. 25 ff .. bes. S. 33 ff.; vgi. auch heim auf einer höheren Ebene überwunden: Baltus habe insofern Recht, als christliche
Stolz, F., 1980, S. 143 ff.; Haag, E., 1985 und Wildberger, H., 1977, S. 511 ff. (bes. auf dem Wahrheiten (z.B. die Schöpfung) mit der griechischen Philosophie unvereinbar seien.
Hintergrund des sog. Kyrosorakels bei Deuterojesaja: Jes 44,24-45,8; bes. 45, 5 f.); vgi. Rah- Aber die Kirchenväter seien nach J. L. von Mosheim durch den Neuplatonismus dazu an-
ner, K., 1964, S. 121 und 125 (für den systematischen Ansatz einer von Gott in der Selbster- geregt worden, über diese Grundwahrheiten des Christentums zu reflektieren - darin
schließung gewollten Setzung von allgemeiner Heilsprovidenz als Geschichte im weiteren Sin- stimmt Mosheim mit Souverain überein,16
ne >außerhalb< des Alten Bundes).
3 Vgi. Hamack, A. v., 1886, S. 20 ff. Der Begriff selbst ist jedoch wesentlich älter und geht auf
die These des Humanisten G. Bude zurück, der die Ursachen des Verfalls des Christentums u.a. rief bei Conrad Braun (vgl. dcrs., 1565), Petrus Canisius (vgl. ders., 1571 und ders., 1577) und
auch in der Hellenisierung suchte (vgl. Bude, G.: De transitu Hellenismi ad Christianismum, Gilbert Genebrard (vgl. ders., 1580) eine scharfe Kritik hervor.
Paris, 1535, ND: London, 1966). Angelegt war diese Konzeption schon dadurch, daß Thomas 4 Vgl. Harnack. A. v., 1886/1890.

von Aquin in seiner Aristotelesrezeption das Wissen aus der Vemunft dem Wissen aus dem 5 Vgl. Harnack, A. v., 1909, S. X.

Glauben gegenüberstellte; die Philosophie reflektiert die Erkenntnis, die dem Menschen von 6 Vgl. ders .. 1886, S. 20 ff.
sich aus zur Verfügung steht, die Theologie jedoch das Wissen, das von Gott mitgeteilt ist (vgi. Vgl. ebd.. S. 22 und ders., 1889, S. 564; vgl. dazu auch Meijering, E. P., 1985, S. 11 f.
Thomas von Aquin, Swnrna theoi. I q. 1 a. 2; vgl. Weissmahr, B., 1983, S. 158). Und doch ist Vgl. Koopmans, J., 1955, S. 32 ff. und 121 ff. und Meijering, E. P., 1980, S. 15 ff.
es die eine Vernunft, die das Wissen reflektiert, weil beide Quellen - Wissen und Glaube- 9 V gl. Sperl, A., 1959, bes. S. 26 ff. und 171 ff. und Meijering. E. P., 1983, S. 4 ff.

dem eineIl Gott entspringen (vgi. Thomas von Aquin, Trin. prol.). »Gotteserkenntnis des Glau- 10 Zur Problematik vgl. Pannen berg, W., 1988, S. 84 f. und 122; weiterführend zur theologischen

benden kommt her vom äußeren Verkündigungswort der Kirche und zugleich vom inneren Kritik der natürlichen Theologie ygl. ebd .. S. 108 ff.
Wort, in dem der Heilige Geist das Prinzip ist, wodurch unsere natürliche Vernunftpotenz zur 11 Vgl. Harnack, A. v., 1886, S. 26.

Erkenntnis dessen erhoben wird, was über unsere eigene Fassungskraft hinausgeht« (Müller, G. t2 Vgl. Erasmus, Explanatio Symboli, 1977, S. 224 und 237; weitere Belege bei Meijering, 1985,
L .. 1986, S. 68). »Wenn aber reine Vernunftwahrheiten und Glaubenswahrheiten je durch ihr S. 13, Anm. 11; vgl. auch Bene, C., 1969, S. 388 ff.; Tracy, J. D., 1972, S. 229 f. und Godin,
eigenes Prinzip zustande kommen, so können sie sich dennoch nicht widersprechen, weil der A., 1982, S. 256 ff.
Urheber beider Ordnungen Gott selbst ist.« (Müller, G. L., 1986, s. 70) 13 Vgi. Meijering, E. P .. 1985. S. 13.
Inhaltlich wird die These von Bude genauer durch A. Grillmeier eingeordnet (ygl. ders., 1972, 14 Vgl. Souverain, M., 1700.

S. 111). Es muß hier auch auf die Verfallsthese von Flacius Illyricus verwiesen werden (ygi. 15 Vgi. Baltus, J.-F., 1711.

ders., 1556 und ders., 1559/1574; vgi. dazu Meinhold, P., 1986, Sp. 162 und Jedin, H., 1985, s. 16 Vgi. Mosheim, J. L. V., 1772, S. 756; ygl. dazu Heussi, K., 1903, bes. S. 55 ff. und Meijering.

577). Besonders diese Verfallsthese der Geschichte (verursacht durch die katholische Kirche) E. P .. 1978, S. 87 ff.
18 § 2 Rezeption des Arianismus 2. Die lIel/enisierungsthesc A. v. lIanu/(:k5 19

Auf diesem Hintergrund entfaltet A. v. Hamack seine These von der Hellenisierung M. von Engelhardt hob die griechischen Elemente im Denken Justins hervor, wonach
des Christentums. In der ersten Auflage des Lehrbuches der Dogmengeschichte stellt die Lehre von Gott als Schöpfer, Gesetzgeber und Erlöser selbst erlösend wirke, Mit Pla-
Hamack folgende Aspekte als wesentlich zum Dogma gehörig heraus: ein Dogma sei be- ton werde Gott theistisch gedacht. Moralismus und Intellektualismus seien kennzeich-
grifflich formuliert, wissenschaftlich-apologetisch für die Behandlung der christlichen nend für Justin. 27 Nach M. v. Engelhardt hat die Theologie ihren Ursprung in der Apolo-
Glaubenslehre, deren Inhalt die Erkenntnis Gottes. der Welt und der Heilsveranstaltun- getik; der Glaube stamme von Christus und den Propheten, die Theologie aber vom grie-
gen sei.17 Die christlichen Dogmen parallelisiert A. v. Hamack mit denen der antiken chischen Denken. 28 A. v. Hamack rezensierte M. v. Engelhardt,29 wobei er positiv an ihm
Philosophenschulen, wobei die Differenz beider darin liege, daß in den christlichen Dog- hervorhebt, daß die Religion bei Justin auf ein Wissen und Tun der göttlichen Lehre re-
men anstelle der menschlichen Erkenntnis die Offenbarung trete: 18 das Dogma sei das duziert werde. 3o Vergleicht man dies mit der Definition des Dogmas bei Hamack,31 so
Werk »des griechischen Geistes auf dem Boden des Evangeliums«19. Das Evangelium sei fällt auf, daß Hamack die apologetische Tendenz wie Engelhardt hervorhebt und zu-
auf das Leben, nicht auf die theoretische Erkenntnis bezogen. 20 Im Urchristentum habe gleich von einer Glaubenslehre spricht.
man das Heil als erscheinendes Reich Christi verstanden; dieses Heil sei dann auf die Be-
dingungen und Veranstaltungen Gottes reflektiert worden: die Hellenisierung des Chri- A. v. Hamack hält neben dieser Studie Engelhardts zu Justin Th. von Zahns Ausfüh-
stentums habe bei dem zweiten Aspekt eingesetzt. 21 Dadurch sei nicht nur die biblische rungen über MarkeIl von Ankyra 32 für entscheidend. 33 Th. v. Zahn glaubt, daß das
Botschaft in anderen Worten und Begriffen ausgedrückt, sondem auch der genuin christ- Dogma auf dem Gebiet der christlichen Theologie unzulässig sei, der Glaube stehe der
liche Gehalt der Religion verfremdet worden. 22 Die ontologische Metaphysik stehe damit wissenschahlichen Rechtfenigung entgegen. J4 Dementsprechend hält auch Hamack das
gegen eine Offenbarungsreligion, religiöser Glaube gegen ein philosophisches Wissen. 23 Dogma nur für die wissenschaftliche Erkenntnis, nicht aber für den Glauben relevant. 35
Diese Struktur versucht Hamack in den verschiedenen Nuancen von der christlichen A. Ritschl wandte sich entschieden gegen den platonisch-neuplatonischen Gottesbe-
Gnosis bis zu Luther aufzuzeigen. 24 griff,36 da ein so verstandener Gott in keine Beziehung zur Welt treten könne)7 Die Kir-
Für das Verständnis der Hellenisierung bei A. v. Hamack ist folgendes zu beachten: chenväter hätten nach Ritschl die Theologie auf der platonisch-stoischen Philosophie
Hamack wie auch F. Loofs, F. Chr. Baur und weitere Theologen (H. Lietzmann, W.
Köhler, M. Wemer und C. Schneider)25 übemahmen die Entgegensetzung von Metaphy-
ben ist. G. W. F. Hegel schreibt in seinen Vorlesungen über die Geschichte der Religion: »Es
sik und Offenbarungsreligion, wie sie von M. v. Engelhardt, Th. Zahn und A. Ritschl er-
scheint, wie es die Theologen oft meinen, daß die Philosophie auf den Inhalt der Religion ver-
arbeitet wurde. 26 derbend, zerstörend und entheiligend wirke.« (Hege!, G. W. F., 1983, S. 64). In der philosophi-
schen Bildung liegen nach Hegel die Anfänge der christlichen Lehre, die Entwicklung der
Dogmatik (vgl. ebd., S. 65). Hegel wendet sich in dieser Vorlesung von 1827 gegen die An-
17 Vgl. Hamack, A. V., 1886, S. 3 und 14; vgl. auch Sietsma, K.. 1933, S. 273 ff. sicht, daß die Philosophie, der lediglich die natürliche Religion zugestanden werde, das Dogma
18 Vgl. Hamack, A. V., 1886, S. 14. A. v. Hamack hätte richtig sagen müssen: in den christlichen zerstöre. Es zeigt sich hier bereits eine Entwicklung, die der Auffassung A. v. Hamacks wider-
Dogmen tritt anstelle der Wahrheitserkenntnis aus der Welt die Erkenntnis aus der Quelle der spricht. Denn Hegel wehrt sich gegen die Vernachlässigung der Trinitätslehre (vgl. ders., 1983,
Offenbarung; es ist in bei den Fällen die gleiche Vernunft (der gleiche Verstand), die die ver- S. 43), wie sie bei W. A. Teller (vgl. ders., 1764), J. G. Töllner (vgl. ders., 1772/1774) und F.
schiedenen Erkenntnisobjekte bearbeitet (vgl. Müller, G. L., 1986, S. 81). D. E. Schleiermacher (vgl. ders., 1980, S. 189 ff.) sichtbar wird. Gegen diese Gefühlstheologie
19 Vgl. Hamack, A. V., 1886, S. 16; vgl. dazu auch Hübner, R. M., 1979, S. 6 und Schneemelcher, im Sinne Schleiermachers und im Anschluß daran bei F. A. G. Tholuck (vgl. ders., 1823, S. 12
W., 1951, S. 63 ff. und ders., 1871, S. 12) wendet sich Hegel, indem er gerade die Unterordnung der natürlichen
20 Vgl. Hamack, A. V., 1886, S. 36 und 54. Religion unter die geoffenbarte Religion durchbrechen will, wie sie etwa von G. W. Leibniz
21 Vgl. ebd., S. 90. (vgl. ders., 1714, S. VIII f.) vertreten wurde. Anregungen dürfte Hegel dabei von Chr. Wolff
22 Vgl. dazu Hübner, R. M., 1979, S. 6. (vgl. ders., 1751, S. 731 ff.) und evtl. auch von D. Hume (vgl. ders., 1779) erhalten haben. Zu
23 Dieser Gedanke wird von Loofs genau aus dieser Tradition heraus aufgenommen (vgl. Loofs, vergleichen wäre auch J. A. Mähler, der im Arianismus ein »hellenisirtes Christenthum« (ders.,
F., 1968, S. 86--94 und 97). Hinter diesem Gedanken steht ein theologisches und religiäses 1844, S. 179) sieht, und zwar mit einem pelagianischen Zug (vgl. ebd.). Diese Einstufung
Apriori von der verdorbenen Natur der Menschen, wonach die von der Sünde getrübte Ver- durch Mähler wird von W. Kölling aufgegriffen (vgl. ders., 1874, S. 93 und 95 f.) und somit
nunft nicht zur Wahrheit von Welt und natürlicher Gotteserkenntnis kommen känne (vgl. auch von dieser Seite in die Fragestellung eingebracht.
Müller, G. L., 1986, S. 62 ff. und Birkner, J., 1961, S. 279 ff.). Die erbsündig verkehrte Ver- 27 Vgl. Engelhardt, M. v., 1878, S. 453. 459 und 465 ff.
nunft »konzentriert sich in der personalen Korrelation »Wort-Glaube«. Gotteserkenntnis ist 28 V gl. ebd., S. 485 ff.
nicht ein neutrales Wissen von Gott, sondern das im Glauben angenommene Heil selbst. Diese 29 Vgl. Hamack, A. v., 1878, S. 632 ff.
soteriologische Konzentration läßt keine vorausentworfene selbständige Anthropologie zu. 30 Vgl. Meijering, E. 1'., 1985, S. 16; die kritischen Anmerkungen Hamacks zu Engelhardt wer-
Anthropologie und Ontologie werden zu Funktionen an der Erläsungslehre.« (Müller, G. L., den bei Meijering ebenfalls herausgearbeitet (vgl. ebd.).
1986, S. 62). 31 Vgl. oben!
24 Ausführlich dazu Meijering, E. P., 1985, S. 22-48. 32 Zahn, Th. v., 1867.
25 Vgl. dazu Grillmeier, A., 1972, S. 113. 33 V gl. Hamack, A. v., 1886, S. 33.
26 Wirkungsgeschichtlich ist bekannt, daß sich Hamack in mancher Hinsicht von F. Chr.Baur ab- J4 Vgl. Zahn, T. v., 1867, S. 62.
setzt, sich jedoch in seiner Kritik an Baur in der vierten Auflage seines Lehrbuches der Dog- 35 Vgl. Hauck, F., 1952, S. 497 f.
mengeschichte annähert (vgl. unten). Baur selbst verweist in seinern Denken auf die idealisti- 36 V gl. Ritschl, A., 1881, S. 25 f.
schen Implikationen, so daß von hier aus eine Anknüpfung an den deutschen Idealismus gege- 37 Vgl. ebd., S. 34 ff. und ders., 1889, S. 467.
- - -- -"--------------------------
20 § 2 Rezeption des Arianismus 2. Die Hellenisierungsthese A. v. Harnacks 21

aufgebaut, also auf der Kosmologie.38 Die Verbindung von Theologie und Kosmologie Interpretation des Arius und des Arianismus an. Während Athanasius in der Sicht Har-
müsse aufgegeben werden, wie man auch die Christologie nicht mit Hilfe der Spekula- nacks gegenüber den Arianern den Charakter des Christentums als Religion der lebendi-
tion betreiben dürfe, sondern die Erkenntnis Christi durch Wohltaten erreiche; A. Ritschl gen Gemeinschaft mit Gott gerettet, aber in der Christologie >>nahezu alle Züge der Erin-
will damit zurück zum jungen Melanchthon.39 In dieser Ablehnung der traditionellen nerung an den geschichtlichen Jesus von Nazareth ausgetilgt«51 habe, sei von Arius das
Lehre von der Person Christi wird durch Ritschl der Glaube dem Wissen gegenüberge- Christentum in Kosmologie und Moral mit Hilfe der Popularphilosophie aufgelöst wor-
stellt. Dieser wollte die Offenbarungsreligion dadurch retten, daß er die vom Positivis- den. 52 Gnostiker und Arianer repräsentierten die völlige Hellenisierung des Christentums.
mus angegriffene Metaphysik eliminierte. 40 Positiv wurde dabei nicht bedacht, wie das Während die Gnostiker noch den religiösen Neuplatonismus verwendeten, sei die Popu-
Vethältnis von Glauben und Wissen genauer zu bestimmen sei. Noch K. Barth scheint in larphilosophie, derer sich die Arianer bedienten, nicht in einem religiösen Milieu zu se-
seiner Polemik gegen die >natürliche Theologie< den Gedanken Rischtls weiterzutragen. 41 hen. 53 Aristotelischer Rationalismus sei der Hintergrund von Arius' Denken und typisch
Von verschiedener Seite wurde an Hamacks erster Auflage des Lehrbuches der Dog- für die Schule Lukians. 54 Dabei basiert diese Äußerung, daß Arius in den Raum der
mengeschichte Kritik geübt. 42 Auffällig ist dabei, daß diese fast alle Bereiche der Dog- Denkweise LukiarJS gehöre, auf einer Stelle des Briefes von Arius an Eusebius von Niko-
mengeschichte betrifft, die von Hamack aufgezeigt wurden: vom Evangelium über Tho- medien: aUAAOlmLaVlata aATp'Jw<; EuaE(3(,€55. Eine Prämisse, die später noch einge-
mas von Aquin zu Luther. Tatsächlich erweckt A. v. Hamack in der ersten Auflage des hend erörtert werden muß, ist, ob dieses Hapaxlegomenon auf eine Schule des Lukian
Lehrbuches der Dogmengeschichte den Eindruck, als stünde er dem Erkenntniselement anzuwenden ist, wie A. v. Hamack glaubt. 56 Seiner Meinung nach habe Lukian den
in der Religion negativ gegenüber. 43 Diese Sicht wurde von Hamack kaum zurückge- Adoptianismus des Paulus von Samosata mit dem origenistischen Denken verbunden.57
nommen,44 auch wenn er einige einschränkende Bemerkungen hinzufügt: 45 die denkende Adoptianismus und Kosmologie seien für Arius die beiden Eckpfeiler, die ihn von dem
Erfassung der christlichen Religion habe von Anfang an begonnen 46 und sei an sich ge- biblischen Verständnis wegführten zu einer Hellenisierung. 58 Die Bibel werde somit ver-
fordert; dem Dogma fehle eine innere Logik nicht,47 d.h. eine vollkommene Hellenisie- fremdet wie bei Paulus von Samosata;59 Arius erkenne, im Grunde genommen, nicht,
rung ist nie erfolgt. Diese sei nicht allmählich eingetreten. sondern in dem Augenblick, was das Wesen der Religion (!) sei,60 Damit zeigt sich hier genau wieder die Differenzie-
als sich der denkende Grieche der neuen Religion stellte. 48 Indem das Dogma eine innere rung, die A. Ritschl eingeführt hatte.
Logik aufweist, kann nicht mehr gefolgert werden, daß das Dogma in seiner Geschichte Auffällig ist, daß an dieser Interpretation des Arianismus durch A. v. Hamack kaum
nur im einzelnen entworfen werde; damit hat sich auch die ursprüngliche Kritik an F. Kritik geübt wurde. Noch W. Kasper sieht im Arianismus eine illegitime Hellenisierung,
Chr. Baur abgeschwächt. 49 die das Christentum in Kosmologie und Moral aufgelöst habe. 61 Hamack selbst ändert
Diese oben getroffenen Unterscheidungen von Dogma und Offenbarungsreligion50 seine Position nur leicht. In der ersten Auflage des Lehrbuches der Dogmengeschichte
wendet A. v. Hamack (in der ersten und vierten Auflage des Lehrbuches) auch auf die hebt er die Bedeutung der Origenisten für Arius hervor; durch sie sei die Hellenisierung
bei Arius initiiert worden. Die vierte Auflage jedoch betont die Differenz zwischen Ori-
genes und Arius stärker, indem Origenes die Selbständigkeit des Logos noch nicht so
38 Vgl. ders., 1889, S. 184 f. scharf wie Arius vorgetragen habe. 62 Zwei Linien müßten unterschieden werden, zum
39 Vgl. ders., 1881, S. 55 f.; der Weg zurück zum jungen Melanchthon wird insofern beschritten, einen die kosmologisch-metaphysisch-religionsphilosophische (Lukian und Arius), zum
als A. Ritschl wie Melanchthon glaubte, daß die Erkenntnis Christi durch dessen Wohltaten al- anderen die soteriologisch-christliche (Athanasius).63
lein erreicht wird. Die Gottheit Christi manifestiert sich in seiner Gnade und Treue, in seiner
Wenn man diese beiden Auflagen des Lehrbuches der Dogmengeschichte betrachtet,
Herrschaft über die Welt (vgl. dazu Meijering, E. P., 1985, S. 18).
40 Vgl. Ritschl, A.. 1887, S. 10 ff. und ders., 1889, S. 215.
wird deutlich, daß Hamack keine grundsätzlichen Änderungen vorgenommen hat, be-
41 Vgl. Barth, K., 1985, S. 29; S. 361; vgl. Pannenberg, W., 1967, S. 297; vgl. dazu auch Müller, sonders was den Arianismus betrifft. Indem er aber sein ursprüngliches Urteil an man-
G. L., 1986, S. 61 ff.; für die Legitimierung bzw. die Verweise in der natürlichen Theologie chen Stellen abschwächt, wird die Differenz von hellenistischer Religionsphilosophie
vgl. Rahner, K. und Vorgrimler, H., 1983, S. 297 und bes. die analogia fidei und entis: ebd., S.
18 ff. 51 Meijering, E. P., 1985, S. 30; vgl. Harnack, A. v., 1887, S. 221.
42 Einen ausführlichen Überblick bietet E. P. Meijering (vgl. ders., 1985, S. 49-64). 52 Vgl. Harnack, A. v., 1887. S. 222; ähnlich auch Baur, F. C., 1867, S. 144 und ders., 1866, S. 9
43 Vgl. Harnack, A. V., 1886, S. 44 f. und 281. und 41.
44 Vgl. ders., 1909, S. 60. 53 Vgl. Meijering, E. P., 1985, S. 31.
45 Vgl. ebd., S. 19 und 65: »Der Enthusiasmus war vielmehr stets mit einer starke Anforderungen 54 Vgl. Harnack, A. v., 1909 a, S. 189 f.
stellenden Reflexionsreligion und mit strengem Gehorsam verbunden. Das lehren die paulini- 55 Urk. 1 (3, 7 f. Opitz).
schen Briefe ebenso wie die Schriften der nachapostolischen Väter«; diese Worte fehlen in der 56 Die Diskussion dieser Stelle wird später unternommen.
ersten Auflage (vgl. dazu Meijering, E. P., 1985, S. 66, Anm. 8). 57 Vgl. Harnack, A. v., 1909 a, S. 187.
46 Vgl. Harnack, A. v., 1909, S. 19. 58 Vgl. ebd., S. 221.
47 Vgl. ebd. 59 Ebd.
48 Vgl. ebd., S. 343 und 359. 60 Ebd., S. 227; vgl. auch Williams, R., 1987, S. 6 ff.
49 Vgl. Meijering, E. P., 1985, S. 71. 61 Vgl. Kasper, W., 1981, S. 208; diese Formulierung entspricht genau der von Harnack.
50 Es handelt sich hier um die Gegenüberstellung von hellenistischem Denken und biblisch-christ- 62 Vgl. Harnack, A. v., 1909, S. 669 f.
lichem Verstehen. 63 Vgl. ders., 1909 a, S. 14.
22 § 2 Rezeption des Arianismus 2. Die Hellenisierungsthese A. v. Harnacks 23

(moralistisch-spekulativ) und evangelischem Glauben (Offenbarung Gottes) unschärfer. 64 kann christliches Gedankengut in einem anderen Kulturkreis ausgedrückt werden als im
Die Konsequenzen, die Harnack aus seiner Grundposition zieht, sind aber nicht injeder sog. jüdisch-christlichen?
Hinsicht notwendig. Aus diesen Fragen ergibt sich das Problem, wie beides (biblisches Verstehen und hel-
Dies zeigt sich durch einen Kontrast zu den Ausführungen von A. H. Armstrong: die- lenisti~ches
Denken) aufeinander bezogen werden können. Zunächst muß also die Frage
ser stellt sich nämlich für seine Argumentation auf dieselbe Grundlage wie A. v. Har- nach emer Interpretation der arianischen Quellen erneut aufgeworfen werden.
nack,65 gelangt jedoch zu einer von diesem völlig verschiedenen Position; die akademi-
sche Skepsis sei repräsentativ für das griechische Denken, besonders für den Platonis-
mus. Wenn der Dogmatismus überwunden werden soll, bedarf es nach A. H. Armstrong
einer Rehellenisierung des Christentums. Diese Schlußfolgerung ergibt sich aus den glei-
chen Grundlagen, aus denen Harnack die Enthellenisierung gefordert hatte. 66
A. v. Harnack kam es in seiner Darstellung der Hellenisierung darauf an, die Lehre
von Gott und zugleich die Tat des Menschen miteinander zu verbinden. 67 Man könne
keine Aussagen über Gott machen, die nicht zugleich die Existenz des Menschen betref-
fen.68 Ein enger Personalismus mit dem Problem von Gnade und Freiheit scheint bei Har-
nack die Frage der Hellenisierung mitzubestimmen,69
Insofern Harnack den Arianismus in einen engen Zusammenhang zur Hellenisierung
des Christentums brachte, ergeben sich daraus zwei weitere Fragenkomplexe: 1. Wie ist
Arius selbst zu interpretieren? Ist der Arianismus lediglich eine Auflösung des christli-
chen Glaubens in Kosmologie und Moral? Ist diese Denkweise in eine Verbindung zur
Hellenisierung zu bringen?
2. Was kann überhaupt unter Hellenisierung verstanden werden? Ist es eine Verfrem-
dung des biblischen Verstehens auf dem Hintergrund einer anderen Denkkategorie oder

64 Vgl. Meijering, E. P., 1985. S. 103.


65 Vgl. Annstrong, A. H., 1979, S. 44 f.
66 Ob man hier jedoch psychologisierende Tendenzen aufgreifen soll, wie dies E. P. Meijering
expliziert (vgl. ders., 1985, S. 134 ff.), ist methodisch fragwürdig; E. P. Meijering legt dies an
dem Problem von Zeit und Ewigkeit bei Plotin und Augustinus dar (vgl. Plotin. Enn. III 7. 11.
41 [die Zeit als Ausdehnung der Weltseelel und Augustinus, Conf. 11, 26, 33 und 11, 27, 36
[Zeit als Zerrissenheit der Seelel. Diese Anfrage gilt auch für R. Guardini (vgl. ders., 1983, S.
131 ff.), der ein Erfassen der Zusammenhänge der Dinge dem Empfinden der Unterschieden-
heit gegenüberstellt. Dies führe nach Guardini zu zwei möglichen Christologien: die eine be-
tone die Einheit des Göttlichen und Menschlichen in Jesus, die andere die Unterschiedenheit
von beidern. Diese Ausführungen Guardinis treffen sich mit dem logischen Positivismus (z.B.
R. Carnaps) insofern. als für den Positivismus die Metaphysik ein Lebensgefühl ausdrücke,
dessen adäquate Darstellung jedoch die Kunst zu leisten hätte (vgl. Weissmahr, B.. 1985. S.
26); diese Darstellung bei Carnap träfe jedoch nur dann zu, wenn die Interpretation der Lei-
stung von Sprache richtig ist. Dagegen kann auf L. Wittgenstein verwiesen werden, der in den
"Philosophischen Untersuchungen« (Wittgenstein, L., 1971) zu zeigen versucht, daß Sprache
nicht nur Sachverhalte beschreibe, wie Carnap ursprünglich annahm (vgl. Weissmahr, B.,
1985, S. 29).
67 Vgl. Harnack. A. v., 1910, S. 877.
68 K. Barth folgt in dieser Hinsicht A. v. Harnack (vgl. Barth, K., 1983, S. 397 ff.).
69 Vgl. Harnack. A. v .. 1910, S. 622; vgl. auch Meijering, E. P .. 1985, S. 137 und Peseh, O. H./
Peters. A., 1981, S. 312 ff.: sie stellen für diese Frage die Bedeutung A. Ritschls und W. Herr-
manns heraus, indem beide - Ritschl wie Herrmann - über H. Lotze auf einen antimetaphy-
sisch interpretierten Kant zurücklenken. und zwar gegen die Spekulation in der Nachfolge He-
gels als auch gegen den Positivismus.
3. Gang der Arbeit 25

exemplarisch anhand von Plotin, Porphyrius und Iamblich und der Homerexegese auf-
3. Gang der Arbeit gezeigt werden. 4
Da in dieser Arbeit der Kontrast von biblischem Verstehen und griechischem Denken
Aus der Behandlung des Forschungsstandes, besonders der wechselseitigen Beeinflus-
bedacht wird, muß eine Gegenüberstellung zur historisch-kritischen Exegese geschaffen
sung der Frage nach der sog. Hellenisierung des Christentums als solchem und des Aria-
werden, um einen adäquaten Zugang zur Diskussion der Hellenisierung zu schaffen.
nismus im besonderen folgt implizit ein methodologisches Problem, d.h. es muß danach
Damit stellt sich die Aufgabe, zunächst biblisches Verstehen als solches und griechisches
gefragt werden, welche Methoden bei der Behandlung des Themas einfließen müssen
Denken auseinanderzuhalten. Erst auf diesem Hintergrund wird es sinnvoll, erneut die
und wie diese in ihrer Verschiedenheit aufeinander bezogen werden. In knapper Form
Fragestellung Hamacks aufzugreifen, und zwar im Hinblick auf die Auseinandersetzung
findet dabei auch eine Auseinandersetzung mit der Hermeneutik als solcher statt, beson-
mit dieser, die besonders durch W. Pannenberg eingeleitet wurde. Fragen, die aus der
ders mit Gadamers »Wahrheit und Methode«l. Kritik an Pannenberg erwachsen, werden in einer systematischen Ausfaltung der Dog-
Der Überblick über den Forschungsstand hat ergeben, daß sowohl das Schwanken zwi- mengeschichte als solcher thematisiert werden, wobei zunächst einige Voraussetzungen
schen einer alexandrinischen und antiochenischen Schule für das Verständnis des Arius der Dogmengeschichte bedacht werden sollen, die einen geschichtstheologischen und -
als auch die philosophischen Überlegungen und Implikationen zu einem diachronen philosophischen Zugang zur Frage der Hellenisierung erlauben. Anschließend ist es
Textverständnis führen. Die Diachronie kann jedoch in der Interpretation von Texten möglich, die anfangs getrennten Bereiche von biblischem Verstehen und griechischem
nicht der erste Schritt sein, insofern die diachrone Untersuchung selbst eine Synchronie Denken aufeinander zu beziehen. Dies soll exemplarisch durch eine Auseinandersetzung
voraussetzt. Synchronie, aber auch die methodologischen Überlegungen, verlangen mit J. H. Newman, Joh. Ev. Kuhn, K. Rahner und B. Weite geschehen, um dann einige
zunächst eine Interpretation der Texte des Arius. systematische Aspekte einer Zeitstruktur der Dogmenentfaltung zu erarbeiten. Mit diesen
Überlegungen kann eine Dogmenentfaltung als tradition ales Element begriffen werden,
Im Voraus müssen jedoch die Ursprünge d~r Lehre des Arius aufgezeigt werden, um
das biblisches Verstehen in die Gegenwart zeitigt, ohne daß diametral von einer Helleni-
diese nicht in einen inadäquaten geschichtlichen Kontext einzuordnen. Anhand der Texte
sierung gesprochen werden müßte. Mit diesen Schlußüberlegungen zu einer Dog-
soll dann die Theologie des Arius erarbeitet und thesen artig zusarnmengefaßt werden.
menentfaltung soll der Blick dafür geöffnet werden, daß die arianische Christologie und
Entscheidend ist in diesem Rahmen eine gen aue Interpretation der sog. Thalia, da diese
Trinitätslehre nicht dem VerdiJ..:t einer puren Verfremdung des Christlichen zum Opfer
in der Forschung oft als genuine Quelle für das Verständnis der arianischen Theologie
gewertet wurde; d.h. es geht um die Frage, inwiefern dieses Zeugnis selbst für einen Zu- fallen kann.
gang zur Christologie des Arius von Belang ist.
Erst nach der Erarbeitung der Theologie des Arius ist es möglich,2 den theologie- und
philosophiegeschichtlichen Hintergrund zu emellen, wobei sich hier methodisch eine
strikte Scheidung von Theologie und Philosophie nicht immer konsequent durchhalten
läßt. Diesen geschichtlichen und zugleich systematischen Untersuchungen folgt ein Ex-
kurs über die Wirkungsgeschichte der Negation der Negation (als Denken von Identität
und Differenz von Vater und Sohn), die im Anschluß auch an neuplatonisches Denken
für die Frage des Hervorganges des Sohnes aus dem Vater und aus dem Nichts be-
deutsam ist. Sodann wird in einem Exkurs die Christologie vor Arius im Hinblick auf die
sog. Hellenisierung behandelt, insofern die Problematik des Arius hauptsächlich als die
der Christologie entfaltet wird. 3 Erst nachdem diese geschichtlichen Fragestellungen ex-
pliziert sind, ist es möglich, Arius als Exeget zu würdigen, wobei zunächst einige mögli-
che Stellen aus dem AT und NT hierfür herangezogen werden; dabei ist nicht nur die
sog. antiochenische und alexandrinische Exegese von Belang, sondern es geht verstärkt
auch um koptische sowie philosophische Ansätze einer Interpretation der Tradition, die

Gadamer, H. G., 1975.


Als systematischer Exkurs wird hier die Christologie als Ansatzpunkt der Trinitätslehre entfal- 4 Obwohl die Homerexegese sachlich wie zeitlich der patristischen Exegese vorausgeht (vgl.
tet, um die möglichen Implikationen eines christologischen Ansatzes zu erfassen. Dörrie, H., 1974, S. 121 ff.) , wird diese in einem diachronen Schritt im Anschluß an die exege-
3 Dies geschieht auch entsprechend den systematischen Überlegungen zur christologischen Fun-
tische Frage bei Arius behandelt.
dierung der Trinitätslehre.
4. Historie und Geschichte als Horizont der theologischen Reflexion 27

Time«5. Die Frage. die dadurch in den Vordergrund rückt. ist die nach der Hermeneutik
4. Historie und Geschichte als Horizont der theologischen selbst und in diesem Rahmen zugleich die methodologische. Es soll also thematisiert
Reflexion werden. ob die Frage nach Arius rein historisch beantwortbar ist.
Was sich von den Gedanken des Arius niedergeschlagen hat. ist lediglich in schriftli-
In einer Replik kann noch einmal herausgestellt werden. daß es A. v. Hamacks Ziel cher Form zugänglich. z.T. in überarbeiteter Form bei Athanasius. Den Interpreten er-
war. die Lehre von Gott und die Tat des Menschen miteinander zu verbinden. In seiner reicht also das. was Arius - reflex oder unreflex. systematisch oder poetisch. jedenfalls
Interpretation der Dogmengeschichte ließ sich Hamack oft von dem methodischen in Worten - aus seiner Tradition empfangen hat. nicht allein als das ursprünglich Ge-
Grundsatz leiten. daß eine Aussage. die ein Theologe an einer Stelle gemacht hat. allem sagte. sondern auch in der mittelbaren Form einer Rezeption. mag diese negativ oder po-
anderen übergeordnet werden könne.! Darin manifestiert sich Hamacks systematisches sitiv sein. Daraus ergibt sich gegen eine Methodeneinheit die Forderung. da~ Rezipierte
Interesse. das ihn dazu verleitet. die geschichtlichen Bezüge zu vernachlässigen. Auf der historisch und philologisch zu behandeln. Insofern aber das. was überliefert ist. im gei-
anderen Seite betont er die bleibende Bedeutung des Dogmas. insofern es geschichtlichen stigen Referenzrahmen einer Glaubens-Gemeinschaft entwickelt wurde. bedeutet dies.
Bedingungen unterworfen sei. 2 Damit ergibt sich bei Hamack implizit die Gegenüber- daß die historische RelevarJZ der Texte theologisch und philosophisch zu deuten ist. Dies
stellung von Systematik und Historie. Aufgrund dieser Entgegensetzung bei der Momente ist deswegen arJZunehmen. weil die konkrete Erfahrung. also auch die Glaubenssituation.
konnte Hamack die Hellenisierung des Christentums entwickeln. die er gerade auch auf das Geglaubte selbst beeinflußt und interpretiert. wie auch die Interpretation. positiv oder
Arius anwandte. Dies führte zu einer verengten Sicht des Arianismus selbst. Das Problem negativ rückwirkend. da., Geglaubte formt: »Die Erfahrung beeinflußt die Interpretation.
liegt in der inneren Verknüpfung systematischer und historischer Momente. d.h. es be- ruft sie aber auch wieder hervor; die Interpretation wiederum beeinflußt die Erfahrung.
steht die Notwendigkeit einer Reflexion auf Geschichte selbst. Von philosophischer Seite Das erfahrene Subjekt ist ein Stück der vorgegebenen Gesellschaft. kein abstraktes Indi-
her ist gefordert. daß in einer sprachlichen Darlegung entweder die Bedeutung von Ter- viduum.«6 Weil der jeweils gegenwärtige Glaube in der Tradition steht, also als Glaube
mini bewahrt oder. falls diese in ihrer Bedeutung schwankend geworden sind. befestigt in die communio der Glaubenden der jeweiligen Zeit aus dem Gewesenen 7 heraus gese-
wird. 3 In der Reflexion auf Geschichte und Sprache wird deutlich. daß die Entgegenset- hen werden muß.8 bedeutet Glaube in einer Theorie- und Modellbildung (dies ist im
zung von Systematik und Historie den genuinen Gedanken selbst verfremdet. Die Auf- Rahmen jedes denkerisch-theologischen Aufrisses gefordert 9) immer auch. daß das histo-
gabe besteht darin zu zeigen. daß die Reflexion auf den Glauben geschichtlich erfolgen risch Faßbare theologisch relevant ist.
muß. und zwar gerade auch im Hinblick auf die Interpretation der arianischen Texte im
Zusammenhang mit der Frage nach der Hellenisierung. Dieser Glaube ist allerdings nicht nur eine emotionale Geneigtheit. sondem fordert
immanent das Wissen im Glauben. insofern der Glaube den Menschen betrifft. 2 Tim 1.
R. Williarns schreibt in seinem 1987 erschienenen Werk über Arius: »By the early me- 12 heißt es: 0100 "(aQ 4> JtEJtLatEuxa. Und Augustinus schreibt allgemeiner: »Nullus
dieval period. we find him [i.e. Arius] represented alongside Judas in ecc1esiastical art quippe credit aliquid. nisi prius cogitaverit esse credendum.«10 Glaube in der Verant-
[... ] No other heretic has been through so thoroughgoing a process of >demooization«<4. wortung des Menschen. Glaube als Auslegung des Glaubens und Glaube als Anwendung
Wie das Werk jedes anderen Autors steht auch Arius in einem ständigen Befragen von des Glaubens (in diesen drei FormenlI) bedarf der kritisch reflexiven Durchdringung. die
Zustimmung und Ablehnung. Arianismus und Antiarianismus. eingeholt. wie es scheint.
durch das Konzil von Nicaea (325) und verurteilt. Die Lehre des Arius gehört nicht als
ein damals Gewesenes der Vergangenheit an. als hätte die Thematisierung des Glaubens 5 Fabian, J., 1983, S. 155 [Hervorhebung nicht original; T.B.I.
bei Arius keine Bedeutung mehr. Arius steht in seiner Wirkungsgeschichte selbst im 6 Gründel, J., 1984, S. 96.
7 Der Begriff des Gewesenen ist dem der Vergangenheit in der eigentlichen, dem Menschen zu-
Raum der Gegenwart. anders gewendet. der Interpret muß versuchen. das von Arius Ge-
kommenden Zeitstruktur vorzuziehen, weil der Mensch um das Vergangene weiß, somit das
dachte zu erreichen. Um dies zu ermöglichen. ist es im Rahmen einer Hermeneutik nötig Vergangene in das Gegenwärtige einholt, es aber gewesen sein läßt (vgl. Heidegger, M., 1984,
zu fragen. wie dieser Schritt von heute zu damals vollzogen werden kann. Als Fragehori- S. 328 ff., bes. S. 339).
zont kann ein Satz von J. Fabian vorangestellt werden: »Tradition and modernity are not 8 Also ekklesial fundiert ist!
>opposed< (except semiotically) [... ] What are opposed [... ] are not the same societies at 9 Vgl. Gründel,J., 1984, S. 97,101-103,110-113.
different stages of development. but different societies facing each other at the same 10 De praedestinatione sanctorum 2,5 (PL 44,962 f.).
11 Vgl. Kern, W. und Niemann, F. J .. 1981. S. 23 ff. Diese drei Modi, unter denen Glaube be-
trachtet werden kann, behandelt auch P. Knauer (ders., 1984, S. 278 ff.) in ähnlicher Weise. Im
! Vgl. Harnack, A. v., 1910, S. 133, Anm. 1. Unterschied zur klassischen Lehre von der praeambula fidei wird durch P. Knauer die beson-
Vgl. ders .• 1909, S. 24 f. dere Rolle des Wortes Gottes sowie der Mensch als Voraussetzung des Glaubens behandelt
Vgl. 1. Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 368 f. (320 f. WeischedeI); vgl. Riede!, M., 1978, S. (ebd., S. 281 ff.). In der Glaubensrelation wird der Mensch nicht etwa zusätzlich mit dem Wort
251 ff. und ders., 1989, S. 46. Gottes >ausgestattet< (oder mit Gnade), sondern in der Gnade als Existential wird der Mensch
4 Williams, R., 1987, S. 1; wenn F. van de Paverd in seiner Rezension des Buches von Williams in die Relation Gottes auf sich hineingenommen. Dabei darf man jedoch eine potentia ob-
schreibt »Hat zal niet het laatste woord zijn over Arius en het arianisme, maar biedt wel een oedientialis nicht so verstehen, als ob der Mensch selbst lediglich eine Potenz auf Gnade hin
wetenschappelijk verantwoorde interpretatie van zijn denken die voor de komende tijd too- besäße (vgl. Rahner. K.Norgrimler, H., 1983, S. 340 und 343 f. sowie Rahner, K., 1969, S.
naangevend zal zijn« (ders., 1988, S. 89), dann hat er sicherlich Recht, aber über eine In- 15 ff). Zugleich wäre hier das Verhältnis von dieser Sicht zu der des Rationalismus und Fideis-
haltsangabe und diese Einstufung ist van de Paverd nicht hinausgelangt. mus zu bedenken. Die verschiedenen Spielarten davon behandelt P. Knauer (ders., 1984, S.
--~-------------------------

28 § 2 Rezeption des Arianismus 4. Historie und Geschichte als Horizont der theologischen Reflexion 29

damit jedoch noch nicht allgemein von jedem Glaubenden in gleicher Weise und Inten- storisch ausgewiesenen und rational nachvollziehbaren Argumentationsgang«16 gelange,
sität gefordert ist. Wissen, das nicht reduziert auf den Verstand gedacht wird, sondern, sondern durch eine zu realisierende Integration, was menschliche Vernunft in Erfahrung
entsprechend der kantschen Unterscheidung, die theoretische und praktische Vernunft bringen kann. Diese Sicht kann jedoch, was das Verständnis des Begriffes >historisch<
betrifft, darf in dieser Vernunftebene jedoch nicht in sich abgeschlossen betrachtet wer- betrifft, weitergeführt werden. Die systematische Fragestellung übetholt zwar die reine
den. In der intakten Lebenswelt des Menschen, in der Suche nach Sinn und Un-Sinn, ist Historie, insofern das Gewesene in die Erfahrung der Vernunft gebracht wird. Übersehen
die Vernunft nicht rein intentional im Sinne E. Husserls 12 zu fassen, sondern es muß eine wird dabei jedoch, daß diese gegenwärtige Vernunft selbst geschichtlich ist, d.h. es geht
präreflexive Vernunft angenommen werden oder die Abhängigkeit der Vernunft vom Ge- um die Abgrenzung von Historie gegenüber Geschichte. Ein historisches Faktum als sol-
fühl oder - besser - der Emotion (im Sinne von Paul Ricoeur 13 ). Glauben und Wissen ches besagt in sich selbst nichts, sondern zeigt seine Bedeutung dem in der Gegenwart
betreffen in ihrer wechselseitigen Struktur den ganzen Menschen, Emotion und Vernunft befindlichen Menschen. Insofern übetholt ein systematisch-theologisches oder philoso-
bedingen sich gegenseitig. Da der Glaube als Moment des Menschen zugleich auf das phisches Fragen das Historische im Sinne des Geschichtlichen nicht. Um aber, wie im
Wissen verwiesen ist, muß der Glaube reflex systematisch (natürlich in hierarchisch ge- vorliegenden Fall (Rekonstruktion der Lehre des Arius) , das Historische im engeren
stufter Form mehr oder weniger notwendig) durchdacht sein. Von der Glaubenssituation Sinne freilegen zu können, muß eine philologische Arbeit am Text vorgeschaltet werden,
her ist eine philosophisch-systematische Durchdringung impliziert. Der eine >Pol< der wobei dieser Text selbst in die Geschichte eingebettet ist. Das Historische kann dann sy-
hermeneutischen Gegebenheit (Arius in seinem Kontext) fordert bereits in sich eine Me- stematisch (theologisch wie philosophisch) bedacht werden, ist aber in der Systematik
thodenvielfalt: Philologie, Geschichtswissenschaft, Theologie und Philosophie mit ihren selbst verwiesen auf die Geschichte,17
jeweiligen Methoden sind gefragt. 14
Obwohl der Blick auf den einen >Pol< des hermeneutisch Angefragten die Stellung des
Welches Verhältnis nehmen jedoch diese Methoden zueinander ein? In fundamental- Fragenden (Interpreten) mitfaßt, bedeutet oder verlangt das Befragte selbst eine Metho-
theologischer Hinsicht, unter Bezug auf K. Rahnerl 5, behauptet H. Döring im Rahmen denvielfalt, jedoch im Rahmen einer geschichtlichen Sicht. Das Damals des Befragten ist
eines Entwurfs zur Ekklesiologie, daß man in den Glaubenszirkel »nicht durch einen hi- auch das Heute des Fragenden, wie es dies bei dem Satz von J. Fabian angedeutet iSt. 18
Was nämlich - trotz der Spannung von damals und heute - als häretisch deklariert
314 ff). Glaube als solcher »fordert und fördert den Gebrauch der autonomen Vernunft« (ebd., wurde (durch Nicaea), bestimmt in negativer Form auch den sog. orthodoxen Glauben
S. 325; vgl. auch Pannenberg, W., 1982, S. 47 ff. und Verweyen, H., 1985, S. 30). Dieser so von Nicaea und somit die heutige Sicht trotz mancher neuer Interpretationsversuche mit.
verstandene Glaube, auch in der Hinsicht auf die oben verwendete Deutung der praeambula fi- Orthodoxie ist deshalb ein Geschehen, das immer schon auf die Zukunft verweist, d.h.
dei sowie der potentia oboedientialis, verlangt von sich aus, daß er im .Raum der Kirche< voll- ein ursprüngliches Geschehen der Offenbarung entwickelt sich aus sich selbst in die Ge-
zogen wird: man kann nicht davon ausgehen, daß man sich als neutrales >Subjekt< außerhalb schichte hinein.t 9 Dies soll später mit dem im Rahmen der Hellenisierungsthese zu be-
der Kirche befinden könnte, um von da aus den Glauben zu beurteilen. Dies bedingt jedoch handelnden Begriff der Dogmengeschichte versucht werden. Worauf es hier im Blick auf
nicht, daß damit ein Mebrheitsentscheid getroffen würde, als ob jemand dann - inhaltlich be- die Geschichte (nicht: Historie) ankommt, ist die Struktur der Zeit selbst. Da5 Vergan-
trachtet - mit der Meinung >der< Kirche in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit konform sein müß-
gene wird im Erleben durch die Vernunft oder den Geist zur gegenwärtigen Erfahrung;
te (der Zusammenhang des Glaubens mit der Kirche als »Einbindung in einen Kommunika-
tionszusammenhang« zeigt P. Neuner (ders., 1988, S. 63 ff.) andeutungsweise auf [Zitat: ebd., zugleich wird nicht alles, was vergangen ist, in die Erfahrung übernommen. sondern die
S. 631: er schreibt: Der Glaube »ist [... 1 eine produktive Leistung aus dem objektiven Glau- Segmentierung des Vergangenen als gegenwärtig Gewesenes ist selektiv: Erinnerung und
bensinhalt der Kirche und der subjektiven Erkenntnisbemühung um einen ganzheitlichen Le- Vergessen bedingen sich in der Gegenwart gegenseitig. Erinnerung als Affinität zur
benssinn« [ebd.. S. 631: diese dialektische Vermittlung könnte auch treffend innerhalb einer Möglichkeit von Phantasie besagt. daß die Wirklichkeit anders war. als sie jetzt ist, d.h.
Gnadenlehre erarbeitet werden, indem die traditionelle Bestimmung des Verhältnisses von ob- Erinnerung impliziert zugleich. daß die Wirklichkeit in Zukunft anders sein wird. Erin-
jektivem Erlösungswerk Christi und dessen subjektiver Aneignung in der Gnade überwunden nertes und Imaginatives sind im Gegenwärtigen ambivalent wirklich und unwirklich.
ist; vgl. dazu die Andeutungen bei Peseh, O. H./Peters, A., 1981, S. 390}. Diese Art von Glau- Dadurch ergibt sich für den in der Gegenwart Fragenden, daß das Gewesene vergangen
bensverständnis fordert vielmehr auch am gegebenen Ort eine konstruktive Kritikfähigkeit her-
und präsent ist. Insofern kann im Vollzug einer Interpretation nicht angenommen wer-
aus (weiter dazu Knauer, P., 1984, S. 340 ff.). Dieser so verstandene Glaube kann also nach
den obigen Andeutungen mit G. L. Müller, der die Auferstehung Jesu als Ursprungsereignis den, daß notwendig der Geschichtsgang eine Fortschrittsgeschichte im Sinne I. Kants 20
des Glaubens und als Entfaltungsprinzip der Christologie deutet, als »ein inneres Moment am oder eine Verfallsgeschichte im Sinne O. Spenglers 21 aufzeigt: beide Sichten rechnen mit
Offenbarungsereignis« (Müller, G. L, 1989, S. 72) angesehen werden, »als transzendental- einem linearen Geschichtsverlauf. Vielmehr wird die Vergangenheit jeweils gegenwärtig
apriorische Eröffnetheit für das Geschichte gewordene Mysterium an sich« (ebd., S. 74).
12 Zur Intentionalitätslehre vgl. einführend Stegmüller, W., 1978, S. 61 ff., 81 ff.: gegen diese 16 Döring, H., 1986, S. 4.
Form der Intentionalität wäre auch an Thomas von Aquin zu denken, der das Verhältnis von 17 Diese geschichtsphilosophische Sicht durchzieht die gesamte denkerische Aufarbeitung, be-
Sein und Denken so bestimmt, daß sie eines Ursprungs sind (vgl. Thomas, C. gent. 187, 1 ad 3; sonders aber die Fragen der systematischen Begründung der biblischen Aussagen in einem an-
II 98 und In Met. II 1 n. 280): Erkennen und Erkanntsein sind im Sein eines, es ist das Bei-sich- deren Verstehenskontext (Hellenismus).
Sein des Seins des Seienden oder die Gelichtetheit (vgl. Rahner, K., 1969, S. 58 ff. und ders., 18 Vgl. oben (Anm. 5).
1957, S. 80 ff.). Kritisch dazu äußert sich Keller, A., 1968, S. 145 ff. (vgl. auch § S.O. 19 V gl. dazu Williams, R., 1987, S. 24 f., bes. S. 25: »Orthodoxy continues to be made.«
13 Zu Ricoeur vgl. die kurze Zusammenfassung bei Coreth/EhlenIHaeffner/Ricken, 1986, S. 36 ff. 20 Vgl. Kant, 1.. Idee A 385 ff. (Bd. 9, 33 ff. WeischedeI).
14 In diesen verschiedenen Zugangsmöglichkeiten wird erst die Einheitlichkeit gewährleistet. 21 Vgl. Spengler, 0., 1959, S. 68 ff.; Spengler behandelt hier das Problem der Weltgeschichte als
15 Vgl. Rahner, K., 1984, S. 238 ff. (identisch mit der Auflage von 1976). solcher.
§ 2 Rezeption des Arianismus 4. Historie und Geschichte als Horizont der theologi~chen Reflexion 31
30

realisiert und gewußt, d.h. wir gehen in der Interpretation der Geschichte,. somit auch der spruch aber war und ist ein philosophischer: Nicht, was wir tun, nicht, was wir tun soll-
Vergangenheit, von uns aus. Die Jetzt-Zeit ist ein Aufsprengen des Ko~tmuurns der Ge- ten, sondern was über unser Wollen und Tun hinaus mit uns geschieht, steht in Frage.«26
schichte indem in der Jetzt-Zeit die Geschichte im Rahmen der GeschIchte neu zusam- Wenn jedoch H. G. Gadamer feststellt, daß die Traditionen und die hermeneutische For-
menges~tzt wird. So schreibt W. Benjamin: »Die Geschichte ist ~egenstand e~er ~on­ schung zu einem Punkt verschmelzen,27 so müßte wohl noch beachtet werden, daß im
struktion, deren Ort nicht die homogene und leere Zeit, sondern dIe von Jetztzelt.erfullte Bedenken der Tradition die Geschichte selbst Gegenstand einer Konstruktion ist - wie
bildet.«22 Daraus ergibt sich, daß die Geschichte beim Interpreten nur fragment~lsch >da W. Benjamin schreibt 28 - und deshalb die reflektierte Tradition in sich gebrochen ist. 29
ist<. weil sie da ist, ist erst so etwas möglich wie Horizontverschmelzung, um hIer H. G. In der reflektierten Geschichte müßte zudem bedacht werden, daß Sprache selbst in sich
Gactamer aufzugreifen.23 Diese Horizontverschmelzung (in den oben erwähnten Metho- ein ideologisches Moment bergen kann. 30
den) kann jedoch nie eine bloße Adäquation meinen,24 sonde.rn sie se.tzt ?as G.egenwär-
tigsein des Gewesenen bereits voraus. 25 H. G. Gadamer schreIbt: »Mem eIgentlIcher An-
F.. 1983. S. 116 ff.). wäre das fundamentale Problem der Sprache und Sprachlichkeit zu be-
handeln: Ausdrucksfunktion. Signal-Funktion. Darstellungsfunktion und argumentative Funk-
22 Benjamin, W .. 1980. S. 276; vgl. ebd.. S. 268 ff.; Ähnliches findet sich auch bei Th ..W. tion bei K. Popper (vgl. ders .. 1987. S. 85 ff.) im Anschluß an Bühlers Analyse des Sprechaktes
Adorno. 1951. S. 333 f. und ders .. 1970, S. 55 f. 10 diesem Sinne könnte man auch den Bnef- (vgl. ders .. 1918. S. 1 ff. und ders" 1965. S. 28); informative und performative Rede bei J. L.
wechsel von Benjamin und Scholern vergleichen. Scholem schreibt am 6./8. 11. 1938 ~ B.enj.a- Austin (vgl. ders .• 1965) und die Sprechakttheorie von J. R. Searle (vgl. ders .. 1983). Zu ver-
min: »[, .. 1daß Tradierbarkeit der Tradition allein noch als ihr Lebendiges erhalten bleIbt. Ist Jm gleichen wäre auch H. Putnam (ders .. 1979. bes. S. 93 ff). Diese Problemfelder von Sprache.
Verfall der Tradition. in ihren Wellenbergen [gemeint: Wellentäleml. nur natürlich.« (vgl. Ben- Weltverhalten, Sozialstruktur, Emanzipation, Emergenz und bes. Wahrheit müßten je eigens
jamin. W .. 1981. S. 89 f.) Dahingehend wäre auch die gesamte Kafka-1oterpretation ~~ch.Ben­ thematisiert und reflex durchdacht werden, um einen adäquaten hermeneutischen Raum herzu-
jamin interessant (vgl. Benjamin. W .. 1981). D~e dialektische Vermit~lung von TradItion 10 de- stellen, ganz abgesehen von den theologischen Implikationen einer Dogmenentfaltung: R. Wil-
ren Verfall und Beständigkeit ist auch das Anhegen von M. HorkheJmer und Th. W. A~orno. liams greift also mit seinen auf J. Fabian basierenden Überlegungen noch wesentlich zu kurz
wenn diese von der Selbstzerstörung der Aufklärung sprechen: »Nimmt Aufklärung dIe Re- (vgl. Williams, R., 1987, S. 22 ff.). Diese Vorüberlegungen in allen möglichen Implikationen
flexion auf dieses rückläufige Moment nicht in sich auf. so besiegelt sie ihr ei~enes Schicksal..« würden jedoch in ihrer Gesamtheit den Rahmen einer hermeneutischen Einleitung sprengen
(Horkheimer. M. und Adorno. Th. W .. 1986. S.3); vgl. auch F. Nietzsche: »DIe VergangenheIt und müssen deshalb hier unthematisiert bleiben. obwohl sie notgedrungen in das Vorverständ-
ist vielleicht immer noch wesentlich unentdeckt! Es bedarf noch so vieler rückwirkend~r Kräf- nis eingehen.
te!« (Nietzsche. F .. o. J .. S. 30). Um diese Ambivalenz von Geschichte näher zu bestimmen. 26 Gadamer, H. G.. 1975, S. XIV.
kann auf eine Unterscheidung von P. Ricoeur zurückgegriffen werden (vgl. ders .. 1955. S. 27 Vgl. ebd., bes. S. 274 f.
53 ff.): er differenziert in der Betrachtung der Geschichtsphilosophie zwischen einem hegeI- 28 Vgl.oben!

schen Typ. in dem das Identitätsdenken bevorzugt wir~. und d~m p~ura~istischen Typ (?e- 29 Vgl. dazu Habermas, J., 1980, S. 47.
schichte als Einzelphilosophie). Im ersteren Fall werde dIe GeschIchte 10 em Sy~tem aufgelost. 30 Vgl. ebd., S. 53; Gadamers Denken drängt in Richtung auf eine Universalkonzeption. obwohl
so daß es dann keine reale Geschichte mehr gibt. im zweiten Fall führt es zu emer Auflosung er doch gerade die Hegelsche Konzeption vermeiden möchte (vgl. dazu Pannenberg, W., 1963,
der Geschichte in Partikular ismen. Beides zerstört die Geschichte. Auch wenn von einem Po- S. 90 ff.). Von verschiedener Seite wurden noch weitere Bedenken vorgebracht, so gegen den
stulat des Endes von Geschichte ausgegangen wird. wie man dies in dem Ansatz der Prolepse Universalitätsanspruch der Hermeneutik, etwa durch J. Habermas (ders .. 1980 a, S. 120 fO.
und Antizipation bei Pannenberg sieht (so neuerdings auch wieder bei Pann~nberg. W .. 198.8. aber auch zu manchen Ungereimtheiten bei Gadamer selbst, so durch C. v. Bormann (vgl.
S. 52 ff. und 66 ff.). bedeutet dies nicht. daß das Ende der Geschichte oder die Prolepse ben;lts ders., 1980, S. 83 ff.). Gegen diese Vorwürfe versucht sich H. G. Gadamer zu verteidigen
den Sinn von Geschichte offenbart. Darin zeigt sich lediglich. daß unsere Frage nach dem Smn (ders., 1980 a, S. 57 ff. und ders., 1980, S. 283 ff.). Die Anfragen. die durch Habermas. Pan-
von Geschichte gestellt wird. und zwar unausweichlich. jedoch rational nicht auflösbar. Ge- nenberg, aber auch K. O. Apel (ders., 1980, S. 7 ff.) und C. v. Bormann eingebracht werden.
schichte ist ambivalent. indem sie Sinn zeigt. zugleich aber immer ihre Eigenheit (zum ganzen müssen ernst genommen werden, insofern gerade das Verstehen selbst problematisch ist, von
Komplex vgl. Schillebeeckx. E .. 1980. S. 543 ff.; darauf wird ~ Laufe der U~tersuchungen dem die Hermeneutik ausgeht und was das Anliegen Gadamers ist. H. G. Gadamer wollte im
immer wieder zurückzukommen sein). Man müßte in diesem Smne von GeschIchte und Ge- ~schluß an M. Heidegger zeigen. daß der Zirkel des Verstehens einen ontologisch positiven
schichten in ihrer Ambiguität sprechen (darauf ging W. Kasper in einer Diskussion der Frage SInn habe (vgl. Gadamer. H. G., 1959, S. 27). W. Stegmüller (vgl. ders .. 1986, S. 64 ff.) setzt
der Freiheitsprozcsse ein: vgl. Kasper. W .. 1988. S. 6 ff.). sich damit sehr kritisch auseinander, indem er zu zeigen versucht, daß von seiner (Stegmül-
lers!) Sicht aus (als Logiker) folgende Probleme bestehen:
23 Vgl. Gadamer. H. G.. 1975. . .. .
24 Vgl. die Wahrheitsdiskussion bei Heidegger. M .• 1976. S. 7 ff.; vgl. auch die fur diese Frage - metaphorischer Sprachstil (ebd., S. 65)
wichtigen Aussagen bei K. Popper über die Emergenz (vgl. ders .. 1987. S. 44 ff.); gegen den - Verwischung von Objekt- und Metaebene (ebd., S. 65)
Materialismus und Physikalismus (vgl. ebd .. S. 78 ff.). . - Unklarheit bzgl. der hermeneutischen Schlüsselbegriffe (ebd., S. 66)
25 Zur Frage der Hermeneutik. soweit sie auch die patrologischen Aspekte berührt. vgl. Gnll- - Verstehen vs. Erklären (dominant seit W. Dilthey; vgl. ebd., S. 66)
meier. A .. 1972. S. 73 ff .• bes. S. 95 ff. zu Habermas' Ansatz der Ideologiekritik und der Psy- - psychologistische Deutungen (etwa Akt/Vollzug: ebd .. S. 67)
choanalyse gegen den Universalitätsanspruch der Hermeneut~ bei H. G. Gadamer. Oe? Zu- - außer in der theologischen Hermeneutik fehlten Beispielanalysen (S. 68).
sammenhang zur hermeneutischen Fragestellung und TheologIe (bes. R. Bultmanns) zeIgt .G. Dies führt nach W. Stegmüller zu sechs Dilemmata (eigensprachliches 1oterpretationsdilemma,
Hasenhüttl (ders .. 1965. S. 428 ff.) auf. Für den hermeneutischen Zirkel müßte auch M. Held- fremdsprachliches 1oterpretationsdilemma. Problem des theoretischen Zirkels, Dilemma der
egger zu Rate gezogen werden. Über Habermas und A~I hin~us. die unten ~och. ~napp ange- Standortgebundenheit des Betrachters, Bestätigungsdilemma. Dilemma der Unterscheidung
führt werden (mit ihrem Gesellschaftsaspekt als BefreIUng 10 der IdeologlCkntik bzw. der von Hintergrundwissen und Fakten: vgl. ebd .. S. 68 ff.). Dies wird von Stegmüller sehr detail-
Ethikrelevanz in der heutigen Frankfurter Diskurspragmatik; vgl. dazu einführend auch Ricken. liert durchgeführt.
;;;;;;; ., & I

32 § 2 Rezeption des Arianismus

Diese notgedrungen fragmentarisch bleibenden Äußerungen eines Vorverständnisses


führen einerseits über die rein historische Fragestellung hinaus, zum anderen sind sie
notwendiger Teil dieser Frage, wie oben gezeigt. Hervorzuheben ist die Methodenviel-
falt, die nötig ist, und das Bewußtsein, daß eine Rekonstruktion einer sog. historischen
Tatsache oder eines Ereignisses, auch einer Lehre selbst, fragwürdig ist: die Geschichte
selbst verdeckt auch, was geschehen ist. Der Zugang zur Geschichte muß deshalb Gren-
zen erfahren, und zwar Grenzen schon allein durch die Sprache selbst: »Die Grenzen
meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.«3!

2. TEIL: DIE
ARIANISCHE KRISE
1. ABSCHNITT: DIE
ARIANISCHE THEOLOGIE

3! Wittgenstein, L., 1985, S. 89 (Satz 5.6; vgl. Einleitung: elxl., S. 7); die Rede Wittgensteins ist
mehr im Sinne der Logik gemeint, trifft aber implizit auch das Mystische, das sich im Sinne
Wittgensteins zeigt; der Übergang zum sog. Mystischen findet sich im Traktat bei Satz 6.41!
1. Herkunft und Bildung 35

zu Spannungen mit Alexander von Alexandrien kam, wie die spätere Untersuchung noch
§ 3 Die Ursprünge des Denkens des Arius belegen wird.

Die Einordnung des Arius in eine Entwicklung, die - wie von A. v. Hamack - als Epiphanius schreibt weiter, daß Arius beim Ausbruch der Kontroversen bereits ein al-
Auseinandersetzung zwischen Dogma und biblischem Glauben gedeutet wird, muß von ter Mann gewesen sei.9 Nimmt man an, daß die Festsetzung des Mindestalters für eine
ihren Ursprüngen her interpretiert werden, d.h. entscheidend ist zunächst, die Texte, die Ordination auf dem Konzil von Nicaea bereits eine etablierte Praxis voraussetzt und
von Arius selbst stammen oder sich auf ihn beziehen, einer kritischen Überprüfung zu Arius von Bischof Achillas zum Presbyter ordiniert wurde,l0 so muß Arius im Jahre 313
unterziehen. Dann erst ist es möglich, für Arius selbst zu entscheiden, ob es ihm gerecht älter als 30 Jahre gewesen sein; damit dürfte als Geburtsdatum das Jahr 280 oder früher
wird, ihn einer Hellenisierung des christlichen Gedankengutes verantwortlich zu machen. angenommen werden. Ist die Einstufung des Arius durch Epiphanius richtig, Arius sei
Es kann hier jedoch nicht die gesamte Frage behandelt werden, ob die These der Helleni- ein alter Mann gewesen, so ist das Geburtsjahr weit vor 280 zu verlegen. 11
sierung im Sinne Hamacks überhaupt zutrifft. Dieser Problemkreis ist für Arius erst dann Für die Ausbildung und Erziehung wurde des öfteren auf die Wendung eines Briefes
entschieden, wenn die wesentlichen Grundzüge und Hintergründe der arianischen Lehre des Arius an Eusebius von Nikomedien verwiesen, nämlich <JUAAOUXLaVl(JTa,12 worauf
- falls es sich übemaupt um eine Lehre im strengen Sinne handelt - entwickelt worden z.B. auch A. v. Hamack hingewiesen hat. 13 Arius soll danach ein Schüler des Lukian von
sind. Die vorrangige Aufgabe ist also zunächst, die Ursprünge des Denkens des Arius zu Antiochien gewesen sein, genauso wie Eusebius von Nikomedien,14 D. S. Wallace-Ha-
klären, bevor die Texte untersucht werden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der drill merkt dazu an, daß Philostorgius den Arius nicht in der Liste der Schüler von Lu-
Entwicklung bis zum Konzil von Nicaea und dessen Umkreis stehen. kian aufzählt;15 schließlich betont Philostorgius, daß zwischen Arius und den Lukianisten
wesentliche Unterschiede bestanden hätten und die späteren Arianer oder Neo-Arianer
(Aetianer und Eunomianer) eher an Lukian anknüpften als an Arius,16 Die Interpretation
1. Herkunft und Bildung von R. Williarns bietet eine annehmbare Lösung dieses Problems. Er schlägt vor, daß mit
diesem Terminus eine captatio benevolentiae gemeint sei oder daß Arius, Eusebius von
Epiphanius berichtet, daß Arius seiner Herkunft nach aus Libyen stamme. l Die Nikomedien und Lukian zusammen in Antiochien oder Nikomedien studiert hätten,l7
Glaubwürdigkeit dieser Notiz wird auch dadurch wahrscheinlich, daß man, im Grunde
genommen, keine libyschen Bischöfe kennt, die gegen Arius interveniert hätten. 2 Viel- Ähnlich verhält es sich mit der Bemerkung bei Sokrales und Sozomenus, Arius sei ein
mehr werden Secundus aus der Pentapolis und Theonas aus Libyen als Unterstützer des scharfer Dialektiker gewesen,18 Daraus läßt sich nicht folgern, welche philosophische
Arius genannt: beide haben den Brief des Arius an Alexander von Alexandrien unter- Bildung Arius genossen hat. Vielmehr muß später anhand der Texte versucht werden,
schrieben3 und beide werden als Apostaten im Zusammenhang mit Arius in dem Rund- einen philosophischen Hintergrund des Arius zu erarbeiten,19
schreiben EVO~ <JwiJato~ erwähnt. 4 Die Situation scheint so gewesen zu sein, daß es
zwischen den libyschen Bischofssitzen und Alexandrien zu Spannungen gekommen war, 9 Epiphanius, Pan. haer. 69, 3 (154, 12 Holl).
weil Alexandrien die Oberherrschaft über Libyen beanspruchte. 5 Dies wird auch dadurch 10 Sozomenus, h.e. 15,2 (33, 1 Bidez); die Bemerkung bei Rufinus (h.e. I, 1 [PL 21, 467 Al) im-
deutlich, daß Secundus und Theonas beim Konzil von Nicaea auf der Seite des Arius ge- pliziert, daß Arius Presb}ter war, bevor Alexander Bischof in Alexandrien wurde, während die
standen haben sollen, wie Philostorgius berichtet, 6 und daß Athanasius, der entschieden- 'acta sincera sancti Petri< (PG 18, 466 AB) Arius' Ordination nach dem Tode des Bischofs Pe-
ste Gegner des Arius, auf seiner Reise nach Libyen (um das Jahr 3317) dieses als >unruhi- trus (311) ansetzen; vgl. dazu auch Williams, R., 1987, S. 258, Anm. 14.
ge< Gegend - natürlich im orthodoxen Sinne - kennenlernte.8 Arius muß also in Li- 11 Das früheste Datum errechnet G. Bardy (vgl. ders., 1936, S. 217 ff.), nämlich das Jahr 256; vgl.
byen Unterstützung für seine Ideen gefunden haben, und zwar auch gerade dann, als es auch Boularand, E., 1972, S. 9-17. Kritisch dazu äußert sich R. P. C. Hanson (vgl. ders., 1988,
S. 3), der wie viele andere Ausleger eher eine spätere Zeit anninlmt (ungefähr das Jahr 260);
vgl. auch Simonetti, M., 1975, S. 27 und Phidas, V .. 1973, s. 12).
1 Vgl. Epiphanius, Pan. haer. 69, 1 (152, 19 Holl). Dies wird auch durch Arius selbst unterstützt: 12 Urk. 1 (3,9 Üpitz).
in einem verloren gegangenen Brief des Arius an Kaiser Konstantin schrieb dieser, daß die 13 Vgl. die Ausführungen zu Hamack in § 2.2! Zur Schülerschaft Lukians vgl. Ritter, A. M.,
Leute aus Libyen auf seiner Seite seien. Auf diesen Brief des Arius kann aufgrund eines Brie- 1978, S. 698 und 700.
fes des Kaisers Konstantin geschlossen werden (vgl. Urk. 34, 20 [So 71 f. Opitzl; vgl. Hanson, 14 Vgl. Simonetti, M., 1975, S. 27 als Beispiel.
R. P. C., 1988, s. 3).
15 Vgl. Wa11ace-Hadrill, D. S., 1982, S. 83; Philostorgius, h.e. Ir 3 (14, 7-8 Bidez); Ir 14 (25,
10-14 Bidez).
Vgl. dazu Simonetti, M., 1975, S. 30, Anm. 9.
Urk. 6 (13, 23 Üpitz).
16 Vgl. Philostorgius, h.e. Ir 3 (14, 7-8 Bidez); Ir 14 (25, 10-14 Bidez).
4 Urk. 4 b (7, 16 f. Üpitz); zur Beschreibung der Situation in Libyen vgl. Williams, R., 1987, S.
17 Vgl. Williams, R, 1987, S. 31. Ähnlich auch Hanson, R. P. C., 1988, S. 5 mit dem Hinweis auf
Epiphanius, Pan. haer. 69, 5, 1-2 (156 Holl). Daß Arius Lukian zum Lehrer gehabt habe,
29.
5 Vgl. dazu Chadwick, H., 1960, S. 176 ff. und 190 ff.
wurde bereits von J. A. v. Starck bezweifelt (vgl. ders., 1783, S. 191).
6 Vgl. Philostorgius, h.e. I 8 a (9, 13-14 Bidez); 19 (10, 1-2 Bidez); I 10 (11, 4-S Bidez). 18 Sokrates, h.e. 15 (PG 67, 41 A); Sozomenus, h.e. I 15, 3 (33, 2-3 Bidez).
7 Vgl. den Fest-Index. der den Festbriefen des Athanasius beigegeben ist: PG 26, 1352 BC (hoc
19 Weil Arius Dialektiker gewesen sei, wird von manchen Interpreten sofort auf eine aristoteli-
anno visitavit Pentapolim et Ammoniacam); vgl. Wi11iams, R., 1987, S. 30 und 257. sche Philosophie geschlossen, so erneut durch V. Phidas (vgl. ders., 1973, S. 15). Dies muß je-
Dies ergibt sich auch aus dem Brief Konstantins an Arius, in dem Konstantin ein Schisma ver- doch mit aller Vorsicht verwendet werden, wie folgendes Zitat zeigt: »So firmly entrenched in
mieden wissen möchte (vgl. Urk. 34 [69-75 Üpitzl). a11 of our minds has been the picture of Arius as a logician and dialectician that our tendency
36 § 3 Die Ursprünge des Denkens des Arius

Aus der Frühzeit des Arius erfährt man noch, daß er in Alexandrien ein populärer Pr~­ 2. Das melitianische Schisma
diger gewesen sei,20 ordiniert von Achillas und ~on Alexander .dazu beauftragt, die
Schrift in der Kirche von Baucalis darzulegen. 21 Diese Interpretation vlurd,e ~chon von Der Kirchenhistoriker Sozomenus ist der einzige unter den großen Kirchenschriftstel-
W. Kölling in Frage gestellt;22 dieser velWies dabei auf Theodoret,23 wo El;Y]~Y].CJu; ~ lern. der Arius in einen Zusammenhang mit dem Schisma des Melitius bringt. Nach So-
finden sei und nicht %T]QUY~. Letzteres bedeute Predigt, erster~ ~ach W. Koll~g die zomenus habe Arius Melitius von Lykopolis unterstützt, dann aber Petrus von Alexan-
Hinüberleitung von der Theorie in die Praxis, nämlich der >Abltunenten des DI~~~~a­ drien, der Arius zum Diakon ordiniert habe. 1 Als Petrus Melitius exkommunizierte und
leions<.24 Dies wird auch durch den sprachlichen Befund gestützt. 25 Wenn W. Kollmg die Gültigkeit der melitianischen Taufe leugnete, sei Arius in die Gegnerschaft des Petrus
hier jedoch von einem Amt in dieser engen VelWendung s~richt, dann m~ß nochm~s auf geraten und - dies kann nur vennutet werden - von Petrus fallengelassen bzw. exkom-
die oben zitierte Stelle bei Epiphanius velWiesen werden, 10 der es um die UntelWelsung muniziert worden. Nach dem Tode des Petrus von Alexandrien sei Arius, nachdem er
des Volkes geht. Dies muß natürlich nicht im Rahmen einer Predigt erfolgen. sich mit dem Nachfolger des Petrus, nämlich Achillas, ausgesöhnt habe, in seine Ämter
Es zeigen sich bereits hier zwei wesentliche Elemente: nicht zu vorschnell. darf auf wieder eingesetzt und von Achillas zum Presbyter ordiniert worden. Sozomenus setzt
eine ganz bestimmte Ausbildung des Arius geschlossen wer~en, weder, ~as seme the~­ voraus, daß Arius bereits in das melitianische Schisma velWickelt gewesen ist, das im
logische, noch, was seine philosophische Erziehung betnfft: denn ~es erlaubt die Jahre 306 seinen Anfang nahm. 2
schwierige Quellenlage nicht. Zum anderen ist daran fe~tzuh~lten, dru: Arius :on Alexan- Diese Äußerung des Sozomenus veranlaßte einige Interpreten der Anfänge der ariani-
der von Alexandrien den Auftrag erhalten hat, die Schrift zu mterpretleren. DIe~es Ergeb- schen Kontroversen, die Theologie des Arius auch im Rahmen des melitianischen
nis muß als wichtig für die spätere Untersuchung festgehalten werden, wo es eme zentra- Schismas zu sehen. So glaubt C. W. Mönnich, daß die arianische Kontroverse ein Kon-
le Frage sein wird, ob wir in Arius einen >Exegeten u~d Prediger< z~ sehe~ haben oder flikt asketischer oder pneumatischer Strömungen innerhalb der Kirche gewesen sei, die
jemanden, der exklusiv mit einem systematisch-theologISchen und philosophischen Inter- besonders das Märtyrertum und die Selbstverleugnung hervorhoben; Christus sei in die-
esse arbeitet. 26 sem Rahmen ein >Prototyp< einer vergöttlichten Kreatur gewesen, verbunden mit einer
spirituellen Stärke und Reinheit und mit der Betonung von Gnade und sakramentaler
Nachfolge als Medium der Vergöttlichung,3 Diese These wird von Th. Kopeeek aufge-
griffen, der den Rigorismus des Arius erneut in Verbindung zu Melitius bringt: »The
sailors, dockhands, merchants, etc., of the Baucalis surely could have used encourage-
ment to spiritual and ethical advance.«4

Sozomenus, h.e. I 15, 2 (32, 20 ff. Bidez).


Diese Deutung wird auch von W. Kölling (vgl. ders., 1874, S. 40), V. Phidas (vgl. ders., 1973,
S. 12-15) und M. Simonetti (vgl. ders., 1975, S. 28) vertreten.
3 Vgl. Mönnich, C. W., 1950, S. 396,408-412. Ähnlich ist der Versuch von R. C. Gregg und D.
E. Groh (1981) einzuordnen, die eine arianische Soteriologie ausarbeiten, ohne jedoch eine
Verbindung zum melitianischen Schisma zu ziehen, was von C. W. Mönnich in aller Schärfe
und Pointiertheit hervorgehoben worden ist.
4 Kopecek, Th., 1982, S. 68; vgl. ebd., S. 66 ff.; Th. Kopeeek stützt sich wesentlich auf R. C.
Gregg/D. E. Groh (vgl. Anm. 3) und zieht gegen die Interpretation des arianischen Schismas
von C. Kannengiesser (vgl. ders., 1982, S. 1 ff.) zu Felde. Es ist in diesem Zusammenhang in-
teressant, daß Arius in seiner Gemeinde wegen seiner Verkündigung sehr beliebt war, eben
auch bei den Seeleuten, den Händlern usw. (vgl. dazu auch § 3.1 und die letze Anm.). Es wird
berichtet, daß Arius in Sotadeen, einem späten Versmaß, Lieder geschrieben habe, was Athana-
sius etwas abfällig bemerkt (vgl. de syn. 15, 2 [242, 6 f. Opitz]). Interessant dazu sind die Aus-
führungen von V. Burrus: sie kann für die Lebensbeschreibung des Paulus von Samosata
nachweisen (bei Eusebius von Caesarea, h.e. 7, 30; vgl. für die Authentizität dieser Stelle auch
has been to underrate and overlook his concern for biblical exactitude« (Gregg, R. C./Groh, D. SampIe, R., 1979, S. 18 ff.), daß diese gut mit der Satire >Rhetorum praeceptor< des syrischen
E., 1981, S. 3). Rhetorikers Lukian (auch Hinweise auf Cicero und Quintilian) parallelisiert werden kann (vgl.
20 Epiphanius, pan. haer. 69, 31 (154, 12-16 Holl). . Burrus, V., 1989, S. 215 ff.); Paulus von Samosata soll als schlechter Rhetoriker erscheinen
21 Epiphanius, pan. haer. 69, 2,4 (153, 26 Holl) für Baucahs. (vgl. dies., 1989, S. 221). Für sein öffentliches Gehabe wird u.a. auch herausgestellt (bei Euse-
22 Vgl. Kölling, W., 1874, S. 41. bius) , daß Paulus von Samosata in der Kirche Hymnen singen lasse (vgl. Eusebius von Caesa-
23 Vgl. h.e. 12. rea, h.e. 7, 30. 10); Lukians Lehrer schlägt jedoch vor, daß ein Rhetoriker seine Reden singen
24 Vgl. Kölling, W., 1874, S. 41. solle und zieht dabei einen Vergleich zum Chor (vgl. Lukian, Rh. pr. 19,21 [326 MacLeod]).
25 vgl. LiddelI, H. G./Scott, R., 1985, S. 593 und 949. Wenn diese rhetorische Polemik gegen Paulus von Samosata zutrifft, könnte dies auch bei
26 Zum Problemkreis vgl. Neymeyr, U., 1989, bes. S. 93 ff. Athanasius gelten, wenn er Arius für ein solches Gehabe anprangert.
§ 3 Die Ursprünge des Denkens des Arius
2. Das melitianische Schisma 39
38

Im Gegensatz zu Sozomenus legt Epiphanius aber nur eine Art Bündnis zwischen Me- mit gleichem Namen Arius handelt, da U.a. dieser Name nicht selten gewesen zu sein
litius und Arius nahe, als Arius von Alexander von Alexandrien exkommuniziert wurde;5 scheint; denn einer der Anhänger des >Häresiarchen< hieß ebenfalls AriuS,!3 Die Identifi-
Epiphanius spricht jedoch nicht davon, daß Arius und Melitius vor der Exkommunikation kation des Häresiarchen Arius mit dem Laien Arius, wie sie bei Sozomenus begegnet,
könnte durch Sabinus von Herac1ea verursacht sein. Es ist jedenfalls bekannt, daß Sozo-
irgendeine Verbindung hatten. 6
menus von Sabinus abhängig ist. 14 »If we assurne that he [i.e. Sabinusl knew Arius to
Die Interpretation hängt also wesentlich von Sozomenus ab, zugleich aber auch von have been a deacon under Peter, the mention of a schismatic lay Arius in Peter's reign
dem Codex Veronensis LX,7 der berichtet, daß Melitius von Isidor und Arius gegen Pe- would suggest a rupture of some kind: Arius must have been reconciled with Peter before
trus von Alexandrien unterstützt wurde,s Melitius habe - nach diesem Codex - zwei his ordination.«15
Personen ordiniert, »in carcere et [ ... 1in metallo«, wie es in der Handschrift heißt. Dem
Wenn diese Interpretation, die R. Williams vorschlägt, zutrifft, muß zwischen einem
Bericht von Melitius in diesem Codex folgt ein Brief des Petrus, der die Einmischungen
Arius, der in das melitianische Schisma verwickelt war, und dem Häresiarchen Arius
des Melitius in die Angelegenheiten anderer Diözesen verurteilt und den Bischof von Ly-
kopolis (Melitius) für exkommuniziert erklärt. Der Verona-Codex beschreibt die Situa- unterschieden werden. Man kann also auch nicht die Schlußfolgerung ziehen, daß ein
möglicher Hintergrund der arianischen Kontroversen bereits in dem melitianischen
tion so, als ob Melitius sich zunächst in Freiheit befunden habe und dann erst ins Gefäng-
nis gekommen sei. Dies widerspricht jedoch Epiphanius,9 der über den Beginn des meli- Schisma läge, wie dies C. W. Mönnich und Th. Kopecek getan haben. Vielmehr ist auf
tianischen Schismas schreibt, daß Petrus und Melitius gemeinsam im Gefängnis gewesen Sokrates zu verweisen, der gerade Sabinus nicht zitiert; Sokrates bringt also Arius nicht
seien. Aber schon die Formulierung des Verona-Codex muß nicht notwendig bedeuten, in Zusammenhang mit Melitius, sondern er spricht davon, daß die Krise durch Alexan-
daß Melitius zu Beginn des Schisma~ im Gefängnis gewesen sei, wenn es heißt: in carce- ders Lehren ausgelöst worden sei und nicht von Arius,16 Aber auch diese Bemerkung des
re. Das lateinische >in< kann nämlich auch eine Übersetzung des griechischen EV sein, so Sokrates bleibt vorerst noch dunkel. Vielleicht deutet die Unterstützung von fünf Presby-
tern und die Rolle des Colluthus in Alexandrien darauf hin, daß Alexanders Episkopat
daß Melitius die zwei Personen auchjilr das Gefängnis ordiniert haben könnte. lo Würden
keine ungeteilte Zustimmung erfuhr,17 Dem soll im folgenden Kapitel nachgegangen
aber alle Berichte, nämlich die des Sozomenus, des Epiphanius und des Codex Veronen-
sis zutreffen, dann wäre Arius drei Mal zum Diakon ordiniert worden: durch Melitius, werden.
Petrus von Alexandrien und Achillas. 11
Was die Frage der Beteiligung des Arius am melitianischen Schisma betrifft, ist den
Untersuchungen von R. Williams zuzustimmen, daß außer Sozomenus und dem Codex
Veronensis LX keine Quelle Arius mit dem melitianischen Schisma in Verbindung
bringt.12 Vielmehr ist wohl damit zu rechnen, daß es sich um zwei verschiedene Personen

5 Vg!. Epiphanius. Pan. haer. 68.4 (144,1-3 Holl).


6 Vg!. Hanson. R. P. c.. 1988, S. 4.
7 Vgl. Codex Veronensis LX. ed. E. Schwartz. 1936. S. 1 ff.; vgl. dazu Turner. C. H .. 1912, S.
19 ff.
S Das Verona-Fragment sagt nichts darüber aus, ob Isidor und Arius Kleriker oder Laien waren
(vgl. Vivian, T .. 1988, S. 23).
9 Epiphanius, pan. haer. 68, 2-3 (141-143 Holl).
10 Vgl. Williarns, R .. 1986, S. 37. Der vollständige, zur Debatte stehende Text lautet: »commen-
dans eis occasionem separavit eos et ordinavit ipse duos. unum in carcere et unum in metallO«.
Nicht nur das >in< im lateinischen Text wirft Schwierigkeiten auf, sondern bereits das Wort >oc-
casio<, das nach R. P. C. Hanson im Spätlatein eine Bedeutungsbreite von >>Qpportunity« bis Melitius, sondern mit Colluthus (Urk. 14 [19. 11- 20, 5 Opitz)) , während Athanasius eine
»accusation« hat (vgl. ders .. 1988, S. 4). Auch wenn die Version des Verona-Codex zuträfe, Verbindung zu Melitius völlig verschweigt. aber Bezüge späterer Arianer und Melitianer her-
dann hätte Melitius Arius >nur< als Diakon oder evtl. als Presbyter ordiniert, nicht aber als Bi- stellt (apol. sec. 59 [139 f. Opitzl; Apo!. 6 und 11; Ad episc. Aeg. 21-22 [PG 25. 588-5921;
his!. Ar. 78 [226 f. Opitzl; vgl. Vivian, T., 1988. S. 24). T. Vivian nimmt stärker als R.
schof (vgl. Kettler. F. H .. 1936. S. 170 und Hanson, R. P. C .. 1988. S. 4).
Williarns Bezug auf die Texte bei Athanasius. wie dieser selbst feststellt (vgl. Vivian. T., 1988.
11 Vgl. Hanson, R. P. C., 1988, S. 4.
12 Vgl. Williarns. R., 1987. S. 36 ff. und Williarns, R.. 1986. S. 39 ff.; dabei behandelt R. S.24).
Williarns Guarimpotus, den Verona-Codex. einen lateinischen libellus, das Jubiläenbuch des 13 Urk. 4 b (7. 15 Opitz), Urk. 6 (13. 22 Opitz).
Athanasius und das Synodikon des Sabinus von Heraclea; Guarimpotus habe das Jubiläenbuch. 14 V g!. Batiffol. P .. 1898, S. 265 ff.; es ist interessant, daß Sokrates Sabinus nicht zitiert. weil er
das evtl. einen Arius erwähnte, der Melitius unterstützte. Sozomenus und Legenden über die ihn nicht für einen vertrauenswürdigen Historiker hält: Sokrates. h.e. 18 (PG 67. 65 B - 68 A);
passio des Petrus von Alexandrien (die Passio S. Petri verbindet den >Häretiker< Arius mit Pe- II 17 (PG 67, 220 B - 221 A); vgl. dazu auch Vivian, T .. 1988. S. 24 f.
trus von Alexandrien; vgl. Vivian. T., 1988, S. 23 f.l. die Chronographia des Theophanes und 15 Williarns, R., 1987. S. 39 (Hervorhebung nicht original; T.B.).
Cassiodor (über den Zusammenhang des Arius und des Achillas) vor sich gehabt und daraus 16 Vgl. Sokrates, h.e. I 5 (PG 67. 41 AB); vgl. auch den Brief Konstantins Urk. 17 (33. 1-5
diese Erzählung gestaltet: Theophanes (PG 108; 77 B, 88 C - 89 A). Cassiodor, Historia tripar- Opitz).
tita I 12.4 (PG 18.457 BC); außerdem vergleicht Alexander von Alexandrien Arius nicht mit
17 Vgl. Bames, T. D., 1981, S. 202; Williarns, R.. 1986. S. 51.
3. Die alexandrinische Kirche zur Zeit Alexanders 41

3. Die alexandrinische Kirche zur Zeit Alexanders Presbyter hatten, eine Tradition, die wahrscheinlich bis auf Demetrius zurückreicht. 11 In
Alexandrien selbst bestand also durchaus nicht schon prima facie eine Einheit unter
Nach dem melitianischen Schisma brachen innerhalb der Kirche Alexandriens erneut eiliem Episkopen,12
Streitigkeiten aus, als Alexander dort Bischof war (seit 313). Die Kontroversen sind mit Diese Feststellung wird auch für die Frage interessant, ob Arius in Alexandrien unter
dem Namen Hierakas oder Hierax von Leontopolis verbunden,l der einer ultraasketi- den Presbytern einen Rückhalt fand. Epiphanius erwähnt Karponas und Sarmatas als
sehen Gruppierung angehörte und nach Epiphanius2 von Origenes her beeinflußt war. Es Unterstützer des Arius,13 wobei Epiphanius die Lage so darstellt, als ob auch unter den
handelte sich bei dieser Bewegung jedoch nur um eine kleine, lokal begrenzte Gruppe, proarianischen Gruppen Fraktionen entstanden seien, also Arius nicht notwendig als der
die nicht nur griechisch sprechende Menschen umfaßte, sondern auch solche, deren Kopf einer geschlossenen Bewegung gesehen werden darf, die gegen den >Papalismus<
Muttersprache Koptisch war; dies läßt sich daraus erschließen, daß von Hierakas berich- des Alexander zu Felde zog.14
tet wird, er habe sowohl Griechisch als auch Koptisch gesprochen. 3 Hierakas benutzte
innerhalb dieser asketischen Bewegung auch besonders apokalyptische Vorstellungen Als es zu den Konfrontationen zwischen Alexander und Arius kam, trat ein gewisser
mit einem jüdisch-christlichen Hintergrund, so z.B. die Schrift >Die Auffahrt des Jesaja<.4 Colluthus auf, der die Krise - nach den Angaben Alexanders l5 -, die durch Arius ent-
Arius weist besonders die Vorstellung des Hierakas über die Trinität zurück; Hierakas standen war, nutzte, um eigene schismatische Aktivitäten an den Tag zu legen. Colluthus
sagte über das Verhältnis von Vater und Sohn, daß der Sohn Leuchter vom Leuchter sei, scheint seinen eigenen Klerus ordiniert zu haben l6 und mit Alexanders Verhalten gegen-
wie Arius in seinem Brief an Alexander von Alexandrien schreibt. 5 Die Kontroversen um über Arius und Achillas unzufrieden gewesen zu sein. Colluthus müßte sich demnach als
Hierakas zeigen, daß zum einen Arius nicht in die Nähe einer ganz bestimmten Richtung ein Bischof von Alexandrien verstanden haben, und zwar in Opposition zu Alexander.
der Aszetik gerückt werden darf, zum anderen, daß Alexander von Alexandrien unter sei- Da Colluthus zugleich Arius und Achillas ablehnte, ist anzunehmen, daß er auch inhalt-
nem Episkopat mit Spannungen zu rechnen hatte. Deshalb muß die Frage gestellt wer- lich eine andere Position als Arius vertreten hat. V. Phidas glaubt, daß es zwischen den
den, welche Stellung Alexander in Alexandrien innehatte. verschiedenen Presbytern in den Kirchen von Alexandrien zu Spannungen gekommen
sei,I7 und zwar in Glaubensfragen. Dieser Streit sei von Arius und Colluthus unter das
Einerseits hatte der Bischof von Alexandrien unter den Bischofssitzen einen hervorra- Volk gebracht worden.1 8 V. Phidas geht in seiner Interpretation der Lehre des Colluthus
genden Platz; er konsekrierte Bischöfc6 und war von Presbytern umgeben. Diese nannten von der ablehnenden Stellungnahme des Arius aus, in der dieser den Relationsbegriff
ihn mit dem Ehrentitel mlta, wie dies seit Dionysius von Alexandrien belegt? und auch »ta ltQO<; n« zurückweist l9: »eXEL öe cXfJEOOV oxemv ltQO<; tov etEQov öQov toÜ f:v
bei Arius für Alexander von Alexandrien zu finden ist. 8 ,..c:ryW XWQlOU >CtflU tfl qn)oEL EtVUL<, öton xata tov 'AQtatOtEATj >boxd öe ta
Neben dieser herausragenden Stellung des Bischofs von Alexandrien gibt es anderer- I1QO<; n cXflU tfl <jlUOEL EIVUL' ... «<20. Weil nach Aristoteles die Relation das >Zugleich-
seits auch die Tradition der Sympresbyter, d.h. das Kollegium der Presbyter war z.T. un- Sein< einschlösse, habe sich Arius gegen die Begriffe OUVU"lÖLOtTj<; und Of,lOOUOLO<; ge-
abhängig vom Episkopen, wie sich dies an dem Terminus OUf,lltQcoßmEQm nachweisen wehrt, die Colluthus in die Diskussion eingebracht habe. 21 Diese Ablehnung der Relatio-
läßt.9 Dies war auch durch eine relativ starke Trennung Alexandriens in fünf Sektoren nalität im Sinne des Aristoteles habe Arius auch auf die Entstehung des Sohnes aus dem
mit einer großen Anzahl von Kirchen möglich.1 0 Wie früher bereits betont, war Arius be- Vater angewendet. 22 Aufgrund der alexandrinisch-hermeneutischen Überlieferung und
sonders in Baucalis tätig. Es scheint so zu sein, daß lokale Kongregationen ihre eigenen

Vb!. Epiphanius, pan. haer. 67 (132, 12 - 140, 16 Holll. 11 Vgl. Telfer, W. R., 1952, S. 1 ff., Bauer, W., 1972, S. 53 f.
Vg!. Anm 1.
12 V gl. dazu auch die starke Stellung der suburbikarischen Bischöfe (Presbyter) in der Groß-Stadt
Vg!. Epiphanius, pan. haer. 67, 1 (133, 1-9 Holll; 67, 3 (136,9-11 Holl). Rom.
4 Vgl. Epiphanius, pan. haer. 67, 3 (135, 23 -136,6 Holl).
13 Vgl. Epiphanius, pan. haer. 69, 2 (154, 1 Holl); weitere Informationen in Urk. 4 b (7, 14-15
5 Vg!. Urk. 6 (13,1 Opitz).
Opitz), Urk. 6 (13,22 Opitz), Urk. 14 (29, 25 Opitz).
6 Vg!. Telfer, W. R., 1952, S. 1 ff. und ders., 1955, S. 227 ff. 14 Vgl. Williams, R., 1987, S. 45, besonders auch zur Rolle des Achillas, der ursprünglich dem
Vg!. Eusebius, h.e. VII 7,4 (644, 7 Schwartzl. A:ius sehr ~ahe stand: vgl. Urk. 4 b (7, 14 Opitz) , Urk. 6 (13, 21 Opitz), Urk. 14 (19, 11 Opitz).
Vgl. Urk. 6 (13, 20pitz). Dieser Achtllas dürfte wohl nicht identisch sein mit dem AchilIas, der Petrus von Alexandrien
9 Vg!. Eusebius, h.e. VII 11, 3 (654,12 Schwartz), VIII 20 (674, 14-15 Schwartz) für Dionysius im Episkopat nachfolgte, da sonst Eusebius (h.e. VII 32, 30 [730, 2-7 Schwartz]) dies nicht
von Alexandrien; R. Williams schreibt dazu: »A rather confused tradition long survived that, verschwiegen hätte (vgl. Barnes, T. D., 1981, s. 202).
until the accension of Athanasius in 328, the bishop was consecrated by the Alexandrian pres- 15 Vgl. Urk. 14 (19, 11 - 20,2 Opitz).
byteral college and not by any other bishop« (ders., 1987. S. 42). Biblisches Fundament bildet 16 Vgl. Athanasius, apol. sec. 74 (153, 34 ff. Opitz) , 76 (156, 6 ff. Opitz).
1 Petr 5, 1, wo sich Petrus als Sympresbyter bezeichnet. Die Besonderheit der Sympresbyter 17 Vgl. Phidas, V., 1973, S. 57; im Anschluß an Epiphanius, pan. haer. 69,2 (153 f. Holl) unter-
der alexandrinischen Kirche besteht jedoch im Vergleich zum biblischen Befund darin, daß scheidet V. Phidas Anhänger des Arius, Colluthus, Karponas und Sarmatas (vgl. ebd).
hier eine Abgrenzung gegenüber dem Bischof vorgenommen wird, während im NT (in den 18 Vgl. Phidas, V., 1973, S. 59.
früheren Schriften) Presbyteral- und Episkopalverfassung parallel verlaufen (vgl. weiterführend 19 Urk. 6 (13, 12 Opitz).
Hübner, R. M., 1987, bes. S. 55 ff. und 61 ff.). 20 Phidas, V., 1973, S. 71.
10 Vgl. dazu Williams, R .. 1987, S. 42 ff.; dazu auch Epiphanius, pan. haer. 68, 4 (144, 6-9 Holl), 21 Vgl. ebd., S. 72 f., aber auch S. 42 f.
69,2 (153, 14-26 Holll.
22 Vgl. ebd., S. 74.
42 § 3 Die Ursprünge des Denkens des Arius

der biblischen Fundierung habe sich Colluthus gegen Arius gewehrt.23 Diese Interpreta- § 4 Theologie des Arius
tion von V. Phidas stützt sich wesentlich auf die Äußerungen des Arius selbst. z.T. auch
auf Athanasius,24 um von hier aus die theologische Position des Colluthus zu erarbeiten.
Die Quellen selbst aber bezeugen über die trinitarische Spekulation zu wenig, als daß 1. Chronologie der Quellen
daraus wie bei V. Phidas eine genauere Position des Colluthus angegeben werden
kÖnnte. 25 Vielleicht hat Colluthus gerade das andere Extrem zu Arius vertreten, nämlich
einen Monarchianismus. 26 C. Kannengiesser bekräftigte in einem Vortrag mit dem Titel »Holy Scripture and
Hellenistic Hermeneutics in Alexandrian Christology: the Arian Crisis«, daß die Chro-
Wenn diese Überlegungen über die Stellung des Bischofs in Alexandrien zutreffen, nologie, die H. G. Opitz1 vorgeschlagen hatte, im wesentlichen die Entwicklung der aria-
dann kann damit gerechnet werden, daß die Anfänge der arianischen Kontroversen auch nischen Kontroversen darstelle. 2 Nach der Chronologie der Quellen von Opitz ergäbe
in einer Auseinandersetzung innerhalb der alexandrinischen Kirche um Alexander zu se- sich folgender Ablauf: Arius sei auf einer alexandrinischen Synode exkommuniziert
hen sind, wie dies besonders die Äußerung des Sokrates belegt,27 worden und habe daraufhin einen Brief an Eusebius von Nikomedien verfaßt (Urk. 1;
In diesem Abschnitt und in den beiden vorherigen wurde verdeutlicht, daß Arius weder ungefähr das Jahr 3183), eventuell auch an Eusebius von Cäsarea; denn beide Personen
zu vorschnell in das melitianische Schisma eingeordnet oder detailliert in Verbindung zu mit dem Namen Eusebius seien im Anschluß daran für Arius eingetreten (Urk. 2 und 3;
Colluthus oder zu einer bestimmten theologischen oder philosophischen Richtung ge- ca. 318). Nachdem Alexander an seinen Klerus und an alle Bischöfe geschrieben habe
bracht werden kann; es muß versucht werden, die Quellen erneut zu interpretieren. Erst (Urk.4 a und 4 b; ca. 319), hätten Arius und einige seiner Gefährten Ägypten verlassen
dann ist der Schritt zu einer diachronen Betrachtungsweise möglich. und Unterstützung bei den bithynischen Bischöfen gefunden, deren Niederschlag das
Regest eines Synodal schreibens der Synode in Bithynien sei (Urk. 5; ca. 320). Es seien
dann einige Briefe verfaßt worden, z.T. an Alexander von Alexandrien gesandt (Urk. 6:
Glaubensbekenntnis des Arius und seiner Genossen; Urk. 7: Brief des Eusebius von Cä-
sarea an Alexander; ca. 320; außerdem der Briefwechsel zwischen Eusebius von Niko-
medien und Paulinus von Tyrus: Urk. 8 und 9; ca.320/321). Anschließend sei eine Syn-
ode in Palästina abgehalten worden, wobei die Väter dieser Synode für Arius eintraten
(Urk. 10; ca. 321/322), woraufhin es erneut einen Briefwechsel mit Alexander gegeben
habe (Urk. 11-14; bis 324). Ossius schließlich4 habe einen Brief des Kaisers Konstantin
an Alexander von Alexandrien und Arius überbracht, was voraussetzt, daß Arius sich
eventuell schon wieder in Alexandrien aufhielt (Okt. 324). Anfang 325 sei dann eine
Synode in Antiochien zusammengetreten,5 und im Frühjahr habe Konstantin die Synode
zu Nicaea einberufen (Urk. 20).6
Obwohl C. Kannengiesser zu Recht feststellt, daß Urk. 6 die Urk. 4 b völlig ignoriert,7
zieht er daraus keine Konsequenzen und übernimmt, wie oben angemerkt, die Chronolo-
gie von H. G. Opitz fraglos. Dagegen betont Tb. Kopecek,8 daß die Chronologie von
Opitz nicht zutreffen könne, weil das Glaubensbekenntnis des Arius (nach Opitz aus dem
Jahre 320) Evo,; o<Dj.-lUto.; nicht beachte (ca. 319 nach Opitz) und dieses wiederum den

1 Vgl. Opitz, H. G., 1934, S. 131 ff.


2 Vgl. Kannengiesser ,C .. 1982, S. 5, Anm. 27.
3 Im folgenden wird nach der Angabe der jeweiligen Urkunde nur noch das Jahr angegeben.
4 Vgl. Clercq, V. C. de, 1954, S. 201 ff.
5 L. Abramowski wehrt sich zu Recht gegen den Versuch von K. Baus (vgl. ders., 1985, S. 23,
Anm. 36), die Existenz einer solchen Synode unter der Führung von Ossius von Cordova über-
haupt in Frage zu stellen; K. Baus stützt sich hier auf die Ausführungen von J. Ortiz de Urbina
(vgl. ders., 1964, S. 49 0; vgl. Abramowski, L., 1975, S. 360 ff. (auch gegen die Interpretation
von Holland, D. L., 1970, S. 163 ff.).
23 V gl. ebd., S. 74 ff.
6 Dieser Chronologie schließt sich im wesentlichen auch R. P. C. Hanson an (vgl. ders., 1988, S.
24 Vgl. ebd, S. 76 f.; kritisch zu Athanasius als Quelle ist G. C. Stead (vgl. ders .. 1976, S.121 ff.). 133-138). Das einzig gesicherte Datum sei der Mai 325, nämlich das Konzil von Nicaea (vgl.
25 Vgl. Williarns, R., 1987, S. 266, Anm. 138. ebd., S. 131).
7 Vgl. Kannengiesser. c., 1982, S. 9.
26 Diese Vermutung bleibt jedoch aus den gleichen Gründen wie oben unsicher.
8 Vgl. Kopeeek, Th., 1982, S. 51.
27 V gl. auch § 3.2.
44 § 4 Theologie des Arius 1. Chronologie der Quellen 45

Brief des Arius an Eusebius von Nikomedien (318). Ähnlich argumentiert G. C. Stead,9
Urk. 1 und 2: Brief des Arius an Eusebius von Nikomedien und dessen Antwort (321/
indem er für Urk. 1 (Brief des Arius an Eusebius von Nikomedien) feststellt, dieser Brief
setze voraus, daß Arius aus Alexandrien vertrieben worden sei. Außerdem müßte nach 322)
diesem Brief Alexander mit Bischöfen in Antiochien kommuniziert haben, etwa durch
ein offizielles Schreiben, das nicht erhalten geblieben sei. Wenn es aber Alexander von Urk. 15: Tomos der episkopalen Synode in Alexandrien (zu Beginn 323)
Alexandrien für nötig hielt, an die antiochenischen Bischöfe zu schreiben, so muß -
nach G. C. Stead - Arius bereits dort gewesen sein (vgl. Urk. 3). Urk. 8: Brief des Eusebius von Nikomedien an Paulinus von Tyrus (323)

Ohne hier die Chronologie im Detail zu untersuchen, sei auf die profunden Arbeiten Urk. 5: Bithynische Synode (324)
von R. Williarns verwiesen,1O der zeigen konnte, daß die von Opitz vorgeschlagene Rei-
henfolge der Quellen nicht zutreffen kann. Obwohl auch R. Williarns mit einigen Ver- Urk. 17: Konstantins Brief (Weihnachten 324)
mutungen und Prämissen arbeiten muß, kommt er zu folgendem historischen Ablauf der
Ereignisse: eine Synode von Alexandrien verurteilte Arius im Jahre 321,11 besonders Urk. 4 b: €vo<; OWj..lato<; (Jan.! Febr. 325)
einige Briefe des Arius und seiner Unterstützer. Arius und elf seiner Anhänger12 ver-
ließen Alexandrien, nachdem sie dort noch eine Weile geblieben waren (die Konflikte Urk. 18: Synodalbrief des Konzils von Antiochien (März 325).J7
werden in T] <pfAaQXo<; beschrieben), und fanden in Palästina Unterstützung; dies be-
zeugt eine palästinische Synode (321/322?). Nachdem Briefe an Alexander gerichtet Daraus ergäben sich einige wichtige Schlußfolgerungcn: 18 Das Schreibcn T] <plAaQXO<;
worden waren, schrieb dieser an Alexander, den Bischof von Byzantium, an Philogonius hätte eine größere Bedeutung, als bisher angenommen. Zum andercn wäre die Rolle des
von Antiochien und Eustathius von Beroea.D Arius wandte sich daraufhin an Eusebius Eusebius von Nikomedien für Arius selbst erst für einen späteren Zeitpunkt entschei-
von Nikomedien - ein weiterer Briefwechsel folgte - , und Asterius tauchte in der Ge- dend, während für die Frühphase eher auf Eusebius Pamphilus und Eusebius von Cäsarea
folgschaft des Arius auf. Die Reaktion war eventuell die Synode der 100 Bischöfe, wie es zu achten wäre. Und drittens erlaubte Eusebius von Cäsarea dem Arius und einigen sei-
in evo<; mtlj..laTo<; heißt.1 4 Arius fand bei den bithynischen Bischöfen Hilfe, wa~ sich auf ner Anhänger, im palästinischen Gebiet ihr Amt als Presbyter auszuüben, so daß die Ca-
der Synode von Bithynien niederschlug. Die Vorgänge im Osten weckten schließlich das nones 15 und 16 von Nicaea 19 als Reaktion genau auf die Vorgänge in Palästina anspie-
Interesse von Konstantin, der 324/325 Ossius nach Alexandrier. sandte. Erst zu dieser len würden. Schließlich wäre noch die Rolle des Asterius zu bedenken, von dem es heißt,
Zeit entstand nach R. Williarns evo<; OWj..laTO<;.15 Ossius reiste im März (?) 325 nach er habe frei und, ohne dazu aufgerufen worden zu sein, im Sinne des Arius gepredigt,20
Antiochien, während Konstantin schon beschlossen hatte, ein Konzil einzuberufen. was allerdings die Freundschaft der Bischöfe mit Arius beeinträchtigt habe.
Zunächst fand jedoch noch die Synode zu Antiochien unter der Leitung des Ossius
Es ist weiter zu fragen, wie die Quellen nach Nicaea (325) einzuordnen sind, beson-
statt;16 Eustathius von Beroea wurde gewählt, um auf dem Bischofsstuhl von Antiochien
ders auch die Thalia.
dem Philogonius nachzufolgen, der im Dezember 324 verstorben war. Auf dieser Synode
in Antiochien stand eine Mehrheit hinter Alexander von Alexandrien, wobei ein Syn- Für die genauere Bestimmung der zeitlichen Zuordnung der Thalia21 ist die einleitende
odal brief an Alexander von Byzantium verfaßt wurde. Das Konzil, das ursprünglich in Bemerkung bei Athanasius (de syn. 15) heranzuziehen, die zunächst davon spricht, daß
Ankyra abgehalten werden sollte, wurde nach Nicaea verlegt. es in Alexandrien Unruhen im Zusammenhang mit Arius gegeben habe (EXßATJÖ€~ xai
MLTQLßcf<;). Diese Unruhen werden von Athanasius mit einer Gruppe in Verbindung ge-
Wenn diese Darstellung von R. Williams zutrifft, dann ergäbe sich folgende Abfolge
bracht, die in Zusammenhang mit Eusebius steht: ltaQa twv :n:cQi EUOEßLOV. Um diese
der Quellen:
Urk. 6: Glaubensbekenntnis des Arius (321)

Urk. 10: Beschluß der palästinischen Synode (321)


17 Vgl. Williams, R., 1987, S. 58 f.; auch die weiteren Quellen vor Nicaea werden von R.
Urk. 14: T] <pfAaQXo<; (321/322) Williams behandelt (vgl. ebd., S. 59 f.). Nach der Explikation der zeitlichen Einordnung der
Thalia muß erneut auf diese Chronologie nach R. WilJiams zurückgekommen werden, da G. C.
Stead (vgl. ders., 1988, S. 90 f.) einige wichtige Einwände gegen Williams vorgebracht hat.
18 Vgl. WilJiams, R., 1987, S. 60 f.
9 Vgl. Stead, G. C., 1982, S. 73. 19 Vgl. Mansi 2,673 E - 676 B.
10 Vgl. Williams, R., 1987, S. 49 ff. 20 Vgl. Athanasius, de syn. 18 (245,29-31 Opitz).
11 Vgl. Athanasius, ep. ad Aeg. 22 (PG 25, 589 B). 21 Es läßt sich nicht genau entscheiden, ob der Titel der Schrift von Athanasius oder von Arius
12 Vgl. Urk. 4 b, 6 und 14 mit den Namenslisten. stammt. Die Formulierung bei Athanasius jedenfalls suggeriert, daß Athanasius diese Schrift
13 Vgl. Theodoret, h.e. 14,63 (25, 10-11 Parmentier). des Arius lediglich negativ bestimmen möchte, indem er sie in Zusammenhang mit einem Lied
14 Vgl. Urk. 4 b (8, 13 Opitz); vielleicht handelt es sich um Urk. 15! für ein Gastmahl bringt (de syn. 15 [242, 5 Opitz]). Sokrates dagegen (h.e. I 9; PG 67, 84 B)
15 Kritisch dazu Stead, G. C., 1988, S. 90 f. nimmt an, daß die Thalia mit diesem Titel von Arius stammt, wobei allerdings Sokrates auf
16 Vgl. Chadwick, H., 1958, S. 292 ff. Athanasius zurückgehen dürfte (vgl. Williams. R .. 1987. S. 271. Anm. 91).
46 § 4 Theologie des Arius 1. Chronologie der Quellen 47

Fonnulierung hatte sich in der Forschung eine Auseinandersetzung ergeben.22 W. R. Tel- Bei R. Lorenz stellte sich allerdings noch nicht das Problem, das von C. Kannengiesser
fer schlug als Lösung vor, daß Arius von den Eusebiar:em zurückge~iesen worden sei,~3 seit 1982 des öfteren aufgeworfen wurde. C. Kannengiesser32 rechnet nämlich damit, daß
während R. Williams 24 folgende Möglichkeiten der Ubersetzung embrachte: »After his die Thalia des Arius überarbeitet wurde, und zwar um das Jahr 350, eventuell von Aetius
excommunication, Arius under pressure from the Eusebian party, committed to writing a oder Acacius von Caesarea: »Blasph. 2, 3,4 refer to C. Ar. 1-2; Blasph. 1,4, 11, 19 de-
summary of his heresy [... ]«; JtaQU tWV lteQl EuaEßLOv könne aber auch >,from the pend direct1y or indirectly on Epis., from 356; Blasph.7 sounds like the ,Blasphemy of
Eusebian camp« oder »from the Eusebian point of view« bedeuten, genauso auch »at the Sirmium<<< from 357; '(ao<;, Öf,lOlO<;, Of,lOlOUGLO<; are rejected also by Eunomius.«33 Es
prompting of« oder »arising from the agen.~y of the Eusebians«.25 .Jedenf~l~ wurde - müßte jedoch die wesentliche Differenz zwischen Arius und den Neoarianem beachtet
das läßt sich trotz aller Schwierigkeit der Ubersetzung sagen - die Thaha Im Zusam- werden, da sie erstens die Ansicht des Arius nicht teilen, das Wesen Gottes sei für den
menhang mit Eusebianem geschrieben. Es fragt sich aber, wer diese Gruppierung ist. Es Sohn und die Menschen nicht aussagbar, und zweitens, daß der Sohn sein eigenes Wesen
dürfte sich wohl um einen Kreis handeln, der mit Eusebius von Nikomedien in Zusam- nicht aussagen und erkennen könne. 34 Nach C. Kannengiesser sei es die Absicht des
menhang steht, da Athanasius Eusebius Pamphilus für weniger bedeutend hielt und ihn Athanasius gewesen, Acacius von Caesarea als den neuen Arius zu präsentieren.35 Atha-
oft auch mit Eusebius von Caesarea identifizierte. 26 Mit ltEQl könnte zunächst an Theo- nasius will jedoch zeigen - so R. Williarns 36 - , daß die Entwicklung des Arianismus
gnis, Maris und andere Bischöfe gedacht sein, die Arius unterstützten. Gleichzeitig muß auf Arius zurückgehe, daß also im Duktus des Werkes von Athanasius (de syn.) schon
aber auch die Möglichkeit ins Auge gefaßt werden, daß es sich um theologisch verwand- eine Linie von Arius (de syn. 15) zu den späteren Arianem beabsichtigt ist; deshalb habe
te Denker wie Asterius, Leontius, Antonius von Tarsus usw. gehandelt habe, die sämtlich Athanasius in de syn. 15 (nach R. Williams) wohl die ursprüngliche Thalia des Arius ver-
als Schüler des Lukian von Antiochien galtenP Diese Lukianisten sind aber eher in Ver- wendet. 37 R. Williams geht dabei jedoch nicht darauf ein, daß Athanasius zunächst davon
bindung zu den Neo-Arianem zu bringen, da z.B. Leontius und Antonius von Tarsus als spricht, Arius habe wie auf einem Ga~tmahl ein Lied geschrieben; nach diesen Worten
Lehrer des Aetius angesehen wurden. 28 wäre zu erwarten, daß die ipsissima verba des Arius folgen. Auffällig ist jedoch der
Wechsel zwischen Plural und Singular in dem Auszug aus der Thalia: rpa[U'v (242, 11
Die Frage muß jedoch auch von einer anderen Seite her betrachtet werden, nicht alle~n
Opitz) und AESW (242, 21 Opitz). Obwohl dieser Wechsel nicht überbewertet werden
von der Äußerung des Athanasius, die in de syn. 15 zu finden ist. R. Lorenz versucht die
darf, könnte er doch darauf hindeuten, daß die Thalia nicht von ebler Hand stammt. Man
Abfassungszeit zum einen dadurch zu bestimmen, daß die Thalia die Grundlage für die
könnte dies nämlich auch so verstehen, daß dem Athanasius, als er de syn. schrieb, be-
Verurteilung des Arius auf der alexandrinischen Synode der 100 Bischöfe gewesen sei;
reits nur eine überarbeitete Fonn der Thalia vorlag. Und schließlich muß auch damit ge-
dies gehe aus Eve<; aWj.!ato<; hervor. 29 Dabei müßte jedoch beachtet werden, daß Urk. 4
rechnet werden, daß die Äußerung des Athanasius kurz vor dem Zitat aus der Thalia, wie
b lediglich von Schriften spricht (I'Qmpa<;: 7, 17) und zugleich den PI~ral verwendet:
sie oben besprochen wurde, nämlich daß die Eusebianer diese Thalia veranIaßt hätten,
AaAOÜalv. Diese Stelle in Urk. 4 b läßt damit nicht zwingend darauf schheßen, daß man
eine Polemik seinerseits sein könnte. 38 Wenn diese Vennutungen zutreffen, so könnte
auf der Synode der 100 Bischöfe in Alexandrien die Thalia gelesen habe, zumal sie in
dies bedeuten, daß einerseits die Thalia überarbeitet ist und andererseits eine zeitliche
Urk. 4 b als solche nicht erwähnt wird. Wichtiger scheint das Argument von R. Lorenz
Festlegung aufgrund der Erwähnung der Eusebianer unsicher erscheint. Lediglich das in-
zu sein, daß in der Thalia der Sohn in der Zeit entstehe,30 während der Sohn im Brief an
haltliche Moment, daß Arius hier von einer Entstehung des Sohnes in der Zeit spricht,
Eusebius von Nikomedien vor der Zeit und den Äonen entsteht)1
könnte auf eine frühe schriftliche Fixierung deuten, wobei das Jahr 323, das R. Williams
vorschlägt,39 nicht allzu abwegig sein dürfte.
22 Vgl. dazu besonders Telfer, W. R., 1936, S. 60 ff. und Kannengiesser, C., 1970, S. 346 ff. Demgegenüber konnte G. C. Stead überzeugend zeigen, daß das Rundschreiben love<;
(Kannengiesser schließt von dieser Bemerkung auf das Jahr 318/319 für das Entstehen der aWj.!ato<; nicht aus der Hand Alexanders stammen könne, sondern eventuell von Athana-
Thalia).
23 Vgl. TeUer, W. R .. 1936, S. 60 ff. .
24 Williams, R., 1987, S. 62; vgl. dazu auch Müller, G., 1952, Sp. 1084 und Kannenglesser, C., renz von >in der Zeit< und >vor der Zeit< auf einem Wechsel in der Meinung des Arius basiere
1970, S. 347. (vgl. ders., 1979, S. 49-52).
25 Williams, R.. 1987. S. 62. 32 Vgl. Kannengiesser, C., 1982, S. 16; ders., 1983, S. 146 ff.; ders., 1985, S. 70 ff.
26 Vgl. Williams, R., 1987, S. 63. 33 Kannengiesser, C., 1982, S. 16, Anm. 59 (sie!).
27 Vgl. Philostorgius, h.e. II 14 (25,10-15 Bidez). 34 Dies stellt Th. Kopeeek (vgl. ders., 1982, S. 54 ff.) in aller Schärfe für Aetius und Eunomius
28 Vgl. ebd ur 15 (46, 1-12 Bidez), 17 (47, 25 - 48,1 Bidez). heraus, zugleich die Ansicht des Arius, daß der Sohn/Logos adoptiert und deifiziert werde, und
29 Vgl. Lorenz, R., 1979, S. 50 ff; vgl. Urk. 4 b (8, 11-13 Opitz). . schließlich, daß die Weisheit oder der Lagos nur aufgrund des Willens des weisen Gottes exi-
30 De syn. 15 (242, 13 Opitz); die Angabe bei Larenz, R., 1979, S. 51, Anm. 19 L~t falsch! stiere; vgl. dazu auch Gregg, R. C. und Groh, D. E.. 1981, S. 19-24 und 50-70; Williams, R.,
31 Urk. 1 (3,2 Opitz); aufgrund dieser Differenz in theologischer Hinsicht muß auch R. Larenz, 1985, S. 2 ff.
ohne dies zu erwähnen, eine spätere Abfassungszeit für den Brief an Eusebius von Nikomedien 35 Vgl. Kannengiesser, C., 1982. S. 16; ders., 1985. S. 74.
annehmen, wenn er schreibt, daß die Auffassung der Thalia wegen dieses theologischen Unter- 36 Vgl. Williams, R., 1987, S. 66.
schiedes in die Anfangszeit gehöre, zugleich aber nach der Chronologie bei Opitz dieser Brief 37 Diese These von R. Williams in der Auseinandersetzung mit C. Kannengicsser muß später bei
des Arius in das Jahr 318 datiert wird. Diese Frage müßte bei R. Larenz noch eigens behandelt der Besprechung der Theologie des Arius nochmals aufgegriffen werden (vgl. §4.2h).
werden; so, wie er sein Argument konstruiert, ist es nicht schlüssig, insofern er die Abfas- 38 Mit dieser Möglichkeit rechnet auch R. Larenz (vgl. ders., 1979, S. 52).
sungszeit von Urk. 1 nicht in extcnso behandelt. Vielmehr nimmt R. Larenz an. daß die Diffe- 39 Vgl. Williams, R., 1987, S. 66.
48 § 4 Theologie des Arius 1. Chronologie der Quellen 49

sius verlaßt worden sei. 40 Da G. C. Stead eine sprachliche wie sachliche Nähe zu der zomenus mit dem Brief dieser beiden Theologen, die darin um Wiederaufnahme in die
Thalia feststellen konnte,41 trifft folgende Äußerung von ihm zu: »I have tried to show Kirchengemeinschaft baten. 54
that the anti-Arian polemic of <Evo; <JWf.!aTO; is c10sely based on the Thalia, precisely
Die Lage änderte sich für Arius relativ schnell, als im Jahre 326 Eustathius von Antio-
as excerpted in the de Synodis«.42 Die Konsequenz kann nur sein, daß die Datierung die-
chien gegen Eusebius von Caesarea polemisierte55 und einige kritische Anmerkungen
ses Rundschreibens nicht wie bei R. Williams auf das Jahr 325 fallen kann, da der Autor
über die Mutter Konstantins anbrachte. so daß die palästinischen Bischöfe gegen Eusta-
des Rundschreibens (Athanasius?) dann sicher auch die Ideen Kaiser Konstantins aufge-
thius intervenieren konnten und erneut Partei für Arius ergriffen. Eustathius wurde ver-
nommen hätte. 43 Ob man deswegen schon die Chronologie von Opitz wieder akzeptieren
mutlich im Jahr 327 exiliert.56 Daraufhin schrieb Konstantin einen Brief an Arius (327),57
muß, ist eine andere Frage. Geht man nämlich von der obigen Einordnung der Thalia in
worin er sein Erstaunen darüber ausdrückte, daß Arius nicht bereits eher erschien. Dies
das Jahr 323 (?) aus, dann könnte evo; <JWf.!ato; kurz darauf geschrieben sein, aber
setzt voraus, daß an Arius schon eine Einladung ergangen sein mußte (eventuell auf einer
noch vor dem Brief des Kaisers Konstantin (Oktober 324). Zugleich müßte dann nach G.
Synode); dieser war allerdings Arius nicht gefolgt. wohl in der Absicht, daß die Lage für
C. Stead auch T] <piAaQXo; wieder später als bei R. Williams datiert werden. 44 Die Kon-
ihn wesentlich günstiger war. wenn er von offizieller Seite eine Einladung erhielt, so z.B.
sequenz ist dann, daß der Brief Alexanders (Urk. 14) nicht mehr das Gewicht hätte wie
von Konstantin. Arius und Euzoius kehrten zurück. waren aber über das o!lOOU<JLO; ver-
bei R. Williams. 45
ständlicherweise zurückhaltend und brachten es nicht erneut in die Diskussion ein. Kon-
Für die weitere zeitliche Einordnung der Quellen sollen lediglich die relevanten Ereig- stantin, befriedigt darüber, schrieb einen Brief an Alexander von Alexandrien,58 vermut-
nisse behandelt werden, die in direktem Zusammenhang mit Arius stehen. 46 Nach Philo- lich in dem Glauben, daß Arius und Euzoius das Glaubensbekenntnis von Nicaea akzep-
storgius 47 seien nach dem Konzil von Nicaea Arius, eventuell auch Euzoius und die lybi- tiert hätten. Konstantin setzte Alexander unter Druck, Arius und Euzoius in Alexandrien
sehen Bischöfe in die Verbannung geschickt worden, während Sokrates 48 davon spricht, anzuerkennen. Arius scheint formell auf einer lokalen bithynischen Synode (328) und der
daß Eusebius von Nikomedien und Theognis die nicaenischen Beschlüsse unterschrie- Synode von Tyrus-Jerusalem (335) wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen
ben, dann aber ihre Meinung geändert hätten und deshalb exiliert worden seien. Sozome- worden zu sein, 59 indem dort das Glaubensbekenntnis des Arius akzeptiert wurde. 6o
nus dagegen behauptet, daß Eusebius von Nikomedien und Theognis das Glaubensbe-
Als Alexander von Alexandrien am 17. April 328 starb,61 wurde Athanasius sein Nach-
kenntnis unterzeichneten, nicht jedoch die Passage, welche die Verurteilung des Arius
folger. Ein wichtiger Schritt des Athanasius im Zusammenhang mit Arius war, daß dieser
aussprach. 49 Theodorct jedoch schreibt, daß Secundus und Theonas exiliert worden
im Jahre 331/332 nach Libya Pentapolis reiste 62 und dort, wie T. D. Bames argumen-
seien,50 während Philostorgius berichtet, daß Eusebius, Theognis und Maris einen Text
tiert. 63 auf den libyschen Episkopat Druck ausübte, um bei Ernennungen in den Episko-
unterschrieben haben, der das zentrale O!lOLOU<JLO; als Formel enthielt. Drei Monate spä-
pat die Bischofsstühle mit nicaeatreuen Kandidaten zu besetzen. Diese Vorgänge mußten
ter seien deshalb diese drei Theologen verbannt worden. 51 Diese Version des Philostor-
Arius in die Enge treiben, so daß er direkt beim Kaiser Konstantin protestierte (332/333).
gius ist aber äußerst unwahrscheinlich, da die Formel O!lOL01J<JLO; eine spätere theolo-
Arius brachte ein neues Glaubensbekenntnis ein,64 das besagt, daß der )"Oyo; der Sub-
gische Reflexion des Verhältnisses von Vater und Sohn darstellt. Athanasius' Bericht52
stanz Gottes avuQXo; sei. 65
aber »c1early implies that their condernnation was distinct from that of the c1erics anathe-
matized at the council«.53 Im Ganzen gesehen, dürfte die Version des Sozomenus zutref- Arius hatte in seinem Brief an Konstantin die zahlenmäßige Stärke der libyschen
fen, daß Eusebius von Nikomedien und Theognis das Glaubensbekenntnis unterschrie- Bischöfe für seine Sache hervorgehoben,66 so daß Konstantin wohl befürchtete, daß es in
ben, nicht jedoch die Verurteilung des Arius; dies ergibt sich aus dem Vergleich von So- Libyen zu einem Schisma kommen könnte. Der Brief Konstantins als Reaktion setzt vor-
aus, daß es in Libyen eine sehr unübersichtliche Situation gab (eventuell aus dem Jahre

40 Vgl. Stead. G. C .. 1988. S. 76 ff. Darauf wird im Zusammenhang mit der Interpretation dieses
Rundschreibens noch einmal zurückzukommen sein.
41 Vgl. ebd.• S. 86 ff. 54 Urk. 31 (65-66 Üpitz); dort wird genau dasselbe vorausgesetzt wie bei dem Bericht des Sozo-
42 Ebd .. S. 90. menus.
43 Vgl. Urk. 17 und Stead. G. C .• 1988. S. 91. Anm. 23. 55 Vgl. Sokrates. h.e. 123 (PG 67. 144 A) und Sozomenus. h.e. II 18. 4 (304. 11 Cf. ßidez).
44 Vgl. Stead, G. C .. 1988. S. 90 f. 56 Vgl. Barnes. T. D .. 1978. S. 57 ff.; Williarns. R .. 1987. S. 74.
45 Vgl. Williarns. R .• 1987. S. 60 f. 57 Urk. 29.
46 Z.B. soll nicht behandelt werden. wieviele Bischöfe auf dem Konzil von Nicaea waren. welche 58 Urk. 32 (66 Opitz).
Bischöfe Arius unterstützen oder wie das O!loouow<; in die Formel von Nicaea geraten ist. 59 Vgl. Williams. R.. 1987. S. 75.
Diese und ähnliche Probleme werden von Williarns. R .. 1987. S. 67 ff. eingehend diskutiert. 60 Vgl. Sokrates. h.e. 133 (PG 67.165 A); dabei handelt es sich eventuell um Urk. 30 bei üpitz.
47 Vgl. Philostorgius. h.e. I 9 a (10. 25-11. 16 Bidez). nämlich das Glaubensbekenntnis. das Arius einige Jahre zuvor an Konstantin übersandt hatte.
48 Vgl. Sakrates. h.e. I 8 (PG 67. 69 A). 61 Vgl. Athanasius. ep. fest. (PG 26.1351 B).
49 Vgl. Sozomenus. h.e. 121 (208. 11-14 Bidez). 62 Vgl. Athanasius. ep. fest. (PG 26.1352 B).
50 Vgl. Theodoret. h.e. I 8 (37. 19 - 38; 1 Parmentier). 63 Vgl. Barnes. T. D .. 1981. S. 232.
51 Vgl. Philostorgius. h.e. I 9 (10. 5-6 Bidez). 64 Vgl. Urk. 34 (70. 30 -71.6 üpitz).
52 Vgl. apol. sec. 7. 1 (93. 16-18 Opitz). 65 Vgl. Urk. 34 (70. 31 üpitz).
53 Williarns. R.. 1987. S. 71. 66 Vgl. ebd. (72.2 Opitz).
50 § 4 Theologie des Arius 1. Chronologie der Quellen 51

333), weil Konstantin Arius mit Ares, dem griechischen Gott des Kampfes, verglich 67 hen werden dürften).79 Damit soll jedoch nicht eine Sukzessions kette für den ersten Cle-
und in einem Edikt die Anhänger des Arius in Verbindung mit dem antichristlichen Phi- mensbrief betont werden, insofern es dort mehr um die Legitimation der Presbyter und
losophen Porphyrius brachte. 68 deren Einheit geht. Demgegenüber hält Origenes daran fest, daß der Bischof der autori-
sierte Lehrer der Kirche ist. 8o Dagegen scheint die Funktion des Arius zu sprechen, der
Nach dem bereits oben erwähnten Zusammentreffen der syro-palästinischen und kili-
von seinen Anhängern (zumindest der ersten Generation der sog. Arianer) als autoritative
kischen Bischöfe auf der Synode von Tyrus und Jerusalern schrieben diese im September
335 an Athanasius,69 um ihm ihren Entschluß mitzuteilen, daß sie Arius akzeptierten.
Person angesehen wurde. Bereits bei der Besprechung der Auseinandersetzungen in der
alexandrinischen Kirche im Jahre 313, verbunden mit den Namen Colluthus und Alexan-
Athanasius wandte sich deshalb an den Kaiser,70 wurde allerdings im November 335
der von Alexandrien, hatte sich gezeigt, daß der Vorsitz des einen Bischofs in Alexan-
exiliert. Als Arius dann nach Alexandrien kam,71 entwickelten sich dort Tumulte,72 so
drien nicht unangefochten war. Vielmehr waren die Presbyter dazu berechtigt, aufgrund
daß sich Arius in die Hauptstadt begab. 73 Aber nicht allein in Alexandrien stieß die An-
ihrer Ordination in der Kirche, der sie zugeteilt waren, die Schriften zu interpretieren.
nahme des Arius auf Vorbehalte; z.B. lehnte es Markell von Ankyra ab, an den Einwei-
Damit fiel den Presbytern wegen ihrer Stellung in der Kirche von Alexandrien eine ent-
hungsfeierlichkeiten in Jerusalem teilzunehmen, als er erfuhr, daß Arius wieder in die
scheidende Rolle zu, indem sie in der Schriftauslegung Autorität besaßen. R. Wil-
Kirchengemeinschaft aufgenommen werden sollte.74 Nachdem Konstantin eine weitere
liams 81 verweist in diesem Zusammenhang auf eine Stelle der Thalia, in der es heißt: 82
Sitzung der Jerusalerner Synode in der Hauptstadt abhalten lassen wollte, um das Pro-
Arius habe von den Weisen und Inspirierten gelernt, den {}80Ö[<XtXTOL. Der Episkop, der
blem mit Athanasius zu behandeln, reiste der größte Teil der Bischöfe von Jerusalem ab.
aufgrund seiner apostolischen Stellung Autorität besitze, dürfe nicht notwendigerweise
Die Gruppierung um Eusebius wandte sich an Konstantin, eine Synode über Markell von
als identisch mit der Person eines Lehrers gesehen werden.B 3 Arius könnte man in diesem
Ankyra abzuhalten, die im Sommer des Jahres 336 stattfand; Markell wurde dort der Hä-
resie des Paulus von Samosata verdächtigt.75 Die bithynischen Bischöfe setzten durch
diese Maßnahmen besonders auch den Bischof von Konstantinopel, Alexander von Kon-
stantinopel, unter Druck, Arius ebenfalls in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen. Nach 79 Vgl. 1 CIem 42.2 und 44. 4 ff.; vgI. dazu auch Harnack. A. v .. 1929. S. 88 ff.; J. D. Zizioulas
(vgl. ders .. 1985, S. 153) möchte dies in Zusammenhang mit dem einen Bischof in einer Ge-
dem Zeugnis des Athanasius76 befahl auch Konstantin dem Alexander von Konstantino-
meinde bringen. indem er hier besonders auf Ignatius und 1 Clem rekurriert und daraus Schluß-
pel, Arius zu akzeptieren. Gerade in dieser Situation verstarb Arius plötzlich.77 folgerungen für die eucharistische XOL vUJVLa oder die <Juva!;u; zieht. Für den ersten Clemens-
Neben den bereits oben für die Chronologie gezogenen Folgen und in der Konsequenz brief läßt sich dies jedoch nicht realisieren. indem dort keine klare Differenz von Episkopen
auch für die möglichen Einflüsse auf Arius etwa von Seiten des Eusebius von Nikome- und Presbytern gezogen wird. Auch der Bezug zu Ignatius hängt. historisch gesehen. daran, ob
die Briefe des Ignatius wirklich von ihm selbst stammen; eine Untersuchung dieser Frage liegt
dien oder von Asterius muß als Resultat dieser Untersuchungen festgehalten werden, daß
bei R. Joly vor (vgI. ders .. 1979. S. 17 ff.; zu Clemens Romanus vgI. auch Hübner. R. M ..
die Anhänger des Arius einen Presbyter unterstützten, was für die damalige Zeit sehr 1987. S. 69 ff.; zu Ignatius ebd.. S. 75 ff.); weiterführend zu Noet von Smyrna und Ignatius vgI.
ungewöhnlich war. Normalerweise basierte die Kontinuität wesentlich auf der vollstän- auch Hübner. R. M .. 1989. S. 279 ff. sowie ders .. 1989 a. S. 175 ff. Die Frage der ignatiani-
digen Sukzession, die in Zusammenhang mit den Aposteln und Bischöfen gesehen sehen Briefe kann in diesem Zusammenhang jedoch nicht diskutiert werden. Erst in der Tradi-
wurde. Die Kontinuität beruht auf der Identität der Paradosis, die von den Bischöfen ver- tio apostolica des Hippolyt von Rom (die Frage der Verfasserschaft dieser Schrift muß hier
bürgt wird. 78 Dies läßt sich bereits am ersten Clemensbrief nachweisen, der als Tradi- ebenfalls beiseite gelassen werden; vgI. dazu die Hinweise bei Grilimeier. A.. 1979. S. 231 ff.
tions- und Legitimationskette Gott-Christus-Apostel-Erstlinge aufstellte (Bischöfe und mit Literatur) wird deutlich als Sukzessionslinie »Gott-Jesus Christus-Apostel-Bischof« aufge-
Diakone, wobei die Episkopen mit den Presbytern in 1 Clem noch als identisch angese- stellt. wobei der Bischof vom Presbyter als different gedacht wird (vgI. trad. apo 1 ff. [2 ff.
Botte)). Der Bezug zu Ignatius von Antiochien mag zwar. historisch gesehen. fragwürdig sein.
aber zugleich müßte diese historische Sicht in eine geschichtliche überführt werden (vgI. § 2.4).
67 Vgl. ebd (69, 26 Opitz). Daraus ergibt sich. daß diese geschichtliche Entwicklung durch die Frage nach dem Sinn von
68 Vgl. Urk. 33. Geschichte (nicht schon in einem proleptischen Ereignis) möglich ist. so daß die historische
69 Vgl. Athanasius, de syn. 21, 2 (247. 22 - 248.17 Opitz). apo!. sec. 84. 2-4 (162. 28-163.10 Fragestellung als solche in den Raum der Geschichten (der Jetzt-Zeit) überholt ist.
Opitz). 80 VgI. Origenes. de princ. I praef. 2 (8. 20-28 Koetschau); Horn. Lev. 6. 6 (290-296 Borret);
70 Vgl. Sokrates. h.e. I 31-32 (PG 67. 164 AB). Sozomenus. h.e. II 28. 1 (356. 1 -2 Bidez). Theo- Horn. Num. 12.2 (248-252 Mehat); vgI. Carnpenhausen. H. v.. 1963. S. 262 ff. und bes. auch
doret. h.e. I 30 (87, 9 ff. Parmentier), Athanasius. apo!. sec. 86 (164.12; 165.5-9 Opitz). Neymeyr. U.. 1989. S. 96 ff. U. Neymeyr konnte zeigen. daß erst seit dem Weggang des Ori-
71 Vgl. Sokrates. h.e. I 37 (PG 67. 173 BC). genes die Lehrer auch Presbyter waren. Mit der bischöflichen Beauftragung des Origenes sei
n Vgl. Sozomenus. h.e. II 29. 1 (362, 1-3 Bidez); Sokrates. h.e. I 37 (PG 67.173 BC). die Phase einer nichtoffizieIIen Bindung an die Gemeinde verlassen worden (vgl. Neymeyr. U..
73 Vgl. Sokrates, h.e. I 37 (PG 67. 173 Cl. 1989. S. 102). Vor Origenes gilt: »Die von den Lehrern tradierte mündliche Überlieferung
74 Vgl. Sozomenus. h.e. II 33. 2 (378. 5-12 Bidez). meint nicht die Lehrtradition einer bestimmten Schule. sondern die kirchliche Paradosis.«
75 Vgl. Sokrates. h.e. I 36 (PG 67. 172 C), Sozomenus. h.e. II 33. 4 (378. 23-25 Bidez). (ders .• 1989. S. 94). Unter Paradosis bzw. Sukzession werde bei Clemens Romanus weder eine
76 Vgl. ep. ad Aeg. 19 (PG 25.581 B). ad Serap. 2 (179. 140pitz). bestimmte Schule noch eine Sukzessionskette verstanden (vg!. ebd.. S. 94).
77 Vgl. Athanasius. ep. ad Aeg. 19 (PG 25.581 BC). ad Serap. 3 (179. 15-28 Opitz). Sokrates. 81 VgI. WiIIiams. R.. 1987. S. 88 ff.
h.e. I 38 (PG 67. 177 A), Rufinus. h.e. I 13 (PL 21. 485 C - 486 A); die weiteren Umstände des 82 Vg!. contra Ar. 15 (PG 26. 20 C - 21 A).
Todes von Arius sind für unsere Belange nicht von Bedeutung. 83 VgI. dazu die Ausführungen von Zizioulas. J. D.. 1985. S. 171 ff.; R. Williams weist zu Recht
78 Es ist hier besser von ,Paradosis< zu sprechen als von ,Lehre<. insofern vor Origenes nicht eine darauf hin, daß die scharfe Distinktion zwischen einer episkopalen und lehrenden Sukzession
Lehrtradition einer bestimmten Schule gemeint ist (vg!. dazu Neymeyr, U.. 1989. S. 94). zu einseitig ist (WiIIiams, R.. 1987. S. 281. Anm. 26).
52 § 4 Theologie des Arius

Rahmen als Asketen,84 Schrift interpreten und Lehrer von Ideen 85 betrachten. R. Williams 2. Untersuchung der Quellen
ist hier aber von der scharlen Distinktion von >akademisch< und >katholisch< beherrscht;
er ordnet Arius in eine Schultradition ein, zu der er auch Clemens von Alexandrien, Ori-
genes und Eusebius Pamphilus rechnet, der ja nach obiger Untersuchung ein stärkeres
Gewicht erhalten sollte. R. C. Gregg weist jedoch darauf hin, daß schon bei den drei ge-
a) Das Glaubensbekenntnis des Anus (Urk. 6)
nannten Theologen das pastorale Leben der Kirche mit den theologischen Fragestellun-
gen ineinander geht. 86 Zum anderen müsse beachtet werden, daß die Sprache des Prologs
zur Thalia nicht zu dem Begriff 1')sOÖ[OaXtol passe.8 7 Außerdem bleibt zu bedenken, daß In dem Glaubensbekenntnis des Arius und seiner Anhänger, das diese an Alexander
diese angebliche Schultradition nur aufgrund der Bemerkung in der Thalia entwikkelt von Alexandrien sandten - ein Text, der von Athanasius und Hilarius unabhängig von-
wurde, während die obigen Anmerkungen in die Richtung deuteten, daß die Thalia selbst einander überliefert ist! - , wird zum einen die Agennesie Gottes hervorgehoben, zum
überarbeitet ist, also nicht primär schon als eine sichere Quelle für die Einordnung des anderen die providentielle Relationalität von Gott und Welt. Erst indem Gott von Arius
Arius verwendet werden kann. und seinen Anhängern als einer gedacht wird, d.h. unter Ausschluß jeglicher Zweiheit
oder Differenz in sich. ist es möglich, Gott als Grund von allem zu betrachten, also in
Aufgrund der hier vertretenen Chronologie ergibt sich eine Neubehandlung der Quel-
seiner Ökonomie. Insofern Gott der ungewordene (absolute), unbegründete Grund ist,
len für die Theologie des Arius in der Reihenfolge Urk. 6 - Urk. 1 - Urk. 4 b - Urk.
kann er als Einheit Andersheit setzen. Dabei wird von diesen (sog.) Arianem in dem Be-
14 - Urk. 30 - Urk. 34. Erst danach ist es möglich, auf den theologischen und philo-
griff ayivvTJt~ noch nicht der Unterschied von ungezeugt (ayEvVTJtog und ungewor-
sophischen Hintergrund sowie den Schriftgebrauch näher einzugehen, wobei sowohl Ein-
den (ayEvrJto<;) expliziert;2 die Differenz liegt vielmehr in der Gegenüberstellung von
flüsse von Arius' Zeitgenossen (etwa Eusebius von Nikomedien) als auch die seiner Vor-
>absolut< und >geworden<. Weil Gott absolut oder ungeworden ist, kann er sich auch
gänger untersucht werden sollen.
nicht wandeln (atQEJCto<;, avaAAOlWto<;). Neben diesen, im Rahmen einer negativen
Theologie explizierbaren Begriffen, fallen jene auf, die Gott als weise, gut, gerecht, als
Herrscher oder Richter kennzeichnen. 3 Wesentlich ist jedoch, daß zu Beginn dieses
Glaubensbekenntnisses die Subsistenz Gottes herausgestellt wird. 4
Diesem subsistenten Gott steht der Sohn gegenüber, der vor den Äonen geworden ist,
ein vollendetes Geschöpf (Xt[O'~) Gottes; Arius hebt den Sohn aber von allen anderen
Geschöpfen ab, indem er schreibt, der Sohn sei nicht wie eines der Geschöpfe. Durch den
Sohn hat der Vater die Äonen und das All geschaffen. 5 Einerseits wird hier die Differenz
von Vater und Sohn betont, andererseits die zwischen dem Sohn und der übrigen Schöp-
fung. Um den Sohn als vollendete Schöpfung von der kontingenten Kreation abzuheben,
sprechen diese Arianer davon, daß der Sohn in Wahrheit entstanden sei (gegen einen Do-
ketismus), und zwar aus dem Willen des Vaters. Der Vater als Ursprung des Sohnes
schuf diesen vor der Zeit, d.h. der Vater ist vor dem Sohn, so daß es keine zwei aQxal
geben kann. 6 Der Sohn darl nach Arius nicht als JtQOßOAT] verstanden werden, um die

! Vgl. Kannengiesser, C .. 1982. S. 8. Anm. 41.


Vgl. Grillmeier. A., 1979, S. 369.
Die Aussagen finden sich Urk. 6 (12, 4-7 Opitz). Biblische Grundlage dieser Aussagen ist Joh
17,3; Röm 16, 27; Mk 10,18 und 1 Tim 6,15 f.; vgl. Simonetti, M., 1975, S. 46, Anm. 1 (M.
Simonetti zitiert statt Mk 10, 18 die Stelle Mt 19, 17, was aber m.E. nicht zutrifft!).
4 M. Simonetti geht in seiner Interpretation des Briefes wie auch der gesamten Theologie des
Arius von diesem Gedanken aus: »Ario pone l'accento in maniera particolare sull'assoluta tran-
scendenza e unicitä di Dio« (ders., 1975, S. 46). Von da aus gelangt er zu der Einstufung des
84 Vgl. Epiphanius. pan. haer. 69. 3 (154. 15-19 HolI). der eine Kommunität von Nonnen im An- arianischen Denkens in einen rigorosen Monotheismus, wovon dann auch seine folgenden
hang des Arius erwähnt. Darlegungen geprägt sind (vgl. ebd., S. 46 ff.). Zu beachten wäre aber, daß Arius seinen denke-
85 Vgl. Williams. R .. 1987. S. 89 f. im Rahmen einer monastischen Bewegung. Diese These von rischen Ausgang nicht notwendig in der Trinitätslehre nimmt. so daß es auf das Verhältnis von
R. Williams wurde jedoch schon von W. Kölling vertreten (vgl. ders .. 1874. S. 97). Vater und Sohn bzw. der immanenten und ökonomischen Trinität ankäme. Ähnlich wie M. Si-
86 Vgl. Gregg. R. C .. 1989. S. 253. monetti auch Hanson, R. P. C., 1988, S. 7.
87 Vgl. Gregg. R. C .. 1989. S. 253 und Lorenz. R.. 1979. S. 119 ff.; Gregg. R. C./ Groh. D. E .. 5 Vgl. Urk. 6 (12, 7-10 Opitz).
1981. S. 58. 6 Ebd. (13,4 ff. üpitz).
54 § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 55

Monas Gottes nicht zu teilen,7 und der Sohn war nicht in einer früheren Existenzweise,8 ist noch nicht geklärt, was Arius unter dem Nichts versteht, d.h. ob das Nichts für das
obwohl Vater und Sohn zusammen existieren, nachdem der Sohn aus dem Willen des Verständnis einer solchen creatio nicht bereits wieder eine Bestimmung durch Gott vor-
Vaters hervorgegangen ist: auvuJtoatTjaavto<; aut4i tOÜ n:atQO<;.9 Vater und Sohn aussetzt. Dieser Ansatz wird im folgenden weiterverfolgt werden,14
sind nicht gleich-ewig und gleich-ungeworden, sie haben ihr Sein nicht zusammen, wie
aus dem Relationsbegriff von Vater und Sohn gefolgert werden könnte; denn der Vater Wichtig für die Beurteilung dieses Glaubensbekenntnisses des Arius ist, daß er und
kann nur dann Vater sein, wenn der Sohn ist, wie auch der Sohn nur Sohn sein kann, seine Gefährten keinen besonderen Schwerpunkt auf die Interpretation der Schrift legen,
wenn der Vater ist. Diese Interpretation der Relation (w JtQ6<; n) wird von Arius abge- sondern vom Glauben sprechen, den sie von den Vorfahren überliefert bekommen ha-
lehnt,10 Es wird hier jedoch von Arius eine doppelte Sichtweise herausgestellt: einerseits ben,15 Dies ist insofern von Bedeutung, als damit gerade die These A. v. Harnacks eine
kann Gott als Monas nicht zusammengedacht werden mit dem Sohn, insofern der Soh- Unterstützung finden könnte, in den Worten des Arius hellenistisches Gedankengut zu
nesbegriff impliziert, daß er nach dem Vater ist, obwohl der Vater als Vater nur dann ad- finden, da Arius und seine Gefährten die Unterscheidung von Vater und Sohn nicht bi-
äquat gedacht werden kann, wenn auch der Sohn ist, Aus der Sicht Gottes kann also nur blisch abzusichern scheinen.
Gott als solcher gefaßt werden, ohne den Sohn. In der faktischen Existenz nach der in-
karnation muß jedoch angenommen werden, daß der Sohn als Sohn in seiner Andersheit
zum Vater diesen wiederum impliziert. In der geschichtlich-inkarnatorischen Sicht kön- b) Brief des Arius an Eusebius von Nikomedien (Urk. 1)
nen also Vater und Sohn zusammen existieren. Insofern hier vom Sohn gesprochen wird,
muß auch der Vater in seiner Existenz als Vater gedacht werden. Dies hat zur Konse- Die Analyse des Glaubensbekenntnisses von Arius hat ergeben, daß es sich um eine
quenz, daß von Gott (in der ersten Perspektive, also als Monas) nicht in seinem Vatersein christologische Fragestellung handelt. Dies wird auch durch den Brief des Arius an Euse-
gesprochen werden kann, wenn der Sohn nicht ist. Ist aber der Sohn, muß auch der Vater bius von Nikomedien gestützt,16 Bei der Darstellung seiner eigenen Position, eingeleitet
als Vater thematisiert werden. durch TJ!JEU;,17 beginnt er sofort mit dem Sohn, um sich von Alexander abzugrenzen.
Wenn der Sohn von Arius als vorzeitlich, aber nicht gleichewig mit dem Vater ver- Richtig ist wohl die Feststellung von C. Kannengiesser,18 daß der einleitende Teil dieses
standen wird und der Sohn aus dem Willen des Vaters entsteht, also vom Vater in freier Briefes von Arius Affinitäten zur Präambel der Thalia aufweist, wie sie von Athanasius
Weise in eine distinkte Existenzweise gesetzt wird, so stellt sich die Frage, wie der Sohn in c. Ar. 1,5 überliefert ist; zugleich manifestiert sich die schroffe Gegenüberstellung der
zur Existenz gelangt; ist es eine Kreation des Sohnes in Gott selbst oder eine Schöpfung Meinungen; hier, im Brief an Eusebius, schreibt Arius über die Ansicht des Alexander
des Sohnes aus dem Nichts?ll Auch wenn an eine creatio in seipso (in deo) gedacht wird, von Alexandrien: dieser sage, Gott sei immer und der Sohn sei immer, zugleich Vater
muß nicht notwendig folgen, daß der Sohn damit in seinem Sein schon gleichursprüng- und zugleich der Sohn, der Sohn existiere in ungewordener Weise zusammen mit Gott,
lich wie der Vater ist. A. Grillmeier übersetzt Urk. 6 (13, 1 ff. Opitz) interpretierend fol- immer-geworden, ungeworden-geworden, [... ] der Sohn aus Gott selbst,19 In der Thalia
gendermaßen: »(wir kennen den Sohn) auch nicht als existierend in einer früheren Exi- dagegen heißt es: micht immer war Gott Vater, sondern es gab eine Zeit, in der Gott al-
stenzweise (d.h. undifferenziert in Gott) und nachher gezeugt oder hinzugeschaffen (in lein existierte und nicht Vater war. [... ] Nicht immer war der Sohn<.20 Arius fährt fort,
Gott selbst) als Sohn [... ]«.12 A. Grillmeier betont hier zutreffend, das Sein des Sohnes daß alles aus dem Nichts entstanden sei, der Logos von Gott selbst sei aus dem Nichts
sei nicht von sich aus notwendig, sondern beruhe auf dem Willen des Vaters; 13 richtig ist geworden;21 dies korrespondiert deutlich mit dem, was Arius in seinem Brief an Eusebius
auch, daß Arius die Teilung Gottes selbst vermeiden möchte. Zu bedenken wäre aber die schreibt: der Sohn habe ungeworden mit Gott zusammen existiert. Beide Ansichten,
These, daß bei diesem Gedanken des Arius keine >innergöttliche< Zeugung vorliegen nämlich das Referat der Meinung des Alexander in dem Brief des Arius und die Ansicht
könne. Wenn man nämlich herausstellt, daß eine creatio ex nihilo vorliegen müsse, dann des Arius selbst am Anfang der Thalia, beziehen sich in dieser Kontrastierung aufeinan-
der. Daraus muß nicht notwendig der Schluß gezogen werden, daß die Thalia kurz vor
dem Brief des Arius an Eusebius von Nikomedien geschrieben worden sei. 22
7 Erwähnt wird der Name Oualentinos (Valentinus); vgl. ebd. 02, 10 f. Opitz).
8 Ebd. (13, 1 f. Üpitz). Wie bereits im Brief an Alexander von Alexandrien betont Arius auch in diesem Brief
9 Ebd. 03,5 f. Opitz). an Eusebius von Nikomedien, daß der Sohn nicht ungeworden sei und nicht als Teil des
10 Ebd (13, 12 Opitz); vgl. auch die Ausführungen zu Colluthus (oben!).
11 R. P. C. Hanson spricht davon, daß man bei Arius keine Stelle finde, in der er von dem Her- 14 Vgl. § 6.2d.
vorgang des Sohnes aus dem Vater spreche: »Arius dislikes any statement that the Son is >from 15 Vgl. Urk. 6 (12, 3 Opitz).
(bd the Father [sie! I. because it implies that the Son is >a consubstantial part of him and like an 16 Neben dem griechischen Text sind zwei lateinische Übersetzungen erhalten, nämlich von Can-
issue<, and this means that God is composite and divisible and mutable and even corporeal.« didus und in einer Collectio (Rev. Ben. 26, 93).
(ders .. 1988, S. 8). Es müßte jedoch auch die Äußerung des Arius beachtet werden, daß der 17 Urk. 1 (2,9 Opitz).
Sohn aus dem Vater stammt (vgl. Urk. 30 [64, 6 Opitz]). Die Negation der Beurteilung dieser 18 Vgl. Kannengiesser, C., 1982, S. 6 f.
Stelle im Brief an Kaiser Konstantin hängt bei R. P. C. Hanson wohl damit zusammen, daß er 19 Urk. 1 (2, 1 ff. Üpitz).
diesen Brief als »colourless creed« (ders., 1988, S. 8) und »purely a plea for restoration, 20 C. Ar. 1, 5 (PG 26, 21 A).
without theological significance« (ebd., S. 9) bezeichnet. 21 Vgl. ebd.
12 Grillmeier, A., 1979, S. 365; vgl. dazu auch ebd., S. 370. 22 Ein Beispiel hierfür ist C. Kannengiesser (vgl. ders., 1970, S. 346 ff. und ders., 1982, S. 6); vgl.
13 Vgl. ebd., S. 370 (mit Anm. 41). dazu die Ausführungen über die zeitliche Einordnung der Quellen (vgl. § 4.1).
§ 4 Theologie des Arius
2. Untersuchung der Quellen 57
56

Ungewordenen verstanden werden könne. Auch sei der Sohn nicht aus einem Zugrunde- ist, unwandelbar, unsagbar, der Grund von allem. Durch den Sohn hat Gott alles geschaf-
liegenden entstanden (8; 1rn:OXEq..lEvOU nv~,23 sondern aus dem Willen des Vaters vor fen, so daß die Existenzweise des Sohnes auf die Schöpfung hin gedeutet wird. 3o In die-
den Zeiten und den Äonen. Während Alexander von Alexandrien in seinem Brief an ser Proexistenz des Sohnes deutet sich die Soteriologie im Denken des Arius an.
Alexander von Thessalonich von Arius behauptet hatte, dieser leugne die Gottheit Jesu
Christi,24 schreibt Arius in diesem Brief (Urk. 1), daß der Sohn Gott sei, einziggeboren,
unveränderlich (6100<;, 1l0VOYEVT]<;, avaAAoiwto<;25). Wenn Arius aber behauptet, der c) Das Rundschreiben EVO~ oWl--lato~ (Urk. 4 b)
Sohn sei Gott, impliziert dies nicht, daß seine Gottheit der des Vaters entspricht oder daß
der Sohn in dieser Hinsicht der Gott (0 6100<;) sei. Indem Arius vom Sohn sagt, er sei Wie oben bereits angemerkt, hat G. C. Stead gezeigt, daß das Rundschreiben EvO<;
Gott, aber nicht der Gott, kann er zugleich die Einheit Gottes bewahren, von der er in aWllUto<; nicht von Alexander von Alexandrien stammen könne, sondern daß Athana-
seinem Brief an Alexander gesprochen hatte; Gott allein ist dann, ohne schon Vater zu sius der Autor sein müsse. 31 Bereits J. A. Möhler hatte diese Vermutung geäußert32 und
sein oder genannt werden zu müssen, Gott im Vollsinn des Wortes, während der Sohn ihm waren J. H. Newman und A. Robertson gefolgt. 33 Aufgrund von Wort- und Stilun-
die Gottheit nur in abgeleiteter Form besitzen kann, insofern der Sohn geworden ist und tersuchungen,34 einem Vergleich der antiarianischen Stellung der Urk. 4 bund 1435 und
somit für seine Existenz eines Grundes bedarf. Weil nämlich der Sohn geworden ist, war der Nähe zur Thalia36 kommt G. C. Stead zu dem Ergebnis, daß Alexander von Alexan-
er vomer nicht, obwohl der Sohn vor der Zeit war. Weil der Sohn einen Grund hat, nicht drien lediglich Urk. 14 verfaßt habe, nicht jedoch Urk. 4 b. Für Eva<; aWllUto<; müsse
jedoch der Vater, deshalb (Öta toüt026) ist der Sohn aus dem Nichts, insofern er kein Athanasius als Autor angenommen werden: »I think it shows that Alexander's method -
Teil Gottes ist oder aus einem Zugrundeliegenden stammt.27 Er kann nach der Auffas- or lack of method - in treating the same points again and again without any overall
sung des Arius wohl deshalb nicht Teil Gottes sein, da Gott sonst materialistisch gedacht cD?trolling design contrasts very strongly with the orderly procedure followed in <Evo<;
würde. Eusebius von Nikomedien bestätigt in dem erhaltenen· Ausschnitt seines Briefes,28 aWllUto<;.«37
daß das, was geschaffen worden ist, nicht wat, bevor es wurde, und daß das Gewordene
einen Anfang bzw. einen Grund seines Seins bedürfe. 29 In dem Rundschreiben Eva<; aWiJlXto<; wird die christologische Problematik hervorge-
hoben, wenn es heißt: XQl(Jtof,Uixo~ ö~&iaxovtE<; axoatualav. 38 Als Vertreter dieser
Damit ergibt sich folgendes Bild der Theologie des Arius: der Sohn ist geworden, und Anschauung nennt Athanasius nicht allein den Arius, sondern neben diesem noch einige
zwar vor der Zeit und vor den Äonen; er entstand aus dem Willen Gottes, ist selbst Gott, Presbyter wie Achileus, Aeithales usw., einige Diakone (z.B. Euzoius) und zwei Episko-
aber nicht der Gott. Bevor er entstand, war der Sohn nicht und der Vater war nicht als pen, nämlich Sekundas und Theonas.3 9
Vater. Weil der Sohn entstand, ist er nicht unwandelbar und gehört in den Bereich der
Geschöpfe, aber nicht wie eines der Geschöpfe. Der Grund des Sohnes ist Gott, der einer Athanasius scheint in diesem Brief die Ansichten der sog. Arianer zu referieren, indem
er schreibt: diese lehren, was den Schriften widerspricht. 40 Nach Athanasius lassen sich
folgende Aussagengruppen zusammenstellen,41 die die Arianer vertreten haben sollen:
23 Vgl. Urk. 1 (3, IOpitz).
24 Vgl. Urk. 14 (20, 7 Opitz). Gott war nicht immer Vater, sondern es gab eine Zeit, als er nicht Vater war.
25 Urk. 1 (3, 2 f. Opitz). Der Logos Gottes war nicht immer, sondern er entstand aus dem Nichts. Gott schuf
26 Urk. 1 (3,5 Opitz). den Nichtseienden aus dem Nichts. Deswegen gab es eine Zeit, als er nicht war.
2:1 Vgl. Urk. 1 (3,5 f. Opitz). In dieser Aussage ist nur enthalten, daß man sich das Verhältnis von
Gott und Sohn nicht so vorstellen kann, daß der Sohn partiell in Gott enthalten ist. Wenn Arius
hier schreibt, daß nur Gott ohne Grund gedacht werden könne, dann impliziert dies nicht, daß
für das Verhältnis von Gott und Sohn ein >extra Deo< angenommen werden müßte, und zwar in 30 Dies wird von Arius in einer doppelten Weise verstanden: einerseits ist durch den Sohn alles
dem Sinne, daß der Sohn seine Existenzweise notwendig aus dem Nichts erhalte, das Gott ge- erschaffen, d.h. Gott ist aktiv in einem anderen (Mittler), andererseits wird der Sohn selbst als
G~schöpf (Xtl0l-lU) ge~cht. jedoch entsprechend den Ausführungen in Urk. 6 (vgl. § 4.2a) in
genüber gedacht würde, damit Gott in einem Willensakt aus dem Nichts, das eine absolute An-
dersheit zu Gott darstellte, den Sohn erschaffe, als ob das Nichts in absoluter Negativität Gott DIfferenz zur GesamtheIt der anderen Schöpfung.
gegenüber einen Selbstand besäße. Insofern ist hier nichts ausgesagt über das genauere Ver- 31 VgL Stead. G. c.. 1988, S. 76 ff.
hältnis von Gott, Vater, Sohn und Nichts.
32 VgL Möhler, J. A .. 1844, S. 174.
33 Belege bei Stead. G. C., 1988, S. 76. Ansonsten wurde durchgängig Alexander von Alexan-
28 Urk. 2 (3 Opitz).
29 Als Unterstützer seiner Ansichten nennt Arius selbst Eusebius von Caesarea, Theodotus von
drien als Autor angenommen, so von E. Schwartz. G. Bardy, H. Lietzmann, M. Simonetti. J.
Laodicea, Paulinus von Tyrus, Athanasius von Anazarbus, Gregor, Aetius von Lydda und die Kelly. R. Lorenz und T. Barnes. um hier nur einige zu nennen (vgl. Stead. G. c., 1988. S. 76).
Bischöfe des Ostens, außer Philogonius von Antiochien, Hellanicus und Macarius (vgl. Urk. 1 34 Vgl. Stead. G. C., 1988, S. 76--82.
[2,4 ff. Opitz] und Hanson, R. P. C., 1988, S. 6). Interessant ist, daß in Co!. Rev. Ben. statt 35 Vgl. ebd.. S. 82-S6.
Aetius der Name Eutychius zu finden ist (2, 4 Opitz). Diese Anhänger glauben wie Arius: 36 VgL ebd, S. 86-90.
:ltQOVJUiQXEL () {}EO<; tOU utou avaQXw<;. Der Vorwurf an Philogonius, Hellanicus und Maca- 37 Ebd .. S. 85.
rius lautet: in ihrer Konzeption sei der Sohn eine EQEU"fI1 (eructatio oder eruptio in den lateini-
38 Urk. 4 b (7, 1 Opitz); vg!. ebd. (7,8 Opitz).
39 Ebd (7. 14 ff. Opitz).
schen Fassungen); dies entspricht Ps 45 (44), 2: EsllQeU!;ato T] X«Qbla !-l0u AOYOV aya{}Qv
(vg!. auch Origenes, in Joh. 1. 38 [280 ff.; S. 49 f. Preuschen]). Neben diesem Vorwurf steht 40 Ebd. (7, 17 Opitz).
der der :ltQOßOAT] (ernissio oder proboIe in den lateinischen Texten) oder des ouvuyEVVT]to<;. 41 Ebd. (7, 19 ff. Opitz).
58 § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 59

Denn der Sohn ist ein Geschöpf. Seiner ouata nach ist der Sohn dem Vater nicht denken, wenn es in einem Subjekt nicht zwei Handlungsträger geben kann, die sich prin-
ähnlich. zipiell widersprechen könnten?44 Dies wäre genau das Problem, das sich in äußerst
scharfer Weise dem Apollinaris von Laodicea gestellt hatte. 45 Diese Fragen können je-
Er ist nicht wahrer Logos und der Natur nach Logos des Vaters, auch ist er nicht die
doch nicht an dem Brief des Athanasius entschieden werden, da sich dieser entschieden
wahre Weisheit von ihm, sondern eines der Geschöpfe. Der Sohn wird nur auf un-
gegen die arianische Meinung wehren möchte; dies zeigt sich in seinen Versuchen, die
eigentliche Weise Logos und Weisheit genannt, entstanden durch den eigenen Lo-
einzelnen Aspekte der sog. arianischen Lehre zu widerlegen. 46 Die Basis dafür ist bei
gos Gottes und die Weisheit in Gott, in der Gott alles und den Sohn geschaffen hat.
Athanasius vornehmlich die Schrift, die er ausgiebig zitiert, um seine Ansichten zu stüt-
Der Logos des Sohnes ist deshalb wandelbar. zen, so z.B. Joh 1, 1; 1, 3; 1, 18 USW. 47 Es scheint in der Auslegung dieser Stellen Kon-
troversen gegeben zu haben. Richtig dürfte für den Brief des Athanasius auch die Fest-
Dieser Logos ist dem göttlichen Sein fremd und von ihm unterschieden.
stellung von C. Kannengiesser48 sein: »The Arian statements refute the position of
Der Logos erkennt den Vater nicht vollkommen und genau, und er kann ihn nicht Alexander, which was denounced in U. 1, rather than developing Arius' own doctrine
vollkommen sehen. evident in this same letter.«49 Diese Quelle kann deshalb nur dazu verwendet werden, auf
Denn der Sohn weiß auch seine eigene ouata nicht.
Geschaffen wurde er für uns, damit Gott uns durch ihn wie durch ein Werkzeug er-
die Unterscheidung von Th. de Regnon zwischen der griechischen und der lateinisch-scholasti-
schaffe.
schen Trinitätslehre (vgl. ders., 1892, S. 335 ff. und 428 ff.) zum oben Ausgeführten hinzu,
dann ergibt sich, daß die griechische Trinitätsauffassung dem biblischen Sprachgebrauch näher
Von dem, was bisher von Arius erarbeitet wurde, unterscheidet sich dieses Referat da- steht als die lateinische (vgl. Rahner. K., 1967, S. 165). Dieses Urteil K. Rahners kann insofern
durch, daß Athanasius eine Lehre von zwei Logoi erwähnt; der eigentliche Logos gehöre noch erweitert werden, als dann auch die christologische Konzeption des Ostens dem bibli-
in die Sphäre Gottes, der Sohn aber werde lediglich uneigentlich Logos genannt. Insofern schen Sprachgebrauch näher kommt als die westliche. Daraus folgt dann für die arianische
dieser uneigentliche Logos vom eigenen Logos Gottes geschaffen werde, ergibt sich die Kontroverse im Zusammenhang mit der Hellenisierungsfrage. daß nicht schon aufgrund der
Wandelbarkeit dieses uneigentlichen Logos, die Differenz zum Logos Gottes und die Unterscheidung von {lEOc; und 0 {lEGe; für den Sohn und den Vater eine Hellenisierung des
Chri~tentums vertreten werden kann. Vielmehr wäre umgekehrt die Nähe zum biblischen Den-
eingeschränkte Erkenntnisweise des Sohnes gegenüber dem Vater bzw. Gott. 42
ken zu betonen.
Ferner besteht ein Unterschied darin, daß der Sohn auch sich selbst nicht in seiner 44 Dieses Problem zweier Handlungsträger in einem Subjekt könnte dadurch gelöst werden, daß
ouala, wie sie ist, erkennen kann. Die wesentliche Differenz zu dem, was Arius in sei- man von einem <JWfUX aljJuxov spricht. Ausführlich wird darauf im nächsten Kapitel (§ 4.2d)
nen Briefen vertreten hat, besteht demnach in der Lehre der Logoi. Es ist deshalb zu fra- eingegangen.
gen, wie Arius und seine Anhänger - denn auf diese wird ja in gleicher Weise Bezug 45 Apollinaris von Laodicea machte Paulus von Samosata. Photin von Sirmium und Markell von
Ankyra den Vorwurf, daß bei ihnen Christus zu einem von Gott inspirierten Menschen gemacht
genommen - diese Logoi bestimmen, d.h. wie der Logos in Christus zu verstehen ist,
werde, zu einem av{lQu)J(oC; Ev{}~-OC; (vgl. Apodeixis Frg. 15 [209 Lietzmann]). E. Mühlenberg
und zwar auch auf dem Hintergrund der Behauptung des Arius, der Sohn sei Gott, aber
konnte zeigen, daß der Ansatz der Christologie bei Apollinaris in der Gegnerschaft zu dieser
nicht der Gott. 43 Wie ist dann das Verhältnis von Logos und Seele in Jesus Christus zu
Christusdeutung liegt (vgl. ders., 1969, S. 111-149): »Nicht ein Mensch von der Erde ist der
aus dem Himmel herniedergestiegene Mensch«, so schreibt Apollinaris (vgl. Apodeixis Frg. 17
42 G. C. Stead ist gegenüber der Redeweise der zwei Logoi in Evae; <JWfUXtoe; sehr skeptisch. [209 Lietzmann]; Übersetzung nach Hübner, R. M.. 1985, S. 191; vgl. auch Anacephalaeosis
insofern es das Anliegen des Athanasius war. die Position des Arius anzugreifen; durch die 1-3 [242, 24 - 243. 3 Lietzmann]). Sehr deutlich stellt hier R. M. Hübner die soteriologische
zwei Logoi soll nach Athanasius gezeigt werden, daß Arius den Sohn depotenziere, d.h. als Basis der apollinaristischen Argumentation heraus, wenn er schreibt: »Weil nur Gott den Men-
einen der Geschöpfe nimmt. Stärker müßte aber hervorgehoben werden, daß der Sohn zwar ge- schen erlösen kann, kann der Erlöser Christus nur ein göttliches. nicht aber ein menschliches
schaffen, aber nicht wie eines der Geschöpfe ist: »Contrasted with God the Father he must in- Subjekt sein.« (ders .. 1985, S. 193). Das Problem für Apollinaris war, wie im Erlöser dann ein
evitably be seen as belonging to the created order; but if we consider his place within that or- Subjekt gedacht werden könne; denn die Erlösung sei nur die Tat Gottes; zugleich sei die Erlö-
der, he appears as first-born and unique.« (Stead. G. C., 1985, S. 157). Auf die Rolle des Logos sung vom Tod nur durch den Tod Christi gewährleistet. Gott selbst müsse dann das Subjekt des
wird im theologiegeschichtlichen Teil nochmals detailliert zurückzukommen sein (vgl. § 6.2g). Erlösungsleidens sein (vgl. Apodeixis Frg. 95 [229 Lietzmann]). Apollinaris hielt jedoch an
43 Vgl. Urk. 1 (3,2 f. Opitz): nur {}fae; für den Sohn. K. Rahner stellt in einem Aufsatz zur Ver- dem Grundsatz fest. daß Gott nicht leiden könne, insofern er Gott ist (vgl. Kata meros pistis 11
wendung des Begriffes {lEae; bzw. 0 {lEOc; nach einigen systematischen Überlegungen zur Aus- [171, 3-11 Lietzmann]). Leiden kann nur ein Mensch: in der Erlösung deshalb Jesus Christus.
einandersetzung des heidnischen (besonders des griechischen) und des biblischen Gottesbegrif- Dieser kann jedoch kein eigenes göttliches Subjekt neben Gott selbst sein. An die Stelle des
fes fest: »«Gott» ist insofern [ ... ] bezüglich der Personalität allgemeiner Begriff und kann menschlichen Pneumas (Person und Geist im Sinne des Apollinaris) tritt deshalb der Logos
darum für jede der drei Personen einzeln und für alle drei zusammen supponieren.« (ders., (vgl. ApodeL'Xis Frg. 48 [215 Lietzmann]); ausführlich zum Ganzen Hübner, R. M., 1985, S.
1967 a, S. 144). Nach eingehenden exegetischen Untersuchungen für das NT betont K. Rahner, 191 ff.
>>daß für die Männer des NT [... ] 0 {lEOc; tatsächlich den Vater bezeichnete und nicht bloß für 46 Vgl. Urk. 4 b (8,16 ff. Opitz).
ihn supponierte, daß darum für sie 0 {lEOc; ebenso genau und präzis war wie das Wort »Vater»« 47 Vgl. Urk. 4 b (8,18 und 20 Opitz).
(ebd., S. 164). Die Konsequenz ist, daß 0 {lEae; im NT zunächst nicht das eine, göttliche Wesen 48 Dies trifft auch unbeschadet der Tatsache zu, daß C. Kannengiesser Alexander von Alexan-
meine, das dann wiederum in den drei Hypostasen subsistiere, sondern konkret eine Person, die drien als Autor des Briefes annimmt.
in sich das göttliche Wesen ursprunglos besitzt (vgl. ebd., S. 165). Nimmt man nach K. Rahner 49 Kannengiesser, c., 1982. S. 8.
60 § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 61

das Problem der beiden Logoi aufmerksam zu machen, und zwar auch im Hinblick auf sagbare Weise. 55 Wie der Vater sei der Sohn unwandelbar und unveränderlich. 56 Damit
die Gottes- und Selbsterkenntnis des Sohnes. scheint sich Alexander deutlich von Arius und seinen Anhängern abzusetzen. Er stellt
scharf heraus, daß der Sohn nicht in der Differenz zum Vater gedacht werden könne, wie
dies Arius getan hatte. Aus dem Brief des Arius (Urk. 6) wurde jedoch deutlich, daß er
d) Der Brief Alexanders von Alexandrien an Alexander von Thessalonich gelehrt hatte, der Sohn sei ein Geschöpf, aber nicht wie eines der Geschöpfe. Die Pro-
(Urk.14) blematik liegt also in der Frage der Gottheit des Sohnes und seiner Geschöpflichkeit; wie
ist die Heilsökonomie im Sinne des Arius zu bestimmen? In welchem Verhältnis stehen
Gottheit und Menschheit in Christus?
Der Brief Alexanders von Alexandrien an seinen Namensvetter in Thessalonich kann
nicht primär dafür verwendet werden, den Horizont der arianischen Theologie zu erar- Abgesehen von der Differenz zwischen den Ansichten des Arius und des Alexander in
beiten, da Alexander von Alexandrien sich gegen diesen pointiert zur Wehr setzt; trotz ihrer theologischen Auffassung über den Sohn, zeigt der kurze Abriß des Briefes von
dieser Einschränkung ist es möglich, einen wichtigen und entscheidenden Aspekt aus Alexander von Alexandrien an Alexander von Thess al on ich, daß die Christologie das
diesem Brief abzuleiten, der für die spätere Interpretation bedeutend sein wird. Alexan- Zentrum der arianischen Wirren ist, und zwar gerade deshalb, weil Alexander heftig auf
der schreibt nämlich in diesem Brief, daß Arius und Achilleus in eine christologische diese Frage reagiert. Die Christologie muß im Zusammenhang mit der Schöpfungs lehre
Perspektive einzuordnen seien, daß also die Aussagerichtung von Arius darin besteht, die und der Soteriologie gesehen werden, implizit und in der weiteren Folge dann auch mit
Rolle Christi zu klären. Der christologische Aspekt wird von Alexander in Zusammen- der Trinitätslehre, insofern der Sohn als Sohn nur in Beziehung zum Vater gedacht wer-
hang mit der Soteriologie gesehen; er betont, es sei eine Auseinandersetzung als ein den kann;57 deshalb müssen diejenigen Interpretationen mit Zurückhaltung verwendet
Kampf um Christus gewesen (XQlcrto~XOV50); dabei sei die Gottheit unseres Retters werden, die das arianische Denken allein von der Trinitätslehre her zu erklären versu-
geleugnet worden. 51 Nach der Ansicht Alexanders hätten diese ersten Arianer gelehrt, chen. Der Zusammenhang zur Schöpfungslehre ergibt sich aus der Behauptung des Arius
daß der Sohn aus dem Nichts entstanden sei, seine Natur also wandelbar und Christus wie auch der des Alexander, daß der Vater durch den Sohn das All geschaffen habe,
nicht essentiell Sohn Gottes sei und mit diesem keine Gleichheit besitze. 52 Besonders während der Unterschied zwischen diesen beiden theologischen Auffassungen darin be-
ausführlich setzt sich Alexander mit der Meinung auseinander, daß der Sohn aus dem steht, wie die Geschöpflichkeit des Sohnes zu interpretieren sei. Wenn Arius den Sohn
Nichts entstanden sei, bzw. daß es eine Zeit gegeben habe, in der der Sohn nicht war. Der als Geschöpf, aber nicht wie eines der Geschöpfe konzipiert, so impliziert diese Äuße-
Sohn sei entstanden, damit der Vater durch ihn die Welt schaffe; auch die Zeit und die rung, daß der Sohn selbst aufgrund der subordinatianistischen Strukturalität der Schöp-
Äonen seien durch den Sohn entstanden: 53 mvta Öl' amoü xaL EU; m:"ov Exnatav fungsordnung zuzuweisen sei. Wie diese Schöpfung des Sohnes genauer zu verstehen ist,
xai auto<; Ecrn JtQo mvtwv. 54 muß an anderen Texten des Arius expliziert werden, obwohl Alexander einen ersten
Hinweis dafür gibt; er schreibt nämlich, daß Arius gelehrt habe, der Sohn sei aus dem
Demgegenüber stellt Alexander von Alexandrien in einem eigenen Glaubensbekennt- Nichts entstanden, und demgegenüber festhält, der Sohn sei aus dem Vater geworden.
nis heraus, daß der Sohn, der eine Herr Jesus Christus, der einziggeborene Sohn Gottes, Zum anderen wird von Arius wie auch von Alexander der Bezug zur Soteriologie auf-
nicht aus dem Nichts entstanden sei, sondern aus dem Sein des Vaters, und zwar auf un- recht erhalten, indem durch den Sohn das Heil oder die Rettung für die geschöpfliche
Wirklichkeit erwartet wird.
50 Vgl. Urk. 14 (20. 6 Opitz). Wenn dieser immanente Bezug von Soteriologie und Schöpfungs lehre innerhalb der
51 Ebd. (20, 7 Opitz). Als Unterstiitzer dieser Ansicht nennt Alexander von Alexandrien drei Christologie zutrifft, dann kann diese christologische Fragestellung nicht primär daraus
Bischöfe (vgl. ebd. [25. 16 Opitz]); dabei dürfte es sich nach Sozomenos (h.e. I 15, 11) um
erklärt werden, daß man sie aus der Trinitätslehre abzuleiten versucht; einige Interpreten
Eusebius Pamphilus, Paulinus von Tyrus und Patrophilus von Scythopolis handeln. Nach
Alexander von Alexandrien benutzten sie Stellen aus der Heiligen Schrift, die die menschli- beginnen bei ihrer Erklärung der arianischen Theologie mit der Aseität Gottes;58 nur der
chen Schwächen Christi herausstellen, um dessen göttliche Unterordnung zu betonen (vgl. Urk. Vater oder Gott könne in sich einer sein, der grundloser Grund von allem sei; dann muß
14 [26, 20 ff. Opitz]). jedoch stets erklärt werden, wie der Sohn aus dem Vater hervorgeht. Die Schlußfolge-
52 Urk. 14 (20, 7 ff.Opitzl. rung des Arius (in dieser Interpretationsrichtung) sei dann, daß der Sohn auf die Seite der
53 Ebd (22,4 ff. Opitz). Kreatürlichkeit gehöre. Damit bleibt jedoch ein wesentliches Problem bestehen, und zwar
54 Ebd. (23, 26 f. Üpitz). Dieser Bezug zur Existenzweise des Sohnes vor der Zeit ist insofern auch unabhängig davon, daß Alexander die arianischen Wirren hauptsächlich als Pro-
aufschlußreich, als Alexander nicht auf die Aussage der Thalia rekurriert, der Sohn sei in der
Zeit entstanden. Dies läge nämlich der Polemik bzw. der Abgrenzung Alexanders näher. Die
These wird dadurch wiederum unterstützt (vgl. § 4.1), daß ij ~lAaQXO<; früher anzusetzen ist 55 Vgl. Urk. 14 (27, 4 ff. Üpitz). Dies wird später eine Rolle spielen, wenn es um die Frage der
als die Thalia. Zum anderen müßte bedacht werden - falls man einer Revision der Chronolo- genauen Interpretation des Verhältnisses von Vater und Sohn geht, also implizit auch um die
gie nicht zustimmt -, wie der Wechsel der Ansicht bei Arius selbst zu interpretieren sei, näm- Identität oder Differenz von Gott und Nichts (vgl. § 6.2d-f).
lich die Entstehung des Sohnes in der Zeit (Thalia) und vor der Zeit (Urk. 6). Dies hätte dann 56 Urk. 14 (27, 13 f. Opitz).
weiter zur Folge, daß auch die Äußerung Alexanders von Alexandrien an Alexander von Thes- 57 Dies gilt unbeschadet der Nichtgleichheit in der zeitlichen Perspektive, also der Nicht-Gleich-
salonich schwer zu verstehen wäre (bei Arius: die Entstehung des Sohnes vor der Zeit), wenn ursprünglichkeit.
die alte Chronologie von Üpitz zuträfe und die Thalia die ipsi~sima verba des Arius böte (vgl. § 58 Vgl. z.B. Wiles, M.. 1962, S. 342; Stead, G. C., 1964, S. 17 ff.; Ricken, F., 1969, S. 322 ff. und
4.1). Hübner, R. M., 1979, S. 10 ff.
62 § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 63

Illem der Christologie darstellt. Die Frage ist nämlich, warum sog. orthodoxe Theologen rung. daß der Sohn aus dem Vater stamme, mit der früheren Meinung zu verbinden sei,
nicht zu einer solchen Schlußfolgerung wie Arius kamen, obwohl sie wie dieser die Age- nämlich daß der Sohn aus dem Nichts komme. Hat sich bei Arius eine Änderung seines
nesie Gottes herausstellten. Denn es wird - systematisch gesprochen - auch in einer Denkens vollzogen oder ist es lediglich eine Anpa~sung an eine vorgeformte Meinung?ö4
Christologie die Trinitätslehre stets mitbedacht, indem jede Aussage über Christus Weiter schreiben Arius und Euzoius. daß sie an den Heiligen Geist glauben. an die Auf-
zugleich entweder die Identität mit Gott oder die Differenz zu ihm betont; dabei muß erstehung des Fleisches. das Leben des künftigen Äons. die Herrschaft der Himmel, die
hervorgehoben werden, daß eine unterschiedliche Denkrichtung vorliegt. Bi besteht ein eine katholische Kirche Gottes von den Enden bis zu den Enden. 65
Unterschied, ob jemand sagt, daß Gott stets als absolut und ungeworden zu denken und
Arius und Euzoius betonen, daß sie mit diesem Glaubenssymbol in Übereinstimmung
deswegen der Sohn (als eingeborener Sohn des Vaters) geworden sei, oder ob jemand
mit der Hl. Schrift stehen, d.h. ihre Basis sollte die Schrift sein. Mit diesem Symbolurn
davon spricht, daß der Sohn geworden ist und deswegen der Vater aufgrund seines
sind sie aber nicht prima facie schon von ihrer früheren Meinung abgewichen; die Diffe-
Schöpferdaseins ungeworden sein müsse. Es ist die Differenz einer katabatischen und
renz scheint auf den ersten Blick primär im Hervorgang des Sohnes aus dem Vater zu
einer anabatischen Denkrichtung. Deshalb ist R. Lorenz zuzustimmen, wenn er schreibt:
liegen. Dieser Unterschied wird von den meisten Interpreten zu wenig aufgegriffen,
»Die Theologie des Arius ist in erster Linie Christologie.«59 Dies gilt jedoch nur inso-
wenn z.B. C. Kannengiesser davon spricht, daß es zu den Urkunden I, 4 b oder 6 keine
fern, als er die anabatische Denkrichtung beachtet, zunächst aber soteriologische und
Kontradiktionen gäbe. 66 Dies trifft jedoch nur dann zu, wenn der Hervorgang des Sohnes
schöpfungstheologische Aspekte beiseite läßt. Wenn die obige Interpretation der Aussa- aus dem Nichts zugleich bedeutet, daß der Sohn aus Gott kommt. 67
gen Alexanders zutrifft, dann müssen bereits die Ansichten des Arius in seinem Brief an
Alexander in dieser Richtung gedeutet werden. Wie oben bereits angedeutet, könnte diese Formel des Arius und Euzoius vom Nicae-
nurn her beeinflußt worden sein. Man kann dies durch deutliche Parallelen zeigen, so
z.B.:
e) Brief der Presbyter Arius und Euzoius an Kaiser Konstantin (Urk. 30)
Nicaenum Urk.30
Dieser Brief von Arius und Euzoius, der lange Zeit nach dem Konzil von Nicaea ge- JCWtEUOIlEV Ele; Eva t')EOV JCWtEUOj.!EV Ei.; Eva t')EOV
schrieben ist, klingt sehr konventionell, fast wie ein Zugeständnis an das Symbolum von rratEea rravtoxQcitoQa rratEQa rravtoxQcitoQa
Nicaea oder zumindest wie eine Werbung um die Gunst des Kaisers. 60 Das Glaubensbe-
kenntnis, das hier von Arius und Euzoius aufgestellt wird, nimmt fa~t keinen Bezug auf ,w,vtwv oQatCÖV tE XUI,
die Gottheit des Vaters: >wir glauben an den einen Gott, den Allherrscher<.61 Ein wesent- aOQcXtwv JCOLTjtT]V
licher Bestandteil dieses Glaubensbekenntnisses ist wiederum der Sohn: >und wir glau-
ben an den Herrn Jesus Christus, seinen [Gottes] einziggeborenen Sohn, der aus ihm xal Elc; Eva XUQLOV xal Eie; Eva XUQLOV
[Gott] vor allen Äonen entstanden ist,62 Gott Logos, durch den alles wurde, das in den 'ITjooüv XQlOtOV tüv 'ITjooüv XQWtov tov
Himmeln und das auf der Erde, der herabgekommen ist und Fleisch angenommen und
gelitten hat, auferstanden und in die Himmel gekommen ist und wieder kommen wird. zu utüv toü t')EOÜ ulovautoü.
richten Lebende und Tote.<63 Arius und Euzoius halten daran fest, daß der Sohn vor den Diese Vermutung wurde von G. Bardy geäußert,68 der glaubte. daß da~ Nicaenum der
Äonen entstanden sei. zugleich auch Gott sei, und zwar Gott Logos. Die Entstehung des Ausgangspunkt des Glaubensbekenntnisses des Arius und des Euzoius sei. 69 Auffällig
Sohnes wird in diesem Glaubensbekenntnis nicht so gedeutet, daß der Sohn au~ dem sind jedoch besonders auch Parallelen zur zweiten antiochenischen Formel, wenn z.B.
Nichts käme. sondern aus dem Vater; es ergibt sich deshalb die Frage. wie diese Äuße- Arius und Euzoius über den Sohn sprechen:

59 Lorenz, R.. 1979. S. 54. Ähnlich bereits Phidas, V .. 1973, S. 17.


60 Dies wertet R. P. C. lIanson, wie oben bereits erwähnt, in dem Sinne, daß er den ganzen Brief
für theologisch uninteressant hält (vgl. ders., 1988, S. 9). Daraus ergibt sich für R. P. C. Han-
son auch als zentraler Aspekt der Christologie des Arius die creatio ex nihilo, während der
Hervorgang aus dem Vater völlig vernachlässigt wird. R. P. C. Hanson selbst liefert dafür aber
keine Begründung. Sicher muß dieser Brief mit Vorsicht verwendet werden, da die Sprache
dieses Briefes fast wie ein Zugeständnis klingt: ob man ihn jedoch sofort abqualifizieren kann, 64 Eine Diskussion dieser Frage erfolgt in § 6.2d.
bleibt auch methodisch fragwürdig. 65 Vgl. Urk. 30 (64, 9-11 üpitz).
61 Urk. 30 (64. 5 Üpitz). 66 Vgl. Kannengiesser. C., 1982, S. 11.
62 Auffällig ist hier. daß Arius und Euzoius lediglich die Existenzweise des Sohnes vor den 67 Diese Problematik wird im theologiegeschichtlichen Teil ausführlich behandelt (vgl. § 6.2&
Äonen betonen, nicht aber die vor allen Zeiten. 68 VgL Bardy, G., 1936. S. 276.
63 Urk. 30 (64, 5-9 üpitz). Nach R. Williams ist diese Konzeption, daß der Logos herabsteigt, 69 Eine Übersicht über die Parallelen der beiden Glaubensbekenntnisse findet sich bei R. Lorcnz
Fleisch annimmt und leidet, mit der Sicht Malchions verwandt (vgl. Williams, R., 1987 a, S. (vgL ders .. 1979, S. 193 fn. der außerdem in diese Tabelle noch die zweite antiochenische
732). Formel und das Bekenntnis des Eusebius von Caesarea aufgenommen hat.
64 § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 65

Urk.30 Zweite Die Textstelle des Briefes des Arius und des Euzoius an Kaiser Konstantin, sowie die
antiochenische Fonnel Reaktion Alexanders auf die arianische Christologie, sind die einzigen Belege, von denen
tov utov autoü tov toV ulov amoü tov R. Lorenz ausgeht, da eine Stelle des arianischen Monophysitismus bei Eudoxius,78 die
R. Lorenz zitiert, nicht dazu verwendet werden kann, um eine genuin arianische Lehre zu
I-lOVOyeVij, tov EI; autOÜ I-lOVoyeVij ÖeOV, Öl' ot m explizieren. 79 Es trifft zwar zu, daß der Monophysitismus des Eudoxius dem Apollina-
ltQO :n:avtwv twv aiwvwv :n:aVta, tOV yeVVTl'(h~vta ltQO rismus sehr nahekommt, aber auch A. GrillmeierB0 verwendet nur Stellen von Athana-
SiUS81 , die sich auf die Arianer beziehen sollen. Menschwerdung bedeute somit eine phy-
yeyeVVllI-lEVOV, ÖeOV AOYOV tWV aiwvwv EX toü ltatQO.:;.70 sische Verbindung mit einem Leib, so daß der Logos die Stelle der Seele einnehme und
Wenn aber deutliche Parallelen zwischen dem Glaubensbekenntnis des Arius und deshalb der eine Handlungsträger in dem Subjekt Jesus Christus sei. Dadurch werde der
Euzoius und der zweiten antiochenischen Fonnel vorhanden sind, zugleich diese Synode Logos in seinem Sein gemindert, indem die Aussagen der Schrift über die Schwachheit
zu Antiochien sich dagegen wehrte, als Anhänger des Arius angesehen zu werden, so des Menschseins in Christus auf den Logos als Logos bezogen werden. 82
könnten beide Bekenntnisse auf einen gemeinsamen Hintergrund zurückgehen; denn die Vorsichtiger, wenn auch in derselben Linie des Gl.x1ankens, ist R. Lorenz,83 wenn er
zweite antiochenische Fonnel venneidet zudem jede Fonnulierung, die an Nicaea an- auf die Logos-Sarx-Christologie des Athanasius verweist,84 die ebenso in der Nähe zum
klingt. Von der zweiten antiochenischen Fonnel kann aber angenommen werden, daß sie Apollinarismus stehen soll: aaQxa AaßWv Yl:YOVeV avöQwlto.:;85. Erst später sei Atha-
sehr viele Gemeinsamkeiten mit dem Bekenntnis Lukians aufweist. 71 Damit würde auch nasius zu der Ansicht gelangt, daß auch die Seele erlöst werden müsse; denn nur was an-
die Theologie des Arius und Euzoius zumindest in diesem Stadium der Entwicklung in genommen sei, könne auch erlöst werden, so daß in diesem Grundsatz die Soteriologie
eine Nähe zu Lukian rücken. 72 vorherrschend ist,86 Die Seele Christi sei bei Athanasius kein theologischer Faktor.
R. P. C. Hanson ist zunächst in der Einordnung des Arius in die Denkweise vom aWl-la
a1jJuxov vorsichtig, indem er sie als charakteristisch für die Arianer nach Arius hinstellt:
f') Das Problem des OWI-ta ä1jJuxov
»This doctrine is regularly characteristic of Arianism after Arius, and it is the logical out-
come of the view which he and his followers held about the relation of the Son to the
Bei der Behandlung von eva.:; aWl-lUto.:; (Urk. 4 b) tauchte das Problem zweier Logoi Father.«87 R. P. C. Hanson revidiert jedoch diese Ansicht, weil er glaubt, Arius selbst
auf. Die Frage war, wie der Logos in Jesus Christus zu bestimmen sei, und zwar ange- würde diese theologische Meinung teilen oder sogar hervorgebracht haben,s8 Dies stützt
sichts der Tatsache einer menschlichen Seele in Jesus. Kann es in einem Subjekt zwei Hanson mit dem Hinweis, daß nach Epiphanius 89 die Lukianisten mit den Arianern iden-
Handlungsträger geben, die sich widersprechen können?
In der Übersicht der christologischen Aussagen des Arius geht R. Lorenz73 davon aus,
88.22 Klostermann); DE 4. 13, 6--7 (172. 7 ff. Heikel); vgl. auch Berkhof. H.. 1939. S. 121 f.
daß das präexistente Geistwesen das Heilswerk durchführt, indem es Fleisch annimmt,
und Grillrneier. A.. 1979. S. 312 ff.; darin bestehe der wesentliche Unterschied zu Arius.
leidet und aufersteht. 74 Diese Denkweise ordnet R. Lorenz im Anschluß an A. Grill-
78 Vgl. Hahn. 1897. § 191. S. 261 f.; vgl. Harnack. A. v .. 1931. S. 321; Loofs, F., 1898. S. 577 ff ..
meier75 einer Logos-Sarx-Christologie zu, da sich z.B. Alexander von Alexandrien dar- Tetz. M., 1961, S. 314 ff.
über beklagt, daß die Arianer Schriftstellen, die die Erniedrigung Christi aussagen, gegen 79 Dies ist insofern nicht möglich. als nach den Ausführungen zur Problematik von Historie und
dessen Gottheit verwenden. 76 Der Logos vertrete die Seele des Inkarnierten. 77 Geschichte (§ 2.4) die Interpretation des Denkens von Arius synchron verlaufen muß. also die-
ser diachrone Schritt bei R. Lorenz einem Anachronismus gleichkommt.
80 Vgl. Grillrneier. A .. 1979. S. 384 f.
81 So c. Ar. 3. 27 (PG 26.381 A): nach C. Kannengiesser evtl. apollinaristisch; dagegen Stead. G.
70 Hahn § 154, S. 184-186: die zweite antiochenische Formel; auf dieser sog. Kirchweihsynode C., 1982, S. 76; c. Ar. 1. 36 (PG 26. 85 Cl. c. Ar. 3. 35 (PG 26.400 Al.
trafen sich die Gegner des 01-l00UOto<;; sie verfaßten ein Rundschreiben. in dem sie sich ver- 82 A. Grillrneier stützt sich hier auf Alexander von Alexandrien. Ep. ad Alexandrum 1 (bei Theo-
wahrten, Anhänger des Arius zu sein. Zugleich aber vermieden sie jede Formulierung. die in daret. h.e. 1. 4 [Parmentier 9. 13-14]); vgl. auch de Ghellinck. J .. 1946. S. 170 f.; Gericke. W ..
Richtung des Symbols von Nicaea gedeutet werden konnte; vgl. dazu Baus. K. und Ewig. E .. 1940. S. 212. 219 ff.; Sirnonetti. M .. 1971. S. 317 ff.
1985, S. 38. 83 Vgl. Lorenz. R .. 1983. S. 4 f.
71 Vgl. dazu die Untersuchungen von Lorenz. R.. 1979. S. 182 ff. 84 Vgl. dazu auch Baur, F. Chr., 1841. S. 570 ff.; Stülcken. A .. 1899. S. 90 ff.; Hoß. K.. 1899.
72 Auch diese Feststellung soll hier genügen; sie wird weiter untersucht, wenn es um den theolo- 85 Or. c. Ar. 3, 31 (PG 26. 389 A): dies könnte jedoch prinzipiell nicht von Athanasius stammen.
giegeschichtlichen Hintergrund geht (vgl. § 6.1a und 6.2b). sondern selbst apollinaristisch sein!
73 Vgl. Lorenz. R .. 1983, S. 36. 86 Vgl. Tom. ad Antioch. 7 (PG 26. 804 B); vgl. dazu auch Tetz. M., 1975. S. 213 ff.; Grillmeier.
74 Vgl. Urk. 30 (64. 8 Opitzl. A .. 1979. S. 472 ff.
75 Vgl. Grillrneier. A.. 1979, S. 384 f. 87 Hanson. R. P. C .. 1988. S. 26.
76 Vgl. Urk. 14 (20, 7-11 Opitz). 88 Vgl. ebd.
77 Dies ist aber z.B. nicht die Denkweise des Eusebius von Caesarea. der betont. daß der Logos 89 Vgl. Ancoratus 33. 3-4 (42 Holl); von Epiphanius werden Jes 42.1; Mt 3.17 undJoh 1. 14
zwar das Fleisch Jesu bewege und belebe, den Leib aber nur als Werkzeug gebrauche; der Lo- (vgl. Ancoratus 35. 1-5 [44. 25 - 45. 15 Holl] als Belege dafür angeführt. daß die Lukiani~ten
gos werde von keinem Leidensaffekt berührt: vgl. Eusebius von Caesarea. ET 1, 20 (87. 24- einen seelenlosen Leib lehrten; die erste Stelle (Jes 42. 1) 7~ige. daß Gott eine Seele habe. Mt
66 § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 67

tisch seien. Philostorgius schreibt jedoch. daß die späteren Arianer eher an Lukian an- vom Vater getrennt gedacht werden dürfe. 96 Diese Interpretation durch R. P. C. Hanson
knüpften als an Arius,90 so daß von hier aus leicht verständlich ist, warum bei Epiphanius hat ihr Fundament sicher in den Ausführungen des Athanasius, der in seinem Rund-
die Lukianisten mit den Arianern in Verbindung gebracht werden konnten. Dies läßt je- schreiben an alle Bischöfe (Urk. 4 b)97 einerseits herausstellte. daß der Sohn seiner
doch keinen Rückschluß auf Arius selbst zu. Andererseits benützt R. P. C. Hanson wie R. ouoia nach dem Vater unähnlich sei, andererseits, daß Arius zwei Logoi lehre. 98 Schon
Lorenz und A. Grillrneier Eudoxius als Quelle. 91 aufgrund der Ausführungen von Athanasius bedeuten diese Worte des Arius nicht not-
wendig einen Bruch mit seinem eigenen Denken. Dies wird auch dadurch unterstützt, daß
R. Lorenz, A. Grillmeier und R. P. C. Hanson stützen sich hauptsächlich auf Aussagen
Konstantin fortfährt, der Sohn besitze nach den Worten des Arius eine fremde Natur (SE-
von Alexander von Alexandrien, Athanasius und Epiphanius von Salamis, die Arius ge- vIa) des Leibes zur Ökonomie der göttlichen Wirkungen,99 Obwohl Arius hier nicht von
rade in der Hinsicht darstellen,92 daß der Sohn wie wir Menschen sei. Bei Arius selbst zwei Logoi spricht, könnten die Zitate bei Konstantin dies durchaus nahelegen; Arius
wird aber lediglich der Text aus dem Brief an Kaiser Konstantin zitiert, der von der selbst soll nämlich gesagt haben, der Geist der Ewigkeit sei in dem oberen Logos.1 oo
Fleischwerdung spricht; Arius könnte dies prinzipiell auch aus Joh 1 übernommen haben. Konsequenterweise kann Arius dann sagen, daß der Sohn im Hinblick auf die Ökonomie
Weiter ist zu sagen, daß für Athanasius die Seele selbst kein theologisches Problem dar- eine fremde Hypostase besitze, insofern sie distinkt von der des Vaters ist (iJJl:ootamv
stellt, wie etwa für Apollinaris von Laodicea; dies betont R. Lorenz zutreffend. Wenn SEVTJV).101 Das Ziel des Arius sei, daß Gott nicht in das Leiden der Kränkungen invol-
aber dieser, A. Grillrneier und R. P. C. Hanson von der Minderung der Gottheit durch viert werde,l02
Arius sprechen, soweit es den Sohn betrifft, so müßte ergänzt werden, daß es Aussagen
des Arius gibt, die den Sohn als {)EO<; "-0"10<; bezeichnen, als Sohn, der vor den Äonen Obwohl sich in diesen Zitaten Berührungspunkte zu den als gc'Sichert geltenden Brie-
entstanden ist. 93 Der Sohn ist zwar ein Geschöpf, aber nicht wie eines der Geschöpfe. fen des Arius herstellen lassen, fällt, wie oben angemerkt, die Nähe zu dem Rundschrei-
Damit will zwar Arius den Sohn deutlich vom Vater unterscheiden, aber - obwohl vor- ben des Athanasius an alle Bischöfe auf, wie auch der z.T. polemische Stil Konstan-
zeitlich entstanden - ist er dennoch Gott. Von einer Minderung der Gottheit kann nur tins.1 03 Andererseits muß beachtet werden, daß alle Zitate aus dem ursprünglichen Kon-
insofern gesprochen werden, als der Sohn dem Vater untergeordnet wird. Es scheint, daß text gerissen sind, so daß nicht sicher ist, ob die genuine Lehre des Arius aus diesem
die Lehre vom OWJ1lX ä1jJU)(ov bei Arius eine zu schwache Textgrundlage besitzt, als daß Brief erfaßt werden kann. Aufgrund dieser drei Einschränkungen (die Nähe zu Urk. 4 b,
sie auf Arius selbst angewendet werden könnte. Vielmehr dürfte die Frage nach der der polemische Stil und die abgekürzte Zitierweise) scheint es geraten zu sein, die Stel-
menschlichen Seele bei Arius so wenig wie bei Athanasius das entscheidende theologi- len, die mit der sonstigen Lehre des Arius nicht konvergieren, mit Vorsicht zu verwen-
sche Problem gewesen sein. den,l04

g) Der Brief Kaiser Konstantins an Arius und seine Gefährten (Urk. 34) h) Die Thalia des Arius

Der Brief des Kaisers Konstantin ist für die Rekonstruktion der Lehre des Arius inso- a) Athanasius: Oratio contra Arianos 1, 5-6
fern von Bedeutung, als Konstantin einen Brief des Arius zitiert, der nicht mehr erhalten
Die Thalia des Arius, wie sie von Athanasius überliefert ist, beginnt mit einer Präam-
ist. Kom,tantin schreibt, daß Arius lehre, es gebe einen Gott, einen ungewordenen und
bel, die sich stark an Urk. 1, den Brief des Arius an Eusebius von Nikomedien, anlehnt;
unendlichen Logos seiner ouoia. 94 Nach R. P. C. Hanson stellt diese Aussage eine voll-
dieser Brief gehört nach obiger Datierung in das Jahr 321/322, während die Thalia ur-
kommene >volte face< gegenüber der sonstigen Lehre des Arius dar. 95 Es sei wahrschein-
sprünglich um das Jahr 323 verfaßt sein dürfte,l05 Ansonsten muß jedoch die Thalia als
licher, daß sich dieses Zitat nicht auf den Sohn beziehe, sondern auf den Logos, der nicht

96 Vgl. ebd.
und Joh dagegen, daß Gott in der Inkarnation F1eisch angenommen habe; die menschliche 97 Für die Autorschaft von Urk. 4 b vgl. § 4.2c.
Seele werde nicht erwähnt; vgl. dazu Hanson, R. P. C., 1988, S. 80. 98 Vgl. die Ausführungen in § 4.2d.
90 Vgl. Philostorgius, h.e. II 3 (14, 7...{l Bidez); vgl. auch § 3.1. 99 Vgl. Urk, 34 (70, 33-71, 10pitz).
91 1m Gegensatz zu M. Simonetti (vgl. ders., 1975, S. 469 f.) will R. P. C. Hanson jedoch die 100 Vgl. Urk. 34 (71, 1 f. Opitz): to JtVEU!JLt ti'j<;; a'LÖlo'tljtO<;; EV t4i tJJtf:Q€XOVtl A6~ YEYE-
Lehre des Eudoxius nicht aus apollinaristischen Quellen erklären (vgl. ders., 1988, S. 112, vii of)m.
Anm. 59). R. P. C. Hanson versucht als Milieu der Gedanken hauptsächlich Ignatius von An- 101 Vgl. Urk. 34 (71, 40pitz).
tiochien zu erweisen, indem sich dieser entschieden gegen die Vorstellung einer bloßen Men- 102 Vgl. ebd, (73, 6 f. Opitz); die restlichen Zitate sind nach Opitz in polemischer Absicht dem
schennatur ohne Seele gewandt habe (vgl. z.B. Philad. 6 [198 Fischer]; vgl. dazu Hanson, R. P. Arius in den Mund gelegt (vgl. Opitz' Urkunden S. 73).
c., 1988, S. 113 ff.). 103 Vgl. obige Anmerkung.
92 Kritisch zeigt sich z.B. G. C. Stead (vgl. ders., 1976, S. 121 ff.) gegen die uneingeschränkte 104 Damit schränke ich die weitergehenden Konsequenzen bei R. P. C. Hanson (vgl. ders .. 1988, S.
Verwendung des Athanasius zur Interpretation der arianischen Krise. 9 f.) ein.
93 Vgl. Urk. 30 (64, 5--90pitz). 105 Vgl. dazu die Diskussion der Quellen im Anschluß an R. Williams; die Feststellung C. Kan-
94 Vgl. Urk. 34 (70,30 f. Opitz). nengiessers (vgl. ders, , 1982, S. 6), daß die Thalia kurz vor dem Brief des Arius an Eusebius
95 Vgl. Hanson, R. P. c., 1988, S. 10. von Nikomedien verfaßt worden sei, ist damit zurückzuweisen, und zwar auch die Datierung
6H § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 69

unabhängig von den Urkunden I, 6, 30 und 4 b (den Brief des Athanasius an alle gen wendet allerdings G. C. Stead zu Recht ein. daß sich der Stil und das Vokabular von
Bischöfe) betrachtet werden. c. Ar. 1-2 nicht wesentlich von c. Ar. 3 unterscheide, so daß die Lösung C. Kannengies-
Ein lange diskutiertes Problem, das bis heute nicht eindeutig gelöst wurde, ist die sers nicht so plausibel ist, wie es auf den ersten Blick scheint. 110 Für die Untersuchung
genügt es festzustellen, daß Athanasius sicher als Autor von c. Ar. I, S-<l angenommen
Frage, wann Athanasius die oratio c. Ar. verfaßt hat. 106 C. Kannengiesser schlägt vor,
werden kann und diese Schrift nicht vor 339/340 verfaßt worden ist.
daß c. Ar. 1-2 von c. Ar. 3 getrennt werden müßte;l07 c. Ar. 3 stamme nicht von Athana-
sius, sondern von Apollinaris von Laodicea. 108 C. Kannengiesser versucht dies dadurch Bei der Untersuchung dieses Textes von Athanasius ist zunächst zu fragen, ob darin
zu erklären, daß er eine ursprüngliche Abhandlung annimmt, die dann überarbeitet wor- die Meinung des Arius einheitlich widergegeben wird. C. Kannengiesser ist demgegen-
den sei. Diese ursprüngliche Fassung könne in das Jabr 339/340 datiert werden,l09 Dage- über skeptisch; er schreibt, Athanasius habe zwei Auszüge von Asterius eingefügt; dies
sei zwischen den Teilen zu finden, in denen der Ursprung des Sohnes und die gewordene
Natur des Wortes verhandelt werde. lIl Man kann jedoch nur von einem Extrakt aus Aste-
der Urk. 1 auf das Jahr 318. Wenn von einer Abhängigkeit gesprochen wird. dann ist es ledig-
lich in umgekehrter Reihenfolge möglich. wie sie C. Kannengiesser annimmt; die Thalia kann rius sprechen, nämlich PG 26, 21 B 9 - 21 C 3, da - äußerlich gesehen - Athanasius
nur Formulierungen der Urk. 1 aufnehmen und nicht vice versa. nach diesem Zitat mit einem CPl1<Jl fortfährt, das sonst in c. Ar. I, 5 auf Arius bezogen
106 V gl. z.B. Loofs. F .• 1897. S. 194 ff. wird,l12 Asterius hat außerdem nie gelehrt, daß der Logos oder der Sohn seiner Natur
107 Vgl. Kannengiesser. C .. 1975. S. 407 ff.; ders .. 1982. S. 12. nach wandelbar sei, genauso wenig wie Eusebius von Nikomedien. der in seinem Brief
lOS Vgl. Steael, G. C .. 1982. S. 76; Stead antwortet hier auf einen Vortrag von C. Kannengiesser an Paulinus von Tyrus schreibt, der Sobn sei seiner Natur nach unwandelbar ('tfl avaA-
(1982) und spricht davon. daß dieser wohl Apollinaris von Laodicea als Verfasser von c. Ar. 3 AOwltep ... cpU<JEl113). Dies trifft auch auf Eunomius zu, der in seiner Expositio die Wan-
ansehe. Neuerdings wurde zusätzlich zu der von C. Kannengiesser vertretenen Ansicht (hin- delbarkeit des Sohnes leugnet. 1I4 Der Gedanke, der Sohn sei wandelbar, gehört also an-
sichtlich von c. Ar. 3) auch die These aufgestellt. daß c. Ar. 4 nicht von Athanasius stamme.
scheinend zum Gedankengut des Arius oder zumindest der Thalia; Athanasius stellt es
obwohl der sprachliche Befund athanasianisches Sprachgut repräsentiere (vgl. Hanson. R. P.
wenigstens in diesem Lichte dar.
C .. 1988 a. S. 257). Zunächst stellt R. P. C. Hanson fest. daß c. Ar. 4 nichts von Aetius und
Eunomius und deren Problemkreis wisse und daß der Autor dieser Schrift gegen eine Gruppe Wenn also dieser Abschnitt nicht Asterius zuzuweisen ist, sondern von Athanasius in
opponiere. die in Zusammenhang mit Eusebius [von Nikomedien] stehe (vgl. c. Ar. 4. 8; Han- Verbindung zu Arius gebracht wird, dann stellt sich ein weiteres Problem: wie ist die
son. R. P. c.. 1988 a. S. 258). C. Ar. 4 reflektiere somit eine frühe Periode des Arianismus (vor
Stelle des Arius in seinem Brief an Eusebius von Nikomedien zu interpretieren? Dort
360) (vgl. ebd.). Der Großteil der Schrift wende sich gegen MarkeIl von Ankyra oder dessen
schreibt Arius, der Sohn sei unwandelbar - avaAAOlWto~115. Dies gilt auch von dem
Schüler. deren Ansichten nach der Meinung des Autors von c. Ar. 4 einem Sabellianismus nahe
kämen (vgl. ebd .• S. 259 0. Nicaea (325) sei für eine sabellianistische Interpretation offen ge- Glaubensbekenntnis des Arius und seiner Gefährten an Alexander von Alexandrien:
wesen. zumal Markells Theologie diese Richtung insofern unterstützte. als dieser von der einen aTQEJtTOV xal avuAAolWTOV, XTl<J]Ja TOÜ {)EOÜ TEAcLOV 11 6. In dem Brief des Arius
Hypostase Gottes sprach (vgl. ebd .. S. 261-264). Die Gruppierung. die sich einerseits an Ni- und Euzoius an Kaiser Konstantin wird dieses Problem überhaupt nicht berührt (Urk.
caea hielt. andererseits aber gegen den Arianismus und Marke11s Theologie opponiert habe. wa- 30).
ren die Eusthatianer (vgl. ebd.. S. 2630. Den Ausgang Markells von Ankyra bildete U.a. die
SchriftsteIle Jes 43. 10 f.: >Ich bin Gott. und es wird außer mir keinen geben. der rettet< (vgl. Also lediglich die Auszüge in der Thalia, die Athanasius überliefert, und Alexander
MarkelI. Frg. 76 [200. 37 KlostermannD; das erlösende Subjekt muß somit der eine Gott sein; von Alexandrien sprechen davon, Arius habe gelehrt, der Sohn sei seiner Natur nach
Vater und Sohn bilden eine Hypostase und eine Person (vgl. Frg. 76 [200 KlostermannD. Beim wandelbar. ll7 Th. Kopeeek 118 nimmt in seiner Interpretation dieser Spannung nur Bezug
Schöpfungsakt und in der Inkarnation sind nach MarkeIl Gott und Logos eine einzige göttliche auf die Stelle in Urk. I, nicht jedoch Urk. 6. Er vergleicht diese Ansicht des Arius mit der
liwal-u<;; die Sonderung des Logos bei Schöpfung und Inkarnation geschehe lediglich im Wir- des Theodosius von Philadelphia, der in den sechziger Jabren des vierten JabrllUnderts
ken (EVEQ)'CiI;t). Dabei meint liwal-u<; einerseits den Inhalt des göttlichen Seins (OUOLa oder schrieb, »that Christ was, by his own nature, changeable, but was raised to unchangea-
im:oOtaOt<;; vgl. Frg. 60; 73; 74 [196 und 198-200 KlostermannD. so daß sich die Gottheit al-
lein im Wirken erweitert (Frg. 71 [198 KlostermannD. Andererseits denkt Markell die liwal-lt<;
in Gegenüberstellung zur EvEQ)'Cta. Dadurch ist es möglich. von der Ausweitung des göttlichen 110 Vgl. Stead. C., 1982, S. 76; diese Annahme von G. C. Stead kann hier nicht näher untersucht
Seins zu sprechen; und zugleich muß der Logos nicht als em~ugter Gott dem ewigen Gott un- werden. da es ein eigenes Problemfeld ist. das unsere Fragestellung nur peripher betrifft. M.
tergeordnet werden; in Gott ist der Sohn livva!-lEl. bei Gott ist er EVEQ)'CiI;t (vgl. zu diesem Simonetti schreibt dazu gegen die Ansicht Kannengiessers (vgl. ders .. 1970. S. 346 ff,) ledig-
ganzen Komplex Hübner. R. M .. 1985. S. 180 ff.; für weitere Differenzierungen: ebd .. S. lich: »ma anche questa datazione e priva di puntelli di qualche consistenza« (Simonetti. M.,
185 ff.; zur Frage des In-Seins und Bei-Seins des Logos oder Sohnes im Anschluß an das Jo- 1975. S. 33, Anm. 14).
hannesevangelium vgl. Borig. R .. 1967. S. 209 ff. mit weiterer Literatur; R. Borig schreibt: 111 Vgl. Kannengiesser. C .. 1982, S. 14.
»Während also die lmmanenz eine Wesensbestimmung des Vater-Sohn-Verhältnisses ist. als 112 PG 26, 21 C 3-4 kann mit PG 26, 24 A 2-7, PG 26. 21 C 5-7 mit PG 26.21 A 8-10 verglichen
solche unaufhebbar und ewig. handelt es sich bei den ltQo<; 'tov {1Eov-Aussagen um eine räum- werden; es läßt sich hier ein Bezug zu Arius herstellen.
lich gedachte Zustandsbestimmung. die zwar ihrem Anfang und Ende nach ebenfalls unendlich 113 Urk. 8 (16.9 f. Opitz).
ist, die jedoch in der »Mitte«. zwischen Geburt und Auferstehung Jesu. als unterbrochen vorge- 114 PG 67. 587-590 (in Sokrates. h.e. V. 101.
stellt werden muß.« [ebd .. S. 210 f.D. Der gesamte Komplex, der hier von R. P. C. Hanson an- 115 Urk. 1 (3. 3 Opitz).
geschnitten wird. kann aber nicht weiter verfolgt werden. 116 Urk. 6 (12. 9 Opitz).
109 Diese These vertrat C. Kannengiesser auch in seiner Publikation aus dem Jahre 1983 über 117 Für Alexander vgl. Urk. 14 (21. 12 üpitz); für Athanasius vgl. Urk. 4 b (8. 2 Opitzl.
Athanasius (vgl. ders .. 1983. S. 128 ff.). 118 Vgl. Kopeeek, Th .. 1982. S. 63, Anm. 18.
70 § 4 Theologie des Arius

bility because of his unsurpassed concern for virtue«1l9. Dies sei aber nach Th. Kopeeek
l
I
2. Untersuchung der Quellen

Ein anderes Bild der Wandelbarkeit des Sohnes als bei Th. Köpece~ ergibt sich in der
Interpretation der arianischen Quellen bei R. C. Gregg und D. E. Groh. In der Absicht,
71

nicht die Art und Weise. wie Neo-Arianer {Aetius und Eunomiusl die arianische Position
interpretierten. Deswegen glaubt er. daß Arius die Meinung. der Sohn sei nicht wandel- für die arianische Christologie eine soteriologische Basis zu erarbeiten,124 versuchen sie
bar, nur deshalb verwende, weil er seine Anhänger nicht verlieren wollte, wie z.B. Euse- zu zeigen, daß der Sohn, der in seinem irdischen Leben wandelbar (tQEJtto<;l sei, einen
bius von Caesarea, der Worte wie tQEJtto<; nicht im Zusammenhang mit dem inkarnier- moralischen Fortschritt (JtQoxoj[~) erreicht habe. 125 R. C. Gregg und D. E. Groh gehen
dabei davon aus, daß die alexandrinischen Bischöfe 126 die Unwandelbarkeit des Sohnes
ten Logos verwendete. 120
als e~ne Ar~mentationsbasis gegen Arius verwenden. 127 »God [... ] requires a freely
Obwohl mit der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß Arius Formulierungen auf- obedlCnt ratlonal creature who responds also by willing. Thus the redeemer's ability to
greift, die in den Augen seiner Anhänger Unterstützung fanden, ist die textliche Überlie- respond is protected by the doctrine of the changeability of the Son.«I28 So lautet die
ferung jedoch so. daß die Wandelbarkeit des Logos oder des Sohnes nur in solchen Tex- zentrale Interpretation der arianischen Christologie und Soteriologie, soweit sie die Wan-
ten auftaucht, die nicht direkt von Arius stammen, sondern von Alexander von Alexan- delbarkeit des Sohnes betrifft. Diese Lehre habe einen stoischen Hintergrund. Denn nach
drien oder Athana~ius überliefert sind,121 Müßte man nicht auch mit der Möglichkeit Diogenes Laerti~ sei d,:r Wille als rationale Strebung (EUAOYOV oQcSLV) ein Gegenteil
rechnen, daß die Gegner des Arius diesem unterschieben wollten, er lehre die Wandel- zum Verlangen (EJtL{)Ullta),129 Zu den unvernünftigen Emotionen gehöre auch die Liebe
barkeit des Logos? Der Hintergrund könnte sein: Arius betonte sehr stark, daß der Sohn (ayaJtY)oL<;). Somit bestehe eine Verbindung von Liebe und Wille. 13o Die Redeweisen
geworden ist, somit im Werden einem Wandel unterliege. Wenn die Gegner des Arius von >Sohn der Liebe< (nach Kol I, 13) und >Sohn seines Willens< (cLh. des Willens Got-
diese Schlußfolgerung zogen, so interpretierten sie Arius pointiert so, wie sie es gegen tes) sei auf diesem Hintergrund seit Origenes austauschbar. l31 Arius selbst habe gelehrt,
ihn verwenden konnten. Über Th. Kopecek hinaus müßte man nämlich auch die Frage daß der Sohn kein vollkommenes Wissen von sich und von der ouoLa des Vaters
stellen, warum z.B. Eusebius von Nikornedien, Eusebius von Caesarea oder die Neo- habe,132 Der Sohn sei also nicht weise (oocpo<;), sondern nur der Schöpfer sei es, worin
Arianer die Gewordenheit des Sohnes betonen. nicht aber zugleich zu der Schlußfolge- sich erneut der stoische Hintergrund zeige. 133 Insofern Alexander den Kontrast von Un-
rung, wie sie Arius unterstellt wurde, gekommen sind, daß der Sohn seiner Natur nach wandelbarkeit und Adoption hervorhebe,l34 müsse gefolgert werden: »the Arians put
wandelbar sei. forward a redeemer by whose free will choices for improvement of character were to be
Diese Konklusion Th. Kopeceks muß wohl aus dem Blid."Winkc1 gesehen werden, daß made and the habit of virtue (El;u; aQEtfj<;l was to be cultivated.«135
er zwei wesentliche Linien der arianischen Theologie herausstellen möchte; zum einen
ist es die Betonung des Status des Sohnes, nämlich daß dessen Sein wie das Sein des
Menschen ist, der Sohn als ethisches und spirituelles Modell des Fortschritts und der 1982. S. 75); C. Kannengiesser verweist bei der Diskussion der arianischen Texte in c. Ar. 1,5
Adoption, also eine soteriologische Basis. Zum anderen ist es der rigorose Monotheis- darauf, daß der Themenbereich >begrenztes Wissen des Sohnes bzw. des Logos< Voraussetzun-
mus, den Th. Kopecek in den Schriften des Arius zu finden glaubt. 122 Dafür verweist er gen und logische Verknüpfungen mit der göttlichen Monarchie, dem Ursprung des Sohnes und
auf den Brief des Arius an Eusebius von Nikomcdien, das Glaubensbekenntnis an der geschaffenen Natur des Wortes habe, aber: it »appears to elude the thought of Athanasius
Alexander. Urk. 3 (den Brief des Eusebius von Caesarea an Euphration von Balaneäl und entirely« (Kannengiesser, C., 1982, S. 14); die Folgerung kann nur sein, daß Athanasius die
Gedanken des Arius nicht in deren genuiner Form wiedergibt, sondern pointiert in seiner eige-
Urk. 8 (den Brief des Eusebius von Nikomedien an Paulinus von Tyrus). Es ist richtig
nen Sicht.
festzustellen, daß Arius die Einheit und Agenesie Gottes in seiner Absolutheit betont, 124 Vgl. Gregg,. R. C. und.G.roh, D. E., 1981. S. 109 f.; dieser Aspekt wird bei R. Williams völlig
aber dieser Monotheismus ist wesentlich von der Sicht des Arius über die Christologie vernachlasslgt (vgl. Wllhams, R., 1983, S. 57 und 80; kritisch daw Hanson. R. P. C.. 1988. s.
mitbestimmt und von daher interpretierbar. Wenn jedoch der scharfe Kontrast zwischen 90).
der Thalia, wie sie von Athanasius überliefert ist, und den Urkunden 1 und 6 besteht, 125 Vgl. dazu Hanson. R. P. C., 1988, S. 89.
dann scheint die Überlieferung des Athanasius zweifelhaft zu sein. Es muß damit ge- 126 Gemeint sind Alexander von Alexandrien und Athanasius.
rechnet werden, daß Athanasius dem Arius unterschieben möchte, daß er die Wandelbar- 127 Vgl. z. B. Urk. 4 b (9, 7 ff. Opitz); Gregg, R. C. und Groh. D. E., 1981, S. 13.
keit des Sohnes lehre. Dann muß aber auch gefolgert werden, daß in den Texten von c. 128 Gregg, R. C./ Groh, D. E., 1981, S. 14.; vgl. Athanasius, c. Ar. 1,22 (PG 26, 57) und 2, 18 (PG
2?, 184); Athanasi~s verweist hier auf die arianische Interpretation von Ps 44, 7 LXX. gegen
Ar. I, 5 und 6 nicht die ipsissima verba des Arius vorliegen, sondern nur das, Wa'; durch
die er Stellung beZIeht (c. Ar. I, 51 [PG 26, 117 f.) und 3, 20 [PG 26, 364 f.]). Ähnlich auch
den Autor von c. Ar. 1-2 weitergegeben wird,123 Simonetti, M., 1975, S. 50.
129 Vgl. Diogenes Laertius VII 115 (SVF 3,105, nr. 431).
119 Dies ist eine Übersetzung eines Textes von Philostorgius (h.e. 8,3 [105 L Bidezj) bei Th. Ko- 130 Vgl. ebd.
131 Vgl. Origenes, de princ. 4, 4, 1 (349,9-10 Koetschau); vgl. Gregg, R. C. und Groh, D. E.,
pecek (ders., 1982, S. 63, Anrn. 18).
1981, S. 15.
120 Th. Kopecek nimmt hier Bezug auf Grilhneier, A.. 1965, S. 181 L
121 Für die Wandelbarkeit des Logos können weder positive noch negative Belege beigebracht 132 Dies ist aus Athanasius (Urk. 4 b) bekannt (vgl. oben).
133 Vgl. Athanasius. de syn. 15, 3 (242, 18 Opitz) und Sextus Empiricus, adv. Math. vn. 432
werden. Ob Arius dies gelehrt hat. bleibt somit reine Spekulation.
(SVF 3, 164, nr. 657).
122 Vgl. Kopeeek, Th., 1982. S. 62 ff.
123 Vgl. dazu Stead. C.. 1982. S. 74 und Kannengiesser. C .. 1982, S. 14; wenn es sich hier bereits 134 Vgl. Urk. 14 (25,1-5 Opitz).
nicht um die ipsissima verba des Arius bandelt, wie C. Kannengiesser schreibt. so ist es auch 135 Gregg, R. C. und Groh, D. E., 1981. S. 19; vgl. Athanasius. c. Ar. I, 36 (PG 26, 85 ll- 878);
wenig sinnvoll, von einer neuen Edition zu sprechen, wie er dies vorschlägt (vgl. Stead. C .. Philo, Leg. a11. III 210 (SVF 3, 138, nr. 512); Seneca, ep. 95. 57 006 Pn\chac).
72 § 4 Theologie des Arius

Für R. C. Gregg und D. E. Groh ergeben sich damit folgende Konsequenzen: einerseits
I
,1
lf
i
2. Untersuchung der Quellen 73

nicht war; und er war nicht, bevor er wurde, sondern auch er selbst hatte einen An-
sei der späte Stoizismus für die Interpretation des moralischen Fortschrittes des Erlösers fang des Geschöpfseins<,144
bis hin zur Vollendung entscheidend. 136 Andererseits müßte die soteriologische Basis der
arianischen Argumentation beachtet werden. Und drittens seien mehr Quellen für den Dadurch daß der Sohn geworden ist, war der Sohn nicht, bevor er entstand; deswegen
Arianismus relevant als die eigenen Worte des Arius.1 37 war auch Gott nicht Vater, bevor der Sohn war, weil der Vater nur dann Vater sein kann,
wenn der Sohn ist - so die Erklärung in dieser Denkrichtung. Der Sohn gehört deshalb
Der stoische Hintergrund der arianischen Lehre ist auf den ersten Blick frappierend. R. zu den Geschöpfen, er ist aus dem Nichts entstanden. Diese ganze Problematik tauchte
P. C. Hanson betont jedoch, daß man im arianischen Vokabular keine spezifisch stoi- bereits in anderen Schriften des Arius auf und dürfte deshalb - wenn auch nicht explizit,
schen Ausdrücke finde. Zwar weise manches in Richtung einer moralischen Vervoll- so doch inhaltlich - zum Bestand des arianischen Gedankengutes gehören.
kommnung, aber genauso könne man das Gegenteil belegen. 13S ~dererseits .wird im
Arianismus die Sündenlosigkeit durch die Gnade betont, also mcht durch die Natur Der Ursprung des Sohnes:
selbst.139 Wenn R. C. Gregg und D. E. Groh dies zugestehen, dann muß gefragt werden, >Denn es war nur Gott, und noch nicht war der Logos und die Weisheit. Als er uns
wie ein Weg zur Perfektion oder Vervollkommnung gedacht werden könne (in morali- schaffen wollte, hat er dann einen einzelnen gemacht, und er hat ihn Logos genannt
scher Hinsicht, denn darauf liegt der Schwerpunkt bei R. C. Gregg und D. E. Groh) , und Weisheit und Sohn, damit wir durch ihn geschaffen wurden. Zwei Weisheiten
wenn bereits eine Sündenlosigkeit vorliege (durch Gnade). Dann bedarf es nämlich kei- gibt es also, eine eigentliche, die auch mit Gott zusammen existiert, aber der Sohn
ner moralischen Vervollkommnung. 14o ist in dieser Weisheit entstanden, und indem er an dieser teilhat, wird er nur Weis-
heit und Logos genannt. Denn die Weisheit war durch die Weisheit vorhanden durch
R. P. C. Hanson versucht dann in einem dritten Schritt die Ansicht von R. C. Gregg
den Willen des weisen Gottes. So sagt er, daß auch ein anderer Logos beim Sohn in
und D. E. Groh zu entkräften; nach ihm treffe das Adoptionsargument bei Gregg und Gott sei, und indem er an diesem teilhat, werde der Sohn wiederum gemäß der
Groh deshalb nicht zu, weil Jesus im arianischen Denken kein vollkommener Mensch Gnade Logos und Sohn selbst genannt.<145
gewesen sei. Nach R. P. C. Hanson hätten R. C. Gregg und .D. ~. Groh di~ Lehre .~o~
aw[.la a'IjJuxov völlig außer acht gelassen. Insofern Jesus bei ArIUS g~ kern vollstan~l­ Aus den Briefen des Arius ist lediglich bekannt, daß der Sohn durch den Willen Gottes
ges menschliches Wesen sei, könne es in diesem Sinne keinen .m~ralischen Fortschn~ entstanden ist, und zwar vor den Zeiten, so daß er nicht ungeworden ist. Daß der Sohn
geben. Dieses Argument gegen R. C. Gregg und D. E. Groh schernt Jedoch nach den obi- aber um unseretwillen entstanden ist und daß es die zwei Logoi und Weisheiten gebe,
gen Überlegungen zur Problematik des aw[.la a'IjJuxov nich~ zuzut~eff~n.141 Wenn .dies wobei der eine Logos (Christus) am anderen Logos in Gott teilhabe, ist nur noch durch
auch bei Arius und Athanasius kein Thema war wie etwa bel Apollrnans von Laodlcea, Alexander überliefert; es kann hier angenommen werden, daß Arius eine Differenz von
so folgt daraus noch nicht, daß Jesus im Sinne des Arius ein Mensch war wie wir.~42 Vater und Sohn durch den Begriff des Logos ausgedrückt hat.
Vielmehr scheint bei R. C. Gregg und D. E. Groh des öfteren ein Zirkelschluß vorzulie-
gen; sie schreiben z.B.: »The Arians stressed the phrase [... ] Th.u~ Ariu~ ,,:ill wri~e Die nächste Passage über die Wandelbarkeit des Logos bzw. des Sohnes wurde oben
somewhat more perplexingly in his Thalia«143. Im Anschluß daran zItieren Sie die Thalia bereits als athanasianisches Gut ausgewiesen oder wahrscheinlich gemacht.
und schließlich Athanasius (c. Ar. 2, 1), der sich wiederum auf die Arianer bezieht. Da- Die gewordene Natur des Wortes:
mit wird wechselweise Arius mit Hilfe der Arianer und die Arianer mit Hilfe von Arius >Der Logos ist nicht wahrhafter Gott. Wenn er auch Gott genannt wird, ist er aber
interpretiert, als ob beide Seiten je dasselbe vertreten hätten. nicht wahrer Gott; sondern durch die Teilhabe der Gnade wird er, wie es auch alle
Für die weitere Interpretation kann zunächst Athanasius zitiert werden, der folgendes anderen sagen, so nur Gott mit Namen genannt. Da alles Gott fremd und unähnlich
Bild von der Lehre des Arius bietet: der ouaLa nach ist, so ist auch der Logos fremd und unähnlich gemäß allem der
ouaLa und der Eigenheit des Vaters; er ist aber den Gewordenen und Geschaffenen
Die göttliche Monarchie: eigen und einer von ihnen.<146
>Nicht immer war Gott Vater, sondern es gab eine Zeit, in der nur Gott war und
noch nicht der Vater war. Später aber wurde er Vater. Nicht immer war der Sohn; Diese Ansicht, der Sohn sei ein Geschöpf und gehöre in diesen Bereich, wurde von
denn da alles aus dem Nichts wurde und alle Geschöpfe sind und solche wurden, ist
Arius auch in seinen Briefen vertreten. Auch der Gedanke, der Sohn sei nur Gott, aber
auch der Logos Gottes selbst aus dem Nichts geworden, und es war eine Zeit, als er nicht wahrer Gott, findet sich dort,147 Der wesentliche Unterschied liegt jedoch darin, daß
Arius z.B. in dem Glaubensbekenntnis an Alexander von Alexandrien schreibt, daß der
136 Auf diesen Hintergrund wurde oben bereits mehrfach verwiesen.
137 VgI. Gregg. R. C. und Groh. D. E .. 1981. S. 120. Anm. 19; dies richtet sich gegen G. C. Stead
(vgl. ders .. 1964. S. 16 ff.).
13S Vgl. Hanson. R. P. C.. 1988. S. 97. 143 Gregg. R. C. und Groh. D. E., 1981, S. 21.
139 Vgl. dazu Lorenz. R.. 1979. S. 122-127. 144 Übersetzung von c. Ar. 1,5 (PG 26, 21 A).
140 Vgl. Hanson. R. P. C.. 1988. S. 97. 145 Übersetzung von c. Ar. 1. 5 (PG 26. 21 AB).
141 Vgl. § 4.2f. . ' 146 Übersetzung von c. Ar. 1,5 (PG 26, 24 A).
142 Dieser Schluß liegt eher von Alexander von Alexandnen und von Athanaslus her nahe. 147 Vgl. oben.
74 § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 75

Sohn ein Geschöpf sei, aber nicht wie eines der Geschöpfe.1 48 Diese Differenz zu den Wie weit ist der Thalia zu glauben, wie sie von Athanasius überliefert ist, und zwar
Geschöpfen wird in dem Auszug aus der Thalia nicht in diesem Maße betont; es wird nur auch in den Teilen, die nicht durch die Briefe des Arius gedeckt sind? G. C. Stead nimmt
gesagt, er sei Gott gewesen. Dies könnte allerdings auch in dem Sinne verstanden wer- aufgrund metrischer Analysen die Anfangsverse von >co Ar. I, 5< und die Thalia in >de
den, daß der Sohn durch eine ethisch vollkommene WeL~e des Lebens vergöttlicht wor- syn. 15< als zuverlässig an, indem er für beide Texte Anapäste mit Freiheiten nachzuwei-
den sei, so daß er doch ganz der geschöpflichen Ordnung angehört. In seinen Briefen sen versucht. 153 Gegenüber den restlichen Auszügen aus der Thalia in c. Ar. 1, 5-6 und I,
sprach Arius jedoch davon, daß er nicht wie einer der Geschöpfe ist, obwohl der Sohn als 9 ist G. C. Stead jedoch sehr skeptisch, indem er die Thalia aus >de syn. 15< als Verifika-
vollendetes Geschöpf gedacht wurde. Auch die soteriologische und schöpfungstheologi- tionsmittel für die Richtigkeit verwendet. 154
sche Ausrichtung der Gedanken - einer Schöpfung des Sohnes wegen des Heilsplanes Gegen die Einwände von G. C. Stead versuchte R. Lorenz durch einen Vergleich von
des Vaters, eine Schöpfung für uns - ist so nicht in den Briefen des Arius enthalten, Texten des Athanasius und Alexander zu zeigen, daß die kritische Haltung Steads gegen-
wohl aber in den Schriften des Alexander über Arius. über Athanasius nicht berechtigt iSt. 155 So richtig die Feststellungen und Anregungen von
Das begrenzte Wissen des Sohn-Logos: R. Lorenz sind, indem sie die Verbindungen zu den Briefen des Arius herstellen,156 so
>Für den Sohn existiert der Vater unsichtbar, und der Logos kann seinen eigenen soll doch jenes Problem nochmals zur Sprache kommen, das bereits oben über die Wan-
Vater nicht vollendet und genau sehen und erkennen; sondern was er erkennt und delbarkeit des Sohnes angeschnitten wurde. R. Lorcnz schreibt hier, G. C. Stead gehe
sieht, weiß und sieht er in analoger Weise entsprechend den eigenen Maßen, wie nicht näher auf das Problem ein, daß der Sohn als Geschöpf aus dem Nichts wandelbar
auch wir entsprechend der eigenen Dynamis erkennen. Denn der Sohn erkennt nicht sein müsse,157 Athanasius wie auch Alexander berichten davon, daß der Sohn bei Arius
nur den Vater nicht genau; denn er verbleibe in Richtung auf das Aufnehmen; son- tatsächlich unwandelbar gewesen sei kraft seines sittlichen Willens. 158 Arius selbst
dern der Sohn selbst weiß auch seine eigene ovala nicht.<149 schreibt in seinem Brief an Alexander: YEvvf]aaVta ULOV f.!OVOYEVi"] [ ... ] u:n:oat~­
aavm ;'OLw ÖcAT]f.!Utl, atQE:n:tov "al avaAAoLwtov l59 . Die Übersetzung kann lauten:
Diese Ansicht ist erneut nicht in den Briefen des Arius enthalten und ist auch nicht die »Der ihm durch seinen (Gottes) Willen das Sein gab als einem Unwandelbaren und Un-
Meinung seiner Anhänger, wie z.B. des Eusebius von Caesarea.1 50 Daß der Sohn seine veränderlichen« oder: »Der ihm das Sein gab als einem, der durch seinen eigenen Willen
eigene ouala nicht kennt, könnte so verstanden werden, daß der Sohn nicht die Per- (d.h. des Sohnes) unwandelbar und unveränderlich iSt.«I60 Mit dieser gesetzten Zweideu-
spektive seines eigenen Seins hat wie der Schöpfer; es ist aber auch möglich, es so zu tigkeit könnte geklärt werden, warum der Sohn zwar als wandelbar in seiner Natur ange-
denken, daß das geschöpfliche Selbstwissen nicht ein Wissen der ovaLa sein könne,151
Wir befinden uns auch bei diesem Aspekt auf unsicherem Boden.
153 Auf eine Untersuchung dieser späten metrischen Formen kann hier nicht eingegangen werden;
Die verschiedenen Erhabenheiten von Vater, Sohn und Heiligem Geist G. C. Stead wendet sich gegen P. Maas (vgl. ders., 1909, S. 511 ff.), der als Grundbaustein der
>Der Natur nach sind sie geteilt und entfremdet und getrennt, die ouaLm sind fremd Thalia Hexameter annehmen möchte, allerdings mit großen Abweichungen von diesem Vers-
und einander unteilhaftig, und zwar die oualm von Valer, Sohn und Heiligem maß rechnen muß. Wie P. Maas beschränkt sich auch W. J. W. Koster (vgl. ders., 1963, S.
Geist, und sie sind einander völlig unähnlich in den olJ(JLm und Würden in Bezug 135 ff.) auf die ersten sieben Verse der Thalia in c. Ar. I, 5. G. C. Stead dagegen dehnt diese
auf das Unbegrenzte. Der Logos ist in der Ähnlichkeit der Würde und der ouala Untersuchungen auch auf de syn. 15 aus (Stead, G. C., 1978, S. 38 ff.), muß allerdings auch
beiden völlig fremd, nämlich dem Vater und dem Heiligen Geist. Der Sohn aber ist hier Unregehnäßigkeiten zugestehen. Gegen die metrischen Analysen von G. C. Stead konnte
M. R. West zeigen, daß man nicht mit Unstimmigkeiten oder Unregelmäßigkeiten des Vers-
getrennt und unteilhaftig gemäß allem vom Vater.< 152 maßes rechnen muß, wenn man von ionischen Tetrametern ausgeht, die dem Sotadeus sehr na-
hekommen (vgl. West, M. R., 1982, S. 98 ff.; G. C. Stead schloß sich schließlich den Analysen
Daß Vater, Sohn und Heiliger Geist strikt voneinander getrennt werden müssen, und von M. R. West an [vgl. Stead, G. C., 1985, S. 153, Anm. 1)). Aufgrund dieser metrischen
zwar auch in ihrer ova La, ergibt sich aus den frühesten Zeugnissen des Arius, indem er Analyse von M. R. West folgert R. P. C. Hanson, daß in der Thalia die originalen Worte des
eine starke Kluft zwischen dem, was ungeworden ist, und dem, was geworden ist, auf- Arius vorliegen (vgl. ders., 1988, S. 10). Nach R. P. C. Hanson könne man sich nämlich nicht
macht. Obwohl diese Differenz der drei göttlichen Wesen in dem Brief des Arius an Kai- vorstellen, daß die 'Ibalia überarbeitet ist, wenn ein geschlossenes Metrum vorliegt (vgl. ebd.,
ser Konstantin nicht expliziert ist, widerspricht dies jedoch nicht dem Gedanken der S. 12). Dies ist jedoch nicht stringent: auch ein Kompilator, von dem R. P. C. Hanson spricht
Thalia, weil der Brief an Kaiser Konstantin sehr konziliant gehalten sein dürfte, um des- (vgl. ebd., S. 12; Hanson nimmt hier sogar zwei an, nämlich einen für c. Ar. I, 5-6 und einen
sen Zustimmung zu erreichen. Arius scheint also eine klare Trennung zwischen Vater, anderen für de syn. 15), kann einen Text inhaltlich in einern Versmaß verändern. Zudem unter-
sucht R. P. C. Hanson zu wenig, worin die Unterschiede der Thalia zu den sonstigen Schriften
Sohn und Heiligem Geist zu ziehen. des Arius liegen (vgl. dazu ausführlich § 4.2hß).
154 Vgl. Stead. G. C., 1978, S. 20 ff.
148 Vgl. Urk. 602,9-10 üpitz). 155 Vgl. Lorenz, R., 1983, S. 10 ff.
149 Übersetzung von c. Ar. 1,5 (PG 26, 24 AB). 156 Die Argumente können hier nicht nachgezeichnet werden; die Ansichten G. C. Steads scheinen
150 Vgl. Urk. 8 (16,6--7 Opitz) vgl. Eusebius von Caesarea, ET I 8 (66, 21-23 Klostermann) und I überzogen zu sein und Athanasius nicht gerecht zu werden.
12 (70, 26 -72, 37 Klostermann); dies wird dazu verwendet, um zu zeigen, daß der Sohn nicht 157 Stead, G. C., 1978, S. 36; Lorenz, R., 1983, S. 32.
wie einer der Geschöpfe ist. 158 Für Alexander vgl. Urk. 4 b (8, 2 üpitz) und Urk. 14 (21, 12-19 Üpitz).
151 Diese Interpretation wird von R. Williams vorgeschlagen (vgl. ders .. 1987, S. 106). 159 Urk. 6 (12, 7 ff. üpitz).
152 Übersetzung von c. Ar. I, 5 (PG 26, 24 13). 160 Übersetzung nach Lorenz, R., 1983, S. 32 f.
70 § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 77

sehen wurde, zugleich aber willentlich nicht wandelbar war, wie es Arius dann in seinem von C. Kannengiesser für Athanasius angezweifelte Wort TEXVO:n:OLElv in c. Ar. 11, 63;
Brief an Alexander ausgedrückt habe. Dazu muß gesagt werden, daß Athanasius und dies ließe sich durch andere Beispiele ergänzen.1 67
Alcxander den Arius auf jeden Fall so verstanden, daß er die Wandelbarkeit des Sohnes
lehrte. R. Lorenz zeigt jedoch bei dieser Passage nicht stringent, warum Arius die Wan- Ferner muß die Annahme geprüft werden, ob ein Neo-Arianer (etwa Aetius oder Euno-
delbarkeit des Sohnes gelehrt haben sollte. Er kann zwar darauf verweisen, daß Athana- mius) die Thalia überarbeitet hat. Th. Kopecek l68 glaubt, daß Aetius und Eunomius sich
sius und Alexander jeweils die Wandelbarkeit des Sohnes bei Arius annehmen und dabei in zwei wesentlichen Aspekten von Arius unterscheiden. Einerseits spreche die Thalia
so ins Detail gehen, daß dies schwerlich erfunden sein könne. 161 Zum anderen - so R. davon, daß der Sohn das Wesen Gottes nicht voll erkennen könne.1 69 Aetius wie auch
Lorenz - bestehe jene Unsicherheit der Übersetzung. Man müßte jedoch zusätzlich fra- Eunomius betonen dagegen, daß das Wesen Gottes durch den Menschen erkannt werden
gen, wie dies in der Auseinandersetzung mit Th. Kopecek geschehen ist, warum gerade könne, und zwar als aYEVVTjTo<;, d.h. es kann negativ ausgedrückt werden, was das We-
Arius die Wandelbarkeit des Logos oder des Sohnes gelehrt haben sollte und nicht auch sen Gottes nicht ist. Indem gesagt wird, was es nicht ist, wird zugleich von der negativen
Asterius oder Eusebius von Nikomedien. Allein aus einem Vorwurf durch Gegner des Seite her expliziert, was es ist, obwohl das Positive nicht aussagbar ist. In der negativen
Arius läßt sich dies nicht explizieren. Es muß trotz der Einwände gegen G. C. Stead an- Bestimmung dessen, was Gottes Wesen ist, liegt die Möglichkeit der Erkenntnis Gottes.
genommen werden, daß sowohl Athanasius als auch Alexander gegen Arius polemisieren So schreibt Aetius im Syntagmation:
und diesen in mancher Hinsicht überzeichnen. § 4: »Wenn Gott in unendlicher Weise in ungeschaffener Natur verbleibt und das
Mit der Thalia in c. Ar. I, 5-6 werden jedoch Themenbereiche angeschnitten, die in Geschaffene in unendlicher Weise geschaffen ist, dann wird die umgekehrte Lehre
der arianischen Kontroverse eine Rolle gespielt haben könnten, besonders die Zweiheit der Wesensgleichheit [... ] zerstört werden [... ].«
der Logoi, die differente, subordinatianische Existenzweise des Sohnes und des Heiligen § 5: »Wenn Gott in seinem Wesen ungeschaffen ist, insofern das, was geschaffen
Geistes gegenüber Gott, die Namensverleihung Sohn, Logos, Weisheit und die einge- wurde, nicht durch eine Trennung des Wesens geschaffen wurde, dann brachte er es
schränkte Erkenntnis des Sohnes sowie die Schaffung des Sohnes um der Menschen also als Hypostase durch seine Kraft zur Existenz.«
willen.
§ 11: »Wenn der allmächtige Gott, der von ungeschaffener Natur ist, sich selbst
ß) Athanasius: de syn. 15 nicht weiß als jemand, der von geschaffener Natur ist, aber wenn der Sohn, der von
geschaffener Natur ist, weiß, daß er selbst ist, was er ist, wie kann das >wesens-
Der Titel für die Thalia in de syn. 15 lautet: Blasphemien des Arius; dieser Titel dürf1e
gleich< nicht eine Täuschung sein, wenn der eine sich selbst als ungeschaffener weiß
von Athanasius oder einem Vermittler dieser arianischen Schrift stammen. Hier kann
und der andere als geschaffener?«170
nicht wie in c. Ar. I, 5--6 eine Unterteilung durch Verben wie <PTjOl vorgenommen wer-
den, sondern es sind die gliedernden Unterbrechungen und Einsätze wie yoüv, txav~ ö€
Der zweite Bereich, in dem nach Th. Kopeeek eine klare Differenz der Neo-Arianer zu
a:n:oöEU;L<; ön usw. zu beachten. Auffällig ist gegenüber c. Ar. I, 5-6 ferner, daß der
Arius bestehen soll, ist die essentielle Wandelbarkeit des Sohnes, seine proleptische
Wortschatz doktrinärer wirkt, z.T. auch inhaltlich neue Akzente setzt. 162
Adoption aufgrund des vorbildlichen Vemaltens des Sohnes und dadurch seine Deifika-
Oben wurde bereits bei der Frage nach der Chronologie l63 die Schwierigkeit hervorge- tion. l7l Die Wandelbarkeit des Sohnes wird aber von den Neo-Arianem zurückgewiesen,
hoben, daß die Thalia bei Athana5ius in de syn. 15 eventuell nicht so überliefert ist, wie wenn z.B. Aetius im 15. Syllogismus seines Syntagmations schreibt:
sie von Arius konzipiert war. C. Kannengiesser l64 bringt dabei den Vorschlag ein, daß
§ 15: »Wenn das Geschaffene [= der Sohn] der Natur nach unwandelbar ist, wegen
die Thalia des Arius von einem Neo-Arianer überarbeitet wurde, eventuell Aetius, und
des einen, der es hervorbrachte (aTQE:n:TOv T~V <pUOLV [... ] ötit TOV YEvvf]oavm),
zwar deshalb, weil in de syn. 15 neue Wörter gefunden werden, die nicht zum Wort-
dann ist das ungeschaffene Wesen unwandelbar nicht aufgrund des Willens, sondern
schatz des Athanasius gehören: z.B. 0iJ.0ÖOSOVI65. Die Blasphemien seien nach C. Kan-
aufgrund seiner wesentlichen Stellung.«172
nengiesser von Athanasius an diesen Platz gesetzt worden, um Acacius von Caesarea als
Arius redivivus zu diskreditieren.
Gegen diese Ansicht C. Kannengiessers werden einige wichtige Einwände vorge-
bracht, die zunächst eine Überarbeitung der Thalia in Frage stellen. G. C. Stead l66 be-
zweifelt zu Recht die Annahme C. Kannengiessers, daß in de syn. 15 neue Wörter einge-
führt werden, die sich bei Athanasius nicht finden lassen. So gebraucht Athanasius das 167 Vgl. ebd.
168 Vgl. Kopeeek, Th., 1982, S. 54 ff.
169 Vgl. de syn. 15 (243, 14 ff. Opitz).
161 Vgl. Lorenz, R., 1983, S. 32. 170 Die Übersetzung ist entsprechend der von L. R. Wickham gestaltet (vgl. ders., 1968, S. 545 f.,
162 Z.B. de syn. 15 (242, 17 Opitz); vgl. dazu Kannengiesser, C., 1982, S. 15. leicht verändert durch Kopecek, Th., 1982, S. 54); vgl. auch Kopecek, Th., 1979, Vol. 1, S.
163 Vgl. § 4.1. 120 ff. und 232 ff.; für Eunomius vgl. Kopecek, Th., 1979, Vol. 2, S. 311 ff.; vgl. auch Philo-
164 Vgl. z.B. Kannengiesser, C., 1982, S. 15 f.; dort auch weitere Belege! storgius h.e. 2, 3 bei Photius (14 Bidez).
165 Vgl. ebd., S. 16, Anm. 58. 171 Vgl. dazu auch Gregg, R. C. und Groh, D. E., 1981, S. 19 ff. und 50 ff.
166 Vgl. Stead, G. C., 1982, S. 75. 172 Übersetzung entsprechend der von Kopecek, Th., 1982. S. 56.
7H § .f 711eologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 79

Th. Kopel'eks l73 Ansicht trifft insofern zu, als die Neo-Arianer Aetius und Eunomius daß der Vater Gott ist, obwohl der Sohn nicht war. Also ist der Sohn, da er nicht war
weder lehren, daß da~ Wesen Gottes nicht wißbar sei, noch, daß der Sohn essentiell wan- (denn er kam in seine Existenzweise durch den väterlichen Willen), einziggeborener
delhar sei. Deswegen muß angenommen werden, daß ein möglicher Redaktor der Thalia Gott, und dieser [der Heilige Geist?] ist bei den fremd.«179
nicht aus diesem Kreis stammen könne.174 Allerdings wurde bereits im Zusammenhang
Blasphemien 12-14:
mit der Diskussion der Wandelbarkeit des Wesens, insofern dies den Sohn betrifft (in c.
»Die Weisheit kam als Weisheit in die Existenzweise durch den Willen des weisen
Ar. 1,5), aufgezeigt, daß hier möglicherweise nicht die Meinung des Arius wiedergege-
Gottes.'80 Er wird also in unzähligen Manifestationen gedacht als Geist, Dynamis,
ben ist;175 die These Th. Kopeceks, daß sich die Neo-Arianer in diesen zwei, oben ge-
Weisheit, Ehre Gottes, Wahrheit, Abbild, Logos. Verstehe, daß er auch gedacht wird
nannten A~pekten von An'us unterscheiden, muß deshalb modifiziert werden: die Diffe-
als Abkömmling und Licht.«181
renz dieser Neo-Arianer besteht zu den Versionen der Thalia, wie sie bei Athanasius zu
finden ist, und nicht notwendig zu Arius. Bereits oben wurde erwähnt, daß in der Thalia Blasphemien 15-16:
(de syn. 15) ein Wechsel der Personen auftritt: <paiJEv (242, 11 Opitz) und Af1;w (242,21 »Der Höhere ist fähig, einen hervorzubringen, der dem Sohn gleich ist, aber nicht
Opitz). Wie ist dieser Wechsel zu erklären? Warum besteht nach wie vor eine Differenz einen, der ausgezeichneter, höher oder größer ist. Durch den Willen Gottes so, wie
des Arius (z.B. in seinen Briefen) und der hier zitierten Thalia bzgl. der Wandelbarkeit er ist, und so groß, wie er ist, seit der Zeit, als/dem Moment, als/dem Augenblick,
des Sohnes? Um die Frage eines möglichen Redaktors zu klären, muß zunächst der Inhalt als er aus Gott in die Existenz kam, starker Gott, der er ist, er singt den Lobpreis für
der Thalia in de syn. 15 dargestellt werden, um diesen dann mit der sonstigen Theologie den Höheren in teilhafter Adäquatheit.«182
des Arius und c. Ar. 1, 5-6 zu vergleichen. Dabei kann die Einteilung der Blasphemien
Blasphemien 17-21:
bei C. Kannengiesser übernommen werdenP6
»Zusammenfassend ist zu sagen: Gott existiert für den Sohn unsagbar; denn er ist
Blasphemien 1-4: für sich, was er ist, und das ist unsagbar, so daß der Sohn nicht das Verständnis hat,
»Gott selbst also existiert für alle unsagbar, wie er ist. Er hat allein keinen, der ihm das es ihm ermöglichen würde, es auszusprechen. Unmöglich ist es nämlich für ihn,
gleich und ähnlich ist, keinen, der gleiche Ehre hat. Wir sagen aber, er sei ungewor- die Geheimnisse des Vaters zu suchen, der für sich selbst ist. Denn der Sohn selbst
den wegen dem, der der Natur nach geworden ist; wir singen den Lobpreis für den, weiß seine eigene OUOla nicht, denn als Sohn kam er in Wahrheit in seine Exi-
der keinen Anfang hat, wegen dem, der einen Anfang hat, wir preisen ihn aber als stenzweise durch den Willen des Vaters. Welcher Logos also gestattet, den selbst,
Ewigen wegen dem, der in den Zeiten entstanden ist. Der Anfanglose setzte den der aus dem [einem?] Vater ist, im Verständnis zu erkennen, und zwar den, der ihn
Sohn als Anfang der Gewordenen und, nachdem er diesen zum Kind gemacht hatte, hervorgebracht hat? Denn es ist offensichtlich, daß der, der einen Anfang hat, den
brachte er ihn hervor als Sohn für sich selbst, nichts Eigenes von Gott hat er gemäß Anfanglosen, wie er ist, nicht im Gedanken umfassen kann.«183
der Seinsweise der Eigentlichkeit, denn er ist nicht gleich, vielmehr ist er ihm auch
nicht wesensgleich.«177 Neben dem, was bereits oben festgestellt wurde, fällt auf, daß zwischen c. Ar. 1, 5-6
und de syn. 15 einerseits Abhängigkeiten bestehen, zum anderen aber auch Unterschiede.
Blasphemien 5-7:
So liest man am Anfang des Referates in c. Ar. I, 5, daß Gott nicht immer Vater war;
»Gott ist aber weise, weil er selbst der Lehrer der Weisheit ist. Ein ausreichender
Beweis aber ist es, daß Gott allen unsichtbar ist, unsichtbar für die, die durch den
Sohn entstanden sind, und unsichtbar für den Sohn selbst. Ich werde aber in ange-
messenen Worten sagen, wie der Unsichtbare durch den Sohn gesehen wird: durch
178 Übersetzung von de syn. 15 (24,2, 18-23 Opitz).
die Dynamis, mit der Gott sehen kann; und in den eigenen Maßen verbleibt der 179 Übersetzung von de syn. 15 (242, 24-243. 4 Opitz).
Sohn, den Vater zu sehen, wie es Recht iSt.«178 ISO R. Williams wählt hier eine andere Lesart: ao<j>ta ao<j>l<,-t i.m:ij0sE (vgl. Williams, R., 1987, S.
Blasphemien 8-11: 286, Anm. 38 und 42); dadurch würde R. Williams bereits eine andere Interpretation vorschla-
gen, die jedoch nicht durch die Handschriften gedeckt ist. Er übersetzt nämlich ,,>Wisdom<
»Es gibt eine Trias nicht-gleicher Ehren, unvermischt sind ihnen ihre Hypostasen
came into existence through Wisdom« (Williams, R., 1987. S. 102); dies impliziert, die Aus-
[Seinsausformungen], in den Ehren, die eine ist ehrenvoller als die andere in Bezug sage des Textes sei, daß die geschaffene Weisheit durch eine Weisheit in Gott zustandekäme.
auf das Unbegrenzte. Der Vater ist, was die ouol(x [den Seinsinhalt, das Wesen] Die obige Übersetzung will jedoch nicht notwendig aussagen, daß >in< Gott eine Weisheit exi-
betrifft, dem Sohne fremd, weil er un-begründet [grund-los] existiert. Verstehe, daß stierte - in welcher Form auch immer. >Der weise Gott< könnte nämlich auch so aufgefaßt
die Monas war, die Dyas aber nicht war, bevor sie entstand. Sofort also (siehst du), werden, daß das Adjektiv lediglich attributiv gebraucht wird, somit nicht unabhängig vom Sub-
stantiv Gott verifiziert werden könnte. Ganz anders verhielte es sich mit einem prädikativen
173 R. William~ schließt sich im Wesentlichen den Ausführungen von Th. Kopecek an (vgJ. Adjektiv in dem Sinne, daß beide Propositionen unabhängig voneinander verifiziert werden
Williams, R., 1987, S. 65 f.; vgl. dazu Gregg, R. C .. 1989, S. 249, Anm. 2). müßten, wie z.B. bei dem Satz »Dies ist ein brauner Tisch«; es ergäben sich die beiden Propo-
174 Dies richtet sich gegen die Meinung C. Kannengiessers. sitionen »Dies ist ein Tisch« und »Dies ist braun«. F. Ricken (vgl. ders., 1983, S. 54 ff.) führt
175 Vgl. § 4.2ha. dies in der Analyse von Sätzen durch, die das Prädikat >gut< enthalten.
176 Vgl. Kannengiesser, c., 1982, S. 15. 181 Übersetzung von de syn. 15 (243, 5-8 Opitz).
m Übersetzung von de syn. 15 (242,9-17 Opitz). 182 Übersetzung von de syn. 15 (243. 9-13 Opitz).
183 Übersetzung von de syn. 15 (243, 14-23 Opitz).
HO § 4 Theologie des Arius 2. Untersuchung der Quellen 81

dies kiinnte eine Änderung in Gott implizieren,l84 so daß für diesen Text das Vatersein Thalia des Arius redigiert hat; dieser Redaktor muß gelehrt haben, daß der Sohn in den
fiir (Jott peripher ist. Diese Stelle in c. Ar. I, 5 scheint weiterhin eine Deduktion aus de Zeiten entstand, daß er wandelbar war und seine eigene OUOLa wie die des Vaters nicht
syn. 15, 11-12 zu sein,185 Gegen Ende von c. Ar. I, 5-6 wird der Unterschied der drei erkennen konnte. Als mögliche Redaktoren fallen die Neo-Arianer - wie gezeigt - aus,
Hypostasen in einem sehr negativen Ton eingeführt, während der Text in de syn. 15 eher zugleich aber auch die engen Gefährten des Arius, die nie eine Wandelbarkeit des Sohnes
neutral über die Distinktion der Hypostasen spricht. gelehrt hatten. Aber auch der von C. Kannengiesser erwähnte Acacius von Caesarea
scheint nicht als Redaktor in Frage zu kommen, da Acacius in seiner Christologie vom
Zu den Briefen des Arius fallen zunächst zwei wichtige Differenzen auf: die Thalia in
Begriff des Abbildes (Elxwv) ausgeht und dieses so bestimmt, daß das Abbild wie der
c. Ar. I, 5-6 und in de syn. 15 betont das Nichtwissen des Sohnes, und zwar sowohl
bzgl. der OUOLa des Vaters als auch seiner eigenen OUOLa. Dieses Nichtwissen wird in Archetyp sein muß,192 Der Sohn hat absolute Macht, absoluten Willen und absolutes
Sein. Daraus ergibt sich die Gefahr, Gott zu duplizieren. Acacius sagt deshalb, der Sohn
dieser Form nie in den Briefen des Arius hervorgehoben und es erscheint auch nicht bei
sei das exakte Abbild des Vaters, aber nicht ungeworden. Ein König brachte einen König
den Gefährten des Arius, etwa bei Eusebius von Nikomedien,186 Auf diesem Hintergrund
hervor; Gott ist König über den Sohn, dieser ist König über den Rest der Schöpfung. Die
müßte erneut gefragt werden, ob die erste Differenz, die Th. Kopecek als einen funda-
Natur des Sohnes ist, wie der Vater zu sein,193
mentalen Gegensatz der Neo-Arianer und des Arius herausstellt, zutrifft. Auch der zweite
Unterschied, den Th. Kopeeek festgestellt hatte, nämlich die Wandelbarkeit des Sohnes, In dieser Christologie unterscheidet sich Acacius scharf von der Thalia und kann des-
geht primär auf die Aussagen der Thalia zurück,187 so daß auch hier nicht notwendig von wegen wohl nicht als Redaktor der Thalia angenommen werden, zumal Acacius von
einer Differenz der Neo-Arianer zu Arius ausgegangen werden darf. Caesarea als Anführer der homoianischen Gruppierung auf der Synode von Seleukia galt.
Diese Acacianer unterscheiden sich einerseits von der homoiousianischen Partei (Basi-
Weiter findet man in der Thalia,188 daß der Sohn in den Zeiten entstanden sein soll.
lius von Ankyra, Makedonius von Konstantinopel, Silvanus von Tarsus), andererseits
Arius spricht jedoch sonst immer davon, daß der Sohn vor den Zeiten entstand, zwar ein
von den radikalen (sog.) Jungarianern wie Georgius von Alexandrien und Eudoxius von
Geschöpf ist, aber nicht wie eines der Geschöpfe,189
Antiochien,194 Es kann wohl in diesem Zusammenhang schwer entschieden werden, wer
Trotz dieser zwei Differenzen gibt es eine wichtige Parallele zu den arianischen Brie- die Thalia überarbeitet hat. Lediglich daß sie redigiert wurde, läßt sich feststellen. Wenn
fen (hauptsächlich das Schreiben des Arius und Euzoius an Kaiser Konstantin; Urk. 30). man aber davon ausgeht, daß in der Thalia ein redaktionelles Moment angenommen
Dort heißt es, daß der Sohn aus dem Vater stamme,190 was in ähnlicher Weise auch in werden muß, dann ergibt sich, daß die Thalia nur mit Einschränkung für die Rekonstruk-
den Blasphemien steht: EX tou ßeou U:rtEOt11 191 . Die Schöpfung des Sohnes, auch wenn tion der Lehre des Arius verwendet werden darf. Die Briefe des Arius müssen folglich
er aus dem Nichts entsteht, insofern er nicht war, bevor er entstand, kann als >aus Gott das Kriterium für das Aufgreifen der Gedanken in der Thalia sein. Dies gilt nicht nur für
entstanden< gedacht werden. die Theologie des Arius selbst, sondern zugleich für die diachrone Ebene, also den theo-
logie- und philosophiegeschichtlichen Hintergrund.
Wenn diese Unterschiede der Thalia sowohl zu den sonstigen Gedanken des Arius als
auch zu den Neo-Arianern bestehen, dann kann gefragt werden, wer die ursprüngliche

184 Mit dieser Annahme ist lediglich eine Möglichkeit umschrieben, das Verhältnis von Vater und
Gott in dieser Begrifflichkeit zu umschreiben, insofern mit der Werdung des Vaters eine Ände-
rung Gottes eingeschlossen sein könnte. Von einer Werdung Gottes müßte insofern gesprochen
werden, als Gott nicht immer Vater war, also erst Vater werden mußte. Dies ist auf dem Hin-
tergrund der Korrelation von Vater und Sohn zu sehen. Damit wäre jedoch ein ontologisches
Argument für die Relation von Vater und Gott eingeführt. Das Verhältnis von Vater und Gott
kann jedoch auch ein begriffliches sein: Gott wird erst Vater genannt, wenn der Sohn ist, inso- 192 Es wird bei Acacius ein Vergleich zum Leben gewgen: das Abbild von Leben muß lebend
fern der Sohn geworden ist. sein, lebende Weisheit und lebendes Abbild; für die gesamte Christologie des Acacius sei auf J.
185 Eine weitergehendere Begründung findet sich bei Williams, R., 1987, S. 104. T. Lienhard verwiesen (vgl. Lienhard, J. T., 1989, S. 1 ff.).
186 Vgl. Urk. 8 (16, 6-7 Opitz); vgl. dazu auch Eusebius von Caesarea, ET I 8 (66, 21-23 Klo- 193 Sein Sein existiert in den Charakteristiken und diese im Sein; Vater und Sohn sind distinkte
sterrnann) und I 12 (70, 26 -72,37 Klosterrnann). Hypostasen, der Sohn aber das exakte Abbild (vgl. Lienhard, J. T., 1989, S. 13 ff.). Acacius
187 Parallel dazu müßte Alexander von Alexandrien herangezogen werden (vgl. oben). wehrt sich hier gegen MarkeIl von Ankyra (vgl. ders., 1989, S. 11 ff.), der seine ,Bild-Theorie<
188 De syn. 15 (242, 13 Opitz). gegen Asterius vorträgt (vgl. ebd., S. 11 ff.; zu den soteriologischen lmplikationen der Chri-
189 Diese Differenz könnte man mit R. Lorenz darauf zurückführen, daß sich Arius in seinem stologie von MarkeIl vgl. Hübner, R. M., 1985, S. 178 ff.; der Zusammenhang der apollinaristi-
Denken gewandelt hat (vgl. Lorenz, R., 1979, S. 49-52). Damit wird aber nicht näher unter- sehen Soteriologie zu der von MarkeIl wurde bereits oben herausgestellt; vgl. auch Hübner,
sucht, wann die Thalia genau einzuordnen ist, ob vor oder nach Urk. 6. Die Untersuchung zur R. M., 1985. S. 191). Der Zusammenhang der östlichen und westlichen Bildtheorie (besonders
Chronologie der Quellen (vgl. § 4.1) hatte jedoch eine frühere Datierung von Urk. 6 ergeben, im Rahmen des zweiten Konzils von Nicaea und der Libri Carolini, aber auch der Wirkungsge-
so daß nicht davon gesprochen werden kann, die Thalia gebe die ursprüngliche Ansicht des schichte über Thomas von Aquin bis zum Val. II) zeigt P. Stockmeier (vgl. ders., 1987, S.
Arius wieder. 225 ff.). Zum Bildbegriff als Verhältnis von Bild und Urbild bei Plotin vgl. Beierwaltes, W.,
190 Urk. 30 (64, 6 Opitz). 1985, S. 114 ff.
191 De syn. 15 (243, 12 Üpitz). 194 Vgl. Baus. K./Ewig, E .. 1985, S. 50.
3. Zusammenfassung 83

Entstehung des Sohnes aus dem Nichts oder aus dem Vater:
3. Zusammenfassung
YEVVllt')El<; UltO tou JtatQO<;; (Urk. 6; 13.9 Opitz)
ES oux OVtUlV Eatlv (Urk. 1; 3, 5 Opitz)
Die Untersuchung hat ergeben, daß die entscheidende Fragestellung bei Arius die tOV ES autou [. .. ] YE)'EVVllt-tEVOV (Urk. 30; 64, 6 f. Opitz).
Christologie ist.! Bevor der theologie- und philosophiegeschichtliche Hintergrund des
Arius dargelegt und die Aufmerksamkeit auf die exegetische Fragestellung bei Arius ge- Schöpfung durch den Sohn:
richtet wird, werden hier die wesentlichen Aussagen des Arius zusammengefaßt. In die- ÖL' ot xal tou<;; aiwva<;; xal m
ÖAa ltEJtOlllXE (Urk. 6; 12,7 f. Opitz)
sem Zusammenhang ist festzuhalten, daß die Texte der Thalia bei Athanasius mit Vor- ÖL' otlm ltavra EyEVEtO (Urk. 30; 64, 7 Opitz).
sicht gebraucht werden müssen, da sie stark überarbeitet zu sein scheinen, somit nicht Der Sohn war nicht, bevor er wurde; Vater und Sohn existieren zusammen, sind
notwendig die Gedanken des Arius ausdrücken. aber nicht gleich-ewig und nicht gleich-ungeworden; Vater und Sohn haben das
Die Aussagen des Arius über Gott: Sein nicht gemeinsam:
oU6E yaQ Eatlv atölO<;; Tl auvatöLo<;; Tl auvaYEvvlltO<;; TQ:> :n:atQl, ovöE äj.!a tQ:>
Einheit Gottes: Eva t')EOV (Urk. 6; 12, 4 Opitz) JtatQl to clval EXEl (Urk. 6; 13, 10 ff. Opitz).
Eva t')EOV JtatEQ<X (Urk. 30; 64, 5 Opitz).
Es gibt keine zwei Ursprünge oder Anfänge, der Sohn entsteht nicht durch eine
Ungewordenheit: f.tOVOV ayBVV11tOV (Urk. 6; 12,4 Opitz). ltQoßoAT] und nicht aus einem Zugrundeliegenden oder einer Teilung Gottes:
Grundloser Grund: j.!ovov avaQXov (Urk. 6; 12,4 Opitz) oU6E [ ... ] öuo aYEvvf]tOv<;; aQxa<;; dallYOU!-!fVOl (Urk. 6; 13, 11 f.Opitz)
oU6' [ ... ] ltQoßoA~v [... ] ovlS' [ ... ] ~o<;; oj.!OOU<JLOV tOu JtatQo<;; (Urk. 6; 12,
o öE t')EO<;; avaQX0<;; Eau (Urk. 1; 3. 4 Opitz).
10 ff. Opitz)
Ewigkeit: j.!ovov a'iölOv (Urk. 6; 12,4 Opitz). OUtE ES UltOXElj.!EVOV tl vo<;; (Urk. 1; 3, 1 Opitz).
Unwandelbarkeit: atQEJttOV xat. avaHolUltov (Urk. 6; 12, 60pitz). Der Sohn ist Gott, Logos, einziggeboren, unveränderlich, ist herabgekommen, hat
Wahmeit usw.: f.tovov aA'1t')lvoV, j.!ovov at')avaaLav Exovra, j.!ovov ao<j>ov, Fleisch angenommen, gelitten und ist auferstanden:
j.!ovov ayat')ov, j.!ovov ISvvaatl1v, ltavt(J)v XQ1.tTlv, ÖlOlXT]tT]V, oixovoj.!ov, t')EO<;;, j.!OVOYEVT]<;;, avaHolUltO<;; (Urk. 1; 3, 2 f. Opitz)
[... J. ÖlXalOV xal ayat')ov, vOj.!ov xal ltQO<j>lltWV xal Xalvf]<;; ölat')T]xll<;; t')EOV t')EOV AOYov, [ ... ] tOV xan;At')ovra xat aaQxa avaAaßovra xal :n:at')ovra xat
(Urk. 6; 12, 4 ff. Opitz). avaamvra xat aVEAt')ovra Ei<;; TOU<;; OVQ<XVOlJ<;; xat mAlv EQXO!-!fVOV ...
(Urk. 30; 64, 7 ff. Opitz).
Aussagen des Arius über den Sohn:
Aufgrund der theologischen Aussagen bei Arius können einige Konsequenzen für die
Gewordenheit des Sohnes und vollendetes Geschöpf: heutige Christologie aufgezeigt werden, die dann wiederum Einfluß auf die Hellenisie-
YEVvT]aaVra viov, [ ... J. YEvvT]aaVra öE ou ÖOXtlaEl, aHa aAllt')Ekt, [... ], rungsthese haben. Die Positionen, die nämlich in der Theologie des Arius ausgedrückt
Xtlaj.!a tOu t')EOU tEAELOV, aAl..' OUX EV tWV xUa~tUlv, yEVVllj.!a, aH' OUX €v werden, stehen in sich im Horizont des Geschichtlichen und sind insofern in die Ent-
tWV YE)'EVV11t-tEVUlV (Urk. 6; 12, 7 ff. Opitz) wicklung des Gedanklichen eingeordnet. 2 In der geschichtlichen Entwicklung einer chri-
o vio<;; oux Eauv aYEVVT]tO<;; (Urk. 1; 2, 10 Opitz) stologischen Konzeption ist das implizit Mitgedachte als Denkhorizont freizulegen, so
ayBVV11to<;; yaQ oux ~v (Urk. 1; 3, 3 f. Opitz) daß die Fragestellung, die mit der arianischen Christologie gegeben ist, il1 sich einen
aQX~v EXEl 0 vio<;; (Urk. 1; 3, 4 Opitz) Problemhorizont birgt; dieser Horizont soll nun mit heutigen Entwürfen konfrontiert
tov [ ... ] YE)'Evvllt-tEVOV (Urk. 30; 64, 6 f. Opitz). werden. Dadurch ist es möglich, die inneren Konsequenzen einer Position aufzuzeigen,
Entstehung des Sohnes vor der Zeit: die dann wiederum diese selbst in einem klareren Licht erscheinen lassen. So schreibt
ltQo XQOVUlV xalltQo aiwvUlv xuat')Evra (Urk. 6; 13, 4 Opitz) z.B. H. Vorgrimler für die von Arius vertretene Unveränderlichkeit Gottes: »Ein Problem
o öE vlo<;; aXQovUl<;; YEvV11t')Et<;; [ ... ] xal ltQo aiwvUlv xtlat')ct<;; (Urk. 6; 13,8 f. entstand für die christliche Gotteslehre aus [dem] Unveränderlichkeitsaxiom, als Arius
Opitz; vgl. auch Urk. 6; 13. 10 Opitz) gerade seinetwegen eine ewige Zeugung des Logos/Sohnes leugnete.«3 H. Vorgrimler hat
U:n:Eatll ltQo XQOVUlV xat ltQo alwvUlv (Urk. 1; 3, 20pitz) also gerade auf dieses Problem aufmerksam gemacht; es stellt sich hier nämlich die
ltQo mvtUlv tWV aLwvUlv (Urk. 30; 64, 6 f. Opitz). Frage, ob Unveränderlichkeit ein In-sich-Ruhen Gottes meint, so daß gegenüber der Welt
keine Relationalität gedacht werden könnte; oder ist unter Unveränderlichkeit Gottes
Entstehung durch den Willen des Vaters:
t')EAtlj.!au tOu t')EOU (Urk. 6; 13,4 Opitz)
t')EAT]j.!atl xal ßovAfl UltEatT] (Urk. 1; 3, 1 f.Opitz). 2 Vgl. die Überlegungen zu Historie und Geschichte als Horizont der theologischen Reflexion (§
2.4).
3 Vorgrimler, H .. 1985, S. 149. Er verweist hier auf J. N. D. Kelly, der dazu schreibt: »Das Sein.
1 Mit der Christologie sind auch Fragestellungen der Soteriologie. Schöpfungstheologie und Tri· die Substanz, die Essenz (O{'OlCX. TO EXElV) des einzigen Gones waren absolut inkommunika-
nitätstheologie impliziert. bel.« (ders .. 1972, S. 231).
H.../ § 4 Theologie des Arius

ausgesagt, daß Gott in Bezug auf Welt nicht dem Wandel unterworfen ist, in sich nicht-
relational, aber auf Welt hin orientiert ist (Schöpfung, Inkarnation). Diese Fragestellung
§5 Exkurs I: Überlegungen zur systematischen
ist insofern entscheidend, als die Position des Arius selbst über sich hinausweisen könnte Entfaltung einer Christologie
und somit einer näheren Klärung bedarf. Dies soll anhand der oben erarbeiteten Christo-
logie des Arius in einigen Aspekten versucht werden; es geht um die Konsequenzen für
einen systematischen Entwurf zur Christologie. Im folgenden Exkurs wird dieser Aspekt
Da bei der Diskussion der arianischen Quellen die Christologie als Ansatz des Den-
expliziert werden.
kens von Arius herausgestellt wurde, ergibt sich die Frage, welcher systematische Ort
diesem zuzuweisen ist. Wenn es in diesem Exkurs um eine solche Grundlegung geht, die
von der heutigen Fragestellung bestimmt ist, dann will dies nicht besagen, daß Arius
etwa eine Vorwegnahme der transzendentalen Fragestellung geleistet hätte: dies käme
einem Anachronismus gleich. Vielmehr soll es ein >Fort-Denken< bzw. den impliziten
Fragehorizont und eine prinzipielle Legitimität der Frage ausdrücken; d.h. es soll gezeigt
werden, daß eine Christologie, auch wenn sie primär von einer Soteriologie her gedacht
sein sollte, durchaus der Ansatz einer »Gottes->Lehre<<< sein kann - so die These dieses
Exkurses.!
Das Denken des Arius impliziert den Horizont einer Christologie, der von sich aus
über sich hinausweist. Indem man dies mit den Fragestellungen der heutigen Theologie
konfrontiert, ergibt sich für die arianische Christologie selbst ein breiterer Rahmen, von
dem aus die Konturen dieses Denkens in ihrer Begrenztheit deutlicher heraustreten. F.
Hahn hat für den Übergang des vorösterlichen Jesus zur nachösterlichen Betrachtung drei
Schritte aufgezeigt: einerseits handle es sich um eine Selektion, andererseits um eine
Prägung und Umprägung innerhalb des NT und drittens um eine Neuinterpretation der
Wirklichkeit Jesu. 2 Darin wird ein Transformationsprozeß beschrieben, der in der patri-
stischen Zeit fortgeführt wurde. Das lebendige Erleben Jesu ist integraler Bestandteil des
Kerygmas und dieses wiederum des Dogmas.3 Die patristische Christologie ist somit an
das Kerygma gebunden und orientiert sich an ihm. A. Grillrneier wendet dies auch auf
Arius an: »Arius bezeugt dies [die Bezogenheit auf das Kerygma] ebenso wie Nicaea
selbst, die chalcedonische Kontroverse ebenso wie die nicaenische.«4 Im Dogma oder der
Auseinandersetzung um dieses findet eine Interpretation des Kerygmas statt, die analog
zu der im NT selbst verläuft, wie es von F. Hahn beschrieben und gedeutet wird. 5 In die-
sem interpretativen Element liegt jedoch die Gefahr, daß der biblisch-kerygmatische Ur-
sprung verloren geht,6 eine Gefahr, auf die besonders A. v. Harnack aufmerksam machte,
wenn er von der Hellenisierung des Christentums sprach. 7 In der Konfrontation der aria-
nischen Christologie mit der heutigen Fragestellung wird einerseits dieser Transforma-
tionsprozeß für die patristische Zeit selbst deutlicher, zum anderen zeigt sich, daß im

1 Die Frage stellt sich, ob überhaupt von einer Lehre in diesem Zusammenhang die Rede sein
kann. M. Heidegger schreibt zu dieser Frage: »Die «Lehre» eines Denkers ist das in seinem
Sagen Ungesagte. dem der Mensch ausgesetzt wird, auf daß er dafür sich verschwende.«
(Heidegger, M., 1975. S. 5).
V gl. Hahn, F .. 1974, S. 14 ff.
Vgl. Grillmeier, A .. 1979. S. 10 f.
4 Grillmeier, A., 1979. S. 11.
5 Vgl. Hahn, F., 1974, S. 23 ff.
6 Vgl. Grillmeier. A .. 1979, S. 11.
7 Vgl. § 2.2.
po

§ 5 Exkurs I
§5 Exkurs I 87
Rahmen einer Geschichtsbetrachtung dieser Prozeß selbst nicht abgeschlossen ist, son-
ökonomische Trinität in ihrem VerlJältnis zu bestimmen? Gibt es eine trinitarische Ge-
dern in der Jetzt-Zeit da~ damals Gedachte einholt. 8
schichte Gottes? Hat Gott eine Zukunft? Und schließlich: wie steht es um den Gott Jesu?
Nach A. v. Harnack sind der Adoptianismus und die Kosmologie für Arius die Eck-
Diese Fragen eines heutigen Problernhorizontes lassen sich implizit aus der christolo-
punkte, die ihn vom biblischen Verständnis der Wirklichk~it Jesu wegführten;9 dami~ sei
gischen Position des Arius stellen. Das Ziel der folgenden Ausführungen ist aber nicht,
bei Arius die Bibel durch den Hellenismus verlremdet.'o Die Abkehr vom Kerygma hege
neue Perspektiven zu erarbeiten, sondern die Logik eines Denkens aus seinen Implikatio-
somit im metaphysischen Denken. Besonders die Metaphysik als ontologische Deutung nen heraus zu erfassen.
des biblischen Verständnisses von Jesus scheint also die Wurzel der Verlremdung bibli-
schen Verstehens zu sein. Daraus ergibt sich die Frage, was Metaphysik überlJaupt zu
leisten venmag. Wo liegt die Möglichkeit von Metaphysik als solcher?
1. Christologie und Metaphysik als erkenntnistheoretisches Problem
Der heutige Horizont des Fragens nach der Bedingung der Möglichkeit von Metaphy-
sik ergibt sich »aus der erkenntnistheoretischen Wende zur Subjekt- und Bewußt-
Die These A. v. Hamacks, das Christentum sei hellenisiert worden, ist ein Teil der um-
seinsphilosophie«11. Er reicht von der theoretischen Nichtbeweisbarkeit Gottes bei I.
fassenden Frage nach der Legitimität von Philosophie oder speziell von Metaphy-
Kant über den Versuch, Gott »für den Denkenden zu gewinnen als die sich im Endlichen
sik/Ontologie für die Darstellung und Explikation des christlichen Glaubens. Auch für
stets neu setzende Subjektivität des absoluten Geistes«12 (Idealismus), bis zur Auflösung
Arius ist die Frage maßgebend, wo - philosophisch gesehen - die Grenzen des Redens
der Metaphysik und Theologie in Anthropologie im Sinne L. Feuerbachs, der Proklama-
über Gott liegen. Erst wenn klar wird, worin die Leistung philosophischen Denkens an
tion des Todes Gottes bei F. Nietzsehe, dem wahren Humanismus von K. Marx bis zur
sich liegt, d.h. wo die Möglichkeiten und Grenzen der philosophischen Sprache bestehen,
»Bewußtseinsstellung im Positivismus und in einigen Richtungen der Sprachphiloso-
kann entschieden werden, ob allein schon dadurch eine Verlremdung christlichen bzw.
phie«13. Die Auseinandersetzung um die Leistung v~n Metaph~sik ~ann exempla.nsch ~
biblischen Gedankengutes angenommen werden kann. Dies ist lediglich die Kehrseite
der Bestreitung von ihr oder deren erkenntnistheoretischer BaSIS bel I. Kant und 1m POSI-
des umfassenderen Problernhorizontes, der mit der Frage nach der natürlichen Theologie
tivismus aufgezeigt werden. Durch »die Herausarbeitung der Anliegen Kants und des
gegeben ist. So bekämpft K. Barth die liberale Theologie des Neuprotestantismus (F.
Logischen Positivismus [sind] die Grundmotive aller Metaphysikkritik im wesentlichen Schleienmacher, A. Ritschl und W. Herrmann),19 weil durch die natürliche Theologie das
aufgedeckt«. 14
Christentum auf einen religiösen Selbstentwurl reduziert werde. 2o A. Ritschl und W.
Neben der Fragestellung nach der Vereinbarkeit von Ontologie und Kerygma besteht Herrmann hatten nämlich unter Rückgriff auf die Aufklärung die Gottesherrschaft inner-
ein weiteres Problem der arianischen Christologie darin, daß Arius von der Unveränder- weltlich (wie I. Kant) als sittliche Organisation des Menschengeschlechtes unter der Idee
lichkeit Gottes und der Gewordenheit des Sohnes spricht. 15 Dieses Unveränderlichkeits- der Liebe begriffen. 21 ,>Der wahre Gott beweise sich allein selbst im Akt seines Spre-
axiom war nach H. Vorgrimler gerade die Herausforderung für die christliche Gottes- chens.«22 Mit dieser Konzeption mußte sich K. Barth auch besonders von der katholi-
lehre l6 und darüber hinaus für die Christologie. Wie ist aber von einer Veränderlichkeit schen Position der analogia entis 23 abgrenzen. Denn die Offenbarung Gottes in Jesus
Gottes zu sprechen, wie vom Werden Gottes, wie von der hypostatischen Union? Christus müsse in dem Sinne exklusiv verstanden werden, als jede Möglichkeit einer
natürlichen Theologie als Offenbarungsquelle neben der Hl. Schrift auszuschließen sei,24
Für die heutige Christologie ergibt sich ferner ein Problem aus dem Verhältnis von der Damit ist wohl bei K. Barth in gleicher Weise wie bei A. v. Harnack die philosophisch-
Einheit Gottes und der Entstehung des Sohnes, der Inkarnation. Einerseits stellte Arius spekulative Durchdringung der Offenbarung als das Übel der dogmatischen Entwicklung
den Monotheismus heraus,17 andererseits sprach er von der Entstehung des Sohnes aus hervorgehoben. Gerade von der liberalen Theologie des Protestantismus und insbeson-
dem Vater, aus dem Nichts, aus dem Willen des Vaters USW.'8 Wie sind immanente und
dere der dialektischen Theologie scheint metaphysisches oder ontologisches Denken die
Selbstdestruktion der natiirlichen Theologie zu bewirken. Von Hamack wird dies, wie
oben dargestellt, auch explizit auf Arius angewandt. 25
8 Dies ist durchaus in einem zweifachen Sinne gemeint: einerseits bedeutet das Einholen des Ge-
dachten, daß dieses integral und selektiv im Heutigen anwest, andererseits drückt das Einholen Bei der Interpretation der arianischen Quellen fiel einerseits auf, daß das Problembe-
eines Gedachten auch dessen vergangenen Problernhorizont aus, der somit überwunden ist. wußtsein des Arius nicht in einer abstrakten Trinitätslehre besteht, sondern der Ansatz in
9 Vgl. Harnack, A. v., 1909 a, S. 222.
10 Vgl. ebd. 19 Vgl. Barth, K., 1985, S. VIII.
11 Müller, G. L., 1986, S. 59. 20 Vgl. dazu Müller, G. L., 1986. S. 61.
12 Ebd., S. 60. 21 Vgl. Ritschl. A .. 1902. S. 13; Herrmann. W.. 1921. S. 170 ff.; dazu Peseh.Ü. H./ Peters. A..
13 Ebd.; vgl. auch ders., 1981, S. 24-50 und ders., 1982, S. 172 ff. .... 1981. S. 313 ff.
14 Weissmahr, 8., 1985, S. 16; vgl. auch Müller, G. L., 1986, S. 59 f. und weIterführend Wel- 22 Müller. G. L.. 1986. S. 61.
schedeI, W., 1972, Bd. 1, S. 191 ff. sowie Weger, K.-H., 1983 (dort wichtige Literatur!). 23 Vgl. Val. I (DS 3026; 3028; 3041).
15 Vgl. Urk. 6 (12,6 üpitz); Urk. 6 (12,7 ff. üpitz). 24 Vgl. Barth. K .. 1934. S. 42.
16 Vgl. Vorgrimler, H., 1985, S. 149. 25 V gl. § 2.2. Zur kritischen Einstellung gegenüber der natürlichen Theologie in der geistesge-
17 Vgl. Urk. 6 (12, 4 Opitz). schichtlichen Entwicklung von Luther. Calvin. Melanchthon. Hamack bis zu Barth vgl. Pan-
18 Vgl. Urk. 6 (13, 9 üpitz), Urk. 1 (3,5 üpitz), Urk. 6 (13, 4 üpitz). nenberg. W .. 1988 a. S. 84 f., 108 ff. und 122.
§ 5 Exkurs I 89
HH § 5 Exkurs I

seinsphilosophie«36; sie kommen in der theoretischen Nichtbeweisbarkeit Gottes überein,


der Christologie liegt. Der Sohn wird von Arius in seiner Gewordenheit, die mit dem Be- wie sie I. Kant aufgezeigt hat,37 auch wenn im Anschluß an Kant die Begründung für
griff >%tl0i-UX< umschrieben wird,26 in scharlen Kontrast zum Vater gesetzt. Dies ge- diese Unbeweisbarkeit verschieden ausfällt. Neuzeitliche Kritik an der Metaphysik hängt
schieht dadurch, daß der Sohn als nicht-anfanglos 27 und nicht-ungeworden 28 gedacht mit der Frage der Wissenschaftlichkeit zusammen, die I. Kant in aller Schärfe gestellt
wird, während der Vater selbst als un-begründeter Grund 29 , ungeworden 30, unwandel- hat.38 Dieser schreibt dazu: »Die Wissenschaft aber, deren Endabsicht mit allen ihren Zu-
bar3! und als in sich eins angenommen wird32 . Indem der Sohn aus dem Vater hervorgeht rüstungen eigentlich nur auf die Auflösung derselben gerichtet ist, heißt Metaphysik, de-
(d.h. hier: vom Vater ist),33 ist er als Sohn nicht der Vater als Vater. Sohn und Vater ste- ren Verfahren im Anfange dogmatisch ist«39. Das Interesse, das Kant bei der Abfassung
hen somit in ihrem So-Sein in Differenz, so daß der Sohn im Vergleich zum Vater nicht der >Kritik der reinen Vernunft< leitete, war jedoch nicht, diese ad absurdum zu führen,
dieser sein kann. Im Sohnsein als solchem besteht somit die Negativität gegenüber dem sondern neu zu begründen. 4o Wenn auch Metaphysik nicht als Wissenschaft angesehen
Vater als dem Mit-sich-Identischen (als einer). Bei der Frage der Verfasserschaft der werden könne, so sei sie doch als Naturanlage wirklich und notwendig. 41
Thalia zeigte sich, daß Arius oder der Redaktor dieser Schrift die Nicht-Erkennbarkeit
Gottes durch den Sohn betont;34 dies kann auf dem oben aufgezeigten Hintergrund so Kant kritisiert an der Metaphysik, daß diese bisher mit bloßen Begriffen operiert
verstanden werden, daß der Sohn in sich nicht die innere Konstitution der Vaterschaft habe.42 Das Problem der Metaphysik sei, daß sie nicht an der Erfahrung gemessen wer-
tragen kann; der Sohn würde dann von sich aus nicht die Möglichkeit besitzen, das We- den könne und in dieser nicht ihren Ausgang (im Hinblick auf das Erkenntnisproblem)
sen des Vaters zu repräsentieren und somit auch dieses Wesen in seiner Positivität zu nehme.43 Wissenschaft bedeutet nämlich nach Kant, daß Aussagen gemacht werden, de-
verstehen. Einen Schritt weiter ging z.B. Aetius; er hob hervor, daß das Wesen Gottes er- ren Wahrheit anhand von Erfahrung nachprüfbar sein müssen. Demgegenüber stamme
kannt werden könne. Dies sei aber nur negativ möglich, indem Gott als a:yEvvllto.; er- jedoch die Allgemeinheit und Notwendigkeit wissenschaftlicher Sätze nicht aus der Er-
kannt werde.35 Es kann hier durchaus der Eindruck entstehen, wie ihn A. v. Harnack ge- fahrung, denn diese sei die sinnliche Wahrnehmung des einzelnen. Strikte, nicht nur hy-
äußert hatte, daß die Philosophie oder speziell die Ontologie/Kosmologie den biblisch- pothetische Allgemeinheit und Notwendigkeit ergäbe sich aus reinen Begriffen,44 d.h.
heilsgeschichtlichen Glauben destruiert habe. 'Von daher stellt sich (erneut auch auf dem Begriffen, die ohne Erfahrung als notwendige Basis gebildet werden. Erkenntnis setzt
Hintergrund der oben dargestellten Zusammenhänge zur natürlichen Theologie) die sich somit nach I. Kant aus der sinnlichen Wahrnehmung und der spontanen Tätigkeit
Frage, ob die Ontologie dieses destruktive Element bereits in sich trägt. des Verstandes zusammen. Der Inhalt der Erkenntnis stamme aus der sinnlichen Wahr-
nehmung, die formale Struktur des Erkennens aus der Erkenntnisstruk'1ur des Erkennen-
Diese Fragestellung kann - wie oben dargelegt - anhand von I. Kant und dem Posi- den selbst. 45 Obwohl Kant schreibt, daß sinnliche Wahrnehmung und die Tätigkeit des
tivismus behandelt werden. Denn die Folgerungen der Destruktion der abendländischen
Metaphysik stammen »aus der erkenntnistheoretischen Wende zur Subjekt- und Bewußt-
36 Müller, G. L., 1986, S. 59.
37 Vgl. dazu Müller, G. L., 1986, S. 60.
26 Vgl. Urk. 6 (12, 9 Opitz). 38 Vgl. Kant, 1., Kritik der reinen Vernunft [im folgenden: KrV) B 41 (S. 74; Bd. 3, Weischedel).
27 Vgl. Urk. 1 (3,4 Opitz). Die Frage, wann genau neuzeitliches Bewußtsein und Fragen ansetzt, ob mit Descartes oder
28 Vgl. Urk. 1 (3,3 f. üpitz). Kant, kann hier außer acht gelassen werden.
29 Vgl. Urk. 1 (3,4 üpitz). 39 Kant, 1., KrV B 7 (S. 49, Bd. 3, WeischedeJ).
30 Vgl. Urk. 6 (12, 4 üpitz). 40 Vgl. dazu Kant, 1., KrV B 18 (S. 58, Bd. 3, WeischedeJ).
3! Vgl. Urk. 6 (12, 6 Opitz). 41 Kant. 1., KrV B 21 (S. 60, Bd. 3. WeischedeJ). Kant setzt sich in solchen Äußerungen nicht von
32 Vgl. Urk. 6 (12, 4 Opitz). der Metaphysik als solcher ab, sondern von den Entwürfen ehr. Wolffs und A. G. Baumgartens
33 Vgl. Urk. 6 (13, 9 Opitz). (vgl. Weissrnahr, 8., 1985, S. 16); in seiner Fragestellung steht Kant jedoch in der Tradition
34 Vgl. de syn. 15 (243, 14 ff. Opitz). rationalistischer Einsichten, z.8. dem Ego cogitans von R. Descartes (vgl. Descartes, R., Med.
35 Vgl. Wickham, L. R., 1968, S. 545. Nach Aetius existieren Vater und Sohn nicht in der Zeit; II 3 [So 21 f., Gäbe). II 8 [So 25, GäbeJ. II 16 [So 29 f.. Gäbe); vgl. dazu Coreth, E./ Schöndorf,
daraus folgt für ihn nicht notwendig, daß es für Vater und Sohn eine Identität oder Ähnlichkeit H., 1983, S. 24 f. und 99), dem analytischen Urteil bei G. W. Leibniz (vgl. Coreth, E./ Schön-
der ouaLa gibt; die Lösung ist ein YEvvl]!JLt außerhalb der Zeit (vgl. die These 4 des Aetius; dorf, H., 1983. S. 50 und 99), aber auch der Metaphysik von A. Baumgarten, die 1. Kant noch
Übers. bei Mortley, R., 1<)86 a, S. 129). Ungewordenheit könne im Sinne dcs Aetius das Wesen während seiner kritischen Zeit vortrug (vgl. Wundt, M., 1984, S. 140 f. und Coreth, E./ Schön-
einer Entität deutlich machen (These 16; Übers. bei Mortley, R., 1986 a, S. 130); dies trifft sich dorf, H., 1983, S. 101), bzw. der metaphysica specialis von Chr. Wolff, indem es Kant (wie
in gleicher Weise mit dem Neuplatoniker Dexippus \Lva öui tTi<; cx,wqxXacw<; aUtwv t~V Wolff) um Kosmologie, Psychologie und Theologie in der Metaphysik ging (vgl. Coreth, E./
XUQLwWtl]V ouatav Öl]MUan; CAG IV, 44, 16 Busse; dazu Mortley, R., 1986 a, S. 92 und Schöndorf. H., 1983, S. 100); die Voraussetzung dieser Entwicklung zur rnetaphysica specialis
130 f.; vgl. auch Aristoteles, Kateg. 3a l [8, 1 ff. Minio-Paluellol sowie Plato, Kratyl. 422 D sind die erste Philosophie bei F. Bacon, die Ontosophie J. Claubergs und die Ontologie von J.
[516 Eiglerll. Nach Dexippus ist die Negation von der Privation zu unterscheiden, da letztere Du Harnel [vgl. Coreth, E./ Schöndorf, H., 1983, S. 100).
eine ESL<; voraussetze, die von etwas anderem abgleitet werde, d.h. es wird eine logische Prio- 42 Kant, 1., KrV B XV (S. 24, Bd. 3, WeischedeJ); vgl. auch ders., KrV B 448 f. (S. 410, Bd. 4,
rität gefordert; vor Gott müßte etwas existieren, was Gott gegenüber Priorität besitzt, was im Weischedel).
Sinne des Aetius nicht mit dem Gottesbegriff verträglich ist (vgl. These 24; Übers. bei Mortley, 43 Vgl. Kant, 1., KrV A VIII (S. 11, Bd. 3, WeischedeJ).
R., 1986 a, S. 132). Die Agennesie ist somit eine Negation, aber keine Privation. Diese Thema- 44 Vgl. Kant, 1., KrV B 91 (S. 108, Bd. 3, Weischedel).
tik verweist also in sich bereits auf die Frage der Entstehung des Sohnes außerhalb der Zeit, 45 Diese gliedert sich in reine Anschauung und reinen Begriff. In der reinen Anschauung erschei-
andererseits aber auf die Frage der Negation und der Schöpfung aus dem Nichts (vgl. § 6.2b nen die Gegenstände in Raum und Zeit, entsprechend den apriorischen Formen der Sinnlich·
undd).
- § 5 Exkurs I
§ 5 Exkurs I 91

Verstandes eventuell eine gemeinsame Wurzel hätten,46 geht er dieser Frage nicht weiter
Wenn I. Kant von der Unerkennbarkeit des Dinges an sich spricht, hat dies zur Folge,
nach. Wissenschaftliche Erkenntnis ist somit »eine mit eindeutigen und sich auf sinnlich
daß das was er zur Struktur und zu den Grenzen des Verstandes und der Vernunft sagt,
nicht a~f dieses selbst angewandt werden kann. insofern es nicht die Erfahrung betrifft;
Wahrnehmbares beziehenden Begriffen dargestellte, notwendige und allgemeine, aber
nur da~ Ding als Erscheinung (das Phänomenale) erfassende Erkenntnis.«47 Das Ding an
er redet lediglich davon, daß wir diese Struktur aufgrund einer uns »verborgenen Ge-
sich sei nicht erreichbar, sondern nur das Ding als Erscheinung.
setzmäßigkeit konzipieren müssen.«52
Für die Metaphysik bedeutet dies, daß sie eine isolierte spekulative Vernunfterkenntnis
Das wesentliche Problem liegt bei Kant darin. daß der Intellekt unfähig ist, über die
durch bloße Begriffe ist: 48 Die Voraussetzungen dieser Position sind: 49
empirische Sinnenwelt hinauszudenken; nach H. Dek~ hand~lt es sic~ dabei aber nicht
Die Gegenstandserkenntnis von raum-zeitlich Gegebenem ist bei I. Kant eine for- einmal um einen philosophischen Satz, auch wenn ihm bel Kant eme solch .zentrale
male Komponente. Das Subjektsein als solches wird nicht thematisiert. Stellung zugesprochen wird; die Vernunft erkennt nur noch das ~rkennen. angeSichts der
Dinge und der intellegibilia versagt sie jedoch. 53 H. ~eku verwelst..zu Recht darauf. daß
Der Erkenntnisakt in der Anschauung ist nur sinnlich, ist eine Affektion der Sinne.
Kant durch M. Crusius 54 auf die Vernunftverderbthelt durch den Sundenfall (M. Luther)
Wissenschaftlich ist ein eindeutig formulierbares Wissen. Erkenntnis geht nie über aufmerksam gemacht wurde. eine Ansicht. die jedoch - philos?phi~ch - in si.ch ~als~h
die Grenzen möglicher Erfahrung hinaus; diese Grenze ist die Möglichkeit sinnli- sei.55 »Die erbsündig verkehrte Vernunft muß sich von der Weisheit Gottes. die Sich m
cher Anschauung. Kreuz und Leiden äußert, überwinden lassen und so durch diese Aposteriora Gottes zur
Erkenntnis Gottes kommen.«56 Da'> Vermögen einer geistigen Erkenntnis gelangt jedoch
Die Erfahrung ist begrenzt auf die Vermittlung des einzelnen, auf das, was der Fall
zu sich selbst und zu seiner eigenen Transzendenz dadurch, daß es sich im Hinwenden
ist. 5o
zur Welt selbst zur Konkretheit menschlicher Erfahrung verwirklicht.57 Dies steht gerade
Die Rede von der Allgemeinheit und Notwendigkeit ist nur unter der Voraussetzung zu der These in Kontrast. daß die Transzendenz bekanntlich leer sei (Feuerbach, Nietz-
möglich, daß Aussagen über Gegenstände unabhängig von der Erfahrung möglich sche, Jaspers, Heidegger, Benn. Rilke. Bloch) und sich bestenfalls arn ~enschen. er-
sind. 51 eignet, der als >Da< des >Seins<. als >Dasein<. begriffen wird. 58 oder erkenntnistheoretisch
gewendet: Welt als Modus der allgemeinen Subjektivität. 59

keit. Reiner Begriff dagegen ist ein Prinzip, das zur Natur unseres Verstandes gehört (Katego- Reflektierter Ausdruck dieser sich selbst plausiblen Bewußtseinsstellung findet sich im
rien); vgl. Kant, I., KrV B 75 (S. 97 f., Bd. 3, Weischedel); vgl. dazu auch Riede!. M., 1989, Positivismus und einigen Richtungen der Sprachphilosophie. 60 Dabei ist der Positiv~s~us
S. 51 und 54 f. selbst in seiner Fragestellung an der Sprache orientiert. insofern z.B. R. Camap religIOse
46 Vgl. Kant, I., KrV B 29 (S. 66, Bd. 3 Weischedel). Sätze als Scheinprobleme oder unsinnige Sätze entlarven wollte.
47 Weissmahr, 8., 1985, S. 21.
48 Vgl. Kant, I., KrV B XIV (S. 24, Bd 3, WeischedeJ); vgl. ders .. KrV B 634 (S. 539. Bd. 4. Radikaler als bei I. Kant wurde im sog. Logischen Positivismus die Möglichkeit von
Weischedel). Vgl. auch Kant. 1.. KrV B XXX (S. 33. Bd. 3. Weischede\). Metaphysik als solcher in Frage gestellt. Nach R. Camap sind meta~hysische ~ätze ,;,e-
49 Vgl. Weissmahr. 8..1985. S. 22 ff. (für alle fünf Aspekte). der wahr noch falsch. sondern sinnlos. 61 Durch die Wendung zur Sprache sei deutltch
50 Dies ist gerade auch der Ansatz bei L. Wittgenstein. wenn er von Tatsachen spricht; Tatsachen
sind bei ihm das. was wirklich der Fall ist. während der Sachverhalt im Tractatus das meint.
was möglicherweise der Fall ist (vgl. Wittgenstein. L.. 1985. Satz 1.12 und 2.012; vgl. Steg- 72 f.. Bd. 3. WeischedeI]). Der Gedanke des Ich sei jedoch nur als Einschränkung des Unendli-
müller. W .. 1978. S. 529).
chen zu denken (vgl. Pannenberg. W., 1988. S. 60; W. Pannenberg verweist hier auf die Kon-
51 Ein weiteres Problem bei I. Kant besteht darin. daß er in seinem Ansatz objektsprachliche Aus-
zeption der res cogitans bei R. Descartes). Vgl. weiterführend auch Ayer. A. J .. 1981. S. 100 f.;
sagen macht. Kant spricht über Erfahrung. über Vernunft usw .. ohne das Sprechen selbst noch Ayer rekurriert besonders auf die Probleme, die sich aus dem k.antschen De~ken von Raum und
einmal meta-sprachlich auf seine Möglichkeit hin zu befragen (vgl. RiedeI. M.. 1989. S. 44 und
Zeit ergeben. Fraglich bleibt jedoch der Ansatz :~n Ayer be.1 D. Hu~e. mdem Aye.r den ln-
47 ff,l. Positiv ist festzuhalten. daß man über die Grenze des Erkenntnisbereiches nicht hinaus-
duktionismus von Hume fraglos übernimmt; krItisch dazu außert SIch W. Stegrnuller (vgl.
gelangen kann. Es stellt sich jedoch die Frage. warum diese Erkenntnis auf raum-zeitliche Ge-
ders .. 1986. S. 4 fn
genstände beschränkt ist. Nach W. Pannenberg hat I. Kant die Frage nach der Einheit der Welt
Weissmahr. 8.. 1985. S. 25.
und die nach dem Grund der Einheit als Ausdruck des Bedürfnisses unserer Vernunft nach
Vgl. Deku. H.. 1986. S. 49. .
einer bedingten Einheit des Mannigfaltigen der Erfahrung beantwortet; Kant stellte dabei die Vgl. dazu Kotter. B.. 1986. Sp. 102 (mit ergänzender LIteratur).
Reflexion auf die Subjektivität als Ort des Wissens und als Quelle der Selbsttäuschungen dar
Vgl. Deku. H.. 1986. S. 49.
(vgl. Pannenberg. W.. 1988. S. 20; D. Henrich nimmt gegenüber I. Kant noch eine dritte Re- Müller. G. L.. 1986. S. 62; vgl. Luther. M.. WA 1. S. 354; vgl. dazu auch Pannenberg, W..
flexionsebene an. nämlich daß die auf sich gestellte Vernunft überhaupt nur Quelle von Täu- 1988 a. S. 100 ff. und 122.
schung sein kann [vgl. ders .. 1982. S. 51]). Das Bewußtsein der Identität des Ich wird bei Kant Vgl. Rahner. K./ Vorgrimler. H.. 1983. S. 435 und Müller. G. L.. 1986. S. 73 ff.. bes. S. 75.
zur Möglichkeitsbedingung der Gegenstandserfahrung (vgl. Pannenberg. W.. 1988. S. 35). Vgl. Deku, H.. 1986. S. 366; vgl. Cusanus. de conjecturis 2.14 (Opera 3. 1972. S. 143).
Raum und Zeit sind in ihrer Einheit in der Anschauung auf der Einheit des Ich (als unendliches
Vgl. Deku. H.. 1986. S. 367.
Ganzes) gegründet (vgl. Kant. I.. KrV A 25 [So 73. Bd. 3. Weischedel) und B 39 f. [So 72 f.. Vgl. Müller. G. L.. 1986. S. 60; weiterführend Müller. G. L.. 1981. S. 24 ff. und Peukert. H..
Bd. 3. WeischedeI) für den Raum; KrV A 33 [So 80 f .. Bd. 3. WeischedeI) und B 67 f. [So 92 f..
1988. S. 75 ff.
Bd. 3. Weischedel) für die Zeit; vgl. auch B 48 [So 79 f.. Bd. 3, Weischedell und B 39 f. [So
Carnap, R.. 1931. S. 219 f.
lJ2 § 5 Exkurs I § 5 Exkurs I 93

geworden. daß sinnvolle Aussagen nur im Bereich der Mathematik und Logik 62 sowie in und Wirklichkeit im Rahmen der Protokolls ätze zu beschreiben? R. Camap liefert
den an der Erlahrung übetpriifbaren Wissenschaften möglich sind. Die Metaphysik da- dafür keine Lösung. Auch wenn man die Protokollsätze als reine Beobachtungssätze
gegen verwende nur Scheinbegriffe. 63 und diese würden syntaktisch falsch kombiniert. konzipiert. sind sie nicht vorverständnisfrei. Der Grund dieser Schwierigkeit bei R.
Metaphysik sei somit eine »Begriffsdichtung«64. ein Lebensgefühl65 . Von hier ausge- Camap liegt auch darin. daß er kaum auf das erkennende Subjekt als solches reflek-
hend. folgerte A. J. Ayer. »daß keine Aussage. die sich auf eine die Grenzen aller mögli- tiert. 72
chen Sinneserfahrung transzendierende »Realität« bezieht. wissenschaftliche Bedeutung
Schließlich müßte auch die Rolle der Logik und Mathematik als Paradigmen streng
haben kann«.66 Ein metaphysischer Satz entspreche somit nicht dem Status eines wissen-
wissenschaftlicher und sinnvoller Aussagen übetpriift werden. insofern sie nach R.
schaftlichen Satzes. 67 Es gebe nämlich zwei Arten von Aussagen - einerseits solche. die
Camap als Kriterium gegen die syntak1isch falsche Kombination der metaphysi-
wahrnehmbare Fakten ausdrücken oder logisch auf sinnlich Wahrnehmbares reduzierbar
schen Schein begriffe verwendet werden. Logik und Mathematik sind jedoch in eine
sind. andererseits solche. die den Regeln des exakten Denkens entsprechen. Aus der er-
Grundlagenkrise geraten. 73
sten Art von Aussagen ergeben sich die sog. Protokollsätze. 68
Mit dieser Position von R. Camap haben sich besonders W. V. Quine 74 und K. Popper
Trotz der im Rahmen neuzeitlicher Wissenschaft zunächst überzeugenden Argumente
auseinandergesetzt. Grundlegend kritisiert K. Popper die Ansichten von R. Camap:75
ergeben sich einige Anfragen an die Position von R. Camap und A. J. Ayer:
Wissenschaftstheoretisch könne man für die Begründung von Aussagen nicht die Induk-
Welchen Status hat das sog. empirische Verifikationsprinzip. das R. Camap auf die tion verwenden. sondern nur die Deduk1ion. Einzelbeobachtungen. von denen R. Camap
oben erwähnten wahrnehmbaren Fakten anwendet? Der logische Status des Verifi- ausgeht. reichen nämlich für eine Begriindung nicht aus. Ferner sei da~ Induktionsprinzip
kationsprinzips kann weder ein empirischer noch ein formaler Satz sein. sondern selbst nicht gerechtfertigt. weil es - falls man es als einen empirischen Satz auffaßt -
eine All-Aussage. Daraus ergibt sich jedoch folgende Alternative: entweder nimmt selbst wiederum induk1iv begründet werden müßte usw.; d.h. ein unendlicher Regress
man an. »daß es Sätze gibt. die sinnvoll sind und wissenschaftliche Geltung haben. wäre die Folge,76 Gegenüber der Verifizierung von Aussagen (bei R. Camap) schlägt K.
obwohl sie keiner der von ihm [dem Neopositivismus) zugelassenen Klassen der Popper die Möglichkeit der Falsifikation durch singuläre Es-gibt-Sätze VOr. 77 Es stellt
sinnvollen Aussagen zuzuordnen sind. oder [man) muß behaupten. der letzte Grund sich nämlich das Problem. daß Theorien als schöpferische Entwürfe frei entwickelt wer-
aller wissenschaftlichen Gewißheit sei eine sinnlose. »metaphysische« Aussage.«69 den sollen. und zwar durch Begriffe. die umgangssprachlich im Gebrauch sind und den
Beides kann jedoch innerhalb des Denkens des Neopositivismus nicht angenommen Konsens der Beobachter finden. Basissätze sind somit auch nach K. Popper immer schon
werden. Intetpretationen. 78 insofern sie umgangssprachlich gesichert werden. Der Ausweg aus
dem Zirkelschluß ist nach Popper nicht ein Ausbruch aus diesem selbst. sondern eine
Was bedeutet überhaupt da~ empirische Sinnkriterium? Hypothesen naturwissen-
methodologische Festsetzung. 79
schaftlicher Forschung sind nämlich als solche nicht verifizierbar. so Z.B. der Er-
haltungssatz von Masse und Energie'?o Wenn sie aber nicht verifizierbar sind. sind
sie nach den Annahmen von R. Camap metaphysisch und sinnlos'?!
Wie sind die Protokollsätze einzustufen? Was ist gegeben - der Vorgang. den man 72 Vgl. Weissmahr. 8.. 1985. S. 27 f.; Schulz, W., 1972. S. 52 und Casper. 8., 1972, S. 37.
beobachtet. oder die Sinnesdaten? Und schließlich: Wie ist das Vemältnis von Satz 73 Den Ausgang bilden die Untersuchungen von G. Frege zu den Grundlagen der Mathematik
(vgl. Frege, G., 1964. S. 1 ff. und ders., 1893/1903; zu Frege vgl. besonders Dummett, M.,
1981. bes. S. 74 ff. [über Bedeutung und Verstehen]). Auf G. Frege berief sich neben A. N.
62 Diese Aussagen sind ohne empirischen Gehalt. nach L. Wittgenstein bloße Tautologien (vgl. Whitehead und L. Wittgenstein (vgl. Coreth/EhlenlHaeffner/Ricken. 1986. S. 119) auch R.
Peukert. H .• 1988. S. 94). Carnap (vgl. ders., 1963. S. 12). Für G. Frege ist der Sinn eines Aussagesatzes der Gedanke.
63 Vgl. Camap. R.• 1931. S. 219 ff. den er ausdrückt. die Bedeutung sein Wahrheitswert (vgl. Coreth/EhlenlHaeffner/Ricken, 1986,
64 Reiehenbach. H .. 1931. S. 3. S. 123); Sinn und Bedeutung sind nach Frege nicht subjektiv. während die Vorstellung ein
65 Vgl. Carnap. R.. 1931. S. 240; vgl. dazu auch Weissmahr. B .. 1985. S. 26. Dies ist die übliche subjektives inneres ßild ist (vgl. ebd.l. Den Höhepunkt der Entwicklung, die mit G. Frege ein-
Ansicht der Interpreten zum frühen Carnap (ausführlich dazu: Stegmüller. W .. 1986. S. 40-50). setzte, bildeten die »Principia Mathematica« als Logikkalkül von A. N. Whitehead und B. Rus-
In den Spätschriften geht R. Carnap jedoch den Weg einer norrnativ-entscheidungstheoreti- seil (vgl. ders .. 1986; vgl. dazu Gödel, K., 1986, S. V ff.). Vgl. weiterführend Gödel, K., 1930.
sehen Deutung von Sprache und Wirklichkeit (vgl. Stegmüller. W .. 1986. S. 50-58). Während S. 349 ff.; Peukert. H.. 1988, S. 98 ff.; Popper, K., 1972, S. 158 ff.; Gödel. K.. 1931. S. 173 ff.;
D. Hurne zur Begründung empirischer Erkenntnis das Induktionwerfahren wählte. dafür jedoch Herrnes, H., 1978, S. 165 ff.; Keller. A.. 1982, S. 12 und Tarski. A .. 1973. S. 447 ff.
keine rationale Rechtfertigung liefern zu können glaubte (vgl. Stegmüller. W .• 1986. S. 4 ff. 74 Vgl. Quine. W. V .• 1984, S. 127 ff.; vgl. zur Abgrenzung Quines von S. Lesniewski auch Steg-
und ders., 1986 b. S. 283 f.). war R. Carnap davon überzeugt. daß in den empirischen Wissen- müller, W .. 1986 a, S. 254 f.; zum gesamten Komplex weiterführend Stegmüller. W., 1986 a.
schaften induktiv und rational verfahren werde (vgl. Stegmüller. W .. 1986 b. S. 284). S. 254 ff.
66 Ayer. A. J., 1981. S. 42. 75 Eine Ausführliche Darstellung der Position von K. Popper findet sich bei W. Stegmüller (vgl.
67 V gl. ebd .. S. 43. ders., 1986. S. 9 ff.).
68 V gl. dazu Peukert. H., 1988. S. 124 f. 76 V gl. Popper, K .. 1976, S. 4 f.
69 Weissmahr. 1985. S. 27. n Vgl. ebd., S. 47 ff.; Popper weiß dabei um die Gefahr eines Zirkelschlusses.
70 Vgl. Stegmüller. W., 1986 b. S. 299. 78 Vgl. ebd., S. 72 Anm. *2.
7! Vgl. Weissmahr. 8..1985. S. 27. 79 Vgl. ebd., S. 50-52.
§ 5 Exkurs I 95
94 § 5 Exkurs I

K. Popper wendet sich, darüber hinausgehend, u.a. gegen die Metaphysikkritik des jenes destruktive Element tragen kann, das ihr im Rahmen der Kritik an der natürlichen
Wiener Kreises,so Metaphysische Sätze können nach K. Popper deshalb sinnvoll sein, Theologie zugespr~chen. ~orden war. Es müssen hier nämlich zwei Fragen unterschieden
weil da~ Kriterium der Falsifikation kein Sinnkriterium ist,8l sondern ein Kriterium der werden: bedeutet dw Kritlk an der Hellenisierung die Leugnung von Metaphysik als sol-
Abgrenzung empirischer Sätze von anderen Sätzen,sz Unter Berufung auf K. Gödel und cher? ~nd: welche Elemente des griechischen Denkens integriert das Christentum? Dann
A. Tarski schreibt K. Popper: »A unified science in a unified language is really nonsense, stellt SIch das Problem, ob diese neuen Impulse legitim in da~ christliche Verstehen ein-
I am sorry to say; and demonstrably so, since it has been proved, by Tarski, that no con- gebracht werden dürfen. Diese beiden Fragen müssen im Rahmen einer metaphysischen
Explikation des christlichen Glaubens gestellt werden.
sistent language of this kind can exist. Its logic is outside it. Why should not its meta-
physics be outside tOO?«83 Es entsteht hier der Eindruck, als ob K. Popper der Metaphy- Die ob~gen .Ausfü~ngen haben ergeben, daß sich die Metaphysik als reflexer Denk-
sik gegenüber positiv eingestellt sei und sie für wissenschaftlich legitimiert hält. vollzu~ mcht m dem Smne leugnen läßt, daß metaphysisches Fragen als solches überllOlt
Tatsächlich ist seine Stellung zur Metaphysik aber ambivalent. In der Schrift >Logik der oder sl~los sein müsse. Wenn Metaphysik möglich ist, dann stellt sich die Frage nach
Forschung< behauptet nämlich K. Popper, daß die Abgrenzung von metaphysischen Sät- dem adaquaten Ansatz, ur:n.Metaphysik selbst durch die Vennittlung des metaphysischen
zen dadurch vorgenommen werden kann, daß man die logische Folgerung von Existenz- Denk~ollzuges. ~ th~m~tlSIer~n. Kants Problem der Erkenntnis von Gegenständen, inso-
behauptungen aus Wahrscheinlichkeitsannahmen entwickelt. 84 K. Popper folgert daraus, fe~ .dlese a pr~on mo~lIch sem soll, stellte sich als eine Vemältnisbestimmung des neu-
daß man Wahrscheinlichkeits aussagen von metaphysischen Sätzen in der Weise ab- zeItlichen SubJektbegnffes zum Gottesbegriff dar; gegenständliche Erkenntnis und die
grenzen könne, daß man die logische Folgerung von Existenzbehauptungen aus Wahr- tra?sz9~ndie~nde. Su?jektivität be~ingen sich gegenseitig. 91 J. Marechals Kant-Interpre-
scheinlichkeitsannahmen behauptet.BS Ferner gelte: »Wenn die Wahrscheinlichkeitsan- tatlon erwies Sich m der katholl~chen Theologie als folgenreich, insofern J. Marechal
nahme für ein Alternativ mit dem Merkmal a und b einen von 0 und 1 verschiedenen d~ Transzendieren des Subjekts auf einen unbegrenzten Horizont des Seins verstand.93
Wert p darstellt, so gibt es nach jeder Gliednummer ein Glied mit dem Merkmal a und Dieser Ansatz wurde bei einigen neuen Thomas-Interpretationen aufgenommen (G. Sie-
eines mit dem Merkmal b.«86 Nach W. Stegmüller trifft dies jedoch nicht zu: »Mit der werth, J. B. Lotz, M. Müller, B. Weite, K. Rahner und E. Coreth).94
Richtigkeit dieser statistischen Gleichverteilungshypothese ist [nämlich unter Annahme
eines homogenen Würfels] eine unendliche Folge von Dreierwürfen logisch verträglich. . Da. ei~e Einzelwissenschaft als solche nie ihr eigener Gegenstand sein kann, sondern
Nicht einmal mit einer unendlichen Ereignisfolge kann der Wahrscheinlichkeitsansatz im Sl~? ~ ih~m Wesen und ihrer Möglichkeit voraussetzen muß, ist die Frage nach der
Widerspruch stehen!«87 K. Popper führt in der Neuauflage von >Logik der Forschung< MoghchkeIt von Metaphysik kein Problem einer Einzelwissenschaft, sondern selbst ein
zur Unterscheidung die probabilistischen Begriffe »fast ableitbar« und »fast wider- metaphysisches: Dabei ist der Gegenstand der Metaphysik der metaphysischen Methode
spruchsvoll« als nützlich ein.B8 Sie sind jedoch nicht nützlich, sondern notwendig; und s~lbst unthematIsch vorgegeben, d.h. im Vollzug der Frage selbst ist die Methode als Be-
zudem drückt das Wort >fast< ein subjektives Wahrscheinlichkeitsrnaß aus,89 so daß K. ~mg~~:hrer Möglichk:it voraus- un.d mitgesetzt. 95 Wählt man hier einen synthetisch-
Popper implizit seine objektivisti~che Deutung der Wahrscheinlichkeit aufgegeben hat mduk.1I.~n ~eg, so bleibt man - wie Kant - der Einzelheit vemaftet, die selbst nie
und zugleich die Abgrenzung von den metaphysischen Sätzen als nicht gelungen er- Allgemem~elt und Notwendigkeit vennittelt. Metaphysisches Wissen läßt sich in dieser
scheint. W. Stegmüller schreibt zu Recht: dies ist )>nur eine neuerliche Bestätigung mei- Met~ode mcht beg~nden.96.Schlägt .man demgegenüber den Weg einer analytisch-de-
ner Überzeugung, daß kein Abgrenzungskriterium zwi~chen Erfahrungswissenschaft und duktr;en Methode em, .so wrrd aus emem ersten Wissen alles Weitere abgeleitet. Nach
Kant Ist aber das analytIsche Denken nur erläuternd, nicht erweitemd. 97 Die Mittelbarkeit
Metaphysik existiert«.9o
~etaphys.ischer. Erke?ntnis muß durch die Unmittelbarkeit vennittelt werden, insofern
Trotz der massiven Kritik, die an der Metaphysik - exemplarisch bei Kant und dem Jedes logIsch-diskursIve Denken Inhalt und Fonn (das Woher und Wie) voraussetzt.98
Positivismus - geübt worden ist, ist festzustellen, daß sie als solche nicht bereits in sich

91 Vgl. Peukert, H., 1988. S. 48 f.


80 Vgl. Popper. K., 1963, S. 183. 92 Vgl. Marechal, J., 1949, S. 47 ff.
81 V gl. Popper, K.. 1976, S. 255 f.
93 Vgl. Peukert. H., 1988, S. 49 und Pannenberg, W .• 1988. S. 8.
82 V gl. ebd., S. 26 f., 145 f. usw.
94 Vgl. Peukert, H., 1988, S. 49.
83 Popper, K., 1963, S. 201; zu Gödel vgl. ebd., S. 202.
84 Vgl. Popper, K., 1976, S. 147. Das Verhältnis von objektivistischer und subjektivistischer 95 Vgl. Coreth, E., 1980: S. 48 ff.; zur Problematik vgl. auch Pannenberg. W .• 1988 a. S. 130.
Wahrscheinlichkeit bei K. Popper ist ausführlich bei W. Stegmüller behandelt (vgl. ders., 1986, 96 Vgl. e?ct., ~. 52 f. Dies könnte auch gegen den Versuch von R. Swinburne eingewendet wer-
S. 26 ff.). Dies betrifft auch die Definition von Wahrscheinlichkeiten durch einen Limesbegriff, den, die EXistenz Gottes durch induktive Argumente zu gewinnen (vgl. ders., 1987, S. 13 ff.);
dagegen hatteJ. L. Mackie wichtige Einwände vorgebracht (vgl. Mackie, J. L., 1985. S. 152 ff.
etwa bei H. Reichenbach (vgl. ebd.).
und dazu auch Stegmüller, W .. 1989. S. 402 ff.).
85 Vgl. ebd., S. 147.
97 Vgl. Coreth, E., 1980. S. 53.
86 Stegmüller, W., 1986, S. 28.
98 V~1. .ebd .. S. 54 ~nd Rahner, K., 1969, S. 50. E. Coreth grenzt hier das synthetische Urteil a
87 Ebd.
prlor~ von analy11Schen Urteilen und synthetischen Urteilen aposteriori ab; eine Einsicht a
88 Vgl. Popper, K., 1976, S. 147, Anm. *1.
pr~Ofl leucht.e 10 der Erfahrun~ (a pos~eriori) auf, deren Geltung nicht durch die Erfahrung bc-
89 Vgl. Stegmüller, W., 1986, S. 28.
90 Ebd.; dies könnte auch in der Auseinandersetzung zwischen K. Popper und Th. S. Kuhn ge- grundbar. seI. yo~auss~tzung Ist, daß 10 der Erfahrung metaphysische Seinsgehalte begegnen.
zeigt werden (vgl. Stegmüller, W .. 1986 b, S. 285 ff. und Kuhn, Th. S., 1988, bes. S. 155 ff.). daß es die Moghchkelt der Abstraktion gibt. schließlich die Möglichkeit. aus der Erfahrung
~ i

96 § 5 Exkurs I § 5 Exkurs I 97

Das Denken kann das Sein in der metaphysischen Frage nur dann erreichen, wenn es Wissen um das Gefragte voraus, um nicht ins Leere zu fragen. Wissen und Nichtwissen
immer schon im Sein ist, d.h. auf dem Horizont einer vermittelten Unmittelbarkeit gese- sind im Fragen dialektisch miteinander vermittelt.1 06 K. Rahner schreibt für die Frage
hen wircL 99 Im reduktiven Weg werde aus dem unmittelbar Gegebenen des Bewußtseins nach dem Sein als innere Strukturiertheit der Frage als Frage: Die »Eröffnetheit des
implizit die Bedingung des Gegebenen thematisch aufgewiesen, im deduktiven Weg der Raumes des »An-sich«, in den die Synthesis von Subjekt - Prädikat des Satzes bezie-
empirische Bewußtseinsvollzug aus dem Apriori abgeleitet.1 00 hend hineingestellt wird, ist nichts anderes als das vorgängige Wissen um das Sein über-
Um die reduktiv-deduktive Methode adäquat in das metaphysische Fragen einzubrin- haupt, als welches Wissen (Seinsverständnis) der Mensch existiert, so daß der Mensch
gen, schlägt E. Coreth als Anfang des Fragens das Fragen selbst ~or, a~o die ~rage nach nicht etwa übemaupt erst »zum Sein gebracht« werden muß, sondern sein je schon gege-
der Frage.1 01 In der Frage selbst kann das befragt werden. was Iffi Wissen mcht schon benes Seinsverständnis in ihm »zu sich selbst gebracht« werden muß.«107
eingeholt iSt. 102 Die Bedingung der Möglichkeit von Fragen übemaupt ist ~as ~ein.l03 Wenn die Seinsfrage sich im Seinsverständnis des Menschen als der absoluten Offen-
Der Horizont des Fragens selbst als reiner Vorgriff der Frage als Frage setzt m sich den heit für Sein überhaupt manifestiert,lOS dann ist mit der Verfaßtheit des menschlichen
reinen Vorgriff auf Sein übernaupt, insofern das Fragen das Sein im Vollzug des Fragens Geistes zugleich vermittelte Unmittelbarkeit auf Sein hin gegeben. Zum Wesen des Seins
mitsetzt. Der Vorgriff des Erkennenden auf das Sein ist die Voraussetzung dafür, daß des Seienden gehört die Bezogenheit auf sich selbst, insofern das Sein in der dauernden
Endliches als Endliches erfaßt werden kann, insofern Endliches in der Differenz zlirn Differenz zu allem Seienden gedacht wird. Weil das Sein auf sich selbst (in sich) bezo-
Sein ist, cLh. Nichtsein an sich trägt. 104 »Nichtsein, das es nur als relatives, als Nichtsein gen sei, west es nach K. Rahner als Differenz zu Seiendem in der Verfaßtheit des Bei-
eines Seienden geben kann, wird nämlich nicht unmittelbar und in sich erfahren, sondern sich-Seins.1 09 K. Rahner stellt zunächst fest, daß der Mensch als Seinsfrage existiert;110
wird nur entdeckt, weil die »Erwartung« unserer Erkenntnis, ihre erlebte Möglichkeit, insofern der Mensch existential so verfaßt sei, seien im Vorgriff der menschlichen Er-
sich weiter erstreckt als da'> erfahrene Seiende und so als nicht erfüllt erscheint«.105 Das kenntnis Sein und Erkennen dasselbe; Erkennen sei das Bei-sich-Sein des Seins, das Sein
Fragen an sich bedingt ein wissendes Nichtwissen: Fragen kann man nämlich nur, we~n des Seienden.1 11 Positiv ist dabei festzustellen, daß in dem grundsätzlichen Vemältnis
im Fragen das Befragte noch nicht voll gewußt wird, zugleich aber setzt das Fragen em von Sein und Erkennen ein gemeinsamer Ursprung beider angenommen werden kann. Es
ist jedoch nicht einsichtig, warum daraus die Identität von Sein und Erkennen abgeleitet
stammende Begriffe über die Grenzen möglicher Erfahrung anzuwenden. und letztens die all- werden muß.1l2 Wenn der Verstand mit dem, was er erkennt, im Akt des Erkennens eins
gemeine und notwendige Geltung der Synthesis von Begriffen (vgl. Coreth, E., 1980, S. 55 f.).
99 Vgl. Heget G. W. F., 1983, S. 303 ff. E. Coreth beruft sich in der Bestimm~g der vermittelten
Unrmttelbarkeit (in einer transzendentalen Methode) auf Plato, AugustlnUS, Bonaventura,
Thomas von Aquin, Descartes, Malebranches, Kant und Manlchal (vgl. ders., 1980, S. 59 f.). 106 Vgl. Coreth, E., 1980, S. 120 ff. und Rahner, K., 1969, S. 51, Anm. 2. Auf die Voraussetzun-
100 Vgl. Coreth, E., 1980, S. 60; E. Coreth grenzt sich hier von Kant insofern ab, als di~se~ die gen des Fragens selbst geht A. Keller (vgl. ders., 1982, S. 9 ff.) im Anschluß an M. Heidegger
Apriorität in rein formalen Bestimmungen, reduktiv g~dacht, ausdrückt~, wä?rend ~' FIchte (vgl. ders., 1984, S. 5 ff.) detailliert ein. Obwohl E. Coreth stets betont, daß das Fragen als Fra-
und Schelling der deduktive Weg der vorherrschende seI (dagegen Hegel m semer BestImmung gen in sich voraussetzungslos sei (vgl. ders., 1980, S. 66 ff.), ist das Fragen in sich nicht das er-
der vermittelten Unmittelbarkeit und E. Husserl und M. Heidegger; letztere hätten trotz der an- ste. Wer nämlich fragt, weiß auch Wonach. Er ist somit imstande, die Begrenztheit von Fragen
gezielten Unmittelbarkeit des Sich-Zeigens die Vermittlung einer methodischen Reduktion und Wissen zu entdecken und darin zu übersteigen. L. Wittgenstein schreibt gegen den Skepti-
[Husserl] oder Freilegung [Heidegger) verlangt [vgl. Coreth, E., 1980, S. 61-64)). zismus: »Denn Zweifel kann nur bestehen, wo eine Frage besteht; eine Frage nur, wo eine
101 Vgl. ebd., S. 66 ff. Indem die Frage als Ansatz des Fragens selbst gewählt wird, ist weder vor- Antwort besteht, und diese nur, wo etwas gesagt werden kann.« (ders., 1985, S. 114 [Satz
ausgesetzt, daß der zu begründende Ansatz selbst inhaltlich schon bestimmt ist, noch, daß - 6.51)) Die Frage setzt also die Möglichkeit einer Antwort voraus, die als solche in Sprache ver-
formal - die Möglichkeit des Ansatzes noch einmal transzendental befragt werden müßte (vgl. faßt ist. Und schließlich setzt die Frage voraus, daß durch die Fragestellung bereits weitgehend
ebd., S. 66). Es wird dadurch auch vermieden, daß sich ein setzendes Wissen in der Frage ma- festgelegt ist, welche Antwort zu erwarten ist und welche nicht. Eine Frage ist von einern ge-
nifestiert, wie dies im Idealismus vorausgesetzt wird (vgl. ebd, S. 67). Dies trifft sich insofern wissen Wissensstand aus formuliert, so daß darin die Grenze des Wissens selbst in die Frage
mit M. Merleau-Ponty, als dieser das Fragen als Denkbewegung versteht, die nicht als Reflexi- eingeht (vgl. Wittgenstein, L., 1985, S. 7 [Vorwort); Hege\, G. W. F., 1959, S. 83 ff.; Platon,
onsphilosophie, aber auch nicht als Dialektik reiner Negation im Sinne Sartres oder als Phäno- Menon 86 b f.; das allgemeine Streben nach Wissen: vgl. Aristoteles, Met. 980 a [1, 1 ff. Jae-
menologie der Anschauung reiner Wesenheiten gedacht werden könne (vgl. Merlau-Ponty, M., ger); vgl. auch Goethe, Faust I, 364 ff.)
1964, S. 19). Strukturphänomene seien nicht die äußere Entfaltung einer präexistenten Ver- 107 Rahner, K., 1969, S. 52. Die Voraussetzung dieser Bestimmung bei K. Rahner ist, daß sich der
nunft (vgl. ders., 1945, S. 74-85; dazu Waldenfels, 8., 1987, S. 162 und 198). Mensch in der Welt erkennt (als Geist in Welt) als die Andersheit seiner selbst; vgl. dazu auch
102 Vgl. dazu die weitergehenden Ausführungen bei Cor~th, E., 19~0, S. 6~ ff.. .. . . Merleau-Ponty, M., 1964, S. 297 f. und Waldenfels, B., 1987, S. 164.
103 Die These von W. Pannenberg, daß das Thema des Emen als ZIel des UberstIegs uber dIe V lel- lOS Vgl. Rabner, K., 1969, S. 55.
heit des im Bewußtsein der Wcltdinge und des eigenen Ich Gegebenen philosophisch funda- 109 Vgl. ebd., S. 57 (Rahner verweist hier auf die Einheit von Erkennen und Erkanntsein als Ge-
mentaler sei als die Unterscheidung von Seiendem und Sein (vgl. ders., 1988, S. 17), ist nicht lichtetheit des Seins von sich selbst mit den entsprechenden Zitaten bei Thomas von Aquin:
ganz einsichtig, insofern das Eine - gerade auch, insofern es in einer inneren Strukturiertheit vgl. Rahner, K., 1969, S. 58 ff.).
als Selbstreflexivität gedacht wird - dem Sein gegenüber konvertibel ist und als Eines seIend 110 Vgl. Rabner, K., 1957, S. 71; dies trifft sich durchaus mit den obigen Ausführungen.
gedacht wird. 111 Vgl. ebd., S. 81 ff.
104 Vgl. Keller, A., 1968, S. 262. . .. . . 112 Vgl. Keller, A, 1968, S. 145; Keller zeigt dabei auch auf, daß die Interpretation der Texte von
lOS Ebd., S. 261 f. A Keller verweist hier bereits auf ein Problem von Identltat und DIfferenz Im Thomas von Aquin nicht ausschließlich in diese Richtung weist, wie K. Rahner vermutet (vgl.
Zusammenhang mit der Frage der Negation oder der nach dem Nichts (v gl. § 6.2e). ebd.) .


98 § 5 Exkurs [ § 5 Exkurs [ 99

wird, folgt daraus nicht, daß das Sein Bei-sieh-Sein ist, und auch nicht notwendig, daß es sistiert.J20 In sich ist Gott (der Vater) ohne jeden Wandel. 12! Weil der Sohn durch Gott
da~ Sein des Seienden ist.1 13 geworden ist, ist er als Sohn und Geschöpf (x'ttoVa) dem Werden und Wandel unterwor-
fen. Unveränderlichkeit Gottes (bzw. des Vaters) und die Gewordenheit des Sohnes ste-
Weil Seiendes als solches, insofern es ist, notwendig es selbst ist, also nicht nicht ist hen sich somit gegenüber. Nach H. Vorgrimler leugnete Arius gerade wegen des Unver-
und nicht anders ist, ist es als eben dieses Seiende in steter Differenz zu anderem. Im Be- änderlichkeitsaxioms die ewige Zeugung des Sohnes (Logos).1 22 Für Arius selbst stellt
reich des endlichen Seienden existiert das Seiende als Vieles, weil es das eine Seiende sich somit die Frage, wie die Unveränderlichkeit des Vaters, die Zeugung oder >Schöp-
nur in der Differenz zu anderem Seienden gibt. Weil aber das Seiende als Kontingentes fung< des Sohnes sowie die Ewigkeit des Vaters gedacht wird. Im Rahmen dieses Pro-
in dem Aufweis des Fragens in sich da~ Sein des Seienden voraussetzt,114 besteht eine blemhorizontes kann zunächst gefragt werden, wie überhaupt von einem Werden Gottes
formale Identität in der realen Differenz von Seiendem. 115 Diese formale Identität in der oder der Veränderlichkeit gesprochen werden kann, insofern damit die Relationalität
Differenz ist nur möglich aufgrund der Identität vor der Differenz: 116 das Sein als Bei- Gottes zur Welt thematisiert wird.
sich-sein. »Die geistige Bewegung des Fragens und Wissens kann also das Seiende in
seiner unbedingten Geltung nur dann erreichen, wenn sie immer schon vorgreift auf das Dies wurde besonders durch die Prozeßtheologie in die Diskussion eingebracht, und
schlechthin Unbedingte: die unbedingte Bedingung alles Bedingten, das - nur durch den zwar durch Ch. Hartshorne, der Anregungen von der Naturphilosophie A. N. Whiteheads
Bezug auf die unbedingte Bedingung - als bedingt Unbedingtes gesetzt ist.«ll7 sowie von G. W. F. Hegel und Teilhard de Chardin emalten hatte. 123 Das letztlich Reale
besteht nach Whitehead nicht im Sein, an dem das Werden ein bestimmtes Element ist,
Die Überlegungen, die bisher eingebracht worden sind, haben im Rahmen metaphysi- sondern im Werden, an dem da~ >bloße Sein< ein Element ist; von hier aus werden die
schen Fragens nach dem Sein auf die innere Strukturiertheit von Identität und Differenz traditionellen Eigenschaften Gottes (wie z.B. die Unveränderlichkeit) auf ihre Aussage-
verwiesen. Die Problematik, die hiermit gegeben ist, kann später verdeutlicht werden, da kraft hin befragt: zurück zum »galiläischen Ursprung des Christentums«124. Das Reale
Identität und Differenz das Verhältnis von Vater und Sohn aufhellen kann. Der Aufriß seien ereignishafte >occasions< oder >actual entities<,125 wobei A. N. Whitehead durchaus
der arianischen Lehre hatte nämlich gezeigt, daß der Vater in Differenz zum Sohn ge- zugesteht, daß er hier eine atomistische Ontologie vertritt. 126 Für sich existiere das Kon-
dacht wird, der Sohn aber trotz seines Geschöpfseins in Differenz steht zur übrigen tinuum nicht, sondern nur die Möglichkeit (potentiality) der Teilung, und zwar durch die
Schöpfung. Es ergibt sich somit bereits im arianischen Denken selbst die Frage nach der >actual entities<.127 Die voneinander verschiedenen Ereignisse haben nach Whitehead
Identität und Differenz, ohne daß behauptet wird. dies sei explizit im Zusammenhang mit eine ontologische Priorität gegenüber dem Kontinuum, wobei er sich mit den Schwierig-
der Seinsfrage gestellt. 118 keiten des Atomismus nicht auseinandersetzt. 128 Die Beziehungen (>prehensions<) der
einzelnen Ereignisse untereinander sind diesen innerlich;129 die Subjektivität der einzel-
nen Ereignisse sei als Integration der Vielheit von Beziehungen zu verstehen (selbstkon-
2. Veränderlichkeit Gottes

Die bisherigen Überlegungen haben ergeben. daß das ontologische Fragen in sich nicht 120 Vgl. Urk. 6 (12, 4 Opitz).
bedeutet, daß biblisches Verstehen verfremdet worden sein müßte. Insofern metaphysi- 121 Vgl. Urk. 6 (12, 6 Opitz).
sches Fragen Identität und Differenz thematisiert, weil es um die Beziehung von Sein 122 Vgl. Vorgrimler, H., 1985, S. 149.
und Seiendem geht, könnte zunächst vermutet werden, daß das arianische Denken in der 123 Vgl. ebd., S. 150. W. Kasper ordnet den christologischen Entwurf von Teilhard de Chardin in
Differenz von Vater und Sohn die Unterschiedenheit beider dahingehend formuliert. daß einen kosmologischen Horizont ein, der von einem evolutiven Weltbild geprägt sei: »Teilhard
der Vater als Vater in sich subsistiert und somit gegenüber dem Sohn un-unterschieden er geht freilich nicht mehr von einem statischen, sondern von einem evolutiven Weltbild aus und
versucht aufzuzeigen, wie die Kosmogenese und die Anthropogenese in der Christogenese ihre
selbst ist. Arius schreibt nämlich, daß Gott-Vater einer ist,119 der allein ungeworden sub-
Vollendung finden.« (Kasper, W., 1981, S. 17) Mit den Worten >nicht mehr< versucht W.
Kasper die Position Teilhards von der statischen Sicht der Logos-Christologie der Apologeten
abzugrenzen; damit zieht W. Kasper genau die Grenzlinie zwischen der traditionellen Frage-
113 Vgl. ebd.. S. 146 f. stellung und Z.B. der der Prozeßtheologie, ohne dabei näher zu klären, worin die >geschichtli-
114 Vgl. oben! che< Differenz beider Positionen liegt; wie wird die Geschichte Gottes gedacht?
115 Vgl. auch Merleau-Ponty. M.. 1964. S. 233 und 319. 124 Koch, K., 1983. S. 156.
116 Vgl. Coreth, E., 1980, S. 492 ff. 125 Vgl. Whitehead. A. N.. 1987, S. 58.
117 Coreth. E., 1980, S. 496. 126 Vgl. ebd., S. 59 (gegen eine dualistische Ontologie von Descartes und Locke).
!18 Nähere Ausführungen finden sich dazu in § 6.2e. Der affirmative Weg des reflektierenden 127 Vgl. ebd., S. 138.
Selbstbewußtseins des Menschen erreicht Gott nie, da sich dieser dem suchenden Denken ent- 128 Vgl. Pannenberg. W.. 1988. S. 82 f. Pannenberg verweist hier besonders auf die Differenz zwi-
zieht, außer man nimmt an. daß Gott selbst sich (von sich her) geschichtlich-personal kundtut. schen A. N. Whitehead und S. Alexander auf der einen Seite und H. Bergson auf der anderen
Im Weg der Negation wird demgegenüber die Grenze der menschlichen Begriffe und der Spra- Seite; Alexander wie Bergson halten die Bewegung als solche für ein Ganzes und kontinuier-
che überschritten. indem die Unbegreiflichkeit Gottes nicht etwa eine Eigenschaft Gottes ist. lich, während Whitehead die diskreten Ereignisse für ontologisch primär hält (vgl. Pannenberg,
sondern - nach K. Rahner - ein Wesensmerkmal (vgl. Rahner, K.. 1975, S. 285 ff. und Vor- W., 1988, S. 81 0. Damit ergeben sich zwei fundamental verschiedene Ansätze in der Prozeß-
grimler, H., 1985, S. 26-28). Vgl. auch Haeffner, G., 1982, S. 168. theologie.
119 Vgl. Urk. 30 (64, 5 üpitz). 129 Vgl. Whitehead, A. N.. 1953, S. 98.
100 § 5 Exkurs I §5 Exkurs I 101

stitutiv).l30 Die Subjektivität der diskreten Ereignisse ist jedoch bei Whitehead insofern gegennimmt. sondern in der Vernunft die Offenbarung ergreift. Die Vernunft als diese
erforderlich, als er nur dadurch die Selbständigkeit der Ereignisse denken kann; die Sub- selbst gehört somit zum Wesen der Offenbarung selbst, so daß die einseitige Diastase
jektivität ist somit Bedingung der atomistischen Deutung bei Whitehead.l 31 Es läßt sich von Philosophie und Offenbarung, wie bei H. Mühlen implizit vorausgesetzt, nicht zu-
jedoch nicht schliissig zeigen, warum die reale Abfolge von diskreten Elementarereignis- trifft.l 37
sen subjektiv die Beziehung der Ereignisse integrieren sollte. Es handelt sich bei A. N.
Whiteheads Naturphilosophie um eine Extrapolation psychologischer Dispositionen auf Andererseits muß betont werden, daß es nicht bereits von vorneherein notwendig ist,
daß die Seins- und Gottesfrage identisch sind. Zwar kann gesagt werden, daß der Mensch
die Stufe ontologischer Argumentation. Es müßte aber vielmehr von einer >Einheit des
Feldes< ausgegangen werden, in dem sich die Diskretheit der Ereignisse in der Relation in der Frage als Frage nach dem Sein im Ganzen fragen und darin implizit apriorisch die
Erkanntheit des Seins aussagen kann;138 wenn Sein und Erkennen in dieser apriorischen
dieser selbst zeigt.l 32
Erkanntheit auf einen gemeinsamen Grund verweisen, so kann noch nicht gefolgert wer-
Für die Trinitätslehre und die Christologie ergibt sich das Problem, ob nicht gerade der den, daß Sein und Erkennen dasselbe sind wie da~ Bei-sieh-Sein des Seins. Wenn sich
Ansatz der diskreten Ereignisse im Sinne Whiteheads (als ontologische Priorität) die aber im Erkennen nicht notwendig zeigen läßt. daß in der Seinsfrage zugleich die Identi-
Möglichkeit einer Geschichte Gottes unmöglich macht: »Gott selbst ver-wirklicht (»er- tät mit der Erkanntheit aussagbar ist,139 dann ist aufgrund dieser Beschränkung auch
eignet«) aus dem Sein heraus durch die Freiheit seines Handelns die Wahmeit, durch nicht notwendig einsichtig, daß mit der Seinsfrage genau die Gottesfrage gestellt ist. 140
welche er erkannt wird, als eine geschichtliche Wahmeit in der Person und dem Schick-
sal [ ... ) JesU.«133 Werden Gottes könnte am menschlichen Geschick Gottes, die hyposta- Wenn diese Anmerkungen zutreffen, ist in einem soteriologischen Ansatz (in der Uni-
tische Union als >Fall< der immanenten Trinität ausgesagt werden. versalität der Erlösung) die Beziehungseinheit von Gott und Jesus zu thematisieren, wo-
bei die altkirchliche Christologie >>nicht von dem pädagogischen Interesse einer Umset-
Für die Frage eines Ansatzes der Christologie und der Trinitätslehre geht H. Mühlen zung der Botschaft in einen hellenistischen Denkhorizont geleitet, sondern vom Bemü-
von der Unveränderlichkeit Gottes aus, die aufgrund der Wesensgleichheit nach der hen einer Sicherung der letzten Fundamente christlichen Glaubens mit dem bestent-
dogmatischen Aussage von Nicaea auch für den Logos gelte. H. Mühlen will von den wickelten Instrumentarium menschlichen Denkens«141 war. Und zugleich ist zu beachten,
griechischen Wesens aussagen zum biblisch-heilsgeschichtlichen Verstehen gelangen, daß die Schrift selbst >>eine Einheit von bezeugtem Sachverhalt und seiner Vergegenwär-
wenn er schreibt: wir können nicht wissen, »was die göttliche Seiendheit ist, dann kön- tigung in reflektierter Versprachlichung«142 darstellt. Die heutige Aufgabe einer Chri-
nen wir auch die Nicht-Veränderlichkeit Gottes in sich selbst nicht positiv beschrei- stologie muß sowohl anthropologische und biblische als auch seinsgeschichtlich-univer-
ben.«I34 Die Unveränderlichkeit Gottes betreffe dessen Treue, die bis zum Tod Jesu rei-
che. 135 Damit ist bei H. Mühlen in dem Versuch, die griechische Wesensmetaphysik be-
137 Zur Problematik vgl. Waldenfels. H.. 1977. S. 157 ff.; versteht man Offenbarung im Horizont
sonders im Hinblick auf die Unveränderlichkeit Gottes zu überwinden, die Diastase zwi-
der Sprachlichkeit oder der Komrnunikabilität. so müßte diese Versprachlichung selbst unter
schen biblischen Verstehen und hellenistL~cher Metaphysik erneuert. Bereits an dieser Einbeziehung der Geschichtlichkeit eines Vorganges begriffen werden (vgl. Waldenfels. H..
Stelle miissen jedoch zwei Aspekte bedacht werden: einerseits trifft für das Vemältnis 1977. S. 157). Die Geschichtlichkeit selbst betrifft dann den Ursprung der Offenbarung selbst.
>Offenbarung - Philosophie< nicht zu, daß es zunächst eine reine Offenbarung gibt, die die Tradition und die Wirkungsgeschichte (vgl. ebd.; für die Geschichtlichkeit - allerdings für
erst nachträglich vom Menschen aufgegriffen wird, weil dann Offenbarung - obwohl Normen ausgeführt - auch Bubner. R.. 1982. S. 275 ff.). Diese Überlegungen w Offenbarung
geschichtlich vermittelt - als von außen kommend betrachtet würde, der gegenüber der und Philosophie betreffen auch die Ausführungen von 1. Escribano-Alberca. der in einem histo-
Mensch rein rezeptiv bliebe. 136 Zwar wird der lrnmanentismus des modernistischen Of- rischen Durchgang zu zeigen versucht. daß bereits bei Philo von Alexandrien Biblisches in eine
fenbarungsverständnisses vermieden; es müßte jedoch gezeigt werden, daß der Mensch ihm fremde Begrifflichkeit gezwängt wird (vgI. ders., 1974. S. 7 ff.. besonders unter Berufung
(mit seiner Vernunft) im Vernehmen der Offenbarung nicht ein schon Geoffenbartes ent- auf J. Pascher, H. Jonas und A. Wlosok). An eine naive Erkenntnistheorie erinnern dessen Aus-
führungen über Vernunft und Glaube. wenn er schreibt: >,vennoch lassen sich auch L .. ) Ten-
denzen spüren. die auf eine Ausweitung der GIaubensbegründung in Richtung auf die Allge-
130 Vgl. ebd., S. 115 und Pannenberg, W., 1988, S. 83-85. meinheit der Vernunft hinzielen.« (ebd .. S. 15; Hervorhebung nicht original; T.B.) Und er fährt
131 Vgl. Pannenberg, W., 1988. S. 86; Whitehead selbst verweist auf die philosophische Psycholo- fort: »wobei wiederum [in 1 Clem] für die Anhäufung von göttlichen Prädikaten L .. ) ihre bi-
gie von W. James (vgl. Whitehead. A. N.. 1987. S. 23). wonach die Psychologie der Subjekti- blil'che Herkunft nachweisbar ist.« (ebd.; Hervorhebung nicht original; T.B.). Einerseits geht es
vität als Abfolge von Ereignissen beschrieben wird (vgl. Pannenberg. W.. 1988. S. 87). aber nicht um eine exklusive Gegenüberstellung von Glaube und Vernunft. wie es durch das
132 Vgl. für die >Einheit des Feldes< Pannenberg. W.. 1988. S. 90. Wort dennoch angedeutet ist. und andererseits läßt die Herkunft von Prädikaten aus dem bibli-
133 Müller, G. L.. 1987 a. S. 60 f. und ders .. 1987 b. S. 73 sowie ders .. 1989. S. 35; vgl. weiterfüh- schen Milieu nichts für die stringente Inhaltlichkeit der Aussagen >über< Gott schließen. d.h.:
rend auch Müller. M.. 1986. bes. S. 208 ff. ein biblisches Prädikat besagt in sich nichts über die Vollständigkeit der Erfassung von Gottes
134 Mühlen. H.. 1969. S. 13. >Wesen<.
135 VgJ. ebd.; diese implizit soteriologische Ausrichtung kann vertieft auf dem Hintergrund neute- 138 VgI. Rahner. K.. 1957. S. 81 und die Ausführungen in § 5.1.
stamentlicher und patristischer Themen erweitert werden (ausführlicher dazu Grillmeier. A.. 139 VgI. Keller. A.. 1968, S. 145.
1969. S. 371 ff.). 140 VgI. Heidegger. M.. 1970. S. 37 f.; ders .. 1986. S. 65 (»Demgemäß ist das gott-lose Denken.
136 Vgl. dazu Rahner. K.. 1969. S. 22 und Metz. J. 8.. 1961. S. 1 ff.; in der Konzeption Rahners das den Gott der Philosophie. den Gott als Causa sui preisgeben muß. dem göttlichen Gott
»ist vorausgesetzt. daß das von der göttlichen Gnade im SelbstvoIlwg des Menschen konstitu- vielleicht näher.«) und Strolz, W.. 1975. S. 96 ff.
ierte Hören des Offenbarungswortes ein inneres Moment der Offenbarkeit des göttlichen Wor- 141 Müller. G. L., 1989. S. 9.
tes selbst ist.« (Rahn er. K.. 1969. S. 22. Anm. 7). 142 Ebd.. S. 21.
102 § 5 Exkurs I §5 Exkurs J 103

salhistorische und soteriologische Aspekte sowie solche ontologischer und personaler werdung gerade dem Logos zukomme,147 Nimmt man an, daß in Gott alles in strenger
Kategorien miteinander verbinden. 143 Identität eines sei, sofern es sich nicht um person bildende Gegensätzlichkeiten der Ur-
sprungsrelationen handelt,I48 dann besteht die Eigenart der zweiten göttlichen Person
Einen möglichen Weg in dieser Hinsicht, Unveränderlichkeit Gottes und zugleich des- darin, daß die Selbstmitteilung Gottes in ihrer Eigentümlichkeit als hypostatische Union
sen Werden zu denken, geht K. Rahner, indem er die schroffe Gegenüberstellung von bi- durch die Eigentümlichkeit der zweiten Person selbst bestimmt ist, während dies z.B.
blischem Verstehen und philosophischen Denken als Ausgang der Vergegenwärtigung nicht von der dritten Person gilt, obwohl es sich hierin ebenso um eine Selbstmitteilung
eines bezeugten Sachverhaltes in reflexer Versprachlichung vermeidet. Es steht nicht handeln kann.l 49 Geht man davon aus, daß sich jede der drei göttlichen Personen inkar-
eine personale Aktuation der menschlichen Natur durch den Logos im Vordergrund, son- nieren könnte, dann würde die Inkarnation selbst nichts über die Eigenart des Logos aus-
dern die Menschwerdung als Heilsmysterium. l44 Um Christus als messianischen Mittler sagen. Von der Inkarnation her betrachtet, würde dies bedeuten: sähe man die menschli-
darzustellen, reiche das Natur-Person-Schema im klassischen Sinne nicht aus,I4S sondern che Natur des Logos lediglich in ihrer Eigenheit, also in positiver Hinsicht als im Logos
müßte zugleich mit den Kategorien einer theologischen Schöpfungs lehre ausgesagt wer- subsistierend, dann würde das Menschliche selbst nicht den Logos als solchen zeigen,
den: Gott allein erschafft und konstituiert das andere in Freiheit, obwohl es ganz von ihm d.h. die innergöttliche Wirklichkeit wäre nur in formaler Hinsicht aus sich herausgetre-
abhängig ist. 146 In der Inkarnation ist die radikale Nähe von Logos und menschlicher ten. lso Vom Ursprung her ist der Logos vielmehr das konstitutive Realsymbol, so daß der
Natur ausgesagt, zugleich aber deren jeweiliger Eigenstand. Die Frage, die sich hier u.a. Mensch möglich ist, weil Ent-äußerung des Logos möglich ist.!5! Wenn das Menschliche
für K. Rahner stellt, ist, warum sich der Logos inkarniert und nicht eine andere der göttli- in der hypostatischen Union den Logos als die innere Ausgesprochenheit Gottes zeigen
chen >Personen<. Es gehe nicht darum, ob Gott Mensch wurde, sondern daß die Mensch- kann, dann ergibt sich einerseits, daß da... existentielle Verhalten Jesu selbst zum Vater in
der hypostatischen Union mitschwingen muß.152 und andererseits. daß die hypostatische
Union - indem sie die Eigenheit des Logos ausdriickt - zugleich ein Fall der imma-
143 Vgl. Müller. G. L.. 1987 a. S. 60 f. und Döring. H .. 1977. S. 353.
nenten Trinität ist. Göttliche Gnade ist nämlich - für die Interpretation von Offenbarung
144 Vgl. dazu Kaiser. Ph .. 1968. S. 264 ff. Durch diesen Ansatz der Christologie im mysterium sa-
lutis. das Inkarnation und Schöpfung in der soteriologi~chen Fragestellung zu verbinden sucht. - ein inneres Moment der Offenbarkeit des göttlichen Wortes selbst, wenn und insofern
unterscheidet sich K. Rahner wesentlich von F. Mahnberg (die Theorie der Seinsekstase bei L. der Mensch in dessen Selbstvollzug konstituierten Hören der Offenbarung die >Offenbar-
Billot und P. Parente kann hier nicht berücksichtigt werden: vgl. dazu Kaiser, Ph .. 1968. keit< vernirnmt. 153 K. Rahner folgert deshalb: »Die Metaphysik, die in sich schon Reli-
S. 233 ff.). F. Mahnberg will die Aktuationstheorie neu überdenken. und zwar besonders das gionsphilosophie ist, muß derart sein, daß sie Gott als den freien Unbekannten erkennt
Verhältnis von erschaffendem und aktuierendem Akt. die Frage also. ob Schöpfung (creatio) und den Menschen als ein aus seiner transzendentalen Subjektivität geschichtliches We-
und Einigung (unio oder actuatio) auseinander- oder zusammenfallen. In der Aktuationstheoric. sen begreift, ihn in dieser seiner Geschichtlichkeit an seine Geschichte verweist und ihm
die auch bei A. Grilhneier zu finden ist (vgl. ders., 1957. S. 279 f.). teilt der Logos der Men-
gebietet, auf ein möglicherweise ergehendes Offenbarungswort dieses freien, unbekann-
schennatur einen eigenen Seinsakt mit. aber nicht als Form dieser Natur. sondern quasi-formal.
ten Gottes in seiner Geschichte zu horchen«154. Wenn die >Offenbarkeit< Gottes im Logos
d.h. der Logos ist seinsgebend. aber aktuiert nicht naturbildend (vgl. Kaiser. Ph .. 1968. S. 244);
insofern stehen in der Aktuationstheorie Schöpfung und Einigung in Differenz; dies bedeutet
für die hypostatische Union. daß die Aktuation des Logos nachträglich erfolgt. Demgegenüber
versucht F. Mahnberg zu zeigen. daß Schöpfungsakt und Aktuation identisch sind (vgl. Malm- 147 Vgl. Rahn er. K .. 1967 d. S. 320 f. Vgl. auch Balthasar. H. U .. 1985. S. 122 (Balthasar betont
berg. F .. 1960. S. 49). Für die menschliche Natur bedeute dies zweierlei: 1.) sie sei geschaffen hier die Schwierigkeit von Anselm von Canterbury. daß er zunächst einen Vater setzt. der kraft
aus dem Nichts durch die sich als bewirkende Ursache mitteilende. dreipersönliche Seinsvoll- des Wesens absolute Erkenntnis besitzt; warum entsteht dann nach Anselm ein Sohn per mo-
kommenheit Gottes; dies komme jedem Geschöpf zu (vgl. ebd .. S. 38); 2.) die menschliche Na- dum intellectus?).
tur sei in der gesamten Wirklichkeit aufgenommen. aus dem Nichts hypostatisch mit dem Wort 148 Vgl. Mühlen. H .. 1965. S. 37 ff.; kritisch dazu Pannenberg. W .. 1988 a. S. 320-326 und 330.
vereinigt; darin läge die Differenz zu allen anderen Geschöpfen (vgl. ebd.). In der Analyse des 149 Vgl. Rahner. K.. 1967 d. S. 331.
Schöpfungsbegriffes kommt F. Mahnberg zu dem Ergebnis. daß einerseits das Behalten bei ISO V gl. ebd.. S. 335; K. Rahner verweist hier auf das aoU)')(Utw<; von Chalkedon (DS 150).
sich. andererseits das Entlassen ins Kicht-Göttliche gemeint sei; wenn Gott sein eigenes Sein Demgegenüber betont H. U. von Balthasar (unter Berufung auf Bonaventura. Hexaern. Sermo
mitteilt. ist diese Mitteilung zugleich Einigung. Außer Gott zu sein. bezeichne somit den Unter- IX [73 PeltierD. daß der Logos nicht einheitlich statisch als Bild des Vaters betrachtet werden
schied zum Schöpfer (vgl. ebd .. S. 39). Wenn der Schöpfungsbegriff allerdings in dieser Weise könne. sondern das Dynamische des Vaters eigens mitvollzieht; der Logos ist Ausdruck der ge-
entfaltet wird. stellt sich die Frage, warum sich in der hypostatischen Union nur der Logos auf samten Trinität (vgl. Balthasar. H. U. v .. 1985. S. 141 f.). Sicher trifft es zu. daß der Logos
die menschliche Natur beziehen soll. wenn Schöpfung und Aktuation nach F. Mahnberg als auch ökonomisch die Trinität ausdrückt. zugleich müßte aber stärker als bei Balthasar (nach
identisch anzusehen sind. Die Aktuation des Logos soll nämlich Schöpfung und hypostatische obigen Überlegungen) die Eigenheit des Logos hervorgehoben werden.
Union erklären. Das Problem bei Mahnberg liegt darin. daß er Schöpfung und Inkarnation im 151 Vgl. Rahner. K.. 1967 d. S. 335.
Horizont einer Begriffsanalyse von creatio und assumptio interpretiert. dabei allerdings den 152 Vgl. Rahner. K .. 1967 c. S. 193.
heilsgeschichtlichen Aspekt vernachlässigt (vgl. dazu bes. Kaiser. Ph .. 1968. S. 261-263), 153 Vgl. Rahner. K .. 1969. S. 22. Anm. 7.
Demgegenüber setzt K. Rahner. wie oben gezeigt. gerade bei dem Heilsmysterium der Inkarna- 154 Ebd.. S. 27 f. Vgl. dazu auch die Ausführungen zu Historie und Geschichte in § 2.4 und Gano-
tion an (vgl. dazu auch Rahner. K .. 1967 b. S. 406 fn. czy. A.. 1983. S. 153 ff. für die Geistzentrierthcit, die nicht im Widerspruch zur Evolutions-
145 Vgl. Rahner. K.. 1967 c. S. 182. theorie steht; für die Frage der menschlichen Sprache als Geistfunktion mit den gehimphysio-
146 Vgl. ebd .. S. 183 und ders .. 1969. S. 110: Faktizität und freier Selbstvollzug werden gedacht als logischen Voraussetzungen vgl. Eccles. J. c.. 1987. S. 359 ff.; für die Frage von Geist. Be-
Nachvollzug einer freien Absolutsetzung des Nichtnotwendigen; H. Peukert verweist hier auf wußtsein und Selbstbewußtsein vgl. Tugendhat. E .. 1986. S. 50 ff.; Searle. J. R .. 1983. S. 11 ff.
die Nähe zu S. Kierkegaard (vgl. Peukert. H .. 1988. S. 50. Anm. 9). sowie Bubner. R .. 1982. S. 163 f. und 167 ff.
104 § 5 Exkurs I § 5 Exkurs I 105

in der Inkarnation vorausgesetzt ist, dann ist auch die konkrete Menschheit Christi nur in- kenntnis und Freiheit schon hinaus,171 Die Anwesenheit Gottes sei deshalb - über das
sofern als verschieden vom Logos denkbar, als sie ihm geeint iSt. 155 Der Grund der Kon- bereits bisher zu K. Rahner Gesagte - im Kategorialen nur im Modus der Verheißung
stitution des Einen und Verschiedenen muß somit in Jesus derselbe sein,156 Wird aber die möglich. 172 Aufgrund der Unsicherheit oder Sicherheit der geschichtlichen Ereignisse be-
Einheit in Christus als Konstitution verstanden, dann ist auch das Menschsein in kreatür- sitze der Mensch, der sich - nach Rahner - in absoluten Entscheidungen auf ge-
licher Verschiedenheit und Eigenständigkeit dem Logos gegenüber begründet,157 Gott schichtliche Tatsachen einläßt, über deren Existenz und Natur theoretisch keine absolute
selbst wird, was er als das von sich Verschiedene setzt; K. Rahner schreibt deshalb, daß Sicherheit. 173 Dabei wird aber bei K. Rahner die Differenz zwischen allgemein unbe-
Gott selbst, »>in sich< >unveränderlich< bleibend als er selber, in dem, was er als das mit dingten Entscheidungen und der Bejahung eines Geschichtsfaktums als unbedingt wahr
ihm Geeinte und von ihm Verschiedene konstituiert, wahrhaft wird.«158 Gott kann als nicht thematisiert,174 Auch wenn diese Kritik zutrifft, die H. Verweyen vorbringt, so be-
Unveränderlicher arn Anderen veränderlich sein 159 als Ereignis Gottes selbst. 160 Inkarna- deutet dies nicht, daß die allgemeine Bestimmung des Verhältnisses von Unveränder-
tion hat somit die immanente Selbstaussage Gottes in ewiger Fülle als Bedingung der lichkeit Gottes und Werden am anderen seiner selbst bei K. Rahner zurückgenommen
Selbstaussage Gottes aus sich weg,161 Der Sohn ist als differenter gegenüber dem Vater werden müßte. 175
in der Selbstaussage Gottes eine Aussage in die Gott-Iosigkeit durch den Logos; dieser
Wenn für die Unveränderlichkeit Gottes nicht davon gesprochen werden kann, daß die
repräsentiert also zugleich Selbstaussage und Selbstentäußerung, Fülle und xewo<Jl<; in
einem.1 62 Damit ist der Logos der Ursprung in der Selbstaussage des Vaters, fortgesetzt altkirchliche Christologie und Trinitätslehre dadurch revidiert werden müßten, daß man
vom Werden Gottes im Sinne A. N. Whiteheads spricht, folgt daraus, daß das Werden
in der Selbstentäußerung der Inkarnation. 163
Gottes dialektisch mit der Unveränderlichkeit vermittelt werden müßte. Gott bleibt un-
Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß für K. Rahner das Werden Gottes von der veränderlich und kann am anderen (dem Sohn) veränderlich sein. Da~ Problem der aria-
Inkarnation aus gedacht ist;l64 Menschsein wird als unendliche Verwiesenheit auf das nischen Christologie und implizit auch der Trinitätslehre besteht also sui generis nicht
unendliche Geheimnis der Fülle verstanden,165 woraus aber nicht folgt, daß der Mensch darin, daß Arius von der Unveränderlichkeit Gottes spricht, wie sich dies von den Aus-
Gott wird, sondern daß die Menschennatur als Selbstaussage Gottes angesehen werden führungen H. Vorgrimlers her nahelegt,176 Und Arius kann auch nicht der Vorwurf ge-
kann.1 66 Der an sich Unveränderliche kann am anderen seiner selbst veränderlich werden, macht werden, er würde die Veränderlichkeit des Sohnes als Werden Gottes nicht the-
worin Gott seine eigene Geschichte hat. 167 Die Entäußerung ist dabei nicht etwa deshalb matisieren. Zugleich zeigen die bisherigen Überlegungen, daß in der Christologie das
vollzogen, weil Gott sonst einen Mangel hätte (wie bei Hege!), sondern aus Liebe,168 Ge- Moment der Konnaturalität mit den Menschen bei gleichzeitiger Differenz angenommen
schaffenes ist »Grammatik einer möglichen Selbstaussage Gottes«169, was voraussetzt, werden muß. Auch darin kann zunächst keine Differenz zum arianischen Denken festge-
daß der Ursprunglose sich in sich und für sich (als göttlicher Unterschied in sich) aus- stellt werden, insofern der Logos (Sohn) bei Arius zwar als Geschöpf bezeichnet wird,
sagt. 170 aber nicht wie eines der Geschöpfe. 177 Das Problem der arianischen Christologie scheint
Ein wesentliches Problem ergibt sich für die Position K. Rahners durch dessen Ver- vielmehr in der Verhältnisbestimmung von Veränderlichkeit und Unveränderlichkeit
ständnis von Geschichte. Nach K. Rahner ist die transzendentale Voraussetzung von Of- (von Vater und Sohn) zu bestehen, indem der Sohn nicht als die Andersheit Gottes selbst
in Identität und Differenz gedacht wird,178 Es stellt sich deshalb die Frage, wie ökonomi-
fenbarung die allgemeine Offenheit der menschlichen Vernunft; in dieser transzendenta-
sche und immanente Trinität aufeinander bezogen sind.
len Offenheit ist der Mensch auf die wirkliche Geschichte als kategoriale Seite von Of-
fenbarung verwiesen. In jeder kategorialen Tat sei der Mensch über diese Tat der Er-

3. Einheit von ökonomischer und immanenter Trinität


155 Vgl. Rahner. K.. 1967 c. S. 202.
156 Vgl. ebd.
157 Vgl. Kaiser. Ph .. 1968. S. 277. Die Überlegungen des letzten Abschnittes haben ergeben, daß die Problematik der
158 Rahner. K.. 1967 c. S. 202 [Hervorhebung original; T.B.]. arianischen Christologie nicht darin besteht, daß Arius das sog. Unveränderlichkeits-
159 Vgl. Rahner. K.. 1960 a. S. 146 f.
160 Vgl. ebd.. S. 147 f.; dazu auch Müller. G. L.. 1989. S. 35 und 89 und Peukert. H.. 1988. S. 51.
161 Vgl. Rahner. K.. 1960 a. S. 149. 171 Vgl. Rahner, K.. 1984. S. 208.
162 Vgl. ebd.. S. 148. 172 Vgl. ebd.. S. 209 f.
163 Voraussetzungen dieser Position K. Rahners sind zum einen die Offenheit allen Seins (vgl. 173 Vgl. ebd.. S. 231 ff.
dazu auch die Überlegungen in § 5.1). zum anderen das dialektische Denken (vgl. Kaiser. Ph.. 174 Vgl. Verweyen. H.. 1985. S. 32 ff. Die weiteren Probleme. die sich hieraus ergeben. besonders
1968. S. 290; vgl. Rahner. K.. 1969. S. 27 f.). mit der transzendentalen Auferstehungshoffnung als Selbstbehauptungs-trieb des Menschen
164 Vgl. Rahner. K.. 1984. S. 218. (vgl. Rahner. K.. 1984. S. 264). brauchen hier nicht behandelt zu werden (vgl. Verweyen. H..
165 Vgl. ebd.. S. 216. 1985. S. 34 ff.).
166 Vgl. ebd.. S. 222 f. 175 Auf weitere Entwürfe zur Christologie kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden.
167 Vgl. ebd.. S. 220. etwa auf E. Schillebeeckx. P. Schoonenberg. R. Pesch u.a.
168 Vgl. ebd.. S. 220 f. 176 Vgl. Vorgrimler. H.. 1985. S. 149.
169 Ebd.. S. 221. 177 Vgl. § 4.3.
170 Vgl. ebd.. S. 221 und JÜngel. E.. 1977. S. 526. 178 Darauf wird in § 6.2e zurückzukommen sein.
106 § 5 Exkursl § 5 Exkurs 1 107

axiom an sich in die Diskussion der frühkirchlichen Christologie eingebracht hat, son- Präexistenz- und Inkarnationsgedankens.1 88 Gott ist also Vater als sich zu sich Vermit-
dern in der Vemältnisbestimmung von Vater und Sohn im Zusammenhang mit der Frage telnder, Sohn als in Wirklichkeit Ausgesagter und Heiliger Geist als in Liebe für sich
der Zeitlichkeit. Bereits dort wurde angedeutet, daß deshalb die Relation von Vater und selbst Angenommener; dadurch ist Selbstmitteilung ermöglicht, ohne daß Gott darin auf-
Sohn, der immanenten und ökonomischen Trinität näher untersucht werden müßte, um geht und ohne daß das Geschaffene in seiner Eigenständigkeit aufgehoben wird.
verstehen zu können, wie das Vemältnis Gottes zur Welt zu thematisieren ist. Diese Struktur von immanenter und ökonomischer Trinität ergibt sich für K, Rahner
K. Rahner hat - entsprechend den obigen Ausführungen l79 - die Selbstaussage besonders auch unter dem Aspekt der Analyse von Offenbarung, Die >/aktische christli-
Gottes in Jesus Christus so gedeutet, daß Gott in sich unveränderlich bleiben und che Offenbarung [stellt] eigentlich keine schlechterdings [weltjenseitige] Sachvemalte in
zugleich am anderen (Christus) veränderlich sein kann. Die Anwesenheit Gottes in Chri- ihrem auf uns unbezüglichen »An-sich« [vor], sondern immer Gottes Vemältnis zur Welt
stus ist dann zugleich im Modus der Entzogenheit oder Abwesenheit gegeben, indem der als absolute Nähe göttlicher Selbstmitteilung oder das konkrete Handeln Gottes an dieser
Vater den Sohn als von ihm verschiedenen (Entäußerung oder XEVWOU; Gottes) in der unserer Welt, insofern es an ihr seine eigene Erscheinung hat.«189 Wenn grundsätzlich al-
Weise der Selbstaussage in die Welt sandte. Der Sohn Gottes wurde nicht primär les Seiende vom Feld der Erscheinung her bestimmbar ist (durch Verneinung),190 dann ist
Mensch, weil er Gott war, sondern weil ihn der Vater sandte. 180 Erscheinung die Weise, wie sich der menschliche Geist in der Geschichte vorfindet. Zu-
gleich ist es der Ort der Geschichtlichkeit des Menschen, in der Offenbarung möglicher-
Aufgrund dieser Struktur betont K. Rahner, daß die ökonomische Trinität die imma- weise ergeht.1 91 Geschichtlichkeit ergibt sich in diesem Sinne als Geschichtlichkeit der
nente ist und umgekehrt. 181 Dies bedeutet für die ökonomische Sicht der Trinität, daß Offenbarung Gottes von sich aus, andererseit'i aber als menschlich-geschichtliche Seite
Gott »als das uns vergöttlichende Heil in der innersten Mitte des Daseins eines einzelnen von Offenbarung, so daß Offenbarung auf grund dieser Struktur nicht in allen Momenten
Menschen angekommen ist,«I82 insofern er Heiliger Geist ist; als ein und derselbe Gott in einzelmenschlicher Geschichte gleichmäßig dauernd koexistent sein kann.1 92 Wenn Of-
konkreter Geschichtlichkeit ist Gott als er selbst für uns in Christus der Logos; und als fenbarung sich in Geschichte ermöglicht und der Mensch als geschichtliches Wesen exi-
Unsagbarer, als heiliges Geheimnis und unumfaßbarer Grund und Ursprung seines An- stiert, dann folgt daraus, unbeschadet der z.T. nicht vornandenen Koexistenz der Ge-
gekommenseins in Sohn und Heiligem Geist ist Gott Vater, der sich als solcher behält.'83 schichtlichkeit Gottes mit der Geschichte des Menschen, daß der Mensch möglicher und
Von der Sicht der immanenten Trinität aus gibt Gott sich selbst und nichts anderes in bevorzugter Ort der möglich ergehenden Offenbarung der Offenbarkeit Gottes ist. Es
Heiligem Geist, Logos-Sohn und Vater. Für uns sind die drei jedoch verschieden als drei zeigt sich hier also einerseits. daß da'> Verhältnis von immanenter und ökonomischer Tri-
Gegebenheitsweisen des einen und selben Gottes, die als solche diesem selbst und für ihn nität eine Bestimmung der Geschichtlichkeit voraussetzt. 193 andererseits stellt sich die
zukommen müssen.'84 Die Einheit christologischer und trinitarischer Struktur betrifft
primär nicht das Vemältnis der menschlichen und göttlichen Natur in Christus, sondern
»das Handlungs- und Existenzgegenüber des einen Jesus Christus zu Gott dem Vater und 188 Vgl. Müller. G. L.. 1989, S. 51 (Kritik an E. Brunner). Den Zusammenhang der innergöttlichen
zur Welt«185. In der Christologie vereinen sich die Strukturiertheit der Sohnschaft vom Hervorgänge und entsprechend der Sendungen nach außen (als Wahrheit in der Selbstmittei-
Vater her und die Sohnschaft für die Menschen zu Gott hin. Sohn bezeichnet einerseits lung durch die Sendung des Sohnes als geschichtlich unwiderrufliches Ereignis; als Liebe in
ein innergöttliches Vemältnis als Ursprungsrelation,186 andererseits die Repräsentanz des der Selbstmitteilung durch die Sendung des Heiligen Geistes als Ermöglichung einer absoluten
Vaters im Sohn.'87 Die synoptische Christologie von unten ist somit für den Menschen Zukunft) zeigen H. Vorgrimler (vgl. ders .. 1985. S. 162) und K. Rahner (vgl. ders .. 1967 d,
Jesus im Sohnesvemältnis zu Gott als dessen Vater gedacht unter der Vermittlung des S. 361 fn
189 Rahner. K., 1969. S. 187, Anm. 2 (Hervorhebung nicht original; T.B.). Den Aspekt der Hand-
lung Gottes unter kommunikationstheoretischen Hinsichten stellt H. Peukert heraus (vgl. ders.,
1988, S. 346 fL).
190 Vgl. Rahner. K.. 1969. S. 189.
179 Vgl. § 5.2. 191 Vgl. ebd.. S. 193 und 199.
180 Vgl. Kaiser, Ph., 1968, S. 332. 192 Vgl. ebd.. S. 193 L
181 Vgl. Rahner, K., 1967 d, S. 326. 193 Diese Überlegungen zeigen. daß von einer Identifikation beider Sichtweisen nicht gesprochen
182 Rahner, K., 1984, S. 141. werden kann; die Ausführungen von H. U. v. Balthasar. daß immanente und ökonomische Tri-
183 Vgl. ebd. nität hier identifiziert werden könnten, ist zwar positiv aufzugreifen. trifft allerdings nicht den
184 Vgl. ebd.. S. 141 f.; vgl. auch ders .. 1967 d. S. 345 f. Kern der Position Rahners (vgl. Balthasar. H. U. v., 1978. S. 466; vgl. auch ders., 1980,
185 Wiederkehr. D.. 1970, S. 502. S. 297 fL). Die Problematik der Selbstmitteilung Gottes durch den Sohn bei K. Rahner und E.
186 Vgl. die absolute Verwendung des Sohnestitels in Joh. 10, 30; vgl. dazu auch Müller. G. L., Jüngel (vgl. ders .. 1975. S. 353 ff. und ders .. 1986. S. 265 ff.) hat W. Pannenberg dahingehend
1987 c. S. 65. thennatisiert. daß die Einheit ökonomischer und immanenter Trinität in dem konkreten Verhält-
187 Vgl. Müller, G. L .. 1989, S. 68. und zwar auch in Auseinandersetzung mit der Position von R. nis Jesu zum Vater reflektiert werden müßte; anders als bei K. Rahner müßte von drei Subjekti-
Pesch (vgl. Müller, G. L.. 1989. S. 68-70 als Anm. 60); G. L. Müller schreibt: Die Differenz vitäten gesprochen werden (vgl. Pannenberg. W.. 1988 a, S. 334 f.; vgl. auch Moltmann. J..
von Vater und Sohn »ist [... 1nicht durch die geschichtlich-inkarnatorische Existenz Jesu be- 1980. S. 175 ff.). Obige Ausführungen zeigen jedoch, daß die Unterschiedenheit von Vater,
gründet. obgleich sie sich in ihr ausdrückt. sondern durch sein ewiges Wortsein. indern er aus Sohn und Heiligem Geist in der Selbstmineilung aufrecht erhalten wird (bei K. Rahner: vgl.
dem Vater hervorgeht und so die Selbstunterscheidung Gottes als Vater, Sohn und Heiliger ders .. 1984. S. 141 f.). Außerdem ist es nach H. Vorgrimler nicht notwendig einsichtig. warum
Geist begründet. Es ist also unmöglich. daß erst die Inkarnation die innere relationale Unter- z.B. der Logos von Ewigkeit her Gones antwortendes Du gewesen sein soll. ehe der Mensch
scheidung und Beziehung der göttlichen Personen hervorbringt.« (Ebd., S. 70. Anm. 60). Jesus Gottes Du wurde (vgl. Vorgrimler. H.. 1985, S. 166 und 172 ff; dies richtet sich in glei-

.
108 § 5 Exkurs I §5 Exkurs I 109

Frage, wie der einmalige Jesus eine universelle Bedeutung haben kann,194 also die Frage und Sohn als subsistierendes Wir der Heilige Geist hervorgehe (aL~ Liebe).197 Wenn man
nach dem sog. universale concretum,195 an die systematische Theologie die Frage richtet, ob sie die biblische Offenbarung er-
weitern dürfe und ob sie dies übethaupt zu leisten vennag, stellt sich diese Frage in glei-
Die bisherige Bestimmung des Vethältnisses von ökonomischer und immanenter Tri-
cher Weise an die mystische Schau einer trinitarischen Geschichte im Sinne Baltha-
nität hat ergeben, daß sich die innere Ausgesprochenheit Gottes im Sohn (in absoluter
sars.l 98 Und zugleich müßte gefragt werden, warum der Logos von Ewigkeit her Gottes
Verwendung des Sohnestitels) in der Sendung des Sohnes darstellt (in relativer Verwen-
antwortendes Du sein soll, ehe der Mensch Jesus Gottes Du wurde. 199 Die Vennitteltheit
dung des Sohnestitels),196 In der Repräsentation des Vaters im Sohn ist der un-gegrün-
Gottes in Welt kann nämlich bei relativer Unterschiedenheit von Vater, Sohn und Geist
dete Grund (ursprung-lose Ursprung) unbeschadet der Unveränderlichkeit seiner selbst
in der Selbstmitteilung gedacht werden, d.h.: z.B. der Logos repräsentiert und vergegen·
am anderen seiner selbst veränderlich. Gott wird also am anderen geschichtlich. Die bis-
wärtigt in seiner Eigenheit gegenüber Vater und Geist Gott in Welt, ohne daß bereits in-
herigen Ausführungen setzen für die Geschichte des Menschen selbst die Geschichtlich-
nergöttlich eine Geschichte dreier verschiedener Du's eröffnet sein müßte. Weitergehend
keit von Offenbarung voraus.
als H. U. v. Balthasar, W. Kasper oder W. Pannenberg,200 stellt J. Moltmann den christ-
Verschiedentlich wurde die Geschichtlichkeit innethalb der Offenbarung als trinitari- lichen Monotheismus in Frage. Das biblische Sich-hingeben lasse nämlich eine Rede der
sche Geschichte Gottes beschrieben. Im Anschluß an die Identifikation der innettrinitari- Selbstoffenbarung scheitern. »Der christliche Monotheismus muß [ ... ] die Darstellung
sehen Relationen mit der Liebe schildert z.B. H. U. v. Balthasar diese innere Bezüglich- der Geschichte Christi monotheistisch auf da~ eine göttliche Subjekt reduzieren. Das aber
keit von Vater, Sohn und Geist als Drama, als innergöttlichen Entäußerungsvorgang; der wird der Geschichte Christi nicht gerecht.«21l1 Man müsse deshalb von drei göttlichen
Vater habe dem Sohn >alles< mitgeteilt, so daß der Vater als einzige Hingabebewegung Subjekten sprechen: Schöpfung als Werk des Vaters, Menschwerdung als Sendung des
zu verstehen sei, als Loslassen und Verzicht des Gottseins: eine aus Liebe entsprungene Sohnes, Vetherrlichung als Werk des Heiligen Geistes. Die trinitarische Geschichte er-
Gottlosigkeit. Der Sohn antworte dem Vater in völliger Danksagung, während aus Vater fahre ihre Krise am Kreuz, die durch den Heiligen Geist als Einigungsprinzip überwun-
den worden sei. 202 Welt, Menschheit und Gott müßten panentheistisch ineinander ge-
dacht werden. 203 Deswegen kann jedoch J. Moltmann es nicht venneiden, in Gott drei
Subjekte zu denken und zugleich Gott negative Eigenschaften zuzuweisen. Diese >mo-
eher Weise gegen die Ansichten von W. Pannenberg [vgl. ders., 1988 a, S. 334 ff.J, H. U. v. deme Spielart< eines Tritheismus 204 wirkt jedoch einerseits gegen Moltmanns eigene Ab·
Ba1thasar [vgl. ders., 1980, S. 300 f.l und W. Kasper [vgl. ders., 1982, S. 368]). W. Pannenberg sicht beschwichtigend, andererseits defonniert sie die Gotteserfahrung durch die mensch·
thematisiert das konkrete Verhalten Jesu zum Vater auch unter dem Aspekt der Geschichte, in· liche Selbsterfahrung. 205
sofern die Geschichte als ganze Offenbarung sei; die Frage stellt sich, wie ein besonderes Ge·
schehen in der Geschichte einzigartige Bedeutung haben könne. Der Blick auf das Ende der Wenn Gott in der möglichen Vennittlung seiner selbst in Jesus Christus veränderlich
Geschichte sei bereits jetzt möglich, insofern die Auferweckung Jesu (vgl. dazu Pannenberg, und geschichtlich sein kann, könnte die Geschichtlichkeit von Offenbarung selbst im
W., 1978, S. 3 ff.) Vorwegereignung (Prolepse) des Endes der Geschichte in der Geschichte ist Kontext der Zeitlichkeit expliziert werden, ohne in die Aporien eines Tritheismus zu ver-
(vgl. Pannenberg, W., 1988 a, 234 f.); Auferweckung stehe innerhalb der Korrelation >An-
fallen. Fruchtbar ist hier der Gedanke M. Heideggers, daß das Dasein aus seiner Zukunft
spruch des Historischen Jesus< und >Auferweckung als Bewahrheitung des Anspruches< (vgl.
auf sich selbst zukommt und sich als Da-sein findet, als schon gewesen. 206 Zeitlichkeit ist
Löser, W., 1985, S. 120; anders Müller, G. L., 1989, S. 72 ff. im Rahmen einer transzendental·
apriorischen Eröffnetheit; ausführlich zum Problemkreis Verweyen, H.. 1985, S. 72 ff.; Kritik gewesen-gegenwärtigende Zukunft. 207 Wenn die Existenz zeitlich existiert, dann ist sie
an der Prolepse [im Sinne Pannenbergsl als lnterpretament von Geschichte bei Schillebeeckx,
E.. 1980, S. 543 ff.).
194 Vgl. Schillebeeckx, E., 1980, S. 536. 197 Vgl. dazu Balthasar, H. U. v., 1980, S. 300 und Vorgrimler, 11., 1985, S. 165 f. Ähnlich W.
195 W. Löser betont, daß es, philosophisch gesehen, zwei mögliche Zugänge zum universale con· Kasper, 1981, S. 296 f. unter mehrfacher Berufung auf B8.1thasar; diese Sicht erarbeitet W.
cretum gebe, nämlich das universale und das concretum. Ersteres werde im Gefolge platoni· Kasper unter dem Aspekt der Person, die nur in Relation existiere (vgl. ders., 1981, S. 291);
scher und neuplatonischer Gedanken angenommen (vgl. Platon, Tim. 30 B - 34 B [38--46 Eig- dies wird von W. Kasper auch auf die Trinitätstheologie übertragen (vgl. ders., 1982,
ler], das Eingang fand in den Stoizismus; vgl. dazu Ricken, F., 1988, S. 165 ff.; zur Wirkungs· S. 358 ff.), wobei W. Kasper den Gedanken der Subjektivität Gottes von W. Pannenberg
geschichte neuplatonischer Gedanken vgl. Beierwaltes, W., 1972 und 1980; zur Kritik an der übernimmt (vgl. Kasper, W., 1982, S. 358 und Pannenberg, W., 1980, S. 96 ff.).
platonischen Auffassung der Ideen bei F. Brentano vgl. Stegmüller, W., 1978, S. 18 f. und 36). 198 Vgl. Vorgrimler, H., 1985, S. 166.
Der zweiten Richtung seien z.B. M. Horkheimer und Th. W. Adorno gefolgt (in der Ungebro- 199 Vgl. ebd.
chenheit sei das universale nur noch als das ganz andere ersehnt; die Ausweitung des mensch· 200 Vgl. oben (Anm. 197).
lichen Geschichtshandelns bis in die Universalität hinein scheitere nämlich; vgl. zum gesamten 201 Moltmann, J., 1980, S. 80.
Komplex Löser, W.. 1985, S. 110-112). Eine andere Möglichkeit als die philosophischen 202 Vgl. Moltmann, J., 1980, S. 96 ff. und ders., 1981, S. 145.
Überlegungen besteht nach W. Löser in den Gedanken der Stellvertretung (Jes.) und des Adam 203 Vgl. Moltmann, J .. 1981, S. 266.
(Röm.; 1 Kor.) (vgl. ebd., S. 112 f.); sicher wurde Adam als der Archetyp des Menschen aufge- 204 Vgl. Kasper, W., 1982, S. 360 und Pannenberg, W., 1980, S. 110; deutlicher ist diese Position
faßt, als Kollektivgestalt (so auch Ganoczy, A., 1983, S. 18 ff.). Für die Schöpfungsgeschichte von J. MoItmann noch in ders., 1980, S. 110 ff. und 166 ff.
müßte allerdings noch mehr die zeitgeschichtliche Situation bedacht werden, speziell das Kö· 205 Vgl. Vorgrimler, H., 1985, S. 168; zur Problematik des Personbegriffes bei J. Moltmann vgl.
nigtum Salomos (ausführlich dazu Görg, M., 1981, S. 42 ff.). Radlbeck, R., 1989, S. 52 ff.
1% Dies entspricht der Verwendung von ln-Sein und Bei·Sein bei Johannes (vgl. Borig, R., 1967, 206 Vgl. Heidegger, M., 1984, S. 336 f.
S. 209 ff.). 207 Vgl. ebd., S. 326 f.
110 § 5 Exkurs I

im Grunde schon geschichtlich. 208 Uneigentliches Vemalten zu Geschichte liegt dann


vor, wenn Geschichte als ein Nacheinander von Geschehnissen betrachtet wird; eigentli-
ches Verhalten zu Geschichte bedeutet demgegenüber ein Begegnen aus dem Grunde der
eigenen endlich-zeitlichen Existenz. 209 Wenn Geschichtlichkeit und Zeitlichkeit in dieser
Weise zueinander vermittelt werden, bedeutet es für das Anwesen Gottes im anderen sei-
ner selbst als Geschichtlichkeit, daß die Vermittlung des Augenblickes (in eigentlicher
Zeitlichkeit) Zukunft ist als gewesen-gegenwärtigend. Gegenwart Gottes als Unverän-
derlicher in der Veränderlichkeit des Sohnes ist somit ein Moment des Vor-laufens in
Zukunft; dies kann nicht so verstanden werden, als ob die Gegenwart Gottes in Jesus ein
Faktum der Historie wäre, sondern im Da-sein als Anwesenheit sind Gewesenheit und
Zukunft in der Gegenwart zugleich gleichzeitig und ungleichzeitig. Geschichte als Zeit-
lichkeit ist somit in sich gebrochen. Geschichtlichkeit der Offenbarung ermöglicht in sich
bereits die Anwesenheit Gottes im Modus der bleibenden Entzogenheit. In' der Ge-
schichte kann sich somit Gott selbst mitteilen, und zwar entsprechend den obigen Über-
2. ABSCHNITT: GEISTES-
legungen. 210 GESCHICHTLICHER
4. Ergebnisse
HINTERGRUND
Die obigen Darlegungen 211 zeigen einerseits, daß nicht generell der Metaphysik als
solcher der Vorwurf gemacht werden kann, sie zerstöre den biblischen Glauben. Sie er-
bringen für die Strukturierung des Verhältnisses von Vater und Sohn den Horizont von
Identität und Differenz (auch im arianischen Denken), der im weiteren genauer verfolgt
werden soll. Andererseits wird deutlich, daß die Problematik der arianischen Position
nicht darin bestehen kann, daß Arius das sog. Unveränderlichkeitsaxiom in die Trinitäts-
lehre oder Christologie eingebracht hat. Vielmehr scheint das Problem darin zu bestehen,
wie das Vemältnis von Gott (immanente Trinität) und Christus (ökonomische Trinität) zu
verstehen ist. Die Überlegungen machen deutlich, daß das Vemältnis von Vater und
Sohn in der Dialektik von Unveränderlichkeit und Veränderlichkeit liegt; dies setzt je-
doch voraus, wie Zeitlichkeit und Geschichtlichkeit als solche bestimmt werden. Eine
genauere Klärung des systematischen Ortes der arianischen Christologie kann auf diesem
Problernhorizont erst erfolgen, wenn die diachrone Textebene, dh. die theologie- und
philosophiegeschichtlichen Implikationen der arianischen Christologie, erarbeitet sind.
Die systematischen Überlegungen dieses Exkurses können dort weitergeführt werden.

208 V gl. ebd.. S. 376 und 385.


209 Vgl. ebd.. S. 372 ff.
210 Vgl. dazu auch das Kapitel über Historie und Geschichte (§ 2.4); diese Überlegungen treffen
sich insofern mit G. W. F. Hegel, als dieser Totalität als Negation seiner selbst denkt; Totalität
ist die Negativität. als sie Totalität ihrer sukzessiven Selbstnegationen ist; die Identität des
Seins ist in Negativität vermittelt. so daß Sein negativ gegen Sein gegeben ist als Verzeitli-
chung durch Selbstnegation (vgl. dazu Kojeve. A.. 1984. S. 273 f. und Henrich. D.. 1988.
S. 77 ff.).
211 Weniger wurden hier die Fragen der Identität des dreieinen Gottes mit der Liebe (E. JÜngel).
Gottes Zukunft (J. B. Metz, J. Moltmann. W. Pannenberg) oder die Frage nach dem Gott Jesu
(z.8. einseitige Betonung des Vaterverhältnisses Jesu bei Kasper. W .. 1982. S. 171 ff.) behan-
delt. Dies kann aber in einem solchen Exkurs nicht geleistet werden und trägt speziell zu unse-
rer Fragestellung wenig bei.
1. Die Gottes/ehre 113

wendig eine biblische Transzendenz, sondern es liege eine philosophische Konzeption


§ 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund der Einheit Gottes vor, die allerdings nicht die aristotelische sei. 7 Gegen T. E. Pollard
zeigen M. Wiles 8 und G. C. Stead9, daß es auch in Alexandrien eine anti-origenistische
und literalistische Tradition gab.
Entsprechend der Zusammenfassung der arianischen Theologie 1 soll in einem ersten Auf diesem Hintergrund ist besonders Athenagoras zu behandeln, der Gott radikal von
Schritt versucht werden, die Implikationen dieser Position auch aufgrund systematischer der Materie und der Welt trennt. indem er die Einheit Gottes (in seiner Agennesie) von
Überlegungen deutlicher zu erfassen. Methodisch geht es also, wie auch später im philo- der Vielheit der Dinge abhebt. 1o Wie Athenagoras hat Arius die Einheit Gottes gerade
sophiegeschichtlichen Teil, darum, das im Denken des Arius Mitgedachte (also das Im- auch in seiner Agennesie (oder Agenesie) hervorgehoben. Bedeutet dies aber schon in
plizierte) zu erfassen. Folglich wird die schrittweise Entfaltung dieses Denkens jeweils sich, daß in der Konzeption der arianischen Theologie jede Zweiheit in der Gottheit aus-
ihre Orientierung an den arianischen Texten oder Sachzusammenhängen nehmen müs- geschlossen ist, wenn man Zweiheit nicht im Sinne einer Distinktion, sondern einer Dif-
sen, die oben entfaltet wurden. 2 In diesem Rahmen müssen, entsprechend den Ausfüh- ferenz interpretiert? Sicher scheint zu sein, daß Arius, wie die obige Interpretation seiner
rungen zum Verstehenshorizont,3 zugleich die jeweils implizit oder explizit vorausge- Theologie gezeigt hat, den Sohn vom Vater in einer subordinativen Weise abhebt und
setzten Positionen bedacht werden, ohne daß aufgrund dieser Implikationen das ariani- den Sohn eventuell als <'iva<; bezeichnet, wenn man die Aussage in der Thalia bei Atha-
sehe >System< einlinig z.B. von Origenes abgeleitet werden könnte, was in der obigen nasius als zuverlässig nimmt,J1 Aber nur in diesem Sinne kann man davon sprechen. daß
Fragestellung auch nicht intendiert ist. Zugleich bedeutet dieser Problemhorizont, daß in Arius die Zweiheit von der Monas ausschließt,12 Denn schon Athenagoras beginnt nicht
ihr die systematischen Überlegungen eingeschlossen sind. 4 Theologiegeschichtliche wie die Philosophen mit dem einen Gott, mit der Monas, sondern er sagt. daß Vater und
Aspekte und systematische Fragestellungen müssen deshalb in Zusammenhang mit der Sohn einer seien;13 Gott als voü<; habe den ,,&yo<; in sich. 14 Indem Arius die Redeweise
arianischen Position betrachtet werden. des Sabellius vom ulorotwQ und eine Teilung Gottes gegen einen ökonomischen Trini-
tarismus ablehnt,15 scheint er - wie auch Athenagoras - der Sichtweise des Sabellius
Auch wenn in den bisherigen Ausführungen die Theologie des Arius als Problem der
und der Manichäer kritisch gegenüberzustehen, die allein von der Monas Gottes ausgeht,
Christologie erörtert wurde, ist implizit diese christologische Fragestellung in der Ver-
d.h. von einer in sich relationslosen Gottheit,16
hältnisbestimrnung von Vater und Sohn enthalten. 5 Die einzelnen Aspekte sowohl der
trinitarisehen als auch der christologischen Dispositionen sollen getrennt in einem Die Konzeption des Philo von Alexandrien und des Clemens von Alexandrien kann
diachronen Schritt behandelt werden, um Facetten dieses Denkens deutlicher werden zu dazu dienen, diesen hier aufgezeigten Aspekt zu verdeutlichen. Philo bestimmt nach G.
lassen. C. Stead 17 die Monas als einzig. als letzten Ursprung der Dinge, als einfach und unteil-
bar. Die zweite Bedeutung bei Philo scheint Alexander von Alexandrien im Auge zu ha-
ben. als er in seinem Brief an Alexander von Thessalonich gegen die Einführung zweier
1. Die Gotteslehre a)'Evvrj'ru protestiert und dann fortfährt: a,,'" w<; f.!ova<; )((XL aQX~ roVtWV, oütw<; 0

a) Einheit Gottes
7 Vgl. ebd .. S. 104.
8 Vgl. Wiles, M .. 1962, S. 339 ff.
T. E. Pollard (1958) versuchte in einem Aufsatz zu zeigen, daß Arius nicht im Licht
9 Vgl. Stead, C .. 1964, S. 16 ff.
der alexandrinischen Theologie gesehen werden könne, sondern in die Nähe zur antio- 10 Athenagoras, Apol. 10 (127, 14-18 Geffken): Eva tüv ayEYt']tov xai alÖLOv xai aOQalov
chenisehen Denkweise gerückt werden müsse; Parallelen bestünden besonders zu Lu- xai aJta{}fj xai axctt<:xATl't1:0V xai axw~nltov, V4> I-l0V4> xai A0Y4> xataAaI-lßaV0I-lEVOV.
kian, und zwar in Hinsicht auf das doktrinäre wie exegetische Milieu. 6 Dies beruhe u.a. öw. [, ..
[... 1. ixp' oi) )'l'yE.Yt']tal tü llZtv 1aUtou A6you xai ÖLaXExocrWltal xai cruyxQatEl-
auf dem Insistieren des Arius, daß die Einheit Gottes rigoros gewahrt werden müsse. tal, {}EüvaYOVtf<;, [, .. 1; vg!. auch Apo!. 4 (123 Geffken) und Apo!. 6 (124, 22 Geffken): El<;
Arius habe deshalb die Distinktion zwischen Gott-Vater und Sohn-Logos scharf heraus- I-lovafu tüV {}EOV XataxAEl0I-lEV.
gestellt. Gott als Monas oder die Einheit Gottes expliziere nach T. E. Pollard nicht not- 11 Vg!. de syn. 15 (243, 10pitz).
12 A. Grillmeier (vg!. ders., 1979, S. 366) möchte von Arius jede Zweiheit wohl auch im Sinne
einer Differenzierung in Gott bei Arius ausklammern, weil er die Monas bei Arius mit der
Vgl. § 4.3. Lehre des Markion kontrastiert, der den Gott des Alten Testamentes dem des Neuen Bundes
Vgl. § 4.3. gegenüberstellte; Arius betonte demgegenüber die Einheit der Ökonomie, und zwar auch gegen
Vgl. § 2.4. eine Lehre der ltQOßoAr].
4 Dies trifft sich mit den von K. Rahner und H. Vorgrimler für eine umfassende Hermeneutik
13 Vg!. Athenagoras, Apo!. 10 (127,24 GeffkenL
aufgezeigten Desideraten (vgl. dies., 1983, S. 191).
14 Vgl. Athenagoras, Apo!. 9 (126,29 ff. Geffken); zitiert werden Ex 20, 2 f .. Jes 44,6; 43,10 f.,
66,1.
5 Vgl. dazu auch Gregg, R. C./ Groh, D. E., 1981, S. 77; beide äußern Zweifel darüber, ob der
Anfang des arianischen Denkens in dem Schutz der Einheit Gottes und in der Kosmologie
15 Vg!. Urk. 6 (12,12 Opitz) gegen Sabellius; Urk. 6 (12, 11 f. Opitz) gegen die Manichäer.
liegt.
16 V g!. Bamard, L. W., 1970, S. 175.
17 Vg!. Stead, G. c., 1964, S. 18.
6 Vgl. Pollard, T. E .. 1958, S. 103.

F
114 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 1. Die Gotteslehre 115

eH)<; ltQa :n:aVtUlV ECJtf.1 8 Die Übersetzung muß lauten: »Gott ist vor allen Dingen, als Mit diesem Monotheismus, der zugleich die Wirkung in einer Schöpfungswirklichkeit
Monas und Anfang von allem«19. Es handelt sich hier um theologische Prädikationen, die umfaßt, könnte Philo Arius beeinflußt haben, insofern mit der Einheit Gottes zugleich
die Unteilbarkeit Gottes hervorlieben. G. C. Stead folgert auf dieser Basis weiter, indem subordinative Elemente zum Vorschein kommen und nicht jede Differenz in der Gottheit
er auf Arius Bezug nimmt, daß für Letztgenannten nicht jede Distinktion in Gott ausge- negiert wird: denn der Logos ist die kreative Dynamis Gottes. In dieser Hinsicht könnte
schlossen sei, sondern die Trinität bei Arius aus der Kreation distinkter und subordinati- also auch die These G. C. Steads zutreffen. Einschränkend muß allerdings gesagt werden,
ver Seiender durch die ursprüngliche Monas entstehe. 2o daß Stead die Monas im Anschluß an Philo m.E. zu sehr in einer kreativen Bedeutung
interpretiert, die dem Arius nicht gerecht wird. Dies zeigt Urkunde 6, in der Arius u.a.
Eine genauere Interpretation Philos kann diese These untermauern. Bei ihm ist der
gegen Sabellius schreibt, zugleich müßte aber auch auf das verwiesen werden, was Atha-
Gottesname der Seiende (0 wv) oder das Seiende (ta OV).21 Wird Gott als Monas gedacht
nasius in de syn. 15 als Meinung des Arius zitiert; dort erscheint die Monas in keiner Be-
oder als aQXTJ, so ist er jenseits der Zweiheit. 22 Gott aber weiß sich selbst als Objekt sei-
ziehung zur Schöpfung. 29 Philo hat demnach Arius nicht in der Weise beeinflußt, wie G.
ner selbst, so daß er darin Ursprung oder Anfang sein kann. 23 In seinem eigenen Wesen
C. Stead annimmt, sondern insoweit, als Philo trotz eines dezidierten Monotheismus
jedoch ist Gott über der Monas und über der aQxTJ. 24 Gott als der Seiende oder das Sei-
nicht jede Differenz in Gott ausschließt.
ende bedarf, um er/es selbst zu sein, nichts,25 ist überall und nirgends,26 d.h.: er geht in
keinem Seienden auf, weil er sich selbst >Ort< istP Was er ist, ist er sich selbst; er geht in Demgegenüber wird bei Clemens von Alexandrien des öfteren die negative Theologie
keinem anderen auf, obwohl er alles begründet, insofern er überall ist. Als der Seiende besonders herausgestellt. 3o Clemens von Alexandrien betont explizit, daß Gott seiner
schlechthin ist Gott Einheit in sich, different von allem: er ist das Sein. Als Ursprung von Natur nach keine Beziehung in seiner oUCJia, seiner qJUCJl<;, Öm.CtI-lL<; und seinen oixl.'ia
allem ist er überall, in den Seienden und somit un-unterschieden. Indem Gott sich selbst aufweist, während er durch das Werk seines Willens zur Kreation in Beziehung treten
der Ort ist, ist er 0 61.'0<;, Gott in seinem Sein; nach Philo wirken jedoch zwei ÖUvaI-lH<; kann)1 Weiterhin stellt Clemens die Differenz zwischen ayevvT)to<; und yevvT)to<; her-
von Gott aus, eine regierende öm.CtW<; - der XUQlO<; - und eine kreative öm.CtW<;: der aus,32 so daß nur der Logos den Vater offenbaren kann)3 Es werden hier Parallelen zu
Logos oder 61.'0<;.28 Arius deutlich; denn auch dieser - wie später noch genauer gezeigt werden kann 34 -
rückt besonders den Willen Gottes als Bezugspunkt der Relationalität von Gott und
Kreation in den Vordergrund.
18 Urk. 14 bei Stead, G. c.. 1964. S. 18. Daß diese Sichtweise der Einheit Gottes, die exemplarisch anhand von Athenagoras,
19 Vgl. dazu Steae!. G. c.. 1964. S. 18 (mit der entsprechenden Diskussion); vgl. für aQX~ Philo. Philo von Alexandrien und Clemens von Alexandrien dargelegt wurde, zum allgemeinen
de Decal. 52 (280.17 ff. Cohn/Wendland); Clemens. Strom V 89. 7 (172.19 ff. Le Boulluec);
Origenes. in Joh. 117.102 (22. 9 ff. Preuschen); für !-lova<; Philo. Leg. all. II 3 (90. 18 Cohn/
Bestand der Diskussion in der Zeit des Arius gehört, läßt sich bei den frühen Anhängern
Wendland); Clemens. Paid. 171. 1 (131. 18 f. Stählin); Origenes. de princ. I 1. 6 (21. 12 ff. des Arius zeigen. Eusebius von Nikomedien schreibt z.B., daß es einen gibt, der unge-
Koetschaul. Vgl. zur Konzeption der !-lova<; auch Dionysius von Alexandrien (dazu Athana- worden ist (aYEvVT)tOv), und einen, der durch ihn in Wahrlieit und nicht aus dessen Sub-
sius. de sent. Dion. 17 [57. 24 f. Opitzl; vgl. auch Gregg. R. C./ Groh. D. E .. 1981. S. 87). stanz (ouCJia) geworden ist (yeyoVO<;).35 Eusebius von Nikomedien setzt somit voraus,
20 Vgl. Stead. G. c.. 1964. S. 18. daß es in der Ungewordenheit des Einen (des Vaters) eine Differenz gibt zum Sohn, der
21 Philo interpretiert dabei Ex 3. 14; im Gegensatz zu allem Seienden ist Gott im eigentlichen
Sinne, während alles andere lediglich zu sein scheint; vgl. mut. 11 (158. 6 ff. Cohn!Wendland);
vita Mos. 1. 75 (137. 9 ff. Cohn/Wendland); det. 160 (294. 21 ff. Cohn/Wendland); sornn. 1.
230 (254. 7 f. Cohn/Wendland): !-lOVOV EIvm lO GV; R. Williams (vgl. ders .. 1987. S. 120) er-
wähnt in seiner Interpretation des Philo über den Gottcsnamen lediglich die maskuline Form
und sagt dazu. daß sie Gott als Schöpfer meine; demgegenüber ist daran festzuhalten. daß die für den strikten Monotheismus vgl. Goodenough. E. R .. 1969. S. 35-38. Zur Unausgewogen-
Interpretation von Ex 3. 14 bei Philo nicht die Personalität in den Vordergrund stellt. sondern heit in der Konzeption der Funktionen (Kräfte) Gottes bei Philo vgl. Steae!. G. C .. 1990. S. 44 f.
primär eine höchste Benennung des Intellegiblen. die von Platon herrührt: Gott als das wahre 29 Vgl. de syn. 15 (243. 1 ff. Opitz); vgl. dazu Kannengiesser. C .. 1982. S. 22; dieselbe Sicht-
und eigentliche Sein (vgl. dazu Beierwaltes. W .. 1972. S. 13). Zur Problematik der Verwen- weise wie bei G. C. Stead scheint aber auch bei R. Lorenz impliziert zu sein. wenn er davon
dung des Begriffes 6 wv als Beschreibung des Wesens Gottes (nach Ex 3. 14) vgl. Stead. G. C .. spricht. daß die Erschaffung des Sohnes dadurch möglich sei. daß Arius von Gott als Monas
1990. S. 86. spricht und im Anschluß daran von Dyas (vgl. Lorenz. R.. 1979. S. 60).
22 Vgl. Abr. 122 (28. 11 ff. Cohn!Wendland); leg. all. II 1.3 (90 Cohn/Wendland). 30 Vgl. Völker. W .. 1952. S. 93 ff.; Lossky. V .. 1974. S. 18 ff. und 33 ff.; Osborn. E .. 1957. S.
23 Heres 172 (40. 3 f. Cohn/Wendland). 184 ff.; ders .. 1981. S. 45 ff.
24 Vgl. praem. et poen. 6.40 (344. 16 Cohn/Wendland). 31 V gl. Strom. II 16 (93. 1 ff. Mondesert).
25 Vgl.leg. all. 181 (153. 11 Cohn/Wendland); imm. 7 (63. 14 ff. Cohn/Wendland). 32 Ebd .. II 2 (36. 11 f. Mondesert).
26 Vgl. leg. all. 3.4 (115. 16 ff. Cohn/Wendland); migrat. 183 (304. 3 ff. Cohn/Wendland); sacr. 33 Der Sohn al~ Inkarnierter ist das Antlitz des Vaters. weil er von Ewigkeit her das Bild des un-
67 (229. 13 ff. Cohn!Wendland); conf. ling. 136 (254. 22 ff. Cohn/Wendland). sichtbaren Gottes ist (vgl. Strom. V 38. 7 [88. 5 ff. Le Boulluec]); bei Clemens von Alexan-
27 Vgl. leg. all. 1.44 (72.4 f. Cohn/Wendland); dazu auch Beierwaltes. W .. 1972. S. 14 und drien zeugt sich jedoch der Logos selbst (Clemens wendet hier Lk 1. 35 auf den Logos an).
Stead. G. C .. 1990. S. 46. ohne daß er ein doppelter wird; der Logos bleibt in der Selbstmanifestation mit sich selbst
28 Vgl. Williams. R .. 1987. S. 120; vgl. sornn. I 39 (228-230 [253.20 - 254.8 Cohn/Wendland]); identisch (vgl. dazu Grillmeier. A .. 1979. S. 262 und § 6.2g).
41 (238-241 [255. 16 - 256. 11 Cohn!Wendland]); leg. all. III 73 (207-208 [159. 14 ff. Cohn/ 34 V gl. § 6.2c.
Wendland]); vgl. Sandmel. S .. 1979. S. 92; vgl. auch Abr. 24. 120 (27. 23 ff. Cohn/Wendland); 35 Vgl. Urk. 8 (16. 2 f. Opitz).
I I () § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 1. Die Gotteslehre 117

geworden ist. Ähnliche Positionen finden sich bei Asterius 36, Theognis 37 und Eusebius eher ausschließt, wie dies aus dem Vergleich mit Athenagoras und Philo deutlich wird.
von Caesarea38. Zwar wird in der Monas ein strikter Monotheismus gewahrt, aber dies impliziert nicht,
In diesem Zusammenhang muß auch die Frage behandelt werden, wie Arius die <'iva<; daß der arianische Gottesgedanke zugleich auch jede Relationalität negieren würde; dies
versteht, obwohl dies in den Bereich der Sohnesaussagen gehört.3 9 G. C. Stead merkt wird eventuell durch die zweite >Gottheit< geleistet, den Logos, der bei Philo nach der
dazu an,40 daß <'iva<; die Zahl Zwei meine, und zwar in der doppelten Bedeutung von >der Ansicht von R. Williams »God in his integral being«47 meint, bei Clemens den einzigen
Zweite< und >der Zweifältige<.41 Nach Stead ist also mit <'iva<; an die zweite Hypostase Offenbarer Gottes. Es kann also (auch nach den systematischen Überlegungen zur Chri-
gedacht, während H. Hagemann 42 als Interpretation die Zweiheit von Vater und Sohn stologie)48 nicht angenommen werden, daß bei Arius die Einheit Gottes in sich so ver-
vorschlägt. Letztere wird durch Athanasius gestützt, der Arius sicher so verstanden hat, standen wird, als ob diese Einheit im Zusammenhang mit der Unveränderlichkeit Gottes
daß <'im<; die Zweiheit von Vater und Sohn meint. Denn in der Thalia (de syn. 15) stellt die Relationalität von Vater und Sohn dahingehend bestimmte, daß der Sohn als Sohn in
er die <'im<; neben die TQtß<;.43 Diese Sichtweise findet auch durch Origenes 44 und strikter Differenz zur Einheit Gottes gedacht werden müßte, obwohl die Monas am Vater
Eustathius von Antiochien 45 Unterstützung. Wenn Arius also den Terminus <'im<; ver- festgemacht zu sein scheint. 49 Der Sohn als Sohn muß zwar vom Vater als Vater unter-
wendet, sollten nicht allzu weitreichende Schlußfolgerungen über den Sohn oder Logos schieden werden, es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Sichtweise des Arius nicht von
gezogen werden, so z.B. daß er in sich eine Vielheit oder die erste Vielheit sei, wie dies der Position >in statu revelationis seu incarnationis< getroffen wurde: inkarnatorisch-sote-
G. C. Stead herausstellen möchte. 46 riologisch ist der Sohn (für uns, die Menschen) dem Vater unterzuordnen, so daß zwei
Sichtweisen angedeutet sein könnten - die soteriologische als Blickwinkel von >unten<
Von diesem Hintergrund aus muß gesagt werden, daß die arianische Konzeption der und die immanente als Reflexion der Einheit Gottes.
Einheit Gottes nicht notwendig jeden Bezug oder jede Differenz in der Gottheit als sol-

36 Vgl. Frg. 7 (Or. c. Ar. 1.30 [PG 26. 76 Al): das. das nicht gemacht wurde. sondern immer exi- b) Negative Gottesprädikate
stierte. ist der Ungewordene (ayEVll1:oV).
37 Vgl. Hanson. R. P. C .. 1988. S. 43.
38 VgL z.B. DE IV 1.2 (150. 5 ff. Heikel). Nach Eusebius von Caesarea ist 0 {}EO; der eine und Im Bedenken, was das Göttliche oder Gott ist, mußten die christlichen Theologen von
ungewordene Gott. der Vater (vgl. ET II 5-6. 1 [103. 1 ff. Klosterm~n]); d~~it mu.ß der Soh.n der Vielfalt der Erfahrungswelt (als Bewegung der Abstraktion) absehen bzw. die Viel-
vom Vater in der Konzeption der Einheit unterschieden werden; dIese POSItIOn. dIe auch dIe heit der Erscheinungen negieren, insofern Vielheit mit Veränderung zusammengedacht
des Asterius ist. wird von Markell von Ankyra abgelehnt. auch wenn Markell zunächst vom d.; wird. Das Eine/die Einheit Gottes blieb deswegen immer auch unbegreiflich, indem der
{}EO'; spricht (vgl. Tii.; {}COTT]TO'; ~ova.; in Frg. 75-78 [Klostermann 200-202] und Frg. 63
Grund von allem (das Göttliche) zwar alles begründet, selbst aber nicht verursacht sein
[Klostermann 196 f.] gegen Asterius; zum soteriologischen Ansatz bei Markell vgl. Hübner. R.
darf. Das eine Göttliche muß nicht nur Ursprung von allem sein, sondern auch der Grund
M .. 1985. S. 178 ff.; die Wirkung von Markell kann auch weiterverfolgt werden über Acacius
von Caesarea. der Markells Polemik gegen Asterius zurückweist: vgl. dazu Lienhard. J. T ..
von allem: der »Grund meint nicht nur das einmal Begründende, sondern auch das blei-
1989. S. 18 ff.). bend Grundlegende und somit das, was bleibend im Dasein hält.«50 Als dieses Begrün-
39 Diese Aussage über den Sohn oder Logos findet sich nur bei Athanasius. de syn. 15 (243. 1 dende muß das Göttliche einerseits in einer bleibenden Identität mit dem Seienden ge-
Opitz). muß also nach den obigen Untersuchungen nicht notwendig zum Bestand des ariani- dacht werden, insofern es dieses bleibend im Dasein halten soll, andererseits ist das
sehen Gedankengutes gehören. Göttliche aber in einer bleibenden Differenz zum Seienden zu denken, insofern es dieses
40 Vgl. Stead. G. C .. 1964. S. 19. Seiende be-gründet, somit Ursprung ist, und insofem der Grund von allem selbst unbe-
41 Stead stützt sich dabei auf Philo. de gig. 52 (52. 5 ff. Cohn/Wendland); imm. 82-84 (74. 24 ff. gründet und ohne Vielheit sein muß. Als dieser grundlose Grund ist das Göttliche mit
CohnlWendland): >.oyo.; xam lt(?o<po(?av. das die Welt der Gedanken und die sinnenfällige
sich selbst identisch und different von allem Seienden. 51 Erst indem Gott als der mit sich
Welt umschließe; weiterhin die Chaldäischen Orakeln (Kroll. p. 14) und von philosophischer
Seite her auf Numenius. Frg. 16 ( 57 des PI aces).
Identische un-unterschieden ist und sich in dieser Un-unterschiedenheit von allem Unter-
42 V gl. Hagemann. H .. 1864. S. 526. schiedenen (allem Seienden) unterscheidet, kann er das Seiende gründen als grund-loser
43 De syn. 15 (242.24-243. 1 Opitz). . . Grund und Ursprung von allem. Insofern ist Gott überall und nirgends: dies ist ein Ge-
44 Dial. c. Herael. 4 (60. 16 f. Scherer). In De princ. (I I. 6 [21. 13 Koetschaull bezeIchnet Onge-
nes Gott als ~ovas; oder Evas;. so daß sich für ihn in gleicher Weise wie für Arius das Problem
ergibt. wie Vater. Sohn und Heiliger Geist als einer zu explizieren sind (zur Einheit Gottes vgl. 47 Williams. R.. 1987. S. 121.
auch Philo. Leg. all. Ir 1 [90. 1 ff. CobnfWendland] als Hintergrund für Origenes; vgl. Dodds. 48 Vgl.§5.
E. R .. 1928. S. 129 fL); Origenes betont gegen die Noetianer. daß Vater. Sohn und Heiliger 49 Daß Gott einer sei. wiederholt die biblische Tradition etwa von Dtn 6. 4. Nach der antiken
Geist numerisch distinkt sein müßten; der Vater als Vater könne nämlich nicht der Sohn als Zahlentheorie stammen von der Eins alle übrigen Zahlen. Somit ist Gott als Monas die Quelle
Sohn und nicht der Geist als Geist sein (vgl. in Levit. horn. XIII 4 [214. 42 ff. Borret]). Nach allen Seins; Gott ist ursprunglos (ayEvVTjTos;): dies kann einerseits bedeuten. daß Gott der ein-
der Ansicht des Origenes lehrten die Noetianer: ~~ Öta<pEQEL v T<V a(?l{}~<V TOV utov TOV :rta- zige letzte Grund ist, andererseits. daß er keinen Anfang hat. d.h. von Ewigkeit her existiert
T(?OS; (vgl. in Joh. II 19 [212. 13 f. Preuschenl; zum Problem von Einheit und Dreiheit vgl. auch (vgl. Stead. G. C., 1990. S. 89; für den Zusammenhang zu weiteren Gottesprädikaten vgl. ebd ..
Bigg. C .. 1968. S. 176 ff.). S. 90 ff.).
45 De Engastrirnytho 24 (54. 1 Klostermann). 50 Vorgrirnler. H .. 1985. S. 81, Anm. 2.
46 Vgl. oben! 51 V gl. § 6.2e sowie § 6.2d und 6.2f.
IIH § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 1. Die Gotteslehre 119

danke, der bei Philo expliziert ist. 52 Weil der grund-lose Grund zugleich in der bleiben- sagbare, Nicht-Sehbare und Ursprunglose gedacht wird, kann er das Seiende begriinden
den Differenz zu allem konkreten Seienden gedacht werden muß, Denken selbst als Den- oder griinden. Dies ist nach F. Ricken als ontologische Argumentation in der Kategorie
ken und Zu-Denkendes Mehmeit impliziert (bzw. Zweiheit), kann das eine Göttliche als der Ursache zu verstehen;57 nach Arius entstehe nämlich das Seiende aus dem Nichts
solches (in sich) nicht begriffen werden. Es handelt sich hier um ein Reduktionsverfah- durch den Willen Gottes. 58 Dabei scheint jedoch vorausgesetzt zu sein, was Arius unter
ren. Weil Gott aber allem gegenwärtig ist, insofern er Grund ist, ist alles von ihm um- dem Nichts versteht und wie die Schöpfung aus dem Nichts mit dem Willen bzw. Den-
schlossen: nichts geschieht ohne das >Wissen< Gottes, das mit seinem Willen identisch ken Gottes zusammenhängt. Die bisherige Untersuchung hat gezeigt, daß z.B. bei der
gedacht wird. Prinzipiell spekulieren die Kirchenväter in zwei Richtungen, indem sie Einheit Gottes die Sichtweise zu einseitig ist, die Arius in die Nähe einer rein kosmologi-
Gott entweder als ganz anders als das Erfahrbare denken (via negationis) oder indem sie schen Betrachtungsweise riickt;59 unter Beachtung seines christologischen Ansatzes wird
vom Gedanken der Vollkommenheit ausgehen, der ebenfalls im Begriff des grund-losen deutlich, daß dies Arius nicht gerecht wird. Dasselbe scheint bei F. Ricken vorausgesetzt
zu sein. Ferner betont er, Arius übersteigere noch die negative Theologie der Apologe-
Grundes impliziert ist. 53
ten,60 indem er ihn zugleich in den mittelplatonischen Bereich einer kosmologischen
Die Möglichkeit des Denkens als via negationis kann an den drei Begriffen aQQl1TOS;, Sichtweise einordnet. Dies verbindet F. Ricken mit einer >Theologie der Kreation<, in-
avaQXos; und aogatos; aufgezeigt werden;54 diese finden sich bei den Apologeten des dem er besonders auf die Diastase von >ungeworden< und >geworden< rekurriert. 61 Tref-
zweiten Jahrhunderts 55 und in der alexandrinischen Tradition 56. Indem Gott als der Un- fen aber die Ausführungen zur Theologie des Arius zu und sind somit die Zitate aus Urk.
4 b, de syn. 15 und die Extrakte aus Asterius nicht, wie V. C. de Clercq62 annimmt, als
ein Text, der in sich eine Kontinuität aufweist, zu betrachten,63 dann muß die Interpreta-
52 Vgl. § 6.1a. tion F. Rickens als Anachronismus erscheinen. Dies führt dazu, daß F. Ricken nicht zwi-
53 Für den Zusammenhang der Gottesprädikate vgl. Vorgrimler. H .• 1985. S. 81 ff.. besonders S. schen einem vor-nizänischen und einem nach-nizänischen Gebrauch des Wortes 0[100U-
84 f.; für den philosophiegeschichtlichen Aufriß einer Denkstruktur von Differenz und Identi-
(nos; unterscheidet. 64
tät. von Unterschiedenheit und Un-unterschiedenheit vg!. besonders Beierwaltes. W .• 1980. S.
9 ff. (von Platon bis Adomo); vg!. auch Stead. G. C .. 1990. S. 90 ff. Geht man in einer derartigen Gotteslehre davon aus, daß Gott als gründender Grund
54 Vgl. dazu bes. Danielou. J .. 1961. S. 303 ff. und Ricken. F .. 1969. S. 323. gesehen wird, so ist dieser Grund oder diese Ursache zugleich grund-los, insofern es sich
55 Es konnte dabei verschiedentlich gezeigt werden. daß die Apologeten von der mitteIplatoni- um den ersten und zugleich letzten Grund handeln soll. Er selbst kann als Identischer in
schen Terminologie beeinflußt sind: vgl. Andresen. C .. 1952/53. S. 157 ff.; Elze. M .. 1960. bes.
S. 54 ff.; Hyldahl. N .. 1966. S. 256 ff. Justin betont z.B.. daß Gott kein Name gegeben werden
sich und Differenter zu anderem nicht nochmals verursacht sein. Dies wird mit dem Be-
kann (vgl. Apo!. II 6); Namen kommen nämlich von einem höheren Prinzip. so daß die erste griff der Agennesie (oder Agenesie) ausgedriickt. 65 Diese Denkweise findet sich bereits
und zugleich letzte (höchste) Realität (Gott) nicht benannt werden kann. Wenn Gott aY€VVll- bei Athenagoras: »denn das Göttliche ist ungeworden und ewig, erblickt nur durch den
tO~ ist. folgt daraus. daß er auch unnennbar ist (im Gegensatz zum Namen Jesus; vgl. Mortley. Geist und den Gedanken«66. Arius' Denken scheint hier in einer Tendenz der Gedan-
R .. 1986 a. S. 34 f.).
56 Zu aQQlltO~ vgl. z.B. Origenes. de princ. 4, 4. 1 (349. 20 Koetschau); nach Origenes war das
Mysterium der Zeiten in Schweigen gehüllt. bis das Wort Fleisch wurde. indem das Wort die
57 Vgl. Ricken. F .. 1978. S. 339.
Zeit für die Rede anzeigte (vgl. in Röm. 10.43 [PG 14. 1292 AI; vgl. Plato. Tim. 28 c [34 Eig- 58 F. Ricken (vgl. ders .. 1978. S. 338) vergleicht diese Denkweise mit Albinus (Alkinous). Epit. X
ler): es ist schwierig. den Urheber und Vater des Universums zu entdecken. und wenn es ge- (165. 1 Hermann) und Attikus. Frg. 5 (PE XV 7 [55-57 des Places)). in diesem Fall aber nicht
schieht, ist es unmöglich. ihn allen Menschen zu erklären; dies führt zum aQQllto~ bei Celsus; mit theologischen Strömungen dieser Zeit.
vgl. Orig.. c. Cels. VII 42 [193. 1 Koetschau)); vgl. auch Ricken. F .. 1967. S. 344 und Mortley. 59 Diese rein kosmologische Betrachtungsweise vertritt auch G. C. Stead (vgl. § 6.1a).
R .. 1986 a. S. 65 und 68); Eusebius von Caesarea. DE 4.6 (159. 21 Heikel). ET 2.14 (115.15 60 Vgl. Ricken. F .. 1969. S. 323 f.
Klostermann). PE 7. 12 (386. 12 f. Mras). LC 12 (229. 20 Heikel); die Abkürzungen für Euse- 61 Vgl. ebd.. S. 333.
bius finden sich bei Ricken. F.. 1967. S. 341; vgl. auch Phi/o. sornn. 1. 67 (219. 15 Cohn/ 62 Vgl. de Clercq. V. C .. 1954. S. 265.
Wendland); mut. nom. 14 f. (159.4 ff. Cohn/Wendland); Kelsus VII 42 (193, 1 Koetschau). VI 63 Vgl. § 4.2c und 4.2h; vgl. auch Kannengiesser. c.. 1982. S. 25. Anm. 93.
65 (135. 26 Koetschau); Alkinous. Epit. c. 10 (164. 28 Hermann). Apuleius. Apo!. 64 (64. 22 64 Eine ausführliche Diskussion wird unter dem Aspekt des philosophiegeschichtlichen Einflusses
Butler/Owen: paucis cogitalibus. nemini effabilis); ders .. de deo Socr. 3 (9. 15-17 Thomas). auf Arius geführt. Hier soll es genügen zu zeigen. daß die Argumentation bei F. Ricken. histo-
ders .. de Platone 1. 5 (86, 16-18 Thomas: indictum. innominabilem [... 1cuius naturam inveni- risch gesehen. nicht exakt durchgeführt ist und schließlich zu einer unklaren Interpretation des
a~ianischen Denkens führt. besonders auch unter dem Blickwinkel der Kosmologie (unter dem
re difficile est. si inventa sit. in multos eam enuntiari non posse); Maximus von Tyrus. orat. 11.
9 d (140. 2 Hobein); Numenius. Frg. 12 (54.9 des Places); Justin. apol. 2. 12.4 (93. 11 Pfät- Emfluß von G. C. Stead [1964)); zur Bedeutungsvielfalt und Begriffsgeschichte von OUC1la
tisch); dial. 126.2 (452. 9 Otto); Clemens von Alexandrien. Strom. 5. 12 (152. 9 ff. Boulluec); und UJt6C1taC1L~ vgl. auch Stead. G. C .. 1990. S. 111 ff.
ob Clemens von Alexandrien in seiner negativen Theologie der ersten Hypothesis des platoni- 65 ~ ka~ (in dieser Art von Denk.en) nie angenommen werden. daß es zugleich zwei aY€VVllta
schen Parmenides (eine Einheit ohne Teilhabe; vgl. Plato. Parm. 137 C ff. [232 ff. Eigler)) oder gIbt. em Argument. das Methodlus gegen Origenes einbi~gt; es meint die Selbst-Identität des
der zweiten Hypothesis (Einheit innerhalb der Existenz oder jenseits) folgt, scheint nicht ganz Einen. wie dies auch der Sprachgebrauch bei späteren Ari~nern über das OI-lOlOUC1LO~ belegt.
klärbar zu sein (vg!. Mortley. R., 1986 a. S. 42 f.); zu avaQXo~ vg!. Clemens von Alexandrien. so bei Acacius von Caesarea. Aetius und Eunomius von Cyzikus (vgl. dazu Williams. R .. 1983.
Frg. 37 (219. 17 f. Stählin). Methodius. de creatis 11 (499. 14 Bonwetsch); Eusebius von Cae- S. 69 f.); für Methodius vgl. de autex. 5 (157-159 BonwetsGh); das OI-lOlOUC1LO~. das Acacius.
sarea. PE 7. 12.2 (386. 11 Mras); ET 2.7. 1 (104.5 Klostermann); zu a6gato~ vg!. Aristides. Aetius und Eunomius bekämpfen. würde wie das bereits zJrückgewiesene OI-lOOUC1LO~ nichts
apo!. 4. 1 (13. 1 Hennecke); Tatian. or. 4 (5. 6 Schwartz); Athenagoras. Apo!. 10. 1 (127.15 anderes besagen als »refer to coordinates« (Williams. R.• 1987. S. 70).
66 Athenagoras. apol. 4 (123. 12 Geffken); zur Übers. vg!. auch Bamard, L. W .. 1970. S. 174.
Geffken).
120 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund
1. Die Gotteslehre 121

kenentwicklung zu liegen, die die Transzendenz Gottes besonders betont;67 dies ist auch
Benennung der jeweiligen Sichtweise auch zwischen Gott und Vater: wie kann von Gott
von Origenes her bekannt. Origenes wird in der Tradition der Ariusinterpretation - allen
gesprochen werden? »Die hebräischen Schriften präsentieren neben der anfanglosen und
voran durch MarkeIl von Ankyra68 - des öfteren beschuldigt, der >geistige Vater< des
ungewordenen Substanz, Gott des Universums, der unvermischt und jenseits jeder Erfas-
Arianismus zu sein. Origenes betont die Transzendenz und Unwißbarkeit Gottes, der
sung ist, eine zweite Substanz [00 .]«76. Und zugleich betont Eusebius von Caesarea, daß
Quelle von allem. 69 Gott übersteige sogar voü~ und OUOla,70 wobei OUOla in diesem
es falsch sei, von einer Schöpfung aus dem Nichts für den Sohn zu sprechen, wie dies für
Zusammenhang in C. Cels. Struktur oder Form bedeuten dürfte. Der Sohn ist identisch al~e anderen Geschöpfe zutreffe, weil der Hervorgang des Sohnes von der Schöpfung der
mit dem Bereich der Ideen, die zur Stufe der intellektuell Seienden gehören. Indem der
Dmge durch den Sohn different sei. 77 Trotzdem spricht auch Eusebius davon, daß der
Sohn aber als identisch mit den Ideen gedacht wird, ist der Vater jenseits des Intellekts.
Sohn geworden ist als »Strahl des Lichtes von des Vaters ungeschaffener Natur und un-
Origenes wird allerdings von Methodius beschuldigt, er lehre zwei Ungewordene, aussprechlichen Substanz vor unbegrenzter Zeit oder, besser, vor allen Zeiten«78. Dies
während nur der Vater allein ayEvT]TO~ sein könne. 71 Jedenfalls scheint die Lehre des trifft sich mit der Position des Arius insofern, als beide die Differenz der Geschöpfe zum
Arius, es gebe nur einen Ungewordenen, nicht so sehr der Kritikpunkt gewesen zu sein, Sohn hervomeben und zugleich von einer vorzeitlichen Gewordenheit oder Geschaffen-
da z.B. auch Alexander von Alexandrien diese Meinung vertrat. 72 Entscheidend ist für heit des Sohnes sprechen. 79 Arius hätte im Anschluß an die obigen Überlegungen den er-
das Verständnis dieses Aspektes auch die Ansicht des Eusebius von Caesarea, eines sten Aspekt vertreten, der bei Eusebius angesprochen ist, nämlich daß Vater und Sohn
Zeitgenossen des Arius. Eusebius schreibt in seinem Brief an Euphration, daß Vater und aus d~m ~lickwinkel G~ttes nicht gleichzeitig existieren können. Bereits bei der Frage
Sohn nicht koexistieren, da sonst zwei Ungewordene entstünden. 73 >Koexistent< scheint der Emhelt Gottes war dieses Problem aufgetaucht,sO Einheit Gottes könnte nämlich bei
für Eusebius an dieser Stelle zu bedeuten, daß unabhängige Realitäten simultan existie- Arius bedeuten, daß der Sohn als Sohn different vom Vater als Vater gedacht werden
ren. An einer anderen Stelle jedoch schreibt Eusebius, daß für den Hervorgang des Soh- muß; Vater und Sohn können prädikativ nur dann verwendet werden, wenn sie, aufein-
nes der Wille des Vaters verantwortlich sei; es bestünde eine ewige Koexistenz. 74 Diese ander bezogen, im Kontext der Christologie stehen. Damit wäre die Einheit Gottes in
Diskrepanz in der Ansicht des Eusebius könnie so erklärt werden, daß es innerhalb der sich nicht zerstört, wenn von Vater und Sohn gesprochen wird.
Geschichte keinen Augenblick gibt, in dem Vater und Sohn nicht zusammen existieren.
Die Frage der Agen(n)esie Gottes bzw. der Koexistenz von Vater und Sohn ist aber
Aus >unserer< Sicht koexistieren Vater und Sohn, nicht jedoch aus Gottes Sicht. Damit
zug~eich e~e Frage nach der Zeit: Arius möchte jeden Zusammenhang mit dem Begriff
lassen sich beide Ansichten des Eusebius halten,75 Denn Eusebius unterscheidet in der
>~eIt< (XQov~~) fernhalten,sl
Wenn nämlich Gott in sich unveränderlich gedacht wird,
wie der Aufriß der Theologie des Arius gezeigt hat,82 dann ist dieser Eine in Differenz
zum Sohn zu denken, so daß unter dem oben erwähnten Gedanken der Koexistenz von
67 Die Betonung der Transzendenz Gottes muß trotz der obigen Interpretation des Arius als Pro-
Vater und Sohn im Rahmen der christologischen Frage (Eusebius von Caesarea) Gott in
blem der Christologie festgehalten werden.
68 Vgl. Eusebius, c. Mare. 14, 19 ff. 08, 1 ff. Klostermann); vgl. dazu auch die Wirkungsge-
schichte dieses Gedankens, der in § 2.1 aufgezeigt wurde.
69 Z.B. de princ. I, 3, 8 (61, 13-20 Koetschau). Kein Name kann ausdrücken, was Gott ist; so
bleibt Gott in sich äQQT]to.; (zur Unbegreifbarkeit Gottes vgl. de princ. 4, 3, 14 [345, 5 ff.
derum ein Zitat von Dionysius bei Athanasius von Anazarbus wiedergibt (vgl. Hanson, R. P.
Koetschau]). Die Omnipotenz Gottes ist bei Origenes vermittelt durch den Sohn (vgl. de princ.
C., 1988, S. 42, Anm. 76; die Quelle ist ediert bei Mai Script. Veto Nov. Coll. Frag. XVI [231-
1, 2, 10 [41, 11 ff. Koetschaul; eventuell ein Einschub durch Rufinus): aufgrund seiner Omni-
232/); dort heißt es: »So ist er Vater, Vater und nicht Sohn; er wurde nicht gemacht, sondem er
potenz hat Gott die beste aller Welten geschaffen (vgl. Bigg, C., 1968, S. 198 ff.; vgl. auch
ist: er ist nicht von irgendeinem Grund, sondern ist ewig in sich selbst. Wiederum der Sohn ist
Plotin, Enn. V 5, 12). 1m Sohn nehmen die transzendenten Eigenschaften des Vaters Gestalt an;
Sohn und nicht Vater, 1. .. 1und er erhielt die Würde der Sohnschaft.« Es wird hier also die Dif-
was beim Sohn dessen Wesen bezeichnet (als Name), ist beim Vater allegorische Rede: der
ferenz von Vater als Vater und Sohn als Sohn eingeführt, wobei der Unterschied zu Eusebius
Sohn gilt bei Origenes als Träger vieler Namen, die teils Wesensaussagen, teils funktionale
von Caesarea eventuell darin liegen könnte, daß der Vater allein als Ursprung des Denkens des
Aussagen sind (vgl. dazu Grillmeier, A., 1979, S. 271); wer deshalb in der griechischen Theo-
Einen angesehen wird, während des Verhältnis von Vater und Sohn (in der Koexistenz) weni-
logie lediglich ontologische Prädikationen finden will, scheitert Z.B. an dieser Differenz der
ger thematisiert wird.
Namen bei Origenes. Es kann daher nicht in jeder Hinsicht schon von einem Wortgebrauch auf 76 Vgl. PE VII 12, 1 und 2 (386, 11-13 Mra~).
dessen hellenisierende Tragweite geschlossen werden! 77 Vgl. DE V I, 13 (212, 12 ff. Heikel).
70 C. Cels. VII 38 (188, 11-12 Koetschau). 78 Vgl. DE V I, 18 (213, 11 ff. Heikel).
71 Methodius, de autex. 5 (157-159 Bonwetsch); Origenes scheint also in diesem Sinne verstan-
79 Es ist hier nicht entscheidend, ob Arius solche Gedanken von Eusebius von Caesarea direkt
den werden zu können; dies hängt allerdings mit seiner Lehre vom Logos und der präexistenten
übernommen hat, wie sich z.B. R. P. C. Hanson gegen die These ausspricht, Eusebius sei für
Seele zusammen. Diese Frage muß jedoch später näher diskutiert werden, wenn es um die
Arius eine.direkte Quelle gewesen (vgl. ders., 1988, S. 52); R. P. C. Hanson gesteht jedoch zu,
Christologie des Arius und besonders die Logoslehre geht (vgl. § 6.2g).
daß EuseblUs durchaus als ein Zeuge dafür verwendet werden kann, was in der damaligen Zeit
72 Vgl. den Brief des Alexander von Alexandrien an Alexander von Thessalonich (Urk. 14 [26,
dem Diskussionsstand entsprach (vgl. ebd,).
30 - 27, 1 Opitz]). 80 Vgl. § 6.1a.
73 Vgl. Urk. 3 (4,4-6 Opitz). 81 Dieses Problem wird später noch ausführlich im Zusammenhang mit der Frage, wie der Sohn
74 Vgl. DE IV 3, 13 (154, 11-24 Heikel); vgl. dazu auch Luibheid, C., 1981, S. 36 f. und 43 f.
zur Existenz gelangt, diskutiert, und zwar in der Auseinandersetzung um die Begriffe Zeit und
75 Strukturell ergibt sich auch eine Parallele zu Dionysius von Alexandrien, allerdings in einem Ewigkeit (vgl. § 6.2b).
Text eines anonymen Autors, der Athanasius von Anazarbus zitiert und in diesem Zitat wie- 82 Vgl. § 4.3.
122 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

seiner Einheit am anderen veränderlich sein könnte. 83 Es stellt sich also auch von hier aus
die nähere Frage nach dem Verhältnis von Vater und Sohn. 84
Außerdem ist es ein kosmologisches Problem, indem in Philosophie als auch Theolo-
gie85 die Ungewordenheit Gottes gegen das Problem der Ungewordenheit der Materie
r 1. Die Gotteslehre

Bei Arius ist das Konzept der Vollkommenheit Gottes nicht sehr stark ausgeprägt.
Spuren finden sich lediglich dort, wo Arius auf die Schrift Bezug nimmt und von Gott als
dem allein Wahren, dem, der allein Unsterblichkeit hat, dem allein Weisen. allein Guten
und dem, der allein Herrscher ist, spricht: f.!OVOV aAf)6lVOV, f.!ovov a6avaaiav exov-
m, f.!ovov ao<pov, f.!OVOV aya6ov, f.!ovov öuvaatf)v.91 Indem Arius hier auf die
123

behandelt wird. Der kosmologische Bezug ist aber nur insofern gegeben, als der Sohn im Schrift Bezug nimmt, kann er in positiver Weise traditionell gebrauchte Formulierungen
Hinblick auf die Schöpfung, als Schöpfungsmittler, gedacht wird. aufgreifen. 92 G. C. Stead ist zuzustimmen, wenn er feststellt, daß der Gebrauch dieser
Schriftstellen eindeutig gegen Markion gerichtet sei, der den Gott des Alten Testamentes
Betrachtet man diesen Hintergrund der negativen Theologie und den wechselseitigen
gegen den des Neuen ausspielte bzw. kontrastierte. 93 Bei genauerer Untersuchung der
Zusammenhang der negativen Gottesprädikate wie >ungeworden<, >grundlos< usw., so er-
fünf neutestamentlichen Verweise, die Arius für die Aussagen Gottes verwendet, muß
gibt sich, daß Arius durchaus in einer theologischen Tradition steht und diese Begriffe
der Kontext der Stellen Joh 17, 3; 1 Tim 6, 16; Röm 16, 27; Mk 10, 18 und 1 Tim 6, 15
aufnimmt, um die Differenz von Vater und Sohn auszudrücken. Es ist aber sicher nicht
herangezogen werden. Alle Stellen werden von Arius fast wörtlich zitiert und alle ver-
an eine monokausale Beeinflussung etwa durch Origenes zu denken, sondern an einen
weisen auf das f.!ovo,;, auf etwas, das allein auf Gott zutreffe. 94 Joh 17, 3 stellt einen Be-
umfassenderen Hintergrund, der Arius geprägt hat. 86 zug zum ewigen Leben her, das die erhalten, die den allein wahren Gott erkennen und
zugleich den, den Gott gesandt hat, Jesus Christus. Die zweite Aussage behandelt Gott,
insofern er allein Unsterblichkeit hat (1 Tim 6,16); dieser Gott wohnt im unzugänglichen
c) Vollkommenheit Gottes Licht, und keiner hat ihn je gesehen und vermag ihn zu sehen. Die alleinige Weisheit
Gottes wird in Röm 16, 27 herausgestellt; dem weisen Gott soll die Ehre erwiesen wer-
Wie oben bereits festgestellt,87 gibt es in der Väterzeit den Erkenntnisweg, von Gott den durch Jesus Christus. In Mk 10, 18 fragt Jesus seinen Gesprächspartner, warum er

I
alles uns Erfahrbare fernzuhalten oder zu negieren, d.h. es handelt sich um die Leugnung ihn gut nenne; keiner ist gut außer der eine Gott. Und in 1 Tim 6, 15 wird das Erscheinen
all dessen, was mit Veränderung, Bewegung oder Zeitlichkeit zu tun hat. Dieser Weg der Jesu thematisiert, das durch den seligen und allein machtvollen Gebieter herbeigeführt
Negation oder Abstraktion muß jedoch nicht notwendig bedeuten, daß die Negation als wird. Vier Aspekte scheinen für die Deutung des Arius wichtig zu sein:
solche die einzige Möglichkeit ist, vom Göttlichen zu sprechen. Gott in der Differenz zu
allem Seienden zu beschreiben, also in der Negation, ist nämlich zugleich die positive , 1.) Es wird jeweils das Verhältnis Jesu zu Gott angesprochen, und zwar auch in 1 Tim
6, 16; denn wenn es heißt, daß niemand Gott gesehen habe, so auch nicht Jesus. Der
Aussage, daß Gott in der Negation erkannt werde. In der Differenz zu allem Seienden ist
Sohn kann in diesem Kontext als dem Vater untergeordnet angesehen werden.
Gott der in sich Identische, d.h. der, der nicht anderes ist: dies wäre die Denkweise des
Cusanus, der von Gott als dem »non aliud«88 spricht: Andersheit ist in Gott ausgeschlos- 2.) Alle diese Gottesprädikate können dazu verwendet werden, den Ansatz der theolo-
sen. Wenn aber Gott als das zu allem Seienden Negative oder Differente gedacht werden gischen Frage in der Christologie zu suchen; dazu führt besonders Röm 16, 27: der
muß, dann kann diese Differenz erkannt werden - dies ist genau die Denkweise von allein weise Gott werde durch den Sohn verehrt. 95 Es stellt sich hier die Frage, ob
Aetius oder Eunomius. 89 Worauf es ankommt, ist zu zeigen, daß die via negationis durch Röm 16, 27 im Zusammenhang mit 1 Tim 6, 16 nicht bedeuten könnte, daß Gott
die positive Bestimmung der Negation durchbrochen werden kann. Es ist nämlich mög- zwar im unzugänglichen Licht wohnt, also nicht gesehen werden kann (aogato<;),%
lich, vom Gedanken der Vollkommenheit auszugehen, indem Gott all das, was wir als aber der Zugang zum Vater oder zu Gott durch den Sohn geleistet wird. Denn diese
gut erkennen, in höchster Form zugeschrieben wird. Die Unendlichkeit kann dann z.B. Verbindung ist dadurch ermöglicht, daß in 1 Tim 1. 17 Gott im doxologischen Zu-
als unbegrenzte Fülle gedacht werden, die sich mitteilt, ohne sich zu mindern - die
Rede der Kappadokier über die Unendlichkeit Gottes ist ein Beispiel dafür. 9o 91 Urk. 6 (12,4-5 Opitz).
92 Diese fünf Aussagen über Gon finden sich in der Schrift: Joh 17,3; 1 Tim 6.16; Röm 16. 27;
Mk 10. 18; 1 Tim 6. 15.
83 Vgl. zur Problematik der Veränderlichkeit § 5.2. 93 Vgl. Stead, G. c.. 1964. S. 19.
84 V gl. dazu Näheres in § 6.2c/d/f. 94 Vgl. auch Gregg. R. C./ Groh. D. E., 1981. S. 89. Hervorzuheben ist. daß IlOVOe:; im Johan-
85 Vgl. Plato, Tim 37 d ff. (52 ff. Eigler); Joh. Philoponus. de aet. mundi 5. 1 (103-105 Rabe);
nesevangelium Prädikat Gones ist (für dessen Einzigkeit) und im Gegensatz zum synoptischen
Phi/o. de opif. 7 (2. 12 Cohn/Wendland); Eusebius von Caesarea. PE 8. 13 (461. 14 ff. Mras);
Gebrauch von EIe:; steht (vgl. Hofrichter. P .. 1978. S. 150); der aus dem Vater stammende Sohn
Dionysius von Alexandrien. Elenchos (182. 12 - 185. 4 FeItoe); vgl. Lorenz. R.. 1979, S. 56:
ist monogen (Joh 1. 13) von ihm allein. d.h. nur er hat allein das Sein vom Vater (vgl. ebd.. S.
als philosophisches Problem dargestellt. 151 f.). Zur unterschiedlichen Deutung des llovOycvi]e:; bei den Kirchenvätern vgl. Hofrichter.
86 Trotzdem sei nochmals darauf hingewiesen. daß nicht die Trinitätslehre der Ausgang des aria-
P .. 1978. S. 142-149.
nischen Denkens ist. auch nicht die absolute Monas. sondern die Christologie; anders z.B.
95 Ähnliches findet sich auch bei einem der frühen Anhänger des Arius. nämlich Theognis; dieser
Hübner. R. M .. 1979. S. 10 f. schreibt: »Wir wissen aus den heiligen Schriften. daß der Vater allein ungeworden ist (wir be-
87 Vgl. § 6.1b. ten ihn allein an); aber wir verehren den Sohn, da es als sicher angenommen wird unter uns.
88 Vgl. De visione dei 6 (299 ff. Wilpert).
daß dieser Ruhm von ihm zum Vater aufsteigt.« (Mai. Scrip!. Vet. Nov. Coll. Frg. XVI
89 Vgl. Z. B. Aetius, Syntagrnation § 4, 5 und 11 bei Wickham. L. R.. 1968. S. 545 f. (Text: ebd .. [231-232); vgl. dazu Hanson. R. P. C .. 1988. S. 43 f.).
S.541). % Vgl. § 6.1b.
90 Vgl. dazu Vorgrimler, H .. 1985. S. 85.
12..t § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

sammenhang als aogato<; vorgestellt wird: ßaGlAd twv atwvwv, a<pßagnV 2. Die Christologie
aOgeXnv i-!ovtp ßEW.97 Verbindet man dies weiterhin mit Joh 17,3 (ewiges Leben in
der Erkenntnis des wahren Gottes und Jesu Christi), dann könnte der Zugang zu
Gott in der Negativität Gottes zu allem anderen durch den Sohn geleistet werden. Bereits die Untersuchungen zu den arianischen Quellen! wie die zur Vollkommenheit
Vater und Sohn müßten aber in Differenz zueinander gedacht werden, insofern nur Gottes 2 haben ergeben, daß die arianische Theologie wesentlich ein Problem der Chri-
der eine Gott gut ist (vgl. Mk 10, 18). stologie ist. Auch wenn Arius z.B. von dem allein weisen Gott, dem Vater, spricht (im
Anschluß an Röm 16, 27), ist damit implizit immer auch schon der Sohn gemeint. Das
3.) Die Erkenntnis Gottes kann, wie oben ausgeführt, durch den Sohn erfolgen. Indem Verhältnis von Vater und Sohn muß somit im Rahmen der christologischen Aussagen
der Sohn als Sohn in Differenz zum Vater existiert, ist der Zugang zu Gott als in geklärt werden.
sich Identischer nur via negationis möglich.
4.) Die Vollkommenheit als Aussage über Gott ist erreichbar über die negativen Got-
tesprädikate. 98 Vollkommenheit Gottes und via negationis korrespondieren mitein- a) Geschaffenheit des Sohnes
ander. 99
Arius schreibt in Urk. 6. daß der Sohn geworden sei, nicht dem Schein nach, sondern
in Wahrheit, ein vollendetes Geschöpf (XttG!-!ct) Gottes, aber nicht wie eines der Ge-
schöpfe, ein Gewordenes (YEvvlwa), aber nicht wie eines der Gewordenen. 3 Diese Aus-
sage des Arius ist zunächst nicht notwendig von der Gotteslehre her zu entwickeln; wenn
man nämlich sagt: es gibt nur einen Ungewordenen (Gott), der in sich identisch ist und
different von allem anderen, insofern keine zwei Ungewordenen existieren können. so
ergeben sich Aporien. wie die Interpretation der arianischen Quellen gezeigt hat. Denn
die Argumentation verläuft nicht so, daß Arius sagt: es ist ein Ungewordener (Gott-Va-
ter), deshalb ist der Sohn geworden. Vielmehr versucht Arius zu zeigen, daß der Sohn
geworden und deshalb der Vater ungeworden ist. Arius befindet sich hier auf der Ebene
der Schrift, indem es z.B. Joh I, 14 heißt: Kat 0 AOYO<; GagS E:yEVHO.4 Gerade die Ex-
egese dieser Stelle wie auch besonders von PrOV 8, 22 im Zusammenhang mit Gen I, 1
und Joh I, 1 scheint Arius veraniaßt haben. vom Sohn als Geschöpf zu sprechen. S Weil
diese Schriftaussagen in Verbindung zu einer Gewordenheit des Sohnes gebracht werden
können, ist es für Arius möglich, diese Konzeption aufrecht zu erhalten. Zugleich findet
er in der Tradition des christlichen Denkens Unterstützung.
97 Die beiden Worte a<p{JuQw,; und aOQaTo,; sind jedoch nicht in allen Handschriften bezeugt Epiphanius schreibt, daß die Interpretation von Prov 8, 22 der Ausgang der Kontro-
(vgl. Nestle-Aland); zur Verwendung dieser Begriffe vgl. auch Athanasius. de SYI1. 15 (242,
verse gewesen sei. 6 Justin zitiert diese Stelle. als er davon spricht, daß Gott als agx~ vor
19 f. Opitz); Alexander von Alexandrien, Urk. 4 b (8, 4 Opitz); Athanasius, or. c. Ar. 1,6 (PG
allen Geschöpfen aus sich eine ÖUvai-!l<; AOYlX~ geschaffen habe;7 ebenso verwendet
26,24 AB); vgl. auch 1 Tim 2,5 und Gregg, R. C./ Groh, D. E., 1981, S. 90.
98 Vgl. Gregg. R. C./Groh, D. E., 1981. S. 90. Athenagoras Prov 8,22 als Schriftbeweis für seine Logoslehre. 8
99 Auf die Parallelen, die F. Ricken für den Terminus ßaOl/.EUS; angibt und die zudem nur auf Wichtiger als Justin und Athenagoras scheint jedoch die Auseinandersetzung mit Ori-
Asterius bezogen sind, braucht hier nicht weiter eingegangen zu werden, da sie für unsere Fra-
genes zu sein. weil bei ihm der Begriff XttG!-!ct einen breiteren Raum einnimmt als bei
gestellung nicht entscheidend sind (vgl. Ricken, F., 1969, S. 323; vgl. ders., 1967, S. 343,
Anm. 13 und 346, Anm. 46; vgl. Eusebius \'On Caesarea DE 4, 1 [150, 6 f. Heikel], DE 4, 3
Justin und Athenagoras. Dieser bezeichnet den Sohn als xttG!-!ct,9 insofern er die idealen
[153,29 Heikel], DE 4,6 [160, 15 Heikel], DE 4,7 [161, 2 f. Heikel]; DE 4,8 [161, 24 Heikel;
162, 5 Heikel], LC 1 [196, 16 Heikel), LC 3 [201, 27 Heikel); Maximus von Tyrus, orat. 11,
121rd [144, 7 - 145, 9 Hobein], Numenius, Frg. 12 [54, 13 des Placesl; Platon, ep. 2 [312 e;
332 Eiglerl; F. Ricken führt hier jedoch nicht den Schriftgebrauch selbst an, also die Verwen- ! Vg!. § 4.
dung des Bildes vom König im AT und NT. Zur Parallelisierung mit dem Mittelplatonismus ist Vg!. § 6.1e.
das gleiche zu sagen wie oben [vgl. auch § 6.2bl; zudem handelt es sich lediglich um ein Zitat Vgl. Urk. 6 (12, 7 ff. Opitz).
aus Asterius [Frg. 21 a: 349 Bardyl. auf das F. Ricken hier Bezug nimmt; für unsere Fragestel- 4 V gl. auch § 6.1e. über den Schriftgebrauch für die negativen und positiven Gottesprädikate.
lung ist dies von untergeordneter Bedeutung). Lediglich der Bezug zur Ewigkeit Gottes scheint 5 Die exegetische Problematik wird unten gesondert behandelt (vgl. § 8)1
von größerer Wichtigkeit zu sein, da dies später in der Abgrenzung zu den Sohnesaussagen 6 Vg!. Pan. haer. 69,12 (162,4 ff. Holl).
(Entstehung vor der Zeit) wichtig sein wird (vgl. § 6.2b). Als Parallelen kann man exempla- Vg!. Dial. 61. 1 (212, 17 Otta).
risch auf Athenagoras (vgl. Apol. 10 [127, 28 f. Geffken]) und Clemens von Alexandrien (vgl. Vg!. Apol. 10.3 (127, 33 f. Geffkenl.
Frg. 37 [219, 17 Stählinll verweisen. 9 De princ. 4. 4, 1 049. 13 Koetschaul.
126 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 127

Formcn der Kreaturen enthält,lo Zugleich ist der Sohn bei Origenes ÖTlI·!lOUQYTlI·W.lI meint, xtiOl<; aber den rational-geistigen Bereich beschreibt, den Ausdruck von Gottes
Der Sohn muß deshalb dem Vater untergeordnet werden; seine Definition ist es, den Va- rationalem Willen. 21
tcr zu manifestieren, und zwar durch Partizipation an ihm,12 Die Schöpfung ist nur zu-
sammen mit dem Sohn erfüllt, insofern der Vater durch den Sohn >erst< omnipotent ist: Obwohl Arius sicher die subordinative Tendenz des Origenes teilt, wehrt er sich ent-
die Omnipotenz des Vaters ist die des Sohnes. 13 Dieser Sohn als Hypostasis ist lebende schieden gegen den ewigen Hervorgang des Sohnes, wie er bei Origenes zu finden ist.
Weisheit, ein Lebewesen, Logos USW.,14 wahrer und substantieller Gott, so daß er gleich- Denn dieser hat gegen die Auffassung polemisiert, daß es eine Zeit gab, als der Sohn
ewig mit dem Vater ist: es gibt keine Zeit, in der er nicht iSt. 15 Rufinus schreibt dazu: nicht war. 22 Der wesentliche Unterschied zwischen Arius und Origenes dürfte darin lie-
»Est namque ita aetema ac sempitema generatio [... ]. Non [... ] per adoptionem spiritus gen, daß für Origenes die Vater-Sohn-Relation innerhalb des göttlichen Lebens gedacht
wird, während bei Arius die zweite Hypostase mit Gott als Schöpfer verbunden ist. 23
filius fit extrinsecus, sed natura filius est.«16
Weiterhin wird bei Arius ein geschöpfliches Individuum für die >Selbstoffenbarung<
Auf der anderen Seite ist nach Origenes der Sohn zugleich Gott-Mensch (Lamm Got- Gottes entworfen; Origenes dagegen denkt von Gott als dem ewig und >notwendig Sei-
tes, Hirte usw.), aber - so sagt er - »keiner solle denken, wir führten eine Distinktion enden<, der sich selbst in seinem Wort manifestiert. 24 Der Einfluß des Origenes auf Arius
in das Wesen des Sohnes ein«,17 Vater, Sohn und Geist sind numerisch distinkt, weil der scheint geringer zu sein, als es von MarkeIl von Ankyra und Epiphanius von Salamis her
Vater als Vater nicht der Sohn als Sohn und nicht der Geist als Geist iSt. 18 Vater und nahegelegt wird. 25
Sohn sind zwar zahlenmäßig unterschieden, aber eins in Übereinstimmung und Identität
des Willens,19 Zwar ist nur der Vater wahrer Gott, aber der Sohn kann (in abgeschwäch- Demgegenüber schreibt Athana"ius, daß Dionysius von Alexandrien einen Einfluß auf
ter Form) Gott sein: >>quaedam voluntas eius ex mente procedens«20. Indem Origenes, die arianische Krise gehabt habe. 26 Dionysius soll nach Athanasius gesagt haben, daß der
wie oben gezeigt, den Sohn als Geschöpf konzipiert, insofern er die idealen Formen der Sohn ein ltOlT)].W und YEVIltOV sei, der Natur Gottes nicht eigen ([ÖLOV), der Natur nach
Geschöpfe enthält, ist bei Origcnes auf einen wichtigen Unterschied hinzuweisen: er dif- Gott fremd (!;EVOV xed ouoi'av),27 Als Geschöpf habe der Sohn nicht existiert, bevor er
ferenziert nämlich zwischen XOO!--lo<; und XtlGl<;, wobei Kosmos den gefallenen Zustand hervorgebracht worden sei. Gegen diese Ansicht des Dionysius von Alexandrien erhebt
Dionysius von Rom Einwände: 28 er polemisiert gegen die, die von drei ÖUVatJ.El<;, drei
Hypostasen oder drei Gottheiten sprcchen,29 gegen solche, die den Sohn als XElQOltOlT)-
10 Vgl. dazu Lowry. C. W .. 1938. S. 39 ff.; Abramowski. L.. 1982. S. 266 ff. und Williarns. R .• tov30 oder ltol:T)!--la 31 ansehen. Es gibt nach Dionysius von Rom keine Zeit, als der Sohn
1987. S. 141. nicht war;32 vielmehr schuf der Vater den Sohn (exnoE, nicht: 8ltOI:T)OE»)3 Der Sohn sei
11 Vgl. c. Cels. V 37 (41. 23 Koetschau).
entstanden (YEYEvvf]oöm), aber nicht »>de1iberately produced< by the Father« (YE)'OVE-
12 In Joh. II 2 (54. 29 - 55.4 Preuschen).
13 Vgl. De princ. 1.2.10 (41. 8 ff. Koetschau): vielleicht liegt hier ein Einschub des Rufinus vor. val),34
14 V gl. de princ. 1. 2. 3 (30. 11 ff. Koetschau) und 1. 2. 1 (28. 17 ff. Koetschau).
15 Vgl. de princ. 1. 2. 9 (41. 1 ff. Koetschau); in Rom. 1.5 (PG 14.848 Cl.
16 De princ. 1.2.4 (33. 1-3 Koetschau).
17 In Joh. 1. 28 (36. 24 ff. Preuschen). 21 Vgl. Williams. R., 1987, S. 141.
18 Vgl. in Lev. horn. 13.4 (214. 35 ff. Borret); dies ist deutlich gegen die Noetianer gerichtet. die 22 Vgl. de princ. 4, 4. 1 (349. 17 Koetschau); vgl. Athenagoras. Apo!. 10: OVX 00<; YEVOf.lCVOV
nach Origenes lehrten. daß sich der Sohn vom Vater zahlenmäßig nicht unterscheide: in Joh. (127,28 Geffken); vgl. auch Wiles, M .. 1962, S. 341; Bamard, L. W., 1970, S. 176.
10.21 092.7 ff. Preuschen). 23 Dies kommt eher den Apologeten und Clemens von Alexandrien nahe.
19 Vgl. c. Cels. VIII 12 (230.1 f. Koetschau). 24 Vgl. dazu Williams. R., 1987, S. 146.
20 De princ. 1.2.6 (35.4 Koetschau); 4. 4. 1 (349. 11 Koetschau); vgl. Justin, Dia!. 61, 1 (214,2 25 Zu Epiphanius vg!. pan. ha er. 64, 12, 1-62, 15 (421-499 Holl). bes. 64, 8, 2 (417, 8 ff. HolI);
Otto); Clemens von Alexandrien, Paid. III 98. 1 (289,26 ff. Stählin); Tertullian, de orat. 4 (PL weitere Stellen bei Hanson, R. P. C., 1987, S. 421, Anm. 12.
1, 1260 AB); W. Marcus (vg!. ders .. 1963, S. 124 und 153) will diese Stelle bei Origenes als 26 Athanasius. de sent. Dion. 9. 2 (52, 8 f. Opitz): es wird ein Brief des Dionysius an Euphranor
ökonomische Subordination interpretieren, so daß die Distinktion zwischen Vater und Sohn in und Ammonius erwähnt, der eventuell identisch ist mit dem Brief an Euphranor, Ammon und
der Heilsökonomie der Inkarnation liege. Diese Interpretation von W. Marcus trifft nur dann Euporus, wie ihn Eusebius (h.e. VII 26 [700,15 f. Schwanz]) erwähnt; vgl. Bienert. W., 1978,
zu, wenn der Satz des Rufinus über den ewigen Hervorgang des Sohnes als Bild des unsichtba- S. 205 und Williams, R., 1987, S. 150; die Empfänger waren die Bischöfe in Libyen.
ren Gottes eine adäquate Übersetzung des origenistischen Textes ist: »Quae imago etiam natu- 27 Vgl. De sent. Dion. 4,2 (48, 20 f. Opitz).
rae ac substantiae patris et filii continet unitatem« (de princ. I, 2. 6 [34, 23 - 35. 1 Koetschau]). 28 Vgl. Athanasius, de decr. 26 (22, 1 - 23, 16 Opitz); wichtig ist in diesem Zusammenhang auch,
E. Benz (vg!. ders .. 1932, S. 336) und H. Holz (vgl. ders., 1970, S. 63 fU wollen diesen Subor- die verschiedene Akzentuierung der alexandrinischen und der römischen Theologie zu sehen.
dinatianismus in die Nähe der Willensmetaphysik rücken; bei Origenes dürfte es sich aber we- Das Hauptproblern in Alexandrien war die Abwehr des Valentinianismus, in Rom dagegen der
der um einen reinen Subordinatianismus handeln noch um eine reine Willensmetaphysik; zu- Markionismus, so daß von daher schon eine verschiedene Gewichtung auftrat (vgl. Williams.
dem dürfte auch die Formulierung von E. Benz für Plotin und eventuell Marius Victorinus R.. 1987, S. ISO).
nicht zutreffen: der Sohn sei der Wille des Vaters (vgl. ßenz, E., 1932. S. 336). Origenes sagt 29 Vgl. Athanasius, de decr. 26, 2 (22, 3 f. Opitz).
zwar. daß der Vater in seinem Denken größer sei als der Sohn (in Joh. 32, 18 [457,24 ff. Preu- 30 Vgl. Athanasius, de decr. 26. 4 (22.19 f. Opitz).
sehen]). zugleich aber im selben Johanneskommentar. daß das Wissen des Sohnes dem des 31 Vgl. Athanasius, de decr. 26, 5 (22, 25--27 Opitz).
Vaters gleich sei (in Joh. 1, 27 [34, 22 ff. Preuschen]). »The Son qua Son is inferior to the Fa- 32 V gl. Athanasius, de decr. 26, 4 (22, 20-25 Opitzl.
ther qua Father« (Bigg, C., 1968, S. 182), aber nicht mehr! Weiterführend zur Willensthematik 33 Vgl. Athanasius. de decr. 26. 6 (23. 1-4 Opitz).
bei Origenes vg!. Dihle, A, 1982. S. 110 ff. und ders., 1985, S. 124 ff. 34 Williams, R., 1987. S. 150; de decr. 26, 6 (23. 7-8 Opitz).
12H § 6 Der theologiegeschichtliche lIintergrund 2. Die Christologie 129

(fegen diese Einwände von Seiten des Dionysius von Rom verteidigt sich Dionysius Vaters hervorgeht und dadurch zwei Hypostasen oder ouolm entstehen, kann Arius die
von Alexanclrien,35 der im Anschluß an Prov 7,25 den Sohn als UlUXUyUOf,lU des ewigen Relation von Vater und Sohn durch den Begriff des Geschöpfseins bzw. des vollendeten
Lichtes bezeichne1. 36 Wenn man nämlich von Eltern oder vom Vater spreche, so impli- Geschöpfs in einmaliger Weise aufrecht erllalten, KtlOflU ist ein reiner Relationsbegriff,
ziere dies, auch von einem Kind zu sprechenY Der Sohn wird nach der Sichtweise des der Vater und Sohn zuordnet. Anders interpretieren allerdings R. C. Gregg und D. E.
Dionysius von Alexandrien als nicht-ewig und geworden angesehen. In diesem Sinne Groh die Geschaffenheit des Sohnes: 46 »Salvation for Arianism is effected by the Son's
könnte Dionysius von Alexandrien auf Arius eingewirkt haben. identity with the creatures - that which links Christ and creatures to God is conforrnity
of Will,«47 Athanasius und Alexander von Alexandrien hätten demgegenüber die Diffe-
Neben Origenes und Dionysius von Alexanclrien sollen für die Frage der Geschaffen- renz des Sohnes mit dem Rest der Schöpfung betont. 48 Bei Arius kann aber mit Sicher-
heit des Sohnes noch kurz Theognostus und Pierius beriicksichtigt werden. Theognostus heit nicht davon gesprochen werden, daß der Sohn mit den Geschöpfen identisch ist,
schreibt, der Sohn sei ein xtiOflU,38 korrelativ zum Vater, denn man müsse von der auch wenn darunter sein Status in der Inkarnation verstanden wird. Denn Arius schreibt
Ewigkeit des Sohnes sprechen, damit Gott auch Vater sein kann,39 Der Sohn ist UlUXU- eindeutig, daß der Sohn nicht wie eines der Geschöpfe sei. 49 Unterstützung findet die
yuoflU und urcoQQola, weil er aus der Substanz des Vaters komme. 4o Darin sei der Sohn These von R. C. Gregg und D. E. Groh auch nicht dadurch, daß sie auf die Thalia ver-
eine Nachahmung Gottes (f,llflTlf,lU) in vollkommener Gleichheit oder Ähnlichkeit weisen, wo allein Gott weise genannt wird. 50 Einerseits kann nach den bisherigen Über-
(of,lmotYj.;).41 Theognostus weist in diesem Denken über den Sohn kaum eine Differenz legungen die Thalia nicht uneingeschränkt als Stütze für die arianische Theologie ver-
zu Origenes oder Dionysius von Alexanclrien auf und dürfte Arius nicht wesentlich be- wendet werden,51 andererseits konnte gezeigt werden, daß auch die Rede von Gott als
einflußt haben, da er - obwohl er vom xtiof,lu spricht 42 - die Ewigkeit des Sohnes allein weisem52 nicht so verstanden werden braucht, daß darin jeder Bezug zur Christo-
aufrecht erllält. logie verloren geht. Vielmehr interpretiert Arius Schriftstellen im Kontext der Christolo-
Ähnlich verllält es sich mit Pierius, der die Existenz zweier ouolm oder <pUOH'; in gie, ohne darin die Identität Jesu mit allen Menschen auszusagen. 53
Gott lehrt43 und in seinem Denken über den Logos wesentlich auf angelologischen Spe-
kulationen beruht. 44 Pierius dürfte wie Theognostus wenig Bedeutung für die Interpreta-
tion des Arius besitzen. 46 Vgl. Gregg, R. C./ Groh, D. E., 1981, S. 8 ff.
47 Ebd., S. 8 (es handelt sich um ein Zitat von R. C. Gregg und D. E. Groh aus einem früheren
Indem Arius davon ausgeht, daß der Sohn geworden ist und dadurch für ihn eine Dif- Werk von beiden).
ferenz von Vater und Sohn entsteht, kann er betonen, Vater und Sohn seien zwei di- 48 VgI. Z.B. für Alexander Urk. 14 (24, &-8 Opitz); um ihre These zu stützen zitieren R. C. Gregg
stinkte Entitäten, wie z.B. auch Origencs und Eusebius von Caesarea45 den Vater als Va- und D. E. Groh Athanasius (or. c. Ar. 1, 9 [PG 26, 29]); beide betonen jedoch, Arius nicht
ter vom Sohn als Sohn abheben. Die Kluft zwischen Vater und Sohn scheint durch den durch die Brille des Athanasius lesen zu wollen (vgl. dies., 1981, S. 1). Wenn sie sich jedoch in
ihrer obigen Interpretation wesentlich auf Athanasius und Alexander von Alexandrien stützen,
Begriff des Geschöpfseins unüberbriickbar. Indem aber der Sohn aus dem Willen des
unterlaufen sie ihren eigenen Grundsatz.
49 Vgl. Urk. 6 (12, 7 ff. Opitz).
35 L. Abramowski (1982), fragt hier, ob Dionysius bei Athanasius richtig wiedergegeben werde; 50 Vgl. de syn. 15 (242,17 f. Opitz); vgl. Gregg, R. C. und Groh, D. E., 1981, S. 33, Anm. 45.
die Authentizität der Worte wird durch R. Williams (vgl. ders., 1987, S. 151 f.) eingehend er- 51 Vgl. § 4.2h.
örtert und verteidigt. 52 Vgl. § 6.1c.
36 Vgl. de sent. Dion. 15,2 (57, 4 ff. Opitz). 53 Es ist daher auch nicht nötig, die Stellen des Arius zur Weisheit Gottes mit den Stoikern zu
37 Vgl. de sent. Dion. 15,4 (57,15 f. Opitz); 17, 1 (58,19 f. Opitz). Ausführlicher zu Dionysius vergleichen, um den Sinn des Wortes 00<1'0'; zu erfassen. Es stimmt zwar, daß Z.B. bei Sextus
von Alexandrien R. P. C. Hanson (vgl. ders., 1988, S. 72 ff.). E~pirikus (adv; rnath. VII 151,[vgl. SVF 2, 29 L; Nr. 90)) die Differenz zwischen EmO'~!l'l,
38 Bei Photius, bibI. 106 (413, 1 Routh); vgl. Gregor von Nyssa (412, &-9 Routh). l\61;a und XUUXA'l'lj!t,; eingeführt ist, aber dies trägt nur wenig zur Frage der Weisheit Gottes
39 Vgl. 412,23 -413,1 Routh. bei; zudem folgt aus der Anwendung der Differenz bei Sextus Empirikus nicht notwendig, daß
40 Vgl. 411,1-11 Routh; von Theognostus wird dabei Origenes wieder aufgenommen. der Sohn nicht weise sein und deshalb auch den Vater nicht erkennen könne (vgl. dazu Gregg,
41 Vgl. Diekamp, Fr., 1902, S. 483,15 ff.; Radford, L. B., 1908, S. 25-26. R. C./ Groh, D. E., 1981, S. 16 und 33). Warum darüber hinaus aus der Interpretation von 00-
42 Kritisch dazu Hanson, R. P. c., 1988, S. 77 ff. (die Stelle hei Photius könne eventuell ein Zitat <po,; bei R. C. Gregg und D. E. Groh folgen sollte, daß Arius ein biblischer Platonist gewesen
aus Gregor von Nyssa sein [co Eun. III 121 =44,25 ff. Jaeger]). sei (vgl. dies., 1981, S. 16), ist nicht einsichtig, zumal beide in diesem Zusammenhang ledig-
43 Bei Photius, bibI. 119 (430, 9 f. Routh). lich Stoiker als Hintergrund der arianischen Theologie anführen. Die Frage nach der ethischen
44 Z.B. sind Jakob und Israel (wie bei Philo) der Logos: Conf. ling. 146 (257, 1-5 Cohn/Wend- Vervollkommnung beherrscht diese Passagen bei R. C. Gregg und D. E. Groh auf stoischem
land); oder: das Gebet des Joseph wird wie bei Origenes interpretiert; vgl. in Joh. II 31 (88, Hintergrund in einem solchen Umfang, daß die arianische Christologie und Soteriologie auf
23 - 89,2 Preuschen), Über Pierius weiß man sehr wenig (vgl. dazu Hanson, R. P. c., 1988, S. das >Level< einer bloßen Anthropologie herabgedrückt ist: Jesus sei wie wir. Zwar ist R. C.
79); zur Vorstellung des Christus Angelos in der Wirkungsgeschichte vgl. Grillmeier, A., 1979, Gregg und D. E. Groh zuzustimmen, daß die Arianer die Schriftstellen aus dem NT für kosmo-
S, 150 ff. (mit Literatur); es bleibt fraglich, oh man so weit gehen sollte, wie A. Grillmeier, logische Schlußfolgerungen verwenden; daraus folgt aber noch lange nicht wie bei R. C. Gregg
wenn er schreibt: »Daß dieser Weg einer Engel-Christologie letztlich zum Arianismus führen und D. E. Groh, daß die Kosmologie oder die Trinitätslehre der Ausgangspunkt des arianischen
konnte, ist nicht zu bestreiten. Methodius von Oljmp, Laktantius und ein unbekannter Prediger Denkens ist (vgl. dies., 1981, S. 2; vgl. auch Athanasius, Or. c. Ar. 3, 35 [PG 26, 400 Al für
über die >Drei Früchte des geistlichen Lebens< scheinen da schon eher [als Origenesl des Aria- den Begriff x,LO!la, der hier eine Nähe zu 2 Kor 2,9 und Phil2, 5-11 zeigt). Aber R. C. Gregg
nismus verdächtig zu sein.« (chd., S. 156). und D. E. Groh leiten ihre weitergehenden Schlußfolgerungen lediglich aus Athanasius her (Or.
45 VgI. § 6.1b. c. Ar. 2, 78 [PG 26, 312 f.l und I, 9 [PG 26, 29]): Sohn bedeute nämlich nach ihnen im ariani-
130 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 131

Vielleicht muß bei Arius eher die gleiche Unterscheidung wie bei Origenes eingeführt Einklang bringen läßt, kann auf einige theologiegeschichtliche Abhängigkeiten verwie-
werden, nämlich zwischen X00I--l0'; und xTLat.;; dann wird im Sohn die bleibende Diffe- sen werden.
renz zur übrigen Schöpfung ausgedrück't. Dies stünde im Einklang mit der Äußerung des
Origenes lehrt, daß der Sohn ewig sei, ohne Zeit hervorgebracht durch den Vater. 6l
Arius, daß der Sohn zwar ein Geschöpf sei, aber nicht wie eines der Geschöpfe.
Dies muß Origenes deshalb annehmen, weil der Vater nur dann Vater ist, wenn zugleich
Was sich bereits bei der Interpretation der sog. Gotteslehre des Arius gezeigt hat, der Sohn ist. 62 Der Logos existiert wie der Sohn immer: es gab keine Zeit, als er nicht
könnte in der Christologie dadurch weitergeführt werden, daß bei Arius die Differenz war. 63 Obwohl Origenes dadurch, daß er von einem zeitlosen Hervorgang für den Sohn
von Vater und Sohn zwar in der Terminologie der Geschaffenheit ausgedrückt ist, aber spricht, Affinitäten zu Arius aufweist, bestehen doch wesentliche Unterschiede: Arius
trotz des Werdens des Sohnes die bleibende Unterschiedenheit zur gesamten Schöpfung spricht weder davon, daß der Sohn ewig durch den Vater hervorgebracht worden sei,
thematisiert ist. Auffällig ist nämlich, daß Arius einerseits auch von allen anderen >Ge- noch, daß der Logos immer existiert, also keine Zeit war, als er nicht war. Gerade diese
schöpfen< die Aussage XTLOW:t trifft, insofern der Sohn Geschöpf ist, aber nicht wie eines letzte Formulierung wird durch Arius explizit zurückgewiesen: es gab eine Zeit, als der
der Geschöpfe. 54 Andererseits verwendet Arius für die Schöpfung als solche das Wort Sohn nicht war. 64
ltotiw,55 so daß der Sohn in der Differenz zum ltOLT]W:t gedacht ist. 56 Wenn diCll zutrifft,
Demgegenüber scheint eher eine Nähe zu Lukian vorhanden zu sein: 65 >>der Sohn ist
dann könnte für den Sohn ausgesagt sein, daß im Hinblick auf die Inkarnation Vater und
hervorgebracht vor allen Äonen, aus dem Vater, Gott von Gott [... ]. Der Sohn ist das
Sohn koexistieren - oder für die Unveränderlichkeit thematisiert: Gott ist in sich unver-
änderlich, obwohl er am anderen veränderlich ist. 57
61 Horn. Jer. IX 4 (70. 3-28 Klostermann); de princ. 1. 2. 9 (40. 11 Koetschau); 4. 4. 1 (350.
15-16 Koetschau); in Joh. 1.29 (37. 2-12 Preuschen); 2. 1 (53. 14-24 Preuschen).
b) Entstehung, Zeit, Ewigkeit 62 Dies hat sich bereits oben gezeigt. als es um die Diskussion des Begriffes Xll(J!JLt ging (vgl. §

I
6.2a); das Geschaffensein hängt eng mit dem Zeitbegriff zusammen. Diese Konzeption hat dem
Origenes z.B. die Kritik durch Methodius eingebracht.
Bei der Diskussion der Frage, ob Arius das Geschaffensein des Sohnes in der Zeit 63 Vgl. Hebr. Frg. 24 (328 Lommatzsch); in Rom. VI (22-23 Lommatzsch). Der Sohn wird Ge-
denkt, konnte die diesbezügliche Formulierung der Thalia Arius nicht zugewiesen wer- schöpf genannt. weil Gott in ihm die Ideen der zukünftigen Schöpfung geformt hatte (vgl. de
princ. 1.2.2 [30. 2 ff. Koetschaul; in Joh. Frg. 1 [483. 1 ff. Preuschenl und Hanson. R. P. c..
den. 58 Indem Arius aber von dem Geschöpfsein des Sohnes spricht, wird zugleich ein 4 1988. S. 64).
Zeitbegriff eingeführt. Er schreibt in seinen Briefen, daß der Sohn I'Or den Zeiten und 64 Diese Formulierung ist zwar explizit nicht in den Briefen des Arius enthalten. sondern z.B. in
Äonen entstanden,59 der Sohn zeitlos (aXQovw.;)60 geworden sei. Bei der Frage, wie sich Urk. 4 b (7. 19 ff. Üpitzl. aber diese Urkunde dürfte zumindest einen Teil der Diskussion wie-
die Gewordenheit des Sohnes ohne die Zeit mit der Ewigkeit Gottes oder des Vaters in dergeben. Aus der Differenz von Arius und Origenes zieht R. P. C. Hanson folgende Konse-
quenz für den arianischen Sohn: the Son »is O'eated at a eertain point. though apparently before
time« (ders .• 1988. S. 64); und er fährt fort: »who did onee not exist. who is the highest of the
schen Kontext nur »believer« (dies .. 1981. S. 9; vgl. dazu Athanasius. de deO'. 3 [3. 1 ff. Opitzl creatures but still part of O'eation rather than within the Godhead« (ebd.). R. P. C. Hanson geht
und or. c. Ar. 2. 4 [PG 26. 153-156]). so daß die arianische Christologie. im Grunde genom- hier jedoch einige Schritte zu weit. indem er die genauere Struktur der Zeitlichkeit im Sinne
men. Adoptianismus sei (vgl. Gregg. R. C./Groh. D. E., 1981. S. 9. 11 und 19 ff. sowie S. 47); des Arius nicht untersucht und deswegen den Sohn >nur< als Höhepunkt der geschaffenen WeIt
als Geschöpf empfange Christus die Gnade. die ihn vergöttliche (vgl. ebd .. S. 28 f. und 47): ansehen kann.
»The creature-Christ of the heretics cannot bestow enduring graee. is incapible of dispensing 65 Diese Vermutung basiert nicht auf dem einen Wort aus dem Briefschluß an Eusebius von Ni-
saving help. Such. according to Athanasius. are the consequences of calling the Son X1LO!JLt komedien. der oben diskutiert ist. Alexander von Alexandrien rückt Lukian in die Nähe zu
and ltOLYHla. The consequences correspond exactly to the Arian intention. which is to strip the Paulus von Samosata (Urk. 14 [25. 11-13 Opitz]). und zwar Paulus von Samosata als Lehrer
Son of the dignity and power proper to deity.« (ebd .. S. 47). Diese Position einer adoptianisti- des Lukian von Antiochien. Im Anschluß daran ordnet F. Loofs (vgl. ders .. 1924. S. 183-186)
schen Christologie hängt bei R. C. Gregg und D. E. Groh wesentlich davon ab. daß Athanasius Lukian in eine Episkopalsukzession ein. wogegen aber zwei gewichtige Gründe sprechen: zum
es glauben machen will. die Arianer hätten gelehrt. daß Gott viele Logoi spricht und der Logos einen hatte die Diskussion der alexandrinischen Situation der Episkopen und Presbyter gezeigt.
(der Sohn) einer dieser Logoi ist (vgl. dies .. 1981, S. 26. 50 f. und 56). Eine genauere Diskus- daß die Sukzession nicht notwendig mit den Episkopen verbunden werden muß und zumindest
sion erfolgt in § 6.2g. in Alexandrien eine eigene Tradition vorliegt. Zum anderen bedeutet der Begriff ÖtaÖOX~.
54 Vgl. Urk. 6 (12. 10 üpitz). vom dem F. Loofs auszugehen scheint. nicht notwendig eine Sukzession des Amtes. wie G.
55 Urk. 6 (12.8 Opitz). Bardy (vgl. ders .. 1936. S. 55) deutlich herausstellt. G. Bardy geht sogar so weit. den Lukian.
56 Lediglich Asterius verwendet im Frg. VI (de syn. 19 [344 Bardy]) das Wort ltOlT]!JLt für den der im Brief Alexanders von Alexandrien erwähnt ist. von Lukian. dem Märtyrer. zu trennen
Sohn. um die Geschaffenheit auszudrücken. (vgl. Bardy. G .. 1936. S. 58-59). Zwei wesentliche Dokumente bleiben jedoch. die eventuell
57 Vgl. § 5.2. eine theologische Meinung des Lukian (Märtyrer) erkennen lassen. nämlich das zweite Glau-
58 V gl. § 4.2hß; diese Formulierung. so hat sich ergeben. kann weder Arius noch Athanasius not- bensbekenntnis der Kirchweihsynode zu Antiochien (im Jahre 341). das von Sozomenus als lu-
wendig zugewiesen werden. kianistisch eingestuft wird (Sozomenus. h.e. III 5 [106. 30 -107.3 Bidez/Hansen]). zum ande-
59 Vgl. Urk. 6 (13. 4; 13. 8 f.; 13. 10 üpitz); Urk. 1 (3.2 Opitz); Urk. 30 (64. 6 f. Opitz). Diese ren die apologetische Rede bei Rufinus (h.e. IX 6 [813. 13 - 815. 17 Mommsen]); beides dürfte
Position wird auch von Asterius (Athanasius. de decr. 18. 2 [15. 18 ff. Opitz]) und Eusebius zwar nicht im Wortlaut die Meinung Lukians. des Märtyrers. wiedergeben. aber man nimmt
von Caesarea (ET I 8 [66. 17 Klostermann]) vertreten. allgemein an. daß sie die Lehre des Lukian widerspiegeln. Das Glaubensbekenntnis der Kirch-
60 Urk. 6 (13. 8 Üpitz). weihsynode weist Parallelen zur antiochenischen Synode von 324 auf (Urk. 18 [36-41 üpitz]).
132 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

identische Bild des Vaters in Substanz. Willen. Macht und Ehre.«66 Der Sohn ist unver-
änderlich. er existiert aufgrund des Willens des Vaters. Nach der Apologie67 soll Lukian
gelehrt haben. daß Gott dem menschlichen Wissen gegenüber absolut transzendent sei
r 2. Die Christologie

pretation wird auch dadurch gestützt, daß Arius sagt, der Sohn sei nicht in der Zeit ent-
standen; G. C. Stead verweist zu Recht darauf, daß Arius den Aorist verwendet, um diese
Entstehung vor der Zeit zu artikulieren, d.h. es handelt sich um ein momentanes Ereig-
nis. 77 Dies wird auch dadurch untermauert, daß Alexander von Alexandrien in seiner
133

und die göttliche Weisheit in die Welt geschickt habe. 68 Berührungspunkte zwischen
Arius und Lukian. dem Märtyrer. liegen in der Betonung der Entstehung vor der Zeit und Polemik gegen Arius sagt, der Sohn sei nicht ko-temporär, sondern gleich-ewig; denn das
besonders der Existenzweise des Sohnes aufgrund des Willens des Vaters. Dies sind je- oUx ~v würde sich auf eine Zeit oder einen Äon beziehen. Es handelt sich also in der
doch Aussagen, die in sich noch wenig für eine Abhängigkeit von Lukian sprechen, da Redeweise >es gab eine Zeit, als er nicht war< um eine Zeit jenseits der Zeit, nicht aber
sie lediglich einen ähnlichen Wortlaut bieten. Für ein tieferes Verständnis tragen sie je- um Ewigkeit im strikten Sinne,?8 Wenn diese Interpretation im Anschluß an Methodius
doch nichts bei. und Alexander zutrifft, dann bedeutet die Entstehung des Sohnes vor den Zeiten und
Äonen noch nicht die Ewigkeit des Sohnes, sondern lediglich sein vorweltliches Sein.
Wichtiger als Origenes und Lukian scheint allerdings Methodius zu sein, der - wie L. Damit verbunden ist die Vorstellung, daß Gott als Gott (nicht als Vater) eine Priorität ge-
G. Patterson zu zeigen versucht69 - die Schöpfung der Welt an einem quasi-temporären genüber der Schöpfung des Sohnes hat,79 Arius leugnet also die Gleichewigkeit von Gott
Punkt denkt: damit entstünde ein Intervall zwischen der Ewigkeit Gottes und der Zeit des und Sohn, nicht jedoch die von Vater und Sohn.
Kosmos. 7o Vom Logos sagt Methodius, daß er vor den Äonen existierte,71 ewig als
Sohn,72 der immer der gleiche bleibt. 73 Der Logos ist die agx~ aller Dinge, aber distinkt Diese Sicht findet auch von anderer Seite her Unterstützung, d.h. unabhängig von der
von der avagxo~ agx~, die der Vater ist. 74 Obwohl dies origenistisch klingt, glaubt L. Interpretation der Texte des Methodius. Auffällig ist nämlich. daß Arius die beiden Be-
G. Patterson, daß der Logos bei Methodius lange vor der sichtbaren Kreation zur Exi- griffe aiWv und Xgovo~ nur im Plural verwendet, wenn er von der Existenzweise des
stenz gelangte, d.h. daß der Logos im strikten Sinne mit Gott (dem Vater) nicht gleich- Sohnes spricht: dieser entstand I'or den Zeiten und Äonen. 80 Es könnte zunächst vermutet
ewig ist. 75 'AXgovw<; muß also bei Methodius nicht notwendig >zeitlos< (im Sinne von werden, daß da'> Problem der Zeitlichkeit und Ewigkeit bei Arius keine adäquate Lösung
ewig) bedeuten, sondern nur, daß eines vor dem anderen entstanden ist. 76 Diese Inter- erfährt; der Plural bei Äonen müßte zudem auf eine zweifache Verwendung des Wortes
alcDv hindeuten, insofern der Sohn zeitlos 81 vor den Äonen entstanden ist; dies würde
aber voraussetzen, daß man die platonische Unterscheidung zwischen alcDv und Xgovo~
zum Brief des Arius und Euzoius (Urk. 30 [64 Opitz)). zu Asterius (Frg. 21. Bardy p. 349) und
zugrundelegt und alcDv im Sinne von Ewigkeit versteht,82 Eine andere Möglichkeit be-
zu Gregor Thaumaturgus (Bardy. G.. 1936. S. 129-130); ebenso sind auffällige Affinitäten zu stünde darin, die zeitlose Entstehung des Sohnes vor den Zeiten als Dauer aufzufassen
Eusebius von Caesarea vorhanden (Urk. 21 [43. 9-25 üpitzl; vgl. zum gesamten Komplex und somit implizit der Deutung der Zeitlichkeit einzuführen.
Williams. R.• 1987. S. 162 f.). Einen Hinweis für das nähere Verständnis der Zeit bei den frühen Arianern liefert
66 Vgl. Athanasius de syn. 23. 3 (249. 17-18 Opitz).
Alexander von Alexandrien in seinem Brief an Alexander von Thessalonich: »TIgorrl'El-
67 Vgl. Bardy. G.. 1936. S. 134-149.
68 Philostorgius berichtet. daß Arius und die Lukianisten unterschiedliche Meinungen haben. was tm yag xat' autou.; tTi~ ta öAa ÖTJI-HOUgYOUOTJ~ toü f)EOÜ oo<pia~ exdvo to Öt-
das Wissen des Sohnes über den Vater betrifft (h.e. II 3 [14. 3-5 Bidezl; zu Eusebius von aotTJl--la ev 4> <paOt I--l~ YEYEvf]of)m tov ULOV lm:o toü n:atgo~, 'ljJEUÖOI--lEVT]~ xat'
Caesarea in dieser Frage vgl. Williams. 1983. R.. S. 71; LuibhEiid. C.. 1981. S. 33-34 und Bar- autou~ XUL tf]~ :n:gO.ltotoxov autov Ehm ltaoTJ~ XtLOau~ avayogEuOUOTJ~ yga-
nes. T. D.. 1981. S. 186 und 188); Lukian scheint also nicht den Einfluß auf Arius ausgeübt zu <pf]~. oUI--l<pwva youv tOUtol~ f3ü(t XUL 0 l--lEya)~o<pwVOtatO~ TIaüAo~ qXloxwv ltEQl
haben, den Z.B. F. Loofs zu erarbeiten versucht. autoü·«83 Alexander von Alexandrien zitiert im Anschluß daran Hebr I, 2 und Kol I,
69 Vgl. Panerson. L. G., 1982. S. 917 ff. 16 f., um die Meinung der Arianer darzustellen; heide neutestamentlichen Stellen schei-
70 Diese Parallele wäre allerdings nur dann schlüssig. wenn Arius im strikten Sinne kosmologisch I nen in dieser Hinsicht eine Rolle gespielt zu haben. In Hebr I, 2 heißt es: »am Ende der
denkt und nicht christologisch oder soteriologisch. Die Anmerkungen L. G. Pattersons sind '!
I Tage sprach er zu uns im Sohn, den er eingesetzt hat als Erben des Alls, durch den er die
also nach den hier vorgelegten Untersuchungen (vgl. § 4.2a und b) mit Vorsicht zu verwenden!
71 Symp. III4 (30. 19 Bonwetsch). VII 1 (71. 12 Bonwetsch). Äonen (Welten) gemacht (brolllOEV) hat.« Dies trifft sich gen au mit der Ansicht des
72 Symp. VIII 9 (91.4-17 Bonwetsch). Arius, der den Sohn so dachte, daß Gott durch ihn die Äonen und das All gemacht hat. 84
73 Ebd. (91. 11 Bonwetsch).
74 De creatis XI (499. 13-15 Bonwetsch); der Vater ist größer als der Logos/Sohn (symp. VIII
[71, 15-17 Bonwetsch)). Während der Vater im Sinne des Methodius der ursprunglose Ur- hier auf Athanasius (c. Ar. 1.5 [PG 26. 20 f.1) und Marius Victorinus (c. Ar. II 10. 34 ff. [424
sprung ist. ist der Sohn der Ursprung nach dem Ursprung (aQX~ J.!cID mit Akk.; vgl. de creatis Henry/Hadotl) zurück.
III12 [499 f. Bonwetsch)); nach R. P. C. Hanson ist Methodius (entgegen der Ansicht von G. n Vgl. Stead. G. C.. 1964. S. 26.
C. Stead) kein direktes Glied zu Arius. obwohl er in Richtung >Arianismus< weist (vgl. ders .. 78 Vgl. dazu auch ürigenes. de princ. 4. 4.1 (349. 14 ff. Koetschau); Calcidius. in Tim. 23 (89.12
1988. S. 84). ff. WrobeJ).
75 Vgl. Panerson. L. G .. 1982. S. 916-919. 79 Vgl. § 6.2f und Gregg, R. C./ Groh. D. E .. 1981, S. 83.
76 Eine weitere Diskussion dieser Frage wird im philosophiegeschichtlichen Teil stanfinden. 80 Vgl. z.B. Urk. 6 (13. 4 üpitz).
wenn es u.a. um die Wirkungsgeschichte von Platons Timaios geht (bes. den Timaioskom- 81 Vgl. Urk. 6 (13. 8 üpitz).
mentaren zu Tim 38 b); in diesem Zusammenhang dürfte wohl die Feststellung von W. Beier- 82 V gl. Platon. Tim. 37 D (52-54 Eiglcr).
waltes (vgl. ders .. 1980. S. 59 f.) zutreffen. daß Arius bei der Notwendigkeit eines Minelwe- 83 Urk. 14 (23. 20-23 üpitz).
sens zur Schöpfung den Logos/Sohn als vor-weltliches Sein bestimmt; W. Beierwaltes greift 84 Vgl. Urk. 6 (12. 7 f. üpitz).
134 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

Der zweite Teil dieses Satzes trifft sich gerade mit KolI, 16: in ihm ist alles (das All) ge-
schaffen worden (EXTL<J{}l1); alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Kol I, 17
fährt fort: »und er ist vor allen und alles hat bl ihm Bestand.« In der Schöpfung durch
den Sohn werden also im Sinne von Hebr I, 2 und KolI, 16 f. die Äonen geschaffen und
r 2. Die Christologie

>Ewigkeit< hat sich im Gefolge von Platon dadurch ergeben, daß utwv gegenüber XQO-
vo.; als das andere gesehen wird;95 den Begriff der Andersheit (eTEQov96) benützt Plotin
im Anschluß an den Gedanken Platons zu Zeit und Ewigkeit, um sich sowohl von Aristo-
teles 97 als auch dem gnostischen Hermetismus98 und Numenius 99 abzugrenzen,loo Das
135

zugleich ist impliziert, daß der Sohn vor dem Geschaffenen ist. 85 Alwv kann einen lan- Denken des Arius braucht also nach den Überlegungen zu Methodius als auch zu den
gen Zeitraum beschreiben (nicht im Sinne von Ewigkeit),86 was auch die Wortverbindun- verschiedenen Schriftstellen weder in die Nähe einer rein platonischen Tradition (etwa
gen von cüwv und XQovo,; mit ltQo- deutlich werden läßt, so Z.8. ltQomwvLo.;87, ltQo- im Sinne des Plotin) noch in die aristotelische eingereiht zu werden, auch wenn manche
XQovau 88 und ltQoXQOVO.;89. Mit dem Wort utwv muß also nicht notwendig an Ewigkeit Implikationen der Fragestellung dies zunächst nahelegen,lOI
gedacht sein, nicht einmal innerhalb der nichtbiblischen Tradition. Geht man noch einen
Schritt weiter, so könnte man auf die hebräischen Worte für >Vorzeit< verweisen, nämlich
C1~ bzw. i1~7i?' auf der einen Seite und O,?; ~ auf der anderen Seite. 01i' meint wie c) Entstehung aus dem Willen des Vaters
akkadisch l}udmu die Vorzeit oder lediglich das Alter. 90 Darin trifft es sich auch mit
0'; ~ ,91 das in Spr 8, 23 eine Zeit vor der Schöpfung ausdrückt, nicht aber die Ewig-
Der Sohn entstand in einer vorzeitigen Zeit durch den Willen des Vaters,l02 Diese An-
keit. 92 Verbindet man Spr 8, 23 mit dem vorhergehenden Vers 22, so erhält man gerade
sicht des Arius hängt einerseits mit der Lehre zusammen, daß der Sohn geworden, ein
die Verbindung vorweltlicher Existenz der Weisheit bzw. des Logos mit der Schöpfung
Geschöpf (XTL<JI-!U) ist, aber nicht wie eines der Geschöpfe. Wenn der Sohn als Gewor-
durch den Logos oder Sohn, wie es sich von den beiden Stellen Hebr I, 2 und Kol I,
dener vom Vater getrennt werden muß, stellt sich die Frage, wie das Vemältnis zum Va-
16 f. her nahelegt. Der hebräische Text von Spr 8,22 f. lautet:
ter näher zu bestimmen ist, wenn zugleich vom Sohn ausgesagt ist, daß er vor den Zeiten
:T~~ ,~'?~~~ 01~ ;~~J n~~~J ~~~~ i1'i1~
T :
und Äonen entstanden ist. Die Interpretation des Zeitbegriffes bei Arius hat ergeben, daß
der Sohn in einer vorweltlichen Existenzweise geworden ist. Der Konstitutionsgrund des
:Y~~-~~7~~ W~i~ ~~19~ o,?;~~ Sohnes in der Gewordenheit einer vorweltlichen Existenz setzt somit die Diskontinuität
Dazu der Text der LXX:
95 Für Platon vgl. Tim. 37 d (52-54 Eigler) und 37 e 6 ff. (54 Eigler); gefolgt sind Platon auch
8, 22: XUQlO'; EXtL<JEV I-!E aQX~v 6&i'.>v UUTOÜ cl.; EQYU uuwü,
Plutarch (Quaest. Plal. 8, 4; 1007 Cf. [86-88 Chemissl; de E apo Delph. 19; 392 EF [242-244
8,23: ltQo TOÜ utwvo.; E{}EI-!EAlw<JEv I-!E EV aQxiV3 Babbitt]) und Philo von Alexandrien (Immut. 6, 32 [63, 10 ff. Cohn/Wendlandl und Mut. 47,
267 [202, 19 ff. Cohn!Wendland]); vgl. dazu auch Beierwaltes, W., 1981, S. 145 f.
Die deutsche Übersetzung lautet: »Mich schuf der Herr als Erstling seines Wirkens vor % Plotin, Enn. III 7, I, 1.
seinen Werken in der grauen Urzeit. In fernster Zeit bin ich gebildet worden, im Anfang 97 Aristoteles denkt alolv als unwandelbar, aber in Analogie zur Zeit, insofern der Aion die ganze
vor dem Anbeginn der Erde.« Mit dieser Stelle läßt sich im Sinne des Arius zeigen, daß Zeit und Unendlichkeit umfaßt (Cael. 279 a 26) und selbst unendliche Zeit ist (Cael. 283 b 29).
die Entstehung des Sohnes (in seinem biblischen Verständnis)94 als ein Prius zur Schöp- Für Aristoteles ist die Wortanalyse von aiolv als IMMER-SEIN eine Möglichkeit, die Bedeu-
fung zu verstehen ist. Damit wird die Frage der Ewigkeit Gottes, die sich in der platoni- tung eines Wortes im konventionellen Sinne zu benennen (vgl. Aristoteles, de interpret. 1&20
schen Tradition ergeben hat, nicht berührt. Die Verengung des Begriffes UlWV auf und 16a29; dazu Mortley, R., 1986, S. 98). Die Stoa schließt sich im wesentlichen an Aristote-
L les an (vgl. Beierwaltes, W., 1981, S. 146).

85 Vgl. für eine ähnliche Verwendung auch 1 Kor 2, 7 f. und besonders auch 2 Tim I, 9: t~v I'lj 98 Zeit und Ewigkeit gehen hier ineinander über (vgl. C. H. XI 2, I 147, 10 ff. Festugiere). Dem-
gegenüber wird in den gnostischen Schriften des Marcus betont, daß die OL'Y'l dem Sohn alles
öo(}aonv i]!llV EV XQlOT4> 'IllOOÜ ltQo XQOVOlV alOlvlOlv; dazu auch Hebr 9,26 und l1, 3. offenbarte, eingeschlossen den Namen des Vaters; in diesem Zusammenhang ist auch die Rede
!
Dies betrifft jedoch nur die Interpretation, wie sie Arius vorgenommen hat; in sich verweist Kol von den Äonen wichtig, die im Sinne des Marcus als >Elemente< verstanden werden (vgl.
I, 16 auf den präexistenten Christus (vgl. Grilhneier, A., 1979, S. 99); das Prae in Koll, 17 ist Irenäus, haer. I 13, 6 [202, 11 ff. RousseaulDoutreleaul und I 14, 3 [216, 8 RousseaulDoutre-
entgegen der Interpretation des Arius nicht zeitlich, sondern faktisch zu verstehen (vgl. Grill- leaul; dazu Mortley, R., 1986, S. 122).
meier, A., 1979, S. 101); zur Wirkungsgeschichte vgl. Grilhneier, A., 1979, S. 102 ff. 99 Ewigkeit ist nach Numenius nicht zeillose Gegenwart wie etwa bei Plotin, der die Ewigkeit
86 Vgl. Z.B. Menander Frg. 656 (320, 5 Sandbach); Hesiod, Theogonie 609 (31 Sohnsen); LI< I, streng von der Zeit trennt; das JETZT und IMMER als Prädikate der Ewigkeit müssen entzeit-
70 und im AT: Ps 131, 14 LXX; Jer 7, 7 und 15, 18. licht gedacht werden (vgl. Plotin, Enn. III 7, 6,25); im Sinne des Numenius ist Ewigkeit viel-
87 Vgl. Proklos, Eiern. Theol. 107 (96, 8 Dodds). mehr gegenwärtige Zeit (vgl. Frg. 5 [48, 19 ff. des Places]).
88 Vgl. Ptolcmaeus, Phaseis 6 (8, 25 lIeibergl. 100 Vgl. Beierwaltes, W., 1981, S. 146 f.; dem Plotin sind später Porphyrius (Sent. 44 [57, 19 ff.
89 Vgl. Lucianus, de Saltatione 80 (51, 21 MacLeodl. Lamberz]), Proklus (Theol. Plat. III 16 [III 54-57 Saffrey!Westerinkl; Eiern. Theol. 52-55
90 Vgl. auch Ez 36, 11 und Gesenius, W./ ßuhl, F.. 1962, S. 701. [50-54 Dodds]) sowie Johannes Philoponus (Aet. mundi V 4 [116, 15 ff. Rabe]) gefolgt, wäh-
91 Vgl. syri~ch ~, äthiopisch~oder .~'t und akkadisch ullu oder ulldnu für die feme Zeit (vgl. rend im Mittelalter eher im Duktus des Aristoteles die Vermittlung der zeitlosen aetemitas zur
Gesenius, W./ßuhl, F., 1962, S. 571). Zeit durch das aevum gedacht wurde (vgl. Thomas von Aquin, S.Th. I q.l0 a.5 [45 f. Cara-
92 Vgl. auch 1 Sam 27,8. mello]).
93 Mit dem Wort aQX~ ist sicher auch ein Anklang an Gen I, 1 und Joh I, 1 gegeben (vgl. dazu § 101 Die philosophiegeschichtlichen Überlegungen zum arianischen Denken sind breiter im § 7 dar-
8.3 a und b). gelegt.
94 Auf dieses wird im exegetischen Teil noch ausführlicher zurückzukommen sein (vgl. § 8). 102 Vgl. Urk. 6 (13, 4 Opitz) und Urk. 1 (3, 1 f. Opitzl.
136 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 137

und Kontinuität von Zeit (oder dem Augenblick) voraus, in der der Sohn in Differenz Sphäre< des Vaters. 114 Die Argumentation bei Arius verläuft dabei eherfolgendermaßen:
zum Vater gedacht werden kann. Für das Verhältnis von Vater und Sohn ist deshalb eine weil der Sohn aus dem Willen des Vaters entsteht, war der Sohn vorher nicht. Dies be-
Ungleichzeitigkeit der Konstitution anzunehmen,l03 Dies führt bei Arius zugleich zu der deutet jedoch nicht, daß der Sohn im arianischen Denken zu einem bloßen Geschöpf de-
Frage, wie der Sohn aus dem Vater oder vom Vater hervorgegangen ist. Der Ausg~g aus gradiert wird; vielmehr ist der Unterschied von Vater und Sohn bei Arius im Hinblick auf
dem Vater durch dessen Willen ist für Arius wie auch für Asterius lO4 und Euseblus von die Inkarnation stärker als bei Origenes hervorgehoben. 115
Nikomedien l05 bezeugt.
Eher scheint Methodius dem Arius nahezukommcn: »6uo öe öuvaj..lEL<; [ ... ] Eq-Jaj..lev
Für Origenes als möglicher Hintergrund gilt, daß er lehrte, der Sohn sei aus dem Wil- etvm JtOLlltLxcX<;, T~V E1; olJX OVTWV /'Uj..lvcj) tej) [30UAT]j..latL XWQU; j..lEAAllaj..lOÜ äj..la
len des Vaters hervorgegangen;106 dies könnte bei Origenes bedeuten, daß der Sohn den Tci) 6EAijam aUTouQyoüaav, Ö [3oUAEtm' TU)'XUVEL öE b JtaTT]Q' 6aTEQaV öe xaTa-
Willen des Vaters ausdrückt. l07 Der Wille des Vaters erhält die Existenz des Sohnes,l08 xoaj..loüaav xal JtOLxlAouaav xam j..l1,j..lllalV Tij<; JtQOTEQa<; Ta TiÖll )'E)'ovom' eatL
indem dcr Wille aus dem Geist hervorgeht wie das Licht von der Sonne,l09 Der Ausgang öE b utü<;, T] JtavmöUvaj..lo<; xal xQamtd XEI.Q TOÜ JtaTQO<;, Ev Ti j..lETa TO JtoLijam
des Sohnes aus dem Vater geschieht innerhalb der Gottheit, insofern Vater und Sohn TTjv ÜAllV E1; oUx OVTWV xamxoaj..lEl,«116 Wie oben bereits festgestellt,117 läßt sich
(oder Logos) ewig zusammen existieren. Obwohl der Sohn den Willen des Vatcrs aus- zeigen, daß Methodius diese Betrachtungsweise in die Nähe zur Kosmologie rückt. Dies
drückt, besteht eine Differenz der Willen von Vater und Sohn, da der Vatcr als Vater trifft aber nicht den Kern der arianischen Lehre, wie es sich bei der Diskussion der An-
nicht der Sohn als Sohn ist. 110 Da aber der Sohn das perfekte Abbild des Vatcrs ist, sind sichten von G. C. Stead und F. Ricken gezeigt hat,118 Die Parallele zu Methodius ist je-
die beiden Willen nicht mehr zwei, sondern einer. 11 I Der Sohn >hält< oder >definiert< den doch insofern interessant, als dieser die origenistische Lehre dcr Koexistenz von Vater
Willen des Vaters, insofern Vatcr und Sohn einer sind im Willen;112 zugleich aber sind es und Sohn zurückweist. Dies impliziert nämlich für Methodius, daß es keine zwei ayEv-
die beiden Willen von Vater und Sohn,l13
Vergleicht man das arianische Denken mit dieser Konzeption des Origenes, dann cr-
gibt sich ein wesentlicher Unterschied: bei Origcnes entsteht dcr Sohn aus dem Willen
des Vaters, aber innerhalb der einen Gotthcit; demgegenübcr geht bei Arius der Sohn 114 Vgl. dazu Hanson, R. P. C.. 1988, S. 64 f.; bei R. P. C. Hanson ist jedoch eine Unterscheidung,
eincrseits aus dem Willen des Vaters hervor, andererseits bleibt der Sohn >außerhalb der die implizit getroffen wird. nicht ganz einsichtig; er schreibt nämlich. daß Origenes eine gradu-
elle Stufung in der Gottheit vornehme. der Sohn bei Arius allerdings außerhalb des überlege-
nen Vaters gedacht werde (vgl. ebd., S. 64 f.). Damit ist aber kein Unterschied zu Origenes
103 Ein ähnliches Ergebnis stellt sich auch bei der Interpretation des Zeitbegriffes bei Plotin in aufgezeigt, insofern dieser gerade den Vater als Vater vom Sohn als Sohn unterschieden wissen
Auseinandersetzung mit Aristoteles heraus. »Jedes Jetzt kann als das Ende einer vergangenen will; somit ist auch bei Origenes der Sohn außerhalb des Vaters, weil er nicht der Vater sein
und als der Anfang einer neuen Zeit-Weile begriffen werden. Es ist Anfang und Ende zugleich: kann. Es fragt sich deshalb auch. ob Origenes das Verhältnis des Sohnes zum Vater durch die
als Anfang ist es Verbindung (OVVEx€W). als Ende Grenze oder Trennung (ltEgW;). [, .. 1 So Teilhabe in der Natur beschreibt; demgegenüber ist bei Arius der Sohn ein reines Produkt eines
bleibt die Kontinuität der Zeit trotz der Grenze oder des immanenten Neu-Anfangs gewahrt.« Willensaktes des Vaters (vgl. ebd., S. 66).
(Beierwaltes. W .. 1981. S. 235 zu Plotin. Enn. III 7.9.65). 115 Eusebius von Nikomedien interpretiert die Schriftstellen Jes 1. 2; Deut 32. 18 und Hiob 38.28
104 Vgl. Frg. VI (de syn. 19 [344 Bardy]); Asterius verbindet diesen Gedanken mit der Vorstel- in dem Sinne, daß keine von ihnen einen Bezug zur <PUOl\; Gottes herstelle, sondern im Sinne
lung. daß der Sohn das exakte Bild des Wesens. des Willens. des Ruhmes und der Macht des eines Hervorganges durch den Willen ([30uATlI.Ja) Gottes gedeutet werden müßte. Im Zusam-
Vaters ist (vgl. Frg. XXI [349 Bardy]). menhang auch mit Asterius folgert deshalb R. P. C. Hanson. daß die Einheit von Vater und
105 Vgl. Urk. 8 (17.4 Opitz). . .. Sohn moralisch. nicht substantiell sei (vgl. ders., 1988. S. 37). R. P. C. Hanson scheint in dieser
106 Es ist zugleich auch auf Ignatius von Antiochien (Smyrn. I. 1 [204. 12 FIscher]). Justm (DIa!. Hinsicht von R. C. Gregg und D. E. Groh abhängig zu sein; beide folgern nämlich aus der Tat-
61 [214. 2 Ütto; Verbindung zur Diskussion um Prov 8.22], 127 [456. 21 Ütto]). Hippolyt (c. sache, daß der Sohn durch den Willen des Vaters hervorgebracht sei (bei Arius, Asterius und
Noet. 16. 4 [83. 3 Butterworth]) und Clemens von Alexandrien (Protr. X 110. 3 [78. 17 ff. Eusebius von Nikomedien), daß der Sohn nicht aus der göttlichen <PUOl\; stamme. sondern
Stählinl; Strom. V 1. 6. 3 [32. 16 ff. Boulluec)) zu verweisen. die - je anders disponiert - durch einen Willensakt existiere (vgl. dies., 1981. S. 5); Ex 'tOu emu bedeute deshalb bei den
den Hervorgang aus dem Willen des Vaters lehren (vgl. Gregg. R. C./ Groh. D. E .. 1981. S. frühen Arianem durch den Willen, und nicht aus der Substanz. R. C. Gregg und D. E. Groh
93). verbinden diese Sicht mit der Meinung des Athanasius. daß die Arianer das otÖOJf.!l in Mt 11,
107 Vgl. de princ. 4. 4. 1 (349. 11 Koetschau) zusammen mit de princ. 1. 2. 9 (40. 12 ff. Koet-
27; 28. 18; Joh 3, 35; 5. 22 und 6. 37 im Sinne von übergeben deuteten. d.h. in einem Akt des
schau); dazu auch Williams. R.. 1987. S. 140. Willens (vgl. Athanasius. Or. c. Ar. 3. 26 [PG 26, 377 A-CI; dazu Gregg, R. C./ Groh, D. E.,
108 V gl. de princ. 1. 2. 6 (35. 4-6 Koetschau): >>flatus ex eo est velut quaedru.n volunta~ eius ex 1981, S. 6 und 32). Warum allerdings die Interpretation des Athanasius auf die frühen Arianer
mente procedens. Et ideo ego arbitror quod sufficere debeat voluntas patns ad subsistendum zutreffen solle. wird nirgends aufgezeigt; andererseits folgt daraus auch nicht. wie R. C. Gregg
hoc. quod vult pater«; vgl. dazu Hanson. R. P. c.. 1987. S. 412. und D. E. Groh nahelegen, daß der Sohn den Geist Gottes für die Einsetzung in seine Macht
109 V gl. de princ. 4. 4. 1 (349. 17 ff. Koetschau). brauche (vg!. dies., 1981. S. 6); nur aufgrund dieser Schlußfolgerung gelangen R. C. Gregg und
110 Vgl. in Joh. 13. 36 (260. 29 - 261.29 Preuschen). D. E. Groh zu dem Ergebnis, daß der Sohn dem Vater Gehorsam zollen müsse (vgl. ebd .. S. 6).
111 Vgl. ebd. (260. 33-34 Preuschen). Diese moralische Interpretation eines Gehorsams wirkt sich. wie oben angemerkt, auf R. P. C.
112 Vgl. ebd. (261. 11 Preuschen). . . Hanson aus.
113 Für die rein geistige Entstehung des Sohnes aus dem Willen des Vaters vgl. auch Justm. D131. 116 Methodius, de creatis 9 (498, 24-30 Bonwetsch).
61. 1 (214.2 Ütto); Tatian. or. 5, 1 (5,21 ff. Schwartz); Theophilus. ad Auto!. 2, 22 (62. 30 ff. 117 Vgl. § 6.2b.
Grant); Clemens, Strom. VI. 6, 3 (32, 16 ff. Boulluec); dazu Orbe, A., 1958, S. 681. 118 Vgl. § 6.1b.
I3H § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 139

Villa geben könne, weil dadurch das Problem eines Regresses auftreten würde,l19 Dies making it possible to decribe both the chief property of God and his way of relating him-
träfe sich mit der Ansicht des Arius, der betont, daß der Relationsbegriff (m 3tQ<X; n) auf self to all his creatures. « 125
das Vater-Sohn-Verhältnis nicht anwendbar sei.l 2o Aber es muß hier nicht notwendig ein Wenn dies bei Arius der Fall ist, dann ließe sich auch von diesem Aspekt her eine
unmittelbarer Einfluß auf Arius angenommen werden. Die Stelle bei Methodius zeigt je- Verbindung zur Gotteslehre herstellen, und zwar sowohl zum Denken der Einheit Gottes
doch, daß die Differenz von Vater und Sohn aufgrund des Willens des Vaters gedacht als auch zur theologia negativa Expliziert wird dies in den folgenden Kapiteln, wenn der
werden kann, ohne auf eine Willenseinheit wie bei Origenes schließen zu müssen,121 Hervorgang des Sohnes aus dem Nichts und die Differenz von Vater und Sohn themati-
Denkt man nämlich Gott als überall und nirgends (PhilO),122 also in Identität und Diffe- siert wird.
renz, so müßte alles von Gott umschlossen sein, insofern er überall ist. Dann könnte auch
nichts ohne das Wissen Gottes geschehen, falls man die Redeweise von einem Wissen
Gottes voraussetzt. 123 Impliziert man ein Wissen Gottes und zugleich dessen Willen,124 d) Hervorgang des Sohnes aus dem Nichts
dann müssen Wissen und Willen Gottes zusammenfallen, insofern das Gewußte als >rela-
tive< Priorität gegenüber dem Gewollten gedacht werden kann; im Willen manifestiert
sich dann das Wissen Gottes, ohne daß die Priorität des Gewußten in der Selbstidentität Arius verwendet in seinen Briefen verschiedene Wendungen, um das Vemältnis von
des Vaters ein zeitliches oder ontologisches Prius wäre, insofern der Vater als ZU- Vater und Sohn im Blick auf die Entstehung des Sohnes zu klären. In der Forschung ist
GLEICH und IMMER verstanden ist. »For the Arian'5, the use of the category of will and es gängig, dies als einen Hervorgang des Sohnes aus dem Nichts zu bezeichnen, wobei
willing excluded any idea of substantial commonality between the Father and Son, man als entscheidendes Argument auf die Formulierung in Urk. 1 hinweist: eS Olm
ovtwv ealiv,l26 Dabei werden jedoch zwei anderen Wendungen des Arius zu wenig
Rechnung getragen, die den Bezug zum Vater deutlich herausstellen: 'YEVVY]t')E~ U3tO
toÜ 3tatQO<;127 und: tOV es autoü [ ... ] 'YE)'EVVY]~VOVI28. Bevor jedoch auf diese beiden
letzten Stellen eingegangen wird, soll die gängige Interpretation der Entstehung des Soh-
119 Dies trifft insofern zu, als die Frage nach der Ungewordenheit zugleich eine Frage nach der Ur- nes aus dem Nichts vorgetragen werden. Stellvertretend soll dies anhand des Gedan-
sache und der Einheit des Grundes ist; wenn es zwei Ungewordene geben könnte, so müßte kenganges von G. C. Stead aufgezeigt werden.
weiter gefragt werden, woher die Zweiheit der zwei Ungewordenen stammt. Um die Zweiheit
erklären zu können, müßte im Sinne des Methodius eine begründende Einheit der Zweiheit an- G. C. Stead l29 versucht, die creatio ex nihilo bei Arius in einen philosophischen Kon-
genommen werden. text einzuordnen, indem er drei Möglichkeiten der Interpretation vorschlägt. >Aus dem
120 Eine Diskussion des Relationsbegriffes erfolgt später (vgl. § 6.2d)! Nichts< könne zum einen die Abhängigkeit von der Gottheit bedeuten, so bei Aristoteles,
121 Daß der Wille des Vaters von dem des Sohnes zu unterscheiden ist, ergibt sich Z.B. aus Joh 9, Xenokrates, Ca1cidius und Plotin,130 Die zweite Möglichkeit bestehe nach G. C. Stead in
31; Eph I, 11 und vielen anderen neutestamentlichen Stellen; interessant ist ferner, daß in Dan einem definitiven Akt des Hervorbringens aus formloser Materie (als OUOEJtOtE ov), wie
5, 19 (im aramäischen Text N:l:;J der Wille Gottes mit der Erhöhung und Erniedrigung von es Proklus dem Plutarch und Attikus zuschreibt 131 und von Justin 132 und Athenagoras 133

I
Menschen zusammengedacht ist (auch deutlich in der LXX-Fassung dieser Danielstelle), so nach der Ansicht Steads gedacht worden sein soll. Die dritte Möglichkeit bestehe darin,
daß sich von diesem Text eine Verbindung zu Phil und Hebr nahelegen würde (Erniedrigungs-
das >ex nihilo< nicht als das Nichts schlechthin zu betrachten, sondern als Indetermina-
christologie als XEvWOL<;; und Erhöhungschristologie) ; der Zusammenhang zu den arianischen
Texten läßt sich aber nicht in gleicher Deutlichkeit herstellen wie etwa bei der Frage der Vor- tion, das Schlechte, als Distinktion vom wv usW., so etwa bei Laktanz l34 , Basilides l35 und
zeitlichkeit vor den Äonen.
122 Vg!. § 6.1a. tI
123 Dies ist bei Arius insofern impliziert, als es z.B. bei Athanasius einige Stellen gibt, in denen es 125 Gregg, R. C./Groh, D. E., 1981, S. 95. Ob daraus aber folgt, daß der Sohn ein moralisch wan-
heißt, daß der Sohn den Vater nicht kenne, wie er auch seine eigene OUOla nicht wisse (Atha- delbarer Diener sei, weil Arius nicht die ouola-Terminologie verwendet (vg!. ebd., S. 95 f.),
nasius [?], Urk. 4 b [8, 4-5 Opitz; dazu § 4.2c); Athanasius, c. Ar. I, 5 [PG 26, 20 f.); ep. ad bleibt fraglich. Es handelt sich vielmehr um ein Zeitproblem des Verhältnisses von Vater und
episc. Aeg. et Lib. 12 [PO 25, 565 B 12 - 565 C 4); de syn. 15 [242, 14-17 Opitz]). Wenn der Sohn (vg!. § 6.2b; genauere Diskussion in § 6.2gl.
Sohn selbst nicht weiß. wie das Wesen oder der Seinsinhalt des Vaters ist. dann kann das posi- 126 Urk. 1 (3, 50pitz).
tive Wissen um den Seinsinhalt oder das Wesen des Vaters nur beim Vater selbst liegen. Wenn 127 Urk. 6 (13, 9 Opitz).
der Vater ein Wissen um sich selbst hat und ein Wissen um das. was von ihm different ist. dann 128 Urk. 30 (64, 6 f. Opitz).
ergibt sich die Schwierigkeit. ob dieses Wissen um das eigene Wesen nicht die Einheit Gottes 129 Vg!. Stead, G. C., 1964. S. 25 f.
oder des Vaters zerstört, indem Wissen - besonders scharf artikuliert im Neuplatonismus etwa 130 G. C. Stead führt allerdings nur eine Stelle bei Calcidius näher aus, nämlich in Tim. 23--25,
Plotins oder Proklus' - immer auch Zweiheit impliziert, nämlich die Zweiheit von Wissen und einen Nachweis für Aristoteles. Xenokrates oder Plotin bleibt er jedoch schuldig (vgl. Stead, G.
Gewußtern. Denken und Gedachtem; diese Zweiheit wird zwar durch den Bezug von Wissen C., 1964, S. 25).
und Gewußtem in die Einheit eingeholt, insofern das Denken nichts anderes denken kann als 131 Proklus. in Tim. 28 B (I 276,31 ff. Diehl).
den Gedanken, also immer im Gedachten ist, obwohl es vom Denkenden im Denken als von 132 Apo!. 1,10,2 (9, 5 ff. Pfättisch); 59, 2 ff. (65, 17 ff. Pfättisch) sowie Dia!. 5 (26. 3 ff. ütto).

sich different gedacht wird. Dies wäre eine Differenz in der Identität des Denkens. Bei Arius 133 Apo!. 19 (135, 3 ff. Geffken).
haben wir gesehen, daß seine Konzeption von Monas nicht notwendig jede Relation aus- 134 Laktanz, Divinae Institutes II 8, 10 (132, 12 ff. Brandt), der hier Cicero zitiert.
schließt, so daß ein Denken von Differenz in der Identität bei ihm durchaus möglich wäre. 135 Bei Hippolyt, Ref. VII 21, 4 097, 7 ff. Wendland); vgl. auch Hippolyt, Ref. VII 20, 3 (196,
124 Das Problem der Providenz soll hier nicht behandelt werden. 2 ff. Wendland): »Wir nennen es unsagbar, aber es ist nicht einmal unsagbar. Das Nicht-Un-
140 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

im christlichen Bereich bei Theophilus 136. Weil Arius den Terminus Un:OXELj..lEVOV ab-
lehne, bedeute dies nach G. C. Stead, daß er, wie auch Athanasius, sich gegen die zweite
Position wende. G. C. Stead hebt hier besonders die Kosmologie hervor und versucht,
Arius in diesem Rahmen zu sehen.!37
r 2. Die Christologie

Nichts entstünde wie alle anderen Gewordenen,142 Es ist allerdings bezeichnend, wenn
Eusebius den Arius in dieser Hinsicht verteidigt; dies könnte ein Indiz dafür sein, daß
möglicher Weise Alexander von Alexandrien und Athanasius die arianische Position
falsch interpretieren, wenn sie sagen, Arius habe die Entstehung des Sohnes aus dem
141

Nichts gelehrt. 143


Um die Position Steads näher zu klären, ist zunächst darauf zu verweisen, daß er selbst
die Differenz von Vater und Nichts voraussetzt. Indem der Vater schöpferisch tätig wird, Ferner ist neben der Äußerung des Eusebius w bedenken: wenn man Gott etwa in der
müßte er nach der Ansicht von G. C. Stead aus dem Nichts schaffen, so daß in der philonischen Weise als überall und nirgends bestimmt, d.h. als >Ort< in sich selbst,l44
Schöpfungstätigkeit Vater und Sohn different gedacht werden, insofern der Sohn ge- dann muß Gott in Identität und Differenz zur Schöpfung gedacht werden. Wenn nämlich
schaffen ist. Strukturell ergibt sich jedoch zunächst die Möglichkeit, Vater, Sohn und Gott überall i"t (als umgreifender Horizont und gründender Grund), dann ist er aufgrund
Nichts dreifach aufeinander zu beziehen. 1) Der Sohn stamnlt aus dem Vater, der dem dieser Struktur zugleich alles in allem und alles von allem. Weil Gott aber nicht als Ein-
Nichts gegenüber different ist. 2) Der Sohn ist aus dem Nichts, das vom Vater unter- zelheit oder Ding verstanden werden kann, ist er trotz der Identität mit allem zugleich
schieden ist. 3) Der Sohn ist aus dem Vater, der das Nichts ist. von allem einzelnen different. Wenn Gott von allem Seienden immer auch in einer blei-
benden Differenz existiert, ist er in diesem Sinne das >Nichts von allem<, obwohl er
Die Schwierigkeit in der Anwendung der dritten Position auf Arius besteht darin, daß
durch die Identität mit allem alles in allem ist. Wenn Gott nirgends, sondern nur in sich
der Plural bei ES olm OVTWV eine Vielheit in den Vater selbst einführen könnte. Diese
selbst ist, als nichts von allem, kann er unbeschadet der bleibenden Identität mit allem (in
Schwierigkeit könnte so gelöst werden: wird der Vater mit der Gottheit in Verbindung
dieser paradoxalen Aussage) Nichts sein. indem vom Seienden her alles negiert wird.
gebracht, insofern er 0 {)E6~ ist, und wenn in Gott trotz einer monadischen Existenz nicht
Wird auch der Sohn in seiner Entstehung durch eine vOrLeitige Zeit beschrieben wie bei
jede Unterschiedenheit ausgeschlossen ist - dies ist auch im Begriff des Wissens und
Arius,145 muß der Sohn oder Logos ebenfalls in der bleibenden Differenz zum Vater exi-
Wollens Gottes impliziert 138 - , dann bedeutet der Plural (formal gesehen) nicht, daß die
stieren, obwohl der Sohn zugleich zu allem Geschaffenen in dieser Weise der vorzeitigen

I
Einheit Gottes in sich aufgehoben wird. Weiterllin muß zum Verständnis der dritten Po-
Existenz in Differenz west. Wenn der Sohn in einer solchen Seinsweise subsistiert, ist er
sition gesehen werden, daß die oben präponierte Identität von Vater und Nichts nicht be-
nichts vom Vater (als Vater), obwohl der Vater im Sohn ist und wgleich nicht ist. Muß
deuten muß, daß durch die sprachliche Identifikation die analoge oder metaphorische
auch das Verllältnis von Vater und Sohn in der Weise von Identität und Differenz ge-
Verwendung einer syntaktischen Struktur auf eine Ontologie des Nichts reduziert
dacht werden, dann kann - vom Sohn aus gesehen - der Vater das Nichts des Sohnes
würde.!39 >Das< Nichts kann vom Sprachgebrauch her auch ein Relationsbegriff sein, also
sein oder das Nichts auf grund der Negation; es liegt also in dieser Betrachtung ein Per-
>das Nichts von ... < oder >nichts von ... <, so daß >im Nichts< die Verllältnisbestimmung
spektivenwechsel vor, der einerseits den Sohn als Sohn und den Vater als Vater themati-
von Vater und Sohn ausgedrückt sein könnte. Diese Überlegungen zur dritten Position
siert. Damit wird eine klare Differenz von Vater und Sohn in ihrer Eigenständigkeit oder
können anhand von Interpretationen w Eusebius von Caesarea und Philo von Alexan-
Eigenheit hervorgehoben. Die Verbindung beider Begriffe (von Vater und Sohn) kann
drien verdeutlicht werden; dadurch wird es möglich, die strukturelle Komponente des
dadurch geleistet werden, daß sowohl >Vater< als auch >Sohn< relational auf Anderes hin
Verllältnisses von Vater und Sohn prägnanter w fassen und so zu überprüfen, ob in der
gedacht werden müssen, also als Vater des Sohnes und Sohn vom Vater. Damit ist der
gängigen Interpretation von >ex nihilo< alle philosophischen Denkmöglichkeiten für
Sohn aufgrund seiner Eigenheit vom Vater different gedacht, was als solches ex negativo
Arius wirklich berücksichtigt sind.
beschreibbar ist: der Sohn ist nicht der Vater - oder vom Vater aus betrachtet: der Vater
Eusebius von Caesarea schreibt, daß die Entstehung des Sohnes von der Schöpfung der ist in seiner Eigenheit nicht der Sohn oder nichts vom Sohn. Der Sohn kann folglich als
übrigen Dinge unterschieden werden müßte. 140 Was den Sohn in seiner Entstehung aus aus dem Nichts entstanden gedacht werden, nämlich aus dem oder vom Vater oder von
dem Nichts betrifft, sei die Gruppierung um Arius fälschlich er Weise beschuldigt wor- Gott. Damit kann aus den bei Eusebius und Philo vorhandenen Ansätzen eine Interpreta-
den, diese Lehre w vertreten.!41 Es muß zwar damit gerechnet werden, daß hier ein Miß- tion des >ex nihilo< gewonnen werden, die so noch nicht in die gängige Interpretation
verständnis der arianischen Meinung durch Eusebius von Caesarea vorliegt, indem er in eingeflossen ist.
einer sonst nicht polemischen Passage schreibt, es sei falsch, daß der Sohn aus dem
G. C. Stead, von dem die obige Untersuchung ausgegangen ist, scheint nämlich die
Differenz von Vater und Nichts als eine absolute zu bestimmen, ohne den Begriff
sagbare wird >nicht sagbar< genannt. und ist 1. .. 1jenseits jedes Namens. das es benennt.« Gott >Nichts< deutlicher zu klären. Das Nichts kann nämlich nach den systematischen Überle-
ist als Nichts auch jenseits der Unaussprechlichkeit. sein Schweigen jenseits des Schweigens gungen zur philonischen Konzeption von Ubiquität und Negativität in einer relationalen
(vgl. Mortley. R., 1986. S. 123; vgl. auch ebd., S. 157; dazu auch Plato, Parm. 163 C [308 Eig-
Bedeutung gefaßt werden. Als >Nichts von ... <kann das Nichts zwar nicht mit dem Vater
lerl; die Parmenidesrezeption wird im philosophiegeschichtlichen Teil behandelt).
136 In einer Schrift gegen Hermogenes; vgl. auch Waszink, J. H., 1956, S. 9-12. formal-logisch identifiziert werden, zugleich ist aber die Distinktion von Vater und
137 Zur Einordnung dieser Interpretation vgl. die Ausführungen zum christologischen Kontext in Nichts als absolute Gegenüberstellung beider aufzugeben. Die Bezogenheit von Vater
§ 6.1a.
138 Vgl.§6.2c. 142 DE V 1, 15 (212, 23-26 Heikel).
139 Vgl. zur Theorie einer Metaphorologie Künne, W., 1983, S. 181 ff. 143 Vgl. dazu auch WilJiams, R., 1987, S. 172 f.
140 DE V 1, 15 (212, 23-26 Heikel). 144 Vgl. Philo, leg. all. 1,44 (72, 4 f. Cohn/Wendland).
141 Vgl. Urk. 7 (14-15 Opitz). 145 Vgl. § 6.2b.
142 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 143

und Nichts ist jedoch nicht im Sinne einer inneren Relationalität einer als >irgendwie po- ist,157 was eventuell auch impliziert, daß der Sohn aus dem Vater entstanden ist. Zumin-
stulierten< Wesenheit, die Vater und Nichts umgriffe, zu verstehen, sondern als Aussage dest muß mit dieser Möglichkeit gerechnet werden.
am Vater, die von diesem her das Geschöpfsein des anderen als des Veränderlichen (in
Neben den Zeugen Eusebius von Caesarea, Philo von Alexandrien, Origenes und Dio-
der Andersheit des Unveränderlichen am anderen seiner selbst) thematisiert und somit
nysius von Alexandrien muß außerdem beachtet werden, wie sich Alexander von
Schöpfung vom Vater her durch den Sohn verständlich werden läßt. Diese Sichtweise der
relationalen Bedeutung von Nichts im Zusammenhang mit dem Vater läßt sich auch Alexandrien gegenüber Arius abgrenzt. Nach Alexander sagen die Arianer, daß Gott
außerhalb einer rein philosophischen Denkstruktur anhand von Origenes und Dionysius nicht immer Vater war, sondern daß es eine Zeit gab, als der Vater nicht war; nicht im-
von Alexandrien nachweisen. Dadurch wird jedoch nicht behauptet, daß die arianische mer war der Logos Gottes. 158 Diese Ansicht der Arianer wird von Alexander bekämpft.
Daraus folgert Alexander, daß der Vater immer war und der Sohn immer war; darauf
Position etwa von Dionysius abhängig sei, sondern es geht um eine strukturale Kompo-
nimmt wiederum Arius Bezug,159 Wenn Alexander in dieser Weise denkt, ergibt sich für
nente, die den Gedankengang des Arius verdeutlichen kann.
Arius die Schwierigkeit, wie der Sohn entstanden sein konnte, wenn er immer war und
Für Origenes stammt der Sohn nicht aus der oU<Jta des Vaters;146 dies ist u.a. gegen deshalb auch Gott immer Vater war; woher entstand dann der Sohn, wenn er immer war?
Herakleon gerichtet, der nach Origenes lehrt, daß die geschaffenen Geister, die für das Entstand er aus dem Vater oder dem Nichts? Wenn er aus dem Vater entstand, war der
Heilswerk bestimmt sind, mit Gott Oj..lOOU<Jlo,:; seien. 147 'Oj..lOOU<JLO':; bezeichnet für Ori- Sohn nicht, bevor er entstand. Wenn Arius sagt, der Sohn stamme aus dem Nichts (ohne
genes koordinative Glieder einer einzigen Klasse, um die Teilung des Wesens zu verhin- hier vorher schon festzulegen, was unter dem Nichts zu verstehen sei), dann wehrt er sich
dern 148 und den valentinianischen Gebrauch des Wortes Oj..lOOU<JLO':; als Beschreibung gegen die Probleme, die seiner Meinung nach aus der Konzeption des Alexander von
einer Relation des Ursprungs abzuwehren l49 . Für Origenes ist Gott der Ursprung, aber Alexandrien entstehen. Gerade aus den Gedanken des Alexander von Alexandrien
nicht im Sinne eines Zeitpunktes, sondern als Grund und Herkunft. 150 Indem sich Gott scheint sich für Arius zu ergeben, daß Wendungen, die da~ Verhältnis von Vater und
selbst als Vater definiert, schafft er >im< Wort, das er hervorgebracht hat,151 Das Wort Sohn durch ein EX beschreiben, falsch verstanden werden könnten. Denn Arius verweist
oder der Sohn stammt vom Vater wie der Wille vom Geist,152 Der Logos ist der Sohn, explizit auf Wortverbindungen wie Es uutoü, EX YU<JtQo,:; und EX tOÜ lfatQo,:; EsliA-
der den Vater verherrlicht und vom Vater verherrlicht wird,153 die aQXT] aller rationalen öov "Kat T]XO),160 Das EX sollte nicht verwendet werden, da nach Arius Schriftstellen da-
Seienden, was nach Origenes gegen eine Schöpfung des Logos aus dem Nichts spricht. zu benutzt wurden, um die Wesensgleichheit von Vater und Sohn in dem Sinne zu erwei-
Der Sohn ist weder inwendig noch außerhalb der Substanz Gottes, sondern der Logos als sen, daß der Vater immer war und der Sohn immer war; zugleich will Arius vermeiden,
Sohn besitzt seine Identität darin, das Abbild des Vaters zu sein (in Partizipation),154 Ob- daß von Vater und Sohn im Sinne einer Teilung gedacht wird, weil das Wort ltQOßOAT]
wohl Origenes die Redeweise einer creatio ex nihilo nicht benutzt und deshalb sicher eine Zusammensetzung impliziere,161 Es scheint gerade diese Abwehrstellung gegenüber
nicht in dieser Hinsicht mit Arius in Verbindung zu bringen ist, zeigt sich doch, daß Ori- Alexander von Alexandrien den Arius dazu veraniaßt zu haben, den Hervorgang des
genes den Hervorgang des Sohnes nicht >außerhalb des Vaters< denkt. Vater und Sohn Sohnes durch Ult0 162 oder durch den Hervorgang aus dem Nichts zu beschreiben,163
sind aufeinander bezogen, so daß der Sohn nicht aus dem Nichts entstehen kann.
Inhaltlich näher als Origenes scheint Dionysius von Alexandrien der Gedankenwelt
des Arius zu stehen. Es gibt ein Fragment des Dionysius, das in einen Brief des Athana- 157 Vgl. dazu auch Abramowski, L.. 1982 a, S. 49.
sius von Anazarbus, eines Freundes von Arius, eingefügt ist,155 in dem Dionysius die 158 Vgl. Urk. 4 b (7, 19 f. Opitz).
Nicht-Identifikation von Vater und Sohn betont; am Schluß dieses Fragmentes heißt es: 159 Vgl. Urk. 1 (2, 1 üpitz).
»non de se [gemeint ist der Sohnl, sed ex eo qui eum fecit, Filii dignitatem sortitus 160 Urk. 6 (13, 17 f. üpitz). Vgl. dazu auch Ps 109, 3 (LXX) und Joh 8, 42 sowie Eusebius von
Caesarea, ET II 14 (115, 6 ff. K,lostermann).
est.«156 Dionysius spricht hier davon, daß der Sohn durch den Vater gemacht worden
161 Vgl. Urk. 6 (13, 18 üpitz).
162 vgl. Urk. 6 (13, 9 f. Opitz).
163 R. P. C. Hanson schreibt dazu: »Arius dislikes any statement that the Son is >from< (Ex) the
146 In Joh. 20, 18 (351,4-11 Preuschen). Father, because it implies that the Son is >a consubstantial part of hirn and like an issue<, and
147 Ebd., 13,25 (249, 4-13 Preuschen). this means that God is composite and divisible and mutable and even corporeal.« (ders., 1988,
148 Vgl. de princ. 1, 2, 6 (35, 9-15 Koetschau). Darin zeigen sich die materialistischen Implikatio- S. 8). Diese Äußerung trifft aber insofern nicht zu, als Arius nicht jeden Bezug (any statement)
nen. zu einem Hervorgang aus dem Vater leugnet (vgl. Urk. 30); diese Position hängt bei R. P. C.
149 Vgl. in Joh. 13, 25 (249,4 ff. Preuschen). Hanson damit zusammen, daß er Urk. 30 für völlig unbedeutend hält (vgl. ebd., S. 8 f.). Auch
150 Vgl. in Joh.1, 1&-18 (20,1-23,11 Preuschenl. die Ansicht, Arius habe die These, der Sohn sei ein Geschöpf, lediglich dadurch modifiziert,
151 De princ. 1,2, 6 (35, 9 ff. Koetschau). daß er sagte: >aber nicht wie eines der Geschöpfe< (vgl. Hanson, R. P. C., 1988, S. 20 und
152 De princ. 1,2,6 (35, 4 und 16 Koetschau); 1,2,9 (40, 7 f. Koetschau). Athanasius. Or. c. Ar. II 19 [PG 26. 185 C - 187 Bj), scheint die innere Logik des arianischen
153 In Joh. 32, 28 und 29 (473, 10 - 475, 33 Preuschen). Denkens nicht zu erfassen. Denn R. P. C. Hanson geht sogar so weit, daß er schreibt: die Lehre
154 Vgl. in Joh. 2, 2 (55. 4-,<l Preuschen). de princ. 1, 3, 6 (57, 1-5 Koetschau), in Ps. 134 (Lom- des Hervorganges aus dem Nichts fehle im Brief des Arius an Alexander deshalb, weil Euse-
matzsch XIII 134, 19-20). Frg. in Apc. (schol. in Apoc. 20, TU 38, S. 29); in Joh. 2, 2 (54, bius von Nikomedien ihn gewarnt habe, es zu verwenden; die Logik des Arius sei: Gott hat al-
29 - 55, 4 Preuschen). les aus dem Nichts gemacht; der Sohn ist geschaffen; also stammt der Sohn aus dem Nichts
155 de Bruyne, D., 1928, S. 106 ff. (vgl. ders., 1988. S. 24). Damit erklärt R. P. C. Hanson jedoch nicht, was man unter dem Nichts
156 Vgl. ebd. bei Arius verstehen müßte.
144 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

Jedenfalls scheint - das läßt sich erschließen - in Alexandrien ein Streit darüber ent-
standen zu sein, ob der Sohn aus dem Nichts oder aus dem Vater helVorgegangen ist, da
der Presbyter Georgius (von Laodikeia) genau über diese Frage zwei Briefe verfaßte,
r 2. Die Christologie

einer Entstehung des Sohnes aus dem Nichts spricht, um die Implikationen der Lehre des
Alexander von Alexandrien zu vermeiden. Arius hätte dann den Vater gegenüber dem
Sohn wie auch allen Geschöpfen negativ bestimmt, nämlich als Nichts. Der Hervorgang
145

einen an Alexander von Alexandrien, einen an die Arianer. l64 Georgius bezieht sich in des Sohnes aus dem Nichts wäre dann identisch mit dem HelVorgang vom und aus dem
seinem Brief an die Arianer auf 1 Kor 11, 12, wo es heißt, daß das All (oder alles) aus Vater. Damit erklärt sich, daß Arius sowohl die Präposition EX als auch u:n:6 verwenden
dem Vater entstanden sei, so daß es nicht aus dem Nichts komme. Wie das All aus dem kann. Allerdings ist es nach der obigen Interpretation durchaus möglich, daß in den aria-
Vater stamme, so müsse auch der Sohn aus dem Vater stammen. Offensichtlich nimmt nischen Texten EX toü eEOÜ meint: der Sohn geht aus dem Willen des Vaters helVor,171
auch Georgius auf die Stelle bei Arius Bezug, daß der Sohn aus dem Nichts entstehe. insofern das Nichts bei Arius nicht eine absolute Bestimmung des Vaters ausdrückt, son-
Dies scheint von Arius eine negative Abgrenzung gegenüber Alexander von Alexandrien dern die Aktivität des Vaters auf den Sohn hin. 172 Denn bereits die Terminologie >Vater<
zu sein, da Georgius sowohl an Alexander als auch an die Arianer schreibt. Die Abgren- bedeutet bei Arius eine Beziehung, die Gott zum Sohn hat. 173 Wenn die Interpretation
zung des Arius gegenüber Alexander von Alexandrien liegt allerdings darin, daß Alexan- des Hervorganges des Sohnes aus dem Nichts zutrifft, ist näher zu klären, wie ein solches
der behauptet, der Sohn war immer, der Vater war immer. 165 Der Briefwechsel des Geor- Verhältnis zu denken ist. Dies soll anhand der Struktur der Negativität oder der Negation
gius l66 zeigt also, daß eine Kontroverse darüber bestand, belegt jedoch nicht deutlich, der Negation erörtert werden.
warum Arius von einer Entstehung aus dem Nichts spricht. Georgius kann die Arianer
falsch interpretiert haben, genauso wie Alexander von Alexandrien und Athanasius.
Arius scheint eher in der oben angedeuteten Richtung zu denken, daß der Sohn aus dem e) Exkurs 11: Identität und Differenz und die Frage nach dem Nichts
Nichts entsteht.
Die Überlegungen in systematischer Hinsicht, die auch durch die bei Eusebius von Die Interpretation des HelVorganges aus dem Nichts bei Arius hat ergeben, daß das
Caesarea, Philo, Origenes und Dionysius von Alexandrien aufgezeigten Denkansätze Nichts als relationaler Begriff gefaßt werden kann, der das Verhältnis von Vater und
Unterstützung finden, machen deutlich, daß die communis opinio, die exemplarisch an- Sohn beschreibt. Dabei wurde vermieden, das Nichts als ullum punJ1ll nihil zu verstehen,
hand von G. C. Stead aufgezeigt worden ist, insofern modifiziert werden muß, als die das also vor jeglicher Schöpfung in einer Art von Ungleichzeitigkeit gegenüber der
vorausgesetzte Differenz von Vater und Nichts in einer zu wenig bedachten Struktur von Selbstmanifestation Gottes in lesus Christus existierte. Dabei wurde u.a, auf den phiIoni-
>Nichts< selbst liegt. Weil der Sohn - wie alle Geschöpfe - nicht der Vater (der Gott: 0 schen Gedanken zurückgegriffen, daß Gott überall und nirgends sei. In diesem Exkurs
t')E6<;) als Vater ist, ist in diesem Sinne der Sohn nichts vom Vater. Der Vater ist gegen-
über dem Sohn nichts. R. Williams macht im Anschluß an J. Stevenson 167 darauf auf-
merksam, daß Eusebius von Caesarea keine Schwierigkeit hat, davon zu sprechen, daß er sehr zurückhaltend formuliert ist, in keinem Aspekt seiner sonstigen Ansicht widerspricht.
der Sohn aus dem Vater komme, während Arius wie auch Eusebius von Nikomedien u:n:6 Außerdem ist der Beleg ähnlich auch in Urk. 6 (13, 9 Opitz) enthalten. Nach den Ausführungen
zur Chronologie (vgl. § 4.1) müßte Arius unter der Annahme, er habe seine Position gewech-
statt EX verwenden. Das Problem, daß der Sohn aus dem Vater entstehe, wird dabei je-
selt, zuerst den Hervorgang vom Vater, dann aus dem Nichts und schließlich aus dem Vater
doch verdeckt. Zwar trifft es sicher auf Urk. 6 ZU,168 daß Arius die Verwendung von u:n:6 vertreten haben. Wenigstens Eusebius von Nikomedien betont, daß EX TüU {)EOU mit dem
bevorzugt, daß also der Sohn vom Vater stammt. Damit ist in Urk. 6 nicht notwendig Willen Gottes verbunden werden müßte (vgl. Urk. 8 [17, 4...{i Opitz]); dies treffe auch für alle
ausgesagt, daß der Sohn aus (Ex) dem Vater komme, sondern es ist lediglich die Herkunft Kreaturen zu (vgl. Urk. 8 [17, 7 Opitzl; vgl. dazu Gregg, R. C./ Groh, D. E., 1981, S. 99). Ob
vom Vater ausgedrückt. Diese Substitution von EX durch u:n:6 trifft aber nicht in allen daraus jedoch folgt, daß der Sohn ein Geschöpf wie alle and,,'!'en sei (vgl. ebd.), bleibt fraglich.
Fällen zu. In Urk. 30 169 durchbricht Arius gerade den Wortlaut, daß der Sohn vom Vater Aus der voluntaristischen Terminologie des Arius und des Eusebius von Nikomedien ist näm-
ist. Vielmehr hebt er hier helVor, daß der Sohn aus (Ex) dem Vater hervorgegangen lich nur abzulesen, daß der Sohn nicht aus der OI:'ala Gottes oder des Vaters stammen könne.
sei,17o Es scheint daher eher die Interpretation nahezuliegen, daß Arius nur deshalb von Darin ist aber noch nicht eine Gleichwertigkeit des Sohnes mit allen anderen Geschöpfen im-
pliziert, wie dies R. C. Gregg und D. E. Groh nahe legen (dazu § 6.2g). Dies betrifft auch die
Interpretation des Terminus ÖuiOEOl<; in Urk. 1 0, 6 Opitz; vgl. dazu Athanasius, vita Antonii
164 Urk. 12 und l3 (19 Opitz). 77 [gegen die Autorschaft von Athanasius "gI. Barnes, T. D., 1986, S. 3591 und Philo, de con-
165 Indem R. Lorenz (vgl. ders., 1979, S. 54) auf diesen Briefwechsel des Georgius verweist, um fig. ling. 31 [235,24 COhn/Wendland]). Nach R. C. Gregg und D. E. Groh handelt es sich hier
eine creatio ex nihilo für die Interpretation des Arius nahezulegen, kann er selbst nicht notwen- um eine technische Terminologie der stoischen Ethik (vgl. Plutarch, de virt. mor. c. 3 p. 441 c
diger Weise die arianische Lehre des Hervorgangs des Sohnes aus dem Nichts oder Gott (oder [SVF 1, p. 49, nr. 202]): Tugend sei eine bestimmte Disposition des regierenden Teiles der
beides) klären. Seele und eine Kraft, die durch die Vernunft hervorgebracht sei (Öui{)EOLV ttva xai öuva-
166 V gl. Urk. 12 und l3 (19 Opitz). I-ILV). Die Voraussetzung der Anwendung stoischer Ethik in diesem Fall ist, daß Arius eine ad-
167 Vgl. Stevenson, J., 1929, S. 83; Williarns, R., 1983, S. 71. optianistische Christologie lehrt - und das besagt: Christus ist ein Mensch wie alle (vgl. die
168 Urk. 6 (13, 9 Opitz). Diskussion in § 6.2g; zur stoischen Lehre der ölaOEOl<; vgl. Rist, J. M., 1969, S. 3 0.
169 Urk. 30 (64, 70pitz). 171 Vgl. Gregg, R. C./Groh, D. E., 1981, S. 5.
170 Man könnte höchstens mit einer Entwicklung in der Denkweise des Arius rechnen oder damit, 172 Der eindeutige Bezug zum Willen des Vaters, den R. C. Gregg und D. E. Groh hervorheben, ist
daß Arius in seinem Glaubensbekenntnis an Kaiser Konstantin bewußt versucht, diesen für sich zwar naheliegend, läßt sich aber aus den Texten des Arius nicht unmittelbar belegen.
zu gewinnen; dann hätte Arius einen Teil seiner Lehre hier zurückgenommen, und zwar aus 173 Vgl. Gregg, R. C./ Groh, D. E., 1981, S. 83 f. Weitere Schlußfolgerungen wie eine adoptiani.
taktischen Gründen. Dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein, da auch sonst der Brief, obwohl stische Christologie für Arius (vgl. ebd., S. 86) seien hier zunächst außer Acht gelassen.
146 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 147

soll diese Konzeption des Philo von Alexandrien aufgegriffen und durch denselben Ge- Dies trifft sich gerade auch mit dem Denken des Einen im Sinne Plotins. Das Eine ist
danken bei Plotin einschließlich der Wirkungsgeschichte vertieft werden, um so die aria- nämlich different von allem anderen, das durch es und deshalb nach ihm ist; es ist EtE-
nische Position besser zu verstehen. Zugleich soll dadurch ein systematischer Zugang zu QOv mvnl)v l82 • »Im Seienden als konstitutiver Grund ist es in sich als es selbst: über
dieser Problematik eröffnet werden, der sich sachlich an dem Gedanken der Identität und dem Seienden (UJtEQoucnov), absolute Transzendenz (8t8XElVa).«183 Insofern das Eine
Differenz von Sein und Seiendem orientiert, wie er früher bereits dargelegt worden ist,174 der gründende Grund von allem ist, ist es in allem, obwohl es als Grund in sich es selbst
bleibt, was es ist. Als es selbst ist das Eine jenseits des Seienden, von allem anderen als
In der Auslegung von Ex 3, 14 betont Philo von Alexandrien, daß der Name Gottes
es selbst verschieden. Als Grund ist da~ Eine aber in allem, so daß es in dieser Hinsicht
>der Seiende< (0 wv) oder >das Seiende< (to OV) sei; allein Gott ist im Unterschied zu al-
mit allem identisch ist, was von ihm verschieden ist. Insofern ist das Eine überall und nir-
lem Seienden. 175 Der Name 0 WV zeigt die Unterschiedenheit vom eigentlich Seienden
gends,184 Weil das Eine als es selbst von allem unterschieden ist, ist es all das nicht, was
zum Nichtseienden an. 176 Die Frage des Mose nach dem Namen Gottes impliziert bei
das Seiende in der Andersheit ist. Insofern ist es Nichts von allem,185 Als wahre Identität
Philo jedoch nicht, daß der Mensch dadurch das Wesen Gottes erkennen könnte, sondern
ist das Eine Grund seiner selbst,186 Aufgrund der Andersheit des Einen gegenüber dem
nur, daß Gott der wahrllaft Seiende ist. In diesem Sinne muß Gott als der schlechthin auf
Anderen ist dieses das Sich-selbst-Affirmierende oder Wollende.l 87 Weil das Eine Fülle
sich bezogene von allem anderen unterschieden sein: er ist nirgends. 177 Zugleich erfüllt
oder Sich-selbst-Affirmierendes ist, gibt es nichts, was das Eine außer sich wollen
er jedoch alles,178 so daß er überall iSt. 179 Im Namen 0 WV oder to OV ist Gottes Unter-
könnte: Wille und Eines sind deshalb da~selbc (MAT]<Jl'; xat aUto.; EV 1SS). Somit impli-
schiedenheit und Ununterschiedenheit ausgedrückt, insofern er als der Seiende
schlechthin von allem Seienden different ist; dies besagt auch für Philo ein Doppeltes:
Gott ist unterschieden, aber in einer Un-unterschiedenheit, weil er in sich un-unterschie-
den ist, sich selbst genügend (aUto.; mmoü toJto.; xaL aUto.; mutoü JtArlQT]'; xaL verweist R. Mortley darauf. daß der AOYO" des Johannesevangeliums im Zusammenhang mit
txavo.; aUto.; muni) 0 ßEO';) 180. Weil er aber in sich un-unterschieden ist, kann er als der aQX~ nicht sicher auf Gen 1. 1 (n'l!iNJ7l verweise, sondern ebenso gut als erstes Prinzip
Grund auch un-unterschieden von allem anderen sein; in dieser Weise ist er überall. Als verstanden werden könne (Bezug auf Aristoteles. Stoa. Poimandres; vgl. Mortley. R.. 1986. S.
50). Es ist aber zunächst für die Gnosis anzumerken, daß außer der Kategorie >Halb-Personali-
o WV oder to OV ist Gott also zugleich überall und nirgend~.181
tät<. die in sich schwer verständlich ist. der Einfluß der Gnosis, der von R. Mortley stark her-
vorgehoben wird, nicht sicher ist (vgl. dazu Louth, A.. 1988 a. S. 262), andererseits die Inter-
174 Vgl.§5.1. pretation des johanneisehen Logos zu sehr in epistemologischer Weise erfolgt. Der gesamte
175 Vgl. mut. 11 (158, 6 ff. Cohn/Wendland); vita Mos. 1,75 (137. 10 ff. Cohn/Wendland) und Kontext von Joh 1 (des Prologes) erweist diesen als nicht von griechischen Gedanken beein-
det. 160 (294.20 ff. Cohn/Wendland). f1ußt. zumindest nicht in dem Maße. wie es R. Mortley annimmt (vgl. dazu Schnackenburg. R..
176 Vgl. vita Mos. 1.75 (l37, 10 Cohn/Wendland). 1981, S. 257 ff., Price. R. M., 1988. S. 20); vgl. dazu auch § 8.3a.
177 Vgl.leg. all. 3,4 (114.1 Cohn/Wendland). 182 Enn. VI 7,42. 12; V 3.11.18.
178 Vgl. sornn. 2, 221 (294. 6 Cohn/Wendland). 183 Beierwaltes. W .. 1980, S. 25. Vgl. auch Plotin. Enn. V 5.13.33 ff. und V 4,2.39; dazu auch
179 Vgl.leg. all. 3.4 (114. 2 ff. Cohn/Wendland). Platon. Rep. 509 b (544 Eigler).
IBO Leg. all. 1,44 (72.4 f. Cohn/Wendland). 184 Vgl. Enn. III 9,4.1-9; VI 8.16.1 ff.; dazu auch Porphyrius, Sent. 31 (22.2 ff. Lamberz).
181 Vgl. dazu Beierwaltes. W .. 1972, S. 13 f. Der oft eingeführte Unterschied zwischen christli- 185 V gl. Enn. VI 7, 32. 12; VI 9, 3. 39 f.; III 8, 10, 28 und V 2. 1. 1; wenn also Plotin vom >Nichts<
chem und griechischem Denken. nämlich die Personalität oder A-personalität Gottes. scheint spricht, meint er damit einen relationalen Begriff, der Unterschiedenheit und Bezogenheit vom
wenig hilfreich zu sein. Zwar könnte man bei Philo von Alexandrien annehmen. daß seine Ge- Einen und Nicht-Einen ausdrückt (dazu Beierwaltcs. W.. 1980. S. 26).
danken philosophisch verfremdet worden seien; aber z.B. für das Sehen des Einen bei Plotin 186 Vgl. Enn. VI8, 14, 41: ahtov €avtQu; darin stellt sich eine sachliche Parallele zu Marius
werden maskuline und neutrale Formen verwendet. um die {)fwQla des Einen zu bezeichnen Victorinus her (vgl. ders., Candidi ep. I, 3, 12 ff. [110 lIenry!Hadot)).
(vgl. für den Wechsel zwischen >Er< und >Es< Plotin. Enn. V 1. 6.40 ff.; V 2. 1. 6; V 3. 7, 7; V 187 Vgl. Enn. VI 8.7,40 und VI 8. 13,21; die sachliche Nähe und Differenz zu Platon. Rep. 617 e
5. 9, 35; V 5, 10, 1 ff.; VI 7, 15, 10 ff. und VI 8, 8. 3 und 9; dazu Beierwaltes, W., 1988. S. 4 (864 Eigler) behandelt W. Beierwaltes (vgl. ders., 1980, S. 26, Anm. 15).
41 f.). Wenn aber bereits im griechischen Denken. das in dieser Form sicher nicht christlich be- ISS Enn. VI 8. 13. 30 f.; vgl. Beierwaltes. W .. 1990. S. XXXIII f. und XL. Im Sinne des Plotin ist
einflußt sein kann. personale wie apersonale Kategorien wechseln. ist es nicht sinnvoll. den darin impliziert. daß das Eine zugleich als das absolut freie gedacht werden müßte (vgl. Enn.
Unterschied gerade in der Personalität Gottes zu suchen. W. Beierwaltes schreibt dazu: »Die VI 8. 9. 44 f.: es ist Herr seiner selbst, UUtou XUQLO")' Darin zeigt sich die Anknüpfung
geschichtliche Belastung des Person-Begriffs sollte allerdings nicht die Klärung bestimmter Schellings an Plotin. wenn er Gott als »Herr des Seins« denkt (vgl. Schelling, F. W. J .. H 2. S.
Grundzüge neuplatonischen Denkens verdrängen, die es als ein lebendig-dynamisches charak- 33; vgl. auch H, 1. S. 564; dazu Beierwaltes, W., 1972. S. 77 ff.). Zugleich ist für F. W. J.
terisieren und es gerade von daher mit christlicher Reflexion wie der des Cusanus intensiver Schelling zu beachten. daß das absolute Wissen in der Struktur der Synthesis gedacht ist (als
verbinden. als es eine von sogenannter Hellenisierung des Christentums erschreckte. einem Einheit und Verschiedenheit). wobei das Andere hier das Andere seiner selbst ist (vgl. I, 7. S.
überzeugten und übef7~ugenden Vertrauen auf die eigene Sache jedoch unnötige Profilierungs- 54: »Soll es [das Seyn) als Eins seyn. so muß es sich offenbaren in ihm selbst; es offenbart sich
sucht wahrhaben möchte.« (ders., 1988, S. 43). Genauso wenig wie das Denken in den Katego- aber nicht, wenn es bloß es selbst. wenn es nicht in ihm selbst ein Anderes. und in diesem An-
rien >Personalität< und >Apersonalität< scheint auch der Gedanke von R. Mortley für die Ent- deren sich selbst das Eine. also wenn es nicht überhaupt das lebendige Band von sich selbst
wicklung der Logos-Konzeption zu sein. daß bei den Gnostikern der Logos hypostasiert und und einem Anderen ist.«). Die Relation (das Band; vgl. I. 7. S. 55) ist an die Einheit rückge-
halb-personal gedacht werde (vgl. ders .. 1986. S. 46); R. Mortley versucht dies durch die Iden- bunden. indem es das Andere seiner selbst thematisiert; >>das eine ist wesensmäßig das andere.
tifikation des Logos mit mythischen Figuren (besonders Hermes) zu erweisen (vgl. Plato. Kra- und es ist sein Wesen gleichwohl nur in bezug auf das. was es nicht ist.« (Frank. M., 1985. S.
tyl. 407 E [472 Eigler); Plutarch. de Isid. et Osir. 378 B [156 Babbitt); Comutus, Theol. Graec. 120). Sein muß dem Selbstbewußtsein vorgängig gedacht werden; erst in der Welt der Refle-
16 [23 f. Lang); Poimandres I 4 [49 ff. Nock); vgl. dazu Mortley, R.. 1986, S. 460. Außerdem xion erscheinen Unendlichkeit und Endlichkeit getrennt (vgl. I. 4. S. 368 f.). Unendliches und
l4H § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 149

ziert das in sich In-Differente die »universal gründende Anwesenheit in dem von ihm Diese Konzeption, daß Gott überall und nirgends und insofern mit allem identisch und
Ven;chiedenen«189. Das Eine, das ohne Andersheit in sich absolut anders ist als alles an- zugleich von allem different ist (als Nichts von allem), kann systematisch über Philo und
dere, hat deshalb das andere auf andere Weise in sich, wie alles Seiende in sich ist, näm- Plotin hinaus weiter verfolgt werden, Schöpfungstheologisch bedeutet die Identität Got-
lich unentfaltet, ohne Differenz und einfach. 190 Strukturell ist dieser Gedanken bei Philo tes mit dem Geschöpf, daß Gott auf göttliche Weise im Geschöpf ist; er teilt sein eigenes
in ähnlicher Weise gegeben, daß das Eine (Gott) überall und nirgends sei, auch wenn Sein dem Geschöpf so mit, daß das von Gott verschiedene Geschöpf entsteht und
Philo besonders in Hinsicht auf die Ideen als Gedanken Gottes sich von Plotin unter- zugleich die Verschiedenheit als solche. Die Identität des Geschöpfes mit Gott wiederum
scheidet.'91 Es zeigt sich aber, daß die Bestimmung von Identität und Differenz darin bedeutet, daß das Geschöpf bei bleibender Differenz auf die ihm eigene Weise (d.h. ge-
übereinkommt, daß Gott oder das Eine als Identischer vom Anderen unterschieden und schöpflich) Gott iSt. 193 Dem Absoluten kommt sein Sein durch sich selbst wesenhaft zu,
un-unterschieden gedacht wird. Darin kann Gott/das Eine als alles in allem und zugleich insofern es die Begründung seiner selbst in sich selbst hat. Diese Identität und Differenz
als nichts von allem gedacht werden. l92 kann auch auf dem Hintergrund des Verhältnisses von Sein und Seiendem entfaltet wer-
den.'94

Nicht-Unendliches unterscheiden sich durch die Negation: die Bezogenheit beider bedeutet, Geht man von der Frage als Frage aus, so setzt die Frage das Sein als reines An-sich-
daß die Relata Sein insofern besitzen, als sie es durch das Nicht-sein des Korrelates besitzen; es Sein in der Fragbarkeit voraus. Sein wird in der Frage gegenständlich und zugleich als
sind zwei relative Negationen (vgl. I, 6, S. 185). Wir befinden uns »in alle Ewigkeit in diesem solches das Andere gegenüber dem Vollzug des Fragens. 195 Im Vollzug des Fragens ist
Cirkel begriffen, innerhalb dessen ein Nichts durch die Relation zu einem anderen Nichts das Sein mit dem Wissen eins als vorgängiges Seinsverständnis, zugleich wird im Voll-
Realität bekommt« (I, 4, S. 358). Die Struktur des »Cogito sum« verweist nach Schelling auf zug dem Gewußten ein Gefragtes als Nicht-Gewußtes entgegengesetzt. In der Frage
ein transreflexives Sein; trotzdem beschreibt die Identität eine Art Relation, weil die Struktur selbst ist die Differenz und die Identität (in der Seinsfrage) gesetzt. l96 Die Differenz in
A=A als Bedingung hat, daß A als solches gesetzt ist. Die Selbstbejahung des Absoluten ist in
der Identität ist hier nicht durch die Identität als solche gesetzt noch durch die Identität
sich gedoppeltes Leben; anderes ist das andere seiner selbst als Identität (vgl. I, 6, S. 187 und I,
des Wissens aktes als solchen. Aber nicht nur Subjekt und Objekt im Vollzug setzen sich
7, S. 424 f.). Der Verweis der Doppelung des Seins im Einen als Identität ergibt sich einerseits
aus dem System des transzendentalen Idealismus, andererseits besteht eine Nähe zum neupla- entgegen, sondern auch als deren Möglichkeitsbedingung Subjekt und Objekt an sich.
tonischen Gedanken der Selbstaffirmation des Einen. Die Differenz etwa zu Plotin ergibt sich Subjekt und Objekt an sich gehen in den Vollzug von Subjekt und Objekt ein, liegen die-
darin, daß Schelling das Eine als Sein denkt. Der Gedanke ist aber insofern vermittelt, als sem Vollzug allerdings als Bedingung der Möglichkeit zugleich voraus. Die Differenz an
Schelling die Übersetzung der Enneade III 8 durch F. Creuzer kannte (vgl. dazu Beierwaltes, sich zwischen Subjekt und Objekt hält sich in der Identität des Vollzuges durch als eine
W., 1972, S. 100 ff.). Denn F. Crcuzer interpretiert die erste >Hypostase< (das Eine bei Plot in) Differenz, die in der Identität gesetzt iSt. I97 In der Differenz von Subjekt und Objekt an
auch als Sein: »Plotinos nimmt drei Principien an: das Absolute (to ÖV, tO EV oder to aya- sich ist aber nochmals die Identität des Seins gesetzt, d.h. eine formale Identität bei realer
Oov), die Intelligenz [, .. 1und die Weltseele« (Creuzer, F., 1805, S. 84 f.). Differenz, nämlich die reale ontische Differenz von Seiendem bei formaler Identität des
189 Beierwaltes, W., 1980, S. 27. Dieser Gedanke wird über Proklus auf die Konzeption des >non Seins. Die Bedingung der Möglichkeit ontischer Differenz bei formaler Identität ist die
aliud< bei Cusanus vermittelt (vgl. ebd.).
190 Vgl. Enn. V 3, 15, 31 f. und Ir 9, 1,8; dazu Beierwaltes, W., 1980, S. 28 und ders., 1990, S. absolute Identität vor jeder Differenz. Die Differenz, die in der Identität gesetzt ist, kann
XXX ff. Zum vous als erste Andersheit, als Selbiges und Anderes, vgl. ebd., S. 30 ff. als Differenz die in ihr gesetzte Identität nicht begründen. Daraus folgt, daß eine reale
191 Diese Problematik wird später eingehend erörtert (§ 7.2a und b); vgl. dazu Rich, A. N. M., Identität vor einer realen Differenz als Grund der formalen Identität in der realen Diffe-
1981, S. 200 ff. renz gedacht werden muß.198
192 Aspektreich wird dieser Gedanke der Bestimmung des Nichts bei L. Honnefelder weiter ver-
folgt, besonders bei Duns Scotus (vgl. Honnefelder, L., 1990, S. 3 ff.). Wirkungsgeschichtlich
ist hier auf Meister Eckhart zu verweisen, der das Geschaffen-sein als Grunddifferenz zur ein-
zigen reinen Substanz begreift (vgl. Eccl. n. 10 [LW 2; 239,1 f.l; vgl. Plotin, Enn. V 5,13,35). 7 ff.). Des weiteren wird der Gedanke Plotins zum Einen über Proklus auf Pseudo-Dionysius
In Gott selbst gibt es aber keine Differenz; er ist in sich un-unterschieden: »In deo enim non est Areopagita vermittelt (dort besonders in der neuplatonischen Rezeption der ersten und zweiten
aliud« (sermo 29, n. 304 [LW 4; 270, 7 f.]). Zugleich ist Gott als in sich Un-unterschiedener Hypothesis des platonischen Parmenides; vgl. dazu ausführlich Beierwaltes, W., 1980, S.
gegenüber den anderen (den Seienden) un-unterschieden, welche in sich und unter sich unter- 49 ff.; vgl. auch myst. theol. III [PG 3, 1033 Cl und div. nom. I 1, 588 B [109, 7 ff. Suchla1l.
schieden sind (vgl. sermo 4, 1 n. 28 [LW 4; 28, 5 f.]). Weil das Eine in sich ununterschieden Dies wiederum wirkt sich auf die Schrift »The Cloud of Unknowing« eines unbekannten
ist, Sprache aber Unterscheidung setzt, manifestiert Sprache das einzigartige Sein, indem sie Autors aus (vgl. Kap. 68: »Lat be Pis eueriwhere & l>is ou~t, in comparison of l>is [no~where &
sagt, was Gott nicht ist (vgl. Eccl. n. 63 [LW 2; 293, 3 ff.l und in Joh. n. 206 [LW 3; 173, l>is1 nou~t« [So 4461; »Oure inner man clepil> it AI; for of it he is wellemid to kon skyle of alle
14 ff.]). Der Name Gottes >>ego sum qui sum« (Ex 3, 14) sagt in sich nicht die Unterschieden- Pinges, bodely or goostly, wiP-outen any specyal beholdyng to any 0 P'ing by it-self.« [So
heit Gottes selbst aus, indem das >sum< auf sich selbst ('sum') bezogen würde ('qui'). Subjekt 448]).
und Prädikat sind vielmehr identisch. Dies intendiert den gleichen Sachverhalt wie der philoso- 193 Vgl. Weissmahr, 8., 1983, S. 125; vgl. auch Augustinus, de fide et symbolo 7 (PL 40, 185) und
phische Satz bei Hegel: »Der philosophische Satz, weil er Satz ist, erweckt die Meinung des Thomas von Aquin, S. th. I, q. 8 a. 1 (36 f. Caramello).
gewöhnlichen Verhältnisses des Subjekts und Prädikats und des gewohnten Verhaltens des 194 Vgl. § 5.1.
Wissens. Dies Verhalten und die Meinung desselben zerstört sein philosophischer Inhalt; die 195 Vgl. Coreth, E., 1980, S. 134.
Meinung erfährt, daß es anders gemeint ist, als sie meinte, und diese Korrektion seiner Mei- 196 Vgl. ebd., S. 141.
nung nötigt das Wissen, auf den Satz zurückzukommen und ihn nun anders zu fassen.« (Hege!, 197 Vgl. ebd., S. 152 ff.
G. W. F., 1986, S. 60; vgl. dazu auch die absolute Metapher bei Blumenherg, H., 1960, S. 198 Vgl. ebd., S. 169.
150 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 151

Differentes ist deshalb aufgrund der formalen Identität durch das gemeinsame Sein Vater und Sohn in der Beziehung von Gewordenheit und Ungewordenheit. Alexander
beim anderen, ist zugleich aber aufgrund der realen Differenz als eigener Weise des von Alexandrien versucht dieses Problem dadurch zu lösen, daß er den Sohn als unge-
Seins bei sich selbst. Beides setzt aber als Bedingung der Möglichkeit die absolute Iden- worden-geworden (aycvVf)to)'EvY].;203) bezeichnet; es bleibt jedoch ungeklärt, wie dieser
tität voraus.1 99 Jedes Seiende vetwirklicht dasselbe Sein auf je eigene Weise, so daß Begriff zu denken ist. Athanasius hat, um diese Schwierigkeit zu umgehen, eine Diffe-
überall wesentliche Identität und wesentliche Differenz gedacht werden muß, d.h. eine renz zwischen )'Evvä<Jöm und YEvE<Jöm eingeführt, die schließlich auf dem Konzil von
Identität in der Differenz und eine Differenz in der Identität. Das analoge Verhältnis von Nicaea rezipiert wird. 204 Arius selbst leugnet die >Relation< von Vater und Sohn, wenn er
Seienden bedeutet dann, daß das eine mit dem anderen je anders identisch und anders schreibt: olX>e äf..ta t4> n:atQl tO dvm EXEL, cD.; nve.; A8you<Jl m
3tQo'; n 205. Wie ver-
different ist. Die Unterschiedenheit in der Gegenseitigkeit der Identität und Differenz ist steht allerdings Arius diesen Relationsbegriff des »m
3tQo'; n«?
selbst verschieden. 2oo
Die Formulierung m 3tQo,; n stammt von Aristoteles,W6 wonach Korrelativa zusam-
Dadurch scheint sich erneut die Problematik des Vater-Sohn-Verhältnisses zu stellen, men existieren sollen. Diese Ansicht findet Eingang in PhiloZ 07 und Origenes W8 und ist
wenn der Sohn bei Arius in der Differenz zum Vater diesem untergeordnet wird und für die Vater-Sohn-Beziehung ein theologischer Gemeinplatz in der damaligen Zeit. 209 G.
zugleich die Entstehung des Sohnes aus dem Nichts (durch den Willen des Vaters) die C. Stead scheint jedoch nur diese eine Stelle der Kategorienschrift des Aristoteles im
Herkünftigkeit des Sohnes vom Vater thematisiert. Damit würden zugleich die Begriffe Auge zu haben, wenn er den Relationsbegriff bei Arius bzw. dessen Negation unter-
o t}EO'; für den Vater und t}EO'; für den Sohn Identität und Differenz von Vater und Sohn sucht;210 bei Aristoteles heißt es nämlich in derselben Schrift wenig später, daß die Si-
explizieren. In der Differenz des Sohnes zum Vater als Nichts vom Vater wäre zugleich multaneität der Korrelativa zwar oft zuträfe, nicht jedoch immer: »olm E:n:l :n:aVtrov oc
die Geschöpflichkeit des Sohnes in der Differenz zur übrigen Schöpfung ausgedrückt, twv 3tQo,; TL aATjÖe.; bO%EI tO äf..ta tfl cpu<JEl Elvav tO yaQ E:n:L<JtlltOv tTi.; e3tL<Jtrl-
indem der Vater durch den Sohn schafft. Der Sohn ist Geschöpf, aber nicht wie eines der f..lll'; 3tQOtEQOV av öO!;ElEV Elvav w.; yCx.Q E-3tl tO 3tOAU 3tQoÜJraQX0vtrov twv 3tQay-
Geschöpfe: zwischen Sohn und Geschöpf besteht eine reale Differenz bei formaler Iden- ~trov ta.; E:n:L<Jtrlf..ta.; Aaf..lßcivOf..lEv· e3t' <>Al yrov yCx.Q Ti E:n:' OlX>EVO'; 1öOL n.; av äf..ta
tität des Geschöpfseins, wobei die Identität und Differenz zu 0 ÖEO.; je vom Sohn und tW e3tL<Jtllt4> t~v E:n:L<Jtrlf..lllV YLYVOf..l~V.« 211 Der Gegenstand des Wissens kann also
von der Schöpfung anders realisiert wird. Die formale Identität bei realer Differenz von früher sein als das Wissen selbst, das e3t[<JtlltOv früher als die E:n:L<Jtrlf..lll. Diese Ansicht,
Sohn qua %t[<Jf..la und Schöpfung setzt die absolute Identität des Einen voraus. Dadurch daß Korrelativa nicht immer simultan existieren müssen, ist allerdings nicht durchgängig
wird der Sohn dem Vater in der Herkünftigkeit vom Vater diesem untergeordnet. Die die Meinung in der Aristotelesrezeption. So vertritt sicher Porphyrius die Ansicht, daß al-
Differenz von Vater und Sohn muß deshalb weiter untersucht werden. le Korrelativa zugleich sind (äf..ta Elvm).212 Dies stimmt jedoch nicht für Aristoteles
selbst, d.h. die Interpretation G. C. Steads ist in diesem Falle zu einseitig, wenn er
schreibt: »correlatives must coexist«213. Platon betont sogar, daß Relationen und Korrela-
f) Die Differenz von Vater und Sohn tiva sich ändern können, ohne daß sich beide Pole der Relation ändem. 214 Faßt man aller-

Weil der Sohn aus dem Nichts bzw. dem Vater entstanden ist, und zwar durch dessen
Willen in einer vorzeitigen Zeit, wird bei Arius der Sohn als Sohn dem Vater als Vater 203 Bei Arius Urk. 1 (2,2 Opitz). Dies führt nach Arius entweder zu zwei ayevvrrta. einem gno-
untergeordnet. Trotz der möglichen bleibenden Identität, die durch das Schöpfersein stischen Emanatismus oder einer angeblich modalistischen Theologie des Sabellius (vgl. Urk. 6
Gottes ausgedrückt wird, indem der Vater als Schöpfer überall (und nirgends) ist (auf- [13, 12 Opitzl; Urk. 8 [16. 1 Opitzl für Eusebius von Nikomedien; vgl. dazu Gregg, R. C./
grund seiner Einheit), befinden sich Vater und Sohn in einer bleibenden Differenz - in Groh. D. E.. 1981. S. 81).
204 Vgl. dazu Stead. G. C., 1964. S. 22.
einer subordinativen Weise. 201 »Freilich schließt eine subordinative Differenzierung des
205 Urk. 6 (13. 11 f. Opitz).
Seienden vom Einen her den Gedanken einer Identität in der Differenz nicht aus.«202
206 Categ. 7 b 15 (22 Minio-Paluello); dazu auch Met. V, 15, 1020 b 26 ff. (108 ff. Jaeger). Für
Hier soll es um ein Bedenken der Differenz von Vater und Sohn gehen, wobei die Dif- den Bereich der VOT)ta betonen die Skeptiker. daß sie ihrem Wesen nach aufeinander bezogen
ferenz zweier Seiender als reale Differenz (bei formaler Identität) nur dann aussagbar ist, werden müssen (vgl. Sextus Empiricus. Pyrrhon. I 172 [96 Buryl und 177 [100 Buryl; vgl.
Mortley, R., 1986, S. 85).
wenn die Existenz beider Seienden vorausgesetzt wird. Die Redeweise von der Differenz
207 Vgl. op. mund. 20, 104 (im Rahmen einer kosmologischen Diskussion; 49, 5 ff. Cohn/Wend-
impliziert somit eine Relation zwischen Vater und Sohn. Da der Vater als einziger unge- land).
worden ist, der Sohn dagegen geworden, besteht für Arius die relationale Differenz von 208 Vgl. de princ. 1. 2, 10 (41. 11 ff. Koetschau).
209 Vgl. Tertullian. adv. Prax. 10 (98 f. Evans); Novatian. de Trin. XXXI 184 f. (196 ff. Weyer);
Origenes. de princ. 1. 2, 10 (41, 11 ff. Koetschau) und in Joh. 10. 37 (212, 16 ff. Preuschen);
199 Vgl. dazu auch Weissmahr. B .. 1985. S. 115--117. Dionysius von Alexandrien (Athanasius, de sent. Dion. 15 [57, 1 ff. Opitz)).
200 Vgl. ebd .. S. 122 f. Dadurch können die Probleme der Wesensmetaphysik vermieden werden, 210 Vgl. Stead, G. C., 1964. S. 28.
die sich etwa aus einer ersten und zweiten ouaLa im Sinne des Aristoteles ergeben, wie sie in 211 Categ. 7 b 22 ff. (22 Minio-Paluello).
der Scholastik rezipiert wurden (vgl. Weissmahr. B.. 1985. S. 97 ff.; zu Aristoteles vgl. Tu- 212 Porphyrius, in Arist. categ. comm. 119.4 ff. (Busse) und 120,23 ff. (Busse); vgl. auch Sirnpli-
gendhat, E.. 1988. S. 29 ff., 81 ff. und 144 ff.). kius, in Arist. categ. comm. 194.28 -195,30 (Kalbfleisch).
201 Vgl. § 6.2e. 213 Stead, G. C.. 1964. S. 28.
202 Beierwaltes. W.. 1980, S. 59. 214 Theaet. 155 a-c (42 Eigler).
2. Die Christologie 153
152 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

und Logos.222 Der Sohn kennt allerdings den Vater, wenn der Sohn der wahre Mittler der
dings die Relationen unter dem Begriff der <1Uf!ßEßTpt6ta 215 und sagt, daß es in Gott Relation des Menschen zum Vater ist. 223 Origenes glaubt, daß der Sohn sich nicht vom
keine <1Uf!ßeßTpt6ta gebe, dann müssen die Relationen in Gott substantiell, notwendig Vater in der OlJ<1t« unterscheide. 224 Wenn dies zutrifft, dann könnte diese Konzeption
und permanent sein. 216 Dies trifft z.B. auf Origenes zu, der sagte, daß es immer eine Welt des Origenes auf Arius eingewirkt haben, obwohl in der Frage der Ewigkeit des Sohnes
geben müsse, damit Gott immer Schöpfer sein könne. 217 Dagegen wendet jedoch Metho- und der Schöpfung wesentliche Unterschiede zwischen Origenes und Arius bestehen. 225
dius ein, daß in diesem Fall Gott von der Schöpfung abhängig sei, wenn man die Korre- Die Gedanken des Origenes könnten nämlich durch Dionysius von Alexandrien vermit-
lativa symmetrisch bestimme. 218 telt sein. Denn dieser lehrt, daß der Sohn nicht ewig sein 226 und der Vater ohne den Sohn
Dieser knappe Überblick über den Relationsbegriff im Hinblick auf die Differenz von und der Sohn ohne den Vater benannt werden könne 227 . Wenn Arius auf diesem Hinter-
Vater und Sohn kann durch eine genauere Interpretation der origenistischen Ansicht (un- grund gesehen wird, dann könnte er gerade in der Ablehnung der Konzeption des
ter Einbeziehung der Modifikationen durch Methodius) vertieft werden. Origenes glaubt Alexander von Alexandrien den Relationsbegriff verwerfen, indem er nicht zwei Seiende
daß die Diastase von Vater und Sohn dadurch zustande kommt, daß der Vater bzw. Go~ desselben Seinsranges in der Relation aussagt. Im Nennen des Sohnes muß nach Arius
die Quelle und der Ursprung von allem ist,219 während der Logos die göttlichen Ideen re- der Vater als Vater negiert werden, weil der Sohn nicht gleichewig mit dem Vater sein
präsentiere;220 deswegen sei der Logos vielfältig, Gott oder der Vater aber einfach. 221 kann.228 Die Negation darf hier allerdings nicht so verstanden werden, als ob dadurch
Durch den Unterschied von Einfachheit und Vielheit entstehe die Differenz von Vater
222 In Joh. 13, 34 (259. 14-23 Preuschen); nicht so stark betont: in Mt. 15, 10 (375, 20 - 376. 13
Klostermann), vgl. auch c. Cels. 5, 11 (12,9-11 Koetschau).
223 In Joh. I, 16 (20. 15-23 Preuschen); vgl. dazu auch Williarns, R., 1987, S. 140.
215 V gl. z.B. Hippolyt, Ref. VI 24, 2 (150, 27 - 151, 2 Wendland). 224 Origenes verwendet hier den Ausdruck ÖL€01:TjXEvat (in Joh. 2, 23 [80. 3 PreuschenD, wobei
216 Vgl. Stead, G. C., 1964, S. 29. dies nicht meint, daß die OUOla des Vaters mit der OUOla des Sohnes identisch sei; Origenes
217 Vgl. Origenes, de princ. 1,2,10 (42, 1 ff. Koeischau); 1,4,3-4 (64,17 - 66,14 Koetschau); 3, benutzt die Ausdrücke U:itOO'taOL<; und OUOla nahezu synonym. wobei nach R. P. C. Hanson
5,3 (272, 22 ff. Koetschau). ouola bei Origenes nicht Wesen oder Substanz bedeute (vgl. Hanson, R. P. C., 1987. S. 412).
218 De creatis III, 4 (495, 27 ff. Bonwetsch); vgl. Eusebius von Caesarea, DE IV 3, 5-6 (153, 4 ff. Dann aber stammt der Sohn nicht aus der OUOla des Vaters. OUota. U:itOOtaOL'; und U:itOX€t-
Heikel): Eusebius behauptet die Priorität des Vaters in seinem Willensakt, wobei Eusebius das f..UOvov bezeichnen bei Origenes individuelle Entitäten. so in Joh. 1,24 (29. 24 ff. Preuschen)
Relationsargument zurückweist. Zugleich ist für Eusebius von Caesarea zu bedenken. daß das und 2.23 (80. 3 ff. Preuschen): Logos und Vater sind zwei Hypostasen. Der Sohn unterscheidet
Zusammensein von Vater und Sohn nicht bedeuten kann, daß die Relationalität beider IMMER sich in der ouota vom Vater; Origenes leugnet explizit, daß der Sohn aus der OUOla des Va-
bestünde, wenn man die Definition des IMMER (aEL) bei Plotin zugrundelegt. Denn Eusebius ters ist (in Joh. 20, 18 [351, 5 ff. Preuschen]), womit er vielleicht sagen will, daß der Sohn den
schreibt: »Der Sohn existiert (Ultooti'jvm) wie ein Parfum (EUwÖtaV nva) und wie ein Strahl Vater nicht mindert. Zwei Stellen in Origenes scheinen dem allerdings zu widersprechen;
des Lichtes von des Vaters ungewordener Natur vor unendlicher Zeit (vor allen Äonen) und Comm. in Joh. Frg. 9 (219 Brooke) heißt es: 1:0 Ö€ W'; IlOVOytVou.; ltaQ<X =1:Qo,;, vociv
als er zur Existenz gelangte. hatte er ein >ewiges< Sein und eine Existenz zusammen mi; dem U:itOßciAAEL EX 'ti'j.; OUOla'; 'tOu lta'tQo,; €lvaL tOV uiov (Text nach Hanson, R. P. C .. 1987 a,
Vater (OUVELVaL xaL OU')'YEVO~OV aal«~ (DE V, I, 18 [213, 12-14 Heikel]). Das aa kann S. 201). D~es stammt jedoch von dem Katenisten, der diese Worte des Origenes überliefert, wie
in diesem Fall jedoch nicht das IMMER-SEIN implizieren, insofern von Vater und Sohn nur das U:itOßciAAEL beweist. Die Aussage des Origenes dürfte sein, daß der Sohn seinen Ursprung
dann gesprochen wird, wenn es um das Verhältnis beider im Hinblick auf die Inkarnation geht; direkt vom Vater hat und alles übrige vom Vater durch den Sohn hervorgebracht worden ist.
erst dann betrifft es die Koexistenz beider (vgl. ET I, 8, 66 [66, 12 ff. Klostermann]). Die Dif- Das Wort >ouOla< dürfte durch den Katenisten eingefügt sein. Die andere Stelle stammt aus
f~e~ zur Bestimmung der Ewigkeit bei Plotin ergibt sich gerade darin, daß die Ungleichzei- dem Römerkommentar des Origenes, und zwar in der Übersetzung des Rufinus (in Rom. 4.
tIg~eIt von Gott und der Existenz des Sohnes in einer Zeit vor der Zeit beschrieben wird (bei 10): »Nisi enim esset hic ex iIla veniens substantia, et illius Patris Filius, de quo dictum est.
~us). Vater und Sohn können nicht so verstanden werden. als ob sie zusammengesetzt wären, quia <<nemo bonus. nisi unus Deus Pater,» tantam utique erga nos bonitatem non potuisset
m~ofem dann der Sohn ~ls Zu-Fall oder Akzidenz gedacht würde (für den Zusammenhang von ostendere.« (PG 14. 998 AB) Rufinus hat wohl Nicaea im Blick, wenn er schreibt, daß der
ou~'tO)~, oUIlf3eßTjxo,; und ltaQaXOAOU{)Tj~ vgl. Beierwaltes, W .. 1981. S. 239 f.; vgl. Sohn aus der OUOla des Vaters stamme, um eventuell Origenes zu rehabilitieren (zum ganzen
Anstote?es, Met. 1093 b 17 l3.1? Jaeger); Zeit als Akzidenz von Akzidenzien bei Epikur und Fragenkomplex vgl. Hanson. R. P. C., 1987 a. S. 201 f.). In der Einleitung zu )de princ.<
den Stoike.m: vgl. Sextus Ernptrikus, adv. math. X, 224-226 und Plutarch. quaest. 8. 4, 1007 B schreibt Rufinus nämlich: »Hunc ergo etiam nos. licet non eloquentiae viribus. disciplinae ta-
[84 ChemlSs]). Wenn R. P. C. Hanson für Arius jedoch hervorhebt. daß die Partizipation des rnen regulis in quantum possumus sequimur, observantes scilicet ne ea, quae in libris Origenis
Sohnes am Vater {)EOEL, nicht GJUOEL gedacht werde (»his participation is accidental or adven- ase ipso discrepantia inveniuntur atque contraria. proferamus« (praef. 2 [4, 21-24 Koetschau]).
titio~ [xa~ EltLf3eßTjxo.;l not su~tantial ~xa{)' amok ders .. 1988, S. 69). geht er am Sinn Man muß also immer damit rechnen, daß Rufinus den TeX! des Origenes nicht wortgetreu wie-
der DlSkusslOn ~m ~as oUIlf3eßTjXO'; VorbeI. Denn bereits b,ei Aristoteles impliziert der Begriff dergibt (vgl. zu Rufinus auch Simonetti, M .. 1957, S. 5 ff.).
~s 0Ul:!ßEßTjxo,;. e~e ~ntgegensetz~ng. auch wenn das ELVaL xam oUIlf3eßTjXO'; eines OV 225 Vgl. auch die Diskussion um Methodius.
emern ELvm xa{) au'tO desselben ov entgegengesetzt ist (vgl. dazu Tugendhat, E., 1988, S. 226 Athanasius, de sent. Dion. 14. 4: oux a€t ~v 0 {)€o.; ltatllQ. oux ud ~v 0 uio.; (56, 27
49 f.? Dies ?,ifft bei Aristoteles auch bei dem gegenüber der Kategorienschrift neuen oUIlf3e- Opitz).
ßTjxo.;-Begnff von Anal. Post. (A 22, 83 a 24 ff. [143 RossD zu (vgl. dazu Tugendhat, E., 227 Ebd.. 16, 3: ltatEQU Af:ywV [ ... 1OUX OVOJ.UXSEL tÜV utov xat MALV ULOV Af:ywV oux ova-
1988, S. 52 ff.). J.UXSEL tov ltatEQU (58, 11 f. Opitz).
219 Vgl. de princ. I, 3,8 (61, 13-20 Klostermann). 228 Von der Seite der Logik her ist anzumerken, daß die Aussage ,,vater von ... « eine Relation be-
220 Vgl. in Joh. 1. 19 (23. 18-24 Preuschen); I, 25 (30. 33 - 31, 6 Preuschen); I, 34 (43, 16-33 schreibt, die zum einen asymmetrisch ist; eine asymmetrische Beziehung ist nämlich dann ge-
Preuschen). geben, wenn »ein Gegenstand nicht zu einem Ding in dieser Beziehung steht, falls das Ding zu
221 In Joh. I, 20 (24, 23 f. Preuschen).
154 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 155

schon jede Affirmation des Vaters oder Gottes ausgeschlossen wäre. 229 Die Leugnung g) Die Lehre vom Logos
des Relationsbegriffes durch Arius bedeutet also im Wesentlichen eine Negation der An-
sicht von Alexander von Alexandrien, weil dieser in seiner Trinitätslehre davon auszuge-
hen scheint, daß Korrelativa zusammen existieren müssen: immer war der Vater (Gott), Arius schreibt in seinem Brief an Kaiser Konstantin, daß der Sohn Logos sei, Gott Lo-
immer war der Sohn (acl. t'}co.; acl. uto.;). 230 Dies verträgt sich jedoch nicht mit der Chri- gos, der herabgekommen ist und Fleisch angenommen, gelitten hat und auferstanden
stologie des AriuS. 231 Für ihn ist der Sohn bzw. der Logos geworden. 232 Es gilt deshalb ist. 233 Nach den Zeugnissen bei Alexander von Alexandrien und Athanasius soll Arius
näher zu klären, was Arius, soweit es die Theologiegeschichte betrifft, unter dem Logos zwei Logoi gelehrt haben, den wahren Logos in Gott, aufgrund dessen der Logos in Jesus
verstanden hat. diesen Namen xamXQT]CJtlxw.; erhalte. Durch Teilhabe am Logos Gottes trägt der
zweite Logos diesen Namen. Der Logos in Christus sei durch den 1610<; Logos Gottes ge-
schaffen, durch den Gott das All und den >uneigentlichen< Logos in Christus geschaffen
habe. Dieser >uneigentliehe< Logos ist dem Sein Gottes fremd und von ihm geschie-
dem Gegenstand in dieser Beziehung steht« (Essler. W. K., 1969, S. 187). Formallogisch be- den. 234 Nimmt man an, daß die Äußerungen Alexanders von Alexandrien und des Atha-
deutet dies: »AQ[QEAsm <-> A x A y «X.y>EQ -> «y.x> E Q»]« Außerdem ist diese Bezie- nasius tatsächlich eine Diskussion um einen doppelten Logos in den arianischen Kontro-
hung intransitiv (vgl. Essler. W. K .. 1969. S. 189) und irreflexiv (vgl. ebd., S. 192; weiterhin S. versen widerspiegeln, so würde sich im Logos nochmaL~ das Problem der Identität und
1930. Dies trifft sich mit der Ansicht des Arius, daß ,Vater< eine Beziehung anzeigt, die Gott Differenz von Vater und Sohn darstellen. Die Uneigentlichkeit des Logos in Christus
zum Sohn hat, nicht ein Attribut, das Gott in sich selbst zukommt. Vater und Sohn ,>derive könnte sich dadurch ergeben, daß der Logos in Gott ungeworden und unveränderlich ist,
from empirical rather than theoretical notions of sonship« (Gregg, R. C./ Groh, D. E., 1981, so daß der Logos in Christus nur aufgrund der Teilhabe am göttlichen Logos gedacht
S. 84; auch dies wird von bei den sofort im adoptiven Sinn interpretiert; vgl. dazu § 6.2g).
wird. Eine genauere Fassung dessen, was unter Logos zu verstehen ist, soll im Folgenden
229 Vgl. dazu § 6.1b; § 6.2d sowie § 6.2e. Indem der Sohn negativ gegenüber dem Vater gesehen
wird, der Vater als Vater also die Negation des Sohnes als Sohn ist, ist der Vater, vom Sohn her
durch die theologische Tradition erbracht werden. 235
gesehen, die Negation der Negation, insofem der Sohn Negation des Vaters ist. Darin ist es
möglich, von Gott als der Affirmation oder auch der Einheit zu sprechen, insofem die Negation 233 Urk. 30 (64,7 ff. Opitz).
der Negation als duplex negatio affirmatio ist. Die negative Theologie kann nämlich, zumindest 234 Die Textbelege finden sich in einer Synopse des Materials bei R. Lorenz (vgl. ders .. 1979, S.
im Neo-Arianismus. davon sprechen. daß Gott in seiner Agennesie erkannt werden könne; es 40 ff.); es wird Bezug genommen auf Urk. 4 b (Athanasius [7]; vgl. § 4.2c), or. c. Ar. 1,5-6
ist aber nicht sicher, daß Arius dies ebenso in dieser Form gedacht hat. (PG 26, 21-24) und I, 9 (Athanasius); ep. ad episc. Aeg. et Lib. 12 (PG 25, 564 f.); de decr. 6.
230 Urk. 1 (2, 3 Opitz): Arius referiert hier die Ansicht des Alexander! 1-2 (5, 23 - 6, 30 Opitz) und de syn. 15 (Athanasius; 242 f. Opitz). Interessant ist jedoch die
231 Das Problem könnte auch darin bestehen, daß der Begriff IMMER kiEL) im Zusammenhang Ansicht des Asterius, daß es nur einen Logos Gottes gebe, aber viele AOYlXOL. eine Substanz
mit der Definition von aLruv steht. Aristoteles hat nämlich den Aion vom Immerseienden her und Natur der Weisheit, aber viele weise und gute Seiende (vgl. Frg. XI [ar. c. Ar. II 40; PG
abgeleitet, darunter aber die Dauer verstanden (vgl. Arist., de caelo 279 a 25-28: TO TOU Jtav- 26,232 AB]; vgl. auch Frg. XII [or. c. Ar. II 40; PG 26, 232 B]; dazu Hanson, R. P. C., 1988,
TO<; oUQavou TEAO<; xal. TO TOV mVTa XQovov =i. T~V cbtElQlav ltEQlEx,OV TEAO<; aLruv S.34).
EOtlV, alto tau aLci clvm ElAT]<pW<; t~v EJt(j)VUfllaV, a{lavaTo<; xai. {lEio<;; vgl. dazu auch 235 Es ist weiter zu beachten, daß Athanasius zeigen will, Arius glaube, daß der Sohn nur
Chrysipp, SVF II. 163 [47, 28-30 v. Arnim]). Einen Wandel erfährt dies bei Plotin, auch wenn gleichrangig mit allen anderen Geschöpfen gedacht werden könne, wenn er schreibt: ExElvo
er zunächst die etymologische Herleitung übernimmt (vgl. Enn. III 7, 4, 42 f.). Der atolv ist bei AOLltOV EXOUOlV irn:OAEllt0f1EVOV, Ö =1 EV aOf1aTLOl<; »AQElo<; xal. Ev TU i-autou 8aAlQ
ihm aber das zeitlos IMMER. IST und JETZT dürfen dabei nicht als punktuelle Momente von 00<; EJIaltoQWV flutlOAOyEi' ltoHoU; WAU >..6you; <> 6EO<;'. ltOIOV amwv aQCX AEyOflEV
Ewigkeit begriffen werden, sondern als Strukturprinzip. Nach Plotin werde der zeitlose Sinn T]f1EI<; ulOV =1 AOYOV flovOyevfj taU JtaTQO<;; (de decr. 16, 3 [13, 28 ff. Opitz]; vgl. dazu
von Ewigkeit dem Denken in Zeit einsichtig, wenn zum IST das IMMER hinzugesetzt ist (Enn. auch or. c. Ar. III 2 [PG 26,325] und II 36 [PG 26, 224]; vgl. Stead, G. C., 1985, S. 154; Stead
III 7,6,29; vgl. IV 7,9, 17-19; dazu Beierwaltes, W., 1981, S. 205). Wenn das IMMER im weist die Parallelen bei Origenes zurück, die R. Lorenz [vgl. ders., 1983, S. 25] angibt [vgl.
Sinne Plotins verstanden wird, dann bedeutet es zugleich, daß der aLruv im Sinne von Ewigkeit Stead, G. C., 1985, S. 155]). Als erstes Ergebnis seiner Untersuchung schreibt G. C. Stead:
gedacht werden müßte. Die Untersuchung zu aLruv bei Arius hat jedoch ergeben (vgl. § 6.2b), »None of these passages [i.e. of Origen, quoted by Lorenz; Hervorhebung nicht original; T.B.]
daß weder die aristotelische Bestimmung im Sinne der Dauer noch die des Plotin als Ewigkeit makes it seem very natural that Arius should have used a phrase about words spoken by God as
den Inhalt von aLruv bei Arius trifft, sondern daß darunter wie beim hebräischen 0" i ~ eine a reference to heavenly powers« (Stead, G. C., 1985. S. 156). Vielmehr besagt der Text von
lange Zeit vor der Zeit gemeint ist (die Ungleichzeitigkeit zweier Zeit begriffe wurde in § 6.2b Athanasius (de decr. 16, 3 [13, 28 ff. Opitz]) , daß der Terminus AOYO<; nicht ausreichend ist,
und § 5.3 behandelt). Wenn also Alexander von Alexandrien Vater und Sohn jeweils als aEl um den göttlichen Logos zu identifizieren, da Gott viele Worte spricht (vgl. dazu auch Orige-
denkt, verstößt er in den Augen des Arius gegen den biblischen Begriff von aLruv. Wirkungs- nes, in Joh. 1,23 [28, 7 ff. Preuschen]). Dies ist eher gegen MarkeIl von Ankyra gerichtet, der
geschichtlich wird der Wandel des Verständnisses von aLruv von Aristoteles zu Plotin als Her- betont, daß vor der Inkarnation Gottes der Logos nur Logos war und nichts anderes (vgl. Frg.
meneutikum der altElQLa von Ewigkeit aufgenommen (Proklus, Simplikius, Damascius, Jo- 42 [192, 7 ff. Klostermann]; 43 [192. 17 ff. Klostermann]; 48 [193, 23 ff. Klostermann]; 49
hannes von Skythopolis: Nachweise bei Beierwaltes, W., 1981, S. 190). Andererseits wirkt der [193, 27 ff. Klostermann] und 91 [204, 32 ff. Klostermann]; dagegen Eusebius von Caesarea,
Gedanke nach, daß Ewiges nicht in Zeit zeitlos ausgesagt werden könne (bei Johannes Philopo- ET II 10 [111, 17 ff. Klostermann]; II 14 [115,10-118,19 Klostermann] und c. Mare. I 1,16
nus: vgl. Beierwaltes, W., 1981, S. 205); Ewiges wird deshalb zeithaft und Zeithaftes ewig aus- [4,19 ff. Klostermann]; vgl. Stead, G. c., 1985, S. 157). Dies gilt bei Markell aber nicht nur für
gesagt. Dies führt zu dem Gedanken, daß es ein zeitliches und ein ewiges IMMER gebe (Pro- die Existenzweise des Logos I'or der Inkarnation, sondern auch in ihr, da Gott und Logos hei
klus, in Tim. I [238, 9 Diehl]; Simplikius, in de cael. I 3 [95, 21 Heiberg]; vgl. dazu Beierwal- Schöpfung und Inkarnation ungetrennt eine einzige. göttliche ö{rvafll<; bilden; die Sonderung
tes, W., 1981, S. 205). Vgl. auch Anrn. 218. des Logos geschehe lediglich EVEQYELQ (vgl. dazu Hübner, R. M., 1985, S. 181 f. uno Grill-
232 V gl. § 6.2a. meier, A .. 1979. S. 418 ff.). Dies hängt bei MarkeIl von Ankyra sicher auch mit seiner Dcfini-
§ 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 157

Für die Apologeten kann der Einfluß des kaiserzeitlichen Platonismus nachgewiesen Gottes seine eigene Subsistenz,245 die Ideen als Gedanken Gottes. 246 Diese Ansicht wird
werden,236 so z.B. für Justin, bei dem eine Aussage des Timaios 237 auf den Logos über-
in gleicher Weise auch von Philo von Alexandrien vertreten. 247 Darauf soll hier genauer
tragen wurde: 238 der Logos ist die öUVai-!l~ nach dem ersten Gott, die der Weltseele bei eingegangen werden.
Attikus entspricht. 239 Als ewige göttliche Dynamis kann der Logos sich selbst seine irdi-
sche Existenz aus der Jungfrau zeugen. 240 Insofern der Logos ununterbrochen wirksam Nach H. A. Wolfson248 soll Philo beim Logos folgende Unterscheidung eingeführt ha-
ist (als Offenbarungstätigkeit), wird nach Justin die gesamte Menschheitsgeschichte zu ben: der Logos sei zum einen eine Qualität des göttlichen Wesens, zum anderen sei er
einem planvollen Gefüge: Christus als VOi-!o,; des Menschengeschlechtes. 24l Tatian auf durch einen Akt des göttlichen Willens geschaffen. Der Logos ist zwar der Erstgeborene
der anderen Seite lehrt, daß durch den Logos das All geordnet werde (ötaxoaf-WLv);242 der Geschöpfe,249 distinkt vom ungewordenen Gott, aber H. A. Wolfson kann für den
dies gilt in gleicher Weise für Athenagoras, bei dem der Logos das All ordnet und aus zweiten Aspekt seiner Unterscheidung (Akt eines göttlichen Willens) in den Texten Phi-
dem Bereich des VOT]tov stammt. 243 Der Sohn ist voü.; und Logos des Vaters. 244 Ein los wenig Evidenz finden. 25o Philo spricht vielmehr davon, daß Gott die Ideen, den voT]-
zweiter Aspekt der Logoslehre der Apologeten besteht in der Ansicht, daß der Logos to.; xoai-!o,;, den Kosmos als Abbild geschaffen habe,251 der der Logos sei. 252 Das Motiv
Träger der Ideen ist: Gott ist AO)'IXO'; seit Ewigkeit, der Logos erhält durch den Willen für die Schöpfung ist Gottes freier Wille, indem Gott den Inhalt seiner göttlichen Ver-
nunft freisetze. 253 Der immanente Logos führt zur Aktualisation des vielfältigen Alls.
Dieser Logos wird bei Philo zudem im Rahmen alexandrinisch-jüdischer Mythologie
tion des Bildbegriffes zusammen. indem er zum Urbild eine Differenz sieht; nach MarkeIl sei
die Position des Asterius deswegen falsch. weil er das Wort als Bild bezeichnet, insofern dann
das Wort eine distinkte Hypostase wäre (dies trifft besonders auf die Interpretation von Koll,
15 zu; vg!. dazu Lienhard, J. T .. 1989, S. 11 f., ders., 1989 a, S. 185 ff. und Cantalamessa. R., 245 Vgl. Justin, Dial. 61, 1 (212, 17 Otto); Tatian. or. 5, 1 (5,20 ff. Schwartz); Athenagoras, Apo!.
1980, S. 181 ff. und 345 ff.). R. C. Gregg und D. E. Groh beziehen sich mehrfach auf die oben 10 (127, 27 ff. Geffken); Theophilus, ad Auto!. 2, 22 (62 Grant).
zitierte Stelle von Athanasius (de decr. 16, 3 [13, 28 ff. Opitz); vg!. z.B. dies., 1981, S. 56, im- 246 Vgl. dazu Theiler, W., 1930, S. 15 ff. und auch Origenes, in Joh. I, 19 (23, 22 ff. Preuschen).
plizit auch S. 26 und 50}. Gott spricht viele Logoi, unter denen der Logos (der Sohn) einzuord- 247 Vgl. op. mund. 20 (6, 9 f. Cohn/Wendland); 24 (7, 11 ff. CohnlWendland); 12 0, 16
nen ist: »the central point in the Arian system is that Christ gains and holds his sonship in the Cohn/Wendland): die Ewigkeit des VOTJtov; 25 (8, 3 f. Cohn/Wendland): der VOTJTO'; xOCJ~o,;
same way as other creatures« (vg!. ebd .. S. 50; vg!. auch die Überschrift zu diesem Kapitel bei ist der göttliche Logos.
R. C. Gregg und D. E. Groh: one of many brothers; daß dies nicht die Gleichheit des Sohnes 248 Vgl. Wolfson, H. A .. 1956, S. 582 und 1968, Vol. I, S. 231 ff. und 247 ff.
mit allen Geschöpfen bedeuten muß, beweist eine Stelle bei Origenes [in Mt. Comm. Sero 73; 249 Vgl. agr. 12,51006,1 f. Cohn/Wendland); conf. 28, 146 (257,3 Cohn/Wendland); leg. all. III
PG 13, 1718 B): >in gewissem Sinne sind all jene, die an Christus glauben, Brüder Christi<; 175 (151, 31 f. Cohn/Wendland); imm. 6, 31 (63,6 ff. Cohn/Wendland), sornn. I 37, 215 (251,
dies bedeutet bei Origenes sicher nicht, daß Christus auf der Ebene einer adoptiven Christolo- 13 f. Cohn/Wendland); heres 42,206 (47, 7 f. CohnlWendland).
gie gedacht wird; vg!. dazu Mortley, R., 1986 a, S. 83). Weil Gon viele Worte spreche (nach 250 Vgl. dazu besonders Williarns, R., 1987, S. 117.
Athanasius' Interpretation der arianischen Lehre!), gebe es im Sinne von R. C. Gregg und D. E. 251 Opif. 4, 16 (5, 2 ff. Cohn/Wendland). Hier ist weiter zu bedenken, daß Philo sicher die Verbin-
Groh auch viele Söhne (vgl. dies., 1981, S. 56). Daraus folgt bei ihnen, daß Christus einer unter dung der platonischen Ideen mit den MYOL CJltEQ~nXoL der Stoiker geleistet hat: die Ideen
vielen Brüdern ist; dies gibt aber m.E. de decr. 16 nicht her; andererseits hat G. C. Stead ge- werden als Inhalt des göttlichen Logos oder Geistes begriffen (vgl. de opif. 5, 20 ff. [6 f. Cohn!
zeigt, daß dieser Text nicht für die Rekonstruktion der arianischen Lehre verwendet werden Wendland]); zu vergleichen ist hier die Lehre der Stoiker, daß einzelne Logoi im obersten Lo-
kann. Dann folgt aber auch nicht wie bei Gregg/Groh, daß die Partizipation im Sinne des Arius gos enthalten sind (vgl. z.B. Stobaeus, Ecl. I 2,29 [16, 17 ff. Meinecke]). Ob diese Gleichset-
als »fidelity and obedience« (vg!. dies., 1981, S. 57), als ethischer Bezug zu Gott, dem Schöp- zung der Ideen mit den Aoym CJltEg~unxoL neupythagoreischen Ursprungs oder in der Aristo-
fer, interpretiert werden muß (vg!. weitergehend ebd., S. 60 ff. und 102 ff.; so auch Lyman, R., telesrezeption des Alkinous zu suchen ist, braucht hier nicht diskutiert zu werden (vg!. dazu
1989, S. 493 ff.).
Rich, A. N. M., 1981, S. 202). Den Anlaß der Identifikation der Ideen mit den Gedanken bietet
236 Vgl. Andresen, C., 1952/53, S. 157 ff. und Ricken, F., 1969, S. 326. eine Stelle im platonischen Parmenides (132 B [214 Eigler]); dort heißt es, daß die Idee ein Ge-
237 Tim 36 b (48/50 Eigler) und 34 b (46 Eigled.
danke sei, der nur in der Seele vorhanden ist. Obwohl Platon selbst diese Sichtweise zurück-
238 Vgl. Apo!. I 60, 1 (66, 3 ff. Pfättisch).
weist, vertritt jedoch ein Zeitgenosse Platons, nämlich Alkimus (vgl. dazu Rich, A. N. M.,
239 Vgl. Attikus, Frg. 8 (66 f. des Places).
1981, S. 203), die Ansicht, Platon habe gelehrt, daß jede der Ideen ewig und ein Gedanke sei
240 V gl. Apo!. I 33, 1 ff. (35, 21 ff. Pfänisch). Die Nähe des Justin zur Stoa wird von R. M. Price (vgl. Diogenes Laertius III 13 [126, 19 f. Long); ähnlich auch Justin, Cohort. VII [38/40 Otto)
zu Recht angezweifelt, und zwar in gleicher Weise, wie enge Verbindungen zu Platonikern im und Alexander von Aphrodisias, in Arist. Met. 991 a 23 [102,9 -103. 2 Hayduck]).
Hinblick auf die Konzeption des Logos (vgl. ders., 1988, S. 20); eher scheint eine Nähe zu den 252 Opif. 6, 24 (7, 11 ff. Cohn/Wendland). Der Logos wird hier also nicht mehr nur als Rede und
Pseudo-Clementinischen Homilien (XVII 18 [239, 6 ff. Rehm/PaschkeD vorzuliegen, die als Vernunft verstanden, sondern als eigenständige Hypostase. Gottes Logos ist dessen Tat (vgl.
gänzlich ungriechisch eingestuft werden (vgl. Price, R. M., 1988, S. 20). sacr. Abel. et Cain. 65 [229, 2 Cohn/Wendland]). Dabei denkt Philo den Logos als Ordnungs-
241 Vgl. Apol. I 40, 5 ff. (42, 20 ff. Pfänisch); 39, 1 (41, 8 ff. Pfättisch) und Dia!. 11-25 (40, prinzip der Welt, entsprechend der Weltseele des platonischen Timaios (vgl. Tim. 29-30 B
4 - 88,9 ff. Otto); dazu Grillmeier, A., 1979, S. 203 und Danielou, J., 1961, S. 317 ff.; weiter- [34-38 Eigler]). Dieser Logos kann in sich nicht benannt werden (vg!. sacr. Abe!. et Cain. 65
führend Holte, R., 1958, S. 144 L; Waszink, J. H., 1964, S. 380 ff. und Lilla, S. R. c., 1971, S. [229, 3 f. Cohn/Wendland]). Die Rolle des Logos als Prinzip der Welt-Ordnung wird bei Philo
21 ff. Dieser Gedanke wird im § 6.2h weiterverfolgt. durch den Begriff AOYOw ausgedrückt (klassisch nicht belegt!; vgl. auch Plotin, Enn. ur 2, 16,
242 Or. 4-5 (5, 5 ff. Schwartz); weiterführend dazu Grillmeier, A., 1979, S. 228 und Elze, M., 20 f. [für die Wirkung auf die Realität): 01,; )'OUv EaV ~~ ruxgU XUI. ~CJxn OltWCJOüv
1960, S. 70 ff.
OllODV, Ei>fJi.>;; AEAoywmt, toüto M fCJn ~f~6g<pwmt, ... [vg!. Mortley, R.. 1986, S.
243 AJX)!. 10 (127, 17 ff. Geffken). 40-45]).
244 Apo!. 10 (127,22 ff. Geffkenl. 253 Opif. 5. 20 (6,8 ff. CohnlWendland).
15H § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

umschrieben, nämlich als Erzengel, Priester, Prophet oder Hyparch. 254 Der Logos ist der
Ursprung der existierenden Dinge, eine aJtEQiJaTLx~ ouala,255 die von Gott nicht trenn-
bar ist. Da der Logos weder ungeworden noch geworden ist,256 befindet er sich in der
Mitte: 257 er ist der Schatten Gottes. 258 Das Selbstwissen des Logos ist der Ausgang: 259 es
r
1
2. Die Christologie

den durch den Willen (th§AEj.la) des Vaters. 271 Es besteht ein Unterschied zwischen dem
Wissen bzw. Sehen des Logos oder Gottes: 272 der Logos repräsentiert nämlich den Be-
reich des Intellegiblen. 273 Indem das Intellegible als Denkendes und Gedachtes Vielheit
in Einheit sein muß,274 ist der Logos zugleich Monas. 275 Wenn der Vater aber größer ist
159

handelt sich bei diesem Selbstwissen jedoch nicht um das Wissen der Substanz der Seele, als der Sohn, so ist er auch größer als die Einheit, insofern der Logos Einheit (in Vielheit)
sondern es ist das Wissen um das Nichts der kontingenten Existenz. 26o Wir wissen von repräsentiert. 276 Wenn der Logos aber zugleich EtxwV des Vaters ist, dann existiert der
Gott nur aufgrund seiner öuvaj.lEl,,;:261 nur Gott weiß seine eigene 'PUGl,,;,262 nämlich daß Vater nicht in einer absoluten Diskontinuität: Logos und Gott bilden eine Einheit,277 ob-
er der Seiende (0 wv) ist. 263 Dadurch wird aber nicht positiv ausgedrückt, was es ist, Gott wohl der Vater jenseits der Monas ist. 278
zu sein. 264 Aus Philo läßt sich jedenfalls eine Lehre zweier Logoi nicht entwickeln; dies
gilt auch unabhängig davon, ob Arius einen doppelten Logos gelehrt hat oder nicht. In den excerpta ex Theodot0279 schreibt Clemens, daß der Retter das Kind des Logos
Worin Philo und Arius übereinkommen, ist das Interesse beider, die göttliche Freiheit sei,28o so daß der immanente Logos und der Logos, der am Anfang personalisiert worden
sei, unterschieden werden müßten. C. Duckworth und E. Osborn 281 verbinden diese
herauszustellen, den Logos als Mittler von Gottes Gaben anzusetzen und eventuell die
Stelle mit den Hypotyposeis, wo es heißt, daß der Sohn und der Heilige Geist erste
apophatische Art und Weise, über den Logos zu sprechen, die Differenzierung zwischen
Mächte seien, als erste geschaffen, unwandelbar, für sich selbst existierend. 282 Daraus
dem Wissen um Gottes Gaben und Gott in seinem Wesen. Die direkte Relation, die H. A.
leiten sie eine Lehre zweier Logoi ab. 28} Clemens polemisiert hier gegen die Valentinia-
Wolfson zwischen Arius und Philo aufzustellen versucht, läßt sich in dieser Form sicher
nicht beweisen. 265 Der Einfluß Philos auf Arius sollte in der Logoslehre eher zurückhal- ner, die nicht eine reale Distinktion des Sohnes, wie er im Himmel subsistiert, und des
Sohnes unterscheiden, der sich auf die Kreation bezieht. 284 Der Logos EV taUTOtll TL
tend bestimmt werden.
Neben diesen Denkansätzen, die von Seiten der Apologeten und Philos von Alexan-
drien gegeben sind, können Parallelen in der alexandrinischen und antiochenischen 269 Strom. VII 2,7.4 f. (7.9-11; 7. 20-22 Stählin/FrüchteI).
270 Strom. VII 2, 9, 2 (8, 17 Stählin/FrüchteJ).
Theologie gesucht werden, wobei die Differenz zwischen Alexandrien und Antiochien
271 Strom. VII 2, 9, 3 (8, 18 Stählin/FrüchteJ).
zunächst eher örtlich als sachlich zu verstehen ist. 266 Für die alexandrinische Theologie
272 Die Inkarnation ist in der Sicht des Clemens von Alexandrien der Schritt des Sohnes in die
können die Hauptvertreter Clemens von Alexandrien, Origenes und Dionysius von Sichtbarkeit (vgl. Strom. V 6, 39, 2 [353, 7 Stählin/FrüchteJ] und V 3, 16, 5 [336, 13 f. Stäh-
Alexandrien herangezogen werden. lin/FrüchteJ)) .
273 Strom. V 3, 16, 1-5 (336,1-14 Stählin/FrüchteJ).
Für Clemens von Alexandrien kann nur der Logos Gott offenbaren,267 d.h. von Gott
274 Dies ergibt sich daraus, daß im Denken der Denkende vom Gedachten unterschieden werden
her gesehen, west die Selbst-offenbarung Gottes im Logos oder geschieht durch den Lo-
muß, so daß keine absolute, relationslose Identität gedacht werden kann. Insofern aber der
gOS.268 Dieser Logos ist öuvaW"; und EVf{!'YELa des Vaters,269 Hoherpriester,270 entstan- Denkende im Denken nur immer Gedachtes denken kann, ist das Denkende zugleich immer im
Gedachten realisiert, obwohl dieses Gedachte vorn Denkenden im Denken als different gedacht
werden muß. Es handelt sich um eine Differenz mder Identität (vgl. dazu ausführlich § 6.2e).
254 Vgl. dazu heres 42.205-206 (47. 1 ff. Cohn!Wendland); cher. 5, 16-17 (173, 23 ff. Cohn/ 275 Strom. V 14, 93, 4 f. (387, 21 - 388, 4 Stählin/Früchtell.
Wendland); somn. I 41, 241 (256. 6 ff. Cohn/Wendland); zum ganzen Komplex der jüdischen 276 Vgl. Paid. I 71, 1 (BI, 18 f. Stählin).
Mythologie vgl. Sandmel, S., 1979, S. 84 ff. 277 Paid. I 62, 4 (127, 5 f. Stählin).
255 vgl. Williams, R., 1987, S. 120 ff. 278 Strom. V 11, 71, 2-5 (374,4-20 Stählin/FrüchteJ).
256 Heres 42,206 (47, 7 f. Cohn!Wendland). 279 Exc. ex. Theod. 19 (J 12 f. Stählin).
257 Somn. I 11, 65-66 (219, 4 ff. Cohn!Wendland). 280 Ebd., 19,2 (112, 30 f. Stählin).
258 Leg. all. III 31, 96 (134, 18 Cohn!Wendland); 33, 100 (135, 17 ff. Cohn!Wendland). 281 Vgl. Duckworth, C. und Osborn, E., 1985, S. 77 ff.
259 Somn. I 10, 60 (218, 3 f. Cohn!Wendland). 282 Bei Photius bibI. 109 (in: Clemens, Frg. 23 [202 Stählinl.
260 Vgl. mut. 2, 8 (157, 18 ff. Cohn!Wendland). 283 Vorher schon Stead, G. C.. 1964, S. 22. Ähnlich ist der Versuch von R. Mortley einzustufen,
261 Spec. leg. 1,47 (12, 3 ff. Cohn!Wendland); imm. 12, 62 (70, 17 f. Cohn/Wendland); 17, 78-81 der die Lehre der ÖlOOOL A6ym bei Clemens von Alexandrien (vgl. Frg. 23 [202 Stählin]), also
(73,22 -74,22 Cohn/Wendland). den Unterschied von väterlichem und immanentem Logos, aus Aristoteles ableitet und daraus
262 Leg. all. III 73, 206 (159, 9 f. Cohn!Wendland). einen Einfluß auf den Arianismus postuliert (vgl. Mortley, R., 1986, S. 28 f.). Aristoteles
263 Abr. 24, 120-123 (28, 1 ff. Cohn/Wendland); mut. 2, 11-17 (158, 7 - 160, 3 Cohn/Wendland). schreibt zwar, daß der rationale Teil des Menschen zweifach sei (vgl. EN 1098a4 [11, 5
264 Gott als der Seiende oder das Seiende wurde bereits in dem Kapitel über die Einheit Gottes be- Bywaterl oder 1103a2 [23, 4 Bywaterl: Ta J.oyov EXOV als ÖVrtov; vgl. dazu Mortley, R.,
handelt (vgl. § 6.1a); zu dem gan7.en Kapitel über die Logoslehre des Philo vgl. Williams, R., 1986, S. 28), aber es müßte hier im Vergleich mit Clemens von Alexandrien stärker die Unter-
1987, S. 118 ff. schiedenheit der aristotelischen Sicht des Menschen als Zwiefachheit der Rationalität und der
265 Vgl. dazu Williams, R., 1987, S. 122 und Kannengiesser, c., 1982, S. 28 (im Anschluß an eine trinitarischen Sicht der ÖlOOOL Aoym gesehen werden. Überhaupt scheint R. Mortley sehr stark
Besprechung der Interpretation des Arius durch Lorenz, R., 1979, S. 101 ff.); zu Philo vgl. von logischen und epistemologischen Überlegungen geleitet, so daß z.B. im Bereich neuplato-
auch Stead, G. C., 1990, S. 104-108. nischer Philosophie starkes Gewicht auf Dexippus, Syrianus, Alexander von Aphrodisias und
266 Gegen Newman, J. H., 1876, S. 1 ff. Proklus gelegt wird, Iamblich aber fast völlig vernachlässigt wird (vgl. dazu Louth. A., 1988 a,
267 Strom. V 12,81,3 (380, 10-12 Stählin/FrüchteI); V 12, 82, 4 (381, 7 f. Stählin/FrüchteJ). S. 261 f.).
268 Strom. VI 18,166,3 (517, 22 f. Stählin/FrüchtelL 284 Exc. ex Theod. 7 (J08, 1-14 Stählin).
160 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund
2. Die Christologie 161

bleibt bei Gott, ein Gott mit dem Vater;285 er ist das Licht der ewigen ÖUVGtj-u; des Va-
Geist mit der ihm eigenen OUOla.303 Vater und Sohn können, wie oben bereits näher aus-
ters, ewiger Sohn. 286 Er muß identisch mit dem Logos gedacht werden, der sich inkamie-
geführt,304 bei Origenes nicht oj.!oouow<; sein.305 Er unterscheidet weiterhin zwischen
ren mußte. 287 Gott als Logos bringt etwas hervor, schafft. 288 Der Logos zeugt sich aber
dem Logos und dem Sohn,306 die aber in der Heilsökonomie nicht trennbar seien. Wir
selbst, ohne daß er dadurch ein doppelter wird. 289 Der Sohn als Inkamierter ist das
Menschen werden >Christoi< durch die angenommene Seele Christi,307 wie wir AO)'lXO<;
Antlitz des Vaters, weil er schon von Ewigkeit her das Bild des unsichtbaren Gottes
und {}co<; im Logos werden. 308 Der Sohn ist VOT]to<; und XtlOj.!a, 309 wobei Origenes hier
ist. 29o Clemens betont die Kontinuität zwischen Vater und Sohn stärker als die Valenti-
zwischen ltolElv für den Sohn und ltAaOOElV für alles andere unterscheidet.3 1o Die
nianer. Das Wort als Monas ist das Werk Gottes. Gott präsentiert sich dem Menschen in
Ewigkeit des Sohnes ist distinkt von der des Vaters. 311 Für Arius ist demgegenüber der
intellegibler Weise, d.h. es besteht eine Differenz zwischen dem Logos und Gott als sol-
Sohn zu einem gewissen Zeitpun1-1 geschaffen, und zwar für die Schöpfung außerhalb
chem. Alle Formen der Erscheinung des Logos sind Manifestationen des Logos, akzi-
des Vaters,312 während Origenes eine subordinative Struktur innerhalb der Gottheit an-
dentell zu dessen realem Leben, insofern er Gott und mit diesem identisch ist. Wenn al-
nimmt. Auch im Falle des Origenes kann nicht von einem direkten Einfluß auf Arius in
lerdings der Logos die Repräsentanz des Intellegiblen ist, zugleich Gott-Vater und Logos
der Logoslehre gesprochen werden.
identisch und different gedacht werden müssen, dann ist Gottes Wesen zum Teil wißbar
(durch den Logos), zum Teil nicht wißbar (Gott als solcher).291 Dies steht jedoch in Anders als Clemens von Alexandrien und Origenes lehrt Dionysius von Alexandrien,
scharfem Kontrast zu Arius, der sich gegen eine xawATl'jn<; der göttlichen Substanz daß der Logos der Menschen eine altoggoux des Geistes sei, die den Logos im Herzen
wehrt. 292 Richtig ist, daß sowohl Arius als auch Clemens von Alexandrien die Freiheit nicht vermindere. 313 Das Wort ist Weisheit und Wahrheit, Gott selbst aber jenseits von
Gottes in seinem Willen herausstellen; dies genügt jedoch nicht, um eine engere Verbin- beidem. 314 Dionysius kommt dabei den Apologeten mit der Unterscheidung von imma-
dung dieser beiden Theologen zu postulieren. Eher ist an Parallelen zwischen Clemens nentem und veräußertem Logos sehr nahe.3 15 Wenn allerdings Dionysius von Alexan-
und der Thalia zu denken, worauf R. Williams und R. Lorenz aufmerksam gemacht ha- drien von alta{,yaoj.!a und Ultoggoux spricht, von der Analogie zum mentalen Akt
ben. 293 (Geist und Rede) und der Korrelativität von Vater und Sohn, befindet er sich in der Nähe
zu Origenes. Die origenistische Lehre der ewigen Korrelativität und der Emanation fehlt
Bei Origenes ist der Logos eine distinkte UltOOEOU;, ultoota<Jl<; oder ein UltOXElj.!E-
allerdings in der Theologie des Dionysius von Alexandrien, der auch der Lehre des Ori-
VOV,294 d.h. eine real individuelle Subsistenz,295 wobei eine Differenz besteht zwischen
genes über die präexistenten Seelen kritisch gegenübersteht. 316 Die Verwandtschaft der
xaO' UltOOtWJlV und xat' SltlVOlav.296 Die ExlVOUU sind Funktionen des Sohnes und
Gedanken mit Origenes macht es unwahrscheinlich, daß Dionysius von Alexandrien dem
des Logos, d.h. Stru1-1uren des Wissens. 297 Bei diesen Sltl vouu unterscheidet Origenes
Arius in der Logoslehre wesentliche Elemente vermittelt hat.
zwischen solchen, die zum Logos selbst gehören und in Beziehung zu Gott stehen, und
solchen, die der Logos in und für die Relation zu den Menschen besitzt: 298 diese Unter- Neben der alexandrinischen Theologie könnte auch die antiochenische den Arius be-
scheidung findet sich bei Arius nicht. Für Origenes sind Vater und Sohn zwei Hyposta- einflußt haben. A. v. Hamack hat - wie oben dargestellt 317 - im Rahmen seiner Helle-
sen oder zwei ltga)'j.!ata,299 aber eins in der oUj.!<pwv[a und identisch im Willen. 300 Dies nisierungsthese Arius in die Nähe zu Paulus von Samosata gerückt. Dieser soll gelehrt
ist bei Origenes gegen die gerichtet, die aufgrund der Ex!' VOlm von einer Hypostase von
Vater und Sohn sprechen.3 01 Vater, Sohn und Geist sind drei Hypostasen,302 der Heilige

303 In Joh. 2, 10 (65, 8 f. Preuschen).


285 Ebd., 8 (108, 20-22 Stählin).
304 Vgl. § 6.2f.
286 Ebd., 4 006,17-21 Stählin).
287 Ebd., 19 (112, 29 Cf. Stählin). 305 Vgl. dazu nochmals Hanson, R. P. C., 1972, S. 293 ff.; Simonetti, M., 1965, S. 125, Anm. 76;
288 Ebd., 19 013,1-7 Stählin); 20 (113,15-17 Stählin). gegen Stead, G. C., 1977, S. 21 ~ ff.
289 Clemens bezieht hier Lk I, 35 auf den Logos; vgl. dazu Grillmeicr, A., 1979, S. 262. 306 Vgl. de princ. 2, 6, bes. 3-6041,25 -146,9 Koetschau); c. Cels. VI 68 038, 11-17 Koet-
290 Vgl. Strom. V 4, 38, 7 (352, 17 ff. Stählin/Früchte]) sowie Strom. V 4, 34, 1 (348, 9 ff. Stählin/ schau).
307 C. Cels. VI 79 (151, 10 ff. Koetschau).
Früchte]) und Paid. 157,2023,33 ff. Stählin); vgl. auch LiIla, S. R. c., 1971, S. 199 ff.
308 Vgl. Williams, R., 1987, S. 146.
291 Die Ausführungen über Clemens stützen sich im Wesentlichen auf Williams, R., 1987, S.
309 In Joh. 134 (43,25 ff. Preuschen) und de princ. 4, 4, 1 (349, 11 ff. Koetschau); vgl. Sirnonetti,
125 ff.
M., 1965, S. 23 f.
292 vgl. Urk. 6 02, 10-12 Opitz).
310 In Joh. 20, 22 (354, 1 ff. Preuschen).
293 Vgl. Williams, R., 1985, S. 4-6; Lorenz, R., 1979, S. 119 ff. Zur Thalia vgl. auch § 4.2h.
311 Vg1. dazu auch Gregor Thaumaturgus, expos.: Ewigkeit des Sohnes und Sohn als XTL0fJCt und
294 Als Subjekt: horn. Jer. XIV 14 (98, 60 ff. Nautin); Frg. 3 (236, 20 Lommatzsch).
JtOLl]fJCt (vgl. Basilius, ep. 210, 5 [195, 19 ff. Courtonne]).
295 C. Cels. I 23 (73, 14 ff. Koetschaul.
312 Vgl. Kannengiesser, C., 1982, S. 31 ff.
2% Vgl. dazu auch Alexandervon Aphrodisias, in Arist. Met. 1001 b 26 (230, 34 Hayduck).
313 Athanasius, de sent. Dion. 23 (63, 7-11 Opitz).
297 Vgl. Lorenz, R., 1979, S. 83; Hanson, R. P. c., 1987, S. 411.
314 Ebd. 25 (65, 5-12 Opitz).
298 Vgl. dazu Hanson, R. P. c., 1987, S. 411 und ders., 1988, S. 63 f.
315 Vgl. Bienert, W., 1978, S. 221 und Orbe, A., 1958, S. 617 ff.
299 C. Cels. VIII 12 (229, 21 - 230,4 Koetschau).
300 Vgl. dazu auch Clemens. Protr. 12, 120 (85, 4 ff. Stählinl. 316 Vgl. dazu Williams, R., 1987, S. 152 f.; die Kritik an Origenes findet sich ebenso bei Petrus
von Alexandrien in einer verlorenen Abhandlung über die Seele, die aber von Prokopius von
301 In Mt. 17, 14 (624,11-16 Klostermann).
Gaza erwähnt wird (PG 87, 221 B).
302 In Joh. 2, 10 (65, 16 Preuschen).
317 Vgl. § 2.2.
§ 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

hahen, daß d(l~ Wort dem Sein Gottes inwendig sei,318 Vater und Sohn ol-WOU<JLO~
seien. 11" Die Gegner des Paulus vermuten deshalb. dieser vertrete die Meinung. daß das
Wort (der Logos) keine distinkte Subsistenz gegenüber Gott habe. 32o Paulus von Samo-
r 2. Die Christologie

vermutet wurde, daß der Logos bei Arius die Stelle der menschlichen Seele einnehme,33l
Eusebius von Caesarea vermeidet stets die Lehre von den präexistenten Seelen, wie sie
von Origenes entworfen ist. Nach Eusebius beseelte das Wort (Logos) einen seelenlosen
163

sata erwähnt aber. daß das Wort für sich subsistiere (U<pl<JtT]W),321 Die Differenz dürfte Körper. 332 Der Logos agiert als Seele in einem menschlichen Körper. 333 Dies scheint
bei ihm zwischen dem ewigen Logos. der aus Gott geboren ist. und dem menschlichen nach den Ansätzen einiger Interpreten der Lehre des Arius nahezukommen, wie z.B. bei
Jesus liegen. der durch den Heiligen Geist in Maria hervorgebracht worden ist. uns A. Grillmeier. R. Lorenz und neuerdings wieder bei R. P. C. Hanson,334 Nach Hanson
gleich,322 Der Logos stammt von oben (avwt)Ev). was auch bedeuten könnte. daß er >jen- leugnet Arius. daß der inkarnierte Logos überhaupt eine menschliche Seele gehabt habe.
seits< oder >oben< bleibt. 323 Darin könnte die klare Unterschiedenheit des Logos von allen Neben den bereits oben angeführten Gründen zur Lehre vom <Jw~ ä'IjJuxov335 scheint
anderen Kreaturen ausgedrückt sein. so daß der Logos zwar in Differenz zu Gott gesehen die Fragestellung bei R. P. C. Hanson problematisch zu sein. Die Frage ist nämlich nicht.
werden könnte. zugleich aber eine Identifikation mit einem reinen Menschsein vermie- ob der Logos in der Inkarnation eine Seele hatte. sondern ob die Menschheit Christi mit
den wird. In dieser Mittelstellung des Logos ist somit eine ähnliche Implikation wie bei einer Seele ausgestattet war. R. Lorenz hat seine Interpretation durch Eusebius gestützt,
Arius gegeben. weil der Logos von Arius als Geschöpf (Sohn). aber nicht wie eines der weil dort die Seele mit dem Logos in der Form eines präexistenten voü~ vereint sei. Es
Geschöpfe gedacht wird. gebe zwei Christoi, den Logos. der Christus genannt wird, und den präexistenten voü~,
der mit dem Logos vereinigt sei. R. Lorenz vergleicht dies mit Evagrius Ponticus und den
Es kann weiterhin vermutet werden. daß Methodius von Olympus (aufgrund seiner
origenistischen Mönchen, die im Jahre 553 verurteilt worden sind,336 Weder R. Lorenz
Kritik an Origenes) auch in der Logoslehre in die Nähe des Arius zu rücken ist; zwar
noch R. P. C. Hanson heben jedoch hervor, daß keine der originalen Quellen des Arius
schreibt R. P. C. Hanson. daß Methodius Origenes angreift, aber keiner dieser >Punkte<
mit Ausnahme des späteren Eudoxius einen <Jw~ a'IjJuxov erwähnen. Zum anderen
für die arianische Kontroverse bedeutsam gewesen wäre;324 trotzdem können einige
vermischt Origenes nie die Gottheit des inkarnierten Wortes mit der geschaffenen präexi-
Aspekte herausgegriffen werden. Methodius von Olympus betont. daß das Wort (der Lo-
stenten Seele, die die Inkarnation des Wortes möglich macht. Nach R. Lorenz sollte
gos) vor den Äonen (ltQo alwvwv) entstanden sei. 325 ewig Sohn (nicht im adoptiven Sin-
Arius aber die origenistische Lehre der präexistenten Seele Jesu neu definiert haben, wo-
ne).326 der immer derselbe bleibe. 327 Der Logos sei die aQXT] aller Dinge. aber verschie-
bei allerdings zusätzlich beachtet werden müßte, daß sich Origenes in seiner Lehre über
den von der ävaQXo~ aQxT]. dem Vater. 328 der größer ist als der Sohn. 329 Wie oben ge- das Heilswerk gerade auf die Seele beruft,337 Es scheint deshalb fraglich zu sein, ob
zeigt.330 kommt nach Methodius der Logos lange vor der sichtbaren Schöpfung ins Sein.
Arius von einem seelenlosen Leib gesprochen hat,338 Vielleicht ergibt sich eine Annähe-
ist aber nicht gleichewig mit dem Vater. Die Beziehung zu Ariu~ könnte darin bestehen.
rung an den Gedanken des Arius über den Logos durch spätere Arianer. Wenn der Logos
daß der Logos vor den Äonen zur Existenz gelangt und vom grund-losen Grund unter-
Produkt nicht aus der oU<Jla der Monas ist, sondern aus dem Willen oder der EvEQYEla,
schieden gedacht werden muß.
dann ist diese Redeweise nur sinnvoll, wenn zwischen I--lova~ und EVEQYELa kein Zu-
Bisher zeigte sich. daß sowohl in der alexandrinischen als auch antiochenischen sammenhang besteht. 339 Dies trifft wenigstens auf Eunomius zu,340
Theologie vor Arius für dessen Logoslehre nur wenige Parallelen und Einflüsse vorhan-
den sind. Im Folgenden ist zunächst noch auf einen Zeitgenossen des Arius. nämlich
Eusebius von Caesarea, einzugehen, bevor nochmals die Lehre vom <Jwl--la ä'IjJuxov an- 331 Vgl. § 4.2f.
geschnitten wird, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist. weil in der Forschung 332 Vgl. ET I 20 (87, 34 f. Klostermann); DE VII I, 23 f. (302, 2-15 Heikel) und X 8, 74 (485,
16-21 Heikel). Der Logos selbst wird von Eusebius von Caesarea als zweiter Gott betrachtet
(vgl. PE VII 13, 2 [389, 8 ff. Mras]); die OUOLa des Logos kommt als zweite nach der des Va-
ters (vgl. PE VII 15, 1 [391,7 ff. Mrasl; XI 14, 1 [34, 10 ff. Mras]).
318 PL 10, 534 B. 333 Dem widerspricht allerdings eine späte Schrift des Eusebius (ein Kommentar zu Jesaja), in der
319 Vgl. Hilarius von Poitiers, de syn. 81 (PL 10, 534 B); Athanasius, de syn. 45 (269, 37 - 270,26 es heißt, daß der Logos seelenvoll (i;J.tt!Juxov) sei (vgl. in Is. I, 29 [PG 24, 101 Al; vgl. Han-
Opitz); zur Problematik vgl. Stead, G. C., 1990, S. 110. son, R. P. C., 1988, S. 54).
320 Dies muß in den Augen des Arius als Sabellianismus erscheinen, insofern der Sohn bei Paulus 334 Vgl. Hanson, R. P. C., 1987, S. 411. Ausgewogener ist die Sicht von R. P. C. Hanson in einer
von Samosata nach der Ansicht späterer Theologen Jesus Christus als historische Gestalt ohne späteren Publikation (vgl. ders .. 1988, S. 54).
jede prä existente Subsistenzweise meint (vgl. dazu Williams, R., 1983, S. 60 und Hanson, R. P. 335 Vgl. § 4.2f.
C., 1988, S. 71). 336 Vgl. Lorenz, R.. 1979, bes. S. 211 ff.
321 Frg. 36 und 37 (Riedmatten, H. de, 1952, S. 156-158); vgl. auch Loofs, F.. 1924, S. 203 ff. 337 Vgl. dazu Kannengiesser, C., 1982, S. 31; auch Slusser, M., 1982, S. 71.
322 Vgl. Frg. 26 (Riedmatten, H. de, 1952, S. 153). 338 Vgl. dazu ausführlich § 4.2f.
323 Ebd.; vgl. Williams, R., 1987, S. 160. 339 Vgl. Hübner, R. M.,1979, S. 12.
324 Vgl. Hanson, R. P. C., 1987, S. 421, Anm. 12. 340 Vgl. Apol. 22-24 (PG 30, 857 B - 861 A); vgl. dazu auch Meredith, A., 1975, S. 11' ff.: Aetius
325 Symp. III 4 (30, 19 Bonwetsch); VII 1 (71, 12 Bonwetsch). wie Eunomius bestehen darauf, daß das oberste Sein absolute Einheit ist, so daß alle Persona-
326 Symp. VIII 9 (91, 4-17 Bonwetschl. lität und Aktivität von ihm geleugnet werden müssen. Es gibt keine Relation zu etwas anderem,
327 Symp. VIII 9 (91, 11 Bonwetsch). auch nicht durch Schäpfung. In dieser Art von Negation ist auch das Vatersein Gottes eine En·
328 De creatis XI (499, 13-15 Bonwetschl. ergeia, die vom Sein Gottes absolut getrennt ist, verbunden lediglich aufgrund der Notwendig-
329 Symp. VII 1 (71, 15-17 Bonwetsch). keit, ausgedrückt durch das Wort EltEol)m. Die Relation zwischen dem obersten Sein und der
330 Vgl. § 6.2 bund c. Energeia wurde jedoch bei diesen Anhomäern nicht deutlich genug geklärt.

E
§ 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

In einer Replik auf die Logoslehre, wie sie von den Apologeten vertreten wird,
schreibt A. Grillmeier: »Die Krise, die mit dem Namen des Arius verbunden ist, ist
r 2. Die Christologie

emöhten Kyrios an. Der Jesus der Geschichte ist somit als Bedingung und Voraussetzung
des Christus des Glaubens gesehen. 344 Für die Urgemeinde gilt deshalb, »daß die Historie
165

nichts anderes als das Ausbrechen des Fiebers in einem Prozeß, der durch Keime einge- Jesu für den Glauben konstitutiv sei, weil der irdische und der emöhte Herr identisch
leitet wurde, deren Virulenz die Apologeten zu wenig beachtet haben (ausgenommen sind.«345 Dabei ist zu beachten, daß diese Art der Christologie als Identitätsmoment von
Athenagoras).«341 Die Probleme bestehen nach A. Grillmeier darin, daß einerseits die Erniedrigung und Erhöhung nicht in einem Milieu entstanden ist, das allein von jüdi-
stoische Lehre vom Logos monistisch und auf die WeIt hin gedacht werde; andererseits schen oder judenchristlichen Anschauungen, sondern zugleich >hellenistisch< geprägt
sei im Mittelplatonismus und im alexandrinischen Judentum die absolute Transzendenz war. 346 Damit ergibt sich für die frühen Gemeinden das Problem des Anspruches Jesu,
Gottes überbetont worden, so daß der Logos untergeordnet worden sei. Und schließlich auf der einen Seite in seiner Wirksamkeit als Messias verstanden, und auf der anderen
sei der Hervorgang des Logos eng mit der Erschaffung der Welt verbunden worden. 342 Seite die Kreuzigung dieses als Messias bekannten und proklamierten Jesus,347 Dies läßt
Die Frage, die sich hieraus ergibt, ist zunächst, wie sich die Christologie bis zu Arius sich exemplarisch an dem Traditionsstück 1 Kor 15, 3 b - 5 zeigen. Dort heißt es: »ön
entwickelt hat. XgL<JtO<; aJtE{}avev uJt€Q twv cquxgnwv T]j.!wv xam Ta<; YQaqxX<; xal ötL emqlT]
xal ön iyrlYl.'gtm tfl T]~ tgltn xam Ta<; YQaqxX<; xal Oxp{}T] KT]<pQ: dta toT~
&OÖl.'xa«348. Strukturell ergeben sich hier vier ön-Sätze, wobei der erste und dritte je-
h) Exkurs III: Die christologische Frage vor Arius: weils länger ist als der zweite und vierte. Das Begraben-Werden ergänzt den Tod Jesu,
Die Frage der >Hellenisierung< das Gesehen-Werden die Auferstehung. Es handelt sich somit um einen synthetischen
doppelten Parallelismus,349 Als unpaulinisch erweist sich einerseits der Zusatz xam m<;
ygacpa<;, andererseits die Verwendung des Plurals von >Sünde< (aj.tagttm)350 und
Die Interpretation der wichtigsten Quellen zur Theologie des Arius hat ergeben, daß
die sog. arianische Krise eine christologische Problematik aufwirft. Eine Vertiefung hat
die Fragestellung dadurch emalten, daß die einzelnen Positionen des Arius sowohl durch
344 Diese Sicht ist einerseits gegen R. Buhmann gerichtet, der statt des reinen Jesus der Geschichte
Schriftstellen als auch durch die Theologie seiner Vorgänger erhellt wurden. In dem den reinen Jesus des Glaubens zu eruieren versucht (vgl. dazu Grillmeier, A., 1979, S. 4). An-
theologiegeschichtlichen Teil wurde dabei meist von der Frage der Hellenisierung des dererseits ist damit der Versuch von H. Braun abgewendet, die Christologie durch die Anthro-
Christentums abgesehen, um nicht durch eine weitere Interpretationsebene den Blick auf pologie zu ersetzen, wodurch sich bei ihm das Forschen nach dem Christus auf den histori-
die arianische Christologie zu verstellen. Bevor die Ergebnisse dieses Abschnittes zu- schen Jesus verengte (vgl. Braun, H., 1967, S. 243 ff.). Auf die Abhängigkeit der Jesusdeutung
sarnmengefaßt und die möglichen philosophischen Implikationen und Hintergründe un- vom jeweiligen Verstehenshorizont hat F. J. Schierse aufmerksam gemacht (vgl. ders., 1984, S.
tersucht werden, soll zunächst der Blick auf den Gang der christologischen Fragestellun- 27 f.). So ergibt sich etwa für D. Fr. Strauß aufgrund seiner Einbettung und Abhängigkeit vom
gen gerichtet werden, um die sog. Hellenisierung oder Verfremdung biblischen Verste- Idealismus, daß Jesus als Zentrum von Mythenbildungen angesehen wird (vgl. Strauß, D. Fr.,
hens zu erörtern und eine breitere Basis für die Entwicklung der besonders von A. v. 1835/1836); ähnliches läßt sich auch bei jüdischen Interpreten (J. Klausner und D. Flusser) zei-
gen, wo Jesus die wahre jüdische Frömmigkeit verkörpere. Zur neutestamentlichen Theologie
Hamack eingebrachten Diskussion 343 zu schaffen. Dabei muß allerdings eine doppelte
der Sendungsautorität Jesu und den christologischen Hoheitstiteln in ihrer Genese vgl. Gnilka.
Einschränkung getroffen werden: 1.) in diesem Exkurs kann nicht die gesamte Christolo- J., 1990, S. 251 ff. (mit neuerer Literatur ebd., S. 267); zur kritischen Auseinandersetzung be-
gie in allen Facetten behandelt werden, weder was die neutestamentlichen Christologien sooders mit R. Bultrnann und F. Hahn vgl. Schnackenburg, R., 1970, S. 376 ff.
noch was die der nachapostolischen Zeit betrifft. Zwar muß hier der biblische Ansatz- 345 Käsemann, E., 1960, S. 203.
punkt der patristischen Christologie berücksichtigt werden, die Differenz etwa der syn- 346 Vgl. HengeI. M.. 1972. S. 52 f.; ders., 1975, S. 151 ff. und Brox, N., 1971, S. 471 ff.; für die
optischen und paulinischen Denkanstöße kann hier jedoch nicht in extenso diskutiert Distanz Jesu zum Judentum auch Brox, N., 1990, S. 52.
werden. Von daher ist es verständlich und legitim, daß nicht die gesamte diesbezügliche 347 Dabei ist jedoch für einen systematischen Ansatz der Christologie zudem zu beachten, daß die
Forschungsliteratur beachtet werden kann. 2.) Die christologischen Ansätze und Ent- Problematik des Todes Christi angesichts der Messiasvorstellung auch neutestamentlich und
somit innerhalb der Gemeinden nicht in dem Sinne gedeutet werden könnte, als sei der Tod
würfe können im Rahmen der Frage nach der Hellenisierung nur insofern berücksichtigt
Jesu in sich räumlich wie zeitlich von der Auferstehung zu trennen, auch wenn die Deutung
werden, als wirklich das Problem einer angeblich vorhandenen Hellenisierung akut zu
von Tod und Auferstehung reflex nicht in einer gleichzeitigen Erfassung mit dem Geschehen
Tage tritt. Alle Schattierungen, die etwa die Engelchristologie, das volkstümliche Chri- Jesu oder an Jesus vollzogen werden muß. Dies gilt trotz der Feststellung von G. Lohfink, daß
stusbild, soweit es in den Quellen faßbar ist, usw. berühren, müssen unberücksichtigt aufgrund »von neutestamentlichen Worten des Auferstandenen 1. .. 1niemals historisch-apolo-
bleiben. getisch argumentiert werden« kann (vgl. ders., 1986, S. 89). Der Sinn neutestamentlicher Aus-
sagen besteht jedoch nicht in einer historischen Verifikation eines geglaubten Sachverhaltes,
Entscheidend für die Entwicklung der christologischen Fragestellung ist, daß bereits
soodern der Glaube ist selbst »ein inneres Moment am Offenbarungsereignis« (Müller, G. L.,
die Urgemeinde das Christusereignis gedeutet hat, d.h. die Entwicklung der christologi- 1989, S. 72), so daß die reflexive Erfassung des Glaubens, insofern es das Verhältnis von Tod
schen Dimension setzt bei dem Bekenntnis der Identität des erniedrigten Jesus mit dem und Auferstehung Jesu Chri~ti betrifft, selbst Teil des Glaubens ist.
348 1 Kor 15, 3 b-5 (Nestle, Aland).
349 Ob die Zwölf in 1 Kor 15, 5 zum ursprünglichen Bestand des Traditionsstückes gehören, ist
341 Grillmeier, A., 1979, S. 227. umstritten, bleibt aber für unsere Aussage unerheblich.
342 Vgl. ebd., S. 227 f. 350 Paulus spricht sonst voo der Sünde im Singular (vgl. z.B. Röm. 5, 12; dazu Bultmann. R ..
343 Vgl. dazu § 2.2. 1980. S. 249 ff. und auch Gründel, J., 1985. S. 99).
166 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 167

schließlich die Erwähnung des dritten Tages, der sonst bei Paulus nicht genannt wird. In- Wenn diese Ausführungen zutreffen, die im Kontext einer von Paulus rezipierten chri-
halt und Struktur verweisen somit auf eine frühkirchliche Tradition, die Paulus aufgreift. stologischen Bekenntisformel entwickelt worden sind, bedeutet dies im Hinblick auf die
Durch die ön-Sätze wird jedoch deutlich, daß ursprünglich getrennte Bekenntnisformeln Frage der Hellenisierung, daß diese nicht etwa ein Konstrukt einer relativ späten Ausein-
vom Tod Jesu auf der einen Seite und von der Auferstehung auf der anderen Seite vor- andersetzung mit philoSophischen Konzeptionen ist, sondern in der urchristlichen Ver-
handen waren. Beides wird als Wirklichkeit in Bezug auf Jesus aufgefaßt,351 Dies gilt kündigung als solcher zu suchen ist. Die verschiedenen Akzentuierungen der neutesta-
nicht nur für den Aufweis der Auferstehung durch das <ÜqJÖT], sondern in gleicher Weise mentlichen Christologien und, darin impliziert, der Hoheitstite)358 müssen deshalb nicht
für den Tod Jesu. Zentral ist nämlich die Auffassung des Paulus vom AOyO<; toi) Otau- einzeln rekonstruiert werden, weil eine an einem strikt verstandenen sola-scriptura-Prin-
goi),352 In diesem Zusammenhang unterscheidet Paulus zwischen den Psychikern und zip orientierte Interpretation neutestamentlicher Texte als solcher die vielschichtige, von
den Pneumatikern,353 und zwar in einer Terminologie, die er in Auseinandersetzung mit jüdischen wie hellenistischen Prägungen geformte Verkündigung verkennt. Mit der ex-
gnostischen Strömungen seiner Zeit in der korinthischen Gemeinde aufgreift. Tod und emplarisch aufgezeigten Struktur ergibt sich ferner, daß in den nachapostolischen
Auferstehung des Christus 354 bilden somit den Kern des urchristlichen Verständnisses Schriften eine Auseinandersetzung gerade mit Tod und Auferstehung Jesu stattfinden
von Jesus als dem Christus. Dabei dürfte Paulus dieses Traditionsstück entweder aus der mußte. Für die weitere Entwicklung - abgesehen von wirkungsgeschichtlich bedeutsa-
Gemeinde in Damaskus oder, was wahrscheinlicher ist, aus Jerusalem aufgegriffen haben men und einflußreichen Hymnen des NT359 - könnten die jüdisch-christlichen Theolo-
(Kephas oder Jakobus).355 Die Jerusalerner Gemeinde selbst darf aber nicht als ein ho- gien, das volkstümliche Christusbild oder verschiedene häretische Strömungen herausge-
mogener gesellschaftlicher Komplex jüdischer oder aramäisch sprechender Christen auf- griffen werden. Für die Frage der Hellenisierung sind jedoch besonders die Apologeten
gefaßt werden, sondern als eine Gruppe, in der auch hellenistische Judenchristen anzu- bedeutsam geworden. Ein besonderer Schwerpunkt der Untersuchung soll deshalb Justin
treffen waren - so der Kreis um Stephanus.356 Bereits die frühesten Bekenntnisformeln gewidmet sein. Daneben müssen Ignatius von Antiochien, Clemens von Alexandrien und
legen somit von ihrer Struktur her eine Disparatheit innerhalb der urchristlichen Ge- Origenes in die Untersuchung einbezogen werden,36O
meinde nahe, so daß nicht von einem einheitlichen judenchristlichen Verständnis auszu- Die beiden oben aufgezeigten Pole, Tod und Auferstehung Jesu, werden von Ignatius
gehen ist, sondern dies von Anfang an in der inneren Auseinandersetzung und Adaption von Antiochien in der Einheit und Differenz von Christus dem Menschen und Christus
verschiedener Strömungen zu sehen ist. Dabei betonten die Christen in ihren Bekenntnis- als präexistenten Sohn Gottes thematisiert. Dies zeigt ein Text aus dem Epheserbrief von
formeln zunächst unabhängig voneinander den Tod und die Auferstehung des Christus, Ignatius:
ohne beides in sich schon reflex aufeinander bezogen zu haben. Aber bereits das Tradi-
tionsgut, das Paulus in 1 Kor 15, 3 b ff. aufgreift, zeigt, daß Tod und Auferstehung als E~ iatgo<; Eonv
Wirklichkeiten des einen Christus aufeinander hingeordnet werden müssen, und zwar in oag%L'Xo<; tE %al ltVEUj..lan%o<;,
einer vorpaulinischen Phase. In der Verbindung bei der Momente, von Tod und Auferste-
hung, im Zusammenhang mit der Würde und Hoheit des Christus 357 liegt zugleich der ycvVT]to<; xal aYEVVT]to<;,
Konflikt der späteren Reflexionen, insofern unter Beibehaltung des wirklichen Todes
Jesu die Frage der Göttlichkeit oder Erhöhung eines Messias oder des Messias geklärt
werden mußte. EV öavanj)

358 Vgl. dazu die Ausführungen von Grillmeier, A., 1979, S. 16 ff. zu Sohn Davids, Gottesknecht,
351 Zur Interpretation vgl. Klauck, H.-J., 1987, S. 108 f. sowie Bornkamm, G., 1983, S. 14. Jesus der Prophet. Menschensohn und Jesus der Christus; zur Entwicklung der neutestamentli-
352 Vgl. 1 Kor 1,18 ff. chen Christologie vgl. Schnackenburg. R., 1970, S. 248 ff.
353 Vgl. 1 Kor 2, 13 und 14. 359 Darauf wird im Rahmen der exegetischen Frage bei Arius selbst zurückzukommen sein (vgl. §
354 Paulus verwendet in 1 Kor 15. 3 in seinem Zitat des Traditionsstückes lediglich den Terminus 8).
XQtOTO'; ohne den bestimmten Artikel; dies spricht aber nicht gegen Chri~tus als Hoheitstitel. 360 Als ein Desiderat könnte es empfunden werden, daß in diesem Exkurs z.B. Irenäus von Lyon,
da in Bekenntnisformeln oft der Artikel fehlt. Zur Bedeutung der Auferstehung für die Ent- Hippolyt von Rom oder Tertullian vernachlässigt werden. Für Irenäus stellt A. Grillmeier aber
wicklung einer Christologie vgl. Schnackenburg. R.. 1970. S. 230 ff. zu Recht fest, daß »das Chri~tusbild des zweiten Jahrhunderts noch nicht statisch, sondern dy-
355 Vgl. Gall und 2. namisch, noch nicht gelehrt. sondern pastoral« wirkt (ders., 1979, S. 220). Damit ergibt sich,
356 Damit ist zugleich auch ausgesagt. daß sprachlich Ararnaismen in die Koine Eingang finden daß nicht hier - wenn überhaupt - die Wurzel einer Hellenisierung zu suchen ist. Problema-
konnten, auch was das Traditionsstück 1 Kor 15. 3 b ff. betrifft. Es muß also nicht notwendig tisch ist jenes von A. GrilIrneier im obigen Zitat dargestellte Faktum aber insofern, als die Chri-
die Rekonstruktion von J. Jeremias zutreffen, der zu zeigen versucht, daß Z.B. w<p8l] KE<pi auf stologie des zweiten Jahrhunderts in ihrer dynamischen Form und ihrer pastoralen Ausrichtung
einem aramäischen Hintergrund verstanden werden müßte. da es Griechisch korrekt w<p8l] t!J!o gegenüber den späteren Entwicklungen einen Status der Ursprünglichkeit erhält, der nachfol-
... heißen müsse (vgl. Jeremias. J., 1967. S. 96 ff.). Auf die hellenistisch-judenchristliche Ge- gende Christologien in einem Verfallsprozeß erscheinen läßt, eben statisch und gelehrt. A.
meindestruktur hat besonders M. Hengel aufmerksam gemacht (vgl. ders .. 1973. S. 108 ff.; vgl. Grillmeier denkt hier an die durch die griechische Philosophie bewirkte Depravierung des ur-
dazu auch Conzelmann. H./Lindemann. A.. 1983. S. 404 ff. und 415 ff.). sprünglichen Kerygmas. Dies läßt sich bei ihm deutlich in den Ausführungen gerade zu Justin
357 Dieser Hoheitstitel sei hier als einer neben vielen hervorgehoben. ohne die Bedeutung der an- zeigen. Von daher gesehen. läßt es sich rechtfertigen, exemplarisch einige Entwürfe zur Chri-
deren (z.B. Sohn Davids) zu schmälern. stologie aufzugreifen und die oft vertretene These der Hellenisierung zu überprüfen.
IhH § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund 2. Die Christologie 169

xal f:X MaQia.; xal EX 6EOÜ, QOU';) gegeben sei. Damit sei diese Konzeption von den platonischen Voraussetzungen
her verständlich,368
ltQwtov ltw'}T]to.; xal totE 0:1ta6Tj.;,
Diese Ansicht A. Grillmeiers ist zwar im Vergleich zu der von A. v. Hamack, J. M.
'IT]GOü,; XQwto.; 0 XUQLO'; T]J.!wv,361
Pfättisch und C. Andresen, aber auch der von L. W. Bamard369 und R. A. Norris 37o modi-
Ignatius betont hier den Gegensatz von Pneuma und Sarx, wohl in Anspielung an Röm fiziert vorgetragen, im Grunde genommen, bleibt jedoch auch bei ihm die Gegenüber-
1, 3 f., um so die in sich differente, aber auf Einheit bezogene Existenzweise des Chri~tus stellung von christlichem und hellenistischem Gedankengut bestimmend. Es muß jedoch
hervorzuheben,362 Dabei muß sich Ignatius in der Betonung der Existenzweise Christi zum einen hervorgehoben werden, daß für Justin überhaupt nicht die Notwendigkeit be-
wohl in gleicher Weise wie bereits Paulus gegen doketische Strömungen wehren, um das stand, jüdisches Gedankengut, das implizit der Grundstock christlicher Verkündigung
Ineinander von Menschheit und Gottheit in Christus herauszuarbeiten. Gewordenheit und sein sollte, in einen hellenistischen Duktus zu übersetzen; dies hatten vor ihm bereits Ari-
Ungewordenheit Christi werden aber von Ignatius nicht wie in den vornicaenischen stobulus, Philo von Alexandrien und Josephus Flavius geleistet,371 Zum anderen muß be-
Kontroversen auf das Verhältnis von Vater und Sohn (Logos) bezogen, sondern auf die dacht werden, daß die griechische und die semitische Welt nicht in ihrer Eigenheit, ge-
eine Wirklichkeit des Christus. Wie bei den Mittelplatonikern ist mit der v~nnittelten trennt von gemeinsamen Wurzeln, verstanden werden können,372 Schließlich müßte der
Antithese von )'EVVT]tO'; und O:)'EVVT]to.; die Welt des Ungewordenen und des Gewor- Tenninus /...0)'0'; genauer betrachtet werden: bei den Platonikern wird das rationale und
denen, des Menschseins und der göttlichen Existenzweise gemeint. Obwohl sich in dieser kreative Prinzip in der Gottheit nur selten Logos genannt; eher finden sich Ausdrücke
Gegenüberstellung von Gewordenheit und Ungewordenheit die Zwei-Naturen-Lehre wie 6EO';, voü.;, ltOLT]tTj.; oder ÖT]J.!LOUQ)'O,;. Eine Ausnahme bildet lediglich Plutarch. 373
späterer Zeit bereits andeute, habe Ignatius doch das dynamische Element in der Wirk- Es trifft zwar, wie oben angedeutet, zu, daß der /...0)'0'; GJrEQJ.!anxo.; stoisch verstanden
lichkeit des einen Christus gewahrt,363 Dies beruhe bei ihm auf der starken Betonung der werden kann, aber es ist A. Grillmeier, C. Andresen und R. Holte zuzustimmen, daß Ju-
Heilsökonomie. Insofern kann man im Sinne der Interpretation, die A. Grillmeier gibt, stin der Stoa gegenüber kritisch eingestellt ist,374 Justin bezieht seine Konzeption des sa-
Ignatius von Antiochien auch nicht für die Hellenisierung des Christentums verantwort- menhaften Logos eher auf das Wort Gottes, eine Fonnulierung, die vom AT (LXX) her
lich machen. Ignatius steht somit ganz in der Tradition christlicher Reflexion des zweiten naheliegend ist,375 Zudem sprechen die Stoiker allgemein von den GJrEgJ-lUta im Kontext
Jahrhunderts. menschlicher moralischer Potenz. Zwar wird die Tenninologie des Logos spennatikos
auch bei Numenius verwendet, also in einem mittelplatonisch-neupythagoreischen Kon-
Anders als bei Ignatius von Antiochien verhalte es sich nach A. Grillmeier mit Ju-
text, dort allerdings, um die Kreation der Seele zu explizieren. 376 Zu wenig beachtet
stin,364 Für die Apologeten im allgemeinen gelte, daß sie den Griechen gegenüber das
scheint aber eine Stelle aus den Pseudo-c1ementinischen Homilien zu sein, die in der For-
Christentum als die wahre Philosophie erweisen wollten. Besonders die Lehre vom /...0-
schung als unhellenistisch eingestuft werden: »Im Herzen, das in uns samenartig durch
)'0'; G1tEQJ-lUtLxo.; deute trotz der stoischen Begrifflichkeit 365 auf mittelplatonische Ein-
Gott gelegt ist, ist das Ganze der Wahrheit präsent, aber es ist verborgen oder offenbart
flüsse. 366 Zwar finde man den Begriff /...0)'0'; G1tEQJ-lUnxo.; nicht im Mittelplatonismus,
durch die Hand Gottes, der in seiner Aktivität die Wüsten jedes Menschen kennt.«m
wohl aber als Bezeichnung für die Tätigkeit des Logos bei Philo von Alexandrien,367 Ju-
Daraus folgt, daß der Begriff Hellenisierung für Justin irreführend ist und die dogmenge-
stin unterscheidet deutlich zwischen dem /...0)'0'; GltEQJ.!anxo.; auf der einen Seite und
schichtliche Entwicklung nicht beschreibt.
den GltEQJ-lUta toÜ /...O)'OU auf der anderen Seite. Diese Samen des Logos drücken die
Teilhabe am Logos im menschlichen Geist aus, wo der Logos nur zum Teil (O:ltO t-tE- Neben Justin soll hier noch gesondert auf Clemens von Alexandrien und Origenes ein-
gegangen werden,378 Ersterer betrachtet die Rolle des Logos innerhalb der Heilsökono-

361 Eph. 7, 2 (148, 19 ff. Fischer). 368 Vgl. Grillmeier. A .. 1979. S. 205.
362 A. Grillmeier betont zu Recht, daß die Lesart EV aetQxl YCVOf,U'Vo<; {}EO'; der von J. B. Light- 369 Vgl. Bamard. L. W.. 1966. S. 75 und 169 ff.
foot gewählten Evav{}QWJl:4l {}EO<; (vgl. Lightfoot, J. B., 1973, S. 143 und 163) vorzuziehen 370 Vgl. Norris. R. A.. 1966. S. 33-56.
ist. obwohl Lightfoot Athanasius. Theodoret. Gelasius Romanus und Severus von Antiochien 371 Vgl. Price. R. M.. 1988. S. 19.
als Belege für seinen Text anführen kann (ausführlich dazu Grillmeier. A.. 1979. S. 201). 372 Vgl. Guthrie. W. K. C.. 1977. S. 26 ff. sowie West. M. L.. 1971. S. 1 ff. und Gordon. C. H..
363 Vgl. Grillmeier. A.. 1979, S. 20l. 1962. S. 22 ff.
364 Vgl. ebd.. S. 205. 373 Vgl. de Isid. et Üsir. 373 BC (130/132 Babbitt) und 376 C (148 Babbitt).
365 Vgl. dazu Ricken. F.. 1988. S. 165 f. Aufgrund der stoischen Terminologie glauben Z.B. A. v. 374 Vgl. Dial. 2. 2 (6.13 f. Ütto); zu Grillmeier. Andresen und Holte vgl. Anm. 365--367.
Hamack und J. M. Pfättisch. daß der Sinn der Logos spermatikos bei Justin (vgl. dazu Apol. II 375 VgI. Dial. 128. 1 f. (458.9 ff. Ütto); dazu Price. R. M.. 1988. S. 20.
8. 3 [87. 18 ff. Pfättisch] und 13, 3 [94, 19 ff. PfättischD darin bestehe. eine Identität zwischen 376 Vgl. Frg. 13 (55. 3-<i de Places).
menschlicher Vernunft und göttlichern Logos auszudrücken (vgl. Hamack. A. v.. 1931. S. m Vgl. Ps.Clern. Horn. XVII 18 (239.6 ff. Rehm/Paschke); vgl. Price. R. M.. 1988. S. 20 f.
507 ff. und Pfättisch. J. M.. 1910. S. 110 und 1150; die Voraussetzung bei Harnack ist eine 378 Über das. was oben bereits über die Einschränkung auf christologische Entwürfe (vgl. Anm.
rationalistische Sicht der Dogmenentwicklung (vgl. auch § 2.2). bei Pfättisch eine supranatura- 360) gesagt ist. ist außerdem noch darauf zu verweisen. daß Irenäus von Lyon. Tertullian und
listische (vgl. dazu Grillmeier. A.. 1979. S. 204). Hippolyt von ihrer Problemstellung nicht in die Nähe zu Arius gerückt werden können und so-
366 Vgl. Andresen. C.. 1955. S. 340 ff. mit auch keine wesentlichen Impulse für die Fragestellung der Hellenisierung vor Arius brin-
367 Vgl. Holte. R.. 1958. S. 144 f.; dazu auch Radice. R.. 1989. S. 203 ff. gen.

7
170 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

mie einerseits als metaphysisches Prinzip, andererseits als historische Person;379 durch
den Logos sei es dem Menschen möglich, Gott zu erkennen. Aufgrund der metaphysi-
T 2. Die Christologie

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß dies für die Frage der Hellenisierung im Rah-
men der Christologie vor Arius bedeutet, daß zwar besonders bei Clemens von Alexan-
171

schen Stellung des Logos als eines Aspektes seiner Wirklichkeit könnte der Eindruck drien und Origenes (anders als bei Justin) hellenistisches Gedankengut in die reflexe
entstehen, als sei durch Clemens von Alexandrien die spekulative Seite einer reflexen Thematisierung der Christologie Eingang fand, daß aber besonders der Platonismus in
Durchdringung der Rolle des Logos das Wort geredet worden. »Der Logos kann aber der Reflexion der Väter über ihr eigenes Vorgehen nicht unbefragt übernommen
[nach Clemens] nicht bloß auf der Ebene eines metaphysischen Prinzips bleiben; er muß wurde.3 89 Daraus folgt, daß vor Arius im Wesentlichen nicht davon ausgegangen werden
auch einen Bezug zur Geschichte haben.«38o Die Vermittlung der metaphysischen und kann, daß eine Hellenisierung des Christentums im Sinne A. v. Harnacks 390 stattgefunden
geschichtlichen Perspektive wird bei Clemens durch die Unterscheidung von Pneuma hat. Arius scheiiit deshalb gerade der Denker gewese~w sein, der philosophische Spe-
und Logos spermatikos geleistet, so daß dieser Logos sowohl der Philosophie als auch kulation in die theologische Reflexion unbesehen übernommen hat. Diese These muß an-
der alttestamentlichen Prophetie vorgängig ist. 381 Besonders die Idee, daß der voü<; Got- hand der philosophischen Voraussetzungen und Implikationen der arianischen Theologie
tes mit Gott identisch sei, sowie die Vorstellung, daß der Logos eine eigene Hypostase selbst überprüft werden. A. Gri1lmeier wenigstens nimmt Arius als Korrektiv für die
als Gesetz des Universums (Welt-Seele) bilde, weise in eine Richtung der u.a. von Philo Vorstellung der Hellenisierung, indem er die vornicaenischen Christologien im Hinblick
vermittelten platonischen Denkweise,382 Trotzdem ist diese Kluft von metap\1ysischem auf die Hellenisierung an Arius selbst mißt. 391
Denken und der geschichtlichen Wirklichkeit durch den Logos selbst in der Konzeption
des Clemens von Alexandrien überwunden oder durchbrochen. Wenn auch die Denk-
weise des Clemens implizit durch die platonisch-philosophische Tradition bestimmt ist,
kann trotz allem nur davon gesprochen werden, daß die theologische Position des Cle-
mens in sich philosophische Voraussetzungen und Implikationen aufweist. Über die Le-
gitimität eines solchen Denkens als Vermittlung christlicher Theologoumena und philo-
sophischen Denkens ist aber nichts ausgesagt. Der Logos ist vielmehr im Sinne des Cle-
mens zugleich die Quelle der Philosophie selbst, dieser also vorausgesetzt. 383
Ähnlich verhält es sich mit Origenes. 384 Dieser ist nicht primär an der ontologischen
Konstitution Christi interessiert, sondern eher an Christus als dem »Mittler der mysti-
schen Vereinigung der Seele mit dem verborgenen Gott.«385 Eine besondere Rolle spie-
len dabei die Namen Christi, die teils als Wesens aussagen, teils als funktionale Aussagen
verstanden werden. Damit ist bereits angedeutet, daß es Origenes nicht primär darum
ging, eine ontologische Christologie zu entwerfen, sondern die Heilsbedeutsamkeit Chri-
sti zu erarbeiten. 386 In der Menschheit Christi ist die Fülle der Gottheit gegenwärtig, auch
wenn Origenes nach der Ansicht A. Grillmeiers die Balance beider aufgrund seines Pla-
tonismus nicht zu wahren verstand.3 87 Zugleich ist aber zu beachten, daß Origenes gerade
in seiner Auseinandersetzung mit Celsus gegenüber dem Platonismus Vorbehalte hatte
und diesen zu modifizieren versuchte. 388

379 Vgl. Lilla. S. R. C., 1971, S. 158.


380 Grillmeier, A., 1979, S. 261.
381 Ausführlich dazu Grillmeier, A., 1979, S. 261 f.
382 Vgl. ebd.. S. 263 ff.
383 Vgl. Normann, F., 1967, S. 153 ff.
384 In der Origenesforschung versuchte man, das Problem seines Ansatzes entweder von der Philo-
sophie her zu lösen, so HaI Koch, der in Origenes einen Philosophen mit erzieherischem Weit-
blick sah (vgl. ders., 1932, S. 163 ff.), oder man deutete seine Theologie im Lichte der geistli-
chen Erfahrung (vgl. Völker, W., 1931, S. 145 ff.; ähnlich auch Rius-Camps. J .. 1970. bes. S.
355 ff.). Demgegenüber betonte A. Lieske, daß Origenes Theologe und Mystiker des Logos in
einem gewesen sei (vgl. ders., 1938. S. 38 ff.). 389 Diesem Problem soll später eigens nachgegangen werden (vgl. § 9.3); dies wird bei den Vätern
,..' 385 Grillmeier, A., 1979, S. 270. unter dem Begriff des rechten Gebrauchs (XQtlOL<;) behandelt (vgl. dazu Gnilka. Chr., 1984,
386 Vgl. ebd, S. 271. bes. S. 44 ff.).
387 Vgl. ebd, S. 276; vgl. auch Origenes, in Joh. II 11 (66 Preuschen). 390 Vgl. § 2.2.
388 Vgl. Mortley, R., 1986 a, bes. S. 68 ff. 391 Ein Beispiel hierfür ist: Grillmeier, A.. 1979, S. 111.
3. Zusammenfassung 173

sich besonders im Anschluß an A. v. Harnack stellt. Dieser glaubt,5 daß die Nachfolger
dL'S Origenes in der katechetischen Schule in Alexandrien keine entscheidenden Modifi-
3. Zusammenfassung kationen in das System des Origenes eingeführt haben. Bereits F. Loofs 6 hat jedoch da-
von gesprochen, daß es nach Origenes Origenisten der >Linken< (mit einer besonderen
Die Untersuchung des theologiegeschichtlichen Hintergrundes hat besonders für die Betonung des Subordinatianismus in der Trinitätslehre) und der >Rechten< gegeben habe.
Frage nach dem Hervorgang des Sohnes aus dem Vater wesentliche Aspekte ergeben; W. Bienert7 geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn er betont, daß kein origenistischer
Arius scheint in der Abwehr gegen Alexanders (von Alexandrien) Trinitätslehre und Theologe das ganze System des Origenes übernahm. Aber genauso wenig gab es eine ge-
Christologie daran festgehalten zu haben, daß der Sohn mit dem Vater nicht gleichewig schlossene anti-origenistische Gruppe, sondern man bekämpfte lediglich einzelne
sein kann, insofern der Sohn geworden ist. Die Gewordenheit oder Geschöpflichkeit des Aspekte der origenistischen Lehre. Vor 399/400 bestand keine offizielle Verurteilung des
Sohnes ist bei Arius so zu verstehen, daß der Logos in einem vorzeitigen Moment zur Origenes. 8
Existenz gelangt, <ih. Arius denkt den Sohn nicht strikt in einer ewigen Existenzweise, Für die Einflüsse außerhalb Alexandriens zeigten sich im theologiegeschichtlichen
sondern in einer Zeit lange vor der Erschaffung der Weh. Der Sohn geht aus dem Vater Abriß lediglich einige Affinitäten zu Methodius, eventuell zu Eusebius von Caesarea,
oder dem Nichts durch einen Willensentschluß des Vaters hervor, so daß Vater und Sohn nicht jedoch zu Lukian oder Paulus von Samosata, wie es A. v. Harnack vertreten hat. 9
nicht zugleich existieren können, insofern der Vater ungeworden, der Sohn aber gewor- Zugleich sind aber auch gegen die Ansicht Einwände vorzubringen, daß Antiochien und
den ist. Diese Ansicht konnte durch einen Vergleich mit Eusebius von Caesarea weiter Alexandrien sich wie zwei Pole gegenüberstehen, wie dies J. H. Newman mit beson-
erhellt werden; dieser schreibt nämlich, daß Vater und Sohn aus der Warte Gottes nicht derem Nachdruck hervorgehoben hat.!o In Antiochien ist auch nicht mit einer Schultradi-
zugleich existieren können, in der realen Geschichte aber, also aus unserem Blickwinkel, tion etwa von Ignatius über Theophilus zu Paulus von Samosata zu rechnen. Es liegt kein
zusammen existieren.! geschlossener biblischer Literalismus, Subordinatianismus und eine aristotelisch geprägte
Metaphysik vor, wie in der Forschung im Anschluß an Harnack angenommen wurde.! 1
In der Theologiegeschichte zeigten sich einige Parallelen, so z.B. zu Philo von
Alexandrien, und zwar in dem Interesse an der göttlichen Freiheit, in dem Ansatz des Es läßt sich also sagen, daß die oben aufgezeigten Denkansätze in der alexandrinischen
Logos als Mittler von Gottes Gaben und in der apophatischen Redeweise. Die Konzep- und antiochenischen Tradition nur wenig Parallelen zu Arius aufweisen, so daß eher mit
tion des freien Willens verweist in den theologischen Implikationen wesentlich auf Cle- einem allgemeinen Hintergrund gerechnet werden muß, der auch seine exegetische Me-
mens von Alexandrien, während sonst eher Parallelen zwischen Clemens und der Thalia thode beeinflußte, insofern er besonders die Unwißbarkeit Gottes herausstellt;12 Gott al-
zu finden sind. Demgegenüber betonen Origenes und Arius die Transzendenz des Vaters lein kann die Distanz zur Kreation aufgrund seines eigenen Willens überwinden. Wenn
und die Ansicht, daß es keine zwei aYEVVlltu geben könne. Beide wenden sich gegen aber dieser Hintergrund für Arius zutrifft, muß methodisch davon gesprochen werden,
den Gebrauch des Wortes O,.l~~~O<; und beide glauben, daß das Wort j(QOßOAT] mate- daß Arius nicht von einer rein exegetischen Fragestellung ausgegangen sein kann, son-
rialistische Implikationen hat. Zwischen Origenes und Arius bestehen jedoch entschei- dern von den aktuellen Problemen, die seine Zeitgenossen beschäftigten, beeinflußt war.
dende Unterschiede, die zum einen die Ewigkeit des Sohnes betreffen: für Origenes ist es Davon ist jedoch die Frage zu unterscheiden, ob für Arius selbst die Exegese oder das bi-
eine Relation von Vater und Sohn innerhalb der Gottheit, während Arius die zweite Hy- blische Fundament nicht die entscheidende Frage gewesen ist, auch wenn es sich nicht
postase deutlicher als Origenes vom Vater abhebt. Andererseits preist in der Thalia der um eine Exegese im historisch-kritischen Sinne handelte. Bereits die Untersuchung der
Sohn den Vater im Himmel, eine Sprache, die sich bei Origenes nicht findet. 2 Die dritte theologiegeschichtlichen Aspekte hat besonders für die Frage der Gutheit Gottes gegen-
wesentliche Differenz von Origenes und Arius dürfte darin liegen, daß für ersteren der über dem Sohn, der Zeitlichkeit und Ewigkeit im Hinblick auf die Schöpfung usw. erge-
Sohn (für uns Menschen!) kein Objekt in Abtrennung zum Vater ist, während Arius den ben, daß Arius in mancher Hinsicht eine Terminologie verwendet, die eher biblischen
Sohn für ein Individuum hält, das aufgrund des Willens Gottes existiert. Origenes scheint
Arius besonders in der Frage der Inkarnation nicht wesentlich beeinflußt zu haben, zum al 5 VgL Hamack. A. v .. 1889. S. 95-97.
sich bei Arius nicht nur der apophatische Ton findet, sondern ebenso die Sprache der 6 VgL Loofs. F.. 1968. S. 159.
»Thronwelt«,3 die allgemein mit der Anbetung der Engel vor dem Altar Gottes verbun- VgL Bienert, W., 1978. S. 8.
den ist, insofern mit dem Thron Gottes die Idee des Königtums und der Herrschaft Gottes VgL ebd.. S. 16 ff.
verknüpft ist. 4 9 VgL § 2.2.
10 VgL Newrnan, J. H .. 1876. S. 1 ff.
Obwohl für die Zeit nach Origenes in Alexandrien keine entscheidenden Impulse für 11 So z.B. in Ansätzen auch A. v. Hamack (vgL § 2.2); dazu Williams. R.• 1987. S. 158.
Arius ausgegangen zu sein scheinen, soll hier kurz ein Problem thematisiert werden, das 12 Demgegenüber versucht R. Lyman zu zeigen. daß der Ausgang der arianischen Kontroversen
von einem manichäischen Hintergrund verständlich werden könnte (vgL dies.; 1989. S.
495 ff.). Damit sei bei Arius Jesus als »moral exemplar« (ebd .. S. 496) und ethischer Lehrer
VgL § 6.1b. (vgL ebd.. S. 500) zu verstehen; dann bestünde auch nicht die Notwendigkeit. daß sich Arius
Eine Ausnahme bildet c. Cels. VIII 26 (242, 24-29 Koetschau). mit abstrakten exegetischen oder philosophischen Problemen auseinanderzusetzen hatte (vgL
3 VgL dazu Williams. R .. 1987. S. 147. ebd .. S. 503). Vorausgesetzt ist aber bei R. Lyman. daß es in Alexandrien so etwas wie eine ge-
4 VgL dazu Mittmann. S.. 1982. Sp. 1746; weiterführend A. Grillmeier (vgL ders .. 1979. S. lehrte Schultradition gegeben hätte. die sich in der Christologie widerspiegelt (dagegen vgL
150 ff.) zur Engelchristologie, besonders den Aspekt des i11 i1' 1N'm. § 4.1 und § 7.2bl.
174 § 6 Der theologiegeschichtliche Hintergrund

denn nachapostolischen Traditionen folgt. Andererseits hat die Frage nach den Christo-
logien vor Arius gezeigt, daß man nicht von einer Hellenisierung des Christentums im § 7 Der philosophiegeschichtliche Hintergrund
Sinne A. v. Harnacks sprechen kann)3 Aus diesen beiden Problemfeldern ergeben sich
zwei weitere Fragen: 1.) Welche philosophischen Implikationen weist das theologische
Denken des Arius auf? 2.) Wie geht Arius mit der Schrift um, welche Methoden verwen- 1. Schöpfung und Anfang
det er?

Die bisherigen Untersuchungen zur Theologie des Arius und deren im Rahmen der
Theologiegeschichte implizierten Bedingungen und Voraussetzungen haben als wesentli-
ches Problem die Bedeutung der Geschöpflichkeit des Sohnes ergeben; dies folgt daraus,
daß der Sohn in dieser Wirklichkeit dem Vater als grundlosem Grund untergeordnet ist,
weil er geworden ist. Die Relation von Vater und Sohn stellte sich dabei als ein Problem
der Bestimmung von Zeitlichkeit dar; wenn nämlich der Sohn geworden ist, ist er
zugleich den Bedingungen von Zeit unterworfen. Es scheint, als habe Arius dieses Pro-
blem so lösen wollen, daß der Zeitmodus der Existenzweise des Sohnes bei ihm in Diffe-
renz zur gesamten Schöpfung gedacht ist: der Sohn ist anders als die Schöpfung vor jeder
Zeit entstanden. Im Sinne des Arius heißt dies jedoch nicht, daß der Sohn ewig geworden
ist, sondern in einer Zeit lange vor jeglicher Zeitmessung. 1 Zugleich haben die Überle-
gungen zur Hellenisierung des Christentums in Auseinandersetzung mit den Thesen A. v.
Harnacks, der den Einfluß der Philosophie im Modus der Verfremdung der Bibel vertrat,
erkennen lassen, daß eine solche >Kategorie< vor Arius nicht greifen kann. 2 Damit stellt
sich auch für das arianische Denken die Frage, ob es in sich durch philosophische Impli-
kationen derart >belastet< ist, daß dadurch eine Hellenisierung biblischen Verstehens an-
genommen werden muß.
Die bisherigen Überlegungen haben auf eine zentrale Stellung der Begriffe Schöpfung!
Geschöpf im arianischen Denken hingewiesen. Unter dem Gesichtspunkt der Hellenisie-
rungsthese soll im folgenden gefragt werden, wie in der philosophisch-heidnischen Tra-
dition Schöpfung gedacht wird, auch wenn, wie einschränkend vorausgeschickt werden
muß, der Begriff Schöpfung nicht-griechischen Ursprungs ist.
In der griechischen Philosophie wird das Göttliche - vereinfachend gesprochen - als
das ewige und notwendige Weltganze oder als Prinzip der Ordnung der Welt gedacht,
auch wenn an dieser Einstufung noch Modifikationen anzubringen wären) Der Schöp-
fungsbegriff stammt wesentlich aus der Religion Israels und muß im Zusammenhang mit
dem transzendenten und einen Gott gesehen werden, aber im jüdischen Denken als eine
Erfahrung der geschichtlichen Tat Jahwes - so bei Jeremia und Deuterojesaja. Wenn
Arius davon spricht, daß der Sohn geworden und somit Geschöpf ist, aber nicht wie eines
der Geschöpfe, so stellt sich die Frage, ob nicht trotz der Divergenz eines Schöpfungs-
Begriffes als solchem im jüdisch-christlichen und griechischen Denken ein Einfluß der
Philosophie auf eine christlich gedachte Schöpfung möglich ist. Sollte dies bei Arius der
Fall sein, müßte weiter gefragt werden, in welchem Maß dieser Einfluß stattgefunden ha-
ben könnte. Oben wurde betont, daß der christliche Schöpfungsbegriff in der Erfahrung
der Wirkmächtigkeit Jahwes zugleich auch die Frage nach der Einheit Gottes ist. 4 Wenn
im philosophischen Sinne vom Werden die Rede ist, dann setzt dieses Werden zugleich

1 Vgl. § 6.2b.
Vgl. § 6.2h.
Vgl. Weissmahr, B., 1983, S. 130.
13 Vgl. § 6.2h. 4 Vgl. § 6.1a.
176 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund

voraus, daß etwas anders war, als es ist, oder anders sein wird, als es vorher war. Wie ist
dann das Verhältnis des Werdenden zum Seienden oder zum Sein zu bestimmen, wie das
Verhältnis des Werdens zum Einen, des Einen zum Sein? Wenn die Problematik der
r 1. Schöpfung und Anfang

ist im eigentlichen Sinne. Sein ist nur Sein in dem sich in ihm aussprechenden Denken,
so daß das Denken Denken des Seins ist. Nur das Denkbare ist auch sagbar. Indem nur
das Sein in dem sich aussprechenden Denken ist, ist es nur als Identität sagbar; ein Diffe-
177

arianischen Theologie in dem Verhältnis von Schöpfung, Zeitlichkeit und der Relation rentes in ihm ist undenkbar und deshalb auch unsagbar. 9 Parmenides reflektiert jedoch
von Vater und Sohn zu suchen ist, setzt dies zugleich die Differenz von Vater und Sohn nicht weiter darüber, wie das mit sich Identische, d.h. das Sein oder das Differenzlose, in
als dem einen und anderen voraus, insofern der Vater (Gott) als einer (EI<;) gedacht wird. der Dimension der Differenz als solcher ausgesagt werden könne,1o Seiendes oder Sein
Um die begriffliche Bestimmung von Identität und Differenz von Vater und Sohn im Be- L~t notwendig, d.h. es kann nicht nicht sein. lI Für dieses Sein gilt, daß es ungeworden und
reich des Werdens und Nicht-Werdens explizieren zu können, muß von philosophischer unvergänglich, eines und kontinuierlich, unveränderlich und vollkommen ist,12 Zur Be-
Seite das Denken des Einen selbst vorausgesetzt werden. Dieses ist der allgemeine Duk- gründung der Identität von Sein und Denken führt Parmenides zwei Wege an:
tus, um zu erfassen, welche philosophischen Implikationen mit der arianischen Position
(1) daß ... ist und daß es nicht möglich ist, nicht zu sein
gegeben sind.
(2) daß ... nicht ist und daß es notwendig ist, nicht zu sein,13
F. Ricken verweist zu Recht darauf, daß es sich bei diesen Sätzen um keine vollständi-
a) Denken des Einen
gen Sätze handelt, sondern um Saizfunktionen, in denen nach Frg. B 6, 1 und B 8, 2 f.
das Seiende das Subjekt sein müßte,14 Ferner wird da~ >Ist< innerhalb einer Satzfunktion
Das Eine als solches ist keine Zahl, sondern im Allgemeinen ein bestimmtes, von an- einstellig gebraucht und schließlich gilt, daß die zwei Wege nicht die einzig möglichen
derem abgegrenztes Seiendes. 5 In der griechisch-philosophischen Tradition ist sachlich sind. Denn zwischen dem notwendig Seienden und dem notwendig Nichtseienden exi-
besonders die Konzeption des Parmenides wirksam geworden; dabei ist zu betonen, daß stiert das kontingent Seiende, so daß der Obers atz des Beweises keine vollständige Dis-
in der Grundfrage der griechischen Philosophie, nämlich in der Frage nach dem Sein,6 junktion darstellt. Nach Parmenides ist das Denken auf seinen Gegenstand, das Seiende,
zugleich auch die Frage nach dem Ursprung oder Grund beantwortet wird, wie Sein zu angewiesen, was zu der Annahme führt, daß Parmenides noch nicht hinreichend zwi-
bestimmen ist, wenn auch in verschiedenen Differenzierungen. Die Frage nach dem Sein schen Denken und Wahrnehmung unterscheidet. 15 Für Parmenides ist das Sein das Eine
ist also zugleich eine Protologie, weil nach dem Ersten gesucht wird. Seit Anaximander
wird allerdings »dieses Erste mit öETov oder ÖEQ.; identifiziert. Die Protologie erweist (Nachweise bei Denniston. J. D., 1975, S. 512 f.; die Verbindung von tO aUto und te )((XL be-
sich daher als >Theologie«<7. Nach Parmenides ist Sein und Denken dasselbe: 8 nur Sein gegnet bei Alexander von Aphrodisias, in Arist. Met. 1003 b 22 [246, 32 Hayduck und 247, 9
und 32 Hayduck).
9 Mit dieser Interpretation ist nicht gemeint, daß die Identität von Denken und Sein die Existenz
5 Zu den Ausführungen über das Denken des Einen vgl. Beierwaltes, W., 1985, S. 9 ff. und ders., eines Gedachten impliziert, wie W. K. C. Guthrie glaubt (vgl. ders., 1974, S. 14 und 17; dage-
1987, Sp. 445 ff., worauf hier im wesentlichen zurückgegriffen wird; vgl. dazu auch Osborn, gen bereits Tarän, L., 1965, S. 42), sondern daß die Existenz eines Gedachten (Objektes) und
E., 1989, S. 121 ff. seines Gedachtseins voneinander abhängig sind (vgl. MortIey. R., 1986, S. 65). Irreführend ist
6 Vgl. Aristoteles, Met. 1028 b 2-4 (129 Jaeger). auch der Versuch, ta auto als Subjekt zu fassen und daraus die Identität von Sein und Denken
7 Beierwaltes, W., 1972, S. 5; vgl. auch Jaeger, W., 1953, S. 42 f.; 135; 233 ff. W. Pannenberg zu erschließen (es ergeben sich dann Schwierigkeiten mit Frg. B 8. 34 [238 Diels/Kranz); vgl.
zweifelt daran, ob das metaphysische Denken so fundamental durch den Seinsbegriff bestimmt dazu Heitsch, E., 1974, S. 144 f.); diese Position findet sich bei G. W. F. Hegel in gleicher
sei, wie z.B. M. Heidegger dies vertreten hatte. Voraristotelisch könne Sein bzw. Seiendes zwei Weise wie bei M. Heidegger (vgl. Hegel. G. W. F .. 1986 a, S. 288-290; Heidegger. M.. 1986,
Bedeutungen haben: zum einen das Seiende als umfassendste Bezeichnung für alle Arten von S. 14 f.: »Sein gehört - mit dem Denken - in das Selbe. Das Sein ist von einer Identität her
Dingen (vgl. Platon, Phaid. 79 a [72/74 Eigler]; dazu auch Aristoteles, Met. 1004 a 5 [61 Jae- als ein Zug dieser Identität bestimmt« [ebd .. S. 15); dazu auch Hölscher, U., 1986. S. 81 f.).
ger] und 998 b 22 [47 JaegerD, zum anderen das Seiende als wahrhaft Seiendes (vgl. Pannen- Das taUto der Identität von Sein und Denken im parmenideischen Sinne wird im späteren
berg, W., 1988, S. 52 f.). Vielmehr sei - und hierin schließt sich W. Pannenberg den Ausfüh- Platonismus (Plotin) als Ineinander von beidem. als einziger Wesensakt des in sich ständigen
rungen von W. Jaeger an - die wahre Gestalt des göttlichen Ursprungs der Welt das treibende Geistes aufgehoben (vgl. Plotin, Enn. V 9, 5, 31; ein Verschmelzen von Parmenides Frg. B 3
Motiv in der Entwicklung der vorsokratischen Philosophie gewesen (gegen Aristoteles; vgl. [231 Diels/Kranzl. Aristoteles, de anima 430 a 3 f. [71 Ross) und Heraklit, Frg. B 101 [173
Pannenberg, W., 1988 a, S. 88 f.). Wenn es formal wie historisch zutreffen mag, daß in der Diels!Kranz); dazu Beierwaltes, W., 1981, S. 25.).
vorsokratischen Philosophie die Frage nach dem Grund vorherrschend war, diese Philosophie 10 Vgl. zu dieser Problematik Beierwaltes, W., 1980, S. 15 ff.
somit eine Protologie ist, bleibt trotzdem sachlich zu bedenken, daß in der Frage nach dem 11 Vgl. Frg. B 2 (231 DielslKranzL
Grund - wenn auch nicht expressis verbis - die Seinsfrage eingeschlossen ist (zu Pannen- 12 Vgl. Frg. B 8,5 ff. (235 Diels!Kranz).
berg vgl. Müller, G. L., 1990, Sp. 4 ff.). 13 Vgl. Frg. B 2 (231 Diels!KranzL
Fr. B 3 (231 Diels!Kranz): tO yaQ aUto VOELV EcJtLv te )((Xi eIvm. Zu Recht stellt E. Heitsch 14 Vgl. Ricken. F .. 1988. S. 37: zur Problematik vgl. auch Jantzen. J .. 1976, bes. S. 107 ff.
fest, daß der Textüberlieferung von Clemens von Alexandrien (Strom. VI 23, 3 [440 Stählin/ 15 Vgl. ebd., S. 38; E. lIeitsch (vgl. ders., 1979, S. 21 ff.) möchte die Lehre des Parmenides auf
Früchte!]) und Plotin (Enn. V I, 8, 17 f.) der Vorzug gegenüber der von Proklus (in Parm. den kontradiktorischen Gegensatz zurückführen; E. Heitsch schreibt ausdrücklich, daß Parme-
1152,33 [Cousin]; in Plat. Thool. I 14 [66 Saffrey - Westerink]) zu geben ist, da letzterer den nides das logische Gebilde dieses Gegensatzes durchschaut habe. somit auch das formale Prin-
Text paraphrasiert und die Wortstellung normalisiert (vgl. Heitsch, E., 1974, S. 143 f.); die zip des logischen Zwangs (vgl. ebd .. S. 24). Nach der obigen Interpretation scheint jedoch
Verbindung von te xaL statt dem einfachen )((XL ist einerseits bei Parmenides üblich (vgl. z.B. diese logische Struktur eher sekundär zu sein, indem zunächst auf das Sein als In-Differentes
Frg. B 2, 3-5 [231 Diels!Kranz) und Frg. B 8, 4. 34. 40), andererseits auch sonst bezeugt abgehoben wird. Für Parmenides geht es primär darum. daß das Sein oder Seiende als homoge-
178 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 1. Schöpfung und Anfang 179

schlechthin, eine Identität in einem sich im Sein aussprechenden Denken. Trotz dieses ,mderem anders: das Nicht-Sein des Identischen ist die eigene Andersheit. so daß
/.Il
Denkens ist das Sein oder das Eine differenzlos,16 Nicht-Sein als Andersheit ist.
Nach Parmenides kann Nicht-Sein nicht gedacht und gesagt werden. Hier ist die sach- Was in den Dialogen des Platon nur vereinzelt sichtbar wird. scheint Gegenstand der
liche Anknüpfung Platons im Dialog Sophistes zu sehen: wenn jemand behauptet, etwas llIündlichen Lehre Platons gewesen zu sein, nämlich daß die Ideen Zahlen sind, Ideal-
sei falsch, so behauptet er, daß ein Nicht-Seiendes sei - TO I.!~ OV Elvc;tL17. Platon geht Zahlen,24 die vor den mathematischen Zahlen zu denken sindß Dies hängt eng mit der
davon aus, daß der Begriff das Allgemeine oder Gemeinsame des Mannigfaltigen er- I _chre vom ev und der ciOQlOTO<; öva<; zusammen, indem Eines und die unbestimmte
faßt: 18 die Idee als Sein im eigentlichen Sinne sei die Form der Einheit in der Vielheit, Zweiheit in der Konstitution der Seienden zusammenwirken. 26 Eines und unbestimmte
das zeit frei Identische dessen, was in der Zeit als Differenz erscheint. Dieses Allgemeine, Zweiheit sind den Zahlen oder Ideen vorgeordnet, auf sie sind alle Ideen zurückzuführen.
die Idee, ist der Grund des Besonderen. Das Differente oder Mannigfaltige wird von Das Eine ist das Aktive, das der Formlosigkeit des entgegengesetzten Prinzips eine
einer Idee oder auf diese hin gesehen,19 Diese Meinung ist insofern begründet, als es (Jrenze (niQa<;) verleiht. Diese unbestimmte Zweiheit ist das Grenzelose oder die An-
darum geht, was ein jedes selbst ist, eine Erkenntnis des Wesens durch das reine Den- dersheit. auf die das Eine wirkt. Indem das Eine auf die Dyas wirkt, >begrenzt< sie diese,
ken. 2o Die Idee ist das mit sich Identische, das durch den Ausschluß des anderen das ist, das Eine bringt die Idealzahlen hervorP Die Zweiheit findet ihre Selbstbestimmung am
was es ist. Indem die Idee das In-Differente ist, ist sie different zu anderem und deshalb Einen und wird z.B. bei Plotin durch das Eine zur absoluten Reflexion bestimmt. 28
durch sie selbst in der eigenen Selbigkeit. Sie ist aber das mit sich Identische nur, weil sie
anderes als ihr eigenes Nicht-Sein von sich ausschließt. Weil das andere aber dieses Einige wichtige Aspekte der philosophischen Entwicklung im Rahmen des Denkens
Nicht-Sein des Eigenen ist, impliziert das Sein einer Idee zugleich das Nichtsein einer des Einen 29 bis zum Neuplatonismus sollen nur in einer knappen Skizze behandelt wer-
den, um die verschiedenen Facetten der philosophischen Problematik zu erfassen: Speu-
anderen. Es ist anders als das andere. Durch die Andersheit weist sich das Identische erst
als es selbst aus. Sein und Nicht-Sein >bedingen< sich in diesem Sinne gegenseitig: das sippus akzeptiert die Lehre zweier entgegengesetzter Prinzipien, wobei das erste Prinzip
Sein wird als Nicht-Sein - als Andersheit - gedacht oder: Nicht-Sein als Anders-Sein. das Eine sei, vom Geist unterschieden)O Das Eine ist die Ursache der Gutheit und des

t
Darin unterscheidet sich Platon von Parmenides, weil letzterer betont, daß nur Sein ge- Seins aller anderen Dinge; es selbst kann nicht adäquat gut oder existent benannt wer-
dacht werden könne. In der Behauptung. etwas sei falsch, wird im Sinne Platons auch den)1 In einer doxographischen Notiz heißt es: Speusippus erklärt. daß Gott Geist (voü<;)
ist, aber dies sei nicht das gleiche wie das Eine oder das Gute. sondern er existiert in
Nicht-Sein als seiend ausgesagt, obwohl das Nicht-Seinfiir sich nicht sagbar ist, insofern
einer separaten und partikularen Natur. 32 Das Eine kann also nicht Geist sein und ist über
es kein Etwas ist.
Dies kann durch die Lehre der l.!8ywm YEW) noch weiter emellt werden: sie kommen
jedem Seienden und der Idee zu, und zwar als ontologische und logische Strukturen: 21
i dem Sein: WIÖE OV Tl ELvm TO EV aUTo33. Damit ist ein entscheidender Schritt in Rich-
tung neuplatonischer Philosopheme vollzogen, indem das Eine vom Sein und vom Den-
ken getrennt gedacht wird, d.h. die ursprüngliche, von Parmenides gedachte Identifizie-
Sein, Bewegung, Ständigkeit, Selbigkeit und Andersheit. »Nicht-Sein eines Seienden ist rung von Denken, Sein und Einem ist hier durchbrochen, zugleich auch die Modifikatio-
dessen Differenz zu Anderem, von ihm selbst wieder Differenten«22. Die Differenz ist nen, die Platon in das Denken von Sein und Nicht-Sein eingebracht hat. Das Eine als
ein Moment, das das Seiende trotz der Identität bestimmt,23 ein relatives Nicht-Sein, das vom Geist Getrenntes, über dem Denken Seiendes oder Wesendes ist in Differenz zu al-
als Andersheit aussagbar ist. Indem das Identische als in sich Eines betrachtet wird. ist es len modifizierten Einheiten nur es selbst.

nes Ganzes gedacht wird. als reine Einheit. in der Anwesenheit und Abwesenheit als Differenz
aufgehoben sind.
16 Frg. B 8. 6 (235 DielslKranz); für die vorsokratische Philosophie sei noch kurz auf Heraklit
verwiesen. der im Logos den Einheitsgrund der Gegensätze sieht. indem die Gegensätze ineins 24 Vgl. Aristoteles. Met. 991 b 9 - 992 a 10 (29-30 Jaeger).
gefügt werden: der Umschlag des einen in das andere; vgl. dazu Frg. B 10 (152 f. Diels/Kranz); 25 Ebd .. 1090 b 35 f. (302 Jaeger); vgl. dazu auch Ricken. F.. 1988. S. 103.
B 51 (162 DielslKranz); Xenophanes betont gegen den Anthropomorphismus. daß es nur den 26 Vgl. Aristoteles. Met. 987 a 29 ff. (18 Jaeger); vgl. zur ungeschriebenen Lehre Platons die auf-
einen Gott geben könne (Frg. B 23 [135 Diels/KranzD. in sich einheitlich und ganz. der alles in schlußreichen Arbeiten von Robin. L.. 1908. S. 15 ff.; StenzeI. J .. 1924. bes. S. 105 ff.; Krä-
seinem Geist bewegt (Frg. B 24 [135 DielslKranz)). Wichtig für die Tradition ist außerdem mer. H. J .. 1959 passim und Gaiser. K.. 1968. S. 15 ff.; kritisch dazu Vogel, C. J. deo 1986.
AnIDmgoras in seiner Kon7.eption des vou.;. der allein und einzig ist. nicht vermischt mit an- S. 202 ff. und Beierwaltes. W.. 1989. S. 24 f.
derem. sondern selbst bei sich selbst (Frg. B 12 [37 ff. Diels/Kranz]); vgl. dazu Beierwaltes. 27 Vgl. Aristoteles. Met. I. 6. 987 a 29 ff. (18 Jaeger); zum ganzen Problemkreis vgl. die ausführ-
W .. 1987. Sp. 446 f. liche Diskussion bei Dillon. J .. 1977. S. 3 ff.
17 Soph. 237 a 3 (292 Eigler). 28 Vgl. Beierwaltes. W .. 1987. Sp. 450.
18 Zu den folgenden Ausführungen vgl. Beierwaltes. W.. 1987. Sp. 448 ff. und ders .. 1980. S. 29 In diesem Zusammenhang wird Aristoteles nicht behandelt.
9 ff. 30 Vgl. Frg. 38 (71 Lang).
19 Phaidr. 265 d 3 ff. (142/144 Eigler). 31 Vgl. Frg. 34 (69 Lang).
20 Pol. 531 e 3 ff. (608 Eigler). 32 Vgl. Frg. 38 (71 Lang).
21 Vgl. dazu Beierwaltes. W.. 1980. S. 19 ff. 33 Aristoteles. Met. 1092 a 14 f. (306 Jaeger); vgl. Proklus. in Parm. 7: »Le unum enim melius
22 Ebd.. S. 20; vgl. Soph. 255 d 1 (354 Eigler) und 256 c 5 (358 Eigler). ente« (40. 1 Klibanski/Labowsky); vgl. auch Iamblich. Comm. Math. (15. 6 - 18. 12 Festa);
23 Vgl. Soph. 256 d 12 ff. (362 Eigler). dazu auch Dillon. J .. 1977. S. 12-17.
180 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 1. Schöpfung und Anfang 181

Gegenüber Speusippus betont Xenokrates in platonisch-aristotelischer Tradition, daß Wichtig für die Frage nach dem Einen ist jedoch, daß Numenius den ersten Gott als in
der erste Gott /lova<; und vou<; sei,34 Dies entspricht dem platonischen EV und dem sich differenzlos bestimmt, als das Sein schlechthin; darin unterscheidet sich Numenius
selbstdenkenden Denken oder Denken des Denkens bei Aristoteles, d,h. der reinen wesentlich von Plotin.
Selbst~züglichkeit der Mo~~ als Denken. Der Monas wird bei Xenokrates die öm<;
gegenu~ergestellt,35 das PrinzIP der Vielheit und Grenzelosigkeit (altELQLa),36 Diese Plutarch verbindet die Spekulation Platons über das reine Sein der Ideen mit neupytha-
Dyas WI.rd von Xenokrates als Weltseele vorgestellt,37 die aber implizit in der Einheit zu !!oreischen Entwürfen über die Andersheit. 52 Gott IST nach Plutarch im absoluten Sinne,
den~en ISt. 38 Aus den beiden ersten Prinzipien, Monas und Dyas, wird alles andere ab- zeitlos und ewig: er ist er selbst, indem er unveränderlich in seinem Sein verharrt. 53 Weil
gelettet. 39 er zeitfrei er selbst ist, ist kein Abstand von Früher und Später in ihm, d.h. keine Diffe-
renz oder Vielheit: 54 Sein und Einssein sind konvertibel, insofern der Gott das IST unter
W,ährend Xenokrates gegenüber Speusippus die Monas mit dem Geist identifiziert hat, Ausschluß der Vielheit ist - er ist das eine IST, das ewige JETZT und IMMER, wobei
schemt Eudorus von Alexandrien den Dualismus von Einheit und Zweiheit durch das er- jedoch diese zeitlichen Kategorien entzeitlicht gedacht werden müssen. 55
ste Eine (ltQWTOV EV) aufgehoben zu haben, indem dieses erste Eine das Eine ohne jegli-
che Qualität und das Eine mit Vielheit in sich umgreift. 40 Dadurch wird die Transzendenz Plotin denkt das Eine in Differenz zur ersten Zweiheit oder der Differenz in der Iden-
des Einen gegenüber jedem Dualismus oder jeder Zweiheit betont, indem Eudorus dieses tität. Das Eine als solches muß als dieses es selbst sein und nicht anderes. 56 Das Eine ist
Eine den höchsten Gott nennt. 41 Das Eine ist die Quelle aller Existenz, das kausale Prin- anders als das andere oder anders als das Verschiedene: ETEQOV n:aVTCDV57. Indem das
zip der Materie. 42 Eine es selbst, d.h. mit sich identisch ist, kann es als das Unterschiedene zu allem ande-
ren konstitutiver Grund in allem Seienden oder im Sein sein. Als ein derart (absolut)
Wie nahe sich der Neuplatonismus Plotins und der Mittelplatonismus des Numenius in Unterschiedenes ist das Eine selbst >über< dem Seienden,58 ist absolute Jenseitigkeit. 59
die.~er F~~ge stehen, ist aus der Tatsache ersichtlich, daß dem Plotin vorgeworfen wurde, Weil es anders als alles Andere ist, ist es als es selbst das Nichts von allem 60 und zugleich
er ubemähme dessen Gedanken. 43 Für Numenius ist der erste Gott das Gute, der Selbst- - als Nichts-Bestimmtes >Seiendes< - der Grund von allem. 61 Weil das Eine das in sich
Gute,44 d~r S~iende:45 der S.elb~t-Seiende,46 der Einfache und Ungeteilte:47 dieser erste Ununterschiedene oder Differenz-lose ist und zugleich das Gründende von allem, ist das
Gott schheßt Jede DIfferenz m SIch aus. Numenius spricht des weiteren von zwei anderen Eine überall und nirgends. 62 In der Un-unterschiedenheit ist das Eine von dem, was nicht
Göttern, denn drei Götter geb.e es: 48 den ersten Gott, den Demiurgen und das Geschöpf reine Un-unterschiedenheit ist, unterschieden und nicht unterschieden. Das Eine ist ab-
49
oder d~n Kosmos. Der zweIte und dritte Gott sind jedoch einer,50 so daß im zweiten solute Differenz zu allem anderen. Weil das Eine aber vom Vielen oder der Zweiheit in
~nd .~ttten Gott zwei Phasen des einen zweiten Gottes vorliegen dürften. Der zweite Gott Einheit unterschieden ist, ist das Eine all das nicht, »was das in sich Differente ist«63.
1St tattg und bewegt und primär Denken: darin liegt seine Differenz zum dritten Gott. 51
Insofern aber das Denken oder der vou<; Denken seiner selbst oder Denken eines ande-
34 Frg. 15 (164 f. Heinze). ren ist, ist das Denken selbst nicht reine Einheit oder Differenzlosigkeit, sondern die erste
35 Frg. 15 (164 Heinze). Vielheit. 64 Das Eine selbst muß deshalb über dem Denken sein,65 und zwar »in der
36 Frg. 68. (187 Heinze) bei Plutarch (in der Schrift über die Schöpfung der Seele im Timaios).
37 Vgl. Dtllon, J., 1977, S. 26.
38 Vgl. Krämer, H. J., 1967, S. 41.
52 Vgl. dazu Beierwaltes. W., 1987, Sp. 453 f.; vgl. De E apud Delphos 19 f., 392 E - 393 C
39 Vgl. Theophrast, Met. 6 a 23 ff. (12 ff. RosslFobes); zum Gesamten vgl. Dillon J 1977 S (242-246 Babbitt).
24f. ,., ,.
53 De E apud Delphos 19, 393 A: ~f:vELV EV TciJ avat (244 Babbitt).
40 Vgl. Simplikius, in Phys. 1,5 (I81, 19 Diels).
41 Vgl. dazu S}Tian~s, in Met. XIII 1079 aIS ff. (112, 14 ff. Kroll) und Simplikius, in Phys. 188 a
54 Ebd., 20, 393 C (246 Babbitt) über die etymologisierende Auslegung von 'A:rtoU.wv als a-
:rtoHwv, d.h. das Nicht-Viele; ähnlich auch Plotin, Enn. V 5, 6,27 f.
19 (181, 10 ff. Dtels); dazu Dillon, J., 1977, S. 127, Anm. 1.
55 De E apud Delphos 393 A (244 Babbitt); vgl. auch Plotin über Zeit und Ewigkeit: Beierwaltes,
42 Vgl. Alexander von Aphrodisias, in Met. 988 a 11 (59 f. Hayduck); vgl. dazu die spätere Lehre W., 1981, S. 42 ff. über das JETZT in einer negativen Dialektik; das IMMER: ebd., S. 45 ff.
der Chaldäischen Orakel (13 ff. Kroll) und Psellus, Hypot. 27 (92, 22 ff. Gautier). Zum Gesamten auch Dillon, J .. 1977, S. 199.
43 Vgl. Porphyrius, Vita Plotini 3, 43 ff.; eine Einordnung des Numenius von Apamea in die Nähe 56 V gl. zur Konzeption des Einen Kremer, K., 1990, S. XXVIII ff. und XXXII ff.
or.icntal~scher. Theologien wurde durch H. C. Puech (vgl. ders., 1981, S. 451 ff.) versucht; eine 57 Enn. VI 7,42, 13; V 3, 11, 18; V 4, 1.6 usw.
~1SkusslOn dieser Thesen kann hier nicht erfolgen und ist für die vorliegende Untersuchung 58 Enn. V 5, 13, 33 f.
mcht von Bedeutung.
44 Vgl. Frg. 16 (57,14 des Places).
59 rnExELva: Enn. V 4, 2, 39; VI 8, 19, 13; vgl. dazu Platon, Rep. 509 b (544 Eigler) als Aus-
45 Vgl. Frg. 13 (55, 4 des Places): 0 wv. 60
gangspunkt dieses Gedankens; die Idee des Guten muß nach Platon jenseits der ouOta sein.
Enn. V 5, 13,28; V I, 7, 19.
46 Vgl. Frg. 17 (58, 4 des Places): aütoov.
61 Enn. VI 6, 5, 37.
47 V~1. ~rg. 11. (53, l1/f. des ~Iaces): '0 DEO<; 0 ~Fv :rtQw'tO<; f:v mutou wv Eonv a:rt).oü<;, 62 Enn. III 9, 4, 1-9; VI 8, 16, 1 ff.; vgl. dazu auch Porphyrius, sent. 31 (22,2 ff. Lamberz); für
Öla TO ... WI :rtOTE Elvm ÖlaLQETO<;. .
48 Vgl. Frg. 21 (60, 1 des Places). die Wirkungsgeschichte vgl. Beierwaltes, W., 1972, S. 40 ff. und 62 f.
49 Vgl. Frg. 21 (60, 2 ff. des Places). 63 Beierwaltes, W .. 1980, S. 26.
50 Vgl. Frg. 11 (53, 13 f. des Places). 64 E. Zeller scheint an dem genuin plotinischen Gedanken vorbeizugehen, wenn er schreibt:
51 Vgl. Dillon, J., 1977, S. 366-368. »Durch al1 diese Erörterungen zieht sich als Grundvoraussetzung die Behauptung durch, dass
das ursprüngliche Sein ausser dem abgeleiteten, die Ursache ausser der Wirkung, die Einheit
IH2 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 1. Schöpfung und Anfang 183

Weise, daß es als Grund sowohl das Denken als auch die in sich differenzierten Denk- higkeit sind beide konstitutiv für den Geist - das Sein des Geistes ist Leben, weil es
>Gegenstände< differenzlos in sich >hat< (ein Vor-Haben: 4,8,6,12; 5,3,15,31/3).«66 Indem Denken ist. 75 »Leben ist die dynamische Vermittlung der Identität von Sein und Den-
der noch unbestimmte Geist sich auf das Eine hinwendet, bestimmt oder konstituiert er ken« 76. Dieses im Selben verharrende Leben des Geistes ist Ewigkeit, das zeitlose JETZT
sich selbst durch das Sehen des Einen. Das auf das Eine und zugleich auf sich selbst be- und IST des Geistes,77 entzeitlicht gedacht. Es ist das IMMER, weil in Ewigkeit nichts
zogene Sehen ist Geist. 67 Weil der Geist sich selbst sieht oder denkt, denkt er sich als geworden ist: wahres Sein. 78
zugleich identisch und different. Darin kritisiert Plot in Aristoteles, weil dieser das Den- Für die weitere Interpretation muß jedoch noch ein wesentlicher Aspekt hervorgeho-
ken des Denkens oder das denkende Denken (also in sich Differentes) als das Erste ben werden, nämlich daß der Hervorgang des Geistes nicht ein Akt der f30UAEUcn~ ist.
setzt. 68 Der Geist ist der Hervorgang und die Rückkehr in Einheit, indem der Geist sich ,>Gerade weil sie« (die Überfülle) »alles Noch-nicht-Seiende ursprunghaft (=als Nicht-
auf sich selbst wendet. 69 Nicht Etwas entsteht im Hervorgang aus dem Einen, das sich Vieles) in sich hat, ist sie Nichts von allem Entsprungenen. Der Akt des Entspringen-
dann auf sich selbst wendet, sondern das Entstehen selbst ist die Wendung des Geistes Lassens aber ist ein >Erfüllen< dessen, was dieser selbst - actu ipso - allererst setzt.«79
auf sich und somit Rückgang. »In der frühen Periode Plotins wird dieser Hervorgang in
der Analogie gedacht, in der Denken auf Sein bezogen ist. Das Eine ist selbst VOT)tov: In knapper Form soll hier über Plotin hinaus ein Grundzug des porphyrianischen Den-
Gedachtes oder Zu-Denkendes, ist nicht ohne Bewußtsein seiner selbst, Denken in zeitlo- kens dargelegt werden, soweit er das Denken des Einen betrifft. Für Porphyrius ist Gott
sem Stand, so daß es >anders< denkt als der Geist denkt.«70 Der Geist wird bei Plotin als im eigentlichen Sinne das Eine und das Sein,SO die Fülle seiner selbst.8! Als Ursache der
Bild des Einen verstanden,?! jedoch nicht als Eines schlechthin, sondern in einer inneren Seienden82 ist er allerdings Vor-Sein und reine Wirksamkeit.B 3 Gott ist kein Seiendes,
Differenziertheit, in einer Einheit trotz der Vielheit. Das Zu-Denkende des Geistes ist das sondern vor dem Seienden das Sein selbst, absolutes Sein.B4 In sich ist das Eine es selbst:
Sein als immer schon Gedachtes. Indem der Geist denkt, denkt er das Sein (oder in tradi- cdrra tO Elvm ta ltQo toi) OVtO~.B5 Zugleich ist Eines »im Sein und im Geist oder das
tioneller Terminologie die Idee).72 Dieses ist das Zu-Denkende des Geistes als es selbst: in sich durch Reflexion differenzierte, seiende Eine«86. Das Eine kann deshalb als das
weil der Geist es denkt, denkt er es als von sich verschieden, zugleich aber denkt der >Sein< des seienden Einen verstanden werden.B7 Insofern ist der Geist als der triadische
Geist die Idee als sein Eigenes: »sein Denken denkt Seiendes als das Selbe mit sich Prozeß von Sein, Leben und Denken aus dem Einen hervorgegangen zu denken. »Wenn
selbst«73. Das eigentliche Selbst des Geistes ist das vor-laufende Eine als der Ursprung der Bereich des Einen oder des Gottes als Sein und zugleich als Nicht-(Über-)Sein, als
des Geistes. Im Denken des Seins denkt das Denken auf den Grund seiner selbst, das Denken und zugleich als Nicht-Denken (im Sinne eines nicht-reflektierenden Denkens),
Eine. Die Identität von Denken und Sein ist der Geist, er ist, was er ist. 74 Indem der Geist als fügbar und unfügbar begriffen werden kann, dann bilden negative und affirmative
denkt, legt das Denken sich als Sein aus und das Sein als Denken. Andersheit und Sel- Dialektik als Aussage über ihn eine legitime, paradoxe, aber dennoch sinnvolle Ein-
heit.«88 Insofern kann das Eine als ltQooucnov und avouoloV verstanden werden,89 das
gegenüber dem EV EVOUOLOV als EV ov90 abgegrenzt ist und somit wirkungs geschichtlich
ausser der Vielheit. das Gedachte ausser dem Denkenden sein müsse« (ders .. 1963. S. 534).
die zweite Hypothesis des platonischen Parmenides weiterführt. 9!
Diese Sicht beherrscht die gesamte Darstellung Zellers.
65 Enn. VI 8. 16. 32: imEQVOllat<;.
66 Beierwaltes. W .. 1987. Sp. 455.
67 Enn. V 1. 7. 4--6: 0.,.),: OD voü<; €XcLVO. ltiD<; oUv VOliV )'EVv(i; ~ ön "tTI €ltLo"tQo<PTI ltQO<; 75 Vgl. Enn. III 8.8. 17; vgl. Aristoteles. Met. 1072 b 27 (253 Jaeger).
airro Ewga' Tj bio ÖgaOL<; aÜ1:11 VOll<;. 76 Beierwaltes. W .. 1981. S. 40.
68 Aristoteles. Met. 1074 b 34 (259 Jaegerl. Dieser sich selbst denkende Geist oder Gott hat als n Vgl. ebd.• S. 42 ff.
dieses Erste auch das beste Leben: es denkt (Met. 1072 b 27 [253 Jaeger]; de caelo 279 a 21 78 Enn. III 7. 6. 13; diese Überlegungen genügen hier. um später den Zusammenhang zu Arius
[Allan]). Während sich alles Seiende oder alles Bewegte von einem Noch-Nicht zum Nicht- klären zu können. Viele Aspekte bleiben unberücksichtigt. sowohl. was das Eine als solches
Mehr ändert. somit aus dem Bereich der Möglichkeit in den Bereich der Wirklichkeit übergeht. betrifft. den Geist als auch die Seele. die mit Zeit verbunden gedacht wird (vgl. Beierwaltes.
ist die erste Substanz reine Wirklichkeit oder Ausschluß der Möglichkeit. Diese reine Wirk- W., 1981. S. 62 ff.).
lichkeit ist bei Aristoteles dadurch gesichert. daß der Vollzug des reinen Denkens immer ge- 79 Beierwaltes. W .. 1981. S. 13.
schieht. und zwar im Denken seiner selbst. Nach Plotin setzt allerdings das Denken des Den- SO In Parm. IV 5 ff. (605 Kroll).
kens voraus. daß es nicht reine Einheit ist. die in sich selbst relationslos bleibt, sondern eine be- 81 In Parm. IV 9 (605 Kroll).
zügliche Einheit. nämlich der Bezug des Denkens auf sich selbst: der VOll<;. Plotin scheint je- 82 Ebd.. XII 32 ff. (616 Kroll).
doch die Ansichten des Aristoteles insofern zumindest zu verkürzen. als Aristoteles sagt. daß 83 Ebd.. XII 25-27 (616 Kroll).
Gott entweder VOll<; sei oder jenseits des VOll<;: 0 {)EO<; ~ voü<; Eo"tiv ~ €JtExELVa n "tOll voü 84 Vgl. auch Wallis. R. T .. 1972. S. 115 f.
(Frg. 1 von TIEPI EYXHl: [57 Ross); vgl. auch EE 1248 a 27 [118 SusemihJ) und NE 1096 a 85 In Parm. XII 26 f. (616 Kroll).
21 [6 Bywater]; auf diese Zusammenhänge hat Armstrong. A. H .. 1985. S. 101 hingewiesen); 86 Beierwaltes. W .. 1980. S. 62; vgl. in Parm. XII 4 ff. (615 Kroll).
vgl. dazu auch Beierwaltes. W .. 1990. S. XXIV f. 87 Vgl. in Parm. 19 f. (601 Kroll) und XII 31 ff. (616 Kroll).
69 Enn. V 6.6. 16 f.; vgl. dazu BeierwaItes. W .. 1981. S. 15. 88 Beierwaltes. W .. 1980. S. 62; über Affirmation und Negation im Zusammenhang mit der Teil-
70 BeierwaItes. W .. 1981. S. 16. habe und Analogie vgl. auch § 7.3a und b.
71 Enn. V 1. 7. 1. 89 Vgl. in Parm. X 24 (613 Kroll) und XII 5 (615 Kroll).
72 V gl. zur Konzeption der Idee bei Platin Beierwaltes. W .. 1990. S. XXI f. 90 Vgl. in Parm. XI 30 (615 Kroll).
73 BeierwaItes. W .. 1981. S. 25. 91 Vgl. Beierwaltes. W .. 1980. S. 63. Zugleich bedingt dies die Unerkennbarkeit und Unsagbar-
74 Vgl. Enn. V 9.5.7. keit des Einen (vgl. in Parm. II 25 ff. [603 Kroll) und Plotin. Enn. V 3. 13. 4 ff. und 14. 5 ff.).
IH4 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 1. Schöpfung und Anfang 185

Aber nicht nur in dem oben Aufgezeigten liegt der wesentliche Unterschied zu Plotin. Dieses Kapitel hat gezeigt. wie sich - ausgehend von Parmenides - die Konzeption
sondern auch in der Frage nach dem Denken Gottes: nach Porphyrius gibt es zwei Arten und die Verbindung von Sein. Denken und Einheit im Laufe der Geschichte der Philoso-
von Denken. das reine objektive Sehen in der reinen Identität mit sich 92 und das sich phie bis zu Porphyrius entwickelt hat, Das Sein als solches wurde gegenüber dem Wer-
selbst sehende Denken. die Selbstreflexion. Das objekt-lose Denken ist mit dem Einen den abgegrenzt. indem Werden immer durch Vielheit bestimmt wurde (als Übergang von
selbst identisch und dadurch die Bedingung der Möglichkeit des Denkens der zweiten einem Seienden aus dem Nicht-Mehr in das Noch-Nicht). Im folgenden Abschnitt soll
Art.93 Das Eine ist für Porphyrius die »in sich differenzierte Einheit von vor-seiendem der Aspekt des Werdens weiter verfolgt werden.
Einen (Nichts) mit dem Sein selbst als reinem Wirken [und] Selbst-Denken«94. Dadurch
wird durch Porphyrius im Denken des Einen als reinem Vollzug sachlich die christliche
Theologie insofern vorbereitet. als diese systematisch und spekulativ entfaltet wird. 95 b) Einheit und Vielheit: Werden

92 Ebd.. V 34 (607 Kroll). Wie der Begriff des Werdens zu denken ist. kann z.B. im Rahmen der Timaiosrezep-
93 Vgl. dazu Beierwaltes, W., 1972, S. 24 f. zu Porphyrius; dies ist die sachliche Voraussetzung tion dargelegt werden. und zwar auch unter Einbeziehung der Kritik an Platon. wie sie
der Trinitätslehre des Marius Victorinus, der Gott als »unum« über allem denkt (adv. Arium IV etwa von Aristoteles vorgenommen wird. Platon unterscheidet im Timaios das. was im-
24, 29 f. [572 Henry/Hadot]): super omnia et idcirco nullum de omnibus; reinstes Sein und mer existiert. von dem. was immer im Entstehen und Vergehen begriffen ist und deshalb
Denken selbst; vgl. Beierwaltes, W., 1972. S. 25 f. nie einfach existiert. 96 Der Demiurg hat eine zeitfreie Einheit der Ideen vor sich. die er
94 Beierwaltes, W., 1987, Sp. 459; vgJ. für die Differenz von Sein und Nichtsein Seneca, ep. 58,
durch seinen Logos weiß. Die schöpferische Gottheit hat da~ Verlangen. etwas zu ma-
17 (75 f. Pnichac).
chen. was ihr selbst ähnlich ist. wobei der Kosmos nicht aus dem Nichts stammt. sondern
95 Das Denken des Einen bei Plotin bleibt auch im späteren Neuplatonismus bestimmend, beson-
ders bei Proklus und über diesen hinaus in cter christlichen Theologie bei Pseudo-Dionysius die Gottheit auf eine Welt ohne Ordnung wirkt; diese Welt übernimmt die Gottheit,97 Der
Areopagita durch den Wandel in eine negative Theologie. Für Proklus wird die negative Dia- Demiurg gebraucht das utrrosePov (tc, ö E<Jn sePOy). auf es hinblickend. zur Herstel-
lektik, die aus der Aporie des Denkens entspringt, in eine radikale Negativität geführt, soweit lung des xO<J!-lo<;. d.h. der Ordnung aus etwas. das sich fehlerhaft bewegt,98 Gott reguliert
es das Eine in sich betrifft. Im abstraktiven und reduktiven Denken ist das Eine vor jeder Diffe- die Bewegung der Welt oder des Kosmos durch die Schöpfung der Zeit. dem bewegten
renz über dem Gegensatz und der Negation. Ein An-denken ist nur durch die Angabe der nega- Abbild der Ewigkeit. 99 Die Bildhaftigkeit der Zeit impliziert im Sinne Platons die Unter-
tiven Differenz möglich (vgl. Proklus. in Parm. 74, 15-18). Das Eine ist das Nichts, d.h. das schiedenheit der Zeit in sich und von der Ewigkeit im Sinne einer >schlechten< Unend-
Nichtsein von Etwas oder das Nichts des Seienden: als dieses ist es nur es selbst (in Parm. lichkeit. d.h. als unbestimmte und unbegrenzte Abfolge von Vergangenheit. Gegenwart
1180.6-10) und nicht Anderes (in Parm. 68. 10). Das Eine ist somit das Andere des Seienden.
und Zukunft,100
Aber selbst die Negation gegenüber dem Anderen muß aufgehoben werden, d.h. eine Abstrak-
tion der Negation selbst vom Einen (in Parm. 72, 1: ipsas abnegationes removit ab uno). Dies
meint die unhintergehbare Grenze des Denkens in Bezug auf das unsagbare Eine als Ursprung
(vgl. dazu Beierwaltes, W .. 1963, S. 255 ff. und ders .. 1979, S. 367 ff.). Dieser Ansatz bzw. der
Rückgang über das Denken hinaus. indem das Denken in sich zurückgeht, wird von Proklus sem Rahmen jedoch nicht nachgewiesen werden, sind aber bereits bei Saffrey. H. D., 1963, S.
mit der Negation der Negation beschrieben, die bei ihm Negation der Dialektik des Denkens 267 ff. an manchen Stellen angedeutet; auch der Weg über die arabische Philosophie kann hier
ist: indem das Eine aus den Negationen herausgenommen wird, wird auch das Denken negiert, nicht besprochen werden). In der Deutung der negatio negationis durch den Liber de causis läßt
aber im Sinne einer Vollendung. Die Einung mit dem Einen führt über das Denken hinaus ins sich eine wesentliche Differenz zu Proklus feststellen, denn im Liber heißt es. daß die causa
Nichts des Negierten oder ins Schweigen oder über das Schweigen hinaus; denn im Einen gibt prima auch das ens primum sei (prop. 17 [173 PaUin]), was gerade durch Proklus verneint wird.
es weder Bewegung noch Ruhe (vgl. dazu Beierwaltes. W., 1979, S. 361-366 mit den entspre- Das erste Seiende wird in der Art der reinen Affirmation gedeutet: es ist erste reine Unendlich-
chenden Stellen bei Proklus). Formal entspricht dies dem Gedanken der negatio negationis bei keit über jeder Unendlichkeit (prop. 15 [170 f. Pauin]) , sie ist ohne jede Vermischung reine
Eckhart, nicht jedoch sachlich (der Unterschied von formaler und sachlicher Bezugnahme wird Einheit (fixa, stans cum unitate sua pura semper: XIX 157 [177 Pauin]), reich durch sich (dives
deutlich von W. Beierwaltes [vgl. ders., 1979, S. 395 f.) hervorgehoben): denn Eckhart bezieht per seipsum: XX 162 [180 PaUin]), reine und einfache Einheit (XX 163 [180 Pauin]).
die negatio negationis eindeutig auf die Affirmation des reinen Seins Goues, welches sich 96 V gl. Tim. 27 D - 28 A (32 Eigler).
selbst reflexiv durchdringt (z.B. in Ex. n. 16 [LW 11. 21); Ausschluß jeglicher Negation; in Ex. 97 V gl. Tim. 28 C - 30 A (34-38 Eigler); wichtig ist das llaQ«A,aßulv von Tim. 30 A (36 Eigler).
n. 74 [LW 11, 77): negatio negationis als reinste Affirmation; vgJ. in Joh. n. 692, n. 207 [LW 98 Vgl. Tim. 30 B-D (38 Eigler).
III, 175]). Das Eine muß nämlich es selbst sein, d.h. es ist un-unterschieden in sich und unter- 99 Vgl. Tim. 37 D 7 (54 Eigler).
scheidet sich in dieser Un-unterschiedenheit von allem anderen. Insofern kann es im einen Sei- 100 Vgl. Beierwaltes, W .. 1981, S. 146; demgegenüber denkt Aristoteles die Ewigkeit als unwan-
enden nicht Anderes (non aliud; vgl. Cusanus) geben. Eines und Sein sind jeweils es selbst, delbar, aber in Analogie zur Zeit als unendliche Zeit (vgl. de caelo 283 b 29 [Allan); vgJ. ebd.,
reine Affirmation oder Selbstidentität. Wenn das Eine nicht Anderes ist, muß das Andere ne- 279 a 18 f. und 26 [Allan]). Während die wandelbare Zeit als Zahl der Bewegung einen be-
giert werden. Dieses Andere aber ist. vom Einen her gesehen, eine Negation des Einen. Somit stimmten Anfang und ein bestimmtes Ende habe, treffe dies nicht auf die unendliche Zeit zu
ist das Eine die Negation der Negation oder reine Affirmation. Ein wichtiges Bindeglied zwi- (vgl. Met. 1075 a 8 ff. [259 f. Jaeger]; 1072 b 29 f. [253 Jaeger); EN 1177 b 26 ff. [214 By-
schen Proklus und Eckhart bildet der Liber de causis. der sicher von Proklus abhängig ist, wie water]; Phys. 217 b 29 ff. [Ross]). Wird aber Ewigkeit als unendliche Zeit in Analogie zur Zeit
dies bereits Thomas von Aquin in seinem Kommentar zum Liber de causis festgestellt hat selbst gedacht, impliziert die Bildhaftigkeit der Zeit im Vergleich zur Ewigkeit (im Sinne Pla-
(Thomas, in I.d.c. 3, 3-10; zum Kommentar des Thomas von Aquin über den Liber de causis tons), daß sich die Zeit als Bild selbst aufhöbe, da sie sonst das Bild ihrer selbst würde (vgl.
vgJ. Beierwaltes. W .. 1963. S. 192 ff.; Parallelen zu Plotin sind wahrscheinlich, können in die- Beierwaltes, W., 1981, S. 176).
186 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 1. Schöpfung und Anfang 187

Aristoteles wehrt sich gegen diese Auffassung Platons, weil dieser lehre, der (mathe- sich oder wird. Es stellt sich deshalb die Frage, ob das Werden eine Erscheinung ist oder
matisch bestimmte) Kosmos habe einen punktuellen Anfang und das Universum würde im ontologischen Sinn verstanden werden muß. Wenn es aber als Wirkliches gedeutet
durch die Providenz Gottes ewig bestehen. lol Wenn nämlich die rationale Welt ewig be- wird, muß weiter gefragt werden, ob es ein Werden des Seienden als Seienden ist und
stünde, zugleich aber geworden sei (YEVT)tO<;), dann sei diese Welt vorher nicht existent woher das neue Sein im Werden kommt. Aristoteles schreibt, daß Seiendes weder entste-
gewesen oder es gebe die Möglichkeit, daß dies so sei; dies widerspreche jedoch der hen noch vergehen könne, da das Werden aus dem stammt, was ist, oder aus dem, was
Endlosigkeit.10 2 Es käme der immerwährenden Nicht-Existenz und zugleich immerwäh- nicht ist. Wenn es aus dem ist, was ist, dann ist es kein wirkliches Entstehen, weil es kein
renden Existenz gleich.!03 Nach Aristoteles ist es logisch unmöglich, daß Gott eine Welt Neues gibt; ist es aus dem, was nicht ist, kann das Nichts nicht als Erklärung für das Ent-
schafft, die einen Anfang, aber kein Ende hat; dies richtet sich gegen die Idee, daß die stehen genommen werden. ll5 Der Begriff des Werdens ist in sich widersprüchlich, da
Zeit einen Anfang zu einem bestimmten >Augenblick< hat, d.h. daß sie mit dem Kosmos man vom Werden nur dann sprechen kann, wenn etwas zu verschiedenen Zeiten iden-
zusammen entstanden sei.1 04 Dies hängt bei Aristoteles mit der Ansicht zusammen, daß tisch und zugleich different iSt. 116 Aristoteles unterscheidet zwischen bestimmten und
die unaufhörliche Bewegung des Himmels aufgrund der Unaufhebbarkeit des Prinzips unbestimmten Seienden - EVEQYElQ: GV und ÖUVallE1 GV.!17 Das dem Vermögen nach
dieser Bewegung gegeben sei.!05 Die Bewegung des Alls ist deshalb ohne Ende,106 wobei Seiende ist als weiter Bestimmbares ein relatives Nichtseiendes, insofern es als dieses ist.
Aristoteles an der Nicht-Identifikation von Zeit und Bewegung aufgrund der Kontinuität Es ist eine potentia passiva, die bestimmt werden kann (in Abgrenzung gegen eine po-
der Zeit und der Diskontinuität der Bewegung festhält. Alles Bewegte und Ruhende ist tentia activa als Selbst-bestimmung). Es ist auf ein anderes Seiendes hin vermögend, das
nämlich in Zeit. 107 Zeit ist somit nicht mit Bewegung identisch,lOS aber sie ist auch nicht in diesem Seienden anwesend und zugleich abwesend iSt. 118 Dynamis und Energeia sind
ohne Bewegung;I09 daraus ergibt sich nach Aristoteles, daß sie eine %LV'lOL<; TL ist. l1O konstitutive Momente des Seienden, nicht aber das Seiende selbst. 119 Veränderung wird
deshalb von Aristoteles als Verwirklichung eines Vermögens gcdeutet. 120
Der Timaios wurde jedoch nicht immer, wie es sich von der aristotelischen Konzeption
her nahelegt, in einem wörtlichen Sinn gelesen, was z.B. für Taurus ll1 und Attikus be-
Denken und <pcxvtcxOla hervorhebt (vgl. de anima 433 a 10 [80 Ross]; zum Begriff der <Fav-
zeugt ist: letzterer interpretiert Platon so, daß die Bewegung ohne Ordnung aYEVT)to<;
taOLCX vgl. auch Cessi. V .. 1987. S. 104-126 und 253 f.). NOflv und 'PQOVElV gehöre zum
sei,112 während die rationale Welt nach Attikus YEVT)tO<; alto XQovou ll3 ist.
Göttlichen (vgl. de partibus animo 686 a 28 [135 Louis)). Der voüC; ist fähig, sich selbst zu den-
Für Aristoteles verursacht der erste unbewegte Beweger die regelmäßigen Bewegun- ken (vgl. de anima 429 b 9 [70 Ross]). wobei das Denken so ist. wie dessen Objekte sind (vgl.
gen der Himmel.1 14 Bewegung aber bedeutet zugleich Veränderung. Seiendes verändert de anima 429 a 17 [69 Ross]). Aristoteles führt hier die Unterscheidung ein. daß der VOÜC; lWt'
EvEQ)'I'WV mit seinen Objekten identisch sei. xata IiUvCXflLV aber nur ähnlich mit ihnen. Weil
aber im Göttlichen ÖUvCXflL<; und EvEQytUX zusammenfallen. ist im Akt des Denkens seiner
101 Vgl. Tim. 41 A (64 Eigler); vgl. Aristoteles. de caelo I 10 ff. (Allan); vgl. dazu Sorabji. R.. selbst das Denken mit seinen Objekten auch xata IiUvCXflLV identisch (vgl. dazu Mortley, R.,
1983. S. 277 f. 1986. S. 78-82). Für die Frage des Zusammenhanges von Phys. VIII 4 und de caelo IV 3 sowie

It
102 Vgl. de caelo I 12 (281 b 25 f. [Allan]). den Schluß auf den unbewegten Beweger aufgrund des Satzes. daß jedes Bewegte von etwas
103 Vgl. ebd.. 281 b 2 - 282 a 25 (All an) . bewegt werde. vgl. Scck. G. A.. 1969. bes. S. 213 f.; zur Kritik des Theophrast an der aristote-
104 Vgl. Aristoteles. Met. 12.6.1071-1078 (248-270 Jaeger). lischen Konzeption des unbewegten Bewegers vgl. Skemp. J. 8.. 1969. bes. S. 219 ff.
105 Vgl. Phys. 250 b 13 f. (Ross); 259 b 22 ff. (Ross); Met. 1072 a 22 (251 Jaeger); dazu Beier- 115 Vgl. Phys. I8. 191 a 23-24 (Ross).
waltes. W .. 1981. S. 275. 116 Vgl. Weissmahr. B .. 1985. S. 136 ff. auch für die weitcmn Ausführungen; vgl. auch
106 Vgl. Phys. 222 b 6 f. (Ross); de caelo 284 a 9 (Allan). Weissmahr. B .. 1983. S. 79 f.
107 Vgl. Phys. 219 al und 9 (Ross); 221 b 10 (Ross). 117 In der Scholastik: ens actu und cns potentia.
lOS Vgl. Phys. 218 b 9-20 (Ross). 118 Vgl. Ari~toteles. Met. IX 8.1049 b 24 f. (187 Jaeger); vgl. Thomas von Aquin. s.th. I q. 2 a. 3
109 Vgl. Phys. 218 b 21- 219 a 2 (Ross).
* (12 Caramello): de potentia [ ... 1non potest aliquid reduci in actum. nisi per aliquod ens in actu.
110 Phys. 219 a 3 (Ross). 119 Vgl. Met. VIII 3. 1043 b 14-16 (170 Jaeger).
111 Vgl. Philoponus. aet. VI 8 (145-147 Rabe); zur exegetischen Methode. besonders zur Diffe- 120 Die Energeia ist nach Aristoteles früher als die Dynamis in dreifacher Hinsicht: 1.) dem Begri.ff
renz von {JEWQla und AESLC;. vgl. Dillon. J .. 1977. S. 246 f. nach: das Vermögen ist nur auf die Verwirklichung hin erkennbar; 2.) dem Wesen nach: Ver-
112 Frg. 22 und 24 (74 f. des Places). wirklichung ist Vollkommenheit des Vermögens; 3.) der Zeit nach: ein Individuum ist nur In-
113 Frg. 20 (73 f. des Places). Das Universum war in ungeordneter Bewegung vor der Schöpfung dividuum einer bestimmten Art. was die Priorität der Energeia bedeutet (vgl. Weissmahr. B..
des Alls (vgl. Proklus. in Tim. I 276.31 ff. [DiehJ]l; die Zeit selbst ist mit der Bewegung ver- 1985. S. 142); nach 8. Weissmahr unterscheidet Aristoteles zwischen dem aktuell und dem
bunden und somit vor dcm Kosmos. Daraus ergibt sich für Attikus. daß das Universum in sei- potentiell Seienden. das durch Andersheit ausgezeichnet sei. 1m Werden entstehendes Neues
nem ungeordneten Status ohne einen Beginn ist (vgl. Proklus. in Tim. I 283. 27 ff. [Dieh!]); stammt auch vom werdenden Neuen selbst her. d.h. es liegt eine Selbstüberbietung des Wer-
vgl. dazu Dillon. J .. 1977. S. 253. denden vor. Seiendes ist von sich aus aktiv. Seiendes ist deshalb immer schon mehr. als es ist.
114 Vgl. Met. 12.7. 1072 a (251 f. Jaegerl. Dazu auch Düring. I.. 1968. Sp. 233. In der göttlichen d.h. das Identischsein des endlichen Seienden mit dem. was es wird. ist konstitutiv für das
Tätigkeit besteht zwischen der ersten EvtEAEXEUX (der Präsenz oder Ö{Jvcx!.nc;) und deren Betä- Vermögen der Seinsbestimmung (vgl. Weissmahr. H.. 1985. S. 146). Die Selbstüberbietung des
tigung kein Unterschied (vgl. Met.. 1071 b 17 ff. [250 Jaeger]); EVEQ)'I'UX. EQYOV und ÖUVCX!UC; Seienden ist nur denkbar. wenn die »unendliche Ursache. die als reiner Akt alle Wirklichkeit in
fallen hier zusammen; die Ö{tyCXflLC; ist Tätigkeit (vgl. dazu Tugendhat. E.. 1988. S. 101). Für sich vorausenthält. zur }Konstition< der endlichen Ursache als solcher (}in actu<) gehört. ohne
Aristoteles ist weiterhin zu beachten. daß er einerseits die Differenz von Denken. das dem er- ein inneres Moment an ihr als Seiendem zu sein.« (Rahner. K.. 1961 a. S. 69) Gott als das ab-
sten Prinzip (aQX~) oder dem fllioC; zukomme. und Machen betont. das vom Ende des Den- solute Sein kann nur bewirken. was seiner Natur entspricht. d.h. was nicht außerhalb seines
kens komme (vgl. Met. 1032 b 15 f. [140 Jaegerll. andererseits die Unterschiedenheit von Seins ist. Kritisch anzufragen ist allerdings gegen B. Weissmahr. ob die Problematik für Ari-
188 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 1. Scl0pjung und Anfang 189

Für Plotin stellt sich die Situation anders dar, wie bereits oben bemerkt,121 als der Zu- vom Einen. l3l Die Formen sind im Geist ewig aktiv; dies setzt voraus, daß etwas vorhan-
sammenhang des Einen und des Geistes behandelt wurde. Der Hervorgang des voü.; aus den ist, was geformt wird,132 ewig, aber geworden. insofern es hervorgegangen ist. 133 Die
dem Einen wird von Plotin als notwendiges Überfließen des Einen metaphorisch als Ra- Form im voü.; hat somit eine logische Priorität. Der voü.; ist, was er ist, indem er das
diation 122 oder als im Seienden immanente Omnipräsenz des Einen oder des intelligiblen Eine betrachtet. 134 Im Entstehen wendet sich der Geist auf sich selbst hin und damit auf
Seins 123 beschrieben: das Eine oder das intelligible Sein ist im Niedereren durch seine seinen Grund: Hervorgang und Rückgang sind im Geist identisch.135
öuvaj..lEl'; anwesend;124 wo diese sind, muß auch ihre Quelle sein,125 Das Eine als Quelle
Ähnlich wie Plotin lehrt Anatolius, daß die öm.; die erste Stufe der Trennung vom
(3tllYl1) des Geistes 126 verharrt als Quelle in sich, obwohl sie ihre Kraft verströmt. Als
Einen ist, bezogen zur Monas wie die Materie zur Form. B6 Die Dyas steht in logischer
Quelle bezeichnet Plotin metaphorisch die Ursprünglichkeit des Einen, er gibt jedoch
Opposition zum Einen oder der Monas,137 Der Hervorgang der Dyas von der Monas wird
nicht den Grund an, warum die Quelle Quelle ist; als diese ist das Eine die Über-Fülle,127
bei Anatolius als XU<H'; bezeichnet,B8 das dem plotinischen Verständnis der Emanation
die trotz des Gebens dieser Fülle in sich als sie selbst bleibt. 128 Das Eine läßt Seiendes
entspricht. Die Dyas ist das Viele im Einen, durch die Monas in aktiver Weise vereinigt.
aus sich entspringen aufgrund seiner Gutheit, Fülle und seiner ÖUvCtj..ll.;,129 so daß das
Insofern das Eine auf die erste Zweiheit in Einheit einend wirkt, ist die Dyas dem Einen
Entsprungene vom Ursprung nie ganz getrennt ist; der Geist sieht nämlich das Eine als
nicht Getrenntes (ou XWQWÖEl.;),130 Die rationale Welt wie auch die Materie stammen gegenüber passiv, in sich selbst aber aktiv, genannt )'EvllOl';, XOlVWVLa, tO 3tQo,; Tl, 'A6--
)'0'; EV ava'Ao)'U;t,139 Da die erste Zweiheit in sich unterschieden gedacht werden muß,
ist sie in sich different, allerdings durch die einigende Struktur des Einen selbst auch mit
stoteles nicht primär darin liegt. wie Werden gedacht werden kann, und zwar als Übergang sich identisch: Selbigkeit in Unterschiedenheit. Anatolius wie Plotin entfernen sich da-
zweier Zustände des Seins, wobei das Sein in Möglichkeit von der Verwirklichung her als durch von der Zwei-Stufen-Lehre des Platon, wie sie diesem von Aristoteles zugeschrie-
nichtseiend 'gedacht< werden kann. B. Weissmahr selbst versucht zu zeigen, daß beide Wirk- ben wird: 140 es handelt sich bei ihnen um die Interaktion von Einheit bzw. dem Einen und
Iichkeitsbereiche von Seiendem der Möglichkeit nach und Seiendem der Wirklichkeit nach der unbestimmten Zweiheit (aoQlOto.; öoo.;). Darin stimmt Anatolius mit Plotin über-
dialektisch zu vermitteln sind. Außerdem betont B. Weissmahr den Unterschied des Verhält- ein,141
nisses von Vermögen und Bewegung auf der einen Seite und dem Verhältnis von Stoff und
Form auf der anderen Seite zu wenig, wie dies F. Ricken herausstellt (vgl. ders., 1988, S. 130).
Eine weitere Diskussion kann hier nicht erfolgen.
121 Vgl. § 7.1a.
122 Enn. 17, 1, um nur ein Beispiel anzuführen. sap. 13 n. 35 [35 f. Klibansky/Senger]; possest n. 7, 2 ff. [8 Steiger]; 25, 7 ff. [31 Steiger]; dazu
123 Vgl. Enn. VI4 und 5. Beierwaltes, W., 1980, S. 121); der actus ornnis potentiae wird als ornnipotentia vor jeder Dif-
124 Vgl. Enn. VI 4, 3; es handelt sich hier jedoch um das Eine des Seins. ferenz begriffen, als kreative Potenz im Sinne der Mächtigkeit, als Grund jeder Bestimmtheit.
125 Vgl. Enn. VI 4,9; vgl. dazu Armstrong, A. H., 1937, S. 61 ff. In diesem Zusammenhang ist 131 Vgl. die Ausführungen von Rist, J. M., 1967, S. 117 ff.
wirkungsgeschichtlich besonders die Unterscheidung von Etvm und öv wichtig (vgl. Seneca, 132 Vgl. Enn. II4, 4.
ep. 58, 17 und 15 [75 f. Pnichac]; Alkinous, didasc. 35 [189, 15 Hermann]: Sein und Nicht- 133 Vgl. Enn. II 4, 5.
Sein sind nicht entgegengesetzt; Porphyrius, in Parm. XII 29-35 [616 Kroll]: Über-Sein als 134 Vgl. Enn. V 2,1.
Nicht-Sein; Synesius, hymn. 1, 180 ff. [12 Ter.laghi]: Unterscheidung von Eines und Alles, 135 Vgl. BeierwaItes, W., 1981, S. 16.
Eines durch Alles und Eines vor Allem; vgl. dazu auch Marius Victorinus, adv. Ar. I 48, 11 136 Das Werk des Anatolius »Über die Dekade« ist bei Iamblich in den Theologumena Arithmeti-
[338 Henry/Hadot] und 19-22 [340 Henry/Hadot]; II I, 33 [392 Henry/Hadot] und IV 19, 10 cae überliefert; die Passage, die hier relevant ist, findet sich ebd. 9 (10 de Falco); zum folgen-
[556 Henry/Hadot]). den vgl. auch Williams, R., 1987, S. 191 f. Es ist jedoch darauf aufmerksam zu machen, daß
126 Vgl. Enn. VI 9, 9,1. Anatolius, der sonst wenig bekannt ist, bei R. Williams eine zu starke Betonung erfährt (vgl.
127 Vgl. Enn. V 2, 1,8 f. dazu auch Louth, A., 1988, S. 156).
128 Vgl. Beierwaltes, W., 1981, S. 12 f.; die sachliche Anknüpfung F. W. J. Schellings an diesen 137 Vgl. Iamblich, Theol Arith. 8 (8 f. de Falco).
Gedanken der Quelle als Mächtigkeit von oder zu allem durch die Vermittlung C. J. H. Win- 138 Vgl. Ebd. (8 de Falco).
dischmanns zeigt W. Beierwaltes (vgl. ders., 1972, S. 120). Für das ln-Sein und zugleich 139 Vgl. Ebd.
Eigen-Sein von esse, vivere und intellegere vgl. PorphyTius, sent. 10 (4,7 ff. Lamberz): ltavw 140 Vgl. Aristoteles, Met. 1,6,987 b - 988 a 08-20 Jaeger).
~EV €:v M<JLV, äl../~a OlXElUl<; tfl ;'xaaTOu ouala; dazu auch Marius Victorinus, adv. Ar. I, 141 Deutliche Parallelen lassen sich darin feststellen, daß für Plotin die erste Bewegung vom Einen
20, 15--18 (236 Henry/Hadot): unoquoque habente id quod sit iuxta quod maxime est, antiquius unbestimmt und formlos ist, weil sie eine Separation vom Einen bedeutet (Enn. II 4, 5). Die
exsistente quod est esse ab eo quod est agere. Pater autem quod est esse et m<L"ime pater ipsum Dyas ist Andersheit (Enn. V I, 5 und V 4,2), das Abbild des Einen (Enn. V I, 6; V I, 7; V 9,
quod est esse cui inest actio potentialiter. 2; VI 7, 15), verursacht durch das Eine, aber nicht gewollt, insofern das Eine kein Ziel haben
129 Vgl. Enn. V 2, 1,9; V 3,15, 33: öuva~L<; MvtUlV. kann, woraufhin es sich bewegt (Enn. V I, 6, 25 ff., bes. ooof [3ouhl")rno<;); die Bewegung
130 Enn. V I, 6,48; das Eine ist als Dynamis von allem in allem: vgl. Enn. III 8, 10, 1; PorphyTius, ist ein Effekt der reinen Energeia des Einen, so daß die Einheit des Einen keine relative Einheit
in Parm. 126 f. (602 Kroll); Proklus, eIern. theol. 92 (82, 23 ff. Dodds); Theol. Plat. III 6 (20, ist (Enn. VI 6, 12 und VI 6, 14). Wenn allerdings R. William~ im Anschluß daran schreibt »to
13 ff. Saffrey/Westerink); dies ist zugleich der sachliche Ausgangspunkt für die Bestimmung speak of it as it enters into relation as an element in a process, as part of the network of poten-
Gottes als potentia potentiarum bei Marius Victorinus (adv. Ar. 149, 35 f. [344 Henry/Hadot]; tial producing a new state of aff airs, is to move to the temporal and relative level of 'twoness<,
theologisch wird dies bei Marius Victorinus als »Hic est deus, hic pater« [50, 1: 344 Henry/ the dyad, sameness - and - othemess« (ders., 1987, S. 194; Bervorhebung nicht original,
Badot] formuliert; dazu Beierwaltes, W., 1980, S. 64 f.) und des possest als ermöglichender T.B.), dann beachtet er die Identität von Ewigkeit und Geist nicht, wie oben dargelegt: Ewig-
Grund des Verhältnisses von Wirklichkeit und Möglichkeit bei Nicolaus Cusanus (vgl. ven. keit ist das Leben des Geistes als die Vermittlung von Sein und Denken (vgl. § 7.1a).
Il)O § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 1. Schöpfung und Anfang 191

Demgegenüber vertritt Iamblich eine modifizierte Form des Neuplatonismus, obwohl oder metaphysische Reflexion über den Zusammenhang von Nichts und Sein, sondern
dieser von Plotin abhängig ist.1 42 Die Götter in den Schriften des Iamblich haben ihre um das Vertrauen auf Gottes Schöpferkraft, sei es die Befruchtung des Mutterschoßes
eigene Welt, die nicht die unsere ist. Unsere Gedanken erreichen sie nicht. Die Götter Saras (2 Makk) oder die Lebendigmachung der Toten (Röm).1 51 Mit einer Schöpfung aus
intervenieren von >oben<, indem sie uns zu ihnen über unser Verständnis und Vermögen dem Nichts im engeren Sinne hat dies wenig zu tun. Erst auf diesem Hintergrund kann
hinaus führen. Darin liegt der Grund, warum Theurgie für Iamblich keine philosophische die philosophische Auseinandersetzung des Arius mit der Schöpfungs lehre erfolgen.
Diskussion und Kritik bedeutet, sondern einen strikt theologischen Sinn behält. 143
Im folgenden soll versucht werden. die Schöpfung des Sohnes bei Arius mit Hilfe der
Für Iamblich produziert die Dyas Hervorgänge oder Emanationen und Differenzierun- platonischen Konzeption von Monas und Dyas zu interpretieren (als philosophische Be-
gen,l44 eine kreative Teilung. 145 Vor dieser Dyas liegt das Eine und das zweite Eine, das dingung). Dabei muß im Platonismus zwischen Philosophen unterschieden werden, die
in Relation zur unbestimmten Andersheit tritt. l46 Die Realität ist unwandelbar und ohne aristotelische und stoische Ideen aufnahmen, wie z.B. Eudorus von Alexandrien,152 und
Beziehung zum Anderen, sie existiert in Potentialität zu den anderen Dingen >hinter< ihr solchen, die diese Ideen ablehnten. Für die Monas bei Arius gilt, daß sie einfach, unteil-
selbst, und sie ist aktuell in Relation. Daraus ergibt sich die Triade von unpartizipiert- bar und der letzte Ursprung ist; dies kann mit der Position Philos parallelisiert werden.1 53
partizipiert-partizipierend. Das Eine ist jenseits aller Aktion. In der Triade von Monas, Obwohl L. W. Bamard hervorhebt, daß es sich bei dem Begriff !-lova<; um eine theologi-
Zweitem Einen und Dyas besteht ein wesentlicher Unterschied zu Plotin und Anatolius. sche Terminologie handeln soll und nicht um eine philosophische Konzeption,154 bleibt
zunächst zu fragen, ob der Begriff ~ova<; als solcher terminologisch wirklich theologisch
Die Gedanken, die hier zu einer philosophischen Konzeption des Werdens entwickelt
verstanden werden kann. Dem widerspricht nicht, daß Gedanken der Philosophie (des
worden sind. die sich zudem konsequent aus dem Denken des Einen ergeben,147 sollen
Platonismus) eher durch christliche Theologen vermittelt sein dürften als durch die Phi-
im nächsten Kapitel im Hinblick auf das theologische Denken weiter verfolgt und in ih-
losophen selbst. Dies läßt sich parallel auch bei Athana~ius fl'Ststellen, der Ex 3, 14
rer Bedeutung für die arianische Position herausgearbeitet werden.
(LXX) platonisch interpretiert: 155 (, cDV ist unwandelbar,156 was auf einen mittelplatoni-
schen Hintergrund deutet, wie E. P. Meijering gezeigt hat. 157 Der Ausgang bei Athana-
sius ist jedoch biblisch, interpretiert in platonischer Terminologie und zugleich in der
c) Arius über die Schöpfung Vermittlung philosophischer Implikationen.
Für die Schöpfung als solche muß zunächst auf die Timaiosrezeption in der platoni-
Bevor auf den philosophischen Hintergrund einer Schöpfungslehre bei Arius einge- schen Tradition verwiesen werden: der Kosmos existiert immer, die Schöpfung ist eine
gangen werden kann, sei darauf hingewiesen, daß das Vemältnis von Vater und Sohn (als
Art Parabel. 158 Eine weitreichende Diskussion betrifft in diesem Zusammenhang die An-
Geschöpf) bei Arius nicht notwendig so gedeutet werden muß. daß der Sohn aus dem sicht Platons, daß die Welt geworden sei (yfoyOVEV).159 Dies dürfe allerdings nach Alki-
Nichts als solchem (unum purum nihiI) im strikten Sinn des Wortes stammt. 148 Zugleich nous nicht so verstanden werden, als sei die Welt in sich geworden, sondern Platon habe
soll hier aber auch auf ein Zweites aufmerksam gemacht werden: B. Weissmahr betont. den Kosmos nur deshalb als geworden bezeichnet, weil er immer im Werden ist. Der
daß die griechische Philosophie keinen Begriff der Schöpfung kenne, sondern das Göttli- Kosmos verweise somit auf die Ursache seiner eigenen Existenz.l 60 Ähnlich argumentiert
che als ewiges und notwendiges Weltganzes oder als Prinzip der Ordnung der Welt auf- auch Plotin: nur das Eine (8V) sei im wahrsten Sinne ungeworden, da es selbst nur Ursa-
faßt. 149 Die Schöpfung als solche werde im Denken der Religion Israels im Zusammen- che sei, selbst aber als unverursacht vorgestel1t werden müsse. Die Ideen seien demge-
hang mit dem transzendenten und einen Gott in der Erfahrung der geschichtlichen Tat genüber durch den Ursprung geworden; als ungeworden müssen sie jedoch gedacht wer-
Jahwes gedacht. B. Weissmahr verweist im Anschluß daran auf die Lehre der Schöpfung den, weil ihr eigener Ursprung nicht in der Zeit ist, sondern sie selbst in ihrer Ständigkeit
aus dem Nichts, wobei Schöpfung einen aktiven Sinn habe und das Nichts nicht Etwas
sein könne; der biblische AnhaItspunJ...'t sei 2 Makk 7, 28.1 50 Dabei beachtet B. Weiss-
mahr jedoch die Stelle im NT (Röm 4, 17) zu wenig und löst in seiner Argumentation die 151 Vgl. Wilckens. U.. 1987. S. 274 f. und Ganoczy. A.. 1983. S. 92 f.
152 Vgl. dazu Witt. R. E.. 1971. S. 126. R. P. C. Hanson verweist im Anschluß an J. Dillon (vgl.
biblische Fundierung aus deren Kontext: Es geht nämlich nicht um eine philosophische
ders .. 1977. S. 132) darauf. daß Eudorus von Alexandrien Platon litera I verstanden habe. daß
also die Welt geworden sei. aher nicht in der Zeit (vgl. Hanson. R. P. c.. 1988. S. 86); Ähnli.
142 Vgl. Armstrong. A. H.. 1974. S. 185 ff. ches finde sich bei Attikus (vgl. Meijering. E. P., 1975. S. 83 ff. und Lorenz. R.. 1979. S. 550.
143 Vgl. Armstrong. A. H.. 1987, S. 187 und Wallis. R. T. W.. 1972. S. 120 ff. Ansonsten bleiben die Bemerkungen zur philosophischen Tradition in der Monographie von R.
144 Frg. 53 in Tim.: :JtQooöwv xai ÖlO.XQLOT(}')~ XOQT]yOv 060. 8 f. Dillonl. P. C. Hanson relativ allgemein.
145 Frg. 54 in Tim.: ÖT]~ILOUQ)'lX~V ... ÖlO.LQEOlV 062.11 f. Dillon). 153 Vgl.leg. all. Il3 (90. 15 ff. Cohn/Wendlandl.
146 Dies wird bezeugt durch Damascius: vgI. DiJlon. J .. 1973. S. 30-33. 154 Bamard. L. W.. 1972. S. 112.
147 Vgl.§7.1a. 155 Vgl. de decr. 22. 3 08. 33 ff. Opitz) und de syn. 35. 2 (262. 7 ff. Opitz).
148 Vgl. § 6.2d. 156 Vgl. C. Ar. III 60 ff. (PG 26. 447 ff.).
149 Vgl. Weissmahr. B.. 1983. S. 130 ff. Dabei scheint jedoch B. Weissmahr zu wenig auf das 157 Vgl. Meijering. E. P .. 1974. S. 126.
Denken des Einen im Neuplatonismus rekurriert zu haben. d.h. auf den Begriff des Jenseits 158 Vgl. Calcidius. in Tim. 23 (89 f. WrobeJ). Zu Calcidius vgl. Baltes. M.. 1976, S. 172 ff.
(E:JtEx!'l va). Seit Porphyrius wird zudem sogar eine creatio der r,~.T] thematisiert (vgl. z.B. sent. 159 Tim. 27 d (32 Eigler).
37 [44. 10 ff. Lamberz]). 160 Vgl. Epit. XIV (169. 26 ff. Hermann). Ähnlich auch Taurus: der Kosmos sei )'<vlIT~. weil
150 Vgl. Weissmahr. 8..1983. S. 131 und 136. sein Sein anderswoher stammt; vgl. dazu Baltes. M.. 1976. S. 108; zu Alkinous: ebd .. S. 96 ff.
§ 7 Der phi/osophiegeschicht/iche Hintergrund 1. Schöpfung und Anfang 193

als seiend vorgL'Stellt werden. 161 Die Ideen wie der Kosmos sind )'EYr]m; ihre Differenz Welt existiert jedoch nach Plutarch die regellos sich bewegende Hyle, die in sich unent-
hesteht jedoch darin, daß die Ideen immer sind, während der Kosmos immer wird, da er standen sei,169 Gott aber immer zuhanden,17o Mit der sich bewegenden Hyle müsse eine
in Zeit als unaufhörliches Geschehen 162 und somit verursacht ist.'63 Gegenüber dieser Art ungeordnete Seele angenommen werden, da die Hyle bewegt war; die Ursache aller Be-
von Timaiosrezeption bringt Attikus ein neues Element ein: das Ungewordene brauche wegung ist aber für Platon das Selbstbewegte, die Seele.'7 1 Der Demiurg schafft dem-
weder einen Schöpfer (ltOllltrl<;) noch einen Fürsorgenden Ü'llÖEJ.!Wv);I64 dieser nahm nach nicht aus Nichtseiendem, sondern aus mangelhaft Seiendem das Vollkommene.'72
dem Kosmos das Ungewordensein (to ayevllTOv), um diesen nicht der Vorsehung Weil die vorkosmische Materie ungeordnet gewesen sei, müsse auch die Ursache der
(ltQovOla) zu berauben.'65 Bewegung der Materie ungeordnet sein. Da der vou<; das Prinzip der Ordnung sei, müsse
die Ursache der ungeordneten Bewegung alogisch sein, eine Seele ohne voU<;.173
Solche Auffassungen von der Schöpfung respektive dem Werden oder Ungeworden-
sein widersprechen der Ansicht des Arius, daß der Vater oder Gott zunächst allein war, Auch über Plutarch hinaus ist die Ansicht, es liege eine Schöpfung aus einer formlosen
d.h. ohne den Sohn als xtl,(JJ.!a oder die Schöpfung als Ganze, insofern das Werden des Materie vor, wie dies im Anschluß an Tim. 27 d vertreten wird,174 mit der Auffassung
Kosmos ohne jeglichen Beginn in der Zeit vorgestellt wird und somit zumindest implizit des Arius nicht vereinbar, es liege eine Schöpfung (der Sohn) aus dem Nichts vor, wobei
zwei Ungewordene im Sinne des Arius eingeführt werden. Bereits die Kritik des Metho- diese creatio ex nihilo nicht notwendig eine Distinktion zwischen Vater und Nichts be-
dius an Origenes hat gezeigt, daß es keine zwei ayevvllra geben könne, eine Sicht, die deutet: das Nichts kann ein Relationsbegriff von Vater und Sohn sein. Arius ist aufgrund
in dieser Weise sicher von Arius vertreten wird. 166 Der Gedanke einer ewigen Existenz dieser Differenzen wohl nicht in direkten Zusammenhang mit dieser Form des Platonis-
des Kosmos scheint der Theologie des Arius nicht zu entsprechen. mus zu bringen. 175 Eher scheint Philo von Alexandrien dem Arius nahe zu kommen,
wenn er schreibt, daß die Ungewordenheit für die Welt ungeeignet ist, da alles Wahr-
Gegenüber Alkinous, Attikus, Taurus und Alexander von Aphrodisias vertritt Plutarch
nehmbare im Werden sei. Dem Unsichtbaren oder Intelligiblen wird jedoch die atÖtotll<;
eine vermittelnde Stellung im Hinblick auf das Werden des Kosmos. Plutarch betont
zugelegt. Die Ungewordenen sind die vOllm oder al,Öla,176 das Intelligible als aEl xata
nämlich, daß Platon die Welt nie ayeYr]to<; oder 6:t&0<; nenne, sondern YEYOVW<; oder
raum Ov. 177
)'EYr]tO<;.167 Der Kosmos sei geworden, weil er sichtbar ist.'68 Vor der Entstehung der
Einige Interpreten178 wollen demgegenüber Arius im Rahmen einer aristotelischen
Dialektik sehen, und zwar besonders auf dem Hintergrund eines Denkens über die reine
161 Vgl. Enn. Ir 9,3, 1-14 und Ir 4,5,24-28.
Form. Dabei rekurrieren sie auf die Zurückweisung des Relationsbegriffes durch Arius.
162 Vgl. Enn. II 9,3,12-14.
Bereits oben wurde dies eingehend diskutiert: die Negation der Relationalität dürfte bei
163 Vgl. Enn. V 9,9,4 ff.; vgl. dazu Baltes, M., 1976, S. 126 f. Man kann dazu auch Krantor ver-
gleichen, für den die höhere Ursache den Kosmos im Sein ohne jeglichen Beginn erhält (vgl. Arius darauf beruhen, daß er sich gegen Alexander von Alexandrien absetzen möchte,
Plutarch, Procr. an. 3, 1013 A [166/168 Chemiss); Proklus, Tim. 1277,8 ff. [Diehl): der Kos- der gelehrt hat, daß der Vater immer war und der Sohn immer war. Ist allerdings der
mos hat kein selbständiges Sein; oUbE au{1uJtoOWtov: vgl. Baltes, M., 1976, S. 84 und Bei-
erwaItes, W .. 1979, S. 119 ff. und 350, Anm. 58; dazu auch Proklus, in Parm. 785, 5 ff. und 168 Vgl. Tim. 29 A 5 f. (34 Eigler) und 28 BC (32/34 Eigler); vgl. Procr. an. 1016 D (204 Cher-
eiern. theol., Prop. 45 ff. [46 ff. Dodds) und 189 [164 Dodds); vgl. auch Porphyrius bei Pro- niss) und 1014 AB (178/180 Cherniss).
klus, in Tim. 1277, 10 ff. [DiehI]: das YEV'ltov wird als Om.{1EtoV gedeutet, als Abhängigkeit 169 Vgl. Proklus, Tim. 1325,30 ff. (Dieh!) und 384, 2 ff. (Dieh!).
von einer anderen Ursache. Dies gilt auch für Iamblich: vgl. Baltes, M., 1976, S. 1690. 170 Vgl. Procr. an. 1014 B (180 Chemiss).
164 Vgl. als Ausgangspunkt dieser Konzeption Platon, Polit. 273 d 5 (458 Eigler) und Numenius, 171 Vgl. Phaidr. 245 C 5 ff. (66/68 Eigler) und Nomoi 894 E ff. (292 Eigler).
Frg. 12 (54, 19 des Places) sowie besonders Eusebius, PE XV 5, 7 ff. (357, 7 ff. Mras) für Atti- 172 Vgl. Procr. an. 1014 BC (180/182 Chemiss); 1015 EF (196/198 Cherniss); 1016 CD (200/202
kus. Cherniss). ,
165 Vgl. dazu Baltes, M., 1976, S. 51 f.; vgl. auch Seneca, ep. 58, 28 f. (79 f. Prechac); Hierokles, 173 Vgl. ebd., 1015 E (196 Chemiss).
in Carmen aureum 80, 14 f. (Mullach) und 82, 7 f. (Mullach) sowie Plutarch, Procr. an. 4 (1013 174 Vgl. Proklus, in Tim. 1276,31 ff. (Dieh!); vgl. Justin, Apol. 1, 10 (8, 24 ff. Pfättisch); Athena-
E [176 Chemiss]). Ähnlich auch Taurus (vgl. Johannes Philoponus, ael. mundi VI 21 [187,2 ff. goras, Apol. 9 (127, 5 ff. Geffken).
Rabe]). Zur Frage der Ungewordenheit des Kosmos hat besonders Alexander von Aphrodisias 175 Die ontologische Argumentation bei F. Ricken (vgl. ders., 1978, S. 337 ff.) wurde bereits oben
Stellung bezogen; in Tim. 27 d 5 ff. 02 Eigler) stehe nicht zur Debatte, ob der Kosmos zu den diskutiert (im Rahmen der theologiegeschichtlichen Überlegungen); die Nähe zum MitteIplato-
ovw oder ytyvoJ.!Eva gehöre (vgl. Simplikius, in De caelo 279 b 17 [299, 8 ff. Heiberg]); wäre nismus, die Ricken bereits früher (vgl. ders., 1969, S. 322 ff.) vertreten hat, müßte sich auch
der Kosmos im Werden, dann müßte er werden und vergehen; aber es gelte: YEYova<; oUöE- neben den bereits gestellten Fragen kritisch gegenüber der Meinung feststellen lassen, daß die
JtOtE, d.h. der Kosmos ist nie fertig geworden. Sein Werden hat ein Ende, weil Platon davon Auseinandersetzung mit dem Mittelplatonismus nur bei Arius in die Krise geführt hat, nicht je-
spreche, daß der Kosmos geworden sei, aL~o nicht mehr werden müsse. Dies entspricht einer doch bei den Apologeten; diese Anfrage wird jedoch bei F. Ricken nie beantwortet (vgl. Kan-
yEVEat<; El<; ouOtav als absolutes Entstehen. Schließlich gelte, wenn das YEVY]toc; als 00<; EV t4i nengiesser, C., 1982, S. 26). Derselben Frage müßte sich auch A. Grillmeier stellen, der im An-
ytYVEo{1m ta Ehm EXOVW aufgefaßt werde, daß dann OOC; EV t4l cpfl!:lQw{1m t(l clvm Exmv schluß an F. Ricken mittelplatonischen Einfluß annimmt, ohne diese Frage zu klären (vgl.
als cp{1aQto<; gedeutet werden müßte (vgl. Simplikius, in De caelo 279 b 17 [300, 5 ff. I1ei- ders., 1975, S. 533 f. und ders., 1979, S. 361 ff.). Auch G. C. Stead (vgl. ders., 1964, S. 31 [Af-
berg]); vgl. dazu Baltes, M., 1976, S. 71 ff.; zur Zeitdefinition des Simplikius selbst vgl. Son- finitäten zu Alkinous]) müßte in diese Reihe eingeordnet werden.
deregger, E., 1982, S. 38 ff. 176 Vgl. Tim. 27 d 6 - 28 a 4 (32 Eigler).
166 Vgl. § 6.2a. 177 Vgl. Philo, opif. mundi 12 0, 15 Cohn/Wendland); vgl. Baltes, M., 1976, S. 35; vgl. dazu auch
167 Vgl. Procr. an. 1017 BC (208/210 Chemiss); vgl. Johannes Philoponus, ael. mundi VI (125, Aristoteles, de caelo 280 a 30-32 (Allan).
7 ff. Rabel. 178 Wolfson, H. A., 1961, S. 126 ff. und Amou, R., 1933, S. 269 ff.
§ 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 1. Schöpfimg und Anfang 195

Sohn entstanden, kann der Sohn als Sohn nicht immer gewesen sein. 179 Damit wäre Einen im Geist. 190 In der Thalia sieht der Sohn den Vater entsprechend den öuvaJ.-lEl<; der
nämlich erneut das Problem aufgeworfen, ob es zwei Ungewordene geben könne, die Sc1bsterfassung des Vaters von sich selbst: es ist ein analoges Wissen des Vaters und des
sich nicht widersprechen. Außerdem ist darauf hinzuweisen, daß in der theologiege- Sohnes. 191 Wenn allerdings R. Williams im Anschluß an C. Kannengiesser und in Modi-
schichtIichen Tradition vor Arius der Relationsbegriff in der Trinitätslehre keine Rolle fikation von dessen Ansichten schreibt, daß Anatolius, Iamblich und im geringeren Um-
spielte, weder bei Dionysius von Alexandrien, Novatian noch bei Petrus, dem Märty- fang Plotin und Porphyrius sowie Methodius den Arius beeinflußt hätten, muß die Be-
rer)80 Die Ansicht des Sozomenus, Arius sei ein erfahrener Logiker gewesen,181 muß hauptung von C. Kannengiesser doch in mancher Hinsicht relativiert werden: es ist zwar
nicht notwendig auf eine aristotelische Tradition oder Wirkungs geschichte verweisen, so richtig, wenn er feststellt, daß die intelligible Vielheit ein Produkt des göttlichen Willen~
daß die Evidenz eines aristotelischen Einflusses auf spätere Arianer 182 methodisch inso- zu einem bestimmten Zeitpunkt ist, aber deswegen kann er den Gedanken, der Sohn seI
fern fragwürdig ist, als nicht von einem späteren Status quo auf die Anfänge der ariani- in der Zeit entstanden (entsprechend der Thalia), nicht als genuines Gut des Arius aus-
schen Kontroversen geschlossen werden kann. Daß Aristoteles der Bischof der Arianer weisen)92 Noch schärfer, als R. Williarns dies tut, müßte herausgestellt werden, daß der
sei, wie Faustinus schreibt,183 trifft für Arius nicht zu. Sohn bei Arius aufgrund eines Willensentschlusses des Vaters entsteht, d.h. daß für den
Wichtiger scheint die seit einigen Jahren diskutierte Frage zu sein, ob Arius nicht von Vater wegen seines Willens >irgendeine< geistige Struktur nachgewiesen werden müßte.
der neuplatonischen Philosophie beeinflußt sein könnte, obwohl dies im Blick auf die Oben wurde bereits festgestellt, daß für Plotin der Geist nicht aufgrund eines Willensak-
tes des Einen oder aufgrund einer >Überlegung< ([3ouAEUOl<;) entsteht, weil diese eine
Chronologie mit Problemen verbunden ist.1 84 Zu prüfen wäre also besonders das Ver-
hältnis von Plotin und Porphyrius zu Arius. Differenz ins Eine brächte)93 Außerdem muß betont werden, daß Arius jedes emanatisti-
sche Hervorgehen des Sohnes aus dem Vater ablehnt. Eher als Plotin scheint dagegen
Den Zusammenhang zu Plotin hat C. Kannengiesser in dezidierter Weise hergestellt.185 Porphyrius für einen Einfluß auf Arius in Frage zu kommen, weil für Porphyrius im
Er referiert dabei im Wesentlichen die plotinischen Gedanken mit Hilfe der Enneade V 3, Denken des Einen das Erste zugleich auch VOll<; ist und dies somit strukturell dem Ge-
wobei er besonders auf die Analogie von Sehen und Wissen abhebt l86 und diese mit der danken des Wollens bei Arius nahekommt.
Thalia vergleicht. 187 Er will dabei nicht zeigen, daß Arius direkt auf Plotin zurückgreift,
sondern ihm geht es darum, die Logik der Thalia und der Enneade V 3 als strukturähnlich Athanasius schreibt, Arius habe gelehrt, der Sohn sei der ouoia des Vaters nicht eigen
zu erweisen)88 Nach Plotin ist ein perfektes Sehen des Einen nicht möglich und deswe- ([ÖlO<;) oder ähnlich. 194 Wenn dies die arianische Ansicht reflektiert, könnte Arius mit
gen auch kein vollkommenes Wissen des Geistes von sich selbst. Der Geist >weiß< vom dem Begriff der Eigenheit die Differenz von Vater und Sohn ausdrücken. Athanasius
Einen nur aufgrund der ÖUvaJ.-lH<; des Einen selbst. In der Selbstgenügsamkeit des Gei- zieht aus dieser Begrifflichkeit die Konsequenz, Arius lehre zwei Logoi oder zwei Weis-
stes erweist sich die Ähnlichkeit des Geistes mit dem Einen 189 aufgrund der Präsenz des heiten. Nimmt man an, daß für Arius der Begriff i.ÖlO<; eine Qualität impliziert, so ergäbe
sich, daß der Sohn, falls er der ouoia des Vaters eigen sein sollte, nicht personal gedacht
werden kÖnnte.1 95 Porphyrius diskutiert ausführlich, welche Bedeutung i.ÖLO<; haben
179 Vgl.§6.2f. kann:l96 es kann nicht für etwas verwendet werden, was eine eigene Substanz besitzt. Es
180 Vgl. Bamard, L. W., 1972, S. 115. würde sich um eine Qualität handeln,l97 wobei 'to i.ÖLOv die Sprechweise XUQLW<; impli-
181 Sozomenus, h.e. I, 15,3 (33, 2 ff. Bidez/Hansen). ziere; es handelt sich nicht um eine SubstarlZ, d.h. der Sohn würde dann auch nicht in
182 Z.B. Asterius (bei Athanasius, de syn. 18, 2 ff. [245, 20 ff. Opitz]) oder Eunomius (Sozomenus, einer unabhängigen Weise existieren, wäre also auch keine eigene OUOLU,198 Wenn al-
h.e. VI 26, 2 [272, 21 ff. Bidez/Hansen]). lerdings die Thalia in de syn. 15 die Lehre des Arius wiedergibt, daß der Sohn aA1'1")(o<;
183 Vgl. de trin. 2, 12 (PL 13, 60 B). existiert,l99 dann muß der Sohn in dieser Sicht vom Vater verschieden, d.h. er kann der
184 Darauf hat L. Abramowski (vgl. dies., 1982, S. 48) hingewiesen; zur Verbreitung der Schriften ouoia des Vaters nicht eigen ([ÖLO<;) sein. Der Sohn ist dann dem Vater unähnlich. Der
Plotins und des Porphyrius im vierten Jahrhundert vgl. besonders Rist, J. M., 1981, S. 137 ff. Vater kann nicht durch das definiert werden, auf was er sich bezieht. Vater und Sohn
185 Vgl. Kannengiesser, C., 1982, S. 36 ff.; bereits einige Jahre zuvor wurde diese These in ähnli-
cher Weise von R. M. Hübner (vgl. ders., 1979, S. 13 ff.) aufgestellt: R. M. Hübner argumen.
tiert sehr vorsichtig, indem er zunächst von Eunomius ausgeht und dann ähnliche Strukturen im 190 Vgl. Enn. V 3,17.
Denken des Plotin und Arius zu zeigen versucht. R. M. Hübner stellt jedoch gegen Ende seines 191 Vgl. Williams, R., 1987, S. 212.
Referates über Plotin fest (ebd., S. 15), daß er eventuell mit seiner Interpretation zu weit ge- 192 Vgl. Williams, R., 1987, S. 196.
gangen sein könnte. R. M. Hübner bezieht sich bei Plotin hauptsächlich auf die Fünfer-Ennea- 193 Vgl. Enn. VI 8,6 ff.
den. 194 C. Ar. I, 9 (PG 26, 29 B); vgl. c. Ar. 1,5 (PG 26, 21 BC).
186 Nach Enn. V 3, 12; vgl. Kannengiesser, C., 1982, S. 38. 195 Vgl. dazu Athanasius, ep. ad episc. Aeg. 12 (PG 25, 564 B - 565 Cl; vgl. auch Asterius bei
187 De syn. 15 (242, 19 ff. Opitz). Athanasius, de syn. 18 (246, 1 ff. Opitz) und Eusebius von Caesarea, DE IV 3 (152-153
188 Vgl. Kannengiesser, C., 1982, S. 35 (Überschrift: The Logic of the Thalia and the Ennead V); fu~. .
nachdem allerdings Kannengiesser zu beweisen versucht, daß die Thalia von Neo-Arianem 196 Isagoge (12, 15 ff. Busse).
überarbeitet sei, kann der Strukturvergleich auch daher rühren, daß der Überarbeiter der Thalia 197 In Arist. Categ. 6 b 28 f. (115 Busse).
von Plotin beeinflußt war. Für den Gedanken, daß Arius selbst in die Nähe zu Plotin gerückt 198 Zugleich muß bedacht werden, daß LÖLO~ als eigentümlich zu verstehen ist, so z.B. für die Idee
werden müßte, kann diese Untersuchung nur indirekt beitragen, ganz abgesehen davon, wer die oder jede Idee im vou~ als LÖLa öUva~u~ (zur Problematik der Ideen und des Geistes vgl. Bei-
Thalia überarbeitet hat. erwaltes, W., 1981, S. 30 ff.).
189 Vgl. Enn. V 3,16. 199 De syn. 15 (243, 19 Opitz); vgl. Urk. 6 (12, 8 Opitz).
196 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund
1. Schöpfung und Anfang 197
sind dann Begriffe, die im Bereich des Göttlichen die Personen nicht als solche definie-
2OO de eine dritte Substanz bildeten. Dies ist jedoch nach Arius ausgeschlossen.214 Dabei
ren. Gott war dann auch nicht ewig Vater, weil das Vatersein Gott nicht essentiell
festlegt. Zudem muß beachtet werden, daß das Eigensein \LÖLOTT]<;) im Sinne Plotins je- kann O!-lOOlJ<JlO<; in zweifachem Sinne gedeutet werden: 215 O!-lOÜ wie auch äfliX lassen
des Seiende oder Zu-Denkende im voü<; betrifft, insofern das Zu-Denkende eine eigene sich ontologisch als auch temporal verstehen (als idem und simuI). Wenn Vater und Sohn
Gestalt und eine eigene, abgegrenzte Mächtigkeit besitzt.201 Als Selbiges ist es Anderes gleich sind (idem) in ihrer Wesenheit, wird eine creatio ex nihilo im Sinne einer Diffe-
nicht und ist Anderes in Bezug auf anderes Selbiges. Das Einzelne ist daher Selbiges und renz von Vater und Nichts ausgeschlossen. Denkt man allerdings an einen Hervorgang
Anderes zugleich.202 aus dem Vater als creatio in seipso, dann muß im Sinne des Arius die Eigenheit von Va-
ler und Sohn gewahrt bleiben, insofern der Sohn in seiner Gewordenheit nicht als ewig
Erst in dem Kontext, daß der Sohn dem Vater nicht eigen ist, kann für Arius eine reale verstanden werden kann, da sonst zwei Ungewordene gedacht würden. 216 Dies scheint
Trinität gedacht werden. 203 Vater und Sohn sind voneinander unterschieden, zwei ver- zugleich die Kritik des Arius an Alexander von Alexandrien gewesen zu sein, der lehrte:
schiedene Hypostasen. Dies geht sachlich mit dem Gedanken Plotins einher, daß das zugleich der Vater, zugleich der Sohn. 217 Andererseits könnte man das Zugleich-Sein der
Eine und der Geist (voü<;) voneinander different sind. Der voü<; ahmt das Eine als Vater Wesenheit von Vater und Sohn auch temporal verstehen (simul), wonach der Satz »es
nach,204 der selbst ungeworden ist. 205 Der Geist oder die Ideen als vom Einen Gewordene gab eine Zeit, als der Sohn nicht war« abgelehnt werden müßte. Dies impliziert im Sinne
sind durch Anderes als sie selbst, aber nicht in der Zeit, sondern als immer schon Gewor- des Arius aber, daß zwei Ungewordene vorhanden gewesen sein müßten, der Vater und
206
denes. Darin liegt eine klare Differenz zu dem Gedanken der Gewordenheit des Logos der Sohn, so daß sich ein ähnliches Problem stellt wie innerhalb der Timaiosrezeption (z.
im Fleisch imjohanneischen Sinne,207 zugleich aber auch zum Werden des Lichtes im er- B. Alkinous und Attikus): wie kann ein Ungewordenes ein anderes als es selbst entstehen
sten Schöpfungsbericht: iiN-~D: J iiN ~D: O~D'~ i~t-t~ J .208 Außerdem lassen (die Welt), das selbst wiederum nicht in der Zeit geworden ist?218 Zwar kann man
ist eine Differenz zu Arius gegeben, ~sofern diese~ die Ge~ord~nheit des Sohnes nicht auf Plotin (und Porphyrius) verweisen, um eine ähnliche Struktur des Zusammen-Seins
als ewigen Hervorgang des Sohnes deutet, sondern als ein Entstehen in einem Moment zu erweisen, es bleibt aber zu prüfen, ob dadurch nicht gerade der Sinn von Alexanders
vor der Zeit,209
Interpretation des O!-lOOU<Jlo<; in Frage gestellt wird. Für Plotin gilt nämlich, daß der
Mit Hilfe der porphyrianischen Interpretation des Wortes lö~o<; könnte also einerseits voü<; im Denken seiner selbst das Gedachte als von sich different vorstellt, insofern im
die Position des Arius geklärt werden, zum anderen auch die Vermutung des Athanasius, Vollzug des Denkens der Akt des Denkens den Denkenden selbst vom Gedachten unter-
Arius lehre zwei Logoi. Dies wäre dann eine Fehlinterpretation der Lehre des Arius schieden sein läßt. Indem im Denken aber das Gedachte als vom Denkenden Gedachtes
durch Atbanasius. expliziert werden muß, denkt das Denken im Vollzug des Denkens sich selbst. Dabei
kann auch nicht ein Denken des Denkens, daß der Geist denkt, von diesem selbstreflexi-
Ferner sagt Arius, daß der Sohn nicht ein Teil (~o<;) des Vaters sein könne. Wenn ven Denken als unterschieden gedacht werden, sondern im Denken seiner selbst ist sich
der Sohn in diesem Sinne aus dem Vater stamme, dann sei Gott oder der Vater teilbar, der Geist bewußt, daß er denkt. 219 Insofern muß angenommen werden, daß der Geist im
was nach Arius Materialität impliziert. 210 Dazu gibt es eine wichtige Parallele bei Iam-
blich: für diesen ist das Transzendente a!-l~xTov, und zwar aufgrund seiner Unverän-
211 Denken seiner selbst alles in allem ist, d.h. daß im voü<; alles zu~ammen ist: öE TOltOs
EXEL VOEQW<; Ta aAAo EV aAAQ). Exd !-lEV oDv O!-lOÜ mvtwv OVTWV. 220 Diese Kon-
°
212

I
derlichkeit. Die ouala selbst ist unteilhaftig, Teilhabe gibt es nur durch die Aktivität zeption Plotins läßt sich sicher dazu verwenden, die Identität der Wesenheit von Vater
213
des Höheren. Dies würde implizieren, wenn Vater und Sohn o!-loouaw<; sind, daß bei- und Sohn etwa im Sinne Alexanders von Alexandrien und von Marius Victorinus zu er-
weisen. Die Voraussetzung einer solchen Position ist aber, daß mit dem Zusammensein
die Identität einer Wesenheit gemeint ist, was durchaus der Sinn des O!-lOOU<Jlo<; sein
200 Vgl. auch § 6.2f. kann. Dann wäre die Identität von Vater und Sohn entsprechend dem Zusammen-Sein
201 Vgl. Enn. V 9,6.9 und VI 2. 8.26 ff.; vgl. dazu Beierwaltes. W.. 1980. S. 3l. des Geistes bei Plotin zu denken. Zu beachten ist aber, daß Plotin gerade bei der klaren
202 Vgl. Enn. VI 8. 21. 33 und Proklus über die intelligible Zahl als einige Eigenheit (tÖLOtTj<;
EVLaLa); Theol. Plat. IV 29 (225. 12 f. Portus); vgl. Beierwaltes. W.. 1980. S. 45. 214 Die chronologischen Schwierigkeiten eines Bezuges von Arius und Iamhlieh diskutiert
203 Vgl. Williams. R.. 1983. S. 58 ff. Williams. R.. 1983, S. 64 f.. Anm. 42; zum Ganzen vgl. ders .. 1983. S. 63 ff.
204 Vgl. Enn. II 9.2.3 f. 215 Zur weiteren Differenzierung und Brandbreite der Interpretation von O~100{)GlO<; vg1. Stead. G. I,
205 Vgl. für die Zeugungs-Metapher auch Aristoteles. de animo gen. 732 b (49 Drossaart Lulofs); C.. 1990. bes. S. 114 ff. 1
I

ebenso Hegel. G. W. F.. 1983. S. 293 und 314 ff. 216 Vgl. dazu die Diskussion zur Timaiosrezeption (§ 7.1bl. I'
206 Vgl. Enn. II 9.3.12 f.: ou tOLVUV EyEV€to. 217 Vgl. Urk. 1 (2. 1 Opitzl. 1·1

207 Vgl.Joh 1. 14. 218 Vgl. dazu Marius Vietorinus. adv. Ar. Ir 10. 21 ff. (424 Henry/Hadot): »Sin autem 01-10 • 0fl oÜ 1,1

208 Gen 1. 3; zur philosophischen Implikation der Lichtmetapher bei Plotin vgl. Beierwaltes. W.. intellegitur. erit 0flOO{'GLOV latine: simul consubstantiale. non ab aliquo alio. sed dei potentia
1961. S. 334 ff. ex aetemo. [, .. 1Hine ergo exclusus Arrius. qui protulit: ~v ÖT€ oUx ~v. Scntentia eius fuit ct 1
209 Vgl. § 6.2b. il'1: ,
illa: ES Ott}( ÖVtwv esse filium id est de nihilo. Signifieat OflOO1:'aLOV simul esse ct suhstan- 1

,I
210 Vgl. dazu die Diskussion der Theologie des Arius (§ 4.2b). tiam.« (Ir lO. 27 - 29. 34-37; 424 Henry/Hadot; vgl. dazu den Kommentar von Henry, P. und
211 De myst. III 21. 150 (128 des Plaees). Hadot. P.. 1960, S. 921; dort verweist P. Henry als Strukturparallele auf Plotin, Enn. V 9. 10,10
212 Vgl. auch Alexander von Aphrodisias. in Arist. Met. 1.9.991 a 8 (98 Hayduck). und Porphyrius. sent. XI. Mommert 3. 6).
213 Vgl. Wallis. R. T.. 1972. S. 126. 219 Vgl. Enn. II 9.1, 50 ff.; vgl. auch Enn. V 5, I, 3 und Enn. VI 7. 9, 28.
220 Enn. V 9, 10.9-11.
'I
I
IlJH § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund

Differenz von EV und vou.; das Zusammensein beider hervorhebt,221 insofern das Eine 2. Geist und Jenseits
zwar vom Geist als grundlosem Grund unterschieden gedacht werden muß; als Grund ist
da~ Eine aber im Anderen anwesend als dem Verursachten von ihm selbst. Insofern sind
Eines und Geist zusammen. Indem das Denken des Denkens eine Zweiheit in der Einheit
impliziert, ist das Denken des Einen als einfach Einem das Nicht-Denken des Einen, weil
a) Die philosophische Konzeption
das Eine als es selbst nicht gedacht werden kann, obwohl es vom selbst reflexiven Den-
ken als Prinzip seiner selbst, als begründende Einheit, vorausgesetzt werden muß und
somit als Eines vOlltov ist. 222 Damit ergibt sich, daß das Zusammensein von Vater und Da in dem Abschnitt über das Denken des Einen im Rahmen von Schöpfung und An-
Sohn auch als Differenz von Grund und Begriindetem gedacht werden könnte (auch im fang bereits wesentliche Aspekte der philosophischen Tradition im Hinblick auf den
Sinne Plotins). Damit ist es möglich, daß sich Arius von dem Verständnis des Zugleich- Geist und das Eine aufgezeigt wurden,l genügt es hier, einige Hinweise hinzuzufügen.
Seins von Vater und Sohn abgrenzen kann, insofern für Arius dadurch das Problem Im Tirnaios blickt der Demiurg auf das amol;wov und den vou,;; die Formen sind die
zweier Ungewordener gegeben ist. vOllm. Bereits bei Antiochus von Ascalon sind die Ideen aber im Geist des Demiurgen. 2
Diese Linie führt weiter zu Alkinous, nach dessen Ansicht Gott sein eigenes Sein be-
Mit Hilfe besonders des nachplotinischen Neuplatonismus (Porphyrius) ließe sich klä-
trachtet.3 Alkinous betont die hierarchische Unterschiedenheit von JtQwto<; vou<;. dem
ren, warum Arius im Kontrast zu Alexander von Alexandrien und Athanasius steht und
vou<; im Himmel und der Weltseele entsprechend Tim. 30 8. 4 Zugleich betrachtet Alki-
warum diese bei den Theologen Arius in seiner Konzeption ablehnen. Dies ergibt sich
nous Gott als den ersten vou<;, als Bewegenden, als Objekt der Liebe. 5 Als dieser erste
hauptsächlich aus der Interpretation des Begriffes der Eigenheit. Der Einfluß der Philo-
Geist denkt Gott sich selbst und seine vOTJ!--lata (Ideen). Zwar könnte diese Deutung von
sophie erstreckt sich damit hauptsächlich auf die Zeit von und nach Plot in (Porphyrius
einer Interpretation platonischer Gedanken naheliegen, insofern nach Tim. 90 B die Weh
und Iamblich),223 obwohl dadurch chronologische Probleme aufgeworfen werden.
als sichtbarer Gott, als Abbild des Intelligiblen verstanden und durch Plutarch als intelli-
Dieser philosophische Hintergrund darf aber nicht in dem Sinne verstanden werden, gibler Gott interpretiert wird. 6 aber das Denken des Denkens. als Gott verstanden, im
als hätte Arius mit Hilfe dieses Instrumentariums eine systematische Theologie entwor- Sinne des Aristoteles, evoziert von sich aus den Gedanken, daß der Gott im denkenden
fen, sondern es liegen einige AnhaltspunJ...1e vor, die auf einen Zusammenhang des ariani- Denken zugleich die Ideen denkt. 7 Zumindest wird Aristoteles von verschiedener Seite so
schen Denkens mit der Philosophie schließen lassen. Zugleich ist die Fragestellung der gedeutet, daß die Ideen als VOllta eine Existenz im vou<; haben, so von Iamblich,8 The-
philosophischen Implikation nicht primär daran ausgerichtet, was Arius als Quelle be- mistius,9 Simplikius lO und Johannes Philoponus. ll Letzterer betont, daß die Ideenlehre
nutzt hat, sondern welche Voraussetzungen und Folgen ein Denken in sich hat, wenn es bei Aristoteles durch die doppelte mSL<; der Metaphysik impliziert sei,l2
bestimmte Annahmen einführt. Dies wird sich auch bei der Diskussion der Frage nach
Demgegenüber hebt jedoch Attikus hervor, daß der Demiurg von den vOllta getrennt
dem Geist und dem Jenseits und schließlich der Analogie zeigen. Mit Hilfe dieses allge-
ist: er ist selbst ta)'aßov.13 Die Schöpfung ist nicht ein Ergebnis der göttlichen Selbst-
mein philosophischen Wissens könnte Arius immer noch primär ein Interpret der Schrift
Kontemplation;14 der Schöpfer bleibt Subjekt, nicht Objekt der noetischen Aktivität, so
sein, wohl aber im Sinne einer allgemein philosophischen Konzeption. die Arius teilte.
daß Attikus im Gefolge dieses Gedankens das erste Prinzip isoliert. Dasselbe gilt für Plo-
tin, bei dem da~ Eine anders ist als eine in sich differenzierte Einheit, nämlich der Geist.

Vgl. § 7.1a.
Vgl. Merlan. P., 1980. S. 54 f.; vgl. Oillon. J .. 1977. S. 93-96.
3 Epit. IX 1 und 3 (163 f. Hermann); vgl. Merlan, P.• 1980. S. 66.
4 Vgl. Epit. IX f. (163 f. Hermann) und XIV (169 Hermann). auch für das Folgende; für obigen
Gedanken vgl. auch Platon. ep. 2. 312 E (332/334 Eigler) und Aristoteles. nEPr EYXH~ (in
Simplikius. in Oe caelo 485. 19-22; 57 Ross).
5 Vgl. Plutarch, Oe Isid. et Osir. 372 E (128 ßabbitt); Amatorius 770 AB (432 MinarlSandbach/
lIelmbold). Oe facie in orbe lunae 944 E (212 ChemissIHelmbold).
6 Vgl. Plutarch. quaest. Plat. 1007 C (88 Cherniss); vgl. zud(.'tn Platon. Tim. 37 C (52 Eigler).
7 Vgl. z.B. Areius Oid)TnuS bei Eusebius. PE 11. 23. 3-6 (51,18 - 52.11 Mras).
8 Vgl. Scbolien zu Cat. 26 b 20 (bei Jones, R. M .. 1981. S. 199, Anm. 36).
9 Vgl. in Met. 1074 b 33 (32. 25 f. Landauer).
10 Vgl. in Oe caelo 270 a 3 (87, 3 ff. Heiberg).
221 Vgl. Enn. VI 5. 4.17-20 und Enn. VI 8.7.46 ff. II Vgl. in Oe anima 402 b 7 (37, 18 ff. lIayduck) und 403 b 16 (64. 3 ff. (Hayduck).
222 Vg1. Beienvaltes, W" 1981, S. 16; vgL Enn. V 3. 10.23-28; UI 9.7,4; V 3. 10,45; V 4,2, 12 Vgl. ebd. und Aristoteles, Met. 1075 a 11 (259 f. Jaeger); de an. 430 a 19 (72 Ross) und
10-11; IV 3. 1. 12; V 1, 5. 18; VI 7.39. 10. 431 a 1 (74 Ross); zum Gesamten vgl. Jones. R. M., 1981. S. 193 ff.
22.1 Anatolius. auf den R. Williams verweist (vgl. § 7.la) ist als Quelle schwer faßhar. da man von 13 Frg. 12 (70 f. des Places).
ihm zu wenig weiLl. 14 Vgl. Proklus. in Tim. I 271-272 (= Frg. 18 [73 des Places]).
200 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 2. Geist und Jenseits 201

Wie oben bereits diskutiert,15 schreibt Plotin in einem frühen Stadium seines Denkens, sen< und Sagen des Einen ist von seinem (des Einen) >Wissen< (ein Wissen seiner selbst
daß das Eine selbst VOT]tov in Bezug auf den voü~ sei.l6 Dies bedeutet jedoch nicht, daß oder Bewußtsein als otov) verschieden.27 Während der Geist als absoluter, als Hyposta-
das Eine in sich relational gedacht werden müsse. Vielmehr bezieht sich der Geist prinIär sis, das Eine in adäquater Form sehen oder wissen kann, ist die Evwa~ von uns selbst da-
und im eigentlichen Sinne auf sich selbst, indem er seinen Gedanken als sein Sein denkt. von zu unterscheiden: das Gesehene ist das Geeinte (TjvwrWvov).
In der frühen Periode seines Denkens hebt Plotin hervor, daß das Denken des voü~ ohne
Für den Übergang von der Philosophie zur theologischen Diskussion bzw, für einen
Zweiheit durch die Vielheit des Zu-Denkenden bestimmt sei, die er in Einheit fügt.J7
Strukturvergleich von Neuplatonismus und Arianismus ist zudem entscheidend, auch auf
Sein Wesen ist durch den Vollzug des Denkaktes mit dem Gedachten und Denkenden
den möglichen Einfluß Philos auf Alkinous und Plotin einzugehen. Denn bei obiger Un-
identisch. Daß der voü~ vom Gedachten verschieden sei und nach ihm komme,18 läßt
tersuchung hat sich gezeigt, daß Strukturelemente des philonischen Denkens durchaus
sich plausibel dann verstehen, wenn hier mit dem Gedachten das Eine gemeint ist: das
für die Entwicklung des Gottesgedankens in der Patristik bedeutend sind,28 Für einen
Eine als vom Geist einzig Gedachtes. Das Eine ist all das Seine in ihm und mit ihm
Einfluß von Philo auf Alkinous und Plotin plädiert H. A. Wolfson. 29 Dabei will er zeigen,
selbst, und es vermag sich in jeder Hinsicht von sich selbst zu unterscheiden, als Sich-
daß zum einen die Definition des Punktes bei Euklid durch Simplikius vermittelt worden
selbst-Gewahren, als immerwährender Stand, als Denken, aber anders als das Denken des
sei und so ein Zusammenhang der drei Denker entstehe, zum anderen die Negation (als
Geistes. 19 Dieses Denken des Einen ist als der Ermöglichungsgrund des eigentlichen
a<pa[QT]al~) die technische Bedeutung der alto<paal~ bei Aristoteles habe. H. A. Wolf-
Denkens (des vou~) zu verstehen; anders gewendet: der vou~ ist als Nicht-Geist im
son verweist dabei auf eine wichtige Differenz zwischen Plotin und Philo, indem der
Einen,20 d.h. das Eine hat den Geist in der ihm eigenen ursprünglichen Wirklichkeits-
Hervorgang des Geistes aus dem Einen bei Plotin - im Gegensatz zu Philo - ohne
form. Das Eine ist, vom Geist aus betrachtet, somit eine ltQovooüaa V6T]OL~,21 so daß
einen Willen des Einen geschehe30 und daß kein Plan bei dem Hervorgang aus dem
das dem Einen gegenüber >Spätere< als je eigentümlich geschiedenes >Sein< im Einen
Einen vorhanden gewesen sei,31 Auch die Wirkungsgeschichte der Negation bei Diony-
selbst als ununterschieden >vorher-Ist<, als reines Sein bei sich selbst. 22 Vom Einen aus
sius Areopagita,32 Johannes von Damaskus 33 sowie in der arabischen und jüdischen Phi-
gesehen, ist der Geist das real denkende Eine, die denkende und seiende Form des über-
losophie sei von Bedeutung.34
seienden Einen, entsprechend dem seienden Einen des platonischen Parmenides. 23 Wenn
in den späteren Enneaden das Nicht-Denken des Einen betont wird, dann ist dies eine Gegen diesen Versuch von H. A. Wolfson werden jedoch von J. M. Whittaker ge-
konsequente Verdeutlichung des ursprünglichen Gedankens. 24 wichtige Gründe eingebracht: 35 der Schluß vom Punkt auf die Fläche, der nach H. A.
Wolfson den Kommentaren zu Euklid zuzuweisen ist, findet sich ebenso bei Plutarch und
Weil es im Geist Andersheit gibt, somit der Geist keine reine Einheit ist, muß nach
Sextus Empirikus, wie auch der Schluß von der Fläche auf den Punkt: 36 dieser Gedanke
Plotin >etwas< jenseits des Geistes sein,25 da der voü~ ein relation ales Sein ist: er bezieht
könnte auch neupythagoreisch sein. J. M. Whittaker verweist schließlich für die Frage
sich in sich selbst auf sich selbst. Um zum Einen zu gelangen, muß man alles wegneh-
der Negation darauf, daß alto<jlaOL~ bei Aristoteles eine viel breitere Bedeutung hat, als
men: c:X<jlEAE n:avta. 26 Das Eine selbst kann nicht >wissen< oder denken, da keine An-
H. A. Wolfson annimmt; Negation ist bei Aristoteles nicht nur ein technischer Begriff
dersheit in ihm ist. Obwohl alles >im< Einen ist, gibt es dort nichts zu wissen: unser >Wis-
und wird nicht mit der Privation kontrastiert, wie H. A. Wolfson glaubtY Alkinous be-
tont zudem, daß man mit Hilfe der Abstraktion von Gott einen Begriff bilden könne, d.h.
15 Vgl. § 7.la und c. mit negativen Aussagen. Es handelt sich primär um einen Akt des Denkens,38 Die a<pal-
16 Enn. V 4,2, 19-26; wenn R. Williams auf diese Stelle Bezug nimmt (vgl. ders., 1987, S. 185) QT]a~ bei Alkinous hat also nicht notwendig mit der Negation als solcher zu tun, ebenso
und Enn. V 2, 1 dazu assoziiert und sagt, daß das Eine ein partielles Selbst-Wissen habe, so wie bei Plotin, der sie als geistige Abstraktion fassen dürfte. 39 Sicher ist die a<palQT]a~
müßte dies noch systematischer durchdacht werden: zum einen gilt, daß bei Plotin die Stellen,
in denen er von einem Selbst-Wissen des Einen spricht, gegenüber denen, die eine relationslose
Einheit des Einen betonen, eindeutig in der Minderzahl sind (vgl. Z.B. III 8, 11, 14). Gedachtes
ist nie ohne Bewußtsein seiner selbst - ein zeitloses Stehen, indem in diesem Zu-Denkenden 27 Enn. V 3, 14, 6: xai yaQ AEyOf..l€V Ö ~I~ €onv.
oder Gedachten als Ständigkeit >anderes< Denken vorliegt als beim Geist. Es müßte an diesen 28 Vgl. § 6.2e und § 6.3.
Stellen der Begriff der Analogie eingeführt werden, wie dies W. Beierwaltes (vgl. ders., 1981, 29 Vgl. Wolfson, H. A., 1981, S. 150 ff.
S. 16; vgl. auch ebd., S. 16 f., Anm. 19) betont; vgl. dazu auch Trouillard, J., 1955, S. 102 f. 30 Vgl. Enn. V 1, 6, 25-27.
17 Vgl. Enn. V 4,2,9 und VI 2, 21, 56: oUv{}€OtC;. /
31 Vgl. Enn. VI 7,38,10.
18 Vgl. Enn. V 4,2,12 f. 32 Vgl. de div. nom. II 4 (126, 14 ff. Suchla); de myst. !heol. II (PG 3, 1000 B).
19 Vgl. Enn. V 4,2,16-20; III 9,6,4; VI 9,6,48-50; V 3,10,6; VI 8,13, 4. 33 Vgl. de fide orthodoxa I4 (PG 94, 800 BC).
20 Vgl. Enn. VI 8,18,21. 34 Vgl. Wolfson, H. A., 1981, S. 163.
21 Enn. V 3, 10,43. 35 Vgl. Whittaker,J. M., 1981, S. 169 ff.
22 Vgl. Enn. V 3,10,47 f.; vgl. auch Beierwaltes, W., 1985, S. 41 f. 36 Vgl. Plutarch, quaest. Plat. 1001 E - 1002 A (36-40 Chemiss); vgl. auch Aristoteles, Met.
23 Vgl. dazu Beierwaltes, W., 1985, S. 43-46. 1016 b 24 ff. (97 Jaeger).
24 Vgl. Enn. V 6, 4,1 ff.; VI 8, 16,32 f.; V 3,10. Vgl. Beierwaltes, W., 1985, S. 46; vgl. für die 37 Vgl. Aristoteles, de interpret. 17 a 25 f. (52 Minio-Paluello); Met. 1056 a 24 (205 Jaeger);
sachliche Anknüpfung an diesen Gedanken bei Marsilio Ficino und Pico della Mirandola ebd., 1011 b 19 f. (82 Jaeger); Kateg. 11 b 17 ff. (33 Minio-Paluel1o); dasselbe gilt für Alexander
S. 220 f. von Aphrodisias, in Met. 1011 b 15 (327, 12 ff. Hayduck).
25 Vgl. Enn. V 3,10. 38 Vgl. auch Aristoteles, Met. 1061 a 28 ff. (219 f. Jaeger).
26 Enn. V 3,17,38; vgl. Augustinus Conf. VII 10 (103 f. Verhcijcn) und IX 10 (147 f. Verheijen). 39 Vgl. Enn. VI 8, 21, 26 ff.
202 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 2. Geist und Jenseits 203

bei Isidor von Sevilla im Sinne der Negation verwendet. 4O Die Argumentation von H. A. to:n:o<; nur im Logos Gottes. 50 Die Einheit mit dem Logos steht der Einheit mit Gott in
Wolfson überzeugt nicht. J. M. Whittaker scheint in seinen Ausführungen darlegen zu sich selbst gegenüber. 51 Der voü<; oder Geist ist kein adäquates Konzept der eigenen
wollen, daß die a<paLQlloL<; mit der rnro<paoL<; äquivalent sei. Eine Erklärung dieser Substanz Gottes. 52 Terminologisch schließt sich Philo in dieser Hinsicht eng an Aristote-
Sicht ergibt sich einerseits daraus, daß die Vorsilbe a:n:O- als Wegnehmen verstanden les an, für den die menschliche Seele Sitz der Ideen (to:n:ov EtöWV) ist. 53 Zusammen mit
werden kann, so daß Privation und Abstraktion, die nicht immer als identisch angesehen den Überlegungen zum Denken des Denkens (Gott) bei Aristoteles und der Interpretation
wurden, mit der Negation in Verbindung gebracht wurden. Dies legt sich zudem von Ari- des selbstdenkenden Denkens als Denken der vOllm54 kann der Schluß gezogen werden,
stoteles her nahe, der an einer Stelle der Metaphysik schreibt, daß Privation und Negation daß die Ideen Gedanken Gottes sind, allerdings unter der Voraussetzung, daß etwa bei
zusammen gehen. 41 Außerdem wird die Interpretation von J. M. Whittaker durch Proklus Philo von Alexandrien die Gedanken Gottes in Analogie zu den menschlichen Gedanken
unterstützt, der die Abstraktion mit der Negation identifizierte, aber das Wort a:n:o<paOl~ gesehen werden. 55 Dies liegt bei Philo insofern nahe, als er die intelligible Stadt so ver-
benutzt; die Negation schließe die Privation ein, sei allerdings mit ihr nicht identisch. 42 steht, daß sie tfJ tOÜ tEXVLtOU 'ljJuxfJ existiert. 56 Dies entspricht der aristotelischen Auf-
fassung, daß die Form in der Seele sei; ein Beispiel hierfür ist die Seele des Handwer-
Es müßte allerdings darauf verwiesen werden, daß seit Platon und Aristoteles a<pcxL- kers, die als innewohnende Form gedeutet wirdY Mit dieser Konzeption steht Philo dem
Qllo~ und a:n:o<pcxo~ deutlich unterschieden werden. Ersteres meine bei Platon die Ne- Alkinous insofern nahe, als letzterer schreibt, daß der erste Geist sich selbst denkt und
gation eines spezifischen Charakteristikums einer Entität, so daß dadurch die Abwesen- zugleich seine Ideen. 58
heit dieses Charakteristikums erzeugt werde. Demgegenüber bedeute die a:n:O<pcxOl<; eine
Attribution des Nicht-Seins. 43 Dies stimmt mit dem Gedanken des Aristoteles überein, Bei Origenes und Clemens von Alexandrien läßt sich belegen, daß für sie der Vater
daß nicht alle Negationen zugleich Oppositionen implizieren. 44 So ist z.B. der Satz >Ein voü<; ist, der Sohn AoYO<;.59 Zugleich sagt allerdings Origenes, daß Gott auch jenseits von
Mensch ist nicht-gerecht< eine affirmative Behauptung, weil das >nicht< nicht das Verb
negiere oder den ganzen Satz. 45 Die NegatioQen werden nach Aristoteles oft durch das
cx-privativum erreicht, das wie eine Privation sei. 46 Privation »removes a specific entity
from a specific entity, whereas negation simply opens a range of possibilities from which 50 Vgl. ebd. (6,9 Cohn/Wendland) und de cherub. 50 (182, 12 ff. Cohn/Wendland).
one is excluded.«47 Es muß also zum einen daran festgehalten werden, daß a<paLQllOl<; 51 Vgl. opif. 69 (23, 6 ff. Cohn/Wendland).
und a:n:o<paoL<; voneinander unterschieden werden müssen; zweitens ist der Schluß von 52 Vgl.leg. all. 191 ff. (85, 3 ff. Cohn/Wendland); sornn. 160 (218,1 ff. Cohn/Wendland).
H. A. W olfson nicht einsichtig, warum Alkinous einen Kommentar zu Euklid verwendet 53 Vgl. Aristoteles, de anima 429 a 27 (70 Ross); vgl. auch Clemens von Alexandrien, Strom.
haben soll, um die a<pCXLQll01<; im Sinne der aristotelischen a:n:o<pcxOl<; zu deuten. IV 25, 155, 2 ff. (317, 11 ff. Stählin/Früchtel); Plutarch, De Isid. et Osir. 374 E (138 Babbitt)
und Platon, Parm. 132 B (214 Eigler): die Formen seien mit den Gedanken identisch =i
ou&q.wü aUtc{l JtQoo~xn EyyLyvEo{}m au'.o{}L Tl EV 1J!uxai:r;.
54 Vgl.§7.2a.
b) Die theologische Konzeption 55 Vgl. Rich, A. N. M., 1981, S. 206.
56 Vgl. de opif. 20 (6, 8 Cohn/Wendland). Von anderer Seite legt sich eine ähnliche Deutung
nahe; neutestamentlich wird nämlich der Tempel in Jerusalem als der Ort Gottes spiritualisiert,
Oben wurde bereits auf einige Differenzen zwischen Plotin und Arius und den Zu-
so bei Paulus in 1 Kor 3, 10 und 16: Gott ist der aQXL1ExlWV, die Gemeinde der Bau oder
sammenhang mit Philo von Alexandrien hingewiesen;48 hier sei nochmals kurz auf Philo Tempel Gottes. Diese spiritualisierende Tendenz ist mit dem Auszug der Qurnran-Essener aus
von Alexandrien eingegangen. Für Philo ist der Bereich der Formen identisch mit den dem Jerusalemer Kult und dessen Tempel vorbereitet (vgl. dazu Gunneweg, A. H. J., 1972,
Gedanken im Geist Gottes. Philo von Alexandrien schreibt nämlich, daß die intelligible S. 1730. Die Essener selbst verstehen sich als geistigen Tempel Gottes (vgl. 1 QS 1, 9 [4
Stadt im Geist des Architekten XWQcxv EXtO<; olm E1XEV. 49 Die ideale Welt habe ihren Lohsel; dazu Klauck, H. J., 1987, S. 35). Der Messias soll in der Qumran-Gemeinde den Tem-
pel in Jerusalem in der Endzeit wiederherstellen (vgl. Klauck, H. J., 1984, S. 35; vgl. auch Jub.
40 Vgl. Etym. II 29, 9 (Lindsay). 1, 17). Ähnliche Tendenzen sind auch dadurch gegeben, daß Jesus den Tempel im Johannes-
41 Vgl. Aristoteles, Met. 1022 b 33 (114 Jaeger); dazu Mortley, R, 1986 a, S. 19. evangelium auf seinen eigenen Leib bezieht, als Ort der Anbetung. Diese Konzeptionen führen
42 Vgl. Mortley, R., 1986 a, S. 19 f.; ausführlich auch Beicrwaltes, W., 1979, S. 339 ff. Weiler ist im eucharistischen wie ekklesiologischen Rahmen besonders bei Augustinus zu einer Spiritua-
anzumerken, daß Proklus, der sich auf Euklid bezieht, dessen Definition des Punktes unter dem lierung der Gemeinde, der Kirche, des Staates Gottes (vgL Ratzinger, J., 1954, S. 159 ff.; vgL
Begriff der aJtO<paOLr; faßt; zudem weist R. Mortley zu Recht darauf hin, daß die geometrische auch Flasch, K., 1980, S. 384 ff.; für die systematischen Aspekte einer im Rahmen der Eucha-
Methode der Abstaktion bereits lange vor Alkinous in die Philosophie Eingang fand und Al- ristielehre entfalteten Auffassung der leiblichen Gegenwart als Realsymbol unter besonderer
kinous selbst nicht daran interessiert war, den Ursprung dieser Ideen zu eruieren (vgl. Mortley, Berücksichtigung der Theologie D. Bonhoeffers vgl. Müller, G. L., 1979, S. 221; der Leib
R., 1986 a, S. 21 gegen Wolfson). Christi wird auf die Gemeinde bezogen: vgl. ebd., S. 228 ff.; weiterführend auch Müller, G. L.,
43 Vgl. Kratyl. 426 D (528 Eigler); Soph. 257 B (360 Eigler); Mortley, R., 1986, S. 136 f. 1990, S. 180 ff. und 199 ff.).
44 Vgl. Aristoteles, de interpr. 18 a 10 f. (54 Minio-Paluello) und 23 b 2 (72 Minio-Paluello). 57 So kann zumindest Aristoteles verstanden worden sein, wie ein später Kommentator, As-
45 Vgl. ebd., 19 b 25 (59 Minio-Paluello) und Anal. Pr. 51 a 6 (66 Ross). klepius, beweist (vgl. Comm. in Met. 991 a 20 [87-S9 Hayduckl und 1032 b 15 [399 Hay-
46 Vgl. Aristoteles, de Xenophane 978 b 23 (29 Diels); Met. 1022 b 23 und 33 (113 f. Jaeger). duckl; vgl. dazu Rich, A. N. M., 1981, S. 207).
47 Mortley, R., 1986, S. 140. 58 Vgl. Epit. IX 1 und 3 (163 f. Hermann); vgL Kap. 2.4.2.1.
48 Vgl.§7.lc. 59 Origenes, in Joh. 1, 38 (49, 5 ff. Preuschen); Clemens, Strom. IV 25, 162, 5 (320, 18 ff. Stäh-
49 De opif. 20 (6,7 f. Cohn/Wendland). lin/FrüchteI) .
204 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 2. Geist und Jenseits 205

voü.; und ovula gedacht werden müsse. 60 Die philosophische Implikation dieser Posi- der in der Vita Plotini erwähnt sei, unterschieden werden. Die Argumente von H. Vale-
tion des Origenes ist. daß das Denken als solches eine Selbstbezüglichkeit evoziert. inso- sius aus dem Jahre 1659 konnten nie widerlegt werden: 1.) Nach Longinus war Origenes
fern gerade im Anschluß an die Identifikation der Ideen mit den Gedanken Gottes als ein Platoniker, der nichts geschrieben hat. 66 2.) Nach Porphyrius hat aber der Christ Ori-
Denken seiner selbst und der Ideen Zweiheit von Denkendem und Gedachtem gemeint genes zahlreiche Schriften verfaßt. 67 der Philosoph Origenes jedoch nur zwei. 68 3.) Eine
sein kann. Im Denken seiner selbst. als Gott vorgestellt. denkt das Denken sich selbst (in der zwei Schriften des Platonikers Origenes habe den Titel "On !-lovo,; JtolT)tT]<; 0 ßa-
sich selbst) als identisch und different. so daß die reine Einheit als unbezügliche aufge- OlAeU.; getragen und sei zur Zeit des Kaisers Gallienus, also in der zweiten Hälfte des
hoben würde. Weil der Vater oder Gott in sich einer ist. ist das Denken in sich dem Vater Jahres 253. verfaßt worden. 69 Origenes. der Christ. sei aber bereits unter Kaiser Gallus
oder Gott selbst unangemessen. In diese Richtung deutet bereits Aristoteles. wenn er (im Sommer 253) gestorben. 70 Daraus folgt. daß beide Personen mit dem Namen Orige-
trotz seiner Bestimmung Gottes als Denken des Denkens schreibt. daß Gott Geist oder nes, der Platoniker und der Christ. voneinander unterschieden werden müssen,7! Für den
jenseits des Geistes sein müsse. 6! Dies stimmt auch mit dem Gedanken Plotins überein. Christen Origenes ergeben sich vier Möglichkeiten eines Verhältnisses zu Ammonius,
daß das Denken des Einen (oder: das Eine sei VOT)tov) als der Ermöglichungsgrund des wobei auch hier ein Christ und ein Platoniker unterschieden werden müssen,72 1.) Orige-
eigentlichen Denkens des vou.; zu verstehen sei; das Eine hat den Geist in der ihm eige- nes habe nur den Christen Arnmonius gehört; dies ist die Version des Eusebius von Cae-
nen urspriinglichen Wirklichkeitsform. Das Denken des Einen ist deshalb vom Denken sarea. 2,) Origenes habe bei dem Platoniker Arnmonius studiert. so Porphyrius. 3.) Orige-
des Denkens (des vou.;) zu unterscheiden. 62 nes sei bei beiden Personen mit Namen Arnmonius gewesen oder 4.) bei keinem von bei-
den. 73 Als Ergebnis eingehender Untersuchungen stellt H, R, Schwyzer fest. daß Porphy-
Indem bei Origenes der Logos den Vater ,betrachtet<. gelangt die Welt des Rationalen
rius wahrscheinlich den Christen Origenes getroffen und dieser eventuell erwähnt habe.
oder Intelligiblen zur Existenz. 63 Dies scheint Origenes in die Nähe zu Plotin zu rücken.
daß er Arnmonius gehört hat. Ob dieser der Platoniker oder der Christ ist, bleibt aufgrund
R. Williams glaubt hier. daß dies an dem gemeinsamen Lehrer von Origenes und Plotin.
der Darstellung bei Porphyrius ungewiß,74 Der Platoniker Ammonius (Sakkas) sei aber
Ammonius Sakkas. liege. 64 Diese Ansicht muß jedoch geprüft werden. 65
um das Jahr 231 in Alexandrien relativ unbekannt gewesen: sollte er dann schon 197 ge-
Mit der Frage des Verhältnisses von Origenes. Plotin und Ammonius Sakkas zueinan- lehrt haben und Lehrer des berühmten Origenes gewesen sein? Ammonius Sakkas hat
der hat sich besonders H. R. Schwyzer beschäftigt. dessen Ergebnisse hier zusammenge- eher erst kurz vor Plotin in Alexandrien seine Lehrtätigkeit begonnen, so daß man den
faßt werden sollen. um die oben genannte. von R. Williams aufgeworfene Frage zu be- Namen des Lehrers von Origenes nicht kennt. auch nicht den Christen Ammonius. Denn
antworten. H. R. Schwyzer untersucht in seiner Studie zu Ammonius Sakkas besonders Eusebius weiß nur, daß der Christ Arnmonius ein Werk geschrieben hat;75 daß er der
die Vita Plotini des POIphyrius sowie dessen Schrift gegen die Christen. Hierokles. die Lehrer des Origenes war. weiß er jedoch nicht - außer aufgrund der Aussage des Por-
Collectio Ammonii Scholarum und einige Stellen aus Nemesius. schließlich auch Euse- phyrius. der von einem Lehrer des Origenes berichtet. 76 Als Ergebnis kann festgehalten
bius von Caesarea. Zunächst müsse ein Christ Origenes von dem Platoniker Origenes. werden. daß Arnmonius Sakkas durchaus der Begründer des Neuplatonismus genannt
werden kann, aber nicht der Lehrer des Christen Origenes war. 77
60 Vgl. c. Cels. VII 38 (188. 11-14 Koetschau); VIII 38 (253. 19 f. Koetschau): Gott ist vou,; und
Schöpfer jeden Geistes.
6! Vgl. nEPI EYXHL (57 Ross). 66 V gl. Vita Plotini 20, 36 ff.
62 Vgl. Beierwaltes. W., 1985, S. 43 ff. sowie § 7.2a. 67 Bei Eusebius, h.e. 6, 19, 5 (558, 23 ff. Schwartz) .
63 Wie bereits oben geht es jedoch wn die philosophischen Implikationen; damit steht nicht pri- 68 V gl. Vita Plotini 3, 30-32.
mär die Quellenfrage im Vordergrund, sondern der genuin philosophische Gedanke. so daß 69 Vgl. ebd. 3, 31.
etwa für Origenes und Plotin nicht nach einer gemeinsamen Quelle gesucht zu werden braucht. 70 V gl. Eusebius, h.e. 7, 1 (636, 6 ff. Schwartz).
64 Vgl. Williams. R.• 1987. S. 315, Anm. 38. 71 Vgl. Schwyzer, H. R., 1983, S. 22 (auch mit den Nachweisen für Valesius); H. R. Schwyzer
65 R. Williams umgeht dabei jedoch das Problem, ob Arrunonius Sakkas wirklich der Lehrer von bringt darüber hinaus noch weitere drei Argumente ein (vgl. ebd., S. 22-24), die aber für diese
Plotin und Origenes gewesen sein kann, wobei die Quellen u.a. Porphyrius (vita 3) und Euse- Untersuchung beiseite gelassen werden können.
bius von Caesarea (h.e. 6, 19, 6 [558, 26 ff. Schwartz]) sind. Die Schwierigkeit liegt zwn einen 72 Nachweise bei Schv..yzer, H. R., 1983, S. 26.
darin, daß der Lehrer von Plotin nach dem Zeugnis des Eusebius (über Origenes) ein konver- 73 Vgl. ebd.
tierter Christ gewesen sein müßte, der dem Christentum den Rücken gekehrt hat, um sich der 74 Vgl. ebd., S. 28.
Philosophie zuzuwenden. Wenn die Geburt des Arrunonius ca. zehn Jahre vor Origenes lag, 75 Vgl. Eusebius, h.e. 6, 19, 19 (566, 1 ff. Schwartz).
müßte Arrunonius bereits in frühen Jahren konvertiert sein. Die andere Möglichkeit bestünde 76 Vgl. Schwyzer, H. R., 1983, S. 35.
darin, daß Origenes zum Christentum kam, nachdem er seine philosophische Ausbildung bei 77 Vgl. ebd., S. 37; der Versuch von K. H. E. de Jong, aus einem Vergleich von Origenes und
Arrunonius erhalten hatte. Aber auch dies ist sehr unwahrscheinlich, da sein Vater als Christ Plotin die Lehren des Ammonius Sakkas zu eruieren, muß deshalb von vornherein scheitern
starb und den Enthusiasmus für das Märtyrertwn teilte. Außerdem nimmt Eusebius nie Bezug (vgl. ders .. 1941, S. 2 ff.). Für Hierokles ergibt sich nach H. R. Schwyzer, daß etwa eine creatio
auf die ,inspirierte< Philosophie des Arrunonius. Vielmehr scheint Eusebius Porphyrius falsch ex nihilo durch den Willen des Schöpfers nicht Arrunonius Sakkas zuzuweisen ist, ebenso we-
zu verstehen, so daß eine unsichere Quellenlage entsteht (vgl. Meredith, A., 1985. S. 387 ff.). nig wie die Ansicht, der Öllf.!tOUQYO,; {}co,; als ltOLll't~<;; oder lta't~Q sei König über allem (vgl.
Es ist wohl eher damit zu rechnen, daß es zwei Arrunonii gab. Dann muß allerdings jeder Ver- ders., 1983, S. 45). Interessant ist ferner die Bezeichnung {}coöLliax'tO,; für Arrunonius, die be-
such scheitern, eine Lehre des Arrunonius Sakkas aus einem Vergleich von Origenes und Plotin reits oben (vgl. § 3.1) für Arius nachgewiesen wurde und von R. Williams fälschlicherweise
zu eruieren, wie dies W. Theiler (vgl. ders., 1966, S. 1 ff.) versucht hat. Aus diesem Grunde auf eine lehrende Schultradition angewandt wurde (Nachweise in § 3.1). Es müßte aber über
scheint die Vermutung von R. Williams unglücklich gewählt zu sein. das dort Gesagte hinaus noch darauf verwiesen werden, daß dieser Terminus hereit~ im NT

7
206 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 2. Geist und Jenseits 207

Wenn diese Untersuchungen von H. R. Schwyzer zutreffen, können die Ansichten des wie bei P1aton aL~ Struktur einer in sich seienden Idee gedacht, sondern als die höchste
Origenes nicht von Ammonius Sakkas abgeleitet werden, zumal man von diesem wenig Intensität von Sein,86
weiß. Auch der Versuch, Parallelen zu Plotin aufzustellen, erbringt für die Frage der
Lehre des Ammonius nichts. Oben wurde bereits festgehalten, daß für Origenes der Vater Arius scheint in seiner Distinktion von Vater und Sohn 87 in die Nähe des Origenes
VOll<; sei oder jenseits des VOll<;. Der Logos betrachtet den Vater: durch diese Betrach- oder Methodius gerückt werden zu müssen, weil der Sohn als Logos für Arius die Sphäre
tung entsteht die Welt des Intelligiblen. Origenes betont aber die Differenz einer göttli- des Intelligiblen repräsentiert, zugleich aber der Vater aufgrund seines Willens >irgend-
chen Selbstkontemplation und des Wissens des Sohnes vom Vater. Denn Origenes wie< eine intellektuelle Struktur haben muß. Schärfer als Origenes hat Arius die Diffe-
schreibt, daß der Vater der Wahrheit jenseits der Wahrheit ist, der Vater der Weisheit renz von absoluter Einheit und Vielheit in Einheit herausgearbeitet, so daß er dadurch
jenseits der Weisheit. 78 Dies könnte bedeuten, daß der Vater seine eigene Einfachheit als trotz mancher Differenzen Affinitäten zu Plotin aufweist.
solche weiß, während sie der Sohn lediglich als Ursache kennt. Sachlich ist damit einer- Plotin wehrt sich in seiner Enneade gegen die Gnostiker dagegen, die Hypostasen zu
seits eine Anknüpfung an die Schrift gegeben, andererseits der Begriff einer in sich sei- vermehren oder zu vermindern.8 8 In diesem Zusammenhang schreibt Plotin auch, daß der
enden Wahrheit vorausgesetzt. Im Johannesevangelium ist nämlich gerade der Logos VOll<;, also das Intelligible, den Vater, d.h. das Eine (ev), nachahme.B9 Damit verb~nden
oder der Sohn die Wahmeit,79 so daß sich in Jesu Inkarnation Gottes Treue erfüllt. Dieser ist der Gedanke, daß das Eine als Vater vom Geist als Hervorgebrachtem unterschieden
Logos war Gott und war im Anfang bei Gott.B 0 Dann ist im Logos oder im Sohn die ist, das Eine aber als das vom Geist eigentlich Gedachte als VOf)tOV bezeichnet werden
Treue oder Zuverlässlichkeit Gottes in der Welt präsent. Als Wahrheit repräsentiert der kann, insofern das Eine selbst der Ermöglichungsgrund des Geistes ist. Der Vater ist so-
johanneische Logos die Wahrheit oder Treue (nl:?~) im Sinne der Bezogenheit zum An- mit der Grund des Intelligiblen und jenseits des Geistes, der im eigentlichen Sinne Den-
deren im AT.B I Sachlich ist aber zugleich die in 'sich seiende Wahrheit in der Rede von ken ist. Zusammen mit dem Gedanken des Origenes und der Modifikation durch Metho-
>Deus est veritas< vorausgesetzt. 82 Die Gleichsetzung von ÖEO:; und aAT]ÖElU ist aber dius90 könnte Arius dies so verstanden haben, daß der Vater vom Sohn als dem Bereich
von Plotin her nur indirekt gegeben, insofern der VOll<; Wahrheit ist und Numenius vom der Intelligibilität klar unterschieden ist. Zudem ist bei Plotin nur das Eine im wahrsten

I
ÖEmegO<; ÖEO<; spricht. 83 Für Plotin ist die Wahmeit als Grundzug des zeitfreien Geistes Sinne ungeworden, da es selbst nur Ursache ist. Die Ideen aber sind, weil sie einen Ur-
das Sein schlechthin. In den einzelnen Ideen denkt sich der Geist selbst; der reflexive sprung haben, geworden, ungeworden aber als ständig Seiende, weil sie nic~.t i~ der. Z~it
Vollzug als Denken des Denkens ist Wahrheit als gegenseitige Durchdringung von Sein geworden sind. 91 Insofern ist der VOll<; da'> Ineinander von Bewegung und Standlgke1t: 1st
und Denken, so daß Sein denkend und Denken seiend ist. Wahrheit ist die Selbst-Über- in sich ständige Bewegtheit. 92 Weil der Geist als Denken seiner selbst da'> Gedachte mcht
einstimmung des Seins oder Denkens. 84 Wenn Einzelnes im Geist auf das Ganze hin außemalb seiner selbst denkt, d.h. auch nicht in Zeit denkt, kann er sich auch nicht än-
durchscheinend ist, ist das Ganze wahres Ganzes.8 5 Wahmeit wird bei Plotin nicht nur dern. 93 Dies geht bei Arius mit dem Gedanken einher, daß der Sohn als Logos sich nicht
ändern,94 daß er aber als Sohn nicht gleich-ungeworden wie der Vater sein könne. 95
Plotin gegenüber bestehen jedoch wesentliche Unterschiede, die z.B. den Willen des

I
Vaters bzw. des Einen betreffen. Bei Arius entsteht der Sohn aufgrund eines Willensent-
schlusses des Vaters, was voraussetzt, daß Gott oder der Vater nach einem vorher gefaß-
ten Plan in dem Denken der eigenen Gedanken, als Ideen verstanden, den Sohn oder Lo-
verwendet wird (vgl. 1 Thess 4, 9) und auch sonst häufig vorkommt (vgl. Schwyzer, H. R.,
1983, S. 85). Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Nachweis von H. R. Schwyzer, daß
{}EoÖ[ÖCOeto<; für Ammonius Sakkas auch aÜtoö[bax1:O<; bedeuten könne (vgl. bereits Homer, 86 Vgl. Beierwaltes, W., 1980 a, ,S. 21. Anders als bei Plotin wird eXAtl{)nLt ~Is Grundzug des
X 347 f. [66 Fernändez-GalianolIIeubeck]), daß also Ammonius nach dem Zeugnis des Hiero- göttlichen Seins bei Proklus (vgl. Theol. Plat. I, 21 [97, 7 ff. Saffrey!Westermk]) gedacht und
kIes keine Lehrer gehabt habe (vgl. Schwyzer, H. R., 1983, S. 85). Es muß also auch bei Arius ist dort geläufig.
damit gerechnet werden, daß {}WÖLbaXtO<; nicht auf eine Schultradition oder lehrende Tradi- 87 Dies ergibt sich z.B. aus Urk. 6 (13, 10 ff. üpitz).
tion verweist. Dies gilt in gleicher Weise auch für den Gebrauch von {)WÖLÖctXtO<; in Verbin-
dung mit Paulus bei Gregor von Nyssa (De Perf. p. 187, 15 ff. Jaeger), was hier sicher nicht mit
88 Vgl. Enn. II 9, I, 15 f.; die Auseinandersetzung mit den Gnostikern ~ir? von Po~hyrius derin
Vita Plotini besonders herausgestrichen (vgl. vP 16, 10 f.); dadurch Ist msofern em Anknupfen
einer Schul tradition in Verbindung gebracht werden kann. des Arius möglich, als sich dieser in besonderer Weise gegen die Vorstellung des Valentinianus
78 Vgl. in Joh. II 23 (80, 12-15 Preuschen). zur Wehr setzt, daß das Verhältnis von Vater und Sohn als 1tQOßoA tl beschrieben werden
79 Vgl. Joh 1,9; 14, 6 und 15, 1. könne (vgl. Urk. 6 [12, 10 f. üpitz]). Dabei ist aber darauf zu verweisen, daß Valentinianus bei
80 Vgl. Joh 1. 1 f. Dabei ist es unerheblich, wie Joh I, 1 f. in sich gedeutet werden muß, insofern Porphyrius nicht erwähnt wird.
es um die Rezeption im Sinne des Origenes geht. 89 Vgl. Enn. II9, 2, 3 f.
81 Vgl. Gesenius, W./BuhI, F., 1962, S. 52 und als Wurzel das Ägyptische mn (vgl. ebd., S. 48); 90 Vgl. oben.
vgl. auch Ex 3, 14. 91 Vgl. Enn. II 4,5,24-28; dazu Baltes, M., 1976, S. 126.
82 Vgl. Beierwaltes, W., 1980 a, S. 22. 92 Vgl. Beierwaltes, W., 1981. S. 26. .
83 Vgl. z.B. Numenius, Frg. 11 (53,11 ff. des Places); vgl. dazu auch Beierwaltes, W., 1980 a, S. 93 Vgl. Enn. III 2, 1. 34-36; III 6, 10,23; VI 2, 7, 30; VI 5, 2, 12-13; VI 7, 13,5; vgl. Alkmous,
25, Anm.14. Epit. 25 (177,27-28 Herrnann); dazu auch Schwyzer, H. R., 1983, S. 54.
84 Vgl. Enn. V 5, 2,18-20. 94 Vgl. Urk. 1 (3,2 f. üpitz).
85 V gl. Enn. III 7, 12, 5. 95 Vgl. Urk. 6 (13, 10 ff. Üpitz).
20H § 7 Der phi/osophiegeschichtliche Hintergrund

gos entstehen läßt. Dies trifft sich mit dem Gedanken des Philo von Alexandrien. 96 Dem- 3. Analogie und Teilhabe
gegenüber betont jedoch Plotin, daß das Schaffen im Wesen des Schaffenden liegen
müsse und nicht auf einem zufälligen Entschluß des Schaffenden beruhen könne. Würde
die Schöpfertätigkeit auf einem Beschluß, ÖtaVOla oder ßOUAEU<JL<;, zurückgeführt wer-
den, wäre die Schöpfungstätigkeit nicht mehr notwendig, somit auch nicht im Wesen des
a) Analogie in der philosophischen Tradition
Schaffenden verankert. 97 Die zweite Differenz zwischen Arius und Plotin besteht darin,
daß der Sohn oder Logos im Sinne des Arius nicht als zeitloses und somit ewiges Her-
vorgehen gedeutet wird, sondem in Ungleichzeitigkeit gegenüber der Zeithaftigkeit des Spricht man in der Tradition der platonischen Philosophie von Teilhabe, etwa der
Kosmos und dem Zeitmodus der Existenz des Vaters, also in Diskontinuität zur Schöp- Teilhabe des Guten an der Idee des Guten oder. anders gewendet (cLh. im Blick vom
fung und zu seinem Grund. Der Sohn ist vor der Zeit entstanden. 98 Für Plotin gilt aber, >Höheren< zum >Niederen<). von der Teilgabe des Guten als Idee an das als von diesem
was W. Beierwaltes als ein Ergebnis seiner Untersuchung zu Ewigkeit und Zeit bei Plotin her Gut-Seiende, so impliziert dieser Sprachgebrauch. daß der Begriff >gut< für verschie-
schreibt: »Ewigkeit hat sich als das Sein zeitloser Gegenwart gezeigt. Dieses Denkend - dene Seiende verwendet wird, daß also in der Sprechweise der Teilhabe oder Teilgabe
(sich selbst) - Gegenwärtig-Sein aber ist das Leben des Geistes.«99 differente Wirklichkeitsbereiche durch einen Begriff erfaßt werden. Es stellt sich hier die
Frage, ob durch den Begriff der Teilhabe zugleich ein Denken der Analogie (etwa für das
In der Diskussion der Thesen von C. Kannengiesser hat sich zwar ergeben, daß eher Verhältnis vom Einen und Geist) impliziert ist. Platon entwickelt mit seiner Lehre von
eine nachplotinische Philosophie Affinitäten zu Arius aufweist. loo Dies stört jedoch nicht den Formen und Ideen eine mögliche Sichtweise. wie das Sprechen von Verschiedenem
das oben Ausgeführte, das die philosophischen Implikationen der arianischen Position in einem Begriff gedacht werden kann. obwohl J. Annas l zuzustimmen ist, daß Platon
deutlich zu machen versuchte. lol
selbst keine einheitliche Lehre der Ideen entwickelt hat. Partizipation an einer transzen-
denten Realität kann zum einen meinen, daß das Einzelne zur Idee wie Abbild zum Ur-
Bild steht, also die Idee in einer paradigmatischen Funktion gesehen wird. Zum anderen
kann Partizipation auch bedeuten. daß das Einzelne von einer Ursache oder Quelle her
stammt. Die Funktion des Verhältnisses von Bild und Ur-Bild wird im Neuplatonismus
(besonders Plotin) modifizierend aufgegriffen: »Der durch die unterschiedliche Seinsin-
tensität oder Intensität an Einheit je verschieden bestimmte Bildcharakter des entfalteten
Seins ist einmal Anzeige einer in sich differenzierten Wirklichkeit, zugleich aber macht
er die EÜlheit oder die Intention al~( Einheit hin als deren Grundzug deutlich.«2 Im Bild
schaut der Geist da., Ur-Bild.3
Platon geht dabei davon aus, daß das >ist< eine notwendige Aussage ist. Von daher ge-
sehen. drücken die Worte »teilhaben«4. »teilnehmen«5 und »Anwesenheit« oder »Ge-
meinschaft«6 ein kontingentes Verhältnis aus. 7 Weil das Sichtbare zufällig, somit nicht
notwendig ist. ist es dem Werden und Vergehen unterworfen. Im Bereich des Seins oder
der Ideen ist jedoch das Werden und Vergehen ausgeschlossen,s Die Idee ist nämlich das,
was sie ist. an sich selbst; was von ihr ausgesagt wird. kommt ihr als solcher zu. 9
Im Parmenides beschreibt Platon eine Relation zwischen zwei Arten bereits existieren-
der Dinge:!O das ideal Seiende verursacht das Einzelne; heide Arten der Existenz drücken

Annas.J .. 1981. S. 217.


Beierwaltes. W .. 1985. S. 73.
96 Vgl. den Anfang dieses Kapitels. Vgl. Plotin. Enn. V 3. 6. 17 f. Zum ganzen ausführlich ßeicrwaltes. W.. 1985. S. 73 ff.; zur
97 Vgl. Enn. Ir 9. 4. 15 ff .• allerdings von Plotin für die All-Seele ausgeführt. die er stillschwei- Begrifflichkeit des Bildes besonders ebd.. S. 76.
gend mit der crO<jlLa der Gnostiker identifiziert. 4 Vgl. Phaid. 100 c 5 (146 Eiglerl; 101 c 3 (150 Eigler); Rep. 476 d 2 (452 Eigler); Symp. 211 b
98 Vgl. § 6.2b. 3 (348 Eiglerl.
99 Beierwaltes. W .. 1981. S. 43. 5 Vgl. Phaid. 102 b 2 (152 Eigler).
100 Vgl. § 7.1c. 6 Vgl. Phaid. 100 d 5046 Eigler).
101 Plotin scheint zudem auf Aetius. Eunomius. Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa ein- 7 Vgl. Ricken. F .. 1988. S. 66.
gewirkt zu haben: vgl. Z.B. Aetius. Syntagm. 12-16 (Wickharn. L. R.. 1968. S. 541 0; Gregor 8 Vgl. Phaid. 78 d (72 Eigler).
von Nazianz. or. 28 000 ff. Gallay); Gregor von Nyssa. c. Eunom. II (dazu Rist. J. M.. 1981. 9 Vgl. Phaid. 78 d 5 (72 Eigler); Symp. 211 b 1 (346 Eigler); dazu Ricken. F.. 1988. S. 67.
S.137fo. 10 Parm. 132 E - 133 A (216/218 Eigler); vgl. nigger. C.. 1968, S. 73 f.
210 § 7 Der plzilosoplziegeschichtliche Hintergrund 3. Analogie und Teilhabe 211

somit nicht denselben Wirklichkeits bereich aus. Es ist R. Williams zuzustimmen, wenn selbst nicht ausgesagt werden kann. Das Eine kann nur durch acpalgE<JL<; ausgegrenzt
er schreibt: »The >participation< of cl in c is a real relation, one which is constitutive of werden; die Befreiung auf das Denken hin wird nämlich im Sinne Plotins in der Abstrak-
cl' one which enters into the definition, the essence, of cl; and c itself does not >partici- tion alles Fremden geleistet: acpalgEOL<; aAAOtglou ltaVtOe;;27 eine intellektuelle oder
pate< in c, for it can hardly be wh at it is in virtue of being related to itself.«l1 Der Bereich voluntative Bewegung des Einen bleibt bei Plot in ausgeschlossen. Anders verhält es sich
der Ideen selbst ist bei Platon jedoch in sich strukturiert: die höchste Idee ist die des Gu- jedoch bei Iamblich, der schreibt, daß auf jeder Stufe der Wirklichkeit von der Triade
ten 12 oder, im Parmenides l 3, das Eine, von dem alle Zahlen ihren Ursprung haben,14 so- a~ÖEXtOe;-~ÖEXtOe;-I-lEtEx(J)V gesprochen werden müsse: 28 keine OUOla kann Teil
fern EV, >das< Eine, als Prinzip zu verstehen ist (neuplatonisch). Die Idee des Guten ist einer anderen OUOla sein; die Substanz auf einer niedrigeren Ebene entsteht durch die
jenseits des Seins wie auch das Eine. 15 Platon denkt dies in einer transzendenten Weise, Wirkung der höheren, so daß das Niedere das Höhere enthält,29
weil z.B. das Eine die Grenze der Grenzen ist,16 die harmonisierende Macht, die das Ver-
Von Plotin ausgehend und über diesen hinaus, kann der Gedanke der Teilhabe und der
schiedene einigt. Nach Platon gelte für das Eine in sich selbst, daß es unmöglich sei, das
Analogie systematisch bei Proklus entfaltet werden. Die Wirklichkeit ist auf das Eine hin
Eine als das Nicht-Andere zu definieren, das Eine als ein Sein in sich selbst.'7 Das Ver-
hältnis von Einzelnem und Idee wird von Platon im Liniengleichnis 18 wie das Verhältnis
analog: t4'> EVl amAo)'ov.30 Als Grund erhält das Eine alles (t4'> "tag EVl oQJSEtm mv-
m)31 und ist somit die Garantie für das Mit-sich-identisch-Sein jedes Seienden,32 »Weil
von )'EVCOU; und ouola bestimmt, die analog gewußt werden.'9
das Seiende im Ganzen hierarchisch strukturiert, d.h. durch die in jedem intelligibel oder
Aristoteles wehrt sich gegen diese Auffassung Platons von der Teilhabe oder den - sinnenfällig Seienden je verschieden waltende Mächtigkeit des Einen zur in sich gestuf-
von der Materie und dem Einzelnen im strikten Sinne - abtrennbaren Formen;20 I-lETOXTj ten Einheit geeint ist, ist Analogie als sachgemäße Methode allererst möglich.«33 Die
meine die exakte Komparabilität oder Gleichheit essentieller Qualitäten in zwei oder Ähnlichkeit des vom Einen Entsprungenen mit dem Einen selbst ist dadurch gegeben,
mehr einzelnen Dingen,21 d.h. eine xmv(J)vla xat' oUolav.22 Teilhabe ist eine gemein- daß es aus ihm hervorgegangen und trotz des Hervorgangs in ihm ist, jedes in der ihm
same Definition, eine Redeweise der Synonymität. 23 Dem stellt Aristoteles die Homo- eigenen und ihm zukommenden Weise; die Teilhabe am Einen ist deshalb in sich gestuft.
nymität gegenüber, die eine linguistische Relation von Bezeichnungen nicht-partizipie- Ähnlich ist aber das Hervorgegangene nur deshalb, weil es im Sinne des Proklus als Be-
render Substanzen ausdrücke,24 d.h. eine Differenz im AO)'Oe; tiie; oUolae;.25 wegung des Hervorgegangenen in den Ursprung begriffen wird,34 Ähnlichkeit besteht al-
so nur deshalb, weil da~ dem Einen gegenüber Andere aus dem Einen hervorgegangen ist
Besonders bei Plotin wird die Bedeutung der Teilhabe oder Teilgabe dahingehend mo-
und zugleich im Vollzug der Rückwendung zum Einen diesem ähnlich wird oder ist; die
difiziert, daß sie im Zusammenhang mit dem Hervorgang aus dem Einen gebraucht wird;
Rückwendung selbst (e,tlOtgocpTj) kann also als Ursache der Ähnlichkeit begriffen wer-
dies stuft R. Williams als eine »pros hen equivocity«26 ein. Plotin spricht davon, daß der
den,35
voüe; Bild des Einen sei, wa~ zum einen ausdrückt, daß der Geist ist, was das Eine nicht
ist. Zum anderen wird dadurch die Selbst-Suffizienz des Einen betont, so daß das Eine Weil der Ursprung unter der Hinsicht seiner Einheit (ev) als Quelle oder Sein grün-
dender Hervorgang (Jtgooöoe;) des Mannigfaltigen gedacht ist, ist zugleich die Methode
11 Williams. R.. 1987. S. 216. der Negation in der Analogie impliziert. Unter der Hinsicht seiner Gutheit erweist sich
12 Rep. 6. 508 A - 509 ß (540-544 Eiglerl. der Ursprung als »das Umwillen aller Bewegung«36, so daß er der Grund der ontischen
13 Pann. 144 A (252 Eigler). Rückkehr und der methodischen Analogie istY Trotz der ontologischen Verschiedenheit
14 Vgl. Aristoteles. Met. 13,6-7 (273-281 Jaegerl.
15 V gl. Rep. 509 B (544 Eigler); Parm. 141 E (244 Eiglerl.
16 Vgl. dazu Rist. J. M., 1967, S. 24. 27 Enn. 12.4.6; vgl. dazu auch ßeierwaltcs. W .. 1981. S. 76 und Mortley. R., 1986 a. S. 47-49
17 Pann. 140 A (238 Eigler). und 54.
18 Rep. 509 D - 511 E (546-552 Eiglerl. 28 Vgl. Dillon. J .. 1973. S. 33.
19 V gl. dazu Ricken. F.. 1988. S. 73-77. Ob Platon in den späteren Dialogen jedoch einen Wandel 29 Vgl. Williams, R .• 1983, S. 63 ff.
seiner Anschauungen vollzogen hat, indem er eventuell die Relation der einzelnen Seienden 30 Proklus. EIern. theol. 100 (90,8 Dodds); vgl. dazu Plotin, Enn. III 3. 5. 3 ff. und 6, 22 ff. Sach-
untereinander im Begriff der Teilhabe faßt, ist in der Forschung noch nicht endgültig geklärt. licher Ausgang ist Platon, Tim. 31 C 2 f.: ÖW!lWV öE xaAAWTOC; [, .. 1äva)~oyia (40 Eigler).
Für unsere Untersuchung ist diese Frage allerdings nicht von Bedeutung; vgl. dazu die XOl vw-- 31 EIern. theol. 13 (14, 28 Dodds).
Vla ELÖWV bzw. ytvwv im Sophistes (Soph. 252 D ff. [344 ff. EiglerJ); vgl. Bigger. C., 1968. 32 Vgl. ßeierwaltes. W .. 1985.234.
S. 77 ff. 33 Beierwaltes. W., 1979. S. 329; diese Bestimmung im Sinne des Proklus trifft in sich zugleich
20 Vgl. Aristoteles. Met. 1. 9, 991 a 20 (28 Jaeger); vgl. auch Alexander von Aphrodisias, in eine von Seiten der liberalen Theologie vertretene Anschauung des sola-fide-Prinzips, insofern
Arist. Met. 990 b 30 (90-95 lIayduckl. mit Hilfe dieses Prinzips einerseits die natürliche Theologie abgelehnt wird (so bei K. Barth:
21 Vgl. Williams. R., 1987, S. 217; vgl. auch Porph}Tius. Eisagogc 22, 9 f. (Busse). vgl. dazu Müller. G. L., 1986, S. 62). andererseits die Seinsanalogie bzw. die Ontologie auf
22 V gl. Alexander von Aphrodisias. in Arist. Met. 991 a 2 (94. 8 ff. Hayduckl. Funktionen der Erlösungslehre reduziert werden (vgl. Müller. G. L., 1986. S. 62).
23 Vgl. Aristoteles. Cal. 1 a 1 (3 Minio-Palucllo); Owens. J .. 1978. S. 107 ff. 34 Vgl. Theol. PI al. II 5 (38 Saffrey/Westerink).
24 Aristoteles. Cat. 1 a 1 (3 Minio-Palucllo). 35 Vgl. Theol. Plal. II 5 <38 Saffrey/Westerink). Insgesamt dazu auch Beierwaltes. W .. 1979.
25 Gegenüber Aristotelcs bestimmt Porphyrius die Homonymität in vier Klassen (Ähnlichkeit. S. 329 f.
Analogie. Abhängigkeit von einer einzelnen :tQoOTJ)'OQla. Richtung auf ein einzelnes lE).OC;; ,6 Beierwaltes. W .. 1979, S. 331; vgl. Proklus. in Remp. I 287. 7 (Kroll). Zur Frage nach dem
[vgl. Porph}Tius, in Arist. Kat. 1 a 2; 65. 21 - 66.21 Busse]). Guten bei Plotin vgl. Siegmann. G., 1990, bes. S. 142 ff.
20 Williams. R., 1987. S. 220. 37 Vgl. Theol. Plal. II 6 (40 Saffrey/Westerinkl.
212 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 3. Analogie und Teilhabe 213

dL'S Einen und des Seienden ist es möglich, den Ursprung durch die Negation denkend zu grund des arianischen Denkens. Gott ist das, was er ist, nur für sich selbst, seine Unsag-
berühren; insofern ist bei bleibender Differenz zum Seienden das Eine selbst für dieses barkeit sei die Folge seiner Selbstbezogenheit. F. Ricken rekurriert hier auf Albinus {Al-
Seiende bestimmend, Die Analogie eIWeist somit die Erhabenheit 38 und das Übennaß des kinous)50 als Parallele.
Ursprungs 39 in gleicher Weise wie die letztlich unsagbar bleibende Wirklichkeit des
Einen als ab-solutes E.n:Ex!.'lva. 40 Weil das Eine gründender HeIYorgang und das Umwil- F. Rickens Ansicht muß jedoch genauer geprüft werden. Zunächst fällt auf, daß Arius
len aller Bewegung zum Einen ist, also in den Begriffen 3((>0060<; und E.n:LOt(>OqJtl gefaßt wie in ähnlicher Weise auch Iamblich den Gedanken zurückweist, daß die Substanzen
werden kann, ist das Eine trotz seiner Verschiedenheit ;:'1l Anderen und zugleich nicht im oder ouauu von Vater und Sohn vennischt werden könnten. 51 Nach der Thalia ist die
Anderen. Die Analogie läßt somit in der Ähnlichkeit alles Seienden zum Einen die Un- ouata von Vater und Sohn aV!.'J(r~uxto<;;52 Athanasius beschuldigt deshalb den Arius, er
ähnlichkeit als ihr inneseiend sehen. 41 Jedes Seiende ist deshalb zugleich ähnlich und un- lehre, daß Vater, Sohn und Heiliger Geist aj..lEtoxOl seien. 53 Demgegenüber bezeichnet
ähnlich. Die Ähnlichkeit impliziert die Unähnlichkeit als ihre eigene Negation.42 allerdings nach Porphyrius j..l!.'tOXtl die Gleichheit der propria; wenn Arius die Teilhabe
oder Analogie in einer solchen Weise, also im Sinne einer philosophischen Implikation,
Dies läßt sich bei Proklus auch als durchgängige Wirkung des Lichtes des Einen be- fassen sollte, würde dies für Arius bedeuten, daß keine Relation von Vater und Sohn be-
greifen. 43 Das Licht veIWeist bei Proklus auf einen Wesenszug des Göttlichen: daß es stehen dürfte, insofern sie das Wesen von Vater und Sohn betrifft. 54 Wenn dieser Begriff
»Ursprung von Rationalität, Intelligibilität, Bestimmtheit, Unterscheidung und Gutheit von j..l!.'tOXtl zugrundegelegt wird, dann würde Oj..lOOuaLO<; bedeuten, daß Vater und
ist«44. Der mathematische Ausdruck dafür ist die Analogie als Struktur- und Bewegungs- Sohn demselben Genus angehören. Auf die logische Unmöglichkeit zweier Ungeworde-
prinzip des Seienden. Analogie ist deshalb der Grund, daß Welt und Wrrklichkeit eine ner wurde bereits im Zusammenhang mit Methodius und Origenes hingewiesen. 55 Würde
mit sich selbst vennittelte Einheit sind. 45 Insofern bindet das Eine selbst das Äußerste in Arius annehmen, daß Vater und Sohn ein komplementärer Begriff sind, dann müßte ein
das Eine zurück 46 und CIWirkt so die Einheit der Gegensätze. 47 zusammengesetztes Ungewordenes entstehen. Ist er kein komplementärer Begriff, dann
muß zwischen Vater und Sohn unterschieden werden. Ein dritter Tenninus wäre nötig.

b) Analogie bei Arius Ferner ist in Auseinandersetzung mit F. Rickens Ansicht systematisch darauf hinzu-
weisen, daß Analogie und Negation nicht in der Weise gegeneinander ausgespielt werden
können, wie dies F. Ricken anzunehmen scheint. Bereits oben 56 wurde betont, daß die
F. Ricken schreibt, daß man bei Arius keine Konzeption der Analogie finden könne. Unähnlichkeit im Anschluß an die von Plotin grundgelegte und von Proklus dezidiert
Dies schließt er aus der ReseIYe des Arius gegenüber der Redeweise, der Sohn sei aus ausgearbeitete Ansicht als der Ähnlichkeit inneseiend vorgestellt werden kann. Die
dem Vater, ein Gedanke, der nach F. Ricken für Arius gnostisch-materialistische Impli- Analogie muß nämlich als Versuch, den undenkbaren Ursprung (das Eine) zu denken,
kationen in sich trage. Der Sohn stamme aus dem Nichts durch den Willen des Vaters; notwendig in Aporien geraten. Trotz der Ähnlichkeit des seienden Denkens (des vou<;)
'aus Gott< bedeute 'aus dem Willen<.48 Dabei stützt sich F. Ricken auf Aussagen der mit dem Einen als solchen ist das Denken in sich geeinte Zweiheit, insofern sich der
Thalia in de syn. 15, diskutiert jedoch nicht das Verhältnis der Thalia zu Arius und miß- vou<; selbst denkt, demnach in sich Zweiheit ist, Identität in der Differenz. Weil die Ein-
achtet die oben diskutierte Stelle aus der Urk. 30, in der Arius den Sohn aus dem Vater heit des vou.; (nach Plot in und Proklus) nicht als relationslose gedacht werden kann, ist
heIYorgehen läßt. 49 Nicht die via analogiae, sondern die via negationis sei der Hinter- das Eine notwendig als dessen Prinzip und Möglichkeitsbedingung zu denken. Das in
sich Ununterschiedene, das Eine an sich und in sich selbst, ist deshalb von der Einheit in
Zweiheit, dem seienden Einen oder vou<;, zu unterscheiden. "Ev und vou<; sind deshalb
38 Vgl. Theol. Plat. II 7 (48 Saffrey/Westerinkl.
39 Vgl. ebd. (43 Saffrey/Westerink). trotz ihrer Ähnlichkeit als je Eines unähnlich, insofern das Eine (tO €v) in sich relations-
40 Vgl. Theol. Plat. II 6 (41 Saffrey/Westerink). los, der vou<; aber in sich differenziert ist. Die Unähnlichkeit ist somit der Ähnlichkeit
41 Vgl. in Remp. 1275,8-10 (Kroll); in Parm. 756. 12-14; dazu Beierwa1tes. W .. 1979. S. 332. inneseiend, also die Negation der Ähnlichkeit als dieser selbst zugehörig. Die unähnliche
42 Vgl. in Parm. 756. 32 f.; Beierwaltes. W .. 1979. S. 332. Ähnlichkeit ist zugleich als Analogie gedacht, wie oben gezeigtY In der Ähnlichwer-
43 Vgl. in Tim. I 385. 11 ff. (Dieh!); 387. 11 ff. (Dieh!); weitere Nachweise bei Beierwaltes. W .. dung ist das allem Zugrundeliegende und es Einende die Abstraktion. ),Negation befaßt
1985. S. 233. Anm. 26. die genannten Elemente [Läuterung, Einfachwerden und dem Ursprung Ähnlichwerden 1
44 Beierwaltes. W .. 1985. S. 233.
45 Vgl. in Tim. 1373.18-20 (Dieh!); Beierwaltes, W .. 1985, S. 233.
46 V gl. in Remp. 184.7 (Kroll). 50 Vgl. Ricken. F.• 1978. S. 342 f.; Alkinous. Epit. X (166. 24-30 Hermann). der in dieser Hin-
47 Ausführlicher dazu auch Beierwaltes. W., 1979, S. 333-337; für die Frage der Analogie, der sicht von Aristoteles abhängig ist (Met. XII 9. 1074 b 17-35 [258 JaegerD.
Lichtmetapher. das Sehen als Nicht-Sehen in der Schrift Gregors von Nyssa »De vita Moysis« 51 Arius, Urk. 6 02. 11 und 13. 18 Opitz); Iamblich. de myst. III 21. 150 (128 des Places).
werde ich eine eigene Arbeit vorlegen. Zudem ist hier anzumerken. daß die Analogie im Sinne 52 Vgl. de syn. 15 (242. 25 Opitz: es ist von den Hypostasen die Rede).
des Plotin und Proklus sachlicher Ansatzpunkt für die Analogielehre bei Meister Eckhart ist 53 C. Ar. 1. 6 (PG 26. 24 B).
(vgl. z.B. Prol. op. prop. n. 15 [LW 1.176.6 f.j). zugleich aber auch im Begriff des Bandes bei 54 Porphyrius. Eisagoge 22. 9-10 (Busse).
F. W. J. Schelling (vgl. Weltalter I, 61 [Bd. 4. 273 Frank]) vorausgesetzt ist (vgl. für Eckhart 55 Vgl. § 6.1a und § 6.2a.
Beierwaltes, W., 1972, S. 63; für Schelling ebd., S. 142 f.). 56 Vgl. § 7.3a.
48 Vgl. Ricken, F .. 1978. S. 341. 57 Vgl. dazu auch Pseudo-Dionysius Areopagita. eael. hier. 15. 8 (PG 3. 337 B); vgl. auch
49 V gl. Urk. 30 (64. 6 Opitz): zur Thalia vgl. § 4.2hß. Roques. R .. 1954. S. 59 ff. und Beierwaltes. W .. 1979, S. 332.
214 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 3. Analogie und Teilhabe 215

des Aufstiegs in sich. indem sie sowohl das Denken von der Vielfalt des Gedachten und (XEVOAO)'Elv).70 Diese Stelle bei Aristoteles wurde von Alexander von Aphrodisias ein-
zu Denkenden befreit und es so für die Einheit des Einen offen macht. als auch die Ein- gehend interpretiert; I-!EtoXTJ meine nicht die Teilhabe in einem Höheren, sondern die
heit und Einfachheit des Einen selbst als Maß des Denkens zu zeigen versucht.«58 Dies Relation zwischen Wesenheiten, die formal identisch, also synonym sind.71 Damit gehö-
ergibt sich aus der Aporie des Denkens selbst, den undenkbaren Ursprung zu denken. 59 ren die Teilhabenden zu einem )'EvO<;;72 es ist eine XOl vwvUx xat' oUoUxv. 73 Daraus
Über das Eine kann im eigentlichen Sinne nichts gesagt werden, weil jede Aussage über folgt, daß die ouoia nicht von einem Höheren zum Niederen weitergegeben wird; das
das Eine der Dimension des Nicht-Einen entspringt und sich in ihr vol1zieht. 6o Die nega- OI-!OOUGLo<; erhält dann die Bedeutung von >selbes Genus<.74 Legt man diesen Sinn für
tive Dialektik erweist sich somit als »Weise des abstraktiven und reduktiven Denkens«61. OI-!OOUOlO<; zugrunde, ergibt sich notwendig, daß Vater und Sohn, die bei Arius im Hin-
Von diesem Ansatz her bleibt also die Differenz von via analogiae und via negationis blick auf ihre Gewordenheit oder Ungewordenheit unterschieden werden müssen, nicht
fragwürdig, von der F. Ricken ausgeht. Zu prüfen bleibt aber zunächst, ob sich auch ab- in ihrer ouoUx überein kommen können, also auch nicht im Verhältnis der Teilhabe ste-
gesehen von dieser angeblichen Differenz bei Arius eine analoge Denkweise aufzeigen hen können.7 5
läßt.
Ferner ist zu beachten, daß nach Athanasius Arius lehre, der Sohn sei vergöttlicht wor-
Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, als hätten Arius und seine An- den. 76 Daraus ergeben sich zwei Fragenkomplexe: meint Deifikation, daß der Sohn die
hänger (z.B. Eusebius von Nikomedien) eine analoge Denkweise geleugnet. Ein Problem göttlichen Titel erhält oder daß der Sohn in einer deifizierten Existenzweise lebt?n Nach
ergibt sich nämlich für Arius dadurch, daß nur der Vater (Gott) ungeworden sein könne, Origenes besteht eine Differenz, per definitionem natürliche Qualitäten zu besitzen einer-
insofern er der Grund alles dessen ist, was von ihm verschieden ist. 62 Wäre nämlich der seits und sie in abgeleiteter Form zu haben andererseits. Folglich bedeutet eine Existenz
Sohn mit dem Vater Ol-!oouow<; oder, im Diktum des Alexander von Alexandrien, »zu- I-!EtoXfl nicht, daß Qualitäten einem Seienden OUOLWÖw.; zukommen. 78 Gott ist dann in
gleich der Vater, zugleich der Sohn«63, dann könnte sich die paradoxe Situation ergeben, sich selbst Wort und Weisheit, der Sohn empfängt die göttlichen Attribute aufgrund sei-
daß Vater und Sohn >Brüder< wären, insofern beide ungeworden sind, somit beide nicht ner Kontingenz, insofern der Sohn nicht selbst-verursacht ist. Er erhält also diese Titel
verursacht sein könnten. Auf der anderen Seite könnte man den Satz des Alexander von xm:aXQT]otlxw<;, seine Attribute durch Teilhabe.7 9 Dies ist genau das, was man in Evo<;
Alexandrien auch so verstehen, daß Vater und Sohn zugleich sind, aber beide nicht unge- OWl-!«tO<;80 und bei Athanasius findet.B I
worden, so daß sich von dieser Position aus die Problematik des Grundes für Vater und
Zugleich muß aber auch darauf verwiesen werden, daß die xamXQT]GL<; eine nicht-
Sohn ergibt, implizit also das Regressproblem. Arius,64 Eusebius von Nikomedien 65 und
äquivoke Prädikation meinen kann, eine metaphorische Sprechweise, die nach Porphy-
Eusebius von Caesarea66 haben Alexander von Alexandrien sicher im ersten Sinne der
beiden Möglichkeiten verstanden. 67 Mit der Frage der Ungewordenheit und Geworden-
heit von Vater und Sohn ist zugleich das Problem verbunden, wie der Name ÖEO<; ver-
standen werden kann. Nach Arius und Eusebius von Nikomedien ist es unmöglich, ÖEO<;
allgemein als Substanz zu deuten, in der Vater und Sohn in gleicher Weise partizipieren.
70 Aristoteles. Met. 991 a 20 (28 Jaeger).
Denn Eusebius von Nikomedien schreibt: xaÖOAOU ni<; qJUOEW<; ni<; a)'Evvrrrou I-!~ 71 Vgl. in Met. 990 b 22 ff. (88-101 Hayduck) und in Met. 1003 a 33 (241. 9-12 Hayduck).
I-!Etexov. 68 72 Vgl. in Met. 990 b 22 (89. 12-16 Hayduck).
Wie oben gezeigt,69 kann bei Platon die Teilhabe auch die Relation zwischen den 73 Vgl. in Met. 991 a 2 (94. 8-19 Hayduck); vgl. auch Porphyrius. Eisag. 22. 9-10 (Busse).
Ideen und dem Einzelnen beschreiben. Im Sinne des Aristoteles führt diese Bestimmung 74 Vgl. Porphyrius. de abst. 119, 1 (Bd. 1.56 Bouffartigue); vgl. dazu Williams. R.. 1983. S. 68.
75 Um die Bedeutungshreite von O~OO{'OW'; zu eruieren. rekurriert G. C. Stead auf die möglichen
Platons jedoch zu einer Trennung der Ideen vom Einzelnen; dies sei leeres Geschwätz
Verwendungsweisen von avm: Infinitiv (eine Tatsache bezeichnend). prädikativ. subjektiv-
allgemein und subjektiv-besonders (vgl. ders .. 1990. S. 114). wobei die beiden letzteren nicht
58 Beierwaltes. W .. 1979. S. 339. die Differenz von Art und Einzelding beschreiben. da die Begrifflichkeit von ,subjektiv-allge-
59 Vgl. ausführlicher dazu § 5.1 und § 6.2e. mein< auch Unbestimmtes wie Z.B. das Feuer meinen kann. üuoUx selbst wiederum könne
60 Vgl. Beierwaltes. W .. 1979. S. 339. Existenz. Kategorie. Substanz, Stoff. Form, Definition und Wahrheit bedeuten (vgl. ebd .. S.
61 Ebd.• S. 340. Für die Verwiesenheit auf den Ursprung. von dem alles von ihm Verschiedene 115). Nimmt man also z.B. die Bedeutung ,Existenz< für ouoUx an. dann kann dies unter Zu-
gegründet ist. bzw. die ontologische Abhängigkeit im Denken Plot ins vgl. Beierwaltes. W .. grundelegung obiger syntaktischer Verwendungsweisen folgende Aussagen umfassen: 1) Tat-
1981. S. 259. Die negative Dialektik bleibt über die Vermittlung des Pseudo-Dionysius Areo- sache über X; 2) Bezeichnung einer Art von Existenz. die X besitzt; 3/4) X bezeichnet a) das.
pagita für die mittelalterliche Mystik die bestimmende Methode (vgl. ebd.; dort weitere Lite- was existiert; b) ein besonderes. existierendes Ding (vgl. ebd., S. 115).
ratur). 76 C. Ar. 1,9 (PG 26. 29 B); vgl. dazu auch § 6.2a und d.
62 V gl. § 6.2a. n Vgl. dazu Williams. R .. 1983. S. 74.
63 Urk. 1 (2. 1 Opitz). 78 Origenes. in Joh. 2.17-18 (73.26 ff. Preuschen); vgl. auch Schol. in Cant. 1 (PG 17. 253 B);
64 Vgl. Urk. 1 (2. 10 Opitz). Cat. Hehr. 1.7 (322. 21 Cramer); dazu Williams. R.. 1983, S. 75.
65 Vgl. Urk. 8 (16. IOpitz). 79 Für den rhetorischen Hintergrund der xamXQ'lOL<;; und deren Bedeutung für die Exegese des
66 Vgl. Urk. 3 (4-5 üpitz). Origenes vgl. Neuschäfer. B .. 1987. S. 221-223. Auf diese Fragestellung wird unten gesondert
67 Vgl. Williarns. R.. 1983. S. 66. eingegangen (vgl. § 8.2a).
68 Urk. 8 (16. 3-4 Opitz); dazu Williarns. R.. 1983. S. 67. 80 Urk. 4 b (7, 23 Opitz).
69 V gl. § 7.3a. 81 De decr. 6. 1-2 (5. 23 ff. üpitz).
216 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund 3. Analogie und Teilhabe 217

rius nicht nur vom XUQLW'; getrennt werden dürfe;82 eine Wesenheit mit einem löLov der philosophischen Implikation auf der Linie des Plotin und Proklus liegen. die unähnli-
ÖVOf-ta erhält einen Namen, der ihr von einer anderen Wesenheit übertragen wird.B3 Die che Ähnlichkeit von Vater und Sohn als Analogie zu bestimmen.
Metapher ist in diesem Kontext eine einzelne Art von Homonymen.
Wenn Athanasius über Arius schreibt, daß letzterer die Begriffe Logos und Weisheit
dem Sohn nur OVOj..latL zuschreibe, daß sie nur wahr sind xat' EltLVOLaV,84 so impliziert
dies eine ähnliche Unterscheidung, wie sie sich bei Alexander von Aphrodisias und Por-
phyrius findet. Alexander von Aphrodisias kontrastiert nämlich ErrLVOU;t mit ultoam-
aEL8S und xaff aum.B6 Dies trifft sich mit der Unterscheidung zwischen einer uniken
Art und einer nicht-eigentlichen Art von Homonymen bei Porphyrius. 87 Er stellt die
zweite Art von Homonymen dem XUQLw<;;88 gegenüber und verbindet dies wiederum mit
AÜ'{UJ. 89 MeXQL ErrLvola.; AeyEtm steht bei ihm EV urraQSEL eanv gegenüber. 90 Daraus
folgt im Sinne des Athanasius, daß bei Arius die Partizipation des Sohnes am Vater nur
ein Name ist, so daß Wort und Weisheit metaphorisch angewandt werden können. Wenn
Arius in der Thalia von ErrL VOLa spricht,91 könnte Athanasius dies so gedeutet haben, daß
dadurch die Begriffe Logos und Weisheit nur Namen sind, die dem Sohn zugeschrieben
werden. Die oben zitierte Stelle der ThaUa gibt allerdings m.E. nur her, daß der Sohn un-
ter zahllosen Namen faßbar ist. Eine Unterordnung im Sinne von OVOf-tatL oder xat'
in:L VOLaV findet sich dort nicht. Vielmehr Wird in der Thalia betont, daß Gott weise
(ao<po.;) ist, weil er der Lehrer der Weisheit ist. 92 Der Sohn kann weise heißen, ist jedoch
nicht Weisheit. Weisheit wäre dann eine Metapher, >weise< nicht. Der Sohn als Ge-
schöpf, aber nicht wie einer der Geschöpfe, wäre folglich ein spezieller Fall dieser Rede-
weise; xataXQT)anxw.; würde den geschöpflichen Status des Sohnes betonen, nicht aber
eine moralische Defizienz. Arius hätte dann für das Denken der Analogie eine christolo-
gische Basis verwendet. 93
Wenn dies für Arius zutrifft, sowohl was die Lehre von der Geschöpflichkeit des Soh-
nes, die des Geistes als auch die der Teilhabe oder Analogie betrifft, könnte verstanden
werden, warum Alexander von Alexandrien und Athanasius gegen Arius polemisieren.
Zugleich würde sich die Konsistenz der arianischen Gedanken erweisen. Für die Frage .1
der Analogie ergäbe sich, daß Arius nicht eine >horizontale< Bestimmung der Analogie
trifft, sondern z.B. in dem Verhältnis von >Weisheit< und >weise< eine ontologische Un-
terordnung aufgrund der Gewordenheit des Sohnes betont. Damit würde er von Seiten

82 Vgl. Porphyrius. in Arist. Cat. 1 a 2-6 (67. 5 Busse) und in Arist. Cat. 6 a 19-35 (110. 32
Busse); weiterführend zu 'LÖtü<; bei Alexander von Alexandrien und Athanasius vgl. Louth. A..
1989. S. 198--200.
83 Vgl. in Arist. Cat. (65 f. Busse).
84 Vgl. ep. ad episc. Aeg. 12 (PG 25. 565 A); c. Ar. Ir 37 (PG 26. 225).
85 V gl. Alexander von Aphrodisias. in Arist. Met. 1001 b 26 (230. 34 Hayduck).
86 Vgl. in Arist. Met. 987 b 14 (52. 16 Hayduck).
87 Porphyrius. in Arist. Cat. 1 a 2-6 (65-66 Busse).
88 In Arist. Cat. 5 a 1.14 (103. 12 Busse).
89 In Arist. Cat. 2 a 14.19 (90. 17 Busse).
90 In Arist. Cat. 1 a 20.27 (75. 28 Busse).
91 Vgl. de syn. 15 (243. 6 Opitz); dies ist allerdings nach obigen Überlegungen (vgl. § 4.2hß)
nicht notwendig so zu verstehen. daß es die ipsissima verba des Arius sind. sondern das Refe-
rat. das Athanasius als arianisches Gut zukommt. Die Frage ist hier u.a. die. wie Athanasius
den Arius verstanden hat.
92 Vgl. de syn. 15 (242. 18 Opitz).
93 Vgl. dazu Williarns. R .. 1983. S. 76 ff.
4. Zusammenfassung 219

dem widerspricht es der Schrift, wenn es im Johannesevangelium heißt, daß der Logos
4. Zusammenfassung Fleisch wurde. 5 Damit ist aufgrund der Schriftautorität ausgesagt, daß man von einer
Gewordenheit des Sohnes/Logos ausgehen muß.
Die bisherigen Untersuchungen zu den philosophischen Implikationen des arianischen Die Untersuchung dieses philosophischen Hintergrundes darf jedoch nicht so verstan-
Denkens haben ergeben, daß sich Arius bei der Frage nach der Schöpfung gegen Versu- den werden, als ob Arius primär ein philosophischer Denker gewesen wäre, auch wenn
che wendet, den Kosmos oder das Geschaffene als ewig oder gleichurspriinglich mit dem Affinitäten zu den Gedanken der plotinischen und nachplotinischen Philosophie vorhan-
Schöpfer zu denken. Denn der Schöpfer müßte dann implizit von >außen< auf etwas Vor- den sind. Es ist eher hervorzuheben, daß Arius in einem gedanklichen Umfeld lebte, in
liegendes agieren, wobei jenes als von ihm Verschiedenes vorgestellt werden müßte. Mit dem diese Fragen auch philosophisch disJ..:utiert wurden, und er nicht notwendig auf di-
dem Gedanken, daß Gott allein ohne den Sohn war, vermeidet Arius eine Konzeption, rektem Wege z.B. von Plotin oder Porphyrius beeinflußt zu sein braucht. Einerseits ist
die zwei Ungewordene ansetzen müßte, wenn der Sohn gleichursprünglich sein sollte wie dadurch vermieden, daß die historisch schwierige Frage einer Verbindung von Arius mit
der Vater, und so letzten Endes in einen unendlichen Regress führen würde. Plotin, Porphyrius oder Iamblich in dem Sinne beantwortet werden müßte, daß Arius
Bei der Suche nach Anküpfungspunkten für eine solche Vorstellung im philosophi- ganz bestimmte Stellen dieser Philosophen verwendete. Andererseits ist zu betonen, daß
schen Denken ergab sich, daß sich Arius sowohl von Alkinous, der glaubte, daß der Arius von seinem theologiegeschichtlichen Hintergrund her versteh bar ist, auch wenn die
Kosmos immer im Werden sei, wie auch von Aristoteles in der Hinsicht der Geworden- philosophischen Implikationen und Parallelen nicht vernachlässigt werden dürfen, da
heit des von Gott Differenten unterscheidet. Vielmehr kann Plotin oder vielleicht Porphy- dieser Hintergrund selbst wieder als Reflexionsform philosophisch mitbestimmt ist. Und
rius als Hintergrund philosophischer Implikationen verstanden werden, wenn von dem schließlich ist auf die Methodik der Implikation näher einzugehen. 6 In Auseinanderset-
Zusammensein (Of.!Oü) von EV und voü<; die Rede ist, wobei Plot in diese beiden klar als zung mit R. Williams hebt R. C. Gregg hervor, daß ersterer zwar öfters betont, Arius sei
HYPQ<;tasen unterscheidet. Eine deutliche Differenz zu Plotin zeigte sich besonders in der kein Philosoph gewesen, sondern jemand, der eine theologische Exegese betreibe. 7 Der
Beurteilung der Entstehung des Sohnes aus dem Willen des Vaters) Während Plotin letzte, exegetische Aspekt werde allerdings von R. Williams zu wenig ausgearbeitet.
nämlich einen willentlichen Hervorgang des voü<; aus dem EV ablehnt, entsteht bei Arius »From a historian's point of view, this study [of R. Williamsl seems over-informed by
der Sohn aus dem Willen des Vaters. attention to the phi]Q~ophical tradition, which is thought to provide our c10sest approach
to Arius.«8 An dieser Feststellung von R. C. Gregg ist sicher richtig, daß R. Williams die
In eine ähnliche Richtung wies auch die Frage nach dem Verhältnis von Geist und Jen- exegetische Frage in einer untergeordneten Weise behandelt. Allerdings ist darauf hin-
seits, nämlich der impliziten Abhängigkeit des Arius von neuplatonischen Philosophe- zuweisen, daß es bei R. Williams nicht allein um eine historische Sicht geht. 9 Die Frage-
men. Der Logos repräsentiert nach Arius die Sphäre des Intelligiblen; weil der Logos aus stellung ist nämlich die der Reflexionsform, d.h. das, wa~ in dem Gesagten VOll sich aus
dem Nichts (Vater?)2 durch einen Willensentschluß des Vaters hervorgeht, das Nichts impliziert ist. Damit scheint eine historische Sicht, die R. C. Gregg vorschlägt, die Pro-
aber als relationaler Begriff der Bezogenheit von Vater und Sohn verständlich gemacht blematik dieser Frage nicht ganz zu erfassen. lO
werden konnte, muß der Vater aufgrund seines Willens >irgendeine< intelligible Struktur
aufweisen. Affinitäten ergaben sich besonders zu Plotin, wenn dieser schreibt, daß der Dieser Hintergrund sowie die philosophischen Implikationen könnten Arius in seiner
voü<; den Vater (EV) nachahme; zugleich gelte, daß der Vater oder da~ Eine in einem an- Schriftinterpretation geleitet haben; bereits bei der Untersuchung von Arius' Bildung und
deren Sinne VOlltOV sei als der voü<;, insofern das Eine der Ermöglichungsgrund der er- Herkunft stellte sich heraus, daß Arius dazu beauftragt worden ist, die Schriften in der
sten Andersheit (des Geistes) ist. Wesentliche Differenzen zwischen Plotin und Arius Kirche von Baukalis zu erklären. ll Es muß deshalb erneut gefragt werden, ob Arius auf
zeigten sich aber darin, daß für Arius der Wille des Vaters einen Schöpfungsplan voraus- dem Wege seiner exegetischen Arbeit, nicht aber in seiner systematischen Absicht und
zusetzen scheint (Nähe zu Philo von Alexandrien); zugleich ist für Arius der Hervorgang Intention das Christentum verfremdet habe. Zum einen haben nämlich die bisherigen
des Sohnes aus dem Nichts nicht als zeitfreies Geschehen denkbar, so daß er sich hierin Untersuchungen ergeben, daß hier im Bereich der Philosophie eher mit dem Begriff der
von der Konzeption der Ewigkeit bei Plotin unterscheidet) Ähnlich läßt sich auch die Implikation gearbeitet werden kann als mit quellenkundlichen Studien. Zum anderen ist
Auseinandersetzung des Athanasius mit Arius verstehen, wenn er die Ansicht des Arius zu beachten, daß gerade da<; allegorische Verfahren der Schriflauslegung z.B. dem Orige-
so deutet, daß der Sohn die Begriffe Logos und Weisheit nur ovof.!an verwende. Das nes zum Vorwurf einer Hellenisierung des Christentums gemacht worden ist. Dies betont
Ziel der Argumentation des Athanasius ist, daß Arius gelehrt haben soll, der Sohn nehme B. Neuschäfer, wenn er die Ansichten von A. v. Harnack, F. Loofs und R. Seeberg zu
in seiner Geschöpflichkeit den gleichen Rang ein wie wir Menschen und verstehe impli-
zit die Gleichwesentlichkeit von Vater und Sohn nicht. Dies konnte besonders mit Hilfe
Vgl.Joh I, 14.
der Verwendung des Begriffes >Teilhabe< bei Alexander von Aphrodisia~ und Porphyrius V gl. auch § 2.4.
deutlich gemacht werden. 4 Das Problem besteht nach Ariu~ auch hierin in der Annahme Vgl. Wi1Iiams, R.. 1987, S. 213 und 230; dazu Gregg, R. C., 1989, S. 251.
zweier Ungewordener, die implizit einen unendlichen Regress hervorrufen würden; zu- Gregg, R. C., 1989, S. 252.
9 R. Williams verwendet wohl bewußt in einer früheren Publikation das Wort »Logic« (vg!.
1 Vgl. § 7.3a. ders., 1983, S. 56), um den Aspekt der philosophischen Implikation deutlich zu machen; so
Vgl. § 6.2d. auch Kannengiesser, C., 1982, S. 35 (für einen Vergleich der Thalia mit Plotinl.
Vg!. § 7.2b. 10 Weniger kritisch als R. C. Gregg äußert sich A. Louth (vgl. ders .. 1988, S. 155 Ll.
4 Vg!. § 7.3b. 11 Vgl. § 3.1.
220 § 7 Derphilosophiegeschichtliche Hintergrund

diesem Fragenkomplex kommentiert: »Das allegorische Verfahren der Schriftauslegung


wird als diejenige Methode erkannt, mit deren Hilfe Origenes seine griechisch-philoso-
§ 8 Arius als Exeget
phisch durchtränkten Lehren in die Heilige Schrift hineinträgt, um sie aus ihr wieder her-
auszulesen.«12 Für Arius wenigstens zeigte sich aber, daß ihn die philosophische Bildung
nicht notwendig so geprägt hat, daß er aus ihr allein verstehbar wird.'3 Die obige Untersuchung hat ergeben. daß Arius zwar aus der Philosophie seiner Zeit in
Neben dem bereits oben (im theologiegeschichtlichen Teil) zur Exegese Ausgeführten mancher Hinsicht verständlich wird, daß er sich aber nicht primär an einen philosophi-
schen Denker anschließt. 1 Auch die Quellen, die sich direkt mit Arius beschäftigen,
schreibt Epiphanius, daß gerade die Interpretation von Prov 8, 22 der Ausgangspunkt der
scheinen der Annahme, daß Arius nicht von einer philosophischen Fragestellung ausgeht,
Kontroversen gewesen sei. 14 Es muß deshalb versucht werden, den Schriftgebrauch des
zuzustimmen. Dort wird nämlich die Interpretation von Prov 8, 22 als Ausgang der Krise
Arius zu eruieren, d.h. zu sehen, ob Arius von einem Literalsinn, einer allegorischen
Deutung, einer Typologie o.ä. ausgeht. angesprochen. 2 Arius war es erlaubt, in den Kirchen zu predigen.3 Diese Predigten des
Arius erregten den entscheidenden Anstoß in >der< Kirche von Alexandrien. 4 Es scheint
nach diesen Quellen und den obigen Überlegungen zum theologie- und philosophiege-
schichtlichen Hintergrund notwendig zu sein, die Exegese des Arius genauer zu beach-
ten, um den Einblick in seine Lehre zu vertiefen.
Wenn oben klar wurde. daß im Hinblick auf eine Hellenisierung des Christentums
Arius von Seiten der Philosophie nicht der Vorwurf gemacht werden kann, er habe diese
in dem Maße aufgenommen, daß sein gesamtes Denken von dort her erklärbar wäre, so
muß trotz und gerade wegen mancher Implikationen des arianischen Denkens (Philoso-
phie als Reflexionsform) genauer gefragt werden, ob nicht über die exegetische Proble-
matik hellenistisches Gedankengut in die reflexe Durchdringung des Glaubens bei Arius
Eingang fand.
Es bietet sich an, zunächst die Stellen der Schrift zu explizieren, die Arius selbst auf-
gegriffen haben könnte, um auf dieser Basis die Methode der Interpretation (alexandrini-
sche und antiochenische Tradition) zu eruieren. Im Hinblick auf die Frage der Hellenisie-
rung ist es zudem nötig, die Homerexegese als der kirchlich orientierten Exegese sach-
lich vorausgesetzte Methode in sich und im Hinblick auf die philosophischen Traditionen
zu beleuchten. Zugleich ist es nötig, exemplarisch von der historisch-kritischen Exegese
aus den Schriftsinn deutlicher aufzuzeigen, um von daher die Differenzen oder Konver-
genzen der arianischen Position mit dem Selbstverständnis der jeweiligen biblischen
Autoren herauszufinden.

1. Mögliche Stellen für die arianische Interpretation

C. Kannengiesser ordnet Arius in eine Krise ein, die sich wesentlich aufgrund eines
hermeneutischen Problems ergibt. Er zieht die Linie von Saulus von Tarsus über Apollus,

1 Dies war auch nicht die methodische Fragestellung im philosophiegeschichtlichen Abschnitt:


vgl. besonders § 7.4.
2 Vgl. Epiphanius. pan. haer. 69. 3 (154 f. Holl); Sozomenus. h.e. 1. 15. 3-4 (33. 2-13 Bide:zl
Hansen); auch eine späte Quelle aus dem 10. Jhd. bezeugt dies. nämlich Agapius von Menbidj
12 Neuschäfer, B., 1987, S. 24. (PO 7. 544 f.); dort wird davon gesprochen. daß Prov 8.22 auf Christus bezogen wurde:
13 Anders A. M. Ritter: »Gewiß war Arius nicht der erste, der sich solchermaßen an den philoso- k.Y.,:,Yl ~ ~ .!Il.l ",,'1.;1 .:\ VJ) (PO 7.545).
phischen Gottesgedanken anlehnte.« (ders., 1978. S. 701). 3 Epiphanius. pan. ha er. 69. 2. 6 (154. 2 f. Holl); Theodoret. h.e. 1. 1.9 (6. 14 f. Parmentier).
14 Epiphanius. pan. haer. 69. 12 (162. 4 - 163. 8 Holl); auf dieser Äußerung beruht Z.B. auch die 4 Sozomenus. h.e. 1. 15. 3 (33. 2-9 Bide:zlHansen); vgl. Epiphanius. pan. haer. 69. 12. 1 (162.
ganze Untersuchung von M. Simonetti (vgl. ders .. 1965. S. 9 ff.). indem er der Interpretations- 6 ff. Holl): Prov 8.22 ist danach der Ausgang der Kontroversen; dies wird auch von R. Lorenz
geschichte von Prov 8. 22 nachgeht. (vgl. ders .. 1979. S. 68) und M. Simonetti (vgl. ders .. 1965. S. 32-37) so eingeschätzt.
222 § 8 Arius als Ereget 223
1. Stellenfiir die ariani~che Interpretation

PrisciHa und Aquila (vgl. Apg 9, 19-20 und 18, 24-26) bis zu Philo von Alexandrien
verweist zunächst in einem Vergleich von Proverbien und Hiob 28 darauf, daß beide
Origenes, Theognostus und Dionysius von Alexandrien. 5 Arius sei von der katecheti~ Texte unter griechischem Einfluß stehen,14 Jedoch liege dahinter eine wesentliche Diffe-
sehen Lehre, der biblischen Fundierung und den klassischen Argumenten aus der Philo- renz: während nach Prov 8 die Weisheit dem suchenden Menschen zugänglich sei, bliebe
sophie geprägt. In seiner dok-trinären und literal-biblischen Argumentation sei Arius von sie in Hiob 28 dem Menschen verborgen. In den Proverbien geschehe die Offenbarung
Luki:m von. Antioch.ien abh~gig.6 Nähere Au~führungen zu diesen Thesen gibt C. Kan- des göttlichen Heilsplanes im persönlichen Anruf der Weisheit. Die Weisheit ist Offen-
n~nglesser Je~och nJ~ht. Bel. ihm bleiben wesentliche Fragen offen: Welche Rolle spielt
barungsmittler. 15 In der Geschichte der Auseinandersetzung Israels mit den fremden
dlC sog. klassisch-philosophische Argumentation im Zusammenhang mit der biblischen Völkern sei die Weisheit in einer theologisch-kosmologischen Reflexion mit der Schöp-
Fu~dierun.g? Besitzt ~us überhaupt diese - oben bereits methodisch angezweifelte 7 -
fung in Verbindung gebracht worden,16
philosophische FundiCrung? Was meint der >doktrinäre Charakter< der arianischen Lehre
u~d in welchem Verhäl~nis steht Arius methodisch in der Schriftinterpretation zur sog. Wenn in der Vorgeschichte des Christentums in der jüdischen Literatur die Weisheit
LJteralexegese von Luklan bzw. zur Allegorese alexandrinischer Provenienz? Sind An- mit der aQXtl (rI~~W:1) ,17 von Gen I, 1 zusammengebracht wurde, konnte im Chri-
tiochien und Alexandrien in einem solchen Kontrast zu sehen, wie dies von den Ausfüh- stentum der Logos oder der Sohn als Schöpfungsmittler gedacht werden. Dies ist inso-
rungen C. Kannengiessers her nahegelegt wird? Zudem ist zu beobachten, daß C. Kan- fern möglich, als der Logos nach dem Johannesprolog EV aQxii war, was im Sinne des
nengiesser trotz seiner Behauptung, die arianische Lehre sei biblisch fundiert, den Anfanges der Schöpfungserzählung hypostasiert gedeutet werden konnte. Ist zudem die
schriftgemäßen Ansatz des Arius kaum beachtet. Bevor die obigen Fragen im Detail un- Go<pla als aQXtl und darin als Schöpfungsmittler thematisiert, liegt der Schluß nahe,
tersucht werden können, müssen deshalb die Schriftzitate deutlich gemacht werden auf auch den Logos in dieser Funktion zu sehen. Der Gedanke der Vermittlung von Gottes
die Arius zurückgreift. ' Schöpfungswirken in der Welt ist aber nicht allein in der Verbindung von Anfang (Ur-
sprung im Sinne einer Deutung von Gen I, 1) und der Weisheit zu suchen, sondern zu-
:'1'
Simonetti unt:rscheidet in dieser Hinsicht unter Berücksichtigung der Kreatürlich- gleich in frühchristlichen Traditionsstücken, so Z.B. in 1 Kor 8, 6 und Röm I, 3. Im er-
kelt des Sohnes drei Gruppen von Schriftzitaten: 8
sten Text wird der Glaube an den einen Gott, den Vater, herausgestellt, aus dem (E!; ob)
1) »passi dai quali si poteva dedurre che il Figlio era stato creato dal Padre«9; alles ist und auf den hin wir (Menschen) sind; dies deckt sich mit der alttestamentlichen
Vorstellung des einen Gottes als Grundbekenntnis des israelitischen Glaubens. Der Herr
2) »passi che presentavano il Padre come il solo vero Dio«lO; allein ist unser Gott so wird im lm~ bekannt- ,m~ i1 1i1 ~ ~ ~ ~ i1',~ i1 1 i1 ~
3) »pa~si che presentavano il Figlio come inferiore al Padre e soggetto alla sofferenza, ?~~o/: ~~~ 18 Ni~t man mit H.-i:Klauck a~, daß 1 'Kor 6: als akk'l~ato;ische
8,
all' Ignoranza, aHa possibilitä di alterazione.«l1 Homologie den >Sitz im Leben< in der Tauffeier hat,I9 ergibt sich auch sachlich eine An-
knüpfung an Dtn 6, 4 ff., insofern die dreigliedrige Taufformel (Mt 28, 19) auf dem Hin-
Wie oben bereits erwähnt, dient Prov 8, 22, das von M. Simonetti in die erste seiner
tergrund des ~~~ gedeutet werden kann. 2o 1 Kor 8, 6 hebt aber nicht nur den Glauben
drei ?ruppen von Schriftzitaten eingereiht wird. dazu, den Sohn (als Weisheit) in den
Bereich der Geschöpfe einzuordnen. In Urk. 1 und 6 verwendet Arius die vier Ausdrücke
YEVVTJ&~, xtlG&fl, oQLG&fl und &EI-ll'AIW&flY Außer oQlCJ&ii finden sich die anderen 14 Vgl. Hengel. M" 1973. S. 275 ff.
Verben m den Proverbien 8, nämlich in den Versen 22, 23 und 25. Arius scheint also in 15 Vgl. ebd .. S. 280 f.
der Tat Prov 8, 22 ff.. für seine Interpr~tation der Geschöpflichkeit des Sohnes herange- 16 Dies zeigt M. Bengel (vgl. ders., 1973. S. 282 ff.) eindrucksvoll auf. indem er auf die Parallele
Gen 1. 1 - 2.4 hinweist. M. Bengel unterliegt jedoch im Anschluß an G. von Rad dem Irrtum.
zogen zu. ha~en. >SC~.ol:fen<, .>hervorbrmgen< und >festsetzen< sind bei Arius m.E. Syno-
daß Gen I, 1 mit dem göttlichen N1::l eine creatio ex nihilo verbinde (vgl. ebd .. S. 283); die
my~e, .dle ~e Kreaturhchkelt des Sohnes ausdrücken sollen. Der Hervorgang des Soh-
Diskussion diescr Stelle erfolgt unten im Rahmen eincr historisch-kritischen Exegese (vgl.
nes Ist Im Lichte des Schöpfens interpretiert, wobei das Hervorbringen bei Arius generi- § 8.3). Ebenfalls scheint M. Hengel die Stelle 2 Makk 7,28 falsch einzuschiitzen. da auch die-
schen Sinn hat. 13 ser Text nicht eine creatio ex nihilo impliziert (vgl. Ganoczy. A .. 1983, S. 92). Besonders bei
Jesus Sirach ist der Bezug zur Schöpfung und die sog. Worttheologie deutlich zu sehen: die
Sucht man nach den Wurzeln für das Verständnis von Prov 8, 22, kann auf die Inter-
Weisheit ging aus dem Mund Gottes hervor (Sir 24. 3). sie ist Geschöpf (Sir 24. 8 und 9; 24,
pretationsgeschichte dieses Verses der Sapientialliteratur rekurriert werden. M. Hengel 10 f.). Die Weisheit wird in diesem Zusammenhang als Anfang des Wirkens Gottes gesehen. so
an der diskutierten Stelle Prov 8, 22. Der Proverbienübersetzer steht nach M. !lengel (vgl.
ders .. 1973. S. 294) Aristobul nahe.
5 Zu Origenes: Athanasius. de decr. 27 (23. 19 Opitz); cp. ad Scrap. 4. 9 (PG 26. 649 B); zu
17 Die Bestimmung von n'~NJ als Anfang. wie dies bei W. Gesenius und F. Buhl vorgeschla-
Theognostus: Athanasius. ep. ad Serap. 4. 9 (PG 26. 649 m.
gen wird (vgl. dies .. 1962. S. 739)' reicht wohl nicht aus. den genuinen Gedanken von Gen 1.
6 Vgl. Kannengiesser. C .. 1982. S. 1 ff.
1 a zu erfassen. Vielmehr handelt es sich bei P um eine absolu1e Zeitbestimmung als Anfang
Vgl. § 7.4 mit weiteren Verweisen.
von Geschichte (vgl. Westcrmann. c.. 1983. S. 135 f.; ausführlicher auch § 8.3a). Darin liegt
Simonetti. M .. 1965. S. 32.
zugleich die Differenz zu dem Gedanken der aQXT] in Verbindung mit der Sapientialliteratur.
9 Dazu gehören nach M. Simonctti Prov 8. 22; Apg 2.36; Röm 8.29; Koll. 15; Hebr 3. 2.
18 Dtn 6.4.
10 Joh 17. 3 als Beleg.
11 Joh 14.28 als Beleg. 19 V gl. Klauck. II.-J .. 1987. S. 61.
20 Vgl. dazu Abramowski. L.. 1984. S. 417 ff. Eine weitere Diskussion des Crsprunges der Taufe
12 Urk. 6 03.2.9 Opitz); Crk. 1 (3.3 Opitz).
kann hier nicht erfolgen: G. Lohfink versucht vor allem Parallelc!1 zur Johannestaufe herzu-
13 Vgl. Simonetti. M.. 1965. S. 34 ff.
stellen (vgl. ders., 1976. S. 35 ff.). während H. Kraft besonders die Wirksamkeit des Geistes.
224 § 8 Arius als Ereget 1. Stellen for die arianische Interpretation 225

an den einen Gott helVor, sondern in einer zweiten, parallel gebauten Periode die Bedeu- Wenn im Spätjudentum die Weisheit als aQXT] (Prov 8, 22) im Sinne deraQXT] in Gen
tung Christi; es ist der eine Herr, durch den ([n' ob) alles ist und durch den wir (Men- I, 1 gedeutet wird, zugleich aber die Weisheit die Thora verkörpere,32 so besitzt das Ge-
schen) sind. Die Schöpfung ist aus Gott und durch den Herrn. Christus hat hier die Funk- setz ein vorweltliches Dasein und wird mit der Schöpfung verbunden. 33 Im Gegensatz
tion eines Schöpfungsrnittlers. 21 Ähnliches ließe sich auch in Kol 1, 15 f., Hebr 1, 2 und dazu liegt die Verbindung der Weisheit und Gen I, 1 bei Kol1, 15. 34 Wichtig scheint in
10 und Röm 1, 3 nachweisen. 22 diesem Zusammenhang eine Stelle aus der apostolischen Verkündigung bei Irenäus zu
sein: 35 Im Anfang war der Sohn, dann schuf Gott den Himmel und die Erde. A. Rous-
Wie stellt sich nun diese Problematik im dritten Jahrhundert nach Chr. in Alexandrien
seau 3ö sieht in dem armenisch überlieferten Text gegen J. P. Smith 37 die ewige Präexi-
dar? Für Origenes hat das spezifisch für die Schöpfung verwendete Verb xtll;av unge-
stenz des Sohnes ausgedrückt, behandelt jedoch nicht den hebräischen Text bei Irenäus:
fähr die Bedeutung von 'YEvväv, wie M. Simonetti gezeigt hat. 23 In der anfanglos ge-
dieser besagt, daß der Sohn nicht aus der aQXT] gewonnen wird (t"'~~J), sondern aus
zeugten Weisheit sind die Ideen der zukünftigen Schöpfung vorgeformt. 24 Alexander von
dem ~i::l. Dies entspricht dem Syrischen I~, bera (Sohn),38 Diese judenchristliehe
Alexandrien verband gegen Arius Prov 8, 22 mit Prov 8, 30,25 das von Origenes für die
Wurzel des Schaffens kann in dieser Etymologie auf den Sohn gedeutet werden, so daß
Ewigkeit des Sohnes verwendet worden war. 26 Aus der Ewigkeit der Freude Gottes über
eine Verbindung des Sohnes zur Schöpfung entsteht. Die Weisheit wird dann als Schöp-
die Weisheit folge die Ewigkeit der Weisheit.27 Origenes hat dabei, wie später Alexander
fungsmittler, Sohn und Logos verstanden, der bei der Schöpfung tätig wird. Diese Expli-
von Alexandrien, beide Verse (Prov 8,22 und 8,30) aufeinander bezogen.28
kation auf den Sohn hat bereits Origenes vollzogen,39 indem die aQXT] nicht zeitlich ge-
Arius scheint Prov 8, 22 und Gen 1, 1 zusammengcdacht zu haben, wie dies im Ju- dacht wird. 4o Arius kann dann die Interpretation der Proverbienstelle (Prov 8, 22) gut mit
dentum möglich war, wobei Joh 1, 1 wie Gen 1, 1 strukturiert ist. Denn Arius schreibt in Gen I, 1 verbunden haben, um so die Schöpfungsrolle des Logos auszudrücken. Dies
seinem Glaubensbekenntnis (Urk. 6), daß Gott die aQXT] des Sohnes sei, über den Gott kann auch durch die oben erwähnte Stelle Koll. 15 f. angeregt sein: ö<; Eonv ElXWV toü
seine Herrschaft ausübe. 29 Daß der Vater die aQXT] des Sohnes sei, findet sich bereits bei aOQcitou, JtQwt6toxo<; mOTj<; XtlOEW<;, ön EV uUt4> EXtlOOTj ta mvm EV oUQu-
Origenes,30 nicht jedoch, daß der Vater eine Herrschaft ausübe. 31 vol<; xal EJtl tTj<; 'YTj<;. Zugleich ist für das vorweltliche Sein bzw. die Entstehung des
Sohnes als momentanes Ereignis auf Hebr 1, 2 zu verweisen: durch den Sohn hat Gott
die Äonen gemacht (EJtO[TjOEV).41
die Zungenrede sowie die Prophetie herausstreicht (vgI. ders., 1981, S. 214 ff.). Sicher trifft zu
daß die Taufformel das christologische Bekenntnis trinitarisch entfaltet (vgI. Vorgrimler, H.:
1987, S. 125). herrscht. Wenn R. Lorenz jedoch auf die Thalia verweist, daß der Sohn die aQX~ als von Gott
21 Vgl. auch Joh I, 3 und Klauck, H.-J., 1987, S. 62. gesetzter Anfang ist (de syn. 15 [242, 14 Opitz)), erweist sich zwar der Sohn als Ursprung, aber
22 Vgl. dazu Nelis, J., 1982, Sp. 1551; zu Hebr 1 vgl. Gregg, R. C./Groh, D. E., 1981, S. 166 ff.; dann übt der Sohn die Herrschaft aus, die Arius zunächst dem Vater oder Gott zugeschrieben
außerdem Grillmeier, A., 1979, S. 83 und 100; zu Röm I, 3 vgI. Wilckens, U .. 1987, S. 56 ff. hatte. Damit kann R. Lorenz nicht genau klären, was Arius unter dem Begriff der Herrschaft
(wichtig ist hier besonders der Hinweis, daß das Wort OQL~W in Röm 1,4 a nur an dieser Stelle versteht. Auch die Parallelen aus Origenes (in Joh. I, 19 [23, 18 ff. Preuschenl und horn. I, 1 in
bei Paulus zu finden ist; vgI. Apg 10, 42 und 17, 31 als Einsetzung des Erhöhten in die end- Gen. [24, 1 ff. Doutreleau]) sowie aus Methodius (de creatis 11 [498, 32 ff. Bonwetsch)) tragen
zeitliche Vollmachtsfunktion); zum Ursprung des Kyriostitels vgI. Fitzmyer, J., 1975, S. dazu wenig bei.
267 ff.: zusammenfassend gilt nach J. Fitzmyer, ,>daß Juden Palästinas die Wörter N,/J und 32 Die Belege finden sich bei Wilckens, U.. 1964, S. 503 ff.
T1"111, , die sie für Gott gebrauchten, in dem Augenblick, als sie Christen wurden, auch auf Je- 33 So bei Rabbi Akiba und Rabbi Hoschaja (Belege bei Hengel, M., 1973, S. 310).
sus anwendeten, und daß diese palästinischen ,Hebräer<, die ja auch griechisch sprachen, selbst 34 Theophilus von Antiochien, ad Auto!. 2, 13 (46 Grant) und 2, 10 (38 und 40 Grant): ,im An-
dann diesen Titel mit dem Wort xUQtO<;; wiedergaben, wenn sie mit den ,Hellenisten< der Ur- fang< heißt so viel wie ,durch den Anfang<, d.h. durch den Sohn oder Logos; vg!. Hilarius von
gemeinde zu tun hatten, die nur griechisch sprachen.« (Ebd., S. 295 f.) Für die systematischen Poitiers, in Ps. 2, 6 (39, 13 ff. Zingerle): »Breshit [, .. 1tres significantias in se habet, id est, et in
Implikationen einer Mittlerschaft Christi im Rahmen einer supralapsarischen Christozentrik principio, et in capite, et in filio.«
bzw. der Geschaffenheit im Logos vgI. die Hinweise bei Rahner, K., 1986, S. 474 und Rahner, 35 Kap. 43 (99 ff. Froidevaux).
K.Norgrimler, H., 1983, S. 279 und 374. 36 Vgl. Rousseau, A., 1971, S. 5 ff.
23 Vgl. Simoneni, M., 1965, S. 24. 37 Vg!. Smith, J. P., 1957, S. 24 ff.
24 De princ. I, 2, 2 (29, 11 ff. Koetschau); vgI. in Joh. I, 19 (24, 6 Preuschen); gegen M. Simo- 38 Darauf hat R. Lorenz (vg!. ders., 1979, S. 140) aufmerksam gemacht.
netti (vgI. ders., 1965, S. 23) liegt hier keine Hinzufügung durch Rufinus vor, da in Frg. 1 in 39 Horn. in Gen. I, 1 (24, 1 ff. Doutreleau).
Joh. (485, 8--10 Preuschen) eine Erschaffung des Logos im wörtlichen Sinne abgelehnt wird 40 So Origenes bei Calcidius, in Tim. 276 (306, 15 ff. Wrobel).
(so Frg. 1 in Joh. [484, 10-12 Preuschen]); vgI. dazu Lorenz, R., 1979, S. 69. 41 Ausführlicher dazu auch § 6.2b. Zudem ist auf die johanneische Konzeption des In-Seins und
25 Urk. 14 (23, 32 ff. Opitz). Bei-Seins zu verweisen, wobei ersteres die Wirkeinheit von Vater und Sohn meint (vg!. Borig,
26 De princ. 4, 4, 1 (350, 14-17 Koetschaul. R., 1967, S. 208 f.), während das Bei-Sein auf den präexistenten Sohn vor der XCtm[3aoL<;; und
27 De princ. 1,4,4 (67, 10 f. Koetschau). in der Verherrlichung bezogen ist (vg!. ebd .. S. 209 f.). R. Borig schreibt zusammenfassend:
28 Vgl. in Joh. 1,904,27 f. Preuschenl. »Damit beinhaltet die Irnmanenzaussage über alle funktionelle Christologie hinaus nicht nur
29 Urk. 6 (13, 16 f. Opitz): aQXEl yo.Q Cttrrou w<;; ßEO<;; m:rrou XCtl JrQG Cttrrou wv. die Offenbarung über die wesentliche »Lebens«-Beziehung des Sohnes zum Vater in göttli-
30 In Joh. I, 17 (22,10 Preuschen). chem Erkennen und Lieben, sondern auch eine Wesensaussage über die Person des Sohnes, die
31 Vgl. z.B. in Joh. I, 16-20 (20-25 Preuschen); die Parallele bei Theophilus (ad AutoI. 2, 10 ihrem Inhalt nach zuinnerst auf die Aussage des Anfangs hinweist: ßEG<;; ~v 0 >.oyo<;; 0,1).«
[38 f. Grant]), die R. Lorenz (vgl. ders., 1979, S. 136) anführt, kann schwerlich dazu dienen, (Ebd., S. 214). Vorausgesetzt ist bei der Deutung von Joh 1, 1 bei R. Borig aber, daß sich die
den Gedanken des Arius zu verdeutlichen, da bei Theophilus der Logos aQX~ heißt, weil er Wesensaussage aufgrund der prädikativen Stellung ergibt, also die Göttlichkeit des Sohnes im
226 § 8 Arius als Exeget

Neben Prov 8, 22 und im Zusammenhang damit Gen I, 1 (eventuell auch Joh I, 1)


scheinen Jes 1,2 (Höret, ihr Himmel, horch auf, du Erde, denn es redet der Herr: "Söhne 2.Interpretationsverfahren
zog ich heran und erhöhte ich; sie aber lehnten sich gegen mich auf.«) und Ps 45, 7--8
(Dein Thron bleibt wie Gottes Thron für immer und ewig. Ein gerechtes Zepter ist dein
Königszepter. Du liebst das Recht und hassest das Unrecht. Deshalb hat dich der Herr,
dein Gott, mit Freudenöl gesalbt vor deinen Gefährten.) in der Auseinandersetzung zwi- a) Origenistische Tradition
schen Arius und Alexander von Alexandrien noch eine besondere Rolle gespielt zu ha-
ben. Athanasius nimmt länger Bezug auf Ps 45,42 ähnlich auch Alexander von Alexan- Des öfteren wurde die allegorische Schriftdeutung Alexandriens der literalen in Antio-
drien. 43 Jes I, 2 wird von Athanasius 44 und Alexander4 5 ausgiebig zitiert. Es scheint über chien gegenübergestellt'! Sachlich wie zeitlich ist aber darauf zu verweisen, daß bereits
die Interpretation dieser Stellen eine Kontroverse gegeben zu haben. 46 All diese Stellen biblisch der Literalsinn durchbrochen ist. Es findet sich nämlich im Neuen Testament
stützen jedoch in ihrer Interpretation durch Arius nicht die Meinung, es handle sich bei eine Christologisierung des Alten Bundes; dies kann einerseits dadurch geschehen, daß
ihm um eine literalistische Bibelauslegung, wie C. Kannengiesser dies vermutet hat. 47 Ob der Logos2 oder Christus ein Gebet spricht} Die andere Möglichkeit besteht darin, daß
aber darüber hinaus mit einer gelehrten oder schulmäßigen Katechese gerechnet werden Psalmen über Christus verwendet werden, so Ps 8, 7 in 1 Kor 15, 26 und Eph I, 22. Die
muß,48 die allerdings nicht notwendig in Richtung auf einen Literalsinn weist, muß dritte Möglichkeit ist, daß ein Psalm auf Christus bezogen wird, so Ps 102, 26-28 in
zunächst offen bleiben. Für die Interpretation der Schrift scheint Arius neben den theolo- Hebr I, 10-12. 4 Damit ergibt sich von diesen Möglichkeiten der inner-biblischen Inter-
gischen und philosophischen Gedanken ein hermeneutisches Prinzip für die Schriftinter- pretation die Bedeutung einer nicht-literalen Deutung der Schrift selbst.
pretation anzuwenden, das deutlich vom Literalsinn unterschieden werden muß, wenn
man die obige Deutung der Schöpfungsmittlerschaft betrachtet. Für Origenes eröffnet die literale Schriftinterpretation der Juden und Markioniten den
Weg zur Häresie. 5 Denn Origenes schreibt: T] ),Qa<P~ xam m ltVEUf-lanXa f-l~ VEVOfj-
f-lEvfj, aAl,: w~ ltQo~ 'Co 'lJ~AOV )'QCXf-lf-lU ESELAfjf-lf,liVfj,6 Die literale Interpretation genü-
ge schon allein deshalb nicht, weil sich die Bibel in mancher Hinsicht formal widerspre-
che, so Gen 29, 15 - 30, 24 gegen Lev 18, 18;7 nach der Erzählung in Genesis heiratet
nämlich Jakob die bei den Schwestern Lea und Rachel, was aber nach Lev 18, 18 verbo-
I! ten ist; denn dort heißt es, daß man die Schwester der eigenen Frau nicht zur Nebenfrau

1 So Grillmeier, A., 1979, S, 358.


Vgl. Ps 35, 19 oder 69,5.
Ps 41, 10; vg!. Joh 13, 18.
4 Vgl. zur Christologisierung der Psalmen Fischer, B., 1982, S. 19 ff. Ein anderer Verweis zur
Vorbereitung der Allegorese besteht im Schriftgebrauch in 1 Clern.; G. Brunner unterscheidet
vier Möglichkeiten (vgl. ders., 1972, S. 84 ff.):
1) Darstellung einer Ansicht (1 Clern. 56, 5. 6---15)
2) Verdeutlichung eines Gedankens (1 Clem. 21, 2; 34, 3)
3) Beweis einer Behauptung (1 Clern. 4,1; 8, 2-4; 16,3-14)
4) Motivierung einer Forderung (1 Clern. 13, 1. 4; 17,2-18).
Außerdem verwendet der Autor von 1 Clem. (es handelt sich um einen Gemeindebrief!) zu-
Sinne von 0 {lEG<; verstanden werden müsse. Dies bedarf einer eigenen Diskussion, die unten sammengesetzte Zitate (1 Clem. 8, 2 f.; 14,4), indern das AT direkt, in Verbindung mit eigenen
zunächst im Zusammenhang mit der origenistischen Deutung dieser Stelle erfolgt (vgl. § 8.2a) Bedürfnissen oder aus spätjüdischen Florilegien zitiert werden, wie apokryphe Zitate beweisen
sowie im Zusammenhang mit der historisch-kritischen Exegese (vgl. § 8.3a). (1 Clem. 23, 3; vg1. Knoch, 0 .. 1964, S. 52). Zudem besteht die Möglichkeit. daß 1 Clem. jüdi-
42 C. Ar. 1,46---52 (PG 26, 105-121). sche und rabbinische Texte aus der Synagoge oder der christlichen Liturgie kannte, was sich in
43 Urk. 14 (22, 1-3 Opitz). dieser Zeit (Ende des 1. Jhd.) nicht widersprechen muß. 1 Clern. kennt jedoch keine strenge
44 C. Ar. I, 37 (PG 26, 89 AB). Allegorese, sondern diese steht in Verbindung zu einer praktischen Intention, nämlich Paränese
45 Urk. 14 (21, 16 Opitz). und Kerygmatik. Dies sollte als Hintergrund beachtet werden, weil die Allegorese bereits vor
46 R. WilJiams (vg!. ders., 1987, S. 108 f.) verweist noch auf Dtn 32, 18; Hiob 38, 28; Röm 11, Origenes beginnt, und zwar relativ früh auch im christlichen Schrifttum. Auch Gregor von
36; Ps 110, 3; Joh 8, 42 und viele weitere Stellen, die jedoch aufgrund der knappen Zeugnisse Nyssa verweist darauf, daß die Tropologie oder Allegorie - auf den Namen kommt es ihm
hier beiseite gelassen werden können; lediglich sei darauf hingewiesen, daß Joh 14, 28 wohl nicht an - schon im NT bei Paulus und Christus vorbereitet sei (vg!. In Cant. Pro!. [5, 9 ff.
nicht zu den kontroversen Texten gehörte, da sowohl Alexander (Urk, 14 [27, 16 f. Opitz]) als Langerbeckl für Paulus und In Cant. Pro!. [7, 16 ff, Langerbeckl für Christus); dies zeigt, daß
auch Athanasius (c. Ar. I, 58 [PG 26, 133 BC]) diesen Text für einen anti-arianischen Beweis- es in der patristischen Zeit eine Reflexion über diesen Sachverhalt gegeben hat.
gang verwenden; vg!. auch Marius Victorinus, adv, Ar. 17 (202-204 Henry/Hadot). 5 Auch bei Clemens (Paid. I, 6, 34 [110,29 Stählin)) ist 'Iou&nxw<; in dieser Bedeutung belegt.
47 Vgl. oben! 6 De princ. 4, 2, 2 (308, 9-11 Koetschau).
48 So Kannengiesser, C., 1982, S. 38 f. 7 Ebd, (309 f, Koetschau)
22H § 8 Arius als Exeget 2. lnterpretationsverjahren 229

nehmen dürfe, solange die Frau noch am Leben sei. Weil sich aber die Bibel für Origenes läufigen Grundsatz, Homer aus Homer zu deuten. 18 Die Bibel als Gesamtwerk, als ein
in sich inhaltlich nicht widersprechen kann, genügt der Literalsinn als solcher nicht. Die- oU!-lqJwvov, wird von Origenes als eine OU!-lqJWVlCX der beiden Testamente (AT und NT)
se Ansicht des Origenes läßt sich aus zwei Schriftprinzipien verständlich machen, die aus betrachtet. 19 Der Zusammenklang, die oU!-lqJWVla, ergibt sich bei Origenes folgerichtig
dem paganen Grammatik- und Rhetorikunterricht bekannt sind und durch Origenes theo- aus dem ersten Prinzip, dem Inspirationsgedanken. 2o Eine Schriftstelle als locus obscurus
logisch überformt werden: tO JtQoowJtov tO Af::tOV und "O!-lT)Qov E1; 'O!-l~Qou ocxqJT)- kann also durch eine andere erhellt werden. Dies stellt bereits Erasmus von Rotterdam
vl1;ELv. Für das erste Prinzip achtete man in der Auslegung der Dichter im Allgemeinen für die origenistische Interpretation heraus: »haec non Origeni tantum, sed et Augustino
und Homers im Besonderen darauf, die innere Übereinstimmung der Aussagen eines optima ratio est interpretandi divinas litteras, si locum obscurum ex aliorum locorum
Werkes zu erweisen. In seiner eigenen Schrift könne sich ein Dichter nicht widerspre- collatione reddamus illustrem et mysticam scripturam mystica, sacra sacram exponat.«21
chen, lediglich in den Aussagen, die er verschiedenen Personen (ltQoowJta) in den Mund Die Schrift erklärt also die Schrift, um den verborgenen Schriftsinn freizulegen. 22 »Eine
legt. Gefragt wird in diesem Zusammenhang nach der Angemessenheit der Rede für die dem buchstäblichen Sinne nach historisch unmögliche oder logisch undenkbare Bibel-
sprechende Person. 8 Bei der »Berücksichtigung des JtQOOWltOV Af:.tOV [wird] geprüft, ob stelle ist so zu interpretieren, dass ihr tieferer Schriftsinn durch die Verbindung mit ande-
die jeweilige Aussage dem Charakter (~öo,;) des sprechenden ltQoowJtov entspricht ren Bibelstellen erkennbar wird.«23 Die Schrift ist somit als ihr eigener Ausleger sicher
oder ungebührlich von ihm abweicht.«9 Es geht also um die Übereinstimmung einer Aus- und zuverlässig. 24 Der Widerspruch innerhalb der Bibel löst sich aufgrund der beiden
sage mit dem Charakter des JtQoowJtov ~ov. Speziell für Origenes weist B. Neuschä- Prinzipien auf einer höheren Ebene auf, weil zugleich die Möglichkeit verschiedener
fer stringent nach, daß dessen Bibelexegese an der kaiserzeitlichen Grammatik- und Rhe- Schriftsinne eröffnet wird. 25
torikausbildung anknüpft. lO Origenes hebt hervor, daß man bei der Schriftinterpretation
Origenes kann deshalb einen mehrfachen Schriftsinn annehmen, der entsprechend der
das iÖlW!-lCX der sprechenden Person beachten müsse, zugleich aber auch, an wen die
Formulierung von Prov 22, 20 f. (tQL(Jow,;) dreifach gestaltet sein kann. 26 Man müsse
Worte gerichtet seien und wann die Rede eines bestimmten JtQOOWltOV durch ein anderes
den literalen Schriftsinn vom moralischen oder intellektuellen und vom spirituellen un-
ltQoowJtov abgelöst werde.!1 Dieser Gedanke, daß man auf die sprechende Person ach- I
i terscheidenP Nicht alle drei Schriftsinne müssen in einem einzigen Text enthalten
ten müsse, ist also auf diesem Hintergrund verständlich. Durch den Verweis auf das
d sein. 28 Als Beispiel kann bei Origenes die Interpretation von Mt 20, 29-34, die Heilung
ltQoowJtov können Widersprüche zwischen einzelnen Bibelstellen gelöst werden. Orige-
nes überformt dies jedoch theologisch durch den Inspirationsgedanken, der in ähnlicher
H
Weise bereits bei Justin 12 und Philo 13 zu finden ist. Der Heilige Geist ist der eigentliche 18 Vgl. Neuschäfer, B., 1987, S. 276 ff.
19 Vgl. Mt. comm. 2 (=Philoc. 6 [49, 4 - SO, 8 Robinson]).
Verfasser der Schrift, der verschiedene Personen sprechen läßt. 14 Somit bedient sich der
20 Vgl. de princ. I, 3, 1 (49, 2-8 Koetschau).
Heilige Geist als wahrer Verfasser der Schrift der JtQOOWltOJtOlla. Der Geist spricht Ex 21 Erasmus. Ratio verae theologiae 1519 (292, 1-3 Holborn).
JtQoowJtou ÖEOÜ; wenn der Geist Christus als ltQoowJtov Af:.tOV einführt, spricht nicht 22 Die gegenseitige Interpretation von Schriftstellen ist bereits neutestamentlich (z.B. bei Paulus)
Christus, sondern der Geist EX JtQOOWltOU XQlOtOÜ.1 5 Mit Hilfe dieses Prinzips der belegt und folgt den sieben hermeneutischen Regeln von Rabbi Hillei, der sog. ;'1 UJ ;'1' Tl
sprechenden Person in Verbindung mit dem Inspirationsgedanken kann Origenes zweier- (vgl. Wilckens, U., 1987, S. 258; Beispiele dazu ebd., S. 173 ff., 264 und 273); dies gilt aber
lei leisten: einerseits kann die Einheitlichkeit und Wahrheit der Schrift angenommen auch für den 1. Petrusbrief (vgl. Schnackenburg, R., 1970, S. 353).
werden; andererseits ist es möglich, verschiedene Schriftsinne anzunehmen, die sich aus 23 Neuschäfer, B., 1987, S. 283.
dem Wesen der Sprache selbst ergeben.1 6 Denn Worte können im eigentlichen und un- 24 Vgl. dazu auch Christiansen, 1., 1969, S. 146; 1. Christiansen verweist zudem auf Parallelen bei
eigentlichen Sinn verwendet werden.17 Philo von Alexandrien für die Sicherheit und Gültigkeit der Schrift im Zusammenhang mit den
platonischen erkenntnistheoretischen Voraussetzungen (vgl. Platon, ep. 7, 341 B - 344 B [412-
Das zweite Prinzip, das der origenistischen Exegese zugrundeliegt, ist die werkimma- 420 Eiglerl; Kral. 383 A ff. [396 ff. Eiglerl: dazu dies., 1969, S. 154 ff.); dies trifft nach Philo
nente Interpretation, entsprechend dem für die Homerexegese der paganen Literatur ge- von Alexandrien auch für die Septuaginta zu (vgl. de vita Mosis H, bes. 38 f. [208, 21 ff. Cohn/
Wendland]), was sich sachlich vom Aristeasbrief her nahelegt, insofern dieser zwar nicht ein
historisches Datum wiedergibt, die geschichtliche Entwicklung zur Septuaginta jedoch in ge-
8 Vgl. Neuschäfer, B.. 1987, S. 264 mit den entsprechenden Hinweisen. wisser Weise reflektiert (vgl. Born, A. van den, 1982, Sp. 1050. Weiterführend zu Philos Ver-
9 Ebd., S. 265; vgl. dazu auch Platon, Ion 540 b 3-5 (32 Eigler) und Aristoteles. Poet. 15 (1454 a ständnis der Allegorie vgl. Pepin, J., 1976, S. 225 ff. und ders., 1987, S. 7 ff.
16 ff. [Bywater]). 25 Vom systematischen Ansatz her deckt sich diese Theorie des Origenes mit den Ausführungen
10 Vgl. Neuschäfer, B., 1987. S. 268 ff. (z.B. zur origenistischen Interpretation von Röm 7,14). von K. Rahner und H. Vorgrimler, die für den Schriftsinn folgende Aspekte herausstellen: er
11 Vgl. Cant. comm. min. (=Philoc. 7 [50, 19 - 51, 10 Robinson); in Joh. 6, 8 (117, 16-20 Preu- muß von Gott gemeint sein, durch die Inspiration gesichert, ein vom menschlichen Verfasser
s
sehen); dazu die paganen Dichterauslegungen (Homer) Schol. Q zu 128 (584, 21 f. Dindorf); der Schrift beabsichtigter Sinn der Worte (Bedeutung, Kontext, literarische Gattung; vgl. dies.,
Schol. Sophocl. Aias 371 (36, 8 ff. Papageorgius) und 829 (70, 20 ff. Papageorgius). 1983, S. 377). Origenes nimmt also mit den Möglichkeiten seiner Zeit eine Position ein, die
12 Vgl. Apol. I, 36, 1-2 (39, 3 ff. Pfättisch). sichformal nicht von der späterer Zeiten unterscheidet.
13 Vgl. de vita Mosis 2, 188 ff. (244,9 ff. Cohn/Wendland). 26 Dieses Wort ist aber nicht im hebräischen Text enthalten.
14 Vgl. Philoc. 6 (51. 14-30 Robinson). 27 Die Allegorese hat weder bei Origenes noch bei Kelsus nur einen heuristischen Wert, sondern
15 Vgl. Philoc. 7 (51. 28-30 Robinson); dazu Neuschäfer, B., 1987, S. 272. bei letzterem zugleich die Aufgabe, erzieherisch in die Philosophie einzuführen (vgl. dazu An-
16 Vgl. Neuschäfer, B., 1987, S. 221 ff. dresen, C .. 1955, S. 142 ff.).
17 Vgl. in Mt. 15, 10 (374, 24-30 Klostermann); B. Neuschäfer verweist hier zusätzlich auf die 28 Oe princ. 4,2,5 (314,22 ff. Koetschaul; vgl. dazu besonders Hanson, R. P. c., 1959, S. 241
Scholien-Literatur (vgl. ders., 1987, S. 222). gegen de Lubac, H., 1950. S. 166 ff. und Cadiou, R., 1935, S. 46.

rl
230 § 8 Arius als Exeget 2. lnterpretationsl'erfahren 231

des Blinden bei Jericho, angeführt werden. Zum einen sei dies eine literarische Erzäh- tradition verwendet wird. 42 Zwar werde 1 Thess 4, 9 (ihr seid von Gott belehrt, einander
lung, zum anderen sollten unsere Augen geöffnet werden und schließlich seien die zwei zu lieben), von christlichen Autoren oft verwendet, treffe allerdings nicht den Sinn bei
Bettler Israel und Juda, Jericho die Welt. 29 Der spirituelle Sinn 7.eigt, wie die Dinge >im Hierokles. Die Gleichsetzung von &OOl&xXtO<; mit EV&O<; bei Hierokles 43 muß aber
Himmel< sind. In seiner Überzeugung, daß jeder Buchstabe und jede Formulierung der nicht notwendig als gott-begeistert interpretiert werden. 44 Es kann nämlich auch für
Hl. Schrift inspiriert sei und nicht vernachlässigt werden darf, betreibt Origenes diese aUtoolÖCXxtO<; stehen, so zumindest seit Homer: autoolöaXtO<; 0' eil-ll, OeO<; Ci 1-101 ev
Schriftauslegung so weit, daß er den Unterschied zwischen >Schuh< (Joh I, 27) und <pQealv OLi-lCX<; JtaVt0La<; EvE<pUaeV. 45 Der Autodidakt hat keinen anderen Lehrer als den
>Schuhe< (Mt 3, 11) zu erklären versucht;30 ein anderes Beispiel ist die Interpretation des Gott, der ihm die Gesänge eingepflanzt hat. 46 Wenn diese Interpretation auf Arnmonius
Wortes >Pferd< in der Bedeutung von Stimme. 3! Dies ergibt sich aber aus der Intention Sakkas zutrifft, muß nicht mit der Selbstverständlichkeit wie bei R. Williarns eine Schul-
des Origenes, daß jedes Iota ernsthaft erwogen werden muß, weil es inspiriert ist. 32 tradition konstruiert werden, die U.a. von Origenes zu Arius reicht. 47
Des Öfteren wird darauf hingewiesen, daß Origenes in seiner allegorischen Exegese Neben der Deutung von Ps 45 durch Origenes ist zudem auf dessen Interpretation von
vielfach von Clemens von Alexandrien und Philo von Alexandrien abhängig ist.33 I. Joh I, 1 zu verweisen. Nach Origenes müsse man die Schrift genau betrachten, weil diese
Christiansen zeigt deutlich auf, daß die Allegorese des Origenes wie auch des Philo von selbst (aufgrund der beiden oben dargestellten Prinzipien zur Inspiration) sicher und
Alexandrien aufgrund der Definition der Allegoria in der Rhetorik verständlich wird.34 wahr sei, sich somit auch durch die Genauigkeit auszeichne. 48 Dies treffe auch auf die
Philo von Alexandrien schreibt, daß Symbole in den Wörtern bestehen, die allein durch Verwendung des Artikels zu. Der Text des ersten Verses des Johannesprologs lautet: 'Ev
das Denken erfaßt werden.J5 Die Unterschiedenheit von Sprache und Denken ist in der aQXn ~v 0 AO)'O<;, xal 0 AO)'O<; ~v JtQo<; tov OeOV, xal OeO<; ~v 0 AOyCX;. Origenes
Definition der Allegoria bei Heraklit, dem Rhetor,36 und Kokondrius grundgelegt: weist in seinem Johanneskommentar darauf hin, daß in Joh I, 1 Oeo<; mit und ohne Arti-
aAATj)'oQLa eatl <pQCia~ eteQOV I-IEv OTjAOÜaa XUQlW<;, iotEQav Öe EvVOLaV kel verwendet werde. 49 In der historisch-kritischen Exegese (etwa von R. Buhmann) wird
JtaQwtwaa.J7 Der Gegensatz, der durch Sprache und Denken im Sinne Philos gegeben hervorgehoben, daß der Artikel in Vers 1 c deswegen fehle, weil OeO<; Prädikatsnomen
ist, drückt die Gleichartigkeit der verglichenen >Gegenstände< aus, weil im Anschluß an sei. 50 Hat Origenes folglich diese Stelle mißverstanden, wenn er OeO<; von Joh 1, 1 c nur
Kokondrius nicht das eine und das andere gegenüberstehen, sondern das andere und das als Gottwesen deutet, aber nicht als den Gott, der die gleiche Würde wie der Vater hat?
andere (eteQOV und eteQOV); im ersten Glied ist bereits die Differenz als Andersheit aus- In der antiken Artikellehre z.B. von Apollonius Dyskolus 5! ist man sich durchaus be-
gesagt (als EteQOV), so daß beide Glieder in demselben Gegensatz zu etwas von ihnen wußt, daß normalerweise beim Prädikatsnomen kein Artikel steht. 52 Eine Ausnahme ist
Verschiedenem stehen.3 8 Nach Heraklit, dem Rhetor, ist aber das EV das Maß des Vergli- lediglich dann gegeben, wenn es sich um eine schon genannte oder außergewöhnlich be-
chenen.39 Wenn Origenes den Herakleon tadelt, weil er dieses Maß, das Eine, in das nach kannte Person oder Sache handelt,53 als €1;oXT] oder i.m:eQOXT] bezeichnet. Wenn Orige-
Heraklit alles zusammengezogen ist, nicht beachtet, steht er, eventuell über die Vermitt- nes diese Artikellehre kennt, die eventuell auch im Grammatikunterricht vermittelt wur-
lung durch Philo von Alexandrien, genau in dieser Tradition. de, müßte unter der Annahme, der Logos sei Gott, im griechischen Text bei Johannes der
Artikel im Sinne der €1;oXT] oder uJtEQOXT] stehen, zumal Origenes die lm:EQOXT] als
Für unsere Frage ist einerseits zu betonen, daß Origenes aufgrund seiner exegetischen
Kennzeichen Gottes versteht. 54 Nach Origenes hätte also Johannes im grammatischen
Methode Ps 45, 7-8 rational interpretiert, d.h. er liest die Schrift systematisch, um seine
Normalfall schreiben müssen: xai 0 OeO<; ~v 0 AO)'O<;, konnte aber im Sinne der €1;oXT]
trinitarische und kosmologische Position zu sichern. Arius, der Ps 45 verwendet,40 kann
oder uJtEQOXT] darauf verzichten. Er setzt somit die oben beschriebene Artikellehre vor-
in diesem Sinne als Nachfolger des Origenes betrachtet werden. Daraus folgt jedoch
nicht notwendig, daß Arius in eine gelehrte Schultradition eingeordnet werden müßte,
wie dies R. Williams in seiner Interpretation des Terminus OeoÖ[&xXtOl vorschlägt.41 42 Vgl. Schwyzer. H.-R.. 1983. S. 84 f.; dazu Hierokles bei Photius. BibI. Cod. 251. 461 a 32
(Text bei Schwyzer, H.-R.. 1983. S. 13l.
H.-R. Schwyzer konnte nämlich für den von Hierokles für Ammonius (Sakkas) verwen- 43 Vgl. Cod. 251. 461 a 33 (Text bei Schwyzer. H.-R .. 1983. S. 13).
deten Terminus OeOOlÖCXXtO<; nachweisen, daß er nicht im Sinne einer gelehrten Schul- 44 So z.B. Dörrie. H .. 1955. S. 462.
45 Homer, X 347 f. (66 Femändez-Galiano)
29 In Mt. 16.9-11 (501-509 Klostermann). 46 Vgl. auch Johannes Doxapatres, in Aphtonii progymnasmata (91. 14 Rabe); dazu Schwyzer.
30 In Joh. 6. 37 (145.25 ff. PreuschenJ. H.-R., 1983. S. 85.
31 In Joh. 2. 5 (58. 35 ff. Preuschen). 47 Würde tlEOÖ[&x.X'tO<; im Sinne einer Schultradition oder )von Gott belehrt< aufgefaßt werden.
32 Zur origenistischen Exegese mit den theologischen Grundlagen vgl. auch Torjesen. K. J .. 1986. träfe dies jedenfalls auf alle christlichen Lehrer in ihrem Selbstverständnis zu; vgl. Z.B. den
S. 108 ff. und Schockenhoff, E .. 1990. S. 23 ff. Verweis des Origenes auf die göttliche Inspiration seiner Auslegung (Com. in Cant. II 11 [98 f.
33 Vgl. Hanson. R. P. C .. 1959. S. 248 ff. Rousseaul und I. 4 [68 Rousseau)); vgl. auch Gregor von Nyssa. In Cant. X (295. 11-16 Lan-
34 Vgl. Christiansen. I.. 1969. S. 134 ff. gerbeck; 294. 17-19 Langerbeck) und XII (342. 3-8 Langerbeck).
35 Vgl. de Abrahamo 119 (27.16 ff. Cohn/Wendland); Leg. all. II 15 (93. 25 ff. CohnlWendlandl. 48 Vgl. in Luc. horn. 32 (181. 8-18 Rauer); dazu Neuschäfer. B .. 1987. S. 238.
36 Vgl. Quaestiones Homericae 5. 15 - 16. 1 (Oelmannl. 49 Vgl. in Joh. 2. 2 (54, 12-22 Preuschen).
37 Vgl. OEQL 'tQOJ(U)V 9 (234. 28 f. SpengeJ); dazu Pepin. J .. 1976. S. 88. 50 Vgl. Bultmann. R .. 1968. S. 16.
38 Vgl. Christiansen. 1..1969. S. 136 f. 51 Vgl. ltEQL ouvmSEW<; 1. 37 ff. (34. 3 ff. Uhlig).
39 Vgl. Quaest. Horn. 100.5 ff. (Oelmann). 52 Vgl. ebd.. 1. 72 (61. 24 ff. Uhlig); 1. 107 (89. 14 ff. Uhlig); 1. 136 (112. 5 Uhlig).
40 Vgl.§8.1. 53 Vgl. ebd .. 1.43 (38.11- 39, 9 Uhlig).
41 Vgl. Williams. R.. 1987. S. 148. 54 Vgl.inEph.17(413.9-16Greggl.

rls
232 § 8 Arius als Exeget 2. Interpretationsverfahren 233

aus.:':' Damit kann Origenes die Unterschiedenheit von Vater und Sohn in der Differenz sichten diese Untersuchung ausging,60 glaubt demgegenüber, daß Arius von einer literal-
von 0 t}co.; und ÖEO'; explizieren. Zugleich ist darin für die arianische Christologie über biblischen Argumentation abhängig sei, und zwar im Anschluß an Lukian von Antio-
die direkte oder indirekte Vermittlung durch Origenes der Sinn der Differenz von Vater chien. 6! Dies setzt zweierlei voraus: 1.) Arius müßte von der antiochenischen exegeti-
und Sohn in der Auslegung von Joh 1, 1 gegeben, insofern der Sohn Gott, aber nicht der schen Methode beeinflußt sein. 2.) Die allegorische Deutung in Alexandrien (Philo, Ori-
Gott iSt. 56 Wenn Arius im Anschluß an diese origenistische Deutung Joh 1, 1 auch in genes) müßte der literalen Methode der antiochenischen Schule gegenüberstehen. Die
einem strikt philologischen Sinn interpretiert hat, ist damit nichts über einen Literalsinn Untersuchungen zu Origenes 62 ergaben jedoch, daß durch dessen Prinzipien der Schrift-
ausgesagt. Denn im Lichte der gegenseitigen Interpretation von Joh 1, 1; Prov 8,22 und interpretation (tO l'tQoawl'tov to Aeyov und "O/-lllQOV E1; 'O/-lT]Qou aWPllVl\;HV als von
Gen 1, 1 (sowie weiterer Stellen) folgt Arius auch in dieser Hinsicht Origenes, der mit der Grammatik vermittelten Kategorien) nicht die Allegorese allein das beherrschende
seiner Inspirationstheorie einerseits die schrift immanente Deutung vornehmen, anderer- Mittel der Deutung der Bibel ist, sondern der Ausgangspunkt der Argumentation liegt in
seits die eigentliche und uneigentliehe Rede als Modus der Sprache selbst im Sinne der der Genauigkeit und Sicherheit der Schrift im gegenseitigen Verständnis einzelner
Unterschiedenheit der Schriftsinne verstehen kann. Im Anschluß an die in der Rhetorik Schriftstellen. Darin trifft sich Origenes aber im wesentlichen mit Theodor von Mopsue-
geläufige und bei Philo von Alexandrien und Origenes wiederkehrende Definition der stia. 63 Denn für Theodor belehren und erziehen die Schriften des Alten Testamentes und
Allegorie, die im Einen als dem Maß des Verglichenen ihre Sinnspitze findet, weil die erweisen darin ihren Nutzen (w<jJEAEla).64 Chr. Schäublin konnte zeigen, »daß Theodor
Andersheit gegenüber dem Anderen (etEQov) im Anderssein gleichartig ist, ist es mög- sein Rüstzeug als Interpret der paganen Grammatik verdankt«.65 Darin zeigt sich ein ge-
lich, durch die gegenseitige Interpretation von Schriftstellen einen tieferen Sinn zu errei- meinsamer Grund der exegetischen Methode zwischen Theodor und Origenes. Zudem
chen, der zur avaywyT] führt. verwendet Theodor die Typologie,66 wodureh sich aber bei ihm kein doppelter Sinn der
Diese Interpretation im Anschluß an Philo und Origenes wird auch nicht dadurch be- Texte ergibt, sondern ein höherer Zusammenhang der Vorgänge, die in der Typologie an-
einträchtigt, daß Origenes von Petrus von Alexandrien kritisiert wird. Denn nicht die ori- gezeigt werden. 67 Die Rhetorik kann geradzu als Schlüssel des Verständnisses der Welt
genistische Allegorese als Technik, sondern ein spezieller Fall dieser Schriftdeutung angesehen werden.
steht zur Debatte. Petrus von Alexandrien wehrt sich nämlich z.B. gegen die origeni- Von daher gesehen, ist bereits der zweite, von C. Kannengiesser vorausgesetzte Aspekt
stisch-allegorische Interpretation der Fellröcke für Adam und Eva, mit denen diese nach fragwürdig, daß also der Literalsinn einer antiochenischen Schule allein der alexandrini-
der zweiten Paradieseserzählung von Gott bekleidet wurden. Origenes deutet dies näm- schen Allegorese gegenüberstehe. Beide Fragestellungen, Arius im Kontext antiocheni-
lich in der Weise, daß Adam und Eva materielle und sterbliche Körper haben. 57 Dies be- scher Exegese und Literalsinn in Antiochien, müssen also geprüft werden.
rührt jedoch nicht die grundsätzliche Fragestellung der Allegorie bzw. der gesamten
Auslegungstechnik, auch wenn wie bei Philo von Alexandrien die Allegorie dem LiteraI- Schon Theophilus von Antiochien verwendet die Allegorese in seiner Interpretation
sinn übergeordnet sein sollte. 58 Dies gilt in gleicher Weise wie für Petrus von Alexan- der Tage der Schöpfung,68 wenn auch nicht in dem Ausmaß wie etwa Origenes. Ebenso
drien auch für Dionysius von Alexandrien, der zu Origenes nicht in einer Opposition im scheint Paulus von Samosata einige Elemente konventioneller Typologie bei seiner
Hinblick auf die Allegorese gesehen werden kann, da gerade Dionysius gegen die literale Schrift interpretation angewandt zu haben;69 dies gilt in gleicher Weise von Eustathius
Interpretation der Apokalypse zu Felde zieht. 59 Diese origenistische Tradition der von Antiochien, der zwar gegen Origenes polemisiert, nicht aber die Allegorie ablehnt
Schriftsinne (Allegorese und metorisch-grammatische Anknüpfungspunkte) scheint für (als spirituelle Interpretation).70 Die Untersuchungen von B. Neuschäfer haben gezeigt,
Arius von Bedeutung zu sein, so daß von hier aus z.B. die Interpretation von Joh 1, I im daß Origenes stärker, als bisher angenommen, in seiner Exegese von der grammatischen
Zusammenhang mit Prov 8,22 und Gen 1, 1 verständlich wird. Schriftauslegung abhängig ist. 7! Dies trifft aber auch, wie Chr. Schäublin nachwies, für
Theodor von Mopsuestia zu: »mit ihrer >historischen<, zumeist allein den buchstäblichen
Sinn anerkennenden Interpretation stellen sich die Antiochener würdig in die Reihe der
b) Antiochenische Exegese besten heidnischen Philologen alexandrinischer Prägung.«72 Damit ergibt sich ein breiter

Das Ergebnis des letzten Kapitels war, daß die arianische Exegese z.B. von Joh I, 1 60 Vgl. § 8.1.
nicht vom Verständnis eines Literalsinnes der Schrift beherrscht ist, sondern von dem 6! Vgl. Kannengiesser. C .. 1982, S. 1 ff.
Gedanken, daß sich die Schrift selbst interpretiert. Mit Hilfe anderer Schriftstellen läßt 62 Vgl. § 8.2a.
sich ein locus obscurus emellen und durchleuchten. C. Kannengiesser, von dessen An- 63 Zur Exegese Theodors vgl. Schäublin, Chr.. 1974, S. 84 ff.
64 Vgl. Schäublin, Chr., 1974, S. 161 ff.
65 Ebd., S. 158.
55 Zur gesamten Interpretation vgl. Neuschäfer. 8.. 1987. S. 203 f. 66 Vgl. ebd., S. 166 ff.
56 Vgl. Urk. 1 (3,4 Opitz) für den Vater und Urk. 1 (3,2 Opitz) sowie Urk. 30 (64, 7 Opitz) für 67 Vgl. Dilthey, W .. 1924, S. 323.
den Sohn. 68 Ad Autol. II 14-17 (50-54 Grant).
57 Die Kritik des Petrus von Alexandrien findet sich in einem verlorengegangenen Traktat über 69 Vgl. Williams, R., 1987, S. 158 und 160.
die Seele, das Prokopius von Gaza erwähnt (PG 87. 221 B). 70 Vgl. z.B. de engastrimytho 21 f. (PG 18, 656 A-660 A)
58 Vgl. Pep in. J., 1987, S. 14. 71 Vgl. § 8.2a.
59 Zu Petrus und Dionysius vgl. Williams, R .. 1987, S. 153. 72 Schäublin, Chr., 1974, S. 172 (Hervorhebung nicht original; T.B.).
234 § 8 Arius als Exeget 2. Interpretationsverfahren 235

gemeinsamer Grund zwischen Alexandrinern und Antiochenern im Rückgriff auf heidni- Wege nicht der [.lovO)'CV~.;.79 Der Sohn ist der ouala nach nicht der Anfang der
sche Schultraditionen des Grammatikunterrichtes. Auch von dieser Seite her ist also die Dinge.80 Der Logos als erster (Sohn) ist vor allen Seienden und kann deshalb seinem We-
oben erwähnte scharfe Gegenüberstellung einer alexandrinischen und antiochenischen sen nach nicht die Funktion der Ursprünglichkeit im Sinne des Anfangs sein, d.h. er muß
Schule nicht gerechtfertigt. anders sein als die Dinge, und zwar als Bild und Gleichnis Gottes,81 Wenn der Logos
Schöpfer, aber nicht Geschöpf ist, dann bedeutet der Satz >er schuf mich< (Prov 8, 22),
Die Evidenz eines rigorosen Literalismus scheint aus einer späteren Zeit in die Auffas- daß darin ein Anzeichen seines fleisches liegt,82 Der Logos gehört dem Wesen nach
sung der Theologen der antiochenischen >Richtung< hineingelesen worden zu sein, weil nicht zum All,83 das Wirken ist ein Zweites nach dem Sein. 84 Für Athanasius besteht eine
gerade Theodor von Mopsuestia (trotz des gemeinsamen Grundes mit Origenes in der Differenz zwischen dem inneren Sein Gottes und der >providentiellen< Manifestation,
heidnischen Schultradition des Grammatikunterrichtes) durch seine extreme literalisti- eine Distinktion zwischen der göttlichen ouala und seiner OUva[.lL';. Der Terminus >er
sche Interpretation der Schrift auffällt. Denn dieser wendet sich in fünf Büchern explizit schuf< wird deswegen von Athanasius auf das Werk der OUvU[.lL'; hin ausgelegt. >Schaf-
gegen die alexandrinische Überbewertung der Allegorie (Adversus Allegoricos),73 Lu- fen< betrifft die Menschheit des Logos, die uns homogen ist: wir sind in ihm vergött-
kian von Antiochien, von dem sehr wenige Quellen erhalten sind und von dem Arius ab- licht. 85 Das Auslegungsprinzip des Athanasius liegt somit in der Gegenüberstellung von
hängig sein soll,74 kann in seiner Schrift interpretation sicher nicht allzu einseitig im Lich- ouala und EvEQyELa bzw. OUVU[.ll..;.
te Theodors von Mopsuestia gesehen werden. Blickt man nämlich auf Athanasius von
Nazarba, so zeigt sich gerade in den Nachfolgern des Lukian keine Aversion gegen die Demgegenüber betont Markell von Ankyra, daß der Leib Christi die Kirche sei. Bei
Allegorese; folglich ist es auch nicht notwendig, für Lukian von Antiochien anzunehmen, Markell stehen sich OUvU[.lL.; und EVEe'Ynu, Pneuma und Fleisch gegenüber. Der Logos
bei ihm liege ein strikter Literalismus vor,75 Arius selbst scheint von der antiochenischen ist OUVal-lEL im Vater,86 Logos und Gott sind ein und da5selbe,87 eine Person Gottes. 88
Tradition wenig empfangen zu haben. Im theologie geschichtlichen Teil wurde festge- Deswegen sei die Monas OUVal-lEL unteilbar,89 erst in der Wirkung (EVEQYEI«) erweitere
stellt, daß man bei Arius davon ausgehen könpe, daß er die origenistische Lehre von der sich die Monas zur Trias,90 und zwar auch durch die Hinzunahme des fleisches. 91 Die
Seele ablehne und deshalb eine scharfe Distinktion zwischen Vater und Logos betont. 76 Trias ist dann eine Person. 92 Die Distinktion OUVUW'; - EvEeynu bei Markell ent-
Dies rückte ihn in die Nähe zu Methodius. Dieser steht jedoch in der Schriftinterpretation spricht der von ouala - OUvU[.ll'; (EvEeynu) bei Athanasius. Im Wirken erweitert sich
dem Origenes nicht fern; denn auch für Methodius selbst läßt sich die Allegorese als die Monas zur Trias: In-Sein des Logos OUVal-lEl, Bei-Sein des Logos EVE\?yEI«.93
Deutungsprinzip nachweisen,77 Dies könnte Arius dahin geführt haben, da5 Bild der Abgesehen von den Differenzen, die zwischen Arius, Athanasius und Markell von An-
Schöpfung der Weisheit in einem temporären Sinn zu lesen und die Leiden Jesu dem kyra bestehen, kann darauf abgehoben werden, daß für Arius nie eine Person Gottes vor-
Logos direkt zuzuschreiben. handen sein könnte, d.h. daß der Vater (Gott) und dessen Sein ein Wesen bildeten und
Zusammenfassend kann man also sagen, daß einerseits der Einfluß der antiocheni- sich erst energetisch in die Dreiheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist entfalteten.
schen Exegese, besonders des Lukian von Antiochien, auf Arius als gering einzustufen Vielmehr kommt Arius der Distinktion des Athana5ius nahe, daß die ouala von der
ist. Andererseits ist die Differenz der exegetischen Methode in Alexandrien und Antio- oUvu[.lL.; getrennt werden müßte.
chien zwar vorhanden (besonders seit Theodor von Mopsuestia); vor Theodor sollte al- Auch wenn Arius nicht in Einklang mit Athanasius gebracht werden kann, was die
lerdings die schroffe Gegenüberstellung von antiochenischem Literalsinn und alexandri- Christologie und die Trinitätslehre betrifft, so scheint doch wenigstens für den exegeti-
nischer Allegorese vermieden werden. schen Hintergrund die Allegorese und eventuell die Gegenüberstellung von Wesen und

c) Athanasius und MarkeIl von Ankyra 79 C. Ar. II 48 (PG 26. 248 Cl.
80 (' Ar. II 49 (PG 26. 252 A).
81 C. Ar. 1I 48. 49 (PG 26. 248 C - 249 C; 252 A-B).
In Athanasius und Markell von Ankyra begegnet man zwei Modellen einer Interpreta- 82 C. Ar. II 50 (PG 26. 253 A).
tion, die Licht auf die arianische Methode werfen könnten. 78 Athanasius deutet Prov 8, 83 De inc. 17 (PG 25, 125 AB); c. Ar. II 81 (PG 26. 317 B).
22 in dem Sinne, daß Ta 'YEVTJI-!U des Vaters nicht XTlal-!U sein könne, der Anfang der 84 c. Ar. II 51 (PG 26. 256 AB).
85 C. Ar. II 47 (PG 26. 248 B).
86 Frg. 52 (194. 10-13 Klostermann).
73 Vgl. Camelot, P.-Th., 1986, Sp. 42; zur Frage der Exegese des Johannesevangeliums bei Theo- 87 Frg.71 (198. 19 f. Klostermann).
dor vgl. Schäferdiek. K.. 1970. S. 242 ff. 88 Frg. 76 (200. 25 ff. Klostermann).
74 Auf die Problematik wurde bereits oben hingewiesen (vgl. § 8.1); es scheint sehr unwahr- 89 Frg. 77 (201. 19 f. Klostermann).
scheinlich zu sein, daß von Lukian ein starker Einfluß auf Arius ausging (vgl. § 6.3). 90 Frg. 67 (198, 2 ff. Klostermann) und 71 (198.21 Klostermann).

75 Vgl. dazu Williams. R.. 1987, S. 167. 91 Frg. 71 (198. 10 Klostermann). 116 (209. 27 ff. Klostermann) und 117 (210. 6 ff. Kloster-
76 Vgl. § 6.2f und g sowie § 6.3. mann).
77 Vgl. Frg. in Jonah =de resurrectione II 25 (380. 16 - 382. 15 Bonwetsch); vgl. dazu Patterson. 92 Frg. 76 (200. 32 ff. Klostermann).
L. G.. 1976. S. 165. Anm. 1. 93 Interessant ist die Abhängigkeit Gregors von Nyssa von MarkeIl in der Identifikation der Kir-
78 Zum Folgenden vgl. Hübner. R. M.. 1974. S. 242 ff. che mit dem Leib Christi: vgl. quando sibi subiec. (PG 44.1320 B; 1313 B; 1316 A- Tll
236 § 8 Arius als Exeget 2. Interpretationsverjahren 237

Energie für beide bedeutsam zu sein. Dies trifft insofern zu, als für Arius die Verrnittelt- Koptisch sprach,lOI Es muß deshalb damit gerechnet wer~en, d~ die koptis:~e Exegese
heit Gottes auf die Welt hin nicht in der substantiellen Identität von Vater und Sohn ge- auch auf die Denkweise in den arianischen Kontroversen emen Emfluß ausgeubt hat.
dacht werden kann. Bei der Behandlung der Logoslehre 94 fiel nämlich im Zusammen-
Innerhalb dieser koptischen Exegese gibt es im Wesentlichen zwei Richtungen, wie sie
hang mit der Fragestellung eines seelenlosen Leibes auf, daß der Logos nicht als Produkt
auch in der alexandrinischen und antiochenischen Tradition ansatzweise vorhanden wa-
aus der ouoia des Vaters betrachtet werden kann, sondern aus dem Willen des Vaters
ren. 102 Einerseits läßt sich eine mehr literal orientierte Richtung feststellen, die sich in
hervorgeht. Dabei wurde auf die Unterschiedenheit von ouoia und eVEeyaa bei Euno-
einem strengen, wörtlichen Bibelglauben äußert, so eventuell bei Antonius und Pach?-
mius von Cyzicus verwiesen: 95 zwischen beiden Begriffen bzw. dem, was damit ange-
mius,l03 Die Vita Antonii berichtet, daß Antonius eine Schriftstelle direkt auslegte und m
zeigt ist, dürfe keine innere Relation bestehen. 96 Wenn Arius methodisch in dieser Weise
die Tat umsetzte,104 Die Schrift und ihre Normativität genügt, um das Leben zu gestalten,
vorginge, indem er die Bezogenheit von Vater und Sohn nicht dem Wesen nach be-
und zwar im wörtlichen Sinne: »Da meinte Antonius. Gott selbst habe ihn an diese Heili-
stimmt, insofern die Eigenheit von Vater und Sohn inkamatorisch gewahrt bleibt, ist die
gen erinnert, und eigens um seinetwillen sei jene Stelle vorgelesen worden. Er verlie~ so-
Unterscheidung von I-lova~ als ouola und der evEQyaa in der Differenz beider der tra-
fort das Gotteshaus und schenk'te den von seinen Vorfahren ererbten Besitz [ ... ] semen
gende Modus der gegenseitigen, von Origenes her entworfenen Interpretation verschiede-
Dorfgenossen [ ... ]«105. Aber auch Antonius scheint nicht alleine der literalen Be~eutung
ner SchriftstelIen. Systematisch ist deshalb diese Deutung einer Stelle mit Hilfe einer an-
der Schrift anzuhängen, wenn er die Dämonen als Leidenschaften psychologisch er-
deren von der Distinktion der Wesenheiten von Vater und Sohn beherrscht (und vice ver-
klärt,l06 Zudem läßt sich ein signifikanter Unterschied der griechischen und syrischen
sa), so daß sich die exegetische Methode selbst an der Unterschiedenheit von Gott zu al-
Fassung der Vita Antonii feststellen: im griechisch~n Text w~rd erzählt, d~ griechische
lem anderen und der energetischen Bezogenheit auf anderes hin (dem Sohn) widerspie-
Philosophen zu Antonius kamen; Antonius wehrt sich entschieden gegen die Allegorese
gelt.
der traditionellen Gölter und diese Methode als systematische Form des Zuganges zu
dem, was im Kult ausgedriickt iSt. 107 In der syrischen Fassung wendet sich Antonius je-
doch nur gegen die Vergöttlichung von Tieren und natürlichen Phänomenen,l08 Von ~a­
d) Beispiele koptischer Exegese her liegt der Schluß nahe, daß man nicht, wie in der Forschung üblich, einen Literalsmn
etwa für die Vita Antonii anzunehmen braucht.
Das Ergebnis der bisherigen Untersuchung zur exegetischen Fragestellung hat beson-
Daß in der koptischen Literatur ebenso die allegorische Schriftauslegung zu finden ist,
ders für die wechselseitige Interpretation verschiedener Bibelstellen eine Verwandtschaft
zeigen die Funde aus Nag Hammadi, die wohl ursprünglich Griechisch g.eschrieben wa-
origenistischer und arianischer Ansätze ergeben; zugleich konnte gezeigt werden, daß
ren, unter den Kopten jedoch eine weite Verbreitung fanden. Besonders m der Interpre-
diese Methode einerseits nicht als Literalsinn verstanden werden muß, auch nicht in der
tation des Schöpfungsberichtes bei Essenern, Gnostikern und Leuten aus Qurnran werden
antiochenischen Tradition,97 andererseits ist deutlich geworden, daß Arius diese von Ori-
dabei zugleich philosophische Strömungen des Hellenismus aufgegriffen, so der Stoizis-
genes herkommende Interpretationsweise mit dem Gedanken der Unterschiedenheit von
mus, in dem die allegorische Auslegung der Mythen Homers und Hesiods möglich ist.t.09
Vater, Sohn und Geist in deren jeweiligen OUOlaL verbinden konnte. 98 Diese nicht am
Deutlicher tritt dies jedoch in anderen koptischen Schriften hervor, etwa in der Sc~nft
Literalsinn orientierte Methode kann auch mit Hilfe der Schriftinterpretation der Kopten
>Über die drei Naturen<:110 die Trinitätslehre dieser Schrift ist beherrscht von der Tnade
verdeutlicht werden.
Vater-Sohn-präexistente Kirche, wobei die Paradieses erzählung allegorisch ausgelegt
Bei der Besprechung der alexandrinischen Kirche zur Zeit Alexanders von Alexan-
drien 99 fiel eine Gruppe um Hierax oder Hierakas auf, die nicht nur Griechisch, sondern 101 Vgl. Brunner-Traut. E.. 1984, S. 73. Zur Verfasserschaft der Vita Antonii stellt T. D. Barnes zu
auch Koptisch sprach. Arius weist die Ansichten des Hierakas, besonders über die Trini- Recht fest. daß die Vita ursprünglich koptisch verfaßt war. und zwar von jemandem, der Anto-
tät, zurück,l00 so daß Arius eventuell auch mit den Vorstellungen der Kopten vertraut ist. nius nahestand und diese Schrift für die Gemeinschaften des Pachomius in der Thebais ver-
Ebenso scheint dies für den Verfasser der Vita Antonii zu gelten, wobei Antonius selbst faßte. Davon existieren eine syrische Fassung und eine griechische Redaktion der koptischen
Schrift (vgl. Barnes. T. 0., 1986. S. 357). Die Gründe für diese Annahme .sind ein~rsei~s lingui-
stischer Art (ebd .. S. 3570. andererseits führt T. D. Bames den NachweIS. daß die Vita Anto-
nii unmöglich von Athanasius verfaßt sein könne. sondern ihm nur zugeschrieben ist (vgl. ebd"
S. 359 ff.).
94 Vgl. § 6.2g. 102 Vgl. § 8.2a und b.
95 Vgl. Hübner, R. M., 1979, S. 12. 103 Vgl. Brunner-Traut, E., 1984. S. 27 und 42.
96 Zwar ist dadurch das Problem gegeben, daß man Arius mit Hilfe des Eunomius interpretiert; 104 Vgl. Vita Antonii 21 (PG 26. 873 BC).
Arius selbst unterscheidet jedoch die OUOlat ({rn:OOtUOEL<;) von Vater. Sohn und Heiligem 105 Übers. nach Brunner-Traut. E., 1984, S. 71; vgl. auch Meredith. A.. 1976. S. 314 ff..
Geist deutlich (vgl. Urk. 6 [13. 7 Opitz]). Der willentliche Hervorgang kann aber in dem Ter- 106 Vita Antonii 5 (PG 26. 848); vgl. Meredith. A.. 1976. S. 322 und Brunner-Traut. E., 1984, S.
minus >energetisch< gefaßt werden. 27.
97 Vgl. § 8.2b. 107 Vgl. Vita Antonii 76 (PG 26.949); dazu Barnes. T. 0 .. 1986, S. 363.
98 Vgl. § 8.2c. 108 Vgl. Bames. T. 0., 1986, S. 363 f.
99 Vgl. § 3.3. 109 Vgl. dazu Baus, K., 1985. S. 214 und 216; vgl. auch § 8.2e.
100 Vgl. Urk. 6 (13. 1 Opitz). 110 Cod. 1,4; vgl. Altaner. B./Stuiber, A.. 1980. S. 104.
23H § 8 Arius als Exeget 2. Interpretations verjahren 239

wird. Ein anderes Beispiel wäre die Abhandlung >Vom Ursprung der Welt<,111 in der dargestellt habe, indem er vom Sinnlichen ausgegangen sei, verweise auf das Noeti-
nicht das Chaos der Anfang ist. Aus der Pistis geht die Weisheit helVor und daraus das scheps Diese Methode der Entschlüsselung diente einerseits dazu, Angriffe vor allem
Chaos, die Archonten und die übrige Welt. Am Ende werden Licht und Finsternis ge- Platons selbst gegen Homer abzuwenden, er habe in Bezug auf die Götter Unmoralisches
schieden, wobei Gen 1-3 gnostisch umgedeutet wird. gelehrt, andererseits wird damit der Gedanke eines geheimen Wissens verbunden, das
Die koptischen Schriften weisen also auch in die Richtung, daß eine Allegorese mög- durch die vordergründige Aussage vorborgen sei. 119
lich ist und nicht notwendig ein literaler Schriftsinn auch im Hinblick auf die Interpreta- In der sog. pergamenischen Schule wird für die Interpretation Homers auf zwei Grund-
tion der Schöpfung vorliegen muß. Ein Einfluß auf Arius karm sicher mit diesen wenigen sätze verwiesen: einerseits sei der Logos bei den Dichtem der Frühzeit noch unmittelbar
Stellen nicht bewiesen werden, aber man muß damit rechnen, daß Arius nicht allein aus zugänglich gewesen; andererseits wollte Homer den zum Logos fähigen Menschen ein
der griechisch-theologischen Tradition seine Gedanken empfängt, sondern ebenso aus Urwissen offenbaren,120 indem er sie auf jeglichem Gebiet unterwies. Mit Homer konnte
anderen Kulturkreisen, zumal in der arianischen Krise auffällt, daß keiner der libyschen somit das eigene Denkgebäude gesichert werden.l 21 Dies führt bei Porphyrius und Iam-
Bischöfe wirklich in Opposition zu Arius steht. 112 blich zu dem Gedanken, daß bei den platonischen Dialogen zunächst geklärt werden
müsse, zu welchem Bereich (Kosmologie, Ethik usw.) er gehöre, bevor er interpretiert
werden könne. 122
e) lIon1erexegese
H. Dörrie verweist im Anschluß an diese Ausführungen besonders auf Philo von
Alexandrien, der in der Hellenisierung des mosaischen Gesetzes so weit gegangen sei,
Im Zusammenhang mit der origenistischen Exegese113 und der der Kopten bzw. der wie es nur möglich gewesen wäre. 123 Der Logos bleibe nach Philo von Alexandrien trotz
Genesisinterpretation gnostischer Schriften aus Nag Hammadi 114 wurde bereits auf die aller Umbenennungen der Namen der Gleiche. In der Änderung der Namen enthülle sich
Homerphilologie verwiesen, die der antiken Exegese zugrundeliegt. Einer der Grund- der Logos.l24 Zwar werde der Wortsinn bei Philo nicht vernachlässigt, aber was ÖL' lm:o-
sätze für das Verständnis Homers ist von Porphyrius in der Auslegung von Z 201 helVor- VOla<;; mit Hilfe des eXAAllYOQEtv offengelegt wird, habe größere Bedeutung.l 25 Die Me-
gehoben worden: Homer müsse aus Homer selbst expliziert werden. 115 Diese Methode thode der Allegorese, die sich im Anschluß an die Homerexegese ergebe, sei aber von
findet aber nur dann eine Anwendung, wenn der Text selbst ein Rätsel aufgibt. 116 Die Philo wie auch den christlichen Exegeten als solche in ihrer Leistungsfähigkeit nicht be-
Rätselhaftigkeit (oder das alvLY~) ist jedoch im Sinne der Homerphilologen nicht als fragt worden. l26
Unachtsamkeit z.B. Homers zu interpretieren, als ob dem Dichter die Tragweite oder in-
Abgesehen von der Richtigkeit der Feststellungen H. Dörries für Philo von Alexan-
nere Widersprüchlichkeit seiner Gedanken nicht bewußt gewesen wäre. Vielmehr hätten
drien, hat er im Zusammenhang mit der antiken Exegese auf ein entscheidendes Problem
die Dichter ihre Gedanken absichtlich verschlüsselt, so daß es dem Interpreten zukommt,
aufmerksam gemacht, das sich mit der im Rahmen der origenistischen Exegese aufge-
das im Sagen Ungesagte, das Verborgene aufzudecken.l 17 Denn das, was Homer narrativ
zeigten Bedeutung von Worterklärung und Allegorese ergeben hat. Ist die sachliche An-
knüpfung an die Methodik der paganen Homerphilologie als Grund dafür einzuschätzen,
III Cod. 2, 5; vgl. Altaner, B./Stuiber, A., 1980, S. 105. daß implizit hellenistisches Gedankengut in die christliche Theologie oder in die reflexe
112 Vgl. § 3.3 und § 4.1. Versprachlichung des Geglaubten Eingang fand? Wenn Arius in seiner exegetischen
113 Vgl. § 8.2a. Methode von Philo und Origenes abhängig sein sollte,127 ist damit zugleich die Helleni-
114 Vgl. § 8.2d. sierung des Christentums über die Methode der Schrift interpretation intendiert, ob sich
115 Vgl. Porphyrius, Quaest. Hom. zu Z 201 (56, 3-6 Sodano); B. Neuschäfer hat deutlich aufge- der jeweilige Theologe dessen bewußt war oder nicht? Um diese Fragen zu klären, ist be-
zeigt, daß Porpyrius diesen Grundsatz auf die Worterklärung beschränkt hat (vgl. ders., 1987, sonders auf die philosophische, aber an der Homerexegese orientierten Darlegung und
S. 277 f.).
116 Vgl. Dörrie, H., 1974, S. 122. Dies gilt in gleicher Weise auch von der LXX; die Frage bestand
in der antiken Exegese nicht darin, ob Z.o. die LXX hebräische Vorstellungen adäquat wieder- 118 Vgl. Buffiere, F., 1973, S. 48 f. mit den entsprechenden Nachweisen bei den antike~ Autoren.
geben würde. »Keine Exegese und keine Hermeneutik leitete dazu an, auch nur die Frage zu 119 Vgl. Dörrie, H., 1974, S. 124; das gilt z.o. für L. Aennaeus Comutus und Herakht, dem Rhe-
stellen, ob zwischen Original und Übersetzung ein Abstand klafft.« (Ebd., S. 123) Dieses an tor, in gleicher Weise wie für Horaz (vgl. ebd., S. 124-126).
der )elegantia< orientierte Vorgehen (vgl. dazu Cicero, de finibus 1, 1-12 [3-16 MarinoneD 120 Vgl. Dörrie, H., 1974, S. 130 f.
trifft sicher auf Philo von Alexandrien zu (vgl. die Bemerkungen dazu in § 8.2a). Zu beachten 121 Vgl. Plutarch: De vita et poesi Homeri 91-151 (Bernardakis); die Verfasserschaft Plutarchs ist
wäre aber, daß Z.o. Origenes mit seiner Hexapla einen Textvergleich anzustellen versucht und jedoch in Frage zu stellen, kann hier aber nicht diskutiert werden (vgl. Dörrie, H., 1974, S.
damit implizit die verschiedenen Übersetzungen aneinander und am hebräischen Text mißt. Für 131).
die Rezeption Homers bzw. die Interpretation seiner Schriften ist einerseits auf die Bedeutung 122 Dieser Gedanke wird im nächsten Kapitel gesondert weiterverfolgt (vgl. § 8.20.
für die Bildung der Griechen hinzuweisen, die in der Antike breit gewürdigt wurde (vgl. Buf- 123 Vgl. Dörrie, H., 1974, S. 133.
fiere, F., 1973, S. 10-13), andererseits setzte besonders von Seiten der Philosophie eine Kritik 124 Vgl. mut. nom. 75 (170, 7 ff. Cohn/Wendland).
an der homerischen Gottesvorstellung ein, so z.o. bei Xenophanes (vgl. Frg. B 15 [132 f. Dielsi 125 Den Gedanken der Interpretation Öl' imOVOlW; in seiner geschichtlichen Entwicklung verfolgt
Kranz]; dazu Buffiere, F., 1973, S. 13--22). J. Pepin (vgl. ders., 1976, S. 85-87).
117 Homer galt in der Antike als inspirierter Denker, so noch bei Proklus, in Remp. I, 177 f. (Kroll) 126 Vgl. Dörrie, H., 1974, S. 134 und 137.
und 192 f. (Kroll); vgl. Buffiere, F., 1973, S. 25 ff. 127 Vgl.§8.2a.
240 § 8 Arius als Ereget 2. lnterpretafionsverjahren 241

Explikation des Gedachten einzugehen. Das sachliche Anknüpfen an die Exegese Plotins, werden könne,138 betont Porphyrius, daß Homer dies nicht der toroQLa gemäß geschrie-
des Porpyrios und Iamblich, die im folgenden dargelegt wird, ergibt sich aus den in den ben habe,139 sondern änigmatisch.l 40 Ein Mythos oder ein Symbol kann nämlich nach
philosophischen Implikationen aufgezeigten Hintergründen.l 28 Porphyrius verschiedene allegorische Bedeutungen haben: die Höhle bei Homer kann als
materielle Welt gesehen werden, aber die Dunkelheit der Höhle kann auch die unsichtba-
ren Mächte innerhalb der Welt anzeigen. Nimmt man die Dunkelheit allerdings in dem
f) Beispiele philosophischer Interpretation: Plotin. Porphyrius. Iamblich Sinne, daß sie für die Welt der Sinne unzugänglich sei, dann kann die Höhle auch Sym-
bol des Intelligiblen sein. 141
Da sich bei der Untersuchung des philosophischen Hintergrundes für Arius ergeben Demgegenüber entwickelt Iamblich das Prinzip der Korrespondenz, indem verschie-
hat, daß dieser im Hinblick auf die Frage der philosophischen Implikation in den Gedan- dene Wissenschaften sich mit demselben Gebiet beschäftigen, nur von einer anderen
kenkreis des Neuplatonismus, speziell des Plotin, Porphyrius und eventuell des Iamblich, Richtung des Denkens her.l 42 Da~ zweite Prinzip der Exegese des Iamblich ist, daß jeder
eingeordnet werden kann, zudem die exegetischen Überlegungen zur alexandrinischen Dialog (etwa der platonische) sich mit einem Thema befaßt (0)(011:0.;),143 auf das hin sich
Methode der Schriftinterpretation und der Homerphilologie 129 in diese Richtung gewie- alle Inhalte beziehen.l 44 Zunächst muß entschieden werden, ob ein Text philosophisch
sen haben, wäre es denkbar, daß man Arius auch in der Frage des hermeneutischen oder theurgisch ist; ist er philosophisch, geht es darum, den richtigen Zweig der Philoso-
Schriftprinzips in die Nähe dieser Denker rücken kann. Dies soll im folgenden überprüft phie für das Thema zu finden - z:B. für den Timaios die Physik. Zeus erscheint im Be-
werden. reich des Intelligiblen als Teil der Triade Kronos-Rhea-Zeus, im überkosmischen Bereich
Für Plotin ist der Mythos »selbst eine Form des Bildes«130, indem der Mythos auf et- als Teil der Triade Zeus-Poseidon-Pluto, im innerkosmischen Bereich als Teil der zwölf
was verweist oder etwas zeigt, sowohl im Geschehen des Mythos als auch in den mythi- olympischen Götter. 145 Iamblich verwendet somit die Allegorese, die im späteren Neu-
platonismus in dessen Gefolge dominant ist. 146
schen Namen. Der Mythos steht für Anderes. Er ist deshalb für Plotin nicht in sich und
für sich selbst das Entscheidende, sondern nur durch das Zeigen für einen begrifflich Rückt man Arius unter philosophischen Aspekten in die Nähe zum Neuplatonismus, so
faßbaren Gedanken. l31 Dadurch bereitet Plotin die Mythenallegorese des späteren Neu- wäre es im Rahmen dieses Denkens sinnvoll, wenn auch Arius für die Schriftinterpreta-
platonismus vor. Was der Mythos in einem zeitlichen Nacheinander erzählt, ist das zeit- tion nicht den Literalsinn als exegetisch-dominante Methode verwendet. Die verschie-
freie »Zugleich des Bedeuteten«132, ist Synthesis. 133 Durch das Bild weist das Bild über denen Traditionsstränge, der Origenismus, die antiochenische Tradition in geringerem
dieses selbst hinaus, indem es das zeigt, was immer ist. Das Bild zeigt somit durch das Umfang, die koptische Exegese als auch Athanasius und die philosophische Konzeption
Sinnliche auf das Noetische oder - ontologisch gewendet - den Ermöglichungsgrund des Neuplatonismus sind mit einer Form der Exegese verbunden, die wenig mit einem
dessen, was sich in der Wirklichkeit oder als Wirklichkeit realisiert. Durch die Darstel- LiteraIsinn zu tun hat. Die Frage, die sich hier stellt, ist, ob Arius die Bibel im Rahmen
lung der Entfaltung des Vielen aus dem Einen soll in einem zeit-losen Zugleich das hellenistischen Denkens verfremdet habe, und zwar gerade über den Weg der Exegese.
Nichtentfalten getroffen werden. Durch die Entfaltung in der Sprache soll benannt wer- Um dies entscheiden zu können, ist es nötig, den genuinen Sinn der biblischen Texte mit
den, was IMMER ist und immer IST - Entfaltung als Nicht-Entfaltung: olov ESc- Hilfe der historisch-kritischen Methode zu eruieren. Damit soll jedoch nicht ausgesagt
ALXßev oUx EScATJALYI-l€VOV 134. Es handelt sich also um keinen zeitlichen Vollzug, kein werden, daß ein Theologe des vierten Jahrhunderts eine solche Art von Exegese betrie-
>Ereignis<. ben haben müßte; um aber die Differenz des biblischen Verstehens mit der Interpretation
desselben innerhalb der Tradition zu erkennen, muß die Entwicklung des Gedachten
Durch diesen Zeigecharakter des Ab-bildes bei Plotin ist es möglich, daß Porphyrius
selbst aufgezeigt werden. Dies kann exemplarisch anhand von Gen I, 1 und Joh I, 1 ge-
und Iamblich der Allegorese innerhalb der Philosophie ihren Platz zuweisen. 135 Proklus
schreibt über Porphyrius,136 daß dessen Exegese stückweise verfahre. Dies zeigt sich z.B.
in der Interpretation der Höhle der Nymphen aus Homers Odyssee XIII, 102-112. 137
Während Strabon darauf verweist, daß auf Ithaka die Höhle der Nymphen nicht gefunden
138 Vgl. Strabon, Geogr. I, 3, 18 (218/220 Jones).
139 Vgl. De antro nymph. 2 (55,14 f. Nauck) und 4 (57,19 Nauck).
140 Vgl. De antro nymph. 21 (70,22-24 Nauck).
128 VgI. § 7.4. 141 Proklus legt nahe, daß diese Art der Exegese bei Porphyrius üblich war (in Tim. I 19, 24-29
129 VgI. § 8.2a und e. [116,25 ff. DiehI]). Zur symbolischen Intention des Porphyrius vgl. Pepin, J., 1987, S. 62; für
130 Beierwaltes, W.. 1985, S. 114. Einzelheiten der Übertragung Buffiere, F., 1973, S. 425 ff.; zur Wirkungsgeschichte Pepin, J.,
131 VgI. dazu und zwn Folgenden Beierwaltes, W., 1985, S. 115 ff. 1987, S. 81 ff.
132 Ebd., S. 118. 142 Vgl. Proklus, in Tim. 18, 13 ff. (Dieh)), 87, 6 ff. (Dieh\); III 173,2 ff. (Dieh)).
133 VgI. Enn.1V 3, 9,17-20. 143 Weiterführend zu diesem Aspekt vgl. Neuschäfer, 8., 1987, S. 60 f.; Hadot, I., 1987, S. 101 ff.
134 Enn. VI 8, 18, 18. und Rondeau, M.-J., 1974, S. 263 ff.
135 Zudem ist die im letzten Kapitel (§ 8.2e) entfaltete Homerphilologie der sachliche Ansatzpunkt
144 VgI. Proklus, in Tim. I 19, 24-29 (Dieh)) und 77, 25 ff. (Dieh)); in Remp. 16, 10 - 12, 24 ff.
für die Allegorese bei Porphyrius. (Kroll); vgl. auch § 8.2e. Zu Iamblich vgl. Pepin, 1.. 1987, S. 67 ff.
136 Proklus, in Tim. I, 174, 24 ff. (Dieh)). 145 Vgl. Wallis, R. T.. 1972, S. 137.
137 VgI. dazu Wallis, R. T .. 1972, S. 135. 146 Weiterführend zur Homerexegese vgl. Lamberton, R., 1986.
242 § 8 Arius als Exeget

schehen, da diese beiden Texte neben Prov 8, 22 U.a. in der arianischen Exegese eine be- 3. Kontrast zur historisch-kritischen Exegese
sondere Rolle gespielt zu haben scheinen.'47

a) Joh I, 1

Das Ergebnis der letzten Kapitel war, daß Arius verschiedene Schrift stellen miteinan-
der kombinierte, um in der gegenseitigen Interpretation z.B. von Prov 8, 22 und Joh I, 1
sowie Gen I, 1 den Sinn dieser Stellen zu eruieren. Wenn die Frage der Hellenisierung in
sich beantwortet werden soll, also das Problem, ob durch die griechischen oder helleni-
stischen Vorstellungen der genuine Sinn der Bibel verloren oder verfremdet worden ist,
ist von methodischen Überlegungen her die Entwicklung der Interpretation in ihrer Ge-
nese zu beachten. Im Folgenden soll deshalb versucht werden, ausgehend von Joh I, I,
mit Hilfe der historisch-kritischen Exegese den Sinn der einzelnen Schriftstellen ausfin-
dig zu machen, um von da aus die Differenz oder Kontinuität der arianischen Exegese
feststellen zu können.'
Der zur Debatte stehende Text von Joh I, 1 lautet:
'Ev aQXfl ~v 0 AOYOC;,
xal 0 MyoC; ~v ltQoC; TOV OEOV,
xal OEOC; ~v 0 AOyO~.

Der Anfang des Johannesprologcs (EV aQXfl) schließt sich in dieser Formulierung si-
cher an Gen I, 1 (LXX) an, das somit die Basis von Joh I, 1 bildet. Die neue Information
ist also dann der Logos, was M. Theobald als das Rhema bezeichnet. 2 Nicht auf Cl AOyOC;
liegt der Ton, sondern auf EV aQXfl, d.h. wa~ von diesem Logos gilt. Entscheidend ist je-
doch, daß die Formel aus dem Kontext von Gen I, 1 gelöst ist, so daß sich EV aQxfl und

1 In der Forschung wurde fast durchgängig angenommen. daß dem Johannesprolog ein Gemein-
delied zugrundeliegt (vgl. Becker. J.. 1979. S. 67 gegen Berger. K.. 1977. S. 161 ff.). Dabei
wurde versucht. so z.ll. von J. Becker. einen dreistrophigen Hymnus zu eruieren (bei J. Becker:
Teil 1 - Joh 1. 1 + 3 f.; Teil 2 - Joh 1. 5 + 11-12 b; Teil 3: Joh I, 14 [ohne 14 dl + 16). wobei
dem Johannesprolog ein Logoslied zugrundeliegen soll. eine Ergänzung durch die Gemeinde
und eine Bearbeitung durch den Evangelisten (vgl. Becker. J.. 1979. S. 68 ff.). Diese Frage
eines vorauszusetzenden Logosliedes und dessen Bearbeitung durch die Gemeinde und den
Evangelisten löste in der Forschung. besonders bei P. 1I0frichter (vgl. ders .. 1978 und 1986)
und M. Theobald (vgl. ders .. 1983 und 1988) eine weite Diskussion aus. Besonders P.
Hofrichter wehrte sich gegen eine vorschnelle Aussscheidung von Textpassagen (vgl. ders ..
1986. S. 41 ff.). stieß dabei aber auf eine heftige Kritik. Von anderer Seite wurde versucht. den
Johannesprolog mit dem Thomasevangelium und die sog. Protennoia aus Nag lIammadi zu
vergleichen. also mit gnostischem Schriftgut (vgl. Schenke. H.-M .. 1990. S. 303-306). Dies be-
rührt sich mit der Frage des von R. Bultmann eingeführten Weisheitsmythos (vgl. dazu Lips. H.
v., 1991. S. 75 ff.. bes. auch zur Frage von ägyptischen und griechischen Einflüssen auf altte-
stamentliche Vorstellungen zur Weisheit/Sophial. In der vorliegenden Untersuchung soll aller-
dings dieser diachrone Schritt außer acht gelassen werden. da es zunächst um eine synchrone
Interpretation allcine von Joh 1. 1 und dessen Kontext gehen soll.
147 Vgl.§8.1. 2 Vgl. Thcobald. M.. 1988. S. 217 f.
244 § 8 Arius als Exeget 3. Kontrast zur historisch·kritischen Exegese 245

~v gegenseitig interpretieren, und zwar als Zeitenthobenheit.3 Somit ist der Uranfang Kontrastiert man dieses Ergebnis mit der Ansicht des Origenes und Arius, ergibt sich
bzw. der Ursprung der Schöpfung jenseitig. Sucht man nach außertextuellen Bezügen, so folgendes Bild: Origenes hat in seinem Johanneskommentar den Unterschied von Vater
wurde in der Forschung auf die Sapientialliteratur verwiesen: Jahwe schafft die Weis- und Sohn gerade an Joh 1, 1 aufgezeigt. 15 Einmal werde bei f}EOc; der Artikel verwendet,
heit. 4 In Joh 1, 1 wird aber nicht das Verb e%tlof}Y] oder eYEvEto verwendet, sondern einmal nicht. Die Untersuchungen zur origenistischen Interpretation haben ergeben, daß
~V.5 Innertextuell ergibt sich eine klare Unterschiedenheit zum Vers 3, indem der Logos sich Origenes durchaus der Problematik der Artikelsetzung bewußt ist, und zwar im An-
von allem, was geworden ist (EyEVEtO) abgehoben wird. 6 schluß an die antike Artikellehre beim Prädikatsnomen nach Apollonius Dyskolus. Mit
dieser Artikellehre kann Origenes schreiben, daß im Johannesprolog in dem Halbvers
In Joh 1, 1 b wird ausgesagt, daß der Logos beim Vater ist; der Ort der Bezüglichkeit
>und ein Gott war der Logos< der bestimmte Artikel deshalb fehle, weil nicht ein gemein-
von Logos und Vater ist der Ausdruck für die personale Verwiesenheit des Logos auf
sames Wesen von Vater und Sohn ausgesagt, sondern die Mittlerfunktion des Logos
Gott.7 Somit führt der zweite Halbvers den ersten weiter. >Im Uranfang war der Logos<
thematisiert sei,16 Für Arius wiederum zeigte sich in dieser Hinsicht eine Übernahme ori-
bedeutet somit in diesem Kontext: er war bei Gott. Die Zeit wird zum Raum Gottes.
genistischer Gedanken. Vergleicht man die Ausführungen von Origenes und Arius mit
Im Joh 1, 1 c ist 0 ),.oyoC; syntaktisch das Subjekt, f}EoC; ist Prädikatssubstativ. Mit dem dem oben für Joh 1 Dargelegten, wird von Arius in Abhängigkeit der Weisheits literatur
Satz >und Gott war der Logos< kann aber nicht die Identität des Logos und 0 f}EoC; von (besonders Prov 8 und Weish 9) die Schöpfungsmittlerschaft des Logos/Sohnes ausge-
Joh 1, 1 b gemeint sein, sonst müßte es heißen: 0 ),.oyOC; ~v 0 f}EoC;, oder unter Voraus- drückt. Darin berührt sich das arianische Denken mit einem Aspekt des Logoshymnus.
setzung einer concatenatio: 0 f}EOC; ~v 0 ),.oyoC;. Vers 1 c sagt also etwas über den Logos Da aber für die origenistische wie arianische Exegese nachgewiesen wurde, daß sie sich
aus, der seit Vers 1 a von Gott personal als selbständige Größe unterschieden ist.B Ein der an der gegenseitigen Interpretation verschiedener Schriftstellen orientiert, um einen locus
Kopula vorangehendes, artikelloses Prädikatsnomen drückt in der Regel eine Qualität des obscurus zu erhellen,17 kann nicht vorausgesetzt werden, daß Arius wie überhaupt die
Subjektes aus, d.h. der Logos hat die Natur von Gott. 9 Aufgrund der personalen Hinord- antiken und mittelalterlichen Autoren die Differenz zwischen der Sapientialliteratur und
nung des Logos auf Gott (1 b) bedeutet dies, daß der Logos ganz von Gottes Wesen er- dem vorliegenden Johannesprolog erkannt hätten. Es wurde gezeigt, daß der Prolog die
füllt ist. Weil im Prolog ein {hioC; vermieden werde, folge daraus: »Vom Wesen Gottes Schöpfungsmittlerschaft in dem Sinne zurückdrängt, als die Zeitenthobenheit in der Zu-
(f}EOC;) ist der Logos nur deshalb, weil es da~ Wesen des einzigen Gottes (0 f}EOC;) ist, das ordnung von Gott und Logos betont wird. Eine Nähe zu Joh 1, 1 ist sicher in dem Ge-
in ihm sein An-Wesen hat, sich in ihm >Ausdruck< verschafft hat«10. Vergleicht man danken der Schöpfung durch den Sohn gegeben. Aber der Prolog zeigt, daß hier keine re-
diese Konzeption mit der altestamentlichen Weisheitsspekulation, so wird einerseits die flexe Erfassung dessen vorliegt, wie die >zeitliche< Differenz oder der Zeitrnodus der
Vorordnung vor der Schöpfung ausgedrückt (ev aQxfl), andererseits die besondere Zu- Existenzweise von Vater (Gott) und Sohn genauer gefaßt werden könnte; vielmehr wird
ordnung zu Gott: er war bei Gott,11 Gegenüber der Sapientialliteratur fällt jedoch auf, daß auf die vorweltliche Existenzweise des Logos abgehoben, so daß der Logos auf die Seite
der Logosbegriff verwendet wird und dieser Logos als f}EoC; so nahe wie möglich an Gott Gottes gehört. Zwar betont auch Arius die Unterschiedenheit von Schöpfung und Sohn,
herangerückt wird. Zudem ist der Logos in der Schöpfung als S(J)~ und (jlWC; gegenwär- aber in seiner Polemik gegen Alexander von Alexandrien hebt er hervor, daß der Sohn
tig. 12 H. V. Ups äußert außerdem die Vermutung, daß in der urchristlichen Theologie die nicht immer war.1 8 Demgegenüber wird aber die vorweltliche Existenzweise des Logos
Weisheit (oo(jlla oder chokma) deswegen vermieden wurde, weil Jesus männlich war, durch den Terminus >er war< im Sinne von >er ist< ausgedrückt, so daß im Johannespro-
obwohl dies im apokalyptischen Kontext etwa der Q-Logien kein Problem war. Der Jo- log das Verhältnis der Zeitmodi von Vater (Gott) und Sohn nicht thematisiert ist.
hannesprolog sprach demgegenüber vom Logos13 und übertrug auf ihn die Sophia-Aus-
Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß Arius wohl einige Aspekte von Joh 1, 1
sagen aus der jüdisch-hellenistischen Tradition,14 ohne allerdings die Gewordenheit des
zutreffend erfaßt hat, und zwar besonders die Unterschiedenheit von Gott und Logos mit
Logos durch Schöpfungstermini auszusagen. Vielmehr wird in Joh 1, 1 die Zeitentho-
Hilfe der origenistischen und im antiken Grammatikunterricht geläufigen Vorstellung der
benheit des Logos betont.
Artikelsetzung beim Prädikatsnomen, zugleich auch die Schöpfungsmittlerschaft des Lo-
gos. Dies trifft aber nicht den genuinen Ansatz des Evangelisten für die Sendung des
3 Vgl. ebd.. S. 220; M. Theobald setzt sich hier u.a. auch mit der Deutung von J. Becker ausein- Sohnes, zugleich auch nicht exakt die vorweltliche Existenzweise des Logos im Sinne
ander, der die aQX~ so versteht, daß der Logos schon bei der Schöpfung war (vgl. ebd., S.
des eventuell vorauszusetzenden Hymnus in Joh 1. Arius ist, wie oben gezeigt,19 viel-
219).
4 Vgl. Prov 8, 22-31 und Sir 24,3-12; vgl. Theobald. M., 1983, S. 98-109; dazu auch Lips, H.
mehr von dem Gedanken der gegenseitigen Schriftinterpretation beherrscht, so z.B. von
v., 1991, S. 88 f.; zur Präexistenzvorstellungjetzt auch Habermann, J., 1990. Joh 1, I; Prov 8, 22 und Gen 1, 1. Es soll deshalb versucht werden aufzuzeigen, welcher
5 Vgl. Theobald, M., 1988, S. 221. Sinn dem Anfangsvers der Genesis selbst zukommt. Dabei ergibt sich eine ähnliche Pro-
6 Vgl. ebd. blematik wie beiJoh 1, 1.
7 Dies entspricht einem ltuQ<i; vgl. ebd, S. 222.
8 V gl. ebd., S. 223.
9 Vgl. ebd.
10 Ebd., S. 224. 15 Vgl. in Joh. 2, 2 (54, 12-22 Preuschen).
11 Vgl. Lips, H. v., 1991, S. 91. 16 Vgl. § 8.2a.
12 Vgl. ebd. 17 Vgl. § 8.28.
13 Zur Klangpalette von Logos vgl. Theobald, M., 1983, S. 40 ff. 18 Vgl. Urk. 1 (2, 1 üpitz).
14 Vgl. ebd., S. 94 f. 19 Vgl. § 8.2a.

7
246 § 8 Arius aL, Ereget
3. Kontrast zur historisch-kritischen Exegese 247
b) Gen 1, 1
Betrachtet man die Sätze der FOlTIl >w=x-qaral< näher, können diese eine bezogene
Vergangenheit (Vorvergangenheit) oder die einfache Vergangenheit ausdrücken, letz-
~.ethodisch ~esehen, mu~ bei der Interpretation von Gen I, 1 der Gesamtkom lex des teres besonders in Satzpaaren der FOlTIl >wayyiqrol-x w=x-qaral<.27 Als Ergebnis einge-
S~hopfungsb~nchtes der Pnesterschrift(P) im Auge behalten werden. Die Inte Pretation hender Untersuchungen stellt W. Gross heraus, daß ein Hintergrundsatz der FOlTIl w=Par-
hangt wesenthch auch davon ab, wie Gen I, 1 syntaktisch zu Gen 1,2-3 steht: rp tizipialsatz oder w=Nominalsatz in einem vergangenen Kontext einen gleichzeitigen Hin-
:p~~O n~~ O~~~O n~ O'ö~~ N,n n'~N,n tergrund thematisiert, also die Gleichzeitigkeit des vergangenen Hintergrundes zum ver-
gangenen Vordergrund. Demgegenüber bezeichnet der Hintergrundsatz der FOlTIl >w +
o;~~ '~~-,~ ~Wh) ~~~1 ~~h ;~,~ ~'~~1
" T T:T 'o'TT:
Nominalgruppe + hayä + Partizip< bzw. der FOlTIl >w + Nominalgruppe + hayä + nomina-
:O~~O ,~~-,~

n@OJ~
••••
O'~~N
'0':
n~'1
- ,
les Prädikat< in einem vergangenen Kontext einen vergangenen Hintergrund, läßt aber
die Frage der Vor- oder Gleichzeitigkeit offen. 28 Dies gilt eventuell auch für die Sätze
Liegen hier drei Hauptsätze vor, wobei das n'~N'.:l von G 1 1 . >w=x-qaral<.
lutus wäre? Od . n' en , em status abso-
b'ld d'd er 1st ~N:.:l ein status constructus, wobei dann V. 1 und 2 eülen Satz Wendet man diese Überlegungen auf die Interpretation von Gen. I, 1-3 an, so zeigen
1 en un as 1. des ~. ~. em waw apodo~is ist? Ob N'.:l, wie C. WestelTIlann feststellt sich zunächst die eingangs erwähnten syntaktischen Probleme: 1.) n' r;iNJ:;1 steht ohne
dann nur noch em InfmItiV sein kann (N':;!J, weil nur ein Inf'( . h" '
struktusverbind fü läß .. . . ml IV SIC m eme Con- Artikel. 2.) Vers 2 a ist syndetisch angeschlossen. 3.) Das Verb in Vers 2 steht nicht am
. ~ng g~n 2o
t, muß näher gepnift werden. Eine andere Möglichkeit der Anfang des Satzes. 4.) Das Verb HYY drückt eine Zustandsschilderung aus: ist es auf
~~~retatlOn lage darm, d~ V. 2 ~ine Parenthese bildet, oder schließlich, daß der Vers 1 oder 3 bezogen?29
'!.
op~ngsakt ab 2 b begmnt, was Jedoch syntak.1isch unmöglich ist da V 2 in .
beschreIbenden StIl gehalten iSt.21 ' . emem Zur Lösung könnte man so verfahren, daß man Gen I, 1-3 als eine einzige Periode
auffaßt. Einerseits wird dann aber die Verwendung von HYY in 2 a nicht einsichtig; an-
Zur syntaktischen Problematik auch von Gen 1 1 f hat W Gm . .
Studie v I di . h " . ss eme emgehende dererseits könnte man unter Annahme, Vers 2 sei kein Umstandssatz zu Vers 1 oder 3,
.. . o:ge egt, e SIC. beso~ders mit Textanfängen in der althebräischen Sprache be- Gen I, 2 als Parenthese deuten. Im Hebräischen wird aber die Parenthese asyndetisch an-
schaftIgt. 2. Vorausz~sc.hIck~n ~st, daß die Unterscheidung von besprochener und erzähl- gefügt, also ist es auch nicht erklärlich, warum in Vers 2 a ) steht. Nimmt man jedoch
~er Welt, dIe H. W~mnch ~mf~rte:23 ~r ~ie Untersuchung eines althebräischen Erzähl- an, daß Gen I, 1 ein Hauptsatz ist trotz der Artikellosigkeit v~n n'r;i~Jf' dann ist Gen
us.~enhanges ~Ier ~en~g hIlfreIch 1st, msofem die wechselseitige Bezüglichkeit der 1, 2 a als erster Hintergrund'iatz am Anfang einer Erzählung zu deuten, also als syndeti-
erzählt~~ Welt.en 1ffi Hmbltck auf die Gleichzeitigkeit und Ungleichzeitigkeit zu weni scher Satz. 30 Ist aber Vers 2 als Hintergrund zu verstehen, ist es auch nicht nötig, ihn als
thematISIert wIrd. Zutreffender ist es, hier von Vordergrund und Hintergrund g
chen.24 zu spre- Umstandssatz (Ijäl-Satz) zu interpretieren. Folglich ist Vers 1 die Überschrift zu Gen I, 1
- 2, 4 a und gehört nicht zum erzählenden Teil. Zugleich drückt dann HYY in Vers 2
.Für den
'" Textzusammenhang. von Gen1.1,ff. sm . d besonders die
. syndetischen w=No- einen vergangenen Sachvemalt aus, und zwar als Hintergrund zu den in Vers 3 einset-
;.~nals;tzeF dIe fOlTIlal emem Umstandssatz (Ijäl-Satz) der Gleichzeitigkeit ähneln und zenden vergangenen Sachvemalten. Dann ist Vers 2 den VV. 3 ff. zugeordnet, nicht aber
at:e er OlTIl. >w=x-qaral< (von HYY) von Interesse. Für beide Fälle gilt daß s" V. 1. Somit lautet die Überschrift: »Im Anfang hat Gott den Himmel und die Erde ge-
Erzählanfang m~ht als .Ijäl-Sätze deut bar sind, sondern die SatzfolTIlen vo~ Erz~~v: schaffen«; Texthintergrund: »Die Erde nun war wüst und wirr«; vergangener Sachvemalt
dergrund Ve~chIed~n smd, also den Erzählhintergrund schildern.25 Sie treten entweder in im Vordergrund: »Da sprach Gott ... «31
der ~OlTIl >w-Nomm~satz< oder >w + Nominalgruppe (=Subjekt) + Partizip< oder >w +
Zwei wesentliche Probleme bleiben jedoch bestehen: in den sonstigen Überschriften
Nommalg~pp~ (=Su.bJekt) + qaral< auf. Was allerdings als Vorder- oder Hintergrund an- beginnt P in Gen asyndetisch mit Vordergrunds ätzen (z.B. Gen 6, 9). Diese Abweichung
gesehen wIrd, hegt mcht am Inhalt des Erzählten, sondern in der Intention des Autors. 26
könnte durch den Inhalt selbst oder von der Vorgeschichte des Textes bedingt sein. Die-
sem soll im Folgenden nachgegangen werden. Das zweite Problem besteht darin, daß
n' r;iNJ:;1 keinen Artikel hat. Parallelen dazu bestehen jedoch nur in poetischen Texten;
dort wird allerdings der Artikel anders gesetzt. 32 Man könnte n'r;i~Jf aber auch als
20 ~~~t~;::~;~de;~", ~~~~i,~ol~~ ~:g:~:t~e ~o~t::~:::n:::i:td~~~:~:c:i~~::~:~~ status constructus auffassen, so daß der Rest des ersten Verses ein Attributivsatz wäre.
kom~atlbel smd. Wenn C. Westermann aber als zweite Mö lichkeit der Inte r . .
erweIterten Genitiv vorschlägt (vgl ders 1983 S 109) uß ~ .. rp etatIOn emen
werden daß es im Hebr'" h k" K" ." ,m emgegenuber daran festgehalten
, alsc en eme asus gIbt.
21 Vgl. Westermann, C., 1983, S. 109 ff. 27 Vgl. Gross, W., 1981, S. 139-141.
22 Vgl. Gross, W .. 1981. S. 131 ff. 28 Vgl. ebd., S. 141.
23 Vgl. Weinrich, H., 1977, S. 28 ff. 29 Vgl. ebd.• S. 142; zum Folgenden auch Westermann. C., 1983, S. 130 ff.
24 Vgl. Gross, W., 1981, S. 133, Anm. 7. 30 Vgl. Gross, W., 1981, S. 143; ähnlich auch Steck, O. H., 1981, S. 226; O. H. Steck vergleicht
25 Vgl. ebd., S. 137. dazu auch die Unterschrift Gen 2, 4 a (vgl. ebd., S. 242).
26 Vgl. ebd., S. 138; vgl. auch Steck, O. H., 1981, S. 227. 31 Vgl. Gross, W., 1981, S. 143.
32 Vgl. ebd., S. 144. Dies ist in der Forschung noch ein Desiderat.
- 24H § 8 Arius als Ereget 3. Kontrast zur historisch-kritischen Exegese 249

Dann könnte sich an n~~NJl eher Vers 2 a als Vers 3 a anschließen. 33 Als Überset- sehen werden, also als Hauptsatz; dafür sprechen die Punktation des Masoretentextes mit
zung ergibt sich deshalb: »Am Anfang, als Gott sich daran machte, den Himmel und die einem Tipha, die LXX und Joh I, I, das Gen I, 1 als Hauptsatz widerspiegelt. Erst ab
Erde zu schaffen, war die Erde wüst und wirr 00'«' Vers 2 ist dann »Vordergrund der dem Mittelalter, bei Rashi, Abraham ibn Ezra und im Gefolge davon bei Hugo Grotius,
Darstellung [00 .1, obgleich sie inhaltliche Größen benennen, die dem in Vers 3 einsetzen- wird Gen I, 1 als Nebensatz betrachtet,39
den Schöpfungswirken vorgegeben sind.«34
Gen I, 1 beginnt mit n~rzlNi:!, das ohne Artikel steht. Vergleicht man Gen I, 1 mit
Dieser von der syntaktischen Struktur her eröffnete Horizont kann durch inhaltliche dem Anfang des babylonischen Schöpfungsmythos. fallen wichtige Unterschiede auf:
Momente erweitert werden. Bei dem Schöpfungsbericht von P handelt es sich zunächst
»Als droben der Himmel nicht genannt war,
um eine Erzählung, deren Höhepunkt nicht bei Gen 1,26-28 liegt. Das dramatische Ele-
ment dieser Erzählung kann nur der Übergang von Gen I, 2 auf I, 3 oder I, 1 auf I, 2 drunten die Feste einen Namen nicht trug,
sein. C. Westermann zeigt deutlich, daß in Gen I, 1 - 2, 4 a eine Traditionsbildung vor-
liegt, die von babylonischen (Enüma eiß) und ägyptischen Schöpfungsmythen abhängig Apsu, der uranfängliche, ihr Erzeuger,
ist. 35 Innerhalb von Gen 1 muß ein Wortbericht von einem Tatbericht unterschieden wer- Mammu (und) Tiamat, die Gebärerin von ihnen allen,
den, wobei der Wortbericht nicht allein als Interpretament des Tatberichtes aufgefaßt
Ihre Wasser in eins vermischten,
werden darf: es liegt ein aktiver Vorgang des tradere vor, nicht ein traditum, das dann
nochmals interpretiert würde.36 Der Vorgang in P läuft nach folgendem Schema ab: Ein- Das Strauchwerk sich nicht miteinander verknüpfte, Rohrdickicht nicht zu sehen war,
leitung - Befehl- Vollzug - Beurteilung - Einordnung. Für den Vorgang des Schaf-
Als die Götter nicht existierten, niemand,
fens verwendet P verschiedene Verben: für die ersten drei Schöpfungstage werden die
Verben >scheiden< und >nennen< verwendet. Uer Scheidungsterminus ist sehr alt und läßt Sie mit Namen nicht genannt, Geschicke ihnen nicht bestimmt waren,
sich in anderen Schöpfungsdarstellungen finden: in der Scheidung wird Raum für das
Da wurden die Götter in ihrer Mitte geschaffen,. 00«40
Leben geschaffen. Das Geschiedene ist durch Gott benannt, d.h. definiert. Im Benennen
erweist sich Gott als der Herr der Schöpfung. Erst ab dem fünften Schöpfungs werk be- Die Zeilen 1-8 entsprechen ihrer Struktur nach Gen I, 2, Z. 9 Gen I, 3. Zum anderen
nutzt P die Verben für >machen< oder >schaffen<. Darin liegt die Bestimmung des Ge- fällt für unseren Zusammenhang auf, daß das Anfangswort >enüma< nicht dem
schaffenen, und zugleich ist es ein Schaffen in Arten. Schließlich segnete Gott, was er n~rzlNi:! entspricht. >Enüma< ist im Akkadischen eine temporale Subjunktion, also
geschaffen hatte; die Schöpfung soll fruchtbar sein. Mit diesem Terminus verbindet P die eine Nebensatz-Konjunktion,41 und entspricht in seiner Funktion dem Sumerischen
Schöpfung mit der Geschichte. Was Gott geschaffen hat, ist auf den Menschen und des- >udda< bzw. dem Hebräischen t:l 1 ~:!. 42 Es handelt sich hier in Gen I, 1 vielmehr um
sen Geschichte hin konzipiert, d.h. P trennt die Schöpfung nicht ab von der Geschichts- eine absolute Zeitbestimmung. 43
wirklichkeit Gottes, sondern sieht beides in einer Linie. Für P ist die Schöpfung er-
Ni:! meint wie in Deuterojesaja oder Ex 34, 10 Gottes Wirken in der Geschichte,
streckte Zeit, ist Geschichte.37
zugleich die Besondemeit des Schaffens Gottes gegenüber dem Menschen. Wenn Ni:!
Von diesem syntaktischen und inhaltlichen Hintergrund her kann Gen I, 1 interpretiert ursprünglich >schneiden< oder >trennen< bedeutet,44 dann besteht ein ähnlicher Inhalt die-
werden. Vergleicht man andere Schöpfungsberichte, etwa Gen 2, 4 ff., Enüma eiß, sume- ses Verbs wie bei ilrzl~ oder i:i~. Erst später erreicht Ni:! einen Bedeutungswandel
rische und ägyptische Mythen, mit Gen I, dann fällt auf, daß im Gegensatz zu Gen 1 zu >schaffen<. Dann drückt allerdings Ni:! keine spezielle Komponente für Gott gegen-
diese anderen Schöpfungsdarstellungen eine gemeinsame Struktur haben: >als das und über ilrzl~ und i:i~ aus und meint keine creatio ex nihilo. 45 Interessant ist, daß die
das nicht war, da 00'< Dies entspricht Gen I, 2 und 3. 38 P wandelt also diese Struktur mit LXX Ni:! an 17 Stellen mit xtll:,W übersetzt, nicht jedoch in Gen, wo nur ltoLElv zu
Gen I, 1 ab; dieser Vers kann somit auch von inhaltlicher Sicht her als Überschrift ange- finden ist. Ktll:,w wurde folglich erst nach der LXX an Ni:! angeglichen und hatte ur-
sprünglich eher die Bedeutung von i1 ~ i', gründen, da~ wie im Ugaritischen dem Schaf-
fen nahekommt. 46 In Gen I, 1 schafft t:l ~ i1?N. . der hier nicht als ein Seiendes oder eine
33 Für eine ausführliche Begründung dieser Möglichkeit vgl. ebd., S. 145. causa prima gedacht wird, sondern als ein Wirkender. Als Wirkender ist Gott Wirklich-
34 Gross, W., 1981, S. 145. Dabei ist bei der Darstellung von W. Gross zu beachten, daß es sich keit. t:l ~ il?N kann Gott, der Gott, ein Gott, Götter und die Götter bedeuten. In Gen I, 1
bei dieser Interpretation um einen zweiten, alternativen Vorschlag handelt, der die beiden
Verse 1 und 2 zusammenzieht und auf eine Darstellungsebene hebt. Dagegen befindet man sich
bei der ersten, von Gross vorgeschlagenen Möglichkeit erst ab Vers 3 auf dem >Vordergrund 39 Nachweise bei Westermann. C .. 1983. S. 132.
der Darstellung< (vgl. ebd .. S. 145). 40 EniIma elis, V. 1-9 (109 Gressmann).
35 Vgl. Westermann, C., 1983, S. 111 ff. 41 Vgl. Ungnad, A./Matous. L.. 1979, § 94 c. S. 109.
36 Dies ist auch gegen die Interpretation von Boman, Th., 1968, S. 50 ff. gerichtet. Die Thesen 42 Vgl. Gesenius, W./Buhl, F., 1962, S. 293.
Th. Bomans zur Unterscheidung hebräischen und griechischen Denkens werden eigens unter- 43 Vgl. auch Jes 40,21 und 41.4; Prov 8.23.
sucht (vgl. § 9.2). 44 Vgl. Westermann, C .. 1983. S. 138.
37 Vgl. Westermann, C .. 1983, S. 121-126; vgl. auch Steck, O. H., 1981. S. 227. 45 Zumindest schließt es eine demiurgische Vorstellung aus.
38 Zum Nachweis der Verwendung traditioneller Vorstellungen und deren Abwandlung vgl. 46 V gl. dazu auch äthiopisch 010" ,arabisch L:J und akkadisch >kanu< für erwerben, kau-
Steck, O. H., 1981. S. 228 f. fen, schaffen, gründen (Gesenius, W./Buhl, F., 1962, S. 717).
250 § 8 AnUs als Exeget 3. Kontrast zur historisch-kritischen Exegese 251

will P sicher den Gott Israels den anderen Göttern gegenüberstellen. Nur der Gott, der die
Geschichte Israels lenkt und leitet, ist der Gott der Geschichte, die in der Schöpfung auf
den Menschen hin beginnt, und zwar in der Scheidung der Lebensräume für den Men-
Die Untersuchung zu Gen I, 1 hat gezeigt, daß sich Gott in geschichtlichen Handlun-
schen. 47 Dieser Gott Israels schafft Himmel und Erde: l'iNil nN' 0 ~ ~rZli1 mt
gen manifestiert. Tathandlung und Schöpfungswort konstituieren einen personhaften Akt
Himmel und Erde sind der Inbegriff des >Universums<.48 Dadurch nimmt P eine Präzisie-
('ottes. Im Handeln Gottes drückt sich die Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf
rung alter Vorstellungen vor, wie sie in Gen I, 2 erwähnt werden. 49
aus,53 weswegen das Geschöpf zu Lob und Preis Gott gegenüber aufgerufen ist. Was
Zusammenfassend läßt sich zu Gen I, 1 sagen, daß in einem Bericht die Schöpfung (,ott will, das tut er. 54 Das Geschöpf kann Gott nicht entrinnen, so daß sich darin Gottes
von Himmel und Erde und die Geschichte Jahwes mit seinem Volk dargestellt ist. Im Einzigkeit55 und das Ziel der Welt 56 zeigt. Diese Sicht ist der Schöpfungstätigkeit des
Schaffen Gottes drückt sich seine einmalige Tat aus, die nur Gott zukommt. Dieser Gott alttestamentlichen Gottes zuzuordnen. Dabei ist allerdings zu beachten, daß der Schöp-
erweist sich als ein Wirkender und in dieser Wirkung als Wirklichkeit. fungsglaube im AT außerhalb von Gen 1-2 nur an wenigen Stellen von Bedeutung ist, so
in den Schöpfungspsalmen (z.B. Ps 8), der Weisheitsliteratur und Deuterojesaja. »Das
Im Hinblick auf Gen I, 1 zeigen sich die Differenzen von Arius zum genuinen Sinn
Bekenntnis zum Schöpfer ist eher eine Folge als Voraussetzung des Heilsglaubens. Doch
der Schrift stellen noch deutlicher, die sich bereits in dem Vergleich mit der Interpretation
tritt in diesem Verhältnis seit der Exilszeit ein gewisser Wandel ein.«57 Die Frage, die
von Joh I, 1 ergeben haben. Wenn nämlich Arius die Schöpfungsmittlerschaft des Logos
hier von besonderem Interesse ist, besteht darin, wie die Schöpfungsterminologie des AT
hervorhebt, die Schöpfungstätigkeit also vom Vater (Gott) auf den Sohn verlagert ist,
in der LXX gefaßt wird und welche Konnotationen besonders mit dem von Arius ver-
wird im Sinne des Arius zugleich die Differenz des Sohnes zur gesamten Schöpfung
wendeten Terminus xtlSE1V verbunden ist. Die Untersuchungen zur Genese der Inter-
thematisiert, der Sohn dem Vater aber aufgrund der Gewordenheit des Sohnes zugleich
pretation von Joh 1, 1 und Gen I, 1 hat nämlich ergeben, daß die Schöpfung durch den
untergeordnet. Wenn Joh I, 1 im Lichte von Prov 8,22 wie auch der gesamten Tendenz
Sohn (XtL0f.tata) von Prov 8 her gedeutet wird. Zugleich ist im Auge zu behalten, daß
der Sapientialliteratur auf die Schöpfungsmittlerschaft gedeutet wird, legt sich im Sinne
Arius den Hervorgang des Sohnes aus Gott oder dem Nichts 58 im Sinne eines willentli-
des Arius nahe, den Terminus >am Anfang< von Gen I, 1 im Sinne von Joh I, 1 auszule-
chen Planes Gottes begreift. 59
gen, jedoch in der Interpretation, die Arius vorgelegt hat. 5o Dann schafft nicht mehr Gott,
sondern der Logos oder das Wort (die Weisheit). Damit wird der Terminus >am Anfang< Auffällig ist im Hinblick auf die Terminologie, daß in der LXX nie da~ Verb 01lf.t1-
im Sinne des Beginns der Schöpfung aufgefaßt, was aber nicht die Intention von P ist. ougy&.u für die Schöpfertätigkeit Gottes Verwendung findet, sondern nur rrol~lv, rrwo-
Zudem gilt nicht mehr Gott als der Schöpfer, sondern der Sohn. Dieses Verständnis legt OElV, &Ef.tEA10UV und XtlSElv. Dabei wird meist rrmElv im Sinne von iltzl~, rrwoo!.'1v
sich aber bereits von den Targumen zur Genesis nahe; dort heißt es nämlich: »Des le für ill ~ und &Ef.tEA10UV für 10 ~ verwendet. 6o Ktlsw meint einen grundlegenden Wil-
commencement, <la Parole> de Yahve, avec sagesse, crca <et> ach eva les cieux et la lensakt zur Errichtung, Gründung oder Stiftung, auch ein Tun oder Erfinden. 61
terre.«51 Die Problematik liegt also primär in der Verlagerung der Tätigkeit Gottes auf
Ni:l, da~ als der entscheidende Terminus in der Deutung der Souveränität Gottes in
den Logos, und zwar aufgrund der Prämisse, daß sich Schrifttexte gegenseitig auslegen
seinem Handeln der Welt gegenüber und in der Welt angesehen werden kann (Gen 1.
lassen. Dieses Interpretationsprinzip korrespondiert mit dem zweiten Prinzip, da~ für
1),62 wird in der LXX 17 Mal mit XtlSElV übersetzt, die übrigen Stellen fast stets durch
Origenes eindeutig nachgewiesen ist: 52 die Schrift als solche ist vom Geist inspiriert und
rrOl~Tv. Von der anderen Seite her betrachtet, ist Xtlsw eine Übersetzung von il J i',
somit irrtumslos; der Geist selbst läßt verschiedene rrgoowrra sprechen, der eigentlich
10~, ill~ und iJ'n. Kttsw fehlt vollkommen in der Priesterschrift und dem Jahwi-
Sprechende ist aber der Geist selbst, der sich somit auch nicht widersprechen kann.
steno Ktlsw und seine Derivate werden immer im Zusammenhang mit dem Willen ge-

47 Vgl. Westermann. C., 1983, S. 139 f. 53 Vgl. Ex 33, 23.


48 Vgl. auch die ägyptische Vorstellung bzw. das ägyptische Weltverständnis, etwa bei Ramses 54 Vgl. Ps 115, 3; 135, 6; in Deuterojesaja als Rufen (i1,p) ausgedrückt.
IV. (Westermann, c., 1983, S. 140): ähnlich auch Jes 45,7 mit dem entsprechenden Merismus; 55 Jes 44, 26 und 45, 7.
vgl. Haag, H., 1972, S. 179 ff. Darin drückt sich die Erhabenheit Jahwes und zugleich seine 56 Jes 44,6 und 48, 12.
Geschichtsmächtigkeit aus: Jes 44, 24 b; 45, 3 c; 45, 5 aJb, zusammenfassend Ex 20, 2: ich 57 Schmidt. W. H., 1982, S. 184.
(bin) Jahwe, dein Gott: i'V";>~ i1;i1~ '?'J~ . Dies wirkt weiter bis zu Joh 15, 1: Ich bin 58 Vgl. § 6.2d.
... ; es greift die alttestamentliche Vorstellung von Jahwe als dem Herm auf, im Modus der 59 V gl. § 6.2c .
Selbstmitteilung als Aus-legung (vgl. Biser, E., 1970, S. 473 f.); in Joh 15 wird die Hoheit 60 Für diese Untersuchung ist besonders W. Foerster (vgl. ders., 1938, S. 1022 ff.) aufschlußreich.
Christi als implizite Christologie dargestellt. 61 W. Foerster verweist dabei auf die nötigen griechischen Quellen, angefangen mit Homcr bis zu
49 Vgl. Steck, O. H., 1981, S. 240. den Tragikern (vgl. ders., 1938, S. 1024). Dabei wird besonders an den geistigen oder willentli-
50 Mit dieser Verbindung von Prov 8,22; Gen I, 1 und Joh I, 1 steht Arius jedoch nicht alleine; chen Akt der Städtegründung gedacht, die Sache des Herrschers ist. der dadurch göttliche Eh-
ähnlich findet sich dies bei Origcnes (z.B. in Joh. 1. 31 [39, 22-25 Preuschen]); dazu Lorenz, ren erreicht (vgl. bes. Philo, op. mund. 17 [5, 9 ff. Cohn/Wendland]J. KTl1;W läßt deshalb be-
R., 1979, S. 82. sonders an einen Herrscher denken, der durch einen willentlichen Entschluß etwas aus dem
51 Vgl. Targ. in Gen. I, 1 (Le Deaut). >Nichts< entstehen läßt.
52 Vgl. § 8.2a. 62 Vgl. § 8.3b.
252 § 8 Arius als Ereget 3. Kontrast zur historisch-kriti5chen Exegese 253

braucht. Dies ist insofern entscheidend, als Arius das Verhältnis von Vater und Sohn als Aspekten, die als Prinzipien in die Textdeutung eingeführt werden. Dies sind weniger sy-
willentlichen Entschluß deutet, also das Geschöpfsein des Sohnes voluntativ versteht. stematische Anschauungen im Sinne hellenistischer Verfremdung als vielmehr das Prin-
zip der gegenseitigen Interpretation dunkler Schriftstellen und das Prinzip der Inspiration
Dieser sprachliche Befund, die Verbindung von Schöpfertätigkeit, Worttheologie und
der gesamten Schrift. Für Origenes konnte gezeigt werden, daß diese beiden Prinzipien
Willensthematik ist auch im NT durchgehend anzutreffen: 63 durch den Willen des Schöp-
fers, durch sein Wort ist alles geschaffen (vgl. 2 Kor 4,6; Koll, 16; Eph 3, 9 usw.). Dies sich folgerichtig aus der paganen rhetorischen Anschauung gewinnen lassen. 68 Obwohl
dies für Arius in diesem Sinne nicht nachgewiesen werden kann, gerade auch deshalb,
verlangt den Lobpreis der Schöpfung gegenüber dem Schöpfer (Apk 4, 8-11). Die
weil von ihm zu wenig überliefert ist oder Schriften polemisch verfremdet wurden, ist es
Schöpfung ist um des Menschen willen der Vergänglichkeit unterworfen, die Schöpfung
in Christus (1 Kor 8, 6; Kol I, 16 usw.) hat ihren Zielpunkt im Menschen. Gott schafft dennoch möglich, daß er aufgrund einer direkten oder indirekten Beeinflussung der ex-
durch Geist und Wort (Kol 3, 3); auch die Neuschöpfung des Menschen ist als xtlt;ElV egetischen Fragestellung bei Origenes zu diesen Prinzipien gekommen ist.
zu verstehen (Kol 3, 4).
Dieser Aufriß kann zeigen, daß xtlt;ElV mit dem Willen des Schöpfers in einer ge-
schichtlichen Tat zu tun hat und daß dieses Wort besonders auch im Kolosserbrief, der
für die arianische Exegese einige Bedeutung zu haben scheint,64 die Schöpfung als göttli-
chen Akt umschreibt.
Als Ergebnis ist festzuhalten, daß Arius die Verbindung von Wille und Schöpfung, die
durch den Begriff Xt[t;ElV angezeigt ist, positiv aufgreift. Dies kann im Rahmen einer
Exegese von Prov 8, 22 geschehen, die z.B. Epiphanius von Salamis als Ausgang der
Kontroversen darstellt. 65 Damit ergibt sich für Arius das Problem, wie die Gewordenheit
des Sohnes zu deuten ist; denn die Position Alexanders von Alexandrien, daß Vater und
Sohn zugleich sein sollen, trifft nach Arius weder den sprachlichen Befund der Schrift
(etwa Joh I, 14) noch die implizite Fragestellung, wie dann zwei Ungewordene gedacht
werden könnten, ohne in einen Regress zu geraten. Wenn nämlich der Vater als unge-
worden betrachtet werden muß, insofern er alles von ihm Verschiedene begründen soll,
der Sohn aber zugleich mit dem Vater wäre, müßte auch der Sohn im Zugleich-Sein un-
geworden sein. Aufgrund dieser Problematik gelangt Arius zur Unterordnung des Sohnes
unter den Vater: der Sohn besitzt lediglich eine vorweltliche Existenzweise als Schöp-
fungsmittler. Darin berühren sich die Gedanken des Arius mit dem ursprünglichen Lo-
goshyrnnus des Johannesprologs. 66 Da aber in diesem Hymnus die zeitliche Komponente
als solche nicht reflektiert wird und zugleich die Endfassung des Hymnus den Gedanken
des Schöpfungsmittlers zurückdrängt, ergeben sich wesentliche Differenzen zwischen
Arius und Joh I, 1. 67 Vielmehr scheint Arius aufgrund seiner christologisch orientierten
Schöpfungsterminologie Joh 1, 1 und im Gefolge davon Gen I, 1 im Sinne einer Schöp-
fung durch den Sohn interpretiert zu haben, wie sich dies einerseits von der Sapientialli-
teratur, andererseits von den Targumenen zur Genesis her nahelegt. Hier zeigt sich er-
neut, daß die Problematik der arianischen Exegese nicht so sehr darin zu sehen ist, daß
einzelne Aspekte eines biblischen Textes falsch aufgefaßt werden, sondern daß der
Grund der Vereinnahmung einzelner Schriftstellen darin besteht, daß ein biblischer Text
zum Kriterium dafür gewählt wird, den anderen Text auszulegen. Dies hat aber wenig
mit einem Literalsinn der Exegese zu tun, sondern orientiert sich an übergeordneten

63 Die entsprechenden Stellen bei Foerster, W" 1938, S. 1027 ff.


64 VgI. § 8.1 und § 8.3a.
65 VgI. Epiphanius, pan. haer. 69, 12 (162,4 -163,8 Holl).
66 Mit den meisten Exegeten kann damit gerechnet werden, daß dem ]ohanncsprolog ein Hymnus
vorgängig ist (entgegen z.B. P. Hofrichter; vgI. § 8.3a), der dann vom Evangelisten aufgegrif-
fen wird.
ö7 Vgl. § 8.3a. 68 VgI.§8.2a.
4. Zusammerifassung 255

schen Glauben einzuordnen, wird man der Exegese des Arius nicht gerecht. Dies käme
4. Zusammenfassung
nämlich einem Anachronismus gleich. Denn es müßte der Begriff >biblischer Glaube< als
solcher schon problematisiert worden sein. Als solches gibt es kein biblisches Denken.
Die bisherigen Untersuchungen haben für die arianische Theologie folgendes Bild er- Schon die Interpretation von Prov 8, 22 und Joh I, 1 hat gezeigt, daß bereits in der Bibel
geben: die reflexe Versprachlichung des Glaubens ist im Sinne des Arius hauptsächlich mit hellenistischen Einflüssen gerechnet werden muß. Auch Gen I, 1 ist von Traditionen
ein Problem der Christologie. Die christologischen Aussagen. die besonders aus den abhängig, die nicht streng israelitisch sind. Es fragt sich deshalb, ob die Behauptung
Briefen des Arius eruiert worden sind,! konnten mit Hilfe theologiegeschichtlicher einer Differenz von hellenistischem Denken und biblischem Verstehen als solcher im
Überlegungen dahingehend präzisiert werden, daß die Geschöpflichkeit des Sohnes in Sinne einer ausschließenden Alternative gerechtfertigt ist. Sicher ist daran festzuhalten,
deutlicher Differenz zur gesamten Schöpfung thematisiert worden ist; besonders das Pro- daß Gen 1, 1 nicht über die Zeit als solche reflektiert, sondern über den geschichtlichen
blem der Zeitlichkeit der Entstehung verwies auf Methodius als möglichen Verstehens- Gott in seinem Verhältnis zur Welt. Es ist kein Denken über Seiendes oder Sein. Wenn
horizont: 2 der Sohn ist in einer vorweltlichen Existenzweise entstanden, und zwar auf- Arius wie auch andere Theologen seiner Zeit über die Hypostasen Gottes reflektiert, trifft
grund eines Willensentschlusses des Vaters (oder Gottes). Diese Problematik konnte mit dies m.E. nicht den Problemhorizont des Schöpfungsberichtes sui generis.
Hilfe philosophiegeschichtlicher Aspekte deutlicher ausgearbeitet werden, besonders auf
Wenn aber angenommen werden muß, daß durch die gegenseitige Interpretation ver-
dem Hintergrund der Timaiosrezeption. Mit Hilfe der Fragestellung der philosophischen
Implikation (als Reflexionsform) zeigte sich, daß das arianische Denken zwar nicht als schiedener Schriftstellen - eine Methode, die sich besonders bei Origenes nachweisen
läßt? - der Sinn biblischen Verstehens in mancher Hinsicht verändert wird, zeigt sich
systematischer Entwurf gedacht ist, aber in mancher Hinsicht aus Äußerungen Plot ins
von hier aus erneut die Frage, wie unter systematischen Gesichtspunkten biblisches Ver-
und Porphyrius' verstanden werden kann, soweit es z.B. die Opposition des Arius zu
stehen und griechisches Denken aufeinander bezogen werden können. Dieser mit dem
Alexander von Alexandrien betrifft. Denn die Bestimmung des Alexander, daß Vater und
Begriff >Hellenisierung< umschriebene Horizont ist gesondert zu behandeln und auf den
Sohn zusammen oder zugleich sind, wirft das Problem zweier Ungewordener auf.
Zugleich wurde aber deutlich, daß Arius nicht von den Gedanken eines speziellen Philo- speziellen Fall des Arius anzuwenden.
sophen abhängig,3 sondern primär an der Interpretation der Schrift orientiert ist.
Die Methode des Arius ist - dies zeigten die exegetischen Überlegungen 4 - wohl
nicht von der literalen Schriftauslegung beherrscht; denn der Literalsinn als solcher wird
in der Patristik kaum strikt durchgehalten, außer vielleicht bei Theodor von Mopsuestia. 5
In der Konzeption Gottes hält Arius streng am Monotheismus fest und ordnet wegen sei-
ner Ausgangsbasis, der Christologie, den Sohn dem Vater unter. Wenn Arius den Sohn
aufgrund einer Willensentscheidung aus Gott hervorgehen läßt, dann hält er, im Grunde
genommen, an der Bedeutung des Begriffes xtlCJI-lCX fest. 6 Die Problematik scheint darin
zu liegen, daß Arius die Weisheit aus Prov 8, 22 auf den Sohn deutet, wie die", in der
Tradition vor ihm durchaus üblich war. Wenn Arius, von hier ausgehend, Joh I, 1 im
Sinne der Schöpfungsmittlerschaft versteht und deswegen die Schöpfung nicht mehr al-
lein Gott zuschreibt, wie es sich von Gen I, 1 her nahelegen würde, geht der primär bi-
blische Gedanke der Schöpfung verloren, weil sie dort als Schöpfung Gottes verstanden
wird, nicht als Schöpfung Gottes durch den Sohn. Auch Joh I, 1 impliziert nicht wie bei
Arius, daß die Unterordnung des Sohnes unter den Vater im Zusammenhang mit der
Schöpfung durch den Sohn thematisiert werden muß, wenn man den Gedanken von Joh
I, 1 für sich faßt.
Von der historisch-kritischen Exegese her gesehen, ist die Verbindung verschiedener
Texte zur gegenseitigen Interpretation der Bibel problematisch. Diese Maßstäbe dürfen
jedoch nicht an einen Text aus dem vierten Jahmundert angelegt werden. Wenn man aber
versucht, das Denken des Arius als hellenistische Verfremdung gegenüber einem bibli-

! Vgl. § 4.2a bis g.


Vgl. § 6.2b.
Vgl. dazu die Zusammenfassung des phih~ophiegeschichtlichen Teiles (§ 7.4).
Vgl. § 8.1 bis § 8.3e.
Vgl. dazu Schäublin, ehr., 1974, S. 171 ff. ,
6 Vgl. § 8.3e. ! 7 Vgl.§8.2a.
JI
J
3. TEIL: SYSTEMATISCHE
ÜBERLEGUNGEN ZUR
HELLENISIERUNGSFRAGE
§ 9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung

Die Ausführungen zur arianischen Theologie, zu deren theologie- und philosophiege-


schichtlichen Implikationen sowie zu den exegetischen Methoden der Schriftinterpreta-
tion haben besonders für den letzten Aspekt die Frage aufgeworfen, ob sich das Denken
des Arius mit der Kategorie >Hellenisierung< fassen läßt. Da es sich bei der Hellenisie-
rungsthese um eine Deutung des Vorganges der Vergegenwärtigung eines geglaubten
Sachverhaltes handelt, muß zunächst untersucht werden, wie sich diese Deutung inner-
halb der geschichtlichen Entwicklung verändert, wie also die These von der Hellenisie-
rung selbst in einen geschichtlichen Kontext eingeordnet werden kann und wie diese
Deutung von der jeweiligen geschichtlichen Position abhängig ist. Da sich die reflexe
Versprachlichung der Entwicklung einer geglaubten Wahrheit zugleich an der dogmen-
geschichtlichen Kontinuität und Diskontinuität orientiert, ist die Frage des Verhältnisses
dieses Kontextes zur Dogmenentwicklung selbst als Problem einer impliziten Vorausset-
zung der Deutungen für die Hellenisierung zu thematisieren. Diese Voraussetzungen
wiederum gehen selbst in die Problematik der Dogmengeschichte ein, wie an Hand eini-
ger Beispiele erläutert werden kann. Dogmengeschichte aber setzt die Bestimmung von
Zeit und Geschichte selbst voraus. Dadurch ergeben sich für die weitere Untersuchung
folgende vier Schwerpunkte: 1.) Untersuchung der Kategorien zur Deutung der Helleni-
sierung; 2.) Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung; 3.) Beispiele einer Systematik
der Dogmengeschichte; und 4.) Grundstruktur der Dogmenentfaltung.
Wenn der Glaube selbst in den jeweiligen Kontext der Überlieferung eingebettet ist, ist
der Problemhorlzont des Gedeuteten selbst in die Frage nach der Veränderung des Ge-
glaubten einzubeziehen. Wird die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der helleni-
stischen Philosophie in einer Zeit unumgänglich, in der sich das Christentum in einer pa-
ganen Welt ausbreitet, ergeben sich Fragen, die sich mit der Adaption, Transformation
usw. beschäftigen. Dieser Prozeß der Auseinandersetzung wurde, so hatten die Untersu-
chungen zu A. v. Harnack gezeigt,! mit dem Begriff Hellenisierung als Verfremdung des
Biblischen umschrieben. Zunächst muß genauer herausgearbeitet werden, wie die jewei-
lige Deutung dieses Prozesses von den Prämissen abhängig ist, die das Denken eines
neuzeitlichen Theologen prägen, der sich dem frühen Christentum zuwendet. 2 In einem
nächsten Schritt soll versucht werden, die Differenz von biblischem Verstehen und grie-
chischem Denken zu thematisieren, und zwar hauptsächlich in Auseinandersetzung mit
den Thesen von Th. Boman. 3 Zeigt sich, daß zwischen beiden Bereichen Unterschiede
bestehen, sind zwei weitere Gesichtspunkte notwendig, die sich mit der Überwindung
einer solchen Differenz beschäftigen; einerseits ist nämlich zu fragen, wie die Kirchen-
väter selbst diesen Vorgang zu beschreiben versuchen, aufgezeigt an dem Begriff
XQT]<JL<;,4 andererseits steht die systematische Auseinandersetzung eines Bezuges von Bi-
bel und Philosophie zur Debatte; dies kann exemplarisch an den Thesen von W. Pannen-
berg verdeutlicht werden. 5

Vgl. § 2.2.
Dazu § 9.1.
3 Dazu § 9.2.
Dazu § 9.3.
Dazu § 9.4.
260 § 9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung 1. Die Helleni~ierungsthese in ihrer geschichtlichen Entwicklung 261

begriffliche Bestimmung als solche noch unscharf war. wie die These vom hebraisieren-
1. Die Hellenisierungsthese in ihrer geschichtlichen Entwicklung
den Platon beweist, die Chr. Sandius vorgetragen hat.!1
Die von Vertretern der Reformationszeit prononciert hervorgehobene Einfachheit der
Überblickt man die besonders seit der Reformationszeit einsetzende Deutung der alt-
Schrift zu~ammen m.it der Unterscheidung von Häresie und Orthodoxie, die im Gefolge
kirchlichen Lehrentwicklung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, wird deutlich, daß die
von Petavlus stets Wiederholt wurde, führte bei dem Arminianer Jean Le Clerc dazu. den
Problematik der Hellenisierung einerseits von einer Historisierung der Fragestellung be-
Verlust der simplicitas bereits im NT selbst zu suchen. verursacht durch Platon und Philo
herrscht, andererseits diese Entwicklung vom jeweiligen systematischen Deutemuster
6 vo~ Alexan?rien,12 Dies wur~e einerseits von M. Souverain aufgegriffen, der vom zerstö-
abhängig ist; insofern steht die historische Interpretation unter dem Systemgedanken.
rensehen Emfluß des PlatOnismus sprach und somit die Thesen von Petavius erneuerte 13
In der Reformationszeit orientiert man sich, unabhängig von konfessionellen Unter- andere;seits weckte dieser Gedanke eine starke Reaktion auf Seiten der Orthodoxie: der
schieden, an der Differenz von schlichtem Glauben des Evangeliums und der Verbrä- Hellenlsmu~. ~rde gänzlich in .Abrede gestellt. 14 Aus der apologetischen Entgegenset-
mung durch die griechische Philosophie, so bei dem Katholiken Erasmus von Rotterdam zung von Haresle und OrthodOXie entwickelte sich die polemische Negation jeder Helle-
und dem Lutheraner Melanchthon. 7 Die ursprüngliche Einfachheit steht gegen die philo- nisierung. 15
sophische Kompliziertheit. Die humanistische Ausrichtung dieser Zeit verhinderte je-
Eine Wende in der bisherigen Fragestellung wurde durch G. Amold erreicht: der Ab-
doch, daß diese Richtschnur für die Einteilung einer tiefergreifenden Kritik unterzogen
fall vom Ursprung durch den Hellenismus sei bereits kurz nach diesem selbst vor sich
wurde; ein Beispiel hierfür ist der reformierte Philologe Johannes Casaubonus (gest.
gegangen. 16 Frömmigkeit und Kirche, Religion und Recht seien nämlich miteinander un-
1614).8 Um die eigene Position zu sichern und von dem Verdacht der Hellenisierung
vereinba~; in der Objektivation des Religiösen liege deshalb bereits der Verfall.! 7 Implizit
freizusprechen, entwickelte man das apologetische Schema von Häresie und Orthodoxie.
trug somit G..Am.0ld den .Gedan~en ?es Fortschritts als korrespondierenden Begriff zur
Dionysius Petavius (gest. 1652) machte deswegen besonders den Platonismus als Wurzel
Verfallsthese m die Geschichte em, eme Konzeption, die aber bereits durch die Kirchen-
der Häresie geltend, so daß die eigene, orthodox verstandene Position von dem Verdacht
geschichtsschreibung eines Schülers von M. Luther, nämlich Flacius Illyricus, vorgetra-
der Verfremdung freigehalten wurde. 9 Dieses Deutemuster von Häresie und Orthodoxie
g~n worden war. 18 Weil Geschichte im Sinne von Abfall und Fortschritt sich entwickle,
kann jedoch je nach Standpunkt verschieden Verwendung finden: so wandten sich die
konne nach J. W. von Mosheim (gest. 1755) auch dem Hellenismus nicht jedes positive
Sozinianer des 17. Jahrhunderts gegen die orthodoxe Trinitätslehre und versuchten, dort
Eleme~t abgesprochen werden, da dadurch die Lehre selbst geklärt worden sei. 19 Der
hellenistische Einflüsse nachzuweisen und im gleichen Atemzug die Arianer davon frei-
Hellenismus sei sogar für die Entfaltung des lebendigen Wesens des Christentums not-
zusprechen. Zugleich stellte z.B. der Sozinianer D. Zwicker die Ableitung allein aus dem
wendig gewesen - so J. S. Semler (gest. 1791);20 das Dogma sei relativ, weil zeitlich
Platonismus, wie sie D. Petavius vertreten hatte, selbst in Frage, weil er erkannte, daß der
bedingt, und zwar in gleicher Weise wie Teile der Schrift. 21
Platonismus als solcher nicht für alle Verirrungen im Sinne der Lehre Zwickers verant-
wortlich gemacht werden konnte. Deshalb führte er den Begriff >Paganisierung< ein, der Fortschritt und Abfall in der Geschichte verlieren aber als Deutekategorien dann ihre
zwar unschärfer ist als der Begriff Hellenisierung, demgegenüber aber stärkere Valenzen Bedeutung, wenn die Geschichte als solche in ihrer Gesamtheit betrachtet wird. Die
hat,lo Dies hat zur Folge, daß für die dogmengeschichtliche Entwicklung einerseits der Fragwürdigkeit dieser Positionen ergibt sich im Gefolge der hege Ischen Konzeption einer
Begriff >Hellenisierung< selbst als zu wenig treffend empfunden wurde, andererseits die
11 Vgl. Sandius. Chr .. 1676.
12 Vgl. Le Clerc. J .. 1688.
13 Vgl. Souverain. M .. 1700.
6 Für die neuere Literatur zur Hellenisierungsfrage vgl. Scheffczyk. L.. 1982. S. 3. Anm. 1. 14 Vgl. Baltus. P.. 1711 und CeiIlier. R.. 1718.
7 Nachweise bei G1awe. W.. 1912. S. 12 ff. Sachlich ist dabei das gleiche Argument wie z.B. bei 15 Zum bisher Ausgeführten vgl. Scheffczyk. L., 1982. S. 4-6.
Rupert von Deutz aufgenommen. daß die freien Künste als Dienerinnen der sapientia (der 16 Vgl. Amold. G.. 1740; dazu Seeberg. E.. 1964. S. 65 ff.
Theologie) Verwendung finden könnten (vgl. de trinitate et operibus eius 7. 10 [PL 167. 17 Vg~. Zeeden. E.. W., ~9~6. Sp. 896; darin zeigt sich Amolds Lehre als pietistisches Pendant zur
1764]). auch wenn Rupert diesen Gedanken nicht mit der Einfachheit der HI. Schrift verbindet; radikalen InnerlichkeIt 1m Smne J. J. Rousseaus (vgl. auch Köhler. 0 .. 1985. S. 386).
ähnlich Petrus Lombardus: das Geheimnis des Glaubens sei frei von jedem philosophischen 18 Vgl. d~u. § 2.2. Dabei muß allerdings beachtet werden. daß die Fortschrittsidee nicht aus einer
Argument (vgl. Sent. III. d. 22. c. 1). S~kulaf1sl~rung der christlichen Idee der Heilsgeschichte hervorgegangen ist. wie dies K. Lö-
8 Vgl. J ohannes Casaubonus. 1614. Wlth zu zeIgen versuchte (Nachweise bei Blumenberg. H.. 1983, S. 35 ff.; zur Fortschrittsidee
9 Vgl. Dionysius Petavius. 1865 a. S. 253 ff.; Petavius folgte in dieser Hinsicht auch Petrus Dan. auch. ebd.. S. 64 ff.); .H. Blume~berg schreibt zu Recht: »Es ist ein formaler, aber gerade darum
Huetius (gest. 1721). der an dem Gedanken. der Platonismus sei der Ursprung der Häresie. mamfester Unterschied. daß eme Eschatologie von einem in die Geschichte einbrechenden
festhält und die Differenz von Häresie und Orthodoxie besonders an den Gedanken des Orige- dieser selbst transzendenten und heterogenen Ereignis spricht. während die Fortschrittsidee vo~
nes zu verifizieren suchte (vgl. G1awe. W.. 1912. S. 32 ff.). Ähnliche Aspekte lassen sich auch einer jeder Gegenwart präsenten Struktur auf eine der Geschichte immanente Zukunft extrapo-
schon bei Gilbert de la Porree finden: die Arianer. Sabellianer usw. hätten die in den profanen liert.« (Ebd .. S. 39)
Wissenschaften geltenden Sätze auf die Theologie übertragen (PL 64. 1255 f.; dies gilt auch für 19 Vgl. Mosheim,J. L. v.. 1739.
Simon von Tournai; zu Gilbert vgl. Grabmann. M.. 1988. Bd. 2. S. 424; zu Simon ebd .. 20 Vgl. Semler. J. S .. 1767; für diese Aspekte vgl. Scheffczyk. L.. 1982. S. 7 f.
S.551). 21 J.~. Semler wendet sich mit diesem Gedanken gegen die protestantische Lehre der Verbalin-
10 Vgl. Zwicker. D.. 1658. spuation (vgl. Bäumer. R.. 1986. Sp. 657).
262 §.9 Kategorien der Deutung der Helleni5ierung 1. Die Hellenisierungsthese in ihrer geschichtlichen EnMicklung 263

Gesamtgeschichte22 besonders auch bei F. Chr. Baur (gest. 1860), der die Geschichte als bekommen hat. 3! Dies führte dazu, eine Trennung von formaler Beeinflussung und mate-
dialektischen Prozeß von der Subjektivität des Glaubens zur Objektivität des Dogmas bis rial-inhaltlicher Übernahme vorzunehmen - letzteres besonders bei den Apologeten. Es
hin zum absoluten Bewußtsein beschreibt. 23 Um den christlichen Geist universalisieren kann also durchaus eine Aneignung von Motiven griechischer Philosophie vorliegen bei
zu können, sei der Hellenismus ein Markstein für die begriffliche Entwicklung des Glau- gleichzeitiger Transponierung derselben. 32 Dadurch fällt es auch nicht schwer, diesen
bens selbst gewesen. Mit A. v. Hamack und Fr. Loofs wurde jedoch erneut der Weg zu- Prozeß bereits im NT beginnen zu lassen. 33 Mit diesen methodischen Überlegungen
rück zur Verfallsthese eröffnet,24 eine Position, die gerade im Anschluß an Hegel über- wurde zugleich erreicht, den Begriff Hellenisierung vorsichtiger zu definieren. d.h. eher
wunden werden sollte. deskriptiv zu fassen, und den Einfluß der Philosophie nicht zu generalisieren, sondern an
einzelnen Kirchenvätern zu untersuchen. 34 Diese Entwicklung war aber nur insofern
Überblickt man diese seit der Reformationszeit verstärkt einsetzende Deutung, fällt die
möglich, als sich die historische Betrachtungsweise verselbständigte und dadurch in eine
dominante Hinsicht auf die durch systematische Vorverständnisse geprägten Schemata
Distanz zur systematischen Sicht geriet.
historischer Entwicklung auf, die die Sicht der Hellenisierung entweder an dem Begriffs-
paar >Häresie - Orthodoxie< oder >Verfall - Fortschritt< mißt. Dadurch wird aber der Wie steht es nun vor diesem Hintergrund mit dem Denken des Arius? Es ist zunächst
Blick auf die innere Aneignung oder Transformation philosophischer Gedanken von hervorzuheben, daß in den Untersuchungen zur arianischen Theologie die deskriptive
vorneherein verstellt. Darauf hat besonders R. Seeberg aufmerksam gemacht: Hellenisie- Methode zur Beschreibung des Phänomens Hellenisierung in den argumentativen Gang
rung, Romanisierung usw. zerstören den ursprünglichen Glauben nicht; viel.me~r bezeu- aufgenommen wurde. Berücksichtigt man die Unterscheidung von E. von Ivänka, näm-
gen sie nur, daß die christliche Religion in den jeweiligen Epochen selbstandig durch- lich zwischen Denkabsicht und Denkverfahren,35 folgt bei Arius z.B. für dessen zentrale
dacht und angeeignet wurde. 25 Folglich ist auch die Hellenisierung nur ein spezieller Fall Bestimmung des Zeitmodus der Existenz des Sohnes, daß er darin die von der griechi-
der Eingestaltung in das epochale Zeitbewußtsein. 26 Schärfer wurde dieser Gedanke von schen Philosophie bereitgestellten Denkmuster nicht übernimmt. Denn die vorweltliche
R. Bultmann gefaßt, der die Aporetik einer reinen Geschichtsforschung aufzudecken Existenzweise des Sohnes trotz und gerade wegen seiner Gewordenheit deckt sich mit
suchte, welche die Wahrheitsfrage entscheiden will.27 Zwar setzt R. Bultmann die Helle- alttestamentlichen Vorstellungen, aber z.B. auch mit dem Logoshymnus in Joh I, 1 im
nisierung des Christentums nicht geringer an als etwa A. v. Hamack, nämlich als synkre- Hinblick auf die ursprüngliche Bedeutung der Schöpfungsmittlerschaft. 36 Betrachtet man
tistisch historische Gestalt, doch L~t es bezeichnend, daß er Hamack Geschichtspantheis- allerdings das Denkverfahren des Arius, dann gelangt dieser auf grund der Kombination
mus vorwirft. 28 Die Historie müsse als Phänomen der vergangenen Geschichte aus den verschiedener Schriftstellen zu einem Ergebnis (z.B. der Schöpfung durch den Sohn), das
Möglichkeiten des Existenzverständnisses heraus gedeutet werden, und zwar auch als der Intention z.B. von Gen I, 1 zuwiderläuft und dieser fremd istY Wenn die Problema-
Möglichkeit gegenwärtigen Existenzverständnisses. 29 Damit verliert die Hellenisierung tik aber hauptsächlich in der Denkabsicht zu suchen ist, ist näher zu klären, wo die Diffe-
zugleich an Gewicht. Es gehe darum, die mythisch hellenistischen Einkleidungen zu renz von hebräisch-biblischem Verstehen und griechischem Denken liegt.
entmythologisieren. 3o
Mit Hilfe der Gedanken von R. Seeberg und R. Bultmann kann gezeigt werden, daß
der vorherrschende Aspekt einer Historisierung des geschichtlichen Ablaufs unter den
Aspekten eines von systematischen Fragestellungen beherrschten, epochal verstandenen
Abfalls von der Ursprünglichkeit des Glaubens, der sich in der Bibel als rein vorfindet
und von da aus zum Korrektiv aller weiteren Konkretionen des Glaubens wird, der ge-
schichtlichen Entwicklung selbst unangemessen ist. Diese besonders von R. Bultmann
angeregte Sicht bedingt in der weiteren Forschung die Tendenz, die historische .se~rach­
tung stärker von der systematischen zu trennen, insofern letzterer als apnonsches
Deutemuster seit dem Ausgang der Reformation eine zu starke Bedeutung beigemessen

22 Zum Begriff der Weltgeschichte vgl. Coreth. E./Ehlen, P./Schmidt. J .. 1984, S. 90 f. 3! Vgl. Scheffczyk, L., 1982, S. 14 f.
23 Vgl. Baur, F. Chr., 184l. 32 Vgl. z.B. Jaeger, W., 1963, S. 65-76 für Gregor von Nyssa; dazu auch clie Unterscheidung von
24 Vgl. § 2.2; vgl. dazu auch die ausführliche Kritik von Grabmann, M., 1988, Bd. I, S. 55-76. Denkabsicht und Denkverfahren (vgl. Iviinka, E. v., 1964. S. 143 f.).
25 Vgl. Seeberg, R., 1965 a. S. 3. 33 Vgl. Kuss, 0.,1971, S. 314 ff. und Hengel. M., 1975 a, S. 137 ff.
26 Vgl. ebd. 34 Vgl. Scheffczyk, L., 1982, S. 16 f. Diese Tendenz wurde auch durch die profane Geschichts-
27 Vgl. Bultmann. R., 1949, S. 8. schreibung unterstützt, clie clie Einsicht in die Unumgänglichkeit und Notwendigkeit des Helle-
28 V gl. ders., 1958, S. 5; dazu Scheffczyk. L., 1982. S. 13. nisierungsprozesses zu vermitteln vermochte (vgl. Droysen, J. G., 1980 passim; Bengtson, H.,
29 Vgl. Bultmann, R., 1949, S. 8. 1977, S. 554 f.; Jaeger, W., 1963, S. 7 und Schneider, C., 1970, S. 597).
30 Weiterführend zu R. Bultmann vgl. Pcukert. H .. 1988. S. 25 ff. und 37 ff.; für den Zusammen- 35 Vgl. Iviinka, E. v., 1964, S. 143 f.
hang der Bestimmung der Geschichtlichkeit bei R. Bultmann, M. lIeidegger, E. Husserl und S. 36 Vgl. dazu § 6.2b und § 8.3a.
Kierkegaard vgl. ebd., S. 28 ff. 37 Vgl. § 8.1 und § 8.2a sowie § 8.3b.
2. Biblisches Verstehen und griechisches Denken 265

melt wurden, die der nach ihrer Ansicht hellenistischen Verfremdung ablehnend gegen-
2. Biblisches Verstehen und griechisches Denken überstanden. M. Hengel konnte deutlich zeigen, daß für Hiob, das Hohelied und die
Weisheits literatur kein direkter Einfluß hellenistischer Provenienz vorliegt - eine Aus-
Um die Differenz oder Übereinstimmung von biblischem Verstehen und griechischem nahme bildet eventuell Kohelet. 9 Die stärkste Gruppe innerhalb dieser Schriften war
Denken einordnen zu können, ist zunächst auf die geschichtliche Entwicklung selbst zu daran interessiert, die an sich übernationale Weisheitsüberlieferung mit der traditionellen
verweisen; denn bereits bei der Frage nach der Veränderung der Einschätzung der Helle- Frömmigkeit zu verbinden (z.B. Prov 1-9); dies gilt auch für die Identifizierung der
nisierung wurde deutlich, daß bei der Unterscheidung von Denkabsicht und Denkverfah- Weisheit mit dem Gesetz in Ps 119 oder Ben Sirach. Demgegenüber vertreten die Bücher
ren der Beginn nicht allein in nachaJXlstolischer Zeit zu suchen ist, sondern in mancher Hiob und Kohelet universalistisch-kritische Tendenzen. Eine dritte Richtung (besonders
Hinsicht auch in der Griechisch verfaßten Bibel anzutreffen ist. 1 Man würde nämlich an die Chassidim) war der prophetischen Überlieferung verpflichtet. Allen drei ist gemein-
der geschichtlichen Situation vorbeigehen, nähme man an, daß die Problematik einer de- sam, daß sie stark rationalistisch ausgerichtet waren.1 0 Dadurch bereiteten sie die Mög-
taillierten Aneignung oder Ablehnung hellenistischer Einflüsse gerade erst dann aufge- lichkeit der oben beschriebenen Einflußnahme besonders von Seiten stoischer Gedanken
treten sei, als sich das Christentum in einer paganen Welt auszubreiten begann. vor. Betrachtet man die Bewegung der Chassidim genauer, fällt auf, daß sie sich in den
Anfängen der makkabäischen Emebung unter dem Eindruck hellenistischer Reformen als
Vielmehr ist im Judentum die Kenntnis der griechischen Sprache seit dem dritten Jahr- >Bußbewegung< enger verbanden, was in gleicher Weise auch für die Essener zutrifft, die
hundert vor Christus nachweisbar. Der Hellenisierungsprozeß betrifft in den Anfängen 150 v. Chr. durch eine Spaltung aus der Gruppierung der Chassidim hervorgegangen wa-
hauptsächlich die jüdische Oberschicht, verbunden mit dem politischen Ziel, dieser ren. Trotz der starken Ablehnung der Cha'isidim gegenüber dem hellenistischen Element
Schicht durch die Gründung einer griechischen Polis in Jerusalem Vorrechte zu erwer- blieb dessen Einfluß wirksam. l l
ben: die griechenfreundlichen Aristokraten wurden gestärkt, die konservativen Kreise
entmÜndigt.2 Zwar rief diese Bewegung eine umfassende Gegnerschaft besonders unter Ein besonderes Augenmerk verdient die griechische Übersetzung (LXX) der hebräi-
den Schriftgelehrten hervor (später dem Rabbinat), diese verhinderte jedoch nicht, daß schen Bibel. Das Selbstverständnis der Übersetzer legt nahe, daß man den Hellenismus
man sich mehr und mehr auch in literarischer Hinsicht der philosophischen Bildung ver- nicht eo ipso als Preisgabe des israelitisch-jüdischen Erbes verstand. »Dieses griechische
pflichtet fühlte. »Es waren in Palästina und Phönizien [ ... ] sämtliche Philosophenschulen AT, in der ägyptischen Diaspora entstanden, ist ein besonders typisches Zeugnis: wer
vertreten, das Übergewicht der Stoa ist jedoch unverkennbar«3. Angeregt wurde diese eine solche griechische Übersetzung anfertigt oder benutzt, bedarf ihrer, weil sein Helle-
Tendenz durch den kulturellen Einfluß des benachbarten Alexandrien und der Kultur- nismus sein Judentum einschließt.«12 Von diesem Selbstverständnis ist jedoch der Wan-
zentren in der Ägäis. Zudem befaßte sich die jüdische Literatur in griechischer Sprache del zu unterscheiden, der mit der Übersetzertätigkeit gegeben ist. Denn bei der Überset-
hauptsächlich mit der eigenen jüdischen Geschichte;4 um das religiöse und nationale zung ändert sich z.B. das Gottesbild. Der hebräische Text zu Ex 3, 14 (i1~i}~ iW~
Bewußtsein zu stärken und auf die Diasporajuden 5 Einfluß ausüben zu können, über- i1;~~) legt als Verständnis den in der Geschichte wirkmächtigen Gott nah~: ~ähr~~d
setzte man jüdische Schriften ins Griechische. Dabei ist jedoch zu beachten. daß man die griechische Formulierung der LXX dies kaum zum Ausdruck bringen kann: F:yw ELI-ll
»bis in die Beibehaltung der hebräischen Wortfolge hinein die heiligen Texte möglichst Clwv. 13 Ähnliches zeigt sich mit den Problemen, die die Übersetzer der LXX mit den
wörtlich [übersetzte] und [... ] jede weitergehende Beeinflussung durch griechische My- alttestamentlichen Theophanien hatten; sie denken eher an die Engel als Mittler zwischen
thologie und philosophische Spekulation«6 vermied. Zusammenfassend läßt sich somit Gott und den Menschen. Ps 104,4 heißt es nämlich z.B.: »Du machst dir Winde zu Boten
sagen, daß das gesamte Judentum ab der Mitte des dritten Jahrhunderts im strengen Sinne und lodernde Feuer zu deinen Dienern.« Der Hebräerbrief aber, der die LXX-Fassung zi-
als hellenisiertes Judentum zu betrachten ist. 7 tiert (Hebr I, 7) legt folgende Übersetzung nahe: »Er macht seine Engel zu Winden und
seine Diener zu Feuerflammen«. Durch die Trennung der Christen von den Juden und die
Davon zu unterscheiden ist zunächst das biblische Schrifttum selbst. 8 Zum einen ist Übernahme der LXX durch die Christen blieb das griechische AT im orthodoxen Juden-
festzuhalten, daß die späten Schriften des alttestamentlichen Kanons sowie apokalypti- tum fast ohne Wirkung.
sche und aJXlkryphe Werke und die Schriften aus Qurnran besonders von jenen gesam-
Zusammenfassend zeigt sich, daß die Auseinandersetzung mit der hellenistischen Gei-
Vgl. § 9.1. steswelt bereits sehr früh einsetzte und einerseits zu einer verstärkten Assimilation helle-
Vgl. Hengel. M .. 1973. S. 191; für das Zeitalter des Hellenismus vgl. Gunneweg. A. H. J .. nistischer Kultur und Bildung führte, andererseits gerade durch diese Tendenz Strömun-
1984. S. 153 ff. und Schneider. C .. 1967. S. 864 ff. gen hervorrief, die den ursprünglichen Glauben und die Frömmigkeit zu bewahren such-
3 Hengel. M .. 1973. S. 160. ten. Daraus folgt wiederum, daß man trotz einer Übernahme der hellenistischen Geistes-
4 Beispiele hierfür sind der sog. samaritanische Anonymus. Eupolemus und Iason von Kyrene; welt sich der Differenz und Fremdheit des Griechischen bewußt war. Zudem ist zu be-
dazu Hengel. M .. 1973. S. 161-183.
5 Die Situation der Diaspora ergab sich hauptsächlich aus drei Gründen: das babylonische Exil.
die Siedlungspolitik der Nachfolger Alexanders des Großen und die freiwilligen Auswanderer. 9 Vgl. Hengel. M .. 1973. S. 199 ff.
10 Vgl. ebd., S. 453 f.
6 Hengel. M .. 1973. S. 189.
11 Vgl. ebd., S. 456-459; dies gilt in gleicher Weise auch für den sog. Hellenistenkreis um Jesus
Vgl. ebd.. S. 193.
Auf die Frage der Zusammenhänge von altorientalischer Mythologie und Weisheit und der alt- (vgl. Schneider, C .. 1970, S. 91 ff.).
griechischen Geisteswelt kann hier nicht eingegangen werden (vgl. dazu Hengel. M .. 1973. S. 12 Gunneweg, A. H. J., 1984, S. 158.
13 Zur Problematik vgl. Stead, G. C., 1990. bes. S. 70--78.
197 f. mit weiterführender Literatur).
- 266 § 9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung 2. Biblisches Verstehen und griechL~ches Denken 267

achten, daß die späten Schriften des alttestamentlichen Kanons aus Kreisen stammen, die Um die Differenz des griechischen Denkens zu dieser hebräischen Konzeption heraus-
sich gegen die >Verfremdung< des Jüdischen zu wehren suchten. Wenn diese geschichtli- zustellen, rekurriert Th. Boman vor allem auf Parmenides, Heraklit und Platon. Für die
che Entwicklung selbst eine Differenz oder Fremdheit des Griechischen gegenüber dem Eleaten stellt Th. Boman besonders heraus, daß dort das Sein die essentielle und einzige
Jüdischen nahelegt, ist zu fragen, worin dieser Unterschied liegen kann. Realität darstelle, während die Bewegung verleugnet werde. 22 Zwar habe Heraklit die
Veränderung hoch geschätzt, dies sei aber, im Grunde genommen, ungriechisch. Denn
Die in der jüdischen Literatur seit dem 3. Jhd. v. Chr. empfundene Andersartigkeit der
die dominante Denkentwicklung schließe sich Parmenides an, so z.B. Platon, für den der
hellenistischen Kultur spiegelt sich auch in der neueren Forschung zum Problem der
Gegenstand des Denkens das Gegebene oder Seiende sei, die Welt in ihrem Inhalt; die
Hellenisierung wider. Zwar hatte man, wie die bisherige Entwicklung der Hellenisie-
höchste Stufe repräsentieren die Ideen als das wahrhaft Seiende. 23 Dies gelte auch für die
rungsfrage selbst gezeigt hat,14 die Problematik einer negativen Einschätzung dieses Pro-
negative Kehrseite. das Nichtseiende (ta ~~ ov), weil nach dem platonischen Sophistes
zesses dadurch zu lösen versucht, daß man zwischen Denkabsicht und Denkverfahren
das Nichtseiende nur als Negation des Seienden verstanden werden könne, das auch alle
unterschied; die Konsequenz war, daß man die systematische Fragestellung ausklam-
Vorstellungen umfasse, die keine Realität hätten. Die Existenz des Nicht-Seins sei nur
merte. Im Zuge der systematisch-hermeneutischen Orientierung wurde jedoch die Helle-
die Negation des Seins. 24 Nach Th. Boman ist somit nicht das Statische und Dynamische
nisierung kritisiert, und zwar unter der Voraussetzung, daß der Einfluß des Hellenismus
der wesentliche Unterschied: »Der Unterschied liegt vielmehr in dem Gegensatz zwi-
vom Altertum über die Scholastik bis hin zur Neuzeit das Aufkommen eines modemen
schen Ruhe und Bewegung.«25
Ausdrucks des Christentums verhindert habe. Damit richtet sich diese Forschungsrich-
tung gegen eine globale Hellenisierung, die dem heutigen Stand des Denkens nicht mehr Für das hebräische Denken ist i:l1 sowohl Wort als auch Tat und Sache. Nichtseien-
angemessen sein könne. 15 An exponierter Stelle steht dabei Th. Boman, dessen Ansichten des habe die Existenzweise des Nichtigen, des Windhauches. Das Wort Jahwes gehöre
exemplarisch für diese Forschungsrichtung diskutiert werden sollen. nicht der physischen, sondern der geistigen Sphäre an, worin Gottes Wille zum Ausdruck
komme. Die Tat sei die Konsequenz der in i:l1 liegenden Grundbedeutung, während
Nach Th. Boman ist für die Unterscheidung von griechischem und hebräischem Den-
für uns das Wort nie Tat sei. 26 Zwar habe sich die griechische Vorstellung vom 'AO'loc;,
ken die Gegenüberstellung von statisch und dynamisch unglücklich gewählt, weil der
von der Grundbedeutung 'Acy- >sammeln< oder >ordnen< erst später zur Bedeutung von
Begriff >statisch< nur die negative Kehrseite des Dynamischen darstelle. Griechisches
>Wort< entwickelt und darin die höchste geistige Funktion des Menschen angenommen,
und hebräisches Denken seien jedoch ebenbürtig. Man solle deshalb eher von dynamisch
wie dies auch von i:l1 gelte;27 in hellenistischer Zeit, dem Neuplatonismus und Stoi-
und ruhend sprechen. 16 Die hebräischen Verben würden stets als Grundbedeutung eine
zismus, repräsentiere aber der 'AO'loc;, die höchste religiöse Stufe; dies sei aber nicht mehr
Bewegung oder Wirksamkeit ausdrücken, so z.B. Cl' i', das >aufstehen< und >stehen<
typisch griechisch, sondern mit orientalischen Elementen gemischt,28
meinen könne,17 Bewegung und Stehen seien jedoch für das hebräische Denken keine
Gegensätze, sondern bildeten zusammen eine Einheit, weil Stehen als Abschluß einer Betrachtet man die Ausführungen von Th. Boman genauer, fallen besonders bei der
Bewegung verstanden werde. Daraus folge nach Th. Born an, daß ein bewegungsloses, Einschätzung der griechischen Philosophie Defizite auf. Wenn er davon spricht, daß für
starres Sein für den Hebräer ein Nichts sei,18 Dies gelte in gleicher Weise auch für die uns (d.h. für die heutige Zeit, im Sinne Bomans wohl im Gefolge griechischen Denkens
hebräischen Zustands- und Eigenschaftsverben, die weder ein Sein noch ein Werden be- verursachte Anknüpfung an die griechische Nicht-Identität von Tat und Wort) Sprache
schreiben, sondern ein Wirken, eine von innen heraus kommende Tätigkeit des Sub- und Handlung nicht wie bei den Hebräern zusammenfielen, geht er an der heutigen Dis-
jekts. 19 Das im logischen Bereich Statische werde durch die Nominalsätze ausgesagt, de- kussion über die Leistung der Sprache selbst vorbei. Denn gerade bei L. Wittgenstein, J.
ren Prädikat ein Substantiv sei und ein Starres, Zuständliches, ein Sein ausdrücke (als at- L. Austin und P. Winch werden Sprache und Handlung bzw. Tat im Sinne von Boman
tributive Zugehörigkeit).20 parallelisiert, was in gleicher Weise auch für den Wiener Kreis zutrifft. 29 Da~ Übersehen
dieser Problematik bei Boman rührt sicher daher, daß er sich gegen die Sprachlogik von
Was für die hebräischen Verben im Allgemeinen gelte, treffe auch auf iPil (>sein<)
R. Camap zur Wehr setzt 30 und damit die heutige Diskussion um die Sprache selbst ver-
zu. Entweder werde ein reales Werden (z.B. Gen 12, 10 oder Ex 23, 29) oder ein Werden
kennt.
in der inneren Wirklichkeit (vgl. Hos 7, 8) ausgedrückt, ein durch den Beruf Neues-Wer-
den (Gen 4, 2) oder ein Wirken (2 Kg 2,21).21 Dies gelte auch für das >Sein< (il~il) Aber abgesehen von diesem eher formal gehaltenen Einwand gegen Th. Boman, sind
Gottes, dessen Bedeutung darin bestehe, daß sich Gott als Gott durchsetze. zunächst dessen positive Einsichten in das Wesen der hebräischen Sprache hervorzuhe-

22 Vgl. ebd., S. 39.


14 Vgl. § 9.1. 23 Vgl. ebd., S. 41 f.
15 Als Vertreter dieser Richtung nennt L. Scheffczyk folgende Namen: J. Hessen, Th. Boman, W. 24 Vgl. ebd, S. 43.
Kamlah, L. Dewart, E. Schillebeeckx und CI. Tresmontant (vgl. Scheffczyk. L.. 1982. S. 23 0. 25 Ebd., S. 42.
16 Vgl. Boman, Th., 1968, S. 18. 26 Vgl. ebd .. S. 43-52.
17 Vgl. ebd., S. 19. 27 V gl. ebd.. S. 53 f.
18 V gl. ebd., S. 20 f. 28 Vgl. ebd., S. 54.
19 V gl. ebd., S. 22 f. 29 Vgl. Bubner, R.. 1982, S. 157 ff.; weiterführend über L. Wittgenstein. J. L. Austin und P.
20 Vgl. ebd, S. 25 ff. Winch hinaus: ebd., S. 168 ff.
21 Vgl. ebd., S. 28 f. Für die Verwendung von ."., mit Präpositionen vgl. ebd .. S. 29 ff. 30 Vgl. Boman. Th., 1968. S. 15 f.

j
r
268 § 9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung 2. Biblisches Verstehen und griechisches Denken 269

ben. Denn dort wird sicher durch die Verben zugleich das Wirken oder Gewirktsein des- zuschicken, daß man für das Verständnis neuplatonischer Philosopheme nicht auf orien-
sen thematisiert, was in dem Wort angezeigt sein soll. Dies trifft auch für den sprachli- talische Gedanken zurückzugreifen braucht, wie Tb. Boman vennutet. 39 Für die Konzep-
chen Befund z.B. von i1' i1 zu.3 1 Anders verhält es sich aber mit der Einschätzung der tion des voü.; bei Plotin hat sich gezeigt,40 daß dort Bewegung und Ständigkeit im Ge-
griechischen Philosophie, von der Tb. Boman lediglich ansatzweise Parmenides, Heraklit folge der ~EyL(Jta YEVT] Platons ineinander gehen. »Das Sein denkende Denken des Gei-
und Platon behandelt. Zwar ergibt sich im Anschluß an Parmenides besonders das Pro- stes ist der denkend bewegte Stand seiner Selbständigkeit«41. Die Bewegtheit des Geistes
blem, wie Sein oder Seiendes gedacht werden könne, es fragt sich aber, ob dies wie in ist zugleich seine Ständigkeit. Indem der Geist den Gedanken als von sich different und
der Darstellung Bomans das einzige Problem ist. Nach Parmenides ist im eigentlichen mit sich selbst identisch denkt, ist die Bewegung des Geistes seine In-sich-Ständigkeit.
Sinne nur das Sein. Darin ist Tb. Boman zuzustimmen. Aber das Sein ist für Parmenides Von daher gesehen, läßt sich die von Tb. Boman aufgestellte Differenz zwischen griechi-
nur Sein in dem sich in ihm aussprechenden Denken, so daß das Denken Denken des schem und hebräischem Denken sicher nicht halten. 42 Vielmehr scheint Tb. Boman im-
Seins ist. Daraus ergibt sich für Parmenides das Problem, wie Seiendes sagbar sein kann. plizit von den Gedanken M. Heideggers beeinflußt zu sein. Dieser verweist als Aufgabe
Nicht das Sein als solches ist in der parmenideischen Konzeption das Problematische, einer Destruktion der Geschichte der Ontologie besonders auf den Begriff der Ge-
sondern die nicht hinreichend verdeutlichte Unterscheidung von Denken und Wahrneh- schichtlichkeit: »Geschichtlichkeit meint die Seinsverfassung des »Geschehens« des Da-
mung.3 2 seins als solchen, auf dessen Grunde allererst so etwas möglich ist wie »Weltgeschichte«
Zugleich ist kritisch anzufragen, ob bei dem zweiten griechischen Philosophen (Hera- und geschichtlich zur Weltgeschichte gehören.«43 Heidegger fährt fort: es »wurde ge-
klit), den Tb. Boman behandelt, die Bewegung das entscheidende Interpretament für des- zeigt, daß die Frage nach dem Sinn des Seins nicht nur unerledigt, nicht nur nicht zurei-
sen Philosophie ist und zudem, ob dies tatsächlich aus orientalischer Vorstellung genom- chend gestellt, sondern bei allem Interesse für »Metaphysik« in Vergessenheit gekom-
men ist. Methodisch steht nämlich Heraklit für die Bedeutung des empirischen Wissens men ist. Die griechische Ontologie und ihre Geschichte, die durch mannigfache Filiatio-
in der ionischen Tradition.3 3 Der entscheidende Ansatz bei Heraklit ist jedoch, daß die nen und Verbiegungen hindurch noch heute die Begrifflichkeit der Philosophie bestimmt,
Einheit nur als Einheit des einander Widerstrebenden gedacht werden kann.3 4 Dies trifft ist der Beweis dafür, daß das Dasein sich selbst und das Sein überhaupt aus der »Welt«
auch für Gott zu: Gott ist Tag-Nacht USW.,35 d.h. Gott verändert sich nicht; er erscheint in her versteht und daß die so erwachsene Ontologie der Tradition verfällt, die sie zur
den Gegensätzen, bleibt ihnen gegenüber jedoch transzendent.3 6 Die von Tb. Boman vor- Selbstverständlichkeit und zum bloß neu zu bearbeitenden Material (so für Hegel) herab-
sinken läßt.«44 Auffällig ist, daß M. Heidegger wie auch die systematisch-henneneuti-
genommene Reduktion auf den Gedanken der Bewegung bei Heraklit scheint diesem
selbst nicht gerecht zu werden.3 7 sehe Richtung in der Kritik der Hellenisierung den Vorwurf erheben, daß über die
abendländische Tradition philosophisches Gedankengut der griechischen Philosophie be-
Ähnliches gilt für Platon: Tb. Boman rekurriert hier besonders auf den platonischen stimmend geblieben ist. Andererseits hat Tb. Boman gerade durch den Verweis auf Par-
Sophistes, um zu zeigen, daß das Nichtsein als Negativität des Seins gedacht werde. Dies menides und Platon herausgestellt, daß hier das Sein >statisch< oder ruhend gedacht wer-
ist jedoch m.E. nicht das zentrale Problem für Platon selbst. Denn für ihn geht es darum, de, sich also darin von der hebräischen Konzeption abhebe. Dies entspricht dem Vorwurf
wie die Idee als In-Differentes gedacht werden könne. Als In-Differentes ist die Idee dif- M. Heideggers von der Seinsvergessenheit, nämlich daß seit Parmenides und Platon die
ferent zu Anderem und deshalb durch sie selbst in der eigenen Selbigkeit. Diese Selbig- ontologische Differenz von Sein und Seiendem nicht beachtet worden sei. Dies trifft aber
keit schließt Anderes als ihr eigenes Nichtsein aus. Das Andere ist das eigene Nichtsein m.E. nicht auf Plotin zu, den Tb. Boman bezeichnender Weise aus seiner Untersuchung
der Idee. Somit impliziert das Sein der Ideen zugleich das Nichtsein einer anderen Idee. ausklammert.
Durch die Andersheit weist sich das Identische erst als es selbst aus. 38
Der Versuch, mit Hilfe einer Differenzierung von >dynamisch< und >ruhend< die Pro-
Daraus folgt für die Ausführungen von Th. Boman, daß aus Parmenides, Heraklit und blematik einer Hellenisierung aufzufangen und die durch die griechische Philosophie
Platon nicht die Differenz zum hebräischen Denken in der Weise konstruiert werden verdeckte Möglichkeit eines dynamischen Verstehens freizulegen, hilft weder, den Hel-
kann, wie es Boman vorschlägt: Ruhendes auf der einen Seite, Dynamisches auf der an- lenisierungsprozeß zureichend zu beschreiben, noch, den speziellen Fall bei Arius zu
deren Seite. Um dies zu verdeutlichen, verweist Tb. Boman auf das Verbum C:l1i', das verdeutlichen.
eine Bewegung auch in der Bedeutung >stehen< ausdrückt. Daß hier z.B. keine Differenz
zum Neuplatonismus eruiert werden kann, läßt sich an Plotin zeigen. Zudem ist voraus- Weiter führt einerseits das Verständnis der Kirchenväter selbst, wenn sie den bibli-
schen Glauben mit dem Instrumentarium griechischer Philosophie reflektieren, sich aber
dessen bewußt sind, daß dadurch in sich Probleme aufgeworfen werden können: »Vor
31 Vgl. dazu Gesenius. W./BuhI. F .. 1962. S. 226.
32 VgI. § 7.1a. allem aber blieb die Kirche, wie in den konkreten Strukturen ihres Gemeindelebens,l,. so
33 VgI. Frg. B 55 (162 Diels/Kranz).
34 VgI. Frg. B 51 (162 Diels/Kranz). 39 Dazu vgI. Beierwaltes. W .• 1981. S. 88, Anm. 68.
35 VgI. Frg. B 67 (165 Diels/Kranz). 40 Vgl. § 7.1a.
36 VgI. dazu Ricken. F .. 1988. S. 32-34. 41 Beierwaltes, W .. 1981. S. 26.
37 Diese Einstufung Heraklits trifft sich insofern mit der Ansicht M. Heideggers. als dieser Hera- 42 Es ist bereits zu fragen. ob überhaupt von einem hebräischen Denken gesprochen werden kann.
klit gegenüber Parmenides und Platon eine Sonderstellung zuweist; vgI. die Nachweise zu He- insofern dies eine philosophische Reflexionsform intendieren könnte.
raklit bei Feick. H .• 1980. S. 118. 43 Heidegger. M.. 1984. S. 20.
38 VgI. § 7.1a. 44 Ebd.. S. 21 f.
270 § 9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung

auch auf der Ebene ihrer Theologie, das heißt also der reflexen Besinnung auf ihren
Glauben, nicht unberührt von der Umwelt, in der sie zu leben und den Glauben zu arti-
3. Der Begriff XPHLIL
kulieren hatte.«45 Dies kann im Folgenden anhand des Begriffes XPH~I~ aufgezeigt
werden. Andererseits legt die biblische Offenheit der Aussagen von sich aus eine reflexe Im Umgang mit der antiken, paganen Kultur versuchten die Kirchenväter, diese für das
Durchdringung des Geglaubten nahe. »Solche Offenheit des Schriftwortes ist aber nicht Christentum fruchtbar zu machen. Eine Möglichkeit, auf die hier nicht näher eingegan-
nur der sachliche Grund, der Notwendigkeit und Recht der Schriftpredigt begründet, gen werden kann, war, sich der paganen Geisteswelt durch eine radikale Abwendung von
sondern sie legitimiert auch eine Theologie des Neuen Testaments.«46 Beide Aspekte der antiken, heidnischen Kultur ganz zu verweigern und sich auf die Selbstgenügsamkeit
sollen im Folgenden weiter verfolgt werden. der christlichen Offenbarung zurückzuziehen.! Die andere Möglichkeit bestand darin,
sich mit der paganen Kultur auseinanderzusetzen. Die Väter waren sich aber über die
Differenz zwischen Christentum und paganer Kultur im klaren und versuchten nicht,
diese einfach zu übernehmen, sondern zu selektieren, so etwa, was auf dem Gebiet der
Philosophie, Medizin, Naturwissenschaften usw. geleistet worden war; diesen selektiven
Prozeß bezeichnet Chr. Gnilka als diakritische Anstrengung;2 wenn also pagane Kultur
im christlichen Gedankengut aufgenommen wurde, war es das Ergebnis eines sorgsamen
Umgangs mit dem in der nichtchristlichen Kultur Vorgefundenen. Es werden zwei Erklä-
rungen bei den Vätern für diesen Sachverhalt eingebracht - theologisch und historisch.
Der erste Grund ergab sich aus der missionarischen Tätigkeit: wenn Petrus auf dem
Areopag zu den Heiden spricht und aufzuweisen versucht, daß der unbekannte Gott, an
den sie glauben, der christliche sein soll,3 wird implizit vorausgesetzt. daß Gott immer
schon in der Geschichte gehandelt hat und somit die Reflexion etwa der griechischen
Philosophen genau diesen Gott gemeint hat, auch wenn das, was in der griechischen
Philosophie thematisiert ist, nicht die volle Aufhellung des im Christentum bezeugten
Gottes ist. 4
Der zweite Grund der Notwendigkeit, sich mit der antiken Kultur zu beschäftigen, war
ein historischer: alle heidnische Weisheit sei aus dem AT geschöpft; auch die griechi-
schen Philosophen hätten ihre Weisheit von Moses erhalten. 5
Weil der Christ sich in der Welt befindet, die gut (1 Tim 4, 4), zugleich aber auch eine
Welt des Götzendienstes ist, muß das in der Welt Vorfindliche recht gebraucht werden.
Denn die Gutheit der Welt ist auch im ersten Timotheusbrief an eine Bedingung ge-
knüpft: f-lEW: EuxaQWtla.; Aaj.!ßaVOj.!EVOV (I Tim 4, 4). Nur was also der positiven
Darstellung der christlichen Botschaft dient, kann und soll für diese verwendet werden. 6
Wenn aber die materiellen und geistigen Güter als solche zunächst indifferent sind und
erst durch den Gebrauch (XQTiau;) recht oder falsch werden (usus iustus oder XQTiou;
oQöTj), sieht sich der Christ im Umgang mit der paganen Welt stets vor eine xQlm.; ge-
stellt. Die Notwendigkeit des rechten Gebrauchs ist aber trotz der Unschärfe des Begriffs
keine bloße Feststellung im Sinne der Kirchenväter, sondern bedeutet eine innere Not-
wendigkeit der Aneignung und Umformung.
Da die bisherige Untersuchung zur Frage der Hellenisierung des Christentums bei
Arius gezeigt hat, daß diese Problematik besonders durch die exegetische Fragestellung

! Vgl. Armstrong. A. H./ Markus. R. A.. 1960. S. 135-142.


Vgl. Gnilka. Chr.. 1984. S. 13.
Vgl. Apg 17.23.
4 Vgl. dazu Gnilka. Chr., 1984. S. 13; vgl. dazu die Konzeption des AOYO<; OltEQlilltLXO<;.
5 Vgl. ebd.. S. 15; zum gesamten Komplex vgl. Armstrong. A. H./ Markus. R. A .. 1960. S.
142 ff.; Aekermann. D. c.. 1835. S. 3 ff. und Fabricius. C.. 1988. S. 182 f.
45 Brox, N., 1985, S. 137. 6 Vgl. Gnilka. Chr .. 1984. S. 44; allgemein zur Einordnung der Begriffes >rechter Gebrauch<
46 Schlier. H.. 1964. S. 88. Hacker. P .. 1978, S. 338 ff.

J
po

§ 9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung J. Der Begr!ff XPlI~[2: 273


272

virulent wird und das exegetische Milieu hauptsächlich aus der origenistischen Tradition Arius;18 in gleicher Weise zeigte sich dies bei der Unterscheidung von Denkform und
heraus verstanden werden kann,? sei hier ein Lösungsansatz der Frage unter Berücksich- Denkabsicht.19 Es muß deshalb vom systematischen Standpunkt aus dieser Frage genauer
tigung der XQl'J<JL'; am Beispiel von Origenes aufgezeigt. Die Dankrede an Origenes, die nachgegangen werden. Dies kann anhand der Thesen W. Pannenbergs exemplarisch ge-
von Gregor, dem Wundertäter, verfaßt ist, wirft ausdrücklich Licht auf die Unterrichts- schehen.
methode des Origenes. Er wollte seine Schüler zur Unterscheidungsfähigkeit (XQl<JL';)
erziehen, sowohl in der Dialektik8 als auch den Naturwissenschaften 9 und der Ethik 1o.
Dies geschah auch unter Einschluß der Lektüre heidnischer Philosophen und Dichter;l1
eine Ausnahme bildeten lediglich die Atheisten, worunter Origenes und Gregor die Epi-
kureer verstanden.1 2 »Alles, was brauchbar (XQT]<Jq.lOV) war von jedem Philosophen und
wahr, sammelte er auf (avUAB)'Wv) und legte es uns vor, alles aber, was falsch war,
schied er aus (exxQlvwV). ganz besonders das, was der Gottesverehrung der Menschen
eigentümlich ist.«13
Dieses Bild wird auch durch einen Brief des Origenes an Gregor, den Wundertäter, be-
stätigt: Gregor solle seine ganze Kraft für das Christentum gebrauchen, auch die Philo-
sophie studieren, da diese propädeutische Dienste leiste. 14 Dieser Gedanke wird von Ori-
genes durch eine Auslegung des Auszugs der Israeliten aus Ägypten verdeutlicht; die
Ägypter gebrauchten nicht in gehöriger Weise, was die Israeliten ihnen wegnahmen und
dank der Weisheit Gottes zur Verehrung Gottes gebrauchten.1 5 Der rechte Gebrauch ist
nicht nur eine Notwendigkeit aufgrund der menschlichen Einsicht, sondern eine Pflicht,
die von Gott verlangt werde. Der Mißbrauch der Bildungsgüter ist folglich auch eine
Fehlorientierung. Im Römerkommentar schreibt Origenes: }>Indifferent (aöu:i<poQo,;) ist
die menschliche Weisheit; doch dem, der sie gut gebraucht (xuAiD.; utrrfi XQWfll~V41)
und sie annimmt, wie es sich gehört (EL'; Ömv UUt~V ltaQUAaflf3avovn), schafft sie
Platz für die Weisheit Gottes.«16
Aus den Untersuchungen Chr. Gnilkas wird deutlich, daß die bei Origenes und in der
nach apostolischen Zeit übliche DenkweiseI? auch für Arius vorausgesetzt werden könnte.
Sie zeigt, daß man sich darüber klar war, daß nicht die gesamte pagane Kultur für die

I
Darstellung des christlichen Glaubens verwendet werden kann, sondern in sich Gefahren
birgt, die eine Verfremdung in der Reflexion auf das Geglaubte herbeiführen kann. Folg-
lich kann man den Kirchenvätern nicht den methodischen Vorwurf machen, sie würden
voreingenommen die griechische Philosophie verwenden, um das in der Bibel Enthaltene
systematisch zu entfalten und dadurch zu verfremden. Davon zu unterscheiden ist jedoch #
die Frage, inwiefern dadurch aber nicht doch das hellenistische Element trotz der Me-
thode und Denkforrn des rechten Gebrauchs das genuin Christliche verändert. Diese Pro-
blematik stellte sich insbesondere bei der Untersuchung der exegetischen Methode bei

Vgl. § 8.2a.
GregorThaumaturgus. Dankrede 106-108 (140 CrouzeJ).
9 V gl. ebd .. 11 0 (142 CrouzeI).
10 Vgl. ebd.. 115 (142 CrouzeI).
11 Vgl. ebd., 151 (158 CrouzeI).
12 Vgl. ebd .. 152 (158 CrouzeI).
13 Ebd.. 172 f. (166/168 Crouzel; Übers. nach Gnilka. Chr.. 1984. S. 56).
14 Vgl. Origenes. Ep. ad Gregor. 19-49 (188/190 CrouzeI).
15 Vgl. ebd.; dazu Gnilka, Chr.. 1984. S. 57.
16 Origenes. in Rom. Frg. 28 (Scherer); Übers. nach Gnilka, Chr., 1984, S. 62. 18 V gl. § 8.1 und § 8.2a.
I? Dazu die gesamte Arbeit von Gnilka, Chr., 1984. I 19 Vgl. § 9J.

J
4. Modifikation des Ansatzes von Harnack durch Pannenberg 275

4. Die Modifikation des Ansatzes von A. v. Hamack durch W. geschichtlichen Beispiele selbst zu der Ansicht, daß bei den Kirchenvätern ein unbibli-
scher Gott der Philosophie vorläge.B Diese Problemlage soll im Folgenden besonders an-
Pannenberg hand der Untersuchungen von W. Pannenberg erhellt werden. Dieser hatte 1959 eine Ar-
beit zu diesem Thema vorgelegt,9 die in der Forschung weithin rezipiert worden war.
Im einem der letzten Kapitel hat sich gezeigt, daß die Unterscheidung von griechi- Aufgrund der Bedeutung dieses Ansatzes von Pannenberg sollen dessen Ausführungen
schem und hebräischem Denken, wie sie von Th. Boman durchgeführt worden war, be- eingehend erörtert werden. Ein besonderer Schwerpunkt soll einerseits dadurch gesetzt
sonders für die Frage, ob das griechische Denken als statisch oder ruhend vorgestellt sein, daß der Zusammenhang dieser Aspekte im Rahmen einer Geschichtsbetrachtung
werden soll, unzureichend gelöst wurde. Vielmehr scheint die Differenz von Denkabsicht diskutiert und andererseits kritisch befragt wird. In einem zweiten Schritt soll gezeigt
und Denkverfahren bei der Einordnung einzelner Kirchenväter in den Hellenisierungs- werden, wie sich Pannen bergs Ansichten gewandelt haben, besonders was den Ge-
prozeß hilfreich zu sein. Wenn sich christliches Verstehen, soweit es die reflexe Durch- schichtsbegriff betrifft.
dringung des Glaubens in einer nicht allein vom Christentum selbst geprägten Welt und W. Pannenberg geht in seiner Beurteilung der Hellenisierung des Christentums im We-
auch nicht aus Notwendigkeit auf das biblische Verstehen reduzierbare Vernalten des sentlichen von den Gedanken A. Ritschls und A. v. Harnacks aus. Ritschl hatte sich ge-
Menschen betrifft, von sich selbst her auslegen muß, so kann - das hat der Überblick gen die Rolle der Metaphysik in der christlichen Gotteslehre gewendet. Dies bedeutete
über den Forschungsstand zur Hellenisierungsthese gezeigt 1 - die Hellenisierung selbst für ihn nicht nur wie bei Schleiermacher eine Opposition gegen die natürliche Religion
als historisch legitim und unumgänglich verstanden werden. Obwohl man in der syste- und Theologie der Aufklärung,lO sondern darüber hinaus auch gegen die altkirchliche
matisch-hermeneutischen Richtung der Forschung durchaus diese Aspekte zu würdigen Rezeption der antiken philosophischen Theologie. ll Diese Gedanken wirkten sich auf die
weiß, emebt sich der Einwand, daß für das modeme religiöse Bewußtsein die Begriff- Thesen A. v. Harnacks aus, die in ihrer Wirkungsgeschichte Anlaß für kritische Re-
lichkeit, die im Rahmen hellenistischer Denkkategorien entwickelt worden sei, un- flexionen über die Aufnahme des philosophischen Gottesbegriffs in die frühchristliche
brauchbar ist. Denn für das Konzil von Nicaea hätte es z.B. neben hellenistischen Lösun- Theologie wurden, besonders bei W. Pannenberg.1 2 Das Problem sieht er bei A. Ritschl
gen auch unhellenistische geben müssen, so E. Schillebeeckx: »Die einseitige Entschei- und A. v. Harnack besonders darin, daß beide nicht zu zeigen vermochten, wie der Gott
dung hat auf die Dauer zu Aporien geführt, die auf dem einmal eingeschlagenen Weg Israels als der eine Gott von einem Nichtjuden geglaubt werden könne. 13
kaum zu lösen sind. Gerade deshalb verlangt sie nach neuer. kritischer Erinnerung an
vornizänische Tendenzen, wodurch nicht die alte Entscheidung, aber ihr einseitiger Ak- W. Pannenberg versucht darzulegen, daß die Apologeten den philosophisch-griechi-
zent und ihr Verschweigen komplementärer. wesentlicher Aspekte ungeschehen gemacht schen Gottesbegriff keineswegs unkritisch übernommen haben.1 4 Exemplarisch sei dies
werden.«2 Damit wird auf grund systematischer Überlegungen die historische Legitimität für den Bereich >Monotheismus und Schöpfung< gezeigt. 15
der Hellenisierung zurückgenommen. In der griechischen Philosophie bis hin zum Neuplatonismus, Neupythagoreismus und
Exemplarisch zeigt sich diese Tendenz einerseits in der Gottesvorstellung, andererseits weiteren Spätformen der Philosophie der Antike wurde das gestaltende Prinzip hervorge-
in der Vorstellung von der Person Jesu und schließlich in der Leib-Seele-Problematik) hoben, das auf etwas anderes wirkt, sei es der immanente Logos der Stoa, der Geist bei
Hier soll lediglich auf das erste Problem aufmerksam gemacht werden: ursprünglich Platon,16 aber auch der unbewegte Beweger17 bei Aristoteles. Wirkung eines letzten
nahm man an, daß der Gottesbegriff des Platonismus, der über der Welt seiende Gott als Grundes setzt immer schon das Woraufhin, also da5 Gewirkte, voraus, eine Dualität von
Idee des Guten, den christlichen Gottesbegriff verfälscht habe. 4 Neuere Forschungen ha- Gott und Kontingentem oder die Materie.1 8
ben aber z.B. für Plotin gezeigt. daß dessen )Gottes<-Vorstellung nicht konform geht mit
einem weltfremden Abstraktum oder einem bloß subjektiven. aber in sich notwendigen
8 Vgl. Scheffczyk, L., 1982, S. 25.
Gedanken. 5 Die Kritik verlagerte sich deshalb besonders unter dem Einfluß der Prozeß-
9 Vgl. Pannenberg, W., 1967. S. 296 ff. (früher: ZKG 70 [1959]1--45).
theologie auf den Begriff der an:a6ELa. 6 Die reale Leidensgeschichte beginne mit der 10 Vgl. Pannenberg, W., 1988 a, S. 112.
Entzweiung in Gott selbst;7 durch diesen Gedanken versucht man zu zeigen. daß dadurch 11 Vgl. ebd.
der angeblich leidlose Gott bei den Kirchenvätern enthellenisiert werden könnte. Einer- 12 Pannenberg, W., 1967, S. 296 ff.
seits nimmt man dabei aber den geschichtlichen Befund nicht ernst. weil z.B. im ortho- 13 Vgl. Pannenberg, W., 1988 a, S. 112.
doxen Theopaschismus mit der Formel >unus ex trinitate crucifixus est< das Leiden Got- 14 Vgl. Pannenbrg, W., 1967, S. 341.

tes durchaus ausgedrückt werden konnte; andererseits führt nur die Vernachlässigung der 15 Vgl. ebd., S. 314 ff.
16 Im Timaios und der Schrift "Über das Gute«; vgl. Dillon, J., 1977, S. 1 ff. für die ungeschrie-
bene Lehre Platons.
Vgl. § 9.l. 17 Vgl. Aristoteles, Met. 1074 b 25 ff. (259 Jaeger).
Schillebeeckx, E., 1980, S. 505. 18 Anfanghaft läßt sich dies bereits bei Anaximander (Frg. B 2 und B 3 [89 Diels!Kranz]) nach-
Zu den beiden letzten Aspekten vgl. Scheffczyk, L., 1982, S. 26 ff. weisen. Das In-Sein und zugleich das Über-Sein wird deutlicher bei Platin entwickelt, z.B.
4 Vgl. § 9.1. Enn. VI 9, 3, 51 (für die Jenseitigkcit des EV); 1II 8,9, 38 (als Ursprung); V 2, 1, 1 (für das In-
5 Vgl. Scheffczyk, L., 1982, S. 25. Sein) oder: ltavTaXoü [... 1 xai al, Elvm o{fu~oü (VI 8, 16, 1 f.; vgl. V 5, 9, 22; ausführli-
6 Zur Problematik der Prozeßthcologie vgl. § 5.2. cher § 6.2e); ideengeschichtlich wirkt dies auch über Augustinus ins Mittelalter weiter (vgl.
7 Vgl. Moltmann, J., 1981, S. 233. Z.B. Augustinus, Rn. in Psalm 83, 10 [1155 ff. Dckkers/FraipontJ; Conf. XIII 9, 10 [256 f. Ver-

J
276 § 9 Kategorien der Deutung der Hel/enisierung 4. Modifikation des Ansatzes von Harnack durch Pannenberg 277

Demgegenüber betone die Bibel die Freiheit Gottes im Schöpfungsakt. Tatian l9 und Zugleich beweist aber sein abschließendes Resümee, daß eine kritische Aufarbeitung des
Thl'Ophilus von Antiochien 2o durchbrechen nach W. Pannenberg die platonische Idee philosophischen Gotteszeugnisses nicht geleistet worden sei, daß er aufgrund einer
einer anfanglosen Materie und halten daran fest, daß es eine Schöpfung aufgrund der Orientierung an der adäquaten Versprachlichung des Glaubens in der heutigen Gesell-
Freiheit Gottes geben müsse. Die Materie müsse als von Gott geschaffen gedacht wer- schaft die zuvor gewonnenen Einsichten teilweise zurücknimmt.
den, und zwar als Schöpfung aus dem Nichts. 21 Denn, so die Begründung, eine Materie,
Diese Position W. Pannenbergs ergibt sich aus der konstitutiven Spannung von Theo-
die anfang los ist, müßte Gott an Kraft gleich und unveränderlich sein. In diesem Sinne
logie und Philosophie, und zwar aus zwei Gründen: aus dem Vollzug des theologischen
haben die Apologeten den philosophischen Gottesbegriff nur gebrochen aufgenommen,
Denkens selbst und aus dem Gegenstand der Theologie. Wenn nämlich der Vollzug des
wie dieses Beispiel bei W. Pannenberg zeigen soll.
theologischen Denkens in sich betrachtet wird, kann nicht angenommen werden, daß die
Die Auseinandersetzung mit dem philosophischen Gottesbegriff der Griechen war je- Interpretationen des Geglaubten vom Urheber der Offenbarung selbst inspiriert erschei-
doch vom universalen Anspruch des Christentums selbst gefordert. Bestand diese Uni- nen. Würde man voraussetzen, daß im Vollzug des theologischen Denkens eine quasi-
versalität in legitimer Weise, so konnte die Auseinandersetzung mit >dem< Gott der Phi- göttliche Funktion aufscheint, die Theologie also als >doctrina sacra< verstanden wird,
losophen nicht dadurch geschehen, daß man versuchte, den nicht im christlichen Glauben müßte gefolgert werden, daß in jedem Moment der interpretativen Tätigkeit des theologi-
Verwurzelten zu vereinnahmen, sondern nur, indem - von der Universalität her - die- schen Denkens eine Sonderoffenbarung angenommen werden müßte, die mit dem Cha-
ser Anspruch des Christentums sich auf dem Boden des Hellenismus durchsetzte. 22 W. rakter der Inspiration aufträte;24 damit würde aber die Offenbarung unter Voraussetzung
Pannenberg glaubt, daß zwar der philosophische Gottesbegriff, wie oben exemplarisch der Selbstoffenbarung Gottes, in der Gott sowohl Subjekt als auch Objekt der Offenba-
gezeigt, an einigen Stellen durchbrochen worden sei, daß man aber die kritische Aufar- rung ist, aus der allgemeinen Geschichte herausfallen und mit dieser nicht mehr koexten-
beitung des philosophischen Gotteszeugnisses letztlich nicht überzeugend geleistet siv sein können. Das Ergebnis wäre für den jeweiligen Interpreten eine Bewußtseins-
habe. 23 Damit zeigt sich bei W. Pannenberg die eingangs durch E. Schillebeeckx und J. spaltung, wenn die Begriffe in der Theologie jeweils anders verwendet werden müßten
Moltmann dargelegte Problematik: zwar erkennt W. Pannenberg zu Recht, daß die Kir- als etwa in der Philosophie,25 so daß sich daraus zwei Arten von Geschichte ergäben.
chenväter nicht generell philosophische Spekulationen in ihre Gotteslehre aufgenommen
Andererseits ist die konstitutive Spannung von Theologie und Philosophie vom Ge-
haben; darin würdigt Pannenberg die Forschungen zur Hellenisierung in positiver Weise.
genstand der Theologie gefordert, weil diese den Anspruch erhebt, eine Wissenschaft
von Gott zu sein, <ih. ein Reden vom schöpferischen Ursprung alles Wirklichen. »Gott
heijen]; IX 10.24 [147 f. Verheijen]; ver. rel. 39. 72 [234 Daurl; dazu Beierwaltes. W., 1981 a,
[ist] eigentlich noch nicht gedacht [. .. ], wenn nicht alle Wirklichkeit so gedacht wird,
S. 34); weitere Aspekte werden durch Proklus vermittelt (z.B. EIern. theol., prop. 115: rnExn-
va [. .. ]lbra<;; {)fO<;; [100, 30 f. Dodds]: wie bei Plotin wird dies im Anschluß an Platon [Rep.
daß sie auf Gott als ihren Schöpfer und Ursprung zurückverweist.«26 Daraus folgt die
509 b; 544 Eiglerl entwickelt); bei Proklus reicht die oberste Ursache mit ihrer Wirkung bis Notwendigkeit, sich mit der Philosophie in kritischer Rezeption auseinanderzusetzen.
zum letzten Gewirkten (EIern. theol. 18 [20 Dodds]; 65 [62 Doddsl; 56 [54 Dodds] und 57 Das hellenistische Zeitalter war vom Erlebnis der Pluralität von Kulturen geprägt; die
[54 f. Doddsl; vgl. Beutler, R., 1957, Sp. 210 f.). Plotin, Porphyrius und Proklus finden in die griechische Philosophie versuchte in dieser kulturellen Pluralität das Bewußtsein von
arabische Philosophie Eingang, so in den Liber de causis (vgl. Bardenhewer, 0., 1882, S. umgreifender Einheit im Medium des Denkens zu bewahren. Um den Anspruch auf hu-
16-37 für Proklus und die Andeutungen bei Saffrey, H. D., 1963, S. 269 ff., bes. S. 274 für mane Allgemeingültigkeit aufgrund des Gedankens der Einheit Gottes vertreten zu kön-
Plotin; vgl. die Plotintradition in der arabischen Philosophie bei Schwyzer, R., 1951, Sp. nen, mußte auch das Christentum sich in eben diesem Medium artikulierenP
501 ff.; z.B. Liber de causis prop. XI 106 [162 Pattin]; VII 74 [152 Pattin] usw.); der Liber de
causis wurde schließlich von Thomas von Aquin kommentiert (nach Übersetzung von Wilhelm Diese Ausführungen Pannen bergs gewinnen aber erst ihre volle Bedeutung, wenn sie
von Moerbecke), vorher bereits übersetzt von Gerhard von Cremona (vgl. Franciscus Pipinus auf dem Hintergrund seiner Bestimmung der Geschichte selbst gesehen werden. Dies legt
über Gerhard von Crernona bei Bardenhewer, 0., 1882, S. 145) und findet reichen Eingang sich von daher nahe, als sich W. Pannenberg gerade in der Zeit, in der er sich mit der
auch Z.B. bei Meister Eckhart (vgl. z.B. in Exod. n. 20 [LW II, 26]); für den Kommentar des Frage der Aufnahme des philosophischen Gottesbegriffes in der Theologie beschäftigte,
Thomas vgl. BeierwaItes, W., 1963, S. 192 ff.; für die Abgrenzung von Proklus und Meister zugleich einen Aufsatz zu der Problematik von Heilsgeschehen und Geschichte publi-
Eckhart vgl. Beierwaltes, W.. 1979, S. 395 ff., bes. für die negatio negationis [dazu auch §
zierte. 28 Dabei verstand W. Pannenberg die Geschichte als ein Geschehen zwischen Ver-
6.2ell. Insofern zeigt sich an diesen wenigen Aspekten eine reiche Wirkgeschichte dieser Ge-
danken bis ins Mittelalter und darüber hinaus. heißung und Erfüllung, wobei durch die Verheißung die unumkehrbare Zielrichtung auf
19 Or. 5-7 (5, 16 ff. Schwartzl. die Erfüllung hin intendiert sei. 29 Der Aspekt der Überlieferungsgeschichte wurde hier
20 Ad Autol. II 4 (26 Grant); I 3 (4 Grant); II 10 (38/40 Grant); vgl. Methodius von Olympus, de aber völlig ausgeklammert.
autex. 5 f. (157-162 Bonwetsch); dazu Pannenberg, W., 1967, S. 317.
21 Vgl. auch Irenäus, ad\". haer. II 10, 3 (88/90 Rousseau/Doutreleau) und Tertullian, Apol. 17, 1
(PL 1,431 f.).
22 Vgl. Pannenberg, W., 1967, S. 309. 24 Vgl. Wiedmann, F .. 1972, S. 97.
23 Vgl. ebd., S. 343 f.; diese Aufarbcitung der von der Alten Kirche nicht geleisteten Anstrengung 25 VgI. Koch, K., 1988, S. 309; zu K. Koch vgl. Müller, G. L., 1990 b, Sp. 11 ff.
des Begriffs, um mit Hegel zu sprechen, setzt sich H. Küng (z.B. ders., 1974, S. 438: die meta- 26 Koch, K., 1988, S. 310.
physische Deutung sei eine Konsequenz davon, daß in der Alten Kirche keine andere Begriff- 27 Vgl. Pannenberg, W., 1985 a, S. 309 ff.
lichkeit zur Verfügung gestanden habe); zur Auseinandersetzung mit 11. Küng vgl. Grillmeier, 28 VgI. Pannenberg, W., 1959, S. 218 ff. und 259 ff.
A., 1976 a, S. 60-82 und ders., 1976, S. 196 ff. 29 Vgl. Koch, K., 1988, S. 79.

j
4. Modifikation des Ansatzes von Harnack durch Pannenberg 279
278 § 9 Kategorien der Deutung der HellenL~ierung

W. Pannenberg geht bei der Bestimmung des Verhältnisses von Heilsgeschehen und kann dieses Geschehen als solches nicht überholt werden. Dabei steht das Christusereig-
Geschichte davon aus, daß im Gegensatz zum jüdischen und christlichen Verständnis nis nicht singulär und isoliert da. sondern als Glied der Geschichte Gottes mit Israel. was
dem kultisch-mythischen als auch dem kosmisch-philosophischen Denken die Zu- sich besonders in der Auferweckung Jesu zeigt, die nur auf dem Hintergrund der apoka-
kunftsorientierung fehle;3o ersteres datiere das bleibende Moment in die Urzeit zurück, lyptischen Erwartungen verstehbar sei,32 Wenn das Christusgeschehen die Prolepse des
letzteres suche das eigentliche Wesen der Wirklichkeit im Immerseienden. Die Struktur Endes der Geschichte sei, die Selbstoffenbarung aber nur im Gesamt der Geschichte ih-
einer Zukunftsorientierung lasse sich aber aus dem Begriff der Selbstoffenbarung Gottes ren Sinn ethält, ist mit der Vorwegereignung der Geschichte in Jesus zugleich der univer-
sale Horizont der Selbstoffenbarung eröffnet. Aufgrund dieser Universalität ist der Weg
entwickeln. Diese könne keine Kundgabe sonst verborgener Sachverhalte durch Gott
der Christen zu den Heiden als notwendige Konsequenz zu betrachten; folglich ist unter
meinen, da sich sonst erneut das Problem einer Sondergeschichte stellen würde, die ent-
den damaligen geschichtlichen Bedingungen die unabdingbare Übertragung der christ-
weder supranatural oder als Ich-Geschichte, folglich in sich verschlossen, vorgestellt
lich-biblischen Erkenntnis der Definitivität und Universalität der Selbstoffenbarung
werden könnte. Wenn demgegenüber von der Selbstoffenbarung die Rede ist, Gott also
sowohl Subjekt als auch Objekt seiner Offenbarung ist, folgt daraus, daß sich Gott defi- Gottes im Geschick Jesu zu thematisieren gewesen. Weil aber die Selbstoffenbarung
nitivoffenbart (als Wesenserschließung) und daß es nur eine Offenbarung geben könne)! Gottes als indirekte Offenbarung erfolgt, bezieht sich die Worthaftigkeit der Offenbarung
Um das Konzept einer Sondergeschichte zu vermeiden, ist es notwendig, die Selbstoffen- auf diese selbst in der Weise der Vothersage, der Weisung und des Berichtes. Daraus
folgt, daß das Wort als solches für den Offenbarungsbegriff nicht konstitutiv ist. Das
barung als indirekte Offenbarung in der Geschichte zu begreifen, die als ganze Offen-
Wort ist nicht identisch mit dem eigentlichen Offenbarungsgeschehen; es ist selbst erst
barung Gottes ist. Daraus folgt, daß kein Datum in der Geschichte absolute Bedeutung
haben könne, auch nicht die Geschichte Jesu. Eine Sondergeschichte würde zwar ermög- vom Inhalt der Offenbarung her verständlich, so daß eine berichtende Explikation der
lichen, das partikuläre Christusgeschehen als Selbstoffenbarung Gottes zu fassen, aber >Tatsachen< vorliegt. 33
dies ginge auf Kosten der Universalisierbarkeit der Offenbarung. Damit sieht sich W. Mit dieser Interpretation der Geschichte und der Selbstoffenbarung Gottes kann W.
Pannenberg vor eine doppelte Problematik gesteHt: nur die Geschichte als ganze kann als Pannenberg zeigen, daß die Explikation der christlichen Botschaft im Raum hellenisti-
Selbstoffenbarung begriffen werden; andererseits ist zu erweisen, wie sich das Geschick schen Denkens notwendig und unumgänglich war. Zugleich wird deutlich, daß die Inter-
Jesu als partikuläres Ereignis zur Gesamtgeschichte vethält. pretation dieses Vorganges bei W. Pannenberg sich aus dem Vollzug des theologischen
Den ersten Aspekt würdigt W. Pannenberg durch die Bestimmung der Geschichte Denkens einerseits und dem Gegenstand der Theologie andererseits ergibt. Dabei fällt je-
selbst. Wenn die Selbstoffenbarung Gottes nicht theophanisch verstanden werden kann, doch auf, daß die Geschichte als solche in diesem frühen Stadium des Denkens von W.
weil dadurch implizit entweder eine supranaturale Deutung oder ein individuell-inspiriert Pannenberg nicht an dem Begriff der Überlieferungsgeschichte orientiert ist, sondern als
gedachtes Vethältnis von Gott und dem Hörer der Offenbarung vorausgesetzt wird, of- Geschehen zwischen Verheißung und Erfüllung gedeutet wird.
fenbart sich Gott jeweils im Medium der Geschichte, also zugleich in der Sprachgestalt An dieser Konzeption, soweit es den Aspekt der Aufnahme des philosophischen Got-
der Menschen, so daß Offenbarung nicht rein rezeptiv gedacht werden kann. Die Ge- tesbegriffes in die frühchristliche Theologie betrifft, wurde besonders von G. C. Stead
schichte selbst ist aber in ihrer Vorläufigkeit als kontingente Geschichte selbst unabge- Kritik geübt,34 W. Pannenberg beurteilt, wie oben dargestellt, die Bedeutung der Philo-
schlossen, so daß sich der Sinn der Geschichte und damit der Selbstoffenbarung Gottes sophie einerseits positiv, da die christliche Vorstellung des einen Gottes durch die Ten-
nur von der Gesamtheit der Geschichte, also vom Ende der Geschichte her betrachten denz der griechischen Philosophie zum Denken des Einen bestärkt worden sei. 35 Hinder-
läßt. Dieser Aspekt ergibt sich stringent aus dem Indirektheitscharakter der Offenbarung. lich sei die Philosophie für die Theologie aber deshalb gewesen, weil man Gott als Ur-
Ohne diese Voraussetzung ist die Selbstoffenbarung nicht verstehbar, weil nur die Ganz- sprung der Welt dachte und sein Wesen von der Tatsache ableitete, daß er dieser Ur-
heit der Geschichte die Selbsterschließung Gottes offenbaren kann. Wenn sich aber die sprung ist; dadurch stehe die griechische Philosophie im Widerspruch zum biblischen
Selbstoffenbarung nach Pannenberg nur vom Ende der Geschichte her deuten läßt, folgt Gedanken der Freiheit. 36 Bei der theologischen Aneignung philosophischer Konzeptio-
aus dem Endecharakter zugleich die Öffentlichkeit der Offenbarung als Offenheit für je- nen seien wichtige Aspekte biblischer Theologie vernachlässigt worden. G. C. Stead
den, weil es sich um eine eschatologische Geschichte und nicht um eine Sonderge- stellt zu Recht heraus, daß der erste dieser beiden Gedanken bei Pannenberg hätte er-
schichte neben der allgemeinen Geschichte handelt. warten lassen, daß sein Vorwurf an die griechische Philosophie lautet, sie habe Gott zu
Wenn sich aber nur die Gesamtheit der Geschichte als Selbstoffenbarung verstehen sehr mit der Welt verbunden. W. Pannenberg betont aber, daß das Problem darin bestand,
läßt, besteht zu Recht das Problem, wie das partikuläre Christusereignis als unumgängli- daß die Philosophie Gott zu sehr von einer Beziehung zur Welt in Zeit und Wandel ent-
ches Geschehen in der Geschichte gedeutet werden kann. Diesem Problem versucht W.
Pannenberg dadurch zu begegnen, daß er das Geschick Jesu als Vorwegereignung des
Endes der Geschichte in der Geschichte deutet. Als eschatologische Vorwegereignung 32 Dazu besonders Pannenberg, W., 1978. S. 3 ff.
33 Vgl. dazu Koch. K.. 1988. S. 71 ff.
34 Vgl. Stead. G. C .. 1986, S. 349 ff.; vgl. auch Ritter. A. M., 1984. S. 32 ff. Für die verantwort-
30 Vgl. hierzu und zum Folgenden Koch. K .. 1988. S. 64 ff. mit den entsprechenden Nachweisen
bare Vermittlung beider Denkformen. der griechischen Philosophie und der christlichen Theo-
bei W. Pannenberg.
logie. vgl. Vogel, C. J. deo 1985. S. 1 ff. und dazu Beierwaltes. W .. 1989. S. 23. Anm. 2.
31 Zu letzterem Aspekt hat W. Pannenberg ausführlich Stellung bezogen (vgl. ders .. 1985. S.
35 Breiter dazu § 7.1a.
84 ff.); für die Entwicklung des Offenbarungsverständnisses innerhalb der Geschichte (epipha-
36 Vgl. Pannenberg, W .. 1967. S. 311 f. und Stead. G. C.. 1986. S. 351.
nisch. intellektualistisch und instruktionstheoretisch) vgl. Döring. H.. 1985. S. 20 ff.

1
280 § 9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung 4. Modifikation des Ansatzes von Harnack durch Pannenberg 281

fernt habeY Es stellt sich deshalb die Frage, ob sich diese Konsequenz, die Pannenberg Stead vorgebracht hat. ist aber ein zweifaches zu bedenken: die Position W. Pannenbergs
aufzeigt, also das Problem der Transzendenzvorstellung, aus unausgewogenen Positionen ergibt sich - das ist über G. C. Stead hinaus festzustellen 48 - nicht allein aus einer
bei W. Pannenberg selbst ergibt. Fehleinschätzung mancher Strömungen der griechischen Philosophie oder der christli-
~.hen !heologie, sondern, wie oben gezeigt, wesentlich auch aus der Ausklammerung des
Zunächst stellt Pannenberg fest, daß sich die theologische Reflexion hauptsächlich an
Uberheferungsgeschehens. Zudem sei hier zusätzlich auf einige Einzelfragen eingegan-
dem philosophischen Gottesbegriff des Mittelplatonismus orientiert, der zudem einen
gen, die im Zusammenhang mit den Ausführungen Pannenbergs auffallen:
weiten Konsens unter den Philosophen der damaligen Zeit gefunden habe. 38 Diese Tradi-
tion, die die wahre Natur des Göttlichen in einem Rückschlußverfahren aus dem Gedan- 1) Das Wesen der Götter geht ihrer Funktion nach in der natürlichen Ordnung auf, wie
ken des Ursprungs aller Wirklichkeit expliziert, reiche bis zu den olympischen Gottheiten W. Pannenberg im Anschluß an B. Snell hervorhebt. 49 Diese Ansicht muß dahinge-
und den Milesiern zurück, weil dies bereits in dem Ansatz der philosophischen Gottes- hend ergänzt werden, daß ÖEO<; ein Prädikatsbegriff ist; ÖEO<; wird von etwas als Er-
frage begründet liege,39 Dabei beachtet aber W. Pannenberg einerseits die Differenz der eignis ausgesagt: z.B. Euripides, Helena: »0 Götter! Denn es ist Gott, wenn man die
verschiedenen philosophischen Schulen und Traditionsbildungen zu wenig,40 andererseits Lieben erkennt.«50
scheint die von ihm postulierte Funktionalität des Gottesbegriffes in der Ursprungshaf-
2.) W. Pannenberg glaubt, daß im göttlichen Geschehen, als Ursprung verstanden, das
tigkeit des Göttlichen mit seiner eigenen These im Widerspruch zu stehen, daß der Ur-
Gründende und Begründende im Rückschluß eruiert wird. 51 Mit diesem Ansatz kann
sprung andersartig und unerkennbar ist. Denn Pannenberg glaubt, daß in der griechischen
jedoch nicht geklärt werden, warum dieses Ursprungsdenken in rationaler Form
Philosophie der Geist stets an ein materielles Sein gebunden ist, obwohl der Gottesbe-
vom Mythos zum Logos führte. 52 Immanent aus dem Mythos und der mythischen
griff in unüberbrückbare Feme zur geschichtlichen Wirklichkeit gerückt worden ist. Da-
~ elterklärung läßt sich der Logos aL~ solcher nicht stringent zur Sprache bringen.
durch sei Gott der Personalität und Aktivität zumindest tendenziell beraubt worden. Die
:lelmehr s~tzt er.einen dialektischen Sprung voraus, der auch dann nicht aufgehellt
Kirchenväter hätten sich hauptsächlich durch, den Gedanken der Freiheit Gottes gegen
1st, wenn dieser Ubergang zeitlich weiter zurückverlegt wird. 53 Auch der aristoteli-
die philosophische Konzeption der Gottesvorstellung gewehrt. 41 Durch die Reflexion auf
sche Ansatz, die Philosophie aus dem Staunen zu begründen,54 führt nicht weiter.
die Schöpfertätigkeit habe man besonders gegen den Gedanken der koexistenten Materie
Eine andere Möglichkeit wäre, daß der Mythos von außen her durch den Logos in
die creatio ex nihilo ins Spiel gebracht, die nach W. Pannenberg als die genuine Leistung
Frage gestellt wurde; dies bedingt jedoch einen unendlichen Regress, weil man da-
christlicher Theologie anzusehen ist. 42 Einerseits ist aber anzumerken, daß z.B. Irenäus
von ausgehen müßte, daß unter Voraussetzung der Konzeption >vom Mythos zum
die Schöpfung von der Kontingenz des göttlichen Willens abhängig gemacht hat 43 und
Logos< der hier auftretende Logos wiederum aus einem dialektischen Sprung erklärt
von seiner Konzeption her dem platonischen Gedanken aus Timaios 41 AB näher steht,
werden müßte usf. Die Krise des Mythos ist nur dadurch denkbar, daß im Rahmen
als es W. Pannenberg zugestehen möchte. 44 Außerdem erwähnt W. Pannenberg für die
einer Mythenkonfrontation (etwa in Ionien) der je eigene Mythos, der als solcher
creatio ex nihilo, die nach ihm rein christlich zu verstehen sei, nicht, daß auch die grie-
Universalität oder Gültigkeit beansprucht (aus der Innensicht), durch die anderen
chische Philosophie von einem einzigen Prinzip sprechen kann,45 Cicero sogar die Theo-
Mythen in Frage gestellt wurde, die in gleicher Weise je universal gedacht werden.
rie verurteilt, daß Gott die Materie schafft,46 was wiederum voraussetzt, daß bereits in
Um den eigenen Mythos gegenüber einem Mythengemisch zu legitimieren, wird im
vorchristlicher, auch nichtjüdischer Vorstellungswelt die Problematik der Schöpfung er-
eigenen Mythos durch Argumentation ein rationaler Kern gefordert. In der Verteidi-
kannt wurde, und zwar auch im Hinblick auf die Frage, ob Gott aus dem Nichts oder aus
gung des Mythos kann man sich nicht auf diesen selbst berufen. Eine transmythi-
einem Vorhandenen schaffen könne und müsse. 47 Es zeigt sich somit in den Ausführun-
sche Argumentation war notwendig. wobei diese Argumentation erst später Gegen-
gen W. Pannenbergs in mancher Hinsicht eine Unausgewogenheit, die einerseits die Be-
stand einer eigenen reflexen Aneignung wurde. 55
deutung der griechischen Philosophie betrifft, andererseits z.B. die Vorstellung der Ent-
wicklung des Gedankens der creatio ex nihilo. Abgesehen von dieser Kritik, die G. C. 3.) W. Pannenberg schreibt, daß schon die ionische Naturphilosophie bemüht war, die
Zahl der Ursprünge zu beschränken. 56 Dieses >schon< ist jedoch wesentlich frü-

37 Vgl. Pannenberg, W., 1967, S. 343.


38 VgJ. ebd.• S. 299.
39 Vgl. ebd.. S. 303. 48 Zur Problematik vgl. Stead, G. C.• 1990, S. 57 ff. und 78 ff.
40 Vgl. Stead. G. C .. 1986. S. 352. 49 Vgl. Pannenberg, W., 1967, S. 300.
41 Vgl. Pannenberg, W., 1967, S. 317. 50 Zitiert nach Kerenyi, K.. 1985. S. 127.
42 Vgl. ebd. 51 Vgl. Pannenberg, W .. 1967, S. 300.
43 Vgl. adv. haer. II I, 1 (26 Rousseau!Doutreleau); II 10.4 (90 Rousseau/Doutreleau) und II 30, 52 Dies ist ähnlich konzipiert wie bei Nestle, W., 1975, S. 1 ff.
9 (318-322 Rousseau!Doutreleau). 53 Eine ähnliche Problematik ist auch dann gegeben, wenn z.B. J. Gebser den Unterschied des
44 Vgl. Stead. G. C .• 1986. S. 358. Mythos von den magischen Vorstellungen vormythischer Zeit durch einen Sprung zu erklären
45 Vgl. Aristoteles, Phys. 184 b 15 ff. (Ross); vgl. auch Diog. Laert. 8, 23-35 (402-407 Long); versucht (vgl. ders .. 1988. S. 107).
weiterführend auch § 7.1a. 54 Vgl. Met. 12 (4 ff. Jaeger).
46 Vgl. Lactantius, Div. Inst. Ir 8, 10032,12 Brandt). 55 Entscheidend hierzu wäre die Mythendiskussion im 20. Jhd. (z.B. Horkheimer. M./Adorno,
47 Ausführlicher § 7.1b; vgl. Stead. G. C., 1986, S. 359; weitere Aspekte, die G. C. Stead behan- Th .• 1986, S. 3 ff.).
delt (vgl. ebd., S. 360 ff.) können hier beiseite gelassen werden. 56 Vgl. Pannenberg, W .. 1967, S. 302.
4. Modijilmtion des Ansatzes von Harnack durch Pannenberg 283
282 § 9 Kategorien der Deutung der HellenL~ierung

her anzusetzen, nämlich bereits innerhalb des Mythos, z.B. bei Hesiod, indem hier In Abgrenzung besonders von Fr. Creuzer und F. W, J, Schelling67 kommt W, Pannen-
berg zu dem Ergebnis, daß die Vorzeitlichkeit des Mythos in der begründenden Funktion
deutlich eine Göttergenealogie entworfen wird. 57
der gegenwärtigen Weltordnung besteht. 68 Die gründende und fundierende Struktur des
4.) Bei Plutarch und Platon seien, so W. Pannen berg im Anschluß an Goodenough,58 Mythos überwindet zugleich die ursprüngliche Entgegensetzung von Mythos und Logos,
die mythischen Schilderungen nur Illustrationen metaphysischer Gehalte. Dies ist deren Bezug nicht durch die Vermittlung eines dialektischen Sprunges gewürdigt werden
dahingehend zu präzisieren, daß bei Platon der Mythos einen nachratiolUllen Cha- kann,69
rakter hat, d.h.: der Mythos will das erklären oder zeigen, was argumentativ nicht
mehr aufweisbar ist. 59 Typisch für die nachrationale Struktur ist dabei die Einleitung Die entscheidende Veränderung des Denkens von W. Pannenberg besteht jedoch in
einer tiefergehenden Bestimmung der Geschichte selbst, die, wie oben dargelegt,
bei Platon: >Ich will einen Mythos erzählen ... <.
zugleich seine Sicht der ~og. Hellenisierung mitbestimmte, Diese Veränderung zeigt sich
5.) Für die creatio ex nihilo verweist W. Pannenberg auf Röm 4, 17 und 2 Makk 7, 28. 60 in der Reflexion auf die Uberlieferungsgeschichte.
A. Ganoczy betont aber zu Recht, daß beide Stellen nichts für eine philosophische
oder metaphysische Konzeption ergeben,6! obwohl sie in der Tradition als Belege Denn nach W. Pannenberg lassen sich die biblischen Erfüllungen nicht nahtlos in die
dafür verwendet wurden. W. Pannenberg benutzt beide Stellen aber so, als ergäben Verheißungen einpassen: die traditionellen Verheißungen werden nämlich im Licht neuer
geschichtlicher Erfahrungen jeweils neu interpretiert; dies gelte in gleicher Weise für den
sie als solche bereits die Aussage einer creatio ex nihilo.
Zusammenhang des Alten und Neuen Testamentes'?o Damit hat Pannen berg den Gedan-
6.) W. Pannenberg behauptet, daß in den biblischen Gedanken der Ewigkeit Gottes die ken überwunden, daß das Wort das Geschehen bewirke. Offenbarung und Geschichte
strenge philosophische Unterscheidung von Zeit und Ewigkeit eingegangen sei. 62 müssen hermeneutisch miteinander vermittelt werden. Daraus ergeben sich im wesentli-
Diese Behauptung läßt sich nur dann halten, wenn etwa der platonische chen drei Konsequenzen: 1.) Eine Gegenüberstellung von Historie und Geschichte läßt
oder plotinische Gedanke von Zeit und Ewigkeit gemeint ist. In der Allgemeinheit sich nicht halten. Ein geschichtliches Ereignis bedarf nicht noch einer eigenen, womög-
der Aussage W. Pannenbergs läßt sich jedoch diese Äußerung nicht für die griechi- lich inspirierten Interpretation, sondern ist I'on sich aus als verstehende oder verstandene
sche Philosophie aufrecht erhalten, wenn z. B. Aristoteles 63 oder die Stoa und der Geschichte zu interpretieren'?! 2.) Mit dem Gedanken der Überlieferungsgeschichte ist
gnostische Hermetismus oder Numenius 64 betrachtet werden. 65 zugleich das positivistische Verständnis von Geschichte als Aufeinanderfolge bloßer
Trotz dieser mannigfachen Anfragen an die Konzeption von W. Pannenberg ist darauf Fakten überwunden, insofern nicht einsichtig zu machen ist, was übemaupt ein histori-
sches Faktum sein soll. Die Historie ist immer schon interpretierte Historie, also in den
aufmerksam zu machen, daß er einerseits in späteren Schriften die oben aufgezeigten De-
Raum des Verstehens gestellt. Diesen Aspekt hat A. J. Bucher besonders auch für die
siderate besonders für die Frage nach der Zeit und Ewigkeit und den Mythosbegriff be-
Theorierelevanz der Philosophie in nachmetaphysischer Zeit herausgestellt: »Erfahrung
handelt hat, andererseits die Problematik der Geschichte, die seinem Entwurf zur Auf-
als immer schon interpretierte Aposteriorität vermittelt nie nur Sinnenmaterial, letzteres
nahme des philosophischen Gottesgedankens zugrundeliegt, aufgegriffen und im Rah-
wird nur erfahren im Verweisungszusammenhang erfaßter Bedeutsarnkeiten, Bedeut-
men einer Bestimmung der Überlieferungsgeschichte modifiziert hat.
sarnkeiten sind Sinnbezüge.«72 3.) Für Pannenberg ist aber zudem entscheidend, daß da-
Für den ersten Komplex hat er besonders die Problematik der Zeitbestimmung in der mit auch das heilsgeschichtliche Denken hi~torisch verifizierbar bleiben muß.73 Wenn
griechischen Philosophie deutlicher ausgearbeitet; so unterscheidet er in späten Schriften sich aber nach den ursprünglichen Ansichten Pannen bergs der Sinn von Geschichte nur
dezidiert zwischen der platonischen/neuplatonischen und der aristotelischen Zeitdefini- vom Ende der Geschichte her erschließen läßt, bedeutet dies im Rahmen überlieferungs-
tion.66 Andererseits hat er sich eingehend der Struktur des Mythos und Logos gewidmet. geschichtlicher Betrachtungen, daß nicht nur der Sinn der Geschichte als ganzer er-

57 V gl. die Theogonie; dazu Fränkel, H., 1976. S. 113 f.


58 Vgl. Pannenberg. W .. 1967, S. 303. 67 V gl. Pannenberg, W., 1972, S. 7 ff.; einen Überblick über die Mythenforschung bietct in knap-
59 V gl. Holz, H.. 1975, 45 ff. für eine denkgeschichtliche Standortbestimmung der Gegenwart in
per Weise K. Keninyi (vgl. ders., 1989, S. IX ff.); Texte von Creuzer und Schelling finden sich
Auseinandersetzung mit mythischen Strukturen. Zu Recht stellt H. Holz die Gemeinsamkeit
ebenfalls bei K. Kerenyi (ygl. ebd .. S. 35 ff. und 86 ff.); zu Schelling (im Zusammenhang mit
von Logos und dem Mythischen heraus: »Gemeinsam mit der soeben getroffenen Feststellung
Hölderlins >Empedokles<) vgl. Olto, W. F., 1955, S. 229 ff.
über die Rolle der Vernunft in diesem Zusammenhang läßt sich sagen, daß der eigentliche
68 Vgl. Pannenberg, W .. 1972, S. 10; Pannenberg erarbeitet diesen Begriff des Mythos im An-
letzte Sinn des Mythischen, seiner konstitutiven existenzialen Struktur überhaupt zufolgc, in
schluß an B. Ma1inowski. K. Kerenyi und M. Eliade.
seiner Umwandlung in Vernunft, Vernünftigkeit oder in vollmenschliche Rationalität lieg!.«
69 Zur Verhältnisbestimmung von M)1hos und Logos vgl. auch Mortley. R .. 1986. S. 11 ff.; für
(Ebd., S. 22)
die christliche Rezeption und Umgestaltung griechischer M)1hen vgl. Pannenberg, W .. 1972, S.
60 Vgl. Pannenberg, W .. 1967, S. 315.
54 ff. und Rahner, H., 1985, S. 19 ff.; zur Etymologie von M}1hos vgl. Gebser, J., 1988. S.
6! Vgl. Ganoczy, A., 1983. S. 92; vgl. auch Wilckens, U .. 1987, S. 274 f.
112 f.
62 Vgl. Pannenberg. W .. 1967, S. 338.
70 Vgl. Koch, K., 1988. S. 79.
63 Vgl. ca el. 279 a 26 (Allan) und cael. 283 b 29 (Allan).
71 V gl. dazu auch § 2.4.
64 Frg. 14 (56 des Places).
72 Bucher. A. J .. 1989, S. 61.
65 Vgl. Beierwaltes, W .. 1981. S. 145 f.
73 Vgl. Koch. K., 1988, S. 81.
66 Vgl. Pannenberg. W .. 1988, S. 57 ff.

J
§ 9 Kategorien der Deutung der Hellenisierung 4. Modifimtion des Ansatzes von Harnack durch Pannenberg 285
284

schlossen wird, sondern auch jedes Ereignisses in ihr. Somit hat auch jede interpretative mitteln. Die Aufgabe liegt somit darin, eine Dogmenentwicklung im Rahmen einer
Deutung des Geschehens in sich eine proleptische Struktur. 74 Geschichtsbetrachtung (Profan- und Heilsgeschichte) zu entfalten, die systematisch
dem Anspruch des universalen Heilswillens Gottes gerecht wird. Eine Dogmenent-
Wenn sich Geschichte wesentlich als Überlieferungsgeschichte darbietet und der Sinn faltung (als Tradition) setzt aber eine Verhältnisbestimmung von Profan- und Heils-
der Geschichte auch in den einzelnen Geschehnissen der Geschichte verifizieren läßt, gilt geschichte voraus. Damit soll die Hellenisierungsfrage auf dem breiteren Hinter-
dieser Aspekt in gleicher Weise für die dogmatischen Aussagen75 wie auch für die Kir- grund einer Theorie der Dogmengeschichte behandelt werden, der zugleich die Vor-
chengeschichte, insofern sie als Wissenschaft innerhalb der Theologie auftritt: »Erst aussetzungen der Hellenisierungsthese aufzeigt.
wenn die Rezeption der Überlieferung, die durch das Medium der Schriftauslegung, aber
nicht nur in deren explizitem Vollzug stattfindet, als Austrag sich verändernder Erfah-
rung der alles bestimmenden Wirklichkeit, von der die biblischen Schriften auf ihre
Weise reden, begriffen wird, haben wir eine Kirchengeschichte als theologische Disziplin
im spezifischen Sinne des Wortes.«76 Zugleich ist die Überlieferungsgeschichte als sol-
che erst vom Horizont der Selbsterschließung Gottes in der Geschichte her verständ-
lich. n
Damit ergeben sich im Anschluß an W. Pannenberg 78 für unsere Frage zwei wesentli-
che Konsequenzen:
1.) Als problematisch hat sich u.a. der Aspekt der creatio ex nihilo erwiesen, den W.
Pannen berg als das entscheidende Kriterium dafür verwendet hat, die Abgrenzung
der Kirchenväter gegen die philosophische Konzeption der Gottesfrage zu vollzie-
hen. Es hat sich gezeigt, daß dies in dieser Form nicht anwendbar ist. Damit kann
auch für die Frage der Hellenisierung durch das arianische Denken nicht angenom-
men werden, daß gerade dieser Aspekt das entscheidende Movens ist, von dem her
die Hellenisierung bei Arius verstanden werden könnte. Erneut ist darauf zu verwei-
sen, daß die Denkabsicht für diese Frage bei Arius sicher nicht im Sinne der Helle-
nisierung gedeutet werden kann.
2.) Als wesentliches Problem hat sich im Denken W. Pannenbergs die Bestimmung der
Überlieferungsgeschichte herausgestellt. Wie ist folglich die innere Auseinanderset-
zung von biblischem Zeugnis und Dogma zu denken? ),von einer Enthellenisierung
[... 1 könnte aber nur bei einem I'öllig gewandelten Seinsverständnis die Rede
sein.«79 Reine Funktionalität von Begriffen als ein möglicher Ansatz, den Bezug
von Gott-Vater und Jesus zu denken, bedeutet, wie F. Ricken zu Recht feststellt,80
noch keine Enthellenisierung. Die Frage, die sich vielmehr stellt, ist die, ob nicht
auch im Bereich des sog. Hellenismus die Möglichkeit besteht, das biblische Ver-
ständnis eines in der Geschichte und in seiner Freiheit handelnden Gottes zu ver-

74 Vgl. ebd.. S. 82.


75 Vgl. Pannenberg. W .. 1967 a. S. 160 ff.
76 Pannenberg. W .. 1987. S. 404.
n Dieser Gedanke könnte anhand der patristischen Ekklesiologie entfaltet werden. insofern die
Kirche als mysterium lunae verstanden wird. also ihr eigenes Licht von Gott. der Sonne. erhält
und im Wechsel der Mondphasen die Helle der Sonne selbst wechselhaft wiedergibt (vgl. Rah-
ner. H .. 1964. S. 91 ff.). Für die Position Pannenbergs ist ferner zu beachten. daß trotz der Mo-
difikationen seiner eigenen Ansichten ein Aspekt wesentlich zu knapp entfaltet wird. nämlich
der der Soteriologie; auf diesen Gesichtspunkt hat S. Greiner aufmerksam gemacht (vgl. ders ..
1988. S. 317 ff.; zu S. Greiner vgl. Müller. G. L.. 1990 a. Sp. 9 ff.).
78 Vgl. zu Pannenberg Hübner. R. M .. 1979. S. 7 f. und ähnlich wie W. Pannenberg auch Leh-
mann. K.. 1973. S. 116 ff.
79 Ricken. F .. 1978. S. 351.
80 V gl. ebd.. S. 352.
1. Profan- und Heilsgeschichte 287

§ 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung folgt, daß die Geschichte als solche nicht eindeutig deutbar ist. Denn in der Geschichte
von Heil und Unheil ist die Mitteilung Gottes in die Annahme des Menschen gestellt.
Aufgrund dieser Struktur von Ent- und Verdeckung des Heiles bildet die Heilsge-
L Profan- und Heilsgeschichte (Rahner, Metz, Boff) schichte den unthematischen Horizont für das Dasein des Menschen, insofern durch die
notwendige Differenz von Heils- und Profangeschichte als koexistentielle Gegebenheit
nur eine approximative Annäherung möglich ist. Diese Approximation als eine geglaubte
In der Bestimmung des Verhältnisses von Profan- und Heilsgeschichte leistete K. Rah- und gehoffte Realität setzt das Geheimnis bzw. die Transzendenz von Heil voraus: es
ner! einen wichtigen Beitrag. »Heilsgeschichte ereignet sich in Weltgeschichte«2, lautet handelt sich somit um eine reductio in mysterium. 6 Durch die Selbsterschließung im
seine zentrale These. Heil muß so gedacht werden, daß es sich in der Welt vollzieht, aber Wort Gottes (Inkarnation) vollzieht sich die Einheit von Heils- und Profangeschichte als
in dem Sinne, daß es als ganzes nicht in der Welt ist, auch nicht, daß das Heil reine Zu- Selbstoffenbarung.
künftigkeit des Noch-Nicht wäre. sondern Heil ereignet sich schon jetzt. Insofern Heil
oder Gnade in ungeschuldeter Weise die Selbstmitteilung Gottes in der Welt ist und als Somit deutet die Heilsgeschichte die Profangeschichte, insofern die Geschichte chri-
solche vor der freien Annahme des Da-Seins (des Menschen) steht, muß Heil als an- und stozentrisch gedacht werden karm. Aufgrund der bleibenden Differenz und der steten
abkünftig bestimmt werden. Da aber die freie Annahme der ungeschuldeten Gnade im Vermittlung von Heils- und Profangeschichte ergibt sich, daß die Geschichte an sich
Heil nochmals die Selbstmitteilung Gottes voraussetzt, bedeutet dies, daß zwar die selbst ausgeliefert ist und sich antagonistisch manifestiert, d.h. die Weltgeschichte ist
Selbsterschlossenheit Gottes durch Gott selbst stets präsent ist, reflex jedoch z.T. unthe- trotz der Deutung durch die Heilsgeschichte existentiell depotenziert. 7 Die Geschichte ist
matisch bleiben muß) Dies betont K. Rahner auch unter dem Aspekt des Vorgriffes, der Aufgabe des Menschen,s
als Bedingung der Möglichkeit zu verstehen ist, die Vorstellung als solche zu betrachten:
,>Alle Welt-Bildung, alle Welt-Vorstellung, alles ordnende Begreifen der Vielfalt der 6 Dieser Aspekt wird später entfaltet (§ 10.2).
Dinge geschieht im Vorgreifen auf das Unvorstellbare, das Unbegreifliche, dasjenige, 7 Mit den Ansichten K. Rahners hat sich in besonderer Weise W. Pannen berg auseinandergesetzt
(vgl. ders., 1973, S. 307 ff.). Nach Pannenberg ist der Mensch Subjekt der Geschichte nicht in
was nicht ein Teil der Welt und des Weltbildes ist, sondern als eine unbegreifliche Un-
einem agentialen Sinn, so daß dieser selbst die Einheit der Geschichte stiften oder konstituieren
endlichkeit hinter aller vielfältigen Weltwirklichkeit steht«.4
könnte; vielmehr handelt der Mensch in der Geschichte referential als ein eine Geschichte ha-
Diese doppelte Struktur der Eröffnetheit Gottes (Entbergung) bei gleichzeitiger Ver- bendes Subjekt. Damit wehrt sich W. Pannenberg einerseits gegen eine anthropozentrisch ver-
bergung aufgrund der freien Annahme durch den Menschen müßte auch schon im Sinne standene Geschichtsauffassung, nach der der Mensch das allein schaffende Subjekt wäre (vgl.
dazu Koch, K., 1988, S. 90 0; andererseits spricht er sich dagegen aus, daß man das Heil als
Meister Eckharts angenommen werden, der die Einheit Gottes als Ununterschiedenheit
eine eine Sondergeschichte innerhalb der allgemeinen Geschichte konstituierende Größe deu-
faßt. Durch diese Un-unterschiedenheit unterscheidet sich Gott von allem Kontingenten, tet; als Vertreter dieser Auffassung versteht Pannenberg neben O. Cullmann besonders auch K.
so daß - von der Warte des Kontingenten selbst aus - jegliches Seiende sich vonein- Rahner. Nach Pannenberg liegt das Problem des rahnersehen Ansatzes darin, daß dieser zwi-
ander unterscheidet und zugleich vom Grund des Seienden, d.h. dem Sein. Als Grund schen einer allgemeinen Heilsgeschichte und einer im engeren Sinne unterscheidet und somit in
oder vielmehr grundloser Grund begründet Gott jedoch alles Kontingente und unter- der Geschichte eine Sondergeschichte annimmt. Zwar differenziert auch W. Pannenberg zwi-
scheidet sich darin nicht vom Seienden. In der Un-unterschiedenheit Gottes unterscheidet schen einer allgemeinen und einer expliziten Heilsgeschichte, aber ohne die ausdrückliche
und unterscheidet sich Gott nicht vom Verursachten. 5 Insofern sich das Un-unterschie- Thematisierung des Heils durch eine zur Geschichte gleichsam von außen hinzukommende
dene (Gott) nicht vom Seienden unterscheidet, muß in jedem Konkreten (Unterschiede- übernatürliche Offenbarungsautorität (vgl. Pannenberg, W .. 1973, S. 320; dazu Koch, K., 1988,
nen) das Un-unterschiedene bei gleichzeitiger Differenz ununterschieden sein. Somit er- S. 93). Es trifft zwar zu, daß K. Rahner den Unterschied einer allgemeinen und speziellen
Heilsgeschichte betont (vgl. Rahner, K.IVorgrimler, H .. 1983, S. 188), aber er begreift die Ge-
gibt sich für die Selbsterschließung Gottes, daß sie vom Kontingenten different ist, je-
schichte der Heilserfahrungen und Heilskonkretionen im engeren Sinne nicht allein als Sonder-
doch in der Differenz identisch. Die freie Annahme der Selbsterschließung Gottes durch geschichte, sondern als von der allgemeinen Heilsgeschichte reflex abgehobenem Blickwinkel
den Menschen setzt, wenn auch unthematisch, diese Selbst erschließung nochmals voraus. (vgl. Rahner, K.IVorgrimler, H., 1983. S. 188), da und insofern das Heil zugleich die Gesamt-
Wegen der Differenz in der Identität, also der Differenz der Heilsgeschichte (in der menschheit konstituiert und die Selbstmitteilung Gottes an den einzelnen in Jesus Christus er-
Selbst erschließung) zur Weltgeschichte bei gleichzeitigem In-Sein des Heils in der Welt, öffnet wird (vgl. ebd., S. 177).
8 Vgl. dazu Pannenberg, W., 1985, S. 102 ff., besonders Pannenbergs Auseinandersetzung mit
den Ansätzen bei F. W. J. Schelling und G. W. F. Hegel. Schelling hatte im Anschluß an
! Es geht hier zunächst nur wn eine mögliche Denkrichtung unter Voraussetzung eines christli- Herder davon gesprochen, daß die Geschichte eine fortgehende Enthüllung der Offenbarung
chen Verständnisses dieser genannten reflexen Verhältnisbestimmung (vgl. Rahner, K., 1964, des Absoluten sei (vgl. Schelling, F. W. J., 1957, S. 272). Dieser Gedanke der Offenbarung sei
S. 115 ff.). jedoch, so Hege!. erst auf dem Standpunkt einer absoluten Religion möglich als >die für sich
Ebd., S. 115. seiende Manifestation< (vgl. Hegel, G. W. F., 1978, S. 495 ff.). Der Begriff der Selbstoffenba-
Darin liegt der defiziente Modus oder die Modalität jener absoluten Möglichkeit der Selbster- rung Gottes wurde schließlich auch in das Vat. II aufgenommen (vgl. DV 2 ff. und dazu Rah-
schließung Gottes (vgl. Rahner, K., 1984, S. 128 f.). Für die Gelichtetheit des Seins oder die ner, K. und Vorgrimler, H., 1984, S. 361 ff. und Ratzinger, J., 1986, S. 504 ff.). Weiterführend
Eröffnetheit des Raumes des ,An-sich< vgl. Rahner, K., 1969, S. 51 ff. ist theologisch zu sagen: Die Interpretation von Apk 13,8 (par. 17,8) führt in das "Feld der
4 Rahner, K., 1985, S. 108. Geschichte« (Biser, E., 1970, S. 494), indem das Lebensbuch des Lammes das negative Ele-
Vgl. Beierwaltes, W., 1980, S. 97 ff. mit den entsprechenden Stellen bei Eckhart. ment von Geschichte erhebt, zugleich aber die positive Valenz. die das negative Moment über-
288 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung 1. Profan- und Heilsgeschichte 289

Was aber unter existentieller Depotenzierung oder Aufgabe des Menschen innerhalb Veränderung von Geschichte und Menschheit sei gefordert in einer Befreiung aus den
der Geschichte (auch unter der Voraussetzung einer Deutung der Profangeschichte durch Folgen von Sünde, nämlich Armut, Not und Unterdrückung, die auch Folgen wirtschaft-
die Heilsgeschichte) zu verstehen sei, wird hier von K. Rahner nicht weiter geklärt. Heil licher, sozialer und politischer Strukturen sind. Der kritische Ansatz liegt in der Korrek-
und Unheil stehen als Aufgabe im Rahmen des Antagonismus, weil Gott keine Überwelt, tur individueller und kollektiver Egozentrik.
sondern nach J. B. Metz das Herz der Welt ist, und man zu ihm nur durch die Welt hin- Diese Praxisrelevanz läßt sich (in einem vom Heil her kritischen Charakter etwa bei
durch, nicht an ihr vorbei kommt. 9 J. B. Metz glaubt deshalb,l0 daß das Gedächtnis des L. Boff) sowohl theologisch wie auch philosophisch begründen. Theologisch sei hier nur
akkumulierten Leidens in der Geschichte wachsen müsse, um zu einer Solidarität der an das Verhältnis von Bild und Wort in den johanneischen Bildreden gedacht, nämlich an
Menschen gegen eine Geschichte oder Geschichtsdeutung der Sieger zu gelangen, und die Affinität von Hören (ci%ouav) und Erkennen (YLyvwaxELv) bei Johannes;18 eideti-
zwar eine Erinnerung des Todes (memoria mortis) mit Zukunftsgehalt.1 1 Die Imagination sche und verbale Elemente sind hingeordnet auf das Moment des Verstehens. 19 Dieser
künftiger Freiheit, die Auferstehung (memoria resurrectionis), sei nur vom Tod (Jesu) her Erkenntnisbegriff ist jedoch nicht isoliert als mentaler Vollzug zu sehen, sondern als le-
verständlich. 12 Die Zukunft des Leidens wird dabei als Antizipation des Christlichen ver- bensweltliches Vethalten, als Halten der Gebote: 2o es ist die Logik »der praktischen
standen,13 das Leiden Christi als negatives Bewußtsein von Gedächtnis und als Sti- Verwirklichung«21, Damit fordert dieser Ansatz gerade den Bezug von Glauben, Wissen
mulans. Es handle sich nämlich nach Metz um eine gefährliche Erinnerung, weil das und Lebensvollzug, d.h. Gestaltung der Um- und Mit-Welt.
Leiden Christi an die Zukunft unserer Freiheit erinnert gegen die Versöhnung mit dem
status quO. 14 Daraus ergibt sich nach J. B. Metz eine revolutionäre Praxis, d.h. eine neue Philosophisch läßt sich die kritische Praxisrelevanz auch aus einer philosophischen
Verbindung von Politik und Moral im Vorgriff auf eine göttliche Utopie. 15 Ethik heraus entwickeln, wobei hier jedoch keine Auseinandersetzung mit non-kogniti-
ven Tendenzen, etwa bei A. J. Ayer, geleistet werden kann. 22 Leben als Entscheidungs-
Bei J. B. Metz bleibt jedoch trotz seiner in der politischen Theologie 16 entworfenen oder Entschiedenheitsvollzug ist Möglichkeit des WeltvethaItens oder Handeins. Ob je-
Praxisbezogenheit unbestimmt, was unter Heil zu verstehen sei. Genau hier liegt der An- mand jedoch entscheiden möchte, ist nicht mehr entscheidbar, d.h. auch in der Entschei-
satz von L. Boff - wie übethaupt bei mehreren Befreiungstheologen,17 Es geht um eine dung, nicht entscheiden zu wollen, entscheidet man: es ist die Notwendigkeit der Ent-
freiheits stiftende Pastoral oder Praxis, die Heil jetzt schon real und konkret werden läßt. scheidung oder auch die Notwendigkeit der Freiheit. 23 Um aber eine Entscheidung als
richtig auszuweisen, ist argumentativ eine Begründung zu liefern: damit ethellt sich der
holt; vgl. dazu Biser. E.. 1970. S. 494 f. und die Geschichte als Schlachtbank bei Heget Vorle- Bezug zur Vernunft. 24 Deshalb ist ein Zusammenhang von Vernunft und Handlung in der
sungen über die Philosophie der Geschichte (Ausg. Brunstäd 1924) S. 56 f. und Löwith. K.. Entscheidung gegeben; dies gilt in gleicher Weise für die Sprachlichkeit, die als solche
1983. S. 55 ff. schon Entscheidung und somit WeltvethaIten ist. Betrachtet man zudem die interdepen-
9 Vgl. Metz, J. 8.. 1968. S. 21 f. denz von Glauben und Wissen 25 (bzw. Vernunft), so kann auch der Glaube als kritisches
10 Vgl. Metz. J. 8.. 1972. S. 401. Weltverhalten oder als Lebensform gedeutet werden. F. Ricken schreibt zur Beurteilung
11 Ebd, S. 402; dazu auch § 2.4; vgl. auch Monod. J., 1983. bes. S. 149 ff. und 197 ff. gegen den
des Phänomens Glauben: »Jede ethische Reflexion setzt eine gelebte Moral voraus, und
Fortschrittsglauben als Darwinismus. der auch in verwandelter Form auf P. Teilhard de Char-
din und A. N. Whitehead wirkte (vgl. dazu Metz. J. 8.,1972. S. 403). das ist für den Christen die der Bibel und der christlichen Tradition.«26 D.h.: Glaube hat
12 Vgl. Metz, J. 8.. 1972, S. 404. einen positiven Einfluß auf die Genese einer Erkenntnis, nicht aber auf die argumentative
13 Vgl. ebd.. S. 406. Struktur. Glaube ist somit heuristisch.
14 Vgl. ebd. S. 404; dazu Pöhlmann. H. G.. 1984. S. 282.
Damit ergibt sich für unsere Fragestellung: wenn Heilsgeschichte Profangeschichte
15 Zur Utopie vgl. § 2.4; hierzu auch Metz. J. B.. 1972. S. 400 und 406 und Rahner. K.Norgrim-
ler. H.. 1983. S. 337 f.: politische Theologie als Antipode gegen eine privatistische Interpreta- deutet (Rahner), und zwar in dem Antagonismus von Heil und Unheil (als memoria mor-
tion des Evangeliums und in ihrem öffentlich kritischen Charakter. Trotz der Notwendigkeit
(aufgrund anthropologischer Überlegungen) einer politischen Herrschaft ist diese Herrschaft
nie identisch mit der Freiheit des einzelnen. d.h. der einzelne muß stets in Differenz zur politi- 18 Vgl. Lammers. K.. 1966. S. 49 ff.
schen Ordnung leben (vgl. Pannenberg. W., 1977. S. 119 f.; vgl. auch ebd. S. 115 ff. für die hi- 19 Vgl. Biser. E .. 1970. S. 174.
storische Herleitung einer Zwei-Reiche-Lehre aus Joh 19. 36 bei Augustinus und Luther. wo 20 Vgl. diejohanneische Tradition in 1 Joh. bes. 1 Joh 2. 4 ff.
Religion und Glaube als Innerlichkeit interpretiert werden [vgl. auch Luthers Übersetzung von 21 Biser. E .. 1970. S. 174.
Lk 17. 21: »Das Reich Gottes ist inwendig in euch« bei Pannenberg. W., 1977. S. 116]). 22 Vgl. zu diesen ethischen Gesichtspunkten Ricken. F.. 1983. S. 11 ff.
16 Vgl. dazu PÖhlmann. H. G.. 1984. S. 274 f.; zur Frage und Problematik der Bezeichnung )Poli- 23 Vgl. dazu auch Rahner. K.. 1984. S. 103.
24 F. Ricken verweist für den ethischen Diskurs darauf. daß eine Begründung der Begründung als
tische Theologie< vgl. Peukert. H.. 1988. S. 57; zu J. 8. Metz auch ebd.. S. 348 f. Weiterfüh-
rend zu diesen Aspekten. besonders zu handlungstheoretischen Entwürfen ebd.. S. 252 ff. und Analyse der moralischen Sprache geliefert werden müsse; diese Bedeutungsanalyse als Be-
gründung zweiter Ordnung bedarf nach der Ansicht F. Rickens einer Begründung (vgl. Ricken.
337 ff.
17 Vgl. zu diesem Komplex Gründel. J .. 1985. S. 113 ff.; Hasenhüttl. G.. 1985. bes. S. 84 ff.; F.. 1983. S. 12-14). Das Problem liegt hier jedoch bei einem impliziten Regress. da in diesem
Boff. L.. 1985 und Boff. c.. 1984; diese Bestimmung von Unheil durch Heil ergibt sich bereits Begründungszusammenhang gefragt werden könnte. ob nicht dieser Aufweis der drei Begrün-
theologisch aus der Adam-Christus-ParaIlele (Röm 5). wo die Universalität des Unheils durch dungsebenen als Aufweis selbst ein neuer Begründungsschritt ist oder als hermeneutischer Zir-
Heil abgelöst wird. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich im lukanischen Stammbaum Jesu (Lk 3. kel in den drei Ordnungen der Begründung selbst als Metabegründung enthalten ist.
23-38), wo Lukas (im Gegensatz zu Mt 1) die Genealogie bis auf Adam als dem Stammvater 25 Vgl. § 2.4.
26 Ricken. F.. 1983. S. 27 (ansonsten ergibt sich die Gefahr eines Solipsismus!).
des Menschengeschlechtes zurückführt (als theologische Qualität).
290 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung

tis: Metz), so ist die kritische Funktion des Glaubens und des Heils hier und heute (Boff)
gefordert. Dies gilt in gleicher Weise für jedes Moment der Geschichte, d.h. die Entfal- 2. Ansatz einer Trinitätslehre für das Verständnis der
tung einer Glaubens- und auch Dogmengeschichte setzt auch immer schon Lebenswelt Universalität von Heil
voraus. Dabei erweist sich der Begriff der Erfahrung innerhalb der Theoriebildung der
Theologie als entscheidender Ansatz und zugleich als ein Defizit dieser Theoriebildung
Wenn das Verhältnis von Heil und Unheil, wie in den obigen Ausführungen darge-
selbst. Die Erfahrung ist für die Theologie die Bedingung aposteriorischer Bewährung
stellt, bestimmt werden kann,1 dann stellt sich aus christlicher Sicht die Frage, wie das
eines Daseinsvollzugs, der durch die Offenbarung selbst ermöglicht ist,27 Zu Recht stellt
Heilsangebot des Christentums von einer Gotteslehre her verständlich zu machen ist;
deshalb A. J. Bucher die Frage: »War [das] Erfahrungsinteresse - wenn auch mit
denn um eine Heils-Religion handelt es sich nach dem Selbstverständnis der christlichen
epochal inhaltlichen Unterschieden - nicht schon immer Signum einer Theologiege-
Theologie. Erst in dieser Hinsicht kann geklärt werden, wie eine Dogmenentfaltung ge-
schichte dann, wenn Vermittlung von Glaube in Welt, von Glaubenswahrheit in Welt-
dacht werden kann, und zwar mit Rücksicht darauf. daß Heil sich innerhalb und außer-
wahrheit im Modus des Denkens gelang?«28 Das an Jesus Erfahrene war folglich inter-
halb des Christentums manifestieren kann. Dazu ist es zunächst nötig, den genuin christ-
pretierte und bedeutsame Erfahrung, und zwar »als ergreifbare Möglichkeit eigenen Da-
lichen Gottesgedanken von einer philosophischen oder sog. heidnischen Konzeption
seinsvollzugs.«29 Ein Glaubensvollzug, der damit rechnet, gegen alle Erfahrung bestehen
abzuheben, um dann zu fragen, wie die Vermittlung dieses christlichen Gottesgedankens
zu können, und der eine sinnvolle Korrelation von Glaube und Leben leugnet, impliziert
in einem nichtchristlichen Raum stattfinden kann. Dabei ist wohl innerhalb des Chri-
ein Gottesverständnis, das zwar prinzipiell möglich ist, und zwar in seiner apriorischen
stentums davon auszugehen, daß es um eine Erfahrung Gottes innerhalb der Geschichte
Verfaßtheit, aktuell-aposteriorisch widerspricht es aber dem oben angedeuteten Erfah-
geht, nicht primär um eine Begriffsgeschichte. In seiner Zustimmungslehre betonte näm-
rungsgeschehen selbst. 3o Dieser Horizont der Deutung muß als theoriebildendes Moment
lich J. H. Newman. 2 daß die reale Erfassung eines Geschehens und die reale Zustimmung
und zugleich als Voraussetzung der interpretativen Verdeutlichung der mit dem Begriff
größere Kraft besitze als die begriffliche Zustimmung oder Erfa~sung. Innerhalb der Ge-
der Überlieferungsgeschichte 31 intendierten Möglichkeit beachtet werden, die Ver-
schichte hat sich jedoch die Frage gestellt, ob dem Christentum gegenüber den anderen
sprachlichung als reflexe Leistung eines Glaubens in einem begrifflichen Weltbezug zu
Hochreligionen eine Priorität zustehe. Dies war Z.B. das zentrale Anliegen G. E. Les-
verstehen. Dies gilt nicht allein für eine Theoriebildung der Theologie etwa in einer un-
sings. der gerade in der Ringparabel aus >Nathan der Weise< negierte. daß es eine solche
metaphysischen Zeit, wie sich dies etwa in der Konsequenz der Metaphysikkritik im An-
Priorität des Christentums gebe.
schluß an M. Heidegger ergeben könnte, sondern zugleich für die innere Auseinanderset-
zung und Aneignung philosophischer Traditionen in der patristischen Theologie. »Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder
Da sich für die Aufgabe einer Theoriebildung der Theologie selbst gezeigt hat, daß mit Mit seinem Ring, und jeder will der Fürst
dem Erfahrungsbegriff, auch wenn er in defizienter Weise gebraucht sein sollte, zugleich Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt.
der Gottesbegriff intendiert ist, und zwar auch im Hinblick auf die Verhältnisbestimmung
Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht
von Heils- und Weltgeschichte, andererseits auch der Begriff der Überlieferungsge-
schichte, der sich bei der Bestimmung von Geschichte bei W. Pannenberg ergeben hat,32 Erweislich; [... ]
in diese Richtung weist, ist für das Verständnis der Universalität des Heiles die Gottes- Nun, wessen Treu und Glauben zieht man denn
frage selbst vorauszusetzen. Dieser soll im folgenden nachgegangen werden.
Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen?
Doch deren Blut wir sind? [ ... ]
[... ] Eure Ringe
Sind alle drei nicht echt. Der rechte Ring
Vermutlich ging verloren. Den Verlust
Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater
Die drei für einen machen.
[ ... ]
So glaube jeder sicher seinen Ring
27 Vgl. Bucher. A. J .. 1988. S. 131-134 und ders .• 1989. S. 66. Den echten [... ].«3
28 Bucher. A. J .. 1989. S. 67.
29 Ebd (Hervorhebung nicht original; T.B.).
30 Vgl. ebd. S. 68. 1 Vgl. § 10.1.
31 Vgl. § 9.4. 2 Vgl. Newrnan. J. H.. 1961. S. 1 ff.
32 Vgl. § 9.4. 3 Lessing. G. E .. 1975. S. 73 ff.
292 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwick/ung 2. Ansatz einer Trinitäts/ehre 293

Die Universalität des Heilsanspruches vertrat jede der drei damaligen Hochreligionen teilt, d.h. er bleibt absolutes Geheimnis und zugleich der Mensch endliches Seiendes,
_ Christentum, Judentum und Islam. Nach G. E. Lessing vermag keiner überzeugend auch wenn von einer visio beatifica gesprochen wird. lO Diese meint die »naturgemäße
darzulegen, warum die eigene Religion den anderen gegenüber exklusive Priorität haben Vollendung jener innersten [ ... 1Vergöttlichung des Menschen«l1. Gott entbirgt sich als
solle. G. E. Lessing löst hier das Problem der Wahrheit nicht durch einen theoretischen das bleibende absolute Geheimnis. Der Geber der Selbstrnitteilung ist somit selbst die
Beweis, sondern von der praktischen Vernunft her. 4 Gabe in sich und durch sich. K. Rahner unterscheidet hier zwischen einer effizienten Ur-
Diese Kritik an der Universalität tritt auch bei J. W. Goethe deutlich helVor, wenn er sächlichkeit und einer formalen,12 Die effiziente Ursächlichkeit als Wirkursächlichkeit
am 4. Oktober 1782 in einem Brief an J. C. Lavater schreibt: »Was sind die tausendfälti- differenziere immer zwischen Bewirktem und Wirkendem. In der formalen Ursächlich-
gen Religionen anders als tausendfache Äußerungen dieser Heilungskraft. Mein Pflaster keit sei die Ursache ein konstitutives Element an einem anderen Subjekt, d.h. die Mittei-
schlägt bei dir nicht an, deins nicht bei mir, in unseres Vaters Apotheke sind viele Re- lung Gottes setzt dann nicht notwendig ein von ihm Verschiedenes. Die innere formale
zepte [ ... 1. Wir sollten einmal unsere Glaubensbekenntnisse in zwei Kolumnen neben- Ursächlichkeit sei die absolute Prärogative Gottes. 13 Damit bewirke Gott nicht etwas von
einandersetzen und darauf einen Friedens- und Toleranzbund errichten«5. Die Idee der ihm völlig Verschiedenes, sondern konstituiere das Kreatürliche. Das Geheimnis Gottes
Toleranz klingt ähnlich wie bei G. E. Lessing, indem die Religionen nicht am Anspruch als solches bleibt in der Selbstrnitteilung bestehen. Diese meine nicht einen kategorialen
der Orthodoxie gemessen werden dürfen, der nach G. E. Lessing nicht ausgewiesen wer- Sachverhalt oder einen ontischen Satz, sondern es wird ontologisch eine transzendentale
den kann. Jede Religion hat mit einem Wirklichkeitsverständnis zu tun, einer Wahmeits- Erfahrung zu Wort gebracht, d.h. es handelt sich um das Innerste des Menschen selbst.
suche, die nicht einem intellektuellen Glasperlenspiel wie bei H. Hesse entspricht,6 son- Wenn der Gottesbegriff in dieser Weise gefaßt wird, dann ist in der Selbstrnitteilung
dern dem Tun der Wahmeit, also der Orthopraxie.7 Gottes ein Existentialjedes Menschen angesprochen, das jedoch noch nicht mit der An-
nahme der Selbstmitteilung Gottes verwechselt werden darf. Daraus ergibt sich der uni-
Aufgrund dieser Fragestellung oder gerade auch wegen der Kritik der Selbstverständ- versale Heilswille Gottes als Modalität der ursprünglichen und unthematischen Subjekt-
lichkeit eines Vorranges irgendeiner Religion muß versucht werden, den christlichen haftigkeit. K. Rahner faßt diesen Gedanken folgender Maßen zusammen: »Der begnadete
Standpunkt darzulegen, der ein Heilsverständnis durch die Trinitätslehre eröffnet. Ein- Geist bewegt sich im Ziel (durch die Selbstrnitteilung Gottes) auf das Ziel hin (die visio
flußreich und weittragend waren dabei die Arbeiten K. Rahners. Dessen Verständnis der beatifica), und so darf nun darum wegen der Unmöglichkeit einer direkt und sicher zu-
Trinität soll hier zunächst als Ausgangspunkt dienen. greifenden Individualreflexion nicht daraus geschlossen werden, daß diese Selbstrnittei-
Nach K. Rahner ist der Mensch das Ereignis der absoluten Selbstrnitteilung Gottes in lung Gottes eine absolut subjekt- und bewußtseinsjenseitige sei, die nur durch eine von
rechtfertigender Gnade und der visio beatifica,s Indem der Mensch bei sich ist und in außen her an den Menschen herangetragene dogmatische Theorie postuliert werde.«14 In
diesem Beisichsein sich selbst personal in Selbstbewußtsein und Freiheit überantwortet der christlichen Trinitätslehre geschehe die Selbstrnitteilung Gottes als eine einzige, die
ist, ist der Mensch in der transzendentalen Reflexion offen für das Angebot der Mittei- sich ~ur aus unserem Blickwinkel in Vater, Sohn und Heiligen Geist differenziere, d.h. in
lung des innersten Wesens Gottes selbst. D.h. der Mensch lebt in der Modalität der vor- der Okonomie des Heils erfahren wir bereits die immanente Trinität, und zwar gegen
gegebenen Situation des Angebotes Gottes, also dessen Selbstmitteilung, zu der der eine psychologische Trinitätslehre, die im Anschluß an Augustinus zunächst den imma-
Mensch Stellung nimmt, entweder bejahend oder verneinend. Diese Stellungnahme des nenten Bezug der drei göttlichen >Personen< zu klären versucht und dabei die heilsge-
Menschen zu dem Angebot Gottes ist zusammen mit der Selbsteröffnetheit Gottes in sei- schichtliche Erfahrung (d.h. die ökonomische Trinität) überspringt,15
ner Mitteilung ein Existential des Menschen. Wenn diese Selbstrnitteilung Gottes9 Gnade Wird die Trinität von der Warte der Selbst mitteilung aus entfaltet, ergibt sich ein all-
in ungeschuldeter Weise genannt wird, so ist nicht nur die Mitteilung Gottes selbst gemeiner oder universaler Heilswille Gottes, der über das Christentum hinausreicht.
Gnade, sondern zugleich auch die Annahme des Menschen, die von Gott selbst nochmals Wenn dies aber zutrifft, muß das Heil auch außemalb des Christentums gesucht werden,
getragen wird. Als Angenommener bleibt jedoch Gott nur dann in seiner Göttlichkeit, d.h. es kann nicht prima facie davon ausgegangen werden, daß außemalb des Christen-
wenn der kreatürlich subjektive Akt der Annahme der Selbstrnitteilung nochmals von tums Gott nicht ausgesagt werden könne. Dies ist ein wesentlicher Aspekt für die Frage,
Gott umgriffen ist. Die dauernde Herkunft von Gott und die radikale Differenz zu ihm wie die Dogmengeschichte als solche zu interpretieren sei. Zugleich ist dabei bedingt,
müssen zugleich gedacht werden, und zwar in Einheit und Differenz als Existentialien. daß die einfache Gegenüberstellung von Philosophie und Theologie unzureichend ist,
Es ist der Modus der Nähe und zugleich der anwesenden Abwesenheit, ein Anwesen des insofern der glaubende Vollzug selbst innovatorisch durch die Reflexion sich als verant-
Selbstmitteilenden. Gott bleibt dabei er selbst, wenn er sich an das Nichtgöttliche mit- worteter Glaube ausweist,16 Bevor jedoch auf der Basis dieses Gottesverständnisses
einige weitere Überlegungen für die dogmengeschichtliche Entfaltung angestellt werden,

10 Zur visio facialis, die sachlich der visio beatifica entspricht, vgl. Beierwaltes, W., 1988, S. 5 ff.
4 Vgl. Piepmeier, R.. 1983. S. 195. tJ Rahner, K., 1984, S. 124.
5 Goethe: zitiert nach Hartmann. A .. 1955. S. 40. 12 Vgl. ebd.. S. 127 f.
6 Vgl. Hesse. H .. 1983. bes. S. 219 ff. 13 Vgl. ebd .. S. 127.
7 Vgl. dazu Waldenfels. H., 1985. S. 245. 14 Ebd.. S. 136.
8 Vgl. Rahner, K.. 1984. S. 123 f. 15 Zum Verhältnis ökonomischer und immanenter Trinität vgl. § 5.3.
9 Zu diesen Ausführungen vgl. Rahner, K .. 1984, S. 124 ff. 16 Vgl. § 2.4 und § 10.1.
2. Ansatz einer Trinitätslehre 295
294 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung

den kann. 22 Geht man von der zentralen Lehre des Christentums aus, daß sich Gott ab-
muß kurz auf einige Einwände gegen die Thesen K. Rahners eingegangen werden, wie s~lut in Jesus selbst mitgeteilt hat, so bedingt dies nicht nur einen Rückstoß von der mit-
sie besonders von P. Weß vorgetragen worden sind,17 teilenden Person auf die ursprünglich bewegende Sache, sondern auch einen Vorstoß auf
Weil K. Rahner im Rahmen der Selbstmitteilung Gottes Gott als aufweisbares Ge- all~s menschliche Sprechen, d.h. eine Übersetzbarkeit in alle Denkhorizonte. Das grie-
heimnis zu explizieren versucht, setzt er nach P. Weß voraus, daß es für den Menschen chIsche Denken ha~ d~ das. gle.iche Recht wie heutiges Denken als theologische
einen Grund der Welt gebe, der vom Menschen erkannt werden könnte, und daß die Welt S~lbstentfal~ng.23 ~Ies Ist bereits em Vorgriff auf die spätere Frage einer Dogmenent-
bis auf ihren Grund hin gelichtet sei. 18 Der Finalitätsbeweis, der bei K. Rahner implizit w~cklung. Hier soll Jedoch noch weiter die Frage behandelt werden, wie die Selbstmit-
enthalten sei, bleibe jedoch eine Hypothese. P. Weß kommt zu dem Ergebnis, »daß ein teilung Gottes für das univerale Heil relevant ist.
Aufweis echter Unendlichkeit des menschlichen Geistes und damit Gottes als des eigent- ~enn auch K. R~n.ers Ko~e.ption d~r Welt als übernatürlich bzw. der Hingeordnet-
lichen Ziels desselben nicht möglich sein kann, weil kein Wesen über seine eigene End- helt der Welt auf em ubernaturhches ZleJ24 dem Verdikt der Finalität unterliegt, so ist
lichkeit oder Unendlichkeit befinden kann und weil ein solcher Ausweis der Transzen- doch daran festzuhalten, daß aufgrund der Selbstmitteilung Gottes der christliche Glaube
denz Gottes, seinem echten Größer-Sein im Sinne des biblischen Gottesbildes, wider- aus einer Introspektion des Christentums heraus grundsätzlich und faktisch anderswo
spricht.«19 Nach P. Weß halte K. Rahner in seiner Grundkonzeption die Geheimnishaf- vor~ommt. Der Mensch als Subjekt muß mit der Selbsterschließung oder Selbstver-
tigkeit Gottes nicht stringent durch, weil er sie nur als Unbegreiflichkeit zu fassen versu- schheßung Gottes rechnen, d.h. er ist notwendig offen: der Mensch steht natürlich vor
che. Ein Aufweis Gottes sei letztlich nicht möglich. Die Kritik von P. Weß an K. Rahner Gott als .fre.iem un~ weltüberlegenen Gott, der nach christlicher Auffassung Person ist. 25
hat sicherlich darin Recht, daß nach P. Weß Gott nicht aus einer Finalität heraus begrif- [)as Chr.~t~lche zeige dann von der Offenbarung her das natürlich Richtige im Lichte des
fen werden kann, zugleich auch, daß der Mensch selbst nicht darüber verfügen kann, ob Ubern~turhch~n ~ls so1che~. Zugleich hat aber die Offenbarung als Offenbarung eine
er in seinem Hin aus greifen über sich selbst auch den Grund der Welt trifft. K. Rahner GeschIchte, dIe mcht von emem metaphysischen Entwurf her be antwort bar sei sondern
spricht zwar des öfteren davon, daß es einen natürlichen Gottesbegriff aufgrund der Er- nur von Gott selbst her. Die Offenbarung ist kein naturgesetzliches Moment ein~r imma-
kenntnis gebe,20 aber P. Weß scheint K. Rahner insofern zu überzeichnen, als Rahner n~nte~ Ent.wicklung, sondern ein freies Ereignis von Seiten Gottes. Obwohl K. Rahner
nicht die Unendlichkeit oder da~ Geheimnis Gottes denken möchte. Wenn Rahner davon hlCr dIe DIfferenz des griechischen und christlichen Gottesbildes betont,26 ist trotzdem
spricht, daß Gott die abwesende Anwesenheit sei oder das Geheimnis, so will er darauf daran festzuha1te~: daß auße~hal~ des Christentums ein möglicher Zugang angeboten ist,
verweisen, daß Gott trotz seiner Selbstmitteilung er selbst bleibt, d.h. nicbt im Kreatürli- a~ch wenn ge~enuber ~er gnechlschen Philosophie von Seiten der Bibel keine metaphy-
chen aufgeht. Von Gott als Geheimnis zu sprechen, bedeutet dann, das Geheimnis als SISche RefleXIon stattfmdet. Wenn aber aufgrund des >biblischen< Selbstverständnisses
Geheimnis zu thematisieren und somit zu reflektieren. Wenn nämlich gedacht wird, daß das Heil allen Menschen angeboten ist, und zwar im Zusammenhang einer systemati-
Gott, unter der Voraussetzung, daß es ihn gibt,21 nicht mit der Kreatürlichkeit identisch, s.chen ~ntfaltung durch ~en se~bst.erschlossenen Gott, dann muß es prinzipiell auch mög-
d.h. nur identisch, also nicht zugleich auch different ist, kann von Gott als Geheimnis in hch sem, daß das ~enum Chnsthche anders ausgesagt wird; dies ergibt sich immanent
>negativer< Form geredet werden. Wenn Gott als Geheimnis gedacht wird, insofern er auch daraus, daß dIe Offenbarung als solche eine Geschichte hat und in den Raum ande-
Geheimnis als Geheimnis ist, dann bedeutet dies nicht, daß Gott als Geheimnis nur ge- rer Denkhorizonte hineinragt. Nicht einmal die sogenannte streng historisch-kritische
dacht werde. Es besteht somit ein Unterschied, ob in >negativer< Weise Gott different zu Exegese vermag >streng bibl~sch< zu argum~ntieren, da sie von theologischen Aprioris
allem anderen und zugleich identisch mit sich und dem von ihm Verschiedenen gedacht der Fragestellungen und Begnffe beherrscht iSt.27 Wenn dies zutrifft und selbst die Bibel
oder ob Gott positiv, d.h. in der Bezüglichkeit auf sich selbst, als Geheimnis verstanden s~cte dic~m, kein homogenes Gebilde ist,28 insofern sie sich mit dem jeweiligen Zeit~
wird. Geheimnis kann in diesem Sinne auch Differenz oder Negation meinen. Beachtet ~elst ausemand~rsetzt, dann muß eine Dogmenentfaltung möglich sein. 29 Wie diese nö-
man trotz der sehr scharfen Kritik von P. Weß dessen Anliegen, dann kann auf dieser Ba- tige Entfaltung Jedoch gedacht werden kann, kann im Folgenden nicht in seiner ganzen
sis der oben entfaltete Begriff von Heil und Trinität weiter verfolgt werden. Es bleibt
zumindest die Au~sage bestehen, daß Gott - unter der Voraussetzung seiner Selbstmit-
teilung _ ein universales Heil will, das nicbt auf das Christentum reduziert gedacht wer- 22 Die Kritik v~n H. Verweyen (vgl. ders:, 198~, S. 32 ff.) kann hier nicht eingehend referiert
werden, da Sie SIch haupt~ach~lch auf dIe ChrIstologie bezieht. So kritisiert H. Verweyen be-
sonders. daß K. Rahner dIe DIfferenz von allgemein unbedingter (moralischer) Entscheidun
und der Bejahung eines Geschichtsfaktums als unbedingt wahr zu wenig bedenkt. K. Rahne~
17 Auf die Bedeutung und Problematik von Rahners Interpretation der Seinsfrage bei Thomas von betont, daß es ~eme u~bedingt gewisse Geschichtsevidenz in Jesus gebe (Rahn er, K., 1984, S.
Aquin für die Gottesfrage braucht hier nicht eingegangen zu werden (vgl. Keller. A., 1968. S. 232 f.); wenn dies zutrifft. dann gIbt es auch keinen notwendigen Glauben an Jesus.
143 ff. und § 5.3). 23 Vgl. Verweyen. H .. 1985. S. 55 ff.
18 Vgl. Weß. P .. 1970. S. 14 ff. 24 Vgl. Rahner, K .. 1967, S. 93.
19 Ebd .. S. 113. 25 Ebd., S. 97.
20 So z.B. Rahner. K .. 1967. S. 94 ff. 26 Ebd.. S. 103 ff.
21 K. Rahner und K.-H. Weg er betonen für diesen Fragekreis. daß es illegitim sei zu meinen. man 27 V gl. ebd .. S. 92.
könne in einem ersten Schritt Welt und Subjekt denken und dann gesondert nach einem zurei- 28 V gl. § 9.2 für den Fragenkreis >Hellenismus und Judentum<.
chenden Grund fragen; vielmehr wird im Vorgriff auf die Bedingung der Möglichkeit der Welt 29 Zur Problematik. unter Bezug auf sprachphilosophische Ansätze bei S. Weil, weiterführend
unthematisch diese Bedingung im Befragen von Subjekt und Welt vorausgesetzt (vg1. dies .. Schlette, H. R., 1990. S. 238 f.; dazu auch Kühn. R .. 1989. S. 265 ff.
1985. S. 58 ff.).
296 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung

Breite dargelegt werden, insofern es nur darum gehen soll, mögliche Denkrichtungen 3. Ansätze für einen systematischen Entwurf der
aufzuweisen, Exemplarisch soll dabei auf J. H. Newman, J. E. Kuhn, K. Rahner und B.
Dogmengeschichte
WeIte eingegangen werden, ohne dabei einen Aufriß ihrer jeweiligen Denkhorizonte und
theologischen Richtungen zu thematisieren. Es geht hier ledi~lich um die Frage, o? he~­
lenistisches Denken die Bibel notwendig verfremdet habe, wie A. v. Hamack und Impli- Was sich bereits bei der Untersuchung zur Entwicklung der Hellenisierungsthese ge-
zit auch W. Pannenberg (in seiner ursplÜnglichen Konzeption) angenommen haben. 3o in- zeigt hat,l spiegelt sich in gleicher Weise auch bei der Modellbildung einer Traditions-
nerhalb einer Entfaltung der Offenbarung als Geschichte ist es nötig, nach diesen Mo- bewertung wider, auch wenn der Rahmen der Fragestellung breiter gewählt ist als bei der
dellen der Dogmengeschichte als solcher zu fragen. Frage nach der Hellenisierung. In der Forschung lassen sich, grob gesprochen, drei
Gruppen von Modellen unterscheiden, nämlich optimistische, pessimistische und dialek-
tische. Die erste Art der Modellbildung orientiert sich entweder an dem Gedanken des
organischen Wachstums oder des Fortschritts. 2 D. Wiederkehr versucht zu zeigen, daß
sich der Fortschrittsgedanke hauptsächlich aus gleichzeitigen gesellschaftlichen Strö-
mungen herleiten ließe, die auf die Deutung der Tradition in ihrer Entwicklung ange-
wandt wurden und im Sinne einer Immunisierungsstrategie zu sehen seien, weil die
Wandlungen in der Geschichte mit dem Siegel der Legitimität und Identität versehen
worden seien.3 Diese These muß im Folgenden geplÜft werden. Ein Pendant dazu bilden
Modelle, die die Entwicklung der Glaubenslehre, des Gemeindelebens usw. entweder als
existentielle Dekadenz deuten, um sich in dieser Kritik an der UrsplÜnglichkeit des bibli-
schen Zeugnisses zu orientieren, oder als hermeneutische Entfremdung, weil herrschende
Denkstrukturen z.B. in die Glaubenslehre unkritisch übernommen worden seien. Als ein
Beispiel hierfür wird die Hellenisierung angeführt. 4 Strukturell ergeben sich in diesem
ZusanImenhang die gleichen Probleme wie bei den optimistischen Deutungen der Tradi-
tionsbildung: das eine bildet die Kehrseite des anderen. In einer dritten Richtung versucht
man zu zeigen, daß Dekadenz und Reform dialektisch miteinander vermittelt werden
müßten, weil es Epochen selbstkritischer Erinnerung und ursprungsvergessene Epochen
nach- und nebeneinander gegeben habe. 5
Mit dieser Art der Modellbildung zeigt sich genau die Problematik, die sich bereits bei
der Hellenisierungsthese ergeben hat. Anhand einiger Beispiele soll im Folgenden expli-
ziert werden, wie durch die Theoriebildung selbst die Einschätzung des Werdeganges der
Geschichte beurteilt wird, um Kriterien zu erarbeiten, die eine solche Theoriebildung
ermöglichen. Von daher wird es möglich sein, die Frage der Hellenisierung erneut aufzu-
greifen und für die arianische Theologie fruchtbar zu machen.

a) J. H. Newman

J. H. Newman hat in einer flÜhen Schrift »An Essay on the Development of Christian
Doctrine«6 verschiedene Kriterien aufgestellt, die eine Dogmenentwicklung als Konti-

I Vgl. § 9.1.
2 Dazu rechnet D. Wiederkehr einerseits die katholische Tübinger Schule des 19. Jahrhunderts,
andererseits Denker wie G. W. F. Hegel. K. Rahner, M. Seckler, P. Teilhard de Chardin (vgl.
Wiederkehr, D., 1988, S. 111 f.).
3 Vgl. ebd., S. 112 f.
4 Vgl. ebd., S. 113.
5 Vgl. ebd., S. 113.
6 Vgl. Kern, W. und Niemann, F. J., 1981. S. 132 ff.; G. Biemer und J. D. Holmes betonen, daß
der Grund dieser Schrift in der Differenz zwischen der Lehre der frühen und der römi~chen
30 Vgl. § 2.4; § 9.1 und § 9.4.
3. Ansätze for einen systematischen Entwurf 299
298 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung

Gültigkeit bedeute. Allgemein versteht J. H. Newman unter der Zustimmung eine gei-
nuität innerhalb der Geschichte aufzeigen sollen. Dabei ist vorauszuschicken, daß er die stige Bejahung eines verständlichen Satzes, einen Akt des Intellekts, der eindeutig ist)l
christliche Offenbarung nicht als eine Reihe von Sätzen versteht, sondern als geschichtli- Zwischen Folgerung und Zustimmung bestehe aber nur im Bereich der begrifflichen Zu-
che Ereignisse mit der Inkarnation in ihrer Mitte. 7 Als erstes Kriterium nennt J. H. New- stimmung eine Ähnlichkeit, insofern Zustimmung als Erfassung, die die Akte der Folge-
man die Erhaltung des Typus. In Analogie zur organischen Natur müsse der Grundgehalt rung begleitet, begrifflich ist; denn die Folgerung habe es größtenteils mit begrifflichen
des Glaubens gleich bleiben. Denn wie aus einem Vogel nie ein Fisch werde, so blieben Sätzen zu tun, sowohl die Prämissen als auch die Konklusionen der Folgerung)2 Die Dif-
auch Ideen konstant, nämlich in der Kirche die Einheit und Katholizität. Beim zweiten ferenz zwischen Folgerung und Zustimmung besteht nach Newman darin, daß die Folge-
Kriterium, der Kontinuität der Prinzipien, denkt J. H. Newman hauptsächlich an die intel- rung Sätze als Begriffe erfasse, die Zustimmung dagegen Sätze als Dinge. 13
lektuell redliche Glaubensreflexion und die Heiligung des Menschen. Obwohl z.B. be-
reits an das erste Kriterium Fragen zu richten sind, ob wirklich eine strikte Analogie der Der >illative sense< wird bei J. H. Newrnan mit der Häufung von Wahrscheinlichkeiten
Ideen zur organischen Natur vorhanden sind und ob innerhalb der Geschichte nicht zu- verbunden, der >cumulation of probabilities<, d.h. der Ausrichtung auf ein gemeinsames
gleich mit völlig neuen Perspektiven gerechnet werden müsse, wie dies K. Popper etwa Ziel. Dabei bildet der >il1ative sense< eine Summe intuitiver Komponenten der natürli-
in seiner Emergenzregel vertritt,8 findet das sog. Assimilationsvennögen als drittes Krite- chen Folgerung und ein logisch-schlußfolgerndes Moment der fonnellen Folgerung.1 4
rium die meiste Kritik: danach sei das Christentum in der Geschichte mit anderen An- Zum einen gründet der Folgerungssinn in der Natur des Menschen,l5 zum anderen be-
schauungen, Ideen, Vorstellungen konfrontiert worden, die es kritisch verarbeitet habe, steht seine Funktion darin, das Konkrete für den Erkennenden in dessen individueller
ohne die Selbstidentität aufzugeben. Dies könnte in einer Theoriebildung heute mit dem Situation bewußt und so den zu erkennenden Gegenstand möglichst anschaulich werden
Begriff der Inkulturation beschrieben werden. Systematisch gesprochen, bedeutet näm- zu lassen. 16 Nach Newman handelt es sich beim Folgerungssinn um eine lebendige Real-
lich die Aufnahme anderer Gedanken in das Christentum zugleich, daß das Neue da'> Alte idee, die selbst Prinzip der Entwicklung sei.
verändert; es bekommt eine neue Qualität, eine neue Aussage, die nicht notwendig den Neben den oben bereits erwähnten kritischen Anmerkungen zum Assimilationsvermö-
Vollsinn des Alten widerspiegelt. Das Christentum müßte hier eine Besonderheit sein, gen muß gesagt werden, daß Newman mit diesen sieben Kriterien in Verbindung zu der
wenn es sich durch neue Erkenntnisse in ihrer Grundstruktur nicht veränderte. Betrachtet Realidee davon auszugehen scheint, daß sich eine Explikation eines bereits Implizierten
man ein anderes Beispiel, nämlich aus der Physik, so muß gesagt werden, daß etwa die vollziehe, und zwar in einem eindimensionalen Prozeß. Zwar könnte neben der Emer-
Quantenphysik oder die Relativitätstheorie die klassische Physik sehr wohl verändert hat, genztheorie (Popper) darauf verwiesen werden, daß es innerhalb der Geschichte immer
obwohl die Quantenphysik nicht ohne die klassische Physik denkbar ist. Aber mit der neue Ansätze des Verständnisses, der Fragen und des Denkens gibt, die diskontinuierlich
Quantenphysik werden Wirklichkeiten erfaßt, die durch die alte Theorie nicht beschreib- wirken, so der Vorwurf von B. Weite an J. H. Newman,l7 B. Weite wird hier aber New-
bar waren bzw. keine Probleme ansprachen. Durch das Neue werden auch neue Fragen- man insofern nicht gerecht, als Newman die Diskontinuität nicht leugnen will; sein
komplexe, neue Begriffe, neues Denken evoziert, das zugleich in Differenz zum Alten Schwerpunkt liegt darauf, daß die Identität des Glaubens in den verschiedenen Fonnen
steht. In der Assimilation, wie J. H. Newrnan dies nennt, kann somit nicht notwendig auf und Au,>prägungen nicht aufgehoben wird.
eine Selbstidentität geschlossen werden.
Die weiteren Kriterien, die J. H. Newman anführt, sind die logische Folgerichtigkeit,
worunter er jedoch keine Deduktion versteht, sondern im geschichtlichen Prozeß eine re- b)J. E. Kuhn
trospektive Sicht, die die innere Kohärenz des Christentums durch die Zeiten aufzeigen
soll; des weiteren die Vorwegnahme der eigenen Zukunft: die spätere Lehre darf nichts J. E. Kuhn gehört der sog. Tübinger Schule des 19. Jahrhunderts an. In seiner Inter-
Neues hinzufügen, was auch durch das sechste Kriterium angesprochen wird, nämlich pretation der Dogmenentwicklung wendet er sich gegen einen unhistorischen Biblizis-
die bewahrende Auswirkung auf die Vergangenheit als Kontinuität, bzw. die fortdau- mus der protestantischen Orthodoxie auf der einen Seite und gegen den aufklärerischen
ernde Lebenskraft als Beständigkeit. 9 Rationalismus auf der anderen Seite. 18 Dabei entwickelt Kuhn seine Gedanken im An-
J. H. Newrnan versuchte dies später in seinem >Entwurf einer Zustimmungs lehre<
weiter zu fundieren,1O indem er ein besonderes Erkenntnisvermögen annahm, den Folge-
rungssinn (illative sense), worunter Newrnan Folgerung und Zustimmung verstand. Die
Zustimmung ist gegenüber der Folgerung ein selbständiger Akt, der die Anerkennung der
11 Vgl. Newman. J. H .. 1961. S. 130; dazu Rombold. G .• 1960, S. 105.
12 Vgl. Newman. J. H.. 1961, S. 28.
Kirche lag (vgl. dies .. 1984. S. 35) und zugleich vom Ansatz her apologetisch orientiert war 13 Vgl. ebd.
(vgl. ebd. S. 36). 14 Vgl. ebd.• S. 119.
7 Vgl. Biemer, G./Holmes, J. D., 1984. S. 35. 15 Vgl. Artz. J .. 1954. S. 236.
8 Vgl. Popper, K., 1987, S. 44 ff. 16 V gl. ebd.. S. 236 f.
9 Nach G. Biemer und J. D. Holmes besteht die Schwäche der Argumentation Newmans darin, 17 Vgl. Weite, B.. 1970. S. 105; hierzu müßte besonders der Begriff des Paradigmenwechsels im
daß er einen Begriff von Einheit der Kirche angenommen habe. der kirchenbildenden Elemen- Sinne von Th. S. Kuhn eingeführt werden (vgl. Kuhn. Th. S .. 1988. S. 57 ff. und 65 ff.).
ten außerhalb der römisch-katholischen Kirche keinen Raum mehr läßt (vgl. dies., 1984, S. 36). 18 Vgl. zu J. E. Kuhn bes. Kern, W./Niemann. F. J .. 1981, S. 136 ff.
10 Vgl. Newman, J. H .. 1961.
300 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung 3. Ansätze for einen systematischen Entwurf 301

schluß an eine metaphysische Konzeption von Möglichkeit, Notwendigkeit und Tatsäch- Möhler und J. S. Drey. Für den jungen Möhler war die Dogmenentwicklung ein lebendi-
lichkeit.J9 ges und organisches Wachstum; dadurch versuchte J. A. Möhler seine ursprüngliche An-
sicht zu modifizieren, nach der im Anschluß an G. E. Lessing die inhaltliche Unvollstän-
Die Möglichkeit einer Dogmenentwicklung liegt nach J. E. Kuhn darin, daß die Offen- digkeit der Schrift der inhaltlichen Vollständigkeit der Tradition gegenüberstehe. 26 Für J.
barung die menschliche Vernunft zur Voraussetzung habe. Dies trifft deshalb zu, weil die S. Drey war dagegen die Dogmenentwicklung eine fortgesetzte Offenbarung; im Gegen-
Offenbarung zwar apriorisch von Gott her verstanden werden muß, insofern Gott sich satz zum Apriorismus der Aufklärung mit der Verwerfung der konkreten Geschichtlich-
selbst mitteilt und erschließt, zugleich aber aposteriorisch-kategorial gefaßt wird, inso- keit betont J. S. Drey die Geschichte der Offenbarungsreligion, gegen einen reinen Tra-
fern sie eine Aussage des menschlichen Geistes ist und den Menschen in seiner Situation ditionalismus aber hebt Drey hervor. daß es vor aller Erfahrung eine religiöse Anlage
trifft.2o Wenn allerdings die Offenbarung die menschliche Vernunft und den Menschen gebe, eine angeborene Gottesidee, als ursprüngliche Apperzeption. 27 Insofern Kuhn das
der damaligen Zeit zur Voraussetzung hat, so könnte die Lehre der Apostel wie in der Wirken des heiligen Geistes im Zusammenhang mit dem Lehramt betont. setzt er sich
Aufklärung als ein vergänglicher Ausdruck des Christentums angesehen werden. Dage- sowohl vom jungen Möhler als auch von Drey ab. zugleich aber auch von J. H. Newrnan.
gen wendet J. E. Kuhn zu Recht ein, daß dadurch die Inspiration und die Offenbarung Zwar spricht auch J. E. Kuhn von einer besonderen Erkenntnisfähigkeit wie J. H. New-
implizit geleugnet werden und daß die Differenz von Glauben und Wissen aufgehoben man; dies entspricht aber bei Kuhn nicht dem >illative sense<,28 sondern der heilige Geist
wird. Die Wahmeit ist nach J. E. Kuhn dem Menschen vielmehr vorgegeben, d.h. Kuhn wird als Instanz der Dogmenentfaltung angenommen; zudem kennt Kuhn eine Kriteriolo-
ist ein erkenntnistheoretischer Realist. Möglich ist eine fortschreitende Erkenntnis der gie im Sinne Newmans nicht. 29 Im besonderen Maße unterscheidet sich Kuhn auch von
Offenbarungswahmeit; es liegt folglich keine Veränderung des Inhalts, sondern der Form der Neuscholastik, bei der die Dogmenentwicklung als logische Deduktion in einem Syl-
vor. logismus aufgefaßt wird. Nach Kuhn handelt es sich aber nicht um einen syllogistischen
In dieselbe Richtung weist bei J. E. Kuhn die Notwendigkeit einer Dogmenentwick- Prozeß, auch nicht um die Weitergabe einer wörtlichen Formulierung, sondern um einen
lung: insofern die Offenbarung mit Christus abgeschlossen sei, habe sie eine Normativi- geschichtlichen Prozeß,3o Wenn allerdings J. E. Kuhn den >sensus fidelium< nahezu außer
tät für immer, zugleich aber eine Wirksamkeit für ihre Zeit. 21 Der Ausdruck der Offenba- Acht läßt und glaubt. daß das Lehramt Träger der Dogmenentwicklung sei, erfährt er in
rung muß sich somit ändern, da die Offenbarung in der jeweiligen Sprache der Zeit aus- dieser Hinsicht besonders durch K. Rahner heftigen Widerspruch: nicht das Lehramt sei
gesagt sei. J. E. Kuhn wendet sich damit gegen einen biblizistischen Supranaturalismus, für sich Träger der Dogmenentwicklung. sondern zugleich die Theologen,3!
nach dem Inhalt und Form unveränderlich sind, und gegen den Rationalismus, bei dem
Form und Inhalt der Veränderung unterworfen sind. Es gebe einen zeitlichen Anfang,
nicht jedoch einen normativen, der sich ändern müßte. 22 c) K. Rahner
Für die Tatsächlichkeit der Dogmenentwicklung gilt nach J. E. Kuhn, daß die Anpas-
sung an die Strömungen und Ausdrucksformen der Zeit nicht das Werk des subjektiven Einen wichtigen Beitrag zur Frage der Dogmenentwicklung lieferte K. Rahner in ver-
Geistes sei - eine Redeweise, bei der sich Kuhn an G. W. F. Hegel anschließt -, sondern schiedenen Publikationen. Er betont wie J. E. Kuhn die Wirkung des heiligen Geistes für
das Werk des vom Heiligen Geist geführten Lehramtes. 23 Dabei bedenkt J. E. Kuhn je- die Vermittlung des einmalig historischen Ereignisses (Christus) sowie die Ansicht, daß
doch nicht, wie der Zusammenhang von >sensus fidelium< und Lehramt zu bestimmen ist. die geoffenbarte Wahrheit dieselbe bleibe. 32 Denn die Dogmengeschichte sei nicht Spie-
Herausgestellt wird von ihm allerdings, daß Offenbarung Geschichtlichkeit und Absolut- gelung einer allgemeinen Geistesgeschichte, sondern entspringe der Selbstentschließung
heit zur gleichen Zeit impliziere (gegen Hegel), eine Offenbarung für alle Zeit und für Gottes,33 Darin treffen sich die Überlegungen K. Rahners zur Dogmengeschichte mit sei-
ihre Zeit. 24 nen Ausführungen zur Trinitätslehre,34 Zwar handelt es sich bei den Dogmen um endli-
che Sätze, um historisch bedingte Begriffe und Vorstellungen. aber dies muß nach Rah-
Indem die Lehre Christi und der Apostel auf der einen Seite ein erster geschichtlicher
Ausdruck ist, auf der anderen Seite normativ »als lebendiges aus dem Munde des kirchli-
chen Lehramtes«25, wendet sich Kuhn nicht allein gegen den Biblizismus und den Ratio-
26 Vgl. Geiselmann. J. R .. 1986 c. Sp. 521; diese Sicht überwindetJ. A. Möhler in der >Symbolik<
nalismus. sondern auch gegen andere Theologen der Tübinger Schule, so gegen J. A.
insofern, als er dort die inhaltliche Vollständigkeit der Schrift bei formaler Unvollständigkeit
mit Bezug auf die Schriftinspiration und den Kanon vertritt (vgl. ebd).
!9 Der Ausgangspunkt der Betrachtungen Kuhns ist die Annahme. daß der Glaube im Sinne F. H. 27 Vgl. Geiselmann. J. R., 1986 a, Sp. 574; dazu auch Aubert. R .. 1985. S. 295.
28 Vgl. dazu § 10.3a.
Jacobis eine unmittelbare Erfahrung Gottes ist. noch ohne die Scheidung von Subjekt und Ob-
jekt. so daß man eine objektive Gewißheit Gottes haben könne (vgl. Geiselmann. J. R .. 1986 b. 29 Vgl. Kern. W./Niemann. F. J., 1981, S. 141 f.
30 Vgl. ebd .• S. 142 f.
Sp.656). 3!
20 Man kann hier durchaus die Gedanken J. E. Kuhns im Rahnerschen Sinne ausdrücken. Vgl. Rahner, K.. 1961, S. 25 ff. und 45 ff.
32 Vgl. Rahner. K .. 1967. S. 51 und 53.
2! Vgl. Kuhn. J. E .. 1859. S. 131.
33
22 Vgl. dazu auch Geiselmann. J. R .. 1959. S. 195. Darin unterscheidet sich K. Rahner deutlich von der Einstufung von D. Wiederkehr (vgl. ders ..
23 Vgl. Kuhn. J. E .• 1859. S. 155. 1988, S. 111 0. der glaubt. daß sich der Gedanke eines Fortschritts in der Dogmengeschichte
24 Vgl. ebd. S. 177. auch bei Rahner aus gesellschaftlichen Strömungen ergebe.
34 Vgl. § 10.2.
25 Ebd.. S. 185.
I

1
302 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung 3. AnsätzejUr einen systematischen Entwurf 303

ner mit der unmittelbaren Mitteilung Gottes verbunden werden,35 Insofern die Menschen sehen Finden der Wahrheit. 42 Indem es sich um eine endliche Aussage über den Glauben
endliche Sätze benutzen, sagen sie von der Wirklichkeit nicht alles aus. Trotzdem sind handelt. sind Glaubenssätze zugleich auch immer von geschichtlich mitbestimmten Re-
diese Sätze dann nicht notwendig falsch, sondern in einem historischen Kontext >adäquat deweisen gefärbt, die K. Rahner Amalgame nennt. 43 Diese Amalgame müßten ausge-
wahr<, obwohl sie als endliche Sätze zugleich inadäquat bleiben, somit wahr und zugleich schieden werden. Dies >>darf nicht grundSätzlich verdächtigt werden als faules und feiges
überholbar sind. Es wandelt sich die Perspektive, unter der die Wirklichkeit gesehen Arrangement zwischen einem verbalen Festhalten an einer traditionellen Lehre und deren
wird. Der geschichtlich bedingte Aneignungsmodus steht jedoch nicht schlechthin außer- Formulierungen einerseits und einer neuen Erkenntnis anderseits, die, wenn ehrlich aus-
halb der Offenbarung. Insofern der geschichtliche Dialog zwischen Gott und Mensch, in gesagt, die bisherige Lehre angeblich als irrig ablehnen müßte«44. K. Rahner geht es je-
dem etwas geschieht, seinen Höhepunkt in Jesus Christus gefunden hat, ist die endgültige doch nicht um eine Kriteriologie für die Dogmenentfaltung der Vergangenheit wie bei J.
Wirklichkeit schon da, weil die Mitteilung Gottes als ökonomische Trinität zugleich H. Newman, sondern um eine künftige Entwicklung.
zeigt, was die immanente Trinität meint: in Jesus erschließt sich im Raum des Christen-
tums _ und nur davon ist hier die Rede - das, was Gott ist. 36 Insofern ist die Offenba-
rung abgeschlossen.J7 Die Glaubenserkenntnis der Kirche geschieht in der Kraft des hei- d) B. Welte und M. Heidegger
ligen Geistes, der der Geist des Vaters und des Sohnes ist, der Geist der Kirche, die >Sa-
che< selbst, die geglaubt wird,38 Um diesen Sachverhalt näher zu erläutern, greift K. Rah-
B. Welte betont, daß es bei seiner Fragestellung nach einem Verständnis der nizäni-
ner auf folgende Erklärung zurück: in der Dogmenentwicklung kann es sich um die Ex-
sehen Christologie im Vergleich zum biblischen >Denken< um eine Differenz der Seins-
plikation eines implizit Erkannten in eine implizite Erkenntnis handeln,39 Diese Erklä-
geschichte gehe. und zwar im Anschluß an die Konzeption M. Heideggers. 45 B. Weite
rung könnte im Sinne der Logik mißverstanden werden, indem es allein als eine Deduk-
möchte dieses Seinsdenken gegen eine Sprachanalytik abgrenzen, die für die Frage der
tion gedeutet wird. K. Rahner will dies allerdings so verstanden wissen, daß die Satzex-
Seinsgeschichte keine wesentlichen Momente hinzubringe. 46 Zur >fides< gehöre der >in-
plikation auch dadurch geschehen könne, daß die Explikation eines >virtuell< Impliziten
tellectus fidei< im menschlichen Denken durch die menschliche Sprache. Dieses mensch-
eines Satzes mit Hilfe eines anderen Satzes vor sich geht, d.h. durch eine hermeneuti-
liche Denken sei das Medium der göttlichen Offenbarung und des >intellectus fidei<. Dar-
sche, exegetische Operation ohne eigentliches Schlußverfahren. 4o Von der Sicht Gottes
in deckt sich die Konzeption von B. Weite mit K. Rahner, der die apriorisch ergangene
her gilt, daß die Selbstmitteilung Gottes diesem selbst bis in alle Virtualitäten hinein be-
Offenbarung im Rahmen der Kategorialität zu fassen versucht. Offenbarung wird immer
wußt ist. Das Virtuelle ist dann das von Gott implizit Gesagte, auch wenn es, vom Men-
auch menschlich ausgedrückt - oder bei K. Rahner: aposteriorisch-kategorial. B. Weite
schen her gesehen, einer Deduktion bedarf. In der Dogmengeschichte handelt es sich
fährt in seinem Gedankengang fort. daß das menschliche Denken im menschlichen Seins-
dann um ein asymptotisch erfolgreiches Bemühen, indem die ursprüngliche Erfahrung
verständnis als Stimmung gründe. Aller >intellectus fidei< habe somit seine Wurzel in
der Apostel, deren Gegenstand Christus selbst ist, sich fortschreitend entfaltet. Es ist die
einem menschlichen Seinsverständnis, das geschichtlich zu fassen sei. Hier schließt sich
>stückhaft< explizite Aussage in einem Satz und zugleich der unreflexe, totale geistige
B. Weite eindeutig an M. Heidegger an. 47 Nach B. Welte entstünden Epochen des Den-
Besitz der ganzen >Sache<, so daß der explizite Satz mehr und weniger ist als das Implizi-
kens durch das geschichtliche Schicksal des Seinsverständnisses. Im epochal geschicht-
te, von dem er stammt.41 Sowohl von Gott her als auch vom Menschen ist gefordert, daß
lichen Zuspruch des Seins, der sich wandelt, ereignet sich ein epochaler Umschlag des
es eine Dogmenentwicklung gibt, insofern auch von der Seite des Menschen formell
Denkens. 48
mehr mitgeteilt als formell gesagt wird. Dies ist keine Individualerkenntis, sondern eine
Entfaltung des Glaubens in der Kirche als ganzer, was als >sensus fidelium< angespro- Diese Konzeption überträgt B. Weite auf die Differenz des biblischen und nizänischen
chen werden könnte. Verständnisses der Christologie, indem er die Art der Kontinuität der beiden Denkweisen
als epochal einstuft und sich gegen eine explikative Deutung wendet, ohne sich jedoch
K. Rahner will die Dogmenentwicklung nicht als ein organisches Wachstum begreifen,
expressis verbis auf K. Rahner zu beziehen, der, wie oben gezeigt,49 die Dogmenent-
wie dies z.B. der junge Möhler getan hatte, sondern als eine Auseinandersetzung mit den
Strömungen der Zeit. Häretiker sind dann ein wichtiges Durchgangsstadium im dialekti-
42 Auch darin unterscheidet sich Rahner von der Einstufung durch D. Wiederkehr (vgl. ders.,
1988. S. 111 0. weil er hier keinen reinen Fortschrittsglauben entwickelt. sondern eine dialek-
tische Vermittlung des Geglaubten in der reflexen Aneignung desselben.
43 Vgl. Rahner. K .. 1978. S. 20.
35 Vgl. Rahner, K.. 1967. S. 53 und 73.
44 Ebd. S. 22; dies scheint gegen die Kritik von H. Küng (vgl. ders .. 1973. S. 52 f.) an Rahner
36 Vgl. auch § 5.3. selbst gerichtet zu sein.
45 Vgl. Weite. B .. 1970. S. 100.
37 Vgl. DS 3420 f.
38 Vgl. Rahner, K .. 1967, S. 58 ff.; zum Aspekt der Kirche als Symbol und Instrument des in der 46 Für das Folgende vgl. WeIte. B.. 1970. S. 101 ff.; zunächst soll nur B. Weites Argumentations-
Geschichte angekommenen Gottes als kategoriale Vermittlung der Transzendentalität Gottes g.ang referiert werden; den allgemeinen Hintergrund hat Lenz. H.. 1987. S. 393 ff. knapp um-
vgl. Vorgrirnler. H .. 1985 a. S. 155. rissen.
39 Vgl. Rahner, K., 1967. S. 68 ff. 47 Vgl. Weite. B .• 1970. S. 103.
48 Vgl. ebd .. S. 103 f.
40 Vgl. ebd., S. 71.
41 Vgl. ebd.. S. 79. 49 Vgl. § 10.3a.

1
304 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung 3. Ansätze für einen systematischen Entwurf 305

wicklung als Explikation des Impliziten in ein Explizites gedeutet hat. Damit ergibt sich worden. 58 Dabei besagt die Vergessenheit nicht die völlige Abwesenheit des Seins, da
bei diesem Gesichtspunkt eine wesentliche Differenz zwischen B. WeIte und K. Rahner. sich im Vergessen das einmal Gewußte meldet. In der Vergessenheit zeigt sich in ver-
borgener Weise die Offenbarkeit des Seins. 59 Das Sein verhüllt sich in seiner Entbergung
Die zweite These lautet bei B. Welte, daß in Nicaea50 das Seinsverständnis der abend-
selbst (Seinsverborgenheit). Daraus könne die Seinsvergessenheit erwachsen; weil sich
ländischen Metaphysik vorläge, während die Bibel im Hinblick auf das Seinsverständnis
das Sein entzieht, vergiBt der Mensch es oft, Es ist das Geschick des Seins selbst, das
in vorrnetaphysischer Provenienz als Ereignis w sehen sei. 51 In dieser Unterschiedenheit
sich gibt und wgleich versagt,60 Weil sich das Dasein (der Mensch) zumeist in der All-
sei die Differenz des Denkens des späten Heidegger und D. Bonhoeffers, der Akt und
täglichkeit aufhalte, ergreife es das Sein nicht und lebe somit in der Uneigentlichkeit, da
Sein gegenüberstellt,52 ausgedrückt. Das Denken der Bibel sei ereignishaft in dem Sinne,
es sein eigenes Selbstsein nicht ergreife. 61 Das Überwinden der Seinsvergessenheit könne
daß etwas aus sich selbst hervortritt oder sich öffnet, das Er-eignis als Zu-Eignung. »Das
somit nur durch die Überwindung der Alltäglichkeit und das >Verwinden< der Metaphy-
Ereignis zeitigt seine Zeit als den Kairos, der mit den anderen Zeiten nicht zu verrechnen
sik als Rückführung in den Grund geschehen, um den Sinn von Sein zu eruieren. 62
ist. «53 Dem stellt B. WeIte das Seinsverständnis der Metaphysik gegenüber, und zwar
ganz im Sinne der Interpretation M. Heideggers: es ist eine Epoche der Metaphysik, von Diese Frage nach dem Sinn von Sein wird von M. Heidegger im Rahmen der Frage
den Griechen bis zu Nietzsche und der Technik, eine Epoche des Ursprungsverlustes, nach dem Da-Sein (dem Menschen) expliziert, dessen Existenz eine Beziehung zu sich
dieser verstanden als Geschick des Seins. Das Sein wird nur als Seiendes gedacht, wird selbst sei, dem es in seinem Sein um dieses Sein selbst gehe, und zwar Sein im Sinne von
zum Gegenstand; dieser »ist die Einheit der Ständigkeit des Bestandes«54. Das ursprüng- Sein-Können im Rahmen der Jeme1nigkeit, d.h. es geht dem Da-Sein immer um ein Sich-
lich Ereignishafte der Offenbarung ist in seiner Ereignishaftigkeit zurückgetreten, das zu-sich-selbst-Verhalten;63 das eigene Sein des Menschen wird wr Frage. Dieses Sein ist
Ereignis erscheint in Nicaea als Wesen, OUOla. Zwar blieb das ältere Ereignishafte in nach M. Heidegger geschichtlich zu verstehen, weil die Weltgeschichte nur möglich sei,
der Kirche präsent, so durch die Aufspaltung der Lehre von Christus in eine Christologie wenn das Dasein als solches durch Geschichtlichkeit konstituiert wird. 64
im engen Sinne und in eine Soteriologie, aber im Wesentlichen ging der Bewg wm Er-
Sein wird von M. Heidegger als Nichts gedacht. Denn entsprechend der Frage nach
eignis verloren. Zugleich aber zeige sich, daß die Herrschaft der abendländischen Meta-
dem Sinn von Sein ist auch das Nichts im Sinne Heideggers nicht ein Etwas oder ein Sei-
physik w Ende gehe. Ein neuer epochaler Wandel im Seinsverständnis setze ein, so B.
endes. 65 »Das Nichts ist weder ein Gegenstand noch überhaupt ein Seiendes. Das Nichts
Wehe. 55 kommt weder für sich vor noch neben dem Seienden, dem es sich gleichsam anhängt.
Diese Interpretation hängt wesentlich mit dem Verständnis des Seins, des Seinsge- Das Nichts ist die Errnöglichung der Offenbarkeit des Seienden als eines solchen für das
schickes und der Metaphysik bei M. Heidegger wsammen. Die Selbstverständlichkeit, in menschliche Dasein. [. .. ] Im Sein des Seienden geschieht das Nichten des Nichts.«66 Zu-
der B. WeIte die Gedanken M. Heideggers für die Interpretation einer Dogmenentwick- dem ist für M. Heidegger die Lichtung ein bleibendes Lichten, ein Entbergen aus der
lung in der Alten Kirche verwendet und besonders im Hinblick auf die abendländische Dunkelheit. Die bleibende Dunkelheit konstituiert Lichtung mit. 67 Das Nichts als Wo-
Geschichte der Metaphysik von einer Destruktion sprechen kann, ist selbst frag-würdig. raufhin ist da~ Nichts an Gelichtetheit. Vom Sein kann das Nichts gewußt werden: das
Nach M. Heidegger sei die ontologische Differenz von Sein und Seiendem in der abend- Nichts »ist als das Nichthafte des Seienden der schärfste Widerpart des bloß Nichti-
ländischen Metaphysik seit Parmenides 56 und Platon nicht als solche bedacht, sondern
das Sein sei in der metaphysischen Philosophie vergessen worden.57 Indem die Metaphy-
sik onto-theo-Iogisch geprägt sei, d.h. den Gott durchweg als Seiendes, als Etwas dachte, 58 Die Kritik von N. Hartmann an Heidegger. daß diese Frage für eine metaphysische Pro-
deutete sie das Seiende insgesamt im Horizont des Seins als beständige Anwesenheit. blemstellung zu wenig sei. trifft wohl nicht auf M. lIeidegger selbst zu, da der Mensch nach
Die Frage nach dem Sinn von Sein, welches nicht Seiendes ist, sei jedoch nicht gestellt Heidegger beim Verstehen des Wortes >Sein< immer schon einer Fehlinterpretation zum Opfer
gefallen ist (vgl. Stegmüller, W., 1978. S. 140).
59 Vgl. Heidegger, M., 1967, S. 159.
50 Dies gilt wohl auch für den Umkreis von Nicaea im Sinne von 8. WeIte. 60 Vgl. ebd., S. 162 und 164.
51 Damit zeigt sich strukturell die gleiche Differenzierung wie im Denken Th. Bomans (vgl. § 61 Vgl. Heidegger, M., 1984, S. 115 und 117. Seyn als Ereignis müßte im anderen Anfang, der,
9.2). im Grunde genommen, dem ersten Anfang entspreche (ein Verstehen aus der Wahrheit des
52 Vgl. WeIte, 8., 1970, S. 109 f.; vgl. Bonhoeffer, D., 1964, S. 13 ff. Seyns selbst), an-gedacht werden. weil die klassische Metaphysik das Seyn nicht >denken<
53 Weite, 8., 1970. S. 111. konnte (vgl. Heidegger, M., 1989, S. 5); die Zeit der >Systeme< sei vorbei, womit wohl an den
54 Heidegger, M., 1954, S. 74. Hegelianismus. N. Hartmanns Schichtenontologie oder auch die Phänomenologie von E. Hus-
55 Vgl. Weite, 8., 1970, S. 113 ff. serl gedacht sein dürfte; beim ersten Anfang (vgl. ebd., S. 5) meint Heidegger wohl Heraklit.
56 Zu Parmenides vgl. Heidegger, M., 1988, S. 91 f. "Alle nachfolgende Ontologie ist von daher Dieser sei der einsame Denker gewesen. während die Vielen (das Man) auf Vielwisserei aus
vorbestimmt und hat darin ihren Leitfaden. Die Gewinnung einer ursprünglichen Situation setzt gewesen seien. Nur wenige (die Dichter, besonders Hölderlin) seien berufen (vgl. ebd .. S. 7;
eine Kritik dieser geistesgeschichtlichen Entwicklung voraus.« (Ebd., S. 92) dazu auch Heidegger, M.. 1981. bes. S. 152 ff. und ders., 1989, S. 421 ff. und 463 ff.).
57 Vgl. zu Heidegger einführend Coreth, Ehlen, Haeffner, Ricken, 1986, S. 24 ff. Zur Seinsver- 62 Vgl. Heidegger. M., 1967. S. 162 und 172; dazu Lotz. J. 8.. 1975, S. 24 ff. und 95 f.
gessenheit vgl. Hübscher, A., 1979, S. 253 ff.; zur geistesgeschichtlichen Stellung F. Nietz- 63 Vgl. dazu Tugendhat. E., 1986, S. 165 ff. und Bucher, A. J., 1989, S. 53.
sches als Versuch der Befreiung aus der abendländischen Seinsvergessenheit vgl. Hübscher. 64 Vgl. Stegmüller, W., 1978, S. 144. 147, 154 und 174.
A., 1979, S. 254; Casper. 8., 1967. S. 225 f.; Bucher, A. J .. 1983. S. 171 ff.; ders., 1989, S. 50. 65 Vgl. Heidegger. M.. 1986 a. S. 27.
Anm. 11 und S. 52 ff.; Bucher. R., 1986, S. 43 ff. und ders., 1988, S. 29 ff.; dazu auch Heideg- 66 Ebd., S. 35.
ger, M., 1975. S. 37 ff.; weiterführend Ebeling. H.. 1990, S. 35 ff. 67 Vgl. Bucher. A. J .. 1983. S. 130.
306 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung 3. Ansätze fiir einen systematischen Entwurf 307

gen.«68 Das Nichts ennöglicht es dem Dasein erst, »vor das Seiende als ein solches zu rere Bedeutungen von Sein,79 unterstellt aber wie selbstverständlich, daß sie unter einer
treten«69. einheitlichen Bedeutung stehen. so Zunächst ist also die Verschieden artigkeit des Bedeu-
Diese Interpretation M. Heideggers ist jedoch in sich problematisch. Zum e.inen fällt tungsfeldes von >Sein< zu erwähnen; W. Stegmüller verweist auf die verschiedenen Ver-
auf daß er in seiner These der Seinsvergessenheit, des Vergessens des Unterschiedes von wendungsweisen des Wortes >sein<:81 Sein im Sinne der Identität, im Sinne der Ding-
Sei~ und Seiendem,70 davon spricht, daß seit Platon das Sein als das Allgemeinste und Eigenschafts-Beziehung, der Existenzbehauptung, der Beziehung einer Eigenschaft zu
Höchste gedacht wurde. 71 Damit sei das Sein als Seiendes >vorgestellt<: M. Heidegger einer umfassenderen anderen Eigenschaft, in Modalkontexten oder in Zustimmungsäuße-
venneidet es jedoch in seinem gesamten Werk, eingehend auf neup~at~lllsche Theor~me rungen. >Sein< wird hier jeweils anders verwendet, was in der Logik durch verschiedene
einzugehen. Weder der Neuplatonismus plotinischer72 oder porphynallischer Pro~elllenz Zeichen angezeigt wird, so durch >=<, >8< oder >C<. Zum anderen scheint Heidegger in
noch Meister Eckhart oder das >non aliud< bei Nicolaus Cusanus werden von Heldegger seinem Reden von dem Sein stillschweigend einen Platonismus vorausgesetzt zu haben,
wobei das Problem auftaucht, ob das Sein nicht selbst Sein haben müßte (ad infinitum),
genauer bedacht. 73 Dieser Grundzug der M~ta?hysik: der gerade. die Differ~nz ~s ~as
EINE denk1, steht quer zu Heideggers Restnktlon. Die These Heldeggers wrrd naml1ch ein Problem, worauf F. Brentano hingewiesen hatte. 82 Die aristotelische Frage nach dem
z.B. durch Porphyrius nicht gestützt, »der das Eine als die reine Wirklichkeit [... ] eines Seienden als Seienden ist bei M. Heidegger im Sinne des Platonismus umgedeutet in die
über dem Seienden seienden und deshalb absoluten Seins denkt«74. Zugleich vennag M. Frage nach dem Sein des Seienden.
Heidegger nicht zu sagen, was das SEIN oder Seyn selbst sei. 'Yenn M. Heide~ger der Das gleiche Problem wie bei dem Sein scheint auch bei der Bestimmung des Nichts
abendländischen Metaphysik vorwirft, in eine Seinsvergessenheit g~raten zu sem, dan.n aufzutreten. In seiner Schrift »Was ist Metaphysik?« verwendet M. Heidegger da~ Nichts
scheint Heidegger an den genuinen Gedanken des Cusanus oder Melste~ Eckh~ vorbei- als eine Subjektbezeichnung, substantivisch mit einem Artikel,83 M. Heidegger radikali-
zugehen. Wäre nämlich nach der Auffassung M. Heidegge~. das >~on allud< bel ~usanus siert zwar E. Husserls Gedanken einer vorprädikativen Erfahrung, indem er sich am ein-
oder das >unum< bei Meister Eckhart ein ETWAS, dann mußte sich auch M. Heldegger zelnen Wort orientiert und glaubt, daß die Orientierung am Satz ein Vorurteil sei,84 Da-
selbst fragen lassen, ob sein Ereignis ETWAS ist, insofern Heideg?er darauf abh~bt, d~ mit weist M. Heidegger in Richtung eines evokativen Mitteilungscharakters,85 Wenn M.
es nur es selbst ist. Gerade dies trifft jedoch auch auf die Konzeption des >non allud< bei Heidegger weiter davon spricht, daß man nach dem Sinn von Sein fragen müsse, d.h. den
Cusanus und des >unum< bei Meister Eckhart zu.7 5 Sinn des Wortes >sein<, so gibt es nach Heidegger mehrere Bedeutungen von Sein. 86 Er
Aber abgesehen von der Einschätzung der abendländischen Metap~ysik, scheint bei scheint jedoch zu unterstellen, daß diese verschiedenen Bedeutungen unter einer einzigen
Heidegger auch die Seinsfrage als solche mit Problemen be~aftet ~u se~, auch wenn M. stehen. 87
Heidegger um die mannigfache Verwendung des Wortes >sem< weiß, wie dessen >~nd­ Wenn die Position M. Heideggers nicht so unproblematisch zu verstehen ist, wie es
lektüre< von F. Brentanos Untersuchung »Von der mannigfachen Bedeutung des SelCn- sich von B. Weite her nahelegt, zeigt sich bereits hier, daß das Seinsverständnis von
den nach Aristoteles«76 zeigt. Da~ Problem stellt sich bei Heidegger insofern, als eine Heidegger und dessen Interpretation des Begriffs und der Geschichte der Metaphysik
Zweideutigkeit des Wortes >Sinn< vorausgesetzt werden mu~, nämlich. für s~rachliche nicht selbstverständlich ist, um problemlos übernommen werden zu können. Folglich
Ausdrucke und für Handlungen. 77 Wenn M. Heidegger vom Smn des Sems spncht, dann scheint es schwierig zu sein, diese Sicht auf die Alte Kirche anzuwenden, wie dies B.
wäre der erste Schritt gewesen zu fragen, ob der >Sinn von Sein< eine einheitliche Bedeu- Weite versucht. Außerdem müßte B. Weite wie auch M. Heidegger u.a. im Hinblick auf
tung hat und ob - wenn es eine einheitliche Bedeutung gibt und vers~hiedene Bedeutun- die Bedeutung der Sprachlichkeit selbst gesehen werden,88 was B. Weite jedoch eindeu-
gen vomanden sind - es einen einheitlichen Sinn der Bedeutungen gibt. Dann erst.hat es tig negiert. 89 Wenn schließlich Weite von einem epochalen Wandel im Seinsverständnis
einen Sinn, nach dem Sinn des Seins zu fragen.7 8 Heidegger erwähnt zwar nebenbei meh- gegen eine Explikation der Dogmengeschichte spricht. fragt sich, ob der Begriff des
Epochalen nicht zugleich einen dialektischen Sprung zweier oder mehrerer Epochen vor-

68 Heidegger, M .. 1963. S. 104; dazu I3ucher. A. J .. 1983. S. 134 mit Arun. 400. 79 V gl. Heidegger. M., 1984. S. 7.
69 V gl. Heidegger. M .. 1986 a. S. 19 f. . . . so Vgl. Tugendhat. E .. 1986. S. 169.
70 W. Beierwaltes führt die cotsprechenden Stellen bel Heldegger an (vgl. Belerwaltes. W .. 1980. 81 Vgl. Stegmüller, W .. 1978. S. 188 f.
S. 131 f.). 82 Vgl. Stegmüller, W., 1978. S. 17 ff. und 190.
71 Vgl. Heidegger. M .. 1986. S. 49. . 83 Vgl. ebd.. S. 192 f.; Stegmüller zitiert Heidcgger. der in "Was ist Metaphysik?« schreibt: »Die
72 Zu Plotin nimmt Heidegger nur zweimal Stellung: vgl. Heldegger. M .. 1954, S. 238 und ders .. Metaphysik beschäftigt sich mit dem Seienden und sonst nichts.« Dann fährt M. Heidegger je-
1961. S. 40; vgl. dazu Feick, H .. 1980. S. 121. doch fort: "Wie steht es um dieses Nichts?« Dies ist eine Vorgehensweise. die der genauen
73 Vgl. dazu Beierwaltes. W .. 1980. S. 134 f.. Anm. 129 und 130. Sprachanal)1ik widerspricht (vgl. Stegmüller. W .. 1978. S. 193 [Hervorhebung nicht original.
74 Ebd.. S. 138; Porph)Tius, in Parm. XII 25 ff. (616 Kroll). . T.B.]).
75 Vgl. dazu Beierwaltes. W., 1972. S. 8, Anm. 14; weiterführend zu Cusanus vgl. Belerwaltes. 84 V gl. Tugendhat, E .. 1986. S. 165.
W., 1988, S. 10 ff. 85 Vgl. ebd.
76 Vgl. Brentano. F., 1960, S. 1 ff. Zu Brentano und Heidcggcrvgl. Theunissen. M .. 1982, S. 24 f. 86 Vgl. Ileidegger. M., 1984. S. 7.
und Kettering. E., 1989, S. 201. 87 Vgl. Tugendhat. E .. 1986. S. 167 ff.
77 Vgl. Tugendhat. E .. 1986. S. 168. 88 Für Heidegger: Tugendhat, E .. 1986. S. 164.
78 Vgl. ebd.. S. 169. 89 Vgl. WeIte. 6..1970, S. 100.

d
§ 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung
308

tzt Wenn diese Bedenken jedoch an die Konzeption Weites herangetragen werden
4. Die anamnetische Struktur von Überlieferung
:::en' ist zugleich frag-würdig, ob die Kritik B. Weites an einer I?eutu~g d~r Dog-
menen~icklung als Explikation, wie sie K. Rahner vorgelegt hat, zutnf~. DI~s gl.lt trotz Die bisherigen Untersuchungen zur Dogmenentwicklung und damit implizit auch zur
der Problematik, die sich mit der Dogmenentfaltung selbst stellt, etwa lffi H~bhck auf Frage der Hellenisierung des Christentums haben gezeigt, daß man nicht von einer Ur-
das korrekte Verstehen des >sensus fidelium<; das Modell K. Rahners k~n, wie oben ge- sprünglichkeit der Offenbarung in dem Sinne ausgehen kann, daß die Explikation des in
zeigt,90 ein möglicher Entwurf sein, der Dogmenentfaltung und -geschichte als notwen- der Offenbarung als Selbsterschließung Gottes Enthaltenen zugleich eine Verfallsge-
schichte impliziert, die den ursprünglichen Glauben verfälscht. Dies gilt in gleicher
dig erscheinen läßt.
Weise von der sogenannten Hellenisierung des Christentums, die nicht schon als solche
Z ammenfassend läßt sich sagen, daß die Explikation des im biblischen Ven:tehen
in der negativen Weise eingestuft werden muß, wie dies im Anschluß an A. v. Hamack,
Im ~~ierten eine legitime Art und Weise ist, sich das ursprünglich Gesagte an~elgnen.
wenn auch in modifizierter Form, üblich geworden ist.
Di~se Legitimität besagt aber in sich nicht, daß dadurc~ herrsc?ende ~der ~mmal ge-
dachte Strukturen dazu verwendet werden können oder mussen, em~ ge~lsse, 10 ~er Tra~ In der Auslegung als Überlieferung werden die Kriterien der Dogmenentfaltung von
dition entwickelte Auffassung zu verfestigen, als ob dadurch - . m emem best1ffiffite der ganzen Kirche getragen; es handelt sich also weder um eine bloße Weitergabe von
· A drü' klo hkeit des Glaubens als reflexe Anelgnung desselben end- Sätzen oder Inhalten noch um eine reine Instruktion durch das Lehramt, sondern um eine
status quo - d le us c IC h .
ülti erreicht worden wäre, so daß auch die Dogmenentwick~ung. als ~olc e zu emem je neue Aneignung in der Handlungsgemeinschaft der Kirche, insofern der Glaube sich
~ti11~and käme. Dies entspräche einer sanktionierten Endgülhgkelt, die selb.st aus .~er im Raum der Kirche vollzieht, ohne dabei behaupten zu wollen, daß das Heilsangebot
· ht und darin im Vollzug des Denkens selbst nicht mehr zu rechtfertigen ware, Gottes in seiner Selbsterschließung auf die Kirche als solche restringiert werden könnte'!
Gesch IC e d sr' begru" ndet wer Vielmehr handelt es sich dabei um eine Selbstüberlieferung Christi. »Diese bildet den
also etwa supranatural oder in einer Art Ich-Geschichte 0 er 0 lpslsmus -
den müßte. Geschichte selbst, so hatte der Abriß der Gedanken W. ~annen~ergs ~d K. Grundgehalt der apostolischen und kirchlichen Überlieferung, die im Wort der Verkün-
'gt 91 kann in der Bestimmung von Welt- und Heilsgeschichte m der digung und im eucharistischen Brotbrechen [... 1 das real vermittelt, was sie in verge-
Rahn ers gezel , . . D'
Selbstoffenbarung Gottes verstanden werden, die sich in der Geschichte ereignet. lese genwärtigender memoria bezeugt (Real-tradition).«2 Damit sind Kirche und Überliefe-
Struktur der Geschichtlichkeit im Zusammenhang mit ~er .Selbstoffenbarun~ Gottes .s,:tzt rung koextensiv in der Verkündigung und den Sakramenten. 3 Aufgrund der Koextensi-
ihrerseits eine Bestimmung der Zeitlichkeit voraus, die Im folgenden weiter expllZlert vität von Überlieferung und Kirche weisen beide zugleich eine sakramentale Struktur
auf.
werden soll.
Seit der Zeit des Neuen Testamentes versteht sich die Kirche als Nachfolgegemein-
schaft, die vom göttlichen Pneuma erfüllt ist und die Sendung Christi weiterführt; dies
bedeutet aber nicht etwa die Vertretung eines sonst Abwesenden, sondern die Kirche
verweist in ihrer äußeren Gestalt auf eine tiefere Dimension, insofern sie Jesus selbst im
Heiligen Geist zu seinem Zeichen gemacht hat. Damit ist die Kirche ein Sakrament in
einem weiten Sinne. 4 Die Kirche kann dann als ganze von Christus herkommend ver-
standen werden; sie bleibt dabei ganz auf ihn bezogen und ist zugleich Zeichen und
Werkzeug im Dienst an Mensch und Welt. 5 Dabei darf allerdings die fundamentale Dif-
ferenz von Gott und Kirche nicht aufgehoben und übersehen werden.
Wird Kirche als Sakrament verstanden, bleibt dies zunächst ein abstrakter Begriff. Die
Vermittlung kann nur in den Einzelsakramenten gedacht werden, worin Gottes wirksa-

I Vgl. Pottrneyer, H. J., 1988, S. 140. Dabei ist hinzuzufügen, daß der Handlungsbegriff hier
sehr weit gefaßt werden muß; vgl. zudem für die Frage der Heilsgeschichte § 10.1.
Pottmeyer, H. J., 1988, S. 140 f.
Weiterführend dazu Rahner, K./Lehmann, K., 1965, S. 727 ff., Schaeffler, R., 1982, S. 159 ff.
und Müller, G. L., 1989, S. 20.
4 Vgl. Vorgrimler, H .. 1987, S. 47 ff. und Rahner, H., 1964, S. 563; dazu kann auch ein weit ge-
faßter Symbol begriff herangezogen werden: Symbol ist »eine transzendentale [ ... ] Seinsweise
alles Seienden!...l. sofern [ ... ] der vorgegenständliche Sinn- und Seinsgrund sich selber im
Andern seiner selbst spiegelt, abbildet, darstellt, äußert, ausdrückt, vollzieht und mitteil!.« (Wu-
cherer-Huldenfeld, A., 1966, S. 96); vgl. auch Va!. H, LG 1; 9; 48; GS 42; 45; AG 1; 5.
5 Vgl. Kasper, W .. 1984, S. 228 f.
90 Vgl. § 10.3c.
91 Vgl. § 9.4 sowie § 10.1 und § 10.2.

r
4. Die anamnetische Struktur von Überlieferung 311
310 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenenrwicklung

, ~en Ausgang d:r Untersuchung bildet 1 Kor 11, 24: toüto ltOUitE Ei.; t~v €!-l~V
mer Heilswille zur Anschauung gelangt. 6 In den Sakramenten kann somit der Selbstvoll- ava!-lVTJmv. H. Lletzmann glaubt, daß diese Formel hellenistische Parallelen hätte 15 so
zug der Kirche in Abhängigkeit vom göttlichen Geist gedacht werden, ohne zu behaup- daß Jesu Abendmahl bei Paulus Analogien zu Erinnerungsmählem hellenistisch-ch;istli-
ten, daß der Selbstvollzug der Kirche eine Selbstdarstellung wäre, in der sich die Kirche c~er Kreise hätte. 16 Lietzmann zog sogar den Schluß, daß das Herrenmahl unter helleni-
unabhängig von ihrem Grund manifestieren könnte.? In den Sakramenten stellt sich also st1Sch~n Einflüssen völlig überformt worden sei; es wurde als Erinnerungsgeschehen der
einerseits die Initiative Gottes dar, andererseits ist zugleich die Vermittlung im Handeln Geme.rnde an den Tod .Jes~ vollzogenP J. Jeremias konnte aber überzeugend darlegen,
der Menschen gegeben. Diese Struktur läßt sich besonders auch in der Eucharistie verifi- daß die Quellen. auf d.le Sich Lietzmann stützte und das Wort !-lvrl!-lT] oder civa!-lVTJOL<;
zieren, die als Einzelsakrament Kirche und implizit Überlieferung repräsentiert. enthalten, entweder kern Mahl erwähnen oder die Wortverbindung Ei.; civa!-lVTJmv nicht
Die Eucharistie selbst kann im Rahmen einer Symboltheologie entfaltet werden, wobei kennen.t 8 Zweitens ist anzumerken, daß die Erinnerungsmähler, von denen H. Lietzmann
Symbole als Bezugsgeschehen oder intentionales Feld interpretiert werden können. ausgeht, meist keine regelmäßig vollzogenen Mähler des Todestages sind, sondern des
Äußert sich eine Wirklichkeit im Bereich der Symbole als selbst im Geschehen gegen- Geburtstages ~es. Be~nder:' oder eines Mitgliedes einer Familie.t 9 Das Erinnerungs-
wärtig, kann man von einem Real-Symbol sprechen. 8 Das Symbol zeigt ein Seiendes mahl fand ledlgltch ernmal 1m Jahr statt, so daß in hellenistischen Kreisen ein solches
selbst in der Weise seines Ausgedrücktseins in der Welt. Dann geschieht aber die Verge- Mahl :us jährliche Feier zur Erinnerung eines Geburtstages verstanden werden muß. 20 J.
genwärtigung des im Symbol Gemeinten nicht ohne den Menschen, aber auch nicht in Jeremlas verweist deshalb besonders auf die jüdischen Quellen zum Verständnis der
der Weise, daß der Mensch das Symbolisierte selbst konstituierte; vielmehr wird es in der civa!-lVTJm<;, wobei es hier nicht entscheidend ist, um welche Art von Gebeten es sich
Selbsterschlossenheit vom Geist getragen. Dabei würde allerdings ein irriges Verständnis handelt, um Tischgebete oder synagogale Gebete. 21
vorliegen, wenn man glaubte, daß Sakramente oder Symbole Gott zwingen würden, ge- Zunächst fällt auf, daß der Terminus >Erinnerung< mit dem Kult verbunden werden
genwärtig zu sein, weil vorausgesetzt wäre, daß durch da~ Sakrament eine räumlich oder k?nnte. Zu den Brand~ und Friedopfem sollen die Israeliten die Trompeten blasen, um
zeitlich gedachte Distanz überbrückt werden müßte. 9 sie. vor dem Herrn rn Erinnerung zu bringen (Num 10, 10: O::l~i1'N ~ JEl?
1iZlT?) Eh .......... .
Bei den eucharistischen Texten soll in diesem Zusammenhang lediglich der Charakter 1 ~.:. enso soll man den Weihrauch i1iZlT~'? zur Erinnerung Göttes dar-
der Erinnerung oder die Anamnese thematisiert werden.!O In seinem Abschiedsmahl bringen. 22 T T. • '

blickt Jesus auf sein Sterben; obwohl sich die Deuteworte nicht mehr genau rekonstruie- Anderer:>eits ist die Anamnese auf den Tempel und den Synagogengottesdienst bezo-
ren lassen, scheint das Brotwort die ganze Existenz Jesu auszudrücken, das Becherwort gen, wo Sich nach J. Jeremias eindeutig zeigen läßt, daß der Sinn darin besteht, daß
eine Verlängerung bis in den Tod hinein. ll In diesem Mahl wird das Kreuzesgeschehen Gottes >Erinnerung< durch die Armahme des Gebers von Geschenken im Buch des Le-
gegenwärtig gesetzt. Der entscheidend Handelnde ist auch in der Gegenwärtigkeit der bens vollzogen wird. 23 Schließlich ist dieses Verständnis auch in der Liturgie und den
eucharistischen Feier in der Geschichte Christus selbst als der Sich -Vergegenwärtigende. Gebeten üblich, so den sog. >musaph<-Gebeten, der berakah, der tefillah, in den Targu-
Die »Teilnehmer am Herrenmahl sind Täter einer Erinnerung, in der Christus sein eines ~e~,24 dem ers~en Hen~chbuch25 und in Qurnran. 26 Einerseits wird die Formulierung Ei.;
Opfer sakramental-real ak'1ualisiert und in der auch die opferbereite Selbsthingabe der ava!-lVTJmv. mit de~. Er~nerung, von Me?schen verbunden (z.B. Weish 16, 6), entspre-
Teilnehmer als wahrhaft >geistiges Opfer< von der Kraft jenes Christusopfers gleichsam c?end au~h In ~em ~qU1valent EL<; !-lvT]!-lOOUVOV,27 aber in jedem dieser Fälle handelt es
mitgerissen wird.«12 Es handelt sich somit um eine Real-Erinnerung, die nicht mit einer Sich um erne gnechlsche Fassung, die keine Entsprechung im hebräischen Text hat.
Gedächtnisfeier oder einer rituellen Vergegenwärtigung verwechselt werden darf. 13 Die-
ser Aspekt des eigentlich Handelnden (Christus) und des Mit-Tuns der Gemeinde als ka-
tegoriale Vermittlung des transzendentalen Aspektes kann an dem Begriff civa!-lvT]m<;
verdeutlicht werden. 14
15 Vgl. Lietzmann. H.. 1907. S. 132.
16 Vgl. ebd.. S. 131.
6 Vgl. Vorgrimler. H.. 1987. S. 55. 17 Vgl. Lietzmann. H.• 1926. S. 182 und ders .. 1949. S. 58.
7 Vgl. Schillebeeckx. E., 1960. S. 74. Zu diesen Aspekten bei D. Bonhoeffer vgl. Müller. G. L.. 18 Vgl. Jeremias. J .. 1967. S. 230 ff.
1979. S. 199 f. und 231 f. 19 Vgl. ebd.. S. 233.
8 Vgl. Vorgrimler. H.. 1987. S. 87. 20 Vgl. ebd.
9 Vgl. ebd .. S. 89; für die Gegenwartsweise Christi. die von Gott her eröffnet ist vgl. auch Mül- 21 Dabei .ist zu beachten. daß f~ die Lobgebete zu.Tisch die Formeln selbst nicht festgelegt wa-
ler. G. L.. 1990. S. 183 f. re~. wlene~ere Fu;de hebr~lsc~er ~ebete aus emer Synagoge in Dura Europos beweisen. die
10 Andere Fragen. wie z.B. die Herkunft. die Ableitung aus den berakoth. der Opfercharakter. die mIt den ubhchen b rakoth mcht m Emklang zu bringen sind (vgl. Spinks. B. D.. 1985. S. 214).
Frage des Paschamahles usw .. können für unsere Fragestellung außer acht gelassen werden. 22 Andere Beispiele sind Ex 28. 12 und 29; 39. 7; 30. 16.
11 Vgl. Vorgrimler. H .• 1987. S. 158 f.; zur Vorstellung des Todes Jesu vgl. Verweyen. H.. 1985. 23 Vgl. Jeremias. J .• 1967. S. 236.
S. 100 ff. und Boros. L.. 1964. S. 111 ff. 24 Vgl. z.B. Targ. Jer. 1 (Wolfsohn).
12 Ganoczy. A .. 1984. S. 80 f. 25 Vgl. 1 Hen. 99. 3 (130 F1emmingjRadermacher).
13 Vgl. ebd.. S. 82. 26 Vgl. z.B.1 QS 10. 5: CV'JP,;~r T;'~T7'
14 Dabei muß beachtet werden. daß die bei Paulus und Lukas vorkommende Form der Erinnerung 27 Vgl. Ester 1. 1; 2. 23; 9. 32; 10.2.
(so nicht Mk und Mt) selbst eine Interpretation des Geschehenes des Abendmahles ist.
312 § 10 Voraussetzungen einer Dogmenentwicklung
4. Die anamnetische Struktur von Überlieferung 313
Meist ist aber die Formel EiS; avaf.!vTJ<JLv mit der >Erinnerung< Gottes selbst verbun-
den, daß er sich gnädig erinnere. 28 Dabei ist zu beachten, daß die Anamnese eine dop- Prozeß selbst. Damit kann das ursprünglich als Explikation des Impliziten in ein Expli-
pelte Bedeutung einnimmt: etwas wird vor Gott gebracht, so daß die aVaf.!VllOU; eine zites Gedeutetes anamnetisch interpretiert werden. Für den Überlieferungsprozeß bedeu-
Repräsentation meint. Besonders deutlich wird dies bei der Stelle Num 5, 15: ßUOla tet dies, daß bei allem Wandel der Geschichte die Selbsterschlossenheit Gottes vorauszu-
f.!Vllf.!OOUvOU aVaf.!Lf.!VT]O%Ouoa Ctf.!GtQtlaV; die Sünde wird vor Gott gebracht als Op- setzen ist und die Vermittlung der Offenbarung in legitimer Weise vor sich geht, indem
fer. Andererseits kann die Anamnese auch bedeuten, daß Gott sich erinnere, nicht in dem das Geglaubte in die reflexe Gestalt der Versprachlichung gesetzt wird Dies braucht aber
Sinne, daß Gott nur an etwas denkt, sondern daß er etwas bewirkt oder schafft. 29 Dieses nicht als notwendige Verfälschung oder Abfall interpretiert, auch nicht als einseitig psy-
Wirken Gottes ist aber als eschatologische Aktion zu verstehen. 3D Das Wesen der chologischer Akt der Erinnerung gedeutet werden. 34 Auch ist nicht allein an eine Weiter-
Anamnese in diesem Sinne liegt darin, daß man vor Gott etwas präsentiert, so daß Gott in gabe einer satzhaft verstandenen Überlieferung gedacht, sondern an einen Lebensprozeß,
eschatologischer Weise in der >Erinnerung< handelt. der sich theoriebildend innerhalb der Geschichte vollzieht und in einer konstruktiven
Auseinandersetzung mit den jeweiligen Zeitströmungen steht. Dabei ist zu beachten, daß
Auf diesem Hintergrund kann die Formulierung in 1 Kor 11, 24 (toüto ltOLcLtE EU; bei dem einzelnen Denker zwischen Denkabsicht und Denkform unterschieden werden
t~V 4t~v aVaf.!VTJOLv) folgende Bedeutung haben: >Dies tut< ist vom alttestamentlichen muß. Dies gilt in gleicher Weise für die arianische Theologie, die sich besonders als eine
Befund her als Wiederholung eines Ritus zu deuten. Ex 29,35; Num 15, 11-13 und Dtn biblische Theologie erwiesen hat (mit dem Ansatz in der Christologie), die im Gefolge
25, 9 beginnen alle mit il~f (= omro:;) in der Verbindung mit der Jussivform von origenistischer Exegese der gegenseitigen Schriftinterpretation sicher nicht den genuinen
ilrzlll. Die Bedeutung ist also: so lasse ihn (sie) tun,3! Das toütO in 1 Kor kann nicht nur Sinn der Bi~el trifft (gezeigt wurde dies für Joh I, 1 und Gen I, 1); daraus folgt aber nach
die Wiederholung von Worten meinen, weil man handeln (ltOLE'iv) soll, andererseits auch den obigen Uberlegungen zur Dogmengeschichte selbst und zur anamnetischen Struktur
nicht die Wiederholung des gesamten Mahles, weil dann das zweite toüto bei Paulus nicht, daß diese Theologie des Arius, die sich im Raum hellenistischen Denkens abspielt,
nicht sinnvoll eingefügt wäre, zumal die Wiederholung der Becherhandlung durch ooa- mifgnmd des Hellenismus abzulehnen ist.
%U; mv ltlVlltE eingeschränkt ist. Dann bezieht sich aber das erste tOÜto auf das Bre-
chen des Brotes. Wenn man dies aber in der Anamnese tun soll, fragt sich, wie die Wort-
verbindung EU; t~v t4t~v aVaf.!VTJOLV zu interpretieren ist. 'Ef.!T]v repräsentiert einen ge-
nitivus objectivus und die Anamnese kann passiv verstanden werden, so daß es nicht eine
Erinnerung an Christus selbst ist, sondern Christus soll erinnert werden. 32 Der Sinn läßt
sich aber schwerlich finden, wenn man dies so versteht, daß Jesus glaubte, man solle sich
an ihn erinnern, aus der Furcht, man könnte ihn vergessen. Vielmehr wird im NT z.B. die
Verbindung EU; f.!Vllf.!6ouvov als Anamnese Gottes verstanden. 33 Der Sinn des Satzes
lautet dann: Tut dies, daß man sich erinnert.
Die Deutung dieses Sachverhaltes braucht aber nicht so interpretiert werden, als ob
dadurch eine anthropomorphe Vorstellung im Eucharistieverständnis vorläge, sondern
auf dem alttestamentlichen Hintergrund kann dies so gedeutet werden, daß Gott sich in
seiner Anamnese eschatologisch manifestiert und somit wirksam gegenwärtig bleibt.
Damit ist zugleich ausgesagt, daß die eucharistische Wirklichkeit nicht in das Belieben
der Menschen gestellt ist und auch nicht von ihnen gewirkt wird, sondern allein Tat
Gottes und Christi ist. Dieses Wirken Gottes braucht aber nicht isoliert von der menschli-
chen Wirklichkeit gedacht werden, sondern der Mensch ist aufgefordert, sich in dieses
Handeln konstruktiv einzubringen. Damit ist das primär an Gottes Handeln orientierte
Verständnis der Anamnese nicht in der Ausschließlichkeit einer Transzendenz gesehen,
sondern in der Vermittlung der transzendentalen Eröffnetheit Gottes in der kategorialen
Vermitteltheit. Darin trifft sich dieser Gedanke mit dem allgemeinen Sakramentsver-
ständnis. Die Struktur der Anamnese repräsentiert somit die Struktur der Sakramentalität
auch der Kirche und wegen der Koextensivität von Kirche und Überlieferung auch diesen

28 Vgl. Lev 24,7 LXX; Ps 69,1 f. LXX, Ps 37.1; Ps 111, 6 usw.


29 Vgl. Jeremias, J., 1967, S. 240 ff.
3D Vgl. Lk 1,72; Jer 31.34.
3! Vgl. auch 1 QS 2.19 und 1 QSa 2, 21.
32 Vgl. auch MI< 14, 9 usw.; vgl. Jeremias, J., 1967, S. 242. 34 Damit besteht eine wesentliche Differenz zu den Untersuchungen E. Husserls für den Akt der
33 Vgl. Mk 14, 9 parr.; Mt 26. 13; Apg 10,4. Erinnerung (vgl. ders., 1980, S. 398 ff., 411 f.; 452 ff. sowie ders .. 1981, S. 205 ff.; dazu Steg-
müller, W., 1978, S. 61 ff. und Coreth/Ehlen!Haeffner/Ricken, 1986, S. 20 f.).

r
§ 11 Zusammenfassung und Ausblick 315

ziehen. Außerdem wurde deutlich, daß man Arius (wie beim melitianischen Schisma)
auch im Falle des Colluthus nicht in eine bestimmte Richtung einordnen kann.
§ 11 Zusammenfassung und Ausblick Um die Theologie des Arius darzustellen zu können, war es in einem ersten Schritt
nötig, die Chronologie der Quellen selbst nochmals zu überprüfen. Dabei mußte die von
H. G. Opitz aufgestellte Chronologie unter Einbeziehung der Arbeiten von R. Williarns
In einer Replik auf die Ergebnisse vorliegender Arbeit zeigt sich, daß es in der bisheri- in mancher Hinsicht verändert werden. Zugleich zeigte sich, daß Vorbehalte gegen die
gen Forschung - mit wenigen Ausnahmen - üblich gewesen ist, die theologische Posi- Einordnung des Arius in eine gelehrte Schultradition (gegen R. Williams) eingebracht
tion des Arius in dem Spannungs feld von antiochenischer und alexandrinischer Theolo- werden müssen und zudem die Thalia (de syn. 15 und c. Ar. I, 5--6) überarbeitet zu sein
gie im Rahmen trinitätstheologischer Spekulationen zu behandeln. Dieser Ansatz wurde scheint. Aufgrund dieser Überlegungen (besonders zur Thalia) konnte gezeigt werden,
in der Forschung kaum überwunden. Für die philosophischen Aspekte zeigte sich, daß daß der Ansatz der Theologie des Arius besonders in der Christologie zu suchen ist und
man im Anschluß an G. C. Stead und F. Ricken besonders die platonische Philosophie gegenüber der Darstellung der arianischen Position bei Alexander von Alexandrien und
als Verstehenshintergrund hervorhob, eventuell vermittelt über theologische Traditionen Athanasius manche Anfragen zu stellen sind. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auch
(L. W. Bamard). In neuerer Zeit versuchte man, die philosophischen Implikationen der darauf, daß die oft angeführte Lehre des seelenlosen Leibes für die arianische Lehre nicht
arianischen Theologie mit Hilfe neuplatonischer Philosopheme zu erläutern, meist jedoch nachgewiesen werden kann und dies eventuell eine Projektion aufgrund späterer theolo-
unter dem von Ritschl, Hamack und in modifizierter Form auch von Pannenberg dezi- gischer Entwicklungen darstellt (Evagrius Ponticus).
diert vorgetragenen Blickwinkel der sog. Hellenisierung des Christentums als einer Art Da dem Arius von Seiten einer Forschungsrichtung im Anschluß an A. v. Hamack der
nicht adäquat geleisteter Transformation biblischen Verstehens in einen anderen Denkho- Vorwurf gemacht wurde, er verfälsche aufgrund seiner philosophischen Argumentation,
rizont (Verlust, Verfälschung oder Abfall von der Ursprünglichkeit des biblischen Glau- aufgrund der Verwendung der Metaphysik, den biblischen Glauben, wurde dieser Frage
bens). Dies konnte besonders anhand der Thesen und Ausführungen von A. v. Hamack gesondert in systematischer Hinsicht nachgegangen. Dabei zeigte sich einerseits, daß
gezeigt werden, der, vor allem unter dem Rückgriff auf die Reformatoren und A. Ritschl, nicht generell der Metaphysik als solcher der Vorwurf gemacht werden kann, sie zerstöre
das Dogma und die ursprüngliche Offenbarung gegenüberstellte; das Dogma selbst sei den biblischen Glauben. Es erbrachte für die Strukturierung des Verhältnisses von Vater
eine durch die Philosophie initiierte Verfremdung der Offenbarung inklusive der Bibel. und Sohn den Horizont von Identität und Differenz (auch im arianischen Denken). Ande-
Diese Sicht hielt sich, trotz mancher Modifikationen, bis zu W. Kasper durch: das rerseits wurde deutlich, daß die Problematik der arianischen Position nicht darin bestehen
Dogma sei das Werk des griechischen Geistes auf dem Boden des Evangeliums. kann, daß Arius das sog. Unveränderlichkeitsaxiom in die Trinitätslehre oder Christolo-
Zugleich zeigte sich, daß A. v. Hamack trotz mancher kritischer Anfragen an sein >Lehr- gie eingebracht hat. Vielmehr scheint das Problem darin zu bestehen, wie das Verhältnis
buch der Dogmengeschichte< in den späteren Auflagen kaum etwas verändert hatte, we- von Gott (immanente Trinität) und Christus (ökonomische Trinität) zu verstehen ist. Die
der was den Begriff des Dogmas noch was den Arianismus betrifft, auf den A. v. Har- Überlegungen machten deutlich, daß da~ Verhältnis von Vater und Sohn in der Dialektik
nack seine allgemeinen Überlegungen zum Dogma als Verfremdungsgestalt anwendet. von Unveränderlichkeit und Veränderlichkeit liegt; dies setzt jedoch voraus, wie Zeit-
Um diese, im Rahmen einer positivistisch-historischen Darstellung entwickelte Position lichkeit und Geschichtlichkeit als solche bestimmt werden.
genauer zu prüfen, war es einerseits nötig, den Zusammenhang von Historie und Ge-
schichte zu klären, insofern die Geschichte selbst kein lineares, homogenes Gebilde dar- In einem diachronen Schritt konnte schließlich der Frage nachgegangen werden, aus
stellt, das zunächst gesetzt wäre, worin dann in einem zweiten Schritt die facta bruta ab- welchen Positionen heraus Arius verstanden werden kann, was seine theologischen Vor-
lesbar wären, andererseits war es nötig, einen synchronen und einen diachronen Schritt aussetzungen, seine philosophischen Implikationen und die exegetische Fragestellung
zu unterscheiden, also die Texte des Arius zunächst in sich zu betrachten und dann den betrifft.
geistesgeschichtliChen Hintergrund zu erläutern. Erst wenn dieser von der Theologie- Die Untersuchung des theologiegeschichtlichen Hintergrundes hat besonders für die
und Philosophiegeschichte her eröffnete Zugang expliziert wird, ist es auch möglich, die Frage nach dem Hervorgang des Sohnes aus dem Vater wesentliche Aspekte ergeben;
Frage der Hellenisierung neu aufzugreifen und am Fall des Arius zu verifizieren oder zu Arius scheint in der Abwehr gegen die Trinitätslehre und Christologie von Alexander
falsifizieren. von Alexandrien daran fest gehalten zu haben, daß der Sohn mit dem Vater nicht gleich-
Für den Werdegang des Arius selbst stellte sich heraus, daß man aufgrund der Quellen ewig sein kann, insofern der Sohn geworden ist. Die Gewordenheit oder Geschöpflich-
nicht allzu vorschnell auf eine ganz bestimmte Ausbildung schließen kann (in Theologie keit des Sohnes ist bei Arius so zu verstehen, daß der Logos in einem vorzeitigen Mo-
und Philosophie); zugleich zeigte sich ein erster Hinweis auf die Bedeutung der Schrift- ment zur Existenz gelangt, d.h. Arius denkt den Sohn nicht strikt in einer ewigen Exi-
interpretation in der Kirche von Baucalis. Schließlich konnte in einem zweiten Schritt stenzweise, sondern in einer Zeit lange vor der Erschaffung der Welt. Der Sohn geht aus
deutlich gemacht werden (besonders unter Bezug auf Sozomenus, Epiphanius und dem dem Vater oder dem Nichts durch einen Willensentschluß des Vaters hervor, so daß Va-
Codex Veronensis LX), daß Arius wahrscheinlich nicht in da~ melitianische Schisma ter und Sohn nicht zugleich existieren können, insofern der Vater ungeworden, der Sohn
verwickelt war, daß man vielmehr einen Laien mit dem Namen Arius von dem Diakon aber geworden ist. Diese Ansicht konnte durch einen Vergleich mit Eusebius von Caesa-
und Presbyter Arius unterscheiden muß. Dann kann Arius auch nicht in eine angeblich rea weiter erhellt werden; dieser schreibt nämlich, daß Vater und Sohn aus der Warte
von Melitius geprägte asketische Richtung eingeordnet werden, um daraus wiederum
Folgerungen für die Christologie des Arius im Sinne der ethischen Vervollkommnung zu
316 § 11 Zusammenfassung und Ausblick § 11 Zusammenfassung und Ausblick 317

Gottes nicht zugleich existieren können, in der realen Geschichte aber, also aus unserem Bei der Suche nach Anknüpfungspunkten für das arianische Denken im philosophi-
Blickwinkel, zusammen existieren. schen Bereich ergab sich, daß sich Arius sowohl von Alkinous, der glaubte, daß der
Kosmos immer im Werden sei, wie auch von Aristoteles in der Hinsicht der Geworden-
In der Theologiegeschichte zeigten sich einige Parallelen, so z.B. zu Philo von
heit des von Gott Differenten unterscheidet. Vielmehr kann Plotin oder vielleicht Porphy-
Alexandrien, und zwar in dem Interesse an der göttlichen Freiheit, in dem Ansatz des
rius als Hintergrund philosophischer Implikationen verstanden werden, wenn von dem
Logos als Mittler von Gottes Gaben und in der apophatischen Redeweise. Die Konzep-
Zusammensein (6~oü) von EV und voü.:; die Rede ist, wobei Plotin diese beiden klar als
tion des freien Willens verweist in den theologischen Implikationen wesentlich auf Cle-
Hypostasen unterscheidet. Eine deutliche Differenz zu Plotin zeigte sich besonders in der
mens von Alexandrien, während sonst eher Parallelen zwischen Clemens und der Thalia
Beurteilung der Entstehung des Sohnes aus dem Willen des Vaters. Während Plotin
zu finden sind. Demgegenüber betonen Origenes und Arius die Transzendenz des Vaters
nämlich einen willentlichen Hervorgang des voü.:; aus dem Ev ablehnt, entsteht bei Arius
und die Ansicht, daß es keine zwei eX)'EVVllTGt geben könne. Beide wenden sich gegen
der Sohn aus dem Willen des Vaters.
den Gebrauch des Wortes 6~00uCJlo,:; und beide glauben, daß das Wort 3t{>OßOA~ mate-
rialistische Implikationen hat. Zwischen Origenes und Arius bestehen jedoch entschei- In eine ähnliche Richtung wies auch die Frage nach dem Vemältnis von Geist und Jen-
dende Unterschiede, die zum einen die Ewigkeit des Sohnes betreffen: für Origenes ist es seits, nämlich der impliziten Abhängigkeit des Arius von neuplatonischen Philosophe-
eine Relation von Vater und Sohn innerhalb der Gottheit, während Arius die zweite Hy- men. Der Logos repräsentiert nach Arius die Sphäre des Intelligiblen; weil der Logos aus
postase deutlicher als Origenes vom Vater abhebt. Andererseits preist in der Thalia der dem Nichts (Vater?) durch einen Willensentschluß des Vaters hervorgeht, das Nichts
Sohn den Vater im Himmel, eine Sprache, die sich bei Origenes nicht findet. Die dritte aber als relationaler Begriff der Bezogenheit von Vater und Sohn verständlich gemacht
wesentliche Differenz von Origenes und Arius dürfte darin liegen, daß für ersteren der werden konnte, muß der Vater aufgrund seines Willens >irgendeine< intelligible Struktur
Sohn (für uns Menschen!) kein Objekt in Abtrennung zum Vater ist, während Arius den aufweisen. Affinitäten ergaben sich besonders zu Plotin, wenn dieser schreibt, daß der
Sohn für ein Individuum hält, das auf grund des Willens Gottes existiert. Origenes scheint voü.:; den Vater (EV) nachahme; zugleich gelte, daß der Vater oder das Eine in einem an-
Arius besonders in der Frage der Inkarnation nicht wesentlich beeinflußt zu haben, zumal deren Sinne VOT]TOV sei als der voü.:;, insofern das Eine der Ennöglichungsgrund der er-
sich bei Arius nicht nur der apophatische Ton findet, sondern ebenso die Sprache der sten Andersheit (des Geistes) ist. Wesentliche Differenzen zwischen Plotin und Arius
»Thronwe1t«. zeigten sich aber darin, daß für Arius der Wille des Vaters einen Schöpfungsplan voraus-
zusetzen scheint (Nähe zu Philo von Alexandrien); zugleich ist für Arius der Hervorgang
Für die Einflüsse außemalb Alexandriens zeigten sich im theologiegeschichtlichen
des Sohnes aus dem Nichts nicht als zeitfreies Geschehen denkbar, so daß er sich hierin
Abriß lediglich einige Affinitäten zu Methodius, eventuell zu Eusebius von Caesarea,
von der Konzeption der Ewigkeit bei Plotin unterscheidet. Ähnlich läßt sich auch die
nicht jedoch zu Lukian oder Paulus von Samosata, wie es A. v. Hamack vertreten hat.
Auseinandersetzung des Athanasius mit Arius verstehen, wenn er die Ansicht des Arius
Zugleich sind aber auch gegen die Ansicht Einwände vorzubringen, daß Antiochien und
so deutet, daß der Sohn die Begriffe Logos und Weisheit nur ov6~n verwende. Das
Alexandrien sich wie zwei Pole gegenüberstehen, wie dies J. H. Newman mit beson-
Ziel der Argumentation des Athanasius ist es, daß Arius gelehrt haben soll, der Sohn
derem Nachdruck hervorgehoben hat. In Antiochien ist auch nicht mit einer Schultradi-
nehme in seiner Geschöpflichkeit den gleichen Rang ein wie wir Menschen und verstehe
tion etwa von Ignatius über Theophilus zu Paulus von Samosata zu rechnen. Es liegt kein
implizit die Gleichwesentlichkeit von Vater und Sohn nicht. Dies konnte besonders mit
geschlossener biblischer Literalismus, Subordinatianismus und eine aristotelisch geprägte
Hilfe der Verwendung des Begriffes >Teilhabe< bei Alexander von Aphrodisias und Por-
Metaphysik vor, wie in der Forschung im Anschluß an Harnack angenommen wurde.
phyrius deutlich gemacht werden. Das Problem besteht nach Arius auch hierin in der An-
Es läßt sich also sagen, daß die oben aufgezeigten Denkansätze in der alexandrinischen nahme zweier Ungewordener, die implizit einen unendlichen Regress hervorrufen wür-
und antiochenischen Tradition nur wenig Parallelen zu Arius aufweisen, so daß eher mit den; zudem widerspricht es der Schrift, wenn es im Johannesevangelium heißt, daß der
einem allgemeinen Hintergrund gerechnet werden muß, der auch seine exegetische Me- Logos Fleisch wurde. Damit ist aufgrund der Schriftautorität ausgesagt, daß man von
thode beeinflußte, insofern er besonders die Unwißbarkeit Gottes herausstellt; Gott allein einer Gewordenheit des Sohnes/Logos ausgehen muß.
kann die Distanz zur Kreation aufgrund seines eigenen Willens überwinden. Wenn aber
Die Untersuchung dieses philosophischen Hintergrundes darf jedoch nicht so verstan-
dieser Hintergrund für Arius zutrifft, muß methodisch davon gesprochen werden, daß
den werden, als ob Arius primär ein philosophischer Denker gewesen wäre, auch wenn
Arius nicht von einer rein exegetischen Fragestellung ausgegangen sein kann, sondern
Affinitäten zu den Gedanken der plotinischen und nachplotinischen Philosophie vorhan-
von den aktuellen Problemen, die seine Zeitgenossen beschäftigten, beeinflußt war. Da-
den sind. Es ist eher hervorzuheben, daß Arius in einem gedanklichen Umfeld lebte, in
von ist jedoch die Frage zu unterscheiden, ob für Arius selbst die Exegese oder das bibli-
dem diese Fragen auch philosophisch diskutiert wurden, und er nicht notwendig auf di-
sche Fundament nicht die entscheidende Frage gewesen ist, auch wenn es sich nicht um
rektem Wege z.B. von Plotin oder Porphyrius beeinflußt zu sein braucht. Einerseits ist
eine Exegese im historisch-kritischen Sinne handelte. Bereits die Untersuchung der
dadurch vennieden, daß die historisch schwierige Frage einer Verbindung von Arius mit
theologiegeschichtlichen Aspekte hat besonders für die Frage der Gutheit Gottes gegen-
Plotin, Porphyrius oder Iamblich in dem Sinne beantwortet werden müßte, daß Arius
über dem Sohn, der Zeitlichkeit und Ewigkeit im Hinblick auf die Schöpfung usw. erge-
ganz bestimmte Stellen dieser Philosophen verwendete. Andererseits ist zu betonen, daß
ben, daß Arius in mancher Hinsicht eine Tenninologie verwendet, die eher biblischen
Arius von seinem theologiegeschichtlichen Hintergrund und der exegetischen Frage ver-
denn nachapostolischen Traditionen folgt. Andererseits hat die Frage nach den Christo-
stehbar ist, auch wenn die philosophischen Implikationen und Parallelen nicht vemach-
logien vor Arius gezeigt, daß man nicht von einer Hellenisierung des Christentums im
Sinne A. v. Harnacks sprechen kann.

t
318 § 11 Zusammenfassung und Ausblick § 11 Zusammenfassung und Ausblick 319

lässigt werden dürfen, da dieser Hintergrund selbst wieder als Reflexionsform philoso- ist nicht gleichzusetzen mit einer Verweltlichung durch Vernunft oder Rationalität, son-
phisch mitbestimmt ist. dern sie ist einerseits als ein Faktum hinzunehmen, andererseits als ein Theoriepotential
zu verstehen. Hellenisierung ist die Voraussetzung einer neuen Theoriegestalt unter ver-
Epiphanius schreibt, daß gerade die Interpretation von Prov 8, 22 der Ausgangspunkt
änderten geschichtlichen Bedingungen als bewegender und verändernder Fa\...10r. Zudem
der Kontroversen gewesen sei. Die Methode des Arius ist - dies zeigten die exegeti-
ist diese geschichtliche Entwicklung als Vermittlungsform in einen neuen Denkhorizont
schen Überlegungen - wohl nicht von der literalen Schriftauslegung beherrscht; denn
in theoriebildender Hinsicht auch von einem systematischen Entwurf zur Dogmenge-
der Literalsinn als solcher wird in der Patristik kaum strikt durchgehalten, außer viel-
schichte her gefordert. Wenn es nämlich eine Dogmenentwicklung gibt und in der Expli-
leicht bei Theodor von Mopsuestia. In der Konzeption Gottes hält Arius streng am
kation des Geglaubten prinzipiell eine Transformation in andere Denkhorizonte möglich
Monotheismus fest und ordnet wegen seiner Ausgangsba->is, der Christologie, den Sohn
ist, kann nicht das griechische Denken dem biblischen Verstehen exklusiv gegenüberge-
dem Vater unter. Wenn Arius den Sohn aufgrund einer Willensentscheidung aus Gott
stellt werden, insofern bereits das biblische Verstehen keine in sich geschlossene Größe
hervorgehen läßt, dann hält er, im Grunde genommen, an der Bedeutung des Begriffes
ist. Die Hellenisierungsthese von A. v. Hamack wie auch die Modifikationen durch W.
xT(a~a fest. Die Problematik scheint darin zu liegen, daß Arius die Weisheit aus Prov 8,
Pannenberg scheinen vorauszusetzen, daß von außen her griechische Metaphysik in das
22 auf den Sohn deutet, wie dies in der Tradition vor ihm durchaus üblich war. Wenn
christliche Denken eingeführt worden ist. Zu wenig bedacht wurde dabei, ob nicht das
Arius, von hier ausgehend, Joh I, 1 im Sinne der Schöpfungsmittlerschaft versteht und
biblische Verstehen als solches in sich eine Dynamik auf eine systematisch-reflexive
deswegen die Schöpfung nicht mehr allein Gott zuschreibt, wie es sich von Gen I, 1 her
Durchdringung fordert. Dies scheint sich durch die Entfaltung eines Begriffes der Dog-
nahelegen würde, geht der primär biblische Gedanke der Schöpfung verloren, weil sie
mengeschichte nahezulegen. Arius selbst steht wie seine Zeitgenossen unter dem Ein-
dort als Schöpfung Gottes verstanden wird, nicht als Schöpfung Gottes durch den Sohn.
druck der veränderten Fragestellung gegenüber der Zeit, in der die biblischen Schriften
Auch Joh I, 1 impliziert nicht wie bei Arius, daß die Unterordnung des SohnL'S unter den
verfaßt wurden. Aber es wäre verfehlt, würde man in Arius einen rein spekulativen Den-
Vater im Zusammenhang mit der Schöpfung durch den Sohn thematisiert werden muß,
ker sehen, dem es nicht um die für seine Zeit adäquate Exegese geht. Die Untersuchung
wenn man den Gedanken von Joh I, 1 für sich faßt.
hat gezeigt, daß Arius wohl mit theologischen und philosophischen Fragestellungen ver-
Von der historisch-kritischen Exegese her gesehen, ist die Verbindung verschiedener traut, aber sein primäres Ziel die Interpretation der Hl. Schrift ist. Auch in dieser Hinsicht
Texte zur gegenseitigen Interpretation der Bibel problematisch. Diese Maßstäbe dürfen ist A. v. Hamack zu widersprechen.
jedoch nicht an einen Text aus dem vierten Jahmundert angelegt werden. Wenn man aber
Die vorliegende Arbeit ist zugleich als ein Versuch zu werten, das Defizit an theologi-
versucht, das Denken des Arius als hellenistische Verfremdung gegenüber einem bibli-
scher Rationalität am Beispiel eines Theologen aus dem vierten Jahmundert aufzuarbei-
schen Glauben einzuordnen, wird man der Exegese des Arius nicht gerecht. Dies käme
ten. Zu Recht stellt nämlich A. J. Bucher für die Theologie des 20. Jahmunderts fest:
nämlich einem Anachronismus gleich. Denn es müßte der Begriff >biblischer Glaube< als
»Der gezielte eklektische Rückgriff auf frühere Epochen gelungener kritischer Akzep-
solcher schon problematisiert worden sein. Als solches gibt es kein biblisches Denken.
tanz zeit adäquater Philosophie verkennt die brisante theologische Al1ualität zeitexpressi-
Schon die Interpretation von Prov 8, 22 und Joh I, 1 hat gezeigt, daß bereits in der Bibel
ver Philosophie für die Theologie dieser Zeit.«! Wenn die Theologie als Anwendung ur-
mit hellenistischen Einflüssen gerechnet werden muß. Auch Gen I, 1 ist von Traditionen
sprünglich theologiefremder Erkenntnisstrategien für die Darlegung der im Glauben an-
abhängig, die nicht streng israelitisch sind. Es fragt sich deshalb, ob die Behauptung
genommenen, bewährten und bezeugten Offenbarungstradition ist,2 dann kann eine
einer Differenz von hellenistischem Denken und biblischem Verstehen als solcher im
Theologie des 20. Jahmunderts nicht dadurch als fnlchtbar erscheinen, auf Fragen der
Sinne einer ausschließenden Alternative gerechtfertigt ist. Sicher ist daran festzuhalten,
heutigen Zeit allein Antworten der Theologie aus früherer Zeit zu geben. Das gleiche gilt
daß Gen I, 1 nicht über die Zeit als solche reflektiert, sondern über den geschichtlichen
etwa für die Zeit der theologischen Diskussion des vierten Jahmunderts. Wenn sich z.B.
Gott in seinem Verhältnis zur Welt. Es ist kein Denken über Seiendes oder Sein. Wenn
für Arius gezeigt hat, daß dessen Christologie im Rahmen exegetischer Fragestellungen
Arius wie auch andere Theologen seiner Zeit über die Hypostasen Gottes reflektiert, trifft
mit dem Instrumentarium auch der Philosophie seiner Zeit argumentiert, ist dies ein ad-
dies m.E. nicht den Problemhorizont des Schöpfungsberichtes sui generis.
äquater Versuch, die Theologie als Glauben im Modus des Denkens darzustellen, näm-
Wenn aber angenommen werden muß, daß durch die gegenseitige Interpretation ver- lich als integralen Bestandteil und Möglichkeit des Glaubensvollzugs selbst. Damit muß
schiedener Schriftstellen - eine Methode, die sich besonders bei Origenes nachweisen nicht gesagt sein, daß die arianische Theologie in sich einen Aussagewert enthält, der als
läßt - der Sinn biblischen Verstehens in mancher Hinsicht verändert wird, zeigt sich solcher nicht mehr übemolt werden könnte, aber es ist nicht statthaft, aus einer späteren
von hier aus erneut die Frage, wie unter systematischen Gesichtspunkten biblisches Ver- Perspektive einerseits die Methodik einer Verifikation des christlichen Glaubens im Mo-
stehen und griechisches Denken aufeinander bezogen werden können (Hellenisierungs- dus des Denkens zu verwerfen, andererseits die philosophische Reflexionsfunk1ion als
these). sekundäres Moment am Glaubensvollzug darzustellen, wodurch der Glaube selbst ver-
fremdet werden würde. Vielmehr hat die Philosophie eine »originäre Konzeptionsfunk-
Bei der Untersuchung der in der Hellenisierungsthese vorausgesetzten Implikationen
zeigte sich, daß weder mit einer schroffen Gegenüberstellung von biblischem Verstehen tion für den Glauben«3,
und griechischem Denken gerechnet werden kann noch prinzipiell die Inadäquatheit der
Vermittlung biblischer Ansätze in dem Sinne herausgestrichen werden kann, daß dadurch 1 Bucher. A. J .. 1989. S. 64.
die Ursprünglichkeit des Biblischen verloren ginge. Die Hellenisierung des Christentums V gl. ebd.. S. 64.
Ebd .. S. 65.
ABKÜRZUNGS-UND
LITERA TURVERZEICHNIS
,
I
Abkürzungsverzeichnis

ABG Archiv für Begriffsgeschichte (Bonn)


AJAHist Arnerican Journal of Ancient History (Cambridge, Mass.)
Bibi Biblica (Rom)
BLE Bulletin de litterature ecclesiastique (Toulouse)
BN Biblische Notizen
ByZ Byzantinische Zeitschrift (Leipzig)
ChH Church History (Chicago)
Concilium Concilium. Internationale Zeitschrift für Theologie (Mainz, Einsie-
deln, Zürich, Wien)
CQ The Classical Quaterly (Oxford)
crSt Cristianesimo nella storia. Ricerche storiche esegetiche teologiche
(Bologna)
DOP Dumbarton Oaks Papers (Cambridge, Mass.)
DR Downside Review (Exeter)
Eranos Eranos. Acta philologica Suecana (Uppsala)
EtPh Les Etudes Philosophiques (Leuven)
Gn Gnomon (München)
Greg Gregorianum (Rom)
Her Hermes. Zeitschrift für klassische Philologie (Wiesbaden)
HerKorr Herder Korrespondenz (Freiburg, Basel, Wien)
HeyJ The Heythrop Journal (London, Oxford)
HThR Harvard Theological Review (Cambridge, Mass.)
JBL Journal of Biblical Literature (Philadelphia)
JEH Journal of Ecclesiastical History (London)
JThS Journal of Theological Studies (Oxford, London)
Mn Mnemosyne. Bibliotheka classica Batava (Leiden)
MSR Melanges de science religieuse (Lille)
MThZ Münchener theologische Zeitschrift (München)

MyS al Mysterium salutis. Grundriß heils geschichtlicher Dogmatik, edd. J.


Feiner und M. Löhrer, Einsiedeln, Zürich, Köln.
NTT Nederlands Theologisch Tijdschrift
AbkÜTzungsverzeichnis
324

NZSTh Neue Zeitschrift für systematische Theologie (Berlin)


Literaturverzeichnis
PhRu Philosophische Rundschau (Tübingen)

RAC Reallexikon für Antike und Christentum (Stuttgart)


Rivista di storia e letteratura religiosa (Firenze) Quellen
RSLR
StP Studia Patristica (Berlin)
Acta Sincera Sancti Petri (PG 18.450-466).
ThQ Theologische Quartalschrift (München) Agapius von Menbidj: Kitab Al-'Unvan, ed. A. Vasiliev (PO 7 (1911)457-591).

Thfll Theologie und Philosophie (Freiburg) Albinus: Eisagoge (Epitome). in: Platonis Dialogi sec. Thrasylli Tetralogias Dispositi, ed. C. F.
Hermann, Leipzig 1902, S. 147-189.
ThLZ Theologische Literaturzeitung (Leipzig)
Alexander von Aphrodisias: In Aristotelis metaphysica, ed. M. Hayduck, Berlin 1891.
ThRe Theologische Revue (Münster)
Anthimi Nicomediensis episcopi et martyri de sancta ecclesia, ed. G. Mercati. in: Studi e Testi 5
ThRu Theologische Rundschau (Tübingen) (1901) 87-98.

TZ Theologische Zeitschrift (Basel) Apollinaris von Laodicea: siehe H. Lietzmann: Apollinaris von Laodicea (1904).

Vigiliae Christianae (Amsterdam) Apollonius Dyscolus: nEPI ~YNTAE:EQ~, ed. G. Uhlig (=Gramrnatici Graeci 11. 2), Leipzig 1910.
VigChr
Vetus Testamentum (Leiden) Apuleius von Madaura: Liber de deo Socratis. in: Opera III, ed. P. Thomas, Leipzig 1938, S. 6-35.
VT
Apuleius von Madaura: De Platone et eius Dogmate. in: Opera III, ed. P. Thomas, Leipzig 1938, S.
Worship Worship (Collegeville, Minn.)
82-134.
ZKG Zeitschrift für Kirchengeschichte (Stuttgart) Apuleius von Madaura: Apologia, edd. H. E. Butler et A. S. Owen, Hildesheim 1967.

ZKTh Zeitschrift für katholische Theologie (Wien) Aristides: Apologie, ed. E. Hennecke (TU 4, 3), Leipzig 1893.
Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde Aristoteles: Analytica Priora et Posteriora, ed. W. D. Ross, Oxford 1964.
ZNW
der älteren Kirche (Gießen) Aristoteles: De anima, ed. W. D. Ross, Oxford 1956.
ZThK Zeitschrift für Theologie und Kirche (Tübingen) Aristoteles: De arte Poetica Liber, cd. 1. Bywater, Oxford, 19588 .
Aristotle: The basic Works, ed. R. Mc Keon, New York 194]35.
Aristoteles: De caelo, ed. D. J. Allan, Oxford 19552 •
Aristoteles: Categoriac et Liber de interpretatione, ed. L. Minio-Paluello, Oxford 19613.
Aristoteles: Ethica Eudemia. ed. F. Susemihl, Leipzig 1884.
Aristoteles: Ethica Nicomachea, ed. 1. Bywater, Oxford 1970 15 .
Aristoteles: Fragmenta Selecta, cd. W. D. Ross, Oxford 19745.
Aristoteles: De generatiOlle animalium, ed. H. J. Drossaart Lulofs, Oxford 1965.
Aristoteles: Metaphysica, ed. W.Jaeger, Oxford 19633 .
Aristoteles: Les parties des Animaux, ed. P. Louis. Paris 1956.
Ari~toteles: Physica, cd. W. D. Ross, Oxford 19562.

Aristoteles: De Xenophane, ed. H. Diels, Berlin 1900.


Arius: Briefe, Urkunden. Zitiert nach Opitz, B.G.: Urkunden zur Geschichte des arianischen Streits,
Berlin, Leipzig 1934/5.
Asklepius: In Aristotelis Metaphysicorum Libros A-Z Commentaria, ed. M. Hayduck, Berlin 1888.
Asterius: Fragmente. Bei Bardy. Recherches sur s. Lucien d'Antioche et son ecole, Paris 1936, S.
341-357.
Literaturverzeichnis 327
326 Literaturl'erzeichnis

Clemens von Alexandrien: Stromate H. ed. Cl. Mondesert (SC 38). Paris 1954.
Athanasius: De decretis Nicaenae synodi. in: Werke H. 1 (3. und 4. Lieferung). ed. H. G. Opitz.
Clemens von Alexandrien: Stromate V. ed. A. de Boulluec (SC 278). Paris 1981.
Berlin. Leipzig 1935/1936. S. 1--45.
Athanasius: Epistula ad Episcopas Aegypti et Libyae (PG 25. 535-594). S. C1~m~ntis R~mani Epistula ad Corinthios quae vocatur prima Graece et latine. rec. apparatu cri-
tlco mstfUXlt C. T. Schaefer. Bonn 1941 (Florilegium patr. 44).
Athanasius: Epistulae Festales (PG 26. 1351-1444).
Cocondrius: nEQl 'tgOJtOlV. in: Rhetores Graeci III. ed. L. Spengel. Leipzig 1856. S. 230-243.
Athanasius: Oratio contra Arianos I (PG 26. 11-146).
Codex Veronensis LX. ed. E. Schwartz: Über die Sammlung des Cod Veronensis LX. in' ZNW 35
Athanasius: Oratio contra Arianos H (PG 26. 145--322). (1936) 1-23. .
Athanasius: Oratio contra Arianos III (PG 26. 321-468). Cornutus: Theologiae graecae compendium. ed C. Lang. Leipzig 1891.
Athanasius: Oratio de incarnatione Verbi (PG 25. 95-198). Corpus Hermeticum. Bde. 1--4. edd. A. D. Nock und A.-J. Festugiere. Paris 1972.
Athanasius: De sententia Dionysii. in: Werke H. 1 (Lieferung 4). ed. H. G. Opitz. Berlin. Leipzig Denzinger. H.!Schönmetzer. A.:Enchiridion Symbolorum. Definitionum et Declarationum de rebus
1936. S. 46--67. fidei et morum. Freiburg. Barcelona. Rom 197636 .
Athanasius: De synodis. in: Werke H. 1 (8. und 9. Lieferung). ed. H. G. Opitz. Berlin 1940/1941. S. Dexippus: In Aristotelis Categorias Commentarium. ed. A. Busse. Berlin 1888.
231-278.
Diels. H. und Kranz. W.: Fragmente der Vorsokratiker. 3 Bde .. Frankfurt 1974.
Athanasius: Tomus ad Antiochenas (PG 26. 793-810).
Diogenes Laertius: Vitae Philosophorum. 2 Vols .. ed H. S. Long. Oxford 1964.
Athanasius (?): Vita S. Antonii (PG 26. 835--978).
Dionysius von Alexandrien = Feltoe. C. L.: The Letters and other Remains of Dionysius of Alexan-
Athenagoras: Apologie. in: Geffken. J.: Zwei griechische Apologeten. Berlin. Leipzig 1907. S. dria. Cambridge 1904.
120-154.
Eniima eliS. in: Gressmann. H. (Hg.): Altorientalische Texte zum Alten Testament Berlin Leipzig
Atticus: Fragments. cd. E. des Places. Paris 1977. 19262• S. 108-129. . .
Augustinus: Confessiones. ed. L. Vcrhcijen. Tumholti 1981. Epiphanius: Ancoratus. ed. K. Holl. Leipzig 1915 (GCS 25). S. 1-149.
Augustinus: Enarrationcs in Psalmos LI-C. edd. D. E. Dekkcrs ct 1. Fraipont (CCL 39). Turnholti Epiphanius: Panarion. ed K. Holl. Leipzig. Bd. 2.1922 (GCS 31) und Bd. 3. 1933 (GCS 37).
1956.
Eunomius: Liber apologeticus (PG 30. 835 -868).
Augustinus: De fide et symbolo (PL 40. 181-198).
Eusebius von Caesarea: Commentaria in Isaiam (PG 24. 89-526).
Augustinus: De praedestinatione sanctorum. Liber ad Prosperium et Hilarium Primus (PL 44.
Eusebius von Caesarea: Demonstratio evangelica. ed. 1. Heikel (GCS 23). Leipzig 1913.
959-992).
Augustinus: De vera religione. ed. K.-D. Daur (CCL 32). Turnholti 1962. Eusebius von Caesarea: Kirchengeschichte. ed. E. Schwartz (GCS 9. 1-3). Leipzig 1903-1909.

Basilius von Caesarea: Lettres II. ed. Y. Courtonne. Paris 1961. Eusebius von Caesarea: Über die kirchliche Theologie (Zit. ET). Werke Bd. 4 (GCS 142). ed. E.
Klostermann. Berlin 19722.
2
Biblia Hebraica Stuttgartensia. edd. A. Alt u.a .. Stuttgart 1983 .
Eusebius von Caesarea: Laus Constantini. ed. 1. Heikel (GCS 7). Leipzig 1902. S. 193-259.
Boethius: Opuscoli Teologici. ed. E. Rapisarda. Catania 1960.
Euse~ius von Caesarea: Contra Marcellum. edd. E. Klostermann und G. C. Hansen (GCS 142 ). Ber-
Catenae Graecorum Patrum in Noyum Testamentum. ed. J. A. Cramer. Vol. III. Hildesheim 1967. Im 1972. S. 1-58.
Calcidius: Platonis Timaeus. ed. J. Wrobel. Leipzig 1876. Eusebius von Caesarea: Praeparatio evangelica. ed. K.Mras. 2 Bde. (GCS 43 1 und 2) Berlin 1954-
1956. . .
Chaldäische Orakel =Kroll. W.: De oraculis Chaldaicis. Hildcsheim 1962 (ND).
3 Eusta.thius von Antiochien: M. Spanneut. Recherches sur les ecrit d'Eustathe d'Antioche. avec edi-
Cicero: De finibus Bonorum et Malorum. ed. N. Marinone. Florenz 1968 .
2
tion nouvelle Fragments dogmatiques et exegetiques. Lilie 1948.
Clemens von Alexandrien: Excerpta cx Theodoto. in: Opera III. ed. O. Stählin (GCS 17 ). Berlin
Eustathius von Antiochien: De engastrimytho. ed. E. Klostermann (KLT 83) Berlin 1912 ( I PG
1970 2• S. 103-133. 18. 613-674). . vg .
Clemens von Alexandrien: Fragmente. in: Werke. Bd. 3. ed. O. Stählin (GCS 172). Berlin 19702. S.
Faustinus: De Trinitate sive de fide contra Arianos (PL 13. 37-80).
193-230.
Clemens von Alexandrien: Pacdadogus. in: Opera I. ed. O. Stählin. Leipzig 1905. S. 87-340. Fulgentius von ~uspe: Des hl. Bischofs Fulgentius von Ruspe ausgewählte Schriften. übers. v. L.
Kozelka. Munchen 1934 (BKV II 9).
Clemens von Alexandrien: Protrepticus. in: Opera I. ed. O. Stählin. Bcrlin 19723, S. 1-86.
Gennadius: De viris inlustribus. ed. C. A. Bernoulli. Freiburg. Leipzig 1895 (ND: Frankfurt 1968).
Clemens von Alexandrien: Stromata I-VI. edd. O. Stählin ct L. Früchtel (GCS 52 [15]). Berlin
Gregor von Nazianz: Discours 27-31. ed. P. Gallay (SC 250). Paris 1978.
1960 3.
328 Literaturverzeichnis

Gregor von Nyssa: In Canticum Canticorum. ed. H. Langerbeck (= GNO VI). Leiden 1960.
, Literaturl'erzeichnis

Johannes Doxapatres: In Aphtonii Progyrnnasmata. ed. H. Rabe (=Rhetores Graeci 14). Leipzig
1931.
329

Gregor von Nyssa: Contra Eunomium Libri. Pars altera (Liber I1I). ed. W. Jaeger (=GNO II). Leiden
Johannes Philoponus: De aetemitate mundi contra ProcIum. ed. H. Rabe. Leipzig 1899.
1960.
Gregor von Nyssa: In illud. quando sibi subjecerit ornnia. tune ipse quoque filius subjicietur ei qui Johannes Philoponus: In Aristotelis De Anima Libros Cornmentaria. ed. M. Hayduck. Berlin 1897.
sibi subjecit omnia (PG 44.1303-1326). Justin: Apologien. ed. J. M. Pfättisch. Münster 1912.
Gregor von Nyssa: De Perfectione. in: GNO VIII. 1. edd. W. Jaeger. J. P. Cavamos. V. Woods Cal- Justin: Dialogus cum Tryphone. in: Opera I. 2. ed. J. C. Th. v. Otto. Jena 18773 .
lahan. Leiden 1952. S. 143-214.
Justin: Cohortatio ad Gentiles. in: Opera III. ed. 1. C. Th. v. Otto. Jena 1879. S. 1-127.
Gregor Thaurnaturgus: Remerciement a Orig{me. ed. H. Crouzel (SC 148). Paris 1969.
Laktanz: Divinae Institutes. in: Opera ornnia I (CSEL 19). ed. S. Brandt. Prag. Leipzig 1890.
Hahn. L.: Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der Alten Kirche. ed. A. Hahn. Breslau
Liber de causis: ed. A. Pattin. in: Tijdschrift voor Filosofi 28 (1966) 90-203.
1897.[ND: Hildesheim 1962].
Das Buch Henoch. edd. J. Flernming et L. Radermacher. Leipzig 1901. Lucianus: Rhetorum Praeceptor. in: Opera H. ed. M. D. MacLeod. Oxford 1974. S. 317-330.

Heraklitus (Rhetor): Quaestiones Homericae. edd. Soc. Philol. Bonn. Leipzig 1910. Lucianus: De Saltatione. in: Opera III. ed. M. D. MacLeod. Oxford 1980. S. 26--54.
3 Mansi. 1. D.: Sacrorum Conciliorurn nova et amplissima Collectio. Bd. 2. Graz 1960.
Hesiod: Theogonie. in: Opera. ed. F. Solmsen. Oxford 1984 .

Hierokles: In Aureum Pythagoreorum Carmen Cornmentarius. ed. F. G. A. Mullach. Berlin 1853. Marius Victorinus: Adv. Ariurn. in: Traites Thelogiques sur la Trinite. edd. P. Henry et P. Hadot (SC
68 und 69). Paris 1960.
Hieronymus: Epistulae. Teil 1. ed. J. Hilberg (CSEL 54). Vindobonae. Lipsiae 1910/18.
Marius Victorinus: Candidi Epistula 1. in: Traites theologiques sur la Trinite I. edd. P. Henry et P.
Hilarius von Poitier: Liber de synodis (PL 10. 479-546). Hadot (SC 68). Paris 1960. S. 104-125.
Hilarius von Poitier: Tractatus super Psalmos. ed. A. Zingerle (CSEL 22). Prag. Leipzig 1891. Markell von Ankyra: Fragmente (GCS 142; Bd. 4 von Eusebius' Werken. ed. E. Klostermann) Ber-
lin 19722 • S. 185-215. •
Hippolyt: Contra Noetum = Butterworth. RObert: Hippol}1OS of Rome. Contra Noetum. London
1977. S. 43-93. Maximus von Tyrus: Philosophumena. ed. H. Hobein. Leipzig 1910.
Hippolyt: Refutatio omnium haeresium = Werke Bd. 3. ed. P. Wendland (GCS 26). Leipzig 1916. Menander: Reliquiae selectae. ed. F. H. Sandbach. Oxford 19844 .
Hippolyt: Traditio apostolica. in: Botte. B.: La Tradition Apostolique de saint Hippolyte. Essai de Methodius: De autexusio. in: Opera 1, ed D. G. N. Bonwet.~ch (GCS 27/1). Leipzig 1917. S.
reconstruction. Münster 1963 3 . 143-206.
2
Homer: Odysse Vol. VI (Libri XXI-XXIV). edd. M. Femändez-Galiano. A. Heubeck. 0.0. 1987 . Methodius: De creatis. in: Opera 2. ed. D. G. N. Bonwctsch (GCS 27/2). Leipzig 1917. S. 491-500.
Iamblichus: De cornmuni mathematica scientia. ed. N. Festa. Leipzig 1891 (ND: Stuttgart 1975). Methodius: De resurrectione. in: Opera 2. ed. D. G. N. Bonwetsch (GCS 27/2). Leipzig 1917 S.
219--424. .
Iamblichus: Les mysteres d'Egypte. ed. E. des Placcs. Paris 1989.
Methodius: Symposium. in: Opera 1. ed. D. G. N. Bonwetsch (GCS 27/1). Leipzig 1917. S. 1-141.
Iamblichus: Theologoumena arithmeticae. ed. V. de Falco. Leipzig 1922.
Ignatius von Antiochien: Briefe. in: Die apostolischen Väter. 1. Teil. ed. J. A. Fischer. Darmstadt Novatian: De Trinitate. ed. H. Weyer. Düsseldorf 1962.
1981. S. 109-225. Novum Testarnentum Graece. edd. Nestle et Aland. Stuttgart 198526 •
Ioannes Stobaeus: Eclogarurn Physicarum et Ethicarum. Vol. 1. ed. A. Meinecke. Leipzig 1860. Numenius: Fragments. ed E. des Places. Paris 1973.
Irenaeus von Lyon: Contre Les Heresies. Livre I. 2 (SC 264). edd. A. Rousscau et L. Doutrcleau. Pa- Origenes: Opera. ed. C. H. E. Lornmatzsch. 25 Bde .. Berlin 1831-1848.
ris 1979. Origenes: Cornment. in Epist. ad Rom (PG 14. 833-1292).
Irenaeus von Lyon: Contre Les Heresies. Livre H (SC 294). edd. A. Rousseau et L. Doutreleau. Paris
Origenes: Contra Celsum. ed. P. Koetschau (GCS 2 und 3/1+2). Leipzig 1899.
1982.
Irenaeus von Lyon: Demonstration de la PrCdication Apostolique. ed. L. M. Froidevaux (SC 62). Pa- Origenes: Dialectus cum HeracIide. ed. J. Scherer (SC 67). Paris 1960.
ris 1959. Origenes: Homelies sur le Cantique des Cantiques. ed. O. Rousseau (SC 37). Paris 1954.
Isidor von Sevilla: Etymologiarum sive Originum Libri XX. 2 Vols .. ed. W. M. Lindsay. Oxford Origenes: Homelies sur la Genese. ed. L. Doutreleau (SC 7 bis). Paris 1976.
1971 5. Origenes: Jeremiahomilien. in: Werke III (GCS 6). ed. E. Klostermann. Leipzig 1901. S. 1-232.
Johannes von Damaskus: Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens. übers. v. D. Stiefenhofer.
Origenes: Homelies sur Jeremie XII-XX. ed. P. Hadot (SC 238). Paris 1977.
München 1923 (BK 44).
Origenes: Homelies sur le levitique. Bd. 1 und 2. ed. M. Borret (SC 286 und 287). Paris 1981.
Johannes von Damaskus: De fide orthodoxa (PG 94. 789-1228).
330 Literatun'erzeichnis

Origenes: Die Homilien zu Lukas, ed. M. Rauer (GCS 49), Berlin 1959.
, Literatun'erzeichnis

Philo von Alexandrien: De Sornniis I et I1. in: Opera III, edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin 1898,
S.204-306.
331

Origenes: Homelies sur les nombres, ed. A. Mehat (SC 29), Paris 1951. Philo von Alexandrien: De specialibus legibus I-IV. in: Opera V. edd. L. Cohn et P. Wendland,
Origenes: Johanneskommentar = ders., Werke, Bd. 4 (GCS 10), ed. E. Preuschen, Leipzig 1903. Berlin 1906, S. 1-265.
Philo von Alexandrien: De vita Mosis I et 11. in: Opera IV, edd. L. Cohn et P. Wend land, Berlin
Origenes: La Lettre a Gregoire. ed. H. Crouzel (SC 148). Paris 1969.
1902, S. 119-268.
Origenes: Matthäuserklärung. ed. E. Klostermann (GCS 40). Leipzig 1935.
Philostorgius: Kirchengeschichte, ed. J. Bidez, 2. überarb. Aufl. V. F. Winkelmann (GCS 21 2 ), Ber-
Origenes: In Matthaeum Commentariorum Series (PG 13. 1599-1800). lin 1972.
Origenes: Philocalia. ed. J. A. Robinson. Cambridge 1893. Platon: Epistula 2. in: Werke Bd. 5, ed. G. Eigler, Darmstadt 1983, S. 326-339.
Origenes: De principiis = Werke. Bd. 5. 1 und 2. ed. P. Koetschau (GCS 22.1 und 2). Leipzig 1913. Platon: Epistula 7. in: Werke Bd. 5, ed. G. Eigler, Darmstadt 1983, S. 366-443.
Origenes: Scholia in Cantica Canticorum (PG 17. 253-288). Platon: Ion. in: Werke Bd. 1. ed. G. Eigler, Darmstadt 1977, S. 1-39.
Pierius. in: Routh. M. J.: Reliquiae sacrae sive. auctorum fere jam Perditarum secundi tertiique sae- Platon: Kratylos. in: Werke Bd. 3, cd. G. Eigler, Darmstadt 1974, S. 395-575.
culi post Christum natum quae supersunt. Vol. III. Oxford 19462. S. 423-435.
Platon: Menon. in: Opera III. ed. 1. Bumet, Oxford 1961'2.
Philo von Alexandrien: De Abrahamo. in: Opera IV. edd. L. Cohn et P. Wendland. Berlin 1902. S.
Platon: Nomoi. in: Werke 8,2, ed. G. Eigler. Darmstadt 1977, S. 1-516.
1-60.
Philo von Alexandrien: De agricultura. in: Opera H. edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin 1897. S. Platon: Parmenides. in: Werke Bd. 5, ed. G. Eigler, Darmstadt 1983, S. 195-319.
95-132. Platon: Phaidon. in: Werke Bd. 3, ed. G. Eigler, Darmstadt 1974. S. 1-207.
Philo von Alexandrien: De cherubim. in: Opera I. edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin 1896. S. Platon: Phaidros. in: Werke Bd. 5. ed. G. Eigler, Darmstadt 1983. S. 1-193.
170-20l.
Platon: Politikos. in: Werke Bd. 6, ed. G. Eigler, Darmstadt 1970. S. 403-579.
Philo von Alexandrien: De confusione linguarum. in: Opera H, edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin
Platon: Res Publica = Werke Bd 4. ed. G. Eigler, Darmstadt 1971.
1897, S. 229-267.
Philo von Alexandrien: De decalogo. in: Opera IV, edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin 1902. S. Platon: Sophistes. in: Werke Bd. 6. ed. G. Eigler, Darmstadt 1970. S. 219-401.
269-307. Platon: Symposium. in: Werke Bd. 3. ed. G. Eigler, Darmstadt 1974, S. 209-393.
Philo von Alexandrien: Quod Deterius Potiori insicliari soleat. in: Opera I, edd. L. Cohn et p, Platon: Theaitetos. in: Werke Bd. 6, ed. G. Eigler. Darmstadt 1970, S. 1-217.
Wendland, Berlin 1896, S. 258-298.
Platon: Timaios. in: Werke Bd. 7, ed. G. Eigler, Darmstadt 1972, S. 1-210.
Philo von Alexandrien: De gigantibus. in: Opera II, edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin 1897. S.
Plotin: Opera. edd. P. Henry et H.R.Schwyzer. Tom. I-III, Oxford, I: 19843 ; II: 1977; III: 1982.
42-55.
Philo von Alexandrien: Quod deus sit inunutabilis. in: Opera H, edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin Plutarch: Amatorius. in: Opera 10, edd. E. L. Minar et F. H. Sandbach et W. C. Helmbold. London,
Cambridge (Mass.) 1961, S. 301-44l.
1897, S. 56-94.
Philo von Alexadrien: Quis rerum c1ivinarum heres sit. in: Opera III, edd. L. Cohn et P. Wendland. Plutarch: De animae procreatione in Timaeo. in: Opera XIII, 1, ed. H. Chemiss, London, Cambridge
Berlin 1898, S. 1-7l. (Mass.) 1976.

Philo von Alexandrien: Legum allegoricum Lib. I-III. in: Opera I, edd. L. Cohn et P. Wendland. Plutarch: De E apud Delphos. in: Opera 5, ed. F. C. Babbitt, London, Cambridge (Mass.) 19694 , S.
Berlin 1896, S. 61-169. 193-253.

Philo von Alexandrien: De migratione Abrahami. in: Opera H, edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin Plutarch: De facie quae in orbe lunae apparet. in: Opera 12, edd. H. Chemiss et W. C. Helmbold.
London. Cambridge (Mass.) 1968, S. 1-223.
1897. S. 268-314.
Philo von Alexandrien: De Mutatione Nominum. in: Opera III, edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin Plutarch: De Iside et Osiride. in: Opera 5, ed. F. C. Babbitt. London, Carnbridge (Mass.) 1969, S.
1898. S. 156-203. 1-191.

Philo von Alexandrien: De opificio mundi. in: Opera I, edd. L. Cohn et P. Wendland, Berlin 1896, S. Plutarch: Quaest. Plat. in: Opera 13, 1, ed. H. Chemiss, London, Cambridge (Mass.) 1976, S. 1-129.
1-60. Plutarch: De vita et poesi Homeri. in: ders.: Moralia, Vol. 7, ed. Bernardakis, Leipzig 1896, S.
Philo von Alexandrien: De praemiis et poenis. in: Opera V. edd. 1.. Cohn et P. Wendland, Berlin 329-462.
1906. S. 336-365. Poimandres = Corpus Hermeticum Bd. 1, ed. A. P. Nock. Paris 1972.
Philo von Alexandrien: De sacrificiis Abelis et Caini. in: Opera I, edd. L. Cohn et P. Wendland, Porphyrius: De abstinentia (De I'abstinence), 2 Bde.• ed. J. Bouffartigue und M. Patillon, Paris 1977
Berlin 1896, S. 202-257. 1979.
332 Literaturverzeichnis

Porphyrius: In Aristotelis categorias. ed. A. Busse. Berlin 1887. S. 53-142.


, Literaturverzeichnis

Sextus Empiricus: ITYPPQNEIQN YITOTYITQ:EEQN. ed. R. G. Bury. London. Carnbridge (Mass.)


1967.
333

Porphyrius: Eisagoge. ed. A. Busse. Berlin 1887.


Simplikius: In Aristotelis categorias comrnentarium. ed. C. Kalbfleisch. Berlin 1907.
Porphyrius: Parrnenides-Komrnentar = Kroll. W.: Ein neuplatonischer Parmenidescomrnentar in
einem Turiner Palimpsest. in: Rhein. Mus. 47 (1892) 599-627. Simplikius: In Aristotelis de Caelo Comrnentaria. ed. 1. L. Heiberg. Berlin 1894.

Porphyrius: In Platonis Timacum. ed. A.R. Sodano. Naples 1964. Simplikius: In Aristotelis Physicorum Libros quattour Priores Commentaria. ed. H. Diels. Berlin
1882.
Porphyrius: Quaestionum Homericarum. Liber I. ed. A. R. Sodano. Neapel 1970.
Socrates Scholasticus: Historia ecc1esistica (PG 67. 30--{l42).
Porphyrius: De antro Nympharum. in: Opuscula. ed. A. Nauck. Leipzig 1886. S. 53--{l1.
Sozomenus: Histoire Ecc1esiastique. ed. J. Bidez. Paris 1983.
Porphyrius: Sententiae ad intelligibilia ducentes. ed. E. Lamberz. Leipzig 1975.
Sozomenus: Kirchengeschichte. edd. J. Bidez und G. Chr. Hansen (GCS 50). Berlin 1960.
Porphyrius: Vita Plotini. in: Plotin. Opera I. edd. P. Henry et H. R. Schwyzer. Oxford 19843, S.
1-38. Speusippus = P. Lang: De Speusippi Academici Scriptis accedunt Fragmenta. Bonn 1911.

Proklus: Comrnentaire sur le Parmenide. suivi du comrnentaire anonyme sur les VII dernieres hy- Stoicorurn Veterum Fragmenta. 4 Bde .. ed. 1. Amim. Stuttgart 1964.
potheses. traduit pour la premiere fois en Fran\(ais. accompagne de notes. d'une table analytique Strabon: Geographia. ed. H. L. Jones. London. Cambridge (Mass.) 1964.
des paragraphes et d'un index etendu par A. - Ed. Chaignet. 3 Vols .• Paris 1900/1903.
Proklus: In Parmenidem. in: Opera inedita quae primus olim e codd. mss. Parisinis Italicisque vulga-
Synesius Cyrenensis: Hyrnni et opuscula r. ed. N. Tel7.aghi. Rom 1939.
verat nunc secundis curis emendavit et auxit V. Cousin. Paris 1864. S. 617-1258. Syrianus: In Metaphysica Comrnentaria. ed. G. Kroll. Berlin 1902.

Proklus: Comrnentarias in Parrnenidem. Pars ultima adhuc inedita. edd. R. Klibansky et C. La- Targum du Pentateuque. Tom. I. ed R.le Deaut (SC 245). Paris 1978.
bowsky = Plato Latinus III. London 1979. Das Targum zum Propheten Jeremias in Jemenischer Überlieferung. ed. L. Wolfsohn. Halle 1902.
Proklus: Comrnentarius in Platonis Parmenidem. ed. V. Cousin. Hildesheim 1961. Tatian: Oratio ad Graecos. ed. E. Schwartz (TU 4. O. Leipzig 1888.
Proklus: Elementatio thcologica. ed. E.R. Dodd~. Oxford 19632• Tertullian: Adversus Praxean Liber. ed. E. Evans. London 1948.
Proklus: In Platonis Rem Publicam Comrnentarii. cd. G. Kroll. 2 Vols .. Leipzig 1899 und 1901. Tertullian: Apologeticus adv. Gentes (PL 1. 304-604).
Proklus: In Platonis Theologiam. edd. H. D. Saffrey und L. G. Westerink. Bde. 1-5. Paris 1968- Tertullian: Liber de oratione (PL 1. 1246--1304).
1987.
Themistius: In Aristotelis Metaphysicorum Librum A Paraphrasis. hebraice et latine. ed. S. Land-
Proklus: In Platonis Timaeum comrnentaria. ed. E. Diehl. 3 Bde .. Leipzig 19031904.1906. auer. Berlin 1903.
Proklus: In Theologiam Platonis. ed. Ae. Portus. Hamburg 1618 (ND: Frankfurt 1960). Theodoret: Kirchengeschichte. ed. L. Parmentier. bearb. v. F. Scheidweiler (GCS 44). Berlin 1954.
Prokopius von Gaza: Comrnentarii in Genesin (PG 87 I. 21-512). Theognostus. in: Routh. M. J.: Reliquiae sacrae sive. auctorum fere jam Pcrditarum secundi tertiique
Psellus. Michael: Theologica I. ed. P. Gautier. Leipzig 1989. saeculi post Christum natum quae supersunt. Vol. m. Oxford 19462. S. 405-422.

Pseudo-Dionysius Areopagita: De coelesti hierarchia (PG 3. 119-584). Theophanes: Chronographia (PG 108. 63-1010).

Pseudo-Dionysius Areopagita: Dc mystica Theologia (PG 3. 997-1064). Theophilus von Antiochien: Ad Autolycum. ed. R.M. Grant. Oxford 1970.

Pseudo-Dionysius Areopagita: De divinis norninibus. ed. B. R. Suchla. Berlin. New York 1990. Theophrastus: Metaphysics. ed. W. D. Ross et F. H. Fobes. Oxford 1929.

Pseudoklementinen I: Homilien. edd. B. Rehm. F. Paschke (GCS 422 ). Berlin 1969 2. Vita Antonii (PG 26.837-976).

Ptolemaeus. Claudius: Phaseis. in: Opera H. ed. J. L. Heiberg. Leipzig 1907. S. 1-67. Xenokrates = R. Heinze: Xenokrates. Darstellung der Lehre und Sammlung der Fragmente. Hildes-
heim 1965.
4
Die Texte aus Qumran. ed. E. Lohse. München 1986 .

Rufinus: Kirchengeschichte. ed. T. Momrnsen in: Eusebius v. Caesarea. Werke Bd. 2 (GCS 9.2).
Berlin 1908.
Hilfsmittel
Rufinus: Kirchengeschichte (PL 20.
Scholia Graeca in Homeri Odysseam. ed. W. Dindorf. Oxford 1855. Gesenius. Wilhelm und Buhl. Frants: Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte
Scholia in Sophoc1is Tragoedias Vetera. ed. P. N. Papageorgius. Leipzig 1888. Testament. Berlin. Göttingen. Heidelberg 196217 .

Seneca: Lettres a Lucilius. Torne II. ed. F. Prechac. Paris 1969. LiddelI. Herrri George/ Scott. R.: A Greek-English Lexicon. Oxford 1985.

Seneca: Lettres a Lucilius. Torne IV (Lettres XIV-XVIII). ed. F. Prechac. Paris 1962. Ungnad, Arthur und Matous. Lubor: Grammatik des Akkadischen. München 19795.
334 Literaturverzeichnis Literatun'erzeichnis 335

Ayer, Alfred Jules: Sprache, Wahrheit und Logik, ed. H. Herring, Stuttgart 1981.
Sekundärliteratur
Baltes, Matthias: Die Weltentstehung des Platonischen Timaios nach den antiken Interpreten. Teil 1,
Leiden 1976.
Abramowski, Luise: Die Synode von Antiochien 324/5 und ihr Symbol. in: ZKG 86 (1975)
356-366. Balthasar, Hans Urs v.: Theodrarnatik II/2, Einsiedeln 1978.
Abramowski, Luise: Dionys von Rom (t 268) und Dionys von Alexandrien (t 264/5) in den ariani- Balthasar, Hans Urs v.: Theodrarnatik III, Einsiedeln 1980.
schen Streitigkeiten des 4. Jahrhunderts. in: ZKG 93 (1982) 240-272. Balthasar, Hans Urs v.: Theologik, Bd. 2: Wahrheit Gottes, Einsiedeln 1985.
Abramowski, Luise: Response to C. Kannengiesser: Holy Scripture and Hellcnistic Hermeneutics in
Baltus, Jean-Fran~ois: Defense de SS. Peres accusez de Platonisme, Paris 1711.
Alexandrian Christology. Studies in Hellenistic and Modem Culture, Berkeley 1982, S. 48-50
(zitiert: Abramowski, 1982 a). Barbel. Joseph: Christos Angelos. Die Anschauung von Christus als Bote und Engel in der gelehrten
und volkstümlichen Literatur des christlichen Altertums, Bonn 1941 (ND: 1964).
Abramowski, Luise: Die Entstehung der dreigliedrigen Taufformel - ein Versuch. in: ZThK 81
(1984) 417--446. Bardenhewer, Otto: Die pseudo-aristotelische Schrift Ueber das reine Gute bekannt unter dem Na-
men Liber de Causis, Freiburg 1882 (ND: Frankfurt, 0.J.).
Ackermann, D. C.: Das Christliche in Plato und in der platonischen Philosophie, Hamburg 1835.
Bardy, Gustave: Recherches sur Saint Lucien d'Antioche et son ecole, Paris 1936.
Adorno, Theodor W.: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Frankfurt 1951.
Barnard, Leslie W.: Justin Martyr. His Life and Thought, Cambridge 1966.
Adorno, Theodor W.: Ästhetische Theorie, Frankfurt 1970 (=Gesammelte Schriften Bd. 7).
Barnard, Leslie W.: The Antecedents of Arius. in: VigChr 24 (1970) 172-188.
Altaner, Bertholt und Stuiber, Alfred: Patrologie. Leben, Schriften und Lehre der Kirchenväter,
Freiburg, Basel. Wien 19808 . Barnard, Leslie W.: What was Arius' Philosophy? in: TZ 28 (1972) 110-117.

Althaus, Paul: Die christliche Wahrheit, Gütersloh 19698 . Barnes, Timothy D.: Emperor and Bishops, A.D. 324-344: Some Problems. in: AJAHist 3 (1978)
53-75.
Andresen, Carl: Justin und der mittlere Platonismus. in: ZNW 44 (1952/53) 157-195.
Barnes, Timothy D.: Constantine and Eusebius, Carnbridge (Mass.) 1981.
Andresen, Carl: Logos und Nomos. Die Polemik des Kelsos wider das Christentum, Ber!in 1955.
Barnes, Timothy D.: Angel of Light or Mystic Initiate? The Problem of the Life of Antony. in: JThS
Annas, Julia: An Introduction to Plato's Republic, Oxford 1981. 37 (1986) 353-368.
Apel, Karl-Otto: Szientistik, Hermeneutik, Ideologiekritik. Entwurf einer Wissenschaftslehre in er- Barth, Karl: Nein! Antwort an Ernil Brunner, München 1934.
kenntnisanthropologischer Sicht. in: Hermeneutik und Ideologiekritik, Frankfurt 1980, S. 7--44.
Barth, Karl: Kirchliche Dogmatik IV1, Zollikon, Zürich 19826.
Armstrong, Arthur H.: »Emanation« in Plotinus. in: Mind 46 (1937) 61-66.
Barth, Karl: Kirchliche Dogmatik I/2, Zürich 19837 .
Armstrong, Arthur H.: Tradition, Reason and Experience in the Thought of Plotinus. in: Plotino e iI
Neoplatonismo in Oriente e in Occidente, Roma, Accademia dei Lincei 1974, S. 170-194. Barth, Kar!: Kirchliche Dogmatik I/l, München 1985".

Armstrong, Arthur H.: Plotinian and Christian Studies, London 1979. Bartmann, Bernhard: Lehrbuch der Dogmatik. Bd. I, Freiburg 19287 .
Armstrong, Arthur H.: The lIidden and the Open in Hellenic Thought. in: Eranos 54 (1985) 81-117. Batiffol, P.: Sozomene et Sabinos. in: ByZ 7 (1898) 265-284.
Armstrong, Arthur H.: Iamblichus and Egypt. in: EtPh 2-3 (1987) 179-188. Bauer, Walther: Orthodoxy and Heresy in Earliest Christianity, London 1972.
Armstrong, Arthur H./ Markus, Robert Austin: Christian Faith and Greek Philosophy, London 1960. Bäumer, Remigius: Semler. in: LThK2 9 (1986: Sonderausgabe) 657.
Amold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie, von Anfang des Neuen Testaments Baur, August: Zwinglis Theologie. Ihr Werden und Ihr System, Bd. 2, Hildesheim, Zürich, New
biss auf das Jahr Christi 1688, 3 Bde., Schaffhausen 1740-1742. York 1983.
Amou, Rene: Arius et la doctrine des relations trinitaires. in: Greg 14 (1933) 269-272. Baur, Ferdinand Chr.: Die christliche Lehre von der Dreieinigkeit und Menschwerdung Gottes I,
Tübingen 1841.
Artz, Johannes: Der Folgerungssinn in Newrnans Zustimmungslehre. in: Newman-Studien, Bd. 2,
edd. H. Fries, W. Becker, Nürnberg 1954, S. 219-245, 361-371. Baur, Ferdinand Chr.: Vorlesungen über die Dogmengeschichte H, Leipzig 1866.
Aubert, Roger: Die komplexe Belebung der kirchlichen Wissenschaften. in: Jedin, H. (Hg.): Hand- Baur, Ferdinand Chr.: Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte, Leipzig 18673 .
buch der Kirchengeschichte, Bd. VI, 1: Die Kirche zwischen Revolution und Restauration, Frei-
Baus, Kar!: Von der Urgemeinde zur frühchristlichen Großkirche = Handbuch der Kirchenge-
burg, Basel. Wien 1985 (Sonderausgabe), S. 287-307. schichte I, ed. H. Jedin, Freiburg, Basel, Wien 1985 (Sonderausgabe).
Auer, Johann und Ratzinger, Joseph: Kleine katholische Dogmatik Bd. IV 1 (Jesus Christus - Got- Baus, Karl und Ewig, Eugen: Die Kirche von Nikaia bis Chalkedon = Handbuch der Kirchenge-
tes und Mariä »Sohn«), Regensburg 1986. schichte lI/I. ed. H. Jedin, Freiburg, Basel, Wien 1985 (Sonderausgabe).
Austin, John Langshaw: How to Do Things With Words. The William James Lectures delivered at
Beausobre, Isaac de: Histoire critique de Manichee et du Manicheisme, Arnsterdam 1734.
Harvard Univerity in 1955. Oxford 19652.
336 Literaturverzeichnis

Becker. Jürgen: Das Evangelium nach Johannes. Kapitel 1-10 (ÖTT 4/1). Gütersloh 1979.
, Literaturverzeichnis

Biemer. Günter und Holmes. J. D. (Hg.): Leben als Ringen um die Wahrheit. Ein Newrnan Lese-
buch. Mainz 1984.
337

Beierwaltes. Wemer: Die Metaphysik des Lichtes in der Philosophie Plotins. in: ZPhF 15 (1961)
334-362. Bienert. Wolfgang A.: Dionysios von Alexandrien. Zur Frage des Origenismus im Dritten Jahrhun-
dert. Berlin. New York 1978.
Beierwaltes. Wemer: Der Begriff des >Unum in nobis( bei Proklos. in: Mise. Mediaevalia 2. ed. P.
Wilpert. Berlin 1963. S. 255-266. Bigg. Charles: The Christian Platonists of Alexandria. Arnsterdam 19682 •
Beierwaltes. Wemer: Der Kommentar zum >Liber de causis< als neuplatonisches Element in der Bigger. Charles P.: Participation. A Platonic Inquiry. Baton Rouge 1968.
Philosophie des Thomas von Aquin. in: PhRu 11 (1963) 192-215 (Zitiert: 1963 a).
Birkner. H. J.: Natürliche Theologie und Offenbarungstheologie. Ein theologiegeschichtlicher Über-
Beierwaltes. Wemer: Platonismus und Idealismus. Frankfurt 1972. blick. in: NZSTh 3 (1961) 279-295.
Beierwaltes. Wemer: Proklos. Grundzüge seiner Metaphysik. Frankfurt 19792 • Biser. Eugen: Theologische Sprachtheorie und Hermeneutik. München 1970.
Beierwaltes. Wemer: Identität und Differenz. Frankfurt 1980. Blumenberg. Hans: Paradigmen zu einer Metaphorologie. in: ABG 6 (1960) 7-142.
Beierwaltes. Wemer: Deus est veritas. Zur Rezeption des griechischen Wahrheitsbegriffes in der Blumenberg. Hans: Säkularisierung und Selbstbehauptung. Frankfurt 19832 .
frühchristlichen Theologie. in: Pietas. Festschrift für Bernhard Kötting. edd. E. Dassmann und
Boff. Clodovis: Theologie und Praxis." Die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Theologie der
K. S. Frank. JbAC. Ergänzungsband 8. Münster 1980. S. 15-29. [zitiert: 1980 al.
Befreiung. München. Mainz 19842 •
Beierwaltes. Wemer: Plotin. Über Ewigkeit und Zeit (Enneade III 7). Frankfurt 19813.
Boff. Leonardo: Kirche: Charisma und Macht. Studien zu einer streitbaren Ekklesiologie. Düsseldorf
Beierwaltes. Werner: Regio Beatudinis. in: Sitzungsberichte der Heideiberger Akademie der Wis- 1985 3.
senschaften (Bericht 6) 1981 (zitiert: 1981a).
Boman. Thorleif: Das hebräische Denken im Vergleich mit dem griechischen. Göttingen 19685 .
Beierwaltes. Wemer: Denken des Einen. Studien zur neuplatonischen Philosophie und ihrer Wir-
Bonhoeffer. Dietrich: Akt und Sein. Transzendentalphilosophie und Ontologie in der systematischen
kungsgeschichte. Frankfurt 1985.
Theologie. München 1964 3.
Beierwaltes. Wemer: Hen. in: RAC 14 (1987) 445-472. Borig. Rainer: Der wahre Weinstock. Untersuchungen zu Jo 15. 1-10. München 1967.
Beierwaltes. Wemer: Visio facialis - Sehen ins Angesicht. Zur Coincidenz des endlichen und un-
Bormann. Claus v.: Die Zweideutigkeit der hermeneutischen Erfahrung. in: Hermeneutik und Ideo-
endlichen Blicks bei Cusanus. Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
logiekritik. Frankfurt 1980. S. 83-119.
Philosophisch-Historische Klasse. Heft 1. München 1988.
Born. A. van den: Aristeasbrief. in: Haag. H. (Hg.): Bibel-Lexikon. Zürich. Einsiedeln. Köln 19822 •
Beierwaltes. Wemer: Rez. C. J. de Vogel: Rethinking Plato and Platonism. Leiden 1986. in: Gn 61
Sp. 105-106.
(1989) 23-27.
Bornkamm. Günther: Jesus von Nazareth. Stuttgart. Berlin. Köln. Mainz 198313 .
Beierwaltes. Wemer: Einführung zu Plotin: Geist - Ideen - Freiheit. Enneade V 9 und VI 8.
Hamburg 1990. Boros, Ladislaus: Mysterium mortis. Der Mensch in der letzten Entscheidung. Olten. Freiburg
19644 .
Beinert. Wolfgang: Übersicht über die Entwicklung der Christologie bis Chalcedon (451). in: Lexi-
kon der katholischen Dogmatik. ed. W. Beinert. Freiburg. Basel. Wien 1987. S. 61-64. Boularand, Ephrem: Les debutes d'Arius. in: BLE 65 (1964) 175-203.
Bene. Charles: Erasme et Saint Augustin ou l'influence de Saint Augustin sur l'humanisme d' Boularand. Ephrem: Denys d'Alexandrie et Arius. in: BLE 67 (1966) 162-169.
Erasme. Geneve 1969. Boularand. Ephrem: Aux sources de la doctrine d'Arius. La theologie antiochienne. in: BLE 68
Bengtson. Hermann: Griechische Geschichte von den Anfängen bis in die römische Kaiserzeit. (1967) 241-272.
München 19775 . Boularand, Ephrem: L'heresie d'Arius et la »Foi« de Niere. Paris 1972.
Benjamin. Walter: Über den Begriff der Geschichte (1940). in: Gesammelte Schriften Bd. 1.2. edd.
Braun. Charles: Liber adversus Centurias Magdeburgenses, Dillingen 1565.
R. Tiedemann - H. Schweppenhäuser. Frankfurt 1974. S. 691-704; zitiert nach: Oelmüller. W ..
Dölle. R. und Piepmeier. R. (Hg.): Diskurs: Geschichte. Paderborn. München. Wien. Zürich Braun, Herbert: Der Sinn der neutestamentlichen Christologie. in: ders .. Gesammelte Studien zum
1980. S. 268-279. Neuen Testament und seiner Umwelt. Tübingen 19672, S. 243-282.
Benjamin. Walter: Über Kafka. Texte. Briefzeugnisse. Aufzeichnungen. ed. H. Schweppenhäuser. Brentano, Franz: Von der mannigfachen Bedeutung des Seienden nach Aristoteles, Freiburg 1862
Frankfurt 1981. [ND: Darmstadt 1960).
Benz. Ernst: Marius Victorinus und die Entwicklung der abendländischen Willensmetaphysik. Stutt- Brox. Norbert: Profile des Christentums in seiner frühesten Epoche. in: Concilium 7 (1971)
gart 1932. 471-479.
Berger. Klaus: Exegese des Neuen Testaments 1977. Brox. Norbert: Antworten der Kirchenväter. in: Wer ist das eigentlich - Gott? cd. H. J. Schultz.
Frankfurt 1985 4 , S. 134-144.
Berkhof. Hendrikus: Die Theologie des Eusebius von Caesarea. Amsterdam 1939.
Brox, Norbert: Wer ist Jesus? - Oder: die ersten Konzilien. in: Orientierung 54 (1990) 52-56.
338 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis 339

Brunner. Emil: Dogmatik. Bde. 1 und 2. Zürich. Stuttgart 1960. Camap. Rudolf: Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache. in: Erkenntnis 2
(1931) 219-241.
Brunner. Gerbert: Die theologische Mitte des Ersten KIemensbriefes. Frankfurt 1972.
2 Camap. Rudolf: Intellectual Autobiography. in: Schilpp. P. A. (Hg.): The Philosophy of Rudolf
Brunner-Traut. Emma: Die Kopten. Leben und Lehre der frühen Christen in Ägypten. Köln 1984 .
Camap. La Salle 1963. S. 1-<'l4.
Bruyne. Donatien de: Deux lettres inconnues de Theognis I'eveque arien de Niere. in: ZNW 27
Casaubonus. Isaac: De rebus Sacris et Ecclesiasticis exercitationes XVI. 1. London 1614.
(1928) 106-110.
Casper. Bernhard: Das dialogische Denken. Franz Rosenzweig. Ferdinand Ebner. Martin Buber.
Bubner. Rüdiger: Handlung. Sprache und Vernunft. Grundbegriffe praktischer Philosophie. Frank-
Freiburg. Basel. Wien 1967.
furt 1982.
Casper. Bemhard: Die Unfähigkeit zur Gottesfrage im positivistischen Denken. in: Ratzinger. J.
Bucher. Alexius J.: Martin Heidegger. Metaphysikkritik als Begriffsproblematik. Bonn 19832.
(Hg.): Die Frage nach Gott (QD 56). Freiburg 1972. S. 27-42.
Bucher. Alexius J.: Ethik - eine Hinführung. Bonn 1988.
Ceillier. Remy: Apologie de la morale des Peres de I'Eglise. Paris 1718.
Bucher. Alexius J.: Heideggers Metaphysikkritik als Nihilismus-Therapie oder: Das Ende der Meta-
Cessi. Viviana: Erkennen und Handeln in der Theorie des Tragischen bei Aristoteles 1987.
physik als Anfang sinnvollen Seinsverständnisses. in: Coreth. E. (Hg.): Metaphysik in un-meta-
physischer Zeit. Düsseldorf 1989. S. 45-68. Chadwick. Henri: Ossius of Cordova and the Presidency of the Council of Antioch. 325. in: JThS 9
Bucher. Rainer: Nietzsches Mensch und Nietzsches Gott. Das Spätwerk als philosophisch-theologi- (1958) 292-304.
sches Programm. Frankfurt. Bem. New York 1986. Chadwick. Henri: Faith and Order at the Council of Nicaea: A Note on the Background of the Sixth
Canon. in: HThR 53 (1960) 171-195.
Bucher. Rainer: Zum Beispiel Nietzsehe - Prinzipien einer innovatorischen Apologetik. in: Con-
cordia 12 (1988) 29-43. Christiansen. Irmgard: Die Technik der allegorischen Auslegungswissenschaft bei Philon von
Alexandrien. Tübingen 1969.
Bude. Guillaume: De transitu Hellenismi ad Christianismurn. Paris 1535 (ND: London 1966).
Clerc. Jean le: Bibliotheque universelle et historique. Vol. 10. 1688.
Buffiere. Felix: Les Mythes d'Homere et la Pensee Grecque. Paris 1973.
Clercq. Victor C. de: Ossius of Cordova. A contribution to the History of the Constantinian Period,
Bühler. Karl: Kritische Musterung der neueren Theorien des Satzes. in: Indogermanisches Jahrbuch
Washington 1954.
6 (1918) 1-20.
Conzelmann. Hans/Lindemann. Andreas: Arbeitsbuch zum Neuen Testament. Tübingen 19837 .
Bühler. Karl: Sprachtheorie: Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart 19652.
Coreth. Emerich: Metaphysik. Eine methodisch-systematische Grundlegung. Innsbruck. Wien. Mün-
Bultmann. Rudolf: Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen. Zürich 1949.
chen 1980 3.
8ultmann. Rudolf: Die liberale Theologie und die jüngste theologische Bewegung. in: Glauben und
Coreth. Emerich! Ehlen. Peter/ lIaeffner. Gerdl Ricken. Friedo: Philosophie des 20. Jahrhunderts.
Verstehen I. Tübingen 19583, S. 1-25.
Stuttgart. Berlin. Köln. Mainz 1986.
Bultmann. Rudolf: Das Evangelium des Johannes. Göttingen 1968 19 .
Coreth. Emerich/ Ehlen. Peter/ Schmidt. Josef: Philosophie des 19. Jahrhunderts. Stuttgart. Berlin.
Bultmann. Rudolf: Theologie des Neuen Testaments. Tübingen 198OS. Köln. Mainz 1984.
Burrus. Virginia: Rhetorical Stereotypes in the Portrait of Paul of Samosata. in: VigChr 43 (1989) Coreth. Emerich/ Schöndorf. Harald: Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts. Stuttgart. Berlin.
215-225. Köln. Mainz 1983.
Cadiou. Rene: La Jeunesse d'Origene. Histoire de L'ecole d'Alexandrie au debut du Irre siecle. Paris Courth. Franz: Trinität. In der Schrift und Patristik (HDG II la). Freiburg. Basel, Wien 1988.
1935. Creuzer. Friedrich: Plotinos von der Natur. von der Betrachtung und von dem Einen. mit einer Ein-
Camelot. Piere-Thomas: Theodoros. Biseh. v. Mopsuestia. in: LThK2 10 (1986: Sonderausgabe) leitung und mit Anmerkungen. in: Studien. Bd. 1. edd. C. Daub und F. Creu7.er. Frankfurt. Hei-
42-44. delberg 1805. S. 23-103.
Campenhausen. Hans v.: Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten. Danielou. Jean: Theologie du Judeochristianisme. Paris. New York. Rom 1958.
Tübingen 1963 2. Danielou. Jean: Message 6vangelique et culture hellenistique aux He et IIIe siecles. Tournai 1961.
Canisius. Petrus: Commentariorum de verbi Dei corruptelis. Iiber primus. in quo de sanctissimi prae-
Deissler. Alfred: Die Grundbotschaft des Alten Testaments. Freiburg. Basel. Wien 19849 .
cursoris Domini Ioannis Baptistae historia evangelica ..... Dillingen 1571.
Deku. lIenri: Wahrheit und Unwahrheit der Tradition. Metaphysische Reflexionen. ed. W. Beier-
Canisius. l'etrus: De Maria Virgine incomparabili et Dei Genitricc sacrosancta. Iibri quinque. Ingol-
waltes. SI. Ottilien 1986.
stadt 1577.
Denniston. J. D.: The Greek Particles. Oxford 19756 .
Cantalamessa. Raniero: Cristo «immagine di Dio». Le tradizioni patristiche su Colossesi I. 15. in:
RSLR 16 (1980) 181-212. 345-380. Descartes. Rene: Meditationen über die Grundlagen der Philosophie. cd. L. Gäbe. Hamburg 197(}'.
340 Literatun'erzeichnis Literatun'erzeichnis 341

Diekamp, Franz: Ein neues Fragment aus den Hypotyposen des Alexandriners Theognostus. in: ThQ Fabricius, Cajus: Zu den Aussagen der griechischen Kirchenväter über Platon. in: VigChr 42 (1988)
84 (1902) 481-494. 179-187.

Dihle, Albrecht: The Theory of Will in C1assical Antiquity. Berkeley. Los Angeles. London 1982. Fischer. Balthasar.: Die Psalmen frömmigkeit der Märtyrerkirche. in: ders.: Die Psalmen als Stirnrne
der Kirche, Trier 1982. S. 15-35.
Dihle. Albrecht: Die Vorstellung vom Willen in der Antike, Göttingen 1985.
Fitzmyer. Joseph A.: Der semitische Hintergrund des neutestamentlichen Kyriostitels. in: G.
Dillon, John M.: Iamblichi Chalcidensis in Platonis Dialogos Commentariorum Fragmenta. Leiden Strecker (Hg.): Jesus Christus in Historie und Theologie. Neutestamentliche Festschrift f. H.
1973. Conzelrnann z. 60. Geburtstag. Tübingen 1975. S. 267-298.
Dillon. John: The Middle Platonists. A Study of Platonism 80 s.e. to A.D. 220. London (Duck- Flacius. Matthias: Catalogus testium veritatis qui ante nostrum aetatem reclamarunt papae .... Basel
worth) 1977. 1556.
Dilthey, Wilhelm: Die Entstehung der Hermeneutik. in: Gesammelte Schriften 5. Leipzig 1924. S. Flacius. Matthias: Ecclesiastica historia integram ecclesiae Christi ideam ... secundum singulas
317 ff. centurias. 8 Bde .. Basel 1559-1574.
Dodds, Eric R.: The Parmenides of Plato and the Origin of the Neoplatonic ,One<. in: The CQ 22 Flasch, Kurt: Augustin. Einführung in sein Denken. Stuttgart 1980.
(1928) 129-142.
Foerster. W.: Art. )(TLl;;w, )(TLOL';. )(TLO!Ut. )(TLOT11';. in: TWNT 3 (1938) 999-1034.
Dore. Joseph: Patristische und konziliare Christologie. in: Neue Summe Theologie. Bd. 1 (Der le-
bendige Gott). ed. P. Eicher. Freiburg. Basel. Wien 1988. S. 285-340. Frank, Manfred: Eine Einführung in Schellings Philosophie, Frankfurt 1985.

Döring. Heinrich: Abwesenheit Gottes. Fragen und Antworten heutiger Theologie. Paderborn 1977. Fränkel. Herrnann: Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums. München 19622.
Döring, Heinrich: Paradigmenwechsel im Verständnis von Offenbarung. Die Fundamentaltheologie Frege. Gottlob: Begriffsschrift. eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen
in der Spannung zwischen Worttheologie und Offenbarungsdoktrin. in: MThZ 35 (1985) 20-35. Denkens. in: ders.: Begriffsschrift und andere Aufsätze. Darmstadt 19642 .

Döring. Heinrich: Grundriß der Ekklesiologie. Zentrale Aspekte des katholischen Selbstverständnis- Frege. Gottlob: Grundgesetze der Arithmetik. Begriffsgeschichtlich abgeleitet, 2 Bde .. Jena
ses und ihre ökumenische Relevanz. Darmstadt 1986. 1893/1903.

Dörrie. Heinrich: Ammonios, der Lehrer Plotins. in: Her 83 (1955) 439-477. Friedländer. Moriz: Synagoge und Kirche in ihren Anfängen, Berlin 1908 (ND: Arnsterdam. o. J.).

Dörrie. Heinrich: Zur Methodik antiker Exegese. in: ZNW 65 (1974) 121-138. Fritzsche, Hans-Georg: Lehrbuch der Dogmatik, Bd. 2, Göttingen 19822.

Droysen, Johann Gustav: Geschichte des Hellenismus. ed. E. Bayer. Darrnstadt 1980 (ND der Aus- Fromm, Erich: Die Entwicklung des Christusdogmas. Eine psychoanalytische Studie zur sozialpsy-
gabe von Tübingen 1952/53). chologischen Funktion der Religion. in: ders.: Das Christusdogma und andere Essays, Stuttgart
1981. S. 9-82.
Duckworth. Colin und Osborn. Eric: Clement of Alexandria's Hypotyposeis: A French Eighteenth-
Century Sighting. in: JThS 36 (1985) 67-83. Gadamer. Hans Georg: Vom Zirkel des Verstehens. in: FS für M. Heidegger zum siebzigsten Ge-
burtstag. Pfullingen 1959. S. 24-34.
Dummett, Michael: The interpretation of Frege's philosophy. Cambridge (Mass.) 1981 2 .
Gadamer. Hans Georg: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik,
Ebeling. Hans: Heidegger. Geschichte einer Täuschung. Würzburg 1990. Tübingen 19754 .
Eccles. John e.: Teil Ir von Kar!. R. Popper und John C. Eccles: Das Ich und sein Gehirn. München.
Gadamer, Hans Georg: Replik. in: Hermeneutik und Ideologiekritik. Frankfurt 1980. S. 283-317.
Zürich 19876• S. 279-502.
Gadamer, Hans Georg: Rhetorik. Hermeneutik und Ideologiekritik. Metakritische Erörterungen zu
Eiliger. Walter: Bemerkungen zur Theologie des Arius. in: Theo!. Stud. u. Krit. 103 (1931)
,Wahrheit und Methode<. in: Hermeneutik und Ideologiekritik, Frankfurt 1980. S. 57-82 (zitiert:
244-251. 1980 a).
Elze. Martin: Tatian und seine Theologie. Göttingen 1960. Gaiser. Konrad: Platons Ungeschriebene Lehre. Stuttgart 1963 (ND: 1968 mit Nachwort).
Engelhardt. Moritz von: Das Christenthum Justins des Märtyrers. Eine Untersuchung über die An- Ganoczy. Alexandre: Schöpfungslehre. Düsseldorf 1983.
fänge der katholischen Glaubenslehre. Erlangen 1878.
Ganoczy, Alexandre: Einführung in die katholische Sakramentenlehre. Darmstadt 19842.
Erasmus von Rotterdam: Ausgewählte Werke. ed. H. Holborn. München 1933.
Gebser, Jean: Ursprung und Gegenwart. Stuttgart 19883 .
Erasmus von Rotterdam: Explanatio Symboli. in: Opera omnia Des. Erasmi Rot. V. I. ed. J. N. Bak-
huizen van den Brink. Amsterdam. Oxford 1977. Geiselmann, Josef R.: Die lebendige Überlieferung als Norm des christlichen Glaubens. Die aposto-
lische Tradition in der Form der kirchlichen Verkündigung - das Formalprinzip des Katholi-
Escribano-Alberca. Ignazio: Glaube und Gottescrkenntnis in der Schrift und Patristik (=HDG 1/ 2a),
zismus dargestellt im Geiste der Traditionslehre von Joh. Ev. Kuhn. Freiburg 1959.
Freiburg. Basel. Wien 1974.
Geiselmann. Josef R.: Drey. Johann Sebastian v. in: LThK2 3 0986: Sonderausgabe)
Essler. Wilhelm K.: Einführung in die Logik. Stuttgart 19692 • 573-574.lzitiert: 1986 al
Fabian. Johannes: Time and the Other. How Anthropology Makes its Object. New York 1983.
Literaturl'erzeichnis
Literaturl'erzeichnis 343
342
Grillmeier. Alois: Die altkirchliche Christologie und die moderne Hermeneutik. Zur Diskussion um
Geiselmann. Josef R.: Kuhn. Johann Evangelist v. in: LThK2 6 (1986: Sonderausgabe)
die chalkedonische Christologie heute. in: Theologische Berichte. Bd. 1. edd. J. Pfammatter und
656--657.[zitiert: 1986 b]. F. Furger. Zürich. Einsiedeln. Köln 1972. S. 69-169.
Geiselmann. Josef R.: Möhler. Johann Adam. in: LThK2 7 (1986: Sonderausgabe) 521-522.[zitiert:
Grillmeier. Alois: Mit ihm und in ihm. Christologische Forschungen und Perspektiven. Freiburg.
1986 cl. Basel. Wien 1975.
Genebrard. Gilbert: Chronographiae libri IV. Paris 1580. Grillmeier. Alois: Die Einzigartigkeit Jesu Christi und unser Christsein. Zu Hans Küng. Christ sein.
Gericke. Wolfgang: Marcel von Ancyra. Halle 1940. in: ThPh 51 (1976) 196--243.
Ghellinck. Jose de: En marge des controverses ariennes. in: Mise. histor. A. de Meyer. Louvain. Grillmeier. Alois: Jesus von Nazaret - im Schatten des Gottessohnes? Zum Gottes- und Christus-
Bruxelles 1946. S. 159-180. bild. in: H.U.von BaIthasar u.a.: Diskussion über Hans Küogs »Christ sein«. Mainz 1976. S.
60-82 (zitiert: 1976 a).
Gilbert de la Porree: In Librum de Trinitate (PL 64.1255-1334).
Grillmeier. Alois: Jesus der Christus im Glauben der Kirche I. Freiburg. Basel. Wien 19792.
Glawe. Walther: Die Hellenisierung des Christentums in der Geschichte der Theologie von Luther
bis auf die Gegenwart. Berlin 1912. Grom. Bernhard und Schmidt. Josef: Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Freiburg. Basel.
Wien 19826 .
Gnilka. Christian: XPHLil:. Die Methode der Kirchenväter im Umgang mit der antiken Kultur. I:
Der Begriff des »rechten Gebrauchs«. Basel. Stuttgart 1984. Gross. Walter: Syntaktische Erscheinungen am Anfang althebräischer Erzählungen: Hintergrund und
Vordergrund. in: VT Suppl. 32 (1981) 131-145.
Gnilka. Joachim: Jesus von Nazaret. Botschaft und Geschichte. Freiburg. Basel. Wien 1990.
Gründel, Johannes: Normen im Wandel. Eine Orientierungshilfe für christliches Leben heute. Mün-
Gödel, Kurt: Die Vollständigkeit der Axiome des logischen Funktionenkalküls. in: Monatshefte für
chen 19842.
Mathematik und Physik 37 (1930) 349-360.
Gründel. Johannes: Schuld und Versöhnung. Mainz 1985.
Gödel. Kurt: Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme
I. in: Monatshefte für Mathematik und Physik 38 (1931) 173-198. Guardini. Romano: Glaubenserkenntnis. Versuche zur Unterscheidung und Vertiefung. Freiburg.
Basel. Wien 1983.
Gödel. Kurt: Russells mathematische Logik. in: Whitehead. A. N./ Russell. B.: Principia Mathema-
tica. Frankfurt 1986. S. V-XXXIV. Gunneweg. Antonius H. J.: Geschichte Israels bis Bar Kochba. Stuttgart. Berlin. Köln. Mainz 19845 .

Godin. Andre: Erasme.lecteur d'Origene. Geneve 1982. Guthrie. W. K. C.: A History of Greek Philosophy. Vol. 2. Cambridge 19743 .
Goodenough. Erwin R.: By Light Light: The Mystic Gospel of Hellenistic Judaism. Amsterdam Guthrie. W. K. C.: A History of Greek Philosophy. Vol. 1. Cambridge 19774 •
1969 2. Gwatkin. H. M.: Studies of Arianism Chiefly Referring to the Character and Chronology of the
Gordon. Cyrus H.: Before the Bible: The Cornmon Background of Greek and Hebrew Civilizations. Reaction which Followed the Council of Nicaea. Cambridge 19002.
NewYork. Evanston. London 1962. Haag. Ernst (Hg.): Gott. der einzige. Zur Entstehung des Monotheismus in Israel (=QD 104). Frei-
GÖrg. Manfred: Die »Sünde« Salomos. Zeitkritische Aspekte der jahwistischen Süodenfallerzäh- burg. Basel. Wien 1985.
lung. in: BN 16 (1981) 42-59. Haag. Herbert: »Ich mache Heil und erschaffe Unheil« (Jes 45.7). in: FS J. Ziegler 1972. S.
Goethe. Johann Wolfgang: Faust. Der Tragödie erster Teil. Stuttgart 1974. 179-185.
Grabmann. Martin: Die Geschichte der scholastischen Methode. Nach den gedruckten und unge- Habermann. J.: Präexistenzaussagen im Neuen Testament. Frankfurt 1990.
druckten Quellen. 2 Bde .• Darmstadt 1988 (ND).
Habermas. Jürgen: Zu Gadamers >Wahrheit und Methode<. in: Hermeutik und Ideologiekritik.
Gregg. Robert C.: Rez. Rowan Williams: Arius: Heresy and Tradition. in: JThS 40 (1989) 247-254. Frankfurt 1980. S. 45--56.
Gregg. Robert C. und Groh. Denis E.: Early Arianism. A View of Salvation. Philadelphia 1981. Habermas. Jürgen: Der Universalitätsanspruch der Hermeneutik. in: Hermeneutik und Ideologiekri-
tik. Frankfurt 1980. S. 120-159 (zitiert: 1980 a).
Greiner. Sebastian: Die Theologie Wolfhart Pannenbergs. Würzburg 1988.
Hacker. Paul: »Topos« und Chresis. in: ders.: Kleine Schriften. ed. L. Schmithausen. Wiesbaden
Grillmeier. Alois: Zum Christusbild der heutigen katholischen Theologie. in: Fragen der Theologie
1978. S. 338-359.
heute. edd. J. Feiner. J. Trütsch. F. Böckler. Einsiedeln. Zürich. Köln 1957. S. 265--317.
Hadot. Ilsetraut: Les Introductions aux commentaires exegetiques chez les auteurs neoplatoniciens et
Grillmeier. Alois: Christ in Christian Tradition. From the Apostolic Age to Chalcedon (451). Vol. 1.
les autors chretiens. in: Tardieu. M. (Hg.): Les regles de l'interpretation. Paris 1987. S. 94-122.
NewYork 1965.
Haeffner. Gerd: Philosophische Anthropologie. Stuttgart. Berlin. Köln. Mainz 1982.
Grillmeier. Alois: Die Wirkung des Heilshandelns Gottes in Christus. in: Mysterium Salutis. Grund-
riß heilsgeschichtlicher Dogmatik Bd. 3 (2): Das Christusereignis 2. edd. J. Feiner und M. Löh- Hagemann. H.: Die römische Kirche und ihr Einfluß auf Disziplin und Dogma in den ersten drei
rer. Einsiedeln. Zürich. Köln 1969. S. 327-393. Jahrhunderten. Freiburg 1864.
344 Literatun'erzeichnis Literaturverzeichnis 345

Hahn, Ferdinand: Methodologische Überlegungen zur Rückfrage nach Jesus. in: Kertelge, K. (Hg.): Hege!. Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie I, Werke Bd. 18,
Rückfrage nach Jesus. Zur Methodik und Bedeutung der Frage nach dem historischen Jesus edd. E. Moldenhauer und K. M. Miche!. Frankfurt 1986 [zitiert: 1986 al.
(=QD 63), Freiburg 1974, S. 11-77.
Heidegger, Martin: Vorträge und Aufsätze, Pfullingen 1954.
Hanson, Richard P.C.: Allegory and Event. A Study of the Sources and Significance of Origen's In-
Heidegger, Martin: Holzwege, Frankfurt 19634 .
terpretation of Scripture, London 1959.
Hanson, Richard P. c.: Did Origen apply the Word Homoousios to the Son? in: Epektasis. Melanges Heidegger, Martin: Brief über den »Humanismus«. in: ders.: Wegmarken 1967, S. 145-194.
patristiques offerts au Cardinal Jean Danielou, edd. J. Fontaine et C. Kannengiesser, Paris 1972, Heidegger, Martin: Phänomenologie und Theologie, Frankfurt 1970.
S.293--303.
Heidegger, Martin: Platons Lehre von der Wahrheit, Mit einem Brief über den ),Humanismus« Bern
Hanson, Richard P. C.: The Arian Doctrine of the Incarnation. in: Gregg, R. C. (Hg.): Arianism. 1975~ ,
Historical and Theological Reassessments, Cambridge (Mass.) 1985, S. 181-211.
Heidegger, Martin: Vom Wesen der Wahrheit, Frankfurt 19766.
Hanson, Richard P.C.: The Influence of Origen on the Arian Controversy. in: Origiana Quarta. Die
Referate des 4. Internationalen Origeneskongresses (Innsbruck, 2.-6. September 1985), ed. L. Heidegger, Martin: Erläuterungen zu Höldcrlins Dichtung, Frankfurt 1981 5 .
Lies, Innsbruck, Wien 1987, S. 410--423. Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 198415 .
Hanson, Richard P.C.: Did Origen Teach That The Son Is ek tes ousias Of The Father? in: Oregiana Heidegger, Martin: Identität und Differenz. Pfullingen 198&S.
Quarta. Die Referate des 4. Internationalen Origeneskongresses (Innsbruck, 2.-6. September
1985), ed. L. Lies, Innsbruck, Wien 1987, S. 201-202 (zitiert: Hanson 1987 a). Heidegger, Martin: Was ist Metaphysik"! Frankfurt 198613 [zitiert: 1986 al.

Hanson, Richard P. C.: The Search for the Christian Doctrine of God. The Arian Controversy Heidegger, Martin: Ontologie (Hermeneutik der Faktizität), Frankfurt 1988.
318-381. Edinburgh 1988. Heidegger, Martin: Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis), Frankfurt 1989.
Hanson, Richard P. C.: The source and significance of the fourth Oratio contra Arianos attributed to Heitsch, Ernst: Parmenides. Die Anfänge der Ontologie, Logik und Naturwissenschaft, München
Athanasius. in: VigChr 42 (1988) 257-266 [zitiert: 1988 al. 1974.
Harnack, Adolf v.: Rez. Engelhardt, M. v.: Das Christentum Justins. in: ThLZ 3 (1878) 632-637. Heitsch, Ernst: Parmenides und die Anfänge der Erkenntniskritik und Logik, Donauwörth 1979.
Harnack, Adolf v.: Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bde. 1-3, Tübingen 1886--1889. Hengel, Martin: Christologie und neutestamentliche Chronologie. Zu einer Aporie der Geschichte
Harnack, Adolf v.: Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bde. 1-3, Tübingen 19094 (Bde. 1 und 2 [zi- des Urchristentums. in: Baltensweiler, H. und Reicke, B. (Bg.): NT und Geschichte. Histori-
tiert: 1909 al), 191()4 (Bd. 3). ND: Dannsatdt 1964. sches Geschehen und Deutung im NT. Oscar Cullmann zum 70. Geburtstag, Zürich, Tübingen
1972, S. 43-67.
Harnack, Adolf v.: Einführung in die Alte Kirchengeschichte. Das Schreiben der römischen Kirche
an die korinthische aus der Zeit Domitians (1. Clemensbrief), Leipzig 1929. Bengel, Martin: Judentum und Hellenismus. Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer Berück-
sichtigung Palästinas bis zur Mitte des 2. Jh.s v.Chr., Tübingen 19732.
Harnack, Adolf v.: Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. 1. Tübingen 1931 5 .
Hengel, Martin: Zwischen Jesus und Paulus. Die »IIellenisten«, die »Sieben« und Stephanus (Apg
Hartmann, Albert: Toleranz und christlicher Glaube, Frankfurt 1955. 6,1-15; 7,54-8,3). in: ZThK 72 (1975) 151-206.
Hasenhüttl, Gotthold: Die Radikalisierung der hermeneutischen Fragestellung durch Rudolf Bult- Bengel,. ~artin: Der Sohn Gottes. Die Entstehung der Christologie und die jüdisch-hellenistische
mann. in: MySall (1965) 428-440. RelIgIOnsgeschichte, Tübingen 1975.[zitiert: 1975 a].
Hasenhüttl, Gotthold: Freiheit in Fesseln. Die Chance der Befreiungstheologie. Ein Erfahrungsbe- Henrich, Dieter: Fluchtlinien. Philosophische Essays, Frankfurt 1982.
richt, Olten, Freiburg 1985.
Henrich, Dieter: Hegel im Kontext, Frankfurt 19884 .
Hauck, F.: Briefe Adolf Harnacks an Theodor Zahn. in: ThLZ 77 (1952) 497-502.
Bermes, Hans: Aufzählbarkeit, Entscheidbarkeit, Berechenbarkeit. Einführung in die Theorie der re-
Hege!. Georg Wilhclm Friedrich: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Ausg. Brunstäd kursiven Funktionen, Berlin, Heidelberg, New York 19783 .
1924.
Herrmann, Wilhelm: Ethik, Tübingen 19135 (ND: 1921).
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischenm Wissenschaften im Grund-
Hesse, Hermann: Das Glasperlenspiel. Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef
risse, edd. F. Nicolin und O. Pöggeler, Hamburg 1959.
Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften, Frankfurt 1983 17 •
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Religionsphilosophie. Die Vorlesung von 1821, ed. K.H. Ilting,
Heussi, Karl: Die Kirchengeschichtsschreibung Johann Lorenz von Mosheims, Gotha 1903.
Neapel 1978.
Hege!. Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1: Einleitung. Hofrichter, Peter: Nicht aus Blut sondern monogen aus Gott geboren. Textkritische, dogmenge-
Der Begriff der Religion, ed. W. Jaeschke, Hamburg 1983. schichtliche und exegetische Untersuchung zu Joh 1,13-14. Würzburg 1978.

Hegel, Georg Wilhelm Freidrich: Phänomenologie des Geistes: Werke Bd. 3, edd. E. Moldenhauer Hofrichter, Peter: Im Anfang war der »Johannesprolog«. Das urchristliche Logosbekenntnis - die
Basis neutestamentlicher und gnostischer Theologie, Regensburg 1986.
und K. M. Michel, Frankfurt 1986.
Literatun'erzeichnis 347
346 Literatun'erzeichnis

Jantzen, Jörg: Parmenides zum Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit, München 1976.
Holland, David Larrimore: Die Synode von Antiochien (324/5) und ihre Bedeutung für Eusebius
von Caesarea und das Konzil von Nizäa. in: ZKG 81 (1970) 163-181. Jedin, Hubert: Das Papsttum und die Durchführung des Tridentinums (1565 bis 1605). in: Handbuch
der Kirchengeschichte, Bd. IV, ed. H. Jedin, Freiburg, Basel, Wien 1985 (Sonderdruck), S.
Hölscher, Uvo: Parmenides. Vom Wesen des Seienden, Frankfurt 1986. 521-604.
Holte, Ragnar: Logos spermatikos. Christianity and Ancient Philosophy according to St Justin's
Jeremias, Joachim: Die Abendmahlsworte Jesu, Göttingen 19674 •
Apologies. in: StudTheolL 12 (1958) 109-168.
Joly, Robert: Le dossier d'Ignace de Antioche, Bruxelles 1979.
Holz, Harald: Über den Begriff des Willens und der Freiheit bei Origenes. in: NZSTh 12 (1970)
63-84. Jones, Roger Miller: Die Ideen als die Gedanken Gottes. in: Der Mittelplatonismus, ed. C. Zintzen,
Darmstadt 1981, S. 187-199.
Holz, Harald: Spekulation und Faktizität. Zum Freiheitsbegriff des mittleren und späten Schelling,
Bonn 1970 [zitiert: 1970 al. Jong, K. H. E. de: Plotinus of Arnmonios Saccas, Leiden 1941.
Holz, Harald: Vom Mythos zur Reflexion. Thesen zum Strukturgesetz der Entwicklung des abend- Jüngel, Eberhard: Das Verhältnis von »ökonomischer« und »immanenter« Trinität. in: ZThK 72
ländischen Denkens, Freiburg, München 1975. (1975) 353-364.
Honnefelder, Ludger: Scientia transcendens. Die formale Bestimmung der Seiendheit und Realität in Jünge!, Eberhard: Gott als Geheimnis der Welt, Tübingcn 19772.
der Metaphysik des Mittelalters und der Neuzeit (Duns Scotus-Suärez-Wolff-Kant-Peirce),
Jüngel, Eberhard: Entsprechungen: Gott - Wahrheit - Mensch. Theologische Erörterungen, Mün-
Hamburg 1990. chen 1986.
Horkheimer, Max und Adorno, Theodor: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt 1986. Kaiser, Philipp: Die gott-menschliche Einigung in Christus als Problem der spekulativen Theologie
Hoß, Karl: Studien über das Schrifttum und die Theologie des Athanasius, Freiburg 1899. seit der Scholastik, München 1968.
Hübner, Reinhard M.: Die Einheit des Leibes Christi bei Gregor von Nyssa. Untersuchungen zum Kannengiesser, CharIes: OU et quand Arius composa-t-il Thalie? in: K}Tiakon: FS Johannes Qua-
Ursprung der ,physischen< Erlösungslehre, Leiden 1974. sten, edd. P. Granfield und J. A. Jungmann, Münster 1970, VoLl, S. 346-351.
Hübner, Reinhard M.: Der Gott der Kirchenväter und der Gott der Bibel: Zur Frage der Hellenisie- Kannengiesser, Charles: Le mystere pascal du Christ selon Athanase d'Alexandrie. in: RSLR 63
rung des Christentums, München 1979. (1975) 407-442.
Hübner, Reinhard M.: Soteriologie, Trinität, Christologie. Von MarkeIl von Ankyra zu Apollinaris Kannengiesser, Charles: Holy Scripture and Hellenistic lIermeneutics in Alexandrian Christology:
von Laodicea. in: 1m Gespräch mit dem dreieinen Gott: Elemente einer trinitarischen Theologie, the Arian Crisis. in: Colloquy 41 of the Center for Hermeneutical Studies, Berkeley 1982, S.
Festschrift zum 65. Geburtstag von Wilhelm Breuning, dargebracht von Kollegen, Freunden 1-40.
und Schülern, edd. M. Böhnke und H. Heinz, Düsseldorf 1985, S. 175-196.
Kannengiesser, Charles: Athanase d'Alexandrie eveque et ecrivain. Une Lecture des traites Contre
Hübner, Reinhard M.: Die Anfänge von Diakonat, Preshyterat und Episkopat in der frühen Kirche. les Ariens, Paris 1983.
in: Rauch, A. und lmhof, P. (Hg.): Das Priestertum in der einen Kirche. Diakonat, Presbyterat
Kannengiesser, CharIes: The ßlasphemies of Arius: Athanasius of Alexandria De Synodis 15. in:
und Episkopat, Aschaffenburg 1987, S. 45-89. Gregg, R.C. (Hg.): Arianism. Historical and Theological Reassessment~, Cambridge (Mass.)
Hübner, Reinhard M.: Die antignostische Glaubensregel des Noet von Smyrna (Hippolyt, Refutatio 1985, S. 59-78.
IX, 10,9-12 und X,27,1-2) bei Ignatius, Irenaeus und Tertullian. in: MThZ 40 (1989) 279-311.
Kant, Immanuel: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht. in: ders.: Werke,
Hübner, Reinhard M.: Die Schrift des Apolinarius von Laodicea gegen Photin (Pseudo-Athanasius, Bd. 9, ed. W. Weischedel, Darmstadt 19835 , S. 31-50.
Contra Sabellianos) und Basilius von Caesarea, Berlin, New York 1989. [zitiert: 1989 al.
Kant, ImmanueI: Kritik der reinen Vernunft, Erster Teil =Werke, Bd. 3, ed. W. WeischedeI, Darm-
Hübscher, Arthur: Von Hegel zu Heidegger. Gestalten und Probleme, Stuttgart 1979. stadt 1983 5.
Hume, David: Dialogues conceming natural religion, London 17792 . Kant, Irnmanuel: Kritik der reinen Vernunft, Zweiter Teil = Werke, Bd. 4, ed. W. Weischedel,
Darmstadt 1983 5.
Husserl, Edmund: Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins, ed. M. Heideg-
ger, Tübingen 1980 2. Käsemann, Ernst: Das Problem des historischen Jesus. in: ders.: Exegetische Versuche und ßesin-
2 nungen, Bd. 1, Göttingen 1960 2, S. 187-214.
Husserl, Edmund: Formale und transzendentale Logik, Tübingen 1981 .
Kasper, Walter: Jesus der Christus, Mainz 1981 8 .
Hyldah!, Niels: Philosophie und Christentum. Eine Interpretation der Einleitung zum Dialog Justins,
Kopenhagen 1966. Kasper, Walter: Der Gott Jesu Christi, Mainz 1982.
Ivanka, Endre von: Plato Christianus. Übernahme und Umgestaltung des Platonismus durch die Vä- Kasper, Walter: Die Kirche als universales Sakrament des Heils. in: Glaube im Prozeß, edd. E. Klin-
ter, Einsiedeln 1964. ger/K. Wittstadt, Freiburg 1984, S. 221-239.

Jaeger, Werner: Die Theologie der frühen griechischen Denker, Stuttgart 1953. Kasper, Walter: Kirche und neuzeitliche Freiheitsprozesse. in: Jahres- und Tagungsbericht der Giir-
resgesellschaft 1987, Köln 1988, S. 5-18.
Jaeger, Werner: Das frühe Christentum und die griechische Bildung, Berlin 1963.
348 Literatun'erzeichnis Literaturverzeichnis 349

Keller. Albert: Sein oder Existenz? Die Auslegung des Seins bei Thomas von Aquin in der heutigen Kremer, Klaus: Einleitung zu Plotin: Seele - Geist - Eines. Enneade IV 8. V 4. V 1. V 6 und V 3.
Scholastik. München 1968. Hamburg 1990.

Keller. Albert: Allgemeine Erkenntnistheorie. Stuttgart. Berlin. Köln. Mainz 1982. Kuhn. Johann Ev.: Katholische Dogmatik. Bd. 2: Trinitätslehre. Tübingen 1857.

Kelly. John Norman Davidson: Altchristliche Glaubensbekenntnisse. Geschichte und Theologie. Kuhn. Johann Ev.: Katholische Dogmatik Bd. 1: Einleitung in die katholische Dogmatik. Tübingen
Göttingen 19722 . 1859 2.

Kerenyi. Karl: Antworten der Griechen in: Wer ist das eigentlich - Gott? ed. HJ. Schultz. Frank- Kühn. Rolf: Deuten als Entwerden. Eine Synthese des Werkes Simone Weils in hermeneutisch-reli-
furt 19854 • S. 123-133. gionsphilosophischer Sicht. Freiburg. Basel. Wien 1989.

Kerenyi. Karl (Hg.): Die Eröffnung des Zugangs zum Mythos. Ein Lesebuch. Darmstadt 19894. Kuhn. Thomas S.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt 19889 .

Kern. Walter und Niernann. Franz- Josef: Theologische Erkenntnislehre. Düsseldorf 1981. KÜng. Hans: Im Interesse der Sache. Antwort an Karl Rahner. in: Fehlbar? Eine Bilanz. ed. H.
Küng. Einsiedeln 1973. S. 19-68.
Kettering. Emil: Fundamentalontologie und Fundamentalaletheiologie. in: Martin Heidegger: Innen-
und Außenansichten. ed. Forum für Philosophie Bad Homburg. Frankfurt 1989. S. 201-214. Küng. Hans: Christ sein. München. Zürich 1974.

Kettler. F. H.: Der Melitianische Streit in Ägypten. in: ZNW 35 (1936) 155-193. Künne. Wolfgang: »Im übertragenen Sinne«. Zur Theorie der Metapher. in: Conceptus 17 (1983)
181-200.
Klauck. Hans-Josef: 1. Korintherbrief. WÜfZburg 19872.
Kuss. OUo: Paulus. Die Rolle des Apostels in der theologischen Entwicklung der Urkirche. Regens-
Knauer, Peter: Der Glaube kommt vom Hören. Ökumensiche Fundamentaltheologie. Bamberg burg 1971.
19844 .
Lamberton. Robert: Homer. The Theologian Neoplatonist Allegorical Reading and the Growth of
Knoch. Otto: Eigenart und Bedeutung der Eschatologie im theologischen Aufriß des ersten Cle- the Epic Tradition, Berkeley, Los Angeles. London 1986.
mensbriefes. Bonn 1964.
Leach. Edmund: Melchisedech and the Emperor: icons of subversion and orthodoxy. in: Structuralist
Koch. HaI: Pronoia und Paideusis. Studien über Origenes und sein Verhältnis zum Platonismus. Interpretations of Biblical Myth, edd. E. Leach und D. A. Aycock. London 1983. S. 67-88.
Berlin. Leipzig 1932.
Lehmann. Karl: Kirchliche Dogmatik und biblisches Gottesbild. in: J. Ratzinger (Hg.): Die Frage
Koch. Kurt: Schöpferischer Lockruf Gottes im Prozeß dl-'I' Welt - Perspektiven der Gottesfrage in nach Gott. Freiburg 1973 2• S. 116--140.
der amerikanischen Prozeß-Theologie. in: Theologische Berichte 12 (1983) 129-171.
Leibniz. Gottfried Wilhelm: Essais de Theodicee sur la bonte de Dieu, la liberte de I'homme et
Koch. Kurt: Der Gott der Geschichte: Theologie der Geschichte bei Wolfhart Pannenberg als Para- I'origine du mal, Amsterdam 1714.
digma einer philosophischen Theologie in ökumenischer Perspektive. Mainz 1988.
Lammers. Klaus: Hören. Sehen und Glauben im Neuen Testament. Stuttgart 1966.
Köhler. Oskar: Die Aufklärung. in: Jedin. H. (Hg.): Handbuch der Kirchengeschichte V. Freiburg.
Basel. Wien 1985 (Sonderausgabe). S. 368-408. Lenz. Hubert: WeIte. in: Argumente für Gott. Gott-Denker von der Antike bis zur Gegenwart. ed.
K.-H. Weger. Freiburg. Basel. Wien 1987. S. 393-396.
Kojeve. Alexandre: Hege!. Kommentar zur Phänomenologie des Geistes. Anhang: Hegel. Marx und
das Christentum. Frankfurt 19842 . Lessing. Gotthold E.: Nathan der Weise. Stuttgart 1975.

Kölling. WilheIm: Geschichte der arianischen Häresie bis zur Entscheidung von Nikäa 325. Nebst Liebart. Jacques: Christologie. Von der Apostolischen Zeit bis zum Konzil von Chalcedon (451)
einem Anhange: Die Kirchenpolitik Constantin des Großen und Friedrich Wilhelm IV .• eine hi- (HDG ur la). Freiburg. Basel, Wien 1965.
storische Parallele. Bd. 1. Gütersloh 1874. Lienhard. Joseph T.: Acacius of Caesarea: Contra Marcellum. Historical and Theological Consid-
Koopmans. Jan: Het oudkerkelijk dogma in de Reformatie bepaaldelijk bij Calvijn. Wageningen erations. in: CrSt 10 (1989) 1-22.
1938. [jetzt: Das aItkirchliche Dogma in der Reformation. München 19551. Lienhard. Joseph T.: Acacius of Caesarea's Contra Marcellum: Its Place in Theology and Contro-
Kopecek. Thomas: A History of Neo-Arianism. 2 Vols .. Cambridge (Mass.) 1979. versy. in: StP 19 (1989) 185-188. [zitiert: 1989 al.

Kopecek. lbomas A.: >Response<. in: CharIes Kannengiesser. Holy Scripture and Hellenistic Her- Lieske. Aloisius: Die Theologie der Logosmystik bei Origenes. Münster 1938.
meneutics in Alexandrian Christology: the Arian Crisis. Coloquy 41 of the Center for Herme- Lietzrnann. Hans: An die Korinther I. Tübingen 1907.
neutical Studies. Berkeley 1982. S. 51-68.
Lietzrnann. Hans: Messe und Herrenmahl. Bonn 1926.
Koster. W. J. W.: De Arii et Eunomii Sotadeis. in: Mn 16 (1963) 135-141.
Lietzrnann. Hans: An die Korinther LI!. Tübingen 19494.
Kraft. Heinrich: Die Entstehung des Christentums, Darmstadt 1981.
Lightfoot. Joseph B.: The Apostolic Fathers I. Hildesheim. New York 1973 (ND).
Krämer. Hans Joachim: Arete bei Platon und Aristoteles. Zum Wesen und zur Geschichte der plato-
nischen Ontologie, Heidelberg 1959 (ND: Amsterdam 1967). Lilla. Salvatore R. C.: Clement of Alexandria. A Study in Christian Platonism and Gnosticism. Ox-
ford 1971.
Krämer, Hans Joachim: Der Ursprung der Geistmetaphysik. Untersuchungen zur Geschichte des
Platonismus zwischen Platon und Plot in, Amsterdam 19672.
r
350 L it eraturl'erze ichn is Literaturl'erzeichnis 351

Lips, Hermann von: Christus als Sophia? Weisheitliche Traditionen in der urchristlichen Christolo- Marcus, Wolfgang: Der Subordinatianismus, München 1963.
gie. in: Anfänge der Christologie. Festschrift für Ferdinand Hahn zum 65. Geburtstag, edd. C.
Breytenbach und H. Paulsen, Göttingen 1991, S. 75-95. Marechal, Joseph: Le Point de derart de la Metaphysique, Paris 194912 .

Lohfink, Gerhard: Der Ursprung der christlichen Taufe. in: TQ 156 (1976) 35-54. Marrou, Henri Irenee: L'arianisme comme phenomene alexandrin. in: CRAI 1973, S. 533-542.

Lohfink, Gerhard: Jesus und die Kirche. in: Handbuch der Fundamentaltheologie, Bd. 3: Traktat Meijering, Eginhard Peter: Orthodoxy and Platonism in Athanasius. Synthesis or Antithesis?, Leiden
Kirche, edd. W. Kern u.a .. Freiburg, Basel, Wien 1986, S. 49-96. 1968.19742.

Loofs, Friedrich: Athanasius v. Alexandrien. in: Realencycl. f. Protest. Theol. u. Kirche 2 (1897) Meijering, Eginhard Peter: God Being History, Arnsterdam, Oxford, New Y ork 1975.
194-205. Meijering, Eginhard Peter: Theologische Urteile über die Dogmengeschichte. Ritschls Einfluss auf
Loofs, Friedrich: Arianismus. in: Realencycl. f. Protest. Theol. u. Kirche 2 (1897) [zitiert: 1897 al. von Harnack, Leiden 1978.

Loofs, Friedrich: Eudoxius von Germanicia. in: Realencycl. f. Protest. Theol. u. Kirche 5 (1898) Meijering, Eginhard Peter: Calvin wider die Neugierde. Ein Beitrag zum Vergleich zwischen refor-
577-580. matorischem und patristischem Denken, Nieuwkoop 1980.

Loofs, Friedrich: Paulus von Samosata. Eine Untersuchung zur Altkirchlichen Literatur- und Dog- Meijering, Eginhard Peter: Melanchthon and Patristic Thought. The doctrines of Christ and Grace,
mengeschichte, Leipzig 1924. the Trinity and the Creation, Leiden 1983.

Loofs, Friedrich: Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte, Tübingen 19687 . Meijering, Eginhard Peter: Die Hellenisierung des Christentums im Urteil Adolf von Hamacks, Am-
sterdam, Oxford, New York 1985.
Lorenz, Rudolf: Arius judaizans? Untersuchungen zur dogmengeschichtlichen Einordnung des
Arius, Göttingen 1979. Meinhold, Peter: Flacius. in: LThK2 4 (1986: Sonderdruck) 161-162.

Lorenz, Rudolf: Die Christusseele im Arianischen Streit. Nebst einigen Bemerkungen zur Quellen- Meister Eckhart: Expositio Sancti Evangelii secundum Iohannem. in: LW III, 3. Lieferung (S.
kritik des Arius und zur Glaubwürdigkeit des Athanasius. in: ZKG 94 (1983) 1-51. 161-240), edd. K. Christ und J. Koch, Stuttgart, Berlin 1940.

Löser, Wemer: »Univerale concretum« als Grundgesetz der oeconomia revelationis. in: Handbuch Meister Eckhart: Expositio Libri Exodi. in: LW II, 1./2. Lieferung (S. 1-128), ed. K. Weiß, Stuttgart
der Fundamentaltheologie Bd. 2: Traktat Offenbarung, edd. W. Kern u.a., Freiburg, Basel, Wien 1954/1956.
1985, S. 108-121. Meister Eckhart: Sermones et lectiones super Ecclesiastici C. 24, 23-31. in: LW II, 3./4. Lieferung
Lossky, Vladimir: In the Image and Likeness of Goel, New York 1974. (S. 229-256), ed. J. Koch, Stuttgart 1957.

Lotz, Johannes 8.: Martin Heidegger und Thomas von Aquin. Mensch - Zeit - Sein, Pfullingen Meister Eckhart: Sermones = LW IV, edd. E. Benz, B. Decker, J. Koch, Stuttgart 1956.
1975. Meredith, Anthony: Asceticism - Christian and Greek. in: JThS 27 (1976) 313-332.
Louth, Andrew: Rez. Rowan Williams: Arius. Heresy and Tradition (1987). in: DR 106 (1988) 154 Meredith, Anthony: Origen, Plotinus and the Gnostics. in: HeyJ 26 (1985) 383-398.
-156.
Merlan, Philipp: Greek Philosophy from Plato to Plotinus. in: Armstrong, A. 11. (Hg.): The Cam-
Louth, Andrew: Rez. R. Mortley: From Word to Silence. 1. The rise and fall of Logos. II. The way of bridge History of Later Greek and Early Mediaeval Philosophy, Cambridge 198()3, S. 11-132.
negation, Christian and Greek (1986). in: JThS 39 (1988) 260-263.[zitiert: 1988 al.
Merleau-Ponty, Maurice: Phenomenologie de la perception, Paris 1945.
Louth, Andrew: The Use of the Term 1ÖlO'; in Alexandrian Theology from Alexander to Cyril. in:
StP 19 (1989) 198-202. Merleau-Ponty, Maurice: Le visible et I'invisible, Paris 1964.

Löwith, Karl: Weltgeschichte und Heilsgeschehen. Die theologischen Vorraussetzungen der Ge- Metz, Johann Baptist: Theologische und metaphysische Ordnung. in: ZKTh 83 (1961) 1-14.
schichtsphilosophie, Stuttgart 1983 (=Sämtliche Schriften Bd. 2). Metz, Johann Baptist: Zur Theologie der Welt, Mainz, München 1968.
Lowry, Charles W.: Did Origen Style the Son a KTILMA? in: JThS 39 (1938) 39--42. Metz, Johann Baptist: Zukunft aus dem Gedächtnis des Leidens. Eine gegenwärtige Gestalt der Ver-
Lubac, Henri de: Histoire et Esprit, Paris 1950. antwortung des Glaubens. in: Concilium 8 (1972) 399--407.

Luibheiel, Colm: Eusebius of Caesarea and the Arian Crisis, Galway 1981. Mittmann, S.: Thron. in: Haag, H. (Hg.): Bibellcxikon, Zürich, Einsiedeln, Köln 19822, Sp.
1745-1747.
Luther, Martin: Disputatio Heidelbergae habita (1518). in: Werke, Bel, I, Weimar 1883, S. 353-355.
Möhler, Johann Adam: Athanasius der Große und die Kirche seiner Zeit besonders im Kampf mit
Lyman, Rebecca: Arians and Manichees on Christ. in: JThS 40 (1989) 493-503. dem Arianismus, Mainz 1844 (ND: Frankfurt 1973 2).
Maas, Paul: Die Metrik der Thaleia des Areios. in: ByZ 18 (1909) 511-515. Moltmann, Jürgen: Trinität und Reich Gottes, München 1980.
Mackie, John Leslie: Das Wunder des Theismus. Argumente für und gegen die Existenz Gottes, Moltmann, Jürgen: Der gekreuzigte Gott. Das Kreuz Christi als Grund und Kritik christlicher Theo-
Stuttgart 1985.
logie, München 1981 4 .
Malmberg, Felix: Über den Gottmenschen (QD 9), Basel, Freiburg, Wien 1960. Mönnich, C. W.: De Achtergrond van de Ariaanse Christologie. in: NTI 4 (1950) 378--412.
352 Literaturverzeichnis Literatun'erzeichnis 353

Monod, Jacques: Zufall und Notwendigkeit. Philosophische Fragen der modemen Biologie, Mün- Müller, Max: Existenzphilosophie. Von der Metaphysik zur Metahistorik, ed. A. Halder, Freiburg,
chen, Zürich 19836• München 19864 .

Mortley, Raoul: Frorn Word to Silence I: The rise and fall of logos, Bonn 1986. Münscher, Wilhelm: Handbuch der christlichen Dogmengeschichte, Bd. 3, Marburg 18182 •

Mortley, Raoul: From Word to Silence H: The way of negation, Christian and Greek, Bonn 1986 (zi- Neander, August: Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche, Bd. 1II2, Hamburg
tiert: 1986 a). 1829.

Mosheim, Johann Lorenz von: Institutiones Christianae Maiores. Saeculum primum, Helmstedt Nelis, J.: Schöpfung im NT. in: Haag, H. (Hg.): Bibellexikon, Zürich, Einsiedeln, Köln 19822 , Sp.
1739. 1550-1552.

Mosheim, Johann Lorenz von: Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae et recentioris Iibri Nestle, Wilhelrn: Vom Mythos zum Logos. Die Selbstentfaltung des griechischen Denkens von Ho-
quatuor, Helmstedt 17642 • mer bis auf die Sophistik und Sokrates, Stuttgart 19752.

Mosheim, Johann Lorenz von: De turbata per recentiores Platonicos ecclesia (ND: Systema in- Neuner, Peter: Der Glaube als subjektives Prinzip der theologischen Erkenntnis. in: Handbuch der
tellectuale huius universi H, 17723). Fundamentaltheologie, Bd. 4: Traktat Theologische Erkenntnislehre. Schlußteil: Reflexion auf
Fundamentaltheologie, edd. W. Kern u.a., Freiburg, Basel, Wien 1988, S. 51-67.
Mühlen, Heribert: Person und Appropriation: Zum Verständnis des Axioms: In Deo omnia sunt
unum, ubi non obviat relationis oppositio. in: MThZ 16 (1965) 37-57. Neuschäfer, Bernhard: Origenes als Philologe. 2 Bde., Basel 1987.

Mühlen, Heribert: Die Veränderlichkeit Gottes als Horizont einer zukünftigen Theologie. Auf dem Newman, John Henri: The Arians of the Fourth Century, London 18764 .
Wege zu einer Kreuzestheologie in Auseinandersetzung mit der altkirchlichen Christologie, Newrnan, John Henri: Entwurf einer Zustimmungslehre. Durchgesehene Neuausgabe der Überset-
Münster 1969. zung von Theodor Haecker, Bd. 7, edd. M. Laros, W. Becker, J. Artz, Mainz 19612.
Mühlenberg, Ekkehard: Apollinaris von Laodicea, Göttingen 1969. Neymeyr, Ulrich: Die christlichen Lehrer im zweiten Jahrhundert. Ihre Lehrtätigkeit, ihr Selbstver-
Müller, Gerhard L.: Bonhocffers Theologie der Sakramente, Frankfurt 1979. ständnis und ihre Geschichte, Leiden, New York, u.a. 1989.

Müller, Gerhard L.: Der Auf-gang Gottes im anthropozentrischen Bewußtsein. in: Eine Alternative: Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft. in: ders.: Werke Bd. 4, ed. G. Stenzei, Erlangen,
Die Frage nach Gott als Frage nach dem Menschen, edd. A. J. Buch und H. Fries, Düsseldorf O. J., S. 7-151.
1981, S. 24-50. Nikolaus von Kues: De visione dei. in: Werke Bd. I, ed P. Wilpert, Berlin 1967, S. 292-338.
Müller, Gerhard L.: Tod und Auferstehung heute. Zur Überwindung des neuzeitlichen Atheismus in Nikolaus von Kues: De conjecturis (= Opera Hr), edd. I. Koch und C. Bormann, Hamburg 1972.
Bonhoeffers theologia crucis. in: ZKTh 105 (1982) 172-190.
Nikolaus von Kues: Trialogus de possest (=Opera Ornnia XI 2), ed. R. Steiger, Hamburg 1973.
Müller, Gerhard L.: Hebt das Sola-fide-Prinzip die Möglichkeit einer natürlichen Theologie auf?
Eine Rückfrage bei Thomas von Aquin. in: Catholica 40 (1986) 59-96. Nikolaus von Kues: De venatione sapientiae. in: Opera Ornnia XII, edd. R. Klibanskyet I. G. Sen-
ger, Hamburg 1982, S. 1-113.
Müller, Gerhard L.: Christologische Irrlehren. in: Lexikon der katholischen Dogmatik, ed. W.
Beinert, Freiburg, Basel, Wien 1987, S. 68-71. Noel, Conrad: Socialism and Church Tradition. London 1909.

Müller, Gerhard L.: Christologie. in: Lexikon der katholischen Dogmatik, ed. W. Beinert, Freiburg, Normann, Friedrich: Christos Didaskalos. Die Vorstellung von Christus als Lehrer in der christli-
Basel, Wien 1987, S. 59-61 [zitiert: 1987 a]. chen Literatur des ersten und zweiten Jahrhunderts, Münster 1967.

Müller, Gerhard L.: Christologische Modelle. in: Lexikon der katholischen Dogmatik, ed. W. Norris, Richard A.: God and World in Early Christian Theology. A Study in Justin Martyr, Irenaeus,
Beinert, Freiburg, Basel, Wien 1987, S. 71-75 [zitiert: 1987 b]. Tertullian and Origen, London 1966.

Müller, Gerhard L.: Christologische Hoheitstitel. in: Lexikon der katholischen Dogmatik, ed. W. Opitz, Hans-Georg: Die Zeitfolge des arianischen Streites von den Anfängen bis zum Jahr 328. in:
Beinert, Freiburg, Basel, Wien 1987, S. 64-67 [zitiert: 1987 cl. ZNW 33 (1934) 131-159.

Müller, Gerhard L.: Was heißt: Geboren von der Jungfrau Maria? Eine theologische Deutung, Frei- Orbe, Antonio: Hacia la primera teologia de la procesi6n dei Verbo, Estudios Valentinianos I, 1-2,
burg, Basel, Wien 1989. Rom 1958.

Müller, Gerhard L.: Lasst uns mit ihm gehen. Eucharistiefeier als Weggemeinschaft, Freiburg, Ba- Ortiz de Urbina, Ignatius: Nizäa und Konstantinopel, Mainz 1964.
sel, Wien 1990. Osborn, Eric: The Philosophy of Clement of Alexandria, Cambridge 1957.
Müller, Gerhard L.: Pannenbergs Entwurf einer systematischen Theologie. in: ThRe 86 (1990) 1-8. Osborn, Eric: The Beginning of Christian Philosophy, Cambridge 1981.
Müller, Gerhard L.: Rez. Greiner, Sebastian: Die Theologie Wolfhart Pannenbergs. in: ThRe 86 Osborn, Eric: The Christian God and the Platonic One. in: StP 20 (1989) 119-131.
(1990) 9-11. [zitiert: 1990 al
Ott, Ludwig: Grundriß der katholischen Dogmatik, Freiburg, Basel, Wien 1981 11 .
Müller, Gerhard L.: Rez. Koch, Kurt: Der Gott der Geschichte. in: ThRe 86 (1990) 11-13. [zitiert:
1990 bl Otto, Walter F.: Die Gestalt und das Sein. Gesammelte Abhandlungen über den Mythos und seine
Bedeutung für die Menschheit, Darrnstadt 1955.
Müller, Guido: Lcxicon Athanasianum, Berlin 1952.
354 L iteratun'erze ichn is Literaturverzeichnis 355

Owens, Joseph: The Doctrine of Being in the Aristotelean Metaphysics. A Study in the Greek Back- Petavius, Dionysius: Dogmata theologica Dionysii Petavii e SJ., ed nova J. B. Foumials, t. H, Paris
ground of Mediaeval Thought, Toronto 1978 3 . 1865.[zitiert: 1865 a].
Pannenberg, Wolfhart: Heilsgeschehen und Geschichte. in: Kerygma und Dogma 5 (1959) 218-237. Peterson, Erik: Der Monotheismus als politisches Problem. Ein Beitrag zur Geschichte der Politi-
259-288. schen Theologie im Imperium Romanum, Leipzig 1935.
Pannenberg, Wolfhart: Hermeneutik und Universalgeschichte. in: ZThK 60 (1963) 90-121. Petrus Lombardus: Sentantiae in IV Libris Distinctae, Tom. H, ed. Collegii S. Bonaventurae ad
Claras Aquas, Rom, 198)3.
Pannenberg, Wolfhart: Die Aufnahme des philosophischen Gottesbegriffs als dogmatisches Problem
der frühchristlichen Theologie. in: ZKG 70 (1959) 1--45; heute in: ders.: Grundfragen systemati- Peukert, Helmut: Wissenschaftstheorie. Handlungstheorie. Fundamentale Theorie. Analysen zu An-
scher Theologie, Göttingen 1967, S. 296-346. satz und Status theologischer Theoriebildung, Frankfurt 19882 .
Pannenberg, Wolfhart: Was ist eine dogmatische Aussage? in: ders.: Grundfragen systematischer Pfättisch, Johannes M.: Der Einfluß Platos auf die Theologie Justins des Märtyrers. Eine dogmenge-
Theologie, Göttingen 1967, S. 159-180. [zitiert: 1967 a]. schichtliche Untersuchung nebst einem Anhang über die Komposition der Apologien Justins,
Paderbom 1910.
Pannenberg, Wolfhart: Christentum und Mythos. Späthorizonte des Mythos in biblischer und christ-
licher Überlieferung, Gütersloh 1972. Phidas, Vlasios: TO KOAAOY8IANON LXILMA KAI AI APXAI TOY APEIANITMOY, Athen
1973.
Pannenberg, Wolfhart: Weltgeschichte und Heilsgeschichte. in: R. Koselleck/W.-D. Stempel (Hg.):
Geschichte - Ereignis und Erzählung =Poetik und Hermeneutik V, 1973, S. 307-323. Piepmeier, Rainer: Lessing. in: Weger, K-H. (Hg,): Religionskritik von der Aufklärung bis zur Ge-
genwart, Freiburg, Basel, Wien 19833 , S. 194-196.
Pannenberg, Wolfhart: Christlicher Glaube und Gesellschaft. in: ders.: Ethik und Ekklesiologie,
Göttingen 1977, S. 115-128. Pohle, Johannes und Gummersbach, Josef: Lehrbuch der Dogmatik, Paderbom 19521 °.
Pannenberg, Wolfhart: Die Auferstehung Jesu und die Zukunft des Menschen, München 1978. Pöhlmann, Horst G.: Gottesdenker. Prägende evangelische und katholische Theologen der Gegen-
wart, Gütersloh 1984.
Pannenberg, Wolfhart: Die Subjektivität Gottes und die Trinitätslehre. in: ders.: Grundfragen syste-
matischer Theologie. Gesammelte Aufsätze, Bd. 2, Göttingen 1980, S. 96-111. Pollard, T. Evan: Logos and Son in Origen, Arius and Athanasius. in: StP 2 (1957) 282-287.
Pannenberg, Wolfhart: Grundzüge der Christologie, Gütersloh 19826. Pollard, T. Evan: The Origins of Arianism. in: JThS 9 (1958) 103-111.
Pannenberg, Wolfhart: Offenbarung und »Offenbarungen« im Zeugnis der Geschichte. in: Handbuch Pollard, T. Evan: Johannine Christology and the Early Church, Cambridge 1970.
der Fundamentaltheologie Bd. 2: Traktat Offenbarung, edd. W. Kern u.a., Freiburg, Basel, Wien
Popper, Karl R.: The Demarcation between Science and Metaphysics. in: Schilpp, P. A. (Hg.): The
1985, S. 84-107. Philosophy of Rudolf Camap, La Salle 1963, S. 183-226.
Pannenberg, Wolfhart: Christentum und Platonismus. Die kritische Platonrezeption Augustins in ih-
Popper, Karl: Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf, Hamburg 19724.
rer Bedeutung für das gegenwärtige christliche Denken. in: Archivio di Filosofia 53 (1985)
309-325.[zitiert: 1985 al. Popper, Karl: Logik der Forschung, Tübingen 19766 •
Pannenberg, Wolfhart: Wissenschaftstheorie und Theologie, Frankfurt 1987. Popper, Karl R. und Eccles, John C.: Das Ich und sein Gehirn, München, Zürich 19876 (zitiert: Pop-
per, 1987).
Pannen berg, Wolfhart: Metaphysik und Gottesgedanke, Göttingen, Zürich 1988.
Pottmeyer, Hermann J.: Normen, Kriterien und Strukturen der Überlieferung. in: Handbuch der
Pannenberg, Wolfhart: Systematische Theologie, Bd. 1, Göttingen 1988 [zitiert: 1988 a]. Fundamentaltheologie, Bd. 4: Traktat Theologische Erkenntnislehre. Schlußteil: Reflexion auf
Patterson, L10yd G.: De libero arbitrio and Methodius' Attack on Origen. in: StP 14 (TU 117, 1976) Fundamentaltheologie, edd. W. Kern u.a., Freiburg, Basel, Wien 1988, S. 124-152.
160-166. Prestige, G. L.: God in Patristic Thought, London 19522 •
Patterson, L10yd G.: Methodius, Origen, and the Arian Dispute. in: StP 17, 2, Oxford 1982, S.
Price, R. M.: »Hellenization« and Logos Doctrine in Justin Martyr. in: VigChr 42 (1988) 18-23.
912-923.
Puech, Henri- CharIes: Numenios von Apameia und die orientalischen Theologien im 2. Jh. n. Chr.
Paverd, F. van de: Rez. R. Williams, Arius: Heresy and Tradition, London, Darton, Longman and
in: Der Mittelplatonismus, ed. C. Zintzen, Darmstadt 1981. S. 451--487 (früher: Numenius
Todd 1987. in: Tijdschrift voor Theologie 28 (1988) 88---S9.
d'Apamee et les theologies orientales au second siede. Universite lihre de Bruxelles. Annuaire
Pepin, Jean: Mythe et allegorie. Les origines greques et les contestations judeo-chretiennes, Paris de I'institut de philologie et d'histoire Orientales H, Melanges Bidez 1934, S. 745-778).
19762. Putnam, Hilary: Die Bedeutung von »Bedeutung«, Frankfurt 1979.
Pepin, Jean: La Tradition de I'allegorie de PhiIon d'Alexandrie a Dante, Paris 1987. Quine, Willard van Orman: Ontologische Relativität und andere Schriften, Stuttgart 1984.'
Pesch, Otto Hermann und Peters, Albrecht: Einführung in die Lehre von Gnade und Rechtfertigung,
Radford, Lewis B.: Three Teachers of Alexandria. Theognostus, Pierius and Peter. A study in the
Darmstadt 1981. Early History of Origenism ans Anti-Origenism, Cambridge 1908.
Petavius, Dionysius: De Trinitate Bd.2, ed. J.B. Fournials, Paris 1865.
Radice, Roberto: Platonismo e Creazionismo in Filone di Allesandria, Milano 1989.
356 Literatun'erzeichnis Literatun'erzeichnis 357

Radlbeck, Regina: Der Personbegriff in der Trinitätstheologie der Gegenwart - untersucht am Bei- Rahner, Karl und Vorgrimler, Herbert: Kleines theologisches Wörterbuch, Freiburg, Basel, Wien
spiel der Entwürfe Jürgen MoItmanns und WaIter Kaspers, Regensburg 1989. 1983 14 .
Rahner, Hugo: Symbole der Kirche. Die Ekklesiologie der Väter, SaIzburg 1964. Rahner, Karl und Vorgrimler, Herbert: Kleines Konzilskompendium, Freiburg, Basel, Wien 198417 .
Rahner, Hugo: Griechische Mythen in christlicher Deutung, Basel 19852. Ratzinger, Joseph: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche, München 1954.
Rahner, Karl: Geist in Welt. Zur Metaphysik der endlichen Erkenntnis bei Thomas von Aquin Ratzinger, Joseph: Einführung in das Christentum, München 1968.
(Überarb. v. J.B. Metz), München 19572 •
Ratzinger, Joseph: Einleitung und Kommentar 0. und 2. Kapitel) zu »Dei Verbum«. in: LThK2 13
Rahner, Karl: Dogmatische Fragen zur Osterfrömmigkeit. in: ders.: Schriften zur Theologie, Bd. 4, (1986: Sonderausgabe) 498-528.
Einsiedeln, Zürich, Köln 1960, S. 157-172.
Regnon, Theodor de: Etudes de Theologie positive sur la Sainte Trinite, Vol. I, Paris 1892.
Rahner, Karl: Zur Theologie der Menschwerdung. in: ders.: Schriften zur Theologie Bd. 4, Einsie-
Reichenbach, Hans: Zur Einführung. in: Erkenntnis 1 (929) 1-3.
deln, Zürich, Köln 1960, S. 137-155. [zitiert: 1960 al.
Rahner, Karl: Überlegungen zur Dogmenentwicklung. in: ders.: Schriften zur Theologie, Bd. 4, Ein- Rich, A. N. M.: Die platonischen Ideen als die Gedanken Gottes. in: Der Mittelplatonismus, ed. C.
Zintzen, Darmstadt 1981, S. 200-211.
siedeln, Zürich, Köln 1961, S. 11-50.
Rahner, Karl: Die Hominisation als theologische Frage. in: Overhage, P. und Rahner, K.: Das Pro- Richard, Maroel: Un opuseule mcconnu de Marcel d'Ancyre. in: MSR 6 (1949) 5-28.
blem der Hominisation (QD 12/13), Freiburg 1961, S. 13-90 (zitiert: 1961 a). Ricken, Friedo: Die Logoslehre des Eusebios von Caesarea und der Mittelplatonismus. in: ThPh 42
Rahner, Karl: Weltgeschichte und Heilsgeschichte. in: ders.: Schriften zur Theologie, Bd. 5, Einsie- (1967) 341-358.
deln, Zürich, Köln 19642 , S. 115-135. Ricken, Friedo: Nikaia als Krisis des altchristlichen Platonismus. in: ThPh 44 (1969) 321-341.
Rahner, Karl: Zur Frage der Dogmenentwicklung. in: ders.: Schriften zur Theologie, Bd 1, Einsie- Ricken, Friedo: Zur Rezeption der platonischen Ontologie bei Eusebios von Kaisareia, Areios und
deln, Zürich, Köln 19678 , S. 49-90. Athanasios. in: ThPh 53 (1978) 321-352.
Rahner, Karl: Theos im Neuen Testament. in: ders.: Schriften zur Theologie, Bd. 1. Einsiedeln, Zü- Ricken, Friedo: Allgemeine Ethik, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1983.
rich, Köln 19678 , S. 91-167 (zitiert: 1967 a).
Ricken, Friedo: Philosophie der Antike, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1988.
Rahner, Karl: Grundsätzliche Überlegungen zur Anthropologie und Protologie im Rahmen der
Ricoeur, Paul: Histoire et vcrite, Paris 1955.
Theologie in: MySal2 (1967) 406-420 [zitiert: 1967 bl.
Rahner, Karl: Probleme der Christologie von heute. in: ders.: Schriften zur Theologie Bd. 1, Einsie- RiedeI, Manfred: Historie oder Geschichte? Sprachkritik und Begriffsbildung in Kants Theorie der
deln, Zürich, Köln 19678, S. 169-222. [zitiert: 1967 cl. historischen Erkenntnis. in: Vernünftiges Denken. Wilhelm Kamlah zum Gedächtnis, Berlin,
New York 1978, S. 251-268.
Rahner, Karl: Der dreifaltige Gott als transzendenter Urgrund der Heilsgeschichte. in: MySal 2
RiedeI, Manfred: Urteilskraft und Vernunft. Kants ursprüngliche Fragestellung, Frankfurt 1989.
(1967) 317-401 [zitiert: 1967 dl.
Rahner, Karl: Hörer des Wortes. Zur Grundlegung einer Religionsphilosophie, bearb. v. J.B. Metz, Rist, John M.: Plotinus. The Road to Reality, Cambridge, London, Ncw York, Melbournc 1967.
München 1969 2 . Rist, John M.: Stoic Philosophy, Cambridge 1969.
Rahner, Karl: Über die Verborgenheit Gottes. in: ders.: Schriften zur Theologie, Bd. 12, Zürich Rist, J. M.: Basil's Neoplatonism. in: Fedwick, J. P. (Hg.): Basil of Caesarea. I, Toronto 1981, S.
1975, S. 285-305. 137-220.
Rahner, Karl: Dogmen- und Theologiegeschichte von gestern für morgen. in: ders.: Schriften zur Ritschl, Albrecht: Theologie und Metaphysik. Zur Verständigung und Abwehr, Bonn 1881.
Theologie, Bd. 13, Einsiedeln, Zürich, Köln 1978, S. 11-47.
Ritschl, Albrecht: Theologie und Metaphysik, Bonn 18872.
Rahner, Kar!: Grundkurs des Glaubens. Einführung in den Begriff des Christentums, Freiburg, Ba-
Ritschl, Albrecht: Die christliche Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung III, Bonn 18893
sel, Wien 19842 (Sonderausgabe).
(1902 4 ).
Rahner, Kar!: Glaubende Annahme der Wahrheit Gottes. in: ders.: Bilanz des Glaubens. Antw~rten
des Theologen auf Fragen unserer Zeit, ed. P. Imhof, München 1985, S. 106-113. (= Schnften Ritter, Adolf Martin: Arianismus. in: TRE 3 (1978) 692-719.
zur Theologie, Bd. 12, Zürich 1975, S. 215-223). Ritter, Adolf M.: Platonismus und Christentum in der Spätantike. in: ThRu 49 (1984) 31-56.
Rahner, Karl: Die Schöpfungslehre in der kath. Theologie. in: LThK 92 (1986: Sonderausgabe) Rius-Camps, Josep: EI dinamismo trinitario en la divinisazi6n de los seres racionales segun Origc-
470-474. nes, Rom 1970.
Rahner, Karl und Lehmann, Karl: Geschichtlichkeit der Vermittlung. in: MySal I (1965) 727-787. Robin, Uon: La theorie platoniciennc des idees et des nombres d'apres Aristote, Paris 1908.
Rahner, Karl und Weger, Karl-Heinz: Was sollen wir noch glauben? Theologen stellen sich den Rombold, Günter: Das Wesen der Person nach John Henry Newman. in: Newman-Studicn, Bd. 4.
Glaubensfragen einer neuen Generation, Freiburg, Basel, Wien 19855. edd. H. Fries, W. Becker, Nürnbcrg 1960. S. 9-137.
Literaturverzeichnis 359
358 Literaturverzeichnis

Schmaus. Michael: Der Glaube der Kirche. Bd. 2. St. Ottilien 19792 .
Rondeau. Marie-Josephe: D'ou vient la technique exegetique utilisee par Gregoire de Nysse dans son
traite Sur les titres des Psaumes? in: Melanges d'histoire des religions offerts ä Henri-Charles Schmidt. Werner H.: Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte. Neukirchen-Vluyn 19824.
Puech. Paris 1974. S. 263-287. Schnackenburg. Rudolf: Christologie des Neuen Testamentes. in: MySal III,l (1970) S. 227-388.
Roques. Rene: L'univers dionysien. Structure hierarchique du monde selon le Pseudo-Denys. Paris
Schnackenburg. Rudolf: Das Johannesevangelium I (HThK IV 1). Freiburg. Basel. Wien 1981 5.
1954.
Schneemelcher. Wilhelm: Das Problem der Dogmengeschichte. Zum 100. Geburtstag Adolf von
Rousseau. Adelin: La doctrine de s. Irenee sur la preexistence du Fils de Dieu. in: Le Museon 84
Harnacks. in: ZThK 48 (1951) 63-89.
(1971) 5-42.
Schneider. Carl: Kulturgeschichte des Hellenismus. Bd. 1. München 1967.
Rupert von Deutz: De Trinitate et operibus eius (PI.. 167. 1571-1828l.
Schneider. Carl: Geistesgeschichte des antiken Christentums. München 1970.
Saffrey. Henri-Dominique: I.. 'Etat actuel des recherches sur le Liber de causis comme source de la
Metaphysique au Moyen Age. in: Misc. Mediaevalia 2. ed. P. Wilpert. Berlin 1963. S. 267-281. Schock~nhoff.
Eberhard: Zum Fest der Freiheit. Theologie des christlichen Handeins bei Origenes.
Mamz 1990.
Sampie. Robert: The Christology of the Council of Antioch (268 C. E.) reconsidered. in: ChH 48
(1979) 18-26. Schulz. Walter: Philosophie in der veränderten Welt. Pfullingen 1972.

Sandius. Christophorus: Nucleus Historiae Ecclesiasticae. Köln 167tJ2. Schwyzer. Hans Rudolf: Plotinos. in: RE 21/1 (1951) 471-592.

Sandrnel. Samuel: Philo of Alexandria: An Introduction. New York. Oxford 1979. Schwyzer. Hans Rudolf: Ammonius Sakkas. Der Lehrer Plotins. Opladen 1983.
Schäferdiek. K.: Theodor von Mopsuestia als Exeget des vierten Evangeliums. in: StP 10 (TU 107). Searle. John R.: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. Frankfurt 1983.
Berlin 1970. S. 242-246. Seeberg. Erich: Gottfried Arnold. Die Wissenschaft und die Mystik seiner Zeit. Darmstadt 1964
Schaeffler. Richard: Wahrheit und institution. Sprachphilosophische Überlegungen zu einem theolo- (ND).
gischen Thema. in: Die Theologie und das Lehramt. ed. W. Kern (QD 91). Freiburg. Basel.
Seeberg. Reinhold: Lehrbuch der Dogmengeschichte. Bd. 2. Leipzig 19233 (ND: Darrnstadt 19652).
Wien 1982. S. 152-200.
Seek. Gustav Adolf: Leicht - schwer und der Unbewegte Beweger (DC IV 3 und Phys. VIII 4). in:
Schäublin. Christoph: Untersuchungen zu Methode und Herkunft der antiochenischen Exegese.
Naturphilosophie bei Aristoteles und Theophrast. ed. 1. Düring. Heidelberg 1969. S. 210-216.
Köln. Bonn 1974.
Semler. Johann Salomo: Historiae ecclesiasticae selecta capita. Sex seculorum. Halle 1767.
Scheffczyk. Leo: Tendenzen und Brennpunkte der neueren Problematik um die Hellenisierung des
Christentums. München 1982. Siegmann. Georg: Plotins Philosophie des Guten. Eine interpretation von Enneade VI 7. Würzburg
1990.
Schelling. Friedrich Wilhelm Joseph: System des transzendentalen Idealismus (1800)' Hamburg
1957. Sietsma. Kornelius: Adolf von Harnack. voornamelijk als Dogmahistoricus. Delft 1933.

Schelling. Friedrich Wilhelm Joseph: Werke. ed M. Schröter. München 1962/1971. Simoneni. Manlio: Studi sull' Arianesimo. Rom 1965.

Schelling. Friedrich Wilhelm Joseph: Ausgewählte Schriften. Bd. 1-6. ed. M. Frank. Frankfurt 1985. Simonetti. Manlio: Le origini deli' Arianesirno. in: RSLR 7 (1971) 317-330.
Schenke. Hans-Martin: "Er muß wachsen. ich aber muß abnehmen«. Der Konflikt zwischen Jesus- Simonetti. Manlio: La crisi ariana nel IV secolo. Rom 1975.
jüngern und Täufergemeinde im Spiegel des Johannes-Evangeliums. in: Loyalitätskonflikte in
Simoneni. Manlio: Rez. Rudolf Lorenz: Arius judaizans? Untersuchungen zur dogmengeschichtli-
der Religionsgeschichte. Festschrift für Carsten Colpe. edd. Chr. Elsas und H. G. Kippenberg.
chen Einordnung des Arius (1979). in: RSLR 16 (1980) 455-460.
Würzburg 1990. S. 301-313.
Skemp. Joseph B.: The Metaphysics of Theophrastus in Relation to the Doctrine of XLVllcrL~ in
Schierse. Franz Josef: Christologie. Düsseldorf 19844. Plato's later Dialogues. in: Naturphilosophie bei Aristoteles und Theophrast. ed. L Düring. Hei-
Schillebeeckx. Edward: Christus. Sakrament der Gonesbegegnung. Mainz 1960. delberg 1969. S. 217-223.
7
Schillebeeckx. Edward: Jesus. Die Geschichte von einem Lebenden. Freiburg. Basel. Wien 1980 • Slusser. Michael: Response to C. Kannengiesser. Holy Scripture and Hellenistic Hermeneutics in
Alexandrian Christology. Studies in Hellenistic and Modem Culture. Berkeley 1982. S. 69-72.
Schleiermacher. Friedrich D. E.: Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen
Kirche im Zusammenhange dargestellt. Bd. I (Berlin 1821/22). in: Kritische Gesamtausgabe. Smith. J. P.: Hebrew Christian Midrash in Irenaeus. Epid. 43. in: Bibi 38 (1957) 24-34.
Abt. 1. Bd. 7. Teilband 1. ed. H. Peiter. Berlin. New York 1980. Smulders. Pierre: Dogmengeschichtliche und lehramtliche Entfaltung der Christologie. in: MySal
Schiene. Heinz Robert: Dogma und Unmittelbarkeit. Zu einer Unterscheidung Simone Weils. in: III,1 (1970) 389-476.
Orientierung 54 (1990) 237-240. Sonderegger. Erwin: Simplikios: Über die Zeit. Ein Kommentar zum Corollarium de tempore Göt-
Schlier. Heinrich: Biblische und dogmatische Theologie. in: Diskussion über die Bibel. ed. L. Klein. tingen 1982. .
Mainz 19642• S. 85-98. Sorabji. Richard: Time. Creation and the Continuum. Theories in Antiquity and the Early Middle
Schmaus. Michael: Katholische Dogmatik. Bd. 1. München 196()6. Ages. New York 1983.
360 Literatun'erzeichn is Literaturverzeichnis 361

Souverain. Matthieu: Le Platonisme des Peres devoile. Köln 1700. Sträuli, Rohert: Origenes der Diamantene, Zürich 1987.
Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte Strauß, David Friedrich: Leben Jesu kritisch bearbeitet. 2 Bde., Tübingen 1835/1836.
(gekürzte Ausgabe). München 1959. Strolz. Walter: Differenz von Seins- und Gotteserfahrung. in: HerKorr 29 (1975) 96--98.
Sperl, Adolf: Melanchthon zwischen Humanismus und Reformatio~. Eine ,untersuchung .über den Stülcken. Alfred: Athanasiana. Literatur- und dogmengeschichtliche Untersuchungen. Leipzig 1899.
Wandel des Traditionsverständnisses bei Melanchthon und die damIt zusammenhangenden
Grundfragen seiner Theologie, München 1959. Swinbume. Richard: Die Existenz Gottes. Stuttgart 1987.
Spinks. Bryan D.: Beware the liturgical Horses! An English Interjection on Anaphoral Evolution. in: Tarän, Leonardo: Parmenides, Princeton 1965.
Worship 59 (1985) 211-219. Tarski, Alfred: Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen. in: Berka, K./Kreiser. L. (Hg.):
Starck. Johann August v.: Versuch einer Geschichte des Arianismus, Bd. 1. Berlin 1783. Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modemen Logik. Berlin 19732, S.
447-559.
Stead, George Christopher: The Platonism of Arius. in: JThS 15 (1964) 16--31.
Telfer. William R.: Arius Takes Refuge at Nicomedia. in: JThS o.S. 37 (1936) 60-63.
Stead. George Christopher: Rhetorical Method in Athanasius. in: VigChr 30 (1976) 121-137.
Telfer, William R.: Episcopal Succession in Egypt. in: JEH 3 (1952) 1-13.
Stead, George Christopher: Divine Substance, Oxford 1977.
Telfer. William R.: Melitius of Lycopolis and Episcopal Succession in Egypt. in: HThR 48 (1955)
Stead, George Christopher: The Thalia of Arius and the Testimony of Athanasius. in: JThS 29
227-237.
(1978) 20-52.
Teller. Wilhelm Abraham: Lehrbuch des christlichen Glaubens. Helmstedt. Halle 1764.
Stead. George Christopher: Response to C. Kannengiesser. Reflections on the Arian Crisis. in: Kan-
nengiesser. C.: Holy Scripture und Hellenistic Hermeneutics in Alexandrian Christology: the Tetz, Martin: Eudoxius-Fragmente? in: StP 3,1 (TU 78). Berlin 1961. S. 314-323.
Arian Crisis. Colloquy 41 of the Centerfor Herrneneutical Studies. Berkeley 1982, S. 73-76.
Tetz, Martin: Über nikänische Orthodoxie. Der sog. Tomus ad Antiochenos des Athanasios von
Stead, George Christopher: Arius on God's >Many Words<. in: JThS 36 (1985) 153-157. Alexandrien. in: ZNW 66 (1975) 194-222.
Stead. George Christopher: Die Aufnahme des philosophischen Gottesbegriffes in der frühchristli- Theiler, Willy: Die Vorbereitung des Neuplatonismus. Berlin 1930.
chen Theologie: W. Pannenbergs These neu bedacht. in: ThRu 51 (1986) 349-371.
Theiler. Willy: Ammonius der Lehrer des Origenes. in: ders .. Forschungen zum Neuplatonismus,
Stead, George Christopher: Athanasius' earliest written Work. in: JThS 39 (1988) 76--91. Berlin 1966, S. 1-45.
Stead, Christopher: Philosophie und Theologie I. Die Zeit der Alten Kirche. Stuttgart, Berlin. Köln Theobald, Michael: Im Anfang war das Wort. Textlinguistische Studie zum Johannesprolog. Stutt-
1990. gart 1983.
Steck. Odil Hannes: Der Schöpfungsbericht der Priesterschrift. Studien zur literarkritischen Proble- Theobald, Michael: Die Fleischwerdung des Logos. Studien zum Verhältnis des Johannesprologs
matik von Genesis 1,1-2,4a, Göttingen 19812. zum Corpus des Evangeliums und zu 1 Joh. Münster 1988.
Stegmüller. Wolfgang: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, Bd. 1. Stuttgart 19786 . Theunissen, Michael: Was heute ist. Über Not und Notwendigkeit des Umgangs mit Heidegger. in:
Martin Heidegger. Fragen an sein Werk. Ein Symposium, Stuttgart 1982. S. 21-27.
Stegmüller, Wolf gang: Das Problem der Induktion: Humes Herausforderung und modeme Antwor-
ten. Der sogenannte Zirkel des Verstehens. Darmstadt 1986. Tholuck, Friedrich August Gottreu: Die Lehre von der Sünde und vom Versöhn er oder Die wahre
Weihe des Zweiflers, Hamburg 1823 (Gotha 1871 9).
Stegmüller. Wolfgang: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Bd. 2, Stuttgart 19867 (zitiert:
1986 a). Thomas von Aquin: In duodecim Libros Metaphysicorum Aristotelis Expositio. ed. M.- R. Cathala
u.a., Taurini, Roma 1950.
Stegmüller, Wolfgang: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, Bd. 3. Stuttgart 1986 (zitiert:
1986 b). Thomas von Aquin: Summae theologiae I-Il/1. ed. P. Caramello. Rom 1952.
Stegmüller, Wolfgang: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Bd. 4, Stuttgart 1989. Thomas von Aquin: Summa contra Gentiles, Bde. 1-3, edd. P. Marc u.a., Rom. Paris 1961/1967.
StenzeI. Julius: Zahl und Gestalt bei Platon und Aristoteles, Leipzig 1924 (Darmstadt 19593). Tillemont, Louis de: Memoires pour servir ä l'histoire ecclesiastique des six premiers siecles. Bd. 4,
Venedig 1732.
Stevenson, J.: Studies in Eusebius, Cambridge 1929.
Tillich. Paul: Gesammelte Werke. Bd. 10. Stuttgart 1968.
Stockmeier, Peter: Hellenismus und Christentum. in: Saeramentum Mundi. edd. K. Rahner u.a.,
Bd. 2. Freiburg. Basel. Wien 1968. Sp. 665-676. Tillich. Paul: Gesammelte Werke, Bd. 8. Stuttgart 1970.
Stockmeier. Peter: Die Entscheidungen des 7. Ökumenischen Konzils und die Stellung der Römisch- Töllner, Johann G.: Theologische Untersuchungen. 2 Bde., Riga 1772/1774.
Katholischen Kirche zu den Bildern in: Orthodoxes Forum 1 (1987) 225-236.
Torjesen, K. J.: Hermeneutical Procedure and Theological Method in Origen's Exegesis, Berlin,
Stolz. Fritz: Monotheismus in Israel. in: Keel, O. (Hg.): Monotheismus im Alten Israel und seiner New York 1986.
Umwelt, Fribourg 1980, S. 143-184. Tracy, James D.: Erasmus. The Growth of a Mind. Genf 1972.
Lilera turverze ichn is 363
362 Literaturverzeichnis

Weischedel, Wilhelm: Der Gott der Philosophen. Grundlegung einer philosophischen Theologie im
Trouillard, Jean: La purification plotinienne, Paris 1955. Zeitalter des Nihilismus, 2 Bde., München 19722 •
Tugendhat, Ernst: Selbstbewußtsein und Selbstbestimmung. Sprachanalytische Interpretationen, Weissmahr, Bela: Philosophische Gotteslehre, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1983.
Frankfurt 19863•
Weissmahr, Bela: Ontologie, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1985.
Tugendhat, Ernst: TI KATA TINOL. Eine Untersuchung zu Struktur und Ursprung aristotelischer
Grundbegriffe, Freiburg, München 19884 . WeIte, Bernhard: Die Lehrfonnel von Nikaia und die abendländische Metaphysik. in: Zur Frühge-
schichte der Christologie. Ihre biblischen Anfänge und die Lehrformel von Nikaia, ed. B. WeIte,
Turner, Cuthbert Hamilton: An Arian Sennon from a MS in the Chapter Library of Verona. in: JThS Freiburg, Basel, Wien 1970 (=QD 51), S. 100-117.
o.S. 13 (1912) 19-28.
Wemer, Martin: Die Entstehung des christlichen Dogmas problemgeschichtlich dargestellt, Bonn
Verweyen, Hansjürgen: Christolische Brennpunkte, Essen 19852 . 1953 2•
Vivian, Tim: St. Peter of Alexandria. Bishop and Marytr, Philadelphia 1988. Weß, Paul: Wie von Gott reden? Eine Auseinandersetzung mit Kar! Rahner, Graz, Wien, Köln 1970.
Vogel, Cornelia J. de: Platonism and Christianity: a mere antagonism, or a profound common West, Martin L.: Early Greek Philosophy and the Orient, Oxford 1971.
ground? in: VigChr 39 (1985) 1-62.
West, Martin L.: The metre of Arius' Thalia. in: JThS 33 (1982) 98-105.
Vogel, Cornelia J. de: Rethinking Plato and Platonism, Leiden 1986.
Whitehead, Alfred North: Science and the Modern World, Cambridge 1953 12 .
Vogt, Hermann Josef: Theologische Diskussionen. in: Handbuch der Kirchengeschichte 11/2, ed. Je-
din, H., Freiburg, Basel, Wien 1985 (Sonderausgabe), S. 282-309. Whitehead, Alfred North: Prozeß und Realität. Entwurf einer Kosmologie, Frankfurt 1987.

Völker, Walther: Das Vollkommenheitsideal des Origenes. Eine Untersuchung zur Geschichte der Whitehead, Alfred North/Russell, Bertram: Principia Mathematica, Frankfurt 1986.
Frömmigkeit und zu den Anfängen christlicher Mystik, Tübingen 1931. Whittaker, John M.: Neupythagoreismus und negative Theologie. in: Der Mittelplatonismus, ed. C.
Völker, Walther: Der wahre Gnostiker nach Clemens Alexandrinus, Berlin, Leipzig 1952. Zintzen, Darmstadt 1981, S. 169-186 (früher: ders., Neopythagoreanism and Negative Theo-
logy. Symbolae Osloenses 44 (1969) 109-125).
Vorgrimler, Herbert: Theologische Gotteslehre, Düsseldorf 1985.
Wickham, Lionel R.: The Syntagmation of Aetius the Anomoean. in: JThS 19 (1968) 532-569.
Vorgrimler, Herbert: Karl Rahner verstehen. Eine Einführung in sein Leben und Denken, Freiburg,
Basel, Wien 1985.[zitiert: 1985 al. Wiederkehr. Dietrich: Entwurf einer systematischen Christologie. in: MySal III. 1 (1970) 477-648.

Vorgrimler, Herbert: Sakramententheologie, Düsseldorf 1987. Wiederkehr, Dietrich: Das Prinzip der Überlieferung. in: Handbuch der Fundamentaltheologie, Bd.
4: Traktat Theologische Erkenntnislehre. Schlußteil: Reflexion auf Fundamentaltheologie, edd.
Walch, Christian Wilhelm Franz: Entwurf einer vollständigen Historie der Kezereien, Spaltungen W. Kern u.a., Freiburg, Basel. Wien 1988, S. 100-123.
und Religionsstreitigkeiten, 2. Theil, Leipzig 1764; 7. Theil, Leipzig 1776.
Wiedmann, Franz: Ende der philosophischen Theologie? in: M. Seckler, O. H. Pesch, J. Brosseder,
Waldenfels, Bernhard: Phänomenologie in Frankreich, Frankfurt 1987. W. Pannenberg (Hg.): Begegnung. Beiträge zu einer Henneneutik des theologischen Gesprächs.
Waldenfels, Hans: Die Offenbarung. Von der Refonnation bis zur Gegenwart (=HDG I/lb), Frei- FS für Heinrich Fries 1972, S. 89-101.
burg, Basel, Wien 1977. Wilckens, Ulrich: Art. cro<j>La. C. Judentum. in: TWNT 7 (1964) 497-510.
Waldenfels, Hans: Das Christentum im Streit der Religionen um die Wahrheit. in: Handbuch der Wilckens, Ulrich: Der Brief an die Römer. Bd. 1 (EKK VI. 1). Zürich. Neukirchen-Vluyn 19872 .
Fundamentaltheologie, Bd. 2: Traktat Offenbarung, edd. W. Kern u.a., Freiburg, Basel, Wien
Wildberger, Hans: Der Monotheismus Deuterojesajas. in: FS für W. Zimmerli zum 70. Geburtstag:
1985, S. 241-265.
Beiträge zur Alttestamentlichen Theologie. Göttingen 1977, S. 506-530.
Wallace-HadrilI. David Sutherland: Christian Antioch. A Study of early Christian thought in the
East, Cambridge, u.a. 1982. Wiles, Maurice: In Defence of Arius. in: JThS 13 (1962) 339-347.

Wallis, R. T.: Neoplatonism, London 1972. Wiles, Maurice und Gregg, Robert C.: Asterius: A New Chapter in the History of Arianism? in:
Gregg, R. C.(Hg.): Arianism. Historical and Theological Reassessments, Cambridge (Mass.)
Waszink, Jan Hendrik: Tertullian. The Treatise against Hennogenes. Adversus Hennogenern 1985, S. 111-151.
(Ancient Christian Writers. no. 24), London 1956.
Williams, Rowan: The Logic of Arianism. in: JThS 34 (1983) 56-81.
Waszink, Jan Hendrik: Bemerkungen zu Justins Lehre vom Logos Spennatikos. in: Mullus. Fest-
schrift Th. Klauser; JbAC Supp!. Bd. 1, Münster 1964, S. 380-390. Williams, Rowan: The Quest of the Historical Thalia. in: Gregg, R. C. (Hg.): Arianism. Historical
4
and Theological Reassessments. Cambridge (Mass.) 1985. S. 1-37.
Weber, Otto: Grundlagen der Dogmatik, Bd. 2. Göttingen 1961 Getzt: Neukirchen 1972 ).
Williarns, Rowan: Arius and the Melitian Schism. in: JThS 37 (1986) 35-52.
Weger, Karl-Heinz (Hg.): Religionskritik von der Aufklärung bis zur Gegenwart, Freiburg, Basel,
Williarns, Rowan: Arius. Heresy and Tradition. London 1987.
Wien 19833 .
Weinrich, Harald: Tempus. Besprochene und erzählte Welt, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 19773 • Williams, Rowan: Jesus Christus Ir. in: TRE 16 (1987) 726-745. [zitiert: 1987 al.
Witt, R. E.: Albinus and the History of Middle Platonism, London 1937 (ND: Arnsterdam 1971).
p
364 Literaturverzeichnis

Wittgenstein, Ludwig: Philosophische Untersuchungen, Frankfurt 1971.


Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logico - philosophicus. Logisch - philosophische Abhandlung,
Frankfurt 1985 19 .
Wolff, Christian: Philosophia moralis sive Ethica, methodo scientifica partractata. Pars tertia. Haie
Magdeburgicae 175l.
Wolfson, Harry Austryn: The Philosophy of the Church Fathers, Vol. 1: Faith, Trinity, Incamation,
Cambridge (Mass.) 1956.
Wolfson, Harry Austryn: Philosophical Implications of Arianism and Apollinarianism. in: DOP 12
(1958) 3-28.
Wolfson, Harry Austryn: Religious Philosophy, Oxford 1961.
Wolfson, Harry Austryn: Philo, Vol. I, Cambridge (Mass.) 19684 •
Wolfson, Harry Austryn: Albinos und Plotin über göttliche Attribute. in: Der Mittelplatonismus, ed.
INDICES
C. Zintzen, Darmstadt 1981, S. 150-168 (früher: ders., Albinos and Plotinus on Divine Attrib-
utes. Harvard Theological Review 45 (1952) 115-130).
Wucherer-Hulden feld, Augustinus: Theologie des Symbols. in: Liturgie der Gemeinde, edd. E.
Hesse und H. Erharter, Wien 1966, S. 93-106.
Wundt, Max: Kant als Metaphysiker. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Philosophie im 18.
Jahrhundert, Hildesheim, Zürich, New York 1984.
Zahn, Theodor v.: Marcellus von Ancyra. Ein Beitrag zur Geschichte der Theologie, Gotha 1867.
Zeeden, Ernst W.: Amold, Gottfried. in: LThK2 1 (1986: Sonderausgabe) 896.
Zeller, Eduard: Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung IIU2, Darmstadt
1963 6•
Zizioulas, John D.: Being as Communion. Studies in the Personhood and the Church, New York
1985.
Zwicker, Daniel: Irenicum Irenicorum, seu Reconciliatoris Christianorum hodicmorum norma tri-
plex, sana omnium hominum ratio, Scriptura Sacra et traditiones, Amsterdam 1658.
p

Indices

1. Stellen register

l.l.AT/NT

Gen 1,1-3: 246-250 Dtn 6,4ff.: 117, 223

Gen 1,1: 125, 134, 147, 221-226, 232, 241


243,245, 251j, 254j, 263, 313 ' Dtn 25,9: 312
Gen 1,3: 196 Dtn 32,18: 137, 226

Gen 2,4: 247 Ri 11,24: 16

Gen 4,2: 266 1 Sam 27,8: 134

Gen 12,10: 266 2 Kg 2,21: 266

Gen 29,15 _ 30,24: 227 2 Kg 3,27: 16

Ex 3,14: 114, 146,206,265 Ester 1,1: 311

Ex 20,2f.: 113, 250 Ester 2,23: 31

Ex 23,29: 266 Ester 9,32: 311

Ex 28,12: 311 Ester 10,2: 311

Ex 28,29: 311 2 Makk 7,28: 190/, 223, 282

Ex 29,35: 312 Ps 2,8: 16

Ex 30,16: 311 Ps 8,7: 227

Ex 33,23: 251 Ps 35,19: 227

Ex 34,10: 249 Ps 37,1: 312

Ex 39.7: 311 Ps 41,10: 227

Lev 18,18: 227 Ps 44,7: 71

Lev 24,7: 312 Ps 45,7 f.: 226

Num 5,15: 312 Ps 69,5: 227

Num 10,10: 311 Ps 69,11: 312

Num 11,11-13: 312 Ps 102,26-28: 227


Ps 104,4: 265
r
368 Indices Indices 369

Ps 109,3: 143 Jes 48,12: 251 Joh 1,9: 206 Röm 7.14: 228

Ps 110,3:226 Jes 66,1: 113 Joh 1,13: 123 Röm 8,29: 222

Ps 111,6: 312 Jer 7,7: 134 Joh 1,14: 65, 125,196,219,252 Röm 11,36: 226

Ps 115,3: 251 Jer 15,18: 134 Joh 1,18: 59 Röm 16,27: 53, 123, 125

Ps 131,14: 134 Jer 31,34: 312 Joh 1,27: 230 1 Kor 1,18ff.: 166

Ps 135,6: 251 Ez 36,11: 134 Joh 3,35: 137 1 Kor 2,7: 134

Hiob 28: 223 Dan 5,19: 138 Joh 5,22: 137 1 Kor 2.8: 134

Hiob 38,28: 137, 226 Hos 7,8:266 Joh 6,37: 137 1 Kor 2,13 f.: 166

Prov 7,25: 128 Mt 3,11:230 Joh 8,42: 143, 226 I Kor3,10:203

Prov 8,22: 125, 134, 136, 220-226, 232, Mt 3,17:65 Joh 9,31: 138 I Kor3,16:203
234/, 242, 245, 250, 252, 254
Mt 11,27: 137 Joh 10,30: 106 1 Kor 8,6: 223, 252
Prov 8,22-31: 244
Mt 14,9: 312 Joh 13,18: 227 1 Kor 11,12: 144
Prov8,23: 134/, 222, 249
Mt 19,17:53 Joh 14,6: 206 I Kor 11,24: 311 /
Prov 8,25: 222
Mt 20,29-34: 230 Joh 14,28: 222,226 1 Kor 15,3-5: 165/
Prov 8,30: 224
Mt 26,13: 312 Joh 15,1: 206,250 1 Kor 15,26: 227
Prov 22,20: 229
Mt 28,18: 137 Joh 17,3: 53,123/,222 2 Kor 2,9: 129
Weish 16,6: 311
Mt 28,19: 223 Joh 19,36: 288 2 Kor 4,6: 252
Sir 24,3-12: 244
Mk 10,18:53, 123/ Apg 2,36: 222 Gal I: 166
Sir 24,8f.: 223
Mk 14,9: 312 Apg 9,19f.: 222 Ga12: 166
Sir 24,10f.: 223
Lk 1,35: 117, 160 Apg 10,4: 312 Ga] 4,8: 16
Jes 1,2: 137, 226
Lk 1,70: 134 Apg 10,42: 224 Eph 1,11: 138
Jes 2,2ff.: 16
Lk 1,72: 312 Apg 17,23: 271 Eph 1,22: 227
Jes 40,21: 249
Lk 3,23-38: 288 Apg 17,31:224 Eph 3,9:252
Jes 41,4: 249
Lk 17,21: 288 Apg 18,24-26: 222 PhiI2,5-11: 129
Jes 42,1: 65
Joh 1,1: 59,125, 134,206,224/,231/,241, Röm 1,3f.: 168, 223/ Koll,13: 71
Jes 43,10f.: 68, 113 243-245,249,251/.254/,263,313
Röm 4,17: 190/, 282 Koll,15: 156, 222, 224/
Jes 44,6: 16, 113 Joh 1,2: 206
Röm 5,12: 165 Koll,16: 133/, 224/, 252
Jes 44,24-45,8: 16, 250/ Joh 1,3: 59, 224
,
370 Indices Indices 371

Ko11.17: 133/ Hebr 1,7: 265 Epit. 14: 191,199 Oe deo Socr. 3: 118

KoI3,3f.: 252 Hehr 1,1 0: 223/ Epi!. 35: 188 Oe Platone 1,5: 118

1 Thess 4,9: 206 Hebr 3,2: 222 Anaxagoras Aristides

1 Tim 1,17: 123 Hebr9,26:134 Frg. 8 12: 178 Apol. 4,1: 118

1 Tim 2,5: 124 Hebr 11,3: 134 Anaximander Aristoteles

1 Tim 4,4: 271 1 Petr 5.1: 40 Frg.82:275 Anal. Post. 83a24 ff.: 152

1 Tim 6,15: 53, 123 1 loh 2,4ff.: 289 Frg. 8 3: 275 Anal. Pr. 51a6: 202

1 Tim 6,16: 53, 123 Apk 4,8-11: 252 Anthimus Oe anima 429a17: 187

2 Tim 1,9: 134 Apk 13,8: 287 Mercati § 9: 10 Oe anima 429a27: 203

2 Tim 1,12: 27 Apk 17,8: 287 Mercati § 13: 9 Oe anima 429b9: 187

Hebr 1,2: 133/, 224/ Mercati § 14: 9 Oe anima 430a3 f.: 177

Mercati § 16: 9 Oe anima 430a19: 199


1.2. Stellen der antiken Autoren
Apollinaris von Laodicea: Oe anima 431al: 199
Acta sincera S. Petri: 34 In Arist. Met. 987b14: 216
Anacephalaeosis 1-3: 59 Oe anima 433al0: 187
Aetius In Arist. Met. 988a11: 180
Apodeixis Frg. 15: 59 Oe an im. gen. 732b: 196
Syntagmation § 4: 77, 88, 122 In Arist. Met. 990b22 ff.: 215
Apodeixis Frg. 17: 59 Cael. 279a 18 f.: 185
§ 5: 77, 122 In Arist. Met. 990b30: 210
Apodeixis Frg. 48: 59 Cael. 279a21: 182
§ 11: 77, 122 In Arist. Met. 991a2: 210,215
Apodeixis Frg. 95: 59 Ca el. 279a25-28: 154
§ 12: 208 In Arist. Met. 991a8: 196
Kata meros pistis 11: 59 Cael. 279a26: 135, 282
§ 13: 208 In Arist. Met. 991a23: 157
Apollonius Dyskolus Cael. 280a30-32: 193
§ 14: 208 In Arist Met. 1001b26: 160,216
n:. auvW!;EW~ 1.37 ff.: 231 Cael. 281b2 - 282a25: 186
§ 15: 77, 208 In Arist. Met. 1003a33: 215
ebd. 1.43: 231 Cae\. 283b29: 135, 185, 282
§ 16: 88,208 In Arist. Met. 1003b22: 178
ebd. I, 72: 231 Cael. 284a9: 186
§ 24: 88 In Arist. Met. 1011b15: 201
ebd. 1. 107:231 Categ. la I: 210
Agapius von Menbidj Alkinous
ebd. 1, 136:231 Categ. 3a I: 88
PO 7. 545: 221 Epit. 9: 199, 203
Apuleius Categ. 7b15: 151
Alexander von Aphrodisias Epit. 10: 118/,213
Apol. 64: 118 Categ. 7b22 ff.: 151
r--
372 Indices Indices 373

Categ,l1bI7fL:201 Met 105624: 201 Oe Xenophane 978b23: 202 Ep, ad Adelphium 2: 10

EE 1248a27: 182 Met. 1061a28 fL: 201 Asklepius Ep, ad epis, Aeg, 12: 138,155,195, 216

EN 1096a21: 182 Met 1071b17 fL 186 In Arist Met 991a20: 203 Ep. ad episc. Aeg. et Lib. 16: 10

EN 1098a4: 159 Met 1072a22: 186 In Arist. Met. 1032b15: 203 ebd. 19: 50

EN 1103a2: 159 Met 1072b27: 183 Asterius ebd. 21-22: 39

EN 1177b26ff.: 185 Met. 1072b29 f: 185 Frg. 6: 130, 136 ebd. 22: 44

Oe interpret 16a20: 135 Met 1074bI7-35: 213,275 Frg. 11: 155 Ep. festales: 34,49

Oe interpret 16a29: 135 Met 1074b27: 182 Frg. 12: 155 Ep. ad Serap. 2: 50

Oe interpret 17a25 f.: 201 Met 1074b34: 182 Frg. 21: 136 Ep. ad Serap, 3: 50

Oe interpret 18a 10 f.: 202 Met. 1075a8 ff.: 185, 199 Frg. 21 a: 124 Ep, ad Serap. 4: 222

Oe interpret. 19b25: 202 Met. 1090b35 L 179 Athanasius Hist. Ar. 78: 39

Oe interpret. 23b2: 202 Met. 1092a14 L: 179 Apo!. sec. 6: 39 Oe incam.17:235

Met. 980a: 97 Met. 1093b17: 152 Apo!. sec. 7: 48 Or. c. Ar. 1,5: 51, 55, 67-76, 78--80, 132,
138, 155, 195
Met. 987a29 ff.: 179 Oe orat. Frg. 1: 182, 199, 20-1 Apo!. sec. 11: 39
Or. c, Ar. 1,6: 68-76, 78--80, 124, 155, 213
Met 987b--988a: 189 Oe part. animo 686a28: 187 Apo!. sec. 59: 39
Or. C. Ar. 1,8: 10
Met. 991820: 210, 215 Phys. 184b15 ff.: 280 Apo!. sec. 74: 41
Or. C. Ar. 1,9: 75,129,155, 195,215
Met. 991b9-992al0: 179 Phys. 191a23 L: 187 Apo!. sec, 76: 41
Or. C. Ar. 1,22: 71
Met. 100485: 176 Phys. 217b29 ff.: 185 Apo!. sec. 84: 50
Or. C. Ar. 1,25: 10
Met. 1011b19 f.: 201 Phys, 218b9-20: 186 Apo!. sec. 86: 50
Or. C. Ar. 1.30: 116
Met. 1016b24 fL: 201 Phys, 218b21-219a2:186 de decr, 3: 130
Or. c, Ar. 1.36: 65, 71
Met. 1020b26 ff.: 151 Phys. 219a3: 186 de decr. 6: 155, 215
Or. C. Ar. 1.37: 226
Met. 1022b23: 202 Phys, 219al-9: 186 de decr. 16: 155!
Or. C. Ar. 1,46-52:226
Met. 1022b33: 202 Phys, 221bl0: 186 de decr. 18: 130
Or. C. Ar, 1,51: 71
Met. 1028b2-4: 176 Phys. 222b 6 L: 186 de decr. 22: 191
Or. c. Ar. 1.58: 226
Met. 1032b15 L: 186 Phys, 250b13 f.: 186 de decr. 26: 127
Or. c. Ar. 2,1: 72
Met. 1043bl4-16: 187 Phys. 259b22 ff.: 186 de decr. 27: 5, 222
Or. C. Ar. 2.4: 130
Met. 1049b24 L: 187 Poet. 1454a16 fL:228 de decr, 28: 9
Or. c, Ar, 2,18: 71
r
374 Indices Indices 375

Or. C. Ar. 2,19: 143 De syn. 15: 38, 451, 71, 76 ff., 88, 113, Conf. 9, 10: 200,276 21,2: 227
1151, 124, 129, 138, 155, 1941,213,
Or. c. Ar. 2,21: 10 216,225 Conf. 11,26, 33: 22 23. 3: 227

Or. c. Ar. 2,36: 155 Desyn. 18:45. 1941 Conf. 11.27.36: 22 34.3: 227

Or. c. Ar. 2,47: 235 De syn. 21: 50 Conf. 13.9: 275 42.2: 51

Or. c. Ar. 2,48: 235 De syn. 23: 132 En. in Ps. 83. 10: 275 44.4 ff.: 51

Or. c. Ar. 2,49: 235 De syn. 35: 191 De fide et symbolo 7: 149 56.5-15: 227

Or. c. Ar. 2,50: 235 De syn. 45: 155 De praedestinatione sanctorum 2.5: 27 Clemens von AJexandrien:

Or. c. Ar. 2,51: 235 Tomus ad Antioch. 7: 65 Ver. rel. 39. 72: 276 Exc. cx Theod. 4: 160

Or. c. Ar. 2,78: 129 Vita Antonii 5: 237 BasiIius von Caesarea cbd. 7: 159

Or. c. Ar. 2,81: 235 Vita Antonii 21: 237 ep. 210, 5:161 cbd.8:160

Or. c. Ar. 3,2: 155 Vita Antonii 76: 237 Boethius ebd.19:1591

Or. c. Ar. 3,20: 71 Vita Antonii 77: 145 de fide catholica: 5 ebd 20: 1591

Or. c. Ar. 3,26: 137 Athenagoras: Calcidius Frg. 23: 159

Or. c. Ar. 3,27: 65 Apol. 4: 113,119 In Tim. 23: 133,139.191 Frg. 37: 118,124

Or. c. Ar. 3,31: 65 Apo!. 6: 113 In Tim. 24: 139 Paid. I 6: 227

Or. c. Ar. 3,35: 65, 129 Apol. 9: 113, 193 In Tim. 25: 139 Paid. I 57: 160

Or. c. Ar. 3,60 ff.: 10,191 Apo!. 10: 113,118.124,125,127, 157 In Tim. 276: 225 Paid. I 62: 159

de sent. Dion. 1: 4 Apo!. 19: 139 Cassiodor Paid. I 71: 114,159

ebd. 4: 127 Attikus Historia tripartita I 12: 38 Paid. III 98: 126

ebd. 9: 127 Frg. 5: 119 Cicero Protr. X 110: 136

ebd.14: 153 Frg. 8: 156 De fin. 1, 1-12: 238 Protr. XII 120: 160

ebd. 15: 128,151 Frg. 12: 199 1 CIem Strom. II 2: 115

ebd.16:153 Frg. 20: 186 4.1: 227 Strom. II 16: 115

ebd. 17: 114,128 Frg. 22: 186 8, 2-4: 227 Strom. IV 25: 203

ebd. 23: 161 Frg. 24: 186 13,1.4:227 Strom. VI: 136

ebd. 25: 161 Augustinus: 16.3-14:227 Strom. V 3: 159

Conf. 7. 10: 200 17, 2-18: 227 Strom. V 4: 160


P
Indices 377
376 Indices

Enüma eliS 1-9: 249 OE 5,1: 121,140,152 PE 8,13: 122


Strom. V 6: 159
OE 7,23 f.: 163 PE 9,14: 163
Strom. V 11: 159 Epiphanius

OE 10,8: 163 PE 11,15--18: 9


Strom. V 12: 118 Aneoratus 33.3: 65
ET 1,8: 74,80, 130, 152 PE 11,23: 199
Strom. V 14: 159 Aneoratus 33.4: 65
ET 1.12: 74, 80 PE 15,5: 192
Strom. V 38: 115 Aneoratus 35,1-5: 65

ET 1,20: 64, 163 Eustathius von Antiochien:


Strom. V 89: 114 Pan. haer. 64: 5

ET 2,5 f.: 116 [)c cngastrimytho 21 f.: 233


Strom. VI 18: 158 Pan haer. 64,8: 127

Pan haer. 64,12 ff.: 127 ET 2,7: 118 Oe cngastrim}tho 24: 116
Strom. VII 2: 159
ET 2,10: 159 FaustinLL~
Chald, Orakel: Pan. haer. 67,1: 40

Pan. haer. 67,3: 40 ET 2.14: 118,143,155 Oe Trin. 2,12: 194


p. 14 Kroll: 116

Pan. haer. 68,2 f.: 38 h.e.6,19:204/ Fulgentius von Ruspe


p. 13 ff.: 180
h.e.7,1:205 de fide ad Patrum 19: 5
Codex Veronensis LX: 38/ Pan. haer. 68.4: 38, 40
h.e. 7,26: 127 ad Monimum 2: 5
Comutus Pan. haer. 69,1: 34

Pan. haer. 69,2: 34, 41, 221 h.e. 7,30: 37 Predigt 4: 4


Theol. Graee. 16: 146
Pan. haer. 69,3: 34, 52, 221 h.e. 7,7: 40 Gennadius
Corpus Henneticum
h.e.7,11:40 de viris inlustribus 94: 5
XI2: 135 Pan. haer. 69,5: 35

Pan. haer. 69,12: 125, 220/, 252 h.e. 7.32: 40 Glau bensbekenntnisse
Denzinger. Schönmetzer
h.e. 8,20: 40 Hahn § 154: 64
OS 150: 103 Pan. haer. 69,31: 36
In Is. 1,29: 163 Hahn§ 191:65
DS 3026: 87 Eunomius von Cyzicus
LC 1: 124 Gregor von Nazianz
OS 3028: 87 Apo!. 22-24: 163
LC 3: 124 Or.28:208
OS 3041: 87 Eusebius von Caesarea
LC 12: 118 Gregor von Nyssa
Dexippus OE4,1:116,124

OE 4,3: 120,124,152,195 C. Mare. I 1.16: 155 C. Eun. III 121: 128


CAG IV 44,16: 88
C. Mare. 14,19 ff.: 120 In Cant. Pro!. 5,9 ff.: 227
Diogenes Laertius DE4,6: 118,124

OE 4,7: 124 PE 7,12: 118, 121 ebd. 7,16 ff.: 227


II113: 157
PE 7.13: 163 In Cant. X: 231
VII 115: 71 OE 4,8: 124

PE 7.15: 163 In Cant. XII: 231


VIII 23-35: 280 OE 4.13: 65
f
378 Indices Indices 379

De perf. p. 187,15 ff.: 206 in Ps. 2.6: 225 Apost. Verk. 43:225 Dia!. 5: 139

Quando sibi subiec. 1313 B: 235 de syn. 81: 162 Isidor von Sevilla Dia!. 11-25: 156

ebd. 1316 AB: 235 Hippolyt Etyrn. II 29: 202 Dia!. 61: 1251.136,157

ebd. 1320 B: 235 C. Noet. 16,4: 136 Johannes von Damaskus Dia!. 126: 118

Gregor Thaumaturgus Ref. VI 24.2: 152 de fide orthodoxa 1: 5. 201 Dia!. 128: 169

Dankrede 106-108: 272 Ref. VII 20.3: 139 Johannes Doxapatres KokondrilL~

ebd. 110: 272 Ref. VII 21,4: 139 in Aphtonii progyrnn. 91: 231 ll. 't(?OllUlV 9: 230

ebd. 115: 272 Homer Johannes Philoponus Laktanz

ebd. 151 f.: 272 Od. 347 f.: 206.231 Aet. mundi 5.1: 122 Div. Inst. II 8.10: 139, 280

ebd. 172 f.: 272 Iamblich Aet. mundi 5,4: 135 Lukian (Rhetor)

Heraklit Comm. Math. 15.6 ff.: 179 Aet. mund. 6.8: 186 Rhetor. praec. 19: 37

Frg. BIO: 178 De Myst. III 21: 196, 213 Aet. mund. 6.21: 192 De saltatione 80: 134

Frg. B 51: 178,268 Theol. Arith. 8: 189 In de anima 402b7: 199 Mansi

Frg. B 55: 268 Theol. Arith. 9: 189 In de anima 403b16: 199 2. 673 E ff.: 45

Frg. B 67: 268 In Tim. Frg. 53: 190 Justin Marius Victorinus

Frg. B 101: 177 In Tim. Frg. 54: 190 Apo!. I 10: 139,193 C. Ar. 17: 226

Heraklit (Rhetor) Ignatius von Antiochien Apo!. I 33: 156 C. Ar. 120: 188

Quaest. Horn. 5.15-16. 1: 230 Eph. 7.2: 168 Apo!. I 36: 228 C. Ar. 148: 188

ebd. 100.5 ff.: 230 Philad. 6: 66 Apo!. I 39: 156 C. Ar. 149: 188

Hesiod Smyrn. 1.1: 136 Apo!. I 40: 156 C. Ar. II 1: 188

Theogonie 609: 134 Irenaeus von Lyon Apo!. I 59: 139 C. Ar. II 10: 133.197

Hierokles Adv. haer. I 13.6: 135 Apo!. II 6: 118 C. Ar. IV 19: 188

In Carrn. Aur. 80: 192 Adv. haer. I 14.3: 135 Apo!. II 8: 168 C. Ar. IV 24: 184

In Carrn. Aur. 82: 192 Adv. haer. II 1.1: 280 Apo!. 11 12: 118 Candidi ep. I 3.12 ff.: 147

Hieronymus Adv. haer. 11 10.3: 276 Apo!. II 13: 168 Markell von Ankyra

ep. 51: 5 Adv. haer. 11 10,4: 280 Cohort. VII: 157 Frg. 42: 155

Hilarius von Poitiers Adv. haer. 11 30.9: 280 Dial. 2: 169 Frg. 43: 155
r
380 Indices
., Indices 381

Frg. 48: 155 De creatis 11: 118, 132, 225 C. Cels. VII 42: 118 In Joh. 1,24: 153

Frg. 49: 155 De resurrectione II 25: 234 C. Cels. VIII 12: 126, 160 In Joh. 1,25: 152

Frg. 52: 235 Symp. III 4: 132, 162 C. Cels. VIII 26: 172 In Joh. 1,27: 126

Frg. 60: 68 Symp. VII 1: 132,162 C. Cels. VIII 38: 204 In Joh. 1,28: 126

Frg. 63: 116 Symp. VIII 9: 132, 162 Comrn. in Cant. I 4: 231 In Joh. 1,29: 131

Frg.67:235 Nag Hammadi-Texte elxl. II 11: 231 In Joh. 1,31:250

Frg. 71: 68, 235 Cod. 1,4: 237 Dia\. e. Heracl. 4: 116 In Joh. 1,34: 152

Frg. 73: 68 Cod. 2,5: 238 Ep. ad Gregor. 19-49: 272 In Joh. 1.38: 56,204

Frg. 74: 68 Novatian in Eph. 17:231 In Joh. 2,1: 131

Frg. 75: 116 De Trin. XXXI 184 f.: 151 Ca!. Hebr.l,7:215 In Joh. 2,2: 126, 142, 231, 245

Frg. 76: 68, 116, 235 Numenius: Frg. in Ape.: 142 In Joh. 2,5: 230

Frg. 77: 116, 235 Frg. 5: 135 Frg. 3: 160 In Joh 2,10: 160 f

Frg. 78: 116 Frg. 11: 180, 206 Hebr. Frg. 24: 131 In Joh 2,11: 170

Frg. 91: 155 Frg. 12: 118,124,192 Horn. Gen. 1,1: 225 In Joh 2,17: 215

Frg. 116: 235 Frg. 13: 169, 180 Horn. Jer. IX 4: 131 In Joh 2,18: 215

Frg. 117: 235 Frg. 14: 282 Horn. Jer. XIV 14: 160 In Joh. 2,19: 116

Maximus von Tyrus Frg. 16: 116, 180 Horn. Lev. 6: 51 In Joh. 2,23: 153, 206

Orat. 11,9: 11 8 Frg. 17: 180 Horn. Lev. 13: 116, 126 In Joh. 2 ..H: 128

Orat. 11,12: 124 Frg. 21: 180 Horn. in Luc. 32: 231 In Joh. 6,8: 228

Menander Origenes Horn. Num. 12: 51 In Joh. 6,37: 230

Frg. 656: 134 C. Cels. I 23: 160 In Joh. 1,9:224 In Joh. 10,21: 126

Methodius C. Cels. V 11: 153 In Joh. 1,16: 142,153,225 In Joh. 10,37: 151

De autex. 5: 119 f, 276 C. Cel~. V 37: 126 In loh. 1,17: 114, 142,22./ In Joh. 13,25: 142

De autex. 6: 276 C. Cels. VI 65: 118 In Joh. 1.18: 142, 225 In Joh. 13,34: 153

De creatis 3: 132 C. Cels. VI 68: 161 In Joh. 1,19: 152,157, 224 In Joh. 13,36: 136

De creatis 4: 152 C. Cels. VI 79: 161 In Joh. 1,20: 152, 225 In Joh. 20.18: 142, 153

De ereatis 9: 137, 162 C. Cels. VII 38: 120,204 In Joh. 1,23: 155 In Joh 20,22: 161
382 Indices Indices 383

In Joh. 32,18: 126 De princ. 2,6.4: 161 Abr. 121: 158 Leg. all. III 96: 158

In Joh. 32,28: 142 De princ. 2,6,5: 161 Abr. 122: 114, 158 Leg. all. III 100: 158

In Joh. 32,29: 142 De princ. 2,6,6: 161 Abr. 123: 158 Leg. all. III 175: 157

In Joh. Frg. 1: 131, 224 De princ. 3,5,3: 152 Agr. 51: 157 Leg. all. III 206: 158

In Joh. Frg. 9: 153 De princ. 4,2,2: 227 Cher.16f.:158 Leg. all. III 210: 71

In Mt. 15,10: 153,228 De princ. 4,2,5: 229 Cher, 50: 203 Migrat. 183: 114

In Mt. 16,9-11: 230 De princ. 4,3,14: 120 Conf. Ling. 31: 145 Mut. 8: 158

In Mt 17,14: 160 De princ. 4,4,1: 71, 118, 125-127, 131, 133, Conf. Ling. 136: 114 Mut. 11:114, 146
136, 161, 224
In Mt. Corrun. Sero 73: 156 Conf. Ling. 146: 128,157 Mut. 14: 118
In Ps. 134: 142
Philoc. 6: 228/ De decal. 52: 114 Mut. 15: 118
In Röm. 1,5: 126
Philoc. 7: 228 Det. 160: 114, 146 Mut. 47: 135
In Röm. 4,10: 153
De princ. praef. 2: 153 Heres 172: 114 Mut. 75:239
In Röm. 6: 131
De princ. I praef. 2: 51 Heres 205: 158 Opif. 7: 122
In Röm. 10,43: 118
De princ. 1,1,6: 114, 116 Heres 206: 158 Opif. 12: 157, 193
In Röm. Frg. 28: 272
De princ. 1,2,1: 126 Imm.6:135 Opif. 16: 157
Schol. in Cant. 1: 215
De princ. 1,2,2: 131, 224 Imm. 7: 114 Opif. 17: 251
Parmenides
De princ. 1,2,3: 126 Imm. 31: 157 Opif. 20 ff.: 157, 202/
Frg. B 2: 176/
De princ. 1,2,4: 126 Imm. 62: 158 Opif. 24: 157
Frg. B 3: 176/
Deprinc.l,2,6: 126,136.142 Imm. 78-81: 158 Opif. 25: 157
Frg. B 6: 177
Deprinc.1,2,9: 126.131,136,142 Imm.82-84:116 Opif. 69: 203
Frg. B 8: 176-178
De princ. 1,2,10: 120, 126, 151/ Leg. an. I 44: 114, 141,146 Opif. 104: 151
Paulus von Samosata
De princ. 1,3,1: 229 Leg. all. 191 ff.: 203 Praem. el poen. 6,40: 114
Frg. 26: 162
De princ. 1,3,6: 142 Leg. an. II 1: 114, 116 Sacr. 65: 157
Frg. 36: 162
De princ. 1,3,8: 120,152 Leg. all. II 3: 114, 191 Sacr. 67: 114
Frg. 37: 162
De princ. 1,4,3: 152 Leg. all. II 15: 230 Somn. 1,39: 114
Philo von Alexandnen
De princ. 1,4.4: 152, 224 Leg. an. III 4: 114, 146 Somn. 1.41: 114
Abr. 119: 230
De princ. 2,6,3: 161 Leg. all. III 73: 114 Somn. 1.60: 158, 203
Abr. 120: 114,158
r-

384 Indices Indices 385

Somn. 1,65: 158 Ep.7:229 Rep. 509 B: 147, 181, 209,276 Enn. Ir 4,4: 189

Somn. 1,66: 158 Ion 540 B: 228 Rep. 509 D - 511 E: 210 Enn. Ir 4,5: 189,192,207

Somn. 1,67: 118 Kratyl. 383 A ff.: 229 Rep. 617 E: 147 Enn. II 9,1: 148,197, 207

Somn. 1,215: 157 Kratyl. 407 E: 146 Soph. 237 A: 178 Enn. II 9,2: 196, 207

Somn.l,230: 114 Kratyl. 422 D: 88 Soph. 252 D ff.: 210 Enn. II 9,3: 192, 196

Somn. 1,241: 157 Kratyl. 426 D: 202 Soph. 255 D: 178 Enn. Ir 9,4: 208

Somn. 2,221: 146 Menon 86 B f.: 97 Soph. 256 C: 178 Enn. II 9,10: 197

Spec. Leg. 1,47: 158 Nomoi 894 E ff.: 193 Soph. 256 D: 178 Enn. III 2,1: 207

Vita Mos. 1,75: 114,146 Pann. 132 B: 157, 203 Soph. 257 B: 202 Enn. III 2,16: 157

Vita Mos. 2,38 f.:229 Pann. 132 E - 133 A: 209 Symp. 211 B: 209 Enn. III 3,5: 211

Vita Mos. 2,188 ff.: 228 Pann. 137 C ff.: 118 Theael. 153 A~: 151 Enn. III 3,6: 211

Philostorgius: Pann. 140 A: 210 Tim. 27 D - 28 A: 185,191-193 Enn. III 6,10: 207

h.e. 18: 34 Pann. 141 E: 210 Tim. 28 BC: 193 Enn. m 7,1: 135
h.e. I 9: 34, 48 Pann. 144 A: 210 Tim. 28 C - 30 A: 185 Enn. III 7,4: 154

h.e. I 10: 34 Pann. 163 C: 140 Tim. 28 C: 118,192 Enn. III 7,6: 135, 154, 183

h.e. II 3: 35, 66, 77, 132 Phaid. 78 D: 209 Tim. 29 - 30 B: 157, 193 Enn. III 7,9: 136

h.e. II 14: 35, 46 Phaid. 79 A: 176 Tim. 30 B - 34 B: 108, 156, 185 Enn. III 7.11: 22

h.e. III 15: 46 Phaid. 100 C: 209 Tim. 31 C: 211 Enn. III7.12:206

h.e. III 17: 46 Phaid. 100 D: 209 Tim. 36 B: 156 Enn. III 8,8: 183

h.e. VIII 8: 70 Phaid. 101 C: 209 Tim. 37 C: 199 Enn. III 8,9: 275

Photius Phaid. 102 B: 209 Tim. 37 D ff.: 122,133,135 Enn. III 8,10: 147, 188

BibI. 106: 128 Phaidr. 245 C: 193 Tim. 37 E: 135 Enn. III8,l1:200

BibI. 109: 159 Phaidr. 265 0: 178 Tim. 38 B: 132 Enn. III 9,4: 147, 181

BibI. 119: 128 Pol. 273 D: 192 Tim. 41 A: 186 Enn. III 9,6: 200

BibI. 251: 231 Pol. 531 E: 178 Plotin: Enn. III 9,7: 198

Platon Rep. 476 D: 209 Enn. I 2,4: 211 Enn. IV 3,1: 198

Ep. 2: 124,199 Rep. 508 A - 509 13: 210 Enn. I 7,1: 188 Enn. IV 3,9: 240
....--
386 Indices Indices 387

Enn. IV 7,9: 154 Enn. V 6.6: 182 Enn. VI 8,16: 147, 182, 200, 275 I 4: 146

Enn. IV 7,39: 197 Enn. V9,5:177, 182 Enn. VI 8,18: 200,240 Porphyrius

Enn. V 1,5: 189,198 Enn. V 9,6: 196 Enn. VI 8,19: 181 Oeabst. I 19:216

Enn. V 1,6: 146,188/,201 Enn. V9,9:192 Enn. VI 8,21: 196, 201 Oe antro Nymph. 2: 241

Enn. V 1,7: 182,189 Enn. V 9,10: 197 Enn. VI 9,3: 147, 275 ebd.4:241

Enn. V 1,8: 176 Enn. VI 2,7: 207 Enn. VI 9,6: 200 ebd. 21: 241

Enn. V 2,1: 146, 189,275 Enn. VI 2,8: 196 Enn. VI 9,9: 188 In Arist. Cat. 119,4 ff.: 151

Enn. V 3,6: 209 Enn. VI 2,21: 200 Plutarch In Arist. Cat. 120, 23 ff.: 151

Enn. V 3,7: 146 Enn. VI4,3:188 Arnatorius 770 AB: 199 In Arist. Cat. 1a27: 216

Enn. V 3,10: 198, 200 Enn. VI 4,9: 188 Oe E apud Oelph. 19 f.: 135, 181 In Arist. Cat. 2a14.19: 216

Enn. V 3,11: 147, 181 Enn. VI 5,2: 207 Oe faeie in orbe lunae 944 E: 199 In Arist. Cat. 5a1.14: 216

Enn. V 3,12: 194 Enn. VI 5,4: 198 Oe Isid. et Osir. 372 E: 199 In Arist. Cat. 6a19-35: 216

Enn. V 3,13: 183 Enn. VI 6,5: 181 Oe Isid. et Osir. 373 BC: 169 Eisagoge 12: 195

Enn. V 3,14: 183, 201 Enn. VI 6,12: 189 Oe Isid. et Osir. 374 E: 203 Eisagoge 22: 210, 213, 215

Enn. V 3,15: 148,188 Enn. VI 6,14: 189 Oe Isid. et Os ir. 378 B: 146 In Parm. I: 183,188

Enn. V 3,16: 194 Enn. VI 7.9: 197 Procr. an. 1013 A: 192 In Parm. II: 183

Enn. V 3,17: 195, 200 Enn. VI 7,13: 207 Procr. an. 1013 E: 192 In Parm. IV: 183

Enn. V 4,1: 181 Enn. VI 7,15: 146,189 Procr. an. 1014 A-C: 193 In Parm. V: 184

Enn. V 4,2: 147, 181, 189, 198,200 Enn. VI 7,32: 147 Procr. an. 1015 EF: 193 In Parm. X: 183

Enn. V 5,1: 197 Enn. VI 7,38: 201 Procr. an. 1016 CD: 193 In Parm. XI: 183

Enn. V 5,2: 206 Enn. VI 7,39: 198 Procr. an. 1017 BC: 192 In Parm. XII: 183,188,306

Enn. V 5,6: 181 Enn. VI 7,42: 147, 181 Quaest. Plat. 8, 4: 135, 152 Quaest. Horn. zu Z 201: 238

Enn. V 5,9: 146, 275 Enn. VI 8,7: 147, 198 Quaest. Plat. lOOI E - 1002 A: 201 Sent. 10: 188

Enn. V 5,10: 146 Enn. VI 8,8: 146 Quaest. Plat. 1007 C: 199 Sent. 11: 197

Enn. V 5,12: 120 Enn. VI 8,9: 147 Oe virt. mor. 3: 145 Sent. 31: 147, 181

Enn. V 5,13: 147/,181 Enn. VI 8,13: 147, 200 Oe vita et poesi Homeri 91-151: 239 Sent. 37: 197

Enn. V 6,4: 200 Enn. VI 8,14: 147 Poimandres Sent. 44: 135
,....
388 Indices Indices 389

Vita Plotini 3: 205 In Rernp. 184: 212 Theo!. Plat. II 7: 212 Sophoc!. Aias 371:228

Vita Plotini 16: 207 In Rernp. I 177: 238 Theo!. Plat. III 6: 188 ebd.829:228

Proklus In Rernp. I 192 f.: 238 Theo!. Plat. III 16: 135 Seneca

EIern. Theo!. 13: 211 In Rernp. 1275: 212 Theo!. Plat. IV 29: 196 ep. 58. 15 und 17: 188

EIern. Theo!. 18: 276 In Rernp. 1287: 211 Psellus ep. 58. 28 f.: 192

EIern. Theo!. 45: 192 In Tim. 8: 241 Hypot. 27: 180 ep. 95,17: 184

EIern. Theo!. 52: 135 In Tim. 87: 241 Pseudo--Clementinen ep. 95, 57: 71

EIern. Theo!. 53: 135 In Tim. 119: 241 Horn. XVII 18: 156,169 Sextus EmpiriclL~

EIern. Theo!. 54: 135 In Tim. 177: 241 Pselldo-Dionysius Areopagita ad\'. Math. VII 151: 129

EIern. Theo!. 55: 135 In Tim. I 116: 241 Cael. hier. 15.8: 213 ad\'. Math. VII 432: 71

EIern. Theo!. 56: 276 In Tim. I 174: 240 Div. nom. I. 1. 588 B: 149 adv. Math. X 224-226: 152

EIern. Theo!. 57: 276 In Tim. 1238: 154 Div. nom. II 4: 201 P)Trhon. I 172: 151

EIern. Theo!. 65: 276 In Tim. 1271: 199 Mys!. thcol. Ir: 201 Simplikills

EIern. Theo!. 92: 188 In Tim. 1272: 199 Myst. theol. III: 149 In Arist Cat. 194.28 ff.: 151

EIern. Theo!. 100: 211 In Tim. 1276: 139, 186, 193 ptolemaellS In de caelo I 3: 154

EIern. Theo!. 107: 134 In Tim. 1277: 192 Phaseis 6: 134 In de caelo 270a3: 199

EIern. Theo!. 115: 276 In Tim. 1283: 186 Qllmran-Schriften In de caelo 279b17: 192

EIern. Theo!. 189: 192 In Tim. 1325: 193 1 QS 1,9:203 In Phys. 1.5: 180

In Parm. 7: 179 In Tim. 1373: 212 1 QS 2,19: 312 In Phys. 188a19: 180

In Parm. 68: 184 In Tim. 1384: 193 1 QS 10. 5: 311 Sokrates

In Parm. 72: 184 In Tim. 1385: 212 1 QSa 2. 21: 312 h.e. 1.5: 8,35.39

In Parm. 74: 184 In Tim. 1387: 212 Rllfinlls: h.e. 1.8: 39. 48

In Parm. 756: 212 In Tim. III 173: 241 h.e. I. 1: 35 h.e. 1.9: 45

In Parm. 785: 192 Thco!. Plat. I 14: 183 h.e. I. 13: 50 h.e. 1.23: 49

In Parm. 1152: 176 Theo!. Plat. I 21: 207 h.e. IX 6: 1.31 h.c. 1.31 f.: 50

In Parm. 1180: 183 Theo!. Plat. II 5: 211 Scholien h.c. 1.36: 50

In Remp. I 6-12: 241 Theo!. Plat. II 6: 211 f Q zu S 128: 228 h.c. 1.37: 50
390 Indices Indices 391

h.e. 1,38: 50 Tatian ebd. 2,17: 233 Urk. 15: 44/

h.e. 2,17: 39 Or. 4: 118, 156 ebd. 2,22: 136,157 Urk. 17: 39,45, 48

h.e. 5,10: 69 Or. 5: 136,157, 276 Theophrast Urk. 18: 45, 131

Sozomenus Or.6:276 Met. 6a23 ff.: 180 Urk. 20: 43

h.e. 1,15: 8,35,37, 60, 194,221 Or.7:276 Trad. apost Urk. 21: 132

h.e. 1.21: 48 Tertullian 1 ff.: 51 Urk. 29: 49

h.e. 2,18: 49 Oe orat. 4: 126 Urkunden des arianischen Streites Urk. 30: 52, 54, 62-<i4, 66, 68/, 80, 82/, 98,
130,132,139,143/,155, 212, 232
h.e. 2,28: 50 Adv. Praxean 10: 151 Urk. 1: 4, 21, 35, 43-46, 52, 55-58, 63,
67-<i9, 82/, 86/, 130, 135, 139, 143, Urk. 31: 49
h.e. 2,29: 50 Apo\. 17,1:276 145, 151, 154, 197, 207, 214, 223, 232,
245 Urk. 32: 49
h.e. 2,33: 50 Themistios
Urk. 2: 43, 45, 56 Urk. 33: 50
h.e. 3,5: 131 In Met. 1074b33: 199
Urk. 3: 43/,120,214 Urk. 34: 34, 49, 52, 66/
h.e. 6,26: 194 Theodoret
Urk. 4 a: 43 Xenokrates
h.e. 15,2: 35 h.e. 1,1: 221
Urk. 4 b: 34, 39, 41, 43-46, 52, 57-<i0, 63, Frg. 15: 180
Speusippus h.e. 1,4: 44, 65 67-<i9, 71, 75, 119, 124, 131, 138, 143,
155,215 Frg. 68: 180
Frg. 34: 179 h.e. 1,8: 48
Urk. 5: 43, 45 Xenophanes
Frg. 38: 179 h.e. 1,30: 50
Urk. 6: 10, 34, 39, 40/, 43/, 52, 53-55, 57, Frg. B 15: 238
Stobaeus Theophanes 61, 63, 68/, 74[, 82/, 86-88, 99, 113,
115, 123, 125, 129/, 133, 135, 139, Frg. B 23: 178
Ec\. I 2,29: 157 Chronographia PG 108,77 B: 38 143-145, 151, 160, 195, 207, 213, 223/,
236 Frg. B 24: 178
Strabon ebd. 88 C - 89 A: 38
Urk. 7: 43, 140
Geogr. I 3, 18: 241 Theophilus
Urk. 8: 43,45, 69, 80, 136, 145, 151,214
Synesius Ad Auto!. 1,3: 276
Urk. 9: 43
hymn. 1. 180 ff.: 188 ebd. 2,4: 276
Urk. 10: 43/
Syrianus ebd. 2,10: 224, 276
Urk. 11: 43
In Met. XIII 1079a15 ff.: 180 ebd. 2,13: 225
Urk.12:43,144
Targume ebd. 2,14: 233
Urk. 13: 43, 144
In Gen. I, 1: 250 ebd.2,15:233
Urk. 14: 4, 38, 41, 43/, 48, 52, 56, 57,
In Jer. 1: 311 ebd. 2.16: 233 60-<i2, 64, 69, 71, 75, 114, 120, 129,
131,133,224, 226
392 Indices Indices 393

2. Namenregister 57-59, 65-72, 75-78. 82. 113f.. 116, Dexippus: 88, 159
124, 127, 129, 132 f.. 137-139, 141,
2,1. Antike 143 f., 151, 153, 155 f., 168, 191, 195 f.. Diogenes Laertius: 71,157,280
198, 213, 215 f., 218. 222, 226. 234 f.,
237,241,315,317 Dionysius von Alexandrien: 4, 7, 13, 40, 114,
Acacius von Cäsarea: 47, 76, 81, 116, 119 Anthimus: 9 f. 121. 127 f., 142-144. 151, 153, 158, 161,
Athanasius von Anazarbus: 55 f., 120 f., 142, 194,222,232
Achil(1)eus: 57, 60 Antiochus von Ascalon: 199
234
Dionysius von Rom: 127 f.
Achillas: 35 f., 37 f.. 41 Antonius von Tarsus: 46, 236 f.
Athenagoras: 7, 113, 115, 117, 118 f., 124 f.,
127, 139, 157, 164, 193 Ebion: 4
Adam: 232 Apollinaris von Laodicea: 14, 59, 66, 68, 72,
81 Epikur: 152,272
Attikus: 119, 139, 156, 186, 191 f .. 197, 199
Aeithales: 57
Apollonius Dyskolus: 231. 245 Augustinus: 5, 22, 27, 149, 200, 203, 229, Epiphanius von Salamis: 4 f., 34-36, 38,
Aetius: 46 f., 56, 68, 70, 76--78, 88, 119, 122. 275 f., 288, 293 40 f .. 52, 65 f .. 125,220 f., 252, 314, 318
163,208 Apollus: 221
Basilides: 139 Eudorus: 180. 191
Agapius von Menbidj: 221 Apuleius: 118
Basilius von Ankyra: 81 Eudo,ous: 65 f., 81, 163
Akiba (Rabbi): 225 Aquila: 222
Basilius von Caesarea: 161 Euklid: 201 f.
Alexander von Alexandrien: 4 f., 7 f .. 12, Areius Didymus: 199
34-36, 38 f., 40-42, 43f., 47-49, 51, 53, Boethius: 5 Eunomius von Cyzicus: 47, 68-70, 77, 119,
55 f., 57, 59-62, 65 f., 69-76, 80, 113, Ares: 50 122,163,194,208,236
120, 124, 129, 132-134, 141, 143 f .. 151, Calcidius: 133, 139, 191. 225
153,193,197 f., 214, 216, 224, 226, 236, Aristides: 118 Euphranor: 127
245,252,254,315 Candidus: 55
Aristobulus: 169 Euphration: 70. 120
Alexander von Aphrodisias: 157, 159 f., 177, Cassiodor: 38
180,192,196,210,215 f., 218,317 Aristoteles: 9, 13, 35, 41 f., 88, 97, 135 f., Eupolemos: 264
139, 147, 150-152, 154, 159. 176 f ..
Ceffius: 118, 170,229
Alexander von Konstantinopel: 44, 50 179-181, 183, 185-187. 189, 193, 196, Euporus: 127
199,201-204,210,214 f., 228, 275, 280,
Chrysipp: 154
Alexander von Thessalonich: 56. 60 f.. 113, 282,306,317 Euripides: 281
120 Cicero: 37, 139,238,280
Arius: 2. 4-15, 16, 21 f., 24, 26,28 f., 34-36, Eusebius von Caesarea: 9, 37, 40 f.. 43-46,
Alkimus: 157 37-39, 40-42, 43-52, 53-78, 80-88, 99, 56, 64, 70, 74, 80, 116, 118, 120-122,
Clemens von Alexandrien: 12, 114 f., 117 f.,
lOS, 110, 112-123, 125, 127-133, 124, 127, 130-132, 136 f., 140-144, 152,
124, 126 f., 136, 158-161, 167, 169-172,
Alkinous: 118 f., 157, 191-193, 197, 199, 135-145, 150-156, 158, 160-162. 164, ISS, 163, 172 f., 192, 195, 199, 204 f.,
176,203,227,230,316
201 f.. 203, 213,317 172-175, 183, 190-198. 202, 207f.,
214,315 f.
212-222, 224, 226, 230-236, 238-243,
Clemens Romanus: 50 f.
Ammon: 127 245, 250-255, 259, 263, 269, 271-273, Eusebius von Nikomedien: 4, 12, 21, 35,
284,313-319 43-46,48, 50, 52, 55 f., 67, 69 f., 76, 80,
Colluthus: 39,41 f., 51, 54, 315
Ammonius: 127 115,132,143-145,151,214
Artemas: 4
Cornutus: 146,239
Ammonius Sakkas: 8, 204-206, 230 f. Eusebius Pamphilus: 45 f., 52, 60
Asklepius: 203 Cyprian von Karthago: 5
Anatolius: 189 f., 195, 198 Eustathius: 44, 49, 116,233
Asterius: 5, 44-46, 50, 69, 76, 81, 115, 119, Cyrill von Alexandrien: 5
Anaxagoras: 178 124, 130, 132, 136 f., 155 f. Eutychius: 56
Damascius: 154, 190
Ana.ximander: 176, 275 Athanasius von Alexandrien: 5, 9 f., 10, 12, Euzoius: 48 f., 57, 62-65, 69, 80, 132
14, 27, 34, 37-39. 40-42, 44-50, 53,
Demetrius: 41
- 394 Indices
....
Indices 395

Evagrius Ponticus: 163, 315 Hippolyt von Rom: 51, 136, 139, 152, 167, Leontius: 46 Ossius von Cordova: 43 f.
169
Faustinus: 194 Longinus: 205 Pachomius: 237
Homer: 206, 221. 228 f., 231,237 ff., 240 f.,
Fulgentius von Ruspe: 5 251 Lukian von Antiochien: 4, 6, 8, 21, 35, 46, Parmenides: 176-179. 185. 200. 267-269,
64-66, 112, 131 f .. 173. 222. 233 f., 316 304
Gallienus: 205 Horaz: 239
Lukian (Märtyrer): 131 f. Patrophilus von Scythopolis: 60
Gallus: 205 Hoschaja (Rabbi): 225
Lukian (Rhetor): 37. 134 Paulinus von Tyrus: 43. 56. 60, 69 f.
Gelasius Romanus: 168 Iamblich: 25, 159, 179. 189 f., 192, 195-199,
211 f .. 219, 239-241. 317 Macarius: 56 PauJus: 165-168. 310-312
Gennadius: 5
Iason von Kyrene: 264 Makedonius von Konstantinopel: 81 PauJus von Samosata: 4,6 f.. 10, 13 f., 21. 37,
Georgius von Alexandrien: 81 50.59.131, 161 f., 173,233,316
Ignatius von Antiochien: 51. 66. 136. 167f., Ma1chion: 62
Georgius von Laodicea: 144 173.316 Petrus (Apostel): 271
Marcus: 135
Gregor von Laodicea: 56 Irenaeus von Lyon: 135. 167. 169. 225, 276. Petrus von AJe-xandrien: 7, 12, 35. 37-39.
280 Maris:46 41.161.194.232
Gregor von Nazianz: 5, 208
Isidor: 38, 202 Marius Victorinus: 5, 8, 126. 133. 147, 184, PhiJo von Alexandrien: 9. 12. 71, 101,
Gregor von Nyssa: 5, 128, 206, 208, 212, 188,197,226 113-115, 117, 118. 122, 128, 135, 138,
227,231,235,263 Jakobus: 166 140 f., 143-146, 148 f., 151. 156-158,
MarkeIl von Ankyra: 9 f .. 19. 50. 59. 68, 81, 168-170. 172. 191, 193. 201-203. 208.
Gregor Thaumaturgos: 132, 161, 272 Jesaja: 40 116. 120. 127, 155 f., 234 f. 218,222,228-230,232 f., 239, 251. 261,
316 f.
Guarimpotus: 38 Johannes Chrysostomus: Markion: 10, 113. 122.227
PhiJogonius: 44, 56
Hellanicus: 56 Johannes von Damaskus: 5. 201 Maximus von Tyrus: 118. 124
PhiJostorgius: 34 f .. 44. 49. 66, 70, 77, 132
Herakleon: 142, 230 Johannes Doxapatres: 231 Melitius: 37-39, 314 f.
Photin von Sirmium: 59
Heraklit: 177 f., 239, 267 f., 305 Johannes Philoponus: 122. 135. 154, 186, Menander: 134
192, 199 Photius: 77. 127 f .. 159,231
Heraklit (Rhetor): 230 Methodius: 118-120, 128, 131-133, 135,
Johannes von SkythopoJis: 154 137f., 152f., 162, 173, 192, 194,207. Pierius: 128
Hermes: 9 f. 213,234,254,276.316
Josephus Flavius: 169 Platon: 9, 19. 88. 97, 108, 114. 118 f .. 122.
Hermogenes: 139 Nemesius: 204 f. 124, 132 f., 135. 140. 146 f., 149, 151,
Justin: 2, 19, 118 f.. 125, 136. 139, 156 f., 156 f., 176. 178-181, 184-186. 189,
Hesiod: 134,237,282 168 f., 171, 193.228 Noet von Smyma: 51 191-193. 199 f.. 202 f., 206, 209 f.,
214 f., 228 f.• 239. 241, 261, 267-269,
Hierakas: 40, 236 Karponas: 41 Novatian: 5, 12, 151. 194 275 f., 280, 282, 304, 306

Hierax: 40, 236 Kephas: 166 Numenius: 116, 118, 135, 169, 180,206,282 Plotin : 9, 12, 22. 25, 81, 120, 126, 135 f.,
138 f., 146-149, 152. 154. 157. 176 f ..
Hierokles: 192, 204-206, 230 f. Kokondrius: 230 Origenes: 5-8, 13, 21. 40, 51 f., 56, 71. 112, 179-184. 188-191, 194-214. 217-219.
114. 116, 118-120, 122, 125-128, 240 f., 254, 268 f .. 274-276, 282. 306,
Hieronymus: 4 f. Konstantin: 34, 39, 43-45, 48-50, 54. 62, 64, 130-133, 136-138. 142-144, 151-153, 317
66 f.. 69, 74, 80, 155 156-158, 160-162. 167, 169-173. 192,
Hilarius: 53, 162, 225 203-207,213,215,219 f., 222, 224-234, Plutarch: 135, 139, 145 f .. 152, 169. 180 f ..
Laktantius: 128. 139. 280 236, 238 f., 245, 250, 253, 255, 272, 313. 192 f .. 199,201.203,239.282
Hillel (Rabbi): 229 316. 318
396 Indices Indices 397

Porphyrius: 12, 25, 50. 135, 147, 151, 180 f" Speusippus: 179 f. 2.2. Modeme
183-185.188,190,194 f., 179 f., 204 f"
210, 213, 215 f .. 218 f., 238, 240 f., 254. Synesius: 188 Abramowski, L.: 43, 126, 128.143, 194,223 Bames, T. D.: 39, 41, 49, 57, 132, 145,237 f.
276.306.317
Stephanus: 166 Ackermann, D. c.: 271 Barth, K.: 2, 14,20,22,87,211
Priscilla: 222
Stobaeus: 157 Adomo, Th. W.: 30, 108,281 Bartmann, B.: 13
Proklus: 134 f., 138 f., 149, 154, 159, 176,
179, 184, 186, 188, 192 f., 196, 199, 202, Strabon: 240 f. Alexander, S.: 99 Batiffol, P.: 39
207,211 f., 213, 217, 238,240 f., 276
Syrianus: 159, 180 Altaner, B.: 237 f. Bauer, W.: 41
Prokopius von Gaza: 161,232
Tatian: 118, 136, 156 f .. 276 Althaus, P.: 14 Bäumer, R.: 261
Psellus: 180
Taurus: 186, 191 f. Andresen, C.: 9. 118. 156. 169. 229 Baumgarten, A. G.: 89
Pseudo-Dionysius Areopagita: 149,184,201,
213 TertuJlian: 5. 126. 151. 167-169.276 Annas. J.: 209 Baur, A.: 5

Ptolemaeus: 134 Themistius: 199 Anselm v. Canterbury: 103 Baur, F. Chr.: 6, 18,20,65,262

Quintilian: 37 Theodor von Mopsuestia: 233 f .. 254. 318 Apel. K. 0.: 30 Baus, K.: 43, 64,81, 237

Ramses IV.: 250 Theodoret: 36,44.48, 50, 65, 168. 221 Armstrong. A. H.: 22.182,188,190,271 Beausobre, Lde: 10

Rufinus:35, 50,126,131,153 Theodosius: 69 Amold. G.: 261 Becker, J.: 243 f.

Sabellius: 113, 115, 151 Theodotus: 6. 56 Amou. R.: 193 Beierwaltes, W.: 8, 81, 108, 114, 118, 132,
l35 f., 146--150, 152, 154, 176--179,
Sabinus von Herac1ea: 38 f. Theognis: 46, 48. 115. 123 Artz. J.: 299 181-186, 188 f., 196, 198,200,202,204,
206--209, 211 f., 213 f., 240, 269, 276,
Sarmatas: 41 Theognostus: 7. 128,222 Aubert. R.: 301 279,282,286,293,306

Saulus: 221 Theonas: 34,48,57 Auer, J.: 13 f. Beinert, W.: 14

Secundus:34,51,57 Theophanes: 38 Austin, J. L.: 31, 267 B(me, C.: 17

Seneca:71. 184. 188 Theophilus: 136, 140. 157, 173, 224f.. 233, Ayer, A. J.: 91 f., 289 Bengtson, H.: 263
276, 316
Severus von Antiochien: 168 Bacon, F.: 89 Benjamin, W.: 30 f.
Theophrast: 180, 187
Sextus Empiricus: 7l, 129, 151 f., 201 Baltes, M.: 191-193 Benn, G.: 91
Valentinianus: 10,54. 142
Silvanus von Tarsus: 81 Balthasar, 11. U. v.: 103, 107-109 Benz, E.: 126
Xenokrates: 139, 180
Simplikius: 151, 154, 180, 192, 199,201 Bal-tus, J. F.: 17. 261 Berger, K.: 243
Xenophanes: 178,238
Sokrates: 8, 35, 39, 42, 45, 48-50, 69 Barbel, J.: 10 Bergson, H.: 99

Sozomenus: 8, 35, 37-39, 48-50, 60, 131, Bardenhewer, 0.: 276 Berkhof, H.: 9, 65
194,221,314
Bardy, G.: 7, 35, 57, 63, 131 f. Beutler, R.: 276

Bamard, L. W.: 7-9, 113, 119, 127, 169, 191, Biemer, G.: 297 f.
194, 314
r 398 Indices Indices 399

Bienert. W.: 127. 161. 173 Bubner. R.: 101. 103.267 Courth, F.: 14 Eliade, M.: 283

Bigg, c.: 116, 120, 126 Bucher, A. J.: 2 f., 283, 290, 304-306, 319 Creuzer, F.: 148,283 EHiger, W.: 7

Bigger, C.: 209 f. Bucher, R.: 304 Crusius, M.: 91 Elze, M.: 118, 156

Billot, L.: 102 Bude, G.: 16 Cullrnann, 0.: 287 Engelhardt, M. v.: 18 f.

Birkner, J.: 18 Buffiere, F.: 238 f., 241 Danielou, J.: 10, 118, 156 Erasrnus von Rotterdarn: 17, 229, 260

Biser, E.: 250,287,289 Buhl, F.: 134,206, 223, 249, 268 Deissler, A.: 16 Escribano-Alberca, 1.: 101

Bloch, E.: 91 Bühler, K.: 31 Deku, H.: 91 Essler. W. K.: 154

Blumenberg, H.: 148, 261 Bultmann, R.: 30, 165,231, 243, 262 Denniston, J. D.: 177 Ewig, E.: 64, 81

Boff, C.: 288 Burrus, V.: 37 Descartes, R.: 89, 91, 96, 99 Ezra, A. ibn: 249

Boff, L.: 286, 288-290 Cadiou, R.: 229 Dewart, L.: 266 Fabian, J.: 26 f .. 29, 31

Boman, Th.: 248, 259, 266-269,274,304 Calvin, J.: 17,87 Diekamp, Fr.: 128 Fabricius, C.: 271

Bonaventura: 96, 103 Carnelot, P.-Th.: 234 Dihle, A.: 126 Feick, H.: 268, 306

Bonhoeffer, D.: 203,304,310 Campenhausen, H. v.: 51 Dillon. J.: 179-181, 186. 190 f .. 199. 211, Feuerbach, L.: 86. 91
275
Borig, R.: 68, 108,225 Canisius, Petrus: 17 Fischer, 8.: 227
Dilthey, W.: 233
Bormann, C. v.: 31 Cantalarnessa, R.: 156 Fitzmyer, J.: 224
Dodds, E. R.: 116
Born, A. van den: 229 Carnap. R.: 22. 91-93, 267 Flacius IIIyricus: 16,261
Döring, H.: 28 f.. 102,278
Bomkamm, G.: 166 Casaubonus, 1.: 260 Flasch, K.: 203
Dörrie, H.: 25, 231, 238 f.
Boros, L.: 310 Casper, B.: 93, 304 Flusser, D.: 165
Drey, J. S.: 301
Boularand, E.: 7, 35 CeiHier. R.: 261 Foerster, W.: 251
Droysen, J. G.: 263
Braun, C.: 17 Cessi, V.: 187 Franciscus Pipinus: 276
Duckworth, C.: 159
Braun, H.: 165 Chadwick, H.: 34,44 Frank, M.: 147
Du Harnei, J.: 89
Brentano, F.: 108, 306 f. Christiansen, 1.: 229 f. Fränkel, H.: 282
Dummett, M.: 93
Brox, N.: 165,270 Clauberg, J.: 89 Frege, G.: 93
Duns Scotus, J.: 148
Brunner, E.: 14, 107 Clerc, J. le: 261 Friedländer, M.: 7
Düring, 1.: 186
Brunner, G.: 227 Clercq, V. C. de: 43, 119 Frietzsche, H.-G.: 15
Ebeling, H.: 304
Brunner-Traut, E.: 237 Conzelrnann, H.: 166 Fromm, E.: 11
Ecc1es, J.: 103
Bruyne, D. de: 142 Coreth, E.: 28, 89, 93, 95-98, 149,262, 304, Gadarner, H. G.: 24, 30 f.
313 Ehlen, P.: 28, 93, 262, 304,313
400 Indices Indices 401

Gaiser, K.: 179 Grom, 8.: 11 Hegel, G. W. F.: 19,22,30 f., 96, 98 f., 104, Hyldahl, N.: 118
110, 148, 177. 196, 261 f., 269, 276,
Ganoczy, A.: 103, 108, 191, 223, 282, 310 Gross, W.: 246-248 287 f., 297, 300 Ivanka, E. v.: 263

Gebser, J.: 281, 283 Grotius, H.: 249 Heidegger, M.: 27, 30, 85. 91, 96, 101, 109, Jacobi, F. H.: 300
176 f., 262, 268 f., 290, 303-308
Genebrard, G.: 17 Gründel, J.: 11, 27, 165, 288 James, W.: 100
Heitsch, E.: 177
Geiselmann, J. R.: 300 f. Guardini, R.: 22 Jaeger, W.: 176, 263
Hengel, M.: 165 f., 222 f., 225, 263-265
Gerhard von Cremona: 276 Gummersbach, J.: 13 Jantzen, J.: 177
Henrich, D.: 90, 110
Gericke, W.: 65 Gunneweg, A. H. J.: 203, 264 f. Jaspers, K.: 91
Herder, G.: 287
Gesenius, W.: 134, 206, 223, 249, 268 Guthrie, W. K. C.: 169, 177 Jcdin. H.: 16
Hermes. H.: 93
Ghellinck, J. de: 65 Gwatkin, H. M.: 4, 7 Jeremias, J.: 166, 311 f.
Herrmann, W.: 22, 87
Gilbert de la Porree: 260 Haag, E.: 16 Joly. R.: 51
Hesse. H.: 292
Glawe, W.: 260 Haag, H.: 250 Jonas, Il.: 101
Hessen, J.: 266
Gnilka, Chr.: 171, 271 f. Habermann, J.: 244 Jones, R. M.: 199
Heussi, K.: 17
Gnilka, J.: 165 Habermas, J.: 30 f. Jong. K. H. E. de: 205
Hofrichter, P.: 123, 243, 252
Gödel, K.: 93 f. Hacker, P.: 271 JÜngel. E.: 104, 107, 110
Hölderlin, F.: 283, 305
Godin, A.: 17 Hadot, 1.: 241 Jungmann, J. A.: 13
Holland. D. L.: 43
Goethe. J. W.: 97. 292 Haeffner, G.: 28, 93, 98, 306, 313 Kafka. F.: 30
Holmes, J. D.: 297 f.
Goodenough, E. R.: 115. 281 Hagemann, H.: 6, 9, 116 Kaiser. Ph.: 102. 104, 106
Holte, R.: 156. 168 f.
Gordon, C. H.: 169 Hahn, F.: 85, 165 Kamlah. W.: 266
Holz, H.: 6, 126.282
Görg, M.: 108 Hanson, R. P. C.: 12 f., 34 f., 38, 43, 53 f., Kanncngicsser. C.: 10. 12 f., 37.43,46 f., 53,
56, 62, 65-68, 71 f., 75, 116, 121, 123, Honnefelder, L.: 148 55, 59. 63, 65, 67-71, 76-78, 81. 115,
Grabmann, M.: 260, 262 127 f., 131 f., 136 f., 143, 152 f., 155, 119,158, 161, 163. 193-195,208,219,
160-163. 191, 229 f. Horkheimer, M.: 30, 108,281 221 f., 226. 232 f.
Gregg, R. C.: 8, 11-13, 36, 37,47,52,71-73.
77, 112, 114, 123 f., 129 f., 133, 136 f., Harnack, A. v.: 4, 6, 11, 16-22, 24, 26, 34 f., Hoß, K.: 65 Kant. I.: 22. 26. 28 f.. 86-91, 94-96
139, 145, 151, 154, 156,219,224 55,65,85 f., 87 f., 161, 164, 168 f., 171,
173 f., 219, 259, 262, 274 f., 296, 309, Hübner, R. M.: 12, 18,40,51,59. 61, 68. 81, Käsemann, E.: 165
Greiner, S.: 284 314-316, 319 116,122,155,163.194,234,236.284
Kasper. W.: 2. 6. 14, 21, 30, 99, 108-110.
Grillmeier, A.: 16, 18, 30, 51, 53 f., 64-66. Hartmann, A.: 292 Hübscher, A.: 304 310, 314
70, 85, 100, 102, 113, 115, 120, 128,
134,155 f., 160, 163-165, 167-172, 193, Hartmann, N.: 305 Huetius, D.: 260 Keller, A.: 28, 93. 96 f., 101
224,227,276
Hartshorne, Ch.: 99 Hume, D.: 19,91 f. Keil}" J. N. D.: 57, 8l
Groh, D. E.: 8, 11, 13, 36, 37,47, 52, 71-73,
77, 112, 114, 123 f., 129 f., 133, 136 f., Hasenhüttl, G.: 30, 288 Husserl, E.: 28. 96, 262, 305, 307. 313 Ken'myi. K.: 281. 283
139.145,151,154,156,224
402 lndices 403
Indices

Kern, W.: 27, 297, 299, 301 Lamberton, R.: 241 Louth, A.: 12, 147, 159, 189.216,219 Metz, J. B.: 100, 110,286,288,290
Kettering, E.: 306 Lammers, K.: 289 Löwith, K.: 261, 288 Mittmann, S.: 172
Kettler, F. H.: 38 Lavater, J. C.: 292 Lowry. C. W.: 126 Möhler, J. A.: 6, 19,57,301,303

Kierkegaard, S.: 102,262 Leaeh, E.: 10 f. Lubae, H. de: 229 Moltmann, J.: 6, 11, 107, 109 f .. 274, 276
Klauck, H.-J.: 166, 203, 223 f. Lehmann, K.: 284, 309 Luibheid, C.: 120, 132 Mönnich, C. W.: 37, 39
Klausner, J.: 165 Leibniz, G. W.: 19,89 Luther, M.: 5, 17 f., 20, 87, 91, 261, 288 Monod, J.: 288
Knauer, P.: 27 f. Lenz, H.: 303 Lyman, R.: 156,173 Mortley, R.: 88, 118, 135, 140, 146 f., 151,
156 f., 159, 170, 177, 187,202,283
Knoch, 0.: 227 LeSniewski, S.: 93 Maas. P.: 75
Mos-heim, J. L. von: 5, 17, 261
Koch. H.: 170,287 Lessing, G. E.: 291 f., 301 Mackie, J. L.: 95
Mühlen, H.: 100,103
Koch, K.: 99, 277-279, 283 LiddelI, H. G.: 36 Malebranches: 96
Mühlenberg, E.: 59
Köhler, 0.: 261 Liebart, J.: 14 Malinowski, B.: 283
Müller, G.: 46
Köhler, W.: 18 Lienhard, J. T.: 81,116, 156 Malmberg, F.: 102
Müller, G. L.: 2, 14, 16, 18,20,28, 86 f .. 89,
Kojeve, A.: 110 Lieske, A.: 170 Marcus, W.: 126 91, 100-102, 104, 106 f., 165, 176, 203,
211,277,284,309 f.
Kölling, W.: 19, 36, 37, 52 Lietzmann, H.: 19, 57, 311 Marechal, J.: 95 f.
Müller. M.: 95,100
Koopmans, J.: 17 Lightfoot, J. B.: 168 Markus. R. A.: 271
Münscher, W.: 5
Kopecek, Th.: 37. 39. 43, 47, 69-71. 76--78, Lilla, S. R. C.: 156, 160, 170 Marrou, H. 1.: 8 f.
80
Neander, A.: 6
Lindemann, A.: 166 Marsilio Ficino: 200
Koster, W. J. K.: 75
Nelis, J.: 224
Lips, H. v.: 243 f. Marx, K.: 86
Kotter, B.: 91
Nestle, W.: 281
Locke, J.: 99 März, c.-P.:
Kraft, H.: 223
Neuner, P.: 28
Lohfink, G.: 223 Matous, L.: 249
Krämer, H. J.: 179 f.
Neuschäfer, B.: 215, 219 f.. 228 f., 231-233,
Loofs, F.: 6--9, 18, 65. 68, 131 f., 162, 173, Meijering, E. P.: 17-22. 191 238,241
Kremer, K.: 181 219,262
Meinhold, P.: 16 Newman, J. H.: 4, 25, 57, 158, 173, 291,
Kuhn. Joh. Ev.: 6, 25, 296, 299-301 Lorenz, R.: 4, 9 - 11, 13, 46 f., 52, 57, 62. 296--299, 301, 303, 316
63-66, 72. 75 f., 80, 115, 122, 144, 155, Meister Eckhart: 148, 184, 212, 276, 286, 306
Kühn, R.: 296
158, 160, 163,221,224 f .. 250 Neymeyr, U.: 36, 50 f.
Melanehthon: 17,20,87,260
Kuhn, Th. S.: 94, 299 Löser, W.: 108 Nicolaus v. Kues: 91, 122, 148, 184, 188,306
Meredith, A.: 163. 204, 237
Küng, H.: 276, 303 Lossky, V.: 115 Niemann, F. J.: 27, 297, 299, 301
Merlan, P.: 199
Künne, W.: 140 Lotz, J. B.: 95, 305 Nietzsehe, F.: 30, 86, 91, 304
Merleau-Ponty, M.: 96--98
Kuss, 0.: 263 Lotze, H.: 22 Noel, C.: 5, 10 f.
404 Indices
Indices 405
Nonnann. F.: 170 Poh1e. J.: 13
Rilke, R M.: 91 Schleiermacher. F.: 6. 19. 87. 275 n
Norris. RA: 169 Pöhlmann. H. G.: 288
Rist. J. M.: 145. 187. 189. 194,208.210 Schlette. H. R.: 295
Opitz. H.-G.: 12.43.47 f .• 60. 67. 315 Pollard. T. E.: 7. 112 f.
Ritschl, A.: 18-22.87. 275. 314 Schlier. H.: 270
Orbe. A: 10. 136. 161 Popper. K.: 30 f .. 93 f .. 298 f.
Ritter. AM.: 220. 279 Schmaus. M.: 13 l-
i-
Ortiz de Urbina. J.: 43 Pottmeyer. H. J.: 309
Rius-Camps. J.: 170 Schmidt. J.: 11.262
Osborn. E.: 115. 159. 176 Prestige. G. L.: 7
Robertson. A: 57 Schmidt. W. H.: 251
Ott. L.: l3 Price, R. M.: 2, 147. 156. 169 Robin. L.: 179 Schnackenburg.R.: 11. 147. 165-167.229
Otto. W. F.: 283 Puech. H. c.: 180 Rombold. G.: 299 Schneemelcher. W.: 18
Owens. J.: 210 Putnam. H.: 31
Rondeau. M.-J.: 241 Schneider. C.: 18.263--265
Pannenberg. W.: 16 f .. 20. 25. 28. 30 f.. 87. Quine. W. V.: 93
90 f .. 99 f.. 103. 107-110. 176. 259. Roques. R.: 213 Schockenhoff. E.: 230
273-284.287 f .. 290. 296. 308. 319 Rad. G. v.: 223
Rous.~eau. A.: 225 Scholem. G.: 30
Parente. P.: 102 Radford. L. B.: 128
Rousseau. J. J.: 261 Schöndorf. H.: 89
Pascher. J.: 101 Radice. R.: 168
Rupert v. Deutz: 260 Schnonenberg. P.: 105
Patterson. L. G.: 132.234 Radlbeck. R.: 109
RusselI. B.: 93 Schulz, W.: 93
Paverd. F. van de: 26 Rahner, H.: 283 f .. 309
Saffrey, H. D.: 185.276 Schwartz. E.: 38. 57
Pepin. J.: 229. 232. 239. 241 Rahner. K.: 13 f.. 16.20.25.27 f.. 58 f .. 91. SampIe. R.: 37 Schwyzer. 11. R.: 8. 204-207. 230 f.. 276
95. 97 f., 100-108. 112. 187, 224, 229,
Pesch. O. H.: 5. 22. 28. 87 286-289.292-296.297. 300-304. 308f. Sandius, Chr.: 261 Scnll. R.: 3ö
Pesch. R: 105 Rashi: 249
Sandmel. S.: 158 Searlc, J. R.: 31. 103
Petavius. 0.: 9. 260 f. Ratzinger; J.: 13 f .. 203. 287
Schäferdiek. K.: 234 Seckler, M.: 297
Peters. A: 5. 22. 28. 87 Regnon. Th.de:59
Schaeffler, R.: 309 Seeberg, E.: 261
Peterson. E.: 8. 11 Reichenbach, 11.: 92. 94
Schäublin. Chr.: 233, 254 Seeberg, R.: 7. 219. 262
Petrus Lombardus: 260 Rieh. A. N. M.: 148. 157.203
Scheffczyk. L.: 260-263. 266, 274 f. Seek. G. A.: 187
Peukert. H.: 91-93. 95. 102. 104. 107. 262. Richard, M.: 9
288 Schelling, F. W. J.: 6, 147 f .. 188, 212, 283, Segnvia, F. F.:
287
Ricken. F.: 9, 28, 31, 61, 79. 93. 108, 118 f..
Pfättisch. J. M.: 168 f. Semler, J. S.: 261
124, 137. 156, 168, 177, 179. 188, 193. Schenke. H.-M.: 243
209 f., 212-214. 268, 284, 289, 304, Siegmann. G.: 211
Phidas. V.: 35. 37.41 f .. 62 313 f.
Schierse. F. J.: 165
Pico della Mirandola: 200 Sietsma. K.: 18
Ricoeur. P.: 28, 30
Schillebeeckx. E.: 14, 30, 105, 108, 26ö, 274,
Piepmeier. R: 292 276, 310 Siewcrth, G.: 95
Riede!, M.: 26, 90
...... ,!
406 Indices Indices 407

Simon v. Tournai: 260 Stülcken. A.: 65 Vogt. H. J.: 5 Wiederkehr. 0.: 106,297.301.303 n
Simonetti. M.: 7 f .. 11. 34 f .• 37. 53. 57. 65 f.. Swinbume, R.: 95 Völker. W.: 115, 170 Wiedmann. F.: 277
69.71.153.220-222,224
Taran. L.: 177 Vorgrimler. H.: 13. 20, 27. 83, 86. 91. 98 f .. Wilckens. U.: 191.224 f .. 229. 282
Skemp, J. 8.: 187 105. 107. 109. 112. 117. 122. 224. 229.
Tarski. A.: 93 f. 287L. 302. 310 Wildberger. H.: 16 t-
Smith.J. P.: 225 I-
Teilhard de Chardin. P.: 99. 288. 297 Walch. Ch. W. F.: 5. 8 Wiles. M.: 7. 12.61. 113. 127
Smulders. P.: 11
Telfer. W. R.: 40 f .. 46 Waldenfels. B.: 96 L Wilhelrn v. Moerbecke: 276
Snell. 8.: 281
Teller. W. A.: 19 Waldenfels. H.: 101.292 Williams. R.: 8. 10. 12 f .. 21. 26. 29. 31.
Sonderegger. E.: 192 34 f.. 38 f .. 40-42. 44-49. 51 f.. 67. 71.
Tetz. M.: 65 Wallace-Hadrill. D. S.: 35 74.78-80. 114. 117. 119. 126-128. 132.
Sorabji. R.: 186 136. 141. 144. 153. 157 f.. 160-162. 1-
Theiler. W.: 157.204 Wallis. R. T.: 183. 190.196.240 f. 172 f.. 189. 194-198.200.204 f .• 210 f .•
Souverain. M.: 17.261 214-216.219.226.230 f .. 233 f .. 315
Theobald. M.: 243 f. Waszink. J. H.: 140. 156
Spengler. 0.: 29 Winch, P.: 267
Theunissen. M.: 306 Weber, 0.: 14 f.
SperI. A.: 17 Windisehmann. C. J. H.: 188
Tholuck. F. A. G.: 19 Weger. K.-H.: 86. 294
Spinks. 8. 0.: 311 Witt. R. E.: 191
Thomas von Aquin: 2. 16.20.28.81. 95-97. Weil. S.: 295
Starck. J. A. v.: 5, 8. 35 132.149.184.187.276.294 Wittgenstein. L.: 22. 32. 90. 92 f .• 97. 267
Weinrich. H.: 246
Stead. G. C.: 7.9, 13. 42. 44 f .. 48. 57 f.. 61, Tillemont. L. de: 4 Wlosok. A.: 101
65 f., 69 f .. 72, 75 f.. 113-119, 123, WeischedeI. W.: 86
132 f .. 137, 139-141. 144, 151 f .. 155 f.. Tillich. P.: 14 Wolff. Chr.: 19.89
158 L, 161 f.. 193. 197. 215. 265. Weissmahr. 8.: 16. 22. 86. 89-93. 149 f ..
279-281.314 Töllner. J. G.: 19 175.187 f.. 190 Wolfson. H. A.: 9. 157 f.. 19,). 201 f.

Steck. O. H.: 246-248. 250 Torjesen. K. J.: 230 Weite. 8.: 25. 95. 296.299. 303 f .. 307 f. Wucherer-Huldenfeld. A.: 309

Stegmüller. W.: 28, 31,90-95. 108.305.307, Tracy. J. 0.: 17 Wemer. M.: 10,18 Wundt. M.: 89
313
Tresmontant. CI.: 266 Weß. P.: 294 Zahn. Th. v.: 18 f.
Stenzei. J.: 179
Trouillard. J.: 200 West. M. L.: 75. 169 Zeeden. E. W.: 261
Stevenson. J.: 144
Tugendhat. E.: 103. 150. 152. 186.305-307 Westennann. C.: 223. 246-250 Zeller. E.: 181 f.
Stockmeier, P.: 16,81
Turner. C. H.: 38 Whitehead. A. N.: 93. 99 f., 105.288 Zizioulas. J. 0.: 51
Stolz, F.: 16
Ungnad. A.: 249 Whittaker. J. M.: 201 f. Zwicker. 0.: 260
Sträuli. R.: 8
Valesius. H.: 205 Wickham. L. R.: 77. 88. 122.208 Zwingli. H.: 5
Strauß, D. F.: 165
Verweyen. H.: 28. 105. 108.295. 310
Strolz. W.: 101
Vivian. T.: 38 f.
Stuiber. A.: 237 f.
Vogel. C. de: 179.279
-
408 Indices
Indices 409

3. Sachregister Dogmengeschichte: 25. 26, 29, 297 ff .. 299 q.nJ<Jtc:;: 128. 158 11
ff .• 301
Abstraktion: 117. 122.201 ff. Apostel (apostolisch): 50 f .. 301 Geist (vgl. Denken): 179 ff.. 188 f .. 197 f ..
Doketismus: 53. 168 199 ff .• 203 ff.
Adoptianismus: 21. 47. 70. 72. 77
Dyas: 78.179.189.191 Geist (HI.): 63. 74. 76. 159
Agennesie: 8. 13.53.66.70.77. 119
:-
Dynamis: 74. 78 f.. 114 f.. 125. 127. 156. Geschichte: 26. 29 f .. 32. 83. 107 ff .. 120.
äYEVVll1:0<;: 53. 88. 113. 115. 137. 167 f .. äQX~:53. 114. 131. 142.162
172. 192 ff. 158 f .• 187.235 269. 275 ff .. 283 ff .• 286 ff .. 295 f.. 301.
307.309 ff.
Aszetik: 40
Einheit Gottes (vgl. Monotheismus): 7. 13.
ärEvrlto<;: 53.120. 192 ff.
53. 66.70. 82. 112 ff.. 139. 175 ff.. 194. Geschöpf (vgl. XtL<J~) 56. 58. 60 f.. 73 f ..
ätQE~tOc:;:53
Ägypten: 43 199. 204. 209 ff .. 213 f. 125 ff .• 136 f .. 157. 162. 172

Auferstehung: 63. 83. 165 ff. Ernpirie: 92 f. Glaube: 2 f .. 16. 18. 20. 27-29. 34. 87. 165. 1-
Ähnlichkeit (Un-): 73.128.211-214
289 f.
Baucalis:36.40
Alexandrien: 4-12. 14. 24. 34-36. 40-42. €vEQYEUX: 158 f .. 163. 187.235 f.
43-46 Gnade: 27. 72 f.. 292 ff.
Bewegung: 178.199.211.266.268 Engelchristologie: 10
Gnosis: 10 f.
Allegorie/Allegorese: 229 ff .. 233 f. Bild (Abbild; Urbild): 79. 81. 136. 159. 199. Episkop: vgl. Bischof
209.240 Gottheit: 56
Amt: 36
~LVOUX: 160. 216
Bischof: 40. 50 f.
ävaAAOLWtO<;: 53. 56. 69 Grammatik: 227 ff.. 233
Ereignis: 99 ff.
Bithynien: 43-45. 49 Grenze: 179
Analogie: 74. 87. 209 ff.. 212 ff.
Erfahrung: 27. 30.90.94
XQijm<;: 271-273 Grund: 53. 56. 82. 117-119. 155
Anamnese(äva~vT)(nc:;): 309 ff.
Erhöhungschristologie: 10. 165
Christologie: 24. 57. 60-{i2. 70 f .. 82 f.. 85 Heil: 17
Anapäst: 75 ff .. 112. 123. 125 ff .. 164 ff. Erkenntnis: 76 f .. 81. 88 ff .. 123.289
ävuQXoc:;: 49. 118. 162 Hellenisierung: 2 f .. 4. 6. 9 f.. 15. 16--23.
Chronologie: 43 ff .. 76 Erlösung: 65 24 f.. 26. 29.34.55.59.83.164 ff .. 175.
243. 259 ff.. 264 ff.. 274. 297
Andersheit: 53 f.. 122. 178 f.. 181 ff.. 189 Creatio ex nihilo (vgl. Schöpfung): 13. 62. Erniedrigung: 165
139 ff .. 190 f.. 193. 276. 280. 282. 284 Hermeneutik: 27. 31
Ankyra: 44
Eucharistie: 51. 310 ff.
Deduktion: 95 f.
Hexameter: 75
Antiochien: 4-12. 14.24.35.43-45.64. 112
Ewigkeit (vgl. Immer): 54. 82. 128. 130 ff.,
Deifikation: 47. 77
Antizipation: 30 192 ff., 207, 282 Himmel: 63
1iT)~LOlJQy6c:;: 169, 193.251
Exegese: 25. 243 ff. Historie: 26. 29. 32. 165
Äon: 53. 60. 62 f .. 132 ff .. 136. 162
Falsifikation: 93 Homerexegese: 25. 238 ff.
äO(?ato<;: 74. 78. 118. 123 f.
Denken (vgl. Geist): 176 ff. Fideismus: 27 Homonymität: 210
Didaskaleion: 36 Finalität: 294 f. Humanismus: 17
Apollinarismus: 64 f.
Differenz: 98 f.. In 117 f.. 145 ff .. 150 f.. Frage: 85 ff. Hypostase: 10. 13. 59. 67. 77 f .. 126.216
Apologeten: 2. 118 f.. 167 ff. 178 ff.

ä~oQQoux: 128. 161


Freiheit: 276.288 f. Hypostatische Union: 86. 103 ff.
Dogma: 18-20. 26. 34. 85
Fortschritt: 297 Idealismus: 6. 19
!I
410 Indices Indices 411
I

Idee: 120. 157. 199.203.206 f .. 209. 215 Logos: 2. 7. 9 f.. 47. 55. 57 f.. 62 f .. 64--66. Neuplatonismus: 10. 12 f. ltOLl']j.UX: 127. 130
n
69 ff .. 79. 83. 103 ff.. 116 f.. 125 ff .•
Identität: 95 f.. 117 f .. 145 ff..15t 178 ff. 152 f .• 155 ff.. 168 ff .. 203. 205.243 ff. Nicaea: 26. 29. 35. 43---45. 48 f .. 62-64. 68. Positivismus: 20. 22. 86. 88. 91. 94
100. 303 f.
i&o<;: 127. 155. 195 ff. Lykopolis: 37 Potentia oboedientialis: 27
Nicaea 11: 81
Immer (vgl. Ewigkeit): 55. 58.138 Manichäismus: 113 Praeambula fidei: 27
t-
Nichts: 55 f .• 58. 63. 72 f .. 83. 119. 139 ff., l-
Implikation: 112 Materialismus: 30 145 ff .. 190 f .. 213. 305 f. Präexistenzchristologie: 11

Inkarnation: 53. 64 f.. 70. 83. 103 ff. Melitianisches Schisma: 40. 42 Nikomedien: 35 Predigt: 36
5
Inspiration: 228 ff. Menschwerdung (vgl. Inkarnation) sEVla: 67.73 f. Presbyter: 40 f.. 51

Jerusalern: 49 f .. 264 Metaphysik: 18. 20. 86 ff .. 304 ff. Offenbarung (Selbst- usw.): 29. 87. 100 ff .. Privation: 201 f.
156. 158, 277 ff., 282 ff .. 286 ff .. 300. 1-
Judaismus: 2 Metrik: 75 302 f. ltQOßoA~: 53. 55.83. 172

Judentum: 264 ff. Ökonomie: 67 Prolepse: 30. 77

Kerygma: 83. 85 ff. Minelplatonismus: 2. 118 f.. 164. 191 Ö!-'OLO<;: 81 Providenz: 53

Kilikien: 50 Modernismus: 100 f. O!-'OLOlJOLO<;: 81 Prozeßtheologie: 99 ff.

XOL VWVLa: 51 Monarchianismus: 6. 8. 42 O!-'OOUOLO<;: 64. 81. 119. 160 f .. 172. 196 f.. Quelle: 188
213 ff.
Koptisch: 40 Monarchie: 70. 72 Rationalismus: 27
Ontologie: 86. 88
Kosmologie: 9. 20 f .. 89. 119. 137 Monas (vgl. Einheit): 78. 113. 159. 163. Raum: 90
190 f.. 236 Ordination: 51
XOOJ,lo<;: 126. 130. 157. 191 ff. Reduktion: 96
!-,ovoycvij<;: 56. 235 Ordnung: 156
XtLOj.UX: (vgl. Geschöpf): 53. 69. 88. 150. Reformation: 17
161.251 ff. Monolatrie: 16 Origenismus: 4-8.11.21.172 f .• 227 ff.
Relation: 41. 54. 80. 103. 138. 141 ff .. 150
Leben: 81 Monophysitismus: 14. 65 Orthodoxie: 29 ff .. 213

Lehramt: 300 f. Monotheismus: 7. 16.87.275 ff. OUOLa: 67. 71. 74. 78-80. 83. 115. 127 f .. Religion: 18-21
153. 158. 195 f.. 204. 210. 235 f .. 304
Lehre(r): 51 Moral: 21 Rhetorik: 227 ff.. 233
Palästina: 43---45. 49 f.
Leib (vgl. oWj.UX): 65. 67 Mysterium: 102. 106. 287. 294 f. Rom: 41
Paradosis: 50
Leiden: 67. 83. 274 f. Mythos: 240. 264. 281 ff. Sarx: 64. 83
Partizipation (vgl. Teilhabe): 126
Libyen: 34. 49 f. Natur (<pUGL<;): 68 Schöpfer: 71.151
Pentapolis: 34.49
Licht: 79. 137. 159. 196 Natürliche Theologie: 2. 20. 87. 95 Schöpfung (vgl. Geschöpf): 5. 56. 83. 85. 99.
Physikalismus: 30 121. 133 ff .. 139. 156 ff .. 175. 190 ff ..
Negation: 122. 141 ff .• 201 ff .. 212 ff. 248 ff .. 251 ff .. 275 ff.
Platonismus: 7-10
Literalismus: 112. 227 ff .. 233 f. Negative Theologie: 53. 124 SchöpfungsIehre: 61.83
Pneuma: 59
Neo-Arianer: 35.47.76-78.80 SchöpfungsminIer: 120 ff .. 244 f.
412 Indices Indices 413

Schriftauslegung: 7. 36. 167. 221 ff., 227 ff .. Tetrameter: 75 Wandelbarkeit (vgl. Veränderlichkeit); Wirkung: 67
233 f.. 234 ff .. 236 ff .. 243 ff.
69-71, 73, 75 f.. 77 f .• 80-83
Thalia: 24. 45 ff .• 55. 61. 67-76, 82. 88. 130. Wissen: 16.20.27-29.71.74.80.96 ff .• 118.
Schriftsinne: 229 ff. 195 Weisheit: 47. 58. 71. 73. 79. 81. 126. 216 138 ff .. 140. 158 f .• 200 f .. 289 f. 5
Seele: 14.58. 64-66.199.203 Theopaschismus: 274 Welt (vgl. Schöpfung): 60 Wissenschaft: 89 ff.
Sein: 91 ff .. 146. 149 ff.. 175 ff .. 191, 265 ff.. E-
Theurgie: 241 Werden (geworden. ungeworden): 55 f .. 58. Zeit: 54. 56. 58. 60 f.• 72 f.• 81 f.. 90. 107 ff ..
303 ff. l-
69 f., 73 f .. 78, 80. 82, 88. 105. 120 f .• 121 f.. 130 ff .. 135 f.. 175. 207 f .. 245.
Tod: 165 ff.. 288 f. 125 ff.. 135 f .. 151, 172. 176. 185 ff. 282
Selbigkeit: 178 f.
Tradition: 27 Wesen (vgl. oucrta): 77. 100 Zweiheit: 113. 116. 199 f.• 213
Seleukia: 81
Trinität: 40.61 f.. 82. 105 ff .. 112.291 ff. Wille: 10. 53. 56 f .. 71. 73. 75. 79. 82. 87.
Sinn: 92 f .• 306 f.
118 f .. 126. 131. 135 ff.. 140. 150. 156.
Tritheismus: 13. 109 172. 195. 207. 212. 251 ff.
Sohn: 10. 47. 53. 55-M. 66. 69 ff.. 77 ff ..
82 f.. 86 ff .. 112. 125 ff.. 135 f .. 139 ff.. Typologie: 233
150 ff.
7
Tyrus: 49 f.
Sotadeus: 75
Unendlichkeit: 122
Soteriologie: 11. 14. 57. 59-62. 65. 69-71.
73. 81 f.. 102. 303 Universalität: 16.264 f.. 291 ff.

<1<:Ö~ ätjJuxov: 64-66. 72. 162 f. Unsagbarkeit: 79

Sprache: 31 f.. 86 ff .. 308 Unsterblichkeit: 123

Ständigkeit: 178 f. Ursache: 119

Stoa: 12. 71 f. Ursprung: 53. 83. 114. 117 f.


Strebung: 71 Vater: 10. 53-64. 66. 72 ff .. 77 ff .• 82 f.. 86
ff.. 112 ff .. 120 ff .. 135 ff .. 139 ff .. 150
Subordinatianismus: 6 f.. 61. 127 ff.. 150. ff.. 206
160. 173
Veränderlichkeit: 86. 98 ff.• 116 f.. 155
Subsistenz: 53
Verfallsthese: 16
Suburbikarischer Bischof: 41
Vergöttlichung (vgl. Adoptianismus):
Sukzession: 50 f.
Verifikation: 92
Sünde: 71
Vernunft: 28-30
crwßEßT)XOC;: 152
Vielheit: 113. 117
Synonymität: 210. 215
Vollkommenheit: 122 ff .. 125
Sympresbyter: 40
Wahrheit: 79. 82. 206
Teilhabe: 9. 73. 209 ff.. 213 ff.
Wahrscheinlichkeit: 94
,
7. Band: Pesc11, Wilhelm
Münchener Theologische Studien Der Lohngedanke in der Lehre Jesu vergli-
chen mit der religiösen Lohnlehre des Spätju-
Im Auftrag der Katholisch-Theologischen Fakultät df'r dentums
Universität München, hrsg. von den Professoren Walte'r X, 156Seiten, DM 18,-1 ÖS 140 EOS Buch 107
Dürig, Georg Schwaiger, Winfried Aymans. 15
8. Band: Sieweck, Paul
1. HISTORISCHE ABTEILUNG Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel, der ,z-
crste Erzbischofvon München und Freising R-
Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Re-
1. Band: Schnacken burg, Rudolf stauration im Königreich Bayern.
Das Heilsgeschehen bei der Taufe nach dem Vll, 307 Seiten, DM 28,-löS 210
Apostel Paulus EOS Buch 108
Eine Studie zur paulinischen Theologie
Vergriffen
9. Band: Schierse, Franz Joseph
Verheißung und Heilsvollendung e-
Zur theologischen Grundfrage des Hebräerbrie- s-
2. Band: Pöhlein, Hubert
[es. Vergriffen
Wolfgang Scidcl (1492-1562)
Bcnediktiner aus Tcgernsce, Prediger zu Mün- 7
chen. Sein Leben und Wcrk. 10. Band: Pax, Elpidius
XXVII, 247 Seiten, 10 Tafeln, DM 26,-1 ETIIcDANEIA
öS 200 EOS Buch 102 Ein religionsgeschichtlicher Beitrag zur bibli-
schen Theologie.
XXIV, 280 Seiten, DM 28,-löS 210
3. Band: Schejjczyk, Leo EOS Buch 110
Fricdrich Lcopold zu Stollbergs »Geschichte
dcr Religion Jesu Christi«
Die Abwendung der katholischen Kirchenge- 11. Band: Deissler, AlfollS
schichtsschreibung von der Aufklärung und ihre Psalm 119 (118) und seine Theologie
Neuorientierung im Zeitalter der Romantik. Ein Beitrag zur Erforschung der anthologischen
XXIII, 227 Seiten, DM 26,-1 öS 200 Stilgattung im Alten Testament.
EOS Buch 103 XIX, 347 Seiten Vergriffen

4. Band: Haimerl, Franz Xaver 12. Band: Nieder, Larenz


Mittelalterlichc Frömmigkcit im Spiegel der Die Motive der religiös-sittlichen Paränese in
Gebctbuchliteratur Süddeutschlands den Gemeindebriefen
XV, 185 Seiten, DM 26,-löS 200 Ein Beitrag zur paulinischen Ethik.
EOS Buch 104 XVI, 152 Seiten, DM 18,-löS 140
EOS Buch 112

5. Band: Mußner, Franz 13. Band: Schwaiger, Gcorg


ZnH - Die Anschauung vom »Leben« im Die altbayerischcn Bistümer Freising, Passau
vierten Evangelium unter Berücksichtigung und Regensburg mischen Säkularisation und
der Johannisbriefe Konkordat (1803-1817)
Ein Beitrag zur biblischen Theologie Vergriffen XVI, 424 Seiten, DM 38,-löS 290
EOS Buch 113

6. Band: Schwaiger, Georg 14. Band: Stockmeier, Pcter


Kardinal Franz \VilhcIm von \Vartcnhcrg als Lco I. dcs Großcn Bcurtcilung der kaiserli-
Bischofvon Rcgcnshul'g (1649-1661) chen Rcligionspolitik
XVII, 329 Sciten, DM 28,-löS 210 XVII, 226 Seiten, DM 26,-1 öS 200
EOS Buch 106 EOS Buch 114
15. Hand: Brandmüller, Waller
Vom Regierungsantritt Max Emanucls bis zum
Das Wiedererstehen katholischer Gemeinden Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs (1679- 5. Band: Lachller, RailllUlld
in den Fürstentümern Ansbach und Bayreuth 1701). Studien zur Theologie und Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben
XV, 245 u. 16 Bildseiten, DM 26,-/ÖS 200 X, 540 Seiten, DM 125,- löS 940 Geschichte (SThG) und Werk
EOS Buch 115 1990, VI, 128 Seiten, DM 24,-/ÖS 190
EOS Buch 124
Hrsg. von Georg Schwaiger EOS Buch 905
16. Band: BiMer, Johanlles 25. Band: Trenller, Floriall
Die Stephanusgcschichte Format: 21 x 14,8 cm, broschiert
CarI-Oskar Freiherr von Soden 6. Band: Braun, Reiner
XVI, 260 Seiten, DM 29,- löS 220 Die bayerischen Teile d~ En~istums ~~Iz­
Ein Politiker-Priester in Bayern zwischen Mon- 1. Band: Modesto, Johalllles
EOS Buch 116 archie und Diktatur. burg und des Bistums Chlemsee 1Il der VISita-
Gregor der Große.
XIV, 272 Seiten, 16 Bildseiten, DM 49,- / Nachfolger Petri und Universal primat. tion des Jahres 1558
17. Band: Dellzler, Georg 1991, XXVI, 463 Seiten, DM 54,-/ÖS 410
Kardinal GuglieImo Sirieto ÖS 370 EOS Buch 125 1989 X 412 Seiten, DM 43,-/ÖS 330
, , EOS Buch 901 EOS Buch 906
XVI, 164 Seiten, DM 22,-/ÖS 170 26. Band: Landersdorjer, Antoll
EOS Buch 117 Die Studie weist anhand einer begriffsgeschichtlich ori· 7. Band: Böhm, ThomQS
Das Bistum Freising in der bayerischen Visi- entierten chronologischen Untersuchung des umfang- Die Christologie des Arius.
18. Band: Hartl, Friedrich
tation des Jahres 1560 reichen Corpus Gre&orianum ~mit Sc~werp~t auf der
XXII, 810 Seiten, DM 125,-/ÖS 940 Briefliteratur) auf em sehr differenZiertes Pnmatsver- Dogmengeschichtliche Überlegungen ~~ter be-
Franz von Baader und die Entwicklung seines ständnis dieses Papstes und Kirchenv~ters (59?-604) sonderer Berücksichtigung der Hellemslerungs-
KirchenbegrifTs EOS Buch 126 frage
hin das in der entsprechenden theologischen Lltera~ur
XXIV, 264 Seiten, DM 38,-/ÖS 290 27. Band: Küppers, Kurt no~h nicht angemessen registriert worden ist. Abschlie- 1991 XI, 413 Seiten, DM 44,-/ÖS 340
EOS Buch 118 ßend wird die unterschiedliche, aber insgesamt überra- , EOS Buch 907
Marienfrömmigkeit zwischen Barock und schend positive Rezeption der betreffenden. ~ussagen
Industriezeitalter
19. Band: Baumgartller, KO/lrad Gregors bei anderen Konfessionen.und !radll1o~en do-
Untersuchungen zur Geschichte und Feier der kumentiert die die Hoffnung auf emen okumerusch ak-
Die Seelsorge im Bistum Passau zwischen ba-
Maiandacht in Deutschland und im deutschen zeptierten 'und praktizierten Petrusdienst weiter auf-
rocker Tradition, Aulklärung und Restaura- Sprachgebiet. recht erhält.
tion Vergriffeil XXXIII, 336 Seiten, DM 78,- / ÖS 590
20. Band: Guth, Klaus EOS Buch 127 2. Band: Hoppe, Bemhard M.
Johannes von Salisbury (1115/20-1180) Predigtkritik im Josephinismus.
28. Band: Nesner, HallS-Jörg Die »Wöchentlichen Wahrheiten für und über die
XXVIII, 324, Seiten, DM 62,-/ÖS 470
Das Enbistum München und Frcising zur Prediger in Wien« (1782-1784).
EOS Buch 120 Zeit des Enbischofs und Kardinals Franzis- 1989,11,414 Seiten, DM 42,-/ÖS 320
kus von Bettinger (1909-1917) EOS Buch 902
21. Band: Weiß, Rudolj
XXXVI, 296 Seiten, 4 Bildtafeln DM 78,- /
Das Bistum Passau unter Kardinal Joseph Do-
minikus von Lamberg (1723-1761) ÖS 590 EOS Buch 128 3. Band: Steiller, HeilIrich
XXXIV, 502 Seiten, DM 88,-/ÖS 660 Das Verhältnis Tertullians zur antiken
29. Band: Seiler, Joachim Paideia.
EOS Buch 121 Das Augsburger Domkapitel vom Dreißigjäh- 1989, X, 285 Seiten, DM 29,80/ÖS 230
22. Band: Weiß, Duo rigen Krieg bis zur Säkularisation (1648- EOS Buch 903
1802)
Die Redemptoristen in Bayern (1790-1909)
Studien zur Geschichte seiner Verfassung und 4. Band: Thallller, Alltoll
Ein Beitrag zur Geschichte des UItramontanis- seiner Mitglieder.
mus. Papst Honorius I. (625-638).
XLVIII, 1136, Seiten XLVIII, 1174 Seiten, DM 148,- / ÖS 1110 1989, X, 281 Seiten, DM 29,80/ÖS 230
Vergriffeil EOS Buch 904
EOS Buch 129
23. Band: Hausberger, Karl Das Interesse an Papst Honorius I. beschränkte sich
30. Band: Liebhart, Wilhelm bislang fast ausschließlich auf die sog. Honoriu.sfrage.
Staat und Kirche nach der Säkularisation Altbayerisches Klosterleben
Zur bayerischen Konkordatspolitik im frühen 19. Die vorliegende Arbeit vers~chte dageget.t, ~m Ge-
Jahrhundert. Das Birgittcnkloster AItomünster 1496-1841. samtbild des Pontifikats zu zeichnen, soweit dies auf-
XXII, 146 Seiten, 16 Bildtafeln, DM 49,- / grund der dürftigen Quelle~lage möglich war. Der An-
XXIV, 372 Seiten, DM 72,-/ÖS 540 hang vermittelt durch eine Ubersetz~ng .auc~ de~ deut-
ÖS 370 EOS Buch 130
EOS Buch 123 schen Leser einen unmittelbaren Embhck m die noch
31. Band: SchiIlagi, Paul vorhandenen Zeugnisse über Person und Amtsführung
24. Band: Weirlauff, Man/red jenes römischen Bischofs, der durch sein Ve~halten i~
Die Abtei Allel in der Neuzeit (1500-1803) den dogmatischen Auseinandersetz~ngen selI!er Zelt
Die Reichskirchenpolitik des Hauses Bayern
unter Kurlt.irst Max Emanuel (1679-1726). 6, XXVIII, 452 Seiten, 12 Abbildungen, DM die Antiinfallibilisten auf dem I. Valtkanum rrut besten
98,-/ÖS 740 EOS Buch 131 Argumenten versorgte.

Buchbestelhllgen: EOS Verlag, 0·8917 St. Ottilien

Das könnte Ihnen auch gefallen