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Kann der Iman sinken und steigen?


Die Meinung der Ahl-as-Sunnah wal jammah

‫بسم هللا الرحمن الرحيم‬

Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten. Ihn bitten wir um Vergebung, und Ihm wenden
wir uns voller Ergebenheit zu. Wir bezeugen, dass es keinen Gott gibt außer Ihm, dem Einen.
Und wir bezeugen, dass Muhammad (Friede sei auf ihm) Sein Diener und Gesandter ist.
„Wahrlich, Allah gebietet, gerecht (zu handeln), uneigennützig Gutes zu tun und freigebig
gegenüber den Verwandten zu sein; und Er verbietet, was schändlich und abscheulich und
gewalttätig ist. Er ermahnt euch; vielleicht werdet ihr die Ermahnung annehmen.”

In diesem Text werden wir für Allahs Wohlgefallen die Frage „Kann das Iman sinken und
steigen?“ beantworten und damit die Ansicht der Ahl-as Sunnah wal Jamah dies bezüglich
klarstellen...

Diese Frage werden wir wie folgt beantworten.

1. Definition von Al Iman [ Tasdik, Igraar]


2. Steigt/Sinkt der Iman?
3. Wieso die Taten kein Teil des Imans sind
4. Taten die den Iman Steigen lassen
5. Fazit
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Definition von Al Iman [ Tasdik,Igraar]


Die Sprachliche Bedeutung von Al Iman ist „der Glaube“

Die Religiöse Bedeutung von Al Iman nach dem Gelehrten Omar An-Nasafi ist folgendes:

Glaube ist die Bestätigung (mit dem Herzen) und die Anerkennung (ikrar=mit
der Zunge) dessen, was von Allah dem Allmächtigen kommt. 1

Iman ist also der Glaube an die Glaubenslehre und die Bestätigung der Glaubenslehre des
Islams (Itikat/Akida).

Igrar bedeutet, den Glauben im Herzen mit der Zunge auszusprechen und zu veröffentlichen. Da
die Menschen den im Herzen verankerten Glauben nur dann erkennen können, wenn er
veröffentlicht wird, muss er, wenn es kein Hindernis gibt, mündlich bekannt und offenbart
werden.

Das Bekenntnis zum Glauben bedeutet, dass die Person von den Rechten profitiert, die
Muslimen in diesem weltlichen Leben gewährt werden, und dass ihre Beerdigung nach ihrem
Tod auf einem muslimischen Friedhof abgehalten und beerdigt wird. Ansonsten ist das
Bekenntnis kein Teil des Glaubens, sondern eine unabdingbare Voraussetzung.

Nun zitieren wir auch noch Ali Al Qari, wie er Al Iman definierte:

Die Mehrheit der Gelehrten ist der Meinung, dass der Iman der Glaube im Herzen
ist. Das Bezeugen durch die Zunge ist eine Bedingung, damit die Gesetze hier im
Diesseits angewandt werden können, da der Glaube etwas Verborgenes ist,
welches ein äußerliches Zeichen braucht. Wer mit seinem Herzen geglaubt hat,
der ist Mu’min bei Allah, auch wenn er nach den Maßstäben des Diesseits kein
Mu’min ist. Das Gegenteil gilt auch für denjenigen, der nur mit seiner Zunge (den
Iman) bestätigt hat, aber nicht mit dem Herzen, wie im Fall des Heuchlers. (In
diesem Fall ist er Kafir bei Allah, Mu’min nach den Maßstäben des Diesseits. Mit
Mu’min ist gemeint, er wird wie ein Mu’min behandelt, er hat dieselben Rechte
und Pflichten.) Das ist die gewählte Meinung von Imam Abu Mansur al Maturidi.
Die Offenbarung stimmt mit dieser Meinung überein, wie die Aussage Allahs:
„Diese sind diejenigen, in deren Herzen Er den Iman festschrieb“ 58:22 oder die
Aya: “ während sein Herz voller Iman ist.“ Oder die Aya: “ Doch der Iman ist noch
nicht in eure Herzen eingedrungen.“ Sowie die Aussage des Propheten (Sallallahu
alayhi wa sallam) zu Usama, als er (im Krieg) einen Mann, der La IlahaIlla Allah
bezeugt hat, tötete: “ Hast du etwa seine Brust geöffnet, um zu sehen, ob er
Wahrhaftig oder Lügner (bei seiner Bezeugung) war. Dies wurde von Imam
Bukhari, Imam Muslim, Imam Ibn Madscha, Imam an Nasa’i, Imam at-Tirmidhi
und Imam Abu Dawud sowie anderen überliefert.2

1
Al Aqaid al Nasafi
2
Serh Kitab al Fiqh Al Akbar, Mulla Ali al Qari
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Steigt/Sinkt der Iman?

Dies bezüglich sagte der Maturidische gelehrter Omar An Nasafi den wir auch schon davor zitiert
haben folgendes.

Die Taten nehmen in der Seele des Glaubens zu, (aber) der Glaube nimmt weder
zu noch ab.3

Das Bedeutet das der Iman im Sinne von Gottesfurcht steigen und sinken kann. Jedoch der Iman
im Sinne von itikat also Glaubenslehre weder steigt noch sinkt.

Um dies besser zu verstehen, zitieren wir nun Imam Al-Adham Abu Hanifa An Numan bin-Thabit:

„Glaube unterscheidet sich von Taten. Denn meist ist der Gläubige nicht mehr zum Handeln
verpflichtet. Es ist nicht zulässig zu sagen, dass mit dem Aufhebung der Taten (z.B. wegen einer
starken Krankheit) auch der Glaube verschwindet. Denn wenn eine Frau ihre Menstruation hat, wird
das Gebet (für die Frau) aufgehoben (nicht mehr verpflichtet, wegen ihres Zustandes), aber der
Glaube kann nicht aufgehoben, werden.4

Hier sehen wir, dass Imam Abu Hanifa Iman, im Sinne von Glaubenslehre verstanden hat.
Genauso haben es auch die Maturidischen Gelehrten, bzw. Imam Abu Mansor al Maturidi
verstanden.

So sagte Fakhr al-Din Al-Razi folgendes:

Auch Fakhr al-Din Razi sagte: "Der Glaube nimmt weder zu noch ab. Denn er
ist der Name für die Bejahung all dessen, was als Religion bekannt ist. Auf
diese Weise kann es niemals eine Zunahme oder Abnahme geben." 5

Daher nimmt der Glaube weder zu noch ab, was das betrifft, was geglaubt werden soll.
Das gleiche verdeutlich Imam Abu Hanifa auch im Folgenden:

Und der Glaube der Bewohner des Himmels und Erde nimmt weder zu noch
ab hinsichtlich dessen, woran der Gläubige glaubt, sondern er nimmt zu und
ab hinsichtlich der Gewissheit und des Bekräftigens.6

3
Al Aqaid al Nasafi
4
Kitab at Tawheed, Abu Mansor al Maturidi
5
Ehl-i Sünnet Akaidi Nesefi Akidesi Serhi, Mustafa Kasadar
6
Fiqh al Akbar
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Die Bedeutung hiervon ist, dass wenn man z.B. eines der Säulen des Imans ablehnt, kein
halb Ungläubiger, sondern ein Ungläubiger ist.
[Die Säulen des Imans sind folgende 6 Punkte: Der Glaube an Allah, der Glaube an die Engel, der Glaube an die
Offenbarungsschriften, der Glaube an die Propheten und die Gesandten, der Glaube an den jüngsten Tag und
der Glaube an al-Qada und al-Qadar (Vorherbestimmung).

Weiter sagt Imam Abu Hanifa folgendes:

Die Mu’minun sind gleich, was den Iman und Tawhid angeht, aber ungleich in
den Taten.7

Jeder Muslim glaubt an dieselben Dinge, in dieser Hinsicht steigt und sinkt der Iman nicht,
aber im Bezug auf die Gewissheit dort steigt und sinkt der Iman.

Mullah Ali Al Qari erklärte, dass, was Imam Abu Hanifa sagte, folgenderweise:

Die wahre Bedeutung ist, dass der Glaube, wie Imam al-Razi sagte, weder
in Bezug auf die Grundlage des Bezeugens zunimmt noch abnimmt, nicht
jedoch in Bezug auf die Gewissheit. Die Ränge ihrer Anhänger (Der
Religion) sind unterschiedlich in Bezug auf die Vollkommenheit der
Religion, wie es der Erhabene angedeutet hat mit Seinen Worten.8

Danach zitierte Mullah Ali Al Qari den folgenden Vers:

Und als Ibrahim sagte: Mein Herr, zeige mir, wie du die Toten lebendig machst,
sagte Er: Glaubst du nicht? Er sagte: Doch, aber um mein Herz zu beruhigen.9

Dieser Vers Ist ein beweis für die Ab und Zunahme von der Gewissheit (Yaqeen).
Hiernach wird Gewissheit (Yaqeen) in drei unterteilt:
1. Ilm Al Yaqeen (Gewissheit Durch Wissen)
2. Ayn Al Yaqeen (Gewissheit durch sehen)
3. Haqq Al Yaqeen (Gewissheit durch spühren)

Weiter sagte Mulla Ali al Qari:

Denn die Stufe von 'Ayn al-Yaqeen (Gewissheit durch Sehen) steht über lIm al-
Yageen (Gewissheit durch Wissen) 10

7
Fiqh al Akbar
8
Serh Kitab al Fiqh Al Akbar, Mulla Ali al Qari
9
Serh Kitab al Fiqh Al Akbar, Mulla Ali al Qari
10
Serh Kitab al Fiqh Al Akbar, Mulla Ali al Qari
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Wie ist das zu verstehen? Ibrahim AS hatte in dem Vers Ilm al-Yaqeen (Gewissheit durch
Wissen), her hatte davon gehört, dass Allah Tote wiederbeleben kann, er wollte aber sein
Gewissen (Yaqeen) noch mehr verstärken, indem er Ayn al Yaqeen (Gewissheit durch
sehen). Dadurch erkennt man, dass die Gewissheit im Iman zu und abnehmen kann.
Kurzgefasst: Abu Hanifa unterscheidet hier zwischen der Gewissheit im Iman und dem
Bezeugen im Iman.

Diese Beweise sollen jedoch nur zeigen, dass der Glaube den Taten an Wert überlegen ist und
dass es nur eine Rangfolge zwischen Taten und Glauben gibt. Die Taten sind dem Glauben
untergeordnet und sind kein notwendiger Bestandteil des Glaubens. Dabei sind gute Taten, und
Ibadah nicht zu unterschätzen. Es wird erklärt, dass das Fehlen von guten Taten einen nicht von
der Religion ausschließt, es sei denn, es liegt ein Zustand der Verleugnung vor. Es besteht
jedoch keine derartige Absicht, wie die Murjie Sekte behauptet, die Praxis zu unterschätzen und
sie für unnötig zu halten.

Wieso die Taten kein Teil des Imans sind

Dies bezüglich gibt Imam Taftazani mehrere, Argumente weshalb es nicht so ist. Deswegen
zitieren wir auch ihn. Imam at-Taftazani:

Die Taten gehören aus verschiedenen Gründen nicht zu der Essenz des Imans:

Der erste Grund: Wir haben bereits erwähnt, dass das Iman der Glaube bedeutet
und es gibt keinen Beweis aus der Offenbarung, dieser (sprachlichen Bedeutung)
widerspricht.

Der zweite Grund: Die Offenbarung und der Konsens besagen, dass der Glaube,
wenn man die Strafe (vor dem Tode) sieht, nichts bringt. Man nennt diese Art von
Iman, Iman der Hoffnungslosigkeit. Und keiner bestreitet, dass in diesem Fall der
Glaube und dessen Bezeugung gemeint sind, da es (in diesem Fall) keine Zeit für
die Taten gäbe.

Der dritte Grund: Die Texte (aus dem Quran); welche besagen, dass die Gebote
und Verbote erst, nachdem der Iman (dem Angesprochenen) zugeschrieben wird,
kommen, wie z.B.: “ Ihr, die den Iman verinnerlicht habt! Das Siyam (rituelle
Fasten) wurde euch geboten“ 2:183

Der vierte Grund: Die Texte (aus dem Quran), welche besagen, dass das Iman und
die Taten zwei unterschiedliche Sachen sind, wie die Aussage Allahs: „Gewiss,
diejenigen, die den Iman verinnerlicht, gottgefällig Gutes getan“ 2:277 oder „Und
wer vom gottgefällig Guten tut, ob Mann oder Frau, und Mumin ist“4:124 oder “
Und wer zu Ihm als Mumin kommt, wobei er gottgefällig Gutes tat“ 20:75. Der
Prophet (Sallallahu alayhi wa sallam) wurde nach den besten Taten gefragt, er
sagte: Ein Iman, welcher kein Zweifel beinhaltet, ein Dschihad ohne Verrat sowie
eine gottesgefällige Pilgerfahrt.
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Der fünfte Grund: Die Ayat, welche darauf hinweisen, dass das Iman und die
Sünden (bei derselben Person) existieren können. Wie z.B.: „Diejenigen, die den
Iman verinnerlicht haben und ihren Iman nicht mit Übertretung vermischen,“6:82
oder die Aya: „Und diejenigen, die den Iman verinnerlicht, aber keine Hidschra
(Die Auswanderung nach Medina) unternommen haben.“ 8:72 oder die Aussage
Allahs:“ Und sollten zwei Gruppen von den Mumin sich bekämpfen…“ 49:9 oder
die Aya: „als dein Herr dich aus deiner Wohnstätte mit der Wahrheit herausführen
ließ, während eine Gruppe von den Mumin gewiss dem doch abgeneigt war.“ 8:5

Der sechste Grund: Der Konsens darüber, dass das Iman eine Bedingung für die
gottesdienstlichen Aktionen (ibadat) ist (und die Bedingung gehört zwangsläufig
nicht zum Bedingten). 11

Taten die den Iman steigen lassen


1. Die schönen Namen Allahs des Allmächtigen kennen
2. Nachdenken über den Koran im Allgemeinen
3. Den Propheten (Friede sei mit ihm) kennenlernen
4. Betrachten und Nachdenken über das Universum und den Menschen
5. Ständiges Gedenken an Allah
6. Die Schönheiten der Religion kennen
7. Der Versuch, den Stand von Ihsan zu verwirklichen
8. Die Seele trainieren, Dingen zu widerstehen, die dem Glauben widersprechen.

Fazit
Wir stellen fest, dass das Iman nach der Maturidiyyah und auch Imam Abu Hanifa weder
steigen noch sinken kann, in Bezug auf den Glauben. Jedoch kann das Iman, in Bezug auf
die Gewissheit und Takva steigen und sinken. Auch sollte uns bewusst sein, dass, das
Steigen und Sinken des Iman, in Bezug auf Takva und Gewissheit miteinander, einen
wechselverhalten hat. Wenn man mehr Gewissheit hat in seinem Iman, hat man auch mehr
Takva.
Uns sollte aber auch bewusst sein, dass es hier einen lafdhi ikhtilaf, zwischen der Ascha‘ira
und Maturidiyah. Die Asha’irah sagen auch das das Iman in Bezug auf den Glauben nicht
steigen und sinken kann. Jedoch haben sie da nochmal ein Separates Konzept, und zwar Al
Iman Al Kamil. Zu Al Iman Al Kamil gehören auch Taten mithinein, das Bedeutet es würde
sich in eine Richtung des Takvas beziehen (starke Vereinfachung). Auf die Sicht der
Asha_irah gehen wir in scha Allah ein anderes Mal ein.
‫و هللا أعلم‬

8.Sha’aban.1445
Berat Kaya

11
Serh al Maqasid

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