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Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Der obligatorische Teil der Glaubenslehre


Kapitel 1

Jeder Verantwortliche (Mukallaf) ist verpflichtet, in den Islam einzutreten, in ihm für immer
zu verharren und sich den auferlegten Gesetzen zu fügen.
Pflicht ist es, zu wissen, uneingeschränkt überzeugt zu sein und sofort auszusprechen, wenn
dieser Nichtmuslim ist, ansonsten (für den Muslim) im Gebet: das Glaubensbekenntnis:
‫مدا رسول ا‬# ‫ مح‬#‫ ا وأش*هد أن‬#‫أش*هد أن* ل إله إل‬
Aschhadu allâ ilâha illa l-Lâh wa Aschhadu anna Muhammada r-Rasûlu l-Lâh.
Die Bedeutung lautet: Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, und ich
bezeuge, dass Muhammad der Gesandte von Allâh ist.
Die Bedeutung von "Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt" lautet: Ich weiß,
glaube und bekenne, dass niemand mit Recht angebetet wird, außer Allâh, der Einzige (al-
Wâhid), der Unteilbare (al-Ahad), der Erste (al-Awwal), der Anfangslose (al-Qadîm), der
Lebendige (al-Hayy), der Bedürfnislose (al-Qayyûm), der Immerwährende (ad-Dâ’im), der
Schöpfer (al-Khâliq), der Versorgende (ar-Râziq), der Allwissende (al-^âlim) und der
Allmächtige (al-Qadîr); Gott tut, was Er will. Was Gott will, geschieht und was Er nicht
will, geschieht nicht. Er ist Derjenige, ohne dessen Schutz niemand vor Sünden bewahrt ist
und ohne dessen Hilfe niemand die Kraft hat, Gutes zu verrichten; Er ist Derjenige, der mit
vollkommenen Eigenschaften beschrieben wird, die zu Ihm passen und Derjenige, der über
alle Unvollkommenheiten erhaben ist. Allâh, Der Erhabene, sagt:
﴾‫سميع ا *لبصير‬ * ‫﴿ل *يس كم *ثله‬
# ‫ء وهو ال‬C ‫شى‬
Die Bedeutung lautet: Gott ähnelt nichts und niemandem und Er ist der Allhörende und
der Allsehende.
Er ist der Anfangslose und alles außer Ihm hat einen Anfang, Er ist der Schöpfer und alles,
außer Ihm ist erschaffen. Alles, was ins Dasein eingetreten ist, von den Körpern und den
Taten, vom Sonnenstäubchen bis zum größten Körper, dem Thron 1, von den Bewegungen,
dem Stillstand, den Absichten und den ungewollten Einfällen der Geschöpfe, ist von Gott,
Dem über alles Erhabenen, erschaffen. Niemand außer Gott hat all dies erschaffen, weder
die Natur noch die Ursache, sondern die Existenz all dessen ist mit dem Willen Gottes,
Seiner Allmacht, Seiner Vorherbestimmung und Seinem anfangslosen Wissen ins Dasein
eingetreten.
1 Der Thron (al-^arsch) ist die Decke des Paradieses. Er ähnelt einem Bett mit vier Stützen.

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Dies entspricht der Âyah 2 der Sûrah al-Furqân:


﴾‫ء‬P ‫شى‬
* ‫ل‬# ‫﴿وخلق ك‬
Die Bedeutung lautet: Gott hat alles erschaffen.
Gott hat alle Geschöpfe aus dem Nichts ins Dasein gebracht. Niemand außer Gott erschafft
mit dieser Bedeutung.
Allâh, Der Erhabene, sagt in der Sûrah Fâtir, Âyah 3:
# ‫ق غ *ير‬
﴾‫ا‬ P ‫﴿ه *ل من* خال‬
Die Bedeutung lautet: Es gibt keinen Schöpfer außer Gott.
Der Gelehrte an-Nasafiyy sagte: "Wenn ein Mensch eine Glasscheibe mit einem Stein
einschlägt und diese zerbricht, so ist der Wurf, das Zerbrechen und das Zerbrochensein der
Glasscheibe von Gott erschaffen worden."
Der Mensch führt nur die Tat aus. Gott ist der Einzige, der erschafft. Allâh, Der Erhabene,
sagt in der Sûrah al-Baqarah, Âyah 286:
﴾ *‫﴿لها ما كسبت* وعل *يها ما ا *كتسبت‬
Die Bedeutung lautet: Dem Geschöpf wird das zuteil, was es sich an Gutem erwirbt und
auf ihm lastet, was es sich an Schlechtem aneignet.
Die Eigenschaft Gottes das Sprechen2 hat wie Seine anderen Eigenschaften keinen Anfang,
weil Er, Der über alles Erhabene, den Geschöpfen in Seinem Selbst (adh-Dhât), Seinen
Eigenschaften und Seinem Tun nicht ähnelt. Gepriesen und Erhaben sei Allâh über die
Aussagen derjenigen, die nicht an Allâh und an seine Gesandten glauben (der Ungerechten).
So lassen sich aus dem Erwähnten dreizehn Eigenschaften Gottes, Des über alles
Erhabenen, bestätigen, welche mehrmals im Qur’ân wörtlich oder in ihrer Bedeutung
erwähnt wurden. Diese sind: Die Existenz (al-Wudjûd), die Einzigkeit (al-Wahdâniyyah),
die Anfangslosigkeit (al-Qidam), d.h. die Ewigkeit (al-Azaliyyah), die Unvergänglichkeit
(al-Baqâ’), die Bedürfnislosigkeit (al-Qiyâmu bin-Nafs), die Allmacht (al-Qudrah), der
Wille (al-’Irâdah), das Wissen (al-^Ilm), das Hören (as-Sam^), das Sehen (al-Basar), das
Leben (al-Hayât), das Sprechen (al-Kalâm) und die Unvergleichbarkeit (al-Mukhâlafatu lil-
Hawâdith). Da diese Eigenschaften mehrmals im Qur’ân und in den Aussagen des
Propheten Muhammad, salla l-Lâhu ^alayhi wa sallam, erwähnt wurden, sagten die
Gelehrten: "Jeder ist individuell verpflichtet, diese zu wissen."
Da die Anfangslosigkeit von Allâh erwiesen ist, ist es notwendig, dass Seine Eigenschaften
ebenfalls anfangslos sind, denn das Erschaffensein der Eigenschaften setzt voraus, dass das

2 Die Eigenschaft Gottes „das Sprechen“ ist nicht erschaffen. Es ist nicht mit Buchstaben, Tönen oder Lauten.

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Selbst ebenfalls erschaffen ist.


Die Bedeutung von "Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte von Allâh ist", lautet: Ich
weiß, glaube und bekenne, dass Muhammad, der Sohn von ^abdu l-Lâh, Sohn von ^abdu l-
Muttalib, Sohn von Hâschim, Sohn von ^abdu Manâf, vom Stamm der Quraysch, salla l-
Lâhu ^alayhi wa sallam, Gottesdiener und Gesandter zu allen Menschen und Djinn ist.
Weiterhin ist daran zu glauben, dass er in Makkah geboren ist, dort das Prophetentum
erhalten hat, nach Madînah ausgewandert ist und dort beigesetzt wurde. Das beinhaltet
auch, dass er in allem, was er berichtet und von Allâh verkündet hat, wahrhaftig ist. Dazu
gehört: Die Bestrafung und Belohnung im Grab, die Befragung durch die Engel Munkar und
Nakîr, die Auferstehung (al-Ba^th), die Versammlung (al-Haschr), der Tag des Jüngsten
Gerichts (al-Qiyâmah), die Abrechnung (al-Hisâb), die Belohnung (ath-Thawâb), die
Bestrafung (al-^Adhâb), die Waage (al-Mîzân), die Hölle (an-Nâr), die Brücke (as-Sirât),
das Becken (al-Hawd), die Fürbitte (asch-Schafâ^ah), das Paradies (al-Djannah); dass die
Muslime mit den Augen im Jenseits Gott, Den über alles Erhabenen, ohne Wie, ohne Ort
und ohne Richtung sehen werden, d.h. nicht wie man Geschöpfe sieht; das endlose
Verweilen im Paradies oder in der Hölle, der Glaube an die Engel Gottes, an Seine
Gesandten, an Seine Bücher und an die Vorherbestimmung (al-Qadar) des Guten und
Schlechten, und dass Muhammad, salla l-Lâhu ^alayhi wa sallam, der letzte Prophet und
der beste unter den Kindern Âdams ist.
Es ist Pflicht, daran zu glauben, dass alle Propheten Gottes mit den Eigenschaften
Wahrhaftigkeit (as-Sidq), Vertrauenswürdigkeit (al-’Amânah) und Intelligenz (al-Fatânah)
beschrieben sein müssen. Daher sind für sie Lüge (al-Kadhib), Verrat (al-Khiyânah),
Unanständigkeit (ar-Radhâlah), das Handeln entgegen der Weisheit (as-Safâhah),
Dummheit (al-Balâdah), Feigheit (Djubn) und alles, was von der Akzeptanz ihrer Botschaft
abstoßen lässt, unmöglich. Es ist Pflicht, daran zu glauben, dass alle Propheten vor
Unglauben, großen Sünden (al-Kabâ’ir) und kleinen erniedrigenden Sünden, vor und nach
dem Prophetentum geschützt sind. Es ist aber möglich, dass sie eine kleine, nicht
erniedrigende Sünde begehen. Sie werden jedoch sofort darauf aufmerksam gemacht, diese
zu bereuen, bevor andere sie nachahmen.
Daher weiß man, dass das Prophetentum auf die Brüder des Propheten Yûsufs (zu Deutsch:
Josef) nicht zutreffen kann, da diese, ausgenommen Binjâmîn, niederträchtige Taten
begangen haben. Die ’asbât sind die Nachkommen der Brüder Yûsufs, welche das
Prophetentum erhalten haben.

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Die Abtrünnigkeit (ar-Riddah)


Kapitel 2

Jeder Muslim ist verpflichtet, seinen Glauben vor dem zu schützen und zu bewahren, was
ihn ungültig und nichtig macht und unterbricht. Dies ist die Abtrünnigkeit (ar-Riddah),
möge Allâh, Der über alles Erhabene, uns davor bewahren. Imâm an-Nawawiyy sowie
andere Gelehrte sagten: "Die Abtrünnigkeit ist die abscheulichste Art des Unglaubens." 3
In der heutigen Zeit ist das nachlässige Sprechen so weit verbreitet, dass einige Menschen
Äußerungen von sich geben, die sie aus dem Islam herausführen, und sie sehen in diesen
Aussagen nicht einmal eine Sünde, obwohl das Gesagte Unglaube ist. Dies entspricht der
Aussage des Propheten Muhammad, salla l-Lâhu ^alayhi wa sallam:
"‫م بالكلمة ل يرى بها بأسا يهوي بها فى النار سبعين خريفا‬#‫ العبد ليتكل‬#‫"إن‬
Die Bedeutung lautet: Der Diener spricht das Wort aus, ohne darin einen Schaden zu
sehen, welches ihn jedoch 70 Jahre tief in die Hölle herabstürzen lässt.
In dieser Tiefe von 70 Jahren befindet sich der Grund der Hölle, der nur für diejenigen
bestimmt ist, die nicht an Allâh und an Seinen Gesandten geglaubt haben. Diese Aussage
(Hadîth) wurde von Imâm at-Tirmidhiyy überliefert und als stark eingestuft. Des Weiteren
gibt es eine Aussage mit der gleichen Bedeutung, die von Imâm al-Bukhâriyy und Imâm
Muslim überliefert wurde. Diese Aussage ist ein Beweis dafür, dass, um in den Unglauben
zu fallen, weder die Kenntnis des Gesetzes, noch die Freude des Herzens, noch der Glaube
an die Bedeutung der Aussage Voraussetzung ist, wie es fälschlicher Weise in dem Buch
„Fiqhu s-Sunnah“4 erwähnt wird. Des Weiteren ist der Zorn keine Entschuldigung, um nicht
in den Unglauben zu fallen, wie Imâm an-Nawawiyy darauf hingewiesen und gesagt hat:
"Wenn ein Mann zornig auf sein Kind ist, es heftig schlägt und ein anderer Mann daraufhin
zu ihm sagt: "Wie kannst du so etwas tun? Bist du denn kein Muslim?" Wenn dieser dann
absichtlich mit "Nein" antwortet, ist er ungläubig geworden." Dies wurde auch von
hanafîtischen und anderen Gelehrten erwähnt.
Die Abtrünnigkeit teilt sich in drei Arten, wie es Imâm an-Nawawiyy und andere

3 Die Aussage: "Die Abtrünnigkeit ist die abscheulichste Art des Unglaubens" bedeutet nicht, dass jede Art von
Abtrünnigkeit schlimmer ist als jede Art von ursprünglichem Unglauben (Kufr Asliyy). Zum schlimmsten Unglauben
gehört: at-Ta^tîl, d.h. die Existenz Gottes zu leugnen, Hulûlismus (^aqîdatu l-Hulûl), d.h diejenigen die glauben,
dass Gott sich in allem auflöse, oder wenn jemand glaubt, dass Gott mit dem Universum verbunden sei, d.h. der
Glaube, dass Gott alles sei und dass das Universum Teile von Ihm seien.
4 Sayyid Sâbiq ist der Verfasser dieses Buches, welches viele falsche Behauptungen beinhaltet, die dem Qur’ân, der
Sunnah und dem Idjmâ^ widersprechen.

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schâfi^îtische, hanafîtische und weitere Gelehrten unterteilt haben: Glaubensweisen,


Handlungen und Aussagen. Jede Art lässt sich wiederum in viele Untergruppen unterteilen:
Zu der ersten Art der Abtrünnigkeit (der Glaubensweisen) gehört:
• Der Zweifel an Allâh, an Seinem Gesandten, am Qur’ân, am Tag des Jüngsten
Gerichts, am Paradies, an der Hölle, an der Belohnung, an der Bestrafung oder an
etwas Ähnlichem, worüber Übereinstimmung (Idjmâ^)5 unter den Gelehrten herrscht;
• Oder der Glaube an die Anfangslosigkeit des Universums in seiner Art und seinen
Bestandteilen, oder aber nur in seiner Art;
• Oder das Verneinen einer Eigenschaft Gottes, Des über alles Erhabenen, an die zu
glauben, gemäß der Übereinstimmung, Pflicht ist, wie z.B. dass Allâh Allwissend ist;
• Oder dass jemand Allâh etwas zuschreibt, das gemäß der Übereinstimmung nicht zu
Ihm passt, wie z.B. der Körper;
• Oder etwas Verbotenes (Harâm), über dessen Verbot Übereinstimmung herrscht, bei
den Muslimen als verboten bekannt ist und demjenigen nicht entgangen sein kann,
als erlaubt (Halâl) zu erklären, wie verbotener Geschlechtsverkehr (az-Zinâ), der
Analverkehr (al-Liwât), das Stehlen (as-Sariqah) und der Raub (al-Ghasb);
• Oder etwas Erlaubtes, was bei den Muslimen als erlaubt bekannt ist, wie Verkauf (al-
Bay^) und Heirat (Nikâh) für unerlaubt zu erklären;
• Oder das Verneinen einer Pflicht, worüber Übereinstimmung herrscht, wie die fünf
Gebete, oder eine Niederwerfung des Gebetes, die Pflichtabgabe (az-Zakâh), das
Fasten (as-Sawm), die Pilgerfahrt oder die Teilwaschung (al-Wudû’);
• Oder etwas als Pflicht zu erklären, was gemäß der Übereinstimmung nicht als Pflicht
gilt;
• Oder das Verneinen von gesetzlich Festgelegtem, worüber Übereinstimmung
herrscht6;
• Oder sich vorzunehmen, in der Zukunft Unglaube zu begehen;
• Oder sich vorzunehmen, eine der hier erwähnten Arten der Abtrünnigkeit zu begehen,
oder sich dabei unschlüssig zu sein, diese zu begehen; hiermit sind aber nicht die

5 Idjmâ^ ist die Übereinstimmung der Mudjtahidûn eines Zeitalters in einem islamischen Bereich, die dann zu allen
Zeiten Gültigkeit hat. Folglich gilt die Übereinstimmung irgendeiner Gruppe von Muslimen oder Gelehrten, in
einem bestimmten islamischen Bereich, nicht als Idjmâ^, solange sie nicht Mudjtahidûn sind. Der Mudjtahid ist ein
islamischer Gelehrter mit hoher Qualifikation, der bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Der Mudjtahid gibt
Rechtsgutachten zu einer bestimmten islamischen Angelegenheit, wenn kein eindeutiger Beweis aus dem Qur’an
oder einem Hadîth hervorgeht. Zu den Mudjtahidûn gehören u.a. Imâm Abû Hanîfah, Imâm Mâlik, Imâm asch-
Schâfi^îyy und Imâm Ahmad.
6 Wie das Witrgebet.

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ungewollten Einfälle gemeint;


• Oder zu leugnen, dass Abû Bakr der Gefährte (Sahâbiyy)7 des Propheten Muhammad
war;
• Oder das Leugnen der Gesandtschaft eines Gesandten, worüber Übereinstimmung
herrscht, dass er ein Gesandter ist;
• Oder das Leugnen eines Buchstaben des Qur’ân, worüber Übereinstimmung
herrscht, dass dieser zum Qur’ân gehört;
• Oder dem Qur’ân einen Buchstaben hinzuzufügen und aus Hartnäckigkeit zu
glauben, dass dieser zum Qur’ân gehört, worüber jedoch Übereinstimmung herrscht,
dass dieser nicht zum Qur’ân gehört;
• Oder das Verleugnen und Herabsetzen eines Gesandten;
• Oder das Verwenden einer Verkleinerungsform für den Namen eines Gesandten mit
der Absicht, ihn zu erniedrigen;
• Oder das Prophetentum für jemanden nach unserem Propheten Muhammad, salla l-
Lâhu ^alayhi wa sallam, für möglich zu halten.

Zu der zweiten Art der Abtrünnigkeit (der Handlungsweisen) gehört:


• Die Niederwerfung vor einem Götzen oder der Sonne, mit oder ohne Absicht der
Anbetung.
• Die Niederwerfung vor einem Menschen mit der Absicht der Anbetung. Sollte die
Niederwerfung nicht mit der Absicht der Anbetung geschehen, so ist das kein
Unglaube, jedoch verboten wie z.B. die Niederwerfung einiger Unwissender vor
ihren Schaykhs. Sollte diese Niederwerfung vor ihren Schaykhs aber mit der Absicht
der Anbetung geschehen, so ist das eindeutig Unglaube.

Die dritte Art der Abtrünnigkeit sind die Aussagen:


Ihre Anzahl ist so groß, dass man sie nicht einengen kann, wie z.B.:
• Wenn jemand zu einem Muslim z.B. sagt "du Ungläubiger" oder "du Religionsloser",
beabsichtigend die Religion des Angesprochenen als ungläubig oder religionslos zu
bezeichnen, nicht aber mit der Absicht des Vergleiches.
• Die Verhöhnung eines Namen Gottes, Des über alles Erhabenen, oder Seiner

7 Ein Sahâbiyy ist derjenige, der den Propheten Muhammad zu seinen Lebzeiten auf einer natürlichen Art und Weise
begegnet ist, an ihn geglaubt hat und als Muslim gestorben ist.

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Versprechungen oder Warnungen, was einem nicht entgangen sein kann;


• Oder wenn jemand mit der Absicht der Verachtung oder aus Trotz und Hartnäckigkeit
folgendes sagt: "Wenn Allâh mir jenes befehlen würde, so würde ich dieses nicht
tun", oder wenn jemand sagt: "Wenn die Gebetsrichtung in jener Richtung wäre, so
würde ich nicht in diese Richtung beten", oder jemand sagt: "Wenn Allâh mir das
Paradies geben würde, so würde ich nicht hineintreten";
• Oder wenn jemand sagt: "Wenn Allâh mich für die Unterlassung des Gebetes,
aufgrund meiner Krankheit bestrafen würde, so wäre Er mir gegenüber ungerecht";
• Oder wenn jemand sagt, dass etwas ohne den Willen von Allâh geschehen sei;
• Oder wenn jemand sagt: "Wenn mir die Propheten, die Engel oder alle Muslime
etwas bezeugen würden, so würde ich dies von ihnen nicht akzeptieren";
• Oder wenn jemand mit der Absicht der Verachtung sagt: "Ich mache das nicht, auch
wenn es Sunnah ist";
• Oder wenn jemand sagt: "Wenn jener ein Prophet wäre, so würde ich nicht an ihn
glauben";
• Oder wenn jemand, nachdem ihm ein Gelehrter ein Rechtsgutachten nach
islamischem Recht erteilt hat, sagt: "Was ist das für eine Gesetzgebung?!", mit der
Absicht, die islamische Gesetzgebung zu verachten;
• Oder wenn jemand sagt: "Allâh verfluche alle Gelehrten", mit der Absicht diese
Aussage allgemein auf alle Gelehrten zu beziehen. Wer aber dieses im
Zusammenhang mit den schlechten Gelehrten seiner Zeit sagt, ist nicht ungläubig
geworden, jedoch gilt diese Aussage als Sünde.
• Wenn jemand sagt: "Allâh verfluche alle Gelehrten!" in einem Zusammenhang,
welcher darauf hinweist, dass seine Aussage nicht auf alle Gelehrten zutrifft, wie
wenn er oder jemand anderes die schlechten Gelehrten erwähnte und daraufhin sagte:
"Allâh verfluche alle Gelehrten!". Seine Aussage trifft somit auf die Gelehrten dieser
Art zu und er zählt nicht als Ungläubiger. Wenn er jedoch die Aussage "Allâh
verfluche alle Gelehrten!" ohne Zusammenhang gesagt hat, zählt er als Ungläubiger.
Die Absicht allein, wenn die Aussage ohne Zusammenhang war, schützt ihn nicht vor
Unglauben. Derjenige, der ihn in diesem Fall nicht als Ungläubigen betrachtet, zählt
auch selber als Ungläubiger.
• Oder wenn jemand sagt: "Ich entsage mich von Allâh, von den Engeln, vom

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Propheten, von der islamischen Gesetzgebung oder vom Islam";


• Oder wenn jemand sagt: "Für mich hat das Gesetz keine Bedeutung", mit der Absicht
das islamische Gesetz zu verspotten;
• Oder wenn jemand eine Âyah aus dem Qur’ân mit der Absicht der Verachtung
erwähnt: wie z.B. wenn jemand beim Füllen eines Gefäßes sagt:
Sûratu n-Naba', Âyah 34
﴾‫﴿وكأ*سا دهاقا‬
Die Bedeutung lautet: Ein Gefäß, welches mit einem Getränk gefüllt und als Belohnung
für die Bewohner des Paradieses ist.
• Oder wenn jemand, nachdem er ein Gefäß entleert hat, sagt:
Sûratu n-Naba', Âyah 20
﴾‫﴿فكانت* سرابا‬
Die Bedeutung lautet: Die Berge auf dieser Erde werden am Tag des Jüngsten Gerichts
so schnell verschwinden, als seien sie eine Luftspiegelung.
• Oder wenn jemand während des Wiegens oder Messens sagt:
Sûratu l-Mutaffifîn, Âyah 3
﴾‫﴿وإذا كالوه *م أ *و وزنوه *م ي *خسرون‬
Die Bedeutung lautet: Beim Wiegen oder Messen unterschlagen einige Menschen.
• Oder wenn jemand beim Anblick einer Menschenmenge sagt:
Sûratu l-Kahf, Âyah 47
﴾‫شرناه *م فل *م نغاد *ر م *نه *م أحدا‬
* ‫﴿وح‬
Die Bedeutung lautet: Im Jenseits werden alle Menschen versammelt.
So ist jedes Erwähnen des Qur’ân mit der Absicht der Verachtung Unglaube.
Wenn es aber nicht mit dieser Absicht ist, so ist man nicht ungläubig geworden, jedoch sagte
der Gelehrte Ahmad Ibn Hadjar: "Derjenige hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine
Sünde begangen."
• Oder das Beschimpfen eines Propheten oder eines Engels;
• Oder wenn jemand sagt: "Ich wäre ein Zuhälter, wenn ich beten würde";
• Oder wenn jemand sagt: "Seitdem ich bete, ist mir nichts Gutes widerfahren";
• Oder wenn jemand mit der Absicht der Verachtung sagt: „Das Gebet ist nicht für
mich geeignet",
• Oder wenn jemand zu einem Muslim sagt: "Ich bin dein Feind und der Feind deines

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Propheten";
• Oder wenn jemand zu einem Nachkommen des Propheten Muhammad (Scharîf) sagt:
"Ich bin dein Feind und der Feind deines Vorfahren", womit er den Propheten, salla
l-Lâhu ^alayhi wa sallam, meint;
• Oder wenn jemand etwas sagt, was diesen hässlichen und abscheulichen Aussagen
ähnelt.
Viele Rechtsgelehrte, wie der hanafîtische Gelehrte Badru r-Raschîd und der mâlikîtische
Gelehrte al-Qâdî ^Iyâd haben viele dieser Äußerungen der Abtrünnigkeit aufgezählt und es
ist empfohlen, diese zu kennen. Denn wer das Böse nicht kennt, verfällt ihm.
Die Regel lautet: Jede Glaubensweise, Handlung oder Aussage, die auf die Verachtung von
Allâh, Seiner Bücher, Seiner Gesandten, Seiner Engel, Seiner Gesetze, Seiner
Versprechungen, Seiner Warnungen und den Symbolen und Zeichen der islamischen
Religion hinweist, ist Unglaube. So muss sich jeder Mensch zu jeder Zeit vor dem schützen,
was zum Unglauben führt.

Kapitel 3

Derjenige, der abtrünnig geworden ist (Murtadd), ist verpflichtet, sofort wieder durch
das Aussprechen des Glaubensbekenntnisses in den Islam zurückzukehren und von
dem, was zur Abtrünnigkeit führte, fernzubleiben. Er ist verpflichtet, den Unglauben,
den er begangen hat, zu bereuen und den Entschluss zu fassen, dies niemals zu
wiederholen.
Durch die Abtrünnigkeit wird Folgendes ungültig: Sein Fasten, seine trockene
Reinigung (Tayammum) und sein Ehevertrag vor Vollzug des Geschlechtsverkehrs.
Sein Ehevertrag nach Vollzug des Geschlechtsverkehrs wird ungültig, wenn der
Abtrünnige nicht in einer bestimmten Frist (^iddah)8 in den Islam zurückkehrt. Sein
Ehevertrag mit einer Muslimin oder Nichtmuslimin ist nicht gültig. Seine
Schlachtung ist ungültig. Der Abtrünnige erbt und vererbt nicht. Das
Verstorbenengebet9 darf für ihn nicht verrichtet werden. Es ist nicht Pflicht, ihn zu

8 Eine Frist (^iddah) in Bezug auf die Frau, die z.B. bei einer Menstruierenden drei Reinheitsperioden beträgt und die
bei einer schwangeren Frau mit der Geburt des Kindes endet.
9 Verstorbenengebet: das Gebet, welches für einen verstorbenen Muslim verrichtet wird.

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waschen und ihn in Leichentücher zu umhüllen. Er darf nicht auf der Begräbnisstätte
der Muslime begraben werden.

Kapitel 4

Jeder Verantwortliche ist verpflichtet, alle Pflichten, die Allâh ihm auferlegt hat, so zu
verrichten, wie es Allâh ihm befohlen hat, indem er die Hauptbestandteile (Arkân)10 und die
Voraussetzungen (Schurût)11 erbringt und die ungültigmachenden Handlungen unterlässt. Es
ist Pflicht, alle Verbote zu unterlassen und denjenigen, der sie begeht, davon abzuhalten.
Das Verbotene (al-Harâm) ist das, wofür Allâh demjenigen, der es begeht, mit Strafe
gedroht und demjenigen, der es unterlässt, Belohnung versprochen hat. Die Pflicht (al-
Wâdjib) ist das Gegenteil davon.

Die Reinheit (at-Tahârah) und das Gebet (as-Salâh)

Kapitel 5
Zu den Pflichten gehören fünf Gebete am Tag und in der Nacht. Diese sind:
• Das Mittagsgebet (adh-Dhuhr): Seine Zeit beginnt, wenn sich die Sonne vom Zenit
(Istiwâ`) neigt und endet, wenn der Schatten eines Gegenstandes genauso lang wird,
wie der Gegenstand selbst, zusätzlich der Schattenlänge, die der Gegenstand warf, als
sich die Sonne im Zenit befand.
• Das Nachmittagsgebet (al-^Asr): Seine Zeit beginnt nach der Mittagsgebets- zeit
und endet mit dem Sonnenuntergang (Maghîbusch-Schams).
• Das Abendgebet (al-Maghrib): Seine Zeit beginnt nach dem Sonnenuntergang und
endet nach Auflösung der Abendröte (asch-Schafaqu l-Ahmar).
• Das Nachtgebet (al-^Ischâ`): Seine Zeit beginnt nach der Abendgebetszeit
und endet mit dem Aufkommen der wahren Morgendämmerung (al-Fadjru
s-Sâdiq).
10 Hauptbestandteile (Arkân) sind Bestandteile einer Handlung. Die Handlung hat ohne die Hauptbestandteile keine
Gültigkeit, wie z.B. die zweimalige Niederwerfung (as-Sudjûd) im Gebet.
11 Voraussetzungen (Schurût) sind keine Bestandteile einer Handlung. Die Handlung ist jedoch ohne die
Voraussetzungen ungültig, wie z.B. die Teilwaschung (al-Wudû’) für das Gebet.

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Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Das Morgengebet (as-Subh): Seine Zeit beginnt nach der Nachtgebetszeit und endet
mit dem Sonnenaufgang (Tulû^u sch-Schams).

Diese Pflichten müssen in ihren Zeiten von jedem volljährigen (Bâligh)12, geistig gesunden
und reinen Muslim, d.h. nicht im Zustand der Menstruation und Wochenfluss, verrichtet
werden. Es ist verboten, die Gebete vor oder nach ihren Zeiten, ohne entschuldbaren Grund,
zu verrichten. Wenn ein Hindernis, wie z.B. die Menstruation auftritt, nachdem von der
Gebetszeit die Dauer verstrichen ist, in der es ausreichte das Gebet zu verrichten, muss
dieses nachgeholt werden. Sollte jemand unter unwillkürlichem Harnfluss leiden und es tritt
ein Hindernis dazu auf, wie z.B. Menstruation, so ist das Nachholen des Gebets Pflicht,
wenn die Dauer verstrichen ist, in der es ausreichte, die Reinheit zu vollziehen und das
Gebet zu verrichten. Wenn sich das Hindernis aufhebt und es bleibt noch die Zeit, eine
Takbîrah13 zu sagen, so muss dieses Gebet verrichtet werden und auch das vorherige Gebet,
wenn sie zusammen gebetet werden können. So müssen beide Gebete, das Nachmittags-
und Mittagsgebet verrichtet werden, wenn sich das Hindernis vor dem Abendgebet,
entsprechend der Dauer, um eine Takbîrah zu sagen, aufgehoben hat, wie auch beide
Gebete, das Nacht- und das Abendgebet, wenn sich das Hindernis, entsprechend der Dauer,
um eine Takbîrah zu sagen, vor der Morgendämmerung aufgehoben hat.

Kapitel 6
Der Erziehungsberechtigte unterscheidungsfähiger Kinder (Mumayyiz)14 ist ver- pflichtet,
sie nach Erreichen des siebten Lebensjahres nach Mondkalender zum Gebet und zum
Fasten, falls sie das Fasten ertragen können, aufzufordern und ihnen die Gesetze
diesbezüglich beizubringen. Weiterhin ist der erziehungsberechtigte verpflichtet, ihnen die
Glaubenslehre und die Rechtswissenschaft, was Pflichten und Verbote sind und die
Gesetzesregelungen des Siwâk15 und des Gemeinschaftsgebetes (al-Djamâ^ah),
beizubringen.

12 Die Volljährigkeit nach islamischen Recht ist erreicht, wenn eines der folgenen Merkmale aufgetreten ist: Für den
Jungen gilt: Samenerguss oder das Erreichen des 15. Lebensjahres nach dem Mondkalender. Für das Mädchen gilt:
Samenerguss oder Erreichen des 15. Lebensjahres nach dem Mondkalender oder das Auftreten der Menstruation.
13 Takbîrah: Allâhu Akbar auszusprechen. Allâhu Akbar bedeutet: Allâh iat Groß, nicht im Sinne von Materie und
Körper, sondern dass Er über alle Dinge mächtig und erhaben ist. Und dass Seine Allmacht vollkommen ist. Allâh
ähnelt nicht und niemanden. Er existiert ohne Ort und ohne Wie.
14 Die Unterscheidungsfähigkeit ist ein Alter, in dem das Kind die Ansprache versteht und die entsprechende Antwort
geben kann.
15 Siwâk: Ein Hölzchen (hierfür ist das Beste von dem Baum Arâk), welches zum Reinigen der Zähne benutzt wird.

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Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Jeder Muslim ist verpflichtet, seine muslimischen Angehörigen 16 und auch alle anderen
Muslime zum Gebet aufzufordern, wenn er dazu in der Lage ist.
Ibnu l-Djawziyy sagte in seinem Werk Hifdhu l-^ilm:
„Wenn das Kind das unterscheidungsfähige Alter erreicht hat, so ist das erste, was ihm
beigebracht wird, einiges aus der Glaubenslehre und einige Reinheitsregeln und einiges aus
dem Qur`ân.“

Kapitel 7
Zu den Voraussetzungen des Gebetes gehört die Teilwaschung (al-Wudû`), deren Pflichten
sechs sind:
1. Die Absicht der Reinheit für das Gebet oder eine andere gültige Absicht zu fassen,
während man das Gesicht wäscht, d.h. gleichzeitig beim Waschen dieses nach Imâm
asch-Schâfi^iyy. Nach Imâm Mâlik reicht es jedoch aus, wenn die Absicht kurz vor
dem Waschen des Gesichtes gefasst wird.
2. Waschen des gesamten Gesichtes, vom Stirnhaaransatz bis zum Kinn und von Ohr zu
Ohr, einschließlich Haar und Haut, nicht aber das Innere des dichten Bartes des
Mannes.
3. Waschen der Hände, Unterarme einschließlich der Ellenbogen und allem, was sich
auf ihnen befindet.
4. Abstreifen des Kopfes oder eines Teils mit Wasser, selbst wenn es nur ein Haar ist,
welches sich in dem bestimmten Kopfbereich befindet.
5. Waschen der Füße, einschließlich der Knöchel oder das Abstreifen des Khuff17 mit
Wasser, wenn die Voraussetzungen dafür erbracht worden sind.
6. Die Reihenfolge, wie genannt, einzuhalten.

Kapitel 8
Die Teilwaschung wird ungültig:
• durch Ausscheidungen aus den Ausscheidungsorganen, außer bei Samen (Maniyy),
• durch Berühren der menschlichen Geschlechtsteile oder das Afters mit der
Handinnenfläche, ohne ein Hindernis dazwischen,

16 D.h. seine Kinder, seine Ehefrau und Ähnliche.


17 Khuff: Ähnlich einem Schuh, welcher den Fuß einschließlich der Knöcheln bedeckt.

12
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• durch Berühren der Haut einer Adjnabiyyah18, welche ein Alter erreicht hat, indem sie
begehrenswert ist,
• durch Verstandesverlust,
• durch Einschlafen, nicht aber wenn das Hinterteil eines Sitzenden dabei fest aufliegt.

Kapitel 9
Es ist Pflicht, die Reinigung von allem Feuchtem, was aus den Ausscheidungs- organen
austritt, außer Samen (Maniyy), mit Wasser durchzuführen bis die Stelle rein ist. Oder durch
mindestens dreimaliges Wischen, bis die Stelle sauber ist, auch wenn eine Spur hinterbleibt,
mit etwas Beseitigendem, Reinem, Festem, nicht Geehrtem (Muhtaram), wie Stein oder
Papier, auch wenn Wasser vorhanden ist, vorausgesetzt, die Unreinheit überschreitet nicht
den Ausscheidungsbereich und trocknet nicht aus. Überschreiten die Exkremente den
Ausscheidungsbereich oder trocknen aus, ist das reinigen mit Wasser Pflicht.

Kapitel 10
Zu den Voraussetzungen des Gebetes gehört die Reinheit von dem, was die Großwaschung
(al-Ghusl) beansprucht, indem man die Großwaschung durchführt oder die trockene
Reinigung (at-Tayammum), falls die Großwaschung nicht vorgenommen werden kann.
Nach Eintritt folgender fünf Fälle wird die Großwaschung Pflicht:
1. Austritt von Samen
2. Geschlechtsverkehr (Djimâ^)
3. Beendigung der Menstruation (Hayd)
4. Beendigung des Wochenflusses (Nifas)
5. Geburt (Wilâdah)
Die Pflichten der Großwaschung sind zwei:
1. Die Absicht zu fassen, die große Pflichtwaschung (al-Ghuslu l-Wâdjib)
durchzuführen oder eine ähnliche Absicht zu fassen.
2. Waschen des gesamten Körpers mit Wasser, einschließlich Haut und Haar, auch wenn
das Haar dicht ist.
18 Adjnabiyyah: Diejenige, die nicht zu den Mahram gehört. Mahram ist eine Person, die man niemals heiraten darf,
auf Grund der Verwandschaft (Eltern, Geschwister, Tanten, und Onkel mütterlicher- und väterlicherseits), der Heirat
(Schwiegereltern) und der Verwandschaft auf der Grund des Stillens (Stillmutter, Stillgeschwister).

13
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Kapitel 11
Die Voraussetzungen der Reinheit (at-Tahârah) sind:
1. Der Islam
2. Die Unterscheidungsfähigkeit (at-Tamyîz)
3. Das Nichtvorhandensein eines Hindernisses, welches verhindert, dass das Wasser die
zu waschende Stelle erreicht
4. Das Fließen des Wassers (as-Sayalân)
5. Das Wasser muss reinigend sein, d.h. dass es sich nicht durch etwas Reines (Tâhir),
wovor man es bewahren kann, so verändert, dass man es nicht mehr Wasser nennen
kann. Dies bedeutet, es darf nicht mit etwas Reinem, wie Milch, Tinte oder
Ähnlichem vermischt werden, denn sobald das Wasser durch dieses Reine so
verändert wurde, dass man es nicht mehr Wasser nennen kann, ist es für die
Reinigung nicht mehr zulässig. Die Veränderung des Wassers durch etwas, wovor
man es nicht bewahren kann, auch wenn diese stark ist, wie z.B. die Veränderung an
seinem Ort, in seinem Verlauf oder Ähnlichem, so dass das Bewahren des Wassers
erschwerlich ist, wirkt sich nicht auf die reinigende Eigenschaft des Wassers aus, es
bleibt reinigend.
Das Wasser darf sich nicht durch Unreines verändern, auch wenn die Veränderung
des Wassers gering ist.
Ist die Menge des Wassers geringer als Qullatayn19, wird vorausgesetzt:
• dass sich das Wasser nicht mit Unreinem, von dem nicht abgesehen wird,
vermischt,
• und dass es nicht für die Groß- oder Teilwaschung oder zur Beseitigung von
Unreinem verwendet wurde.

Derjenige, der kein Wasser findet oder dem das Wasser schadet, vollzieht die trockene
Reinigung (at-Tayammum):
• nach Eintritt der Gebetszeit,
• nach Beseitigung des Unreinen, von dem nicht abgesehen wird,
• mit unvermischter, reiner und staubiger Erde.

19 Qullatayn: Dies entspricht zehn Wasserkanistern. Jeder Kanister umfasst ca. 20 Liter.

14
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

At-Tayammum erfolgt durch:


• Ein erstes Aufschlagen der Hände auf die Erde, mit der Absicht der Erlaubnis für das
Pflichtgebet, ab dem Aufschlagen bis zu Beginn des Abstreifens des Gesichtes;
• Abstreifen des Gesichtes;
• Zweites Aufschlagen auf die Erde und Abstreifen der Hände, Unterarme
einschließlich der Ellenbogen;
• Beibehalten dieser Reihenfolge.

Kapitel 12
Demjenigen, dessen Teilwaschung ungültig geworden ist, ist das Gebet, die Umkreisung der
Ka^bah (at-Tawâf) und das Tragen und Berühren des Heiligen Buchs des Qur`an (al-
Mushaf) verboten. Das unterscheidungsfähige Kind (Mumayyiz) darf auch ohne
Teilwaschung das Heilige Buch, den Qur`an, mit dem Ziel des Lernens tragen und
berühren.
Dem Djunub20 ist das bereits Erwähnte, das Lesen des Qur`an und der Aufenthalt in der
Moschee (Masdjid) verboten.
Der Menstruierenden und Wöchnerin ist das bisher Erwähnte und das Fasten vor
Beendigung der Menstruation oder des Wochenflusses verboten. Ihr ist ebenfalls verboten,
dem Ehemann die Befriedigung zwischen ihrem Bauchnabel und Knie vor der
Durchführung der Großwaschung, zu ermöglichen. Nach Aussage einiger Gelehrten ist
hierbei nur der Geschlechtsverkehr verboten.

Kapitel 13
Zu den Voraussetzungen des Gebetes gehört, dass Folgendes von Unreinheit (Nadjâsah) rein
ist:
1. Der Körper.
2. Die Kleidung.
3. Der Gebetsort.
4. Das bei sich Getragene, wie z.B. eine Flasche, die man bei sich trägt.
20 Djunub: diejenige Person, die Geschlechtsverkehr oder Samenerguss hatt und die große Pflichtwaschung noch nicht
vollzogen hat.

15
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Wenn ein Betender oder das, was er bei sich trägt von Unreinheit getroffen wird, so ist sein
Gebet ungültig, es sei denn, er schüttelt es sofort ab oder es gehört zu dem, wovon
abgesehen wird, wie z.B. das Blut der eigenen Wunde.
Gehört dies zu der Unreinheit, wovon nicht abgesehen wird, so ist man verpflichtet, den
Geschmack, die Farbe und den Geruch mit reinigendem Wasser zu beseitigen. Die
gesetzesmäßige Unreinheit (an-Nadjâsatu l-Hukmiyyah) wird dadurch beseitigt, indem
Wasser darüber fließt. Die gesetzesmäßige Unreinheit ist die Unreinheit, die weder Farbe,
Geschmack noch Geruch aufweist.
Die Unreinheit des Hundes wird durch siebenmaliges Waschen, einmal davon mit reiner
Erde vermischt, beseitigt. Das Waschen, welches die Farbe, Geschmack und Geruch der
Unreinheit beseitigt, auch wenn es mehrmals war, zählt als einmal.
Ist das Wasser wenig, d.h. geringer als Qullatayn, wird vorausgesetzt, dass das Wasser über
die verunreinigte Stelle fließt.

Kapitel 14
Zu den Voraussetzungen des Gebetes gehört:
• Die Hinwendung zur Gebetsrichtung (al-Ka^bah).
• Der Eintritt der Gebetszeit.
• Der Islam.
• Die Unterscheidungsfähigkeit; das bedeutet, dass das Kind ein Alter erreicht, in dem
es die Ansprache versteht und die entsprechende Antwort geben kann.
• Das Wissen über die Pflicht des Gebetes.
• Dass man nicht glaubt, dass ein Hauptbestandteil des Gebetes empfohlen ist.
• Die Bedeckung der Hautfarbe des gesamten Körpers einer Frau, außer ihr Gesicht
und ihre Hände. Die Bedeckung zwischen Bauchnabel und Knie für den Mann von
allen Seiten, außer von unten.
Kapitel 15

Das Gebet wird ungültig:


• Durch das Sprechen, selbst wenn es nur zwei Buchstaben sind, oder durch das
Aussprechen eines einzigen Buchstabens, der eine Bedeutung hat, es sei denn, es
geschah aus Vergesslichkeit und war wenig

16
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Durch viele Bewegungen, welche nach einigen Gelehrten so lange andauern, wie
eine Gebetseinheit. Nach einer anderen Aussage sind damit drei hintereinander
folgende Bewegungen gemeint. Die erste Aussage ist jedoch stärker.
• Durch eine extreme Bewegung21.
• Durch das Hinzufügen eines Hauptbestandteiles, der zu den Bewegungen zählt
• Durch eine einzige Bewegung, mit der Absicht des Spielens
• Durch Essen und Trinken, es sei denn, es geschah aus Vergesslichkeit und es war
wenig
• Mit der Absicht, das Gebet zu unterbrechen
• Dadurch, dass man die Unterbrechung des Gebetes von etwas abhängig macht
• Durch Unschlüssigkeiten über die Unterbrechung des Gebetes
• Durch das Verstreichen eines Hauptbestandteiles mit dem Zweifel an der Absicht des
Gebetes oder wenn die Zeit des Zweifelns lange anhält.

Kapitel 16

Zu dem, was bisher erwähnt wurde, wird für die Akzeptanz des Gebetes bei Allâh, Dem
über alles Erhabenen, d.h. um für das Gebet belohnt zu werden,
Folgendes vorausgesetzt:
• dass derjenige das Gebet nur für Allâh verrichtet,
• dass seine Nahrung, Kleidung und sein Gebetsort legal nach islamischem Gesetz
sind,
• und dass sein Herz, selbst nur für einen kurzen Moment Demut für Allâh, Dem über
alles Erhabenen, im Gebet verspürt.
• Wenn diese Voraussetzungen nicht erbracht werden, ist das Gebet ohne Belohnung
gültig.

Kapitel 17

21 Wie ein weiter Sprung im Gebet.

17
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Die Hauptbestandteile des Gebetes sind siebzehn:


1. Die Absicht für das Verrichten des Gebetes im Herzen zu fassen. Dabei werden
Grund und Zeit bestimmt und die Absicht für das Pflichtgebet festgelegt.
2. Takbîratu l-Ihrâm (Allâhu ’Akbar) auszusprechen, so dass man sich selbst hören
kann, dies gilt auch für alle anderen mündlichen Hauptbestandteile.
3. Das Stehen (al-Qiyâm) im Pflichtgebet, wenn man dazu in der Lage ist.
4. Das Aufsagen der Surah al-Fâtihah mit al-Basmalah (Bismillâhir-Rahmâni r-Rahîm)
und das Aussprechen der Verdoppelungen . Es wird vorausgesetzt, dass die Surah al-
Fâtihah aufeinander folgend , in ihrer Reihenfolge gelesen wird und dass das
Aussprechen der Buchstaben an ihren Artikulationsstellen erfolgt, und dass das
Falschlesen (al-Lahn), welches die Bedeutung verändert, unterlassen wird, wie die
Vokalisation von „t“ mit Dammah in „’An^amta“ ‫ ت‬Š‫أ *نع *م‬, wie wenn jemand anstatt

„’An^amta“ ‫أ *نع *مت‬, „’An^amtu“ ‫ أ *نع *مت‬sagt. Das Falschlesen, welches die Bedeutung
nicht ändert, ist verboten, das Gebet wird jedoch nicht ungültig.

5. Die Verbeugung (ar-Rukû^), so dass die Handballen die Knie berühren könnten.
6. Das Verweilen in der Verbeugung für die Dauer des Aussprechens von „Subhâna l-
Lâh“. Das bedeutet, dass alle Knochen an ihren Stellen gleichzeitig verharren
müssen (at-Tuma’nînah).
7. Das Wiederaufrichten (al-’I^tidâl), d.h. dass man nach der Verbeugung wieder
aufrecht steht.
8. Das Verweilen beim Wiederaufrichten.
9. Die zweimalige Niederwerfung (as-Sudjûd), d.h. dass entweder die ganze Stirn oder
ein Teil von ihr unbedeckt und lastend auf dem Gebetsort liegt, und dass ein Teil der
Knie , der Handinnenflächen und die Innenflächen der Zehen auf dem Boden liegen.

18
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Weiterhin wird der Tankîs vorausgesetzt, d.h. dass das Hintere des Betenden höher
als sein Oberes liegt. Einige Gelehrte außerhalb der schâfi^îtischen Rechtsschule
sagten: „Der Tankîs ist keine Voraussetzung für die Niederwerfung.“ Wenn der
Kopf höher als das Hinterteil liegt, ist das Gebet nach diesen Gelehrten gültig.
10. Das Verweilen in der Niederwerfung.
11. Das Sitzen zwischen den beiden Niederwerfungen.
12. Das Verweilen in diesem Sitzen.
13. Das Sitzen zum Aussprechen des letzten Taschahhud und dessen, was danach folgt,
an as-Salâtu ^ala n-Nabiyy und as-Salâm.
14. Der letzte Taschahhud. Dieser lautet: „At-Tahiyyâtu l-Mubârakâtu as-Salawâtu t-
Tayyibâtu Lil-Lâh . As-Salâmu ^Alayka Ayyuha n-Nabiyyu Wa Rahmatu l-Lâhi
Wa Barakâtuh. As-Salâmu ^Alaynâ Wa ^Alâ ^Ibâdi l-Lâhi s-Sâlihîn . Aschhadu
Allâ Ilâha Illa l-Lâh Wa Aschhadu Anna Muhammada r-Rasûlu l-Lâh.“
f c‫مة‬Y ‫رح‬Y ‫و‬Y ‫ي‬u U‫ب‬f‫ا الن‬Y‫ه‬u‫ك أي‬
‫د‬U ‫ا‬XY‫عب‬U ‫ى‬XY‫عل‬Y ‫و‬Y ‫ا‬XXY‫ين‬a Y‫عل‬Y ‫م‬c ‫ل‬XX‫س‬f ‫ل‬Y‫ ا‬.c‫ه‬c‫ ات‬X‫ك‬Y ‫ر‬Y Y‫وب‬Y XU‫ا‬ Y ‫ي‬a Y‫عل‬Y ‫م‬c ‫ل‬f‫لس‬Y‫ ا‬.‫ل‬ c Y‫ي}ب‬f‫ات الط‬
U f U ‫ات‬ c ‫و‬Y Y‫صل‬ Y Y‫مب‬c ‫ال‬a ‫ات‬f
c ‫ك‬Y ‫ار‬
f ‫ات ال‬ c ‫حي‬U f‫لت‬Y‫ا‬
U f ‫ل‬c ‫و‬c‫رس‬Y ‫مد…ا‬f ‫ح‬Y ‫م‬c ‫أن‬
‫ا‬ f ‫د‬c Y‫شه‬a Y‫وأ‬Y c‫ا‬ f f‫ل‬U‫ إ‬Y‫ه‬Y‫ل‬U‫ إ‬f‫ن ل‬Y‫د أ‬c Y‫شه‬a Y‫ أ‬. Y‫حين‬U ‫ل‬U ‫ا‬f‫ا الص‬. Uf
Das Mindeste davon lautet: „At-Tahiyyâtu Lil-lâh Salâmun ^Alayka Ayyuha n-
Nabiyyu Wa Rahmatu l-Lâhi Wa Barakâtuh. Salâmun ^Alaynâ Wa ^Alâ ^Ibâdi L-Lâhi
s-Sâlihîn. Aschhadu Allâ Ilâha Illa l-Lâh Wa Anna Muhammada r-Rasûlu l-Lâh.“
f‫ل‬U‫ إ‬Y‫ه‬XY‫ل‬U‫ إ‬f‫ن ل‬Y‫د أ‬c Y‫ ه‬X‫ش‬a Y‫ أ‬. Y‫حين‬U U‫ال‬f‫ا الص‬
U f ‫د‬U ‫ا‬Y‫عب‬U ‫ى‬Y‫عل‬Y ‫و‬Y ‫ا‬Y‫ين‬a Y‫عل‬Y ‫سل •م‬Y .c‫ه‬c‫كات‬Y ‫ر‬Y Y‫وب‬Y ‫ا‬
U f c‫مة‬Y ‫رح‬Y ‫و‬Y ‫ي‬u U‫ب‬f‫ا الن‬Y‫ه‬u‫ أي‬Y‫يك‬a Y‫عل‬Y ‫م‬c ‫ل‬f‫لس‬Y‫ ا‬.‫ل‬
U f U ‫ات‬f
c ‫حي‬U f‫لت‬Y‫ا‬
U f ‫ل‬c ‫و‬c‫رس‬Y ‫مد…ا‬f ‫ح‬Y ‫م‬c ‫وأن‬
‫ا‬ f c‫ا‬. f
15. As-Salâtu ^alâ n-Nabiyy, salla l-Lâhu ^alayhi wa sallam, auszusprechen. Das
Mindeste davon lautet: „Allâhumma Salli ^Alâ Muhammad .“ ‫د‬P ‫م‬# ‫ل على مح‬Ž ‫م ص‬# ‫ه‬#‫الل‬
16. As-Salâm. Das mindeste davon lautet: „as-Salâmu ^alaykum“ ‫سلم عل *يكم‬
# ‫ال‬
17. Die Reihenfolge. Wenn man diese absichtlich unterlässt, indem z.B. jemand die
Niederwerfung vor der Verbeugung vollzieht, so ist das Gebet ungültig geworden.
Geschah die Unterlassung unbeabsichtigt, kehrt man zu der ausgelassenen Stelle
zurück. Sollte man aber schon an der gleichen Stelle oder schon weiter sein, ist
damit die Gebetseinheit vollendet und der Abschnitt in dem die unbeabsichtigte
Unterlassung war, zählt nicht . Sollte man z.B. das Auslassen der Verbeugung nicht
bemerkt haben, bis man die nächste Verbeugung in der darauf folgenden
Gebetseinheit erreicht hat, oder in der darauf folgenden Niederwerfung, so zählt man
nicht, was zwischen diesen Hauptbestandteilen ausgeführt wurde.

19
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Nützlicher Hinweis
Die Erläuterung einiger Wortlaute im Gebet:
1. At-Takbîr: Allâhu ’Akbar aussprechen. Allâhu ’Akbar bedeutet: Allâh ist Groß, aber
nicht in der Bedeutung von Materie und Körper, sondern in der Bedeutung, dass Er
über alle Dinge mächtig und erhaben ist. Und dass Seine Allmacht vollkommen ist.
Allâh ähnelt nichts und niemandem. Er existiert ohne Ort und ohne Wie.
2. Subhâna l-Lâh: bedeutet, dass Allâh über alle Unvollkommenheiten erhaben ist, d.h.
Gott ist erhaben über Unfähigkeit, Schwäche, Unwissenheit, Furcht, Veränderung
und über alle Eigenschaften der Geschöpfe. Imâm at-Tahâwiyy sagte in seinem Werk
bezüglich der Glaubenslehre: „Wer Allâh mit einer Eigenschaft der Menschen
beschreibt, ist ungläubig.“ Die Eigenschaften der Menschen sind zahlreich und
Allâh ist über all diese erhaben. Allâh sagt in der Surah asch-Schûrâ, Âyah 11: ‫ل *يس‬
# ‫ء وهو ال‬C ‫كم *ثله شى‬
‫سميع البصير‬
Die Bedeutung lautet: „Gott ähnelt nichts und niemandem und Er ist der
Allhörende und Allsehende.“
3. Subhâna Rabbiya l-A^lâ: Es wird empfohlen, diesen Wortlaut während der
Niederwerfung dreimal auszusprechen. Dieser Wortlaut bedeutet nicht, dass Gott den
Himmel oder den Thron bewohnen würde, sondern er bedeutet, dass Allâh über alles
Erhaben ist. Gott existiert ohne Ort und ohne Richtung. Einen höheren Ort zu
bewohnen bedeutet nicht, dass man somit besser wäre als alles, was sich örtlich
gesehen unten befindet. Die Engel, die den Thron tragen oder den Thron umkreisen,
befinden sich räumlich gesehen an einem höheren Ort als die Erde, und dennoch
haben sie keinen höheren Rang als die Propheten, welche sich auf der Erde befinden.
Die Propheten, auch wenn ihr Aufenthaltsort die Erde war, haben bei Allâh einen
höheren Rang als die Engel.
4. At-Tahiyyât: bedeutet, dass jeder respektvolle Umgang miteinander und alle Gesten
der Begrüßung, die die Menschen sich gegenseitig zeigen, von Allâh erschaffen sind.
5. Al-Mubârakât: bedeutet die Vermehrung des Guten
6. As-Salawât: gemeint sind die fünf Pflichtgebete, und einer anderen Aussage nach,
die Bittgebete um Gutes.
7. At-Tayyibât: bedeutet, dass Allâh alle guten Taten erschaffen hat.

20
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

8. As-Salâmu ^alayka Ayyuha n-Nabiyyu: bedeutet, möge Allâh die Gemeinschaft des
Propheten Muhammad vor dem schützen, was der Prophet für sie befürchtet,
„Ayyuha n-Nabiyyu“ bedeutet, O Prophet Gottes
9. Wa Barakâtuh: bedeutet die Vermehrung des Guten
10. As-Sâlihîn: gemeint sind die rechtschaffenen Muslime. Der Muslim erreicht nur
dann die Rechtschaffenheit, wenn er alle Pflichten, die Allâh ihm auferlegt hat
verrichtet und sich von allem Verbotenen fernhält. Bei der Aussprache des Wortlautes
„As-Sâlihîn“ muss darauf geachtet werden, dass ein S (‫ )ص‬und nicht ein S (‫)س‬
ausgesprochen wird. Denn sollte anstelle des S (‫)ص‬ ein S(‫ )س‬ausgesprochen
werden, ändert die Wortbedeutung grundlegend.Bei einigen schâfi^îtischen Gelehrten
ist es Pflicht, den Wortlaut des Taschahhud mit Verdoppelungen und Assimilationen
auszusprechen. Nach dieser Aussage führt die Unterlassung der Assimilation
(Idghâm) bei der Aussprache des Glaubensbekenntnisses zur Ungültigkeit des
Gebetes, diese Aussage wird jedoch nicht als stark eingestuft. Einer stark
eingestuften Aussage nach, führt die Unterlassung der Assimilation bei der
Aussprache des Glaubensbekenntnisses nicht zur Ungültigkeit des Gebetes. Sollte
man bei der Aussprache des Glaubensbekenntnisses anstelle von „allâ“ (in
„Aschhadu allâ ilâha illa l-Lâh“) „an lâ“ oder anstelle von „Muhammada
r-Rasûlu l-Lâh“ „Muhammadan Rasûlu l-Lâh“ aussprechen, würde das Gebet
hiernach gültig sein. Was den Eintritt in den Islam betrifft, so ist er auch dann gültig,
wenn man bei der Aussprache des Glaubensbekenntnisses die Assimilation unterlässt.

Kapitel 18

Das Gemeinschaftsgebet (Salâtu l-Djamâ^ah) ist eine kollektive Pflicht (Fardu Kifâyah)22
für die freien, volljährigen und wohnhaften (al-Muqîmûn) Männer, die keinen
entschuldbaren Grund für die Nichtteilnahme am Gemeinschaftsgebet haben.
Das Freitagsgebet (Salâtu l-Djumu^ah) ist eine individuelle Pflicht (Fardu ^Ayn)23 für die
Erwähnten, wenn diese vierzig verantwortliche, einheimische (al-Mustawtinûn) Männer
sind, die in Häusern wohnen, nicht in Zelten, da das Freitagsgebet für die Zeltbewohner
keine Pflicht ist.

22 Fardu Kifâyah: Führt ein Teil der Muslime diese Pflicht aus, entfällt diese für die andere Muslime.
23 Fardu ^Ayn: Eine Pflicht, die jedem verantwortlichem Muslim obliegt.

21
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Das Freitagsgebet ist auch für diejenigen Pflicht, welche die Absicht haben, vier ganze Tage,
ohne Ein- und Ausreisetag, in der Ortschaft, in der das Freitagsgebet verrichtet wird, zu
bleiben. Dies gilt auch für denjenigen, der den lauten Gebetsruf eines am Rande der
nächstliegenden Ortschaft zum Gebet Rufenden, in der das Freitagsgebet verrichtet wird,
hört. Die Voraussetzungen des Freitagsgebetes sind:
• Die Zeit des Mittagsgebetes.
• Zwei Ansprachen (Khutbatân) vor dem Verrichten des Freitagsgebetes, die in der
Mittagszeit stattfinden und von den vierzig Männern, die die oben genannten
Voraussetzungen erfüllen, gehört werden.
• Das Verrichten des Freitagsgebetes in der Gemeinschaft dieser vierzig Männer.
In einer Ortschaft darf kein anderes Freitagsgebet gleichzeitig stattfinden. Wenn das
eine dem anderen Gebet mit dem Aussprechen der Takbîratu l-’Ihram (Das
Aussprechen von: Allâhu ’Akbar ) vorauseilt, ist das vorausgegangene Gebet gültig
und das darauf folgende nicht.
Dies gilt nur, wenn die hierzu Verpflichteten an einem einzigen Ort zusammenkommen
könnten. Ist dies jedoch schwierig, so sind das vorausgegangene und das darauf folgende
Freitagsgebet gültig.
Die Hauptbestandteile der zwei Ansprachen sind:
• In beiden Ansprachen Allâh danken, indem man z.B. sagt:„al-Hamdu lil-Lâh“.
• In beiden Ansprachen As-Salâtu ^Ala n-Nabiyy auszusprechen, indem man z.B. sagt
„Allâhumma Salli ^Alâ Muhammad“.
• In beiden Ansprachen zur Rechtschaffenheit (at-Taqwâ) auffordern.
• In einer der beiden Ansprachen das Aufsagen einer Âyah aus dem Qur’ân, deren
Bedeutung offenkundig ist.
• In der zweiten Ansprache das Aufsagen eines Bittgebetes (ad-Du^â’) für die
Muslime.
• Die Voraussetzungen der zwei Ansprachen sind :
• Die Reinheit vom Zustand, welcher eine der beiden Waschungen beansprucht (al-
Hadathayn) und die Reinheit von Unreinheit am Körper, Ort und dem bei sich
Getragenen.
• Die Bedeckung der Blöße.

22
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Das Stehen
• Das Sitzen zwischen den beiden Ansprachen und das Aufeinanderfolgen ihrer
Hauptbestandteile.
• Das Aufeinanderfolgen der beiden Ansprachen und des Gebetes.
• Die Hauptbestandteile der zwei Ansprachen müssen in arabischer Sprache gehalten
werden.

Kapitel 19

Für alle, die im Freitagsgebet oder in einem anderen Gebet jemandem hinterher beten, ist es
Pflicht:
• Dass man nicht vor dem Standpunkt des Vorbeters (Imâm) steht und ihm nicht in der
Takbîratu l-’Ihrâm voraneilt. Das gleichzeitige Aussprechen der Takbîratu l-’Ihrâm
macht das Gebet des Hinterherbetenden (Ma’mûm) ungültig. In den anderen
Bestandteilen des Gebetes (wie z.B. der Verbeugung oder Niederwerfung) ist das
gleichzeitige Ausführen jedoch missbilligt (Makrûh), außer beim at-Ta’mîn24 (Âmîn
sagen).
• Das Voraneilen in einem Hauptbestandteil, welcher zu den Bewegungen gehört, ist
verboten. Das Gebet wird durch das Voraneilen dem Vorbeter gegenüber in zwei
nacheinander folgenden langen Hauptbestandteilen, welche zu den Bewegungen
gehören, oder in einem langen und kurzen Hauptbestandteil ungültig, wenn dies
ohne entschuldbaren Grund. Die Verspätung dem Vorbeter gegenüber in mehr als
drei langen Hauptbestandteilen, auch mit entschuldbarem Grund, führt zur
Ungültigkeit des Gebetes. Verspätet man sich , um al-Fâtihah zu Ende zu lesen und
der Vorbeter hat bereits die Verbeugung und die beiden Niederwerfungen beendet
und sich anschließend zum Taschahhud hingesetzt oder ist aufgestanden , unterbricht
der Hinterherbetende das Lesen der Surah al-Fâtihah, und bringt sich in Einklang mit
dem Vorbeter und nach dem Gruß des Vorbeters verrichtet er eine Gebetseinheit.
Beendet der Hinterherbetende das Lesen der Sure al-Fâtihah, bevor sich der Vorbeter
zum Taschahhud hingesetzt hat oder aufgestanden ist, so fährt der Hinterherbetende
gemäß seiner Reihenfolge fort.
24 Das Hinterherbetende sagt gleichzeitig mit dem Vorbeter „Amîn“, d.h. er spricht es weder vor noch nach ihm aus. In
den meisten Ländern jedoch warten die Menschen nicht den Ta’mîn des Vorbeters ab, sondern sprechen es vor ihm
aus. Und dies ist nach der mâlikîtischen Rechtsschule.

23
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Dass man in Kenntnis über die Bewegungen seines Vorbeters ist.


• Dass man in einer Moschee (al-Masdjid) zusammenkommt. Außerhalb einer
Moschee darf die Distanz zwischen Vorbeter und Hinterherbetendem nicht mehr als
300 Ellen (Dhirâ^)25 überschreiten.
• Dass zwischen Vorbeter und Hinterherbetendem kein Hindernis besteht, das den
Zugang zum Vorbeter verhindert.
• Dass die Übereinstimmung der Art der Gebete des Vorbeters und Hinterherbetenden
gegeben sein muss. Das Gebet eines Pflichtbetenden hinter einem der das
Verstorbenengebet (Sâlatu l-Djinâzah) verrichtet, ist demnach ungültig.
• Dass Vorbeter und Hinterherbetender sich nicht in etwas Empfohlenem (Sunnah)
widersprechen, was eine eindeutige Abweichung zeigt, wie das Ausführen oder
Unterlassen des ersten Taschahhud; d.h. wenn der Vorbeter sich zum ersten
Taschahhud setzt, setzt sich auch der Hinterherbetende hin, oder lässt der Vorbeter
den Taschahhud aus, steht der Hinterherbetende ebenfalls auf.
• Dass der Hinterherbetende das Folgen des Vorbeters im Freitagsgebet während des
Aussprechens der Takbîratu l-’Ihrâm beabsichtigt. In den anderen Gebeten muss die
Absicht vor dem Folgen und dem langen Warten erfolgen, d.h. bevor man dem
Vorbeter absichtlich folgt. Folgt der Hinterherbetende dem Vorbeter und wartet lange,
um ihm zu folgen, ohne die erforderliche Absicht dafür gefasst zu haben, ist das
Gebet des Hinterherbetenden ungültig. Wenn er aber unbeabsichtigt mit dem
Vorbeter übereinstimmt, ist sein Gebet nicht ungültig geworden. Fazit ist: Wenn man
einem Betenden absichtlich folgt, ohne die erforderliche Absicht dafür gefasst zu
haben, dann ist das Gebet ungültig, gleichgültig ob die Wartezeit lang oder kurz war.
Wartet man jedoch lange auf den Betenden, folgt ihm aber nicht in den Bewegungen,
ist sein Gebet nicht ungültig.
• Der Vorbeter ist verpflichtet, die Absicht als Vorbeter im Freitagsgebet und in dem
wiederholenden Gebet (Mu^âdah) zu fassen. In den anderen Gebeten ist es
empfohlen.
Das wiederholende Gebet ist jenes Gebet, welches man ein zweites Mal, nachdem man es in
der Gemeinschaft schon verrichtet hat mit jemandem betet, der später zum Beten gekommen
ist, damit ihm die Belohnung für das Gemeinschaftsgebet nicht entgeht. Oder man hat das

25 Dhirâ^: Die Länge von den Fingernspitzen bis zum Ellenbogen, ca zwei Handspannen.

24
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Gebet schon einzeln verrichtet, findet aber jemanden, mit dem man das Gebet in der
Gemeinschaft wiederholen kann.

Das Verstorbenengebet

Kapitel 20

Das Waschen des Toten, seine Umhüllung (at-Takfîn) in das Leichentuch (al-Kafan), das
Verrichten des Verstorbenengebetes und seine Beerdigung ist eine kollektive Pflicht, wenn
dieser lebend geboren wurde und Muslim war.
Pflicht gegenüber einem Totgeborenen ist die Waschung, die Umhüllung in das Leichentuch
und die Beerdigung. Das Verstorbenengebet wird nicht für das Totgeborene verrichtet.
Das Mindeste, was bei der Waschung erbracht werden muss:
• Die Beseitigung der Unreinheit und die Waschung der gesamten Haut und Haare,
auch wenn diese dicht sind, einmal mit reinigendem Wasser.
Das Mindeste, was bei der Umhüllung erbracht werden muss:
• Die Umhüllung des gesamten Körpers. Derjenige, der eine Erbschaft hinterlassen hat,
die über seine Schulden hinausgeht, wird mit drei Tüchern umhüllt, wenn er im
Testament nicht bestimmt hat, dies zu unterlassen.
Das Mindeste, was bei dem Verstorbenengebet erbracht werden muss:
1. Die Absicht fassen, das Pflichtgebet für diesen Verstorbenen zu verrichten, während
man "Allâhu Akbar" sagt.
2. Das Stehen während des Verrichtens des Verstorbenengebetes, wenn man dazu in der
Lage ist.
3. Dann das Lesen der Sure al-Fâtihah.
4. Dann "Allâhu Akbar " sagen.
5. Dann "Allâhumma Salli ^alâ Muhammad" sagen.
6. Dann "Allâhu Akbar" sagen.
7. Dann Allâh um Vergebung und Gnade für den verstorbenen Muslim bitten, indem
man sagt: "Allâhumma Ghfir lahû wa Rhamhu“.26
8. Dann "Allâhu Akbar" sagen.
9. Und dann "as-Salâmu ^alaykum" sagen.
26 O, Gott vergebe ihm und sei ihm gnädig.

25
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Die Voraussetzungen des Gebetes und die Unterlassung der ungültig machenden
Handlungen sind auch hier unbedingt zu beachten.
Das Mindeste, was bei der Beerdigung beachtet werden muss:
• Das Ausheben einer Grube, die den Geruch des Verstorbenen zurückhält und ihn vor
Raubtieren schützt. Es ist empfohlen, die Grube entsprechend der Größe einer
stehenden Person durchschnittlicher Größe mit nach oben ausgestreckten Armen
auszuheben und sie zu verbreitern. Es ist Pflicht, den Verstorbenen mit der Brust zur
Gebetsrichtung hinzuwenden. Die Beisetzung in einer Fisqiyyah27 ist nicht erlaubt.

Die Pflichtabgabe (az-Zakâh)


Kapitel 21
Die Pflichtabgabe ist für Folgendes zu entrichten:
1. Kamele
2. Rinder
3. Schafe und Ziegen (Ghanam)
4. Datteln
5. Rosinen
6. Landwirtschaftliche Erträge, die in guten Zeiten als Grundnahrungsmittel dienen
7. Gold
8. Silber
9. Gold- und Silberminenerträge
10. Gold- und Silberschatz (ar-Rikâz)
11. Handelsvermögen
12. Pflichtabgabe für den Körper (al-Fitr)
Das erste Minimum (an-Nisâb) beträgt:
• an Kamelen fünf.
• an Rindern dreißig.
• an Schafen und Ziegen vierzig.
Unter diesem Minimum (Nisâb) besteht keine Verpflichtung zur Pflichtabgabe. Nach
Erreichen des Minimums ist der Ablauf eines Jahres notwendig, um die Pflichtabgabe zu

27 Fisqiyyah: Leichenraum, in dem mehrere Leichen, anstatt beerdigt, untergebracht werden.

26
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

entrichten.
Weiterhin ist das Weiden auf öffentlichem Weideland vorausgesetzt, d.h. der Besitzer oder
sein Bevollmächtigter lässt die Tiere auf öffentlichem Weideland, welches keinen Besitzer
hat, weiden. Es wird vorausgesetzt, dass es keine Arbeitstiere sind.
Für Arbeitstiere, die z.B. zum Pflügen eingesetzt werden, ist keine Pflichtabgabe zu
entrichten.
Es ist Pflicht:
• für fünf Kamele ein Schaf zu entrichten.
• für dreißig Rinder ein männliches Kalb zu entrichten.
• für vierzig Schafe und Ziegen ein einjähriges Schaf oder eine zweijährige Ziege zu
entrichten.
Übersteigt die Anzahl dieser Tiere 28 das erste Minimum, so ist das Entrichten der
Pflichtabgabe dementsprechend und man ist verpflichtet, sich diesbezüglich das Wissen,
welches Allâh, Der über alles Erhabene, als Pflicht auferlegt hat, anzueignen.
Für Datteln, Rosinen und Bodenerträge beträgt das erste Minimum fünf Awsuq. Dies
entspricht 300 Sâ^29, entsprechend dem Sâ^ des Propheten Muhammad, salla l-Lâhu ^alayhi
wa sallam.
Das Maß für den Sâ^ des Propheten, salla l-Lâhu ^alayhi wa sallam, befindet sich im
Hidjâz30. Um das Minimum zu erreichen, wird die Ernte eines Jahres zusammengelegt.
Verschiedene Arten, wie Gerste und Weizen, werden nicht zusammengelegt.
Die Verpflichtung zur Pflichtabgabe besteht:
1. Mit dem Reifen des Ernteguts, d.h. dass es einen Zustand erreicht, indem es als
Nahrung dient. Für unreife Datteln und Trauben ist keine Pflichtabgabe zu entrichten.
2. Mit der Festigung der Körner.
Die Pflichtabgabe beträgt ein Zehntel der Ernte, wenn die Bodenerträge ohne Mühe
bewässert wurden und die Hälfte eines Zehntels, wenn sie mit Mühe bewässert wurden. Was
über das Minimum hinausgeht, wird entsprechend der Pflichtabgabe berechnet.
Unter dem Minimum ist keine Pflichtabgabe zu entrichten. Man kann von diesen Erträgen
spenden, aber nicht mit der Absicht, die Pflichtabgabe zu entrichten.

28 Hier: Kamele, Rinder, Schafe und Ziegen.


29 Ein Sâ^ beträgt viermal die Füllung beider Handflächen mittelgroßer Hände.
30 Hidjâz: Region, die Makkah, Madînah und At-Tâ’if umschließt.

27
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Für Gold beträgt das Minimum 20 Mithqâl31 und für Silber 200 Dirham32. Hierfür ist ein
Vierzigstel vom Gold bzw. Silber zu entrichten. Was darüber hinausgeht, wird entsprechend
berechnet.
Für die Pflichtabgabe ist das Verstreichen eines Jahres notwendig, nicht aber für Gold- und
Silbererträge aus einer Mine oder einem Schatz, denn dafür muss man sofort entrichten. Von
einem Schatz ist ein Fünftel zu entrichten.
Das Minimum der Handelsware für die Pflichtabgabe beträgt soviel, wie das Minimum für
Gold und Silber, mit dem die Handelsware eingekauft wurde. Die Pflichtabgabe ist nach
Verstreichen eines Jahres zu entrichten und beträgt ein Vierzigstel des Wertes.
Das gemeinsame Vermögen zweier oder mehrerer Handelspartner ist wie das
Handelsvermögen des Einzelnen im Minimum zu berechnen und entsprechend des
Einzelnen zu entrichten, wenn die Voraussetzungen für gemeinsames Vermögen erfüllt sind.
Für jeden Muslim ist es Pflicht, für sich und für diejenigen Muslime, für die er
unterhaltspflichtig ist, wenn sie einen Teil von Ramadân und einen Teil von Schawwâl
leben, die Pflichtabgabe für den Körper (al-Fitr) zu entrichten.
Für jeden ist ein Sâ^ vom überwiegenden Grundnahrungsmittel des Landes zu entrichten,
wenn sein Besitz über seine Schulden, über die Kosten seiner Kleidung, seiner Unterkunft,
seiner Nahrung und die Nahrung derer, für die er unterhaltspflichtig ist, am Festtag und der
darauf folgenden Nacht, hinausgeht.
Für jede Art der Pflichtabgabe ist es Pflicht, die Absicht während des Herausnehmens der
bestimmten Abgabe, die zu entrichten ist, zu fassen. Die Pflichtabgabe ist u.a. an folgende
Muslime, die sich im Land des Vermögens befinden, zu entrichten:
1. Die Armen (al-Fuqarâ’)33.
2. Die Bedürftigen (al-Masâkîn)34.
3. Diejenigen, die mit dem Zusammentragen der Pflichtabgabe beauftragt sind (al-
^âmilûna ^alayhâ).
4. Diejenigen, die neu in den Islam eingetreten sind und mit den anderen Muslimen
vertraut werden soll (al-Mu`allafatu Qulûbuhum).
5. Fi r-Riqâb: Das sind Sklaven, die eine Vereinbarung über einen bestimmten Betrag

31 20 Mithqal reinem Gold entsprechen ungefähr 84,875 g.


32 200 Dirham reinem Silber entsprechen ungefähr 594,125 g.
33 Faqîr (pl. al-Fuqarâ’): Derjenige, der nicht einmal die Hälfte seines Bedarfes an notwendigem Lebensunterhalt hat.
34 Miskîn (pl. al-Masâkîn): Derjenige, der die Hälfte oder mehr, aber weniger als seinen Bedarf an notwendigem
Lebensunterhalt hat.

28
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

mit ihren Herren getroffen haben, um sich ihre Freiheit zu erkaufen.


6. Die Verschuldeten, die unfähig sind, ihre Schulden zu begleichen
(al-Ghârimûn).
7. Der Reisende (Ibnu s-Sabîl), der nicht genug besitzt, um an sein Reiseziel zu
gelangen.
Und andere, die im edlen Qur'ân erwähnt sind. Es ist weder erlaubt noch gültig, die
Pflichtabgabe an andere als die im edlen Qur'ân erwähnten Personen zu entrichten.

Das Fasten (as-Siyâm)


Kapitel 22

Jeder verantwortliche Muslim ist verpflichtet, im Monat Ramadân zu fasten. Das Fasten der
Menstruierenden und Wöchnerin ist nicht gültig und sie sind verpflichtet, es nachzuholen.
Demjenigen, der sich auf einer Qasr-Reise35 befindet, ist es erlaubt, das Fasten, auch wenn
es nicht beschwerlich ist, zu unterbrechen.
Für Kranke, Schwangere und Stillende, denen das Fasten eine nicht auszuhaltende
Beschwerlichkeit bereitet, ist es erlaubt, das Fasten zu unterbrechen. Sie sind jedoch
verpflichtet, diese Tage nachzuholen.
Es ist Pflicht:
1. die Absicht für das Fasten in jeder Nacht von Ramadân für den folgenden Tag zu fassen
und im Herzen festzulegen.
2. sich von Folgendem zu enthalten:
• Geschlechtsverkehr.
• Masturbation, d.h. die Herbeiführung des Samenergusses durch die Hand.
• Absichtliches Erbrechen.
• Abtrünnigkeit (ar-Riddah).
• Einführen von allem, was ein Volumen besitzt, in das Innere des Körpers, außer dem
eigenen, unvermischten, reinen Speichel, der nicht außerhalb des Mundes gelangt
war.
• Verstandesverlust, sei es auch nur für einen Augenblick oder Ohnmacht, die den

35 Qasr-Reise: Eine Reise, deren Entfernung mindestens 48 Mîl, nach islamischem Recht, beträgt. Eine Mîl beträgt
nach einer Aussage 2000 Dhirâ^.

29
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

ganzen Tag andauert, macht das Fasten ungültig.


Das Fasten an den beiden Festtagen (^îdu l-Adhâ, ^îdu l-Fitr) und an den drei Tagen
(Ayyâmu t-Taschrîq), die dem Opferfest (^îdu l-Adhâ) folgen, ist nicht gültig.
Auch ist das Fasten in der zweiten Hälfte des Monats Scha^bân36 und am Tag des Zweifelns
(Yawmu sch-Schakk) nicht gültig, es sei denn, man verbindet das Fasten der zweiten Hälfte
des Monats mit der ersten, oder man fastet aus Grund des Nachholens (al-Qadâ’), des
Gelübdes (an-Nadhr) oder des gewohnten Fastens (al-Wird), wie derjenige, der gewohnt ist,
montags und donnerstags zu fasten.
Wer das Fasten an einem Tag von Ramadân ohne erlaubten Grund durch
Geschlechtsverkehr bricht, hat eine Sünde begangen und ist verpflichtet, diesen Tag sofort
nachzuholen und die Dhihâr-Kaffârah auszuführen.
Die Dhihâr-Kaffârah bedeutet: Einem Sklaven die Freiheit schenken, wenn er nicht dazu in
der Lage ist, so fastet er zwei Mondmonate hintereinander und wenn er dazu nicht in der
Lage ist, gibt er sechzig Bedürftigen jeweils einen Mudd Weizen oder etwas anderes vom
überwiegenden Grundnahrungsmittel des Landes. Ein Mudd ist die Menge, die beide
Handflächen mittelgroßer Hände füllt.

Die Pilgerfahrt (al-Hadjdj)


Kapitel 23

Die Pilgerfahrt und die ^Umrah sind einmal im Leben für jeden freien und verantwortlichen
Muslim Pflicht, der finanziell in der Lage ist, nach Makkah zu reisen und in sein Heimatland
zurückzukehren, wenn das Geld in der Zeit seiner Abwesenheit bis zu seiner Rückkehr über
seine Schulden, über die Kosten seiner angemessenen Unterkunft und Kleidung und über
seinen Unterhalt und den Unterhalt derer, für die er unterhaltspflichtig ist, hinausgeht.

Die Hauptbestandteile (al-’Arkân) der Pilgerfahrt sind sechs:

1. Al-Ihrâm, d.h. dass man im Herzen die Absicht fasst, indem man sagt: „Ich
beabsichtige die Pilgerfahrt oder die ^Umrah durchzuführen.“

2. Der Aufenthalt auf ^arafah zwischen dem Beginn des Mittagsgebetes am 9.Tag des
Monats Dhu l-Hidjdjah und der Morgendämmerung des folgenden 10. des Dhu l-

36 Scha^bân: 8. Monat nach Mondkalender.

30
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Hidjdjah.

3. Die Umkreisung der Ka^bah (at-Tawâf).

4. Das siebenmalige Laufen zwischen as-Safâ und al-Marwah, vom festgelegten Bogen
bis zum anderen festgelegten Bogen.

5. Das Abrasieren (al-Halq) oder Kürzen (at-Taqsîr) der Kopfhaare.

6. Das Einhalten der Reihenfolge in der Mehrzahl der Hauptbestandteile.

Diese sind, mit Ausnahme des Aufenthalts auf ^Arafah, auch die Hauptbestandteile der
^Umrah. Diese Hauptbestandteile (Arkân) haben Pflichten (Furûd) und Voraussetzungen
(Schurût), die man unbedingt einzuhalten hat.

Für die Umkreisung der Ka^bah wird vorausgesetzt:

• Dass eine Strecke ab dem schwarzen Stein bis zum schwarzen Stein siebenmal
zurückgelegt wird.

• Die Bedeckung der Blöße (al-^awrah)37.

• Die Reinheit.

• Dass die Ka^bah zur linken Seite ist, wobei man ihr weder die Brust noch den
Rücken zuwendet.

Demjenigen, der al-Ihrâm gefasst hat, ist Folgendes verboten:

• Auftragen von Parfüm38.

• Einreiben des Kopfes und des Bartes mit Öl, flüssigem Fett oder Bienenwachs.

• Schneiden und Entfernen von Finger- oder Fußnagel oder Haar.

• Geschlechtsverkehr oder das Vorspiel.

• Abschließen eines Ehevertrages.

• Das Jagen essbarer, wilder Tiere.

37 Für den Mann: zwischen Bauchnabel und Knie. Für die Frau: gesamter Körper, außer Gesicht und Hände.
38 Wie auch das Benutzen parfümhaltiger Produkte, z.B. Seife.

31
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Für den Mann: Bedeckung des Kopfes und das Tragen von genähter Kleidung,
Verfilztem oder Ähnlichem.

• Für die Frau: Bedeckung des Gesichtes und das Tragen von Handschuhen.

Derjenige, der eines dieser Verbote begeht, begeht eine Sünde und ist verpflichtet die
Fidyah39 auszuführen.

Der Geschlechtsverkehr führt zusätzlich zur Ungültigkeit und man ist verpflichtet, die
ungültig gewordene Pilgerfahrt fortzusetzen und diese schnellstmöglich nachzuholen. D.h.
derjenige dessen Pilgerfahrt durch Geschlechtsverkehr ungültig geworden ist, darf diese
nicht unterbrechen, sondern führt sie zu Ende aus und holt sie im kommenden Jahr nach.
Weiterhin ist man zu Folgendem verpflichtet (Wâdjibât)40:

• Ausführung des Ihrâm an der dafür festgelegten Stelle (al-Mîqât). Der Mîqât ist eine
Stelle, die der Gesandte Gottes, Muhammad, salla l-Lâhu ^alayhi wa sallam, für den
Ihrâm festgelegt hat, wie z.B. das Gebiet, welches Dhu l-Hulayfah genannt wird und
für die Bewohner Madînas und diejenigen, die aus dieser Richtung anreisen, als
Mîqât gilt.

• Der nächtliche Aufenthalt in Muzdalifah, nach einer Aussage.

• Der nächtliche Aufenthalt in Minâ, nach einer Aussage.

• Diese Übernachtungen sind nach einer anderen Aussage nicht Pflicht.

• Werfen der Steinchen an dem Djamratu l-^aqabah am Opfertag.

• Werfen der Steinchen an den drei Djamarât41, an den drei Tagen, die dem Opferfest
folgen.

• Die Abschiedsumkreisung. Nach einer Aussage der schâfi^îtischen Rechtsschule ist


diese Pflicht.

Wird eine dieser sechs Pflichten (Wâdjibât) nicht erbracht, wird die Pilgerfahrt nicht
39 Fidyah: Rituelle Leistung für bestimmte unterlassene oder begangene Handlungen.
40 Nur bei der Pilgerfahrt (al-Hadjdj) unterscheiden die Schâfi^îten zwischen den Hauptbestandteilen (Arkân) und den
Pflichten (Wâdjibât). Unterlässt der Pilger einen Hauptbestandteil (Rukn) ist seine Pilgerfahrt ungültig. Unterlässt er
im Gegensatz dazu eine Pflicht (Wâdjib), wie z.B. das Werfen der Steinchen, ist die Pilgerfahrt nicht ungültig,
jedoch begeht er eine Sünde und ist verpflichtet die Fidyah auszuführen.
41 An diesen Stellen erschien Satan dem Propheten Ibrâhîm, ^alayhi s-Salâm, um ihm einzuflüstern. Daraufhin bewarf
ihn der Prophet Ibrâhîm, ^alayhi s-Salâm, aus Verachtung mit Steinen.

32
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

ungültig, jedoch begeht man eine Sünde und ist verpflichtet, die Fidyah auszuführen.

Im Gegensatz dazu ist die Pilgerfahrt nicht gültig, wenn die bereits erwähnten
Hauptbestandteile (Arkân) nicht erbracht werden. Und dies kann nicht durch die
Schlachtung eines Schafes ersetzt werden.

Demjenigen, der sich im Zustand des Ihram befindet oder auch nicht, ist das Jagen von
Tieren und das Abschneiden und Entwurzeln der Pflanzen im Haram von Makkah und im
Haram von Madînah verboten. Wird dies in Makkah begangen, so kommt die Ausführung
der Fidyah hinzu. Das Jagen von Tieren, das Abschneiden und Entwurzeln der Pflanzen im
Haram von Madînah zieht die Ausführung der Fidyah nicht nach sich. Der Haram von
Madînah befindet sich zwischen den Bergen ^ayr und Thawr.

Die Gesetzesregelungen der zwischenmenschlichen Beziehungen und


des Handels
(al-Mu^amalât)
Kapitel 24

Jedem verantwortlichen Muslim ist es auferlegt, bevor er sich in etwas begibt, zu lernen,
was Allâh ihm hierfür erlaubt oder verboten hat. Denn Allâh, Der Erhabene, hat uns
bestimmte Pflichten auferlegt und es ist erforderlich, diese zu beachten.
Allâh hat den Verkauf (al-Bay^) erlaubt und den Zins (ar-Ribâ) verboten.
Die islamische Gesetzgebung hat den Verkauf mit dem bestimmten Artikel (al) versehen,
denn nicht jede Art von Verkauf ist erlaubt. Der Verkauf (al-Bay^) ist nur dann gültig, wenn
die dafür vorgesehenen Voraussetzungen und Hauptbestandteile erbracht sind. Derjenige,
der das Kaufen und Verkaufen betreiben will, muss diese lernen, da ansonsten die Gefahr
besteht, gewollt oder ungewollt, Zins zu konsumieren.
Der Gesandte Gottes, Muhammad, salla l-Lâhu ^alayhi wa sallam, sagte:
"‫والصـد–يقين‬
– ‫صدوق ي *حشر يوم القيامة مع النبيين‬
# ‫"التاجر ال‬
Die Bedeutung lautet: Der wahrhaftige Händler wird am Tage der Auferstehung mit
den Propheten und den Rechtschaffenen versammelt.

33
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Und dies ist aus dem Grunde, weil der wahrhaftige Händler sich selbst beherrschen und
überwinden muss, um die Verträge nach islamischem Gesetz abzuschließen. Denn bei der
Überschreitung der islamischen Gesetze droht die Strafe Gottes.
Auch bei den restlichen Verträgen sind die erforderlichen Voraussetzungen und
Hauptbestandteile zu beachten, wie bei der Vermietung (al-Idjârah), wenn man jemandem
Geld zum Handeln gibt, um den Gewinn zwischen sich aufzuteilen (al-Qirâd), bei der
Pfandleihe(ar-Rahn), der Vollmacht (al-Wakâlah), der Hinterlegung anvertrauten Gutes (al-
Wadî^ah), der Leihe (al-^âriyah), der Handelspartnerschaft (asch-Scharikah) und der
Beaufsichtigung (Bewässerung und Pflege) von Fruchtbäumen gegen einen Anteil am
Ertrag (al-Musâqât).
Der Ehevertrag bedarf mehr Sicherheit und Festigung zur Wahrung vor dem, was ihn
ungültig macht.
Allâh, Der über alles Erhabene, sagt im edlen Qur’ân, in der Sure at-Tahrîm, Âyah 6:
﴿‫اس وا *لحجارة‬#‫ذين ءامنوا قوا أ *نفسك *م وأه*ليكم نارا وقودها الن‬#‫ها ال‬ž‫﴾يا أي‬
Die Bedeutung lautet: O ihr Muslime schützt euch selbst und eure Angehörigen vor dem
Höllenfeuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind.
Der Gelehrte ^atâ’ Ibnu Rabâh sagte: ,, Mann soll lernen, wie man betet und fastet, wie
man kauft und verkauft und wie man heiratet und scheidet.“

Der Zins (ar-Ribâ)


Kapitel 25

Es ist verboten, mit Zins zu arbeiten, ihn zu konsumieren, zu nehmen, niederzuschreiben


oder den Zinsvertrag zu bezeugen.
Der Zins entsteht bei Verträgen, wie:
• Der Kauf und Verkauf von Gold für Gold oder Silber für Silber mit Aufschub, sei es
als Münzen geprägt oder nicht, als Schmuck oder als reines unverarbeitetes Silber
und Gold.
• Der Kauf und Verkauf von Gold für Silber ohne Aushändigung, d.h. das
Auseinandergehen von Käufer und Verkäufer vor der gegenseitigen Aushändigung
des Goldes und des Silbers.
• Der Kauf und Verkauf von Gold für Gold oder Silber für Silber mit Aufschub oder

34
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

das Auseinandergehen von Käufer und Verkäufer vor der gegenseitigen


Aushändigung.
• Der Kauf und Verkauf von Gold für Gold oder Silber für Silber bei ungleichem
Gewicht.
• Der Kauf und Verkauf von ungleichen Nahrungsmitteln gegeneinander, wie z.B.
Weizen für Gerste, außer wenn folgende zwei Voraussetzungen gegeben sind:
1. Die Unterlassung des Aufschubs.
2. Die gegenseitige Aushändigung der Ware vor dem Auseinandergehen.

Handelt es sich um gleiche Nahrungsmittel, wie Weizen für Weizen, so müssen die beiden
oben genannten Voraussetzungen und das gleiche Volumen (Hohlmaß) gegeben sein. So ist
z.B. der Kauf und Verkauf von Gerste für Gerste nicht erlaubt, es sei denn das Volumen
(Hohlmaß) ist beidseitig gleich, der Verkauf erfolgt ohne Aufschub und die Aushändigung
der Ware findet vor dem Auseinandergehen des Käufers und Verkäufers statt.
Der Verkauf von folgendem ist verboten:
• Dessen, was man noch nicht erhalten hat.
• Fleisch für lebendiges Tier.
• Schulden gegen Schulden, z.B. dass jemand die Schulden, die Zayd bei ihm hat an
^amr zu einem Preis und mit Aufschub, z.B. ein Monat, weiterverkauft.
• Al-Fudûliyy, d.h. der Verkauf dessen, was man nicht besitzt oder wozu man nicht
bevollmächtigt ist.
• Dessen, was man nicht sieht. Nach einer Aussage des Imâm
asch-Schâfi^iyy ist es erlaubt, die Ware, nachdem sie beschrieben wurde, zu kaufen
oder zu verkaufen.
• Dessen, wozu man nicht in der Lage ist, es auszuhändigen.
• Dessen, was keinen Nutzen hat.
• Dessen, was nicht unter das Eigentum fällt, wie das Land, das keinen Besitzer hat.
• Unbestimmtem.
• Unreinem, wie Blut.
• Allen Rauschmitteln.
• Verbotenem, wie Tunbûr, welcher ein Ablenkungsinstrument ist, das der Laute ähnelt.
• Erlaubten, reinen Dingen an denjenigen, von dem man weiß, dass er damit sündigen

35
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

will, wie z.B. der Verkauf von Trauben an denjenigen, der daraus Wein herstellen will
oder ein Messer an denjenigen, der damit Menschen angreifen will.
• Berauschenden Substanzen.
• Makelhaftem, ohne dessen Makel aufzuzeigen.
• Der Verkauf an oder der Kauf von einem Nichtverantwortlichen, d.h. eines
Geisteskranken oder eines Kindes, ist nicht gültig. Nach der Rechtsschule von Imâm
Ahmad ist es erlaubt, an das unterscheidungsfähige Kind, mit Einverständnis des
Erziehungsberechtigten, zu verkaufen und von ihm zu kaufen.
• Nach einigen Gelehrten ist der Verkauf ohne mündliche Vereinbarung nicht gültig,
nach anderen genügt das gegenseitige Einverständnis.

Nützlicher Hinweis:
Es ist nicht erlaubt, die Erbschaft eines Verstorbenen aufzuteilen oder etwas davon zu
verkaufen, bevor seine Schulden nicht beglichen sind und sein Testament vollstreckt worden
ist. Die Kosten für die Pilgerfahrt und die ^umrah werden von der hinterlassenen Erbschaft
entnommen, wenn der Verstorbene dazu verpflichtet war und diese nicht ausgeführt hatte.
Es ist erlaubt, etwas von der Erbschaft zu verkaufen, um die Schulden zu begleichen und zur
Erfüllung des Testamentes, der Pilgerfahrt und der ^umrah. Die Erbschaft gilt wie Pfand,
d.h. man darf sie nicht aufteilen, bevor die oben genannten Angelegenheiten erfüllt sind.
Es ist verboten:
• Das Interesse des Käufers oder Verkäufers nach Festlegung des Preises zu
schwächen, mit dem Ziel, im ersten Fall selbst zu verkaufen oder im zweiten Fall
selber zu kaufen, geschieht dies nach Abschluss des Vertrages in der Frist des
Rücktrittsrechts, ist die Sünde größer.
• Nahrungsmittel in Zeiten der Not und Überteuerung zu kaufen, um sie zu horten und
teurer zu verkaufen.
• Den Preis eines Verkaufsgegenstandes in die Höhe zu treiben, um andere zu
täuschen.
• Im Maß, im Gewicht, in der Anzahl oder in der Elle zu betrügen, zu täuschen oder zu
lügen.
• Baumwolle oder andere Güter zu verkaufen, wobei man dem Käufer Geld leiht und
den Preis der Güter, aufgrund dieser Leihe, erhöht.

36
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Dem Schneider oder einem anderen Lohnarbeiter Geld zu leihen, mit der
Voraussetzung, ihn für einen geringeren als den normalen Lohn, aufgrund dieser
Leihe, einzustellen. Dies nennt man ar-Rabtah.
• Den Bauern bis zur Erntezeit Geld zu leihen, mit der Voraussetzung, ihnen die Ernte
für einen geringeren Preis abzukaufen. Dies nennt man al-Maqdiyy.
Die meisten Handelsvereinbarungen der heutigen Zeit werden außerhalb der islamischen
Gesetzesregelung abgeschlossen. Derjenige, der die Belohnung von Allâh, Dem über alles
Erhabenen, erlangen will und die Sicherheit in seiner Religion und der Welt anstrebt, muss
von einem rechtschaffenen, beratenden und um seine Religion besorgten Gelehrten lernen,
was erlaubt und verboten ist. Denn das Anstreben des Erlaubten ist für jeden Muslim
Pflicht.

Kapitel 26

Es ist Pflicht für denjenigen, der in der Lage ist (al-Mûsir), seine armen Eltern und
Großeltern, auch wenn diese arbeitsfähig sind, zu versorgen. Weiterhin ist dieser
verpflichtet, für den Unterhalt seiner armen Kinder und Enkelkinder aufzukommen, wenn
diese arbeitsunfähig sind oder aufgrund des jungen Alters oder wegen einer chronischen
Krankheit gehindert sind, eine Arbeit aufzunehmen.
Der Ehemann ist verpflichtet, für den Unterhalt seiner Ehefrau aufzukommen, sowie für
ihren Mahr (Brautgabe) und für ihre Mut^ah, wenn er sie scheidet. Die Mut^ah ist ein Gut,
das die Geschiedene erhält, wenn der Scheidungsgrund nicht bei ihr liegt.
Der Besitzer von Tieren ist für deren Versorgung verpflichtet und darf sie nicht zu Arbeiten
zwingen, zu denen sie nicht in der Lage sind und er darf sie nicht ohne Grund schlagen.

Die Pflichten des Herzens

Kapitel 27

37
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Zu den Pflichten des Herzens gehört:

• Der Glaube an Allâh und an das, was Allâh offenbart hat.

• Der Glaube an den Gesandten Gottes, Muhammad, und an das, was der Gesandte
Gottes überbracht hat.

• Die Aufrichtigkeit (al-’Ikhlâs), d.h. dass man die guten Taten nur für Allâh verrichtet.

• Das Bereuen der Sünden.

• Das Vertrauen auf Allâh.

• Die Furcht vor Allâh, in dem man die Pflichten verrichtet und sich von Verbotenem
fernhält.

• Die Ergebung zu Allâh und die Unterlassung des Widerspruchs Ihm gegenüber.

• Die Verehrung der Symbole der islamischen Religion.

• Die Dankbarkeit für die Gaben Gottes, d.h. sie nicht für Sünden zu gebrauchen.

• Die Standhaftigkeit in dem, was Allâh als Pflicht auferlegt hat.

• Die Standhaftigkeit in der Unterlassung dessen, was Allâh, Der Erhabene, verboten
hat.

• Die Standhaftigkeit im Ertragen der Plagen.

• Allâh, den Qur’ân, den Gesandten Gottes, die Gefährten und die muslimischen
Angehörigen (al-Âl) des Propheten Muhammad und die rechtschaffenen Muslime zu
lieben.

• Den Teufel zu hassen.

• Die Sünden zu hassen.

Die Sünden der Glieder

Die Sünden des Herzens

38
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Kapitel 28

Zu den Sünden des Herzens gehört:

• Die Unaufrichtigkeit (ar-Riyâ’) in den guten Taten, d.h. die Tat zu verrichten, um von
den Menschen dafür gelobt zu werden. Die Belohnung für die Tat, die mit dieser
Absicht verrichtet wird, entfällt.

• Im Gehorsam Gott gegenüber eitel zu sein (al-^udjb), d.h. dass man die guten Taten
verrichtet und sich selbst dafür lobt, wobei einem entgeht, dass Allâh ihm die Kraft
für das Verrichten der guten Taten gibt.

• Der Zweifel an der Existenz Gottes.

• Sich in Sicherheit vor der Strafe Gottes zu wiegen.

• Die Hoffnung auf die Gnade Gottes aufzugeben.

• Die Hochmütigkeit (at-Takabbur) gegenüber den Dienern Gottes, d.h. dass man das
richtig Gesagte eines Anderen zurückweist und die Menschen herabsetzt.

• Der Hass (al-Hiqd), d.h. Feindschaft gegenüber einem Muslim im Herzen zu haben
und nach diesem Empfinden zu handeln, ohne dies zu hassen.

• Der Neid (al-Hasad), d.h. es zu Hassen, dass ein Muslim Gaben bekommen hat, ihm
diese zu missgönnen und nach diesem Empfinden zu handeln.

• Die Vorhaltung der Spende, indem man jemandem, dem man etwas gespendet hat,
sagt: "Hab ich dir nicht jenes an jenem und jenem Tag gegeben!?" Die Belohnung für
diese Spende entfällt.

• Das beharrliche Begehen von Sünden.

• Anzunehmen, dass Gott einem selbst die Sünden nicht vergibt.

• Schlecht über die Diener Gottes zu denken.

• Das Verleugnen der Vorherbestimmung (al-Qadar).

• Sich über das Begehen der eigenen Sünde oder der Sünden anderer zu freuen.

39
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Die Hinterhältigkeit (al-Ghadr), selbst bei einem Nichtmuslim, indem man ihm z.B.
die Sicherheit gewährt und ihn anschließend tötet.

• Die Arglist (al-Makr).

• Das Hassen der Gefährten und der muslimischen Angehörigen des Propheten
Muhammad und der rechtschaffenen Muslime.

• Der Geiz (al-Bukhl), in dem, was Allâh auferlegt hat.

• Die Gier (asch-Schuhh)42.

• Die Habsucht (al-Hirs)43.

• Der leichtfertige Umgang (al-Istihânah) mit den islamischen Symbolen44.

• Die Geringschätzung (at-Tasghîru) der islamischen Symbole, der Pflichten, des


Qur’ân, des islamischen Wissens und des Paradieses.

• Die Verharmlosung der Sünden und des Höllenfeuers.

Die Sünden des Bauches

Kapitel 29

Zu den Sünden des Bauches gehört:

• Das Konsumieren von Zins (Ribâ), Raubgut (Ghasb), Diebesgut (Sariqah) und allem,
was durch Handlungsformen, welche das islamische Recht verbietet, erworben
wurde.

• Das Trinken von Alkohol (Khamr).

• Das Einnehmen von Berauschendem (Muskir), Unreinem (Nadjis) und Ekelhaftem


(Mustaqdhar).

• Das Konsumieren vom Besitz eines Waisen (Yatîm) oder Nutzen aus einer
wohltätigen Stiftung (Waqf) ziehen, entgegen dem, was der Stifter als Bedingung
42 Der extreme Geiz.
43 Das starke Verlangen nach Geld und Gütern, um Schlechtes zu erreichen.
44 z.B. das Tragen des Qur`âns ohne die Teilwaschung vollzogen zu haben.

40
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

festgelegt hat.

• Das Nehmen von allem, was der Andere nur aus Verlegenheit gibt, ohne sein
Einverständnis.

Die Sünden der Augen

Kapitel 30

Zu den Sünden der Augen gehört:

• Das Schauen der Männer mit Begierde (Schahwah) in das Gesicht und auf die Hände
einer Adjnabiyyah und auf den Rest ihres Körpers, mit oder ohne Begierde.

• Das Schauen der Frauen auf die Männer mit oder ohne Begierde auf das, was sich
zwischen Bauchnabel und Knie befindet. und auf den Rest des Körpers mit Begierde.

• Das Schauen auf die Blößen (^awrât) .

• Das Enthüllen des Geschlechtsteils und des Hinterns für den Mann und für die Frau,
im Alleinsein, ohne Grund.

• Es ist erlaubt, ohne Begierde auf den Körper eines Mahrams oder auf eine
gleichgeschlechtliche Person, ausgenommen ist das, was sich zwischen Bauchnabel
und Knie befindet, zu schauen.

• Der herabwürdigende Blick auf einen Muslim.

• Das Schauen in die Wohnung eines Anderen ohne seine Erlaubnis, oder auch auf
etwas, was er versteckt hält.

Die Sünden der Zunge

Kapitel 31

Zu den Sünden der Zunge gehört:

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Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Die üble Nachrede (al-Ghîbah), d.h. in der Abwesenheit eines Muslims, etwas über
ihn zu erwähnen, was zwar auf ihn zutrifft, aber er es hasst, dass es gesagt wird.

• Zwietracht stiften (an-Namîmah), d.h. das Übertragen von Aussagen, um Schlechtes


herbeizuführen.

• Das Aufhetzen gegeneinander (at-Tahrîsch), ohne Übertragen von Aussagen, auch


zwischen Tieren.

• Die Lüge (al-Kadhib), d.h. eine Aussage machen, die der Wahrheit widerspricht.

• Meineid zu leisten (al-Yamînu l-Kâdhibah).

• Das Aussprechen von Wortlauten der Verleumdung (alfâdh al-Qadhf), von denen es
viele gibt. Fazit ist: Jede Aussage, die einen Menschen oder einen seiner Verwandten
des verbotenen Geschlechtsverkehrs (Zinâ) beschuldigt, gilt als Verleumdung für
denjenigen, der damit beschuldigt wurde. Die Wortlaute der Verleumdung werden
entweder eindeutig oder indirekt, mit Absicht, ausgesprochen.

• Das Beschimpfen der Gefährten des Propheten Muhammad.

• Das Ablegen von falschem Zeugnis (Schahâdatu z-Zûr).

• Die Verzögerung der Rückzahlung von Schulden, obwohl man in der Lage ist, diese
zurückzuzahlen.

• Das Beschimpfen (asch-Schatm), Verfluchen (al-La^n) und Verachten eines Muslims,


sowie jede Aussage, die ihn verletzt.

• Das Lügen in Bezug auf Allâh und Seinen Gesandten Muhammad.

• Die falsche Behauptung.

• Die „Bid^iyy“-Scheidung, d.h. dass der Mann die Frau während ihrer Menstruation
oder ihrer Reinheitsperiode (Tuhr), nachdem er mit ihr Geschlechtsverkehr hatte,
scheidet.

• "Adh-Dhihâr", d.h. wenn der Mann zu seiner Frau sagt „Du bist für mich wie der
Rücken meiner Mutter“, d.h. „Ich werde keinen Geschlechtsverkehr mit dir haben.“
Hier muss er die Kaffârah ausführen, wenn er sie nach diesem Ausspruch nicht sofort

42
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

scheidet. Die Kaffârah ist: Einem unversehrten muslimischen Sklaven die Freiheit
schenken, wenn er dazu nicht in der Lage ist, fastet er zwei Mondmonate
hintereinander; wenn er dazu nicht in der Lage ist, gibt er 60 Bedürftigen jeweils
einen Mudd.

• Das Falschlesen des Qur’ân, was zur Bedeutungsänderung führt oder Fehler bei der
Deklination (al-I^râb) zu machen, auch wenn dies nicht zur Bedeutungsänderung
führt.

• Das Betteln desjenigen, der über zum Leben ausreichende Mittel verfügt oder
desjenigen, der eine Arbeit aufnehmen kann, bei der er seinen Lebensunterhalt
verdienen kann.

• Das Ablegen eines Gelübdes (an-Nadhr), mit der Absicht, die Erben von der
Erbschaft auszuschließen.

• Jemanden, der nicht zu den Erben gehört, darüber nicht zu informieren, dass man
Schulden oder anvertrautes Gut hat.

• Eine andere Person als den eigenen Vater anzugeben, oder einen anderen Herrn als
denjenigen, der ihm die Freiheit geschenkt hat, als Herrn zu erwähnen, indem er sagt:
"Mir hat der oder jener die Freiheit geschenkt".

• Das Anhalten um die Hand einer bereits verlobten Frau.

• Ein islamisches Rechtsgutachten (Fatwah) ohne Wissen zu erteilen.

• Das Lehren und Lernen von Wissen, welches Schaden bringt, ohne islamisch-
rechtlichen Grund.

• Nicht nach dem islamischen Gesetz zu urteilen.

• Die Totenklage und das Wehgeschrei.

• Jede Aussage, die zu einer Sünde verleitet oder von einer Pflicht abhält.

• Jede Aussage, welche die islamische Religion, einen Propheten, die islamischen
Gelehrten, den Qur’ân oder ein islamisches Symbol verachtet.

43
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Das Spielen auf Blasinstrumenten.

• Das grundlose Nichtgebieten des Guten (al-Amru Bil-Ma^rûf) und das


Nichtverhindern des Schlechten (an-Nahyu ^ani l-Munkar).

• Das Pflichtwissen einem Schüler, der darum bittet, vorzuenthalten.

• Das Auslachen wegen Austritt von Darmgasen.

• Das Auslachen eines Muslims, um ihn herabzuwürdigen.

• Das Verschweigen einer Zeugenaussage.

• Das Nichterwidern eines Grußes, dessen Erwiderung Pflicht ist.45

• Für den Pilger und den Mu^tamir46, ist es verboten, jemanden mit Begierde zu
küssen; und für den Pflichtfastenden, wenn dieser den Austritt von Samen befürchtet,
nach einer Aussage ist dies missbilligt.

• Jemanden zu küssen, den man nicht küssen darf.

Die Sünden der Ohren

Kapitel 32

Zu den Sünden der Ohren gehört:

• Einem Gespräch, welches verheimlicht wird, zu lauschen.

• Die Klänge des Mizmâr (flötenähnliches Blasinstrument), Tunbûr (lautenähnliches


Saiteninstrument) und alle anderen verbotenen Klänge zu hören.

• Der üblen Nachrede, dem Stiften von Zwietracht und Ähnlichem zuzuhören, es sei
denn man hört es ungewollt und hasst es. Man ist verpflichtet, dieses zu verbieten,
wenn man dazu in der Lage ist.

45 Auf den Gruß "As-Salamu ^alaykum" ist es Pflicht, "Wa ^Alaykumu s-Salâm" zu erwidern.
46 Mu^tamir: Diejenige Person, welche die ^umrah ausführt.

44
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Die Sünden der Hände

Kapitel 33

Zu den Sünden der Hände gehört:

• Die Unterschlagung im Maß, Gewicht und in der Elle.

• Das Stehlen.

• Die widerrechtliche öffentliche Wegnahme (an-Nahb).

• Der Raub (al-Ghasb).

• Das Töten. In jedem Tötungsfall muss die Kaffârah entrichtet werden. Die Kaffârah
ist: Einem unversehrten muslimischen Sklaven die Freiheit schenken. Wenn er dazu
nicht in der Lage ist, fastet er zwei Mondmonate hintereinander. Beim absichtlichen
töten droht Bestrafung, es sei denn, die Erben des Getöteten verzichten darauf und
verlangen stattdessen eine Entschädigung, auf die sie aber verzichten können. Beim
unbeabsichtigten Töten und Ähnlichem besteht nur das Recht auf Entschädigung. Die
Entschädigung unterscheidet sich je nach Art des Tötens.

• Das Schlagen ohne Recht.

• Das Nehmen und Geben von Geld oder Geschenken, die der Bestechung dienen.

• Das Verbrennen von Tieren, es sei denn, sie richten Schaden an und es besteht keine
andere Möglichkeit, sie zu beseitigen.

• Das Verstümmeln von Tieren.

• Würfelspiele und alle anderen Glücksspiele, mit oder ohne Geldeinsatz,


einschließlich Kinderspiele dieser Art.

• Das Spielen verbotener Ablenkungsinstrumente, wie at-Tunbûr, ar-Rabâb


( fiedelähnliches Streichinstrument), al-Mizmâr und andere Seiteninstrumente.

• Das absichtliche Berühren einer Adjnabiyyah ohne Hindernis oder mit Hindernis,

45
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

aber mit Begierde. Das Berühren mit Begierde ist auch dann verboten, wenn es sich
um dasselbe Geschlecht oder um eine Frau, die er niemals heiraten darf
(Mahramiyyah), handelt.

• Das Nachbilden dessen, was eine Seele hat.

• Das Nichtentrichten der Pflichtabgabe, oder auch nur eines Teils, sobald man dazu
verpflichtet und in der Lage ist.

• Das Entrichten einer ungültigen Pflichtabgabe, wie auch die Aushändigung der
Pflichtabgabe demjenigen, dem sie nicht zusteht.

• Dem Arbeitnehmer sein Verdienst vorzuenthalten.

• Einen Notleidenden die notwendige Hilfe zu verweigern und dem Ertrinkenden die
Hilfe zu verwehren, ohne jeweils einen entschuldbaren Grund dafür zu haben.

• Das Schreiben dessen, was man nicht aussprechen darf.

• Der Verrat (al-Khiyânah), der das Gegenteil von Treue ist. Er umfasst Taten,
Aussagen und Verhalten.

Die Sünden der Geschlechtsteile

Kapitel 34

Zu den Sünden der Geschlechtsteile gehört:

• Der verbotene Geschlechtsverkehr (az-Zinâ), d.h. das Eindringen der Eichel in die
Vagina, sowie der Analverkehr, d.h. das Eindringen der Eichel in den After.

• Geschlechtsverkehr mit Tieren, auch wenn diese eigener Besitz sind.

• Die Masturbation, außer durch die Hand einer ihm erlaubten Frau.

• Der Geschlechtsverkehr während der Menstruation oder des Wochenflusses, sowie


nach deren Beendigung, bevor die Großwaschung durchgeführt wurde, oder nach
Durchführung der Großwaschung, welche die Frau ohne Absicht verrichtet hat oder
eine ihrer Voraussetzungen unterlassen hat.

46
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Das Entblößen vor denjenigen, welche die Blöße nicht sehen dürfen oder das
Entblößen im Alleinsein ohne Grund.

• Das Hinwenden zur Gebetsrichtung mit der Brust oder dem Rücken während des
Urinierens oder des Verrichtens des Stuhlganges ohne ein Hindernis, welches sich
vor einem befindet und mindestens zweidrittel Ellen hoch und höchstens drei Ellen
von einem entfernt ist. Es sei denn, der Ort ist für das Verrichten des Urinierens oder
Stuhlganges bestimmt, wie die Toilette, so ist es erlaubt, sich dabei mit Brust oder
Rücken der Gebetsrichtung zuzuwenden.

• Das Verrichten des Stuhlganges auf einem Grab.

• Das Urinieren in einer Moschee, selbst in ein Gefäß, sowie das Urinieren auf
achtenswerte Dinge (Mu^adhdham).

• Die Unterlassung der Beschneidung des Volljährigen. Nach der mâlikîtischen


Rechtsschule ist dies erlaubt.

Die Sünden der Füße

Kapitel 35

Zu den Sünden der Füße gehört:

• Das Gehen, um eine Sünde zu begehen, wie z.B. das Gehen, um einen Muslim zu
verleumden, d.h. ihm vor dem Richter Schaden oder Ähnliches zuzufügen.

• Das Gehen um einen Muslim ohne Recht zu töten oder ihm zu schaden.

• Das Entfliehen vor der Verpflichtung gegenüber denen, die ein Recht darauf haben
wie z.B. das Entfliehen vor der Bestrafung (al-Qisâs), vor Schulden, vor dem
Unterhalt, vor dem Gehorsam der Eltern oder vor der Erziehung der Kinder.

• Das prahlende Gehen.

• Über die Schultern sitzender Menschen zu steigen und ihnen dabei Schaden zufügen.
Geht jedoch jemand über die Schultern sitzender Menschen, um einen freien Platz

47
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

einzunehmen, ohne ihnen dabei zu schaden, ist es nicht verboten.

• Das Vorbeigehen vor dem Betenden, wenn die Voraussetzungen für die Abgrenzung
(as-Sutrah) erfüllt sind.

• Das Ausstrecken des Beines zum Qur’ân hin, wenn dieser nicht höher als das
ausgestreckte Bein liegt.

• Jede Art von Gehen, welches zu einem Verbot führt.

• Jede Art von Gehen, welches von einer Pflicht abhält.

Die Sünden des Körpers

Kapitel 36

Zu den Sünden des Körpers gehört:

• Das Verletzen der Eltern (^uqûqu l-Wâlidayn).

• Die Unterbrechung der verwandtschaftlichen Beziehungen.

• Dem Nachbarn einen sichtbaren Schaden zuzufügen.47

• Das Schwarzfärben der Haare. Einige Gelehrten haben dies erlaubt, wenn es nicht
aus Gründen des Betruges und der Täuschung geschieht.

• Das Anähneln der Männer an die Frauen und umgekehrt, in der Kleidung und
Anderem, d.h. das andere Geschlecht in etwas nachahmen, was speziell für eines der
beiden Geschlechter vorgesehen ist.

• Ein langes Gewand bis unter die Knöchel aus Hochmut zu tragen.

• Für den Mann: Das grundlose Färben der Hände und Füße mit Henna.

• Die Unterbrechung einer Pflicht ohne einen entschuldbaren Grund.

• Die Unterbrechung der empfohlenen Pilgerfahrt und der ^Umrah.

47 Indem man z.B. seine Frau oder seine Töchter in seiner Wohnung beobachtet.

48
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Die Nachahmung eines Muslims, um sich über ihn lustig zu machen.

• Das Suchen nach Fehlern anderer Menschen.

• Die Tätowierung.

• Die Unterbrechung des Kontakts zu einem Muslim mehr als drei Tage, ohne einen
islamisch-rechtlichen Grund.

• Einem Anstifter schlechter Neuerungen oder einem Sünder (Fâsiq)48, während er


sündigt, Gesellschaft zu leisten.

• Für den volljährigen Mann: Das Tragen von Gold und Silber, außer einem silbernen
Ring. Ebenso das Tragen von Seide oder etwas, in dem Seide überwiegt.

• Das Alleinsein mit einer Adjnabiyyah ohne dass ein Dritter, männlich oder weiblich,
vor dem man sich schämt, einen sieht (Khalwah).

• Das Verreisen einer Frau ohne Mahram oder Ähnlichem.

• Einen freien Menschen zur Arbeit zu zwingen.

• Die Feindseligkeit gegenüber einem Heiligen (al-Waliyy)49.

• Das Verhelfen zu einer Sünde.

• Das Verbreiten von Gefälschtem.

• Gold- und Silberbesteck und Gold- und Silbergeschirr zu benutzen oder als
Dekoration zu verwenden.

• Die Unterlassung einer Pflicht oder das Ausführen dieser mit der Unterlassung eines
Hauptbestandteils oder einer Voraussetzung, oder das Ausführen einer Pflicht mit
einer ungültigmachenden Handlung.

• Die Unterlassung des Freitagsgebetes, wenn man dazu verpflichtet ist, auch wenn
man das Mittagsgebet verrichtet.

• Die Unterlassung der fünf Pflichtgebete in der Gemeinschaft für die Bewohner einer

48 Fâsiq: Derjenige, der eine Sünde begeht, worüber Übereinstimmung unter den Gelehrten herrscht, dass sie groß ist.
49 Al-Waliyy: Ein rechtschaffener Muslim, der zusätzlich Empfohlenes verrichtet.

49
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

Ortschaft.

• Das Verrichten des Pflichtgebets nach Verstreichen seiner Zeit, ohne entschuldbaren
Grund.

• Das Jagen von Tieren mit etwas, das durch sein Gewicht tötet, wie ein Stein.

• Das Benutzen von Tieren als Zielscheibe.

• Das Verlassen der Wohnung für die Geschiedene oder Witwe während der Frist
(^idah) ohne entschuldbaren Grund.

• Die Unterlassung des Ihdâd50 der Witwe.

• Das Verunreinigen (Tandjîs) oder Verschmutzen der Moschee (al-Masdjid), selbst mit
etwas Reinem, was als Ekel erregend gilt51 (Taqdhîr).

• Die Vernachlässigung der Pilgerfahrt bis zum Tod, obwohl man zu Lebzeiten dazu in
der Lage war.

• Sich etwas zu leihen, mit dem Wissen, dass man es nicht zurückgeben kann, ohne
dass der Geber in Kenntnis darüber ist.

• Demjenigen, der nicht in der Lage ist, die Schulden zurückzuzahlen, keinen
Aufschub für die Rückzahlung zu gewähren.

• Geld und Güter für eine Sünde verwenden.

• Das leichtfertige Umgehen mit dem Heiligen Buch ,dem Qur’ân, und dem Wissen
des islamischen Rechts.

• Dem unterscheidungsfähigen Kind das Tragen des Heiligen Buches (Qur’ân), zu


ermöglichen (ausgenommen mit dem Ziel des Lernens, auch ohne Teilwaschung).

• Das Versetzen der Grenze, d.h. das Verschieben der Abgrenzung zwischen dem
eigenen und dem Besitz anderer.

• Die unerlaubte Nutzung einer Straße.

50 Ihdâd: Eine Frist, in der die Witwe bestimmte Dinge unterlassen muss, wie z.B. Auftragen von Parfüm und
Schminke.
51 Wie Mundspeichel und Nasenschleim (Rotz).

50
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Das Geliehene zweckentfremden oder es über die vereinbarte Zeit hinaus zu nutzen
oder es weiter zu verleihen, ohne die Erlaubnis hierfür zu haben.

• Die Hinderung anderer an der Nutzung von Besitzerlosem, wie öffentliches Land. Es
ist nicht erlaubt, öffentliches Land für sich zu beanspruchen, um z.B. zum Abholzen,
Abbau von Salz, Gold, Silber, Weiden und anderes zu nutzen und dabei anderen die
Nutzung dieses Landes zu verwehren. Dazu gehört auch die alleinige Nutzung von
öffentlichem Wasservorkommen, welches nach Nutzung nachfließt, wie z.B. vom
Fluss.

• Das Benutzen der Fundsachen (al-Luqatah) vor der Bekanntmachung mit den
dazugehörigen Voraussetzungen.

• Der grundlose Aufenthalt an einem Ort, mit dem Wissen, dass dort Verwerfliches (al-
Munkar) begangen wird.

• Der ungebetene Besuch zu einem Festessen, d.h. der Eintritt ohne Erlaubnis, oder aus
Verlegenheit des Gastgebers.

• Die ungleiche Behandlung der Ehefrauen bezüglich des Unterhalts und der
Übernachtung. Die Bevorzugung einer Ehefrau hinsichtlich der Liebe des Herzens
und der Neigung zu ihr ist keine Sünde.

• Das Hinausgehen der Frau mit der Absicht Adjânib52 zu verführen.

• Die Zauberei (as-Sihr).

• Die Verantwortung für einen Waisen, eine Moschee, ein Richteramt


(al-Qadâ') oder Ähnliches zu übernehmen, mit dem Wissen, unfähig für diese
Aufgabe zu sein.

• Die Schutzgewährung für einen Ungerechten und die Hinderung derer, die ihr Recht
von ihm fordern.

• Das Erschrecken der Muslime.

52 Diejenigen, die nicht zu den Mahârim gehören. Mahram ist eine Person, die man niemals heiraten darf, auf Grund
der Verwandtschaft (Eltern, Geschwister, Tanten, und Onkel mütterlicher- und väterlicherseits), der Heirat
(Schwiegereltern) und der Verwandtschaft auf Grund des Stillens (Stillmutter, Stillgeschwister).

51
Die Zusammenfassung von ^Abdul-Lâh Al-Harariyy

• Das Wegelagern53 (Qat^u t-Tarîq).

• Das Nichteinhalten des Gelübdes (an-Nadhr).

• Das kontinuierliche Fasten. D.h. dass man zwei oder mehrere Tage hintereinander
fastet, ohne etwas zu sich zu nehmen.

• Das Einnehmen des Sitzplatzes einer anderen Person, das Drängeln oder die Stelle
eines anderen in einer Reihe einzunehmen.

Die Reue (at-Tawbah)

(Kapitel 37)

Jeder Verantwortliche ist verpflichtet, alle Sünden sofort zu bereuen, d.h. die Sünde zu
unterlassen, zu bedauern und die Absicht zu fassen, sie nie wieder zu begehen.

Wenn die Sünde die Unterlassung einer Pflicht war, ist man verpflichtet, diese nachzuholen.
Wenn die Sünde im Zusammenhang mit einem Menschen steht, muss man dieses
wiedergutmachen oder denjenigen um Verzeihung bitten.

53 Wegelagerer: Jemand, der anderen am Wege auflauert, um sie zu erschrecken, zu berauben oder zu töten.

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