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Allgemeine Psychologie 1 WA - Kapitel 3 - Wahrnehmung Und Bewusstsein
Allgemeine Psychologie 1 WA - Kapitel 3 - Wahrnehmung Und Bewusstsein
• Vicary gestand später, dass die Studie gar nicht durchgeführt wurde; es gab lediglich die
Projektionsmaschine für die extrem kurze Darbietung (Pratkanis, 1992). Es war offenbar
lediglich Werbung in eigener Sache (denn er hatte eine Marktforschungsagentur).
80"
• Jede Kette wurde durch eine gleich lange Kette von
70"
„X“-en eingeleitet. 90"
• Unbemerkt von den Teilnehmern wurde diese 60" Kette
Kontrollprime"
Anteil'der'Lipton'Ice'wählt'(%)'
80"
ganz kurz durch die Präsentation von „Lipton 50"
Lipton"Ice"Prime"
70"
Ice“ (für die eine Hälfte der Probanden) oder 40" durch
„Npeic Tol“ (ein Anagramm von Lipton Ice, für die 60"
Kontrollprime
30"
andere Hälfte) unterbrochen. 50"
Lipton"Ice"Prim
• In der Tat gaben die Teilnehmer, die den Prime 20"
40"
„Lipton Ice“ erhalten hatten, bei anschließenden10"
30"
Fragen, ob sie eher zur Wahl von „Lipton Ice 0" Tea“
oder einem Mineralwasser namens „Spa Rood“ durs0g" 20" nicht"durs0g"
tendierten, häufiger die Eistee-Marke an. 10"
Vorlesung*Sozialpsychologie*|*Malte*Friese*|*WS*2014/2015*|*Einstellungen*und*Verhalten* 25*
• Eine Kontrollgruppe, die nicht durstig gemacht 0"
wurde, zeigte dagegen keine Unterschiede. durs0g" nicht"durs0g"
Vorlesung*Sozialpsychologie*|*Malte*Friese*|*WS*2014/2015*|*Einstellungen*und*Verhalten*
➠ Wenn die Probanden also in diesem Moment nicht durstig waren, hatte das „subliminale
aufblitzen“ von Wörtern keine Auswirkung auf die Vorliebe für bestimmte Getränke.
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
➠ Wenn sie jedoch durstig waren und dazu noch mit dem Wort „Lipton Ice“ geprimed wurden, war
es signifikant wahrscheinlicher, dass sie den Eistee auswählten, als bei Probanden, die mit dem
sinnlosen Wort „Npeic Tol“ geprimed wurden.
• „Priming“ bzw. „Bahnung“ bezeichnet in der Psychologie die Beeinflussung der Verarbeitung
(Kognition) eines Reizes dadurch, dass ein vorangegangener Reiz implizite Gedächtnisinhalte
aktiviert hat.
• Diese Aktivierung spezieller Assoziationen im Gedächtnis aufgrund von Vorerfahrungen mit den
betreffenden Informationen geschieht häufig und zum allergrößten Teil unbewusst.
• Solch ein bahnender Reiz kann ein Wort, ein Geruch, eine Geste oder Ähnliches sein. Der
primende bzw. bahnende Reiz aktiviert Bottom-Up Gedächtnisinhalte, die Top-Down
bestimmen, wie schnell der nachfolgende Reiz verarbeitet wird, oder ob er korrekt erkannt wird,
oder - bei uneindeutigen Reizen - auf welche Weise er interpretiert wird, oder sie beeinflussen
den Gemütszustand oder nachfolgendes Verhalten.
• Das Konzept beruht auf der Aktivierungsausbreitung von Assoziationen.
II.) Bermeitinger et al. (2009):
III.) Fazit:
• Beide Studien waren in eine Geschichte („Coverstory“) eingebettet, die den wahren Zweck der
Untersuchung verschleierte. Es wurde die Wirksamkeit sehr kurz und maskiert dargebotener
Reize auf das konkrete Konsumverhalten untersucht. Bermeitinger et al. (2009); vgl. Wentura & Frings (2013; Kap. 8)
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
- Indirekte Tests → der eigentliche Nachweis, dass Reize, die wir nicht bewusst
wahrnehmen, Verarbeitungsprozesse auslösen können.
- Direkte Tests → Nachweis, dass Probanden tatsächlich nicht bewusst die Reize
diskriminieren können.
• In einem Nachtest werden die Probanden zunächst über das Einblenden der Reize aufgeklärt,
dann wird Ihnen eine Reihe von Durchgängen gegeben, in denen jeweils entweder der eine
oder der andere Reiz auf dieselbe Art präsentiert wird, wie während des Tests.
• Jeder Durchgang schließt mit der offenen Präsentation der beiden Reize ab und die Teilnehmer
sollen entscheiden, welcher maskiert gezeigt wurde. → diese Entscheidungen sind i.d.R. auf
Zufallsniveau.
B.) Psychophysik:
1.) Geschichte:
2.) Untersuchungsgegenstand:
• Genauer gesagt ist der Gegenstandsbereich der klassischen Psychophysik durch die Analyse
und die Bestimmung der quantitativen Transformationsgleichungen zwischen einer
sensorischen Eingangsgröße und einer am Empfinden und Verhalten orientierten
Ausgangsgröße gekennzeichnet.
• Damals standen zunächst Fragen im Vordergrund, wie sich die wahrgenommene Größe,
Helligkeit oder Farbe eines Gegenstands ändern, wenn man seine physikalische Größe,
Helligkeit oder Farbe ändert.
• Man muss sich vergegenwärtigen, dass zur damaligen Zeit die Quantifizierbarkeit psychischer
Phänomene grundsätzlich bezweifelt wurde und dass geeignete Messverfahren nicht verfügbar
waren.
• Die Bereitstellung psychophysischer Methoden, die heutzutage nicht nur in der
Wahrnehmungsforschung Verwendung finden, ist eines der großen Verdienste der Pioniere
jener Zeit.
• Da die klassische Psychophysik an den Transformationsgleichungen zwischen physischen
Eingangssignalen und psychischen Ausgangssignalen interessiert war, muss man die
psychischen Ausgangssignale auf einem vergleichbaren Skalenniveau messen wie die
Eingangssignale.
- Bekanntlich setzt die Rationalskala einen 0-Punkt und gleiche Intervalle voraus, sodass man
die gemessenen Werte im Verhältnis zueinander setzen kann.
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Weber
Maximilian Bungart
und der eben merkliche Reizun
I.) Wahrnehmungs- und Unterschiedsschwellen: Jetzt mer
Ich merke
keinen ich wiede
einen Un
• Die von Fechner vorgeschlagene Messung psychischer Unterschied!
schied!
Ausgangsgrößen operiert mit Absolut- und
Unterschiedsschwellen (jeweils messbar mithilfe
psychophysischer Methoden).
Verhältnis zwischen einem Standardreiz (I) und einem Reiz Ich merke
keinen
Jetzt merke
ich wieder
einen Unter-
mit eben merklichem Unterschied ∆I konstant ist - was nichts Unterschied!
schied!
= = 0.05 Unterschied!
Standardreiz 200 g 12
vgl. Müsseler (2008, S. 40f); Abb. aus Goldstein (2002, S. 20)
• 1834 bemerkte der Physiologe Ernst Heinrich Weber, dass ein Sinnesorgan ab einem
12
bestimmten Intensitätsbetrag eine Veränderung
vgl. Müsseler (2008, S. 40f); registriert („just
Abb. aus Goldstein noticeable
(2002, S. 20) difference“ = „gerade
noch wahrnehmbarer Unterschied“), die als Unterschied ∆I zum vorangehenden Reiz I in einem
bestimmten, gleich bleibenden Verhältnis k (konstant) zu diesem steht.
• Dies bedeutet, dass mit steigendem Standardreiz die Stärke des Reizes, den man eben noch
als unterschiedlich groß wahrnehmen kann, proportional steigt. (Bsp.: bei 100g sind 5g und bei
200g sind 10g als Unterschied wahrnehmbar)
• beim Tastsinn beträgt der erforderliche relative Unterschied Person 1 In einem große
(∆I/I) nach Webers Versuchen etwa 3% des Hautdruckes. Intervall des
Hier stimmt Person 2
• beim Helligkeitssehen etwa 1-2% der Lichtstärke. die Aussage
nicht mehr.
Standardreizes
der Quotient
• beim Geschmack muss die Konzentration um 10-20% zwischen dem
steigen, um als stärker empfunden zu wegen. „eben merkliche
Reizunterschied
• ein relativer Gewichtsunterschied von ungefähr 2% eines in und dem
Standardreiz (fü
der ruhenden Hand gehaltenen Gegenstands wird erkannt. eine gegebene
So nimmt man die Gewichtszunahme eines Gegenstands von Person)
weitgehend
zunächst 50g erst wahr, wenn das Gewicht um 1g auf 51g Eben merklicher Reizunterschied
= Konstante
konstant.
angewachsen ist. Entsprechend muss 5000g Gewicht um Standardreiz
➠ Dieses Gesetz stimmt nur unter bestimmten Randbedingungen, da objektive bzw. physische
und subjektiv bzw. psychische Reizintensität je nach Reizart nicht proportional ansteigen. Man
muss bspw. die Lichtintensität um ein Vielfaches ansteigen lassen, um einen Unterschied zu
merken, wohingegen Menschen auf Stromschläge sehr viel sensibler reagieren.
➠ Das Potenzgesetz von Stevens stellt eine bessere Alternative dar, da hierbei die Reizart
berücksichtigt wird. (siehe folgende Seite unten)
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
Unterschiede
mische
Beziehung
• R0 ist eine Integrationskonstante, die
meistens den Schwellenreiz festlegt. Die
(Fechnersches
Formel besagt, dass bei einem
Gesetz) ihre
exponentiellen Anstieg der Reizstärke
Empfindung E im Sinnesorgan nur linear
anwächst. Hierbei ist c die von der
jeweiligen Art des Reizes abhängige Größe.
Physikalische Skala
12
(willkürliche Werte)
Beispiele: vgl. Müsseler (2008, S. 41f)
• Durch die logarithmische Adaption kann das menschliche Auge Sinneseindrücke von Helligkeit
zwischen Dämmerung und hellem Sonnenschein von bis zu 10,5 Zehnerpotenzen an
physikalischer Leuchtdichte überbrücken.
• Die Magnitude (mag) ist eine Helligkeitsgröße, der Unterschied zwischen jeder Helligkeitsstufe
(Größenklasse) ist etwa das 2,512-fache. Ein freiäugig gerade noch sichtbarer Stern 6. Größe
(6 mag) ist gegenüber der Sonne (-25 mag) um 31 Größenklassen oder 12,25 Zehnerpotenzen
schwächer. Ein erfahrener Astronom kann in der visuellen Fotometrie Helligkeitskurven zweier
Sterne von nur einigen Prozent wahrnehmen.
• Die wahrgenommene Tonhöhe eines musikalischen Tons hängt logarithmisch von der
Grundfrequenz ab: eine Verdopplung der Grundfrequenz bewirkt die Änderung der Tonhöhe um
eine Oktave.
• Beim Temperatursinn hingegen nimmt die Reaktion der Thermorezeptoren annähernd linear zur
Reizgröße zu. Denn hier ist weniger die „Messung“ der Temperatur wichtig als vielmehr eine
Warnung vor Verbrennung oder Erfrieren. Ähnliches gilt für die Schmerzwahrnehmung.
➠ Nutzt man den Weber’schen Quotient, um die psychische gegen die physische Reizintensität
abzutragen, erhält man eine logarithmische Beziehung. („Fechner’sches Gesetz“)
➠ Die Erweiterung des Weber’schen Quotienten durch Fechner, nannte sich „Weber-Fechner“-
Gesetz.
• Die Konstante c entsteht aus den beiden Integrationskonstanten. Für k < 1 ähnelt sie dem
logarithmischen Weber-Fechner-Gesetz.
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
• Stevens validierte die Potenzfunktion mit einer Variante des Konstanzverfahrens (kommt später
in diesem Thema noch), der Methode der direkten Größenschätzung.
➠ Das Fechner’sche Gesetz gilt nur unter bestimmten Randbedingungen. Bessere Ergebnisse
liefert Stevens’ Methode der direkten Größeneinschätzung.
Größenschätzung (Helligkeit)
einen numerischen Wert zu (z.B. 10), und
die Aufgabe des Beobachters besteht darin,
einen Vergleichsreiz entsprechend
einzuschätzen.
• Wird dieser beispielsweise doppelt so
intensiv oder hell eingeschätzt, ist der Wert
20 zu vergeben. Damit wird ein direkterer
Weg der Skalierung beschritten, der nicht
Potenzgesetz
Potenzgesetz von Stevens
von Stevens
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
V.) Zusammenfassung:
• Aufgabe der Psychophysik → Die Beziehung zwischen Reiz und (bewusster) Wahrnehmung
beschreiben. Es geht dabei vor allem um…
- Wahrnehmungsschwellen
- Kleinste wahrnehmbare Unterschiede
- Beziehung zwischen objektiver und subjektiver Intensitätsveränderung
• Fechner und Weber gehören zu den Begründern der Psychophysik und entwickelten Methoden
zur Bestimmung von Wahrnehmungs- und Unterschiedsschwellen.
- Je weniger stark die Gewichtsunterschiede sind, desto weniger stark werden sie
wahrgenommen.
- die Höhe der Unterschiedsschwelle nimmt mit höherem Gewicht zu (Größe der
Unterschiedsschwelle steigt proportional zur Intensität des Standardreizes).
- Webers Entdeckung → in einem großen Intervall des Standardreizes ist der Quotient
zwischen dem „eben merklichen Reizunterschied“ und dem Standardreiz (für eine gegebene
Person) weitgehend konstant. („Weber’scher Quotient)
- Besagt, dass die Empfindungsstärke (psychische Reizintensität) nicht linear zum Reiz
(physischer Reizintensität) ansteigt, sondern mit dem Logarithmus der Reizstärke. (hohe
Steigung am Anfang, dann weniger)
- Problem → Gilt nur unter bestimmten Rahmenbedingungen.
3. Stevens’ Methode der direkten Größeneinschätzung → Man präsentiert dem Probanden
einen Standardreiz, welchem ein Wert zugewiesen wird. Danach folgen weitere Reize
verschiedener objektiver Intensität, welche vom Probanden auf den Standardreiz bezogen
werden. (numerisch) → z.B. Einschätzung der Lichtintensität - man erhält eine logarithmische
Funktion.
4. Potenzgesetz von Stevens → trifft Aussagen über die Beziehung zwischen objektiver und
subjektiver Intensitätsveränderung. Die wahrgenommene Reizintensität (W) entspricht einer
konstanten k multipliziert mit der n-fach potenzierten Reizintensität. (W = K*X^n)
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
• Sie wurde 1860 zuerst von Gustav Theodor Fechner als „Methode der richtigen und falschen
Fälle“ beschrieben.
I.) Vorgehen:
Konsta
• Zufällige Vorgabe von Reizen
unterschiedlicher Stärke → der Proband • Zufä
wird sehr häufig in zufälliger Reihenfolge
mit gleichartigen Reizen verschiedener
Reiz
Stärken stimuliert, dabei sind sowohl Stär
deutlich unterschwellige als auch deutlich
überschwellige Reize. • „Sch
• Der Proband antwortet immer dann mit „Ja“,
wenn er glaubt, einen Reiz wahrgenommen Inte
zu haben. Anschließend wird die Entd
Erkennungswahrscheinlichkeit (Anteil der
„Ja“-Antworten) gegen die Reizstärke betr
aufgetragen. Reizintensität
• „Schwelle“ = Intensität, bei der die Entdeckungsrate 50% beträgt → Man erhält mit dieser
Methode eine psychometrische Funktion. Diese Wie verläuftlautet
„sigmoid“die Begründung
(S-förmig), da deutlich für diese
Schwellendefinition?
unterschwellige Reize nie und deutlich überschwellige Reize immer erkannt werden.
• Die Absolutschwelle für diesen Reiz liegt (per Konvention) bei der Reizstärke, bei der in 50%
der Fälle eine Erkennung stattfand. („point of subjective equality“ - PSE)
• Wie kommt man zu der Annahme, dass die Schwelle bei 50% liegt? → Eine Zufallsvariable, die
durch die Addition vieler unabhängiger Zufallsprozesse entsteht, verteilt sich normal (Zentraler
Grenzwertsatz) → Normalverteilung/Gauß’sche Glockenkurve
• der zentrale Grenzwertsatz kann durch das Galton-Brett veranschaulicht werden.
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
• Ein Galtonbrett (auch „Galton’sches Zufallsbrett“), ist ein mechanisches Modell zur
Demonstration und Veranschaulichung der Binomialverteilung, einer
Wahrscheinlichkeitsverteilung, die in vielen Zufallsexperimenten eine Rolle spielt.
- Die Füllhöhen der Fächer geben am Ende Auskunft über die Häufigkeitsverteilung der
verschiedenen Stärken der aufsummierten Störungen. Bei realen Messungen entspricht das
z.B. der Rauschverteilung eines elektrischen Signals, verursacht durch sehr viele sehr kleine
Störsignale, die genauso positiv wie negativ beitragen können.
- Ein grundlegendes mathematisches Gesetz, der „zentrale Grenzwertsatz“, garantiert, dass
eine nahezu beliebig zusammengesetzte Verteilung solcher sehr kleinen und sehr
zahlreichen Einzelstörungen in der Summe gegen die glockenförmige gauß’sche
Normalverteilung konvergiert.
- Sind die Voraussetzungen für eine solche Rauschverteilung erfüllt, spricht man von
„gauß’schem Rauschen“.
- Bei einer endlichen Zahl von Störungen, wie beim Galtonbrett, erhält man die
Binomialverteilung, die im Grenzwert vieler Störungen und vieler Fächer ebenfalls gegen die
Normalverteilung konvergiert.
- Die statistischen Gesetzmäßigkeiten eines solchen zufälligen Messrauschens können
Konstanzmethode
anhand des Galtonbretts auf anschauliche Weise studiert und überprüft werden.
Beispiel: In 8
• Nehmen wir an, die aktuellen, Durchgang für Durchgänge
Durchgang (trial-für-trial) geltenden Schwellen der roten Flä
verteilten sich gemäß der sogenannten aktuelle Sch
Normalverteilung (auch „Gauß-Verteilung“ genannt).
84% niedriger. Te
diesem „190
150 160 170 180 190 200 210 Teilnehmer i
- Das heißt → es gibt viele unabhängige Intensität mit „Ja“ antw
Zufallseinflüsse, die dazu führen, dass in
manchen Momenten erst Reize der Intensität 190
Wahrscheinlichkeit (in %)
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
• Beispiel → In 84% aller Durchgänge (das entspricht der roten Fläche) ist die aktuelle Schwelle
190 oder niedriger. Teste ich immer mit diesem „190“-Reiz, wird der Teilnehmer in 84% der Fälle
mit „Ja“ antworten.
- Experiment → Die Schwelle der Entdeckung eines Lichtpunktes. Es wird ein Licht
dargeboten bei einer Schwelle von z.B. 98,5 (Mittelwert der Grenzen). Der Proband sieht ihn.
In allen weiteren Durchgängen wird das Licht verringert (= absteigende Reihen), bis er nichts
mehr sieht. Dies stellt dann den Schwellenwert dar. In den aufsteigenden Reihen wird der
Punkt immer heller, bis ihn der Proband erkennen kann.
- Normalerweise wechseln aufsteigende und absteigende Reihen sich ab. (gegen
Perseverationstendenz der Probanden, gleich zu antworten, wie im Durchgang zuvor)
➠ Problem der traditionellen Methoden → sie trennen nicht zwischen der tatsächlichen
Reizdiskriminationsleistung und Urteilstendenzen… auf dieses Problem antwortet die
Signalentdeckungstheorie.
• In der klassischen Psychophysik werden inter-, aber auch intraindividuelle Messvariationen auf
unterschiedliche Zustände des jeweiligen sensorischen Apparats zurückgeführt. So ist z.B.
offensichtlich, dass verschiedene Personen über eine unterschiedliche Sehschärfe verfügen
oder dass bei ein und derselben Person die Sehschärfe kurzfristige Schwankungen aufweist,
die durch unterschiedliche Aufmerksamkeits- oder Motivationszustände der Person bedingt sein
können.
- Diese subjektive Entscheidung kann konservativ erfolgen („Ich bin mir nicht sicher, also
entscheide ich mit NEIN!““)…
- oder sie ist mit einem Risiko behaftet („Ich bin mir nicht sicher, aber ich entscheide mit JA!“).
• Mithilfe der Signalentdeckungstheorie, die vor dem Hintergrund des Signal-Rausch-Abstands
technischer Kommunikationssysteme entwickelt wurde, lassen sich Sensitivität und
Entscheidungskriterium getrennt voneinander bestimmen.
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
- Dagegen wird bei der Signalentdeckungstheorie zufällig mal ein Reiz dargeboten und mal
Signalentdeckungstheorie
nicht. Der Reiz ist in einem Block von Durchgängen immer von gleicher Intensität.
immerAblehnungen
(„hits“) bzw. 100% korrekte von gleicher Ja Treffer Falsche Alarme
(„correct rejections“).Intensität. „Reiz vorhanden“ („hits“) („false alarms“)
• Nun kann man aus der empirisch beobachtbaren Anzahl von Treffern, Verpassern, falschen
Alarmen und korrekten Ablehnungen auf die relative Lage der S+R- und der R-Verteilungen
schließen.
- Ermittelt man bei einem Beobachter die bedingten Wahrscheinlichkeiten der Treffer
(Wahrscheinlichkeit der Ja-Antwort bei tatsächlicher Reizdarbietung) und der falschen
Alarme (Wahrscheinlichkeit der Ja-Antwort bei unterbliebener Reizdarbietung; die bedingten
Wahrscheinlichkeiten der Verpasser und der korrekten Ablehnungen ergeben sich aus den
jeweiligen Komplementärwahrscheinlichkeiten 1-p), so resultiert daraus die Distanz der
beiden Verteilungsmittelwerten in Form des Sensitivitätsparameters d’.
- Man muss dazu lediglich eine Verteilungsannahme (i.d.R. die Normalverteilung) einführen.
II.) Zweiter Parameter: („Entscheidungskriterium“ c)
• Der zweite Parameter der SET ist das Entscheidungskriterium c des Beobachters bzw. dessen
sog. Antworttendenz („response bias“). Er reflektiert die Strategie, eine Antwort gegenüber der
anderen zu präferieren und ergibt sich rechnerisch aus… c = -0,5 (z(T) + z(F))
- Dieser Ausdruck wird 0, wenn der Beobachter seine falschen Antworten im gleichen Maße
auf falsche Alarme und Verpasser verteilt.
- Ist die Antworttendenz negativ = ja-Tendenz, 0 = neutral, positiv = nein-Tendenz
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
- Ist d’ groß genug (d.h. der Zeigerstand verändert sich deutlich), gibt es kein Problem der
vgl. generell Müsseler (2008)
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Signalentdeckung.
- Ist d’ sehr klein und wird das Signal nur kurz dargeboten, entsteht die Frage: „ab welchem
Ausschlag des Zeigers sage ich, dass ein Signal vorhanden gewesen sein muss?“
Beispiel:
vgl. Müsseler (2008, S. 43)
• In der Abbildung hat z.B. ein Beobachter ein (Entscheidungs-)Kriterium c verwendet, das zu
80% Treffern und 40% falschen Alarmen geführt hat. Dadurch sind gleichzeitig die Mittelwerte
Signalentdeckungstheorie
der Verteilung festgelegt, und d’ ergibt sich als z-Wert aus der Differenz. → d’ = z(T) - z(F)
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
sehr häufig auf, wird man umgekehrt eher c Präsentation) (Zur Bere
von d‘ au
Ja-Antworten präferieren. von Hits
Alarms v
• Grafisch lässt sich dies anhand einer c 33 Anhang d
Präsenta
Gegenüberstellung der
Wahrscheinlichkeiten von Treffern und
falschen Alarmen illustrieren, den
„Isosensitivitätskurven“ (ROC-Kurven). c
V.) Fazit:
• Die Frage der Wahrnehmungsschwelle wird im Rahmen der SET zu der Frage, bei welchem
Reiz d’ Null wird.
• Mithilfe der SET können nicht nur Entdeckungsaufgaben analysiert werden, sondern u.a. auch
Gleich-Ungleich- und andere Klassifikationsaufgaben.
• Festzuhalten wäre außerdem, dass sich die SET keineswegs nur zur Analyse von
Wahrnehmungsaufgaben eignet, sondern prinzipiell auch von Gedächtnis-, Kategorisierungs-
oder anderen Aufgabentypen.
• Nicht zuletzt deshalb wäre es äußerst irreführend, den Sensitivitätsparameter d’ als ein Maß
einer sensorischen Sensitivität zu verstehen.
➠ Die SET ist das methodische Instrument, um die Frage „Gibt es eine Verhaltensbeeinflussung
durch nicht bewusst wahrnehmbare Reize?“ zu beantworten.
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
- Es ist etwas unorthodox, links vom Nullpunkt positive Werte und rechts negative Werte auf
einer Skala anzunehmen. Die Normalverteilung ist aber symmetrisch, daher macht das
nichts. Wichtig ist, dass Prozentwerte unter 50% negative Werte erhalten und Prozentwerte
über 50% positive Werte zugeordnet werden.
• Nun bringen wir die beiden Verteilungen wieder auf eine gemeinsame Skala, sodass dem Wert
für die Abtrennung der Falschen Alarme auf der einen Skala dem Wert für die Abtrennung der
Treffer auf der anderen Skala entspricht.
• Den Nullpunkt der oberen Skala übernehmen wir für die gemeinsame Skala. Den Nullpunkt der
unteren Skala berechnen wir durch die Subtraktion der beiden Trennwerte.
- In dem konkreten Fall können wir uns das so klarmachen: Um auf der gemeinsamen Skala
vom Nullpunkt zum d’-Punkt zu gelangen, gehe ich (0.253 + 0.842) Einheiten nach rechts.
• Für den Fall „60% falsche Alarme“ (bei weiterhin 80% Treffern), ist der Abstand zwischen dem
neuen Nullpunkt und d’ = 0.842 - 0.253 = 0.589. (siehe Abbildung rechts)
0
0.253 0
-0.253
0.842 0 0
0.842
• Die z-Werte werden in einer Normtabelle nachgeschlagen. (dieser Schritt ist hier zur Erklärung
jedoch nicht wichtig)
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
• Es ist ein seit langer Zeit erforschtes Thema, ob es unbewusste Wahrnehmung gibt.
• „Unbewusste Wahrnehmung“ → Der Nachweis, dass ein Reiz eine Wirkung auf das
Verhalten hat bei gleichzeitig subjektiver oder objektiver Unbewusstheit des Reizes.
• Der direkte Test → besteht darin, dass die Aufgabe wiederholt wird und die Probanden nun
gebeten werden zu versuchen, den Prime zu kategorisieren.
• Ein mögliches Ergebnis ist nun, dass die Teilnehmer im direkten Test nur auf Rate-Niveau
arbeiten, während sie im indirekten Test sehr wohl einen Priming-Effekt zeigen.
• Noch beeindruckender sind sogenannte „doppelte Dissoziationen“ → bestimmte experimentelle
Manipulationen haben umgekehrte Effekte im direkten und indirekten Test.
• In diesem Forschungsfeld versucht man also indirekt auszuloten, wozu Bewusstsein dient,
indem man möglichst präzise herauszufinden sucht, welche Prozesse ohne Bewusstsein
ablaufen.
• In vielen älteren Studien wurde die subjekive Bewusstheit einfach informell abgefragt.
• In jüngerer Zeit geschieht dies z.B. über die „Perceptual Awareness Scale“ (PAS). Es wird
Unbewusste
angegeben in welcher „Intensität“ der Reiz wahrgenommen Wahrnehmung
wurde…
Subjektive Unbewusstheit
- „No experience“ (garnicht erlebt)
- „Brief glimpse“ (kurzer Einblick)
- „Almost clear image“ (ein fast klares Bild)
- „Absolutely clear image“ (ein absolut
klares Bild) Welcher Stimulus?
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
Ergebnis:
Experimentelle Messgrößen zur Erfassung der „prime awareness“
(Mittelwerte einer Stichprobe von Teilnehmern)
• d’ liegt in diesem Experiment bei 0,2 und Prime-Dauer (in ms)
das liegt bei der Größe dieser Stichprobe
0 29 43 57 114 200
noch im Bereich des Zufalls. Trefferrate 28.6 40.2 49.1 46.4 78.6 95.5
• Durch eine Variation der Darbietungsdauer Falsche
34.8 32.1 41.1 30.4 28.6 16.1
des Primes (29ms, 43ms, 57ms, 114ms, Alarme (%)
45
200ms) kann d’ verändert werden. d‘ -0.17 0.22 0.20 0.42* 1.36** 2.69**
Dehaene et al. (1998; vgl. generell auch Eysenck & Keane, 2015, S. 76f; Wentura & Frings, 2013, Kap. 8)
- Bei 43ms ist die Höhe der Treffer, weil es einen Prime gab, und der falschen Alarme, obwohl
es keinen gab, noch vergleichbar hoch.
- Ab 57ms übersteigt die Trefferrate die Rate falscher Alarme signifikant → Dazwischen muss
die Wahrnehmungsschwelle liegen (subjektive (Un)-bewusstheit). (es liegt also ab 57ms ein
signifikantes d’ von .42 vor)
• Wichtig → Die Schlussfolgerung „Bei 43ms Präsentation ist ein Reiz unbewusst!“ darf nicht
verallgemeinert werden. Das war bei dieser Experimentalanordnung so, d.h., bei dieser Art von
Maskierung, bei dieser Aufgabe und bei diesem Material.
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
• Diese Antwortkonflikte schlagen sich in den Verhaltensdaten in Form von sog. „Priming-
to motor cortex, but was insensitive to its time course, whereas ERPs
one other subject was rejected because of excessive motion). We presented a
pinpointed the priming effect to a small window of time before the
total of 512 stimuli at a 3-s rate on a standard PC-compatible SVGA screen
Effekten“ nieder, etwa in Reaktionszeiten und Fehlerraten. overt target-related motor activation.
(EGA mode, 70 Hz refresh rate). The electroencephalogram was digitized at
Our results resolve the issue of the depth of processing of masked
125 Hz from 128 scalp electrodes referenced to the vertex , for a 2,048-ms 15
primes3. First, the results show that the processing of masked primes is period starting 400 ms before the onset of the first mask. We rejected trials with
accompanied by measurable modifications of electrical brain activity incorrect responses, voltages exceeding 6100 mV, transients exceeding 650 mV,
• Eine besondere Eigenschaft von Response-Priming-Effekten ist ihre Unabhängigkeit von der
and of cerebral blood flow. This concurs with the observation of a
modulation of amygdala activity by masked visual faces11,12. As shown
electro-oculogram activity exceeding 670 mV, or response times outside a 250–
1,000-ms interval. The remaining trials were averaged in synchrony either with
bewussten Wahrnehmung (Sichtbarkeit) des Primes. previously13,14, brain imaging now has the potential to image uncon- stimulus or with response onset, digitally transformed to an average reference,
scious cerebral processing. Second, unconscious activity is not con- band-pass filtered (0.5–20 Hz), and corrected for baseline over a 400-ms
fined to brain areas involved in sensory processing. Even areas involved window before stimulus onset (similar results were observed with the raw,
in motor programming were covertly activated here, depending on the unfiltered data). Experimental conditions were compared by sample-by-
side of the motor response that subjects should have made if they had sample t-tests on electrodes C3, C4 and Cz, with a criterion of P , 0:05 for
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responded to the primes according to the task instructions. Because
this motor parameter was determined by whether the prime was
five consecutive samples. Two-dimensional maps of scalp voltage and t-values
were constructed by spherical spline interpolation16.
• Keine direkte Erkennung des Primes → das mittlere d’ für die direkte Aufgabe (also direkte
Erkennung der maskierten Zahl) ist Null.
• Und gleichzeitig → Gibt es einen Primingeffekt in der indirekten Aufgabe (schnellere und/oder
bessere Kategorisierung, wenn Target und Prime dieselbe Reaktion erfordern, also kongruent
sind).
1.) Allgemeines:
➠ Vermutlich ist der dorsale Pfad („Wo?“) intakt. (siehe WA2, S.41)
Fragen:
• Ist Blindsight nur extrem reduzierte Wahrnehmung? (besteht also ein nur quantitativer, kein
qualitativer Unterschied zur normalen Wahrnehmung?)
68
Eine Einzelfallstudie
Das Phänomen der „Rindenblindheit“ (blindsight)
• Patient G.Y.: „blindes“ rechtes Gesichtsfeld (linkes ist
Eine Einzelfallstudie intakt)
Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
• mit
Relative Rate (in %) von Antworten, die Präsentation von Reizen (für
100 ms) im linken oder
dem Reizort übereinstimmten
rechten visuellen Feld, jeweils oben oder unten
• Prozess-Dissoziations-Prozedur
2.) Evidenz: Einzelfallstudie — Patient G.Y. (Persaud & Cowey, 2008)
– Inklusionsbedingung: Gib den Ort (oben oder unten) an, in
Anteile von dem
bewus- der Reiz erschienen ist!
• Der Befund dafür, dass nicht nur ein quantitativer, sondern auch ein qualitativer Unterschied zur
sten und –unbewus-
Exklusionsbedingung: Gib den Ort (oben oder unten) an, in
„normalen“ Diskriminationsleistung besteht.
sten Prozessen
dem der Reiz nicht erschienen ist!
(Schätzungen auf-
Relative Rate (in %) von Antworten, die mit dem Reizort übereinstimmten
grund der Tabel-
• linkes Gesichtsfeld intakt und rechtes lenwerte; vgl. auch
Gesichtsfeld „blind“. den Anhang dieser
Präsentation)
} }
• Präsentation von Reizen (für 100ms) im Fast keine Fehler über 50 %, aber unbeeinflusst von Instruktion
linken (intakt) oder rechten (blinden) Persaud & Cowey (2008); vgl. Eysenck & Keane (2015, S. 73f)
• Abbildung → Anteile von bewussten und unbewussten Prozessen (Schätzungen aufgrund der
Tabellenwerte).
• Ergebnis → G.Y. neigt bei beiden Aufgabenstellungen dazu, den wahren Ort des Stimulus zu
nennen! Er kann also auf die Infos (den Ort) zugreifen, sie aber nicht bewusst verarbeiten.
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Allgemeine Psychologie 1 Skript 2017/18 Maximilian Bungart
Gewicht (lbs)
Botschaften zur Gewichtsreduktion.
• Kein Effekt. Gilt auch für andere Bänder (z.B. 165
• Kein E
Selbstwertsteigerung).
• Abbildung → mittleres Gewicht (in pound [∼ 0.45
164 • Gilt au
kg]) für jede Gruppe vor der 163 Bände
„Behandlung“ (Baseline) und gemittelt über die 162
wertste
Wochen 1-5 nach „Behandlungs-“Beginn. Subliminal Placebo Warteliste
Prüfungsfragen: Mittleres Gewicht (in pound [~ 0.45 kg]) für jede Gruppe vor der „Beh
(Baseline) und gemittelt über die Wochen 1-5 nach „Behandlungs“-B
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