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Region und Hessen

FACHKRÄFTEMANGEL
Service-Roboter werden Gastwirte nicht retten
Von Oliver Bock
24.03.2024, 08:42

Mit Automatisierung und Künstlicher Intelligenz lässt sich die Personallücke in Hotellerie und Gastronomie nicht schließen. Helfen
sollen neue Strategien zur Personalgewinnung – und etwas weniger klagen.

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D ie futuristischen Service-Roboter, die neuerdings in einigen Lokalen die Speisen an den Tisch bringen oder Geschirr abräumen,
gelten als witzig und sorgen für Schlagzeilen. Dass sie den gravierenden Fachkräftemangel in der Gastronomie und Hotellerie
lindern, steht allerdings nicht zu erwarten. Christoph Henseler vom Mittelstand-Digital-Zentrum Tourismus sieht weder in der Robotik
noch in der Künstlichen Intelligenz (KI) echte „Gamechanger“ für die Tourismusbranche. Wenn überhaupt, dann tauge die KI vielleicht
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als Dolmetscher oder als Hilfe im Büro, nicht aber für Arbeit am und mit dem Gast.

Auf dem dritten „Tourismusdialog Wiesbaden Rheingau“ im Kulturzen­trum Schlachthof machte Henseler den rund 130
Tourismusfachleuten wenig Hoffnungen, dass die mehr als 50.000 offenen Stellen im Gastgewerbe absehbar wieder mit motivierten
Beschäftigten besetzt werden können. Dem stünden schon der demographische Wandel und das absehbare Ausscheiden einer ganzen
Alterskohorte aus dem Berufsleben entgegen. Die „Erwerbsbevölkerung“ sei rückläufig, die Lage werde nicht besser. Benachteiligt im
Ringen um Mitarbeiter sei vor allem der ländliche Raum, obwohl gerade dort viele attraktive touristische Ziele lägen.

Hohe Ansprüche der Bewerber

Was also tun, wenn die Talente die Macht hätten und nicht mehr die Arbeitgeber, wie es der Berater Bernhard Rosenberger
formulierte? Muss sich dann der Chef mit Annoncen bei den Talenten bewerben und nicht mehr umgekehrt? Beispiele dafür gibt es
schon, und sie waren sogar sehr erfolgreich. Die Mitarbeitergewinnung werde anstrengender, sei aber nicht unmöglich, so Rosenberger.
Die Ansprüche der Bewerber seien aber hoch, auch im Hinblick auf die Arbeitszeiten und das Gehalt.

Rosenberger warnte aber davor, in einen Überbietungswettbewerb bei der Gewährung von vermeintlich attraktiven Zusatzleistungen
für die Neueinsteiger einzutreten. Das führe am Ende nur dazu, dass „Söldner“ ohne Loyalität in das Unternehmen einträten und es
auch schnell wieder verließen, wenn ein Konkurrent mehr „Benefits“ biete. Viel wichtiger sei es, selbstbewusst und authentisch
aufzutreten und den Mitarbeitern eine sinnstiftende Tätigkeit in einem harmonischen Team und mit einem guten Arbeitsklima
anzubieten.

In diesem Sinne äußerte sich auch der Berater Björn Eichner, der von einem Wettbewerb der besten Arbeitsplätze sprach. In der
Personalgewinnung erfolgreiche Unternehmen schrieben nicht mehr Stellen mit einem Anforderungsprofil der möglichen Bewerber
aus, sondern die zu lösenden Probleme. Bewerben könne sich dann jeder. Das sei auch eine Möglichkeit, Ungelernte auf
unkonventionelle Weise zu qualifizieren und nach Talenten statt „fertigen Experten“ Ausschau zu halten.
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Arbeit ermöglicht „Lebenszufriedenheit“

Der Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Sandro Zehner (CDU), warnte die Tourismusbranche davor, die „Fehler der Pflege“ zu
wiederholen: ausschließlich über Probleme, offene Stellen und mangelnde Bezahlung zu sprechen statt über die positiven Aspekte. Die
Gesellschaft müsse allerdings auch die Erwartung kommunizieren, dass sich jeder eine Arbeit suche, weil „nur Arbeit auch
gesellschaftliche Teilhabe sichert“ und „Lebenszufriedenheit“ ermögliche.

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Dass es dem Gastgewerbe durchaus gelingen kann, genügend Mitarbeiter zu gewinnen, zeigt das Beispiel „Motel One“ in Wiesbaden.
Dessen Manager Urs von Kellenbach hat alle Stellen in seinem Hotel besetzt. Sein „Rezept“ ist die hohe Zufriedenheit der
Beschäftigten in ihrem Job. Diese habe für das Management Vorrang, denn sie spreche sich in der Berufsschule und im Bekanntenkreis
herum und sei das beste Mittel erfolgreicher Personalgewinnung.

Sein Kollege Gisbert Kern, der gerade die baldige Eröffnung von Schloss Reinhartshausen im Rheingau vorbereitet, ist dabei, den
Personalstamm zu vervollständigen. In der Verwaltung im Hintergrund setzt er auf Automatisierung und Digitalisierung einschließlich
der Möglichkeiten zum Homeoffice.
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Ihr Modell der Personalgewinnung stellte auch die Landeshauptstadt vor, die durch Wirtschaftsdezernentin Christiane Hinninger (Die
Grünen) vertreten war. Denn bis 2023 werden 1000 der 6800 Beschäftigten in den Ruhestand treten. Die Stadt hat deshalb eine
Strategie entwickelt, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Dabei lässt sich unter anderem die Mitarbeiter selbst zu
Wort kommen, um ihre Zufriedenheit auszudrücken. Das gilt als glaubwürdige Variante der Werbung um neue Kräfte. Am Ende muss
sich aber auch die Stadt möglichst flexibel zeigen, ­Homeoffice gewähren und die Work-Life-Balance-Ansprüche der Bewerber achten,
wenn sie sich in der Konkurrenz um neue Talente durchsetzen will.

Quelle: F.A.Z.

Oliver Bock
Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für den Rheingau-Taunus-Kreis und für Wiesbaden.
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