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Jacob Taubes (geboren am 25. Februar 1923 in Wien; gestorben am 21. März 1987 in Berlin)
war ein Religionssoziologe, Philosoph und Judaist.
Leben
Jacob Taubes stammte aus einer rabbinischen Gelehrtenfamilie. Gemeinsam mit seiner
Familie zog er 1936 nach Zürich, wo sein Vater Zwi Taubes zum Oberrabbiner der
Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) berufen worden war.[1] Seine Mutter war Fanny
Taubes, geborene Blind (1899–1957).[2]
Ab 1949 lehrte Taubes als Dozent für Religionsphilosophie am Jewish Theological Seminary
in New York. Hier erhielt er Privatunterricht beim Philosophen Leo Strauss, außerdem war er
bekannt mit Hannah Arendt und Paul Tillich.[3]
Auf Einladung von Gershom Scholem war Taubes von 1951 bis 1953 als Lehrstuhlassistent
und Dozent für Religionssoziologie an der Hebräischen Universität Jerusalem tätig. Nach
einem Konflikt zwischen ihm und Scholem kehrte er in die USA zurück; dort lehrte er zwei
Jahre als Rockefeller-Stipendiat an der Harvard University und als Gastprofessor an der
Princeton University. In dieser Zeit freundete er sich mit Herbert Marcuse an.[3] 1956 erhielt
Taubes einen Ruf als Professor für Religionsgeschichte und Religionsphilosophie an die
Columbia University in New York, wo er zehn Jahre lehrte. Ab 1966 war er Ordinarius für
Judaistik und Hermeneutik an der Freien Universität Berlin. Zu seinen Assistenten zählten
dort unter anderen Peter Gente, der spätere Gründer des Merve-Verlags, und der
Medientheoretiker Norbert Bolz. Ende der 1970er Jahre übernahm er gleichzeitig eine
ständige Gastdozentur an der Maison des Sciences de l’Homme in Paris.
Jacob Taubes war in erster Ehe mit Susan Taubes (1928–1969) verheiratet; sie wurde von
Paul Tillich promoviert. Der Ehe entstammen der Sohn Ethan (geboren 1953, später
Rechtsanwalt in New York) und die Tochter Tanaquil (* 1956). Susan Taubes verfasste den
Roman Divorcing, der im Herbst 1969 in den USA in englischer Sprache erschien. Eine Woche
nach dem Erscheinen des Romans beging sie am 6. November 1969 Suizid. Das Werk wurde
ins Deutsche übersetzt und 1995 unter dem Titel Scheiden tut weh veröffentlicht. Es handelt
vom Leben der Autorin und ihrer Ehe mit Taubes. Ihr umfangreicher schriftlicher Nachlass
wird vom Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin seit 2003 archiviert und
erforscht.
In zweiter Ehe war Jacob Taubes mit Margherita von Brentano verheiratet. Ein 2005 posthum
veröffentlichter Brief aus dem Jahr 1981 behauptet ein längeres Liebesverhältnis mit der
Schriftstellerin Ingeborg Bachmann.[5]
Taubes litt an einer bipolaren Störung, die häufige Klinikaufenthalte erforderlich machte.[6]
1987 starb Taubes an Krebs. Sein Grab befindet sich neben dem seiner Mutter, Fanny Taubes,
auf dem Israelitischen Friedhof Oberer Friesenberg in Zürich.
Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Taubes an der FU Berlin wurde im Jahr 1983 der Judaist
Peter Schäfer.[7]
Philosophie
Taubes bezeichnete sich selbst als „Erzjude“ und „Pauliner“ zugleich[8] oder auch
„Judenchrist“. Charakteristisch für ihn ist ein Denken in polemischer Spannung, in
Antinomien. Mit Carl Schmitt traf er sich in der apokalyptischen Überzeugung, das
eschatologische Ende der Geschichte eröffne die Möglichkeit einer neuen politischen Praxis.
Israel steht für ihn als „Ort der Revolution“, als „unruhiges Element in der Weltgeschichte“, das
erst eigentlich einen Geschichtsbegriff erschaffen habe. Wie Nietzsche und Max Weber
betont er die weltgeschichtliche Bedeutung Israels als „axiologischen“ Anfang der
abendländischen Eschatologie. Gegen Carl Schmitt will Taubes die Perspektive einer
Erlösung von der Gebundenheit an diese Welt aufrechterhalten; ohne die notwendige
Unterscheidung zwischen weltlich und geistlich sei der Mensch Herrschern und Gewalten
ausgeliefert, die in einem „monistischen Kosmos kein Jenseits mehr kennen würden“.[9]
Als Verfasser
Briefwechsel
Interview
Einzelnachweise
Abgerufen von
„https://de.wikipedia.org/w/index.php?
title=Jacob_Taubes&oldid=242481364“
Diese Seite wurde zuletzt am 23. Februar 2024
um 09:16 Uhr bearbeitet. •