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www.eulenspiegel-zeitschrift.de
70. /78. Jahrgang Unbestechlich, aber käuflich!
Retrotrend Autobahnbau
Ethanol 70 % (V/V) Hofmann’s®; Wirkstoff: Ethanol 70 % (V/V); Zusammensetzung: 100 ml enthalten: Wirkstoff: 100 ml Ethanol 70 % (V/V); Anwendungsgebiete: Hygienische Händedesinfektion,
Kühlumschläge; Gegenanzeigen: Nicht zur Desinfektion großflächiger, offener Wunden geeignet. Nebenwirkungen: Beim Einreiben der Haut können Rötungen und leichtes Brennen auftreten.
Hinweise: Nicht zur Aufbewahrung steriler Instrumente und Spritzen geeignet.
Isopropylalkohol 70 % (V/V) Hofmann’s®; Wirkstoff: 2-Propanol; Zusammensetzung: 100 g enthalten: Wirkstoff: 2-Propanol 63,1 g, sonstiger Bestandteil: Gereinigtes Wasser; Anwendungsgebiete:
hygienische und chirurgische Händedesinfektion, Hautdesinfektion vor einfachen Injektionen und Punktionen peripherer Gefäße, Hautdesinfektion vor Operationen und vor Punktionen von Gelenken,
Desinfektion talgdrüsenreicher Haut; Kühlumschläge; Gegenanzeigen: Nicht zur Desinfektion offener Wunden geeignet. Nebenwirkungen: Beim Einreiben der Haut können Rötungen und leichtes
Brennen auftreten. Hinweise: Nicht zur Aufbewahrung steriler Instrumente und Spritzen geeignet.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Pharmazeutischer Unternehmer: Hofmann & Sommer GmbH und Co. KG Chemisch-Pharmazeutische Fabrik, Lindenstraße 11, 07426 Königsee
Z EIT IM B ILD
GUIDO SIEBER
3/23 3
I NHALT
Titel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ARNO FUNKE 40 Wahn & Sinn
3 Zeit im Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GUIDO SIEBER 43 Sternhagel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GERHARD GLÜCK
5 Hausmitteilung 44 Der Schneemann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ROBERT SOMMER
6 Modernes Leben 46 Unterricht mit Xi Jinping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . REINHARD UMBACH
8 Zeitansagen 47 Lebenshilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . KARSTEN WEYERSHAUSEN
48 TV: Geile Fingerkuppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . FELICE VON SENKBEIL
14 Ist der Kanzler tot? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MATHIAS WEDEL 49 Funzel: Resilienz dank Postgesetz
16 Autobahn geht immer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MANFRED BEUTER
18 Unsere Besten: 52 Am Arsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . FELICE VON SENKBEIL
Der Mensch dahinter. . . . . . . . . . . . . GREGOR FÜLLER / FRANK HOPPMANN
54 Schwarz auf Weiß
56 KI statt KO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . THOMAS SCHAEFER
20 Wenn Letscho spritzt, kommt Freude auf . . . . . . . ANDREAS KORISTKA
57 Konzentrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HANNES RICHERT
22 Couchzone
58 Only The Strong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GREGOR OLM / PETER MUZENIEK
24 Der talkende Sünder . . . . . . . . . . . . . . . FLORIAN KECH / MICHAEL GARLING
26 »Das ist so ähnlich wie
Aprikosenkonfitüre« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GERHARD HENSCHEL 60 Fehlanzeiger
28 Zeitgeist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HANS KOPPELREDDER 62 Die EULE vor 50 Jahren
64 Leser machen mit / Rätsel / Post
30 Dann Stille, tiefe Stille. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MATTI FRIEDRICH 66 Impressum … und tschüs!
32 Riesenrohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MICHAEL KAISER / GREGOR FÜLLER
34 Starposter
36 Aus Freude am Totfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . DANIEL SIBBE / ARI PLIKAT
Teilen der Auflage sind Beilagen der
38 Vollkompetente Teamkollegen mit Fell . . . . . . . . . . . . . PETER KÖHLER RSD Reise Service Deutschland GmbH beigefügt.
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Chefredakteur
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aktuelle Beiträge, Cartoons u.v.m.
3/23
M ODERNES L EBEN
7
ULI DÖRING FELIX GROPPER
Z EIT ANSAGEN
Ding dong,
Telefon!
Ein Anruf bei Boris Pistorius
MAREK SIMON
sagen: Es war ein Fehler, die Wehrpflicht
auszusetzen.« Wie kommen Sie zu dieser
Einschätzung?
Gegenfrage: Haben Sie gedient?
Wenn Sie mich als Staatsbürger,
Aquarianer und ehemaligen Zivildienstleis-
tenden fragen, würde ich sagen: nein.
Sehen Sie! Wenn Sie erlebt hätten, was die
Bundeswehr für eine tolle Sache ist, dann
hätten Sie die Frage gar nicht gestellt.
Was ist denn so schön bei der Armee?
Kurz gesagt: das Totschießen! Und alles
drum herum. Unsere Bundeswehr verfügt
über modernes Gerät, mit dem man Men-
schen auf jede erdenkliche Art und Weise
umbringen kann. Dass alle Leute die glei-
chen Chancen haben, diese Waffen zu benut-
zen, egal, ob sie einer Arbeiter- oder Akade-
mikerfamilie entstammen, ist mein Grundan-
liegen als Sozialdemokrat.
Und dank der 100 Milliarden Euro können
Sie das Waffenarsenal sogar noch erwei-
tern!
Das Geld reicht leider hinten und vorne nicht,
wenn wir jeden Panzer mit Alufelgen und ei-
ner Sitzheizung ausstatten wollen. Deshalb
habe ich 10 Milliarden Euro extra aus dem
Bundeshaushalt beantragt. Wir können unse-
AD KARNEBOGEN
8 3/23
KLAUS STUTTMANN
Die Ewig- Nicht im
Gestriggebliebenen Interesse der Partei
Erstaunlich, dass die AfD Der Mieterbund wirft Justizmi-
dieses Jahr erst ihren zehnten nister Buschmann vor, Rege-
Geburtstag gefeiert hat. lungen für mehr Mieterschutz
Gefühlt gibt es diese Partei zu verschleppen. Kein Wunder,
doch schon seit 103 Jahren. schließlich wohnt Partei-Chef
MK Lindner jetzt nicht mehr zur
Miete bei Jens Spahn, sondern
Vice versa in der eigenen Immobilie.
Eine Einschätzung des Bundes- PF
amtes für Verfassungsschutz,
wonach die »Letzte Genera- Arm, aber
tion« keine Gefahr für die öf- In der Hauptstadt wächst die
fentliche Ordnung darstellt, ist Sorge, die Stadt könne immer
grundfalsch. Vielmehr birgt mehr Pädophile anziehen.
das nimmermüde Wirken der Denn laut aktuellem Armuts-
Klimaschützer ein sehr hohes bericht ist mittlerweile jedes
Risiko für eine fortschreitende vierte Berliner Kind von Sex-
Radikalisierung der CDU. yness bedroht.
PH DS
Solange die Regierung das mit gerne glauben, fragt sich je-
dem besseren Mieterschutz doch, ob der Kanzler etwas so
nicht hinkriegt, muss man sich Unangenehmes nicht einfach
eben selbst zu helfen wissen. längst wieder vergessen hat.
PF HD
3/23 9
Z EIT ANSAGEN
Lauf- trotz Landebahn
Gesetz gegen Greenwashing Wohlstandsideologie, Doppel-
moral und Verlogenheit lauten
Die EU – bekannt für ihre Einstufung von Erdgas und chend niedrig sei das Vertrauen der Verbraucher in
die Vorwürfe gegen zwei Kli-
Atomenergie als nachhaltig – will irreführende grüne Werbeaussagen, urteilte die Europäische
maaktivisten der »Letzten Ge-
grüne Werbung unterbinden. Verbraucherschutzbe- Kommission.
neration«, die zum Urlauben
hörden, die im großen Stil grüne Werbeversprechen Wie den folgenden Plakaten zu entnehmen ist, be-
um die halbe Welt gedüst sind.
überprüften, kamen zum Ergebnis, dass 42 Prozent grüßt die Grünenspitze ausdrücklich den Vorstoß.
Abseits des Klimas brauchen
übertrieben, falsch oder irreführend sind. Entspre- GP
sich die beiden über ihre Zu-
Lasst
Falschen Euch nicht kunft aber keine Sorgen zu ma-
Versprechungen muss verkohlen! chen. Sie können später immer
der Kampf angesagt
werden. noch Karriere bei den Grünen
machen.
GP
1414@bild.de
Springer-Konzernchef Döpf-
ner hat im Zuge weiterer Spar-
maßnahmen bei Bild auch Ein-
schnitte bei den Mitarbeitern
angekündigt. Viele fragen sich
jetzt, ob das Einsenden
eines selbst ge0lmten Gaffer-
Videos von einem verunfall-
ten Kind 0nanziell überhaupt
noch lohnt.
DS
Telefonterror
Wladimir Putin soll angeblich
dem damaligen britischen Pre-
MARIO LARS
10 3/23
Harte Zeiten
In der Legalisierungsdebatte
um softe Drogen warf die
CSU Gesundheitsminister
Lauterbach vor, die Bevölke-
rung in eine regelrechte
»Cannabis-Euphorie« verset-
zen zu wollen. Was soll der
Mann auch machen?
Auf dem Weg zu einer zufrie-
denen SPD-Stammwähler-
schaft ist ein erhebliches
Maß an Stimulanz eben
alternativlos.
HD
TERESA HABILD
Funktion erfüllt
Nach chinesischer Darstellung
habe es sich bei dem von den
USA abgeschossenen Ballon
um einen Wetterballon gehan-
delt. Diese Funktion erfüllt er
nun eindeutig, denn zwischen
den USA und China wird in
nächster Zeit sicher Schlecht-
wetter herrschen.
OL
Opferbereit
Geüchtete Ukrainer zieht es
einer Studie zufolge oft in mit-
telgroße Städte wie etwa Ba-
den-Baden, Hof, Gera oder
Chemnitz. Sie sind also zu er-
heblichen Opfern bereit, um
hier Aufnahme zu 0nden.
PF
Findige Juristen
Das Gerichtsverfahren gegen
den kürzlich verstorbenen
Papst Benedikt XVI. wegen
dessen Rolle im Regensburger
Missbrauchsskandal, ist nach
Angaben des Bayerischen
Rundfunks bloß »vorläu0g
ausgesetzt« worden. Offenbar
hofft man, Benedikt im kurzen
Zeitfenster zwischen Auferste-
hung und Himmelfahrt doch
noch den Prozess machen zu
können.
PH
Verschlankung
Bertelsmann wird unter
anderem die Zeitschriften
Brigitte Woman, Brigitte
Mom, Brigitte Be Green
und Brigitte Wir einstellen.
PETRA KASTER
3/23 11
Z EIT ANSAGEN
BURKHARD FRITSCHE
Ironie GPT
Wahr ist, dass die Europäi- Angeblich sollen inzwischen
sche Union vom 24. Januar an sogar Satiremagazine künstli-
Hausgrillen als Lebensmittel che Intelligenz von Chat GPT
zugelassen hat. einsetzen, um Artikel zu ver-
Unwahr ist, dass die zu- fassen. Unterschiede zwischen
ständige EU-Kommission das der KI und einem Humansatiri-
feierliche Ereignis stilecht mit ker sollen inzwischen … bitte
einem Grillabend nebst Insekt- warten … ich verbinde mit
empfang beging. dem Server … bitte warten …
DS ich verbinde mit dem Server …
für den Leser nicht mehr aus-
Absurdes Theater zumachen sein.
Ein Kulturzentrum im nieder- MK
ländischen Groningen hat eine
Aufführung von »Warten auf
Godot« wegen zu vieler Män-
nerrollen gecancelt. Wenn Go-
dot das mitkriegt, läuft sie
HARM BENGEN (HB)
Amok!
MANFRED BEUTER (MB)
AM
HENRY DAVID (HD)
Nichts ist umsonst PATRICK FISCHER (PF)
Laut einer norwegischen Stu- MICHAEL GARLING (MG)
die wird das Demenz-Risiko PATRIC HEMGESBERG (PH)
durch eine lange Ehe und Kin- MICHAEL KAISER (MK)
dererziehung signi0kant redu- OVE LIEH (OL)
AD KARNEBOGEN
12 3/23
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Ist der Kanzler
Am Morgen hielt mir die treue Bedeutung seit Sigmund Jähns Erd- den Amtsstuben riefen die Amtslei- ab jetzt in die Sammelbüchse für un-
Agnes (sie besorgt meinen Haus- umkreisung und Angela Merkels ter und im Bundeskanzleramt die sere Kameraden im Felde an der
halt) die langbeinige Unterhose un- Steißbeinbruch – Krieg! Und: Ich Staatssekretäre bereits ihre Ange- Ostfront, und die Ministerin wird
ter die Nase, die ich in den Sack für hatte sofort ein gutes Gefühl! Denn stellten zusammen und sagten: »Sie uns bald als jene olle Vettel erschei-
die Kleidersammlung entsorgt hatte. ich wusste, in diesem Krieg sind wir wissen es vielleicht noch nicht. Aber nen, als die man sie an der Wurst-
»Die brauchst du vielleicht jetzt Deutsche nicht allein, es wird ein ab heute weht hier ein anderer theke bei Rewe in Potsdam kennt …
noch«, sagte sie seltsam tonlos, »wer richtig schöner, abwechslungsrei- Wind. Nix da mehr mit Homeoffice Als die Kinder in den Schulen wa-
weiß, wie lang das geht.« Da wusste cher solidarischer Weltkrieg sein! und dem von Ihnen so geliebten of- ren, kam schon Bewegung in das
ich: Es ist geschehen! Und am 1. Mai sind wir wieder zu fenen kritischen Diskurs, dieser ewi- Kriegsgeschehen. Fähnchen wur-
»Krieg?«, fragte ich, bebend in Hause. gen Nörgelei an Ihren Vorgesetzten. den verteilt, die Kleinen machten
schrecklicher Vorahnung. Tränen Viele Deutsche waren zu dieser Was, Sie kommen nicht drauf? Es sich auf zu jener Stelle an der Alt-
schossen der Greisin in die trüben Stunde noch völlig arg- und ah- fängt mit K an!« Mahlsdorfer, wo 1945 der erste Rus-
Augen, wortlos, als schäme sie sich nungslos, denn wer schaut schon Na ja, das war ja wohl auch die senpanzer ankam. Dort wollten sie
ihrer Gefühle, schlurfte sie in die das offizielle Fernsehen?! Sie beiläufigste deutsche Kriegserklä- unseren ausrückenden Truppen
Küche. wünschten sich einen »guten Mor- rung seit Bismarcks Emser Depe- winken und ihnen frohe Lieder sin-
Auf diese beiläufige Weise habe gen«, quälten sich auf der Schüssel sche 1870. Einige sagen sogar, die lä- gen. Seit den frühen Morgenstun-
ich es erfahren, ES, das bislang Na- und erfühlten nicht, mit welcher cherlichste, quasi eine Verhöhnung den hatte sich in Berlin-Marzahn be-
menlose, Undenkbare! Die aufwüh- Schicksalsschwere ihre Morgenrou- der Soldaten, die erst noch fallen reits eine Schlange Kriegsfreiwilliger
lendste Nachricht von nationaler tine bereits beladen war. Aber in bzw. erblinden oder Gliedmaßen gebildet, die die Kriegserklärung in
verlieren sollen, von den weinenden den Sechs-Uhr-Nachrichten gehört
Soldatenmüttern mal ganz ge- hatten – Frauen und Männer jeden
schwiegen. Und ausgerechnet in Alters, versehen mit riesigen Plastik-
Englisch! Warum das? Weil die Mi- tüten, harrten stumm und ent-
nisterin des Äußeren im Deutschen schlossen und finsteren Gesichts der
dauernd die Buchstaben verwuck- Dinge, die da kommen würden.
wexelt? Nein, in Englisch wahr- Der Bundeskanzler erfuhr von
scheinlich deshalb, damit nicht alle der deutschen Kriegserklärung erst
Volksgenossen alles verstehen und um neun Uhr, als er seine Gymnas-
sofort und in ihrer Kriegsbegeiste- tik (»Rücken und Po«, BR-Fernse-
rung auf die nächtlichen Straßen hen) beendet hatte. Er war natürlich
der Kleinstädte rennen, Menschen verärgert darüber, dass »diese Frau«
aus ihren Betten zerren, sie zwingen, ihn nicht als ersten davon in Kennt-
die deutsche Fahne zu küssen, Pyro- nis gesetzt hatte, dass sie einen Krieg
technik abbrennen und somit ein begonnen hatte, wollte aber diese
leichtes Ziel für einen russischen kleine Lässlichkeit nicht zum Anlass
Bomber-Harris bieten. In Englisch für einen Koalitionskrieg nehmen,
auch deshalb, weil die Dame aus denn einen Zweifrontenkrieg (also
Hannover keine Silbe Russisch gegen Baerbock und Lindner) konn-
kann! »Война начинается« hätte je- te er sich nicht leisten.
der erwachsene Ossi ihr soufflieren An diesem Tag trugen die Men-
können. schen glühende Gesichter, denn es
Doch eines muss man ihr zugute- herrschte leichter Frost. In der Berli-
halten – anlässlich ihrer Kriegserklä- ner U8, der Bahn des Klassenhasses,
rung war sie mal wieder top gestylt. wollen BVG-Kontrolleure sogar die-
ULI DÖRING
Kein Wunder, 90 000 Euro zahlt der ses und jenes Lächeln gesehen ha-
Staat jährlich für Baerbocks Make- ben. »Endlich, jetzt ist es raus! Ein
up, in Friedenszeiten. Das Geld geht schönes Gefühl«, sagte eine Frau,
14 3/23
MARIO LARS
tot? Als wir für einen Tag
im (Welt-) Krieg waren
die der RBB auf ihrer Suche nach ei- damals: »Seit 5:45 Uhr wird jetzt zu- der Allee der Kosmonauten löste Maybrit Illner und Sandra Maisch-
ner öffentlichen Toilette bis auf den rückgeschossen.« sich auf, denn die Nahrungsmittel- berger einig.
Nöldnerplatz begleitet hatte. Und Außerdem waren zwei wichtige ausgabe für Bedürftige machte Fei- Vielleicht hält er den Mund bis
die Alte, die über mir wohnt, brüllte strategische Fragen ungeklärt: erabend, die Kinder auf der Alt- zum Endsieg. Oder er fällt im Häu-
aus dem Küchenfenster hinunter in 1. Wer ist der Feind, auf wen wollen Mahlsdorfer gaben enttäuscht ihre serkampf um Berlin auf dem Ab-
den Sandkasten: »Scheiß Harry Pot- wir schießen? In den westdeut- Fähnchen wieder ab – für das nächs- standgrün zum Kanzleramt (ein
ter! Spielt endlich Krieg!« schen Bundesländern gibt es da te Mal, die Panzer kommen später. Querschläger!), und die letzten
Noch niemand dachte da an Mo- kein Wackeln und Wanken – der Worte des Verröchelnden sind:
bilmachung. Mobilmachung geht ja Russe, das wodkasaufende Vieh P.S.: In Wirklichkeit führen wir na- »Die Risiken für unser Land sind in
gar nicht – es werden ja überall jun- auf zwei Beinen, ist dort seit Hit- türlich doch Krieg! Es sagt uns nur eine falsche Richtung gewachsen.«
ge Männer gesucht, die Gas-Wasser- lers Machtergreifung als Feind keiner. Warum nicht? Will die Re- Bis dahin herrscht sozusagen
Scheiße lernen sollen, Kamine für gut etabliert. Im Osten aber hat ei- gierung verhindern, dass wir hastig Frieden. Nur die alte Agnes scheint
die Totholzverbrennung in die ne Mehrheit die Russen nicht we- unsere wehrfähigen Söhne nach dem Selenskij nicht recht zu trauen
Wohnungen der Reichen einbauen niger lieb als die Ukrainer (solan- Harvard oder Oxford zum Studium – heute Abend lag die langbeinige
oder sich von den Kämpfern aus ge sie zu Hause bleiben). Wahr- der Genderwissenschaften schicken Unterhose schon wieder auf mei-
arabischen Großfamilien verhauen scheinlich muss die Feindesfrage oder dass wir weiße Bohnen von nem Bett!
lassen. Noch ging niemand in den zunächst in einem innerdeut- Erasco hamstern? Nein, viel einfa-
Keller, um nachzuschauen, ob das schen Bürgerkrieg geklärt wer- cher: »Der Kanzler kommuniziert
Eingeweckte dort nicht schimmlig den. nicht«, darin sind sich Anne Will, MATHIAS WEDEL
geworden ist, oder dieses und jenes 2. Wollen wir in unserem Krieg sie-
Feldbett aufzustellen. Allerdings: gen oder nur nicht verlieren? Ge-
Die Netrebko, dieser fleischgewor- neralissima Baerbock, bitte erklä-
dene T34 mit starker Stimme, wur- ren Sie uns den feinen Unter-
de endgültig mit dem Bann belegt schied, denn der Kanzler kann
und die »Freunde der russischen ihn bis heute nicht erklären!
Sprache« der AG »Pawel Kortscha- Aber so schnell schießen die Preu-
gin« (»Leben sollst du dein Leben so, ßen nicht. Bis zu den Abendnach-
dass du sterbend sagen kannst …« richten hatte die Regierung die blitz-
Westdeutsche schlagen gefälligst bei blanke Kriegserklärung verschämt
Wikipedia nach!) treffen sich jetzt schon wieder eingesammelt. Die
nur noch konspirativ, nach dem Außenministerin, hieß es sinnge-
Vorbild von Hans und Sophie mäß, habe sich in einem Anfall von
Scholl. Übermut, von Spaß an der lustigen
Zu den 17-Uhr-»heute«-Nach- Formulierung, etwas verplappert
richten kamen, was den Beginn der bzw. mit den Vokabeln der fremden
Offensive betrifft, bereits Formulie- Sprache vertan. Vielleicht war auch
rungsschwächen auf. Waren unsere nur ihr Kriegswunsch der Vater des
Truppen bereits bis Frankfurt Gedankens oder sie ist etwas be-
(Oder) vorgedrungen? Hat die Grü- schwipst gewesen. Wenig später trat
ne Baerbock tatsächlich hand- dann der Kanzler vor die Volksge-
streichartig die oberste Befehlsge- meinschaft und bat seine Landsleu-
walt übernommen? War der Kanz- te: »Vertrauen Sie mir!« – Ein Satz,
ler tot? Die News klangen so lasch, den weder Hitler noch Honecker je
PETER THULKE
3/23 15
Wenn der Bau von Autobahnen weiter so voranschreitet wie in den letzten 90 Jahren, ist
nach derzeitigen Berechnungen bis zum 14. Juni 2055 jede mögliche Autobahntrasse in der
Bundesrepublik Deutschland gebaut. Der Bau von Autobahnen wäre ab diesem Tag abge-
schlossen. Weil der Autobahnbau für das Wirtschaftsgefüge unseres Landes unabdingbar
ist, droht ab da ein ökonomischer Abschwung sondergleichen mit den bekannten Begleit-
erscheinungen wie Massenarbeitslosigkeit, Armut und flächendeckendem Kannibalis-
mus. Damit dies nicht eintritt, hat das Verkehrsministerium unter der Leitung von
Volker Wissing Konzepte entwickelt, wie nach dem totalen Ausbau der deutschen
Autobahn vorgegangen werden könnte. So sehen die sechs Ansätze aus, die Volker
Wissing in unserem Heft zum ersten Mal der deutschen Öffentlichkeit präsentiert:
Die Doppelstockstrategie Das Charmante dieser Idee Der extraterrestrische Ansatz Für deutsche Augen sind die
liegt darin, dass Stockwerke nach oben wie unten nahezu Bilder der unasphaltierten Marsoberfläche ungewohnt. Lange ging die
beliebig oft hinzugefügt werden können. Besonders die Un- Wissenschaft davon aus, dass motorisiertes Leben auf dem Roten Pla-
tertunnelung der bestehenden Strecken scheint dabei erfolg- neten nicht möglich ist. Aber in den kommenden Jahren ist ein Wettlauf
versprechend zu sein. Derzeit bereitet in besonders tiefen zwischen Elon Musk und Jeff Bezos in der Raumfahrt zu erwarten. Bei-
Lagen die Hitze des Erdkerns noch einige Probleme, aber de wollen ihre ferngesteuerten und sündhaft teuren Marsautos sicher-
wenn diese von deutschen Ingenieuren gelöst würden, lich lieber auf gut asphaltierten Straßen fahren lassen. Deshalb könnte
könnte die A5 vom Hattenbacher Dreieck bis nach Sidney die Bundesregierung eine mautpflichtige Autobahn vom marsianischen
verlängert werden. Syrtis Mayor bis Tempe Terra in Auftrag geben.
Bewertung: Bewertung:
16 3/23
Die neue A1 Alle bestehenden Autobahnen werden in einem noch zukünftige Generationen von ihnen profitieren können, wird
gigantischen Bauprojekt zu einer großen Spur vereinigt. Das trägt ausnahmsweise das Land Berlin mit der Planung beauftragt.
zur Übersichtlichkeit bei und man braucht nie wieder den ADAC-
Atlas. Damit die Bauarbeiten möglichst lange dauern und auch Bewertung:
Da in Deutschland eh nur noch SUVs gekauft werden, Naive Spinnerei Die Autobahnen zurückbauen und stattdessen
könnte man die Autobahnen diesem Trend anpassen neue Bahnstrecken bauen, auf diese Ideen kommen neuerdings Planer,
MANFRED BEUTER
und so dafür sorgen, dass die Autos auch gemäß ihrer die die ausstehende Cannabislegalisierung offensichtlich etwas
Bauart genutzt werden können. Ein Umbau mit Sprung- vorgezogen haben. Nüchtern (nicht bekifft) betrachtet, verbieten sich
hügeln und Matschlöchern wäre kompliziert und kost- Bahntrassen schon aus optischen Gründen. Für Nicht-Hippie-Augen
spielig. Perfekt! sehen sie einfach scheiße aus.
Bewertung: Bewertung:
3/23 17
U NSERE B ESTEN
ine peinliche Sache ist es, wenn man nicht entblöden, sich über belanglose Oberfläch- Trübsinn vor. Zum anderen leiden Korpulente
überall beim Sport, in öffentlichen lichkeiten zu mokieren, und die allen Ernstes aufgrund der permanenten Nahrungszufuhr nie
Verkehrsmitteln, im Supermarkt glauben, die moralisch überlegenen Menschen an Unterzuckerung. Beides Gründe für die, an-
oder bei Abendveranstaltungen zu sein, nur weil sie mehrere Meter zurücklegen gesichts ihres Äußeren, objektiv völlig anlasslo-
durch Korpulenz auffällt. Egal was können, ohne dass sich literweise Schweiß zwi- se gute Laune.
man dort tut – ob man sich im Sta- schen unzähligen Körperwülsten ansammelt, Auch die Grünen-Chefin lässt sich ihre Laune
dion für eine weitere Bratwurst anstellt, in der der bei weiteren Bewegungen unter Flatulenzge- nicht dadurch verderben, dass an den Stammti-
Straßenbahn eine Tüte Quarktaschen isst, weil räuschen hervorquillt. schen und vor dem Fernseher nur selten von po-
zum Frühstücken nur eine halbe Stunde Zeit Besonders perfide wird es, wenn diese meist litischen Inhalten die Rede ist, wenn sie auf dem
war, ob man zwei volle Einkaufswagen vor sich selbst nicht gerade ansehnlichen Unmenschen Bildschirm erscheint. Dabei wären sachliche
herschiebt oder im Theater eine komplette Loge ihre innere Verderbtheit durch scheinbare Sor- Diskussionen gerade angesichts der vielen Kri-
für sich alleine mietet –, überall ist es dasselbe: ge um die Gesundheit der Korpulenten zu ka- sen so wichtig!
Korpulente werden von allen angegafft. Es ist, schieren versuchen. Denn viele belassen es nicht Was zu den meisten, die nicht mit dem Radla-
als gäbe es ein physikalisches Gesetz, das besagt, bei Kommentaren zu Bluthochdruck, erhöhten der an der Käsetheke vorfahren, auch immer
dass Masse dumme Blicke anzieht. Sterblichkeitsraten und wundgeriebenen Ober- noch nicht durchgedrungen ist: Für seine Kör-
Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, schenkeln, sondern greifen aktiv ein. Dann wird perfülle ist der Mensch nur bedingt verantwort-
sind diesem Phänomen natürlich noch kräftiger beim Einkauf »aus Versehen die Butter verges- lich. In erster Linie entscheidet der Stoffwechsel
ausgesetzt als all die anonymen Korpulenten, sen« oder es werden Wattebällchen unters Essen über das Körpergewicht. Und dessen Effizienz
die still ihrem Tagwerk der Kalorienzufuhr gemischt, die im Magen für ein dauerhaftes Sät- wird durch das Hormon- und Nervensystem ge-
nachgehen oder an denen man sich auf Trep- tigungsgefühl sorgen. steuert, welches wiederum sehr stark von den
penabsätzen vorbeizwängt, wo sie oft ausgiebig
verharren, um Luft für den weiteren Aufstieg zu
Der Mensch
sammeln. Menschen, die es wagen, öffentlich
korpulent zu sein, erscheinen der nur moderat
übergewichtigen Mehrheitsgesellschaft als Af-
front. Ihr bloßes Dasein wird ihnen als freches
Verhalten ausgelegt.
Doch es ist nicht nur der ästhetische Aspekt,
der zu Widerspruch reizt. Alleine schon das ab-
dahinter
surde Volumen, das Korpulente für sich in der
Welt beanspruchen, fordert das Gerechtigkeits-
gefühl heraus. Der von ihnen vereinnahmte
Raum wird oft als unverhältnismäßig angesehen
und die Bevorteilten dementsprechend einer ge-
wichtsspezifischen Kritik unterzogen. Dass die-
se nur selten inhaltlich-argumentativ begründet
wird, liegt in der Natur der Sache: Das Formale Jenen, die sich aufgrund gesunder Choleste- Genen bestimmt wird. Da es mit Fett-, Eiweiß-,
überschattet hier den Inhalt. Und das leider all- rinwerte über die Korpulenten zu erheben ver- Kohlenhydrat- und Mineralstoffwechsel ver-
zu oft. suchen, sei daher gesagt: Ihr mögt Eure FFP2- schiedenartig angelegte Prozesse gibt, führt das
Auch Ricarda Lang ergeht es so. Denn was Masken über das Kinn ziehen können, ohne zu einem komplexen System, bei dem schon
weiß man schon von ihr, außer dass sie vermut- dass drei weitere darunter hervorquellen, und kleine genetische Störungen enorme Auswir-
lich mit gutem Appetit gesegnet ist? Kardiologen mögen bei Eurem Anblick nicht so- kungen haben können.
Man weiß, dass sie bei den Grünen ist. Man fort die Kasse klingeln hören, aber dafür haben Doch auch wenn Korpulente demnach gene-
weiß eventuell noch, dass sie deren Co-Vorsit- es Korpulente nicht nötig, ihr Selbstwertgefühl tisch betrachtet Mutanten sind, sollte man sie
zende ist und als eine Art Joschka Fischer ohne aufrechtzuerhalten, indem sie andere wegen Äu- wie normale Menschen behandeln und wie bei
Jo-Jo-Effekt gilt. Aber darüber hinaus? So gut ßerlichkeiten herabsetzen. Ihre innere Ruhe und diesen ausschließlich auf die Persönlichkeit ach-
wie nichts. Je umfangreicher ein Mensch daher- Kraft ziehen sie stattdessen nämlich aus der ste- ten und nicht darauf, wie viele Tortenstücke sie
kommt, desto weniger scheinen sich die ande- tigen Nahrungsaufnahme. Außerdem frieren sie sich in kürzester Zeit reinschaufeln. Was ihre
ren für dessen Persönlichkeit und Gedanken zu nicht so leicht. Ansichten und Zukunftsvisionen betrifft, hat Ri-
interessieren. Es ist, als würde die Körperfülle An den Korpulenten selbst scheinen Beleidi- carda Lang nämlich durchaus was zu bieten. Als
den Blick auf den Menschen dahinter verstellen. gungen aber ohnehin einfach abzuprallen wie mittig-links orientierte bi-sexuelle Frau aus der
Eine zivilisierte und aufgeklärte Gesellschaft Spielzeugpfeile an einem Flusspferd. Mit einer Arbeiterschicht deckt sie identitätspolitisch
sollte derartigen Tendenzen eigentlich entgegen- dicken Haut und schweren Knochen ausgestat- ganz alleine ein sehr, sehr breites Spektrum ih-
wirken. Man sollte Menschen wie Ricarda Lang tet, widerstehen sie Anfeindungen und Low- rer Partei ab und sagt dabei vieles, was beden-
zuhören, sollte über ihre politischen Ansichten Carb-Diäten und sind dabei oft erstaunlich gut kenswert wäre, wie zum Beispiel: »Wer heute ge-
schreiben. Doch was ist stattdessen zu beobach- drauf. – Ein weiteres Ärgernis für alle, die sich boren wird, soll zukünftig auf diesem Planeten
ten? Überall, wo Korpulente hinkommen, tu- für etwas Besseres halten, nur weil sie sich ohne noch gut leben können.«
scheln die Menschen. Die Namen großer Land- Hilfe eines Besenstiels überall am Körper krat- Es lohnt sich also durchaus, Korpulente auch
und Meeressäuger werden geflüstert, Schmatz- zen können. mal zu Wort kommen zu lassen. Denn wenn sie
geräusche imitiert, die Backen aufgeplustert und Dabei ist die positive Gemütsverfassung nicht gerade mit dem Kauen beschäftigt sind,
herumliegende Lebensmittel eilig versteckt. – schnell erklärt: Zum einen wird Vitamin D aus haben sie kluge Dinge zu sagen.
Ein ekelhaftes Gebaren, das den abstoßend-nie- Cholesterin, welches Korpulente kiloweise in ih-
derträchtigen Charakter derer enthüllt, die sich ren Adern bunkern, gebildet und dieses beugt GREGOR FÜLLER
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FRANK HOPPMANN
FOTO: CARL-HEINZ EBERTH
Die Mitarbeiter des Bundeswirtschaftsministeriums heißen die ersten neuen Referatsleiter aus dem Osten willkommen.
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FOTO: HEINZ SCHÖNFELD
Bei der Bundeswehr konnten ostdeutsche Mitarbeiter neue Akzente bei der Öffentlichkeitsarbeit setzen.
Keine Anzeige
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OLIVER OTTITSCH
JOHANN MAYR
KARSTEN WEYERSHAUSEN
Couc
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PETER THULKE
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ARI PLIKAT MICHAEL HOLTSCHULTE
Seit einer Stunde wartet Louis Der Rat tritt nur in beson- gut. Das Laternenlicht wirft bi-
Klamroth vor der WDR-Zen- ders schwerwiegenden Fällen zarre Schattengestalten ans Ge-
trale in Köln. Obwohl er gelern- zusammen, von denen eine wölbe. Klamroth bekommt es
ter Schauspieler ist, kann der Gefahr ausgeht für das christ- mit der Angst zu tun, bis er be-
neue Moderator von »Hart aber lich-abendländische Miteinan- merkt, dass das gar keine
fair« sein Lampenfieber nicht der. Konstituiert hat sich das Schattengestalten sind, son-
verbergen. Mit seinen schlot- Gremium kurz nach Grün- dern finstere Intendanten, die
ternden Beinen erinnert der dung des ZDF um das Jahr über Retro-Formate beraten
Rotschopf an den kleinen Mat- 1248. Seine weisen Urteile für die junge Zielgruppe der
thias, den er in »Das Wunder überzeugten die johlende Men- unter Achtzigjährigen.
von Bern« verkörperte. Doch ge bereits bei wegweisenden Am Ende des Flurs stößt der
aus dem kleinen Helmut-Rahn- Hexen- und Werwolfsprozes- Bucklige eine Holztür auf. Zö-
Stalker ist ein gestandener sen. Zuletzt tagte der Rat we- gerlich betritt Klamroth den
Mann geworden, mit einer Fest- gen Maybrit Illner, die sich altehrwürdigen Ratssaal. Die
anstellung beim öffentlich- mitten in einem Talk Hals Rundfunksittenwächter erwar-
rechtlichen Rundfunk. Aber über Kopf in den früheren Te- ten ihn schon. Ihre Roben
eben auch mit einer festen Be- lekom-Manager René Ober- leuchten in klassischem Kar-
ziehung zu Luisa Neubauer. mann verknallte, kurz zuvor minrot, die Köpfe sind be-
Weil Klamroth diese Pro- wegen der früheren »Tages- deckt von Kapuzen. »Ähnlich-
blempartnerschaft erst öffent- schau«-Sprecherin Eva Her- keiten zur Mode der Inquisiti-
lich machte, nachdem er den man, der eine Beziehung zum on sind rein zufällig«, versucht
»Hart aber fair«-Vertrag in der exhumierten Hermann Göring einer der Räte die Stimmung
Tasche hatte, wird er hier und nachgesagt wurde. In beiden etwas aufzulockern.
jetzt zum WDR-Rapport gebe- Fällen entschied der Sitten- Das Gremium ist paritätisch
ten. Auf ihm lastet der schwer- wächterrat auf Freispruch. Das besetzt durch jeweils einen
wiegende Verdacht, durch die macht Klamroth Hoffnung für von Gott gesandten Vertreter
intime Kollaboration mit der den eigenen Prozess. des Kölner Erzbistums, des
mächtigen Fridays-for-Future- An der Pforte erscheint ein größten nordrhein-westfäli-
Fürstin seine politische Un- buckliger Mann im schwarzen schen Energieversorgungskon-
schuld verloren zu haben. Umhang. Es ist der Sittenge- zerns und der deutschen Auto-
Soll so einer zur Hauptpropa- richtsdiener. Der Bucklige hält mobilindustrie. »Nehmen Sie
gandazeit im gebührenfinan- eine Laterne in der Hand, auf doch bitte Platz, Herr Plas-
zierten Fernsehen auftreten dür- seiner Schulter sitzt eine Krä- berg«, sagt einer der Räte.
fen? Der WDR-Rundfunkrat he. Mit der freien Hand winkt »Klamroth«, korrigiert der
hat diese Frage in einer Dring- er Klamroth zu sich. Die bei- Angeklagte und kassiert dafür
lichkeitssitzung zwar unlängst – den steigen in einen Paternos- seinen ersten Satz Tatzen.
gegen die Bedenken der CDU- ter, der sie in die Tiefen der Der Stuhl des Angeklagten
FOTOQUELLEN: SUPERBASS (WIKIPEDIA), ADOBE STOCK
und SPD-Ratsmitglieder – mit WDR-Zentrale bringt. Unter- ist überzogen mit einer Sitz-
Ja beantwortet, und Intendant wegs versucht sich Klamroth matte, wie man sie aus Autos
Tom Buhrow in einem libertä- im Smalltalk, doch der Buckli- kennt, nur sind die Rollen
ren Anfall erklärt, ihn interessie- ge schweigt, selbst als der Mo- nicht aus Holz, sondern Me-
re nicht, mit wem seine Ange- derator seine preisgekrönte tall, und nicht rund, sondern
stellten »Tisch und Bett teilen«. Fragetechnik (»Haben Sie es spitz. Nachdem der Bucklige
Doch jetzt geht es in die nächste schon mal mit Rückengymnas- Klamroths Beine fixiert hat,
Instanz. In der Causa Klamroth tik versucht?«) anwendet. richtet er die Verhörlampe auf
Nun ist es am sündigen schaltet sich das oberste Kon- Unten angekommen, riecht dessen Gesicht – Startschuss
Moderator, ein paar kritische trollgremium ein: der Rund- es nach feuchtem Gewölbe für die peinliche Befragung
Fragen zu beantworten. funksittenwächterrat. und schimmligem Gedanken- nach alter Väter Sitte.
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»Wie sind Sie heute angereist?«, einer anderen terroristischen Ver-
fragt der Ratsvorsitzende. anstaltung?«
»Mit der Bahn«, antwortet Klam- Klamroth muss nachdenken.
roth. »Wir helfen Ihnen gerne auf die
»Aus ideologischen Gründen?« Sprünge«, sagt der Ratsvorsitzende
»Rein praktischen. Ich lese gerne und lässt ihm durch den Sittenge-
auf der Fahrt.« richtsdiener ein Foto reichen, auf
»Was denn so?« dem der Angeklagte im Baumarkt
»Das Übliche halt: ›Noch haben mit drei Tuben Alleskleber zu sehen
wir die Wahl‹ von Luisa Neubauer, ist.
›Fünf vor zwölf‹, von Luisa Neubau- »Das ist nicht das, wonach es aus-
er, ›Fünf nach zwölf‹ von Luisa Neu- sieht«, japst Klamroth nach Luft.
bauer und von Luisa Neubauer ›In Der Ratsvorsitzende hat ihn jetzt da,
80 Tagen stirbt die Welt‹.« wo er ihn haben wollte, und holt
»In welcher Beziehung stehen Sie zum finalen Schlag aus: »Hatten Sie
zur Klimahexe, Verzeihung, zum jemals Sex mit Greta Thunberg?« –
Fräulein Neubauer?« Denn wie hartes, aber faires Nach-
»In einer festen.« haken geht, weiß man in diesem
»Sie kleben also förmlich anei- Gremium so gut wie Klamroth.
nander.« Nach dreißig Stunden sind die
»Das habe ich so nicht gesagt.« Sittenwächter mit den Fragen
Für Klamroths Widerworte setzt durch. Der frisch Verurteilte wird
es erneut einen Satz Tatzen. Der auf einer Rolltrage vom Buckligen
Ratsvorsitzende fährt fort: »Wie oft zurück nach oben transportiert. Auf
unterhalten Sie sich zu Hause mit dem Weg zum Aufzug meint Klam-
Ihrer Partnerin über Klimapolitik?« roth, aus einem Verhörzimmer
»Weil wir beruflich sehr einge-
spannt sind, meistens nur morgens,
mittags, abends. An Wochenenden
Schmerzschreie seiner Partnerin zu
hören. Vielleicht war es aber auch
Barbara Schöneberger beim
ePaper-App
aber auch schon mal häufiger.« Stimmtraining … »Denn was man schwarz auf weiß besitzt,
»Wenn das Fräulein Neubauer ih- Als sie ihn im Büßergewand von kann man getrost nach Hause tragen«,
re radikalen Klimathesen vertritt, der WDR-Zentrale vor den Dom hub ich einst an zu sagen.
wie oft stimmen Sie ihr zu?« schleifen, ahnt Klamroth nicht, dass Doch um zu wissen, was die Welt
»Wir führen zu Hause einen offe- ihm das Schlimmste noch bevor- im Frohsinn fest zusammenhält,
nen Schlagabtausch. Aber wir ha- steht. Auf einer Art Schafott lächelt
wird nun mit dieser App gewitzt.
ben uns auf das 1,5-Prozent-Ziel ihm ein bekanntes Gesicht entge-
verpflichtet. Das ist der Maximal- gen. Es ist »Hart aber fair«-Maskott-
wert, wie oft ich ihr in Klimafragen chen Brigitte Büscher mit einem Sta-
widersprechen darf.« pel Moderationskarten in der Hand. Alle Ausgaben und Sonderhefte, aktuelle Beiträge, Cartoons u.v.m.
»Sie haben öffentlich erklärt, so- Unter dem Gejohle der Menge liest
lange Sie Moderator sind, das Fräu- sie ihm die erste Zuschauermeinung
lein Neubauer niemals in eine ›Hart vor. Danach verliert Klamroth end- Hat Ihnen eine Zeichnung
aber fair‹-Sendung einzuladen. Wie gültig das Sendungsbewusstsein. im EULENSPIEGEL
hat Ihre Partnerin darauf reagiert?«
»Sie hat nichts dagegen, solange besonders gefallen?
ich Ihren Part übernehme.«
Wir haben gerade
»Waren Sie jemals beteiligt an ei- FLORIAN KECH
ner Fridays-for-Future-Demo oder MONTAGE: MICHAEL GARLING
Papier gekauft!
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P
on
STER
demand
»Das ist so ähnlich wie
bei Aprikosenkonfitüre«
Eine Unterredung mit Elmar Muglitz (58) über das
»alternative Unwort des Jahres«
Herr Muglitz, bevor wir Sie um die Wie sieht dabei Ihr Auswahlverfah-
Bekanntgabe des alternativen Un- ren aus?
worts des Jahres 2022 bitten, möch- Wir, das heißt mein Freundeskreis
ten wir Sie fragen, was Sie dazu und ich, haben nach eingehender
veranlasst hat, dieses Unwort zu er- Diskussion in der Spremberger
mitteln. Kellerkneipe »Dudelsack« darüber
Es geht darum, das Monopol der abgestimmt.
Jury zu brechen, die uns jedes Jahr Darf man fragen, was Sie dazu qua-
sogenannte Unwörter wie »Klima- lifiziert? Sind Sie und Ihre Freunde
terroristen«, »Anti-Abschiebe-In- sprachwissenschaftlich geschult?
dustrie« oder »Lügenpresse« prä- Teil, teils. Zwei von uns waren mal
sentiert. Konkurrenz belebt das im Deutsch-Leistungskurs. Aber
Geschäft, und es sollen jetzt ein- darauf kommt’s hier nicht an.
fach auch mal Unwörter prämiert Sprachliche Sensibilität hängt
werden, die politisch nicht so auf- schließlich nicht von Hochschuldi-
geladen sind. plomen ab.
Und wie lautet nun das alternative Aprikosenkonfitüre, wo die Be-
Unwort, für das Sie sich entschie- zeichnung ja ebenfalls genauso
den haben? eklig ist wie das damit bezeich-
Usambaraveilchen. nete Zeug.
Sie scherzen! Ist das nicht Geschmackssache?
Mitnichten. Wir können diese Wie man’s nimmt. Meiner Erfah-
Dinger nicht ausstehen. rung nach schmieren sich so was
Hier liegt offensichtlich ein Denk- jedenfalls nur hormonell unterzu-
fehler vor. Die Jury, die das Unwort ckerte Schmalzdackel aufs Brot.
des Jahres kürt, wählt Wörter oder Und wie kommen Sie darauf,
Formulierungen aus, die gegen das dass das vermeintliche Unwort
Prinzip der Menschenwürde ver- »Usambaraveilchen« nun gerade
stoßen, demokratiefeindlich sind, für das Jahr 2022 besonders ty-
gesellschaftliche Gruppen diskri- pisch sein soll? Dem 1899 erschie-
minieren oder soziale Missstände nenen Standardwerk »Zimmerblü-
verschleiern. Welchen Missstand tenpflanzen« aus der Feder des Bo-
soll denn aber bitteschön das Wort tanikers Udo Dammer zufolge sind
»Usambaraveilchen« verschleiern? Usambaraveilchen bereits Ende des
Mit Ihrer Frage geheimnissen Sie 19. Jahrhunderts aus Ostafrika nach
da zu viel hinein. Usambaraveil- Deutschland importiert worden ...
chen sind einfach hässlich. Das Mag sein. Für das Jahr 1899 ha-
sind so verschrumpelte Alters- ben wir aber schon ein anderes al-
heimblümchen, für die sich nur ternatives Unwort festgelegt, und
UWE KRUMBIEGEL
HANS KOPPELREDDER
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W ISSEN SCHAFT
Weltweit gibt es nur wenige Menschen, die mit weit erfasst. Plötzlich war ihr geliebtes, gehasstes,
weil sie nicht begeisterungsfähig sind. Was sie
dieser außerordentlichen Fähigkeit (oder ist sie tausendmal verfluchtes A, der Sinn ihres Lebens,
hören, ist ein tiefschwarzes A, der tiefste Ton auf
ein Handicap?) gesegnet sind. Mit gesenkten die Mutter ihres Daseins von einem auf den an-
dem Piano, immer dieses A von 27,5 Hertz, in je-
Köpfen und oft geschlossenen Augen gehen sie dern »Augenblick« (welch schiefer Ausdruck!)
der Sekunde ihres dunklen Lebens, auch im
dahin und scheinen zu summen. Man darf sie Schlafe. verstummt. Panik brach aus. Auf dem Tahrir-
nicht ansprechen, sonst erschrecken sie, schla- Platz in Kairo kamen Tieftöner zusammen und
In der Musik kommt dieses A höchst selten
gen um sich oder rufen Dinge außerhalb des Ver- versuchten, ihr A zu schreien, damit sie es nur
vor, z.B. bei Brahms, Rhapsodie g-Moll, Opus 70,
fassungsrahmens. Zu irgendwelchen zielgerich- noch einmal hörten. Pianisten und Organisten,
gleich am Anfang. Manchmal hört man es auch
teten Tätigkeiten sind sie nicht in der Lage, bes- die stundenlang ersatzweise das tiefe A schlagen
noch als weitschallendes Signal sehr alter Wolga-
tenfalls bedienen sie ihre Reflexe. In der Fach- schiffe, die vom Gestade ablegen. mussten, erzielten Spitzenhonorare. Doch das al-
welt werden sie Tieftöner genannt. les half den Ärmsten nicht …
Die meisten Tieftöner scheinen auf dem asia-
Zumeist haben sie eine lange Odyssee durch Inzwischen schon seit einem Dezennium, seit
tischen Kontinent zu leben, denn dort sind die
die Praxen der HNO-Ärzte hinter sich, denn das dem Aufkommen empfindlichster Mikrofone,
tektonischen Halbschalen am dünnsten. Die
sehr leise, sehr tiefe, langgezogene Summen wird wie sie U-Bahn-Fahrer für die Ansage der Statio-
Aufregung unter den Tieftönern nahm denn
oft versehentlich als Tinnitus diagnostiziert. nen benutzen, hat die Wissenschaft diesen wun-
auch in China (wo sie eine eigene Parteizelle bil-
Nicht wenige Tieftöner landen in geschlossenen derbar runden Ton identifiziert und damit alle
den und sich mit Lebensmitteln aushelfen) ihren
Abteilungen (vor allem in autoritären Regimen), Tieftöner von dem Ruch befreit, verrückt zu sein.
Anfang und hat schließlich alle Tieftöner welt-
Es ist jenes A, das der Erdkern infolge seiner Ro-
tation erzeugt. Er schleift leicht an Gestein und
hinabgesunkenen Zivilisationsresten wie Pan-
zern, Fahrradrahmen und Brückenpfeilern.
Aber nur Begnadete können, nein: konnten ihn
hören. Denn nun ist er verstummt!
Jochen K. (83) aus Wurzen, einer der wenigen
Tieftöner, die in der DDR in den Kulturbund
aufgenommen worden waren, und der heute das
Kanzleramt berät, erzählt, was am 27. Januar ge-
schehen war:
»Seit Montag, dem 23., wurde das A Stunde
um Stunde immer tiefer, sodass viele unserer
Tieftöner überall in der Welt, vor allem in China,
unruhig wurden, weil sie so tief nun auch wieder
nicht hören können. Ist ja logisch – es wurde tie-
fer, weil der Erdkern langsamer rotierte. Am
Donnerstag erreichte unser Ton das C. Und am
Freitag war es, als würde der Erdkern SOS fun-
ken – kurz kurz kurz lang lang lang kurz kurz
kurz. Dann war Schluss.« Dann bricht er in tiefes
Schluchzen aus, aber nicht auf dem tiefen A.
Das Versiegen der Erdkernrotation hat aber
noch viel weitreichendere Folgen. Zumal die
Seismografen vermuten, dass sich die Rotation
umkehren wird, die Uhr also bald rückwärts
läuft. Dann gibt es zwar auch wieder einen Ton
(ein rückwärtiges A sozusagen). Aber vor allem:
Viele Prozesse aus den letzten 200 Jahren wer-
den sich einfach umkehren. Der Kapitalismus
wird zur Naturalwirtschaft zurückkehren, zahl-
reiche Kriege werden rückwärts geschlagen, und
viele Bücher, wenn nicht sogar alle, werden sich
leeren – von hinten unten rechts bis vorne oben
links.
Besonders gravierend, ja existenziell, wird das
Die Erde ist in verschiedene Schichten aufgebaut. Den Erdkern muss man sich wie das In- jedoch für die Geschlechterfrage sein.
nere einer Frucht vorstellen, das aus einer – wegen des Drucks von über 300 Gigapascal – Aber das kann heute wirklich noch keiner
festen, 6000 Grad heißen Eisen-Nickel-Legierung besteht (hier dargestellt durch zwei Fin- überblicken.
ger). Je nach Geschwindigkeit der Rotation ändert sich das emittierte Geräusch und mit
ihm das gesamte Leben auf diesem Planeten. MATTI FRIEDRICH
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QUELLE: U.S. NAVY (COURTNEY TORGRUDE)
Flugzeug-
träger für
alle!
Liebe
L
Li e Wehrfähige! Liebe Waffen-Connaisseure und -Connaisseusen!
Im
m Militärlexikon, das schon seit meinem Amtsantritt logie für die sozialistische Landesverteidigung för-
in e einem der Regale im Büro herumliegt und das, dert, die wissenschaftliche Arbeit und die Ausbildung
dem Stempel auf dem Deckblatt zufolge, am in der NVA unterstützt sowie bei der sozialistischen
3. 1 1. 1974 in der Redaktions-Bibliothek Neues Wehrerziehung der Bürger der DDR nutzbringend an-
Deu
De u
Deutschland »ausgeliehen« wurde, steht im Vorwort gewendet werden kann.«
Fool
Folgendes: »Die Verfasser und Gutachter stellten sich Aufrüttelnde Bürokratenworte, die einem deutlich
das Ziel, gestützt auf die neuesten Erkenntnisse der
das machen, wie stiefmütterlich die Wehrerziehung (nun
sozz
so
sozialistischen Militärwissenschaft, ein Nachschlag- selbstverständlich die wissenschaftlich-kapitalisti-
we zu schaffen, das den Zugriff zu wichtigen mi-
werk sche) in den letzten Jahrzehnten in diesem Land be-
litt
li
litärpolitischen und militärtechnischen Erkenntnissen handelt wurde. Zwar lässt sich im Zuge der scholz-
e
er
erleichtert, den Gebrauch einer einheitlichen Termino- schen Zeitenwende beobachten, dass der militärtech-
nischen Volksbildung in den Medien
wieder mehr Gewicht zukommt und
Leopard,
Bomber & Co.
sogar das Flaggschiff »Tagesschau«
über Geschwindigkeit, Reichweite und Kaliber
verschiedener Panzertypen aufklärt, doch an-
gesichts einer verweichlichten Generation Z,
die ihre persönliche War-Life-Balance über al- Promis verraten ihre Lieblingswaffen
les stellt, geschieht auf diesem strategisch
wichtigen Gebiet noch viel zu wenig!
Zugegeben: Auch der EULENSPIEGEL hat
Boris »Bumm- Carla Hinrichs Manuel Neuer
diesen Zeitentrend verschlafen und sich in der
bumm« Becker (Miles-and-more- (Ehemaliger
Vergangenheit nicht mit der gebotenen Vehe- (Schlägertyp) Sammlerin) Skifahrer)
menz für Panzerlieferungen an Herrn Melnyk
»Ääh … also, ich habe »Ich stehe total auf »Wie sicher jeder
eingesetzt. Mit RIESENROHR wollen wir diese mir da in letzter Zeit Atomraketen, denn es im Land weiß, wurde
Lücke nun füllen. schon so etwas wie Gedan- ist bewiesen, dass die mein Torwarttrainer
Als besonderes Schmankerl werden wir auf ken gemacht, weil ich ha- unterm Strich eine viel beim FC Bayern entlas-
der Mittelseite jeden Monat eine heiße und be festgestellt, wie wertvoll bessere Klimabilanz als sen. Das war das Kras-
vor allem schwere Waffe präsentieren, die die Freiheit ist und wie … herkömmliche Waffen- seste, was ich in meiner
nicht nur Marie-Agnes Strack-Zimmermann äääh … schnell man sie systeme haben. Karriere erlebt habe.
verliert, wenn andere Mit dem atomaren Mir hat es das Herz
und Toni Hofreiter als Onaniervorlage dienen
Menschen andere Ideen Winter, den sie verur- rausgerissen. Es war ein
kann, sondern auch in bzw. auf Ihrer Stube
als wie man selbst hat, was sachen, können wir Schlag, als ich bereits
ein Blickfang ist. solche Dinge wie Gerech- das 1,5°C-Ziel in kür- am Boden lag. Ich weiß
Was Deutschland jetzt braucht, ist RIESEN- tigkeit angeht. Aber im zester Zeit spielerisch jetzt, wie sich dieser
ROHR! Denn hier ehren wir die kindlich-un- Ernstfall …. äääh … wür- erreichen. Melnyk fühlt: Auch ich
schuldige Begeisterung für Sachen, die de ich mich immer auf Und wenn wir den hätte am liebsten eine
»Bumm!« machen. meinen Aufschlag verlas- Abschuss der Raketen Atombombe, um meine
sen, weil das war immer mit meinem Urlaubs- Frustration rauszulassen.
meine beste Waffe, wenn plan koordinieren, Auf der anderen Seite
Aber genug der Worte!
es mal so richtig eng wur- kann ich gleich in die habe ich es allerdings
Lasst nun die Waffen sprechen! de. Das und meine … äääh exotischsten Länder sogar geschafft, mir mit
… neugewonnene Stärke, mitfliegen, ohne dass einem Interview in den
viele Dinge mental auch meinetwegen zusätzli- eigenen Fuß zu schießen,
mal ein wenig nachdenk- ches Kerosin verbraucht also was weiß ich
lich zu sehen.« werden muss.« schon …«
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Ausnahmsweise erst fragen, dann schießen
RIESENROHR erreichen immer wieder Fragen interessierter Leser vorangeht und ob die 100 Milliarden Sondervermögen für die
wie: »Wo kann ich eine Haubitze kaufen?« oder: »Wann geht’s Bundeswehr nicht viel zu wenig sind. Mit Hilfe unserer Experten
denn endlich los mit der Offensive im Osten?« Momentan sind von der Rüstungsindustrie beantwortet RIESENROHR Ihre dring-
viele Bürger vor allem neugierig, wie es mit der Kriegswirtschaft lichsten Fragen zur deutschen Aufrüstungsoffensive.
2022 war das Jahr mit den zweitmeisten Waffen- zer können wir dann immer noch mit Solar- Rüstungsindustrie würde gerne mehr tun,
exporten seit Bestehen der BRD. Wieso werden zellen nachrüsten. wird aber oft von der Politik ausgebremst.
so viele Waffen den Ausländern überlassen, wo Wahr ist auch, dass sehr viele Menschen auf-
wir doch selbst so wenige haben? Tut die Rüstungsindustrie wirklich genug, um die grund fürchterlicher Krankheiten unvorstell-
Deutsche Waffen sind die demokratischsten Welt zu einem besseren und sichereren Ort zu bares Leid erdulden müssen. Der Einsatz von
der Welt, da sie ausschließlich freiheitliche machen? Waffen hilft, grausamem Siechtum vorzubeu-
Werte vertreten. Jeder Diktator, jeder Terro- Experten weisen darauf hin, dass Krieg das gen. Vor allem deutsche Waffen töten schnell,
rist und jeder Kriminelle weiß um die beson- einzige Regulativ ist, um die Überbevölke- präzise und ohne unnötige Schmerzen und
dere humanistische Verantwortung, die er rung kontrolliert einzudämmen. Hungersnö- sind damit nach wie vor die humanste Art
trägt, wenn er deutsche Waffen einsetzt. te, Seuchen und keine freien Sitzplätze in der des Sterbens.
Deutsche Waffen sind daher ein erster wichti- Bahn wären der Preis, den wir für eine über-
ger Schritt zur Demokratisierung von Dikta- völkerte friedliche Welt zu zahlen hätten. Die Ist es richtig, dass die deutsche Rüstungsindus-
turen und zur Vermeidung von Gräueltaten. trie sich eine goldene Nase an dem Tod und dem
Deshalb haben wir eine moralische Verpflich- Leid anderer Menschen verdient?
tung, gerade solche Länder zu beliefern, in de- Unsere tapferen Soldatinnen und Soldaten
nen Folter und Unterdrückung heute noch an verteidigen Tag für Tag genau die Freiheit, die
der Tagesordnung sind. Die klügsten Sie dafür missbrauchen, um solche zynischen
Militärstrategen Fragen zu stellen. Schämen Sie sich! Es ist eine
Sollten wir nicht lieber mehr Solarzellen statt aller Zeiten und was Schande, dass Menschen wie Sie frei herum-
Waffen produzieren? laufen dürfen. Zahlen Sie überhaupt Steuern?
Ein sympathischer, aber naiver Gedanke. sie uns zu sagen haben Von den Steuergeldern, die die von Grund auf
Überall in der Welt beneidet man uns um un- »Stell dir vor, es ist Krieg und anständige Rüstungsindustrie und ihre mora-
ser waffentechnisches Know-how, unseren alle finden’s unglaublich lisch einwandfreien Angestellten entrichten,
Mut zu Innovationen und unsere glorreiche spannend, im Liveticker den werden nämlich Straßen und Schulen gebaut.
Tradition. Deutsche Waffen sind ein Quali- Frontverlauf zu checken!« Und davon wird auch die Entwicklungshilfe
tätsstandard der internationalen Waffenbran- DONALD RUMSFELD gezahlt, mit der andere Länder ihre vom Krieg
che. Viele Sprachen haben schöne deutsche zerstörten Straßen und Schulen wieder auf-
Militärfachbegriffe wie »Blitzkrieg«, »Tö- bauen können. Oder wollen Sie etwa, dass
Das nächste RIESENROHR erscheint im
tungsmaschinerie« und »Dienstgradgruppen- Kinder weltweit aufwachsen ohne ein Stück
kommenden Eulenspiegel oder ganz
besoldungstabelle« eins zu eins übernommen. Hoffnung auf Frieden und Wohlstand? Ja,
plötzlich vor Ihrer Haustür. Bleiben Sie
Warum sollten wir also die Panzerkette neu wollen Sie das? Sind Sie so einer? Oder sollte
wachsam und mit einem Finger immer
erfinden und nicht lieber das tun, was wir im- ich vielleicht besser sagen: »so eine*r«? Was? –
am Abzug!
mer schon am besten konnten? Unsere Pan- Aha, hab ich’s mir doch gedacht. Abtreten!
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LETHAL WEAPONS
Das heitere Waffen-Quartett für Immerjunge und Ewiggestrige
Mit diesem liebevoll
gestalteten Quartettspiel
aus der Reihe »TOP-GUN!«
lernt Ihr Pimpf spielerisch,
seine Karten im Ernstfall
richtig auszuspielen.
Schwups – die alttestamen-
tarische Davids-Zwille ge-
schwind mit dem Nachtsicht-
gerät aus dem »Schweigen
MICHAEL KAISER / GREGOR FÜLLER
Wir lernen nicht für die Schule, wir lernen fürs Schlachtfeld!
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STARPOSTER
Lockheed Martin F-35A
»Lightning II«
Spannweite 10,67 m
Leergewicht 13 170 kg
Geschwindigkeit Mach 1,6
Reichweite 2200 km
Waffenlast 8165 kg
Besatzung 1 Mörder
FOTO: LOCKHEED MARTIN (LIZ KASZYNSKI)
D
ie Taliban haben Afghanis-
tans ersten Sportwagen ver-
hüllt … Quatsch … ent hüllt.
Nach fünfjähriger Entwick-
lungszeit wurde Anfang Januar der
»Mada 9« in Kabul erstmals einer
Scharia von Autofanatikern und
Amokfahrern vorgestellt.
EULENSPIEGELs rasender Reporter
DANIEL SIBBE hat sich einen falschen
Bart ins Gesicht geklebt, den
»Heillig’s Blechle, ist der kastig!«, qani ist die Mördermöhre der stahl- genkonstruktion entgegen allen Er- Kurze Zeit später muss ich er-
schießt es mir beim Anblick des gewordene Beweis für das Verspre- wartungen ohne schnittige Karos- neut in Deckung gehen. Die Beifah-
Mada 9 durch den Kopf, während chen des Terrorregimes, »Religion serie. Stattdessen mutet die Silhou- rersituation sorgt unter den Anwe-
ich selbigen sicherheitshalber so- und moderne Wissenschaft für das ette des Mada 9 patriarchalisch an: senden für viel Zündstoff. Der Ein-
fort einziehe. Mit einem Gewitter Volk« unter die Haube zu bringen. Der wahrgewordene Muselmän- und Ausstieg erfolgt beim Mada 9
aus Gewehrsalven bejubeln die Ta- Trotz vieler gut ausgebildeter nertraum kommt ohne Kurven aus. ausnahmslos über die Fahrerseite,
liban um mich herum den Prototy- Halsabschneider und Handabha- Lediglich der Kühlergrill hat einen um ein Bombardement von Mehr-
pen ihres Sportwagen-Erstlings. cker in der Belegschaft des fahr- weiblichen Touch und erinnert an türer/Märtyrer-Witzen mit Bart zu
Laut den Worten des afghanischen werksfederführenden Autoherstel- das engmaschige Augengitter einer umgehen.
Bildungsministers Abdul Baqi Haq- lers Entop präsentiert sich die Ei- Burka. Heiterkeit dagegen (»Mullaha-
ha!«) erregt der serienmäßig mit
Blut auf die Heckklappe geklebte
Sticker: »Ich bremse auch für Tiere
(Ausnahme: ungläubige Hunde)!«
Weil Mädchen in Afghanistan
der Fahrschulbesuch verwehrt
wird und Zuwiderhandlungen sie
mitunter das Leben kosten, ma-
chen Sprüche aus dem Macho-Mit-
telalter wie »Frau am Steuer, das
wird teuer und ausgepeitscht!«
ebenfalls schnell die Runde.
Der Blick ins komfortable Inne-
re des Mada 9 peitscht die Stim-
mung weiter auf. Sowohl bei der
Wahl des Waffenkalibers als auch
in ihren Autos bevorzugen die tra-
ditionell familienfreundlichen Ta-
liban (Stichwort: Vielehe) ein an-
sehnliches Ladevolumen. Der üp-
pig bemessene Kofferraum des Ma-
da 9 bietet bei Wochenend-Spritz-
touren mit der ganzen Bagage zu
den angesagtesten Hinrichtungs-
Spots nicht nur genügend Platz für
einen großen Picknickkorb voller
Steine. Er verfügt vielmehr über
36 3/23
ein ausreichendes Fassungsvermö- zur Verhöhnung der ausländi- triebs made in Fernost dürften den Sprachbefehl lässt sich die Stimmen-
gen, um die untreue Erst- oder schen Streitkräfte nachträglich Fahrer dennoch deutlich flotter einstellung von »unterwürfig« über
Zweitfrau gleich mit zu verstauen. eingebaut. Heimlich reiße ich ein von 0 auf 180 bringen. »zu Tode verängstigt« bis »um Gna-
Für ein blasphemisches »Ich an der metallenen Schutzvorrich- Der Mada 9 wartet mit einem de winselnd« bequem handhaben.
glaub’s nicht!« hinter vorgehalte- tung hängendes Schildchen mit 7-Gang-Automatikgetriebe auf. Während ich unbemerkt einige
ner Hand sorgt das Innenraum- der Aufschrift »Bundes-Eigen- Durch die erneute Machtübernah- Stückchen Fladen durch die Lüf-
Design. Die Sitzbezüge sind im an- tum« ab. me der Taliban nach Beendigung tungsschlitze schiebe, macht mich
gesagten Camouflage-Muster der Gemäß den Landesfarben des des 20-jährigen Nato-Einsatzes vor gegen Ende der Vorführung ein ver-
bei den Taliban so beliebten 90er- von den Taliban ausgerufenen rund anderthalb Jahren kennt das meintlicher Glaubensbruder mit ei-
Jahre (»Boom, Boom, Boom, Emirats Afghanistan soll der Ma- kriegsgebeutelte Land der afghani- nem irren Flackern in seinem Blick
Boom!!«) gehalten. da 9 in Zukunft je nach Jahres- schen StVO zufolge nur noch eine auf die ungewöhnliche Zündvor-
Nachdem Deutschlands StVO zeit in den Sonderlackierungen Richtung. Dank dem patentierten richtung aufmerksam. Statt mit Hil-
mit Ablauf des 30. Juni 2021 nicht Schlafmohnblütenrot, Mohnkap- Schaltknüppel mit den Schaltstufen fe eines Zündschlüssels wird der
mehr am Hindukusch verteidigt selbraun und Opiumweiß ausgelie- R, R, R, R, R, R und R geht es mit Anlasser des Mada 9 per Zigaretten-
werden musste, verfolgten die Tali- fert werden. Vollspeed ausschließlich in Rück- anzünder angetrieben, der an eine
ban im ehemaligen Bundeswehr- Doch was treibt den islamisti- wärtsgängen über die verbrannte aus dem Zündschloss baumelnde
stützpunkt Camp Marmal nahe schen Totraser an? Wegen der fun- Erde Kabuls, Kandahars und Kun- Lunte gehalten werden muss. Da-
der Stadt Masar-e Scharif eine damentalen Zurückweisung aller dus’ zurück in die Zukunft. mit wird selbst für den dümmsten
neue Strategie: Ausschlachten statt westlichen Werte ist im Mada 9 Wesentlich fortschrittlicher dage- Esel am Steuer jeder Kaltstart zu ei-
Abschlachten. Die aus Beutefahr- der Mittelklasse-Motor eines gen zeigt sich der Bordcomputer. nem explosiven Fahrvergnügen.
zeugen stammenden Überrollbü- Toyota Corolla verbaut, der seine Der Mada 9 ist mit einem hoch ent- Fazit: Auch wenn sich ohne
gel des Mada 9 waren laut Blaupau- japsenden Pferde auf Vorder- und wickelten Navigationssystem ausge- gottesstaatliche Zuschüsse kein
sen zunächst gar nicht vorgesehen. Hinterachse (Fachterminus: al- stattet. Inmitten international iso- Taliban den Mada 9 jemals wird
Aufgrund des positiven Presse- Aqsa) überträgt. Zwar halten die lierter Kabelverbindungen kauert leisten können, ist der Sportwagen
echos infolge der Rückeroberung Unternehmenslenker bei Entop unter der Armaturenbrett-Verklei- der ideale Penisersatz für alle
des Landes (»Kaum ziehen die die Motorleistung ihrer Killerkar- dung eine ehemalige, von der Bun- Dschihadisten, bei denen ein
Nato-Truppen ab, überrollen wie- re von maximal 300 PS für ausrei- deswehr zurückgelassene Ortskraft Selbstmordattentat mit einem
der die Taliban Afghanistan«, Bild chend. Zusätzliche Schmähungen mit detaillierten Kenntnissen des Sprengstoffgürtel fürchterlich in
vom 08.08.2021) wurden sie aber und Lästerungen des Allahradan- angestaubten Straßennetzes. Per die Hose gegangen ist.
3/23 37
Vollkompetente Team
Freudiges Bellen aus der Hundeschnauze be- Die Aufforderung an den Reporter, sich zu knapp vor meinem Ende ab. Während er sich
grüßt den Gast, der das Büro von Bernhard setzen, hat ebenfalls einen unüberwindlichen schmatzend über das weder vergiftete noch
Klötermann betritt, dem Präsidenten des Be- Beigeschmack, weil er gerade unter Bellos nett mit Stecknadeln gespickte Mitbringsel her-
rufsverbandes Bundesdeutscher Bürotiere gemeintem Ansturm zu Boden geht. »Aber macht, erklärt uns sein Besitzer, dass Bombo
BBB, einem Verband unter mehreren, der mit wenn Ihnen das lieber ist, können Sie auch normalerweise ganz normal auf Menschen
Hilfe von mehrbeinigen »Teammitgliedern« dort unten hochgradig entspannt Bussi-Bussi reagiert. »Aber wie einem normalen Men-
die schwierigen Lebensbedingungen von Bü- mit meinem Partner machen«, gibt sich Klö- schen gehen ihm manchmal die Zügel mitten-
romenschen verbessern möchte. »Hunde kön- termann hochgradig entspannt. »Der Hund mang durch, wenn er sich in jemanden spon-
nen halt immer noch nicht sprechen«, ent- hat keine Berühungsängste!« Und stutzt nach tan verknallt. Oder in dessen große Wurst!«
schuldigt der groß gewachsene Mann seinen einem kurzen Blick auf meinen von 120 Kilo Während der Bernhardiner hörbar beschäf-
großen und fast gleichnamigen Bernhardiner. schweren Bedenken gepflasterten Gesichts- tigt ist, hat Bernhard Klötermann eine Spanne
Wie ein echter Mensch einfach aufrecht ge- ausdruck, den er falsch versteht: »Sie sind Zeit auf der Uhr und erklärt, dass ein Büro-
hen und stehen kann der treue Vierbeiner doch nicht etwa ungeimpft? Nicht, dass Sie hund auch Vorteile hat. Anders als unter Kol-
zwar ebenfalls noch nicht, ist aber trotzdem so meinen Bombo Buddy Balou von Bellersheim legen fühle man sich angenommen, wertge-
freundlich, an dem Besucher emporzusprin- anstecken!« schätzt, ja wie angebetet und gestreichelt,
gen und mit einem mächtigen roten Lappen, Die Fleischwurst, die der Berichterstatter wenn man den Hund annimmt, wertschätzt,
seiner Zunge, dessen Gesicht abzulecken, das mit lautem Ach und Krach aus der Tasche ja anbetet und überall streichelt. »Außerdem
sich trotz einer Körperlänge von 1,80 Meter kröpelt und in die am weitesten entfernte spendet ein Vierbeiner im Büro und auf dem
nicht weit genug oben befindet. Ecke des Büros schmeißt, lenkt den Hund Amt, wenn er die scharf gemachten Zähne
bleckt und tief aus der Kehle knurrt, ein wohl-
temperiertes Gefühl von Sicherheit«, so der
zweibeinige Lobbyist, »weil er jeden, der frech
wird, keine Hunde mag oder riechbar Angst
hat, anfletscht und zerfleischen kann, nicht
wahr, Bombo?« Der hat aber gerade was ande-
res zu fressen.
In der Tat beeinflusst ein Bürohund den
Hormonpegel im Büro festgenagelter Men-
schen je nach Veranlagung und Orientierung
durchaus günstig und meist geräuschlos. Der
BBB sieht sie deshalb als gute, gleichberechtig-
te und von Schnauze bis Schwanz vollkompe-
tente Teamkollegen mit Fell. Zwar passiert es
hin und wieder, dass ein dicker Hund einen
dicken Haufen vor die schlanke Tür des Chefs
setzt, aber, beschwichtigt Klötermann: »Das
schöne Tier hat den Mumm, zu tun, wovon
viele der anderen Angestellten nur träumen!«
Deshalb darf Bello als Einziger auch bei ei-
ner Konferenz bellen. »Meist döst er aber
stundenlang vor sich hin, wie alle«, winkt Klö-
termann ab und beendet nun sehr gern das
Gespräch, weil ein gesättigter Bombo sich ihm
zugewendet und in seinem Überschwang ihn
mitsamt Bürostuhl wuffend umgeworfen hat
und possierlich an der Kehle knabbert. Ich
empfehle mich, damit der Hund weiter mit
ihm spielen kann. Und nicht mich als Spiel-
zeug entdeckt.
Dass Hunde wie Menschen – nicht zu ver-
gessen: und Topfpflanzen – an das Leben im
Büro angepasst sind, ist eine Entwicklung, die
viele gute Verwandte hat. So sind Siebenschlä-
fer und Murmeltiere bereits in zahlreichen
Rathäusern und Handwerksbetrieben hei-
misch geworden, um nur zwei Beispiele zu
nennen und den Pfau und das Faultier nicht.
Bestrebungen nach dem in den vergangenen
HUSE FACK
38
kollegen mit Fell
an den ungewohnten Arbeitsplatz in der Be-
hörde mitzunehmen, waren allerdings von
Fehlschlägen gekrönt; den Kaninchen waren
die Amtsstuben zu klein, und den Fischen war
langweilig.
Es eignet sich eben nicht jedes Tier für je-
den Beruf, wie die Rüsselsheimer Geschäfts-
frau Elenore Scherbig erfahren musste. »Ein
Elefant kommt mir nicht mehr ins Haus!«,
klagt die Inhaberin eines Porzellanladens
durchaus zu Recht, wiewohl zu spät. Weil das
Städtische Orchester kein Interesse an dem
Trompetentier zeigte und überraschenderwei-
se auch der Standortkommandant der Bun-
deswehr, Brigadegeneralin Hanni Baal, ab-
winkte, zudem seine alte Dienststelle, der
Frankfurter Zoo, nach geharnischten Protes-
ten der Tierschutzpartei gegen die widernatür-
liche Tierhaltung in Zoos die Rücknahme ver-
weigerte, wurde der bedauernswerte Dickhäu-
ter nach Tansania verschifft, in die Fremde,
wo er sich nun ohne festen Arbeitsplatz durch-
schlagen muss.
»Womöglich hat der bequeme Jumbo nicht
genug Eigeninitiative bewiesen, um eine aus-
kömmliche Anstellung in seiner Heimat zu
PETRA KASTER
finden«, gibt Afra Thierse zu bedenken, die im
Dresdner Jobcenter für die Vermittlung ar-
beitsloser Mehrbeiner zuständig ist. »Hier
zum Beispiel sucht Amazon für sein serenge-
tigroßes Warenlager einen Gabelstaplerfahrer.
Da käme ein Bewerber mit diesem zurechtge-
bogenen Gebiss vorne dran doch genau rich-
tig, oder?«
Anders als früher ruhen sich in der modern
gepolsterten Wohlstandgesellschaft manche
Tiere in der sozialen Hängematte aus, statt
Verantwortung zu übernehmen. Viele er-
werbslose Katzen etwa sind unvermittelbar
und so verzärtelt, dass sie auf Bauernhöfen
vor den Mäusen jaulend davonstieben und
nicht mal die Probezeit durchhalten.
»Es liegt aber an uns, dass viel Potenzial
brach herumliegt«, schiebt Thierse unserer an-
thropozentrischen Gesellschaft den Schuh zu
und verweist darauf, dass die Leute lieber hun-
dert kleine Mails schreiben, statt auch nur ei-
ne einzige kleine Brieftaube zu halten, und
Brauereien statt gut gelaunten Brauereipfer-
den ausschließlich nüchternen Lkws vertrau-
en, die selber kein Bier saufen.
Thierse und Klötermann stecken dennoch
tief in Optimismus. Sie sind der festen Über-
zeugung, dass Mensch und Tier Hand in Pfo-
te, Hand in Huf und Hand in Kralle eine Welt
aufbauen, in der jeder mit Pranken, Pratzen
und feuchten Flossen einen sicheren Arbeits-
platz haben wird!
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Nur dank eines immensen Energie- Heimreise antreten, warf ich mit ei-
bis 30.4. | Kunstsam
mlung Neubran
aufwands kam ich trotz der nem mitgeführten Backstein ein- Keine Qual
schlechten Verkehrsanbindung in fach das erstbeste Schaufenster ein Manchmal bin ich neidisch auf
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meinem Wohnort ohne ein eigenes und wurde nach polizeilicher Maß- Dieter Bohlen. Er steht nie vor
Auto zurecht. Wenn montags der regelung als vermeintlich linker der Wahl, etwas Kluges oder et-
0 EUR Restmüll abgeholt wurde, stieg ich Krawallstifter sicherheitshalber di- was Dummes zu sagen.
Einzelpreis: 3,0 esüberblick)
EUR (inkl. Jahr frisch geduscht und rasiert in die rekt bis vor die Haustür chauffiert. ICM
Jahresabo: 38,50
Abfalltonne, ließ mich mit Speise- Als ich nach Jahren, in denen ich
hlights Lifehack
Die Jahreshig
resten und anderem Kehricht in aus purer Not ausschließlich auf
den Laderaum kippen und legte, diese Art unterwegs gewesen war, Oft fragen mich meine Freunde:
im Überblick r nachdem ich auf der Deponie ei- von einer Institution namens Wie ist es eigentlich möglich, dass
blick de
Der Jahresüber ights in nem stinkenden Müllhaufen ent- »Deutsche Mitfahrzentrale e.V.« du beruflich erfolgreich bist, dich
rellen Highl
kultu gesund ernährst, Sport treibst und
MV 2023 stiegen war, die wenigen hundert hörte, die ihre segensreiche Exis-
ltlich!
ab sofort erhä Meter bis zum Büro auf Schusters tenz stets dreist vor mir verborgen abends trotzdem noch einen mit
bühr von Rappen zurück. Manchmal schwin- gehalten hatte, packte mich eine uns trinken gehst?
• gegen eine Ge
R in kl. Versand delte ich meinen Angehörigen vor, wilde, unbändige Wut. Meinen »Selbstüberwindung«, sage ich
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ter: ich sei des Nachts einem sponta- Plan, den verdammten Laden au- ihnen dann. Die Wahrheit jedoch
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nen Leiden erlegen. Den Fahrer ßerhalb seiner Geschäftszeiten mit ist: Man muss nur gut lügen kön-
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ationen des herbeigerufenen Leichenwa- einer Extraportion Dynamit in die
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ecklenburg- gens brachte ich dann auf dem Luft zu sprengen, konnte ich je- KF
des Landes M
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Vorpommer Weg in die Pathologie durch geziel- doch bislang nicht in die Tat um-
und Ve rans ta ltu ngen Im Supermarkt
tes Brüllen und Klopfen aus dem setzen. Ich warte wegen der Streiks
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Sarg dazu, an meinem Halte- unter Müllmännern und Bestat- »Ach, und die noch, bitte.« –
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Unterwegs in
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wunsch eine Vollbremsung einzu- tungsfachkräften derzeit dringend Und so leicht können aus
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40 3/23
Mit dem
Apparat per du
Der Heißgetränkeautomat im Foyer
von Lidl ließ mich immer kalt. Bis
vor einer Woche, als ich eine Münze
in seinen Schlitz steckte und nach-
folgend »Espresso ohne Zuckerzu-
gabe« wählte.
Da erschien auf dem Display doch
tatsächlich: »Dein Heißgetränk wird
zubereitet.« Ich dröhnte: »Haben wir
zusammen Schweine gehütet?« Das
Ding war zwar auf »unverschämt«
programmiert, aber mit hoher künst-
licher Intelligenz. Es folgte: »Vielen
Dank! Bitte entnehmen Sie Ihr Heiß-
getränk.« An den darauffolgenden
Tagen das gleiche Spiel. Trotzdem
werde ich ihn ab jetzt nicht mehr an-
brüllen, sondern es beim Du belas-
sen. Wir kennen uns ja mittlerweile
schon recht gut.
GP
HENNING CHRISTIANSEN
Feingeistig
Die Philosophie-Zeitschrift »Hohe
Luft« hat ihr Erscheinen eingestellt.
Sie war das Magazin für alle, die
wissen, dass man zu einem milden
Gadamer am besten einen weichen
Sartré genießt, und die gern darüber
debattieren, ob man Finkielkraut
mit Cioran oder mit Oregano y Gas-
set würzt.
Fest gesinnt
AM Das Ende des Erfolgs
Herr Knapp war stets auf der Hö- die niemand beachtete, vom kauften und horteten jetzt alles,
he der Zeit. Deshalb wusste er Markt verschwinden zu lassen, was sie zu fassen kriegten. Ältere
Wenn ich das schon höre, »Wechsel- auch, wer im Leben was errei- um so eine panische Nachfrage Jahrgänge fühlten sich selig an
wähler«. Viel schlimmer sind doch chen wollte, musste immer eine zu erzeugen. In den Corona-Zei- das Wirken des Politbüros erin-
die Wellenreiter und Wendehälse un- besondere Idee haben. Das fiel in ten stellte sich der Erfolg dieser nert.
ter den Politikern, die nie Klartext seinem Falle gar nicht schwer, Geschäftsidee praktisch über Trotzdem kam das Knappsche
sprechen. Ich dagegen habe politisch denn sein Name beinhaltete Nacht ein. Kaum hatte eine Zei- Unternehmen völlig überra-
stets Kurs gehalten, egal woher der schon das komplette Programm. tung angedeutet, dass es nur schend wieder zum Erliegen, und
Wind auch wehte. Ich bin tendenziell Darum hatte Herr Knapp das noch wenig Desinfektionsmittel das war die Schuld von Frau
konservativ, liberal und sozialistisch. Amt für Verknappung erfunden. gab, schon gab es überhaupt Knapp. Äußerst leichtfertig hatte
Ohne Wenn und Aber. Dessen Aufgabe bestand darin, keins mehr, weil die letzten Reste sie nämlich ihren Gatten unter
GP möglichst viele alltägliche Dinge, am Stück und zu Apothekerprei- Druck gesetzt. Wenn er denn im-
sen über den Apothekentisch gin- mer was verschwinden ließe, was
gen. Auch Atemschutzmasken keiner achtete, so erklärte sie,
waren im Nu alle, ebenso wie Nu- könne er doch mit seinem Amt
deln, Mikrochips und Klopapier, auch mal Ehefrauen verknappen
um dessen letzte Packungen sich und ihnen damit eine höhere
die Kunden sogar prügelten. Wertschätzung verschaffen.
Anfangs hatte sich Herr Knapp Das aber war doch zu viel ver-
noch ungläubig die Augen über langt, denn so weit traute nicht
so viel Kopflosigkeit gerieben, mal der erfolgsverwöhnte Herr
dann aber fühlte er sich zu im- Knapp seinem Geschäftsmodell.
mer Höherem berufen: Erst ver- RU
SAMY CHALLAH
3/23 41
Letztgültiger
T-Shirt-Spruch
Als mir zwei Freunde vom Besuch eines
Workshops mit dem Titel »Superkreative
T-Shirt-Sprüche entwickeln für Profis« ein
T-Shirt mitbrachten, auf dem stand »Mei-
ne Freunde besuchten den Workshop ›Su-
perkreative T-Shirt-Sprüche entwickeln für
Profis‹ und alles, was sie mir mitgebracht
haben, ist dieses lausige T-Shirt«, war ich
enttäuscht. Erst als ich merkte, dass auf die
Rückseite »Jetzt hättest Du Dein Gesicht se-
hen sollen, als Du dachtest, der Spruch auf
der Vorderseite wäre alles gewesen! Natür-
lich haben wir Dir ein T-Shirt mit viel an-
spruchsvollerem Aufdruck-Konzept, das
KAI KÜHNE
auf einer Komik-Metaebene operiert, mit-
gebracht« gedruckt war, fand ich das zwar
etwas lang, freute mich aber trotzdem sehr.
JM
Im Sarg
»Ruhe in Frieden, Alfons.«
Meister Proper kriminell »Alfons?«
»Ja, er war mir lange ein guter Freund.«
Als Sabine nach der Arbeit »Sauber!« Auch die Polizei sichtbar an der Zimmerdecke. »Hier liegt Dirk, mein Mann.«
nach Hause kommt, steht die ist vom Dieb mit Putzfimmel »Wahrscheinlich ist der Ein- »Alfons hieß auch Dirk?«
Wohnungstür offen. »Ein überrascht. So gründlich gin- brecher einfach nicht mehr da- »Nein, was sagen Sie da?«
richtiger Schock!« Die gesam- gen sonst nur Profis vor. Feh- zu gekommen.« Mit dieser Art »Ich wusste immer, dass er etwas verheim-
te Wohnung blitzblank! Der len tut in Sabines Wohnung der Kriminalität kann Sabine licht.«
Einbrecher hat sogar die nur der Müll. leben: »Ich fühl’ mich zu Hau- »Sagen Sie so etwas nicht!«
Fenster geputzt. »Dazu bin Aber! Polizeihauptkommis- se jetzt wieder richtig wohl.« »Da liegt er also. Alfons, der sich auch Dirk
ich die ganze Woche nicht ge- sar Barke weiß: »Jeder Täter Der Einbrecher kommt mitt- nannte. Und wer sind Sie?«
kommen.« Gesaugt hat er hinterlässt eine Spur.« Und tat- lerweile zweimal die Woche. »Seine Frau!«
auch. sächlich: Spinnweben, kaum MAG »Bigamist war er also auch.«
»Hören Sie damit auf!«
»Doch, doch. Ich kannte seine Frau. Die an-
Geflügelte Worte – leicht gerupft dere.«
Designer
Plötzlich war’n zwölf Mann im Spiel. Der Hauch KARL FRANZ (KF),
MAZYAR GHEIBY (MAG),
Ist Designer nicht zu viel? Mein Vater ist Künstler. So rich- Eines seiner Bilder gesehen PATRICK HEMGESBERG (PH),
tig ausgestellt hat er allerdings habe ich noch nie. Aber er hat EDE HOLZWICK (EH),
Faraday
noch nicht. Er haucht nämlich davon erzählt. Darum vermutet
HARALD KRIEGLER (HK),
Ein Dieb hat’s Lenkrad abgebaut, Fensterscheiben an und malt die Familie, dass er solche Bilder
dann mit seinen Fingern Bilder. malt. Genau wissen wir es je- ANDREAS MAIER (AM),
doch war das Faraday geklaut.
Natürlich verschwinden die doch nicht, weil er so gar nicht IVNESCU CEL MARE (ICM),
Philister wieder. So wie wir alle. Man über dieses Thema reden will. JÜRGEN MIEDL (JM),
sollte deshalb in seiner Nähe Aber wir sind trotzdem sehr GUIDO PAULY (GP),
Warum ihm schlechter Schlaf heut’ droht? sein, wenn er malt. Aber dann stolz auf ihn und seine Werke.
GUIDO ROHM (GR),
Philister oft zum Abendbrot. kann er nicht. Er muss dafür
vollkommen allein sein. Dann DANIEL SIBBE (DS),
HK
haucht und malt er. GR REINHARD ULBRICH (RU)
42 3/23
Stern hagel
GERHARD GLÜCK
3/23 43
Ein plötzlicher Schneefall riss mich aus meinem ner anständigen Rundung wuchs und der Un- mitgebrachte Kohlen steckte – als überdimen-
Alltag. Und weil mir im öffentlich-rechtlichen terleib meiner Kreatur fertiggestellt war. Wenn sional große Knöpfe für eine symbolische Wes-
Staatsfernsehen der 23. Platz bei einem Damen- ich gewusst hätte, was mir in dieser kalten Jah- te, denn der Eismann sollte ja nicht frieren; wei-
Riesentorlauf irgendwo in Bulgarien gerade als reszeit noch alles blühte, hätte ich zu dem Zeit- ters eine kleinere Kugel ganz oben für den
historischer Triumph unserer kleinen Alpenre- punkt meine Tätigkeit bereits beendet: Man Kopf, eine Karotte für die Nase, ein paar kleine
publik in dieser international so geachteten hätte, rein juristisch betrachtet, das Gebein mei- Steine für die Augen, einen Pfefferoni für den
Weltsportart vermittelt wurde, betätigte ich nes Schneemanns noch als etwas zu weich gera- Mund und einen alten Hut zum Schutz für den
mich lieber selbst wintersportlich. Das fühlte tenen Medizinball betrachten können, der zu Knaben vor weiterem Schneefall. Fertig war
sich irgendwie ehrlicher an: Ich zog mich warm Trainingszwecken geschaffen worden war. mein Kunstmensch.
an, ging in den nahen Augarten und baute einen Oder mit viel Phantasie auch als Kanonenkugel, Hier hätte die Geschichte eigentlich enden
Schneemann. Womit meine Karriere als Krimi- auf der man wie weiland Münchhausen durch können, denn mir wurde langsam langweilig,
neller begann. die Lüfte hätte reiten können. Aber nein: Ich und ich sehnte mich, ehrlich gesagt, nach ei-
Technisch gesehen war ich ja erst im An- ließ nicht ab, meinen Frankenstein aus gefrore- nem Glühwein. Aber dann kamen wie aus dem
fangsstadium meiner Verbrecher-Laufbahn: Ich nem Nass zu bauen und bin für die Folgen mei- Nichts zwei Mitarbeiter eines Wiener Regional-
begann, eine kleine Kugel, die man auch als ner Untaten natürlich selbst verantwortlich. Fernsehsenders vorbei, dessen Existenz mir bis-
Schneeball hätte verwenden können, solange Ich stellte dann eine mittlere Kugel darauf, lang genauso unbekannt gewesen war wie die
hin- und herzurollen, bis sie immer mehr zu ei- die den Oberkörper darstellte und in die ich Lokalpolitik des zweiten Wiener Gemeindebe-
TOM FIEDLER
44 3/23
zirks. Aber das sollte sich grundlegend ändern.
»Dürfen wir Sie befragen?«, wisperte die jun-
ge Reporterin schüchtern.
Warum?
»Wir sollen einen Bericht über den Winter-
einbruch in unserer Stadt gestalten, und wie die
Bewohner damit fertig werden.«
Kein Problem. Der Dreh begann.
»Was haben Sie hier gemacht?«
Einen Schneemann.
»Danke für das Interview.«
Ich hatte die zwei Sekunden meiner ausge-
prägt intellektuellen Antwort längst vergessen
und das journalistische Highlight dieser einma-
ligen TV-Reportage nie gesehen – bis ich drei
Tage später eine Mail der grünen Bezirksvorste-
herin bekam: »Sehr geehrter Herr Sommer!
Danke, dass Sie mit dem Bau Ihres Werks bezie-
hungsweise Ihrer Werkin zur Verschönerung
unseres Grätzls* beziehungsweise unserer Grät-
zeline beigetragen haben. Aufgrund zahlreicher
Beschwerden von aufgeregten Bürgern und ih-
rer Innen möchte ich zu Ihrem aufsehenerre-
genden Fernsehinterview Folgendes anmerken:
Die Bezeichnung ›Schneemann‹ für Ihr Gebilde
ist nicht nur politisch, sondern auch gesell-
ARI PLIKAT
schaftlich eine Provokation, der es mit der gan-
zen Kraft der Gleichberechtigung entgegenzu-
treten gilt. Wir haben in einer eigens einberufe-
nen Sondersitzung der Bezirksvertretung mit ten darauf hin, denn die holen bei uns immer Sie für den Erhalt der ursprünglichen, rein eth-
den Stimmen aller progressiven Kräfte festge- die Frauen vom Händler. Wir verlangen daher nischen Bevölkerung in unserer geliebten Hei-
stellt, dass Ihrer Figur im Augarten ein erkenn- ultimativ die Umbenennung des Schneemanns matstadt eintreten und gegen jede Art von
bar männliches Geschlechtsteil eindeutig fehlt. in ›Schneeakgül‹, was in unserer Sprache so et- Überfremdung sind. Der Schneemann ist kein
Daher ist auch die Bezeichnung ›Mann‹ nach was wie ›weiße Rose‹ bedeutet und dem ur- Syrer! Im Anhang finden Sie einen Beitrittsan-
Artikel 36, Absatz 4 der Wiener Stadtverfas- sprünglichen Sinn Ihres Schaffens, also der trag für unsere Partei, Schnee heil!«
sung und nach Paragraf 4711 der Bundesverfas- Völkerverständigung auf der Überlieferung os- Der politische, mediale und künstlerische
sung unzulässig. Wir bitten Sie, bei weiteren In- manischer Weisheiten, sicher entgegenkommt. Rummel um meine Person wurde immer uner-
terviews oder bei Pressekonferenzen zu diesem Und außerdem: Setz ihr gefälligst ein Kopftuch träglicher. Vor dem Haus, in dem ich wohnte,
Thema die Formulierung ›Interschneesexuelles auf, du Rassist! Güle, güle, die Wiener Mos- bildeten sich zwei verschiedene Protestcamps,
Wesen‹ zu verwenden. Ansonsten wären wir lems!« deren Angehörige durchaus verschiedener Mei-
gezwungen, rechtliche Schritte gegen Sie und Ich fühlte mich immer unwohler, trank ent- nung waren: Für die einen war ich der kom-
Ihre Familie einzuleiten. Mit vorzüglicher, ve- gegen sämtlichen islamischen Traditionen ei- mende Bürgermeister, für die anderen so etwas
ganer Hochachtung, die Bezirksvorsteherin.« nen doppelten Grappa, legte mich schweißge- von tot. Die Stimmung wurde immer aufge-
Ich schickte die Mail dorthin, wo sie hinge- badet ins Bett – konnte aber beim besten Wil- heizter, ich bekam tatsächlich Morddrohungen
hört – nämlich in den Papierkorb. Aber gerade, len nicht einschlafen. Sollte ich den beiden he- und musste von Sicherheitskräften rund um
als ich den Laptop herunterfahren wollte, tru- rausragenden Vertretern der heimischen Ge- die Uhr bewacht werden. In den Lokalen des
delte schon die nächste Reaktion auf meinen sellschaft nicht doch zurückschreiben, anstatt Bezirks, ja, der ganzen Stadt, gab es nur noch
spektakulären TV-Auftritt ein. Diesmal von ihre Mails achtlos in den Papierkorb zu ver- ein Thema: Den weißen Mann im Augarten oh-
der islamischen Glaubensgemeinschaft, die schieben? Also raus aus den Federn, wieder ran ne Kopftuch, die Akgül mit den Kohlen, das
sich ebenfalls an der ethisch-religiösen Diskus- an den Computer und, siehe da, das nächste Schneewesen ohne Geschlechtsteile. Dabei wur-
sion von geradezu transdanubischer Bedeu- elektronische Brieflein war eingetroffen. Dies- de so heftig und lebhaft diskutiert, dass man
tung beteiligte: »Als liberale Moslems stehen mal vom Klubchef der rechtsgerichteten Frei- den Warmwettereinbruch und den beginnen-
wir natürlich für die Freiheit der Kunst! Öster- heitlichen Partei im zweiten Bezirk: »Grüß den Frühling gar nicht bemerkte.
reich ist ein säkulares Land, und dazu beken- Gott! Mir blieb auf Grund der medialen Groß- Das Problem löste sich im wahrsten Sinn des
nen wir uns auch, aber wenn Sie unsere Religi- berichterstattung Ihre politische Protestaktion Wortes von selbst auf. Man nennt das auch ger-
on derart beleidigen, müssen wir dagegen auf im Augarten nicht verborgen: Mit der exakten ne: die österreichische Lösung.
das Schärfste protestieren. Alle 123 männli- Formulierung ›Schneemann‹ wandten Sie sich
chen Mitglieder unseres Beirates haben die gro- ganz gezielt gegen den linken Gender-Wahn- ROBERT SOMMER
ße Fernsehreportage über Ihr Kunstwerk wie- sinn, dazu möchte ich Ihnen im Namen meiner
derholt und in Zeitlupe analysiert und kamen Gesinnungsgemeinschaft herzlichst gratulie- *Grätzl (zur Übersetzung für den bundes-
einstimmig zum Schluss, dass es sich dabei um ren. Ganz besonders erfreut hat uns auch, dass deutschen Leser) sind in Wien Teile von
eine weibliche Mitbürgerin türkischer Abstam- Sie Ihrem Werk eine weiße Farbe verliehen ha- Wohnbezirken. Offizielle Grenzziehungen
mung handelt. Vor allem die Kohlestücke deu- ben – das ist ein deutliches Signal dafür, dass gibt es dafür nicht.
3/23 45
Unterricht mit Xi Jinping
Die Maostunde ist vorbei, Wie anders lehrt das Volk nun Xi! Beliebt ist auch das Pfeilbesteck
die Schelle macht »ring-ring«. Mit seinem Mienenspiel fürs Wurfspiel »China-Art«.
Jetzt gilt die Freude in Shanghai und schockgeeister Phantasie Auf ein Portrait von Chiang Kai-sheck
dem Neufach »Xi Jinping«. ist er sehr schnell am Ziel. spielt jede Klasse Dart.
Das ist jetzt landesweite Pflicht Per Beamer schaut er chinaweit Der Weg ist halt nicht mehr das Ziel,
für Chinas Schülerschaft in jede Klasse rein. das heißt jetzt Xi Jinping,
und krönt den Tagesunterricht Und alles muss empfangsbereit Laotse gilt als grenzdebil –
mit Xis Gestaltungskraft. für seine Weisheit sein: igittigitt I Ging!
Denn das, was Mao einst gelehrt »Beim Spielen und Spazierengeh’n Und kurz vor jedem Stundenschluss
und hinterlassen hat, macht schön die Köpfe frei. macht jedes Kind Kotau
gilt mittlerweile als verkehrt Damit die Kameras euch seh’n – vorm Zwei-Punkt-Null-Konfuzius.
und ideologisch platt. mit eurem Konterfei. Danach spielt man Maumau.
Dass sich der Revolutionär Erzählt mir auch, wenn euch zu Haus
als Fisch im Volk bewegt, im Internet wer zeigt, REINHARD UMBACH
ist offiziell nun reine Mär wie sich die Welt samt Mickey Mouse
und amtlich widerlegt. nicht mehr vor mir verneigt.«
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3/23
L EBENS HILFE
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KARSTEN WEYERSHAUSEN
FERN SEHEN
»Ah! Sex? Was war das noch Zunächst wird der Penis be-
mal?«, fragen sich sicher viele sprochen. Ein Urologe, »mit dem
WDR-Zuschauer, wenn sie zufäl- man erstaunlich offen reden
lig bei der neuen Dokureihe »Oh- kann«, gibt den Startschuss:
jaaa!« hängen bleiben. Seit die »Wichsen ist gesund und weicht
Girls vom Fernsehballett ihre nicht das Gehirn auf.« So oft es
Brüste nicht mehr zeigen wollen der Bürojob zulässt, sollte man
und die Schulmädchen-Reporte sich selbst glücklich machen. Die
nur noch im Darknet laufen, gibt harten Fakten werden im Info-
es wenig zum Aufgeilen im Öf- kasten zum Mitlesen eingeblen-
fentlich-Rechtlichen, von Judith det: »Solosex steigert die Erekti-
Rakers und Ingo Zamperoni mal onsfähigkeit und senkt das Risi-
abgesehen. ko für Prostatakrebs.« Und ist
»Ohjaaa!« macht Hoffnung auf natürlich »meeegaaa schööön«.
etwas nackte Haut und Gestöh- Die Moderatorin kichert und
ne, ohne sich dafür mit dem jauchzt vor Begeisterung.
Handy im Badezimmer einschlie- Das Moderatoren-Team hat
ßen zu müssen. Das Moderato- sich vorgenommen, so natürlich
ren-Team – Annabell Neuhof wie möglich durch die Sendung
und Yared Dibaba – ist bunt ge- zu führen, also im Dialog wie:
mischt. Und mega nett. Statt ei- »Sag mal, hättest du gewusst,
nes alten, weißen Mannes sitzt dass die Vulva so ein komplexes
ein mittelalter, schwarzer Mann Ding ist?«
mit einer quirligen, sehr empa- »Ich bin Mitte dreißig und
thischen Quasselstrippe auf dem weiß nichts über meine Möse.«
Sextalksofa. Drumherum: Titten- »Sag, bloß? Wie wär’s mit ei-
kissen und »FUCK« in Groß- nem Seminar?«
buchstaben. »Oh jaaa, der Vulva mal hallo
Da wird es doch zur Sache ge- sagen!«
hen, würde man meinen. Gleich Jetzt wird’s endlich geil, denkt
werden die Sextoys auf den Tisch vermutlich der WRD-Zuschauer
gepackt oder direkt ausprobiert. – ein Sexseminar, ein Fummel-
Truckermöse oder Doppeldildo training, eine Orgie. Aber leider
und was es alles gibt. Und die bei- nicht. Tatsächlich lässt sich die
den werden »dirty talk« machen Moderatorin in einem Work-
und sich später auf der Sofaland- shop bei einer zertifizierten Mö-
schaft wälzen. Vielleicht werden senmassage mal so richtig ver-
Paare beim Liebesspiel gezeigt, wöhnen, auf Kosten des Gebüh-
ganz respektvoll und natürlich – renzahlers wieder mal. Aber statt
aber geil. Womöglich könnte die der heißen Bilder: Animationen
Gattin wieder »zu ihrer Lust fliegender Strichweibchen und
kommen«, zu Hause vor dem Meeresrauschen.
Flachbildschirm. In jeder Sendung werden Fach-
Das wäre schön und einfach, leute zu Rate gezogen. Neben ei-
aber »Ohjaaa!« will viel mehr, ner Gynäkologin sind viele The-
nämlich reden. rapeuten, Coaches, Heiler und
Zum Beispiel über Solosex. Experten dabei. Es geht um Acht-
Das einzige Thema, womit sich samkeit, Loslassen, Gehaltenwer-
wohl jeder auskennt. Das Auto- den, In-die-Lust-finden und
renteam anscheinend nicht so Bauchgefühle. Einsame Germa-
richtig. Ich werde rot, sagt der nistikstudentinnen und einfühl-
Moderator und ist froh, dass same Yogalehrer streicheln ei-
man ihm das nicht ansieht. Sie nander die Fingerkuppen und
meint, dass sie sich wahnsinnig sind mega offen.
schämt, mit ihren Freundinnen »Ohjaaa!« trägt eine frohe Bot-
über ihre Vulva zu sprechen. schaft in die Welt hinaus: Sex ist
Aber es muss sein. Viel zu lang schön – aber nicht immer gleich
war dieses wunderbare Organ reinstecken!
nur ein Loch zum Rein- und
Rauskommen. Aber mit dieser FELICE VON SENKBEIL
Sendung soll aufgeklärt werden. ZEICHNUNG: RUTH HEBLER
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Resilienz
dank
Postgesetz!
S
abine Schmidt (35)
ist begeistert.
Durch die Achtsam-
keitsoffensive der
Post und die damit
einhergehende verlängerte
Laufzeit für Briefe kann sie
den Prozess der Postzustel-
lung viel bewusster wahr-
nehmen. »Das steigert das
Wohlbefinden, und die vielen
kleinen Gänge zum Briefkas-
ten, um zu sehen, ob endlich
der Bescheid für die Einkom-
menssteuer angekommen
ist, laden zum Innehalten
ein«, freut sie sich. Sabine
fokussiert sich jetzt lieber
auf klare Gedanken und lässt
sich auf Ruhe und Verbun-
denheit mit dem Hier und
Jetzt ein. An ihren Postboten
denkt sie mit Dankbarkeit
und tief empfundener Gelas-
senheit.
MB
PF
Esoterik
aktuell
Der Majo-Kalender
LO
PROMIGEFLÜSTER
10 dufte, nicht justiziable Fakten über Richter Nase
Spätestens seit der letzten Grippe- und Erkältungssaison ist er der zur Zeit popu-
lärste Jurist im Land. Für das angemessene Strafmaß hat er stets den richtigen Rie-
Keine Lust auf Rasenmähen? Machen cher und seine schnodderigen Schuldsprüche (»Hiermit verurteile ich Sie zu einer
Sie sich doch einfach einen Lenz! Mit Woche verstopfter Nase!«) sind schon jetzt legendär. Die FUNZEL porträtiert den aus
unserem Ratgeber kriegen Sie Ihre der Nasivin-Werbung bekannten Richter Nase.*
Grünflächen auch ohne Kraftanstren-
1. Richter Nase stammt aus berufsbedingt mehr als auf einem Nasenkotelet-
gung ruck, zuck frühlingsfit:
Rüsselsheim ihm lieb ist in fremden te herum
Gelassenheits- hotel kann man wegwer-
2. Sein Lieblingslied ist Angelegenheiten und
Power nutzen fen und durch einen kom- »Stups, der kleine Osterha- drückt in Verschnaufpau- Bonusfakt: Als Hobby-
Vergrämen Sie aus Ihrer plett wartungsfreien In- se« von Rolf Zuckowski sen während einer Ver- boxer weiß er aus eigener
Hängematte heraus Un- sekten-Campingplatz er- 3. Als Jurastudent prägte er handlung ordentlich aufs Erfahrung: Eine Erkältung
kraut und Schädlinge setzen. 1967 angewidert die Paro- Tempo ist kein Beinbruch
niedrigkalorisch durch le: »Unter den Talaren – 8. Weil er als gläubiger Mos- *enthält unbezahlte
passiv-aggressives Weg- Holzpflege Muff von 1000 Jahren« lem erfolgreich die Pilger- Werbung
sehen. Finden Sie beim Durch- 4. Falschaussagen wittert er fahrt nach Mekka absol- DS
führen eines Psycho- drei Meilen gegen den viert hat, trägt er ehren-
Gartenarbeit mit Wumms
Der clevere Gärtner ver-
traut auf im Erdreich ti-
Tests in Ihrer Lieblings-Il-
lustrierten heraus, ob Sie
noch alle Latten am Zaun
Wind
5. Den Ausdruck »Gauner-
zinken« ahndet Richter
halber den Titel »Ha-
dschi«
9. Seit ihn wildfremde Men-
Was die Jugend
ckende Kampfmittel aus
dem 2. Weltkrieg, um den
Rasen schon beim ersten
haben!
Royal-Leak Mathematik-Zauberei*
Wenn man das Jahr seiner
Geburt nimmt und sein Al-
Eigentlich wollte der Buckingham-Palast noch ter dazuzählt, kommt im-
alle Details bis zum Mai geheim halten. Aber der mer 2023 heraus.
FUNZEL liegen schon heute Bilder von Charles’ LO »Wie komme ich in eine
Krönung vor. Fazit: Der Adel kocht auch nur mit Wasser! *Für Leute, die im laufenden Jahr höhere Flegelstufe?«
MB bereits Geburtstag hatten Kriki
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KAIFOLOG
Tiere suchen ein Zuhause
Die Tierheime sind überfüllt. Unser FUNZEL-Lyriker hat dies zum Anlass
genommen, einigen der bemitleidenswerten Geschöpfe ein Gedichtlein zu
schreiben, das unsere Leser zur Adoption bewegen soll. Verbraucherhinweis
Mogelei-Mogelpackung
des Jahres
Unverständnis in Deutschlands Haus-
halten nach Bekanntgabe der »Mogel-
packung des Jahres 2023«. Während
die Verbraucherzentrale Hamburg
»Rama«-Streichfett zum diesjährigen
Gewinner des Negativpreises kürte,
weil der Hersteller in einer gleich
großen Dose für dasselbe Geld bloß
noch 400 statt 500, sprich: minus 100
Gramm Brot- und Backschmiere an-
bietet, landete der »Leerdammer«-
Scheibenkäse nur auf dem zweiten
Platz. Zwar verringerte sich dessen
Menge lediglich um 20 von vormals
160 auf nun 140 Gramm. Wie eine
ebenso ent- wie getäuschte Kundin
nach dem Öffnen der Verpackung an-
merkte, sei dies aber eine Diskrepanz Neues aus der Anästhesie
von satten 140 Gramm mehr als der Mit etwas gutem Willen kann
Produktname verspricht! auch bei Medikamentenmangel
DS operiert werden. RU
Eure Pläne
sind Muckefuck.
Ruft mir Anton
Hofreiter!
H I S T O RY Tragödie
Heute vor exakt oder Farce?
80 Jahren, 9 Monaten,
11 Tagen und 2 Stunden
Hitlers
Russland-
feldzug
GP
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elbe Rotze? Grüne sive«. »Grippesaison« klingt nach ben wir das Corona-Virus auch
Rotze? Rotze, die, in dem letzten Schrei im Modezirkus, nicht wirklich bekämpft, sondern
der Petrischale un- den heißesten Filmen der Saison nur zu Oma und Opa getragen.
term Mikroskop be- und den aufregendsten Mixgeträn- (Lauterbach sagt, das sei kein
gutachtet, von Amö- ken. Neben der wahnwitzigen Grund, um Verzeihung zu bitten,
ben beiderlei Geschlechts nur so Grundsteuerkampagne des Finanz- weil er es nicht besser wusste. – Der
wimmelt? Oder ist das morgendli- ministers, dem 49-Euro-Ticket alte Verfassungsgrundsatz, »Alles
che Sekret schon glasklar wie Quell- und dem Überlebensbonus für Stu- kann man verzeihen, nur Dumm-
wasser? denten, die praktisch nie in der Uni heit nicht«, gilt also auch nicht
Jeden Tag das gleiche Spiel: Die gesehen werden, treibt die diesjäh- mehr.) In der Kita hat doch das Vi-
Rotzefrage als Wasserscheide für rige Grippesaison das Vaterland in rus viel mehr Möglichkeiten, unse-
Bildung oder Bildungsferne, für den Ruin. re Tochter für ein vielleicht noch hortet und auf dem Schwarzmarkt
Karriere oder Dahindämmern als Was krank bedeutet ist relativ, netteres Kind zu verlassen! gehandelt. Junge Mütter, die die
Muttertier zwischen Kühlschrank, finde ich. Jedenfalls sollte man Leider hat die Kita strikte Regeln, DDR nicht kennenlernen durften,
Herd und Kloschüssel, für fettes nicht alle Kranken über einen mit Fieber kommt man da nicht nehmen die Antwort des lüster-
Einkommen oder Auskosten des Kamm scheren. Letztlich ist nur rein. Der Trick, das Kind morgens nen Apothekers, »das ist Bück-
Dispokredits. der Tod ein sicheres Indiz, dass ge- mit Fiebersaft zu dopen und als dich-Ware« wörtlich, und opfern
Kranke, also »verrotzte« Klein- sundheitlich was nicht gestimmt »gesund« in die Aufbewahrungsan- sich für die vage Aussicht, ein
kinder zwingen Eltern ins endlose hat. Unsere Kleine ist noch 95 Jah- stalt zu schieben, fliegt spätestens Fläschchen aus Restbeständen ab-
Homeoffice und die Großeltern zu re davon entfernt und eigentlich beim Mittagsschlaf auf. Da hustet zugreifen.
fürchterlichen Notlügen (»Können erst so richtig eine Frohnatur mit es die anderen wach, die womög- So kann es nicht weitergehen,
die Kinder diese Woche nicht neh- vierzig Fieber. Sie singt die Kinder- lich an akutem Mittagsschlafman- fanden wir, die Eltern der Kita
men, sterben selber gerade. Aber gartenlieder mit Choreographie gel erkranken. Dann der zynische »Kiez-Käfer« und trafen uns zu ei-
vielleicht am Wochenende.«). Der und Zweitstimme, statt lethar- Anruf: »Ihre Kleine, Frau von Senk- nem Sonderelternabend, online,
Schlüsselsatz heißt dann: »Na gut, gisch auf der Couch zu lümmeln, beil, möchte abgeholt werden und und ausdrücklich ohne Protokoll
wir nehmen sie. Aber du wirst wie es sich für ein Wesen mit ih- versteht gar nicht, wieso sie mit und Tonaufzeichnungen. Verzwei-
schon sehen, es ist vielleicht das rem Befund gehört. Mit einer klei- akuter Rhinitis in die Kita gebracht felt schilderten die Mütter ihre La-
letzte Mal …« nen Dosis Fiebersaft kommt sie wurde.« ge. Dass Pilates-Kurse abgesagt
Deutschlands Kinder, ganz richtig in Fahrt. Dann zählt sie bis Und nun ist der Fiebersaft auch werden mussten, die Haare und
gleich ob mit syrischem, ukraini- Hundert und malt Porträts be- noch so kostbar wie Goldstaub ge- Nägel »seit einer gefühlten Ewig-
schem oder anhaltinischem Hinter- rühmter Pianisten. worden. Was sage ich – so kostbar keit« nicht mehr genug Pflege bekä-
grund, sind »in dieser Grippesai- Warum sollte dieses Kind nicht wie Butter für vier Euro das Stück. men und eine regelmäßige Er-
son« so krank wie noch nie. Die in den Kindergarten gehen? Das Eltern beauftragen ihre Haschisch- werbstätigkeit eigentlich tagsüber
Grippesaison ist der verlogenste Virus kommt doch von dort, da Dealer, Ibuprofen und Hustensaft ausgeschlossen sei – nächtlicher
Euphemismus, noch verlogener als kann es doch auch wieder hin! Mit aus Holland zu besorgen. Das Broterwerb sich wiederum aus mo-
die »panzergestütze Friedensoffen- den Kindergartenschließungen ha- Zeug wird in Hinterzimmern ge- ralischen und hygienischen Grün-
ARI PLIKAT
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den verbiete. Die Wohnungen rö-
chen nach Fencheltee und müssten
ständig auf 23 Grad beheizt wer-
den, was nicht im Sinne von Robert
Habeck sein könne, den man ja
aber gewählt habe, um seinen An-
weisungen Folge zu leisten. Die
meisten Väter exilierten dauerhaft
in ihre Büros, die fiebernden Klei-
nen würden zum Sandmann »Pa-
pa« sagen. Von den Nächten mit
vollgekotzten Kopfkissen und den
vielen Stunden, verbracht in der
Warteschleife des Kinderarztes
oder frierend und bettelnd vor ei-
ner Not-Apotheke, wollten sie gar
nicht erst reden.
Wir machten einander Mut mit
Sätzen wie »Das Immunsystem will
lernen« oder »Kinderkrankheiten
JOHANN MAYR
sind die Schutzschilde fürs Leben,
besonders vor Altersdemenz«.
Auch das Verfassen eines Leitfa-
dens zur Abhärtung (kalt duschen,
rohe Leber mit Traubenzucker es-
sen, Knoblauch lutschen und Früh-
sport im Schnee) brachte wenig,
vor allem keine Erleichterung. Was
konnten wir tun? Die Kita verkla-
gen auf Betreuung kranker Kinder
bis 39,5 Grad Fieber? Oder die Ein-
richtung einer Rotznasengruppe
fordern?
Nach dreistündiger Diskussion,
während der unsere Kinder hörbar
in ihren Bettchen mit dem bösen
Husten kämpften, schrie unsere El-
ternsprecherin: »Wie immer – mit
Kind bist du am Arsch!«, und
trennte die Verbindung.
Recht hat sie. Aber das muss
man auch mal sagen: Den Kleinen
die Nase putzen, Milchreis kochen
und im Bett Geschichten vorlesen,
ist doch mindestens so erfüllend
wie arbeiten. Außerdem bekom-
PIERO MASZTALERZ
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KAI KÜHNE
JOHANN MAYR
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AUF WEISS
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OLIVER OTTITSCH PAUL PRIBBERNOW
A
utonome Autos werden … aber Pferd und Auto – das ist ja wohl nicht das-
schon bald über Deutsch- selbe!
Sehr richtig. Aber wir implantieren den Pfer-
lands Straßen brausen, ma- den Chips, mit denen sie ferngesteuert werden,
trosenlose Schiffe in menschenlee- und schon ist der Jockey überflüssig. Gibt es ja
ren Häfen anlegen, wo die Waren im Prinzip auch alles schon, denken Sie an die
vollautomatisch auf Lkw umgeladen englischen Hunderennen! Da werden die Hun-
de ja wohl auch nicht geritten, oder sehen Sie
werden, die dann fahrerlos über
Deutschlands Straßen brausen – die
Digitalisierung ist nicht mehr aufzu-
statt das etwa anders?
Hm, ich weiß nicht. Aber wie sieht es aus mit
Mannschaftssport, Ballsport – da wird doch wohl
halten. Müssen wir uns am Ende alles beim Alten bleiben …
Alles beim Alten! Hinter welchem Mond leben
darauf einstellen, dass diese Ent- Sie denn? Die Entwicklung liegt doch auf der
wicklung auch vor dem Sport nicht Hand bzw. am Fuß, wenn Sie sich den Fußball
haltmacht? Wir fragten einen zu- anschauen: verkabelte Schiedsrichter, Bälle mit
ständigen Experten, Prof. Ballaballa Chips drin, die wissen, wann sie im Tor gelan-
det sind, also, die Bälle, nicht die Chips. Oder
vom Herrnhofer Institut für Digitale der Videobeweis! Ich verrate Ihnen jetzt mal
Verselbstständigung in Ballenstedt. was: Wir haben eine Vision: das Pilotprojekt
»Autonomes Kicken« mit dem selbstspielenden
Herr Professor, autonome Autos werden schon Motorsport zu übertragen, also primär Formel- Ball: Fußball ohne Fußballspieler. Irre, was?
bald über Deutschlands Straßen brausen, matro- 1-Rennen, bei denen der Bolide ohne Fahrer Ja, irre. Und wie soll das gehen?
senlose Schiffe in menschenleeren Häfen anle- fährt. Die Vorteile: Es gibt keine toten Renn- Schauen Sie sich doch mal ein herkömmliches
gen, wo die Waren vollautomatisch auf Lkw um- fahrer mehr, die horrenden Fahrerhonorare fal- Match an: so viele Fehler! Wie oft geht der Ball
geladen werden, die dann fahrerlos über len weg, wenn die Fahrer auch wegfallen. Die ins Aus, wie oft am Tor vorbei, Stockfehler,
Deutschlands Straßen brausen – die Digitalisie- Autos werden digital von einer externen Stati- Fehlpässe, das will doch keiner sehen, das ist
rung ist nicht mehr aufzuhalten. Müssen wir uns on gesteuert, wie bei der guten alten Carrera- doch überbezahlte Stümperei. Der Mensch
am Ende darauf einstellen, dass diese Entwick- Bahn. kann es eben nicht. Wir programmieren den
lung auch vor dem Sport nicht haltmacht? Automobilsport, na gut, das mag gehen. Haben Ball so, dass er von alleine seinen Weg findet
Müssen wir. Sie vielleicht noch andere Beispiele? ins gegnerische Tor, der gerade Weg zum Er-
Können Sie das ein wenig präzisieren? Jede Menge. Nehmen wir mal den Pferdesport. folg, total fehlerfrei, absolute Perfektion.
Selbstverständlich. Sie haben ja bereits das be- Wenn wir keine Fahrer mehr für Rennwagen Aber – also – das hat doch nichts mehr mit Sport
kannteste Beispiel angeführt: autonome Pkw. brauchen, brauchen wir auch keine Reiter für zu tun. Ich meine, wo bleibt da die Spannung?
Da ist es naheliegend, dieses Prinzip auf den Rösser mehr … Ich merke, Sie gehen von einem ziemlich anti-
quierten Sportverständnis aus. Aber wir wissen,
dass wir Menschen wie Sie abholen müssen,
und arbeiten an Übergangslösungen. Dabei pro-
grammieren wir die Bälle mit Elementen kon-
ventioneller Spiele und simulieren die Anwe-
senheit humanoider Kicker. Der Ball dribbelt,
spielt Doppelpass, flankt, spielt App, pardon: ab
– alles wie in echt.
Aber die Fans? Die Stadien?
Stadien bauen wir um zu Shopping-Malls und
VIP-Aps – also Apartments. Der Prozess läuft
ja schon. Fans bedeuten Randale und für Poli-
zeieinsätze verballerte Steuergelder. Das brau-
chen wir nicht mehr. Wir brauchen keine Fans
mehr und keine Stadien und Fußballer und
Fußbälle. Das wird alles abgeschafft.
Das ist ja furchtbar. Abgeschafft?
Genau, abgeschafft, wir schaffen alles ab. Und
schaffen Neues, neue Sportarten, Jogging für
Selbstläufer, Algorhythmische Sportgymnastik,
solche Sachen. Und die schaffen wir dann auch
wieder ab. Kennen Sie noch Goethe? Faust? Me-
phisto? »Alles, was entsteht, ist wert, dass es zu-
grunde geht.« Schaffen wir auch ab. Goethe.
Und Sie werden auch abgeschafft. Da sind wir
schon ganz nah dran. Gucken Sie mal! Wischt
auf dem Smartphone rum. Gleich bin ich abge-
schafft. Plopp. Der Professor hat sich in Luft
aufgelöst.
Herr Professor, wir danken Ihnen für das
Gespräch.
THOMAS SCHAEFER
ZEICHNUNG: MICHI BREZEL
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57
HANNES RICHERT
L
etztlich läuft es für Sie jetzt auf einen meiner Brille macht sich eine Träne flüchtig, dass ich mich ihm stellen und ihn vernichten
Rollator hinaus, Herr Bukafski«, während ich mich schwerfällig mit etwa drei- muss, um weiter existieren zu können.
meint mein Hausarzt. hundert Metern die Stunde aus dem Staub Hinterm Bahnhof treiben sich regelmäßig
»Einen Rollator? Ich verstehe nicht … Mei- mache. Rollatorjungs herum, denen die Allgemein-
ne Heizung funktioniert tadellos. Und ich frie- »Du musst die Bremse lösen vorm Anfah- heit besser aus dem Weg geht. Ihre Schleu-
re nicht so leicht, ich habe ja die Strumpfho- ren«, ruft sie mir noch pseudo-fürsorglich dern sind auch nur Kassenmodelle, martia-
sen von meiner verstorbenen Frau.« hinterher. Ich tue so, als würde ich sie nicht lisch aufgemotzt mit Fahrradketten und »On-
»Keinen Radiator – einen Rollator. Eine mehr hören. ly the strong«-Aufklebern, aber vielleicht ken-
fahrbare Gehhilfe, einen Rentnerporsche. Die Als ich tags darauf die Wohnung verlasse, nen sie die richtige Adresse. Als ich bei ihnen
Kasse bezahlt Ihr Fahrvergnügen, und vorn schmeiße ich die fahrbare Krücke einfach die aufkreuze, wollen sie mich gleich unter die Rä-
ist sogar genug Platz für Ihr Bier.« Treppen hinunter, in der Hoffnung, dass es der nehmen, doch schnell versenke ich zwei
»Sehen Sie etwa einen Tattergreis oder sie zerlegt, aber das Mistding ist robust wie Flaschen Klosterfrau Melissengeist im Körb-
Krüppel vor sich, Sie Scheißkerl? Schieben Sie ein Panzer. Unten auf der Straße sehe ich chen ihres Anführers, der daraufhin gefügig
mal so ein Gefährt vor sich her und versuchen dann ihn. Er hat auch so ein Wägelchen, aber hervorknurrt: »Den ›Ohrlosen Joe‹ hat nie je-
Sie damit, Mädels klar zu machen. Da können bei ihm ist alles anders. Er läuft zwischen mand richtig gesehen. Seine Werkstatt liegt
Sie ab sofort selbst Ihren Lurch würgen.« zwei heißen Fegern, unter ihren Strickjäck- angeblich unterm Waschkeller der Senioren-
»Herr Bukafski, Sie sind für Ihre 74 noch be- chen verbirgt sich allerhand. Als hätte er da- residenz ›Destinazione Finale‹, unmöglich, an
neidenswert beieinander, aber Altersschwin- mit nicht schon alle Hände voll zu tun, ihn heranzukommen. Der Schweinestaat
del ist eine ernste Sache. Sie sind jetzt zum schiebt ihm ein drittes Mädel seine Bierkan- zahlt uns aber ohnehin nicht genug Rente, um
fünften Mal unschön auf die Fontanelle ge- nen in ihrem pinken Rollator hinterher. Die unsere Hobel von ihm vergolden zu lassen.«
stürzt, die Feuerwehr hat schon einen Ret-
tungswagen für Sie reserviert. Entweder Sie
nehmen jetzt so ein Ding ... oder baldiger Exi-
tus.«
Als das Teil geliefert wird, ist es der Weltun-
tergang. »O Gott! O Gott!«, rufe ich, als mir
der Heini vom Sanitätshaus die Invaliden-
schaukel süffisant grinsend an die Tür bringt.
»Ist das alles, was Sie können, Menschen un-
glücklich machen?«, schreie ich den Typen an.
Ich will ihn treten, verliere aber das Gleichge- links von ihm ist gerade mal knusprige Ende Ich bin pekuniär besser aufgestellt als diese
wicht und stürze in den Schirmständer. sechzig. Ich schlucke: Es ist Heidi. Der senile Verlierer und bereit, mein Erspartes in den
Eine Woche lang verlasse ich nicht die Sexprotz – Typ Walter Matthau, nicht schön, Ring zu werfen. Nachdem ich in einem albani-
Wohnung, dann geht der Schnapsvorrat zur aber selten, in seinen ausgebeulten Cordho- schen Bingo-Schuppen zweihundert Glocken
Neige. Vielleicht gelingt es mir, ungesehen sen pendelt sein Schwengel hin und her – er- berappt habe, drückt man mir ein Senioren-
zum Supermarkt zu gelangen, die Flaschen in blickt mich und mein Gefährt, sagt etwas Ab- handy mit Riesentasten in die Kralle – der di-
das tuntige Körbchen des Radiators zu bugsie- fälliges zu seinem Harem, worauf außer Hei- rekte Draht zum Ohrlosen Joe. Ich muss ihm,
ren und bald wieder zu Hause zu sein, wo ich di alle ordinär auflachen. Und dann sehe ich ich hatte so etwas befürchtet, via SMS mein
in Ruhe über meinen Suizid nachdenken seinen Wagen genau ... Es ist das Ende aller Anliegen vortragen.
kann. Ich gurke mit dem Schiebedings unge- Dinge. Das Chrom blendet mich wie mit glü- Wochen später schält sich am Hafen ein
lenk zum Fahrstuhl, steuere es mehrfach ge- henden Eisen. Die Räder mit protzigen Alu- vernarbter Lakai von Joe mit meinem Schlit-
gen die Wand. Es dauert eine geschlagene felgen sind wie bei einem Athletenrollstuhl ten aus dem Morgennebel. Mir versagt der
Viertelstunde, bis ich es in den Aufzug be- schräg gestellt, die Carbon-Keramik-Brems- Atem: Das Teil ist ein wahrer Triumphwagen,
kommen habe – willkommen in meinem neu- scheiben (es steht jedenfalls »Carbon-Kera- Hannibal hätte mit ihm in der Hälfte der Zeit
en Leben! Unterwegs treffe ich Heidi. Ich er- mik« dran) entstammen offenbar Robocops die Alpen überquert. Als ich mit dem Flitzer
kenne sie sofort am schlingernden Hintern Motorrad. Im Transportkorb, ein Sahneteil loszuckle, befinde ich mich im Elysium. Ich
unter ihrer fliederfarbenen Frottee-Trainings- von Colani, liegen wie selbstverständlich eini- fahre auf der Straße nach Hause, viele hupen
anzughose. Sie ist eine wahre Melkmaschine ge Brockhaus-Bände, so gibt sich der gewiefte begeistert. Ich bin ab sofort wieder Verkehrs-
und macht anständige Bratkartoffeln. Penner auch noch einen intellektuellen An- teilnehmer, in jeder Hinsicht.
»Ach, Harald – brauchst du jetzt auch strich. Diese Quasi-Nachbildung von Thors Die Stunde der Entscheidung kommt frü-
schon so ein Ding?«, fragt sie, wobei sie mit ih- Streitwagen ist einzig dafür da, Ladys am her als erwartet. Mir ist zu Ohren gekommen,
rem schon etwas arthritischen Zeigefinger auf Fließband zu killen. dass mein Widersacher immer am sonntägli-
die Schande vor mir zeigt. Es würgt mich vor Erniedrigung. Unverzüg- chen Kirchenkaffee teilnimmt. Die Chose fin-
»Da, wo es drauf ankommt, habe ich es lich suche ich mit eiernden Rädern (die Karre det trotz des frischen Wetters draußen statt,
noch drauf«, erwidere ich spitzbübisch, doch hat beim Treppensturz doch etwas abge- spätestens seit Nero sind Christen hart im
ich entnehme ihrem enttäuschten Blick, dass kriegt) das Weite wie einst Dareios vor dem Nehmen. Schon von fern sehe ich ihn, umge-
sie mich soeben aus ihrem inneren Portfolio Makedonenkönig, während ein – sein – ben von seinem Lusttross, darunter Heidi. Als
verfügbarer Hengste gestrichen hat. Unter Hohnlachen laut anschwillt. Ich weiß nun, ich mit meinem Kraftfahrzeug um die Ecke
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biege, fällt allen fast der Pflaumenkuchen aus
dem Gesicht. Ich platziere mich am Neben-
tisch und mümmle einen Keks, alles Weitere
ist nun Schicksal. Irgendwann ist dann der
Kuchen alle – Rentner verdrücken davon be-
kanntlich raue Mengen –, da höre ich Heidi
sagen: »Ach, ich hätte jetzt noch sooo gern ei-
ne Donauwelle vom Bäcker drüben.«
Sie sagt das in einer Art und genau bemes-
senen Lautstärke, die nur eines bedeuten
kann: Der Lohn für den Überbringer eines
schönen Stückes Donauwelle wird verdammt
befriedigend ausfallen.
Der Saftsack schwingt sich sofort ein, aber
auch ich bin auf Zack – mit quietschenden
Reifen donnern wir vom Kirchhof. Um uns
steht die Luft still, gerinnt die Zeit. Bis zum
Bäcker sind es hundert Meter ohne Kreuzung,
leicht abfallendes Gelände, aber mit Gegen-
wind. Mein Wagen macht quasi jedes Tempo
3/23 59
Vorwärts in die Vergangenheit!
Aktuelle Anzeige im DB-Regio nach Hannover,
Einsender: Yannick Rinne
Am Ende müssen sie Aber nicht das Kind mit den Gebädern ausschütten!
noch trainieren! Aus: Thüringer Allgemeine, Einsender: B. Erfurt
Aus:Leipziger Volkszeitung, Und wie legen die so?
Einsender: Heiko Winkler, Leipzig
Supermarkt-Angebot,
Einsender: Manfred Gerngroß
Pflegenotstand behoben.
Und vier verrechnet. Aus: Berliner Zeitung,
Aus: Lausitzer Rundschau, Einsenderin: Rosemarie Schubert, Wunder der Zoologie.
Einsender: Andreas Kühn, Forst Berlin Aus:Tagesspiegel online, Einsenderin: Simone Peter
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F EHL ANZEIGER
Wenn einem nicht die Geräte Eine Statistik über die Fehler
im Halse steckenbleiben! der Freien Presse schon!
Aus: Nordkurier, Aus: Freie Presse,
Etwa die Bildverwechslung? Einsenderin: Einsender:
Aus: TV Movie, Elke Brasch, Neubrandenburg S. u. A. Armbruster, Plauen
Einsenderin: B. Oschatz
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ohne Ende ... ! Wir kriegen nicht genug
mit Manfred Breschke und
Hans-Günther
Pölitz
Pölitz allein
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Ein bereutes Denken von
Olaf Kirmes und
Hans-Günther Pölitz
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© NEL PRÄSENTIERT
Thomas Reis
Jahresrückblick 2022 „Mit Abstand das Beste“
3. März
© Harm Bengen
MedienGalerie - Berlin
bis 23. März 2023
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DAS DING!
Es ist erstaunlich, womit sich
die Sachwalter des Neuererwesens
gelegentlich herumschlagen
müssen. So erteilte der Direktor
für Wissenschaft und Technik des
VEB Getränkekombinat Erfurt
dem Leiter des Büros für Neuerer-
wesen folgenden Auftrag:
»Ich bitte Sie, im Rahmen der
Realisierung eines Neuerervor-
schlages ›Aufstellung von über-
dachten Fahrradständen neben
der Autowerkstatt, unter dem
Kirschbaum‹ Erkundigungen
»Ja, richtig, ich hab ja
einzuziehen. morgen auch wieder
a) Wo gibt es fertige Fahrrad- fünf Sitzungen!«
ständer?
b) Wie sehen diese aus?
c) Welche Liefermöglichkeiten?
d) Preis?
Bitte bis zum 25. 1. 1973 klären.«
Um weiteren Fragen vorzubeu-
gen: Das Fahrrad ist bereits erfun-
den, kann in jedem einschlägigen
Fachgeschäft käuflich erworben
werden und sieht so aus, wie man
Henry Büttner
Karl Schrader
es sich vorstellt.
Nach einer Information
von Peter Nickel, Dessau-Alten
FOTO MORGANA
Krimina-listig!
Aus dem Sächsischen Tageblatt,
»Einmal 1. Klasse nach ausgeschnitten von Siegfried Heyder,
Wussten Sie schon ... Hundeluft über Dessau, Leipzig
… dass Sie schon vieles wussten, was Sie bitte!«
nicht mehr wissen?
UNTERSCHIED POST
»Mein Mann ist bis »Lehmann ist schon Schach- Zum Hundefoto in der Funzel
über beide Ohren ver- ’ne Type!«, jammerte
schuldet, säuft, geht
fremd, vernachlässigt
der Brigadier.
»Er säuft, geht fremd,
aufgabe Warum der Hund bedeppert blickt,
kann ich mir sehr gut denken.
die Kinder und seine kommt selten pünkt- Am Schalter nämlich rät man ihm,
ehelichen Pflichten!«, lich zur Schicht und Matt in zwei Zügen! den Blick zum Plan zu lenken.
klagte Frau Lehmann fabriziert auch sonst (Lösung nicht im Er stellt dann fest, dass Hundeluft
vor dem Scheidungs- nur Bockmist. nächsten Heft, per Bahn nicht zu erreichen.
richter. »Lieber kei- Aber lieber so einen sondern im Man muss von Jeber-Bergfrieden
LEITUNGSSITZUNG »Worüber reden die denn da drin zwei Kilometer schleichen.
nen als so einen!« als keinen!« Berufsverkehr.) so lange?« – »Über die Ausnutzung der Arbeitszeit.«
Kurt Klamann Elisabeth Heße, Coswig
3/23 63
LMM 1604 … Leser machen mit Post
Liefern Sie uns zu dieser Zeichnung eine passende Unterschrift. Zum Titel ich bin regelmäßiger Wegen des Kontrasts
Für die drei originellsten Sprüche berappen wir 16, 15 und 14 €. Leser Ihres Magazins zum hässlichen Inne-
DAS SATIREMAGAZIN
Unbestechlich, aber käuflich!
Leadership
Karriere trotz
Behinderung,
Schmunzeln gebracht.
Seite 13 »Nutzen Sie die
Geld zum Fenster raus
nen braucht, dann ist
Was Toilettengolf
Sonderkonditionen
für Finanzminister!«
E in optisch irritie-
rendes Titelbild,
Chat GPT, schreibe
einen Leserbrief an
weil jegliche karikatur- das Satiremagazin
den.
Interessant und ein
Volltreffer landeten: hafte Entstellung fehlt. EULENSPIEGEL! wenig gruselig: Jeder
»Hör auf, den Schnee zu »Kunstschnee »Zeig ihm, dass es
Wieso habt Ihr den zweite Leserbrief der
verschwenden! Der ist trifft auf sehr wohl Schneeka- Lindner denn so schön letzten 30 Jahre
bald sein Gewicht in Kunsthaar.« nonen ohne Strom- oder zumindest nicht stammte von einem
Gold wert.« KATRIN verbrauch gibt!« hässlich dargestellt? Chat-Bot. Chat GPT
KAI KATZSCHNER, LEHMANN, DIETMAR KJESA, CLAUDIA LOBMANN, Sehr geehrte Redak- kann demnach sogar
STUTTGART COTTBUS BREMEN SCHWERIN tion des Eulenspiegel, durch die Zeit reisen.
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