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HOCHSCHULE FÜR GEISTES- UND SOZIALWISSENSCHAFTEN

NATIONALUNIVERSITÄT HCM-STADT
FAKULTÄT FÜR DEUTSCHE LINGUISTIK UND LITERATUR

Der Erlkönig

Seminar: Litteraturgeschichte
Seminarleiter: Prof. Dr. Frank Gerke
Gruppe von Nguyễn Phương Hân - 2057050065
Đỗ Hải Anh - 2057050053
Schuljahr: 2022 - 2023
Gliederung
1 Einleitung 3
1.1 Autor 3
1.2 Sturm und Drang 4
1.3 Das Werk 5
1.4 Entstehungsgeschichte 5
2 Hauptteil 6
2.1 Inhaltsangabe 6
2.2 Aufbau und Stil 8
2.3 Interpretation 10
2.3.1 Zusammenhang zwischen der bedrohlichen Natur und der Aufklärung 10
2.3.2 Pubertät 11
2.3.3 Fieberträume 12
2.4 Fazit 12
2.5 Vertonung von Achim Reichel 13
2.5.1 Achim Reichel 13
2.5.2 Vertonung 13
2.5.3 Wirkungen 13
3 Schluss 14
4 Literaturverzeichnis 16

1
Vorwort
Literatur verändert sich ständig, wird im Laufe der Zeit ausgewählt und eliminiert. Die große
Literatur Europas, insbesondere die deutsche Literatur, bilden sicherlich keine Ausnahme von
dieser Regel. Darüber hinaus gilt die deutsche Literatur immer noch als trockener Stil, der viele
tiefgründige Philosophien enthält, und unterscheidet sich von der französischen Literatur durch
einen sanften Stil und eine kühne romantische Lyrik. Die deutsche Literatur mit ihrer tiefgründigen
Philosophie hat jedoch viele berühmte Autoren hervorgebracht, die einen großen Einfluss auf die
Geschichte der menschlichen Literatur hatten.
Johann Wolfgang von Goethe ist eine der einflussreichsten Literaten der westlichen Zivilisation.
Aus seinen Werken kann man einen Einblick in die Welt der menschlichen Erfahrung und Emotion
gewinnen und wie sie sich in der Kunst ausdrückt. Aus diesem Grund möchten wir eines seiner
berühmtesten Werke im Genre der Ballade analysieren. Das Gedicht, das für die Analyse
ausgewählt wurde, ist der „Erlkönig “. Goethes „Der Erlkönig“ ist eines der kultigsten Werke der
deutschen Literatur und wurde in unzählige Sprachen und Bearbeitungen übersetzt und neu
interpretiert.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die symbolische Wirkung der Verwendung von Naturbildern auf die
Entwicklung der Haupthandlung des Gedichts und die Implikation der thematischen Aspekte zu
finden. Bei einer Textanalyse des deutschen Gedichts „Der Erlkönig“ wurde festgestellt, dass die
Bildsprache der Natur verwendet wurde, um die dramatische Handlung zu entwickeln, und dass
die besondere Bildsprache auch allegorisch mit dem großen Thema verbunden ist: Zerstörung der
Unschuld durch die Grausamkeit der Menschenwelt. Die Analyse zeigt, dass Goethe im
Widerspruch zur Unschuld des Kindes und der Reife seines Vaters Naturbilder verwendet hat, um
das unheilvolle Verhalten und die finsteren Züge des Elfenkönigs zu charakterisieren. Der Konflikt
beginnt mit den Eingriffen des Elfenkönigs, die dem Kind Angst machen, während sie andererseits
vom Vater realistisch erklärt werden, indem sie sie mit natürlichen Elementen verbinden.
In diesem Vorwort erkunden wir die faszinierende Geschichte hinter Goethes Meisterwerk und wie
es entstanden ist. Wir werden auch in die kraftvolle Bildsprache eintauchen, mit der Goethe diese
Geschichte von Horror, Liebe und Magie erzählt. Abschließend betrachten wir die Wirkung von
Der Erlkönig seit seiner Erstveröffentlichung vor mehr als zwei Jahrhunderten durch einen Remix
von Achim Reichel.

2
Der Erlkönig
1 Einleitung
1.1 Autor

Johann Wolfgang von Goethe ist einer der bekanntesten deutschen Dichter aller Zeiten. Er ist am
28.08.1749 in Frankfurt am Main geboren. In eine privilegierte Familie hineingeboren, war Johann
Wolfgang Goethe der Sohn eines großbürgerlichen Vaters und Enkel des Bürgermeisters der Stadt.
Er hat das Glück, in einer Familie aufzuwachsen, die finanziell und emotional vollständig ist. Seine
Familie legt Wert auf Bildung sowie künstlerischen Ausdruck durch Musik und Schreiben. Als
Junge zeigte Goethe das wahre Talent eines vielversprechenden Schriftstellers.

Eine Karriere als Schriftsteller stand jedoch nicht im Plan seines Vaters. Goethes Vater schickte
ihn 1770 zum Studium der Rechtswissenschaften an eine Universität in Straßburg. Diese Studien
waren nicht seine Interessen, und obwohl er seinen Unterricht fortsetzte, verbrachte Goethe einen
Großteil seiner Zeit damit, Gedichte zu schreiben und seiner Faszination für die Natur und die
Wissenschaften nachzugeben. Schließlich wurde er 1775 von Herzog Karl August zu ihm an den
Hof nach Weimar eingeladen, und kein Jahr später wurde er Ministerpräsident im herzoglichen
Rat. Er war zehn Jahre lang ein sehr beschäftigter Mann. Während dieser Zeit seines Lebens trat
Goethe in die Welt der Erwachsenen mit Verantwortungen und Pflichten ein, die sich von der
poetischen Arbeit unterschieden, die er sich selbst auferlegte … Sein Leben am Hof war nicht
einfach, denn die Öffentlichkeit wurde sehr hart entblößt. Er schreibt Gedichte in seiner Freizeit
und hat nicht die gleiche Priorität wie die Arbeit. 1786 nach zehn Jahren in dieser herausfordernden
Position unternahm Goethe eine lange Reise nach Italien. Auf dieser Reise wurde Goethe bewusst,
wie viel Zeit sein Leben von seiner Arbeit einnahm, und obwohl er nach Weimar zurückkehrte,
begann er sich mit neuer Kraft auf seine künstlerischen Talente zu konzentrieren.

Nach seiner Italienreise 1786 reiste Goethe weiter, verließ Weimar jedoch nie offiziell. Er wurde
1791 Direktor des Weimarer Theaters und produzierte in den verbleibenden Jahren seines Lebens
mehrere Werke. Neben seinen vielen Gedichten, Theaterstücken und Büchern veröffentlichte
Goethe eine Autobiographie, die die Jahre von seiner Geburt bis zu seinem Besuch in Italien
beschreibt. Eines seiner meiststudierten Stücke, Faust, wurde 1808 veröffentlicht und der zweite
Teil dieses Stücks, Faust II, wurde nach seinem Tod im Jahr 1832 veröffentlicht.

Er ist auch für seine vielfältigen beruflichen Aktivitäten bekannt, darunter Recht, Staatsdienst,
Wissenschaft und Naturphilosophie. Sein Leben war reich an Errungenschaften, von der Gründung
der Weimarer Klassik in Deutschland bis zur Mitgliedschaft in der Preußischen Akademie der
Wissenschaften. Mit der Veröffentlichung seiner naturmagischen Ballade kreierte Goethe einen
Kontrast zu den zu seiner Zeit vorherrschenden Liebesballaden. Erlkönig ist besonders
bemerkenswert, da es sich um ein erzählendes Gedicht handelte, das sich mit Themen des Todes
und übernatürlichen Kräften befasste. Es ist zu einem der ikonischsten Werke der Romantik in der
3
deutschen Literatur geworden. Goethes Leben ist exemplarisch für diesen Epochenbruch, den wir
in der Zeit um 1800 feststellen können - der Aufbruch in die Moderne.

Vor allem im Bereich des künstlerischen Schaffens ist er Autor von fast 100 Werken der Lyrik,
des Theaters, der Prosa, der Essays, der Kritik, der Übersetzung... Diese Werke haben zu der
Entscheidung beigetragen, die deutsche Literatur zu ihrem klassischen Höhepunkt zu führen.
Schließlich ist Goethe nicht nur ein Allmächtiger des literarischen und künstlerischen Schaffens,
sondern auch ein leuchtendes Beispiel eines Mannes, der nach Ausdauer und Widerstandsfähigkeit
strebt. Er war ein Riese an Intellekt, Enthusiasmus, Emotion und Tatkraft.
Die Poesie als literarische Gattung wurde von Goethe zu seinen Lebzeiten geschaffen. Es gab
keinen Moment, keine Idee, kein Gefühl, kein Ereignis in seinem langen Leben, das nicht in
Gedichten niedergeschrieben wäre. Und dieses poetische Talent schafft wie ein ständiger Strom
neue Wege. Je länger er schuf, desto perfektionierter wurde Goethes dichterisches Talent.

Am 22. März 1832 starb er im Alter von 83 Jahren in Weimar. Goethes Einfluss hält bis heute an
und macht ihn zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten der westlichen Kultur.

1.2 Sturm und Drang

Vom Entstehungszeitpunkt her (1782), wird „Der Erlkönig“ der Epoche des Sturm und Drang
zugeordnet aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors
vorgenommen werden. In dieser Epoche hatte man eine andere Vorstellung von der Natur, als es
in der späteren Klassik oder Romantik der Fall war.

Der Begriff „Sturm und Drang“ entstammt dem Titel eines Dramas von Friedrich Maximilian
Klinger, der seinerzeit ein guter Freund des Autors Johann Wolfgang von Goethe war. Es passt gut
zu den Hauptfiguren in der Literatur dieser Zeit, weil sie streng mit ihren eigenen Gefühlswelten
sind. Schriftsteller der damaligen Zeit brachten leidenschaftlich ihren Durst nach einer
einflussreichen Kultur zum Ausdruck – sie bewunderten tragische Helden, hofften auf eine bessere
Welt und zollten allen Emotionen, Naturszenen und der Kunst Tribut. Die Stürmer und Dränger
lehnten sich gegen ihre Vätergeneration auf und betrachteten den Einzelnen als gottähnliches
Wesen, dessen Persönlichkeit Großes zu vollbringen imstande wäre.

Der Sturm und Drang gilt als eine Epoche, bei der das Individuum und seine Gefühle in den
Vordergrund gestellt werden. Dadurch widerspricht der Sturm und Drang der Aufklärung, die als
zu verstand- und vernunftorientiert empfunden wurden. Diese vor allem von Johann Gottfried von
Herder vorangetriebene Ära war kein krassen Gegensatz zu Immanuel Kants Aufklärung, sondern
eher eine Verlängerung derselben. Die aufgeklärten Menschen versuchten, die Wunder und
verborgenen Dinge in der Welt zu entfernen und rational zu erklären. Dieser kalte Rationalismus
war den Stürmern und Drängern verhasst.Sie stellen Emotion und Subjektivität an erste Stelle,
doch gibt es Raum für Emotionen, um eine Einheit mit Vernunft und Intellekt zu bilden. Die

4
Wünsche beider Epochenvertreter waren sich recht ähnlich, da sie tyrannische Herrschaftsformen
und aristokratisches Leben ablehnten und Gesellschaft, Kunst und Literatur modernisieren wollten.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis
1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind
häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Epoche des Sturm und Drang geht die
Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es
begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Bei
den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um junge Autoren.
Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die
persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene
Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und
Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch
geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der
Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

1.3 Das Werk

Kunstballaden entstanden um 1770 und entwickelten sich aus Volksliedern. Die mystische Kraft
und Magie der Natur und der Toten bestimmten die Themen der ersten Kunstballaden, darunter
Goethes Ballade “Der Erlkönig”, die den Beginn der Naturzauberballade markierte.

Die naturmagische Ballade „Der Erlkönig”, die 1782 erschien, gehört zu Goethes bekanntesten
Gedichten. Inhaltlich und sprachlich kann es klar der literarischen Epoche des Sturm und Drang
zugeordnet werden. Das Gedicht behandelt einen Vater, der mit seinem Sohn durch die Nacht
reitet. Dabei spricht eine mystische Kreatur namens Erlkönig zu dem kleinen Jungen und versucht
ihn zu sich zu locken. Zur Unterscheidung der Sprecher stehen die Worte des Sohnes in doppelten
Anführungszeichen, während die Worte des Erlkönigs in einfachen Anführungszeichen stehen.

Während die Balladen des Sturm und Drang fast alle Liebesballaden sind, entwickelt Goethe als
erster naturmagische Balladen. Anders als in der Dichtung des 18. Jahrhunderts wird die Natur
nicht von ihrer ästhetischen oder gar religiösen Seite dargestellt, sondern auf lockende,
bezaubernde, beglückende und tötende Weise. Das erste Mal kommen das Unbewusste und die
Gefühlstiefen der Seele zur Sprache, im Gegensatz zur Zeit der Aufklärung.

1.4 Entstehungsgeschichte

Johann Gottfried Herder, der ein Freund Goethes war, übersetzte eine alte dänische Volksballade
ins Deutsche, wobei er irrtümlich den Elfenkönig als Erlkönig verstand. Der Stoff der Ballade
stammt aus dem Dänischen, in der Erlkönig “Ellerkonge, der König der Elfen”, genannt wird. In
der dänischen Volksballade „Erlkönigs Tochter“ will eine Tochter des Elfenkönigs einen
Bräutigam am Vorabend der Hochzeit verführen. Der Begriff „Erlkönig“ leitet sich angeblich von

5
einer Fehlübersetzung des Wortes „Eller“ als „Erle“ ab, das er dann mit „Konig" kombinierte.
.Dieser Übersetzungsfehler wurde dann von Goethe übernommen. Hirschenauer schreibt dazu:
„Gerade das falsch als ‘Erlkönig’ wiedergegebene dänische Wort, ‘ellerkonge’, das ‘Elfenkönig’
heißt, hat Goethes wache Phantasie beflügelt, die in seinem Innern schon schlummernden natur-
magischen Vorstellungen in einer neuen Form auszudrücken” 1
Vor diesem Hintergrund haben sowohl die dänische Volksballade als auch die Goethe-Ballade
Themen der Verführung. In „Erlkönigs Tochter“ verflucht sie ihren Geliebten mit Seuchen und
Seuchen. Beide Gedichte beziehen sich also auf eine bedrohliche Begegnung, begleitet von
Verführung und tödlichem Ausgang. Goethe bedient sich der gesamten Grundstruktur der
dänischen Volksballade. Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal hat sich Goethe intensiv am
„Original“ bedient. Erstmals veröffentlicht wurde Goethes „Erlkönig“ mit dem Singspiel „Die
Fischerin“ (1782). Goethe schuf die Ballade als Einlage zu dem Singspiel Die Fischerin, in dem
die Darstellerin die Ballade bei der Arbeit singt. Im jahr 1800 wurde Erlkönig in die „Balladen und
Romanzen“ der Neuen Werke aufgenommen und als Gedicht außerhalb jedes anderen Kontextes
behandelt.
Zum Erlkönig inspiriert worden sein soll Goethe während seines Aufenthaltes in Jena durch eine
Nachricht, nach der ein Bauer aus dem nahen Dorf Kunitz mit seinem kranken Kind zum Arzt an
der Universität ritt.

2 Hauptteil
2.1 Inhaltsangabe

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?


Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohn in dem Arm,
Er faβt ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?


“Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?”
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

In der ersten und zweiten Strophe reitet ein Vater mit seinem Sohn in einer stürmischen Nacht
durch den Wald. Der Sohn glaubt, im Dunkeln die geheimnisvolle Gestalt des Erlkönigs zu sehen
und fürchtet sich. Der Vater versucht, seinen Sohn zu beruhigen und deutet die Beschreibungen
des Kindes als "Nebelstreif".
‘Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir

1
Vgl. Hirschenauer 1968, S. 159
6
Manch bunte Blumen sind an dem Strand.
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.’

“Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,


Was Erlenkönig mir leise verspricht?”
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.

‘Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?


Meine Töchter solln dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.’

“Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort


Erlkönigs Töchter am düstern Ort?”
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau;
Es scheinen die alten Weiden so grau.

‘Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;


Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.’
“Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!”

Es dauert nicht lange, bis das Kind schließlich glaubt, dass es ihn nicht nur sehen, sondern auch
hören kann. Zu dieser Zeit versucht der Erlkönig, das Kind zu sich zu locken, verspricht aufregende
Spiele, Blumen und Strände sowie Reichtum an. Dafür müsse er nur mit ihm mitkommen.
Wenigstens das müsste der Vater doch hören, denkt sich der Sohn und fragt nach. Doch wieder
wimmelt der Vater nur ab: Er solle Ruhe geben, es sei nur der Wind in den Blättern.
Noch einmal hört der Sohn die Stimme und wieder fordert sie ihn auf, mit dem Erlkönig
mitzukommen. Diesmal werden aber keine Spiele mehr angeboten, stattdessen offeriert der
Erlkönig seine Töchter. Sie würden mit ihm spielen, singen, tanzen und ihn wiegen – natürlich
mitten in der Nacht.
Der Sohn glaubt sogar, die Töchter zu sehen. Wieder sucht er beim Vater nach Bestätigung oder
Verständnis und dieser gibt zu, dass er „es“ genau sehe. Der Vater sagt jedoch, dass in der Weite
eindeutig ein paar graue Weiden herum, aber natürlich kein Erlkönig oder gar dessen Töchter.
Jetzt müsse das Kind auch unbedingt mit ihm mitkommen. Sollte er sich weigern, dann sehe sich
der Erlkönig genötigt Gewalt anzuwenden. Genau diese Gewalt bekommt der Sohn auch bereits
kurz darauf zu spüren. Er glaubt, den Erlkönig zu spüren, glaubt zu fühlen, dass dieser ihn angreift
und wendet sich noch einmal verzweifelt an den Vater.

7
Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

Mit zunehmender Angst des Kindes treibt der Vater sein Pferd an, um schneller am Hof
anzukommen. Als das Kind davon berichtet, dass der Erlkönig ihn gewaltsam anfasst, erreicht der
Vater sein Ziel. Jedoch muss er zu seinem Entsetzen dort den Tod seines Kindes feststellen.

2.2 Aufbau und Stil

Die Ballade besteht aus 8 Strophen mit jeweils 4 Versen. Es gibt vier Erzählinstanzen: der Erzähler,
der Vater, der Sohn und der Erlkönig. Die erste und die letzte Strophe werden vom Erzähler
dargelegt. In der zweiten, vierten und sechsten Strophe sprechen Vater und Sohn miteinander, beide
sprechen jeweils zwei Verse. Erlkönig nimmt die gesamte dritte und fünfte Strophe ein. In der
siebten Strophe liest Erlkönig zwei Verse, ebenso der Sohn. Die letzte Strophe gehört dem
Erzähler.
Die Rolle des Erzählers, der mit der Frage „Wer reitet so spät?“ beginnt, beschränkt sich auf die
erste und letzte Strophe; Der größte Teil des Dramas entwickelt sich im Dialog zwischen Vater und
Sohn, Sohn und Erlkönig in den sechs dazwischenliegenden Strophen.
Das Reimschema ist durchgehend der Paarreim: aabb. Der Rhythmus verleiht der Ballade
Bewegung und Spannung. Ausgenommen davon sind die ersten beiden Verszeilen der fünften
Strophe. Diese gehören keinem Paarreim an. Beim Vorlesen wird in der Mitte einer Zeile meist
eine kleine Pause gemacht. Der Einstieg und auch die Worte des Vaters sind ruhig und zeigen ein
gleichmäßiges Tempo. Während die Reden des Sohnes schnell und unruhig sind. Der Erlkönig
schmeichelt und seine Anreden sind weich und leicht-melodiös. Seine Worte schlichen sich in das
Bewusstsein des Kindes. Dadurch wirkt das Geschehen dramatischer. Der Rhythmus wird zum
Ende hin immer schneller, da das Geschehen auch hektischer wird.
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Die Ballade enthält zwei verschiedene Metren, den Jambus und den Daktylus. Während bei
einem Jambus eine betonte Silbe auf eine unbetonte Silbe folgt, folgen bei einem Daktylus zwei
unbetonte Silben auf eine Betonte.
‘Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? (17)
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; (15)
Unabhängig von der metrischen Bestimmung der Verse ist das gesamte Gedicht vierhebig. Das
bedeutet, in einem Vers sind jeweils vier Hebungen, also betonte Silben, vorzufinden. Diese
Regelmäßigkeit erleichtert auch die Lesbarkeit und verstärkt den Klang dieser Ballade.
8
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es unabhängig vom Inhalt betrachtet, einen
idyllischen, taktvollen Klang besitzt. Einerseits, weil es ursprünglich als Volkslied gesungen wurde
und andererseits, um die Ballade wie eine erzählte Geschichte erscheinen zu lassen.
In der Ballade spricht der Erzähler neutral und der Vater beruhigend, wird aber immer ängstlicher,
Das Kind spricht die ganze Zeit über ängstlich und der Erlkönig spricht verführerisch. In der 1. und
8.Strophe, in denen der Erzähler spricht denkt man in der ersten noch nichts Böses, da Adjektive
wie wohl und sicher verwendet werden. Doch in der letzten Strophe ist es tragisch, da Wörter wie
Not und Tod verwendet werden. Die vorherrschenden Vokale in der Sprache des Erlkönigs sind
anfangs hell, werden aber immer dunkler, da die Ballade auch tragischer wird.
Die äußere Form der Ballade erfüllt alle lyrischen Kriterien. Das Wort „Vater“ kommt in der
Ballade neunmal vor, hauptsächlich in Anlehnung an den Hilferuf des Kindes: „Vater, Vater“.
Diese Wiederholung erzeugt Dramatik und unvergesslichen Klang im Ohr. Die Wiederholung der
Ansprache von Vater und Sohn betont die Verzweiflung und die angespannte Situation, die beide
empfinden. Einerseits zeigt es die Dringlichkeit des Hilferufs des Jungen. Andererseits betont es
den verzweifelten Versuch eines Vaters, seinen Sohn zu beruhigen.
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, (13)
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort (21)
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an! (27)
Mit Adjektiven kannst du die Stimmung des Gedichts beschreiben. Zuerst liest er wohlwollende
Adjektive wie „sicher“ und „warm“, dann häufen sich die Ereignisse und der Junge hört zum
ersten Mal Erlkönig „leise“. Er soll „ruhig“ bewahren.
Dann gibt es die beunruhigenderen Adjektive: „düstern”, „alten”, „grau”, „ächzende”.
Außerdem findet man in der Ballade zahlreiche rhetorische Stilmittel, die vor allem den Klang und
die Atmosphäre der Ballade beeinflussen.
● Zum Beispiel wird "Der Erlkönig" mit einer rhetorischen Frage eingeleitet:
“Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?" (1)
Durch die gedankliche Beantwortung der Frage wird der Leser direkt ins Geschehen einbezogen.

● Im gesamten Gedicht gibt es außerdem zahlreiche Alliteratione:


"Meine Mutter hat manch gülden Gewand" (12)

In Strophe 3 und 4 fällt die Anaphern des Personalpronomens „er“ besonders ins Auge,
„er hat, er fasst, er hält“.:
Er hat den Knaben wohn in dem Arm, (3)
Er faβt ihn sicher, er hält ihn warm. (4)

Dasselbe gilt für Vers 15 „sei ruhig, bleibe ruhig“.


Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;

9
Damit werden die enge Beziehung und Nähe zwischen Vater und Sohn betont. Sprachlich auffällig
ist auch, dass Äußerungen den Eindruck von Geborgenheit wecken. Diese Geborgenheit steht in
starkem Kontrast zum Rest der Ballade, wenn Sohn und Vater durch die kalte, windige Nacht
ziehen, während der Sohn vom Erlkönig belästigt wird.

● In Vers 18 und 19 gibt es eine Wiederholung (Repetitio), mit „Meine Töchter“ beginnt die
jeweilige Zeile.
Meine Töchter solln dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,

Die Wiederholungen (Repetitio) „mein Vater, mein Vater“ und „mein Sohn, mein Sohn“
“Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?”
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau;
Es scheinen die alten Weiden so grau.

Damit macht Dringlichkeit deutlich, mit der der jeweilige Sprecher seinen Gesprächspartner zu
erreichen versucht.

2.3 Interpretation
2.3.1 Zusammenhang zwischen der bedrohlichen Natur und der Aufklärung

Zu Beginn der Aufklärung veränderte sich das Verhältnis von Mensch und Natur. Der Vater besteht
aus einem aufgeklärten Mensch, der Naturerscheinungen mit Vernunft und versucht sie mit
Vernunft zu erklären. Im Gegenteil, der Unerleuchtete ist der Sohn empfänglicher für die Wunder
der Natur und liefert sich ihr aus. Die Ballade beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Mensch
und Natur und der damit verbundenen Frage nach dem richtigen Verhältnis zwischen Mensch und
Natur. Der Erlkönig gilt als poetisch voll realisierte Gestalt, weil er erstens, als Sprecher in der
Dialogstruktur vorkommt und zweitens spiegelt sich sein Erscheinen auf die Wirkung des Jungen
wider. Somit ist er eine gleichwertige Balladengestalt. 2
Der Vater und der Sohn reiten durch eine windige Nebelnacht. Der Sohn hatte Angst, als er den
Erlkönig zum ersten Mal sah. In der Folge versuchte der Vater ihn mit vernünftigen Erklärungen
zu beruhigen: »Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.-« (Vers 8). Später sprach Erlkönig zuerst mit dem
Jungen und verführte ihn. Der Sohn sprach weiter mit seinem Vater, aber wieder beruhigte er ihn
mit einer rationalen Erklärung. Der Erlkönig versucht es noch einmal und erwähnt seine schönen
Töchter, die nur der Sohn sehen kann, nicht aber der Vater, um ihn zu verführen. Der Junge stellt
den Konfliktgegenstand dar. Da der Vater aber den Erlkönig nicht sehen und wahrnehmen kann,

2
vgl. Hartmann, Horst (1976): Goethes Ballade „Erlkönig“. Probleme ihrer Erschließung für den
Unterricht. Berlin: Volkseigener Verlag Berlin, S. 38-43
10
verteidigt er seinen Sohn mit seinen rationalen Argumenten und Erklärungen. Die Situation wurde
angespannt, als der Erlkönig den Sohn schließlich mit Gewalt festnehmen musste. Immerhin beeilt
sich der Vater und »erreicht den Hof mit Mühe und Not« (Vers 31), doch das Kind ist bereits
verstorben.
Passend für eine Ballade entwickeln sich die Beziehungen der Figuren als ein Konflikt. Man kann
sagen, der Vater und der Erlkönig kämpften um den Jungen. Zunächst schien alles harmonisch zu
sein, doch Erlkönig griff zur Gewalt und die Situation spitzte sich zu. Beendet wird dieser
letztendlich durch den Tod des Kindes, denn der Sieger ist der, der mehr Wirkung auf das Kind
hat, welches der Erlkönig war. Daher muss der Vater für die eintretenden Folgen verantwortlich
sein. Obwohl er es nicht sehen konnte, bemerkte er dennoch, wie es seinen Sohn erschreckte und
verärgerte. Er hat für seinen Sohn gekämpft. Die Liebe zu ihm wurde wiederholt ausgedrückt,
indem er ihn sicher umfasste und die Phrasen » [...] mit seinem Kind;« (Vers 2) und »Mein Sohn«
(Vers 5,8,23) betont werden. Der Erlkönig, der als solches als Sinnbild für die Natur und einen
Naturgeist der Volksmythologie reflektiert, steht im Konflikt mit der Natur an sich. Die Natur kann
nämlich einerseits als Kraftquelle für die eigene Harmonie gesehen werden, andererseits aber auch
als eine Bedrohung, der der Mensch erliegt („Der Fischer“, „Erlkönig“).3

2.3.2 Pubertät

Allerdings könnte der Erlkönig auch die pubertäre Phase des Sohnes verkörpern. Erst lockt ihn der
Erlkönig mit mütterlichen Fantasien und dann mit erotischen Fantasien, dargestellt durch die
Töchter, die mit dem Knaben tanzen. In diesem Fall repräsentiert der Erlkönig die Triebe eines
Mannes und wie man gegen ihn kämpft. Er sieht oder bemerkt plötzlich Dinge, die ihn vorher nie
interessiert oder ignoriert haben. Erlkönig verführt ihn mit seinen Töchtern und mit seiner schönen
Figur, und Goethe spielt in diesem Gedicht immer mit dieser Sexualität. Der Vater will seinen Sohn
davor schützen. Egal, wie schnell der Vater reitet, dem Reifen des Kindes zum Mann können sie
nicht entkommen. Das Kind versucht, den attraktiven weiblichen Lockungen des Erlkönigs, und
erotisch Gedanken, zu widerstehen und sucht Schutz beim Vater. Aber der menschliche Instinkt
hat gewonnen, und der Tod am Ende der Ballade wird das Ende der Kindheit sein. Früher konnte
der Vater ihn nicht mit einer kurzen Reise nach Hause halten. Der Tod symbolisiert daher
unaufhaltsame Veränderungen und Reife. Das Kind tot ist, würde hier heißen, dass das Kind im
Menschen tot ist.
Interessant ist auch der Tempuswechsel, den Goethe in Vers 32 vornimmt. Während die gesamte
Ballade im Präsens verfasst wurde, wechselt er in Vers 32 ins Präteritum und überlässt dem Leser
damit einen für seine Werke typischen Interpretationsspielraum. Seine Beschreibung der Reise im
Präsens und des Todes des Kindes in der Vergangenheit zeigt, dass der Junge nicht körperlich
gestorben ist. Stattdessen bezieht sich dieser Trick bildlich auf den seelischen Tod des Jungen, der
durch den Angriff von Erlkönig seine Kindheit verloren hat.

3
Goethe Gedichte. 1756-1799. Band 44. Berlin: Deutscher Klassiker Verlag, S.663, 664
11
2.3.3 Fieberträume

Woran „das Kind“ gestorben ist, wird nicht explizit mitgeteilt. Eine einfache Interpretation würde
von der Annahme ausgehen, dass das sterbende Kind in einem heftigen Fieber den Erlkönig, den
Vertreter des Todes sah. Er näherte sich und verführte es und schließlich hatte er einen Jungen. Der
Vater weiß, dass das Kind Fieberträume hat und dass es ihm nicht gut geht, aber er will nicht
wahrhaben, dass sein Sohn kurz vor dem Sterben ist. Obwohl der Tod in faszinierender Form
eingeführt wurde, schaute der Sohn bald durch die Maske und erkannte den tödlichen Schrecken,
der dahintersteckt. Nach den anfänglichen süßlichen Verheißungen ergreift der Erlkönig-Tod
schließlich das Kind und entreißt sein Leben aus den Armen des Vaters, der einen klaren,
realistischen Blick behält und den Todeskampf seines Sohnes nicht versteht. Sie sehen den
Erlkönig als bloße Ausgeburt von Angst- und Fieberträumen und als Ausdruck der Krankheit des
Knaben, die ihn am Schluss der Ballade tötet.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die oben genannten Interpretationen alle davon
ausgehen, dass Erlkönig vollständig die Fiktion des Jungen ist und in der Realität nicht existiert.

2.4 Fazit

Alles in Allem kann man sagen, dass der „Erlkönig“ von Goethe sehr vielschichtig ist. Die Ballade
setzt sich aus einer rational erfassbaren Handlungsebene und einer irrationalen zusammen. Der
Vater und sein Sohn sind in der rationalen Handlungsebene und der Erlkönig lebt in der irrationale
Handlungsebene. Wobei der Sohn vom Erlkönig verführt wird und sich somit zwischen beiden
Handlungsebenen befindet und immer mehr unfreiwillig in die irrationale Handlungsebene
gezogen wird. Der Mensch hat keine Macht über das Geschehen, da die irrationale Handlungsebene
bzw. Phantasiewelt den Tod darstellt. Die Tragik liegt darin, dass der Vater seinem Sohn nicht
vorm Tod retten kann.
Der Leser nimmt wahr: „Das Gedicht ist die Szene, die eine abendliche See-, Fluß- oder
Sumpflandschaft dem dichterischen Auge von selbst aufführt”.
Die Ballade lässt viel Interpretationsspielraum zu: sowohl hinsichtlich der Todesursache des
Kindes als auch ob es sich um reine Fieberträume des Kindes handelt. Das Gedicht wurde seit
seiner Veröffentlichung auf vielfältige Weise analysiert, aber eines ist sicher: Es kann als Allegorie
auf den Tod gesehen werden. Durch die Angst und Verzweiflung des Erzählers vermittelt Goethe
die Unausweichlichkeit des Todes und wie er unerwartet kommen kann. Das Gedicht dient auch
als Warnung, sich unserer Sterblichkeit bewusst zu sein und das Leben nicht als selbstverständlich
zu betrachten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Der Erlkönig ein unheimliches, aber fesselndes Werk ist,
das sich aufgrund seiner zeitlosen Themen und seiner kraftvollen Bildsprache bewährt hat. Durch
sorgfältige Analyse und Interpretation können die Leser einen Einblick in Goethes Gedanken über
den Tod gewinnen und

12
2.5 Vertonung von Achim Reichel
2.5.1 Achim Reichel

Achim Reichel ist ein deutscher Musiker, Komponist und Musikproduzent. Er wird gern „Urvater
des deutschen Rock“ genannt. 1961 gründete er die Band “The Rattles”, die neben “The Lords”
zu einer der erfolgreichsten deutschen Beat-Bands wurde. In den 1960er Jahren war er als
Frontmann von The Rattles erfolgreich und tourte mit The Beatles und Rolling Stones.
1978 vertonte er Balladen, darunter klassische Gedichte wie Theodor Fontanes »Knappe von
Ribbeck bei Ribbeck im Havelland« und Goethes »Der Zauberlehrling«. Diese Leidenschaft für
Literatur und klassische Balladen blieb über die Jahre ungebrochen und führte 2002 zu einem
weiteren Album (»Wilder Wassermann«), für das er Gedichte im Folk-Rock-Stil vertonte, darunter
“Der Erlkönig”. Er wollte Stilrichtungen erproben, sich ausprobieren und vor allem nie in
Schablonen pressen lassen. Reichel ist Zeit seiner Karriere ein Suchender.

2.5.2 Vertonung

Der Text wurde sehr schnell beliebt und häufig in Musik gesetzt. Auch in der Popmusik war das
Gedicht häufig Vorlage für verschiedene Vertonungen:
Die Vertonung der Ballade erschien 2002 auf dem Album “Wilder Wassermann”, der beinhaltet
in Folkrockmanier vertonte Lyrik, vor allem Klassiker.
Im Jahre 2003 feierte Achim Reichel sein 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einer zweitägigen Party
in der Fischauktionshalle Hamburg. Auf dieser Party führte er Goethes “Der Erlkönig" auf.
In einem Interview sagte er:
„Gerade die Texte auf dem Wilden Wassermann beruhen ja auf alten Volksmythen, auf
Geschichten, die über Jahrhunderte von Mund zu Mund gegangen sind. Ich will ja auch keine alten
musikalischen Formen reanimieren, sondern etwas Neues daraus machen.“4
– Achim Reichel

2.5.3 Wirkungen
Reichels Version von „Erlkönig“ ist ein ikonisches Beispiel dafür, wie ein Künstler einem alten
Werk neues Leben einhauchen und es für ein modernes Publikum relevant machen kann. Reichel
stützte sich auf sein umfassendes Wissen über traditionelle deutsche Musik und schuf ein Stück,
das Elemente aus Klassik, Folk und Jazzmusik zu einem wirklich einzigartigen Sound kombiniert.
Durch Achim Reichels Vertonung wird das Düstere, Getriebene und Beängstigende dieser Ballade
erst zu richtig deutlich. Mit seinem Talent betont und stellt er geschickt die im Gedicht
beschriebenen Handlungen durch ein sehr sorgfältiges und sorgfältiges musikalisches Arrangement
dar, wodurch die Zuhörer allmählich in die Geschichte eintauchen. . Das Grauen, Grauen dieser
Geschichte spiegelt sich im Rhythmus des Liedes sowie in der Art und Weise wider, wie er singt.

4
Auf der Website von Achim Reichel
13
Auch wenn es nur einen Sänger in der Band gibt, verkörpert Achim Reichel vier Charaktere,
darunter den Erzähler, den Vater, den Jungen und den König Erl, mit jeweils einem ganz eigenen
Gesangsstil. Jedes Mal, wenn der Junge sich zu Wort meldete, wurde seine Panik deutlich, indem
der Ton seiner Stimme immer höher wurde, während die Stimme seines Vaters nicht nur leiser,
sondern auch gleichmäßiger wurde, um die Angst des Sohnes zu beruhigen und zu zerstreuen .
König Erls Stimme dagegen war zunächst süß, aber als er die Geduld mit dem Jungen verlor, wurde
sein Ton wütend, voller Drohung.

Mit seinen eindringlichen Melodien und intensiven Texten gilt „Der Erlkönig" als eines der besten
Werke von Achim Reichel und als Beweis für sein Talent als einer der einflussreichsten Songwriter
Deutschlands.

3 Schluss

So habt ihr jetzt das Gedicht gehört und sicherlich bemerkt die Epoche des Sturm und Drang. Sie
haben auch wieder ihre Spuren hinterlassen und typisch für eine Epoche, sind ein paar Fragen offen
geblieben und es gibt Raum für Interpretation. Es ist ziemlich klar, dass wir die Ära des Sturms
haben und als Protestbewegung zwischen Aufklärung und Romantik einsickern. Hier haben wir
auf der einen Seite den Vater der Aufklärung als Repräsentation der Rate des Sehens und der
Vernunft der Weisheit. Andererseits spricht das Kind als Repräsentant von Emotionen von
Gefühlen. So sehen diese beiden Ansichten beispielsweise in einem Wald völlig unterschiedliche
Dinge.
Die Form der Ballade, in der „niemand rationale Erklärungen irrationaler Vorgänge erwartet, und
wo neben dem rein Menschlichen auch das Übernatürliche auftritt“, gefiel Goethe sehr. Tatsächlich
haben viele seiner Werke aus dieser Zeit eine übernatürliche Anmutung. Seine Ballade “Der
Fischer” erzählt die Geschichte eines Fischers, der von Wassernymphen in den Tod gelockt wird.
Trotz Goethes Interesse an Wissenschaft und Natur hatte er immer noch ein Faible für das
Unerklärliche. Später schrieb er Der Erlkönig, ein wegweisendes Werk mit neuartigen Themen.
Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein fanatischer Traum seines Sohnes, der den Konflikt
zwischen altem und neuem Naturverständnis widerspiegelt, aber es gibt tatsächlich eine tiefere
Ebene. Dies spiegelt sich in der Wortwahl und den verwendeten Stilmitteln wider. Dieses
Naturgedicht regt noch heute dazu an, die Wahrnehmung von Naturphänomenen zu vertiefen und
darüber nachzudenken, was unsere Welt zusammenhält.
An den Gedichten Goethe erkennt man, daß der Dichter der Naturthematik besonders in Form
Dichtung entgegenkamen:
„Die Nähe zur Volksdichtung, als deren vornehmste Gattungen Lied und Ballade gelten, wird nicht
verleugnet, eher betont, wenn der Erlkönig zuerst im Zusammenhang mit dem Singspiel Die
Fischerin erscheint” 5

5
Bormann 1996, S. 212
14
Der Einfluss der Arbeit ist noch heute vorhanden. Zur Erinnerung an die Ballade wurde im 19.
Jahrhundert ein Erlkönig-Denkmal zwischen den heutigen Jenaer Stadtteilen Kunitz und
Wenigenjena errichtet, das jährlich tausende Besucher aus der ganzen Welt bestaunen.
Darüber hinaus ist es unmöglich, den Autor dieses Gedichts Johann Wolfgang von Goethe nicht
zu erwähnen. Vor ihm hatte es solche Verse in der deutschen Literatur noch nie gegeben. Während
der langen Jahrhunderte des Mittelalters wurden die Menschen unterdrückt, verachtet, lebten in
Melancholie, Demütigung, Hilflosigkeit, wie man jugendliche und freudige Gefühle hat! Goethe
war ein Mann der Aufklärung, des Sturms und der Erschütterung, die Verkörperung des
persönlichen Strebens, des Humanismus, seines Schicksalsgefühls. Dichter vor ihm konnten sich
nicht ausdrücken. Für Goethe ist „jedes Gedicht ein großes Bekenntnis“. Vor Goethe haben Dichter
oft nur kopiert, fremde Vorbilder entlehnt, die Natur objektiv beschrieben... Goethe wiederum
sprach im Namen eines Dichters, im Namen der Inspiration des "Ich" die Stimme einer
heranwachsenden Generation, einer fortschrittlichen Bourgeoisie voller demokratischer
Bestrebungen.

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4 Literaturverzeichnis

Goethe, J. W. (2022). The Auto-Biography of Goethe: Truth and Poetry: From My Own Life.
BoD–Books on Demand.
Goethe, Johann Wolfgang von: Erlkönig. In: Werke 1. Frankfurt / Leipzig: Insel 1981, U lf
Hannah Berner: »Her Oluf hand rider saa vide«. Stationen der Wanderung einer dänischen
Ballade von Herder bis Heine. In: Frank Zipfel (Hrsg.): Fremde Ähnlichkeiten: Die "Große
Wanderung" als Herausforderung der Komparatistik. Metzler, Stuttgart 2017, S. 117.
Johann Gottfried Herder: Erlkönigs Tochter (Dänisch); In: Volkslieder, Zweiter Teil, Zweites
Buch, Nr. 27.
Lippert, M., & Deutsch, L. B. G. Erlkönig und Der Knabe im Moor–die numinose Ballade im
Unterricht der Sekundarstufe I.
Magister Artium E. Ü. (Author), 2002, Interpretation des Werkes "Erlkönig" von Johann
Wolfgang von Goethe, Munich, GRIN Verlag.
von Goethe, J. W., Herder, J. G., Schubert, F., & Loewe, C. (2014). Erlkönig: Mit
Interpretationshilfen des Gedichts und der Vertonung sowie Noten für Klavier und Gesang.
BoD–Books on Demand.
.Purdy, Daniel (2012). Goethe Yearbook 19. Camden House. p. 4.

Websiten
https://studyflix.de/deutsch/gedichtinterpretation-2810
https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/lyrische-texte/der-erlkoenig/
https://studyflix.de/deutsch/erlkonig-5013
https://www.elbphilharmonie.de/en/mediatheque/elbphilharmonie-talk-with-achim-reichel/771
https://www.youtube.com/watch?v=6tD3HuFGgv8

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