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Wolf
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G. Wolf, M. Busch, A. Pfeil (Hrsg.)
ELSEVIER ESSENTIALS
Nephrologie
In der Reihe ELSEVIER ESSENTIALS sind bis jetzt folgende Titel erschienen:
Onkologie 978-3-437-21431-8
Geriatrie 978-3-437-22841-4
Sexualität 978-3-437-21461-5
Schlaganfall 978-3-437-21501-8
Arbeitsmedizin 978-3-437-21571-1
Rheumatologie 978-3-437-21401-1
Heilmittel und Heilmittelverordnungen 978-3-437-21551-3
Parkinson 978-3-437-21023-5
Schwindel 978-3-437-24960-0
Patienten- und Teamkommunikation für Ärzte 978-3-437-27406-0
Schlafmedizin 978-3-437-21021-1
Demenz 978-3-437-21243-7
Gunter Wolf, Martin Busch, Alexander Pfeil (Hrsg.)
ELSEVIER ESSENTIALS
Nephrologie
Das Wichtigste für Ärzte aller Fachrichtungen
„Superficially it might be said that the function of the kidneys is to statt. Schließlich ist die diabetische Nephropathie in Deutschland und
make urine; but in a more considered view one can say that the vielen anderen Ländern die häufigste Ursache der terminalen dia-
kidneys make the stuff of philosophy.” lysepflichtigen Niereninsuffizienz und der entscheidende Faktor, der
Homer W. Smith, From Fish to Philosopher (1953) das Überleben von Diabetikern beeinflusst. Daher gibt es eine enge
Interaktion zwischen Diabetologen und Nephrologen.
Das Fachgebiet Nephrologie (griech. „nephrós“ = „Niere“) ist ein in- Die Tätigkeit in der Nephrologie umfasst sowohl technische
tegraler Bestandteil der Inneren Medizin. Es umfasst alle akuten und Aspekte, etwa bei der Dialysebehandlung, Sonografie, Nieren-
chronischen Erkrankungen der Niere. Da die Niere eine entscheidende punktion, aber auch eine engmaschige psychosomatische Mitbetreu-
Rolle in der Regulation des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts ung von chronisch kranken Patienten, die sich seit vielen Jahren an
spielt, werden diese Störungen i. d. R. auch von Nephrologen be- der Dialyse befinden. Durch die an verschiedenen Beispielen dar-
handelt. Da die Niere sowohl Ursache einer Bluthochdruckerkrankung gestellte enge Zusammenarbeit mit vielen anderen Fächern und die
durch Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems sein kann, aber zahlreichen Erkrankungen, welche zum einen die Niere beein-
auch durch einen zu hohen Blutdruck geschädigt werden kann, sind flussen, und zum anderen aber auch durch die Beeinflussung und
Nephrologen häufig bei der Behandlung von Hochdruckerkrankungen Störung anderer Organsysteme bei Niereninsuffizienz sind
beteiligt. Wichtiger Bestandteil der Nephrologie sind die unter Nephrologen in der Regel sehr gute Allgemeininternisten.
schiedlichen Nierenersatzverfahren wie Hämodialyse, Hämofiltration, Obwohl die Harnschau schon im Altertum als diagnostischen
Peritonealdialyse u. a. Das wichtigste Nierenersatzverfahren ist die Verfahren herangezogen wurde, beschrieb Richard Bright (1789–
Nierentransplantation, an dem Nephrologen entscheidend in der 1858) erstmalig 1836, dass eine Albuminurie – also das Auftreten
Auswahl, Vor- und Nachbetreuung von Patienten einschließlich der von Albumin im Urin – auf eine Nierenerkrankung hinweist.
Festlegung des immunsuppressiven Regimes beteiligt sind, ohne Während sich in den USA die Nephrologie hauptsächlich aus dem
direkt operativ tätig zu werden. Das Patientenspektrum in der Verständnis, der Diagnose und Behandlung von Elektrolyt- und
Nephrologie ist breit und komplex: Es werden z. T. junge Patienten Säure-Basen-Erkrankungen entwickelte (z. B. Homer William
bei akutem Nierenversagen auf Intensivstationen betreut, zum anderen Smith), wurde die Entwicklung der Nephrologie in Deutschland
behandelt der Nephrologe aber auch über viele Jahre chronisch maßgeblich durch den Internisten Professor Franz Volhard geprägt.
kranke Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz bei chronischer Volhard gab zusammen mit dem Pathologen Dr. Theodor Fahr 1914
Dialyse bzw. sieht Patienten regelmäßig nach Nierentransplantation. das epochemachende Werk „Die Brightsche Nierenkrankheit –
Gerade dieser Patientenkontakt über viele Jahre und der Übergang Klinik, Pathologie und Atlas“ heraus, in dem erstmalig versucht
von der Dialyse zur erfolgreichen Nierentransplantation macht die wurde, die damals bekannten Nierenerkrankungen pathologisch-
klinische Arbeit befriedigend. anatomisch zu klassifizieren und somit einer Diagnostik zugänglich
Das Fachgebiet der Nephrologie ist mit vielen anderen internis- zu machen.
tischen, aber auch nichtinternistischen Disziplinen eng vernetzt. Da In Deutschland wurden wesentliche Pionierleistungen zur
ein Ausfall der Nieren viele andere Organsysteme beeinflusst (so Durchführung einer Nierenersatztherapie getätigt. So publizierte
führt z. B. eine chronische Niereninsuffizienz zu einem stark erhöhten beispielsweise Georg Ganter 1923 in der Münchener Medizinischen
kardiovaskulären Risiko), ist die Nephrologie ein Fach, das eng mit Wochenschrift eine neue Methode zur „Beseitigung von giftigen
anderen Disziplinen interagiert. So besteht eine enge Zusammen- Stoffen aus dem Blut durch Dialyse“, die ihn zum Pionier der Peri-
arbeit mit chirurgischen Fächern, z. B. beim akuten Nierenversagen tonealdialyse machte. Der Gießener Internist Georg Haas (1886–
nach Operationen, oder auch mit der Geburtshilfe bei Erkrankungen 1951) führte 1926 erstmalig eine Hämodialyse beim Menschen
wie Präeklampsie/Eklampsie. Auch bei hämatologischen Er- durch. Eine klinisch einsetzbare Dialysemaschine entwickelte Dr.
krankungen wie dem multiplen Myelom, das mit einer Nieren med. Curt Möller (1910–1965) am Marienkrankenhaus in Hamburg.
schädigung einhergehen kann, oder in der Therapie von Tumor- Aber auch in den Jahren 1960–1980 war Deutschland führend in
erkrankungen mit potenziell nephrotoxischen Substanzen arbeiten der Entwicklung der Dialysetechnik. So wurden neben neuen Dia-
Hämatologen/Onkologen und Nephrologen eng zusammen. Bei lysemembranen auch Dialyseverfahren wie die Hämofiltration
Hormonstörungen wie dem sekundären und tertiären Hyper- maßgeblich in Deutschland mit entwickelt.
parathyreoidismus im Zusammenhang mit chronischen Nieren- Die Niere ist ultrastrukturell sehr komplex aufgebaut und besteht
erkrankungen bedarf es der engen Kooperation mit Endokrinologen aus vielen unterschiedlichen, hoch spezialisierten Zellen. Ein pa-
bzw. endokrinologischen Chirurgen. Zudem sind Nephrologen thophysiologisches Verständnis von fast allen Nierenerkrankungen
häufig konsiliarisch auf Intensivstationen tätig. Aufgrund der zen- setzt daher eine gute Kenntnis der normalen Physiologie der Niere
tralen Rolle der Nephrologie bei Nierentransplantationen findet eine voraus. Daher wird ein Verständnis von Nierenerkrankungen vom
enge Interaktion mit der Transplantationschirurgie bzw. Urologie Nichtnephrologen oft als sehr schwierig und komplex empfunden.
VI Vorwort
Auch die hohe Komplexität der Einteilungen von bestimmten mestern, die nicht direkt dem entsprechenden Fachgebiet an-
Nierenerkrankungen wie z. B. den Glomerulonephritiden, die nur gehören, nahezubringen. Eine weitere Zielgruppe sind Allgemein-
teilweise in ihrer vollständigen Pathophysiologie verstanden sind, mediziner und Allgemeininternisten, da in der Regel viele Patienten
tragen dazu bei, dass die Nephrologie im Vergleich zu anderen in- mit Nierenerkrankungen zumindest vom Hausarzt mitbetreut
ternistischen Fächern häufig als kompliziert erachtet wird. Ich werden. Als Herausgeber und Autoren hoffen wir, dass es uns ge-
kann mich gut erinnern, dass ich selbst als Student eine Vorlesung lungen ist, diesem Personenkreis das hochinteressante Gebiet der
über Glomerulonephritis 1983 nach etwa 10 Minuten verließ, weil Nephrologie etwas näherzubringen und ein Verständnis für die
mir das Dargestellte zu komplex und unverständlich erschien. Ich Probleme von Patienten mit akuten und chronischen Nieren-
habe dann viele Jahre gebraucht, um bestimmte Zusammenhänge erkrankungen zu entwickeln. Wenn dies der Fall sein sollte, hat das
in der Nephrologie pathophysiologisch wirklich zu verstehen. Buch seine Aufgabe erfüllt. Falls Sie, liebe Leserinnen und Leser,
Auf dem deutschen Markt gibt es bisher kein Buch, das versucht, Fehler oder Unklarheiten bemerken, würden wir uns über eine
die Nephrologie dem Nichtnephrologen näherzubringen. Es gibt Rückmeldung freuen. Für Medikamentendosierungen kann keine
entweder mehr oder weniger umfangreiche größere Werke für Haftung übernommen werden, obwohl die Angaben sorgfältig
Nephrologen bzw. Bücher für die nephrologische Facharztprüfung. überprüft worden sind.
Hier setzt nun die einmalige Reihe „Elsevier Essentials“ ein. Sie ver-
sucht, wichtige Fachgebiete gerade klinisch tätigen Kolleginnen und Jena, im Januar 2020
Kollegen, aber auch den Studierenden der Medizin in höheren Se- Prof. Dr. med. Gunter Wolf, MHBA, für die Herausgeber
Abbildungsnachweis
Der Verweis auf die jeweilige Abbildungsquelle befindet sich bei P665 Prof. Dr. med. Marc-Oliver Grimm, Jena.
allen Abbildungen im Werk am Ende des Legendentextes in eckigen R236 M. Classen, V. Diehl, K, Kochsiek: Innere Medizin,
Klammern. 6. Aufl., Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag
2009.
T816-3 Universitätsklinikum Jena, Institut für Diagnosti-
G857 R. Kettritz, F. C. Luft: Nephrologie. Thieme Verlag.
sche und Interventionelle Radiologie, Direktor Prof.
2016.
Dr. U. Teichgräber.
H118-001 A. Rastegar: Attending rounds: patient with hypo-
T816-6 Universitätsklinikum Jena, Klinik für Nuklearmedi-
kalemia and metabolic acidosis. Clinical Journal
zin, Direktor PD Dr. M. Freesmeyer.
American Society Nephrology. 6: 2516–21, 2011.
T816-7 Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin, PD Dr.
L106 Henriette Rintelen, Velbert.
med. Gabriele Lehmann.
L231 Stefan Dangl, München.
T816-8 Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere
P660 PD Dr. med. Martin Busch, Jena.
Medizin III, Prof. Dr. med. Gunter Wolf.
P661 Prof. Dr. med. Joachim Hoyer, Marburg.
W1107 Nationale VersorgungsLeitline „Nierenerkrankun-
P662 Prof. Dr. med. Rolf A.K. Stahl, Universitätsklinikum
gen bei Diabetes im Erwachsenenalter“. 1. Auflage,
Hamburg-Eppendorf.
Version 5, Sept. 2010. Zuletzt geändert: Mai 2013.
P663 Prof. Dr. med. Oliver Gross, Göttingen.
T1076 M. Dämmrich, Medizinische Hochschule Hannover.
P664 Prof. Dr. Helmut Geiger, Frankfurt.
Abkürzungen
Nalyan Ali PD Dr. med. Elion Hoxha Prof. Dr. med. Rolf A. K. Stahl
Universitätsklinikum Jena Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Klinik und Poliklinik für Urologie III. Medizinische Klinik und Poliklinik III. Medizinische Klinik und Poliklinik
Am Klinikum 1 Nephrologie, Rheumatologie und Endo- Nephrologie, Rheumatologie und
07747 Jena krinologie Endokrinologie
Martinistr. 52 Martinistr. 52
PD Dr. med. Martin Busch 20246 Hamburg 20246 Hamburg
Universitätsklinikum Jena
FB Nephrologie Prof. Dr. med. Joachim Hoyer Prof. Dr. med. Frank Strutz
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Am Klinikum 1 Klinik für Innere Medizin, Nephrologie und Fachbereich Nephrologie-Hypertensiologie
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Universitätsklinikum Jena Nierenzentrum Wiesbaden
Klinik und Poliklinik für Urologie Prof. Dr. med. Ulrich Alfons Müller, MSc Rheumatologie
Am Klinikum 1 Praxis für Endokrinologie und Diabetologie Von-Leyden-Str. 23
07747 Jena Zentrum für ambulante Medizin 65193 Wiesbaden
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Prof. Dr. med. Helmut Geiger Carl-Zeiss-Platz 8 Prof. Dr. med. Thorsten Wiech
Universitätsklinikum Frankfurt D-07743 Jena Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Medizinische Klinik III – Nephrologie Institut für Pathologie
Theodor-Stern-Kai 7 PD Dr. med. Alexander Pfeil Martinistr. 52
60590 Frankfurt am Main Universitätsklinikum Jena 20246 Hamburg
FB Rheumatologie, Osteologie
Prof. Dr. med. Marc-Oliver Grimm Klinik für Innere Medizin III Prof. Dr. med. Gunter Wolf, MHBA
Universitätsklinikum Jena Am Klinikum 1 Universitätsklinikum Jena
Klinik und Poliklinik für Urologie 07747 Jena Klinik für Innere Medizin III
Am Klinikum 1 Am Klinikum 1
07747 Jena Dr. med. Mandy Schlosser, MHBA 07747 Jena
Universitätsklinikum Jena
Prof. Dr. med. Oliver Gross FB Nephrologie
Universitätsmedizin Göttingen Klinik für Innere Medizin III
Georg-August-Universität Am Klinikum 1
Klinik für Nephrologie und Rheumatologie 07747 Jena
Robert-Koch-Str. 40
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Elsevier GmbH, Hackerbrücke 6, 80335 München, Deutschland
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ISBN 978-3-437-21691-6
eISBN 978-3-437-05874-5
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Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch maskuline Form gewählt.
Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer alle Geschlechter gemeint.
1
Martin Busch, Alexander Pfeil und Gunter Wolf
Diagnostik von
Nierenerkrankungen
Kernaussagen
• Ein chronischer Nierenfunktionsverlust kann lange Zeit asymptomatisch
verlaufen.
• Die Diagnose einer arteriellen Hypertonie kann der erste Hinweis auf eine
Nierenerkrankung sein.
• Einseitige Nierenschmerzen, teils kolikartig, weisen auf urologische
Ursachen wie Harnstauung, Nephrolithiasis oder Pyelonephritis hin.
• Ödeme können sowohl bei akuter als auch bei chronischer Niereninsuffi-
zienz sowie ausgeprägt bei nephrotischem Syndrom auftreten.
• Die Diagnostik zum Ausschluss renaler Ödeme sollte immer Urin- und
Blutuntersuchungen umfassen, um eine Proteinurie sowie einen Nieren-
funktionsverlust festzustellen.
1.1 Symptomatik von Nieren Eine akute IgA-Nephritis oder rapid-progressiv ver-
laufende Glomerulonephritiden können infolge von Nieren-
erkrankungen schwellung mit Kapseldehnungsschmerz zu meist beidseitigen
Flankenschmerzen führen, oft mit einer Hämaturie einher-
Ein chronischer Nierenfunktionsverlust kann über Monate gehend (sog. Flankenschmerz-Hämaturie-Syndrom).
und Jahre nahezu asymptomatisch verlaufen. Obwohl
nephritisch verlaufende Glomerulonephritiden (› Kap. 3)
bereits frühzeitig mit einer Erhöhung des Blutdrucks einher- 1.1.2 Ödeme
gehen (› Kap. 9), kann dies mangels Blutdruckmessung un-
erkannt bleiben. Bestimmte Glomerulonephritisformen Ödeme stellen ein Symptom dar, das sowohl bei akuter als
können zu einer Makrohämaturie führen, die zu einem früh- auch bei chronischer Niereninsuffizienz und beim
zeitigen Arztkontakt veranlasst. nephrotischen Syndrom auftreten kann. Bei einem akuten
oder chronischen Nierenfunktionsverlust sind sie Folge der
zu geringen Wasserausscheidung der Niere. Die Ödeme sind
1.1.1 Schmerzen i. d. R. generalisiert, können aber lageabhängige Betonungen
zeigen (im Liegen meist gluteal, im Stehen vorwiegend Bein-
Nierenschmerzen, teils kolikartig, weisen auf urologische Ur- ödeme, bei Kindern Gesichts- und Lidödeme).
sachen, wie Nephrolithiasis oder Pyelonephritis, hin und Die Differenzialdiagnose renaler Ödeme stellen kardiale
sollten immer zum Ausschluss einer Harnstauung ver- Ödeme bei Herzinsuffizienz oder durch eine Albuminsyn-
anlassen (› Kap. 12). thesestörung bedingte hepatische Ödeme dar, oft kombiniert
Sind Nieren- oder Flankenschmerzen mit Fieber und mit Aszites infolge portaler Hypertension. Periphere Ödeme
Infektzeichen kombiniert, ist an eine infizierte Harnstauungs- finden sich häufig als Nebenwirkung einer Therapie mit
niere und / oder Pyelonephritis zu denken. Die Schmerzen Kalziumantagonisten vom Dihydropyridintyp, v. a. bei mor-
können dann im Mittel- und Unterbauch sowie inguinal gendlicher Einnahme.
lokalisiert sein. Bei Patienten ohne Fieber oder Infektzeichen Die Diagnostik zum Ausschluss renaler Ödeme umfasst
können Nierenschmerzen, die von einer Lumbalgie ab- immer Urin- und Blutuntersuchungen, um eine Proteinurie
zugrenzen sind, durch einen Niereninfarkt, eine Nierenvenen- sowie einen Nierenfunktionsverlust festzustellen. Dyspnoe
thrombose oder ein Nierenhämatom (nach Trauma oder infolge pulmonaler Stauung renaler Genese ist meist einem
unter Antikoagulation) ausgelöst sein. akuten Nierenversagen mit resultierender Hypervolämie
2 1 Diagnostik von Nierenerkrankungen
Kreatiningehalt der Probe in mg / g Kreatinin, im Sammelurin Bei V. a. Leichtkettenerkrankungen kann eine Immun-
zusätzlich in mg / d. fixation im Urin zum Nachweis monoklonaler Leichtketten
Zur Differenzialdiagnose der Proteinurie unterscheidet oder Immunglobuline dienen (› Kap. 1.3). Leichtketten im
man zwischen tubulärer und glomerulärer Proteinurie Urin werden mit Harnteststreifen nicht erfasst.
(› Tab. 1.1). Bei Zeichen einer HWI (Leukozyturie, Bakteriurie) sollte
Alpha-1-Mikroglobulin wird physiologisch aufgrund des die Urinproteinbestimmung nach ausgeheiltem Infekt
niedrigen Molekulargewichts frei glomerulär filtriert und wiederholt werden, da es neben der Leukozyturie infekt-
tubulär rückresorbiert. Eine erhöhte Konzentration im Urin bedingt zu einer Proteinurie, auch Erythrozyturie, kommen
spricht daher für eine tubuläre Schädigung. Albumin wird kann, die nicht pathognomonisch für eine genuine Nieren-
aufgrund seines Molekulargewichts normalerweise nicht erkrankung ist. Der Harnstreifentest auf Blut kann bei sehr
glomerulär filtriert. Der Nachweis einer Albuminurie zeigt hohen Konzentrationen von Vitamin C und Harnsäure falsch
daher eine Störung der glomerulären Filtrationsbarriere an. negativ sein. Da Leukozyten im Streifentest über die
Granulozyten-Esterase-Aktivität nachgewiesen werden,
CAVE können Lymphozyten nicht detektiert werden.
Bereits der Nachweis einer Mikroalbuminurie stellt einen wich-
tigen renalen und kardiovaskulären Risikofaktor dar.
1.2.3 Urinsediment
Die Albuminurie im Spontanurin wird i. d. R. normiert auf
die in der Probe nachzuweisende Kreatininmenge beurteilt,
DEFINITION
um auf die Albuminausscheidung in 24 h zu schließen. Werte Das Urinsediment dient der Bestimmung von zellulären und festen
von < 30 mg / g Kreatinin = normal (entspricht < 20 mg / l), Urinbestandteilen.
30–300 mg / g Kreatinin = Mikroalbuminurie (20–200 mg / l),
> 300 mg / g Kreatinin = Makroalbuminurie (> 200 mg / l).
Die Beurteilungsgrenzen im 24-h-Sammelurin liegen bei 30 Zur Bestimmung wird ein Mittelstrahlurin zentrifugiert und
und 300 mg / d. Beim Nachweis einer isolierten Albuminurie danach der Urin dekantiert. Die verbleibenden festen Be-
spricht man von einer selektiven glomerulären Proteinurie. standteile werden resuspendiert, bei Bedarf gefärbt und auf
Werden auch höhermolekulare Eiweiße wie IgG glomerulär einen Objektträger aufgetragen. Die Beurteilung erfolgt meist
filtriert, spricht man von einer unselektiven glomerulären polarisationsmikroskopisch oder konventionell lichtmikro-
Proteinurie. Dies spricht für eine schwere Schädigung des skopisch. Die Bewertung der Anzahl von Erythrozyten oder
glomerulären Filters und ist meist mit relativ hohen Eiweiß- Leukozyten erfolgt konventionell im Gesichtsfeld (Norm-
konzentrationen im Urin assoziiert. Selbstverständlich kön bereich bis zu 5 Erythrozyten oder Leukozyten pro Gesichts-
nen auch glomeruläre und tubuläre Mischproteinurien vor- feld) oder maschinell pro Mikroliter (Normbereich
liegen, v. a. wenn eine länger bestehende glomeruläre < 17 Erythrozyten / µl und < 28 Leukozyten / µl).
Proteinurie zur Schädigung des Tubulointerstitiums geführt Erhöhte Leukozytenzahlen im Urin deuten auf HWI hin
hat. und stammen aus dem unteren Harntrakt. Meist ist dann der
Eine Proteinurie von > 3,5 g / 24 h definiert das sog. Nachweis von Bakterien zu führen. Eine wiederholt sterile
nephrotische Syndrom, das durch die Sekundärkom- Leukozyturie kann auf eine (heutzutage seltene) Urogenital-
plikationen Ödemneigung, Hypoalbuminämie, Dyslipo- tuberkulose hindeuten. Eine eosinophile Leukozyturie findet
proteinämie, Hyperkoagulabilität und Thromboseneigung sich selten bei interstitiellen Nephritiden (› Kap. 4). Leu-
gekennzeichnet ist. Eine Überlaufproteinurie bezeichnet die kozytenzylinder deuten ebenfalls darauf hin. Der Nachweis
glomeruläre Filtration, aber nicht vollständige Rück- von Eosinophilen bedarf einer Anfärbung des Urinsedi-
resorption von vermehrt produzierten niedermolekularen ments nach Zytospin (i. d. R. nach Sternheimer-Malbin oder
Proteinen, z. B. freien Leichtketten. Eosinophilenfärbung nach Hansel).
4 1 Diagnostik von Nierenerkrankungen
DEFINITION
Die Osmolalität ist die Konzentration aller osmotisch wirksamen
Substanzen bezogen auf 1 Kilogramm H2O, gemessen in mos-
mol / kg H2O.
DEFINITION
Sammeluringewinnung
Abb. 1.6 Beziehung von GFR zu Serumkreatininkonzentration und
Stadien der Niereninsuffizienz [L106] Die Gewinnung einer exakten Sammelurinprobe beginnt i. d. R. am
Vortag der ärztlichen Vorstellung. Nach dem Aufstehen (meist um
Patienten hingegen zu hohe, da ein erhöhtes Kreatininange- 8:00 Uhr) wird der Urin verworfen, und ab dann werden alle (!)
Urinmengen in einem entsprechend großen Sammelbehälter von
bot besteht. Auch die Ernährung (1 kg Fleisch enthält 2–5 g
etwa 3 Liter Volumeninhalt gesammelt. Die Urinsammlung wird bis
Kreatinin) spielt eine Rolle. 8:00 Uhr am Folgetag über genau 24 h durchgeführt. Die letzte
Die klassische Bestimmung des Kreatinins erfolgt mit der Urinmenge wird mit in die Sammlung aufgenommen. Danach wird
kostengünstigen Jaffé-Methode. Allerdings hat die Methode der Urin gut gemischt und eine Probe mittels Urinmonovette
eine geringe Spezifität, da etwa 50 Substanzen (z. B. (10 ml) aufgezogen, die zum Arztbesuch mitgebracht wird. Die ge-
Acetoacetat, Vitamin C) im Test ähnlich reagierende Re- sammelte Urinmenge wird notiert.
aktionsprodukte (Chromogene) wie Kreatinin bilden können.
Enzymatische Methoden, wie sie heute i. d. R. eingesetzt
werden, sind daher genauer. Da die Bestimmung der Krea- Im Rahmen der Arztvorstellung erfolgt dann die zur
tinin-Clearance mittels der obigen Clearance-Formel, die für Clearance-Messung notwendige Blutabnahme zur Be-
Alter, Geschlecht und Gewicht korrigiert wird, eine jeweils stimmung von Serumkreatinin und Harnstoff.
vollständige Sammlung eines 24-h-Sammelurins mit ent- Neben Kreatinin dient Harnstoff zur Beurteilung der
sprechender Probengewinnung voraussetzt, ist diese Unter- Nierenfunktion. Die Harnstoffkonzentration wird im an-
suchung meist auf Spezialambulanzen beschränkt. Aufgrund gelsächsischen Schriftgut mit BUN2 abgekürzt, was für den
dessen haben sich Schätzformeln zur sog. geschätzten Stickstoffanteil von Harnstoff steht. Ein Harnstoffmolekül
(„estimated“) GFR (eGFR) durchgesetzt. Diese Formeln enthält zwei Stickstoffatome, sodass die Harnstoffkonzen-
sind nur von Serumkreatinin, Alter, Geschlecht und eth- tration geteilt durch 2 die Konzentration an BUN ergibt. Die
nischer Zugehörigkeit abhängig. Die Ergebnisse werden auf Harnstoffkonzentration im Serum ist jedoch stark von
eine mittlere Körperoberfläche (KOF) von 1,73 m2 bezogen. Proteinzufuhr, katabolischen Zuständen und Diurese ab-
• Die aktuell gebräuchlichste Schätzformel stellt die Formel hängig, weshalb im Vergleich zu Kreatinin überproportionale
nach der Chronic Kidney Disease Epidemiology Collabora- Anstiege des Harnstoffs auf Begleiterkrankungen hinweisen.
tion (CKD-EPI) dar (Levey et al. 2009). Oberhalb einer Besonders hohe Harnstoffkonzentrationen werden bei gas-
eGFR von 60 ml / min / 1,73 m2 besteht jedoch weiterhin trointestinalen Blutungen gesehen.
eine erhebliche Streuung der Werte. Weitere Bestimmungsmethoden der GFR, auch seiten-
• Die Formel nach Cockcroft-Gault nimmt eine Abschät- getrennt, sind durch radioaktive Marker im Rahmen einer
zung der Kreatinin-Clearance unter Berücksichtigung von Nierenszintigrafie möglich (› Kap. 4).
Serumkreatinin, Alter, Geschlecht und Körpergewicht Anhand der ermittelten GFR können sowohl chronische
vor. Obwohl die Berücksichtigung des Gewichts einen Nierenerkrankungen (› Kap. 6) als auch ein akutes Nieren-
Vorteil zu den o. g. Schätzformeln darstellt, wird die versagen (› Kap. 7) klassifiziert werden, wobei dazu der
Nierenfunktion bei niedrigen GFR-Werten meist Vergleich mit Vorwerten essenziell ist.
überschätzt (Sampson und Drury 1992)
• Eine neuere Methode zur Bestimmung der eGFR besteht
in der Messung von Cystatin C, dessen Syntheserate stabil Neuere renale Biomarker
und weitgehend unabhängig von Alter oder Körpergröße
ist. Mittels CKD-EPI-Formel kann dann eine eGFR auf Uromodulin (früher Tamm-Horsfall-Protein) wird aus-
Basis der Cystatin-C-Bestimmung berechnet werden. schließlich von den Epithelzellen des aufsteigenden Astes der
Henle-Schleife (TAL-Zellen) exprimiert und luminal in den
2
Urin sekretiert. Dort gilt es als quantitativ bedeutendstes
blood urea nitrogen
8 1 Diagnostik von Nierenerkrankungen
Protein und bildet die Matrix von Urinzylindern – Kreatinkinase (CK) (Rhabdomyolyse; bei Erhöhung
(› Kap. 1.2.3). Uromodulin wird auch in geringen Mengen sollte additiv Myoglobin bestimmt werden)
über basolaterale Transportsysteme in das Interstitium abge- – Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH)
geben, worüber es in die Blutbahn gelangt. Im Gegensatz – Elektrolyte inkl. Natrium, Kalium, Chlorid, Phosphat
zum Urin, wo Uromodulin als Polymer vorliegt, lässt sich das und Kalzium sowie die
Glykoprotein im Serum exakt bestimmen. Ein Abfall der – Parameter der Nierenfunktion: Kreatinin, eGFR und
Uromodulinkonzentration im Serum war mit einer sig- Harnstoff, auch Harnsäure
nifikanten Verschlechterung der Nierenleistung korreliert. • Zur Beurteilung paralleler Leberfunktionsstörungen
Im Gegensatz zu traditionellen Nierenfunktionsmarkern fällt (hepatorenales Syndrom?): Aspartat-Aminotransferase
der Serumspiegel des Uromodulins bereits bei Patienten mit (ASAT), Alanin-Aminotransferase (ALAT), Gamma-GT,
beginnender Nierenschädigung signifikant ab, sodass sich Bilirubin, alkalische Phosphatase (AP), Gerinnung inkl.
eine nachlassende Nierenfunktion und ein Tubulusschaden Quick bzw. International Normalized Ratio (INR) und
früher erkennen lassen. Prothrombinzeit (PTT)
Eine ähnliche Bedeutung kommt dem Biomarker NGAL • Venöse Blutgasanalyse (BGA).
(neutrophiles Gelatinase-assoziiertes Lipocalin) zu. NGAL • Bezüglich Störungen des Elektrolyt- und Säure-Basen-
wird v. a. in den renalen Tubuluszellen exprimiert. Die Haushalts › Kap. 2.
Plasmakonzentration steigt (im Gegensatz zu Uromodulin, • Kardiale Biomarker wie natriuretische Peptide oder
das abfällt) bereits 30 min nach einer renalen Schädigung an, Troponine können zur Schweregradeinschätzung und
sodass der Biomarker für die frühe Diagnose und Einschät- Ursachenabklärung kardiorenaler Symptome von Bedeu
zung des renalen Defekts geeignet ist. Der Marker suPAR tung sein. Da sowohl das B-type natriuretische Peptid
(„soluble urokinase-type plasminogen activator receptor“) (BNP) und das „N-terminal pro-brain natriuretic peptide“
stellt einen neuen prognostischen Biomarker für Nieren- (NT-proBNP) zu 15–20 % renal eliminiert werden, existieren
erkrankungen dar. Darüber hinaus zeigte der suPAR-Wert für Patienten mit einer eGFR von < 60 ml / min / 1,73 m2
an, ob es bei Patienten mit einer eingeschränkten Nieren- höhere Rule-in- oder Rule-out-Werte zur Diagnose einer
funktion in den nächsten Jahren zu einer weiteren Ver- Herzinsuffizienz. Diese betragen für den Herzinsuffizienz-
schlechterung kommt (Hayek et al. 2015). ausschluss in der Akutsituation < 1.200 pg / ml für NT-
Ein weiterer vielversprechender Marker ist DKK-3. Das proBNP und < 200–225 pg / ml für BNP (Stopfer 2017).
Dickkopf-3-Glykoprotein im Urin ist ein stressinduzierter • Urinuntersuchung (› Kap. 1.2) sollte zumindest einen
tubulärer Marker, der spezifisch mit dem Ausmaß an Urinstatus enthalten, ergänzend eine Bestimmung der
tubulärer Atrophie und interstitieller Fibrose korreliert ist Albuminurie oder des gesamten Urinproteinprofils,
(Zewinger 2018). insbesondere bei V. a. auf interstitielle Schädigung. Bei
V. a. HWI kann eine Urinkultur aus Mittelstrahlurin
angelegt werden, v. a. bei vermuteten Antibiotikaresisten-
zen. Eine quantitative Bestimmung der Erythrozytenzahl
1.3.2 Untersuchungsprogramm bei im Urin inkl. Bestimmung der Erythrozytenmorphologie
vermuteter und gesicherter sollte bei V. a. auf glomeruläre Erkrankungen erfolgen.
Nierenerkrankung • Zur Diagnostik des Knochenstoffwechsels
(› Kap. 6.2), der v. a. bei chronischer Nierenerkrankung
• Zur Abklärung eines akuten Nierenversagens sowie bei eine Rolle spielt, sind folgende Untersuchungen sinnvoll:
chronischer Niereninsuffizienz, die im Verlauf hinsicht- – Der Vitamin-D-Haushalt sollte mittels Bestimmung
lich einer Progression beurteilt werden muss, haben sich von 25-Hydroxy-Vitamin D3 (25-OHD) ermittelt
nachfolgende Laboruntersuchungen des Blutes bewährt: werden. Die Bestimmung des aktiven Vitamin D3
– Blutbild mit Retikulozyten (zur DD von Infektionen, (1,25-Dihydroxy-D3) ist i. d. R. nicht notwendig. Die
hämatologischen und Autoimmunerkrankungen, Bestimmung des intakten Parathormons (iPTH),
jeweils ergänzt durch ein Differenzialblutbild, Ein- heutzutage meist als iPTH 1–84 bestimmt, dient der
schätzung der renalen Anämie) Abschätzung der Parathormonsekretion aus den
– Laktatdehydrogenase (LDH) (Hämolyse?, bei V. a. Nebenschilddrüsen. iPTH ist bei primärem, sekundä-
Hämolyse ergänzende Bestimmung von Haptoglobin, rem und tertiärem Hyperparathyreoidismus erhöht
ggf. auch von Fragmentozyten) (› Kap. 2.3 und › Kap. 6.2).
– C-reaktives Protein (CRP) – Die Bestimmung von Knochenumbaumarkern wie der
– Gesamteiweiß knochenspezifischen alkalischen Phosphatase (Kno-
– Albumin (v. a. wichtig bei nephrotischem Syndrom) chen-AP, BAP, Ostase) und Osteocalcin oder von
– Lipide (LDL, HDL, Gesamtcholesterin, Triglyzeride) Abbaumarkern wie der tartratresistenten alkalischen
– Glukose Phosphatase (TRAP) oder Pyridinolin-Crosslinks ist
1.3 Blutdiagnostik 9
speziellen Fragestellungen vorbehalten. Da die Ostase und tubulären Proteinurie inkl. Hämaturie auf. Die Ko-
sehr gut mit der gewöhnlichen alkalischen Phosphatase inzidenz eines Nierenversagens mit einem Leberversagen
(AP) korreliert, ist deren Bestimmung zur Beurteilung sollte an eine Leptospirose denken lassen (Leptospiren-
eines erhöhten Knochenumbaus zumeist ausreichend. Serologie). Betroffen sind Menschen nach Erdarbeiten, v. a.
• Bei immunsupprimierten Patienten sollte je nach im feuchten Erdreich, so z. B. Bauern, auch Angler und
Notwendigkeit eine Bestimmung der Konzentration der Wassersportler.
Immunsuppressiva erfolgen, was unter der Immunsup-
pression mit Ciclosporin A, Tacrolimus, Everolimus und
Sirolimus Standard ist, gerade bei Nierentransplantierten. 1.3.3 Autoimmundiagnostik
Dies ist deshalb von Bedeutung, da Überdosierungen zu
infektiösen Komplikationen führen. Die Calcineurininhi- Eine Übersicht über ausgewählte Parameter einer
bitoren Ciclosporin und Tacrolimus sind zudem dosis- nephrologisch sinnvollen Autoimmundiagnostik gibt
abhängig nierenschädigend. Erniedrigte Spiegel können › Tab. 1.3.
Abstoßungsreaktionen oder einen Relaps von immunolo-
gischen Erkrankungen bewirken. Die Spiegelbestimmung
erfolgt jeweils als sog. C0-Spiegel am Morgen vor 1.3.4 Renale Diagnostik monoklonaler
Einnahme (i. d. R. um 8:00 Uhr). Gammopathien
• Zur Abklärung v. a. der renalen Anämie ist die additive
Bestimmung der Blutbausteine Folsäure und Vitamin B12, Monoklonale Gammopathien stellen Erkrankungen mit pa-
gelegentlich auch Vitamin B6, sowie der Eisenparameter thogenetisch relevanten Paraproteinämien dar.
Ferritin, Transferrin und Transferrinsättigung unerläss-
lich. Da Ferritin ein Akute-Phase-Protein ist, sollte DEFINITION
gleichzeitig das CRP mitbestimmt werden, um Ferritin- Paraproteine sind monoklonale Immunglobuline oder deren Ket-
erhöhungen durch Entzündungen auszuschließen. Im ten, die von klonalen Zellen der B-Zell-Reihe, meist Plasmazellen,
Differenzialblutbild sollten Retikulozyten mitbestimmt gebildet werden.
werden, da deren verminderte oder bei vorliegender
Anämie zumindest nicht adäquat gesteigerte Anzahl ein
Die Mehrheit der Patienten weist eine monoklonale
wichtiges Kriterium für die Diagnose einer renalen
Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) auf, die nach
Anämie darstellt, v. a. wenn die o. g. Vitamine und der
der International Myeloma Working Group durch eine Para-
Eisenhaushalt ausgeglichen sind. Für eine sensitivere
proteinkonzentration von < 30 g / l, das Vorhandensein von
Bestimmung des Eisenhaushalts eignen sich die Parame-
weniger als 10 % klonaler Plasmazellen im Knochenmark
ter hypochrome Erythrozyten und das Retikulozyten-
und das Fehlen von Endorganschäden definiert ist (Kyle et al.
Hämoglobin. Bei Hämodialysepatienten unter bereits
2010). Bei Verdacht sowie zur Verlaufskontrolle sollten die
bestehender Therapie mit Erythropoetin gilt das Retiku-
Immunglobuline IgG, IgA und IgM bestimmt werden. Im
lozyten-Hämoglobin als besserer Indikator der Eisenver-
Serum sollte zudem eine Proteinelektrophorese (PE) mit Im-
fügbarkeit. Als Richtgröße der hypochromen Erythrozy-
munfixation sowie die Bestimmung der freien Kappa- und
ten wird bei Hämodialysepatienten unter Erythropoetin-
Lambda-Leichtketten (sFLC3-Assay,) und deren Quotienten
therapie ein Schwellenwert von 5 % angegeben, der nicht
(sFLC-Ratio) erfolgen. Die sFLC-Bestimmung stellt eine Er-
überschritten werden sollte.
höhung der Sensitivität dar, da Immunfixation und Serum-
proteinelektrophorese klonale Leichtketten nur in höheren
Konzentrationen von > 150 mg / l (Immunfixation) und
Serologische Untersuchungen
> 500 mg / l (PE) erfassen können. Paraproteine können v. a.
die Nieren schädigen, weshalb bereits die Basisunter-
Zur differenzialdiagnostischen Abklärung der Ursache von
suchungen zur Abklärung einer MGUS, die Bestimmung der
Nierenerkrankungen sowie zur Vorbereitung auf eine akute
Nierenfunktionsparameter inkl. Kreatinin, eGFR, Harnstoff,
oder chronische Nierenersatztherapie sind serologische
Gesamteiweiß und Albumin im Serum, Elektrolyte sowie
Untersuchungen auf virale Infektionen sinnvoll. Zu nennen
Urinuntersuchungen mittels Urinstatus, dem sensitiveren
wären: Ausschluss einer Hepatitis-B- und -C- sowie einer
Urinproteinprofil und der Analyse des Urinsediments, ent-
HIV-Infektion. Diese Viren können zudem in der Pathogenese
halten sollte. Bei Nachweis einer Proteinurie kann eine
von Nephropathien eine Rolle spielen (› Kap. 3).
Bence-Jones-Immunfixation im Urin folgen, um die Leicht-
Eine Hantavirus-Serologie ist zur Abklärung eines un-
kettenkonzentration im Urin zu bestimmen (Busch und Wolf
klaren Nierenversagens mit vornehmlich interstitieller
Nephritiskomponente sinnvoll. Patienten mit Hantavirus-
Infektionen weisen jedoch meist Zeichen einer glomerulären 3
serum free light-chain
10 1 Diagnostik von Nierenerkrankungen
schriebene Verkalkung auf, sondern wird meist nur indirekt plertechnik verfügen. Von ventral eignet sich ein Konvex-
anhand eines Schallreflexes mit dorsaler Schallauslöschung schallkopf mit 1–4 MHz. Die Geschwindigkeitsmessung des
im Nierenbecken diagnostiziert. Im Röntgen nur schwach Blutflusses ist nur genau, wenn der Winkel zwischen Dopp-
schattengebende Konkremente wie Uratsteine können somit lersignal und der Längsachse des Gefäßes < 60° beträgt (Wol-
erfasst werden. ters et al. 2012). Eine direkte Darstellung der Nierenarterien
gelingt erfahrenen Untersuchern in 70–90 % der Fälle. Dabei
kann auch das typische Aliasing infolge der Flussbeschleuni
1.4.2 Duplexsonografie gung dargestellt werden (›Box 1.1).
1.4.5 Angiografie
Die CT wird zur weiterführenden Beurteilung von Raum- Die Hauptindikation zur Durchführung einer MRT in der
forderungen der Niere, zur Darstellung der ableitenden Nephrologie besteht in der Darstellung von Raumforderungen,
Harnwege und der Nierenarterien eingesetzt. der ableitenden Harnwege sowie der Nierenarterien.
MERKE
Vorteile der CT: MERKE
• Multiplanare Darstellung der Anatomie der Niere und ableiten- Vorteile der MRT:
den Harnwege • Fehlende ionisierende Strahlung.
• Auflösung im Submillimeterbereich (somit ist der Nachweis von • Die Durchführung einer MRT-Urografie bzw. MRT-Aus-
sehr kleinen anatomischen Strukturen und Pathologien bzw. scheidungsurografie ist ohne Kontrastmittelapplikation
Nierenkonkrementen möglich) möglich.
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KAPITEL Joachim Hoyer
Störungen des
CAVE Diagnose
Eine signifikante Hyperkaliämie geht oft mit einer Azidose einher. • Labor: Serumkaliumkonzentration ≥ 5,0 mmol / l
Eine Kreatininbestimmung ist z. A. einer renalen Erkran-
kung notwendig.
Epidemiologie und Einteilung Eine Blutgasanalyse (BGA) ist z. A. einer Säure-Basen-Stö-
• Relativ häufig, v. a. bei Herzinsuffizienztherapie mit rung (Azidose) notwendig.
(kombinierter) RAAS-Blockade oder kaliumsparenden Zusätzlich notwendige Laborwerte:
Diuretika. – Im Serum: Natrium, Chlorid, CK, LDH sowie ein
• Häufig bis regelhaft bei chronischen Nierenerkrankungen Blutbild
(CKD-Stadium ≥ 3b – 5). – Im Urin: Natrium, Kalium, Chlorid und pH
22 2 Störungen des Elektrolytstoffwechsels und des Säure-Basen-Haushalts
Zu beachten ist eine Pseudohyperkaliämie durch eine – Interstitielle Nephritis begünstigt Hyperkaliämie sowie
Zelllyse in der Blutprobe, die durch eine mechanische obstruktive Uropathie
Belastung bei einer falschen Blutentnahmetechnik (zu lange – Medikamentös reduzierte Kaliumausscheidung durch
gestaut, zu heftig aspiriert, besonders bei unzureichendem ACE-Hemmer, ANGII-Blocker (Sartane), Aldosteron-
Venenzugang) oder durch massive Thrombozytose bzw. antagonisten, kaliumsparende Diuretika (Triamteren,
Leukozytose entsteht. Amilorid), Trimethoprim, Pentamidin
• EKG: Typische Veränderungen mit P-Abflachung u. – Hypoaldosteronismus bei Nebenniereninsuffizienz
QT-Verkürzung, AV-Blockierung, hohen, spitzen (Morbus Addison), Pseudohypoaldosteronismus
T-Wellen sowie Schenkelblockbildern. Bei sehr hohen – Hyperkaliämische renal-tubuläre Azidose (Typ IV)
Kalium-Werten: Übergang in Sinuswellen-EKG. Hilfreich kann die Bestimmung der Kaliumausscheidung im
Urin sein:
Differenzialdiagnose Eine Hyperkaliämie wird ätiolo- – Extrarenale Genese: Urinkalium > 20 mmol / l
gisch unterschieden nach zu hoher Kaliumzufuhr, erhöhter – Renale Genese: Urinkalium < 20 mmol / l
Freisetzung bei Gewebezerfall oder Zelllyse, Umverteilung Auch die Bestimmung des transtubulären Kaliumgradienten
zwischen intra- und extrazellulärem Raum und zu geringer (TTKG) dient als Hinweis auf eine renale bzw. extrarenale
Ausscheidung. Dabei ist eine zu geringe renale Ausscheidung Genese:
die häufigste Ursache einer Hyperkaliämie.
1. Erhöhte Zufuhr: Urinkalium Serumosmolalität
Eine hohe Zufuhr von Kalium ist nur bei gleichzeitig TTKG = ×
Serumkalium Urinosmolalität
gestörter Nierenfunktion von Bedeutung, da die Nieren
physiologischerweise auch stark erhöhte Kaliumzufuhren
ausgleichen können. Ab einer GFR < 45(– 60) ml / min und – Normal bei Hyperkaliämie: 8–9
v. a. bei gleichzeitiger Medikation mit kaliumsparenden – Extrarenal: < 5–7
Diuretika oder RAAS-Blockern besteht jedoch eine Hyper- – Gestörte renale Aldosteronwirkung: < 5–7
kaliämiegefahr durch kaliumreiche Ernährung. Ebenso – Normale renale Aldosteronwirkung: > 10
besteht bei künstlicher enteraler Ernährung oder parentera- Für die Analyse einer Hyperkaliämie hat sich die Ein-
ler Ernährung mit kaliumhaltigen Lösungen eine Hyper beziehung der Kaliumausscheidung im Urin erwiesen
kaliämiegefahr. (› Abb. 2.1).
2. Erhöhte Freisetzung:
Bei Zell- oder Gewebezerfall kommt es zur Freisetzung Therapie Primär erfolgt die Behandlung der auslösenden
relativ großer Kaliummengen, die bei eingeschränkter Ursache. Bei lebensbedrohlichen Hyperkaliämien, v. a. bei
Nierenfunktion zur Hyperkaliämie führen: kardialen Komplikationen, wird jedoch vorrangig die Kali-
– Rhabdomyolyse umsenkung durch Akutmaßnahmen vorgenommen:
– Hämolyse • Zellshift von Kalium nach intrazellulär durch
– Trauma, Kompartmentsyndrom – Glukose-Insulin-Infusion
– Gewebeischämie / -infarkte – Gabe von inhalativen Betamimetika
– Tumorlysesyndrom – Evtl. Natriumbikarbonat-Gabe
3. Umverteilung (intrazellulär vs. extrazellulär): • Kaliumelimination durch
– Eine Azidose stimuliert den Zellshift von H+-Ionen – Forcierte Diurese mit Schleifendiuretika und Volumen-
nach intrazellulär, im Austausch gegen K+-Ionen. gabe
– Insulinmangel stimuliert den Zellshift von intrazellulä- – Akutdialyse
rem Kalium nach extrazellulär. • Kardiale Rhythmusstabilisierung bei schwergradiger
– Medikamente stimulieren ebenfalls den Austritt von Hyperkaliämie mit Herzrhythmusstörungen / Asystolie:
intrazellulärem Kalium nach extrazellulär: u. a. i. v. Gabe von Ca-Gluconat 10 %
Succinylcholin, Betablocker, Digitalispräparate, Bei chronischen Hyperkaliämien sind konservative Maß-
Glukagon. nahmen zur Vermeidung von Erhöhungen der Serum-
4. Verminderte Ausscheidung: Die Kaliumausscheidung kaliumkonzentration vorrangig:
erfolgt vorrangig renal. Folgende renale Störungen führen • Verringerung der Zufuhr durch kaliumarme Diät
zur Hyperkaliämie: • Verringerung der enteralen Resorption: evtl. Gabe von
– Reduzierte Ausscheidungskapazität bei akutem enteralen Ionenaustauschharzen zur intestinalen
Nierenversagen (ANV), ab GFR < 30 ml / min Kaliumbindung
– Reduzierte Ausscheidungskapazität bei CKD, begin- • Reduktion oder Absetzen von RAAS-Blockern, Aldoste-
nend ab ca. GFR < 30–45 ml / min ron-Antagonisten oder kaliumsparenden Diuretika
2.1 Elektrolytstörungen 23
Abb. 2.3 Analyse einer Hypernatriämie anhand des Volumenstatus und der renalen Na+-Ausscheidung
([Na+]GK: Natriumgehalt im gesamten Körper; KW: Körperwasser; ZVD: zentraler Venendruck; ICU: Intensive-Care-Unit-Patient) [G857]
Für die Analyse einer Hypernatriämie ist die Einbeziehung c) Bei Hypervolämie:
des Volumenhaushalts unerlässlich (› Abb. 2.3). Für die – Infusion von 5 % Glukoselösung und Schleifendiure-
Bestimmung des Volumenhaushalts steht leider kein techni- tika
scher oder laborchemischer Parameter zur Verfügung. Daher – Bei erfolgloser konservativer Therapie evtl. Hämo-
ist sie immer eine Kombination der klinischen Einschätzung dialyse, mit adäquat erhöhtem Dialysat-Natrium!
und Hilfsparametern. – Ziel: Absenkung um ≤ 0,5 mmol / l / h
Therapie
1. Kausale Therapie der auslösenden Ursache / Erkrankung CAVE
Zu schnelle Absenkung der Serumnatriumkonzentration!
2. Symptomatisch
a) Bei Hypovolämie:
– Orale Flüssigkeitszufuhr
– Infusion von 5-prozentiger Glukoselösung, ggf. von Hyponatriämie
0,45 % NaCl-Lösung
– Berechnung des Wasserdefizits: DEFINITION
Abfall der Natriumkonzentration im Serum auf < 135 mmol / l
Wasserdefizit =
( 0,5 × Gewicht ) × ( Serum-Na − Ziel-Na ) /Ziel-Na
Epidemiologie Häufigste Elektrolytstörung, v. a. bei Kran-
(Gewichtskorrekturfaktor ist alters- und geschlechts- kenhauspatienten (10–15 %) und bei Senioren (10 % der
abhängig: 0,45–0,6) 70-Jährigen).
b) Bei Hirnödem bzw. Hypophysenläsion: kontrollierte Klinik Klinische Zeichen der Hypovolämie (Orthostase,
Gabe von Desmopressin (Minirin®) intranasal Hypotonie, Apathie) oder der Hypervolämie (Ödeme, Dys
(10–20 µg / 12–24 h) pnoe, Tachykardie).
26 2 Störungen des Elektrolytstoffwechsels und des Säure-Basen-Haushalts
Leichte Hyponatriämien bleiben häufig asymptomatisch. Bei 3. Euvolämie: Es besteht eine Wasserretention ohne
mittel- und verstärkt bei schwergradigen Hyponatriämien wesentliche Natriumretention.
treten wegen des entstehenden Hirnödems neurologische – SIADH
Symptome auf: – Kortisonmangel
• Muskuläre Hyporeflexie – Hypothyreose
• Kopfschmerzen, Erbrechen – Zufuhr großer Mengen an hypoosmolaren Getränken
• Adynamie, Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen bis hin (z. B. Bier)
zum Koma – Wasserintoxikation (iatrogen oder suizidal)
• Fokale oder generalisierte Krampfanfälle – Medikamente (Neuroleptika, Carbamazepin, Cyclo-
Schnell entstehende Hyponatriämien werden früher symp- phosphamid, Clofibrat, viele andere)
tomatisch, langsam entstehende Hyponatriämien können lange Die Urinnatriumkonzentration kann für die differenzial-
und bis zu niedrige Natriumwerte hin symptomfrei bleiben. diagnostische Analyse einer Hyponatriämie genutzt werden
(› Abb. 2.4). Dabei ist es wichtig, dass die Gewinnung der
Diagnose Urinprobe noch vor dem Einsatz therapeutischer Maß-
• Labordiagnostik: Serumnatriumkonzentration nahmen erfolgt:
< 135 mmol / l • Hypovolämische Hyponatriämie: < 20 mmol / l
• Weitere Bestimmungen: • Euvolämische Hyponatriämie: > 20 mmol / l
– Im Serum: Osmolalität, Glukose, Kreatinin, Albumin, • Hypervolämische Hyponatriämie: < 20 mmol / l
Aldosteron
– Im Urin: Natrium, Kalium, Chlorid, Osmolalität Therapie
1. Kausale Therapie der zugrunde liegenden Ursache
Differenzialdiagnose Eine Hyponatriämie besteht meis- 2. Symptomatische Therapie:
tens auf einer zu starken Wasserretention und seltener durch – Volumensubstitution mit isotoner NaCl-Lösung
einen direkten Natriumverlust. Deshalb wird differenzialdi- – Flüssigkeitsrestriktion bei Hypervolämie
agnostisch eine Hyponatriämie unterteilt anhand des Volu- – Natriumsubstitution nur bei euvolämischer Hyponatriä-
menstatus (› Abb. 2.4): mie mit niedrigen Natriumwerten und Symptomatik
1. Hypervolämie: Hierbei ist die Wasserretention stärker
ausgeprägt als eine begleitende Natriumretention. CAVE
– Herzinsuffizienz (erhaltene Nierenfunktion: Urinnatri- Nur langsamer Natriumausgleich (≤ 0,5 mmol / l Natriuman-
stieg / h), sonst Gefahr einer irreversiblen pontinen Myelinolyse!
um < 20 mmol / l):
– Herzinsuffizienz
– ADH-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Tolvaptan) nur bei
– Leberzirrhose
refraktären SIADH. Cave: zu schneller Natriumanstieg
– Nephrotisches Syndrom
mit pontiner Myelinolyse!
– Nierenfunktionsverlust (Urinnatrium > 20 mmol / l):
– CKD
– ANV
2. Hypovolämie: Es besteht ein Natriumverlust, der größer 2.1.3 Kalziumstörungen
ist als der begleitende Wasserverlust.
– Renal (Urinnatrium > 20 mmol / l): Hyperkalzämie
– Diuretikaüberdosierung
– Osmotische Diurese (Hyperglykämie, Ketonurie, DEFINITION
bestimmte Vergiftungen und Medikamente) Erhöhung der Kalziumkonzentration im Serum auf > 2,6 mmol / l,
mit Erhöhung der Konzentration des ionisierten Kalziums
– Salzverlustniere (z. B. interstitielle Nephritis oder
auf > 1,3 mmol / l.
Pyelonephritis)
– Tubulopathien (Bartter- oder Gitelman-Syndrom)
– Mineralokortikoidmangel Epidemiologie Relativ häufig, bei Krankenhauspatienten
– Zentrales Salzverlustsyndrom (sehr selten) Inzidenz 0,5–1 %.
– Extrarenal (Urinnatrium < 20 mmol / l) Klinik Leichte und mittelschwere Hyperkalzämien bleiben
– Erbrechen i. d. R. asymptomatisch. Höhere Kalziumkonzentrationen
– Diarrhö können durch neuropsychiatrische und kardiologische und
– Verbrennungen auch renale Komplikationen lebensbedrohlich werden:
– Pankreatitis • Neuropsychiatrisch: Muskelschwäche, Hyporeflexie;
– postoperativ Verwirrtheit, Psychosen, Depression; Somnolenz bis
– Trauma Koma
2.1 Elektrolytstörungen 27
Abb. 2.4 Analyse einer Hyponatriämie anhand des Volumenstatus und der renalen Na+-Ausscheidung
(ZVD: zentraler Venendruck; SIADH: Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion; CKD: chronische Nierenerkrankung; ANV: akute Nierenschädi-
gung / akutes Nierenversagen) [G857]
Einteilung Kompensation
Störungen des SBH unterteilt man in: Wenn der pH-Wert durch eine Störung einer der beiden
• Azidose: durch Anstieg der Wasserstoffionenkonzen- Seiten des Säure-Basen-Haushalts, der respiratorischen oder
tration (entspricht einem Abfall des pH-Wertes auf ≤ 7,35 der metabolischen, außerhalb seiner Toleranzgrenzen (pH
im arteriellen Blut) 7,35–7,45) gerät, setzt zur Korrektur des pH-Wertes (bzw.
• Alkalose: durch einen Abfall der Wasserstoffionenkon- zum Ausgleich der veränderten H+-Ionen-Konzentration)
zentration (entspricht einem Anstieg des pH-Wertes auf ein gegenregulatorischer Kompensationsmechanismus der
> 7,45) jeweils anderen Seite des Säure-Basen-Haushalts ein
Die Unterteilung erfolgt dabei anhand der primären Ursache (› Abb. 2.6):
(› Abb. 2.6). • Hierfür kann auf respiratorischer Seite durch Steigerung
oder Reduktion der Atemarbeit eine metabolische
MERKE Störung kompensiert werden.
Die Analyse der Störungen des Säure-Basen-Haushalts erfolgt • Bei einer respiratorischen Störung kann im Sinne einer
traditionell anhand der HCO3−-basierten Henderson-Hasselbalch-
Gleichung. metabolischen Kompensation die renale Rückresorption
bzw. die Regeneration von HCO3− gesteigert oder
reduziert werden; eine Steigerung oder Inhibition der
Stoffwechselaktivität wird nicht zur metabolischen
Kompensation genutzt.
• Zu erwartende HCO3−-Veränderungen bei respiratori-
scher Störung:
– Akute Kompensation: Pro Änderung des pCO2 um
10 mmHg erfolgt ein Anstieg bzw. Abfall des HCO3−
um 1 mmol / l. Dabei steigt die HCO3−-Konzentration
nicht über 30 mmol / l bzw. sinkt nicht unter
18 mmol / l.
– Chronische Kompensation: Pro Änderung des pCO2
um 10 mmHg erfolgt ein Anstieg bzw. Abfall des
HCO3− um 3 mmol / l. Dabei steigt die HCO3−-Konzen-
tration nicht über 45 mmol / l und sinkt nicht unter
14 mmol / l.
• Zu erwartende pCO2-Änderung bei metabolischer
Abb. 2.5 Parameter des Säure-Basen-Haushalts [P661] Störung:
– Metabolische Azidose: Pro Abfall der HCO3−-Konzen-
tration um 1 mmol / l sinkt der pCO2 um 1 mmHg.
1
Die H+-Konzentration wird aufgrund der ursprünglichen Messmetho-
Dabei sinkt der pCO2 i. d. R. nicht unter 10 mmHg (im
dik als negativer dekadischer Logarithmus der H+-Ionen-Konzen- Extremfall werden pCO2-Werte bis zu 5 mmHg
tration angegeben. beobachtet).
32 2 Störungen des Elektrolytstoffwechsels und des Säure-Basen-Haushalts
Therapie Die Therapie muss immer auf die verursachende • Zentralvenöse Atemstimulation bei Schädel-Hirn-Trau-
Erkrankung fokussiert sein. Bei nicht akut korrigierbarer ma, intrazerebraler Blutung, Meningitis oder Enzephalitis
Störung des ZNS-Atemzentrums oder akuter Verschlechte- • Hypoxämiegetriggerte Atemstimulation mit sekundärer
rung einer neuromuskulären Erkrankung wird eine maschi- Hypokapnie infolge einer schweren Anämie, dekompen-
nelle Beatmung notwendig. Bei schwerer exazerbierter COPD sierten Herzinsuffizienz oder Pneumonie; ebenso entsteht
mit nicht beherrschbarer Obstruktion bzw. Lungenödem bei arterieller Hypotonie bzw. Kreislaufversagen ein
sollte präferenziell eine nichtinvasive Beatmung angestrebt hoher Atemantrieb
werden. • Pneumogene Atemstimulation durch Pneumonie,
Pneumothorax, großer Pleuraerguss, Lungenödem,
MERKE Lungenarterienembolie
Bei isolierter respiratorischer Azidose sollte keine Bikarbonatgabe • Weitere, z. T. physiologische Atemstimulation durch
erfolgen. Bikarbonat ist nicht nur nicht sinnvoll, sondern wegen
starke körperliche Aktivität, Höhenaufenthalt oder in der
möglicher zentralnervöser Reaktionen inkl. Auslösung von zerebra-
len Vasospasmen kontraindiziert. Schwangerschaft; bei mechanischer Beatmung
Therapie Immer erst die auslösende Ursache behandeln,
z. B. die Hypoxämie beheben oder die psychische Agitation
Begleitende Elektrolytverschiebungen müssen beachtet dämpfen, durch:
werden, dies gilt v. a. für lebensbedrohliche Hyperkaliämien. • Evtl. Sedierung
• Sauerstoffgabe bei Hypoxämie
• Evtl. Rückatmung, z. B. mittels Papier- oder Plastiktüte
2.2.4 Respiratorische Alkalose (nur unter ärztlicher Aufsicht zu empfehlen)
DEFINITION
Alkalisierung des Blutes wegen einer verstärkten pulmonalen Ab- 2.2.5 Metabolische Azidose
atmung von CO2 (Hypokapnie) durch eine zentralvenös bzw. hyp-
oxämiebedingte oder psychisch gesteuerte Hyperventilation der DEFINITION
Lunge. Übersäuerung des Blutes durch (Gewebe-)Stoffwechselstörungen
pCO2 < 35 mmHg, pH-Wert > 7,45; kompensatorisch: [HCO3−] oder Nierenfunktionsverlust, die mit der Erhöhung der H+-Io-
< 22 mmol / l nen-Konzentration im Blut und konsekutiv vermehrtem Verbrauch
von HCO3 einhergehen.
[HCO3−] < 22 mmol / l, pH-Wert < 7,35; kompensatorische Ernied-
Epidemiologie Relativ häufig bei Krankenhauspatienten, rigung des pCO2
v. a. bei kritisch kranken Patienten. Sie tritt typischerweise
auch bei psychischer Agitation auf und ist als physiologische
Anpassung bei Höhenaufenthalten oder in der Schwanger- Epidemiologie Relativ häufig bei stationären bzw. kritisch
schaft zu werten. kranken Patienten / Intensivpatienten.
Klinik Es besteht eine vertiefte und schnelle Atmung. Als Klinik Die Symptomatik wird bestimmt durch die verursa-
Symptome treten auf: Schwindel, Verwirrtheit, Synkope, ggf. chende Störung bzw. Erkrankung. Zusätzlich können eine
auch ein Koma. Durch die funktionelle Erniedrigung der Hypertonie und unspezifische Schwäche hinzutreten. Es be-
Konzentration des ionisierten Kalziums im Serum kommt es steht die Gefahr von Herzrhythmusstörungen mit Bradykar-
zu neuromuskulären Symptomen mit: Parästhesien bis zur die sowie VES oder Kammerflimmern, v. a. im Zusammen-
Tetanie. hang mit der begleitenden Hyperkaliämie.
Diagnose Klinisch besteht eine Tachypnoe (Atemfrequenz Bei schweren Azidosen kardiozirkulatorisches Versagen
deutlich > 20 / min), Hyperpnoe (vertiefte Atmung); ggf. fällt durch verminderte Ansprechbarkeit der adrenergen Rezeptoren.
eine psychische Agitation mit Hyperventilation auf; es ist auf Bei respiratorischer Kompensation tritt typischerweise die
Zeichen eines Infekts bzw. einer Sepsis zu achten. sog. Kußmaul-Atmung (vertiefte Atmung mit erhöhter
Arterielle (ersatzweise kapilläre) BGA mit niedrigem pCO2 Atemfrequenz) auf.
(< 35 mmHg) und erhöhtem pH-Wert (pH > 7,45). Ernied-
rigte HCO3-Werte (< 22 mmol / l) weisen auf eine bereits ein- Diagnose Labordiagnostik mittels arterieller (ersatzweise
gesetzte Kompensation hin. kapillärer) BGA. Anhand der HCO3-Konzentration kann eine
Differenzialdiagnose Es sind unterschiedliche Erkrankun leichte (< 22 mmol / l), eine mittelgradige (< 18 mmol / l)
gen und Systemstörungen in Betracht zu ziehen, denen die oder eine schwere (< 12 mmol / l) metabolische Azidose un-
übermäßige Atemstimulation gemeinsam ist: terschieden werden, die mit einer leichten (< 7,35), mittel-
• Psychisch ausgelöste Atemstimulation bzw. Hyperven- schweren (< 7,20) bzw. schweren (< 7,00) Erniedrigung des
tilation durch Angst, psychische Agitiertheit, Schmerzen pH-Wertes einhergeht.
34 2 Störungen des Elektrolytstoffwechsels und des Säure-Basen-Haushalts
• Bestimmung des pCO2 zur Feststellung einer respiratori- B) Metabolische Azidosen mit normaler Anionenlücke
schen Kompensation entstehen durch:
• Bestimmung der Kaliumkonzentration zur Erfassung – Gestörte renale Ausscheidung von Säuren bzw. renalen
einer begleitenden Hyperkaliämie durch einen kompensa- Verlust von HCO3:
torischen H+- / K+-Zellshift – Spezifische tubuläre Transportdefekte (renal-tubulä-
• Bestimmung von Chlorid und der sog. Anionenlücke als re Azidosen, s. u.)
Indikator für einen Anfall zusätzlicher Säuren – Bei CKD durch den Nephronverlust mit konsekutiv
• Bestimmung der Urin-Anionenlücke zur Unterscheidung zu geringer Kapazität zur H+-Ionen-Ausscheidung
renaler und extrarenaler Störungen › Kap. 2.2.2 und HCO3-Regeneration
– Extrarenaler Verlust von HCO3:
Differenzialdiagnose Eine metabolische Azidose entsteht – Diarrhö
in folgenden Situationen: – Verlust von Pankreas- oder Gallesekret
• Vermehrte Säureproduktion im Stoffwechsel – Intestinoureterale Fisteln oder Ableitungen
• Gestörter Abtransport von CO2 durch Gewebeminderper- Als hilfreiches Instrument für die differenzialdiagnostische
fusion Analyse hat sich die Berechnung der Anionenlücke im Serum
• Verringerte renale Säureausscheidung und im Urin erwiesen (› Abb. 2.7).
• Gastrointestinaler oder renaler Verlust von HCO3
Für die Differenzialdiagnose ist eine Unterscheidung anhand
der Anionenlücke sinnvoll: Renal-tubuläre Azidosen (RTA)
A) Vergrößerte Serumanionenlücke: Bei einer metaboli-
schen Azidose mit vergrößerter Anionenlücke treten Die RTA stellen eine besondere Form der metabolischen
Anionen auf, die physiologischerweise nicht oder nur in Azidose dar. Sie bedürfen diagnostischer Aufmerksamkeit
geringen Mengen vorhanden sind (s. Kussmaul-Regel). und können wegen ihres häufig chronischen Verlaufs
– Laktatazidose: therapeutische Herausforderungen bereiten.
– Gestörte Sauerstoffversorgung des Gewebes wegen Die RTA beruhen auf spezifischen tubulären Funktions-
Minderperfusion und konsekutiv gesteigertem störungen mit der Folge einer systemischen metabolischen
anaerobem Stoffwechsel Azidose. Sie werden in die Typen 1, 2 und 4 unterteilt. Sie unter
– Kardiogener, hämorrhagischer oder septischer Kreis- scheiden sich nach Häufigkeit, betroffenem Tubulussegment,
laufschock, Mesenterialinfarkt, arterieller Verschluss Mechanismus, typischem Urin-pH in der Azidosephase und
der unteren Extremitäten, schwere Anämie resultierenden Serumkaliumveränderungen (› Tab. 2.1).
– Gestörter zellulärer Laktatmetabolismus durch • Bei der RTA 1 besteht eine H+-Ionen-Sekretionsstörung im
Medikamente, v. a. Metformin oder Propofol, bzw. Sammelrohr des distalen Tubulussegments. Bei Erwachse-
durch einen genetischen Enzymdefekt (Gluko- nen ist sie relativ selten. Sie kann bei Autoimmunerkran-
se-6-Phosphatase-Aktivitätsmangel). kungen (SLE, Sjögren-Syndrom) auftreten, wahrscheinlich
– Bei gestörtem Leberstoffwechsel, z. B. durch durch eine Antikörper-Kreuzreaktion mit Transporterpro-
Leberzerfall bzw. schwere Leberzirrhose teinen. Bei einer Reihe systemischer Erkrankungen (u. a.
– Ketoazidose: Hepatitis, HIV, Hyperparathyreoidismus) oder renaler
– Insulinmangel (Typ-1-Diabetes; seltener auch bei Erkrankungen (medulläre Zystenbildung, Obstruktions-
Typ-2-Diabetes mit sekundärem inkretorischem uropathie, chronische PN) kann sich ebenfalls eine RTA 1
Pankreasversagen) mit Umstellung des Leberstoff- entwickeln, möglicherweise im Zusammenhang mit
wechsels auf einen ketonkörperproduzierenden tubulären Kalziumablagerungen. Hereditäre RTA-1-For-
Fettstoffwechsel men sind in der pädiatrischen Nephrologie nicht selten
– Anhaltende schwere Hungerzustände mit gestörtem und führen u. a. zu ausgeprägten Wachstumsstörungen,
Fettsäureabbau und Insulinmangelsituation mangelhafter Knochenbildung sowie zu Nephrolithiasis.
– Schwerer Alkoholismus Auch eine medikamentöse Ursache ist für verschiedene
– Urämische Azidose: akutes oder chronisches Nieren- Substanzen (Amphotericin, Lithium, Toluol) beschrieben.
versagen mit Akkumulation organischer Säuren • Bei der RTA 2 besteht eine stark reduzierte Rückresorpti-
– Intoxikationen: on von HCO3 im proximalen Tubulus. Es resultiert eine
– Salicylsäure ausgeprägte Azidose, da HCO3 glomerulär frei filtriert
– Methanol wird und es eigentlich dessen vollständiger Rückresorp
– Ethylenglykol tion bedarf. Dafür ist der proximale konvolute Tubulus
– NH4Cl mit der apikalen Carboanhydrase und effektiven transepi-
– Schwefelstoffe thelialen Transportmechanismen ausgestattet. Störungen,
– Toluolinhalation die zur RTA 2 führen, sind häufig mit weiteren Störungen
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died away. And, greatly to her own astonishment, she found her
head falling heavily upon that of her new friend.
“Ah, child, it is selfish of me to make you talk!” cried Mrs. Dale.
“You are faint, and must rest now. Come and talk to me some other
time.”
Mabin overcame the faintness which had seized her, and quite
suddenly raised her head again. The little excitement of the hope
held out to her brought all her senses back.
“Come and see you! Oh, may I? I should like to so much!”
The girl almost nestled, as she spoke, against her new friend.
But over Mrs. Dale’s fair, childlike face there came at once a sort
of shadow, as if a terrible remembrance had suddenly taken the
power for all pleasurable emotion from her. It almost seemed to
Mabin that the little hands made a movement as if to push her away.
And then there burst forth from the infantile red lips some words
which struck terror into her young hearer, so bitter, so full of sadness,
of biting remorse, were they:
“No, child, no. You must not come. I am too wicked!”
The girl was struck dumb. She wanted to comfort pretty Mrs. Dale;
she wanted to laugh at her self-accusation, to express incredulity,
amusement. But in the face of that look of anguish, of that
inexpressibly mournful cry straight from the heart, she could not
even open her lips. She knew that there was some grief here which
no words of comfort could touch.
So deeply absorbed was she in the silent compassion which kept
her with lowered eyelids and mute lips, that she was quite startled
when Mrs. Dale’s voice, speaking in her ordinary tones, struck again
upon her ear.
“That young fellow who picked you up is one of the Vicar’s sons,
isn’t he?”
“Yes,” answered Mabin in a rather colder voice.
“He seems a very nice lad, and very much interested in—
somebody?” suggested Mrs. Dale archly.
Mabin laughed.
“Yes, so he is. But it is not the ‘somebody’ you mean,” answered
she. “Mrs. Bonnington, that’s his mother, says he can think about
nothing but—Mrs. Dale!”
Again the sweet face changed; and it was in a low voice full of
sadness that the lady in black said, slowly and deliberately:
“I hope with all my heart that she has made a mistake.” Then, with
a rapid gesture, as if brushing away some thought which was full of
untold terror, she added with a shudder: “Don’t let us talk about it. It
is too horrible!”
CHAPTER III.
AN INVITATION AND A WARNING.
Mabin’s sprained ankle was a more serious affair than she had
supposed. For a month she never left the house, and for another she
went out in a wheel-chair, or hopped about on a pair of crutches.
And during all that time she caught no glimpse of the pretty
neighbor who had done her such eminent service at the time of the
accident. In vain she had hung about the road outside “The Towers”
looking up at the west side of the house, which was built into the wall
alongside the road, trying to distinguish the fair, blue-eyed face at
one of the windows which peeped sombrely out of the ivy.
Dreary the place looked, Mabin thought, as she pondered over the
mystery surrounding the lady in black. The lowest window visible
from the road was about three feet above the girl’s head; and all she
could see was a pair of crimson moreen curtains, which, she
thought, harmonized ill with what she had seen of the tenant of the
gloomy house. The house had long been “To let, Furnished.” But
why had not dainty Mrs. Dale improved away those curtains?
Mabin did not usually trouble her head about such trifles as
furniture; but she had enshrouded the figure of the pretty widow in
romance; and she felt that her fairy queen was not living up to her
proper standard in contenting herself with crimson moreen.
“What are you looking at so intently?”
Mabin, who, leaning on her crutches, was gazing up at that
mysteriously interesting window, started violently as she saw a white
hand, glistening with diamonds, thrust suddenly out through the ivy
in the midst of a space which she had taken for blank wall.
And, parting the close-growing branches, Mrs. Dale peeped out,
pink and fair and smiling, from a window at the same level as the
one Mabin had been watching, but so thickly covered with ivy that
the girl had not suspected its existence.
“I—I was looking for you. I was hoping to see you,” stammered
Mabin.
“And now that you have seen me, won’t you please condescend to
see a little more of me?” asked Mrs. Dale. “I won’t eat you up if you
come into my den. Look, here is another inhabitant whom I have
entrapped. But there are strawberries enough for three.”
Mabin hesitated; not from any scruples about the propriety of
visiting the lady about whom so much gossip was talked, certainly,
but because she was shy, and because the thought of a meeting and
a talk with her ideal heroine and a stranger seemed rather
formidable.
But Mrs. Dale would not allow her time to refuse.
“I will send the other inhabitant down to let you in,” said she.
And the ivy closed again, and Mabin could hear the lady’s voice
giving some directions to some person within. She moved
mechanically, on her crutches, toward the high closed gates. And by
the time she reached them they were opening, and Rudolph was
holding them back for her.
The girl could not repress a slight exclamation of astonishment.
Rudolph reddened.
“You are surprised to see me,” said he, rather bashfully. “I hope
you won’t refuse to come in because I am here? I will go away rather
than that.”
Mabin hesitated. She was not very worldly-wise, but it seemed to
her that there was something rather strange about his presence in
the house where the rest of the Vicar’s family were not allowed to
enter. And at the same moment she remembered Mrs. Dale’s
apparent horror at the idea of the young fellow’s admiration for her.
Rudolph’s color deepened still more.
“Why are you always so rude to me, Mabin, or I suppose I ought to
say—Miss Rose?” asked he quickly. “Doesn’t it seem rather unfair,
when you come to think of it? We were great chums once, you
know? Weren’t we?”
“When we were children, yes,” replied Mabin stiffly.
“And why not now?”
The blood rushed to the girl’s forehead.
“How can you ask?” she said, indignantly. “When I owe my
lameness to you?”
Rudolph stared at her, as if uncertain whether he heard aright.
“To me?”
“Why, yes. Surely you don’t pretend it was not you who threw the
stone which knocked my bicycle over?”
The stiff haughtiness with which she said this melted suddenly into
apologetic alarm when she saw by the change to fierce indignation in
Rudolph that she had made another, and most absurd blunder. At
first he could only stare at her in speechless anger and amazement.
“Do you take me for a street-urchin?” he asked at last.
Mabin recovered herself a little, and refused to be withered up.
“Your brothers do it,” she said below her breath.
“Then I’ll give the little beggars a good hiding the first time I catch
them at it,” said Rudolph sharply. “But I should have thought you
could distinguish the difference between a man and a schoolboy,
and not have visited their sins upon me.”
Mabin felt miserable. She blushed, she stammered when she tried
to speak; and the tears came into her eyes.
“I—I’m sorry!” she said in a constrained voice. “I—I see, I might
have known. But you know—you were rude to me—that very day—
when I saw you at Seagate!”
“Ah! I remember! I asked you to have a cigarette. It was
injudicious, not rude. You should have made a distinction again.”
There was an awkward silence. Rudolph was still resentful; but
when he saw the downcast eyes, and the tears which were
beginning to fringe the long black lashes, he found himself softening.
And, putting her hand too hastily into her pocket for the handkerchief
to wipe away her tears, Mabin dropped one of her crutches.
“Let me help you along,” said he in a gentle voice, as he picked up
the fallen crutch. “I don’t like to see a girl using those things.”
And, without waiting for her permission, he thrust the crutch under
one arm, and insisted on supporting the unwilling girl with the other.
And as they crossed the broad gravelled space to the portico, in the
shade of the trees, Mabin felt a curious sensation of peace and of
pleasure, and suddenly looked up at her companion with a frank
smile.
“I’m very glad we’re friends again,” said she.
And he, smiling too, but with a little more malice, a little more guile,
than she, answered readily:
“Why, so am I. But I must remind you that it is your fault, not mine,
that we have ever been anything else.”
Mabin hung her head, feeling rather guilty, but with yet more
enjoyment of the present reconciliation than remorse for the past
estrangement. Instead of taking her straight in, Rudolph led her
across the gravel to a flower-border, where, in a little open patch of
sunlight, a rosebush grew. It was a “Mrs. John Lang,” and the huge
pink blossoms were in their full beauty and fragrance.
“I’ve brought you here,” he said didactically, “to read you a moral
lesson. Here we have a rose, full of beauty and sweetness to every
one, but without any thorns. While some Roses I know——”
“Are all thorns to everybody, and are without any beauty,” finished
Mabin for him, laughing, “and without any sweetness.”
“No, no, not at all. But they seldom let you come near enough to
admire the beauty, and they are rather chary of their sweetness.
Now I hope you’ll profit by this lesson.”
“To be sure I—shan’t!” replied Mabin with a rather doleful smile. “I
do try to be less—less objectionable—sometimes,” she added with
seriousness which made Rudolph smile. “But it doesn’t seem to be
very successful. I think I’m going to give up the effort and accept the
fate of ‘an awful example’ as serenely as I can.”
Rudolph tried not to let his smile grow too broad for politeness.
“You are an odd girl,” he said at last. “Or is it another insult to tell
you so?”
Mabin shook her head.
“If it’s an insult,” answered she, “it is one that I’m used to.”
“One is almost as much afraid of saying anything complimentary to
you as of giving you what you call insults,” he began cautiously.
“Otherwise I would tell you that I like ‘odd’ people, people who don’t
always say and do the right thing, that is.”
“Then you ought to appreciate me,” retorted Mabin quickly. “For
everybody says I always do and say the wrong thing!”
“I do appreciate you.”
Mabin laughed and blushed.
“I only said that in fun,” she said awkwardly.
“Well, I said what I did in earnest.”
“Mrs. Dale will be wondering what has become of us,” said Mabin.
She was not at all anxious to go in; but the pleasure she felt in this
talk with Rudolph had grown rather alarming to her reserve. She
began to fear that she would spoil it all by one of her far-famed
blunders of speech. And so she chose to cut short the enjoyment
while it could remain a recollection of unalloyed delight.
Rudolph, on his side, was in no hurry to go in; although he took a
step obediently toward the portico.
From a feeling of perversity which she could not have accounted
for, Mabin chose to talk about Mrs. Dale as they went slowly toward
the house.
“I have been longing to see her ever since my accident,” she said.
“But although I have been always hovering about the place, wishing
she would come out, to-day is the very first time I have caught sight
of her.”
“That is exactly my own experience,” said Rudolph. “She seems to
have given up driving about the place, and to have shut herself up in
this dreary old house just like a nun.”
“Oh!” said Mabin, feeling quite relieved to hear that he had not, as
she had supposed, been in the society of the beautiful widow
constantly since the day of the accident.
“Yes,” he went on. “I was passing by only half an hour ago, when I
glanced up at the windows, and Mrs. Dale stopped me to ask if I had
heard how you were. And then she asked me in, saying she felt
lonely. And so should I, so would any one, in that mouldy old house
all alone.”
“Poor lady! I am so sorry for her!” said Mabin.
Rudolph looked at her quickly.
“Do you feel like that about her too?” said he earnestly. “All the
other people one meets are either jealous of her beauty, or envious
of her handsome turnout, or angry with her for not wanting to make
their acquaintance.”
“I am very sorry for her,” answered the girl gravely. “I feel certain
that she has had some very great sorrow—”
“Why, yes, her husband’s death,” suggested Rudolph.
“Oh, yes, that of course,” assented Mabin, surprised to find that
the universal doubts whether Mrs. Dale really was a widow had
infected her also. “But something even more than that, I should think.
I have an idea that there is something tragic in her story, if one only
knew it.”
Rudolph said nothing to this, but he looked at his companion with
a quick glance of surprise, as if he himself shared her opinion, and
was astonished to find it echoed.
They were under the portico now, and as their footsteps sounded
on the stone, they saw through the open door into the dark hall and
heard Mrs. Dale’s soft voice calling to them.
“It takes ever so much longer to get a thing done than to do it
one’s self!” she exclaimed brightly, with a sigh, as she came out of
the room on the left, and invited them to go in. “I could have brought
Miss Rose in in half the time, even if she had fought to get away. Did
she fight?” went on Mrs. Dale with arch innocence.
They were in the room by this time, and Mabin, coming in out of
the glare of the sun, stood for a few seconds without seeing
anything. Then her hands were gently taken, and she found herself
pushed into a low chair.
“Bring her some strawberries, Mr. Bonnington,” said Mrs. Dale. “By
the by, I may as well remark that I don’t intend to call you Mr.
Bonnington very long. I shall drop into plain ‘Rudolph’ very soon, if
only to give a fresh shock to the neighborhood, to whom I am
Shocker in ordinary.”
“The sooner the better. I can’t understand anybody’s being Mr.
Bonnington but my father. Now he looks equal to the dignity, while I
don’t. I always feel that there is a syllable too many for me, and that
people despise me in consequence.”
Mabin, who had recovered the use of her eyes, felt rather envious.
The quick give and take of light talk like this was so different from the
solemn conversations carried on at home, where her father laid
down the law and everybody else agreed with him, that she felt this
levity, while pleasant and amusing, to be something which would
have caused the good folk at home to look askance.
“And how have you been, child, since that unhappy day when I
saw you last?”
And Mrs. Dale came to the next chair, and piled sugar on the
strawberries.
“Oh, I’ve been getting on all right, but it is tiresome not to be able
to walk without those things. And it has made me in everybody’s
way,” sighed Mabin.
“How is that?”
“Papa could have let the house to go abroad, as he wanted to,
when the accident happened. Only I couldn’t well be moved then.
And now that I could go, he has lost the house he had heard of at
Geneva, and one which he could have now is too small for us. So
that I feel I am in the way again.”
“Do you mean,” asked Mrs. Dale quite eagerly, “that they could go
if only they could dispose of you?”
“Yes. There is one room short.”
Little Mrs. Dale sprang up, and the color in her cheeks grew
pinker.
“Do you think,” she asked, after a moment’s pause, “that your
parents would allow you to stay with me? If you would come?” she
finished with a plaintive note of entreaty on the last words.
“Oh, I am sure they would, and I am sure I would!” cried Mabin,
with undisguised delight.
And then quite suddenly the face of the black-robed lady grew
ashy gray, and she sank down into her chair trembling from head to
foot.
“No. I—I mustn’t ask you,” she said hoarsely.
And there was a silence, during which both her young hearers cast
down their eyes, feeling that they dared not look at her. It was Mabin
who spoke first. Putting her hand between the two white hands of
Mrs. Dale, she said gently:
“Is it because you are lonely you want me to come?”
She did venture to look up then, startled by the shiver which
convulsed Mrs. Dale as she spoke. And in the blue eyes she saw a
look of terror which she never forgot.
“Lonely! Oh, child, you will never know how lonely!” burst from her
pale lips.
“Then I will come,” said Mabin. “I should like to come.”
There was another silence. Mrs. Dale had evidently to put strong
constraint upon herself to check an outburst of emotional gratitude.
Rudolph, moved himself by the little scene, was looking out of the
window. The lady in black presently spoke again, very gravely:
“I don’t think you will be very much bored, dear, and you will be
doing a great kindness to a fellow-creature. And yet—I hardly like—I
don’t feel that I ought——”
“But I feel that I must and shall,” said Mabin brightly. “You don’t
know how beautiful it would be for me to feel that at last, for a little
while, I shouldn’t be in the way!”
And the overgrown girl, who was snubbed at home, had tears in
her eyes at the remembrance of the kind touch which she had felt on
the day of her accident. Mrs. Dale was too much moved to say much
more, but it was agreed between the ladies that the suggestion
should be formally made by the tenant of “The Towers” to the heads
of the household at “Stone House” without delay, that Mabin should
stay with her new friend during the absence abroad of the rest of the
Rose family.
Mabin did notice, while they talked, that Rudolph remained not
only silent but somewhat constrained; but it was not until she took
her leave of Mrs. Dale, and he followed her out, that the young girl
attached any importance to his reserve.
Once out of hearing of Mrs. Dale, who stood on the stone steps to
bid them good-by, Rudolph asked her abruptly:
“Do you think they’ll let you come?”
“Oh, yes, they’ll only be too glad to get rid of me. Why do you ask
in that tone?”
“Well, there is something I think I ought to tell you, if you are
thinking of staying with Mrs. Dale.”
“Well, what is it?”
“It is that she is being watched.”
“Watched!”
“Yes, by a stranger, a man whom I have never seen in the place
before. He hovers about this place, keeping out of range of possible
eyes in the house, at all hours of the day and even of the night.”
“But how do you know this?”
The words slipped out of her mouth, and it was not until she saw
Rudolph redden that she saw that she was too inquisitive.
“I am sure of what I say, anyhow,” said he quietly.
Mabin looked thoughtful.
“I don’t care!” she said at last.
“I thought you wouldn’t.”
“And I shan’t tell anybody anything about it.”
“I was sure you wouldn’t.”
“But I shall tell Mrs. Dale.”
Rudolph stopped and looked at her.
“I think you had better not do that,” he said.
“But why should a person watch her, except with the intention of
trying to do her some harm?”
“Well, I don’t know. But I think if you do tell her, knowing how
highly nervous she is, you will do her more harm than ever the
mysterious watcher would. Perhaps you would even drive her out of
the place, in which case most assuredly the watcher would go after
her, while if we keep her here perhaps we may manage to draw his
fangs.”
Mabin felt frightened. Then, being a matter-of-fact girl, she got the
better of this feeling quickly, and looked up keenly at her companion.
“What do you exactly mean by that?” she asked.
“Only that I will get hold of the man quietly and find out what his
little game is. Though I can guess.”
“Well, you can tell me what your guess is?”
“Why, debt, of course. One can see she is inclined to be
extravagant, and very likely she has run up bills somewhere. Don’t
you think that seems likely?”
His tone was rather anxious, Mabin thought. But she answered
indignantly:
“No, I don’t. It would be very dishonorable to run away without
paying one’s debts, and I don’t think you much of a friend to poor
Mrs. Dale to suggest such a thing!”
Rudolph looked not guilty, but grave.
“Well” said he, “people don’t hang about a place, at the risk of
getting taken up ‘on suspicion of loitering, for the purpose of
committing a felony,’ without some reason.”
“Why,” cried Mabin triumphantly, “that is the reason! Mrs. Dale has
some lovely diamond rings, and the loitering gentleman wants to
steal them!”
“Well, perhaps you are right,” said Rudolph doubtfully.
“I am sure of it!” retorted Mabin resolutely. And she held out her
hand. “Good-by, and thank you for your help.”
“And you will remember my parable about the Roses?” said he, as
he took her hand and thought he liked gray eyes after all better than
blue ones.
“Perhaps,” said Mabin cautiously, as she hopped away on her
crutches.
CHAPTER IV.
WAS IT A RECOGNITION?
While Mabin was still talking to Rudolph in the road between “The
Towers” and “Stone House,” a tall parlormaid, in snow-white French
cap and ends, passed them, on her way from the former to the latter
house, bearing a letter in her hand.
And when Mabin reached home, she found that the Powers had
already received Mrs. Dale’s invitation to Mabin.
In truth it had put both husband and wife into a position of some
difficulty. For while, on the one hand, they were delighted at this
opportunity of getting “the one too many” off their hands for a time,
yet there were the opinions of their neighbors to be considered; and
the tide of public feeling had set in strongly against the lady in black.
If her hair had been dark instead of fair, it would have made all the
difference. The beauty which goes with brown hair and a more or
less dark complexion is not so startling, not so sensational, as the
loveliness of pink and white and gold which made Mrs. Dale so
conspicuous. If again, she had not been in mourning, and such
pretty mourning, they would have been readier to make allowance
for her eccentricities. But the knowing ones had begun to discover
that there were discrepancies in her attire, that her mourning was
either too deep for diamond rings to be permissible, or not deep
enough for the heavy black veil she wore.
So that, in short, it was now almost universally admitted that this
person with the too showy carriage and horses, and the dangerously
pretty face, was an individual to be avoided, and it was decided that
her reluctance to enter the best society of the place, when that
society had held out its uninviting arms to her, arose from a
wholesome fear that the wise women of the place would “find her
out.”
Mr. Rose read Mrs. Dale’s note twice through, very slowly, as if
trying to discover hidden meanings in its simple words. Then he
looked at his wife, who was watching him rather anxiously.
“Well, my dear, and what do you think?” asked he.
It pleased him to ask her opinion thus on most things, not that he
ever had any intention of heeding her wishes in preference to his
own, but in the hope that she would express some modest inclination
one way or the other, to give him an impetus in the opposite
direction.
“I think, dear, that it would hardly do,” murmured the lady, hoping
that for once her husband would fall in with her views. “You must
have heard the way in which people talk about this Mrs. Dale, so that
it would be thought very strange if we let Mabin stay with her. Don’t
you think it was rather underhand of her to get hold of the child this
afternoon?”
“Underhand! Certainly not,” replied Mr. Rose with decision. “The
most natural thing in the world, considering how kind she was to the
girl at the time of her accident. And as for the talk of the place, why, if
you listened to all the old women say you would never go outside
your door for fear your neighbors should think you were going to
steal their hens!”
There was a pause. She would not irritate him by another remark.
So he presently went on:
“I suppose you think the Vicar’s wife would scold you?”
“Not scold, of course, but I am sure she would disapprove,” said
Mrs. Rose meekly.
“Ah! I thought so. Well, I will give the old lady something to talk
about then. Mabin shall stay with Mrs. Dale if she wishes.”
Mrs. Rose sighed heavily.
“She will wish it, of course. Girls always wish to do the very things
which are not proper for them.”
“You may be quite satisfied, Emily, that what I allow my daughter
to do is quite proper,” said Mr. Rose severely, as he left the room.
Mrs. Rose sighed. She had not told him, because it would have
been of no use, that she had to be more particular than he about
Mabin, because, being the girl’s step-mother only, she was the more
exposed to the gossip of the neighborhood—a force she dreaded—
than her husband was. But she vented her ill-humor on Mabin
herself, whom she informed very acidly that if she chose to go to
“this Mrs. Dale,” and was not comfortable with her, the fault was hers
and her father’s.
Mabin received these remarks meekly, rejoicing in the
approaching holiday. She had nothing very serious to complain of in
her treatment under her father’s roof, but the snubs of her father, the
tacit dislike of her step-mother, and the fact that the difference in age
between her half-sisters and herself left her much alone, all
combined to make her welcome the change.
Emily and Ethel, who were fourteen and twelve years of age,
insipid and spiritless young persons with little brown eyes and little
brown pigtails, teased her with questions about her visit of the
afternoon.
“Is it true that her hair’s dyed?” asked Emily, getting Mabin into a
corner after tea.
“No, of course it’s not,” was the indignant answer.
“Oh, well, you needn’t be so angry. Miss Bradley said she was
sure it was, and that she knew the very stuff she used.”
“Miss Bradley had better try the stuff on her own wisp then,”
retorted Mabin angrily.
“What is the house like inside, Mabin?” asked Ethel, who, though
only twelve, was quite as great a gossip as there was in the parish.
“Why, there were chairs and tables in it, just as there are in every
other house. What do you suppose it was like?”
“Mabin, don’t snub the children. Their interest is very natural,” said
Mr. Rose peevishly from the other end of the room.
“Horsehair and mahogany, red moreen curtains, and a black
marble clock on the mantelpiece,” said Mabin laconically.
“Why, that doesn’t sound very nice, that you should be in such a
hurry to go there!” objected Ethel. “But perhaps the other rooms are
better.”
“Very likely,” said Mabin.
But Mabin was really just a little bit alarmed at her own good
fortune in getting her father’s consent so easily. She had a
superstitious feeling, in spite of her reputed strength of mind, that
anything worth having ought to be rather difficult to get. In spite of all
her loyalty to her heroine, too, she thought more often than she
wished about Rudolph’s ridiculous fancy that Mrs. Dale was
watched. And although she always dismissed the thought by saying
to herself that Rudolph was in love with the lovely widow, and
therefore “fancied things,” she was anxious to meet him again and to
learn whether he still thought that the fair tenant of “The Towers” was
being watched.
In the mean time great confusion reigned at “Stone House.”
Everybody was immersed in the horrors of “packing up,” and it
was impossible to go upstairs without encountering people
staggering under the burden of a heap of things which would have
been better left behind. Even the authority of Mr. Rose, who disliked
the daily routine to be disturbed, failed to get any meal eaten at the
proper time, or without unnecessary hurry.
Even the fact that Mr. Rose’s old friend Mrs. Haybrow was
expected on a short visit before the migration, failed to check the fury
of the packers. It was unfortunate that she should come at such a
time, certainly. But Mrs. Rose reckoned on inflaming her friend’s
mind with her own zeal, and inwardly proposed orgies of competitive
trunk-filling to while away the visitor’s time.
Mrs. Rose secretly hoped, too, that Mrs. Haybrow, through her
connections at Todcaster, would be able to furnish her husband with
proofs that Mrs. Dale was not a person to be encouraged. It was not
yet too late to put off Mrs. Dale, although Mr. Rose had called upon
that person to thank her for the invitation to his daughter and to
accept it.
It was the day of Mrs. Haybrow’s expected arrival, and Mr. and
Mrs. Rose had driven to the station to meet her. Mabin, wondering
whether the visitor, whom she had not seen since she was a child,
would be “nice,” was hobbling along the garden path, rather painfully
indeed, but at last without a crutch, when she heard a great rustling
of the branches of the lilac bushes which grew close under the wall.
And then, above the wall, she saw the face of Rudolph.
“Oh!” cried Mabin, with a little fluttering of the heart. “I—I thought
you had gone back to your ship!”
“Why, so I had,” replied Rudolph, raising himself so that she had a
view of his shoulders as well as of his head. “But I’ve come back
again, you see.”
“I can guess what brought you!” said Mabin, wishing the next
moment that she had not uttered the words.
Rudolph took her up quickly.
“Can you? Well then, what was it?”
Mabin blushed scarlet. Of course the thought that was in her mind
that the charms of the fascinating widow had drawn him to Stone.
And just the least little twinge of nascent jealousy had given a sting
of pique to her tone. But she would not for the world have owned to
this; and the mere thought that he might have guessed it was misery.
As she did not answer, Rudolph shook his head.
“I don’t think you are quite as clever as you suppose,” he said.
“And I don’t choose to tell you what brought me back. But I may just
warn you that you are likely to get tired of the sight of me before I do
go away altogether, as I can get as much leave as I like while my
ship is at Portsmouth. Rather alarming prospect, isn’t it?”
“You will get tired of being on shore, won’t you?” asked Mabin, not
feeling equal to answering him in his own tone, which was what her
parents and the Vicarage people would have called “flippant.”
“That depends,” said Rudolph, looking down with interest at the
dried-up blossoms of the lilac trees.
Mabin glanced at him, and began to hope nervously that she might
not see too much of him. She had never seen a man whom she
considered so handsome as this brown-faced young lieutenant with
the merry black eyes, who made her feel so ridiculously shy and stiff.
And the very attraction he had for her seemed to the simple young
girl alarming, since she raised him in her maiden fancy to a pinnacle
from which such a peerless creature could never descend to her.
In spite of herself her tone sounded cold and constrained,
therefore, as she cut short the pause in the conversation by asking if
they were all well at the Vicarage.
“Quite well, thank you,” answered Rudolph demurely. “I suppose
that kind inquiry is meant for a snub, isn’t it? And intended to imply
that I ought not to have addressed you in this informal manner over
the wall, but that I ought to have called in the proper manner at the
other side of the house?”
“It wasn’t meant to imply that,” replied Mabin with solemn
straightforwardness. “Only I wanted to say something, and I had
nothing better to say. I must tell you that everybody says that I have
no conversation.”
“People allow you very few good points, according to your
account.”
“Quite as many as I have, though!”
“Well, at least, then you have one merit of unusual modesty.”
Mabin looked up at him steadily and frankly.
“It’s rather difficult for me to talk to you, because I can never tell
whether you are serious or only laughing at me. Don’t you rather—
rather puzzle Mrs. Bonnington?”
“Well, I am afraid I rather—rather shock her too.”
“We must all seem, down here, very antediluvian to you. There is
only one person about here you can speak to in your own way.”
“Mrs. Dale?”
To Mabin’s fanciful and rather jealous eyes it seemed that
Rudolph’s color grew a little deeper as he uttered the name.
“Yes.”
“Ah! You will have an opportunity of learning the art, if you are
going to stay with her.”
“But it is an art which will be entirely useless when I get back here
again. Papa and mamma would think it rather shocking. Do you
know, if they knew how lively Mrs. Dale is in her ordinary talk they
wouldn’t let me go to her?”
“Then I shouldn’t tell them, if I were you. You will find a use for the
art of conversation some day, you know, when you come across
other frivolous and good-for-nothing young persons, like Mrs. Dale
and me.”
Mabin would rather he had not coupled his name with that of the
lovely widow.
“Were Mr. and Mrs. Bonnington interested to hear you had been to
see her?” asked Mabin, feeling as she spoke that this was another
indiscretion.
But Rudolph began to laugh mischievously.
“They would have been extremely ‘interested,’ I am sure, if they
had heard of it,” said he. “But I have too much consideration for my
parents to impart to them any information which would ‘interest’ them
too deeply to be good for their digestions. I suppose you think that
shocking, don’t you?”
But Mabin was cautious. There was more than one gulf, she felt,
between her and the merry young sailor, and she was not going to
make them any wider.
“I’m sure you do what is best,” she said modestly.
“I’ve got something to tell you,” said he. “But it’s rather a
confidential communication, and these lilac bushes extend a long
way. Will you come nearer to the wall? Or may I get over it?”
“You may get over if you like,” said Mabin, coming as she spoke a
little nearer to the bushes.
Rudolph availed himself of the permission in the twinkling of an
eye, and stood beside her on the grass path under the limes, looking
down at the pretty nape of the girlish neck, which showed between
the soft brown hair and the plain, wide turn-down collar of pale blue
linen which she wore with her fresh Holland frock.
“The man—I told you about the man I saw watching ‘The Towers,’
well, he has disappeared,” said Rudolph, not sorry to have an
excuse for whispering into such a pretty little pink ear.
“Oh! I am glad!”
“So I hope we shall see no more of him.”
“And do you still think—surely you can’t still think—that he was
watching Mrs. Dale?”
“Oh, well, don’t know, of course. And at any rate the slight
objection I had to your going to ‘The Towers’ has disappeared.”
Mabin felt a strange pleasure at the interest implied in this concern
for her. There was a pause, broken by Mabin, who suddenly started,
as if waking from a dream.
“The carriage!” cried she. “They have come back. I must go in.
Good-by.”
She held out her hand. He took it, and detained it a moment.
“I may come and see you sometimes, when you are at ‘The
Towers,’ mayn’t I? For old acquaintance’ sake?”
“Or—for Mrs. Dale’s!” said Mabin quickly, as she snatched away
her hand and ran into the house.
She was not so silly as not to know where the attraction of ‘The
Towers’ lay!
Mrs. Rose’s lumbering old landau, which made such a contrast to
Mrs. Dale’s smart victoria, had returned from the station, and as it
drove slowly along the road past ‘The Towers,’ Mrs. Rose was just
finishing to Mrs. Haybrow a long recital of her difficulties in
connection with the doubtful new resident.
Mr. Rose had chosen to come back on foot, so his wife could pour
out her tale without interruption or contradiction.
“There,” she cried below her breath, as they came close to the
gates of ‘The Towers,’ “you will be able to see her. She is standing
just inside the garden, calling to her little dog. Don’t you think that a
little dog always looks rather—rather odd?”
Mrs. Haybrow thought that this was somewhat severe judgment,
but she did not say so. She got a good view of the mysterious lady in
black; for Mrs. Dale raised her golden head as the carriage passed,
and she and Mrs. Rose exchanged a rather cool bow.
To the great surprise of her companion, Mrs. Haybrow fell
suddenly into a state of intense excitement.
“Why, it’s Dolly Leatham, little Dolly Leatham!” she cried with
evident delight. “The idea of my meeting her down here! I haven’t
seen the child for years.”
“You know her then?” asked Mrs. Rose, in a tone which in relief
was mingled with disappointment at the collapse of her own
suspicions.
“I used to know her very well. She was the belle of that part of
Yorkshire. The last I heard of her was that she was engaged to be
married to some man who had a lot of money; and they said she was
being hurried into it by her people rather against her will.”
“Well, she has managed to get rid of him,” said Mrs. Rose coldly.
“You see she is in widow’s dress now.”
“Yes, so I see. Poor Dolly! It seems rather strange to find her here,
so far from all her friends! And the things you have told me.”
After a pause Mrs. Haybrow said decidedly: “I must call upon her
to-morrow—No, I’ll go and see her at once. There will be plenty of
time before dinner, won’t there? There’s something mysterious about
this, and I must find out what it is.”
So, when she had had a cup of tea, Mrs. Haybrow went straight to
“The Towers.”