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Der Amtsantritt von Michail Gorbatschow

Der Amtsantritt von Michail Gorbatschow als Generalsekretär der Kommunistischen


Partei der Sowjetunion im März 1985 markierte einen Wendepunkt im Kalten Krieg und
in der Geschichte der Sowjetunion. Gorbatschow führte eine Reihe von Reformen ein,
die unter den Schlagworten „Perestroika“ (Umgestaltung) und „Glasnost“ (Offenheit)
bekannt wurden. Diese Reformen hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die
sowjetische Gesellschaft, die kommunistische Partei und die internationalen
Beziehungen.

Perestroika (Umgestaltung)

Die Perestroika zielte darauf ab, die sowjetische Wirtschaft, die unter erheblichen
Produktivitätsproblemen und einer schwerfälligen Bürokratie litt, zu reformieren und
zu modernisieren. Zu den Maßnahmen gehörten:

1. Dezentralisierung der Kontrolle: Durch die Lockerung der staatlichen Kontrolle


über die Wirtschaft sollte mehr Autonomie an einzelne Unternehmen und
Kooperativen gegeben werden.
2. Anreize für Effizienz: Gorbatschow versuchte, das Management von Unternehmen
zu reformieren und Anreize für höhere Produktivität und Qualität zu schaffen.
3. Private Unternehmen: Die Einführung von privaten Unternehmungen und der
Ausbau des Dienstleistungssektors sollten die Wirtschaft beleben.
4. Landwirtschaftsreformen: Es wurden Maßnahmen ergriffen, um die Produktion in
der Landwirtschaft zu steigern und die Lebensmittelknappheit zu bekämpfen.

Glasnost (Offenheit)

Glasnost bezeichnete Gorbatschows Politik der Offenheit und Transparenz in der


Regierung und Gesellschaft. Diese Politik führte zu signifikanten Veränderungen:

1. Pressefreiheit: Die Medien erhielten mehr Freiheiten, was zu einer offeneren


Berichterstattung über soziale Probleme, wie Korruption und Missmanagement,
führte.
2. Politische Diskussion: Die Öffentlichkeit wurde ermutigt, aktiv an Diskussionen
über politische und soziale Fragen teilzunehmen, was zuvor undenkbar war.
3. Freilassung von politischen Gefangenen: Viele Dissidenten wurden freigelassen
und rehabilitiert.
4. Mehr kulturelle Freiheit: Die Zensur wurde gelockert, wodurch künstlerische und
literarische Werke, die zuvor verboten waren, veröffentlicht werden konnten.

Außenpolitik

Auf internationaler Ebene strebte Gorbatschow nach einer Verringerung der


Spannungen im Kalten Krieg. Seine Politik führte zu folgenden wichtigen
Entwicklungen:

1. Abrüstung: Gorbatschow und der amerikanische Präsident Ronald Reagan


unterzeichneten 1987 den INF-Vertrag, der eine bedeutende Reduzierung der
nuklearen Mittelstreckenraketen vorsah.
2. Reduzierung der Konfrontation: Gorbatschow zog sowjetische Truppen aus
Afghanistan zurück und verringerte die sowjetische Unterstützung für
kommunistische Regime in Osteuropa.
3. Förderung der Beziehungen: Durch seine Politik des "Neuen Denkens" bemühte
sich Gorbatschow, die Beziehungen zum Westen zu verbessern und die
Zusammenarbeit in globalen Fragen zu fördern.

Folgen

Die Reformen führten zu einem Mix aus Erfolg und Schwierigkeiten. Einerseits
eröffneten sie den Weg für mehr Freiheit und Marktelemente in der Wirtschaft,
andererseits trugen sie zu Instabilität und Unzufriedenheit innerhalb der KPdSU und
der sowjetischen Gesellschaft bei, was letztlich zum Zusammenbruch der Sowjetunion
im Jahr 1991 beitrug.

Gorbatschows Ära war somit eine der dynamischsten und umstrittensten Perioden in
der Geschichte der Sowjetunion, deren Auswirkungen bis heute in Russland und
weltweit zu spüren sind.

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