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TRANSKRIPT

Kapitel 3

BAIRISCH LEVEL 1:
AN DER UNIVERSITÄT
DIALEKT-TRANSKRIPTION VS. STANDARD-TRANSKRIPTION

Anmerkung zur Dialekt-Transkription: Anders als für das Standarddeutsche gibt es für die Schreibung von
dialektaler Sprache keine amtlich normierte Orthographie. Es existieren mehrere Dialektwörterbücher, jedoch
lässt sich daraus keine einheitliche bzw. verbindliche Norm ableiten. Die Anwendung einer Lautschrift (z. B.
IPA) eignet sich zwar für wissenschaftliche Zwecke, verfremdet aber das Schriftbild so stark, dass es für den
Laien unzumutbar wird. Aus diesem Grund wurde für die Transkripte in diesem Kurs eine standardnahe
Umschrift gewählt. Zu beachten ist allerdings, dass b, d, g und s grundsätzlich stimmlose Konsonanten
bezeichnen (abweichend von der Standardlautung). Außerdem wird mit dem Zeichen à ein besonders heller a-
Laut bezeichnet, der vor allem im Bairischen deutlich von dem eher dunklen, „tiefen“ Normal -a abweicht. Eine
auffällige Vokallänge wird durch Doppelschreibung des Vokals gekennzeichnet.

Gespräch zwischen zwei Studierenden (0:00 – 02:35)

Hey!
Hallo!

Hi, servus!
Hallo!

Oh Mann, i dacht scho, i bin zu spät. Aber grad no gschafft. So, und, wie geht’s?
Alles gut?
Oh Mann [Ausdruck des Bedauerns aufgrund der eigenen Unpünktlichkeit],
ich dachte schon, ich bin [eigentlich: wäre] zu spät. Aber [ich habe es]
gerade noch geschafft. Und, wie geht’s? Alles gut?

Ja, so weit bàsst’s. Etz bin i gestern mim Lerna durchkemma. Etz hab i einmal
einen Durchgang gschafft.
Ja, so weit ist alles okay [passt es]. Jetzt bin ich gestern mit dem Lernen
durchgekommen. Jetzt habe ich einmal einen Durchgang geschafft.1

Oh Gott, ja, die Prüfung nächste Woch! Hey, wann war die etz noml?
Oh Gott [Ausruf des Erschreckens], ja, die Prüfung nächste Woche!
Wann war die gleich nochmal?

_______________
1
mit dem Lernen durch(gekommen) sein / einen Durchgang geschafft haben = den kompletten Stoff einmal gelernt
haben

S. 1
Glaub, der hat uns gestern Abend gschriem … Nächste Woch, viertel nach zehn
bis dreiviertel zwölfe.
Ich glaube, der [Dozent] hat uns gestern Abend geschrieben … Nächste
Woche, 10:15 Uhr bis 11:45 Uhr.

Okay, i schreib‘s ma mal lieber noml auf …


Okay, ich schreibe mir es lieber nochmal auf …

À wieder da herin in dem gleichen Hörsaal.


Auch wieder hier drinnen im gleichen Hörsaal.

Okay, danke … Guad.


Okay, danke … Gut.

Hast du scho ogfangt?


Hast du schon [mit dem Lernen] angefangen?

Nàà … Hey, wollma uns vielleicht morgen noml treffen und des
zusammen durchgehn?
Nein … Hey, wollen wir uns vielleicht morgen nochmal treffen und
das zusammen durchgehen²?

Ja, koa Problem. Wann dàdsn dir bàssn?


Ja, kein Problem. Wann würde es dir denn passen?

Ja, Namiddag wär gut.


[Am] Nachmittag wäre [es] gut.

14 Uhr?
14 Uhr?

__________
2
etwas (z. B. Vokabeln, Grammatik, Lernstoff allgemein) zusammen durchgehen (ugs.) = etwas gemeinsam
wiederholen, gemeinsam lernen

S. 2
Ja, oder machma viertel 3 dann? Weil der Bus kimmt immer so a bissl knapp und
dann muss i mi immer so beeiln …
Ja, oder machen wir dann 14:15 Uhr³? Weil der Bus immer so ein bisschen knapp
kommt und dann muss ich mich immer so beeilen …

Ja, viertel 3 is okay.


Ja, 14:15 Uhr ist okay.

… dann musst ned warten auf mi. Schreib i mir lieber à glei mal auf, weil du kennst
mi ja. Gell? Okay.
… dann musst du nicht auf mich warten. Ich schreibe mir das lieber auch gleich
mal auf – du kennst mich ja [Anspielung auf die eigene Vergesslichkeit]. Oder?
Okay.

Magst du danach no mitgeh in d‘Mensa, zum Essen?


Möchtest du danach noch in die Mensa zum Essen mitkommen?

Ja, aber d’Eva und da Stefan würden mitkemma, wär des okay? Weil mit denen hab
i’s eigentlich ausgmacht.
Ja, aber [die] Eva und [der] Stefan würden mitkommen, wäre das okay? Weil
ich es eigentlich mit ihnen ausgemacht habe …

Absolut koa Thema. I schau etz bloß, was heid gibt. Grießnockerlsuppe, die
magst du doch so gern, gell?
Absolut kein Thema [= kein Problem]. Ich schaue jetzt nur nach, was es
heute gibt. Grießnockerlsuppe, die magst du doch so gerne, oder?

Ähm, ja, i glaub … schauma mal! Vielleicht nimm i an Salat. Guad.


Ähm, ja, ich glaube … mal sehen [schauen wir mal]! Vielleicht nehme ich einen
Salat. Gut.

Recht gute Beilagen hams. Pommes …


Ziemlich gute Beilagen gibt es [haben sie], Pommes …

Naja, irgendwas findma scho.


Naja, irgendetwas finden wir schon.

Was machst du heid Nachmittag?


Was machst du heute Nachmittag?

Ja, i glaub, i geh ins Freibad. Es is echt hoaß draußen.


Ich glaube, ich gehe ins Freibad. Es ist wirklich heiß draußen.

__________

³ „Machen wir [Uhrzeit, Datum]?“ (ugs.) = „Mir passt es am besten um [Uhrzeit] / am [Datum]. Wäre das für
dich auch in Ordnung?“

S. 3
Ja, dàd i à gern …
Ja, [das] würde ich auch gern …

Aber du musst ins BAföG-Amt, oder?


Aber du musst ins BAföG-Amt4, oder?

Ja, ja … Da hat was mim Antrag ned gstimmt. Etz hams ma wieder gschriem und
etz hab i gsagt, i geh etz da persönlich hi, weil bevor dassma da etz ewig hin- und
herschreim, regel i des persönlich.
Ja … Da hat etwas mit dem Antrag nicht gestimmt. Jetzt haben sie [die Beamten]
mir wieder geschrieben und jetzt habe ich gesagt, ich gehe dort persönlich hin.
Bevor wir jetzt ewig hin- und herschreiben, regle ich das persönlich.

Ja, viel Spaß. So Behörden …


Ja, viel Spaß. Solche Behörden …

Oh mei …
[Ausdruck des Bedauerns]

Oh, schau mal, es geht los!


Schau mal, es geht los!

Gespräch mit dem Verwaltungsbeamten (2:52 – Ende)

[Klopfen]

Ja, herein?
Ja, herein?

Herr Feldbauer?
Herr Feldbauer?

Ja, Grüß Gott!


Ja, Guten Tag!

Griaß Eana! Obermeier. Wir ham grad vorhin telefoniert ghabt …


Grüße Sie [Gott]! Obermeier. Wir haben gerade vorhin telefoniert …

____________________
4
Das BAföG (= Bundesausbildungsförderungsgesetz) regelt die staatliche finanzielle Unterstützung für die
Ausbildung von Schüler:innen und Studierenden in Deutschland. Mit dem Kürzel BAföG wird umgangssprachlich
auch die Förderung, also die monatliche Geldsumme bezeichnet. Um BAföG zu bekommen, muss man jedes Jahr
einen Antrag stellen und beim BAföG-Amt einreichen.

S. 4
Ah, Herr Obermeier. Griaß Eana, Herr Obermeier. Bittschön! Nehmas Platz!
Machans d’Tür zua, bittschön! So … bitteschön!
Ah, Herr Obermeier. Grüße Sie [Gott], Herr Obermeier. Bitteschön! Nehmen Sie
Platz! Machen Sie bitte die Tür zu. So … bitteschön!

I war ma etz ned ganz sicher, was fehlt, Herr Feldbauer.


Ich war mir [jetzt] nicht ganz sicher, was fehlt, Herr Feldbauer.
.

Etz, etz Moment, etz Moment. Hams Ihrn Studentenausweis dabei?


[Jetzt] Moment mal. Haben Sie Ihren Studentenausweis dabei?

Ja, hamma dabei.


Ja, haben wir dabei [umgangssprachlich 1. Pers. Pl. Statt 1. Pers. Sg.].

Sie sàn der Herr Obermeier … Sie wissen ja, Obermeier mit ai, ei …
Sie sind Herr Obermeier … Sie wissen ja, Obermeier mit ai, ei …

Ja, mit ei, ganz normal.


Ja, mit ei, ganz normal.

Aha, des is da Herr Manuel Obermeier … Guad, ja. Dankschön! Dann … Mia hamma
über Ihrn BAföG-Antrag gsprocha und mir fehln no a paar Informationen, a paar
Unterlagen, vor allem die Immatrikulationsbescheinigung. Hams de dabei?
Aha, das ist Herr Manuel Obermeier … Gut, ja. Dankeschön! Dann … Wir haben
über Ihren BAföG-Antrag gesprochen und mir fehlen noch ein paar Informationen, ein
paar Unterlagen, vor allem die Immatrikulationsbescheinigung5. Haben Sie die dabei?

Ja, ja, die hamma dabei.


Ja, die haben wir dabei.

Dann zoangs mas bitte. Ahja. Okay … Obermeier … So, Germanistik studiern Sie?
Aha. Na, guad. Okay. Etz schaumaramal. i brauch ja à no, hab i ma notiert, etz
wartens, der Antrag is da … Ja … Der Einkommensnachweis der Eltern, der fehlt
ma no.
Dann zeigen Sie sie mir bitte. Ahja. Okay … Obermeier … So, Sie studieren
also Germanistik? Aha. Naja, gut. Okay. Jetzt schauen wir einmal, ich brauche ja
noch, habe ich mir notiert, jetzt warten Sie, der Antrag ist da … Ja … Der
Einkommensnachweis der Eltern, der fehlt mir noch.

_______________
5
Immatrikulationsbescheinigung: dient Studenten ergänzend zum Studentenausweis als Nachweis für ihre
Einschreibung an einer Hochschule

S. 5
Vo wann soll der sein?
Von wann soll der sein?

Der sollt vom vorletzten Jahr sei, weil den aktuellen werns ja no ned ham.
Der sollte vom vorletzten Jahr sein, weil Sie den aktuellen ja noch nicht haben
werden [Ausdruck einer Vermutung].

Ja, okay, alles klar!


Ja, okay, alles klar!

Sie schicka mir den zua …?


Sie schicken ihn mir zu …?

Geht per E-Mail à?


Geht [es] auch per E-Mail?

Ja, Sie kinnama‘s à per E-Mail schicka, des is kein Problem. Je schneller, desto besser für
Sie – dann kann i den Antrag umso schneller bearbeiten.
Ja, Sie können es mir auch per E-Mail schicken, das ist kein Problem. Je schneller,
desto besser für Sie – dann kann ich den Antrag umso schneller bearbeiten.

Ja, i hoff, dass i‘s bis Ende der Woch schaff.


Ja, ich hoffe, dass ich es bis Ende der Woche schaffe.

Liegt an Eana – i werd mi dann sofort drosetzen, wenn der Antrag da is oder die
Bestätigung … So. Dann is ma no a Sach aufgfalln: Ham Sie ein eigenes Einkommen?
[Es] liegt an Ihnen – ich werde mich dann sofort dransetzen, wenn der Antrag
oder die Bestätigung da ist … So. Dann ist mir noch eine Sache aufgefallen:
Haben Sie ein eigenes Einkommen?

Nàà, zur Zeit ned. Nàà, nàà.


Nein, zur Zeit nicht. Nein, nein.

Keine Ferienarbeit gmacht? Ned gmacht? Dann dàd i Sie bitten, dass Sie mir des in
dem Antrag à no entsprechend bestätigen. Wenn, dann machans an Strich eine und
Ihr Handzeichen dazu, weil mir is des scho wichtig, dass des à dokumentiert is.
Keine Ferienarbeit gemacht? Nicht gemacht? Dann würde ich Sie bitten, dass Sie
mir das in dem Antrag auch noch entsprechend bestätigen. Wenn, dann
machen Sie einen Strich rein und Ihr Handzeichen6 dazu, weil mir dann schon
wichtig ist, dass das auch dokumentiert ist.

_______________
6
Handzeichen (juristischer Fachbegriff) = abgekürzte Version des Namens, z. B. Obm für Obermeier

S. 6
Ja, i hab halt nix einegschriem, weil i ma dacht hab, wenn i nix verdient hab,
brauch i a nix eineschreim.
Ja, ich habe nichts reingeschrieben, weil ich mir dachte: Wenn ich nichts
verdient habe, brauche ich auch nichts reinzuschreiben.

Schreims ma „Null“ eine oder machans an Strich eine und Ihr Handzeichen dazua,
dann bàsst des. So, bittschön!
Schreiben Sie mir „Null“ rein oder machen Sie einen Strich rein und Ihr
Handzeichen dazu, dann passt das. So, bitteschön!

Ah, super, perfekt.


Ah, super, perfekt.

Da herobm müssens des macha.


Da oben müssen Sie das machen.

Ah, da sieg i’s, ja, okay. Mach i an Strich und Handzeichen.


Ah, da sehe ich es, ja, okay. Ich mache einen Strich und Handzeichen.

Guad. Dann bàsst des à, herzlichen Dank. So, sonst, glaub i, hams alles gfunden.
Gut. Dann passt das auch, herzlichen Dank. So, ansonsten, glaube ich, haben
Sie alles gefunden.

Ja, is halt ned immer ganz einfach, ne? Mit de Formulare …


Ja, [es] ist eben nicht immer ganz einfach, nicht wahr? Mit den Formularen

I woaß scho, gewisse Bürokratie muaß halt einfach sei, damit des alls sei Ordnung
hat …Aber soweit i des seg, is des alles okay und des bàsst alles. Guad, Herr
Obermeier, dann schicka Sie mir die Unterlagen vo de Eltern und dann mach i den
Bescheid fertig. Dann hamma’s soweit. Vielen Dank, dass’ vorbeikemma sàn!
Ich weiß schon, [eine] gewisse Bürokratie muss eben einfach sein, damit das
alles seine Ordnung hat … Aber soweit ich das sehe, ist das alles okay und das
passt alles. Gut, Herr Obermeier, dann schicken Sie mir die Unterlagen von den
Eltern und dann mache ich den Bescheid fertig. Dann sind wir soweit fertig
[haben wir es soweit]. Vielen Dank, dass Sie vorbeigekommen sind!

Ja, i sag danke, vielen Dank!


Ja, ich sage danke, vielen Dank!

Alls Guade! Pfiatgott! Wiederschaun!


Alles Gute! Auf Wiedersehen!

Ja, Eana à, pfiat Eana! Tschüss!


Ja, Ihnen auch, auf Wiedersehen! Tschüss!

S. 7

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