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AN-Nawawyy´s Vierzig
Hadite mit Kommentar
Aus dem Arabischen von Abdullah As-Samit
Frank Bubenheim
Islamische Bibliothek
1
Umwelt aus; er lehrte und schrieb seine gelehrsamen Werke, welche zu
den wertvollsten Schätzen der islamischen Bibliothek gehören.
Unumstritten war er ein großer Gelehrter mit tieffundiertem Wissen
und vor allem mit edlem Charakter. Seine heldenhafte Tapferkeit und
Zivilcourage gegenüber
Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten, dem Erhalter der
Himmel und der Erden, Dem für alle Geschöpfe Vorsorgenden, Dem
Entsender der Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihnen allen, zu
jenen, die sie zu leiten haben und die, die Religionslehren mit den
unwiderruflichen Beweisen und sichtbaren Zeichen (den Menschen)
erläutern.
Ich lobe Ihn für alle Seine Gnaden und bitte Ihn um die Vermehrung
Seiner Huld und Güte. Ich bezeuge, daß kein Gott da ist außer Allah,
Dem Alleinigen, Der keinen Teilhaber hat; Dem Einen, Dem Gewaltigen,
Dem Großmütigen, Vergebenden; und ich bezeuge, daß unser
herrschaftliches Vorbild Muhammad, Sein Knecht und Sein Gesandter
ist; er ist Ihm lieb und freund; er ist das edelste aller Geschöpfe,
geehrt durch den edlen Qur'an, das ewige Wunder aller Zeiten,
sowie durch die Sunna, die als Aufklärung für die Rechtschaffenen gilt;
sie ist die Sunna unseres herrschaftlichen Vorbilds Muhammad, der
ausgezeichnet war durch die Prägnanz der Sprache und die Großmut der
Religion, Allahs Segen und Friede auf ihm, und auf den übrigen
Propheten und Gesandten und all den Ihren und den übrigen
Rechtschaffenen. Sodann: Es ist uns überliefert worden von 'Alyy Ibn
Abi Talib, 'Abdullah Ibn Mas'ud, Mu'ad Ibn Gabal, Abu-d-Darda." Ibn
'Umar, Ibn 'Abbas, Anas Ibn Malik, Abu Huraira und Abu Sa'id Al-
Hudryy, Allahs Wohlgefallen auf ihnen allen, auf vielerlei Wegen und
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durch verschiedene Überlieferungen, daß der Gesandte Allahs, Allahs
Segen und Friede auf ihm, gesagt hat:
'"Wer meiner Gemeinde vierzig Hadite über ihre Religion bewahrt, den
wird Allah am Tage der Auferstehung zusammen mit den Gelehrten und
den Wissenden auferwecken."' In einer anderen Überlieferung heißt es:
"... zu ihm wird gesagt: »Tritt ein durch welches Tor des
Paradiesgartens du willst«."
Ich habe Allah für das Zusammentragen von vierzig Haditen um die
richtige Eingebung gebeten, um nach dem Vorbild der Früheren, der
Gelehrten und Bewahrern des Islam zu verfahren. Die Gelehrten
3
stimmen darin überein, daß es statthaft ist, einen Hadit da 'if zu
befolgen, wenn dieser tugendhafte Handlungsweisen betrifft. Dennoch
folge ich nicht diesem Hadit, sondern dem Worte dessen, auf dem
Allahs Segen und Friede sei, im folgenden Hadit:
"Der Anwesende unter euch soll dem Abwesenden berichten." Und ich
verfahre nach dem Wort dessen, auf dem Allahs
"Allah möge das Gesicht eines jeden leuchten lassen, der von mir etwas
hört und richtig begreift, bewahrt und weitergibt, wie er es hörte."
Es sind auch unter den Gelehrten solche, die vierzig Hadite über die
Grundlagen der Religion zusammengetragen haben, andere über die
Sekundär-Bereiche, wieder andere über Gihad, noch andere über
Enthaltsamkeit, andere über die guten Sitten, andere über das
Predigen, und all das sind gute Ziele - Allahs Wohlgefallen auf jenen,
die sie befolgen.
Ich führe sie auf unter Auslassung des Isnad, um ihr Erlernen zu
erleichtern und ihren Nutzen populär zu machen, so Allah, der Erhabene
dies will.
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Bedeutsamkeit, die sie beinhalten und auch wegen dem, was sie an
Ermahnungen für alle Arten von Gehorsam einschließen.
Dies ist jedem offensichtlich, der sich darüber Gedanken gemacht hat.
Auf Allah verlasse ich mich; ich überlasse mich Ihm und vertraue auf
Ihn. Sein sind das Lob und die Huld, und von Ihm werden Erfolg und
Schutz vor Fehltritt verliehen.
Hadit Nr. l
Ich hörte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm,
sagen:
„
Wahrlich, die Taten sind entsprechend den Absichten, und jedem
Menschen steht das zu, was er beabsichtigt hat. Wer also seine
Auswanderung um Allahs und Seines Gesandten willen unternimmt,
dessen Auswanderung ist für Allah und Seinen Gesandten, und wer seine
Auswanderung des irdischen Lebens willen unternimmt, es zu erlangen,
oder wegen einer Frau, sie zu heiraten, dessen Auswanderung ist für
das, um dessentwegen er auswandert,"
Bücher3.
Der Hadit weist darauf hin, daß die Absicht eines Menschen einen
Maßstab für die Bewertung seiner Taten darstellt. Wenn
5
1 Titel der Kalifen (arab.: Amir Al-Mu'minin).2 Der zweite Kalif der Muslime.
3
Hadit-Schriften, deren Inhalt nach Sachgebieten zusammengestellt wurde, Vorwort des Übersetzers.
die Absicht gut ist, so ist auch die ihr folgende Tat gut, und wenn die
Absicht schlecht ist, so ist es auch die Tat. Existiert eine Tat in
Verbindung mit einer Absicht, sind hierbei drei Fälle zu unterscheiden:
1. Man tut etwas aus Furcht vor Allah (t); dies ist die Verehrung der
Sklaven.
2. Man tut etwas aus dem Verlangen nach dem Paradies und der
Belohnung Allahs heraus; dies ist die Verehrung der Händler.
3. Man tut etwas aus Scham vor Allah (t) und außerdem, um seine
Pflicht zur demütigen Verehrung zu erfüllen und Dank abzustatten, und
betrachtet sich selbst dabei trotzdem noch als nachlässig. Bei alledem
fürchtet man sich von Herzen, weiß man doch nicht, ob die Tat
angenommen wird oder nicht. Dies ist die Verehrung der Freien, die der
Gesandte Allahs meinte, wo 'A`isa (r) zu ihm sagte, als er nachts immer
wieder aufstand, bis ihn die Füße schmerzten: "0 Gesandter Allahs!
Nimmst du das auf dich, wo dir Allah doch schon deine vorangegangenen
und zukünftigen Sünden vergeben hat?", und er darauf entgegnete:
"Soll ich denn kein dankbarer Diener sein?" Auf die Frage, ob die
Verehrung aus Furcht oder aus Hoffnung vorzuziehen ist, kann man
antworten, daß der Imam Al-Gazzalyy, Allah erbarme Sich seiner,
sagte: "Die Verehrung aus Hoffnung ist besser, weil die Hoffnung Liebe
bewirkt, die
Nun kann sich aber erstens der Aufrichtigkeit das Übel der
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Eitelkeit in den Weg stellen. Wer auf seine Tat stolz ist, dem
Einige Gelehrte vertreten die Ansicht, daß eine solche Tat von Allah (t)
zurückgewiesen wird. Als Beleg dafür führen sie folgenden Hadit-
Qudsyy an:
"Allah, der Erhabene, sagt: »Ich bin der unbedürftigste Teilhaber, und
wer dann in einer seiner Taten einen anderen Teilhaber als Mich nimmt,
dessen bin Ich ledig«.4" Dieser Auffassung schließt sich auch Al-Harit
Al-Muhasibyy in seinem Buch "Ar-Ri'aya (Die Obhut)" an:
4 In einem anderen Wortlaut zu diesem Hadit heißt es statt "... dessen bin Ich ledig" "den lasse Ich und seine Teilhaber im
Stich."1 Allah (l) sagt:
"Ich brauche keinen Teilhaber, und wenn jemand etwas für Mich und jemand anderen außer Mir zugleich tut, dann nehme Ich
diese seine Tat nicht an, sondern überlasse sie dem anderen ganz." Dies bedeutet, daß die Tal des Heuchlers wertlos, ohne
Belohnung ist, und daß er sich damit sogar versündigt.(Sahih Muslim bi -sarh An-Nawawyy, Anmerkung des Übersetzers).
als auch das des Herrn der Menschen erreichen. Beide Arten lassen die
Tat vor Allah verloren gehen" Diese Worte sind uns durch den Hafiz
Abu Nu'aim in seinem Buch "Hilyatu-l-Auliyä' (Schmuck derjenigen, die
7
Allah nahestehen)" von einigen der Früheren überkommen. Manche
führen als Beweis auch folgenden Qur'an-Vers an:
"... Der Gewaltige, Der Hochstehende. Erhaben ist Allah über das, was
sie Ihm als Teilhaber zuschreiben." (Sura 59, Vers 23).
So wie Allah (t) Hoch darüber steht, eine Gattin, Kinder oder einen
Teilhaber zu haben, so steht Er auch darüber, eine Tat anzunehmen, bei
der Ihm der Handelnde noch einen anderen Teilhaber hinzugesellt. Ist
Er, der Erhabene, doch Groß, Größer, Hochstehend. As-Samarqandyy,
Allah erbarme Sich seiner, sagte:
"Was man für Allah (t) tut, wird angenommen, was man jedoch um der
Menschen willen tut, wird zurückgewiesen." Jemand verrichtet zum
Beispiel das Mittagsgebet und beabsichtigt damit die Erfüllung seiner
Pflicht Allah (t) gegenüber,
zieht aber dabei jeden Teil des Gebets in die Länge, nimmt jede
Körperhaltung ganz genau ein und rezitiert mit schöner Stimme, um den
Menschen zu imponieren. Sein Gebet gilt als grundsätzlich angenommen.
Aber das In-die-Länge-Ziehen und die schöne Haltung um der Menschen
willen werden von der Annahme ausgeschlossen, weil derjenige
beabsichtigt, damit den Menschen zu gefallen. Als der Scheich 'Izz Ad-
Din Ibn 'Abdissalam nach jemandem gefragt wurde, der sein Gebet um
der Leute willen in die Länge zog, gab er zur Antwort:
"Ich hoffe, daß diese seine Tat nicht ganz verloren geht, wenn die
Teilhaberschaft nur im Äußeren der Tat liegt. Liegt sie jedoch in der
Tat selbst, indem man das Pflichtgebet um Allahs und der Leute willen
verrichtet, so wird das Gebet nicht angenommen wegen der
Teilhaberschaft in der Tat selbst." Ebenso kann die Heuchelei auch im
Unterlassen der Tat bestehen. Al-Fudail Ibn 'Ayyad sagte:
"Das Unterlassen der Tat um der Leute willen ist Heuchelei, und ihre
Ausführung um der Leute willen ist Teilhaberschaft. Aufrichtigkeit ist,
wenn dich Allah (t) vor beidem bewahrt." Dies bedeutet, daß einer, der
sich entschließt, eine gottesdienstliche Handlung zu tun, und sie dann
aus Furcht unterlässt, die Leute könnten ihn dabei sehen, ein
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Augendiener ist, weil er seine Tat um der Leute willen unterläßt. Betet
man aber nicht vor den Leuten, sondern wenn man allein
'"Wer (von seinen guten Taten) herumerzählt, von dem erzählt auch
Allah herum5, und wer (seine Taten) zur Schau stellt6, den stellt auch
Allah zur Schau'7
"Der Betende benötigt vier Eigenschaften, damit sein Gebet (zu Allah)
emporsteigt: die Gegenwart des Herzens, die
5 D.h. Er deckt seine Geheimnisse auf und stellt ihn vor den Leuten bloß.
7 D.h., dem deckt auch Allah (t) seine schlechten Taten auf, so daß die Leute Einblick darin gewinnen können.(Sahih
Muslim, Anmerkung des Übersetzers).
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"Wahrlich, die Taten sind entsprechend den Absichten ..." Hiermit sind
nur die Taten gemeint, die sich auf Dinge beziehen, die eine Erfüllung
des Gehorsams gegenüber Allah (t) darstellen, und nicht auf Dinge,
deren Tun und Lassen einem freigestellt ist. Al-Harit Al-Muhasibyy
sagte:
"Die Aufrichtigkeit kann nicht in etwas geübt werden, dessen Tun oder
Lassen einem freigestellt ist, da es nichts enthält, mit dem man sich
Allah näher bringt und auch nicht zu etwas führt, was (Ihn) näher
bringt, so wie die Errichtung eines Bauwerks zu keinem eigentlichen
Zweck, sondern (nur) aus Gedankenlosigkeit. Hat sie aber einen Zweck,
wie (es) bei Moscheen, Brücken oder Festungen (der Fall ist), so ist sie
erwünscht.
ansieht, was anzusehen ihm nicht erlaubt ist, und behauptet, er sähe es
an, um über die Schöpfung Allahs nachzudenken, oder wie das
Anschauen eines Bartlosen8, worin (ebenfalls) keine Aufrichtigkeit
liegen kann, ja absolut nichts, was einem Allah näher bringt.
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Wahrhaftigkeit ist nun (geprägt durch) das Streben nach Allah durch
die gottesdienstlichen Handlungen zusammen mit der Gegenwart des
Herzens. So ist jeder Wahrhaftige aufrichtig, nicht aber jeder
Aufrichtige wahrhaftig. Dies bedeutet (zugleich) eine Verbindung und
eine Trennung, weil er (d.h. der Wahrhaftige) sich von allem anderen als
Allah löst und durch die Gegenwart (des Herzens) mit Allah in
Verbindung tritt. Es bedeutet auch die Aufgabe alles (anderen) außer
Allah, das Aufgeben durch die Gegenwart vor Allah, des Gepriesenen
und Erhabenen.
Das Verhältnis der Taten zu ihren Absichten kann die Gültigkeit der
Taten, ihre Beurteilung, ihre Annahme oder ihre Vollkommenheit
bestimmen.
Letztere Meinung vertritt der Imam Abu Hanifa, Allah erbarme Sich
seiner, nimmt aber diejenigen Taten davon aus, deren Unterlassung eine
Sünde oder einen Verstoß darstellt, wie die Beseitigung von
Verunreinigungen, die Zurückgabe von widerrechtlich angeeignetem
oder geliehenem Gut, die Auslieferung eines Geschenks und dergleichen
mehr. Die Gültigkeit dieser Taten ist nicht von der Absicht abhängig,
wohl aber deren Belohnung von der Absicht, Allah (t) damit näher zu
kommen. So empfängt man zum Beispiel Lohn dafür, wenn man seinem
Reittier zu fressen gibt und dies in der Absicht tut, damit dem Befehl
Allahs nachzukommen. Hegt man aber bei der Fütterung des Tieres nur
die Absicht, sein Eigentum zu erhalten, so erhält man dafür keinen
Lohn. Ausgenommen davon ist das Pferd des Glaubenskämpfers, welches
dieser für die Sache Allahs hält. Selbst wenn das Tier gegen seinen
Willen getränkt wird, wird er dafür belohnt, wie es in der Sahih-
Sammlung von Al-Buharyy steht.9 Ebenso verhält es sich mit dem
Verhalten der Ehefrau gegenüber, dem Verschließen der Tür oder dem
Löschen der Lampe beim Schlafengehen:
Wenn man damit beabsichtigt, dem Befehl Allahs Folge zu leisten, wird
man dafür belohnt, andernfalls nicht. Es ist wichtig zu wissen, daß die
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"Absicht" (arab.: Niyya) im Sprachgebrauch "Vorsatz" (arab.: Qasd)
bedeutet. Im islamischen Recht bezeichnet die Absicht den Vorsatz zu
einer Handlung in Verbindung mit ihrer Ausführung. Hat man den
Vorsatz, läßt aber dann davon ab, so nennt man ihn "Entschluß" (arab.:
"Azm).
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verschiedenen Stufen der gottesdienstlichen Handlungen -
sind:
Ebenso kann man mit der Freilassung eines Sklaven die Ableistung einer
Buße (arab.: Kaffara) für eine Sünde als auch etwas anderes, wie zum
Beispiel die Erfüllung eines Gelöbnisses, bezwecken.
"... und jedem Menschen steht das zu, was er beabsichtigt hat."'
Wenn zum Beispiel jemand, der zweitausend Mark Schulden hat und für
eintausend Mark ein Pfand hinterlegt hat, dann eintausend Mark
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bezahlt und sagt: "Das sind die tausend, für die ich das Pfand gegeben
habe", so hat er damit sein Versprechen eingelöst. Falls er bei der
Bezahlung keine Absicht gefasst hat, so kann er dies noch nachträglich
tun und wofür er will.
I.
n.
Die Auswanderung von Makka nach Macina, die dreizehn Jahre nach der
Entsendung des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf
ihm, stattfand. Es bestand damals die Pflicht für jeden Muslim in
Makka, dem Gesandten Allahs nach Macina nachzufolgen.
Exkurs:
Der erste Bereich der Fortbewegung bezieht sich auf die Flucht vor
den üblen Dingen, der wiederum in sechs Kategorien unterteilt wird:
14
13 Kaiser von Abessinien.
14
Muhammad Ibn 'Abdullah (468-543 d.H/1076.1148 n. Chr.), geb. in Sevilla (Spanien) und Qädl (Richter)
daselbst, der malikitischen Rechtsschule angehörend, berühmter Hadit-Gelehrter auf der Stufe eines
"Häfiz ". nicht zu verwechseln mit Ibn Al-´Arabyy: Muhammad Ibn ´Alyy, bekannt unter dem Namen "Muhyi-
d-DTn Ibn Al-'Arabyy (560-638 d.H./l 165-1240 n. Chr.), geb. in Murcia (Spanien). Philosoph und Theologe,
Verfasser vieler Schriften und "größter Meister" des Sufismus.
15
(Sura 29, Vers 26.). Allah (t) sagt im Qur'än über Mose, Allahs Friede
auf ihm: "Da zog er aus ihr hinaus in Furcht und spähte umher." (Sura
28, Vers 21.).
5. Der Auszug aus Furcht vor Krankheit aus einem ungesunden Land in
ein Gebiet mit gesünderem Klima. So erlaubte der Gesandte Allahs
Leuten vom Stamme der 'Uraina, hinaus aufs Weideland zu ziehen, als
ihnen das Klima von Al-Madina nicht zuträglich war.
ist.
Der zweite Bereich der Fortbewegung markiert die Suche nach etwas,
das die Gelehrten in zehn Kategorien eingeteilt haben:
Die Suche nach der Religion und nach den weltlichen Dingen, wobei sich
die Suche nach der Religion ihrerseits in neun Arten untergliedert:
15
Siehe Sura 18 Vers 83-98.
5. Die Reise zum Handel und zum Erwerb dessen, was über
den Lebensbedarf hinausgeht. Sie ist erlaubt nach
folgendem Qur'än -Vers: "Es ist keine Sünde für euch,
16
danach zu streben, daß euer Herr euch Gunst erweist/'
(Sura 2, Vers 198).
17 Den Anblick eines Engels in seiner wahren Gestalt kann der Mensch nicht ertragen, da die Engel aus Licht
erschaffen sind. Deshalb zeigen sie sich den Menschen meist ebenfalls in menschlicher Gcstalt.(Anmerkung
des Übersetzers).
nem Bruder von mir hier an diesem Ort.« Der Engel fragte weiter:
"Mußt du ihm eine Wohltat erwidern?« »Nein, sondern ich liebe ihn nur
in Allah.« Darauf gab sich ihm der Engel zu erkennen mit den Worten:
»Nun, ich bin von Allah zu dir gesandt (um dir mitzuteilen,) daß Allah
dich liebt, so wie du ihn (d.h. deinen Glaubensbruder) liebst.«"
(Überliefert in den Sammlungen von Muslim u.a.)
Exkursende!
III
17
daheimgebliebenen Stammesgenossen zurückzukehren und sie
ihrerseits im Glauben zu unterweisen.
IV.
V.
Dar Al-Kufr) ins Land des Islam. Dem Muslim ist der fortwäh-
"Hat er dort Frau und Familie, und ist es ihm möglich, seine Religion
offen zu zeigen, so bringt es ihm nichts, auszuwandern, weil der Ort, an
dem er sich aufhält, dadurch zum Dar Al-Islam geworden ist."
VI.
VII.
"Und meidet sie im Ehebett." 4 (Sura 4, Vers 34). Dazu gehört auch, daß
man sündhaftes Volk im Wortwechsel und durch Fernbleiben meidet,
und daß man den Friedensgruß erwidert und beginnt.
VIII Das Meiden dessen, was Allah (t) verboten hat Dies ist die
allgemeinste Form des Sich-Femhaltens. "... Wer also seine
Auswanderung um Allahs und Seines Gesandten willen unternimmt..."
18
Wer mit der Absicht und mit dem Vorsatz, Allah (t) zu dienen,
auswandert, dessen Auszug erfolgt nach dem Gesetz und zu Recht um
Allahs und Seines Gesandten willen. "Und wer seine Auswanderung um
weltlicher Dinge willen unternimmt, sie zu erlangen ..."
Verwaltungsposten strebt.
auswandert."
Wenn die Pilgerfahrt der Anlaß zum Handel ist, steht dem Pilger der
Lohn für die gottesdienstliche Handlung zu, da der Handel nur eine
Folge der Pilgerfahrt ist und nicht ihr Grund. Der Lohn fällt in einem
solchen Fall aber geringer aus, als wenn jemand allein um der
Pilgerfahrt willen hinauszieht. Ist der Beweggrund zur Fahrt beides,
19
Pilgern und Handel, so kann man annehmen, daß man seinen Lohn erhält,
weil man nicht nur der weltlichen Dinge wegen ausgezogen ist. Man kann
aber auch das Gegenteil vermuten, weil man Taten für das Jenseits mit
solchen für das Diesseits verbunden hat. Aus diesem Hadit geht klar
hervor, daß der Vorsatz die Beurteilung der Tat bestimmt. Wenn nun
jemand beides, Diesseitiges und Jenseitiges beabsichtigt, so können wir
nicht sagen, er habe dabei nur weltliche Dinge vor Augen gehabt.
Hadit Nr. 2
"Eines Tages, während wir beim Gesandten Allahs, Allahs Segen und
Friede auf ihm, saßen, erschien ein Mann vor uns, mit sehr weißen
Gewändern und sehr schwarzem Haar. An ihm war keine Spur der Reise
zu sehen, und von uns kannte ihn keiner. Schließlich setzte er sich zum
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, lehnte seine Knie gegen
dessen Knie, legte seine Handflächen auf dessen Oberschenkel und
sagte:
auf ihm:
»Der Islam ist, daß du bezeugst, daß kein Gott da ist außer Allah, und
daß Muhammad der Gesandte Allahs ist, daß du das Gebet verrichtest,
die Zakah19 gibst, im Ramadan20 fastest und zum Hause21 pilgerst, wenn
du dazu imstande bist.«
18 'Umar Ibn Al-Hattab, der zweite Kalif.
19 Dieses arabische Wort mit der Grundbedeutung "Reinigung" wird gewöhnlich, aber nicht ganz korrekt mit
"Armensteuer" übersetzt. Es handelt sich um eine Abgabe, die auf Reichtum erhoben und u. a. unter die Armen verteilt
wird. Diese pflichtmäßige Abgabe ist einer der fünf "Pfeiler" des Islam.
20
2
20 Während des Monats Ramadan üben die Muslime vom Beginn des Morgengrauens bis zum Sonnenuntergang eines
jeden Tages Enthaltsamkeit, wie es im Qur'an vorgeschrieben ist. Der Ramadan ist der neunte Monat im arabischen
Mondkalender.
21
Das Haus Allahs, d.h. die Ka'ba in der Heiligen Moschee zu Makka.
Er sagte:
und wir waren erstaunt darüber, daß er ihn befragte und ihm (dann)
rechtgab. Er fuhr fort:
»Es ist dies, daß du an Allah glaubst, an Seine Engel, an Seine Bücher,
an Seine Gesandten und an den Jüngsten Tag, und daß du an die
Bestimmung glaubst mit ihrem Guten und mit ih- rem Bösen.« Er sagte:
»Nun berichte mir über das rechte Tun (arab.: Ihsan).« Er antwortete:
»Es ist dies, daß du Allah dienst, als ob du Ihn sähest, und wenn du Ihn
auch nicht siehst, so sieht Er dich doch.« Er fuhr fort:
»Darüber weiß der Befragte nicht mehr als der Fragendem Er sagte:
Er antwortete:
»Daß die Magd ihre Herrin zur Welt bringt, und daß du siehst, wie die
barfüßigen, nackten, mittellosen Schafhirten sich gegenseitig im Bauen
zu übertreffen suchen.« Danach entfernte er sich, und ich verweilte
eine Zeitlang. Dann sagte er:
21
»O 'Umar, weißt du, wer der Fragende war?« Ich entgegnete:
»Es war Gabriel, der zu euch gekommen ist, euch eure Religion zu
lehren.«"
22
"Wenn die Heuchler zu dir kommen, sagen sie: »Wir bezeugen, daß du
wahrlich der Gesandte Allahs bist.« Und Allah weiß, daß du wahrhaftig
Sein Gesandter bist. Doch Allah bezeugt, daß die Heuchler Lügner sind."
(Sura 63, Vers l).
Sie sind Lügner, wenn sie sagen: »Wir bezeugen, daß du wahrlich Allahs
Gesandter bist«, in ihren Herzen aber nicht
daran glauben. Die Worte auf ihren Zungen stimmen nicht mit dem
überein, was in ihren Herzen ist. Gerade das ist aber die Bedingung
beim Bekenntnis zur Entsendung des Propheten, Allahs Segen und
Friede auf ihm. Allah (t) hat aber die Lüge in ihrer Behauptung
aufgedeckt und die bloßen Muslime von den echten Gläubigen
ausgenommen, da der echte Glaube eine Bedingung für die Gültigkeit
des Islam bei jedem einzelnen ist. Der Qur'an-Vers:
gläubig war. Aber Wir fanden in ihr nur ein Haus von
das Gebet zum Beispiel, mit dem Gebet, also der bedingten
23
nun, die bisher nach der alten Qibla verrichteten Gebete seien dadurch ungültig geworden und der damit
verbundene Lohn verloren gegangen. Obiger Qur'an-Vers ist Allahs Antwort auf solche
Diese Worte bedeuten, daß Allah (t) alle Dinge von alters her bestimmt
hat und weiß, zu welchen Ihm bekannten Zeiten und an welchen Ihm
bekannten Orten sie stattfinden werden, wobei sie sich so ereignen
werden, wie Allah (t) es festgesetzt hat. Die Vorherbestimmung umfaßt
vier Arten:
"Sprich: »Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn des Frühlichts vor dem
Übel dessen, was Er erschaffen hat.«" (Sura 113, Vers 1-2). Wenn dem
Geschöpf Allahs Güte zuteil wird, dann wendet Er das Übel ab, bevor es
jenen trifft. Im Hadit heißt es dazu: "Das Spenden und das Pflegen der
Verwandtschaftsbande halten den Tod als Elender zurück und lassen
einen statt dessen die Glückseligkeit erlangen."' Und ein anderer Hadit
sagt: "Das Bittgebet und die Heimsuchung 25 kämpfen im Raum zwischen
Himmel und Erde gegeneinander, doch das Gebet stößt die Heimsuchung
zurück, bevor sie heruntergelangt." Die Qadaryya aber behauptet, daß
Allah (t) weder etwas von alters her bestimmt habe noch daß Er das
künftige Geschehen vorauswisse. Sie venritt die Annahme, daß alles
25
ohne Vorherbestimmung neu beginne, und daß Allah (t) davon erst
Kenntnis erlange, wenn es bereits geschehen sei. Damit verbreitet die
Qadaryya eine große Lüge über Allah (t), über die Er Erhaben ist. Diese
Richtung der Qadaryya existiert nicht mehr, aber in späterer Zeit
sagte sie, alles Gute komme von Allah (t) und alles Übel von jemand an-
25
Das Gebet steigt vom Bittenden zu Allah (t) auf; und die von Allah (t) beschlossene Heimsuchung steigt von dort
oben auf den herab, den sie treffen soll.
derem als Ihm, Erhaben ist Allah über solche Behauptungen. Der
Gesandte Allahs sagte: "Die Qadaryya sind die Magier26 dieser
Gemeinde." 1 Er nannte sie "Magier", weil ihre Lehre derjenigen der
Zoroastrier ähnlich ist, die behaupten, alles Gute sei ein Werk des
Lichts, alles Böse aber ein Werk der Finsternis, und damit den
Dualismus, die Lehre von zwei gleich starken, entgegengesetzten
Kräften im Universum vertreten. Genauso schreibt die Qadaryya Allah
(t) alles Gute zu und anderen als Ihm alles Böse. Allah (t) aber ist der
Schöpfer sowohl des Guten als auch des Bösen.
" »Nun berichte mir über das rechte Tun.« Er antwortete: »Es ist dies,
daß du Allah dienst, als ob du Ihn sähest...« " Das ist der Standpunkt
des Beobachters; denn wer imstande ist, den König 27 zu sehen, scheut
sich, sich während des Gebets einem anderen zuzuwenden oder sich im
Herzen mit etwas anderem zu beschäftigen. Der Standpunkt
desjenigen, der etwas auf die rechte Weise tut, ist jedoch der eines
von zwei Freunden, die eng beisammen sind. Im ersten Hadit ging schon
ein Hinweis darauf voraus.
26 Gemeint sind mit den Magiern die Zoroastrier oder Feueranbeter, die Vertreter der altpersischen Religion. (Anmerkung des
Übersetzers). 27 "Der König (Al-Malik)" ist einer der 99 schönsten Namen Allahs (t).
" »Und wenn du Ihn auch nicht siehst, so sieht Er dich doch.«" Allah (t)
sieht es, wenn der Mensch im Gebet nachlässig ist oder dabei in
Gedanken Selbstgespräche führt
26
»Darüber weiß der Befragte nicht mehr als der Fragende.«f< Diese
Antwort zeigt, daß der Gesandte Allahs nicht wußte, wann die Stunde
des Jüngsten Gerichts eintreffen wird; denn nur Allah (t) ganz allein
besitzt das Wissen über die letzte Stunde. Im Qur'an heißt es dazu:
"Bei Allah ist das Wissen von der Stunde."' (Sura 31, Vers
34).
Und weiten
"Man fragt dich nach der "Stunde", wann sie eintreffen wird.
Sprich: »Das Wissen über sie besitzt nur mein Herr. Er allein
wird sie enthüllen, wenn ihre Zeit da ist.« Schwer lastet sie in
den Himmeln und auf der Erde. Nicht anders als plötzlich wird
Und weiter:
"Und was läßt dich wissen, ob die "Stunde" nicht nahe bevorsteht"
(Sura 33, Vers 63).
Wenn jemand - wie dies geschehen ist - behauptet, die Lebenszeit der
diesseitigen Welt betrüge siebzigtausend Jahre, von denen noch
dreiundsechzigtausend verblieben, oder sich auf irgendeine andere Zahl
festlegt, so macht er eine wertlose
"»... Dann berichte mir über ihre Anzeichen.« Er sagte: »Daß die Magd
(arab.: Ama) 28 ihre Herrin 29 zur Welt bringt.«" Die meisten
Kommentatoren interpretieren diesen Ausdruck so, daß die vielen
Sklavinnen, die ihren Herren als Beischläferinnen dienen. Söhne und
27
Töchter gebären werden, welche dann ihre Freiheit erlangen und so zu
den Herren derer werden, die sie zur Welt brachten.
Nach einer anderen Tradition bedeuten die Worte, daß die Mägde
spätere Könige zur Welt bringen, so daß sie als deren Mütter zu der
Masse ihrer Untertanen gehören. Der Satz kann aber auch besagen,
"daß eine Frau ihre Herrin zur Welt bringt", d.h., es wird eine Zeit
kommen, in der die Kinder ihre Mütter so gering achten, daß sie sie wie
Mägde behandeln und sich von ihnen wie Herren bedienen und
verwöhnen lassen.
28 Das arabische Won "Ama" wird gewöhnlich mit "Sklavin" übersetzt, kann sich aber auf jede Frau beziehen, da wir
alle Knechte oder "Mägde", "Sklaven" oder "Sklavinnen" Allahs sind. Der Begriff "Ama" kann aber auch einen Zustand
oder Verhältnisse bedeuten, die heute noch gar nicht eingetreten sind. sondern vor uns in der Zukunft liegen.
29 in einer anderen Überlieferung des Matn heißt es auch w... ihren Herrn" stattM... ihre Herrin**.
Das soll heißen, daß die Beduinen und bedürftige Leute ihresgleichen in
der Welt emporkommen und materiell aufsteigen, bis sie sich prächtige
Villen und Paläste oder Hochhäuser bauen lassen können, worin sie
wetteifern und prahlen.
"... und ich verweilte eine Zeitlang," In der Überlieferung bei Abu Dawud
und At-Tinnidyy steht, daß er nach dem Fremden drei Tage später
fragte. Darin liegt aber ein Widerspruch zu den Worten Abu Hurairas:
"... und ich verweilte ein Zeitlang." Dieser Widerspruch liegt wohl in
einem Mißverständnis begründet: Der Gesandte Allahs sagte zu seinen
Gefährten, sie sollten den Fremden zurückbringen; doch sie fanden ihn
nicht mehr, da er schon weggegangen war. Daraufhin teilte der Prophet,
Allahs Segen und Friede auf ihm, den anwesenden Prophetengefährten
sogleich mit, wer der Fremde gewesen war, außer 'Umar, der zu diesem
Zeitpunkt nicht mehr anwesend war. Ihm wurde die Identität des
Fremden erst drei Tage später bekannt. In den Worten:
99
»Es war Gabriel, der zu euch gekommen ist, euch eure Religion zu
lehrend,
28
klingt an, daß Glaube, Islam und rechtes Tun alle zusammen Religion
genannt werden. Und in diesem Hadit liegt die Betonung darauf, daß der
Glaube an die Vorherbestimmung Pflicht ist, daß man mit dem göttlichen
Ratschluß zufrieden sein soll und es sich nicht anmaßen darf, ihn zu
kritisieren.
Hadit Nr. 3
Von Abu 'Abdu-r-Rahman 'Abdullah, dem Sohn von 'Umar Ibn Al-
Hattab, Allahs Wohlgefallen auf beiden:
Ich hörte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm,
sagen:
daß kein Gott da ist außer Allah, und daß Muhammad der Gesandte
Allahs ist, dem Verrichten des Gebetes, dem Entrichten der Zakah31,
der Pilgerfahrt zum Hause32 und dem Fasten im Ramadan33.
Wer diese fünf Pflichten erfüllt, übt die islamische Religion auf
wenn ein Teil seiner Pfeiler fehlt, ist auch das geistige
Pfeiler fehlt.
"Das Gebet ist die Stütze der Religion. Wer es aufrecht erhält, der
erhält die Religion aufrecht. Wer es aber unterläßt, der reißt die
Religion nieder." Das Aufrechterhalten des Gebets bezieht sich auf
mehr als nur
31 Vgl. Anmerkung 17. 32 Vgl. Anmerkung 19. 33 Vgl. Anmerkung 18.
sein bloßes Verrichten. Es umfaßt darüber hinaus auch, daß man dafür
Sorge trägt, daß das Gebet auf die richtige Weise und zur
vorgeschriebenen Zeit eingehalten wird. Analog verhält es sich mit den
übrigen vier Pfeilern des Islam, Allah (t) hat im folgenden Qur'an-Vers
bezüglich der Gläubigen und Heuchler ein Gleichnis geprägt:
"Ist denn einer, der sein Gebäude auf Gottesfurcht und auf
Wohlgefallen gegründet hat, besser, oder einer, der es auf den Rand
eines unterhöhlten Steilufers gegründet hat, das im Einstürzen
begriffen ist, und mit ihm hinabstürzt ins Höllenfeuer?" (Sura 9, Vers
109).
Allah (t) setzt hier das geistige Gebäude des Gläubigen mit einem
materiellen Gebäude gleich, das mitten auf einem festen Berg errichtet
wurde. Das geistige Gebäude des Ungläubigen hingegen vergleicht Er
mit einem materiellen Gebäude, das auf dem äußersten Rand eines
unterhöhlten Steilufers errichtet wurde, welches einstürzt und den
Erbauer mit sich hinab auf den Meeresgrund reißt, wo dieser elendiglich
30
ertrinkt und daraufhin in die Hölle kommt. Das ist die allgemeine
Bedeutung dieses Qur'an-Verses. Doch speziell und ganz konkret nimmt
der Qur'an-Vers Bezug auf die erste Moschee von "Qubä"' (in der
Nähe von Al-Madma), die im reinen Glauben an Allah (t) zur Verrichtung
des Gebetes in Gottesfurcht erbaut worden war. Diese Moschee stellt
er lobend der Moschee von "Dirar (schädigende
Handlung)" gegenüber, die eine Gruppe von Heuchlern ganz in der Nähe
errichtet hatte: zu dem Zweck, die Gläubigen von der Moschee von
"Qubä'" wegzulocken und deren Gemeinschaft aufzuspalten.
Bedingungen entsprechen.
"Der Glaube besteht aus siebzig und ein paar Abteilungen, von denen als
höchste die Worte "Es ist kein Gott da außer Allah" gelten und als
niedrigste, daß man etwas Schädliches aus dem Weg räumt."
31
In dieser Form der Überlieferung wurde in der Reihenfolge der
Aufzählung die Pilgerfahrt dem Fasten im Monat Ramadan
vorangestellt, was aber nicht bedeutet, daß die Pilgerfahrt von
Hadit Nr. 4
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte -und er ist
der Wahrhafte, der Glaubwürdige:
"Die Schöpfung eines jeden von euch wird im Leibe seiner Mutter in
vierzig Tagen als Samentropfen34 zusammengebracht, danach ist er
ebensolang ein Blutklumpen35, danach ist er ebensolang ein kleiner
Fleischklumpen36, dann wird zu ihm der Engel gesandt, der ihm den
Lebensgeist einhaucht und mit viererlei37 beauftragt ist: dem
Niederschreiben seines Lebensunterhaltes38, seiner Lebenszeit, seinen
Werken, und
34 Arab.: Nulfa. 35 Arab.: *Alaqa< 36 Arab.: Mudga. 37 Wörtl.: "mit vier Worten".
38 Das arabische Wort "Rizq" umfaßt auch Bedeutungen wie "tägliches Brot", "Wohlergehen", "Los". "Unterhalt von
Allah" etc.
ob er elend oder glücklich ist. Bei Allah, neben Dem kein anderer Gott
da ist: einer von euch vollbringt wahrhaftig Werke der Leute des
32
Paradiesgartens, bis zwischen ihm und ihm 39 nur eine Elle liegt, dann
ereilt ihn das Geschriebene, und er vollbringt Werke der Leute des
Höllenfeuers und geht in dieses hinein. Und einer von euch vollbringt
wahrhaftig von den Werken der Leute des Höllenfeuers, bis zwischen
ihm und ihm nur eine Elle Hegt, dann ereilt ihn das Geschriebene, und er
vollbringt Werke der Leute des Paradiesgartens, und er geht in ihn
hinein.<<
"Die Schöpfung eines jeden von euch wird im Leibe seiner Mutter in
vierzig Tagen als Samentropfen zusammengebracht '
Bei der Befruchtung bewegt sich die weibliche Eizelle vom Eierstock
herkommend durch den Eileiter langsam herab, und die männlichen
Samenzellen kommen ihr auf diesem Wege entgegen. Nur einer einzigen
dieser Samenzellen gelingt es im Normalfall, in die Eizelle einzudringen
und sie zu befruchten;
für die anderen Spermien ist sie nach der Befruchtung verschlossen.
Durch das Zusammentreffen der väterlichen und
39 Dem Paradiesgarten,
33
Wenn die Morula in der Gebärmutterhöhle angekommen ist, umgibt sie
sich mit einer Hülle von anderen Zellen (zuvor Hülle der Eizelle). Sodann
dringt in den Hohlraum zwischen Morula und ihrer Hülle eine Flüssigkeit
aus der Gebärmutter ein, das Fruchtwasser. Die Morula zieht sich dann
auf eine Seite innerhalb ihrer Hülle zurück, je mehr die Flüssigkeit
zunimmt, und haftet dort an.
Aufenthaltsort", wie es im Qur'an heißt (Sura 77, Vers 21). Fest ist die
Gebärmutter als Aufenthaltsort für den Keimling deshalb, da sie weder
durch sein Gewicht herausgerissen wird noch ihn von selbst ausstößt.
Das ist ein Ausdruck dafür, daß das heranwachsende Kind im Mutterleib
geschützt ist. Dies alles weist darauf hin, wie Allah (t) für das
Ungeborene vorgesorgt hat, bis es diesen geschützten Ort schließlich
verläßt, der danach wieder bereit wird zur Aufnahme einer neuen
befruchteten Eizelle.
Es gibt aber noch eine weitere Form des hier besprochenen Hadit, die
diesen scheinbaren Widerspruch aufklärt:
34
"Die Schöpfung eines jeden von euch wird im Leibe seiner Mutter in
vierzig Tagen zusammengebracht, daraufhin ist er darin (d.h. in diesem
Zeitraum) ebenso ein Blutklumpen, danach ist er darin ebenso ein
kleiner Fleischklumpen, dann wird zu ihm der Engel gesandt ...<<
bilden sich Kopf, Herz und Leber innerhalb von zwölf Tagen
Kopf von den Schultern und die Gliedmaßen von den Rippen
ab. Nach genau vierzig Tagen ist die Ausbildung der Organe
abgeschlossen ...
Entwicklung?
der die Zeit der einzelnen Stadien nicht näher bezeichnet ist:
36
während dieses Stadiums vorübergehend Ähnlichkeit mit einem
zerkauten Stück Fleisch. Er hat hier also schon die Größe eines kleinen
Stückes Fleisch;
"Die Schöpfung eines jeden von euch wird im Leibe seiner Mutter in
vierzig Tagen zusammengebracht.tf Auf die Gestaltung des Embryos
während dieser Zeit befindet sich folgender Hinweis im Qur'an:
Von diesem Monat an wird das Kind nicht mehr als Embryo, sondern als
Fötus bezeichnet. Das in Sura 23 genannte Entstehen der Knochen und
deren Bedeckung mit Fleisch geschieht gleichzeitig, nicht
37
hintereinander.40 So sieht also die normale Schöpfung und Gestaltung
des Embryos im Mutterleib aus.41 Da aber Allah (t) zu allem die Macht
hat, kann Er den Menschen durch irgendeine Ursache auch mißgestaltet
entstehen lassen:
"Er ist es, Der euch in den Mutterleibern die Form gibt, die Er
weiterentwickelt.
41 Die vorangegangenen Abschnitte sind als Zusammenfassung dem Buch entnommen: "Der Embryo und Fötus und die
damit zusammenhängenden Regeln im islamischen Recht", eine Untersuchung von Muhammad Sallam Madkur, Kairo.
"... dann ereilt ihn das Geschriebene ..." Mit dem Geschriebenen ist das
gemeint, was nach dem Wissen Allahs im voraus feststeht. Es ist auf
der Wohlverwahrten Tafel oder im Mutterleib beschlossen. Bei
viererlei Dingen, die im voraus festgelegt sind, handelt es sich um die
im Hadit genannten.
"... bis zwischen ihm und ihm nur eine Elle liegt..." Dieser Ausdruck
bezeichnet einen annähernden Vergleich. Er bezieht sich auf den
letzten Zeitabschnitt am Lebensende, nicht auf eine tatsächliche Elle
als Längenmaß für die Zeit. Spricht ein Nicht-Muslim (in Überzeugung)
die Worte:
38
"Es ist kein Gott da außer Allah, Muhammad ist der Gesandte
Allahs",
letzten Worte als Muslim gestorben ist. Ebenso gilt: Wenn ein
42
Maurice Bucaille schreibt in seinem Buch "La Bible, le Coran et la science (Bibel, Koran und Wissenschaft)", worin er
die Adjektive "gestaltet" und "ungestaltet" jeweils gleichzeitig auf einen Embryo bezieht, daß während des Stadiums
als "kleiner Fleischklumpen" einige seiner Teile ausgebildet und gestaltet sind, andere dagegen aber noch unausgebildet
und ungestaltet: "Man weiß, daß sich im Verlauf dieser embryonalen Entwicklung einige Teile herausbilden, die bezüglich
des späteren Individuums absolut unproportioniert sind, andere bleiben proportioniert." (Anmerkung des Übersetzers).
Dieser Hadit deutet an, daß man nicht mit Bestimmtheit von
jemandem sagen kann, er werde ins Paradies oder ins Höllenfeuer
kommen, auch wenn er alle möglichen frommen oder sündhaften
Taten beginge.
Weiter besagt diese Stelle, daß man sich nicht allein auf seine
Taten verlassen und stolz darauf sein sollte, da man den Ausgang
der Dinge nicht kennt. Es geziemt sich für jeden, Allah (t) um
einen guten Ausgang aller Dinge zu bitten und seine Zuflucht zu
Ihm vor einem üblen Ende zu nehmen. Wendet jemand dagegen
ein, daß Allah (t) im Qur'an sagt:
"Diejenigen, die glauben und gute Werke tun, - Wir lassen den
Lohn von jemand, der recht handelt, nicht verlorengehen" (Sura
18, Vers 30),
daß also das gute Werk eines Aufrichtigen von Allah (t)
angenommen wird, und daß man folglich vor einem schlechten
Ausgang der Dinge sicher sein kann, da die Annahme der guten
Werke durch das Versprechen Allahs versichert wird, so kann die
Antwort auf diesen Einwand nach zwei Gesichtspunkten erfolgen:
39
2. Es ist anzunehmen, daß das Ende dessen, der glaubt und
dessen Tun aufrichtig ist, stets einen guten Ausgang nimmt;
Hadit Nr. 5
" Wer in dieser unserer Sache etwas Neues begründet, das nicht
dazu gehört, ist abzuweisen.<t44
43
40
" Wer ein Werk vollbringt, das nicht mit unserer Sache
übereinstimmt, ist abzuweisen" 45
Der Hadit besagt ferner, daß etwas, was auf Grund eines falschen
Vertrages an sich genommen wird, seinem früheren Besitzer
zurückgegeben werden muß, weil durch ihn kein gültiges neues
Eigentumsverhältnis zustande gekommen ist. Einmal kam jemand
zum Gesandten Allahs und berichtete:
"Mein Sohn war bei dem Herrn Soundso Tagelöhner und hat
mit dessen Frau Ehebruch begangen. Und ich habe gehört, daß
mein Sohn dafür gesteinigt werden muß. Da habe ich ihn für
hundert Schafe und eine Sklavin (vom Vollzug der Strafe) los-
gekauft."
ihm:
45
Siehe Anmerkung Nr. 43.
41
Die zweite Aussage des Hadit geht auf die Neuerungen in der
Religion ein. Derjenige, der in der Religion etwas Neues einführt,
was mit dem Gesetz nicht in Einklang zu bringen ist, lädt Sünde
auf sich, so daß seine Taten auf ihn zurückfallen, und er die
Drohung mit der Strafe im Jenseits verdient. Der Gesandte
Allahs sagte:
Hadit Nr. 6
42
Dies berichten Al-Buharyy und Muslim.
Die Gelehrten sind sich über die Grenze zwischen dem Erlaubten
und dem Verbotenen nicht einig. Abu Hanifa (r.A.) sagte dazu:
Angelegenheiten..."
43
Wo keine Zweifel bestehen, gibt es auch keine
Vom Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wird der
Ausspruch überliefert:
"Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, der soll keinen
Standpunkt einnehmen, der zu seiner Verdächtigung führt."' Und
von 'Alyy (r) werden die Worte überliefen:
"Hüte dich vor etwas, was die anderen voreilig in Abrede stellen
könnten, auch wenn du die Erklärung dafür bereit hast;
denn mancher, der von dir etwas hört, was er nur schwer glauben
kann, ist nicht bereit, deine Erklärung dafür anzuhören."
44
klar erkennt und gegen Zweifel gewappnet ist Es wird überliefert,
daß der Gesandte Allahs sagte:
'"Wenn einem von euch während des Gebetes der Zustand der
rituellen Reinheit verloren geht, dann soll er sich an die Nase
fassen und weggehen."'
1. Daß man ins Verbotene gerät und meint, sich noch im Bereich
des Erlaubten zu befinden und nicht in dem des Verbotenen.
2. Daß man beinahe ins Verbotene gerät auf eine Weise, von
geraten ist, dann ist es meist so, daß man sich schrittweise in
immer größere Schlechtigkeiten verstrickt. Darauf weist auch der
folgende Qur'an-Vers hin:
"Dies darum, weil sie nicht an die Zeichen Allahs glaubten und die
Propheten ungerechterweise töteten, und dafür, daß sie
widerspenstig waren und (die Gebote) übertraten."' (Sura 3, Vers
112).
45
Gemeint ist damit, daß sie stufenweise immer größere Sünden
begingen, bis sie schließlich auf dem Gipfel der Sündhaftigkeit
ihre Propheten umbrachten.
Wie im Hadit überliefert, hat Allah (t) den Dieb verflucht, der ein
Ei stiehlt und dem dann die Hand abgehackt wird, und den Dieb
verflucht, der einen Strick stiehlt und dem dann die Hand
abgehackt wird. Das bedeutet, daß auf den kleinen
Anfangsdiebstahl immer ärgere Diebestaten folgen, bis zuletzt
ein so großer Diebstahl begangen wird, für den die Strafe des
Handabschneidens verhängt wird.
"... wie der Hirt, der seine Herde um den geschützten Bezirk
herum weidet ...<<
Man tut gut daran, zur Kenntnis zu nehmen, daß alles Verbotene
von einem geschützten Bezirk umgeben ist. So sind die Schamteile
etwas für fremde Personen Verbotenes; und ihr geschützter
Bezirk sind die Oberschenkel.
Ebenso ist das Alleinsein mit einer fremden Frau der, geschützte
Bezirk für etwas Verbotenes, nämlich den außerehelichen
Geschlechtsverkehr. Daher ist dieser unverletzliche Bezirk sowie
das Verbotene zu meiden. Unterläßt man es, mit einer fremden
Frau allein zu sein, so läuft man kaum Gefahr, sich zu verbotenen
Beziehungen mit ihr verleiten zu lassen.
tf
Fürwahr, im Körper ist ein kleiner Fleischklumpen, " Im Körper
befindet sich ein kleiner Fleischklumpen. Ist er demütig, so sind
auch die Gliedmaßen demütig; strebt er nach etwas, so streben
auch die Gliedmaßen danach; und ist er verdorben, so sind auch sie
es.
46
Die Gelehrten haben den Körper mit einem Königreich und einer
Wohnstätte für die Seele verglichen: Das Herz bildet seinen
Mittelpunkt; die Organe stellen die Diener dar; die inneren Kräfte
sind wie die Gewerbebetriebe einer Stadt; der Verstand arbeitet
wie ein besorgter, es gut meinender Minister; die Begierde ist wie
jemand, der den Lohn der Dienstboten möchte; der Zorn
entspricht dem Polizeipräfekten, der ein verschlagener,
boshafter Diener ist, da er vorgibt, ein wohlmeinender Ratgeber
zu sein, in Wirklichkeit aber tödliches Gift
Hadit Nr. 7
47
Nach Abu Ruqayya Tamim Ibn Aus Ad-Daryy, Allahs Segen und
Wohlgefallen auf ihm, sagte der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm:
ff
Wem gegenüber?f< Er sagte:
48
- daß man an Seine Existenz glaubt und daran, daß Er der
Alleinige Gott ist. Der niemanden neben Sich hat;
- daß man Ihn für frei von Fehlem und Mängeln erachtet;
- daß man diejenigen gern hat, die Ihm gehorchen und diejenigen
ablehnt, die Ihm gegenüber widerspenstig sind;
49
besteht weiterhin in:
50
- daß man seinen Ansprüchen Rechnung trägt und ihn achtet;
- daß man die aus seiner Lebensweise und aus seinen Bräuchen
entspringenden Wissenszweige und Gesetzesregeln verbreitet
und befürwortet, sie auf freundliche Weise lehrt, sich ihnen fügt,
sie ehrt, sich bei ihrer Verlesung wohlerzogen zeigt, sich
jeglichen Disputs über sie enthält, wenn man nicht genug darüber
weiß, daß man die Leute ehrt, die sich mit ihnen beschäftigen und
sie pflegen;
- daß man sich die Sunna des Gesandten Allahs und seine
Wohlerzogenheit zu eigen macht;
- daß man diejenigen meidet, die seiner Sunna von sich aus
Neues hinzufügen48 oder sich einem seiner Gefährten
widersetzen u.a.
...«"
liegt (dar)in:
Unrecht abhält;
51
- daß man sie auf Versäumnisse aufmerksam macht und sie über
zwar unbekannte, aber zu Recht bestehende Ansprüche anderer
Muslime informiert;
- daß man mit ihnen zusammen für die Sache Allahs kämpft;
- daß man es unterläßt, sich mit der Waffe gegen sie zu erheben,
wenn sie sich einmal eine Ungerechtigkeit zu Schulden kommen
lassen oder schlecht mit den Leuten umgehen;
- daß man sie nicht mit falschem Lob verführt, sondern für sie
um Rechtschaffenheit betet
M
»Die Aufrichtigkeit ... gegenüber der breiten Masse der
Muslime ...«<<
kommt darin zum Ausdruck, sie zu dem hinzuleiten, was ihnen von
Nutzen ist.49
49
Ibn Al-Atir An-Nihaya fi garib Al-Hadit wal-atar.
Hadit Nr. 8
52
Nach! Ibn50 'Umar, Allahs Wohlgefallen auf beiden: Der Gesandte
Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
der Gesandte Allahs ist, und bis sie das Gebet verrichten und die
Zakah51 entrichten. Wenn sie dies tun, haben sie sich dadurch von
mir Schutz für ihr Blut und ihr Gut erworben, es sei denn, (sie
begehen Taten, die) nach dem Recht des Islam (strafbar sind);
und ihre Abrechnung ist bei Allah, dem Erhabenen,<t
5)52
"In der Religion gibt es keinen Zwang" (Sura 2, Vers 256), daß
niemand gezwungen werden darf, seine bisherige Religion
aufzugeben und zum Islam überzutreten.
Wort Allahs "In der Religion gibt es keinen Zwang", da er sich nur
auf die Musrikun allein bezieht.53
"Wenn sie dies tun, haben sie sich dadurch von mir Schutz für ihr
Blut und ihr Gut erworben ..."
54
Der Gesandte Allahs tadelte einmal Usäma Ibn Zaid aufs
Schärfste dafür, daß er während des Kampfes jemanden tötete,
der die Gegenwehr schon aufgegeben und das islamische
Glaubensbekenntnis "Ich bezeuge, daß kein Gott außer Allah da
ist, und ich bezeuge, daß Muhammad der Gesandte Allahs ist"
ausgesprochen hatte.54
Es mag verwundern, daß das Fasten (arab.: Saum) und auch die
Pilgerfahrt (arab.: Hagg) in diesem Hadit nicht erwähnt werden,
obwohl sie doch ebenfalls "Pfeiler" des Islam sind. Die Erklärung
dafür lautet: Für das Unterlassen des Fastens im Monat Ramadan
wird der Muslim nicht bekämpft, sondern lediglich eingesperrt,
unter Entzug von Nahrung und Getränk bei Tage. Und die
Durchführung der Pilgerfahrt ist nach Meinung der meisten
Gelehrten nicht sofort fällig, sondern der Terminwahl des
Muslims anheimgestellt.
" ... es sei denn, nach dem Recht des Islam ..." In folgenden Fällen
ist es im Rahmen der islamischen Gesetze erlaubt, auch Muslime
zu töten oder zu bekämpfen: bei Raub, Mord und Ehebruch oder
der Unterlassung von Pflichten, wie bei dem vorsätzlichen
Fembleiben vom Freitagsgebet, der Weigerung, die Zakah zu
55
entrichten oder Schulden zurückzuzahlen, obgleich man dazu in
der Lage ist, oder der Ablehnung, Menschen und Tieren, die am
Verdursten sind, Trinkwasser zu geben." 4
" ... und ihre Abrechnung ist bei Allah, dem Erhabenen.u Das
bedeutet, daß Blut und Besitz dessen sicher sind, der das
Glaubensbekenntnis ausspricht, das Gebet verrichtet und die
55 Gämi'u-l-'Ulumi wal-Hikam.
Zakah entrichtet.
denn Allah (t) kennt die geheimsten Gedanken. Von Abu Sa'id Al-
Hudryy wird überliefert, daß Halid Ibn Al-Walld den Propheten,
Allahs Segen und Friede auf ihm, um die Erlaubnis zur Tötung
eines Mannes bat, worauf der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm, ablehnend sagte:
Hadit Nr. 9
57
Ich hörte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf
Ihm, sagen:
(>
Was ich euch verboten habe, davon haltet euch fern, und von
dem, was ich euch aufgetragen habe, führt aus, so viel ihr
vermögt. Diejenigen, die vor euch waren, richteten ihre
überflüssigen Fragen und ihre Meinungsverschiedenheiten mit
ihren Propheten zugrunde.<<
"Was ich euch verboten habe, davon haltet euch fern../' Es gilt,
das Verbotene zu meiden. Das Fernhalten oder Meiden wird hier
als absolutes Verbot aufgefaßt.57 Ein Verbot mit
Verwerflichkeitscharakter hingegen ist nicht absolut gesetzt;
denn man darf das Verbotene tun, obschon es verpönt (arab.:
makrüh) ist.
" ... und von dem, was ich euch aufgetragen habe, führt aus,
58
häufig vorkommende Ausdruck "euch ist verboten", weil das Meiden oder Sich-Fernhalten ursprünglich
"außen herumgehen" bedeutet, also verhindert, mit dem Verbotenen überhaupt in Berührung zu kommen.
Wenn man nur einen Teil der zum Unterhalt von Verwandten,
Ehefrau oder Tieren nötigen Kosten decken kann, so hat man
diesen zu geben, auch wenn er nicht ganz das verlangte
Mindestmaß erreicht. Anders verhält es sich dagegen, wenn man
nur über einen Teil des zum Freikauf eines Sklaven nötigen
Betrages verfügt:
Propheten zugrunde.tt
sagte von sich selbst: "Mir wurde eine Zunge gegeben, die ständig
fragt und ein verständiges Gemüt."'
59
Wissens wegen, wie zum Beispiel beim Richteramt oder bei
der Erteilung von Rechtsgutachten. Nach folgendem
Qur'an-Vers ist dieses Fragen zum besseren Verständnis
der Religion Kollektivpflicht (arab.: Fardu-l-Kifaya) 58. "Und
die Gläubigen können doch nicht allesamt ausrücken. Warum
soll dann aber nicht von jeder ihrer Abteilungen eine Gruppe
ausziehen, um sich in der Religion unterweisen zu lassen ..."
(Sura 9, Vers 122). Vom Propheten, Allahs Segen und Friede
auf ihm, werden folgende Worte überliefert: "... so soll
derjenige von euch, der anwesend ist, den Abwesenden
unterrichten."
schuldig.
60
Sagte ich ja, so würde es zur Pflicht werden; und wenn es zur
Pflicht würde, könntet ihr sie nicht erfüllen. So laßt mich (damit)
in Ruhe, solange ich auch euch (damit) in Ruhe lasse. Diejenigen
aber, die vor euch waren, richteten ihre überflüssigen Fragen und
ihre Meinungsverschiedenheiten mit ihren Propheten zugrunde.
Wenn ich euch nun etwas anordne, so führt davon aus, so viel ihr
vermögt. Wenn ich euch jedoch etwas verbiete, so haltet euch
davon fern.« Daraufhin offenbarte Allah (t) folgende Worte: "0
ihr Gläubigen! Fragt nicht nach Dingen, die, wenn sie euch
kundgetan werden, euch leid tun, und die, wenn ihr nach ihnen
fragt, wenn der Qur'an offenbart wird, euch (sowieso) kundgetan
werden." (Sura 5, Vers 101). Dieses Verbot, Fragen nach Dingen zu
stellen, die ei-
nem nachher leid tun, galt nur für die Zeit des Gesandten Allahs.
Nachdem aber das offenbarte Gesetz in Kraft getreten war und
man vor weiteren Hinzufügungen sicher sein konnte, war das
Verbot mit dem Verschwinden seines Anlasses aufgehoben. Einige
der früheren Gelehrten verabscheuten die Frage nach der
Bedeutung der nicht klar verständlichen Qur'an-Verse. Der Imam
Malik (r) wurde einmal nach folgenden Worten aus dem Qur'an
gefragt: "Der Allerbarmer, auf dem Thron hat Er sich
zurechtgesetzt." (Sura 20, Vers 5). Er antwortete: "Daß Allah
Sich zurechtgesetzt hat, ist bekannt; die Weise, wie Er es getan
hat, ist unbekannt, der Glaube daran ist Pflicht, und die Frage
danach Ketzerei. Ich sehe dich als einen schlechten Menschen,
schafft ihn hinaus, fort von mir!"
Hadit Nr. 10
61
Von Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm: Der Gesandte
Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, hat gesagt:
"Allah, der Erhabene ist gut und nimmt nur Gutes an. Allah hat
den Gläubigen befohlen, was Er den Gesandten befohlen hat, und
der Erhabene hat gesagt: »O ihr Gesandten, eßt von den guten
Dingen und tut Rechtes« 59 Und der Erhabene hat gesagt: »O ihr
Gläubigen, eßt von den guten Dingen, mit denen Wir euch versorgt
haben« 60 Danach erzählte er von einem Mann, der eine lange
Reise machte, mit ungekämmtem Haar, staubbedeckt, der seine
Hände zum Himmel streckte (und rief):
"Allah, der Erhabene, ist gut und nimmt nur Gutes an.s< Von 'A'isa
(r) wird überliefert, daß der Gesandte Allahs sagte:
"0 Allah! Ich bitte Dich bei Deinem reinen, lauteren, guten,
gesegneten Namen, der Dir am liebsten ist, auf den Du
antwortest, wenn Du mit ihm angerufen wirst, auf dessen Nennung
hin Du gibst, wenn Du um etwas gebeten wirst, bei dem Du
59
Sura 23 Vers 51.
60
Sura 2 Vers 172.
62
haram)"61. Die guten Taten sind es, die den Muslim ins Paradies
bringen;
und das Paradies wiederum ist das Gute, mit dem er belohnt wird.
"Es ist kein Gott da außer Allah (dem Einen Gott), und Muhammad
ist Allahs Knecht und Gesandter."
n
... und nimmt nur Gutes an."
Man kommt Allah (t) nicht durch eine Opfergabe aus Verbotenem
näher; und die Spende von schlechten Nahrungsmitteln, wie zum
Beispiel altem, wurmigem Getreide, ist verpönt. Desgleichen sind
Spenden verpönt, an deren Güte Zweifel bestehen.
61 Lisan Al -'Arab
"0 ihr Gläubigen! Spendet von den guten Dingen, die ihr erworben
habt, und von dem, was Wir aus der Erde für euch hervorgebracht
haben! Und sucht nicht das Schlechte davon aus, um es zu
spenden, während ihr selbst es nicht nehmen wollt, ohne dabei ein
Auge zuzudrücken!" (Sura 2, Vers 267). So wie Allah (t) nur guten
Besitz annimmt, so auch nur gute Taten, die frei sind vom Makel
der Augendienerei, Eitelkeit und dergleichen mehr.
" 0 ihr Gesandten! Eßt von den guten Dingen und tut Rechtes. ... 0
ihr Gläubigen! Eßt von den guten Dingen, mit denen Wir euch
versorgt haben.tt
In diesem Hadit steckt ein Hinweis (durch Zitate aus dem Qur'an
belegt) darauf, daß jemand für das Essen guter Dinge belohnt
werden kann, wenn er damit die Kraft zu erlangen sucht, eine
fromme Handlung ausführen oder sich am Leben erhalten zu
können. Diese Form der Nahrungsaufnahme ist verpflichtend für
63
den Menschen, im Gegensatz zum Essen aus Appetit oder
Genußsucht.
"... und seine Speise war von Verbotenem, sein Trank von
Verbotenem, und er war mit Verbotenem ernährt. Wie sollte er da
erhört werden!<< Der letzte Satz bringt die Unwahrscheinlichkeit
zum Ausdruck«
daß das Gebet des Sünders erhört werden wird. Man kann daraus
ableiten, daß es Bedingung ist, sich von Erlaubtem zu ernähren,
wenn man möchte, daß sein Gebet als gottesdienstliche Handlung
angenommen wird. Dies ist aber keine grundsätzliche Bedingung,
hat Allah (t) doch selbst Iblis, den Satan - das übelste aller
Geschöpfe - erhört, als er Ihn bat:
"Du bist einer, dem Aufschub gewährt werden soll."' (Sura 7, Vers
14 und 15).
Hadit Nr. 11
Von Abu Muhammad Al-Hasan Ibn 'Alyy Ibn Abi Tälib, dem Enkel
vom Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, dem sehr
von ihm geliebten62, Allahs Wohlgefallen auf beiden:
Ich bewahrte vom Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf
ihm:
64
62 Word.: "sein Wohlgeruch". Das Wort "Raihäna (duftende Pflanze)" benutzte der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm, für Al-Hasan und Al-Husain, die beiden Söhne von 'Alyy Ibn Abi Tälib, dem Vetter und Schwiegersohn des
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.
„Laß daß was in dir Zweifel erweckt , zugunsten dessen , was in dir
keinen Zweifel erweckt."
"Laß das, was in dir Zweifel erweckt, zugunsten dessen, was in dir
keinen Zweifel erweckt.t<
Hadit Nr. 12
65
"Dazu, daß der Mensch ein guter Muslim ist, gehört, von dem
abzulassen, was ihn nichts angeht.<<
überliefert haben.
"Dazu, daß der Mensch ein guter Muslim ist, gehört, von dem
abzulassen, was ihn nichts angeht.tt Das heißt, es gehört dazu, daß
der Mensch das unterläßt, was ihn von den religiösen und
weltlichen Dingen an Handlungen oder Worten nicht betrifft. Der
Prophet, Allahs Segen und
Friede auf ihm, sagte auch zu Abu Darr, als der ihn nach den
»Der Einsichtige hat, sofern er bei Verstand ist, vier Stunden (am
Tag für folgende Dinge zur Verfügung): eine Stunde, um
vertraulich mit seinem Herrn zu sprechen, eine Stunde, um über
die Wohltaten Allahs nachzudenken, eine Stunde, um
Selbstgespräche zu führen, und eine Stunde, um mit dem Herrn
der Majestät und der Ehre allein zu sein. Diese letzte Stunde
hilft ihm, die anderen drei Stunden zu verbringen.« Unter ihnen
war auch:
66
»Der Einsichtige soll, sofern er bei Verstand ist, sich nur um
dreierlei Dinge bemühen: die Vorsorge für das Jenseits, die Sorge
für den Lebensunterhalt und den Genuß an nicht verbotenen
Dingen.« Darunter war auch:
seine Zunge hüten. Wer aber meint, daß das Reden zu seiner
Arbeit gehöre, der soll so weit wie möglich nur über das sprechen,
was ihn angeht.«" Abu Darr fragte weiter:
"Bei meinem Vater und meiner Mutter, was war denn in den
Offenbarungsschriften des Mose?" Der Gesandte Allahs
erwiderte:
"Bei meinem Vater und meiner Mutter, ist etwas von dem, was in
den Offenbarungen Abrahams und Moses war, irgend etwas übrig
geblieben?"
»Wohl ergeht es dem, der sich rein hält, des Namens seines
Herrn gedenkt und betet. Doch ihr zieht das diesseitige Leben
vor, wo doch das Jenseits besser und beständiger ist. Das steht
ja schon in den ersten Schriften, den Schriften von Abraham
67
und Mose.« (Sura 87, Vers 14-19)." Abu Darr fuhr fort:
"Bei meinem Vater und meiner Mutter, gib mir einen Rat!" "Ich
rate dir, Allah zu fürchten; denn das ist der Anfang aller Dinge."
"Halte dich an die Rezitation des Qur'an und gedenke Allahs oft;
Er gedenkt ja deiner im Himmel!" "Rate mir noch mehr!"
"Halte dich an das Schweigen; es ist ein Mittel, den Satan von dir
fortzutreiben, und es ist dir eine Hilfe bei der Ausübung deiner
Religion." "Gib mir noch einen Rat!"
"Sprich die Wahrheit, selbst wenn sie bitter sein sollte."" "Gib
mir noch einen weiteren Rat!" 'Tue nichts, um dessentwillen man
dich der Sache Allahs wegen tadeln könnte." "Gib mir noch einen
Rat!" "Pflege die Verwandtschaftsbande, selbst wenn sie deine
64 Das Won "Gihad" bedeutet wörtlich "Anstrengung"; gemeint ist damit jede Anstrengung zur
Verwirklichung des Islam und zur Abwehr des Bösen, insbesondere der Kampf mit der Waffe.
"Es ist für den Menschen schon schlimm genug, daß er von sich
selbst nicht alles weiß und (trotzdem noch) Dinge auf sich nimmt,
die ihn nichts angehen. 0 Abu Darr! Nichts ist so vernünftig wie
das Vergewissern, nichts so fromm wie das Abstandnehmen von
verbotenen oder zweifelhaften (Dingen) und nichts so gut wie ein
guter Charakter/'
68
Hadit Nr. 13
Von Abu Hamza Anas Ibn Malik, Allahs Wohlgefallen auf ihm, dem
Knecht65 des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm:
"Keiner von euch ist gläubig, bis er für seinen Bruder wünscht,
was er für sich selbst wünscht.t<
"Keiner von euch ist gläubig, bis er für seinen Bruder wünscht,
was er für sich selbst wünscht,tt Es bietet sich an, diesen Hadit
zunächst so aufzufassen: Es geht um die Brüderlichkeit im
allgemeinen, die sowohl den Muslim als auch den Nicht-Muslim
umfaßt. So soll der Gläubige für seinen Bruder in der
Menschlichkeit, den Nicht-Muslim, wünschen, was er für sich
selbst wünscht. Er wünscht ihm den Übertritt zum Islam, und für
seinen Bruder im Glauben, den Muslim, wünscht er
dementsprechend wie für sich selbst auch , daß er dem Islam treu
bleibt. Darum ist das Gebet um Rechtleitung für den Nicht-
Muslim wie für den Muslim erwünscht (arab.: mustahabb). Speziell
auf den Muslim bezogen, ist der Hadit so aufzufassen, daß
demjenigen, der nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich
selbst wünscht, der Glaube vollkommen abgesprochen wird.
69
Das Wünschen ist im ethisch-religiösen, nicht im
psychischmenschlichen Bereich angesiedelt; denn die menschliche
Natur kann ja dem Nächsten das Gute neiden und die eigene
Person den Mitmenschen vorziehen. Aber dem Menschen obliegt
es, gerade gegen seine menschlichen Schwächen anzukämpfen und
für seinen Bruder zu erbitten und zu wünschen, was er für
Wenn jemand für seinen Bruder nicht möchte, was er für sich
2. Daß man dem Nächsten die Wohltat mißgönnt, auch wenn man
sie selbst nicht erbittet; gleichgültig, ob man selbst bereits im
Genuß einer solchen Gabe ist oder nicht. Diese Art von Neid ist
noch schlimmer zu bewerten als die erste.
70
"Verteilen sie etwa die Barmherzigkeit deines Herrn? Wir haben
ihren Lebensunterhalt im diesseitigen Leben unter ihnen verteilt."
(Sura 43, Vers 32).
Hadit Nr. 14
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
"Das Blut eines Muslims (zu vergießen) ist nicht erlaubt, außer in
einem dieser drei (Fälle): (im Fall) des verheirateten
Ehebrechers, (im Fall von) Leben um Leben, und (im Fall)
desjenigen, der seinen Glauben verläßt und sich von der
Gemeinschaft trennt,<<
71
Kommentar zu Hadit Nr. 14
"... und derjenige, der seinen Glauben verläßt und sich von der
Gemeinschaft trennt.t(
Diese Worte gelten demjenigen, der - Allah (t) behüte ihn davor -
vom Islam abfällt und die Gemeinschaft der Muslime
Die Feinde des Islam werden ihm aber im Normalfalle keine Ruhe
lassen, bis sie ihn auf irgendeine Weise für ihre Zwecke gewonnen
haben, so daß er für sie, innerhalb oder außerhalb der
muslimischen Gemeinschaft, gegen den Islam und die Muslime
tätig wird, sei es durch Propaganda, durch Spionage oder anderes.
Daher stellt ein Abtrünniger für den Islam eine große Gefahr dar,
die beseitigt werden muß, weil das Leben und das Wohl der
Gemeinschaft höher zählen als das Leben und das Wohl eines
einzelnen, der dazu noch dem Muslim nicht gleichwertig ist, da er
den Glauben mit dem Unglauben vertauscht hat.
Hadit Nr. 15
73
Nach Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, sagte der
Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm:
"Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, der soll Gutes
sprechen, oder er soll schweigen. Wer an Allah und den Jüngsten
Tag glaubt, der soll seinen Nachbarn ehren. Wer an Allah und den
Jüngsten Tag glaubt, der soll seinen Gast ehrend
"Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, der soll Gutes
"Dieser Hadit bedeutet, daß man erst nachdenken soll, bevor man
etwas sagt. Erscheint es einem dann so, daß es keinen Schaden zur
Folge haben wird, soll man es aussprechen;
Der große Imam Abu Muhammad Ibn Abi Zaid (r.A.), der zur
malikitischen Rechtsschule gehörte und im Maghrib lebte, sagte
zu seiner Zeit:
2. »Dazu, daß der Mensch ein guter Muslim ist, gehört, von
dem zu lassen, was ihn nichts angeht.«68
74
3. Als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,
jemandem, der ihn um Rat bat, diesen Ratschlag mit den
kargen Worten »Zürne nicht« erteilte.69
69
Siehe Hadit Nr. 16.
überliefert.
"Es geziemt sich für den Menschen, daß er nur so viel redet wie
nötig, ebenso, daß er von seinem Verdienst nur so viel wie nötig
ausgibt. (Wenn ihr das Papier für die Leute kaufen müßtet, die
alles auswendig wissen, so würdet ihr lange schweigen bevor ihr
sie etwas fragtet!)." Vom Gesandten Allahs werden folgende
Worte überliefert:
"Zum Verstand des Mannes gehört es, daß er nicht viel über Dinge
spricht, die ihn nichts angehen", und:
75
"Wer schweigt, ist sicher, und wer spricht, macht Beute."'
Jemand wurde einmal gefragt:
"Weil ich das Schweigen noch niemals bereut habe, das Reden
aber schon mehrmals."' Andere Sprichwörter lauten:
"Die Zunge ist ein bissiger Hund; läßt man sie los, so verletzt
sie."
"Es stirbt der Jüngling durch seiner Zunge Straucheln, Und nicht
stirbt der Mensch durch Straucheln seines Fußes. Den Kopf
kostet ihn seines Mundes Straucheln, Doch gemächlich genest er
vom Straucheln seines Fußes."" Ein anderer sprach dies Gedicht:
"Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, der soll seinen
76
Der Qadi 'Ayyad sagte bezüglich dieses Hadit:
"Und dient Allah und setzt Ihm nichts zur Seite; und seid gut zu
den Eltern und zu den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem
Nachbar, sei er verwandt oder aus der Fremde ../ < (Sura 4, Vers
36). Der Begriff "Nachbar" differenziert vier Abstufungen:
4. denjenigen, der im selben Ort wohnt wie man selbst. Allah (t)
sagt im Qur'an:
77
Gelehrte Al-Lait vertrat die Meinung, daß die Gastfreundschaft
für (mindestens) eine einzige Nacht Pflicht sei.
AS-Säfi'yy und Muhammad Ibn Al-Hakam meinen nun, daß für die
nicht seßhaft lebenden Leute wie auch für die Bewohner von
geschlossenen Ortschaften die Gastfreundschaft gleichermaßen
Pflicht sei. Malik und Sahnun hingegen vertreten die Ansicht, daß
die Gastfreundschaft nur den Nicht-Seßhaften obliege, da der
Reisende in Ortschaften ja Unterkunft in Hotels und Herbergen
finden und nötige Dinge in Geschäften kaufen könne; im
Gegensatz zu unzivilisierten Gegenden, wo ihm das nicht möglich
sei.
Hadit Nr. 16
"Zürne nicht"
Ein Mann sagte zu dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede
auf ihm:
ff
Zürne nicht!<<
"Zürne nicht!"
78
Kommentar zu Hadit Nr. 16
"Zürne nicht!"
Das bedeutet, daß man seinen Zorn nicht zum Ausbruch kommen
lassen soll.
"Hütet euch vor dem Zorn; denn er ist ein Feuerbrand, der sich im
Herzen des Menschenkindes entzündet. Wenn einer von euch
zürnt, röten sich dann nicht seine Augen und schwellen nicht seine
Halsadern an? Und wenn nun einer von euch etwas von dem an sich
bemerkt, dann soll er sich aufs Bett oder flach auf den Boden
legen."
Einmal kam ein Mann zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm, und sagte:
"0 Gesandter Allahs! Lehre mich etwas, das mich dem Paradies
näher bringt und vom Höllenfeuer entfernt." '"Zürne nicht, so
wird dir das Paradies gehören", antwortete der Prophet, Allahs
Segen und Friede auf ihm . Er sagte auch:
"Der Zorn kommt vom Satan und Satan wurde aus Feuer
erschaffen. Wasser löscht das Feuer; so soll denn derjenige von
euch, der zürnt, die rituelle Waschung (arab.: Wudu') vollziehen."
»Wenn einer von euch zornig ist und steht, soll er sich setzen;
wenn auch dann sein Zorn noch nicht vergangen ist, soll er sich
hinlegen.«"
79
Jesus, Allahs Friede auf ihm, sagte zu Yahya (Johannes "dem
Täufer"), dem Sohn des Zakaryya (Zacharias):
"Ich will dich etwas Nützliches lehren: Zürne nicht!" worauf jener
erwiderte:
Als gute Tat ist hier das Zurückhalten des Zorns und das
Ertragen der ungerechtfertigten Vorwürfe zu verstehen. 'Amr
Ibn Al-'Ass (r) fragte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und
Friede auf ihm, nach dem, was ihn vom Zorn Allahs fernhielte,
worauf jener antwortete:
"Zürne nicht!"
Hadit Nr. 17
Von Abu Ya'la Saddad Ihn Aus, Allahs Wohlgefallen auf ihm:
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
80
"Allah hat vorgeschrieben, alles gut zu machen. Wenn ihr nun
tötet, tötet recht, und wenn ihr schlachtet, schlachtet recht. So
soll ein jeder von euch seine Klinge schärfen und sein Schlachttier
zur Ruhe bringen.€<
Hadit Nr. 18
81
Nach Abu Darr Gundub Ibn Gunada und Abu 'Abdu-r' Rahman
Mu'ad lbn Gabal, Allahs Wohlgefallen auf beiden, sagte der
Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm:
"Fürchte Allah, wo immer du bist, und lasse der bösen Tat die
gute Tat folgen, sie auszulöschen, und behandele die Menschen
mit gutem Charakter.tt
Zur Gottesfurcht verhilft, wenn man sich vor Augen hält, daß
Allah (t) stets über Seine Knechte - d.h. Seine Geschöpfe,
insbesondere die Menschen - unterrichtet ist, wie es im Qur'an
heißt:
"Siehst du denn nicht, daß Allah weiß, was in den Himmeln und auf
der Erde ist? Es gibt kein vertrautes Gespräch von dreien, ohne
daß Er als vierter mit dabei wäre."' (Sura 58, Vers 7).
"... und lasse der bösen Tat die gute Tat folgen, sie
auszulöschen."'
82
Wenn man eine böse Tat begangen hat, dann soll man Allah (t)
dafür um Vergebung bitten und danach eine gute Tat begehen, um
die böse damit auszulöschen. Nach dem wörtlichen Sinn dieses
Hadit löscht eine gute Tat nur jeweils eine böse aus, auch wenn
die gute Tat zehnmal so viel gilt. Es ist aber nicht so, wie es den
Anschein haben mag;
denn jeweils eine einzige gute Tat löscht tatsächlich zehn böse
aus. Ein Ausspruch des Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm, bestätigt dies:
"Es gibt zwei Eigenheiten, durch die ein Muslim, wenn er sie immer
einhält, ins Paradies kommt. Sie sind leicht, doch wenige sind es,
die sich an sie halten: Man spricht nach jedem (Pflicht-)Gebet
zehnmal "Subhana-llah (Preis sei Allah)", zehnmal "Alhamdu lillah
(Alles Lob gebührt Allah)" und zehnmal "Allahu akbar (Allah ist
größer)"; das sind 150 mal mit der Zunge und 1500 in der Waage.
Wenn man sich zum Schlafen legt, dann spricht man "Subhana-
llah" und "Alhamdu lillah" je 33mal und "Allahu akbar" 34mal; das
sind 100 mit der Zunge und 1000 in der Waage. - Der Gesandte
Allahs hat sie an den Gliedern der Finger abgezählt. - Wer von
euch begeht nun an einem Tag und in einer Nacht 2500 schlechte
Taten?" Jemand fragte:
"Wie sollen wir das nicht einhalten?", worauf der Gesandte Allahs
fortfuhr:
""Wenn jemand von euch mit seinem Gebet fertig ist, kommt
Satan zu ihm und läßt ihn an dies und jenes denken, so daß er
aufsteht und weggeht, ohne diese Worte zu sprechen. Und wenn
er sich zum Schlafen hinlegt, kommt Satan zu ihm und
83
"Wer Allah für mich ein einziges Mal um Segen bittet, den segnet
Allah zehnmal, und es werden ihm zehn von seinen Sünden
weggenommen und zehn Stufen nach oben angerechnet." 73
Beide Hadite belegen also, daß eine gute Tat zehn böse auslöscht,
auch wenn der wörtliche Sinn des hier behandelten Hadit dies
nicht aussagt.
Außerdem bezieht sich das hier Ausgeführte auf die böse Tat,
welche die Rechte Allahs verletzt. Handelt es sich aber um eine
böse Tat, welche die Rechte eines der Geschöpfe verletzt, wie
Zorn, Verleumdung oder Schmähung, so wird sie durch nichts
anderes ausgelöscht als durch die Bitte um Vergebung von eben
derjenigen Person, deren Recht man verletzt hat. Hierbei muß
man der geschädigten Person im einzelnen darlegen, was man ihr
angetan hat.
Der Hadit deutet desweiteren an, daß es Pflicht ist, sich selbst
zur Rechenschaft zu ziehen. So sagte der Gesandte Allahs:
Maga und Ahmad Ibn Hambal. 73Überliefen in der Sammlung von An-Nasa'yy.
"0 ihr Gläubigen, fürchtet Allah! Und ein jeder soll darauf achten,
was er für morgen vorausschickt. Und fürchtet Allah;
Allah ist wahrlich dessen kundig, was ihr tut/' (Sura 59, Vers 18).
84
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
"Ihr werdet nicht mit eurem Reichtum Macht über die Leute
gewinnen; so sucht sie mit einem fröhlichen Gesicht und gutem
Charakter zu gewinnen", und:
"Der Beste unter euch ist derjenige mit dem besten Charakter."
Weiter lautete die Antwort des Propheten, Allahs Segen und
Friede auf ihm, auf die Frage:
Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte auch:
"Allah hat euch den Islam als Religion erwählt. So erweist eurer
Religion Ehre mit einem guten Charakter und mit Großmut;
Als Gabriel dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,
"Übe Nachsicht, gebiete das Rechte und wende dich von den
Unwissenden ab." (Sura 7, Vers 199), teilte er ihm dazu diesen
Kommentar mit:
85
"(Das heißt) daß du demjenigen vergibst, der dir Unrecht getan
hat; mit demjenigen Verbindung hältst, der sie zu dir
abgebrochen hat; und demjenigen gewährst, der dir versagt hat."
Allah (t) sagt im Qur'an:
"Die gute Tat ist nicht der schlechten gleich. Vergelte (etwas)
mit dem, was besser ist, und gleich wird derjenige, mit dem du
verfeindet warst, wie ein treuer Freund sein." (Sura 41, Vers
34).
Hadit Nr. 19
86
Ich war eines Tages hinter75 dem Propheten, Allahs Segen und
Friede auf ihm, und er sagte:
"0 Jüngling, ich lehre dich einige Worte: Bewahre76 Allah, dann
bewahrt Er dich. Bewahre Allah, dann findest du Ihn vor dir.
Wenn du bittest, dann (er) bitte von Allah. Wenn du Hilfe suchst,
dann suche Hilfe bei Allah. Und wisse, daß die Gemeinschaft, wenn
sie sich versammelt, dir in einer Sache zu nutzen, sie dir nur in
etwas nutzt, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat, und
daß sie, wenn sie sich versammelt, dir in einer Sache zu schaden,
sie dir nur in etwas schadet, das Allah schon für dich
niedergeschrieben hat. Die Schreibrohre
74 Siehe Anmerkung Nr. 49.
87
"Wer das Rechte tut, sei es Mann oder Frau, wenn er nur gläubig
ist, den wollen Wir bestimmt zu einem guten Leben
wiedererwecken." (Sura 16, Vers 97). Was dem Menschen an
wirklicher Heimsuchung und an Glück widerfährt, geschieht nur
dann, wenn er die Gebote Allahs
77
D.h. was niedergeschrieben und festgesetzt wurde, ist nicht zu ändern«
"Und was euch an Unglück trifft, ist für das, was eure Hände
begangen haben."' (Sura 42, Vers 30).
Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte dazu
auch:
Drangsal.
Allah (t) hat in Seinem Buch, dem Qur'an, bestimmt, daß ein
der es getan hat, und daß eine Unglückstat denjenigen, der sie
"Ich glaube daran, daß kein Gott da ist außer Dem, an Den die
Kinder Israels glauben; und ich bin einer der Gottergebenen." 80.
88
78 D.h. im Bauch des Fisches.
79
D.h. die Menschen am Tage der Auferstehung.
89
mache, mit Worten wie etwa: "0 Allah! Mache uns die Herzen
Deiner Knechte und Mägde gewogen!" und ähnlichem dergleichen.
Doch soll man Allah (t) nicht darum bitten, ohne die Schöpfung
auskommen zu können; denn der Gesandte Allahs hörte 'Alyy (r)
einmal sagen: "0 Allah! Mache uns Deine Geschöpfe entbehrlich!"
worauf er ihm entgegnete: "Sprich nicht so! Denn die Geschöpfe
bedürfen eines des anderen; sondern sprich: »O Allah! Mache uns
die schlimmsten Deiner Geschöpfe entbehrlich!«" Die Bitte um
vollständige Unabhängigkeit von den anderen Mitgeschöpfen ist zu
mißbilligen; und genauso verwerflich ist das andere Extrem, der
absolute Verlaß auf die Mitgeschöpfe; denn nur auf Allah (t) allein
ist unbedingter Verlaß.
" Und wisse, daß die Gemeinschaft ..." Weil ja der Mensch hofft,
daß derjenige, den er liebt, gut zu ihm ist, und das Übel dessen
fürchtet, vor dem er sich in acht nimmt, setzt Allah (t) der
Hoffnung auf Vorteil durch andere ein Ende mit Seinem Wort:
"Und sie haben eine Blutschuld gegen mich. Daher fürchte ich, daß
sie mich töten werden." (Sura 26, Vers 14), und:
"Sie sagten: »Unser Herr! Wir fürchten, daß er voreilig gegen uns
handelt oder daß er sich als Tyrann aufführt.«" (Sura 20, Vers
45), und:
90
flieht vor den Ursachen des Schadens zu den Ursachen des
"Und stürzt euch nicht mit eigener Hand ins Verderben."' (Sura 2,
Vers 195).
99
Und wisse, daß die Hilfe mit der Geduld kommt.f< Der Gesandte
Allahs sagte auch:
99
... die Erlösung mit der Bedrängnis ../ < Die Bedrängnis ist eine
schwere Heimsuchung. Wenn man nun solch ein Leid erdulden muß,
läßt Allah (t) ihm Erlösung nachfolgen, gemäß den Worten:
"... und mit der Not die Erleichterung.<< In einem anderen Hadit
sagte der Gesandte Allahs:
91
womit es folgendes auf sich hat: In der arabischen Sprache zählt
ein Hauptwort, das wiederholt wird und beide Male mit dem
bestimmten Artikel steht, nur einmal, da der zweite bestimmte
Artikel nur zur Beipflichtung und Bestätigung beigefügt wird.
Wird aber ein Hauptwort wiederholt, das beide Male mit dem
unbestimmten Artikel steht, so zählt es zweimal;
gen",
Hadit Nr. 20
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
"Zu dem, was die Menschen von den Worten des früheren
Prophetentums81 verstanden haben, (gehört): Wenn du dich nicht
schämst, so tu, was du willst."'
92
Dies berichtet Al-Buharyy.
" Wenn du dich nicht schämst, so tu, was du willst,€4 Dies kann
einmal so verstanden werden: Wenn man etwas tun will und es zu
den Dingen gehört, die zu tun man sich weder vor Allah (t) noch
vor den Menschen schämt, dann soll man es tun; wenn es jedoch zu
den Dingen gehört, wegen derer man sich schämt, so soll man es
lassen. Von dieser Sichtweise des Hadit handelt letztlich der
ganze islamische Glaube: so beziehen sich die Worte "... so tu, was
du willst" auf das Erlaubtsein (arab.: Ibaha), da etwas, was nicht
durch das offenbarte Gesetz verboten ist, gestattet ist. Andere
Gelehrte dagegen deuteten den Hadit so: Wenn man sich nicht vor
Allah (t) schämt und Ihn nicht fürchtet, neigt man dazu, dem
Begehren seines Ichs nachzugeben und zu tun, was man will, ohne
Rücksicht darauf zu nehmen, ob dies gut oder schlecht ist. In
diesem Fall sind dann die Worte "... so tu, was du willst" nicht als
Erlaubnis, sondern als Drohung aufzufassen;
81 D.h. von den Propheten, die Muhammad. Allahs Segen und Friede auf ihm, vorausgingen.
(etwa in dem Sinne: "So tu, was du willst, du wirst die Folgen
'Tut, was ihr wollt! Er sieht wohl, was ihr tut", (Sura 41, Vers 40,)
und:
"Hetze von ihnen auf, wen du vermagst, mit deiner Stimme ...<<
(Sura 17, Vers 64).
93
Satan kann also tun und lassen, was er will; dies ist völlig belanglos
im Hinblick auf Allahs Allmacht
82Tafsir Al-Qunubyy.
Hadit Nr. 21
Ich sagte: "0 Gesandter Allahs, sage mir ein Wort über den Islam,
das ich von keinem anderen als dir erfragen83 kann.<< Er sagte:
»Sprich: Ich glaube an Allah, dann stehe dazu.«
"Er sagte: »Sprich: Ich glaube an Allah, dann stehe dazu,«" Das
bedeutet: Stehe zu dem Glauben an Allah (t) und handle gemäß
Seinen Befehlen, Verboten und Pflichten; und halte treu und
unbeirrbar an deiner Religion fest Allah (t) sagt im Qur'an:
"Stehe dazu, wie dir befohlen wurde, (du) und diejenigen, die mit
dir reumütig umgekehrt sind! Und lehnt euch nicht auf!" (Sura 11,
Vers 112). Und weiter heißt es:
94
"Fürchtet euch nicht und seid nicht traurig, sondern freut euch
über das Paradies, das euch versprochen worden ist." Der
Kommentar vermerkt dazu: Wenn ihnen das Paradies verkündet
wird, fragen sie:
"Wer wird unsere Kinder nach uns versorgen, und wie wird es
ihnen ergehen?"
Hadit Nr. 22
Ein Mann fragte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede
auf ihm, und sprach:
84 Siehe Anmerkung Nr. 49.
99
»Was meinst du, wenn ich ...«"
»Was meinst du« weist hier die Bedeutung von »Teile mir
mit!« auf.
Das heißt, daß man daran glaubt, daß das von Allah und Seinem
Gesandten Erlaubte auch wirklich erlaubt ist und daß man die sich
daraus ergebenden Pflichten erfüllt
„ ... und das Verbotene untersage ..." Das bedeutet, daß man daran
glaubt, daß das von Allah und Seinem Gesandten Verbotene
tatsächlich verboten ist und man es nicht tut.
Wenn also der Muslim all die genannten Dinge gewissenhaft und
aufrichtig tut, dann genügt das im Prinzip schon für ihn, um die
Aufnahme ins Paradies zu erlangen.
96
Hadit Nr. 23
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
füllt die Waage, und subhana-lläh86 und al-hamdu li-llah füllen, was
zwischen Himmel und Erde ist. Das Gebet ist Licht, Almosen ein
Beweis, Geduld eine Erleuchtung, und der Qur'an ein Beweis für
oder gegen dich. Jedermann geht in den Tag und verkauft sich
selbst und bringt (entweder) seine Befreiung oder sein Verderben
(herbei),t(
"Die Reinheit ist die Hälfte des Glaubens."' Der Imam Al-
Gazzalyy erklärt die Reinheit, die hier gemeint ist, als Freisein
des Herzens von Groll, Neid, Haß und allen Herzenskrankheiten;
denn der vollkommene Glaube kann nur durch das Fehlen dieser
Eigenschaften zustande kommen. Wer die beiden Sätze des
Glaubensbekenntnisses "AShadu alla ilaha illa-llah, wa-ashadu anna
Muhammad Rasalu-llah (Ich bezeuge, daß kein Gott da ist außer
Allah [Dem Einen Gott], und ich bezeuge, daß Muhammad der
Gesandte Allahs ist)"
97
spricht und danach handelt, der hat schon die erste Hälfte seines
Glaubens erfüllt; und wessen Herz rein ist von all den genannten
Krankheiten, dessen Glaube ist vollkommen. Wessen Herz aber
nicht von ihnen frei ist, dessen Glaube ist unvoll-
86
Aller Preis gebührt Allah.
kommen.
"Allah sieht nicht auf eure Gestalt und eure Haut, sondern Er
sieht in eure Herzen."
Mose sagte:
"0 Herr! Zeige mir etwas, das mich ins Paradies bringt!", worauf
Allah (t) ihm antwortete:
87 Was aber nicht bedeutet, daß man zur Erlangung der rituellen Reinheit
98
"0 Mose! Sprich: la ilaha illa-llah (es ist kein Gott da außer Allah).
Würden die sieben Himmel und die sieben Erden in eine der
beiden Waagschalen gelegt und "la ilaha illa-llah" in die andere,
dann wäre die mit la ilaha illa-llah schwerer."' Wenn die Worte
"al-hamdu li-llah" ein stofflicher Körper wären, würden sie die
Waagschale füllen; oder.der Lohn für "Al-hamdu li-llah" füllt sie.
ff
Das Gebet ist Licht u Das heißt, der Lohn für das Gebet ist das
Licht, die
99
bleibt.
Jeder Mensch bemüht sich für sich selbst: Es gibt solche, die
Es gibt aber auch solche, die sich dem Satan und der Begierde
»O Allah! Ich bin da und mache Dich, die Träger Deines Thrones,
Deine Engel, Deine Propheten und alle Deine Geschöpfe zu Zeugen
dafür, daß Du Allah bist, außer Dem allein kein anderer Gott da
ist, und Der keinen Teilhaber hat, und (ich glaube) daß Muhammad
Dein Knecht und Prophet ist«, dem läßt Allah ein Viertel seiner
Person aus dem Höllenfeuer frei. Spricht er diese Worte zweimal,
läßt Allah die Hälfte von ihm frei, bei drei Malen drei Viertel, und
bei vieren läßt Er ihn
Wenn ein Herr nur einen Teil seines Sklaven freiläßt, wird die
Freilassung auch für die gesamte Person wirksam. Dieses
Argument wird entkräftet, wenn man bedenkt, daß die
Wirksamkeit nur für den Sklavenhalter zwingend ist, für Allah (t)
aber nichts auf der Welt zwingend ist, im Gegensatz zu Seinen
100
Geschöpfen. Es geschieht nichts, was Er nicht will. An Bin dürfen
keine menschlichen Maßstäbe gelegt werden. Im Qur'an heißt es:
"Allah hat den Gläubigen ihre Person und ihr Vermögen dafür
111).
diesen:
Mit dem Käufer ist hier Allah (t) gemeint, mit dem Verkäufer
der Gläubige; das verkaufte Gut ist die Person des Gläubigen
Allah (t) hat den Gläubigen den Kampf (arab.: Gihad) aufer-
Wenn dem jemand widerspricht: Wie sollte der Herr von seinen
Sklaven deren Personen abkaufen, wo sie doch sein Eigentum sind?
so wird ihm geantwortet werden: er hat sie sich zuerst freikaufen
lassen und danach von ihnen gekauft;
analog dazu hat Allah (t) den Menschen die täglichen fünf Gebete,
das Fasten und anderes mehr zur Pflicht gemacht, und wenn sie
101
diese Pflichten erfüllt (also ihr "seelisches Lösegeld" gezahlt)
haben, sind sie frei.
Hadit Nr. 24
Nach Abu Darr Al-Gifaryy, Allahs Wohlgefallen auf ihm, ist nach
dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, unter
dem, was er von seinem Herrn88, dem Mächtigen und Erhabenen
berichtet, daß Er gesagt hat:
102
nicht. 0 Meine Knechte, wenn der erste unter euch und der letzte
unter euch, die Menschen unter euch und die Ginn unter euch so
sündigen Herzens wären wie der Sündigste unter euch, so
verringerte dies Meine Herrschaft nicht. 0 Meine Knechte, wenn
der erste unter euch und der letzte unter euch, die Menschen
unter euch und die Ginn unter euch, auf einer einzigen Ebene
stünden und sie Mich bäten, und wenn Ich dann jedem einzelnen
gäbe, worum er Mich bäte, so verminderte das nicht, was bei Mir
ist, um mehr als das, was eine Nadel vermindert, wenn sie ins
Meer getaucht wird. 0 Meine Knechte, es sind (allein) eure Taten,
die Ich euch anrechne, danach gebe Ich euch für sie in vollem
Maß. Wer also auf Gutes stößt, der lobe Allah, und wer auf etwas
anderes stößt, der tadele niemanden außer sich selbst.<<
w
... so tut einander kein Unrecht ...<< Die Menschen sollen einander
nichts Böses antun.
M
... sie zu töten ist eine schwere Verfehlung ..." (Sura 17, Vers 31),
wird unter "Verfehlung" ebenfalls meist eine vorsätzliche Sünde
verstanden.90 An anderen Stellen im Qur'an steht:
103
"Und es liegt darin keine Sünde für euch, wenn ihr versehentlich
Fehler begeht, sondern Sünde liegt nur in dem, was (ihr tut,
nachdem) eure Herzen (es) beabsichtigt haben." 4 (Sura 33, Vers
5), und:
90 Die Form "Hit* (Vergehen, Sünde)" von "Hati'a" ist die gewöhnliche Lesart, obwohl auch die
Form "Hata 1 (Fehler, Vergehen)" von "ahta'a" als Lesart vorkommt
"Wenn der erste unter euch und der letzte unter euch92, die
Menschen unter euch und die Ginn93 unter euch so frommen
Herzens wären wie der Frömmste unter euch ...<<
104
93 Aus Feuer erschaffene Lebewesen, die Denkfähigkeit und Willensfreiheit besitzen. Die
Existenz dieser Lebewesen wird uns von Allah (t) im Qur'an mitgeteilt, auch wenn wir sie selbst
nicht sehen können und sie sich uns im Regelfall nicht zu erkennen geben.
"... und Der keinen Teilhaber an der Herrschaft hat."" (Sura 25,
Vers 2 und Sura 17, Vers 111).
"Er hat keinen Beistand vor Erniedrigung." (Sura 17, Vers 111).
Allah (t) beschreibt Sich Selbst als Den, Der ewig beständige
Macht besitzt, und für Den es keine Erniedrigung gibt; so bedarf
Er auch keines Freundes oder Beistandes, der Ihm aus
Erniedrigung heraushülfe.
Wer diese Eigenschaften besitzt. Der hat es nicht nötig, daß Ihm
irgend jemand Gehorsam leistet. Wenn alle Seine Geschöpfe so
gehorsam wären wie der Gehorsamste unter ihnen, Seine Befehle
unverzüglich ausführten. Seine Verbote einhielten und Ihm nicht
zuwider handelten, so würde dies Seine Herrschaft nicht
vermehren. Vielmehr kommt ihr Gehorsam durch Allahs
Vermittlung und Unterstützung zustande; die Fähigkeit der
Geschöpfe zum Gehorsam ist also als göttliche Gnade zu
betrachten.
42:49.
105
Iblis und Seinen Befehlen und Verboten zuwider handelten, so
würde Ihm dies nichts schaden noch der Vollkommenheit Seiner
Herrschaft etwas anhaben. Wenn Er wollte, könnte Er sie alle
vernichten und andere an ihrer Stelle schaffen; Erhaben und
Hochgepriesen ist Er, Dem weder Gehorsam nützt noch
Ungehorsam schadet.
"... und wenn Ich dann jedem einzelnen gäbe, worum er Mich
bittet, so vermindert das nicht, was bei Mir ist, um mehr als das,
was eine Nadel vermindert, wenn sie ins Meer getaucht wird."'
Mit der Nadel ist eine solche gemeint, wie sie gewöhnlich zum
Nähen benutzt wird. Wenn diese in den Ozean eingetaucht und
daraufhin wieder herausgezogen würde, so wäre die
Wassermenge, die an ihr haftete und dem Meer entnommen
würde, sehr gering und kaum meßbar und würde den Ozean nur
unmerklich und ganz geringfügig vermindern.
" Wer also auf Gutes stößt, der lobe Allah..." Der Gläubige soll
Allah (t) für Seine Vermittlung und Unterstützung zum Glauben an
Ihn loben; denn diesem Gehorsam entspringen die guten Seiten
seines Lebens.
"... und wer auf etwas anderes stößt, der tadele niemanden außer
sich selbst.tf
Mit dem "anderen" ist etwas Schlechtes gemeint, auf das der
Mensch trifft, wenn er seinen schlimmen Neigungen gefolgt ist.
Die negativen Konsequenzen seines Tuns muß der Mensch ganz
alleine verantworten, da er gegen Allahs Gesetze verstoßen hat.
Hadit Nr. 25
106
Ebenfalls von Abu Darr, Allahs Wohlgefallen auf ihm:
"O Gesandter Allahs, die Reichen haben den Lohn für sich
genommen; sie beten, wie wir beten und fasten, wie wir fasten,
und sie geben Almosen96 von den Überschüssen ihrer
Besitztümer.f< Er entgegnete:
"Hat Allah für euch nicht bereits festgesetzt, was ihr an Almosen
gebt? Jede Tasbiha 97 ist ein Almosen, jede Takbira98
95
Das arabische Wort "Sahabyy" (Mz.: "Ashab" oder "Sahaba") bezeichnet eine Person, die dem
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, selbst begegnet ist, an ihn glaubte und als Muslim
starb.
ist ein Almosen, jede Tahmida" ist ein Almosen, jede Tahlila100 ist
ein Almosen, das Anhalten zum Guten ist ein Almosen, und das
Untersagen von verbotenen Handlungen ist ein Almosen, und das
Beiwohnen101 eines jeden von euch ist ein Almosen.tt Sie fragten:
ff
0 Gesandter Allahs, wenn einer von uns seine Begierde stillt,
wird er dann etwa dafür belohnt? ts worauf er antwortete:
ft
Was meint ihr wohl, wenn er sie auf verbotene Weise stillen
würde, nähme er da nicht eine Sündenlast auf sich? Und ebenso,
wenn er sie auf erlaubte Weise stillt, wird er (dafür) belohnt."'
107
f1
Sie fragten: »O Gesandter Allahs, wenn einer von uns seine
Begierde stillt, wird er dann etwa dafür belohnt?« worauf er
antwortete: »Was meint ihr wohl, wenn er sie auf verbotene
Weise stillen würde, nähme er da nicht eine Sündenlast auf sich?
Und ebenso, wenn er sie auf erlaubte Weise stillt, wird
99
"Alhamdu li-llah (Alles Lob gebührt Allah)" sagen.
100
"la Ilaha illa-llah (Es ist kein Gott da außer Allah)"
er (dafür) belohnt.«"
Dieser Hadit bezieht sich auf die sexuelle Begierde und ihre
Erfüllung innerhalb einer rechtsgültigen Ehe. Die Propheten und
die Frommen schätzten sie hoch ein wegen ihres religiösen und
weltlichen Nutzens: Er besteht zum Beispiel im Senken des
Blickes (beim Zusammentreffen mit fremden Frauen) 102, dem
Niederdrücken des Verlangens nach unehelichem
Geschlechtsverkehr,103 sowie der Erzeugung von Nachkommen,
welche die Fortpflanzung im Diesseits fortführen und
vervollkommnen und die muslimische Gemeinde (arab.: Umma) bis
zum Tage der Auferstehung vermehren (und vor dem Aussterben
bewahren) sollen. Es heißt: Alle Arten von Begierden verhärten
das Herz, wenn man sich ihnen ausliefert, außer dieser; sie
erweicht das Herz.
102 wird ein verheirateter Mann durch den Anblick einer fremden Frau erregt, so kann er sich
gedulden und seine Begierde an seiner eigenen Ehefrau auf erlaubte Weise stillen.
103 Durch das Eheleben ist der verheiratete Mann mehr an den Anblick einer Frau und ihrer Reize
gewöhnt
Hadit Nr. 26
jeden Menschen 360 beträgt; und jeden Tag obliegt einem von
zum Gebet in die Moschee tut, stellt ein Almosen dar. Wer
diese zu Beginn des Tages verrichtet, der hat damit die Zakah
All das kann ersetzt werden durch zwei Rak'a, die man im
Duha-Gebet105 verrichtet106
104
Siehe Anmerkungen 97 bis 99. 105 Ein freiwilliges Gebet, das in der Zeit zwischen Sonnenaufgang und
Mittagsgebet verrichtet wird und das aus einer geraden Anzahl von
Rak*a von zwei bis zwölf besteht. 106 überliefert in der Sammlung (Musnad) von Ahmad Ibn Hambal
109
5,167 und bei Muslim (Sahih) Salatu-l-Musafirin. 84.
In einem anderen Hadit, überliefert von Abu Darr (r), heißt es:
"Zu Beginn eines jeden Tages obliegt jedem Glied eines jeden von
euch ein Almosen. Jede TasbTha, Tahllla, Takbira, TahmTda, das
Anhalten zum Guten und das Abhalten von verbotenen
Handlungen, ist ein Almosen." Und in einem Hadit-Qudsyy sagt
Allah (t):
Hadit Nr. 27
Ich kam zum Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm,
und er sagte:
110
"Du bist gekommen, nach der Frömmigkeit zu fragen?" Ich
antwortete: "Ja". Er sagte:
haben. 108 Hadit-SammIung, deren Inhalt nicht nach Sachgebieten, sondern nach
den Namen der Überlieferer geordnet ist; vgl. Vorwort des Übersetzers.
"Es wird überliefen, daß Adam , Allahs Friede auf ihm, seinen
Kindern Empfehlungen gab, unter anderen die folgenden:
"Wenn ihr etwas tun wollt, und dabei eure Herzen unruhig werden,
dann tut es nicht. Als ich selbst mich daran machte, von dem
verbotenen Baum zu essen, da wurde mein Herz schließlich
unruhig, als ich davon aß. Wenn ihr etwas tun wollt, dann schaut
auf den Ausgang der Sache; hätte ich auf die Folgen geschaut, als
ich von dem verbotenen Baum aß, so hätte ich es nicht getan.
Wenn ihr etwas tun wollt, so zieht die besten Leute zu Rate;
hätte ich damals die Engel um Rat gefragt, dann hätten sie mir
den gegeben, nicht von dem Baum zu essen."
Die Leute tadeln einen schon dafür, wenn man sich an etwas
Zweifelhaftem bereichert oder es entgegennimmt, oder wenn man
eine Frau heiratet, von der es heißt, daß sie zusammen mit einem
gesäugt wurde.109 Daher sagte der Gesandte Allahs:
<
112
Verbotenes ist es, sich an fremdem Eigentum zu bereichern. Dies
ist nur dann erlaubt, wenn die Einwilligung des Eigentümers
zweifelsfrei feststeht. Sobald aber irgend ein Zweifel an seiner
Einwilligung auftaucht, ist es verboten, sich daran zu bereichern.
" »... was in der Seele festhängt und in der Brust hin- und
hergeht, selbst wenn die Leute dir noch so oft einen Ratschlag
dazugeben.«"
Ein Beispiel dafür ist das Zaudern der Seele, wenn die Annahme
eines zweifelhaften Geschenkes, das wahrscheinlich aus
unrechtmäßig erworbenem Vermögen stammt, erwogen wird. Die
Seele befindet sich hier im Zwiespalt, ob die Annahme dieses
Geschenks erlaubt oder verboten ist. Selbst wenn derjenige, der
darüber eine gut fundierte Meinung abgibt110, die Annahme für
erlaubt erklärt, so beseitigt dieser Ratschlag doch nicht die
Ungewißheit der Seele.
110 es braucht sich hierbei nicht nur um einen Bescheid von irgendjemand. sondern es kann sich
durchaus um ein Rechtsgutachten von einem Mufti handeln.
113
Die Befragung des Herzens über künftige Handlungen ist
belanglos, ja sogar gesetzeswidrig in Fällen, in denen nach
islamischem Recht bei einer Entscheidung weder Zweifel noch
Ungewißheit bestehen, selbst wenn der einzelne, der die
Entscheidung zu treffen hat, etwa aus Ungewißheit Zweifel hegt.
Wenn also der allgemein anerkannte Ratschlag auf einer
eindeutigen Textstelle aus Qur'an oder Sunna beruht, so hat der
Muslim dem Bescheid der Gelehrten zu folgen, auch wenn die
Seele darüber beunruhigt ist:
"Und weder einem gläubigen Mann noch einer gläubigen Frau steht
es zu, wenn Allah und Sein Gesandter eine Sache entschieden
haben, in ihrer Angelegenheit zu wählen." (Sura 33, Vers 36).
Hadit Nr. 28
ihm:
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, hielt
uns eine ermahnende Ansprache, von der die Herzen mit Furcht
erfüllt wurden und die Augen Tränen vergossen. So
sagten wir:
ff
0 Gesandter Allahs, dies ist wie eine Abschiedspredigt. Rate
uns darum.u
Er sagte:
114
"Ich rate euch zur Gottesfurcht 111 Allah gegenüber dem
Mächtigen und Erhabenen, und zum Hören und Gehorchen, selbst
wenn ein Knecht über euch zum Befehlshaber eingesetzt ist. Wer
von euch (lange) am Leben ist, der wird viel
Meinungsverschiedenheiten sehen. So haltet euch an meine Sunna
und an die Sunna der rechtgeleiteten, rechtschaffenen
Nachfolger. Beißt mit den Zähnen darauf. Hütet euch vor den
neuen Dingen (in Glaubensfragen); denn jede neue Sache ist eine
Neuerung, und jede Neuerung ein Irregehen, und jedes Irregehen
führt ins Höllenfeuer.<{
115
113 Dies ist ein bildlicher Ausdruck für das starke Festklammem an einer Sache, wie z.B. ein Tigerjunges so
fest auf ein Stück Fleisch beißt und sich mit den Zähnen daran festklammen.daß man es mitsamt dem Fleisch
hochheben kann.
Hadit Nr. 29
Ich sagte: "0 Gesandter Allahs, unterrichte mich über eine Tat,
die mich in den Paradiesgarten bringt und mich vom Höllenfeuer
trennt.u Er antwortete:
116
Diene Allah allein und geselle Ihm nichts bei, verrichte das Gebet,
entrichte die Zakah116, faste im Ramadan117 und pilgere zum
Hause.« us
Dann sagte er: »Soll ich dir nicht die Pforten des Guten zeigen?
Das Fasten ist ein Schutz, und das Almosen löscht die Missetat,
wie das Wasser das Feuer löscht, und das Gebet eines Menschen
mitten in der Nachts Dann rezitierte er:
»Sie meiden mit ihren Seiten die Bettstellen«, bis er die Stelle
Darauf sagte er: »Soll ich dir nicht über den Anfang der Sache
Er fuhr fort: »Der Anfang der Sache ist der Islam, ihre Säule
ist das Gebet und ihr höchster Gipfel ist der Gihad.«120.
116Siehe Anmerkung 19.
117
Siehe Anmerkung 20.
119 Qur'an 32:16. Im arabischen Text finden sich, wie bei längeren Zitaten aus dem Qur'an oft
gebräuchlich, nur die ersten und letzten Worte, weil vorausgesetzt wird, daß der Leser oder
Hörer den Qur'an auswendig weiß. Das vollständige Zitat lautet: "Sie meiden mit ihren Seiten die
Bettstellen und rufen ihren Herrn an in Furcht und Verlangen und spenden von dem, was Wir ihnen
beschert haben. Es weiß doch keiner, was für Augentrost für sie verborgen bereit gehalten wird
als Lohn für das, was sie getan haben." (Sura 32 Vers 16 u. 17).
120 Obwohl das arabische Wort "Gihad" meist einfach mit "Heiliger Krieg" wiedergegeben wird,
ist seine Bedeutung viel umfassender und schließt jegliche Anstrengung ein, die gemacht wird, um
die Sache des
Dann sagte er: »Soll ich dir nicht mitteilen, was die Grundlage zu
all dem ist?«
117
Ich fragte: »O Prophet Allahs, werden wir getadelt werden wegen
dessen, was wir mit ihr sprechen?« Er sagte: »(Es ist so ernst,)
als ob deine Mutter dich verlieren würde, o Mu'ad!! Was stürzt
denn die Menschen auf ihre Gesichter nieder in das Feuer« oder
er sagte: »auf ihre Nasen« außer der Ernte ihrer Zungen?«<s
Hasan-Sahih.
" » (Es ist so ernst,) als ob deine Mutter dich verlieren würde ..«"
Hadit Nr. 30
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
Hadit Nr. 31
119
Ein Mann kam zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,
und sagte:
"0 Gesandter Allahs, nenne mir ein Werk (für das), wenn ich es
vollbringe, mich Allah und die Menschen lieben.41 Er sagte:
"Entsage der Welt, dann liebt dich Allah, und entsage dem, was
die Menschen besitzen, dann lieben dich die Menschen.s<
"»Entsage der Welt, dann liebt dich Allah ..." < Entsagung ist die
Aufgabe dessen, was man von den Dingen dieser Welt nicht
benötigt, auch wenn es erlaubt (arab.: halal) ist.
Entsagenden abwenden."
120
Den gierigen Hunden unmöglich muß sein.
Der letzte Vers weist auf das Verbot der Freuden dieser Welt
"Allah gibt reichlich Unterhalt, wem Er will, und bemißt (ihn). Und
sie freuen sich des diesseitigen Lebens. Aber das diesseitige
Leben ist gemessen am Jenseits nur ein Nießbrauch." (Sura 13,
Vers 26).
121
Dieser Vers spielt auf das an, was eben erwähnt wurde an
Erweiterung und Sich-Ausbreiten. AS-Safi'yy sagte:
"Das Streben des Entsagenden nach den erlaubten Dingen ist eine
Strafe, mit der Allah die Leute heimsucht, die Ihn allein
verehren."
"Keine Wohnstatt hat der Mensch nach dem Tode Außer der, die
er sich vor dem Tode gebaut. Hat mit Gutem er sie erbaut - wie
angenehm! Es scheitert aber, wer mit Schlechtem sie gebaut. Das
Ich verlangt nach dem Diesseits und weiß doch, Daß Mäßigkeit
darin Aufgabe, was man in ihr schaut
Wenn man sich über die Dinge dieser Welt freut, weil man
damit prahlen und stolz darauf sein und mit den Leuten darin
wetteifern kann, dann ist dies tadelnswert. Freut man sich aber
über sie, weil man sie als Zeichen der Gnade Allahs betrachtet,
"0 Allah! Wir freuen uns nur über das, womit Du uns versorgt
hast."
Allah (t) lobt diejenigen, die sparsam leben, mit den Worten:
122
"... und diejenigen, die, wenn sie spenden, weder verschwenderisch
noch knauserig sind; dazwischen gibt es einen Mittelweg." (Sura
25, Vers 67). Der Gesandte Allahs sagte:
"Es scheitert nicht, wer um das Gute bittet; es bereut nicht, wer
halben Vorrat.
ist.
Hadit Nr. 32
Ein Hadit-Hasan, den Ibn Maga und Ad-Daraqutnyy und andere als
Musnad 122 überlieferten. Malik überlieferte ihn in seinem Al-
Muwatta'123 als Mursal124 nach 'Amr Ibn Yahya, von seinem Vater,
vom Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, doch Abu
123
Sa'id fehlt (dort). Er hat (aber) andere Wege (der
Überlieferung), die einander stützen,
123 Ein klassisches Werk über Hadit und Recht, von Anas Ibn Malik (gest. 179 d.H.), vgl.
Anmerkung 64.
124 Ein mit "Mursal" bezeichneter Hadit hat eine Überliefererkette, die mit einem
"Nachfolgenden" aufhört, ohne den Namen des "Gefährten" zu nennen, der in der Kelle der
Überlieferer zwischen dem ersteren und dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, steht.
Die Richtigkeit eines Hadit-Mursal gilt als gestützt, wenn er von einem anderen Hadit-Mursal mit
verschiedener Überliefererkette bestätigt wird. Ein "Gefährte" ist, wie in Anmerkung 94
erläutert, ein Muslim, der dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm selbst begegnete. Ein
"Nachfolger (Tabi'yy, Mz.: Tabi'un)" ist ein Muslim, der einem "Gefährten" begegnet ist.
"Den beiden, die sich gegenseitig beschimpfen, steht das zu, was
sie sagen, und derjenige von ihnen, der damit angefangen hat, lädt
die Sünde auf sich, wenn nicht der andere, dem Unrecht zugefügt
wurde, mit noch größerer Beschimpfung darauf antwortet."
124
Wie aus anderen Überlieferungen vom Gesandten Allahs
hervorgeht, kann die Zufügung von Schaden zum Beispiel schon in
dem mutwilligen Eindringen in die Privatsphäre anderer oder in
der Verbreitung übler Gerüche, wie den von rohen Zwiebeln und
Knoblauch, bestehen.
Hadit Nr. 33
"Das Erbringen der Beweislast obliegt dem Kläger, und der Eid
dem, der (die Forderung) leugnet."
126
Siehe Anmerkung Nr. 49.
125
Ein Haditt-Hasan, den Al-Baihaqyy und andere in dieser Form
übeliefenen, und ein Teil davon (findet sich) in den beiden
Sahih-Werken.127
besteht.
Und der Beklagte muß nur dann einen Eid leisten, wenn er
für.
126
- Bei der Behauptung eines Zwitters, er sei Mann oder Frau. Bei
der Behauptung eines Kindes, es sei auf Grund von Samenerguß
geschlechtsreif geworden.
wer ihn umgebracht hat, und dann schwören, ein Recht an seinem
Blut zu haben, d.h. Anspruch auf Blutgeld erheben. Sind es
weniger als 50, so schwören die Vorhandenen insgesamt 50 Eide,
wobei unter ihnen weder Minderjährige, Frauen, Geisteskranke
oder Unfreie sein dürfen. Ähnliches gilt, wenn die Beschuldigten
durch Eid die Schuld an der Ermordung von sich weisen. Schwören
die Kläger, so haben die Beklagten das Blutgeld [arab.:Diya] zu
127
zahlen. Schwören hingegen die Beklagten, so entfällt die Zahlung
des Blutgeldes.
- Die Behauptung, daß während der Frist des Li'ans bis zur
Auflösung der Ehe geschlechtlicher Verkehr stattgefunden habe.
Streitet die Ehefrau dies ab, so glaubt man trotzdem ihrem Mann
auf Grund dessen Behauptung, außer sie ist noch Jungfrau.
Dieser Eid wird "Yamin As-Sabr (Eid der Geduld)", aber auch "Al-
Gamus (der unheilvolle Eid" genannt, da er den, der ihn als Meineid
leistet, in Sünde stürzt. "Eid der Geduld" wird er genannt, weil er
den, der das Recht auf seiner Seite hat, davor zurückhält, sein
Recht wahrnehmen zu können; denn Geduld ist das Sich-
Zurückhalten. Der Gesandte Allahs sagte:
"Wer einen Eid der Geduld schwört, sich damit Besitz eines
Muslim aneignet und dabei sündigt, findet Allah (am Tage des
Jüngsten Gerichts) zornig über ihn vor."' Dieser Eid bezieht sich
nur auf etwas, was in der Vergangenheit liegt. Im Qur'an ist an
vielen Stellen von ihm die Rede, zum Beispiel:
"Sie (die Heuchler) schwören bei Allah, sie hätten es nicht gesagt.
Dabei haben sie doch das Wort des Unglaubens gesagt und sind
ungläubig geworden ..." (Sura 9, Vers 74). Bezüglich der
Ungläubigen macht Allah (t) die folgende Aussage:
"Dann werden sie keine andere Ausrede haben, als daß sie sagen:
»Bei Allah, unserem Herrn! Wir waren keine Götzenanbeter.«"
(Sura 6, Vers 23). Dazu gehört auch dieser Vers:
129
schaut Er sie am Tage der Auferstehung an, noch reinigt Er sie.
Für sie ist eine schmerzhafte Strafe bestimmt." (Sura 3, Vers
77).
Hadit Nr. 34
Ich hörte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm,
sagen:
"... und dies ist das Mindeste an Glauben.<< Wörtlich steht anstatt
"das Mindeste" "das Schwächste". Dies bedeutet aber nicht, daß
der Glaube desjenigen, der unfähig ist, das Verbotene zu ändern,
und es nur mit seinem Herzen ablehnt, schwächer ist als der
Glaube irgendjemandes anderen, sondern es bedeutet, daß dies
lediglich die geringste Auswirkung des Glaubens ist.
Die Tat ist nämlich das Ergebnis des Glaubens. Und das höchste,
tatkräftigste Ergebnis des Glaubens im Bereich des Abhaltens
vom Verbotenen ist, mit der Hand etwas Böses zu verhindern.
130
Kommt man dabei ums Leben, so stirbt man als Märtyrer. Im
Qur'an läßt Allah (t) den weisen Luqman sprechen:
was recht ist, und halte ab von dem, was verwerflich ist, und
ertrage geduldig, was dir zustößt! Das gehört zum festen Willen
in den Dingen." (Sura 31, Vers 17). Demjenigen aber, der sich
gegen das Übel nicht physisch zur Wehr setzen kann, obliegt es,
mit der Zunge vom Verwerflichen abzuhalten, auch wenn man
nicht auf ihn hört. Ebenso grüßt man, auch wenn man weiß, daß der
Gruß nicht erwidert werden wird. Sagt man die Worte des
Gesandten Allahs:
M
... und wenn er dies nicht vermag, so soll er es mit seiner Zunge
verändern, und wenn er (selbst) das nicht vermag, dann mit seinem
Herzen ...<<,
1. Der Begriff ist durch die Worte aus dem Qur'an »Ertrage
geduldig, was dir zustößt« eingeschränkt.
131
Antwort: Beabsichtigt ist hier nur, daß man etwas ablehnt, es
nicht gut heißt und sich mit dem Gedenken Allahs beschäftigt
Allah (t) lobt diejenigen, die das tun, mit Seinen Worten:
Hadit Nr. 35
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
132
Es wurde bereits erwähnt, daß es drei Arten von Neid gibt.128 Das
Überbieten bedeutet, daß man den Preis einer Ware erhöht, um
andere zu täuschen. Das ist verboten (arab.: haram), weil es sich
dabei um Täuschung und Betrug handelt. "... wendet euch nicht
voneinander ab ..." Man soll seinen Bruder (im Islam) nicht meiden,
und, wenn man ihn sieht, darf man ihm nicht den Rücken zukehren.
Der Gesandte Allahs sagte:
"Es ist dem Muslim nicht erlaubt, seinen Bruder für länger als
drei Tage zu meiden; (und) wenn sie sich treffen und beide
128
Siehe Kommentar zu Hadit Nr. 13.
Richtig ist aber, daß darin kein Unterschied zwischen Muslim und
Nicht-Muslim gemacht werden darf, weil dies zur Einhaltung des
Vertrages und zur Verpflichtung gegenüber Nicht-Muslimen
gehört.
" »Die Gottesfurcht ist hier« - und er zeigte dreimal auf seine
Brust."'
133
Der Gesandte Allahs meinte damit das Herz. Es war in Hadit Nr. 6
schon die Rede davon:
gesund ist, ist der gesamte Körper gesund ..." (Siehe dort). "... und
läßt ihn nicht im Stich ..."
Man soll seinen Bruder nicht im Stich lassen, wenn es darum geht,
ihn zum Guten anzuhalten, ihm Verbotenes zu untersagen oder
seinen Rechtsanspruch durchzusetzen;
sondern man soll ihm helfen, ihn unterstützen und Schaden von
ihm abhalten, so gut man das kann. "... und verachtet ihn nicht.t<
Man soll seinen Nächsten nicht verachten, indem man sich selbst
für besser hält als ihn, sondern man soll ihn für besser halten als
sich selbst, oder besser noch, ihn weder für schlechter noch für
besser halten, weil der Ausgang der Dinge noch unbekannt ist und
man nicht weiß, wie es mit einem enden wird.
Sieht man einen jungen Muslim, soll man ihn für besser halten als
sich selbst, in Anbetracht dessen, daß jener noch weniger Sünden
auf sich geladen hat als man selbst. Sieht man aber jemanden, der
älter ist, so soll man ihn für gut halten, weil er schon länger
Muslim ist. Bei einem Nicht-Muslim soll man nicht denken, daß er
mit Sicherheit ins Höllenfeuer kommen werde, da immer noch die
Möglichkeit besteht, daß er den Islam annimmt und dann als
Muslim stirbt.
der Grund, um von Allah (t) für diese schlechte Tat bestraft zu
werden.
134
"Alles am Muslim ist dem anderen Muslim heilig ..."
"Euer Blut, euer Besitz und eure Ehre sind euch heilig, so wie euch
dieser Tag in diesem Monat und an diesem Ort hier heilig ist."
"Diejenigen, die ungläubig sind und vom Weg Allahs sowie von der
heiligen Gebetsstätte (Moschee in Makka) abhalten, die Wir für
alle Menschen bestimmt haben, gleichviel ob sie ihren ständigen
Wohnsitz darin haben oder nur vorübergehend dort sind. Wer ihr
in frevlerischer Weise Abbruch tun will, den lassen Wir von einer
schmerzhaften Strafe kosten." (Sura 22, Vers 25).
Hadit Nr. 36
"Dies ist das Grab der Lebendigen, die Schadenfreude der Feinde
und die Prüfung der Freunde." Zur Wegnahme von Sorgen gehört
auch die Übernahme der Haftung für jemanden, der in Geldnot
geraten ist, und die Bürgschaft mit dem eigenen Leben für
jemanden, der sich in einer lebensbedrohlichen Situation
136
befindet. Wer dazu aber nicht in der Lage ist, der braucht die
Bürgschaft nicht zu leisten. (Jemand sagte, in der Tora stehe
geschrieben: "Die Bürgschaft ist tadelnswert; an ihrem Anfang
steht Reue, in ihrer Mitte Tadel und an ihrem Ende Buße").
Wendet man dagegen ein, daß Allah (t) sagt:
'"Wer mit einer guten Tat kommt, dem wird zehnmal soviel (als
Lohn)" (Sura 6, Vers 160), während dieser Hadit darauf hin-
deutet, daß eine gute Tat nur einmal zählt, da sie mit dem
Wegnehmen einer einzigen Sorge von den Sorgen am Tage der
Auferstehung vergolten wird und nicht mit zehn, so sind darauf
zwei Antworten möglich:
Die erste Antwort hängt mit dem Begriff der »Bedeutung der
Zahl (arab.: mafhum Al-'Adad)« in der Methodenlehre der
islamischen Rechtswissenschaften (arab.: Usul Al-fiqh) zusammen.
Danach deutet die Regel, die an eine Zahl geknüpft ist, nicht auf
das Verbot dessen, was über diese Zahl hinausgeht oder sie
unterschreitet.
"Nimm einen Eisenstab und Sandalen aus Eisen und begib dich auf
die Suche nach Wissen, bis die Sandalen zerreißen
138
Weiterhin fordert dieser Hadit dazu auf, den Gelehrten zu
dienen, sich in ihrer Nähe aufzuhalten, mit ihnen zusammen zu
reisen und von ihnen Wissen zu erlangen. Allah (t) sagt, indem Er
von Mose, Allahs Friede auf ihm, berichtet:
Als Bedingung für den Erwerb und Besitz von Wissen nennt Allah
(t) seine Verbreitung:
Gefährten sagte:
"Darüber weiß der Befragte nicht mehr als der Fragende." 130 Und
als er einmal nach der Seele gefragt wurde, antwortete er "Ich
weiß es nicht."
140
Zu Abu Darr, Allahs Wohlgefallen auf ihm, sagte der Gesandte
Allahs:
"0 Abu Darr! Merke dir den Rat deines Propheten; vielleicht läßt
dich Allah einmal Nutzen daraus ziehen: Sei gegenüber Allah, dem
Mächtigen und Glorreichen, demütig, damit Er dich am Tage der
Auferstehung erhöhen möge. Grüße, wen immer du von meiner
Gemeinde triffst, mit dem Friedensgruß, sei er fromm oder ein
Sünder. Und trage grobe Kleidung, ohne dies für etwas anderes
als um Allahs Willen zu tun, damit Hochmut und Eingenommenheit
keinen Zugang zu deinem
130
Siehe Hadit Nr. 2.
Herzen finden."
"... halte zu dem an, was recht ist, und halte ab vom Verbotenen
und ertrage geduldig, was dir (dabei) zustößt." (Sura 31, Vers 17).
Der Gesandte Allahs bemerkte diesbezüglich:
"... ohne daß sich auf sie die innere Ruhe herabläßt/*
Damit ist die innere Ruhe und Gelassenheit gemeint, die von
141
Allah (t) kommt, wie es Allah (t) Selbst sagt:
131 Arab.: Nasiha, siehe Hadit Nr. 7. 132 Eine Anspielung auf Sura 5 Vers 32.
" Und wen seine Taten verlangsamen ..." Wen seine Taten auf dem
Weg ins Paradies verlangsamen, weil sie für ein schnelles
Hineingelangen nicht gut genug sind, dem hilft dabei auch eine
edle Herkunft nicht weiter. Der Vollbringer guter Taten im
Gehorsam Allahs - selbst wenn es sich um einen Menschen
geringer Abkunft handeln sollte - geht dann dem voraus, der nicht
solche Taten vollbracht hat, auch wenn er ein Qurasyy (d.h. vom
Stamme der Qurais) aus einer vornehmen Familie ist. Allah (t) hat
dies mit den Worten bekräftigt:
Hadit Nr. 37
142
zum Siebenhundertfachen und darüber hinaus. Wenn er (aber)
eine üble Tat beabsichtigt und sie dann nicht begeht, so schreibt
ihm Allah diese bei Sich als eine volle gute Tat an. Und wenn er sie
beabsichtigt und begeht, so schreibt Allah sie ihm bei Sich als
eine einzige üble Tat an.tt
"Sieh dir, mein Bruder - möge Allah dir und uns Erfolg verleihen -
die gewaltige Güte Allahs an und denke über diese Worte
133
Siehe Anmerkung Nr. 49.
nach: Der Ausdruck "bei Sich" ist ein Hinweis auf die
Aufmerksamkeit, die Allah der guten Tat widmet. Der Ausdruck
"als eine volle gute Tat" stellt eine nachdrückliche Bekräftigung
Seiner Aufmerksamkeit dar. Bezüglich der üblen Tat, die der
Mensch beabsichtigt, aber dann doch nicht begeht, heißt es: »...
so schreibt ihm Allah diese bei Sich als eine volle gute Tat an.«
Sie wird hier als volle gute Tat bestätigt. »Und wenn er sie
beabsichtigt und vollbringt, so schreibt Allah sie ihm bei Sich als
eine einzige üble Tat an.« Hier wird die Verminderung der üblen
Tat auf eine einzige (und nicht eine volle) zugesichert. Daher
gebührt Allah alles Lob, und von Ihm kommt die Gnade; Preis sei
Allah, Dessen Lob wir nicht zählen können, und durch Den allein
wir Erfolg erlangen."*
"... so schreibt ihm Allah bei Sich zehn gute Taten an, bis zum
Siebenhundertfachen und darüber hinaus.t< Dazu überliefert Al-
Bazzar in seinem Musnad 134, daß der Gesandte Allahs sagte:
143
"Es gibt sieben Arten von Taten: zwei Taten, die verpflichten,
zwei Taten, von denen jede als jeweils eine einzige angerechnet
wird, eine gute Tat, die mit zehn gleichen angerechnet wird, eine
gute Tat, die siebenhundertfach angerechnet wird, und eine Tat,
deren Lohn nur Allah, der Erhabene, berechnen
134 Form des Hadit-Sammelwerkes.
Allah (t) erwähnt, daß Er, wem Er will, den Lohn für gute Taten
über das angemessene Maß hinaus noch vervielfacht, und sagt:
"Allah tut nicht Unrecht vom Gewicht eines Stäubchens. Und wenn
es eine gute Tat ist, vervielfacht Er sie und gibt von Sich aus
gewaltigen Lohn." (Sura 4, Vers 40).
144
Beschränkung auf diese Zahlen meinen, sondern symbolisch zu
verstehen sind. Vielmehr vervielfacht Allah (t) unabhängig von
dieser Begrenzung den Lohn, wem Er will und gibt aus Seiner
unermeßlichen Gnade heraus, was nicht zu zählen ist. Preis sei
Ihm, Dessen Wohltaten und Gnaden unzählbar sind. Ihm gebührt
aller Dank, und bei Ihm sind Gnade und Huld. Bei der siebten Art
von Taten handelt es sich um das Fasten (arab.: Saum), nach den
Worten Allahs in einem Hadit-Qudsyy:
(selbst), außer dem Fasten; denn das ist für Mich, und Ich
So kennt denn niemand außer Allah (t) den Lohn für das
Fasten.
Hadit Nr. 38
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
aber hat von sich aus den Korb, die wohlriechenden Pflanzen und
den Moschus hinzugefügt und macht sich so bei seinem Herrn
beliebter.
145
Wer nun zusätzlich zu den Pflichtgebeten noch freiwillige Gebete
verrichtet, der wird bei Allah (t) beliebter als jemand, der nur die
Pflichtgebete allein verrichtet.
"Und wenn sie leeres Geschwätz hören, wenden sie sich davon ab."
(Sura 28, Vers 55), und:
"Ich habe nichts gesehen, ohne vorher Allah zu sehend Mit dem
Erwägen ist gemeint, daß man von den Gedanken an die Geschöpfe
übergeht zum Gedanken an die Allmacht des Schöpfers, um Ihn zu
146
preisen, zu verehren und zu verherrlichen und um Ihm mit allen
Kräften des Körpers und der Seele zu dienen.
" Und wenn Ich ihn liebe, bin Ich sein Hören ..." Es ist möglich, daß
dies bedeutet:
"Dann bin ich der Hüter seines Hörens, Sehens, Zugreifens mit
der Hand und Gehens mit dem Fuß, um ihn vor dem Einfluß Satans
zu schützen." Es ist aber auch möglich, daß damit gemeint ist:
"Dann bin Ich bei ihm in seinem Herzen, wenn er hört, sieht oder
zugreift. Und wenn er Meiner gedenkt, läßt er ab vom Tun für
einen anderen als Mich."
Hadit Nr. 39
99
Allah läßt um meinetwillen meine Gemeinde ungestraft für das,
was sie aus Versehen, aus Vergeßlichkeit und unter Nötigung
getan hat.s<
147
Ein Hadit-Hasan, den Ibn Maga, Al-Baihaqyy und andere
überliefert haben.
Auch der Qur'an weist darauf hin, daß Allah (t) etwas, was aus
Versehen oder Vergeßlichkeit getan bzw. unterlassen wird, auch
wenn es verboten bzw. Pflicht ist, ungestraft läßt:
"Unser Herr! Belange uns nicht, wenn wir vergeßlich waren oder
aus Versehen gehandelt haben!" (Sura 2, Vers 286). Das bedeutet,
daß Allah (t) den Muslimen die Fehler, die sie aus Versehen,
Vergeßlichkeit oder unter Zwang begehen, nachsieht. So sagte
der Gesandte Allahs:
"Wer aus Vergeßlichkeit ißt oder trinkt, der soll darauf sein
Fasten fortsetzen; vielmehr hat Allah ihm zu essen und zu trinken
gegeben137"
Wenn aber auch Allah (t) die Sünde einer aus Versehen oder
Vergessen unterlassenen bzw. begangenen Tat übergeht, so zieht
jene doch zivilrechtliche Folgen nach sich:
Ein Beispiel für die erste Art ist die Vergewaltigung einer Frau,
die trotz ihrer Gegenwehr mißbraucht wird. Bei der zweiten Art
wird zum Beispiel jemandem materieller Schaden ange-
137
Im Text wörtlich: w... vielmehr hat Allah ihn getränkt und gespeiste."
Hadit Nr. 40
149
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, nahm mich
bei meiner Schulter und sagte:
"Sei in der Welt wie ein Fremder oder ein Durchreisender.<< Ibn
'Umar pflegte zu sagen:
"Wenn der Abend kommt, erwarte nicht den Morgen, und wenn
der Morgen kommt, erwarte nicht den Abend. Nimm von deiner
Gesundheit für deine Krankheit und von deinem Leben für deinen
Tod.<t
"Sei in der Welt wie ein Fremder oder ein Durchreisender.<f Der
Gläubige soll sich nicht auf die diesseitige Welt verlassen und sie
sich nicht zur Heimat nehmen; er soll sich nicht einreden lassen,
er könne ewig in ihr bleiben. Das Verhältnis eines Muslims zur
irdischen Welt sollte dem eines Durchreisenden zum fremden
Land, der auf dem Weg heim zu seiner Familie ist, gleichen. Diese
Bedeutung hat auch der folgende Ausspruch Salmans des Persers
(Salman Al-Farisyy), Allahs Wohlgefallen auf ihm:
"Mein enger Freund (d.h. der Gesandte Allahs) trug mir auf,
138
'Umar Ibn Al-Hattab, der zweite Kalif; vgl. Anmerkung Nr. 18.
139
Siehe Anmerkung Nr. 49.
Reisegepäck mitnimmt."
was das Diesseits angeht, und darauf, daß man die Reue für
150
Vorbereitung auf das Jenseits, in seinem Leben den weltlichen
Wenn man dann noch Hoffnung hegt, soll man sagen: '"Wenn
"Und sage ja nicht von etwas: »Ich werde dies morgen tun«, ohne
hinzuzufügen: »Wenn Allah will«" (Sura 18, Vers 23 und 24).
"... und von deinem Leben für deinen Tod.u Der Gesandte Allahs
hielt Ibn 'Umar auch dazu an, Wegzehrung für das Jenseits aus
dem irdischen Leben voranzuschicken, d.h. sich mit guten Taten
den Weg ins Paradies zu ebnen. Diese Bedeutung hat auch der
folgende Qur'an-Vers:
'"Und jeder soll sich ausersehen, was er für morgen (d.h. den Tag
des Jüngsten Gerichts) vorausgeschickt hat." (Sura 59, Vers 18).
"Mein Herr! Bringe mich zurück; auf daß ich Gutes tue von dem,
was ich unterlassen habe."' (Sura 23, Vers 99 und 100). Al-
Gazzalyy sagte:
"Der Gegenwert des Menschen befindet sich bei ihm wie ein
Fischemetz, mit dem er sich die guten Taten erwirbt. Wenn er
Gutes erworben hat und dann stirbt, genügt ihm dies; und er
braucht danach kein Netz mehr - welches sein Körper darstellt -,
151
von dem er sich mit dem Tode trennt. Zweifellos hört die
Begierde des Menschen nach der diesseitigen Welt auf, wenn er
stirbt, und es verlangt ihn dann nach guten Taten, weil sie die
Wegzehrung für den Grabeszustand sind. Wenn er diese besitzt,
kommt er damit aus, und wenn nicht, verlangt er, aus dem
Grabeszustand in das diesseitige Leben zurückgebracht zu
werden, um sich dort die Wegzehr ung zu besorgen; und das,
nachdem ihm das Netz genommen wurde. Man sagt dann zu ihm:
»Weit gefehlt! Es ist dir schon entgangen!« So bleibt er immerzu
bestürzt und voller Reue über seine Nachlässigkeit wegen des
Erwebs seiner Wegzehrung, bevor ihm das Netz weggenommen
wurde."
Aber es gibt keine Macht noch Kraft außer bei Allah, dem
Hadit Nr. 41
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte:
"Keiner von euch ist gläubig, bis seine Neigung dem entspricht,
womit ich gekommen bin,<t
152
Ein Hadit-Hasan-Sahih, den wir nach dem "Kitab Al-Hugga141 mit
Sahih-Überliefererkette überliefert haben.
"Keiner von euch ist gläubig, bis seine Neigung dem entspricht,
womit ich gekommen bin." Das bedeutet, daß man seine Taten an
Qur'an und Sunna orientieren, seiner (persönlichen) Neigung
zuwider handeln und dem folgen muß, womit der Gesandte Allahs
gekommen ist. Dies entspricht dem Won Allahs im Qur'an:
"Und weder einem gläubigen Mann noch einer gläubigen Frau steht
es zu, wenn Allah und Sein Gesandter eine Sache entschieden
haben, in ihrer Angelegenheit zu wählen."' (Sura 33, Vers 36).
»Komm her, damit ich dir einen Mann zeige, wie du ihn noch nicht
gesehen hast!"
- »Ja!«
153
»Das ist bei uns erlaubt.142 Der Gesandte Allahs sagte ja: >Hat uns
'Aqil etwa ein Haus gelassen?<« Hierauf fuhr Ishaq fort:
»Yazid Ibn Harun hat uns unterrichtet von Hasim, dieser von Al-
Hasan, daß letzterer nicht diese Meinung vertrat. Auch 'Ata' und
Tawus vertraten sie nicht.« Darauf entgegnete ihm As-Safi'yy:
»Du bist derjenige, von dem die Leute von Hurasan143 behaupten,
er sei ihr Rechtsgelehrter?« worauf Ishaq sagte:
»Wenn ein anderer hier an deiner Stelle dies sagte, würde ich
142 D.h. nach unserer Rechtsschule ist es erlaubt, für Häuser in Makka
Beweiskraft?«
154
»Diejenigen, die ungläubig sind und vom Weg Allahs abhalten
sowie von der heiligen Gebetsstätte, die Wir für alle Menschen
bestimmt haben, gleichviel ob sie ihren ständigen Wohnsitz in ihr
haben oder nur vorübergehend dort sind ...« (Sura 22, Vers 25).
AS-Safiyy erwiderte ihm:
144 Als Beweis dafür, daß Häuser in Makka Privateigentum waren und gekauft und verkauft wurden.
Da verstummte Ishäq und fuhr nicht fort zu reden, und auch AS-
Safi'yy seinerseits schwieg."
Hadit Nr. 42
Von Anas, Allahs Wohlgefallen auf ihm: Ich hörte den Gesandten
Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagen:
155
Mich um Vergebung bittest, so vergebe Ich dir. 0 Sohn Adams,
wenn du Mir Sünden brächtest, nahezu gleich der gesamten Erde,
und du Mir nichts beigesellst, würde Ich dir gewiß nahezu
gleichermaßen Vergehung entgegen bringen,t<145
"Und wer etwas Böses tut oder gegen sich selbst unrecht handelt,
und dann Allah um Vergebung bittet, wird Allah Allvergebend und
Barmherzig finden." (Sura 4, Vers 110). Die Bitte um Vergebung
muß aber mit der Reue verbunden sein, wie es an anderer Stelle im
Qur'an steht:
31).
156
Bitten" der Missetäter; es kann aber auch die Bitte um
Fall ist.
»O Allah! Du bist mein Herr; es ist kein Gott außer Dir, Der Du
mich erschaffen hast. Ich bin Dein Knecht und halte mich an die
Abmachung, die ich mit Dir getroffen habe, und an das
Versprechen, das ich Dir gegeben habe, so sehr ich kann. Ich
bekenne mich zu Dir und Deiner Gnade, und ich bekenne vor Dir
meine Missetat. So vergib mir; denn niemand kann die Sünden
vergeben außer Dir. Ich nehme meine Zuflucht bei Dir vor dem
Bösen, das ich getan habe.«" Abu Bakr, Allahs Wohlgefallen auf
ihm, sagte einmal zum Gesandten Allahs:
»Sprich: >0 Allah! Ich habe mir selbst großes Unrecht angetan,
und niemand kann die Sünden vergeben außer Dir. So vergib mir
denn in Deiner Macht zur Vergebung, und erbarme Dich meiner!
Du bist ja der Allvergebende, der Barmherzige."'146
157
"Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der
Welten!"
158