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Stadtgeschichten
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am 23. Mai wird das Grundgesetz 60 Jahre alt. Darin heißt es: „Die Würde
des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Ver-
Titel 8
pflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Und: „Alle Menschen sind vor dem
Gesetz gleich.“ Diese Grundrechte wurden Schwulen lange Zeit nur ein-
Hamburg 16
geschränkt gewährt, wenn nicht gar verweigert. Der Paragraph 175 galt
nach 1949 in der von den Nazis verschärften Fassung unverändert wei-
Mahlzeit 24
ter. Die Bundesrepublik brauchte 20 Jahre, um Homosexualität nicht
mehr unter Strafe zu stellen. Die Zeit der Verfolgung dauerte für schwule
Kultur 26
Männer häufig noch wesentlich länger. Für die meisten von ihnen war der 1. September 1969, als das
Gesetz reformiert wurde, gleichwohl ein Tag der Befreiung. Erst 1998 wurde der Paragraf endgültig
gestrichen.
Beautiful People 34
Hamburg hat hier eine besonders traurige Rolle gespielt. Der Kampf gegen die schwulen Magazin-
e oder das Tanz- und Toilettenverbot waren Repressalien, die weit über den Paragraphen 175 hinaus- Szene 36
gingen. Diese Nebenjustiz erlangte selbst 1980 noch einmal traurige Berühmtheit, als Corny Litt-
mann die so genannten Klappenspiegel zertrümmerte, hinter denen Polizisten auf öffentlichen Toilet- Programm 42
ten das Treiben an den Urinalen beobachteten. Innensenator Helmut Schmidt, heute Ehrenbürger
Hamburgs, hatte diese „Peepshow für Bullen“ zu verantworten. City Guide 56
Die Urteile, die zwischen 1949 und 1969 gegen Homosexuelle auf der Basis des Nazi-Paragrafen
gefällt wurden, sind bis heute rechtsgültig. Der Deutsche Bundestag weigerte sich 2002, sie aufzu- Kleinanzeigen 66
heben. Lediglich die Urteile, die während des Nationalsozialismus gefällt wurden, erklärte das Parla-
ment für Unrecht. Um die Würde und die Gleichheit vieler Betroffener ist es also immer noch trau- Portfolio 68
rig bestellt. Hamburg Pride hat in diesen Tagen die CSD-Kampagne 2009 vorgestellt. Darin wird eine
Erweiterung von Artikel 3 des Grundgesetzes gefordert: „Niemand darf aufgrund seiner sexuellen Sex 70
Identität benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Eine solche Verfassungsänderung wäre nicht nur
ein Signal in die Zukunft, sondern auch eine späte Wiedergutmachung für das, was schwule Män- Reise 72
ner und lesbische Frauen bis 1969 und danach erlebt, erduldet und erlitten haben.
Berlin 76
Eine anregende Lektüre!
Fernsehen 78
Stefan Mielchen
Chefredakteur Verlosung 80

Lange Reihe 82

8 16 29 72
Titel Hamburg Kultur Reise
Eine Ausstellung im Rathaus und ein Neue Serie: Schwule Hamburger stel- Alle Jahre wieder kämpft Europa um Nackt in Mexiko: Ein Resort auf Yuca-
neues Buch zeigen, wie Schwule in len in hinnerk ihr Stadtviertel vor. Den die Songkrone. Beim Grand Prix in tán startet in den schwulen Touris-
Hamburg bis 1969 verfolgt wurden. Auftakt macht Wilhelmsburg. Moskau sind Schwule unerwünscht. mus. hinnerk reiste zur Premiere.

hinnerk 05/09 3

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