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Flugscheibe über Peenemünde?

von Heiner Gehring

Ein Schwerpunkt der Flugscheibenkonstruktion und Erprobung lag an der


Ostseeküste zwischen Peenemünde auf Usedom im heutigen Mecklenburg-
Vorpommern und im Raum um Stettin. Am in Richtung Stralsund gelegenen Ende
der Insel Usedom befanden sich sowohl die Heeresversuchsanstalt Peenemünde-
Ost wie auch die Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West. Beide sind als
Geburtsstätten der deutschen Raketen bekannt.

In Peenemünde-West wurde die V 1 erprobt, wahrend in Peenemünde-Ost die V 2-


Entwicklung unter Werner von Braun realisiert wurde. Weniger bekannt ist, daß in
beiden Stätten auch Flugscheiben konstruiert wurden. Epps Modell ist nachweislich
in Peenemünde angekommen(8). Nach dem Krieg hat General Walter Dornberger
Epp gegenüber bei einem Besuch am 4. September 1958 ausdrücklich bestätigt,
daß sein Flugscheibenmodell in Peenemünde auch wirklich angekommen ist und
auch getestet wurde(9). Allerdings ist noch unklar, was aus Epps Modell geworden
ist. Vielleicht hat es als Vorlage für den Bau von Flugscheiben gedient oder hat
sogar die Idee, eine Flugscheibe in Peenemünde zu bauen, überhaupt erst ins Leben
gerufen.

In Peenemünde-Ost soll am 17. April 1944 der erste Flugversuch einer durch
Wernher von Braun und Dr. Ringleb entwickelten Flugscheibe stattgefunden
haben(10). Dies ist bislang kaum bekannt. Wernher von Braun gilt zurecht als einer
der Väter der modernen Raketen. Mit Flugscheiben wurde er bislang kaum in
Verbindung gebracht. Doch scheint es so gewesen zu sein: Die von Wernher von
Braun entwickelte Flugscheibe hatte einen Durchmesser von sechs Metern und soll
das Vorläufermodell einer geplanten Flugscheibe mit 42 Metern Durchmesser
gewesen sein(11).

Die durch Werner von Braun entworfene Flugscheibe war für eine Höhe von bis zu
300 km vorgesehen. Herkömmliche Antriebsstoffe, wie sie auch für die A 4 (V 2)
verwendet wurden, reichten dafür aber nicht aus. So griff von Braun zum
Atomantrieb! Ein Atomantrieb für Flugzeuge war in den vierziger Jahren des 20.
Jahrhunderts nachweisbar Gegenstand der Forschung: Dr. Franz Joseph Neugebauer
war der führende Spezialist für atombetriebene Flugkörper. Er wurde 1945 als einer
der ersten deutschen Wissenschaftler von der US-Air Force in die USA verbracht(12).
Unter der Bezeichnung Uranbrenner arbeiteten er und andere Wissenschaftler wie
der Münchener Professor R. Richter vor 1945 an einem Atomantrieb. Als Berater für
diese Forschergruppe diente unter anderem Professor Prandtl, der weltberühmte
Aerodynamiker(13).

Auch ein Atomantrieb für Raketen ist kein Hirngespinst: Im Oktober 1942
beaufragte das Oberkommando des Heeres die Forschungsanstalt der Deutschen
Reichspost mit der Erforschung atomarer Raketenantriebe(14) . Desweiteren könnte
in Peenemünde ebenfalls am Atomantrieb für Flugkörper geforscht worden sein: So
verfaßte der Spionagedienst der Amerikaner im Juni 1943 einen Bericht über ein
Atomforschungslabor in Peenemünde. Dieser Bericht, so heißt es, sei der
eigentliche Grund für den verheerenden Luftangriff auf Peenemünde im August
1943 gewesen(15).

Was ist aus diesen Forschungen und der Braunschen Atomflugscheibe geworden?
Nun, sie wird weiterhin genutzt und weiterentwickelt: Ein Blick in die einschlägige
Fachliteratur zeigt, daß der Nuklearantrieb auch heute noch einen festen Platz in
der Luft und Raumfahrttechnik hat(16). Unlängst freigebene Dokumente belegen,
daß die USA seit den fünziger Jahren des letzten Jahrhunderts atomgetriebe
Flugscheiben besitzen(17).

Offiziell allerdings deutet nichts darauf hin, daß nukleare Forschung in der
Raumfahrt einen höheren Stellenwert hat, als allgemein vermutet wird. Liegt dies in
der allgemeinen Ächtung der Atomenergie? Oder gibt es noch andere Gründe,
wegen derer uns atomgetriebe Flugkörper verheimlicht werden? Diese Fragen
müssen solange unbeantwortet bleiben, solange es Personen gibt, die einen Vorteil
daraus ziehen, im Geheimen bestimmte Technologien zu nutzen. Doch das ist ein
anderes Thema(18) ...

Fussnoten

(8) Bestätigt durch ehemalige Peenemünder, so dem damaligen Leiter der "E 2".
(9) Schreiben im Nachlaß Epp.
(10) Interview mit Oberingenieur Klein. Tagesanzeiger für Stadt und Kanton Zürich,
1954.
(11) Gemäß einem Artikel in der Zeitung Aftonbladed (Abendblatt), Stockholm,
1952.
(12) Dies berichtet Agoston in seinem Buch "Blunder. How the U.S. gave away Nazi
supersecrets to Russia".
(13) Powers, Heisenbergs war. 1993.
(14) Auftrag Nr. KAP/L88 011 5371/42 ET200 durch den Chef der Heeresrüstung.
(15) Georg, Geheime Nuklearwaffen des Dritten Reiches und ihre Tragersysteme.
2000.
(16) Ramsthaler et al., "Sofe, compact nucleor propulsion", 1988. Bikovicz, Nucleor
flight. 1992.Flora, Project Orion. 1998.
(17) Wilson. American Nuclear Flying Saucer. 2000.
(18) Lesen Sie mehr darüber in dem Buch Der Flugscheiben Mythos von H. Gehring
& K. P Rothkugel.

aus: Leonhard Eckardt und Heiner Gehring, Flugschieben über Peenemünde?, von den
ersten Entwürfen Andreas J. Epp bis zur Flugscheibe des Wernher von Braun,
Schleusingen 2001, S. 43ff.

Literatur
A. Schriften von Andreas J. Epp
Epp, A. (o.J.). Die Wahrheit und Realität der Flugscheiben. Unpubliziertes Manuskript.
Nachlaß Epp.
Epp, A. (o.J.). Eine positive Idee. Unpubiziertes Manuskript. Nachlaß Epp.
Epp, A. (o.J.). Flugscheibe Omega-Diskus wird gebaut. Unpubliziertes Manuskript.
Nachlaß Epp.
Epp. A. (o.J.). Utopie und Realität der Fliegenden Untertassen. Unpubliziertes
Manuskript. Nachlaß Epp.
Epp, A. (1960). Hermann Görings Geheimwaffe Nr. 1 existiert. Unpubliziertes
Manuskript. Nachlaß Epp.
Epp, A. (1960). Das Drama um die Lebensaufgaben der Erfinder und Konstrukteure
von realen Flugscheiben. Unpubliziertes Manuskript. Nachlaß Epp.
Epp, A. (1994). Die Realität der Flugscheiben. Wessobrunn, EFODON.
Epp, A. (1997). Die Realität der deutschen Flugscheiben.
Wissenschaft ohne Grenzen (2): 16-17.
Epp, A. (1997). Omega-Diskus: Opfer müssen gebracht werden. Memoiren Teil 7.
Unpubliziertes Manuskript. Nachlaß Epp.
Epp, A. (1997). Quo Vadis - Erfinder, Pioniere und Propheten? Wissenschaft ohne
Grenzen (4): 14-16.

B. Weitere Literatur
Braun, W. von (1952). Das Morsprojekt. Frankfurt am Main, Umschau Verlag.
Bussard, R.W (1955). Nuclear rocket reactors: A sixmonth study review. Los Alamos
Scientific Laboratory, December.
Gehring, H. & Rothkugel, K.-P (2001). Der Flugscheiben-Mythos. Schleusingen: Amun-
Verlag.
Georg, F (2000). Geheime Nuklearwaffen des Dritten Reiches und ihre Tragersysteme.
Schleusingen: AmunVerlag
Genk, L.M. (1994). Space nuclear power and propulsian. American Institute of Physics
Press: New York.
Schreiber, R.E. (1956). The LASL nuclear propulsion progromm. Los Alamos Scientific
Laboratory, April.
Trischler, H. (1992). Luft- und Raumfahrtforschung in Deutschland 7900-1970.
Frankfurt, Campus-Verlag.
Wilson, J. (2000). American nucleor flying saucers. Popular Mechanics, 11, 66-7 1.
Zunneck, K.-H. (1998). Geheimtechnologien, Wunderwaffen und die irdische Facetten
des UFO-Phanomens. Suhl, CTT-Verlag.
Zunneck, K.-H. (1999). Geheimtechnologien 2. Militdrische Verwicklungen, öffentliche
Manipulation und die Herkunft der »UF0s«. Suhl, CTT-Verlag.

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