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Fundament 3/2004
Ohnmacht, Vollmacht,
Allmacht
Daniel 2
Dieses Kapitel – lies, falls zur Hand, man im Wachbewusstsein lange be-
die Menge-Übersetzung! – lässt uns wegt hat; und davon heißt es wörtlich
einen Blick tun in die Ohnmacht der in Daniel 2, 29: „Dir, o König, stiegen
Welt; trotz aller äußeren vorhandenen auf dem Lager Gedanken auf, was wohl
Weltmacht eine tiefe Ohnmacht! Ein in der Zukunft geschehen würde; und
weiterer Blick richtet sich im Gegen- da hat der, welcher die Geheimnisse
satz dazu auf die Vollmacht der Kinder offenbart, dir kundgetan, was geschehen
Gottes, obwohl diese äußerlich gar wird.“
nichts sind. Es lässt uns schließlich Nebukadnezar ist der erste Ge-
einen Blick hineintun in die Allmacht neral-Weltmonarch. Er ist nicht bloß
Gottes, die man glaubte längst abge- ein Mann von außergewöhnlicher
setzt zu haben. Kraft, er hat nicht nur sympathische
Eigenschaften, sondern er ist auch ein
Mensch, der nachdachte. Und Leute,
die nachdenken, die des Nachts auf
Ein Weltmonarch dem Lager liegen und sich Gedanken
denkt nach! machen über ihre Zukunft, sind im
allgemeinen wertvolle Menschen.
Nebukadnezar hatte einen bedeu- Nebukadnezar ist äußerlich ein
tungsvollen Traum. Träume sind nicht Despot, ein Fürst, ein Weltmonarch,
selten Antworten auf Gedanken, die der in der Tat das erste Weltreich ge-
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Ohnmacht, - Vollmacht - Allmacht
Wo geht es hin?
Von jedem wertvollen Menschen
erwarte ich, dass er im Laufe seines
Reifwerdens einmal darüber ernstlich
nachdenkt, wo es mit seinem Leben
hin will. „Herr, lehre uns bedenken, dass
wir sterben müssen.“ Der oberflächliche Von einem ernsten Staatsmann
Mensch lebt in den Tag hinein und muss man erwarten, dass er fragt,
sagt: lasst uns essen und trinken, heute wohin es gehen soll. Nebukadnezar
ist heute, fröhlich, lustig, fidel von ei- liegt nachts auf seinem Bett und denkt
nem Tag zum anderen! Der ernsthafte nach: Wo geht´s hin? Ich bin ein star-
Mensch aber wird nachdenklich: Was ker Mann, ich habe große Macht, zu
kommt dann? meinen Füßen liegt die halbe Welt, ich
Etwas zum Schmunzeln – nur zum brauche nur auf den Knopf zu drücken
Schmunzeln?: Ein Großvater fragte und die Welt steht mir zur Verfügung.
seinen Enkel: „Mein Junge, was willst Morgen ist´s genauso und übermor-
du jetzt werden?“ „Jetzt werde ich gen auch so – was soll das? Sterbe ich,
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kommt ein neuer Weltmonarch. Was hat, der erzählt mein Wort weiter. Ne-
soll die ganze Weltgeschichte? bukadnezar hatte keine Bibel. Wir sind
Ein sympathischer Mann, dieser ihm tausendmal voraus. Wir haben das
Nebukadnezar, der erste Weltherr- Alte und das Neue Testament und die
scher, der erste Weltmonarch, das Offenbarung an Johannes. Wie wich-
goldene Haupt, dem gegenüber alle tig ist es aber, dass wir auch darin lesen!
kommenden Weltherrscher tönerne Nebukadnezar hat einen Traum,
Füße sind. Was soll das eigentlich der ihn innerlich beunruhigt und sehr
alles? fragt er. Ich könnte mir denken, erschüttert. Er weiß nicht aus noch
dass Nebukadnezar manchmal rein ein. Der mächtige Weltherrscher ist
kopflos war – ich kommandiere und al- im Blick auf die letzte Frage so ohn-
les schreit: Hurra! Weltgeschichte! Ich mächtig wie ein Kind. Er findet keine
weiß nicht – normalerweise sind wir Lösung und keine Antwort auf all die
keine solchen Weltherrscher – sind uns Probleme. Frage einen noch so gewal-
solche Gedanken auch schon einmal tigen, großen und imponierenden Phi-
gekommen? Nebukadnezar sind sie losophen, was der Sinn der Geschichte
gekommen: Was ist eigentlich der Sinn sei, dann wird er, wenn er kein gläubi-
der Geschichte – woher, wohin und ger Christ ist, anfangen zu fabeln. Er
wozu geschieht das eigentlich alles? wird anfangen, von Jahrtausenden zu
sprechen, aber eine sinnvolle Antwort
wird die Welt nicht geben.
Nebukadnezar hat keine Möglich-
keit der Deutung des Traumes, nicht
Offenbarung und einmal die Fähigkeit hat er zu sagen,
Weltgeschichte was Gott ihm im Traum gezeigt hat.
Und doch ist er der Weltherrscher: Ein
Da antwortete ihm Gott durch einen Druck auf den Knopf – und die ganze
Traum. Wie, sollte Gott zu einem Akademie muss her! Ein Kommando –
heidnischen Götzendiener reden? Ja, und die ganze Akademie fährt auf! Ein
er redete zu ihm durch einen sensa- Druck auf den Knopf – und sämtliche
tionellen Traum. Nebukadnezar ist Professoren müssen erscheinen. „Mein
kein Gotteskind, er hat kein inneres Entschluss steht fest: Es geht um Kopf
Gespür, keinen Heiligen Geist, sodass und Kragen, wenn ihr mir nicht den
er es aus der Wortverkündigung des Traum und seine Deutung anzugeben
Daniel hätte hören können, was Gott wisst.“ Die Leute kapieren das gar
will. Wir haben Gottes Heiligen Geist nicht so schnell. „Trug und Lug werdet
und sein Wort, und das ist sehr viel ihr euch zusammenphilosophieren, ich
wichtiger als Träume. Wer mein Wort aber bestehe darauf: Den Traum sollt
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ihr erzählen!“ Es ist schwierig. Wie ist, spricht sie mit dem alten Sokrates:
die Leute ihm antworten, ist absolut „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Ich
richtig: „Eure Majestät, Herr Despot weiß, dass mein Denken begrenzt ist;
von Babylon, das kann kein Mensch, ich weiß, dass mein Erkennen begrenzt
das können nur die Götter; und die ist. Professor Berg sagt deshalb: „Man
wohnen nicht bei den Menschen; das weiß um die Grenze seines Wissens,
übersteigt menschliches Können!“ um die wirkliche Fragwürdigkeit.“ Wer
selbst einmal ernsthaft studiert hat, dem
wird von Semester zu Semester aufge-
gangen sein, wie fragwürdig sein Wissen
dennoch ist. Der Weisheit letzter Sinn
Grenzen des Denkens ist und bleibt: Wenn Gottes Offenba-
Die Weltweisheit entdeckt hier die rung nicht Licht hineinbringt in unsere
Grenze ihres Könnens und gibt ihre Wissenschaft, sind wir ohnmächtig.
eigene Ohnmacht zu. Wo die Wissen- Die Magier wissen, wie die Chaldäer,
schaft wirklich Wissenschaft war und wirklich nichts. Sie können auch nichts
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wissen. Das darf man den Leuten nicht te zuerst – der Mordbefehl! Das ist im
als Schuld anrechnen. Es ist ziemlich Grunde genommen das Letzte, was der
brutal von Nebukadnezar, diese Leute Weltherrscher tun kann, wenn er ratlos
hinrichten zu wollen, nur weil sie den wird: Alles vernichten lassen!
Traum nicht deuten konnten.
Niemand kann hinaufsteigen und
die Weisheit der Götter herunterholen
– oder wir müssten einen „Archimedi-
schen Punkt“ außerhalb der Welt ha-
Vollmacht der
ben, um von diesem her Orientierung Kinder Gottes
zu gewinnen. Wenn wir einen Flug in Was ist dagegen die Vollmacht der
die Stratosphäre machen würden, so Kinder Gottes, die äußerlich nichts
könnten wir doch nur 15 -18 km Höhe bedeuten?! Wer waren denn der Da-
erreichen und würden dann wieder niel, dieser Mesach und sein Freund,
herunterpurzeln. Was sind 15 km der Sadrach? Wer waren denn diese
gegenüber des Schöpfergottes Größe! 20 - 22jährigen jungen königlichen
Wir sehen alles doch nur aus der Maul- Referendare? Assistenten an der Aka-
wurfperspektive. „Die Götter allein demie, Fremdlinge, Juden waren sie.
wissen das, o König, aber die wohnen Was soll dies? Aber jetzt zeigt sich die
nicht unter uns Menschen.“ Vollmacht der Kinder Gottes. Gott
Es muss erst ein Gott auf die Erde schafft Momente, wo sie äußerlich sehr
kommen. Wäre das nicht geschehen, viel bedeuten. Daniel erfährt von uner-
wüsste keiner die Geheimnisse des Le- hörten Vorgängen.
bens. Das ist die gewaltige Botschaft, Über dem ganzen Abschnitt liegt
die wir haben: „Gott kam in sein Eigen- eine majestätische Ruhe. Daniel
tum – und die Seinen nahmen ihn nicht kriecht nicht ins Mauseloch: „Warum
auf ... Das Wort ward Fleisch und zeltete solch ein irrsinniger Befehl!?“ Die
unter uns“ (Johannes 1, 11. 14). Wissenschaft hat versagt, nun muss
alles in Klumpen gehauen werden!
Mehr weiß der Weltherrscher nicht
anzuordnen.
Und Daniel sagt sich: Ich gehe in
Verzweiflung und den Palast, in die Höhle des Löwen!
Zerstörung Wohin? – Jawohl, in den Palast, zum
Nebukadnezar bekommt eine furcht- König! Merken wir? Dahinter steht
bare Wut und befiehlt einer Abord- echte Majestät! Sämtliche Gelehrte
nung sofort: „Alle in Stücke hauen! hatten das große Heulen gekriegt
Alles entzweischlagen!“ Das Wichtigs- – und dieser? Er ist entschlossen: mit
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königlicher Hoheit ausgestattet, doch hilft, der Gott Abrahams, Isaaks und
äußerlich arm, gefangen – innerlich Jakobs – der allein kann helfen. Auf die
geborgen in Gott! Er wagt es, um eine Knie! Ins Gebet! Wir wollen den Gott
Frist zu bitten – er, einer der Jüngsten des Himmels um Erbarmen anflehen
der königlichen Akademie. wegen dieses Geheimnisses.
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schern, Männer begegnet wären und hört: So wird die Sache gehen! Daniel
begegnen würden, die in der Vollmacht hat nicht 2000 Jahre nach Christus,
Gottes sprechen, damit die Cäsaren auf sondern 500 Jahre vor Christus von
die Knie kämen in Ehrfurcht vor dem den vier Weltreichen geredet:
lebendigen Gott! „Wahrlich, euer Gott
ist ein Gott der Götter, ein Herr über
Könige, denn er ist ein Offenbarer der
Geheimnisse“ – das ist ein Echo aus der
Seele des ersten Weltmonarchen.
Weltreiche
Ich behaupte immer noch: Nur 1.Weltreich:
wenn ein Weltmonarch nicht unter Das Goldene Haupt – das babyloni-
satanische Macht geraten ist, wird er sche Reich unter Nebukadnezar.
innerlich stumm werden, sobald ihm
2.Weltreich:
ein wirklicher Zeuge Jesu begegnet.
Die silberne Monarchie –
Die allmächtige Hand Gottes
Meder und Perser.
gewährte gleich dem ersten Weltherr-
scher die Direktiven und Perspektiven 3. Weltreich:
über die gesamte weltgeschichtliche Mit Kupfer wird es immer „mas-
Entwicklung. Menschen machen nicht siger„ – Griechenland, das Reich
Weltgeschichte, sondern Gott. Vom Alexanders des Großen.
goldenen Haupt bis in die tönernen
Füße hinein, so geht die Entwicklung! 4. Weltreich:
Es wird sich ohne Zutun vom Berg ein Ein Gemisch aus Eisen und Ton,
Stein loslösen und Gold und Silber, eisenhart und doch zugleich tönern,
Kupfer, Eisen und Ton zerschmettern. heute noch da – Rom.
Das ist die Linie, die Gott zieht. Das ist
mir darum so wichtig, weil nicht etwa Wo sind die Meder, die Perser? Sind
erst – wie die klugen Gelehrten immer es nicht bedeutungslose Leute? Was ist
hinterher –, nachdem es 2000 Jahre aus dem Griechenland Alexanders des
Weltgeschichte gegeben hat, sondern Großen geworden? Nur das Weltreich
im Anfang, ehe ein Philosoph nach- Rom dauert an – einerseits die Cäsaren
denken kann, Gott sagt: So verläuft bis hin zum Faschismus, andererseits die
die Linie! Wenn Oswald Spengler mit römische Kirche, der Papst! Es ist ein
unendlich viel Schwergewicht und Geheimnis: das letzte Weltreich, ein Ge-
Wahrheit Geschichte zeichnet, zeich- misch von Eisen, so hart, und von Ton,
net er sie zumeist im Rückblick, denn wie Wachs so weich. Stählerne Roman-
nur dieser kann ihm Recht geben. Da- tik! Eine merkwürdige Vereinigung von
niel aber sagt es voraus, weil er auf Gott Gegensätzen – Eisen und Ton!
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Das Fundament 3/2004
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