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Benedikt Vogel
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Wissenschaftliche Hausarbeit
Universität St. Gallen
Übungen und Selbststudium Betriebswirtschaft
Dr. oec. HSG/Dipl. Natw. ETH Christoph Meili
30. Mai 2006
ABSTRACT
Diese wissenschaftliche Hausarbeit widmet sich der Frage, ob
Mitarbeiter ihre Vorgesetzten beurteilen sollen. Diese Frage wird aus der
ethischen und betriebswirtschaftlichen Perspektive beleuchtet. Bei der
betriebswirtschaftlichen Perspektive ist keine eindeutige Antwort möglich,
da sich der Nutzen der Vorgesetztenbeurteilung nicht quantifizieren lässt.
Aus der ethischen Perspektive sollten Unternehmen, wenn sie nicht schon
eine konsens- und dialogorientierte Führungskultur haben,
Vorgesetztenbeurteilung einführen. Fazit dieser Arbeit ist, dass
Unternehmen mit der Vorgesetztenbeurteilung die ethische Legitimation
ihrer Führungskultur verbessern können und betriebswirtschaftlich von der
Massnahme profitieren.
INHALTSVERZEICHNIS
NOTEN FÜR DEN CHEF: SOLLEN MITARBEITERINNEN UND
MITARBEITER IHRE VORGESETZTEN BEURTEILEN?.....................1
ABSTRACT.......................................................................... 3
INHALTSVERZEICHNIS............................... ..........................4
ABBILDUNGSVERZEICHNIS..................................................1
TABELLENVERZEICHNIS................................................ .......1
1. EINLEITUNG............................................................... .....1
2. THEMENÜBERBLICK........................................................2
2.1. Definition und Begriffsdiskussion Vorgesetztenbeurteilung......2
2.2. Definition Mitarbeiter und Vorgesetzter....................................3
2.3. Grundlegendes Menschenbild...................................................4
3. ETHISCHE LEGITIMATION............................. ....................5
3.1. Legitimation von Führung.........................................................5
3.2. Legitimation aus institutionsethischer Sicht.............................5
3.3. Legitimation aus führungsethischer Sicht.................................6
4. BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE LEGITIMATION......................8
4.1. Grundlegende Werte.................................................................8
4.2. Funktionen von Vorgesetztenbeurteilung..................................8
4.2.1. Überblick.............................................................................8
4.2.2. Wirkungen bei Vorgesetzten.............................................11
4.2.3. Wirkung bei Mitarbeitern..................................................13
4.2.4. Wirkung im Unternehmen.................................................14
4.2.5. Personalentwicklung.........................................................15
4.3. Verhältnis von Kosten und Nutzen..........................................16
5. DURCHFÜHRUNGSEMPFEHLUNGEN............................... ..18
5.1. Relevanz von Durchführungsempfehlungen...........................18
5.2. Konzeption..............................................................................18
5.3. Information.............................................................................19
5.4. Fragebogen.............................................................................21
5.5. Anonymität.............................................................................22
5.6. Partizipation............................................................................22
5.7. Externe Berater.......................................................................23
5.8. Folgeprozesse.........................................................................24
6. FAZIT.......................................... .................................26
LITERATURVERZEICHNIS................................................. ...27
EIGENSTÄNDIGKEITERKLÄRUNG............................ .............32
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNG 1. ZITIERT NACH VON ROSENSTIEL (1991, S. 57).11
TABELLENVERZEICHNIS
TABELLE 1: FUNKTIONEN DER VORGESETZTENBEURTEILUNG. 9
1. EINLEITUNG
Vorgesetzter sein ist nicht einfach. Als Gruppenleiter in der Schweizer
Armee gab ich vollen Einsatz für meine Soldaten, habe ihnen, wenn immer
möglich Arbeit erspart und abgenommen. Als Gegenleistung erwartete ich
von ihnen volles Mitdenken und perfektes Arbeiten. Diesen Wunsch
erfüllten die Soldaten nur selten. Meistens taten sie nur, was ich ihnen
ausdrücklich befahl. Ob dies an meinem Führungsstil oder am fehlenden
Willen der Soldaten lag, sich für die Armee zu engagieren, weiss ich bis
heute nicht. Selbst wenn ich mit ihnen das Gespräch über meinen Stil
suchte, erhielt ich nur wenig aussagekräftige Antworten. Von oben nach
unten funktionierte die Feedbackkette aber perfekt: Mein Offizier teilte mir
täglich seine Meinung über meine Arbeit mit und auch meine Soldaten
wussten, denke ich zumindest, was ich von ihrer Arbeit hielt.
Zwar lassen sich Armeesituation nicht eins zu eins auf Unternehmen
übertragen, das grundlegende Problem kann aber auch eine moderne
Unternehmensorganisation nicht vermeiden: Mitarbeiter stehen in einem
Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Vorgesetzten. Durch offene Kritik,
insbesondere negative, riskieren sie deren Gunst zu verlieren. Der Anreiz
für Mitarbeiter ihren Vorgesetzten eher zu loben, als ihn auf
Verbesserungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen ist also gross. Dieses
und weitere Probleme bei der Beurteilung von Vorgesetzten durch ihre
Mitarbeiter sind Thema dieser Arbeit.
Während dieser Arbeit wird die Frage verfolgt, ob Mitarbeiter ihre
Vorgesetzten beurteilen sollen. Aufbauend auf dem in 2.
Themenüberblick festgelegten Werte- und Definitionsrahmen wird die
Vorgesetztenbeurteilung aus zwei Perspektiven betrachtet: In 3. Ethische
Legitimation wird die Frage untersucht, ob Mitarbeiter das Recht haben
ihre Vorgesetzten zu beurteilen. In 4. Betriebswirtschaftliche
Legitimation wird untersucht, was Vorgesetztenbeurteilung einem
Unternehmen nützt, sofern sie nach den Durchführungshinweisen in
Punkt 5 stattfindet.
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WHA: Noten für den Chef
2. THEMENÜBERBLICK
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WHA: Noten für den Chef
Quellautoren dieser Arbeit zitiert (vgl. zum Beispiel Voltz, 1998; Hofmann,
Köhler & Steinhoff, 1995; Domsch, 1992).
Aufgrund dieser Begriffsdiskussion und um die teilweise leicht
verschiedenen Verfahren von Vorgesetztenbeurteilung voneinander
abzuheben, existiert eine Vielzahl von Bezeichnungen für Verfahren nach
obiger Definition. In der Literatur verwendete Begriffe sind:
Führungsbarometer, Vorgesetzten-Feedback, Führungsstilanalyse,
Führungsanalyse Potenzialbeurteilung (Niedermair & Mitterer, 2000, S.
346), Führungsstilanalyse (Jesserich & Fennekels, 1988, S. 9),
Aufwärtsbeurteilung (von Rosenstiel, 1991, S. 56),
Führungskräftebeurteilung durch Mitarbeiter (Burster, 1994, S. 386)
Mitarbeiter-Feedback (Deller, Hartstein & Wallmichrath, 2000, S. 257) oder
Vorgesetzteneinschätzung (Voltz, 1998, S. 19). Auf Englisch werden die
Begriffe Upward Feedback und Upward Appraisal verwendet (Waldman &
Atwater, 2001, p. 189).
Kein Synonym für Vorgesetztenbeurteilung ist 360-Grad-Feedback
(Synonym: Multi-Source-Feedback). Als Feedbackgeber kommen bei
diesem Verfahren alle Personen in Frage, die mit der beurteilten Person in
Verbindung stehen. Dabei kann es sich um Gleichrangige, Vorgesetzte,
Unterstellte oder auch Kunden handeln (Atwater, Waldman & Brett, 2002,
p. 193). Da in diesem Verfahren auch Mitarbeiter ihre Vorgesetzten
beurteilen, fliessen Erkenntnisse aus der 360-Grad-Feedback-Forschung in
diese Arbeit ein.
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WHA: Noten für den Chef
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WHA: Noten für den Chef
3. ETHISCHE LEGITIMATION
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WHA: Noten für den Chef
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WHA: Noten für den Chef
Daraus leiten sowohl Kuhn und Weibler (2004, S. 385) als auch Ulrich
(1995, S. 570) den legitimen Anspruch auf eine dialog- und
konsensorientierte Führung ab, bei der alle Beteiligten in den
Entscheidungsprozess einbezogen werden, was schlussendlich zu einer
„mehr oder weniger weitgehenden Unternehmensdemokratie“ führt
(Ulrich, 1995, S. 570).
Voraussetzung für eine solche Führungskultur sind nach Kuhn und
Weibler (2003, S. 387-389) Strukturen, die eine dialog- und
konsensorientierte Führung ermöglichen und die individuelle Bereitschaft
zu einer solchen Führungskultur. Zusätzlich ist für eine dialog- und
konsensorientierte Führungskultur Vertrauen nötig, da ansonsten keine
offene Kommunikation statt findet (siehe: 5.5.). Vorgesetztenbeurteilung
kann in Unternehmen, die nicht bereit sind, die Voraussetzungen für eine
offene Führungskultur zu schaffen, als eine Teilerfüllung der ethischen
legitimen Mitwirkung von Mitarbeitern eingeführt werden. Bei
Unternehmen mit hierarchisch-autoritär Kultur, kann sie ein erster Schritt
zu einer offeneren Kultur sein, da sie bei anonymer Durchführung auch in
Unternehmen, bei denen das gegenseitige Vertrauen für offene
Kommunikation nicht vorhanden ist, eingesetzt werden kann.
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WHA: Noten für den Chef
4. BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE LEGITIMATION
4.2.1. Überblick
Grundlage für diesen Teil ist der tabellarische Überblick über die
Funktion der Vorgesetztenbeurteilung den Steinhoff (1995, S. 10) in
Anlehnung an Reinecke (1983, S. 154ff) erstellt hat. Ab Punkt 4.2.2. wird
die Tabelle 1 näher besprochen.
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WHA: Noten für den Chef
Kontrollfunktion
Überprüfung der
Umsetzung von
Führungsleitlinien
Teamentwicklungsf. Kollektive
Entwicklungsf.
Entwicklung Ermittlung von PE-
„massgeschneiderter /DE-Massnahmen
Massnahmen“ zur grösser
Optimierung der Unternehmungseinhe
Zusammenarbeit iten
Selektionsfunktion
1. Potentialbeurtei
lung der
Führungskräfte
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2. Leistungsbewer
tung
3. Gehaltsfindung
Evaluationsfunktion
Überpfüung der
Nutzenfunktion von
PE-Massnahmen
Anmerkung: Zitiert nach Steinhoff (1995, S. 10).
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WHA: Noten für den Chef
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4.2.5. Personalentwicklung
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WHA: Noten für den Chef
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WHA: Noten für den Chef
5. DURCHFÜHRUNGSEMPFEHLUNGEN
5.2. Konzeption
Der erste Schritt bei der Einführung von Vorgesetztenbeurteilung in
einem Unternehmen ist das Ausarbeiten eines Konzepts. Zuerst werden
die Ziele und der erwartete Nutzen und die Konsequenzen der Befragung
festgelegt (Domsch & Ladwig, 1995, S. 63). Konzeptgrundlage soll dabei
das Führungsleitbild des Unternehmens sein (Voltz, 1998, S. 25). Die
Zieldefinition hat drei Funktionen:
• Sie ist Grundlage für die Kommunikationsstrategie (Deitering,
2003, S. 426).
• Nach ihnen werden die inhaltlichen und formalen Komponenten
gewichtet bzw. ausgewählt (Domsch & Ladwig, 1995, S. 23ff).
• Definierte Ziele sind Voraussetzung für ein an die Durchführung
anschliessendes Controlling.
Bei der inhaltlichen Konzeption wird die Frage beantwortet, was von den
Mitarbeitern beurteilt werden soll. Dazu werden verschiedene Aspekte von
Führung ausgewählt und gewichtet. Beispiele für solche Aspekte sind
Zusammenarbeit, Delegation oder Information des Vorgesetzten mit bzw.
gegenüber den Mitarbeitern (Domsch & Ladwig, 1995, S. 25).
Die formale Konzeption umfasst die Frage nach dem Wie. Es gilt von der
Vielzahl von formalen Durchführungsmöglichkeiten eine auf die Ziele und
Unternehmenskultur angepasste zu wählen. Beispielsweise ist bei der
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5.3. Information
Ausreichende Information ist die Grundlage für Vertrauen in die
Vorgesetztenbeurteilung. Da die Betroffenen mit ausreichenden
Informationen in der Lage sind, die Auswirkungen des Instruments
abzuschätzen (Seifert, 2001, S. 34). Derselben Meinung ist Deitering
(2003, S. 430): „Durch die Transparenz und klare Kommunikation der Ziele
wird Vertrauen geschaffen und eine solide Erwartungshaltung vermittelt“.
Durch ausreichende Informationen können sich die Betroffenen ein
realistisches Bild der Möglichkeiten von Vorgesetztenbeurteilung machen,
was nicht erfüllten Erwartungen vorbeugt (Tourish, 2005, p. 495).
Information ist ein Bedürfnis von Personen, die an einer
Mitarbeiterbefragung teilnehmen. Deitering (2003, S. 431) stellte in einer
Umfrage bei acht weltweit agierenden IT-Konzernen fest, dass sich
Mitarbeiter im Vorfeld von Mitarbeiterbefragungen nicht ausreichend
informiert fühlten. In einer Umfrage von Hofmann, Schönsee, Blandford
und Köhler (1995, S. 106) bezeichneten über 88 Prozent von an einer
Vorgesetztenbeurteilung beteiligten Personen ausreichende Informationen
als einen wichtigen Erfolgsfaktor.
Erster Schritt für die unternehmensinterne Kommunikation sollte das
ernennen von Fach- und Machtpromotoren sein, die der
Vorgesetztenbeurteilung „ein Gesicht geben“. Der Machtpromotor ist
idealerweise ein im unternehmen weitgehend akzeptiertes Mitglied der
Geschäftsleitung oder des Verwaltungsrats. Er übernimmt repräsentative
Funktion und soll durch seine Unterstützung für die
Vorgesetztenbeurteilung Vertrauen schaffen (Köhler, 1995a, S. 57-58). Laut
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WHA: Noten für den Chef
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5.4. Fragebogen
Ziel einer Beurteilung von Vorgesetzten durch deren Mitarbeiter ist es
„Objektivität, Reliabitlität, Validität“ zu erreichen (Domsch & Ladwig, 1995,
S. 28-29; Jöns, 1995, S. 41). Zum erreichen dieser Ziele ist eine schriftliche
Befragung der Mitarbeiter besser geeignet als mündliche, da bei der
mündlichen Befragung aufgrund fehlender Anonymität
Beurteilungsverzerrungen auftreten (vgl. Antonioni, 1994, p. 354; Jöns,
1995, S. 37). Eine schriftliche Befragung mittels Fragebogen hat
gegenüber der freien schriftlichen Meinungsäusserung den Vorteil, dass sie
ökonomischer Auszuwerten ist und Vergleichbare Resultate liefert
(Reinecke, 1983, S. 148-149), weshalb diese Methode in der Praxis die
grösste Verbreitung geniesst (Jöns, 1995, S. 37).
Die grundlegende bei der Ausarbeitung des Fragebogens ist, ob ein
bereits bestehender übernommen oder ein eigener entwickelt werden soll.
Jöns (1995, S. 37) empfiehlt den Fragebogen zumindest dem Unternehmen
anzupassen. Erstens weil dadurch die Unternehmensstruktur und –kultur
berücksichtigt werden kann und zweitens, weil Partizipation von
Mitarbeitern die Akzeptanz von Vorgesetztenbeurteilung fördert (siehe:
5.5.). Problem bei interner Entwicklung ist das unter Umstände fehlende
Know-how.
Allerdings ist auch bei bestem Know-how eine objektive
Vorgesetztenbeurteilung nicht möglich. Bates (2002, S. 547) stellte in
einer empirischen Studie an 142 höheren und mittleren Kadern einer
amerikanischen Staatsbehörde fest, dass ähnliches technisches Können
(technical proficiency), gegenseitige Sympathie (rater-ratee liking), sowie
demographische und Einstellungsähnlichkeit (demographic and attidudinal
similarity) positiv mit den Beurteilungsresultate korrelierten, welche die
Vorgesetzten von Mitarbeitern erhielten. Reinecke (1983, S. 241) schreibt
zur Objektivität: „Vorgesetztenbeurteilungen messen also eher die Qualität
der Führungsbeziehungen als ausschliesslich das objektive
Vorgesetztenverhalten“. Für die Wirkung von Vorgesetztenbeurteilung ist
dies nicht von belangen, da diese Wirkungen durch die subjektive
Wahrnehmung der Situation sowie deren Veränderung und nicht durch die
objektive Wirklichkeit verursacht werden.
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WHA: Noten für den Chef
5.5. Anonymität
Eigentlich widerspricht eine anonyme Durchführung der
Vorgesetztenbeurteilung, der in vielen Unternehmen propagierten offenen
Kommunikationskultur (Voltz, 1998, S. 61). Eine offene
Kommunikationskultur scheint in vielen Unternehmen allerdings nicht
Alltag zu sein. In einer Studie von Miliken, Morrison und Hewlin (2003, p.
1460) beantworteten 85 Prozent von 40 befragten Teilzeit-MBA-Studenten
die Frage: “Have you ever felt that you could not openly raise an issue of
concern to someone above you?“ mit Ja.
Problem der offenen Durchführung von Vorgesetztenbeurteilung ist die
Angst der Beurteilenden von negativen Folgen für die eigene Person
(Reinecke, 1983, S. 139). Antonioni (1994) teilte 34 Managern per Zufall in
zwei Gruppen ein. Die eine wurde von ihren Mitarbeitern offen, die andere
anonym bewertet. Dabei stellte sich heraus, dass Mitarbeiter ihre
Vorgesetzten besser bewerteten, wenn sie ihre Persönlichkeit preisgeben
mussten. Auch zeigte sich, dass Mitarbeiter, die ihre Vorgesetzten anonym
bewerteten, im Nachhinein gegenüber dem Feedbackprozess positiver
eingestellt waren. Antonioni (1994, p. 354) stellte in Gesprächen mit den
beurteilenden Mitarbeitern fest, „fear of reprisal for giving constructive
feedback ist the primary reason why it is preferred that upward appraisals
are done anonymously”.
5.6. Partizipation
Die Partizipation von Mitarbeitern bei der Einführung von
Vorgesetztenbeurteilung kann verschiedenartig ausgestaltet sein.
Mögliche Formen sind Umfragen oder der Einbezug von Mitarbeitern bei
der Entwicklung des Konzepts und Fragebogens mittels Workshops, wobei
mittels Workshops eine umfangreichere Einbindung erreicht wird (Köhler,
1995a, S. 58).
Nutt (1986, p. 256) stellte in einer Untersuchung eine erfolgsfördernde
Wirkung von Mitarbeiterpartizipation an
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WHA: Noten für den Chef
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5.8. Folgeprozesse
Mit der Datenerhebung sollte die Vorgesetztenbeurteilung nicht
abgeschlossen sein. Schern (2004, S. 78) meint zu Folgeprozessen von
Feedbackprozessen: „Diesem Prozess sollte besondere Aufmerksamkeit
geschenkt werden, stellt er doch eine der wichtigsten Verzweigungsstellen
für die entscheidende Frage dar, wie sehr sich die Fokusperson um ihre
Weiterentwicklung bemüht“. Unter Folgeprozess wird an dieser Stelle das
Nutzen der Resultate des Beurteilungsprozesses verstanden.
Wichtiger Teil des Folgeprozesses ist das Rückmelden der Resultate an
die Mitarbeiter. Dadurch werden
• „die Hintergründe für unterschiedliche Einschätzungen analysiert,
• Vorschläge zur Verbesserung der Situation gesammelt sowie
• Konsequenzen abgeleitet werden, die sich daraus für alle Beteiligten
ergeben“ (Hofmann, 1995, S. 75).
Die Rückmeldung erfolgt in Einzel- oder Gruppengesprächen, wobei mit
Einzelgesprächen die Anonymität aufgegeben wird. Im Gespräch können
die Gesamtergebnisse oder auch nur eine Auswahl von Punkten
besprochen werden (Hofmann, 1995, S. 75ff).
Deckt die Vorgesetztenbeurteilung wenig konfliktpotential auf, können
die Vorgesetzten die Rückmeldungsgespräche selbst führen. In
konfliktbehafteten Situation ist es ratsam externe Moderaten (Berater)
beizuziehen. Diesen fällt es leichter auf Themen mit Konfliktpotential
einzugehen, sie ermöglichen den Vorgesetzten sich allein auf das
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WHA: Noten für den Chef
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6. FAZIT
Sollen Mitarbeiter ihre Vorgesetzten beurteilen? Aus ethischer Sicht ist
klar: Mitarbeiter haben das Recht bei der Gestaltung ihres Unternehmens
mitzuwirken und die Vorgesetztenbeurteilung ist ein Instrument dazu.
Allerdings gehen die Mitwirkungsrechte, welche die
Vorgesetztenbeurteilung den Mitarbeitern verleiht, aus ethischer Sicht
nicht weit genug. Ziel wäre eine offene Kommunikationskultur, von der die
Vorgesetztenbeurteilung in ihrer üblichen formellen und anonymen
Anwendung weit entfernt ist.
Aus streng betriebswirtschaftlicher Sicht ist eine klare Antwort nicht
möglich: Solange den erheblichen Kosten der Vorgesetztenbeurteilung kein
quantifizierter Nutzen gegenüber steht, lässt sich nicht abschliessend
beantworten, ob sich Vorgesetztenbeurteilung für ein Unternehmen lohnt.
An dieser Stelle soll jedoch nicht die strenge ethische oder
betriebswirtschaftliche Perspektive zum Zuge kommen, sondern die
pragmatische: Unternehmen, die rein nach den in Punkt 3. formulierten
ethischen Prinzipien handeln sind selten. Mit der Vorgesetztenbeurteilung
erhalten Unternehmen ein Instrument, mit dem sie sie die ethische
Legitimation ihrer Führungskultur verbessern können und
betriebswirtschaftlich, z.B. von der gesteigerten Motivation der
Vorgesetzten, profitieren. Deshalb sollten Mitarbeiter ihre Vorgesetzten
beurteilen.
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LITERATURVERZEICHNIS
Antonioni, D. (1994). The effects of upward accountability on upward
appraisal ratings. Personnel Psychology, 47, 349-356.
Deller, Hartstein & Wallmichrath (2000). „Wir führen fair“ – das Mitarbeiter-
Feedback als Instrument der Weiterentwicklung der Unternehmenskultur
der DaimlerChrysler Services (debis) AG. In M. E. Domsch & D. H. Ladwig
(Hrsg.), Handbuch Mitarbeiterbefragung (S. 257 – 271). Berlin: Springer
Verlag.
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WHA: Noten für den Chef
Smither, J.W., London, M., Flautt, R., Vargas, Y. & Kucine, I.V.Y. (2003). Can
working with an executive coach improve multisource feedback ratings
over time? A quasi experimental feld study. Personnel Psychology, 56, 23-
44.
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EIGENSTÄNDIGKEITERKLÄRUNG
• dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne
Verwendung anderer als der angegeben Hilfsmittel verfasst habe,
Benedikt Vogel
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