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Universität Potsdam

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät


Lehrstuhl für Organisation und Personalwesen

Dipl.-Psych. Susanne Herlt

Hauptseminar: Übungsfirma Diagnostik


Sommersemester 2007

Zweckmäßigkeit von Zwischenfeedbacks


in AC’s und deren Gestaltung

Hans Müller
Stahnsdorfer Str. 152b
14482 Potsdam
hans.mueller@uni-potsdam.de
Matrikelnummer 717348
8. Fachsemester Betriebswirtschaftslehre

Potsdam, den 10.08.2007


Inhaltsverzeichnis

1 Zwischenfeedback................................................................................................................ 1
2 Einführung zu Feedback....................................................................................................... 1
3 Lernförderliches Zwischenfeedback .................................................................................... 3
4 Negatives Feedback.............................................................................................................. 3
5 Änderungsverhalten nach Feedback..................................................................................... 5
6 Self-Other Ratings................................................................................................................ 6
7 Einflüsse auf Feedback / Moderierender Effekt................................................................... 7
8 Gestaltung von Zwischenfeedback....................................................................................... 8
9 Fazit...................................................................................................................................... 8
Literaturverzeichnis.................................................................................................................. 10

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Vorteile von Feedback ................................................................................................ 2


Abb. 2: Mögliche Einstellungen von AC-Teilnehmern ggü. negativem Feedback ................. 4
Abb. 3: Faktoren, die das Änderungsverhalten nach einem Feedback beeinflussen ............... 5
Abb. 4: Persönliche Einflüsse auf Feedback ............................................................................ 7

- II -
Kapitel 1: Zwischenfeedback

1 Zwischenfeedback
Zwischenfeedback ist eine besondere Form des Feedbacks. Es wird nicht erst am
Ende, sondern bereits während eines Assessment Centers (AC) gegeben und unter-
scheidet sich somit vor allem zeitlich von einem „normalen“ Feedback. Aber auch
inhaltlich bestehen Unterschiede. Zwischenfeedback kann nur überblicksartig und
kurz sein, da zum Zeitpunkt des Feedback-Gebens die Daten noch nicht vollständig
ausgewertet wurden.
Leider existiert relativ wenig bis gar keine Literatur über Zwischenfeedback
selbst. Deswegen scheint es nicht leicht, Gründe herauszufiltern, die dafür oder da-
gegen sprechen, bereits während eines Assessment Centers Feedback zu geben bzw.
zu recherchieren, wie ein Zwischenfeedback zu gestalten ist.
Man kann jedoch mithilfe geeigneter Literatur über normales Feedback Schlüsse
auf Zwischenfeedback ziehen. Dies ist in dieser Arbeit geschehen. Beispielsweise
kann man davon ausgehen, dass viele Effekte von Feedback in abgeschwächter Form
auch für Zwischenfeedback gelten.
Zentrale Fragestellungen sind: Welchen Einfluss haben Vorsätze, nachdem die
AC-Teilnehmer ein Zwischenfeedback erhalten haben? Was bedeutet negatives Zwi-
schenfeedback für den AC-Teilnehmer und welche Konsequenzen hat es möglicher-
weise? Wie ändert sich das Verhalten eines AC-Teilnehmers nach einem Zwischen-
feedback? Ist dies wünschenswert? In welche Persönlichkeitsgruppen kann man
Feedbacknehmer einteilen? Und zuguterletzt: Wovon wird Feedback beeinflusst und
welche Auswirkungen hat Feedback selbst?
Es folgt eine kurze Einführung zu Feedback im Allgemeinen. Danach schließt
chronologisch die Bearbeitung der Fragen an, bevor die Arbeit mit einem Fazit ab-
schließt.

2 Einführung zu Feedback
Bei einem guten Assessment Center wird am Ende ein sorgfältiges, umfangreiches
Feedback über das Abschneiden des Teilnehmers durchgeführt. Es ist wichtig, dieses
Feedback in offener und nachvollziehbarer Form zu gestalten sowie für den Teil-
nehmer Förderungsmaßnahmen festzuschreiben. Das Feedback ist grundlegend für
die folgende Möglichkeit der Leistungssteigerung (McCarthy/Garavan 2006, S. 245).

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Kapitel 2: Einführung zu Feedback

Auch muss der Feedbackgebende die empfohlenen Maßnahmen erläutern, was für
die Akzeptanz des Verfahrens unerlässlich ist (Jeserich 2000, S. 723-725).
Die folgende Abb. 1 gibt einen Überblick über die Vorteile von Feedback für die
verschiedenen Interessensgruppen.

Vorteile für
Vorteile für Teilnehmer Vorteile für Beobachter
Unternehmen
• Selbstbild • Soziale Kompetenz • Eignungsfest-
• Schwächen • Teamarbeit stellung
• Stärken • Fehlbesetzungen
• Vergleichbarkeit • Führungspotential

Abb. 1: Vorteile von Feedback

Was sind die Vorteile von Feedback für den AC-Teilnehmer? Erstens kann er
durch Gegenüberstellung von Fremd- und Selbsteinschätzung sein Selbstbild korri-
gieren, was ihn nachhaltig stärkt. Zweitens werden ihm Maßnahmen zur Minimie-
rung von Schwächen und Ausbau von Stärken vorgeschlagen, die es ihm ermögli-
chen, an sich selbst zu arbeiten. Und drittens kann der Teilnehmer sein Leistungsni-
veau mit dem der anderen Teilnehmern vergleichen (Jeserich 2000, S. 726).
Es gibt auch Vorteile für den Beobachter: Seine soziale Kompetenz erhöht sich,
da er sich stark auf den Feedbacknehmer einstellen muss, um ihn nicht versehentlich
vor den Kopf zu stoßen. Außerdem wird durch den Prozess der Feedbackerstellung
und Feedbackgabe eine erfolgreiche Teamarbeit eingeübt, da dies nur im Team mög-
lich ist (Jeserich 2000, S. 726).
Das Unternehmen hat naturgemäß den stärksten Vorteil, da es normalerweise die-
jenige Institution ist, die das Assessment Center initiiert und auch finanziert. Vom
Feedback profitiert es folgendermaßen: Erstens bildet Feedback eine Meßlatte für die
Eignungsfeststellung und Karriereentscheidung von potentiellen bzw. vorhandenen
und zu versetzenden Mitarbeitern. Zweitens wird durch Feedback als Resultat des
AC’s das Risiko von Fehlbesetzungen minimiert. Drittens gewährt es einen Über-
blick über das vorhandene Führungspotential der AC-Teilnehmer und viertens wird
der Weiterbildungsbedarf von denjenigen Mitarbeitern ermittelt, die am AC teilge-
nommen haben (Jeserich 2000, S. 727).
Beim Assessment Center trennt man grundsätzlich die Bewertung von der Beo-
bachtung. Während der Informationsaufnahme findet keine Bewertung statt. Dies

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Kapitel 2: Einführung zu Feedback

dient dazu, Beurteilungsfehler zu vermeiden und den Beurteilungsprozess zu ver-


sachlichen. (Jeserich 2000, S. 724).
Das oben dargestellte „normale“ Feedback wurde zum „Lernförderlichen Zwi-
schenfeedback“ innerhalb des Lernpotential-Assessment Centers weiterentwickelt.

3 Lernförderliches Zwischenfeedback
In einem Lernpotenzial Assessment Center wird das lernförderliche Zwischenfeed-
back eingesetzt. Nach jeder AC-Übung erfolgt eine Selbstbewertung durch die Teil-
nehmer sowie eine Fremdbewertung durch andere Teilnehmer (der sog. Peers).
Durch den Vergleich der Selbstbewertungen der AC-Teilnehmer mit den erhaltenen
Peer-Rückmeldungen führen die AC-Teilnehmer eine reflektierte Selbstbewertung
durch. Danach stecken sie sich Lernziele für den zweiten AC Durchlauf. Nach letzte-
rem kann das Erreichte mit der Zielvorgabe abgeglichen werden (Stangel-Meseke et.
al 2005, S. 188-189).
Lernziele können u.a. mithilfe von Vorsätzen für die folgenden AC-Übungen ope-
rationalisiert werden. Die Frage ist, ob Vorsatzbildung ein probates Mittel ist, um
Lernziele umzusetzen. Untersuchungen der Effekte von Vorsatzbildung im Assess-
ment Center haben bislang nur durchwachsene Ergebnisse gezeigt. Die Wirksamkeit
positiv formulierter Vorsätze während eines Assessment Centers konnte bislang nicht
nachgewiesen werden. Bei wenig komplexen Aufgabenstellungen haben positiv-
formulierte Vorsätze durchaus positive Wirkungen. Negativ formulierte Vorsätze
dagegen haben nachgewiesenermaßen eine negative Wirkung auf die Leistung (Stan-
gel-Meseke et. al 2005, S. 189).
Folglich kann es in einem Zwischenfeedback wahrscheinlich nicht viel schaden
bzw. nützen, wenn sich eine Person positive Vorsätze macht. Vermeidungsvorsätze
(z.B. „Ich will nicht mehr so nervös sein!“) haben allerdings negative Auswirkungen
und sollten bei UPnostik nicht hervorgerufen werden.

4 Negatives Feedback
Wenn es sich um ein seriöses Assessment Center handelt, bekommt der Teilnehmer
positives sowie negatives Feedback. Über positives Feedback kann der Teilnehmer
sich freuen. Er erfährt so von seinen Stärken und kann sie ggf. noch ausbauen. Bei
negativem Feedback ist dies nicht so eindeutig der Fall. Die folgende Abb. 2 gibt

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Kapitel 4: Negatives Feedback

einen Überblick über die möglichen Einstellungen von AC-Teilnehmern gegenüber


negativem Feedback.

Negatives
Feedback

Teilnehmer, der schlechte Teilnehmer, der gute


Ergebnisse erwartet Ergebnisse erwartet
• Möchte kein Feedback • Konstruktive Kritik
• Bedrohlich für Selbstbild und • Verbesserungspotential
Selbstwertgefühl
• Demotivationsgefahr

Abb. 2: Mögliche Einstellungen von AC-Teilnehmern ggü. negativem Feedback

Abraham/Morrison untersuchten mithilfe eines Test-Assessment-Centers, inwie-


weit Personen nach einem schriftlichen Feedback über die AC-Ergebnisse dem An-
gebot eines zusätzlichen, ausführlichen und mündlichen Feedback nachgehen. Das
Ergebnis war, dass Personen, die glauben und durch das schriftliche Feedback erfah-
ren haben, dass sie schlechte Ergebnisse im AC erzielt haben, oft gar kein ausführli-
cheres Feedback haben möchten (Abraham/Morrison 2006, S. 387+392).
Möglicherweise bedeutet dies, dass Teilnehmer gar kein Zwischenfeedback wün-
schen, wenn sie ein negatives Ergebnis erwarten. Sie könnten fürchten, dass es sinn-
los ist, sich weiter anzustrengen, wenn sie erfahren haben, dass die Ergebnisse bis-
lang schlecht waren. Auch sehen viele Personen negatives Feedback als bedrohlich
für ihr Selbstbild und Selbstwertgefühl an.
Andere Personen sehen negatives Feedback wiederum als konstruktive Kritik und
als Möglichkeit diejenigen Gebiete zu erkennen, auf denen sie sich noch verbessern
müssen und können (Abraham/Morrison 2006, S. 392).
Erstere werden also möglicherweise für den weiteren Verlauf des AC demotiviert.
Auch für Zweitere scheint ein Zwischenfeedback sinnlos, denn es ist fraglich, ob der
Kritisierte sich sofort verbessern kann. Kleinere Veränderungen sind z.T. sicherlich
durchzuführen. Größere Bildungslücken dagegen können nicht während des Assess-
ment Centers gefüllt werden, was – selbst, wenn jemand negatives Feedback als kon-
struktive Kritik auffasst – möglicherweise zu Frustration führen könnte.
Gegen positives Zwischenfeedback scheint also grundsätzlich nichts einzuwenden
zu sein. Bei negativem Zwischenfeedback sollte man äußerst vorsichtig vorgehen,
um Teilnehmer nicht zu demotivieren oder zu frustrieren.

-4-
Kapitel 4: Negatives Feedback

Neben dem Feedback selbst gibt es allerdings noch andere Faktoren, die das Ver-
halten nach einem Feedback verändern können. Dieses Thema wird im folgenden
Kapitel behandelt.

5 Änderungsverhalten nach Feedback


Welche Faktoren beeinflussen das Änderungsverhalten nach einem Feedback? Um
diese Frage zu beantworten, führten McCarthy/Garavan eine Studie durch, in der sie
fünfhundertzwanzig Fragebögen von Managern einer großen irischen Firma auswer-
teten. Diese Manager sollten auf den Fragebögen ihr Änderungsverhalten nach einem
anonymen Multisource Feedback (MSF) kommentieren. Eine Schwäche der Unter-
suchung war, dass das ganze nur die Wahrnehmung der Befragten darstellte. Ob es
tatsächlich zu Verhaltensänderungen kam, wurde somit nicht objektiv festgestellt.
(McCarthy/Garavan 2006, S. 249+264). Im folgenden erläutert der Autor vier grund-
sätzliche Sachverhalte, die Verhaltensänderungen nach einem Feedback beeinflussen
und die überblicksartig in Abb. 3 dargestellt sind.

Organisationale
Feedbackexaktheit
Unterstützung

Änderungs-
verhalten

Zynismus Locus of control

Abb. 3: Faktoren, die das Änderungsverhalten nach einem Feedback beeinflussen

Verhaltensänderungen hängen stark mit organisationaler Unterstützung zusam-


men, die positiv mit Verhaltensänderungen korreliert. Je mehr Trainings- oder Ent-
wicklungsprogramme von der arbeitgebenden Organisation angeboten wurden, desto
mehr Verhaltensänderung nach einem Feedback konnte festgestellt werden (McCart-
hy/Garavan 2006, S. 261).
Auch Zynismus korreliert mit Verhaltensänderungen – allerdings negativ. Bei-
spiele hierfür sind, wenn z.B. ein AC-Teilnehmer von Folgendem überzeugt ist: „Be-
förderung hängt nicht mit der Qualität meiner Arbeit zusammen“. Je zynischer ein
AC-Teilnehmer ist, desto weniger Verhaltensänderung nach einem Feedback konnte
festgestellt werden (McCarthy/Garavan 2006, S. 262).

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Kapitel 5: Änderungsverhalten nach Feedback

Die Exaktheit des Feedbacks korreliert positiv mit Verhaltensänderungen. Das


heißt: Je exakter das Feedback war, desto mehr Änderung ihres Verhaltens konnte
die Manager bei sich selbst beobachten. Für die Exaktheit des Feedbacks ist maßgeb-
lich, ob die Beobachter genügend Möglichkeiten zur Bewertung haben und ob sie als
Feedbackgeber ausreichend qualifiziert sind (McCarthy/Garavan 2006, S. 262).
Schließlich korreliert auch der Locus of control mit Verhaltensänderung nach ei-
nem Feedback. Der Locus of control ist die sogenannte Kontrollwahrnehmung. Eine
Person mit einem hohen internen Locus of control ist eher davon überzeugt, dass ihr
zukünftiges Leben von ihren eigenen Aktivitäten abhängt. Dagegen ist eine Person
mit einem hohen externen Locus of control eher davon überzeugt, dass ihr zukünfti-
ges Leben von ihrem Chef, vom Schicksal oder von sonstigen externen Faktoren
abhängt. Personen mit hohem internen Locus of control haben nach einem Feedback
mehr Verhaltensänderungen bei sich erkannt als Personen mit hohem externen Locus
of control“ (McCarthy/Garavan 2006, S. 258).
Für UPnostik bedeutet dies: Kleinere Änderungen ergeben sich bei gutem Zwi-
schenfeedback evtl. sofort. Sie sind nicht nur von der Qualität des Feedbacks, son-
dern auch von den anderen o.g. Faktoren abhängig. Diese Verhaltensänderungen
nach einem Zwischenfeedback verzerren das Endergebnis. Es muss also darauf ge-
achtet werden, dass mögliche Verhaltensänderungen nach einem Zwischenfeedback
auch als solche erkannt werden. Wenn das passiert, kann ein Zwischenfeedback posi-
tiv im AC eingebaut werden.
Die Reaktion auf Zwischenfeedback kann neben Locus of control und Zynismus
auch noch von anderen Faktoren abhängen, die beim Feedback-Teilnehmer zu su-
chen sind. Mit einigen dieser Aspekte beschäftigt sich das folgende Kapitel.

6 Self-Other Ratings
Man kann Personen, die ein Feedback empfangen, in vier verschiedene Gruppen ein-
teilen: „Overestimators“, „Underestimators“, „In-agreement/poor raters“ und „In-
agreement/good raters“. Im folgenden werden die vier Gruppen erläutert.
Overestimators sind Personen, die ihre Leistungen überschätzen. Bei einem Feed-
back ergibt sich demzufolge meist die Diskrepanz, dass sich der Feedbacknehmende
besser einschätzt als der Feedbackgebende.
Genau der umgekehrte Sachverhalt findet sich bei den sogenannten Underestima-
tors, die ihre Leistungen unterschätzen. Bei einem Feedback würde also der Fall ein-

-6-
Kapitel 6: Self-Other Ratings

treten, dass sich der Feedbacknehmende schlechter einschätzt als der Feedbackge-
bende.
Außerdem gibt es die Gruppe der „In-agreement-raters“, bei der eine relativ gute
Selbsteinschätzung vorliegt. In-agreement/good raters, schätzen sich in Überein-
stimmung mit den Feedbackgebern eher positiv ein. In-agreement/poor raters schät-
zen sich in Übereinstimmung mit den Feedbackgebenden eher negativ ein (Nowack
1997, S. 147).
Das Problem für UPnostik ist, dass diese vier Gruppen in einem Zwischenfeed-
back Informationen darüber bekommen, ob sie sich überschätzen, unterschätzen oder
auch richtig einschätzen. Overestimators und Underestimators schätzen ihre Stärken
und Schwächen falsch ein. Möglicherweise ist es hilfreich, sie bereits während des
AC‘s darauf hinzuweisen, um sie darüber aufzuklären. Es könnte allerdings auch
Unsicherheit erzeugen. Bei In-agreement/good raters könnte es vielleicht zu Übermut
nach dem Zwischenfeedback kommen; bei In-agreement/poor raters zu Resignation.
Das Zwischenfeedback sollte also wohlüberlegt und professionell gegeben werden,
um die genannten Effekte nur in einem konstruktivem Maße zuzulassen.
Neben den bereits behandelten Abhängigkeiten durch externe Faktoren und Fak-
toren, die vom Feedbacknehmenden abhängen, gibt es noch weitere Faktoren, die die
Reaktion der Feedbacknehmenden beeinflussen. Es handelt sich um persönliche Fak-
toren, die im folgenden Kapitel beschrieben.

7 Einflüsse auf Feedback / Moderierender Effekt


Welche persönlichen Einflüsse gibt es, die die emotionale Reaktion auf Feedback
mitbestimmen? Die folgende Abb. 4 gibt einen Überblick über die hauptsächlichen
Einflüsse, die vom AC-Teilnehmer selbst ausgehen.

Einflüsse auf emotionale


Reaktionen der AC-Teilnehmer
• Persönlichkeit
• Persönliche Situation
• Locus of control

Abb. 4: Persönliche Einflüsse auf Feedback

Zum einen beeinflusst die Persönlichkeit und die persönliche Situation der AC-
Teilnehmer die emotionale Reaktion auf das AC und dementsprechend auch auf das
Feedback (Hess, Vossel 2001, S. 1). Wenn eine Person beispielsweise recht schüch-

-7-
Kapitel 7: Einflüsse auf Feedback / Moderierender Effekt

tern ist und ungern neue Leute kennenlernt, wird ein Feedback für sie eher mit Unsi-
cherheit verbunden sein.
Auch der Locus of control spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle. Ein hoher
interner Locus of control erhöht die Wahrscheinlichkeit des Erfolges und vermindert
die Ängstlichkeit und Nervosität während des AC’s, wodurch der entsprechende AC-
Teilnehmer insgesamt erfolgreicher abschneidet. Gegenteilig verhält es sich bei ho-
hem externen Locus of control. Hier werden die AC-Teilnehmer vor dem Feedback
ängstlicher und nervöser als die Erstgenannten. Sie ahnen bereits den Misserfolg
(Hess, Vossel 2001, S. 5).
Wie bereits oben angedeutet, kann ein Feedback Einfluss auf die Wahrnehmung
von AC-Teilnehmern ausüben. Man nennt dies den moderierenden Effekt. Es konnte
bestätigt werden, dass Feedback als Moderator zwischen Selbst- und Vorgesetzten-
beurteilung wirkt (Zempel, Moser 2005: S. 25)
Die Häufigkeit und der Inhalt von Feedback bestimmen, inwieweit der Betroffene
mit Feedback umgeht und ob er etwas unternimmt, um die wahrgenommenen Inkon-
sistenzen zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung reduziert. Dies gilt ebenso für ein
Zwischenfeedback (Zempel, Moser 2005: S. 21). Ein Zwischenfeedback würde also
moderierend auf die Selbstbeurteilung Einfluss ausüben – negativ wie auch positiv.

8 Gestaltung von Zwischenfeedback


Ohne den Einsatz von Computertechnik wäre ein Zwischenfeedback sicherlich nicht
denkbar. Es könnte ein kleines Gutachten vollautomatisch erstellt werden und in
mündlicher Form dem Teilnehmer präsentiert werden. Dafür wirkt qualifizierte
Computernutzung qualitäts- und effizienzsteigernd und ist gleichzeitig höchst indivi-
duell (Meifert, Droste 2001, S. 59).

9 Fazit
Zwischenfeedback birgt Gefahren und Potentiale: Es muss darauf geachtet werden,
dass sich die AC-Teilnehmer resultierend aus Zwischenfeedback keine negativ-
formulierten Vorsätze machen. Negatives Feedback sollte noch wohlüberlegter ge-
geben werden als bei normalem Feedback, da unerwünschte Reaktionen hervorgeru-
fen werden können. Das sich aus einem Zwischenfeedback ergebende Änderungs-
verhalten in den folgenden AC-Übungen muss erkannt und einkalkuliert werden. Mit
Meinungsverschiedenheiten zwischen Feedbackgebendem und Feedbacknehmenden

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Kapitel 9: Fazit

muss so umgegangen werden, dass der Feedbacknehmende weiterhin in der Lage ist,
am AC teilzunehmen. In diesem Zusammenhang ist auch der moderierende Effekt zu
beachten, der ähnlich wie das Änderungsverhalten einkalkuliert werden muss. Und
zuguterletzt ist es wichtig, die Persönlichkeit des Feedbacknehmenden vor dem Zwi-
schenfeedback soweit einzuschätzen, dass die Reaktion auf ein Zwischenfeedback
konstruktiv bleiben kann.
Angesichts dieser Argumente, könnte man zur Auffassung gelangen, gar kein
Zwischenfeedback zu geben. Das Ergebnis eines AC’s soll in sich konsistent sein
und ein relevantes Bild vom AC-Teilnehmer liefern. Zwischenfeedback könnte dabei
störend sein, indem es Wahrnehmungs- sowie Verhaltensänderungen und damit In-
konsistenzen hervorruft. In der Tat sollte die Motivation für ein Zwischenfeedback
klar sein.
Eine Motivation könnte es sein, Aufschluss über die Lernfähigkeit eines AC-
Teilnehmers zu bekommen. Besonders für wissensintensive Tätigkeiten dürfte die
Lernfähigkeit eine sehr interessante zu erhebende Größe sein. Zu diesem Zweck
könnte ein Zwischenfeedback sehr dienlich sein, indem man in den Übungen nach
einem Zwischenfeedback abprüft, ob der AC-Teilnehmer aus dem Zwischenfeedback
gelernt hat und dies auch in die Praxis umsetzt. Dafür muss zunächst einmal klar
sein, wie Lernfähigkeit definiert werden soll und wie man dies sinnvoll abprüfen
kann. Weitergehende Forschung in diese Richtung wäre demzufolge denkbar.

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Literaturverzeichnis

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Business and Psychology, Vol. 20, S. 383-394.
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