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Schenk, Dieter: Hans Frank. Hitlers Kronjurist gen werden, doch sei hier ein kurzer Le-
und Generalgouverneur. Frankfurt am Main: S. benslauf mitgeteilt. Nachdem Frank 1924 in
Fischer 2006. ISBN: 3-1007-3562-5; 485 S. die SA aufgenommen wurde und kurz da-
nach zum Dr. jur. promovierte, stieg er im-
Rezensiert von: Benjamin Obermüller, Bonn mer weiter in der NS-Hierarchie auf. 1927
wurde er Parteimitglied und gründete 1928
Seit Jahrzehnten faszinieren die vorderen Rei- den Nationalsozialistischen Deutschen Juris-
hen der nationalsozialistischen Führung die tenbund. Adolf Hitler ernannte Frank ein Jahr
historische Forschung. Umso erstaunlicher später zum Leiter der Rechtsabteilung der
ist es, dass es nur über wenige führen- NSDAP. In zahlreichen Prozessen verteidig-
de Nationalsozialisten/innen wissenschaft- te Frank „seinen Führer“. Nach der Machter-
lich brauchbare Biografien gibt. Über Adolf greifung 1933 wurde Frank zum „Reichskom-
Hitler findet man, und das verwundet kaum, missar für die Gleichschaltung der Justiz und
derer einige.1 Eine auf breiter Quellenbasis für die Erneuerung der Rechtsordnung“ er-
stehende und alle wesentliche Aspekte seines nannt. Bevor er also 1939 Generalgouverneur
Lebens berücksichtigende Arbeit über Joseph des besetzten Polen wurde, hatte Hans Frank
Goebbels steht hingegen noch aus.2 Gleiches schon eine beachtliche Karriere als Jurist hin-
gilt für die Person Heinrich Himmlers.3 Nun ter sich. Er trieb dabei stets die Aushöhlung
wurde der Generalgouverneur für das besetz- des etablierten Rechtssystems voran und half
te Polen, Hans Frank, zum „Untersuchungs- in verantwortlichen Positionen mit, das „neue
gegenstand“ des ehemaligen Kriminaldirek- Deutschland“ auch juristisch neu auszurich-
tors im Bundeskriminalamt und freien Autors ten.
Dieter Schenk, der in der Vergangenheit vor Als „König von Polen“ war Frank durch
allem durch seine Bücher über den Gauleiter seine Politik zudem mitverantwortlich für
Albert Forster und die „braune Vergangen- den Mord an Millionen von Polen und Ju-
heit“ des BKA einen gewissen Bekanntheits- den. Auf der Krakauer Burg Wawel fürst-
grad erlangte.4 Schenk, von Hause aus kein lich residierend (von Parteigenossen wurde
Historiker, gliedert seine Untersuchung in das Generalgouvernement höhnisch „Frank-
drei große Abschnitte. Zunächst wird Franks Reich“ genannt), ließ er als Chef der Zivil-
Wirken als „Kronjurist der Bewegung“ in den verwaltung unter anderem polnische Kunst-
Blick genommen, bevor im zweiten Abschnitt schätze des Adels und der Kirche plün-
seine Rolle als Generalgouverneur detailliert dern. Mit dem Fortschreiten des Krieges wur-
nachgezeichnet wird. Im letzten und kürzes- de Franks Machtbereich jedoch zunehmend
ten Teil widmet sich Schenk der Flucht und eingeengt. Heinrich Himmler und Reinhard
Haftzeit sowie der Verurteilung Franks bei Heydrich, die ärgsten Widersacher Franks, si-
den Nürnberger Prozessen 1946. Ein Epilog cherten sich Eingriffsrechte im Generalgou-
von Hans Franks ältestem Sohn Niklas ver- vernement. Frank konnte zwar stets auf die
vollständigt die Studie. Rückendeckung Hitlers zählen, die innerpar-
Auf die einzelnen Stationen im Leben Hans teilichen Kritiker (vor allem Goebbels, Bor-
Franks kann an dieser Stelle nicht eingegan- mann, Speer und Himmler) wurden jedoch
lauter. Als Hitler im Sommer 1942 die rich-
1 Genannt sei nur die bisher beste und umfassendste terliche Unabhängigkeit endgültig abschaff-
Biografie von: Kershaw, Ian, Hitler. Band 1: 1889-1936,
München 1998, Band 2: 1936-1945, München 2000. te, bedeutete dies freilich auch für Hans
2 Die hervorragende Studie von Ulrich Hövel behandelt Frank einen herben Verlust, war seine Maxi-
nur Goebbels Lebensphasen bis 1933: ders, Joseph Go- me doch immerhin: „Kein Reich ohne Recht“.
ebbels. Ein nationaler Sozialist, Bonn 1992. Im Januar 1945 wurde Frank in Neuhaus am
3 Die Biografie von Richard Breitman behandelt freilich
nur die Zeit bis 1943 und spart die letzten Kriegsjahre Schliersee von den amerikanischen Streitkräf-
aus: ders., Heinrich Himmler. Der Architekt der „End- ten festgenommen. Zwei Selbstmordversuche
lösung“, Zürich 1996. in der Gefangenschaft scheiterten. In Nürn-
4 Schenk, Dieter, Hitlers Mann in Danzig. Gauleiter
berg wurde er wegen Verschwörung gegen
Albert Forster und die NS-Verbrechen in Danzig-
Westpreußen, Frankfurt am Main 2000; Ders., Auf dem den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbre-
rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, chen gegen die Menschlichkeit angeklagt. In
Frankfurt am Main 2003.