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In der Mathematikdidaktik versteht man unter dem Begriff „Modellieren“ nicht nur die
Mathematisierung einer realen Situation, sondern der Begriff umfasst den gesamten
Problemlöseprozess, für den die Modellierung verwendet wird (Blum, Anwendungen und
Modellbildung im Mathematikunterricht, 1993). Bei so verstandenen Modellierungen lassen
sich gewisse Phasen unterscheiden, die jeweils mehr oder weniger gründlich durchdacht, in
der Regel jedoch nicht starr verfolgt werden müssen. Die Relevanz der traditionellen 4
Elemente (Abbildung 1) ist empirisch weitestgehend abgesichert (Galbraith & Haines, 1995).
Demzufolge ist die Vorgehensweise für das Erstellen neuer Modelle meist die Modifikation
des bestehenden Kreislaufs durch ergänzende neue Komponenten (Galbraith & Haines, 1995).
Dabei haben sich nach Borromeo Ferri (2006) in den letzten Jahrzehnten besonders zwei
zusätzliche Elemente herauskristallisiert, die wesentliche kognitive Hürden beim Lösen von
Modellierungsaufgaben darstellen: Das Situationsmodell und das Realmodell (Abbildung 2).
Dadurch wird nun einerseits zusätzlich zwischen (objektiv) realer Situation und (subjektiv)
individuell empfundener Situation (Situationsmodell) unterschieden und andererseits der bei
komplexen Aufgaben oft zweistufige Prozess des Mathematisierens genauer differenziert
(Leiss, 2007). Diese und die übrigen Komponenten und Schritte bzw. Phasen sollen im
nächsten Abschnitt kurz beschrieben werden.
Abbildung 2. Modellierungskreislauf nach Blum & Leiss (Blum & Leiss, 2005).
Ein Vorteil dieses Modellierungskreislaufs steckt in der Differenzierung der einzelnen Schritte
und somit detaillierter Betrachtung der kognitiven Hürden für die SuS. Der Kreislauf kann von
Lehrpersonen verwendet werden, um mögliche Probleme der SuS bereits bei der
Unterrichtsplanung zu antizipieren oder zumindest während des Unterrichts adäquat
eingreifen zu können.
Hauptkritikpunkt ist jedoch die für SuS zu hohe Komplexität. Gerade die Unterscheidung von
Situations-, Real-, mathematischem Modell ist für SuS schwierig. SuS differenzieren oft auch
nicht zwischen Interpretation und Validierung. Anstelle direkter Arbeitsaufträge gibt der
Modellierungskreislauf nur abstrakte Schlagworte, und auch wiederholtes Durchlaufen des
Modellierungsprozesses findet in der Schule selten statt. Vor dem Einsatz des
siebenschrittigen Modellierungskreislaufs in Schulklassen kann sich daher eine Didaktische
Reduktion als sinnvoll erweisen.
Literaturverzeichnis
Blum, W. (1993). Anwendungen und Modellbildung im Mathematikunterricht. Hildesheim:
Franzbecker.
Blum, W., & Leiss, D. (2005). Modellieren im Unterricht mit der "Tanken"-Aufgabe. Mathematik
lehren, S. 18-21.
Borromeo Ferri, R. (2006). Theoretical and empirical differentiations of phases in the modelling
process. ZDM, 38 (2), 86-95.
Galbraith, P., & Haines, C. (1995). Modelling, teaching, reflecting - what I have learned. Advances and
perspectives in the teaching of mathematical modelling and applications, S. 78.
Hinrichs, G. (2008). Modellierung im Mathematikunterricht. Heidelberg: Spektrum Akademischer
Verlag.