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Mathematisches Institut der Universität München Prof. Dr. D.

Rost
Wintersemester 2017/18 M. Jeblick, S. Aristarhov
Grundlagen der Mathematik I

Grundlagen der Mathematik I


Lösungsvorschlag zum 9. Tutoriumsblatt
Aufgabe 1.
a) Es ist
P0
k=1 (2k − 1) = 0 (leere Summe),
P1
k=1 (2k − 1) = 1,
P2
k=1 (2k − 1) = 1 + 3 = 4,
P3
k=1 (2k − 1) = 1 + 3 + 5 = 9,
P4
k=1 (2k − 1) = 1 + 3 + 5 + 7 = 16,
P5
k=1 (2k − 1) = 1 + 3 + 5 + 7 + 9 = 25.
Die Ergebnisse
P auf der rechten Seite sind allesamt Quadratzahlen, und man kann vermu-
ten, dass nk=1 (2k − 1) = n2 für alle n ≥ 0 gilt.
b) Wir behaupten also, dass die Aussage A(n) : nk=1 (2k − 1) = n2 für alle n ∈ N0 gilt.
P

Induktionsanfang: Für n = 0 stimmt die Aussage A(0) (wir haben ja sogar schon alle
n ≤ 5 überprüft).
Induktionsschluß
Pn n → n + 1: Es sei n ≥ 0 und es gelte die Aussage
A(n) : k=1 (2k − 1) =Pn2 (Induktionsvoraussetzung). Wir wollen nun beweisen, dass
n+1 2
dann auch A(n + 1) : k=1 (2k − 1) = (n + 1) (Induktionsbehauptung) gilt.
Es ist
n+1 n
!
X X
(2k − 1) = (2k − 1) + 2(n + 1) − 1 (Induktionsvoraussetzung anwenden)
k=1 k=1
2
= n + 2n + 1 (binomische Formel)
= (n + 1)2 ,
wie behauptet.

Aufgabe 2. Weder die in a) noch die in b) angegebenen Strukturen sind Peanostrukturen:


a) Die Abbildung ν ist injektiv, d.h. die Eigenschaft i) einer Peanostruktur (wie sie in Defi-
nition 5.1 in der Vorlesung angegeben ist) ist erfüllt. Allerdings ist n0 = 0 = ν(4) ∈ ν(N ),
so dass die Eigenschaft ii) verletzt ist. Die Eigenschaft iii) dagegen ist wieder erfüllt: Denn
ist M ⊂ N eine Teilmenge mit 0 ∈ M und der Eigenschaft ν(m) ∈ M für alle m ∈ M ,
so folgt zunächst 1 = ν(0) ∈ M , daraus weiter 2 = ν(1) ∈ M , dann 3 = ν(2) ∈ M und
schließlich 4 = ν(3) ∈ M , also insgesamt N ⊂ M , d.h. M = N .
b) Die Abbildung ν ist nicht injektiv wegen ν(B) = C = ν(F ), d.h. Eigenschaft i) ist verletzt.
Dagegen ist die Eigenschaft ii) erfüllt, denn n0 = A 6∈ ν(N ), wie man an der Wertetabelle
ablesen kann (ihre untere Zeile enthält den Eintrag A nicht). Ebenso ist die Eigenschaft
iii) erfüllt, denn ist M ⊂ N eine Teilmenge mit A ∈ M und der Eigenschaft ν(m) ∈ M
für alle m ∈ M , so folgt B = ν(A) ∈ M , weiter C = ν(B) ∈ M , D = ν(C) ∈ M ,
E = ν(D) ∈ M und schließlich F = ν(E) ∈ M , also M = N .
Aufgabe 3.
Pn √
a) Wir zeigen: Für alle n ∈ N gilt √1 ≥ n.
k=1 k P1 √
Induktionsanfang. Für n = 1 ist in der Tat √1 1. = √1 =1≥
k=1 k 1
√ Pn
Induktionsschluß n → n + 1. Es sei n ≥ 0, und es gelte k=1 √1k ≥ n (Induktions-

voraussetzung). Wir wollen beweisen, dass dann auch n+1 √1 ≥
P
k=1 k n + 1 (Indukti-
onsbehauptung) gilt. Es ist
n+1 n
!
X 1 X 1 1
√ = √ +√ (Induktionsvoraussetzung anwenden)
k=1
k k=1
k n+1
√ 1
≥ n+ √ (∗)
n+1
1 √ 
=√ n2 + n + 1
n+1
1 √ 
≥√ n2 + 1
n+1
1
=√ (n + 1)
n+1

= n + 1.

Dabei wurde verwendet, dass für alle a ≥ 0 gilt √aa = a; dies ist eine andere (weniger
√ √
vertraute) Version der altbekannten Relation a · a = a.
Die Rechnung ab der Stelle (∗) ist etwas trickreich.√Wie kann man√auf eine solche Rechnung kommen
1
oder sie umgehen? Wir wollen ja einsehen, dass n + √n+1 ≥ n + 1 ist. Ein bewährter Ansatz
ist es zum Beweis solcher Ungleichungen ist, es mit einem Widerspruchsbeweis
√ √ zu versuchen. Dies
1
könnte dann folgendermaßen aussehen: Angenommen, es wäre n + √n+1 < n + 1. Multiplikation
√ √ √ √
mit n + 1 (dies ist eine positive Zahl!) liefert dann n2 + n + 1 < n + 1, also n2 + n < n = n2 ,
im Widerspruch zu n2 + n ≥ n2 . – Tatsächlich habe ich die oben angegebene Rechnung auch genau
durch diese Überlegung gefunden.
Ebenfalls möglich ist natürlich der Weg, die behauptete Ungleichung solange mit Äquivalenzumformungen
zu traktieren, bis sich eine sicher wahre Aussage ergibt. Dies könnte so aussehen:
√ 1 √ √
n+ √ ≥ n+1 (mit n + 1 multiplizieren)
n+1
p
⇐⇒ 2
n +n+1≥n+1
p
⇐⇒ n2 + n ≥ n (quadrieren)
(∗) ⇐⇒ n2 + n ≥ n2
⇐⇒ n≥0 (wahre Aussage)

An der Stelle (∗) steht hier tatsächlich ein Äquivalenzpfeil, weil beide Seiten der darüberstehenden
Ungleichung nichtnegative Zahlen sind (und für a, b ≥ 0 gilt ja a ≥ b ⇐⇒ a2 ≥ b2 ).

b) Wir zeigen: Für alle n ∈ N, n ≥ 10, gilt 2n > n3 .


Induktionsanfang. Für n = 10 ist 210 = 1024 und 103 = 1000, also ist 210 > 103 .
Induktionsschluß n → n + 1. Es sei n ≥ 10 und es gelte 2n > n3 gilt (Induktionsvor-
aussetzung). Wir müssen nun zeigen, daß 2n+1 > (n + 1)3 (Induktionsbehauptung)
ist. Nun ist einerseits
2n+1 = 2 · 2n (Induktionsvoraussetzung und binomische Formel anwenden)
> 2 · n3
= n3 + n3 ,
andererseits (nach der binomischen Formel für dritte Potenzen oder durch direktes Aus-
multiplizieren)

(n + 1)3 = n3 + 3n2 + 3n + 1,

so dasss es genügt, n3 ≥ 3n2 + 3n + 1 zu beweisen. Aber wegen n ≥ 10 und n2 > n > 1


ist n3 = n · n2 ≥ 10n2 > 7n2 = 3n2 + 3n2 + n2 > 3n2 + 3n + 1, und wir sind fertig.

c) Sei x ∈ R mit 0 ≤ x ≤ 1 fest gewählt. Wir zeigen: Für alle n ∈ N0 gilt (1 + x)n ≤
1 + (2n − 1)x.
Induktionsanfang. Für n = 0 gilt (1 + x)0 = 1 sowie 1 + (20 − 1)x = 1, also gilt
(1 + x)0 ≤ 1 + (20 − 1)x.
Induktionsschluß n → n + 1. Es sei n ≥ 0 und es gelte (1 + x)n ≤ 1 + (2n − 1)x
(Induktionsvoraussetzung). Wir müssen nun (1 + x)n+1 ≤ 1 + (2n+1 − 1)x zeigen.
Da 0 ≤ x ≤ 1, ist 0 ≤ x2 = x · x ≤ x, und damit

(1 + x)n+1 = (1 + x)n · (1 + x) (Induktionsvoraussetzung anwenden)


≤ (1 + (2n − 1)x) · (1 + x)
= 1 + (2n − 1)x + x + (2| n{z
− 1})x2 (Rechenregeln für ≤)
≥0
n n
≤ 1 + (2 − 1)x + x + (2 − 1)x
= 1 + (2n − 1 + 1 + 2n − 1)x
= 1 + (2 · 2n − 1)x
= 1 + (2n+1 − 1)x,

was zu beweisen war.

Aufgabe 4.

a) Im ÜB 7 Aufgabe 4d hat man begründet, dass da eine bijektive Abbildung zwischen N
und Q gibt. Also sind N und Q gleichmächtig nach der Definition.

b) Es ist einfach zu sehen, dass die Abbildung [0, 1] → [0, 2] x 7→ 2x bijektiv ist. D.h.
es gibt eine bijektive Abbildung zwischen den Mengen A und B, woraus folgt, dass sie
gleichmächtig sind.

c) Lass uns alle Elemente der A enumerieren. Wir werden das erste Element x1 nennen, das
zweite – x2 u.s.w. bis k: A = {x1 , x2 , ..., xk }. Jede Teilmenge der A ist entweder die leere
Menge ∅ oder hat die Form {xi1 , xi2 , ..., xip }, wo p ≤ k und is = 1, 2, ..., k; ∀s (z.B. wenn
k = 5, p = 3, i1 = 2, i2 = 4, i3 = 5 kriegen wir die Teilmenge {x2 , x4 , x5 }).
Jetzt konstruiren wir eine bijektive Abbildung zwischen der Menge aller Teilmengen von
A und der Menge aller k-Tupel aus 0 und 1. Als Bild von der Teilmenge {xi1 , xi2 , ..., xip }
nehmen wir den Tupel, in dem auf der Stelle mit der Nummer l Null steht, wenn xl kein
Element der {xi1 , xi2 , ..., xip } ist, und die Eins ansonsten. Z.B., für k = 5, ist das Bild von
{x2 , x4 , x5 } der Tupel (0, 1, 0, 1, 1) und das Bild von der ∅ ist (0, 0, 0, 0, 0).
Es ist einfach zu sehen, dass diese Abbildung bijektiv ist. Also sind die Mengen gleichmächtig.
Aufgabe 5. Das Problem in diesem Induktionsbeweis wird deutlicher, wenn wir ihn den
Induktionsschluß n → n + 1 genau untersuchen: Sei die Behauptung für n Mathematikleh-
rer bewiesen (Induktionsvoraussetzung), und seien n + 1 Mathematiklehrer L1 , . . . , Ln+1
gegeben. Anwendung der Induktionsvoraussetzung liefert das folgende Bild:
tragen den gleichen Pullover
z }| {
L1 L2 L3 . . . Ln Ln+1
| {z }
tragen den gleichen Pullover

Laut Induktionsvoraussetzung tragen also die Lehrer L1 , . . . , Ln den gleichen Pullover; ebenfalls
tragen laut Induktionsvoraussetzung die Lehrer L2 , . . . , Ln+1 den gleichen Pullover. Da die
Lehrer L2 , L3 , . . . , Ln aber unter beiden Klammern erfasst sind, tragen alle n + 1 Lehrer den
gleichen Pullover.
Dieses (an sich korrekte) Argument funktioniert aber nur dann, wenn es tatsächlich Lehrer gibt,
die unter beiden Klammern stehen; ihre Anzahl ist aber genau n − 1, und speziell für n = 1
ergibt sich n − 1 = 0. Der Induktionsschluß für 1 → 2 scheitert also.
Erläutern wir diesen scheiternden Schluss noch ausführlicher: Seien zwei Mathematiklehrer
L1 und L2 gegeben. Entfernen des Lehrers L2 lässt den Lehrer L1 alleine zurück, und dieser
trägt natürlich den gleichen Pullover wie er selbst“. Entfernt man stattdessen den Lehrer

L1 , so bleibt Lehrer L2 alleine zurück. Weil die Restmengen“ {L1 , L2 } \ {L1 } = {L2 } und

{L1 , L2 } \ {L2 } = {L1 } aber leeren Schnitt haben, kann man nicht schlussfolgern, dass L1 und
L2 den gleichen Pullover tragen.

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