PN1 - Physik 1 für Chemiker und Biologen WS 2019/20

PD T. Lohmüller Übungsblatt 9

Übungsblatt 9
Besprechung am 07.01.2020/09.01.2020

Aufgabe 1
Karussell Calypso. Im Karussell Calypso, das auf der Oidn Wiesn steht, sitzt man in
einem kleinen runden Flugzeug. Jeweils drei Flugzeuge ergeben ein Flugzeugelement und
auf dem Karussell befinden sich drei Flugzeugelemente. Abb. 1 zeigt das Karussell aus der
Vogelperspektive. Die Flugzeuge, sowie die Flugzeugelemente können sich um die eigene
Achse drehen. Außerdem dreht sich natürlich auch noch der Karussellboden. Der Karussell-
boden und die Flugzeugelemente (ohne Flugzeuge) können als Zylinder genähert werden.
Das Trägheitmoment der Flugzeuge ist gegeben.

a) Berechnen Sie das Trägheitsmoment des gesamten Karussells. Hinweis: Nehmen Sie an,
dass sowohl die Flugzeuge, als auch die Flugzeugelemente frei um ihre jeweiligen Achsen
rotieren können. Demzufolge können Sie das gesamte Flugzeugelement als Punktmasse
mit Abstand Re betrachten.

b) Um die Fahrt rasanter zu gestalten haben die Betreiber des Karussells die Möglichkeit
die Flugzeuge und die Flugzeugelemente zu blockieren, sodass sie sich nicht mehr drehen
können. Wie ändert sich das Trägheitsmoment des Karussells wenn beides blockiert ist?
Hinweis: Verwenden Sie den Steinerschen Satz zunächst für die Flugzeugelemente und
dann erneut für das gesamte Karussell.

c) Das Karussell soll nun durch ein Pferd beschleunigt werden. Das Pferd wiegt 800 kg und
zieht für 5 min mit einer konstanten Leistung von 5 PS. Mit wie vielen rpm dreht sich
das Karussell am Ende des Beschleunigungsvorgangs? Rechnen Sie mit dem Trägheits-
moment aus Teilaufgabe b).

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 Abbildung 1: Aufgabe 1 - Karussell aus der Vogelperspektive
Radius des Karussellbodens: rK =10 m
Radius der Flugzeugelemente: re =3.0 m
Distanz vom Karusselmittelpunkt zum Flugzeugelementmittelpunkt: Re =6.0 m
Distanz vom Flugzeugelementmittelpunkt zum Flugzeugmittelpunkt: Rf =1.5 m
Masse Karusselboden: mK = 2.0 t
Masse Flugzeugelement: mFE =300 kg
Masse Flugzeug: mF =100 kg
Trägheitsmoment Flugzeug bei Drehung um die eigene Achse: IF =15 kg m 2

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Aufgabe 2
Rocket man. Wir wollen eine Gleichung herleiten um die die Höhe zu berechnen, die
eine Rakete im Erdgravitationsfeld erreicht. Hierfür nehmen wir an, dass der Treibstoff
mit einer konstanten Geschwindigkeit relativ zur Rakete ausgestoßen wird und, dass der
Massenstrom dmdt des Treibstoffs konstant ist. Zum Zeitpunkt t hat die Rakete die Masse m
und Geschwindigkeit v .

Abbildung 2: Aufgabe 3 - Rakete zum Zeitpunkt t und t + ∆t

a) Nehmen Sie zunächst der Einfachheit halber an, dass die Rakete nicht kontinuierlich
Treibstoff ausstößt, sondern in kurzen Zeitabschnitten ∆t kleine Treibstoffpakete ∆m.
Leiten Sie nun einen Ausdruck für ∆p = p(t + ∆t) − p(t) her.
Hinweis1: Nutzen Sie Abb. 2 und definieren Sie Geschwindigkeiten nach rechts als positiv
und nach links als negativ.
Hinweis2: Stellen Sie einen Ausdruck für die Geschwindigkeit mit der der Treibstoff im
Bezugssystem der Rakete ausgestoßen wird auf und vereinfachen Sie Ihre Gleichung
damit.

b) Setzen Sie nun ∆p in FA = ∆p ∆v

∆t ein und ersetzen Sie die Differenzquotienten ∆t und
∆m
∆t
im Grenzfall immer kleiner werdender Zeitabschnitte durch die Ableitungen dv
dt und
dm
dt .

c) Wenn keine äußere Kraft anliegt gilt Impulserhaltung und wir würden durch Integration
die Raketengleichung erhalten, die bereits aus der Vorlesung bekannt ist. Da in dieser
Aufgabe das Gravitationsfeld nicht vernachlässigt werden soll gilt: FA = −m · g. Stellen
Sie die Gleichung mach dv um und integrieren Sie. Hinweis: Integrieren Sie vom Start-
punkt mit t = 0 m = m0 und v = 0 bis zum Zeitpunkt bei dem der komplette Treibstoff
ausgestoßen ist mit tend , mend und vend .

d) Durch erneutes Integrieren der Geschwindigkeit erhält man die Höhe, die die Rakete
nach dem Beschleunigungsvorgang hat mit:
vSchub · mend h mend m0 i 1 2
hend = dm
· − 1 − ln( ) − g · tend
dt
m0 mend 2

Eine Rakete hat ein Gewicht m0 = 500t. 450t davon sind Treibstoff, der mit einer
Geschwindigkeit von vschub = 5500 ms ausgestoßen wird. Der Gesamte Treibstoff wird in
3 min verbrannt. Berechnen Sie die Höhe und Geschwindigkeit der Rakete nach dem
Beschleunigungsvorgang.

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Aufgabe 3
Pirouette. Ein 1,85 Meter großer, 100 Kilogramm schwerer Eishockeyspieler macht eine
Pirouette auf der Eisfläche mit parallel zum Boden ausgebreiteten Armen, dabei dreht er
sich dreimal pro Sekunde um die eigene Achse.

a) Berechnen Sie das Trägheitsmoment des Hockeyspielers. Nehmen Sie dazu an, dass der
Körper des Sportlers zylinderförmig mit einem Durchmesser von D = 30 cm ist. 90%
seines Körpergewichts sind homogen in dem Zylinder verteilt. Die restlichen 10% fallen
auf die Arme und können durch zwei gleich schwere Punktmassen im Abstand s = 70
cm zur Rotationsachse genähert werden.

b) Der Eishockeyspieler legt nun die Arme an den Körper an. Dadurch verkleinert sich der
Abstand der Punktmassen auf 30 cm. Berechnen Sie das neue Trägheitsmoment I 0 des
Spielers.

c) Bestimmen Sie nun die neue Pirouettenfrequenz.

Aufgabe 4
Rotation von Molekülen. Die Rotation von Molekülen erlaubt es, Aussagen über ihre
Struktur zu machen. Als Beispiel dient das zweiatomige Molekül HCl (Salzsäuregas). Die
Massen der beiden Atome sind in Einheiten der atomaren Masseneinheit u angegeben:
mH = 1 u, mCl = 35 u, 1u = 1,66 · 10−27 kg. Der Abstand zwischen dem H-Atom und dem
Cl-Atom beträgt dHCl = 1,28 · 10−10 m.

a) Berechnen Sie das Trägheitsmoment des HCl Moleküls bezüglich einer Drehachse, die
senkrecht zur Verbindungslinie zwischen den beiden Atomen verläuft und durch den
räumlichen Mittelpunkt des Moleküls verläuft.

b) Der Drehimpuls des HCl-Moleküls betrage |~L| = 1,05 · 10−34 Js. Bestimmen Sie die Win-
kelgeschwindigkeit ω und die Umdrehungszeit T des HCl-Moleküls für die von Ihnen
unter a) ermittelten Werte des Trägheitsmomentes. Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit
dem experimentell beobachteten Wert der Frequenz fexp = 6,25 · 1011 Hz. Machen Sie
danach eine Aussage über die reale Drehachse des Moleküls und berechnen Sie das reale
Drehmoment Ireal .