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2022)
Fachbereich Chemie
Physikalisches Praktikum
Aufgabe M1
1 Aufgabe
Im folgenden Versuch sollen über einen Bewegungsmesswandler die Kurven s(t), v(t)
und a(t) eines Fadenpendels mit einem x-y-Schreiber aufgenommen werden.
2 Grundlagen
Ein gedachtes Pendel, bei dem ein Massepunkt an einem masselosen Faden unter
der Wirkung der Schwerkraft Schwingungen ausführt, wird als Mathematisches
Pendel bezeichnet. Es wird annähernd verwirklicht durch einen leichten Faden der
Länge l, an dem eine kleine Pendelkugel mit der Masse m hängt (Fadenpendel).
Wird bei einem mathematischen Pendel bzw. Fadenpendel die Masse bei gespanntem
Faden aus der Nulllage ausgelenkt und losgelassen, führt die Masse eine Schwingung
entlang einer Kreisbahn mit dem Radius l aus. Die Rückstellkraft F ergibt sich als
Tangentialkomponente aus dem Kräfteparallelogramm des Fadenpendels (Abb. 1).
𝐹 = 𝑚 ∙ 𝑔 ∙ sin 𝛩 (Gl. 1)
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Abb. 1 Kräfteparallelogramm am mathematischen Pendel
(Für die systematische Messabweichung von sin ergibt sich z.B. bei 5°: +0,13%;
8°: +0,33%; 10°: +0,51%; 15°: +1,15%).
Nur in diesem Fall ist die rücktreibende Kraft F innerhalb der Messgenauigkeit
proportional zur Auslenkung s, und das Fadenpendel führt daher eine harmonische
Schwingung aus. Die Differenzialgleichung ergibt sich zu:
𝑑2𝑠 𝑚 ∙ 𝑔 (Gl. 4)
𝑚 ∙ 𝑎 = 𝑚 ∙ 𝑠̈ = 𝑚 ∙ = ∙𝑠
𝑑𝑡 2 𝑙
oder
𝑔 (Gl. 5)
𝑠̈ = − ∙𝑠
𝑙
𝑔 (Gl. 6)
𝑠 = 𝑠𝑀 sin (√ ∙ 𝑡)
𝑙
(sM: Maximalauslenkung)
𝑔 𝑔 (Gl. 7)
𝑣 = 𝑠𝑀 √ ∙ cos (√ ∙ 𝑡)
𝑙 𝑙
v : Geschwindigkeit [m/s]
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und für die Beschleunigungs-Zeit- Funktion
𝑔 𝑔 (Gl. 8)
𝑎 = −𝑠𝑀 ∙ sin (√ ∙ 𝑡)
𝑙 𝑙
a : Beschleunigung [m/s2]
𝑔 (Gl. 9)
𝑣𝑀 = 𝑠𝑀 √
𝑙
und
𝑔 (Gl. 10)
𝑎𝑀 = 𝑠𝑀 ∙
𝑙
Zum Zeitpunkt t=0 befindet sich das Pendel in der Nulllage, dann hat es zum Zeitpunkt
t=T/4 seine maximale Auslenkung sM (T: Schwingungsdauer), d.h. es gilt
𝑇 (Gl. 11)
𝑠 ∙ ( ) = 𝑠𝑀
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T : Schwingungsdauer [s]
und
𝑇 𝑔 𝑇 (Gl. 12)
𝑠 ∙ ( ) = 𝑠𝑀 sin (√ ∙ )
4 𝑙 4
Daraus folgt
𝑔 𝑇 (Gl. 13)
𝑠𝑀 = 𝑠𝑀 sin (√ ∙ )
𝑙 4
𝑔 𝑇 𝜋 (Gl. 14)
√ ∙ =
𝑙 4 2
(Gl. 15)
𝑙
𝑇 = 2𝜋 ∙ √
𝑔
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3 Aufbau
Die bifilare Aufhängung des Pendels gewährleistet, dass sich die Schwingungsebene
nicht ändert. Die Pendellänge l (Abstand der Drehachse zum Schwerpunkt der
Pendelmasse) sollte etwa 10 cm betragen. Diese relativ kleine Pendellänge wird
gewählt, um eine große Schwingungsfrequenz zu erreichen. Bei langsameren
Bewegungen kann es insbesondere bei der a-t- Funktion durch die zweimalige
Differentiation zu Störungen der aufgezeichneten Kurve kommen.
Abb. 2 Versuchsaufbau zur Aufnahme des s-t-, v-t- und a-t-Diagrammes von
Fadenpendelschwingungen
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3.1 ty- und xy-Schreiber
ty- und xy-Schreiber sind Spannungsmesser, welche den zeitlichen Verlauf von
Spannungen oder den Zusammenhang zwischen zwei Spannungen in Form eines
Diagramms wiedergeben und können in dieser Hinsicht mit dem Oszilloskop
verglichen werden.
Ein xy-Schreiber registriert gleichzeitig zwei Spannungen Ux und Uy, die an den
Eingangsbuchsenpaaren x und y anliegen.
Der Spannung Ux entsprechend wird ein Schlitten mit einem Schreibstift um die
Wegstrecke x ausgelenkt, während der Schreiber senkrecht zur x-Richtung den
Ausschlag y –entsprechend der Spannung Uy- macht.
Eine eingebaute Zeitbasis ermöglicht den Einsatz von xy-Schreibern auch zur
Registrierung zeitabhängiger Funktionen (ty-Schreiber).
Die folgende Übersicht ist als Hilfe bei der Handhabung des Schreibers zu verstehen.
Sie zeigt lediglich die für diesen Versuch wichtigen Informationen auf.
3 Messteil
4 Zeitteil
6 Schreibschlitten
9 Netzschalter
13 Elektrostatische Papierhalteplatte
14 Messbuchsen
15 Erdungsbuchse
16 Nulllagesteller
17 CAL/VAR – Schalter
18 Messbereichswahlschalter
19 Empfindlichkeitssteller
20 Wahlschalter
Ablenkgeschwindigkeit
22 OFF-PAPER-PEN – Schalter
25 Schreibfeder
Abb. 3 xy-ty-Schreiber
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3.2 Bewegungsmesswandler
Die Bewegung eines Körpers wird auf ein extrem reibungsarm laufendes Speichenrad
übertragen, das mit Miniaturlichtschranken abgetastet wird.
Es sind zwei Lichtschranken erforderlich, um die Bewegungsrichtung des Rades und
damit z.B. der Pendelmasse feststellen zu können (Anordnung der Lichtschranken vgl.
Abb. 5).
Wird bei einer Bewegung des Rades zuerst die obere Lichtschranke und dann die
untere von einer Speiche unterbrochen, so dreht sich das Rad im Uhrzeigersinn.
Erfolgen die Unterbrechungen in umgekehrter Reihenfolge, so hat sich die
Bewegungsrichtung umgekehrt.
Die Geschwindigkeit v ergibt sich aus der Zahl der Unterbrechungen pro Zeiteinheit,
die Beschleunigung aus der zeitlichen Veränderung dieser Zählrate. Da der Ort der
Pendelmasse s(t) als dazu proportionale Spannung bereits dargestellt werden kann,
ergibt sich v(t) bekanntlich durch Bildung der 1. Ableitung (Differenziation) von s(t)
nach der Zeit. Entsprechendes gilt für a(t) mit Hilfe der zweiten Ableitung von s(t). Die
analoge Schalttechnik stellt zu diesem Zweck entsprechende Differenzierer zur
Verfügung. Hierbei handelt es sich im Prinzip um einen sog. Operationsverstärker
(mehrstufiger integrierter Gleichspannungsverstärker), der durch seine äußere
Beschaltung als Differenzierer arbeitet. Die zu s(t) proportionale Spannung wird an die
entsprechenden Anschlüsse des OP’s gelegt. An den dafür vorgesehenen Ausgängen
kann dann die Spannungsfunktion für die 1. Ableitung entnommen werden. Diese
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Spannung ist dann proportional zu v(t). Die zu a(t) proportionale Spannungsfunktion
ist dadurch erreichbar, dass zwei Differenzierer in Reihe geschaltet werden.
Berechnung des Pendelhubs h
Daraus folgt
𝑠2 (Gl. 17)
ℎ=
2𝑙
4 Durchführung
Im beschriebenen Versuch werden über einen Bewegungsmesswandler die Kurven
s(t), v(t) und a(t) mit einem x-y-Schreiber aufgenommen. Dazu wird die Bewegung
eines Fadenpendels auf ein extrem reibungsarm laufendes Speichenrad übertragen,
das mit Miniaturlichtschranken abgetastet wird (Bewegungsaufnehmer). Trifft ein
Lichtstrahl auf eine Speiche, so wird er unterbrochen. Diese Unterbrechungen der
Lichtschranken werden als Information über den Bewegungsablauf gezählt und
elektronisch in drei Spannungen umgesetzt, die proportional zum Weg s, zur
Geschwindigkeit v und zur Beschleunigung a sind. Diese Spannungen werden
nacheinander an den y-Eingang des x-y-Schreibers gelegt. Die Zeitablenkung wird
über eine am x-Eingang des Schreibers angelegte zeitproportionale Spannung des
Bewegungsmesswandlers gleichzeitig mit dem elektromagnetischen Loslassen der
kugelförmigen Pendelmasse gestartet.
Einstellung am Schreiber:
x-Eingang : 10 mV/cm
Kalibrierung : 0,1 V 1 s
4.1 s-t-Diagramm:
Y-Eingang des Schreibers mit s-Ausgang des Bewegungsmesswandlers verbinden.
Einstellung am Schreiber:
y-Eingang : 10 mV/cm
Kalibrierung : 1V1m
Kugel in Nulllage bringen und Rücksetztaste b betätigen. Schreibstift des Schreibers
auf die Mitte des Papiers stellen. Schalter in Reset-Stellung bringen, sodass bei
eingeschalteter Versorgungsspannung für den Haltemagneten der Magnetstromkreis
geschlossen ist; Kugel an den Haltemagneten ansetzen.
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Zum Starten der Aufzeichnung Schalter c schnell von „Reset“ auf „Start“ umschalten.
Achtung Bei zu langsamem Umschalten ist ein kurzzeitiges verweilen des
Schalters in der „Stop“-Stellung möglich. Dabei ist der Haltemagnet stromlos, die
Zeitbasis jedoch noch nicht gestartet.
Schreibstift abheben und Schreiber zurücksetzen.
4.2 v-t-Diagramm:
y-Eingang des Schreibers mit v-Ausgang des Bewegungsmesswandlers verbinden.
Einstellung am Schreiber:
y-Eingang : 100 mV/cm
Kalibrierung : 1 V 1 m/s
4.3 a-t-Diagramm:
y-Eingang des Schreibers mit a-Ausgang des Bewegungsmesswandlers verbinden.
Einstellung am Schreiber:
y-Eingang : 1 V/cm
Kalibrierung : 1 V 1 m/s²
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4.4 Bestimmung der Länge l und der Masse m des Pendels.
Die Pendellänge l mit dem Messschieber bis zur Kugelmitte messen. Die Pendelmasse
m durch Wägung ermitteln.
Messbeispiel:
5 Auswertung
- Aufzeichnung des Weges s, der Geschwindigkeit v und der Beschleunigung a
als Funktion der Zeit t eines mathematischen Pendels.
- Bestimmung der Schwingungsdauer T aus den Graphen und Vergleich mit dem
aus der Formel für T berechneten Wert.
𝑔 (Gl. 18)
𝑣𝑀 = 𝑠𝑀 ∙ √
𝑙
𝑔 (Gl. 19)
𝑎𝑀 = 𝑠𝑀 ∙
𝑙
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- Bestimmung der Energie in einem beliebigen Punkt der Schwingung
𝐸𝑠,𝑡 = 𝐸𝑘𝑖𝑛(𝑠) + 𝐸𝑝𝑜𝑡(𝑠) (Gl. 22)
𝑡 𝑡
5.1 Messunsicherheiten
- Geschätzt:
∆𝑚 (Gl. 25)
= 1%
𝑚
- Berechnet: (g/g=0%)
𝑔 ∆𝑇 1 ∆𝑙 (Gl. 26)
𝑇 = 2𝜋 ∙ √ → =
𝑙 𝑇 2 𝑙
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6 Fragen zur Vorbereitung
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