Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
7 Der Hochlaufversuch 31
entwickelte Drehmoment beträgt nun etwa 50 bis 150% des Nennmoments, und die
Meßgenauigkeit liegt in den Grenzen von ±5 %. Es genügt demnach wirklich, nur das
Beschleunigungsmoment zu bestimmen und dieses als das vom Motor abgegebene
Drehmoment zu betrachten. Über die Größenordnung des hiermit begangenen Feh-
lers sollte man sich bei der Auswertung jedoch Rechenschaft geben.
1.7.1 Auswertung
Die Auswertung geht von der Bestimmung der Beschleunigung dnjdt, also des Dreh-
zahlanstiegs in der Zeiteinheit, aus. Hierzu stehen mannigfaltige Wege offen. Der
gebräuchlichste Weg in der Praxis ist die graphische Auswertung der Drehzahlkurve
des Hochlaufoszillogramms. In Abb. 15 ist eine solche Aufnahme wiedergegeben,
und es soll beispielsweise die Beschleunigung im Punkt A bestimmt werden. Zu
diesem Zwecke wird im Punkt A mittels eines angelegten Lineals die Tangente ge-
zeichnet. Zwei beliebige Punkte a und b werden aufihr eingezeichnet, und durch diese
beiden wird eine Senkrechte und eine Waagerechte gelegt, die sich im Punkt c
treffen. Es entsteht so das Dreieck abc. In diesem ist die Höhe bc der Drehzahl-
erhöhung und die Strecke ac der Zeit, in welcher sie stattgefunden hat, verhältnisgleich.
Der Wert (Drehzahlunterschied = bc) geteilt duch (Zeitunterschied = ac) ist also
gleich der wirklichen Beschleunigung im Punkt A; b-c ist natürlich eine Strecke
in mm, die erst in U jmin, und a-c eine Strecke in mm, die erst in s umgerechnet
werden muß. Dies geschieht mittels des Maßstabs für die Drehzahl mdrebzahi und
des für die Zeit mzeit durch Malnehmen der Streckenlängen in mm mit diesen
Maßstäben. Sie werden errechnet zu:
Leerlaufdrehzahl in U jmin
Drehzahlmaßstab mdrehzahi = ----------' ---
CD in mm
Strecke
Hochlaufzeit in s
Zeitmaßstab m.
zett
= Strecke ED in mm .
Das rechnerische Ergebnis der Beschleunigung in Ujmin je s ist also für den
PunktA:
(Strecke bc in mm) · Drehzahlmaßstab Ujmin
Beschleunigung = . . 10
s
A (Strecke ac 10 mm) · Zeltmaßstab
Ü!trktllfdrt/izfJI!!
C'
J'fil!.rffJnd
El..------.llocli!fJI!! 'ztif Tu------1/l Zeit t -
&ak~ mM~
llocl!ifJI!fs
Abb. 15. Hochlaufkurve eines Asynchronmotors. Bestimmung der Beschleunigung im Punkt A
32 I Die allgemeine Maschinenprüfung
K'
1 Z J ll K 8
o zo '10 oo so 100%
l!re!Jz(lll/-
a b
dn/dt -Nu/linie
n- Nu/linie
U-1,58 MNenn
Abb. 17. Hochlauf eines Maschinensatzes bestehend aus Synchronmotor - drehelastische
Kupplung - Gleichstromgenerator
34 1 Die allgemeine Maschinenprüfung
Wenn der Hochlauf wegen zu kleiner Schwungmasse in kürzerer Zeit als l bis 2 s
erfolgt, so erhält man Ergebnisse, welche sich infolge der Ausgleichvorgänge innerhalb
der Maschinen nicht mit den bei stationärem Betrieb gewonnenen decken. Vor allem
wird meist ein zu kleines Kippmoment beobachtet. Zur Erzielung einwandfreier
Ergebnisse untersucht man den Probemotor dann mit verringerter Spannung oder
aber kuppelt ihn mit der hinreichend großen Schwungmasse einer Prüffeldrnaschine.
Abbildung 17 zeigt den Hochlauf eines Maschinensatzes bestehend aus Synchron-
motor und angekuppelter Gleichstrommaschine [16, 24, 25].
1.8 Auslaufversuch
Der Auslaufversuch dient der Bestimmung des Trägheitsmoments J und in geringerem
Umfang der Messung und der Aufteilung von Verlusten. Er besteht in der Aufnahme
des zeitlichen Verlaufs der Auslaufdrehzahl der Maschine nach dem Abschalten ihres
Antriebs. Die Kurve n = f(t) heißt die Auslaufkurve.
Bei der Vornahme des Versuchs fährt man die Probemaschine selbst oder ihren
Antriebsmotor hoch, und zwar nach Möglichkeit- mit Hilfe gesteigerter Frequenz
oder erhöhter Ankerspannung - auf eine Geschwindigkeit, die um 10 bis 20% über
der Nenndrehzahl liegt. Dann schaltet man vom Netz ab. Bei großen Maschinen mit
einer Auslaufzeit von über 1 rnin liest man in Zeitabständen von 5 oder 10 s
(Stoppuhr) die Anzeige eines Tachometers oder eines Spannungsmessers ab, der die
Spannung entweder der Probemaschine selbst oder ihres Antriebsmotors oder einer
angebauten, kleinen Tachomaschine mißt. Die spannungsgebende Maschine muß
natürlich fremderregt laufen.
Bei kürzeren Auslaufzeiten, etwa zwischen 1 min und wenigen s, erfolgt die Auf-
nahme am besten oszillographisch, da das Umschalten des Tachometers auf die tie-
feren Meßbereiche nicht schnell genug erfolgen kann und die genaue Ablesung des
Spannungsmessers bei dem schnell zurückgehenden Zeiger sehr schwer fällt. Außer-
dem läßt sich die Auslaufkurve mit Hilfe der wenigen Meßpunkte nur ungenau auf-
zeichnen.
Kleinere Maschinen werden durch das angedrückte Tachometer zusätzlich belastet
und kommen daher beschleunigt zum Stillstand. Bei ihnen sollte man daher möglichst
von der Spannungsmessung Gebrauch machen. Ein zusammengehöriges Wertepaar
von Drehzahl und Spannung, welches vor dem Abschalten ermittelt wird, erlaubt
die Umrechnung der Spannungen in Drehzahlen. Führte die spannungsgebende
Maschine dabei motorischen Strom, so zieht man 2 V von der Angabe des Spannungs-
messers ab, um den Bürstenspannungsabfall zu berücksichtigen. Die reduzierte
Spannung wird dann gleich der gemessenen Drehzahl gesetzt. Ferner bietet sich die
Verwendung eines X- Y-Schreibers mit einem geeigneten Zeiteinschub für die X-Achse
an.
1.8.1 Auswertung
Die Auswertung des Auslaufversuchs entspricht der des Hochlaufversuchs, nur ist
statt der Beschleunigung die Verzögerung bei einer bestimmten Drehzahl zu ermitteln.
Abbildung 18a stellt eine Auslaufkurve dar, in welcher zur Drehzahl n 1 die Ver-
11 =const=7,7ZA
0 0
500 ßOO U/min 1000
!J!'e/Jzo/JI -
b