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Abiturprüfung an den allgemeinbildenden Gymnasien (Baden-Württemberg) 2022

Prüfungsfach: Physik – Aufgabe I

1. Ein Wagen mit der Masse m ist an einer auf Zug und Druck belastbaren
N befestigt.
Schraubenfeder mit der Federkonstanten 74,0 m
Rechts neben dem Wagen befindet sich ein Ultraschallsensor, der den Ab-
stand d zur Seitenfläche des Wagens bestimmt (siehe Abbildung 1).

Abb. 1

Von der Masse der Feder


und Räder sowie von Rei-
bungseinflüssen wird abge-
sehen.
Der Wagen wird aus der Ru-
helage nach links ausgelenkt
und zum Zeitpunkt 0 s frei-
gegeben. Es entsteht eine
harmonische Schwingung.
Das vom Sensor aufgenom-
mene Messdiagramm ist in
Abbildung 2 dargestellt. Abb. 2

a) Bestimmen Sie die Amplitude und die Frequenz der Schwingung.


b) Zeigen Sie, dass der Wagen eine Masse von 300 g besitzt.
c) Ermitteln Sie den Betrag der maximalen Geschwindigkeit des Wagens.
d) Bestimmen Sie die kinetische Energie des Wagens zum Zeitpunkt 0,70 s.
e) Skizzieren Sie ein Zeit-kinetische Energie-Diagramm für die Schwingung
im Bereich 0 s ≤ t ≤ 0,40 s.
Die verwendete Messsoftware des Ultraschallsensors kann den Zusammen-
hang zwischen dem Abstand d und der Beschleunigung a des Wagens wäh-
rend einer Periode berechnen und darstellen. Dieser Zusammenhang ist in
einem der drei Diagramme in Abbildung 3 dargestellt.

Abb. 3

f) Beurteilen Sie, welches der drei Diagramme den Zusammenhang korrekt


darstellt. (10 VP)

2022-1
2. Das linke Ende eines 100 cm langen linearen Wellenträgers beginnt zum Zeit-
punkt 0 s mit der Frequenz 0,40 Hz aus der Gleichgewichtslage nach oben
harmonisch zu schwingen. Es breitet sich eine nach rechts laufende Querwelle
auf dem Wellenträger aus.
Abbildung 4 zeigt ein Momentanbild des Wellenträgers, nachdem bereits ge-
nau eine Reflexion stattgefunden hat.

Abb. 4

a) Zeigen Sie, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle 0,16 ms be-


trägt.
b) Bestimmen Sie den Zeitpunkt des Momentanbilds.
c) Erläutern Sie, dass sich bei x = 100 cm ein festes Ende befinden muss.
d) Zeichnen Sie ein Zeit-Auslenkung-Diagramm für den Punkt an der Stelle
x = 60 cm im Zeitintervall 0 s ≤ t ≤ 12,5 s. (9 VP)

3. Zwei Stifte E1 und E2, die


in ein Wasserbecken ein-
tauchen, haben einen Ab-
stand von 3,0 cm. Sie
schwingen gleichphasig,
harmonisch und mit glei-
cher Amplitude.
Die erzeugten Wellen
bewegen sich mit der Ge-
schwindigkeit 20,0 cm s
auf der Wasseroberfläche.
Von einer Abnahme der
Amplitude wird abgesehen. Abb. 5

Abbildung 5 zeigt eine Momentaufnahme der Wasseroberfläche zu einem be-


stimmten Zeitpunkt nach Beginn der Schwingungen. In den hellen Zonen be-
finden sich Wellenberge und in den dunklen Zonen Wellentäler. Es gibt Berei-
che im Wasserbecken, in denen die Wasseroberfläche dauerhaft in Ruhe ist.
a) Erklären Sie das Zustandekommen dieser dauerhaft in Ruhe befindlichen
Bereiche.
Die Wasseroberfläche an der Stelle P in Abbildung 5 ist dauerhaft in Ruhe.
Der Abstand von P zu E1 beträgt 3,7 cm, der von P zu E2 beträgt 3,2 cm.
b) Zeigen Sie unter Verwendung dieser Angaben, dass die Wellenlänge
1,0 cm beträgt.
c) Berechnen Sie die Frequenz der beiden Stifte.

2022-2
Von einer Schülerin wird über die Wasserbewegung auf der Strecke zwischen
den Erregern E1 und E2 folgende Aussage getroffen: „Zum Zeitpunkt der Auf-
nahme befinden sich alle Teilchen zwischen E1 und E2 momentan in Ruhe.“
d) Beurteilen Sie diese Aussage.
Die Frequenz der Stifte wird nun langsam erhöht, sodass sich die Bereiche, die
dauerhaft in Ruhe bleiben, in der Wanne sichtbar verschieben. Die Ausbrei-
tungsgeschwindigkeit der Wellen ändert sich dabei nicht.
e) Ermitteln Sie, auf welchen Wert die Frequenz mindestens vergrößert wer-
den muss, damit die Stelle P erneut in einem Bereich liegt, der dauerhaft
in Ruhe ist.
f) Bestimmen Sie den Frequenzbereich, für den sich in der Wanne auf Dauer
keine Bereiche mit unbewegter Wasseroberfläche mehr ausbilden können,
falls die Frequenz von 0 Hz aus erhöht wird. (11 VP)

2022-3
Tipps und Hinweise zur Lösung von Aufgabe I

Tipps zu Teilaufgabe 1
r a: Die Amplitude und die Schwingungsdauer können direkt aus Abb. 2 abgelesen werden.
r b: Zur Berechnung der Masse brauchen Sie die Formel für die Schwingungsdauer.
Wenn Sie nicht mehr sicher sind, wo m und D stehen, hilft eine Plausibilitätsbetrachtung.
Außerdem: Wenn m und D vertauscht sind, kommt nicht das vorgegebene Ergebnis raus.
r c: Wenn Ihnen die Formel für die maximale Geschwindigkeit nicht mehr präsent ist, hilft eine
Dimensionsbetrachtung oder Ableiten von d(t).
r d: Zum Zeitpunkt 0,70 s befindet sich der Wagen in der Gleichgewichtslage.
r e: Skizzieren bedeutet, dass Sie nur wenige Punkte brauchen, um die Kurve zu erstellen.
Dies sind die Punkte mit den Extremwerten der kinetischen Energie.
r Welche Werte können d und a annehmen?
f:

Tipps zu Teilaufgabe 2
r a: Zwischen der Wellenlänge λ, der Frequenz f und der Ausbreitungsgeschwindigkeit c gilt
der Zusammenhang λ ⋅ f = c.
r b: Offensichtlich ist die Welle nach rechts und dann bis x = 30 cm nach links gelaufen.
Aus Weg und Ausbreitungsgeschwindigkeit folgt die benötigte Zeit.
r c: Um das x-s-Diagramm zu rekonstruieren, muss die Welle nach rechts weitergezeichnet und
dann reflektiert werden. Der Verlauf in Abb. 4 ergibt sich, wenn die zurücklaufende Welle an
der x-Achse gespiegelt wird. Was folgt daraus als Bedingung für die Art des rechten Endes?
r d: Das Zeit-Auslenkung-Diagramm besteht aus drei Zeitabschnitten.

Tipp zu Teilaufgabe 3
r a: Stichwort: destruktive Interferenz.
r b: Schätzen Sie zunächst die Wellenlänge anhand der Abb. 5 ab.
Überlegen Sie dann, welche der möglichen Wellenlängen – vgl. Interferenzbedingung aus
Teilaufgabe 3a – mit Ihrem gemessenen Wert übereinstimmt.
r c: Zwischen der Wellenlänge λ, der Frequenz f und der Ausbreitungsgeschwindigkeit c gilt
der Zusammenhang λ ⋅ f = c.
r d: Überlegen Sie: Welche Art von Welle liegt längs der Verbindungslinie von E1 und E2 vor?
In welchen Schwingungsphasen der Wellenbewegung sind ruhende Teilchen möglich?
Vergleichen Sie dies mit der Situation in Abb. 5.
r e: Für welchen Gangunterschiede gibt es destruktive Interferenz? Wie lässt sich dieser für
unterschiedliche Wellenlängen bzw. Frequenzen realisieren?
r f: Wie groß ist der größtmögliche Gangunterschied? Schließen Sie daraus auf die zugehörige
maximale Wellenlänge bzw. minimale Frequenz.

2022-4
Lösung

1. Schwingender Wagen
a) Bestimmung der Amplitude und der Frequenz
Der Abstand d variiert zwischen 6,0 cm und 14,0 cm. Daraus folgt eine Amplitude
von 4,0 cm.
Eine Schwingung dauert T = 0,40 s. Die Frequenz ist der Kehrwert der Periodendauer
und beträgt
1 1
f= = = 2,5 Hz.
T 0, 40 s

b) Nachweis der Masse des Wagens


Die Masse bekommt man aus der Formel für die Schwingungsdauer T = 2π ⋅ m.
D
Auflösen nach m ergibt:
T 2 ⋅ D 0, 40 2 ⋅ 74,0
m= = kg = 0,300 kg.
4π 2 4π 2
Die Masse des Wagens beträgt 300 g.
c) Ermittlung des Betrags der maximalen Geschwindigkeit
Der Abstand des Wagens wird durch die Funktion
d(t) = dˆ ⋅ cos (ω ⋅ t) + d 0 mit dˆ = 4,0 cm und d 0 = 10,0 cm
bestimmt. Die Geschwindigkeitsfunktion ist die 1. Ableitung der Abstandsfunktion:
 = −dˆ ⋅ ω ⋅ sin (ω ⋅ t).
v(t) = d(t)
Die maximale Geschwindigkeit beträgt
m m
v̂ = dˆ ⋅ ω = dˆ ⋅ 2π ⋅ f = 0,040 ⋅ 2 π ⋅ 2,5 = 0,63 .
s s
d) Bestimmung der kinetischen Energie zum Zeitpunkt 0,70 s
Die kinetische Energie wird mit der Formel E kin = 12 m ⋅ v 2 berechnet.
Zum Zeitpunkt t = 0,70 s befindet sich der Wagen in der Gleichgewichtslage, wo er
die maximale Geschwindigkeit v̂ = 0,63 ms erreicht. Die kinetische Energie zum Zeit-
punkt 0,70 s beträgt somit
1
E kin = ⋅ 0,300 ⋅ 0,632 J = 0,059 J.
2
e) Zeit-kinetische Energie-Diagramm
In den Umkehrpunkten ist die ki-
netische Energie des Wagens null:
E kin (0 s) = E kin (0, 20 s)
= E kin (0, 40 s) = 0 J.
Befindet sich der Wagen in der
Gleichgewichtslage, erreicht er die
oben berechnete maximale kineti-
sche Energie Ekin, max = 0,059 J: Abb. 7
E kin (0,10 s) = E kin (0,30 s) = 0,059 J.
Mithilfe dieser Wertepaare lässt sich die t-Ekin-Kurve gut skizzieren.

2022-5
f) Beurteilung der drei Diagramme
Der Abstand des Wagens schwankt zwischen 6,0 cm und 14,0 cm.
• Das Diagramm (iii) scheidet aus, da hier der Abstand null werden kann.
• Der Wagen wird abwechselnd nach links und rechts beschleunigt, sodass die Be-
schleunigung a sowohl positive als auch negative Werte annimmt. Im Diagramm (ii)
treten aber nur positive Werte von a auf, deswegen scheidet (ii) aus.
• Das Diagramm (i) stellt den Zusammenhang korrekt dar.
r Hintergrund: Die Beschleunigungsfunktion ist die 2. Ableitung der Zeit-Abstand-
r Funktion d(t) bzw. die 1. Ableitung der Zeit-Geschwindigkeit-Funktion v(t):
r  = 
a(t) = v(t) d(t) = − dˆ ⋅ ω 2 ⋅ cos (ω ⋅ t) = − ω2 ⋅ ( d(t) − d 0 ) = −
 ω 2 ⋅ d(t) + ω 2 ⋅ d 0 .
r 
 
= konst. < 0 = konst. > 0
r
r a(t) hängt also linear von d(t) ab; der d-a-Graph ist eine nach oben verschobene, fal-
r lende Gerade (vgl. Diagramm (i)).

2. Linearer Wellenträger
a) Nachweis der Ausbreitungsgeschwindigkeit
Zwischen der Wellenlänge λ, der Frequenz f und der Ausbreitungsgeschwindigkeit c
gilt der Zusammenhang λ ⋅ f = c.
Abb. 4 entnimmt man λ = 40 cm. Die Welle wird mit 0,40 Hz angeregt. Daraus folgt:
m
c = 0, 40 m ⋅ 0, 40 Hz = 0,16 .
s
b) Bestimmung des Zeitpunkts des Momentanbilds
Die Welle hat sich zuerst 1,00 m nach rechts bewegt. Dort wurde sie reflektiert und
bewegte sich anschließend 0,70 m nach links, wo sie sich mit der nach rechts laufen-
den Welle überlagert hat. Die gesamte Strecke beträgt Δx = 1,70 m.
Dafür benötigte die Welle die Zeit
Δx 1,70
Δt = = s = 10,625 s.
c 0,16
c) Nachweis des festen Endes
Bei der Reflexion am festen Ende erfolgt dort ein Phasensprung um 180°, d. h., dass
die Welle nach links weiterläuft und außerdem an der x-Achse gespiegelt wird.
Um den Kurvenverlauf zu rekonstruieren, setzen wir rechts von x = 30 cm die Welle
fort (lang gestrichelt). Falls ein festes Ende vorliegt, findet dort der Phasensprung
statt. Die an der x-Achse gespiegelte Welle wird nach links reflektiert (kurz gestri-
chelt). Die Überlagerung beider Wellen ergibt im Bereich rechts von 30 cm keine
Auslenkung. Dies entspricht dem Momentanbild von Abb. 4 – es muss daher tatsäch-
lich ein festes Ende vorliegen.

Abb. 8

2022-6
d) Zeit-Auslenkung-Diagramm an der Stelle x = 60 cm
Zuerst bleibt der Punkt bei x = 60 cm in Ruhe. Nach
Δx 0,60
Δt 1 = 1 = s = 3,75 s
v 0,16
ist die Welle angekommen und der Punkt beginnt mit der Periodendauer T = 2,5 s
nach oben zu schwingen.
Die Welle legt insgesamt 0,80 m zurück, bis sie wieder an der Stelle x = 60 cm an-
kommt. Dafür benötigt sie
Δx 2 0,80
Δt 2 = = s = 5,0 s = 2 T.
v 0,16
Vom Zeitpunkt 8,75 s an überlagern sich die nach rechts und links laufenden Wellen
und ergeben eine stehende Welle. Diese hat die doppelte Amplitude 2 cm und die
Wellenlänge λ = 0,40 m. Am festen Ende bildet sich ein Bewegungsknoten aus. Die
weiteren Knoten befinden sich im Abstand einer halben Wellenlänge, also im Abstand
von 20 cm. Folglich liegt bei x = 60 cm ein Bewegungsknoten vor und in der Folgezeit
befindet sich diese Stelle in Ruhe.
Nach 12,5 s hat die Welle x = v ⋅ t = 0,16 ⋅ 12,5 m = 2,00 m zurückgelegt.
Somit findet im fraglichen Intervall keine Reflexion am linken Ende mehr statt.
Abb. 9 zeigt das zugehörige Diagramm.

Abb. 9

3. Zwei Stifte im Wasserbecken


a) Erklärung der in Ruhe befindlichen Stellen
Treffen sich in einem Punkt P die von E1 und E2 ausgehenden Wellen mit dem Gang-
unterschied δ = 0,5 ⋅ λ, 1,5 ⋅ λ, …, so löschen sich in P die Wellen aus (destruktive In-
terferenz) und die Stelle bleibt in Ruhe.
b) Nachweis der Wellenlänge
Zunächst misst man in Abb. 5 für die Wellenlänge ca. 1,0 cm, denn dies ist gerade der
Abstand, den die Wellenberge links und rechts von E1 und E2 aufweisen.
Der Gangunterschied im Punkt P beträgt δ = E1P − E 2 P = 3,7 cm − 3, 2 cm = 0,5 cm.
Nach der Erklärung aus Teilaufgabe 3a kann dieser Gangunterschied grundsätzlich für
verschiedenen Wellenlängen realisiert werden. Der Vergleich mit dem gemessenen
Wert zeigt:
• Aus δ = 0,5 ⋅ λ = 0,5 cm folgt für die Wellenlänge λ = 1,0 cm, was mit der oben be-
schriebenen Situation in Abb. 5 übereinstimmt.
• Aus δ = 1,5 ⋅ λ = 0,5 cm folgt für die Wellenlänge λ = 0,33 cm, was im Widerspruch
zur obigen Abschätzung steht.
• Für alle höheren Interferenzordnungen sind die zugehörigen Wellenlängen jeweils
noch kleiner; sie kommen daher für die hier vorliegende Situation nicht in Frage.
Fazit: Die Wellenlänge muss 1,0 cm betragen.

2022-7
c) Bestimmung der Frequenz
Aus λ ⋅ f = c folgt für die Frequenz:
cm
c 20,0 s
f= = = 20 Hz.
λ 1,0 cm

d) Beurteilung der Aussage, dass zwischen E1 und E2 momentan Ruhe herrscht


Da zwischen E1 und E2 gleichartige Wellen entgegenlaufen, bildet sich hier eine ste-
hende Welle aus. Abb. 5 zeigt, dass der Bereich zwischen E1 und E2 weder hell noch
dunkel ist. Also gibt es hier gerade weder Berge noch Täler. Diese wären aber bei
einer stehenden Welle – neben den Schwingungsknoten – die einzigen Schwingungs-
phasen, bei denen ein Teilchen sich in Ruhe befinden kann. Folglich befinden sich in
der Situation von Abb.5 nicht alle Teilchen in Ruhe, vielmehr sind die meisten von
ihnen in Bewegung. Die Aussage ist daher falsch.
e) Bestimmung der Frequenz, damit P dauerhaft in Ruhe bleibt
Zur Frequenz f1 = 20 Hz gehört die Wellenlänge λ1 = 1,0 cm. P bleibt in Ruhe, weil
der Gangunterschied δ = 0,5 ⋅ λ1 = 0,5 cm beträgt.
Wird die Frequenz erhöht, so sinkt die Wellenlänge. Für einen unveränderten Gang-
unterschied δ = 1,5 ⋅ λ2 = 0,5 cm bleibt P wieder in Ruhe. Daraus folgt:
1 c 1 c
1,5 ⋅ λ 2 = 0,5 ⋅ λ1 ⇔ λ 2 = λ1  = ⋅  f 2 = 3f1 = 3 ⋅ 20 Hz = 60 Hz.
3 f 2 3 f1
Die Frequenz muss auf mindestens 60 Hz vergrößert werden, damit P in Ruhe bleibt.
f) Frequenzbereich, für den es keine Bereiche mit dauerhafter Ruhe gibt
Der maximal mögliche Gangunterschied ist so groß wie der Abstand der beiden Erre-
ger, also 3,0 cm. Ein Punkt bleibt dann in Ruhe, wenn für den Gangunterschied gilt:
δ = 0,5 ⋅ λ, 1,5 ⋅ λ, …
Die größtmögliche Wellenlänge λmax, für die der Gangunterschied den Maximalwert
δm = 3,0 cm annehmen kann, ist daher durch die Bedingung δmax = 0,5 ⋅ λmax festge-
legt:
3,0 cm = 0,5 ⋅ λ max  λ max = 6,0 cm.
Wellen mit dieser Maximalwellenlänge löschen sich längs der Geraden durch die
beiden Erreger links von E1 bzw. rechts von E2 aus. Dazu gehört die Minimalfrequenz
c 20
f min = = Hz = 3,33 Hz.
λ max 6,0
Für Frequenzen unterhalb von 3,33 Hz können sich keine Stellen mit dauerhafter Ru-
he mehr ausbilden.

2022-8
Abiturprüfung an den allgemeinbildenden Gymnasien (Baden-Württemberg) 2022
Prüfungsfach: Physik – Aufgabe II

1. In einem Praktikumsversuch sollen der Spaltmittenabstand und die Spaltbreite


eines Doppelspalts bestimmt werden. Dazu wird ein Laserstrahl der Wellen-
länge 650 nm orthogonal zur Doppelspaltebene gerichtet. Ein Schirm wird
nacheinander in unterschiedlichen Entfernungen parallel zur Doppelspaltebe-
ne aufgestellt. Die Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt des auf dem Schirm
entstehenden Interferenzmusters in Originalgröße für einen Schirmabstand
von 7,0 m.

Abb. 1

a) Erklären Sie das Zustandekommen der Intensitätsminima in Abbildung 1.


b) Leiten Sie anhand geeigneter Skizzen eine Gleichung für den Abstand die-
ser Intensitätsminima zum Maximum nullter Ordnung auf dem Schirm
her.
c) Bestimmen Sie den Spaltmittenabstand des Doppelspalts.
Nun wird der Schirm bei sonst gleichen Versuchsbedingungen verschoben.
Abbildung 2 zeigt das Interferenzmuster in Originalgröße.

Abb. 2

d) Ermitteln Sie diesen Schirmabstand.


e) Erklären Sie, weshalb nicht alle Maxima dieselbe Intensität aufweisen.
f) Bestimmen Sie die Breite der beiden Spalte des Doppelspalts. (12 VP)

2. Laserlicht der Wellenlänge


520 nm trifft senkrecht auf
ein Gitter mit 570 Strichen
pro Millimeter, welches
mittig an der Wand eines
Aquariums angebracht ist.
Abbildung 3 zeigt die Ver-
suchsanordnung von oben.
Von Reflexion und Bre-
chung an den Glasscheiben
ist abzusehen. Abb. 3
Man beobachtet an den Sei-
tenwänden und der Front des zunächst leeren Aquariums helle Leuchtpunkte.

2022-9
a) Berechnen Sie die Anzahl der Leuchtpunkte auf beiden Seitenwänden.
Um die Interferenz im
Inneren des Aquari-
ums beobachten zu
können, wird das
Aquarium vollständig
mit Wasser gefüllt
und einige Tropfen
Milch dazugegeben.
Durch Streuung im
milchigen Wasser Abb. 4
werden helle Linien
sichtbar. Abbildung 4 zeigt beispielhaft eine solche Erscheinung.
b) Erklären Sie den näherungsweise geradlinigen Verlauf dieser Linien.
Durch das eingefüllte Wasser hat sich die Gesamtzahl der Leuchtpunkte auf
der Front und den Seitenwänden vergrößert.
c) Erklären Sie diesen Sachverhalt.
Man kann in dem milchigen Wasser 9 Linien beobachten.
d) Bestimmen Sie den Bereich, in dem die Wellenlänge des Laserlichts in
Wasser liegen muss. (9 VP)

3. Eine Fotozelle wird mit monochro-


matischem Licht bestrahlt. Die Ablö-
seenergie dieser Fotozelle beträgt
1,94 eV. Zwischen dem Anodenring
und der Kathode misst man eine
Spannung von 0,45 V (siehe Abbil-
dung 5).
a) Berechnen Sie die Wellenlänge
des monochromatischen Lichts.
b) Erläutern Sie, ob man mit dieser Abb. 5
Fotozelle die Wellenlänge beliebi-
gen monochromatischen Lichts
bestimmen kann.
Um die Abhängigkeit der Wellenlänge von der gemessenen Spannung darzu-
stellen, stehen die folgenden drei Diagramme zur Auswahl (siehe Abbildung 6).

Abb. 6

c) Diskutieren Sie für jedes Diagramm, ob die Abhängigkeit zwischen Wel-


lenlänge und Spannung qualitativ richtig dargestellt wird.

2022-10
Die Fotozelle wird mit dem Licht einer weißen LED beleuchtet. Das Spek-
trum der LED zeigt Abbildung 7.

Abb. 7

d) Bestimmen Sie die Spannung zwischen den Anschlüssen der Fotozelle


und begründen Sie Ihr Vorgehen. (9 VP)

2022-11
Tipps und Hinweise zur Lösung von Aufgabe II

Tipps zu Teilaufgabe 1
r Wichtige Stichworte, die nicht fehlen sollten, sind: Beugung, Elementarwellen, Gangunter-
a:
schied und destruktive Interferenz.
r b: Verwenden Sie für die Herleitung geeignete Skizzen (zwei beschriftete Skizzen reichen).
Verfassen Sie jeweils einen kleinen Text dazu.
r c: Das Ergebnis wird genauer, wenn Sie für das Ausmessen des Abstands ein Minimum
höherer Ordnung nehmen.
r d: Wegen tan α k = d k a verhalten sich die Schirmabstände wie die Abstände auf dem
Schirm.
r e: Hier spielt die Beugung an den beiden Einzelspalten eine Rolle.
r f: Beachten Sie, dass das Doppelspaltmaximum 5. Ordnung fehlt.

Tipps zu Teilaufgabe 2
r a: Bei einem Gitter treten häufig relativ große Winkel auf. Welche Konsequenz hat dies für
die Kleinwinkelnäherung? Gefragt sind nur die Leuchtpunkte an den Seitenwänden.
r b: Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie, dass die hellen Linien in der Nähe des Gitters
etwas gebogen sind.
r c: Welche Größe wird durch das Einfüllen von Wasser in das Aquarium direkt verändert?
Welche Konsequenz hat dies?
r d: 9 Linien bedeutet einerseits, dass im Grenzfall die Maxima 4. Ordnung knapp unter 90°
liegen, andererseits aber noch keine Maxima 5. Ordnung zu sehen sind.

Tipps zu Teilaufgabe 3
r a: Grundlage Ihrer Überlegungen muss die Energiebilanz beim Fotoeffekt sein.
Was ergibt sich hieraus für die maximal mögliche Elektronenenergie?
Die Elektronenenergie Eel in eV ist so groß wie die Spannung in V.
r b: Es gibt eine Grenzfrequenz fgr, unterhalb der keine Elektronen mehr freigesetzt werden
können.
r c: Wie hängt die Spannung U von der Frequenz ab?
Wie zeigt sich die Existenz einer Grenzfrequenz im Diagramm?
r d: Welcher Teil des Spektrums ist für die Spannung wesentlich?

2022-12
Lösung

1. Experiment mit dem Doppelspalt


a) Erklärung des Streifenmusters
Treffen die Lichtwellen des Lasers auf den Doppelspalt, so wer-
den sie an den Spalten gebeugt. Die von den Spalten ausgehen-
den Elementarwellen interferieren miteinander auf dem Schirm.
In Abhängigkeit vom Ablenkwinkel αk unterscheidet sich der
Gangunterschied δk beider Wellen. Wegen des im Vergleich
zum Spaltabstand g großen Schirmabstandes kann man nähe-
rungsweise so rechnen, als würden sich parallele Strahlen in
einem Punkt des Schirms treffen. Es gilt:
δ
sin α k = k . Abb. 8
g
Ist der Gangunterschied
• δk = k ⋅ λ, k = 0; 1; 2; …, so entstehen Intensitätsmaxima (konstruktive Interferenz;
helle Bereiche).
2k − 1
• δ k = 2 ⋅ λ; k = 1; 2; 3; …, so entstehen Intensitätsminima (destruktive Interfe-
renz; dunkle Bereiche).
Die Minima entstehen also für Winkel αk mit
λ
sin α k = (2k − 1) ⋅ ; k = 1; 2; 3;  (∗)
2g
Dazwischen liegen die Maxima.
b) Abstand der Minima von Maximum nullter Ordnung auf dem Schirm
Mit den so ermittelten Beugungswinkeln lassen sich die
Abstände dk der Minima vom Maximum 0. Ordnung mit
der Formel
d
tan α k = k
a Abb. 9
berechnen. Sind die Winkel αk klein, gilt sin αk ≈ tan αk.
Dies führt mit (∗) für die Minima auf die Kleinwinkelnäherung
λ d
(2k − 1) ⋅ = k.
2g a
Der Abstand der Minima von Maximum nullter Ordnung beträgt
a ⋅λ
d k = (2k − 1) ⋅ , k = 1; 2; 3; … (∗∗)
2g

c) Berechnung des Spaltmittenabstands


Da die Winkel klein sind (dk gemäß Abb. 1 im Zentimeterbereich, a = 7,0 m), kann mit
der Kleinwinkelnäherung gerechnet werden. Für den Abstand der Minima 3. Ordnung
von der Mitte misst man d3 = 2,2 cm. Löst man (∗∗) nach g auf, so folgt mit k = 3
a ⋅λ 7,0 ⋅ 650 ⋅ 10 − 9
g = 5⋅ = 5⋅ m = 5, 2 ⋅ 10 − 4 m.
2d 3 2 ⋅ 0,022

2022-13
d) Berechnung des Schirmabstands
Der Abstand der Minima ist in Abb. 2 genau halb so groß wie in Abb. 1. Wegen
tan α k = d k a ist daher der Schirmabstand halb so groß wie vorher. Er beträgt 3,5 m.
e) Erklärung, warum nicht alle Maxima die gleiche Intensität aufweisen
Bei der Beugung an den beiden Einzelspalten entstehen ebenfalls Maxima und Mini-
ma. Das Maximum 5. Ordnung ist in Abb. 2 nicht sichtbar, da dieses Doppelspalt-
maximum an der Stelle des ersten Einzelspaltminimums liegt.
f) Breite der Spalte des Doppelspaltes
Beim Einzelspalt gilt für die Lage der Minima
k ⋅λ
sin β k = , k = 1; 2; … (∗∗∗)
b
Dabei ist b die Breite des Spaltes. Für das Doppelspaltmaximum 5. Ordnung gilt
5⋅λ
sin α 5 = .
g
Wegen α5 = β1 muss gelten:
sin β1 = sin α 5
λ 5⋅λ
=
b g
g 5, 2 ⋅ 10 − 4 m
 b= = = 1,0 ⋅ 10 − 4 m.
5 5

r Alternative: Ausgangspunkt ist wieder die Beugungsbedingung (∗∗∗) für die Lage der
r Minima beim Einzelspalt. Nun wendet man aber die Kleinwinkelnäherung an und
r setzt (∗∗∗) mit tan α k = d k a gleich. Durch Ausmessen von Abb. 2 bekommt man für
r das Einzelspaltminimum 1. Ordnung den Wert d1 = 2,2 cm, der Schirmabstand ist
r a = 3,5 m. Damit folgt für k = 1:
r d1 λ λ ⋅ a 650 ⋅ 10 − 9 ⋅ 3,5
=  b= = m = 1,0 ⋅ 10 − 4 m.
r a b d1 0,022

2. Versuch mit dem Aquarium


a) Berechnung der Anzahl der Leuchtpunkte auf beiden Seitenwänden
r Bei einem Gitter treten häufig relativ große Winkel auf. Deshalb darf die Näherung
r sin α ≈ tan α, wie sie beim Doppelspalt verwendet wird, nicht angewendet werden.
Das Gitter hat die Gitterkonstante g = 1
570 mm
= 1,754 ⋅ 10 − 6 m.
k ⋅λ
Die Maxima liegen bei Winkeln αk mit sin α k = g
; k = 0; 1; 2; …
520 ⋅ 10 − 9
Aus sin α1 = = 0, 297 folgt α1 = 17,2°.
1,754 ⋅ 10 − 6
2 ⋅ 520 ⋅ 10 − 9
Aus sin α 2 = = 0,593 folgt α2 = 36,4°.
1,754 ⋅ 10 − 6
3 ⋅ 520 ⋅ 10 − 9
Aus sin α 3 = = 0,889 folgt α3 = 62,8°.
1,754 ⋅ 10 − 6

Wegen sin α k > 1 für k ≥ 4 treten weitere Maxima nicht auf.

2022-14
Der Abstand eines Maximums 1. Ordnung von der Schirmmitte beträgt
d1 = a ⋅ tan α1 = 40,0 cm ⋅ tan (17,2°) = 12,4 cm.
Dies ist weniger als 15 cm und damit weniger als die halbe Breite der Front. Die Ma-
xima 1. Ordnung sind somit auf der Front zu sehen.
Der Abstand eines Maximums 2. Ordnung von der Schirmmitte beträgt
d2 = a ⋅ tan α2 = 40,0 cm ⋅ tan (36,4°) = 29,5 cm.
Dies ist mehr als die halbe Breite der Front. Die Maxima 2. Ordnung sind somit auf
der Seitenfläche zu sehen. Dies gilt dann erst recht für die Maxima 3. Ordnung.
Fazit: Auf den Seitenflächen sind jeweils die beiden Maxima 2. und 3. Ordnung zu
sehen. Das sind insgesamt vier Leuchtpunkte.
r Alternative: Der Richtungswinkel zu einer Ecke des Aquariums gegenüber der Gitter-
r ebene kann mit tan β = 15 cm 40 cm = 0,375  β = 20,6° berechnet werden. Folg-
r lich liegen die Maxima 1. Ordnung auf der Frontseite, die Maxima 2. und 3. Ordnung
r liegen auf der Seitenfläche.
b) Erklärung des näherungsweise geradlinigen Verlaufs der Linien
Das Licht wird beim Eintritt in das Aquarium am Gitter gebeugt. Nach dem Huy-
gens’schen Prinzip entstehen an jedem Gitterpunkt Elementarwellen, die sich hinter
dem Gitter überlagern. Die Stellen konstruktiver Interferenz liegen auf Hyperbeln
(Orte mit konstantem Gangunterschied δk); dort wird das Licht durch die Füllung mit
einigen Tropfen Milch in alle Richtungen gestreut, sodass es sichtbar wird.
Die Beugungsformel für konstruktive Interferenz
δ
sin α k = k , k = 0; 1; 2; …
g
wurde unter der Voraussetzung hergeleitet, dass der Abstand des Schirms groß gegen-
über dem Abstand der Spalte ist; in diesem Fall dürfen benachbarte Wellenzüge als
parallel verlaufend angenommen werden. Diese Voraussetzung ist im vorliegenden
Fall erfüllt: Die das Licht streuenden Hyperbeläste sind dann in genügend großer Ent-
fernung vom Gitter näherungsweise Geraden, die den Beugungswinkel αk zur opti-
schen Achse aufweisen.
c) Erklärung, warum es durch die Wasserfüllung mehr Leuchtpunkte gibt
Die Lichtgeschwindigkeit hängt vom Medium ab, in dem sich eine Welle fortpflanzt.
Sie ist immer geringer als im Vakuum. Für Luft ist sie fast so groß wie im Vakuum.
Die Frequenz der Welle hängt nicht vom Medium ab. Wegen der Beziehung λ ⋅ f = c
ist folglich die Wellenlänge im Medium (hier Wasser) kleiner als im Vakuum. Aus
der Beugungsbedingung sin α k = k g⋅ λ folgt, dass mit sinkender Wellenlänge λ auch
die Beugungswinkel kleiner werden. Die größtmögliche Beugungsordnung ist durch
die Bedingung
k ⋅λ
sin α k ≤ 1  ≤1
g
gegeben. Sinkt die Wellenlänge λ und bleibt g = konst., so kann k größer werden: Die
Anzahl der Maxima und damit der Leuchtpunkte steigt.
d) Wellenlängenbereich für 9 Linien
9 sichtbare Linien bedeuten einerseits, dass im Grenzfall das Maximum 4. Ordnung
knapp unter 90° liegt, denn es gilt 9 = 2kmax + 1, also kmax = 4.

2022-15
Aus sin α 4 = 4λ und α4 ≈ 90° folgt:
g

4λ g 1,75 ⋅ 10 − 6
sin 90° = 1 ≈  λ≈ = m = 438 ⋅ 10 − 9 m.
g 4 4
Die Wellenlänge muss kleiner als 438 nm sein.
Andererseits darf die Wellenlänge nicht so klein sein, dass sogar 11 = 2kmax + 1 Linien
beobachtbar sind, also kmax = 5 gilt. Das Maximum 5. Ordnung liegt bei 90°, wenn
g 1,75 ⋅ 10 − 6
λ≈ = m = 350 ⋅ 10 − 9 m.
5 5
gilt.
Fazit: Die Lichtwellenlänge im Wasser muss zwischen 350 nm und 438 nm liegen.

3. Fotoeffekt
a) Berechnung der Wellenlänge
Beim Fotoeffekt wird die Energie Eph = h ⋅ f des einfallenden Lichts auf die Elektronen
der Fotozellen übertragen. Um Elektronen aus der Kathode auszulösen, muss eine
Austrittsarbeit (Ablöseenergie) EA aufgewandt werden, der Rest der Photonenenergie
Eph kann auf die Elektronen übertragen werden. Für die maximal mögliche Elektro-
nenenergie gilt:
E el = E ph − E A .
Dabei ist die Maßzahl der Elektronenenergie in eV genauso groß wie die Maßzahl der
gemessenen Spannung U. Umstellen der Formel ergibt die Photonenenergie:
E ph = E el + E A = 0, 45 eV + 1,94 eV = 2,39 eV = 2,39 ⋅ 1,60 ⋅ 10 −19 J = 3,82 ⋅ 10 −19 J.
h ⋅c
Aus E ph = h ⋅ f = λ
folgt:

6,63 ⋅ 10 ⋅ 3,00 ⋅ 108
h ⋅c 34
λ= = m = 5, 20 ⋅ 10 −7 m = 520 nm.
E ph 3,82 ⋅ 10 −19
Dabei ist f die Frequenz des Lichts, h ist das Planck’sche Wirkungsquantum.
b) Kann man mit dieser Fotozelle die Wellenlänge beliebigen monochromatischen
Lichts bestimmen?
Elektronen werden nur dann aus der Kathode herausgelöst, wenn die Photonenenergie
größer als die Ablöseenergie ist. Für die Grenzfrequenz fgr gilt h ⋅ fg = EA und damit
E A 1,94 ⋅ 1,60 ⋅ 10 −19 1 1
f gr = = = 4,68 ⋅ 1014 .
h 6,63 ⋅ 10 −34 s s
Die zugehörige Wellenlänge ist
c 3,00 ⋅ 108
λ gr = = m = 6, 41 ⋅ 10 −7 m = 641 nm.
f gr 4,68 ⋅ 1014
Für Licht mit Wellenlängen, die größer als 641 nm sind, ist mit dieser Fotozelle keine
Wellenlängenbestimmung möglich.

2022-16
c) Ermittlung des Diagramms, das den richtigen Zusammenhang darstellt
• Die Spannung U steigt mit der Energie Eph = h ⋅ f des einfallenden Lichts und damit
mit wachsender Frequenz f bzw. sinkender Wellenlänge λ. Das Diagramm (iii) ist
somit falsch, da hier die Spannung U bei wachsender Wellenlänge steigt.
• Wie in Teilaufgabe 3b gezeigt gibt es eine maximale Wellenlänge, für die Elektro-
nen ausgelöst werden. Deshalb scheidet das Diagramm (i) aus.
• Das Diagramm (ii) stellt den Verlauf korrekt dar, da es eine maximale Wellenlänge
gibt und mit wachsender Spannung die Wellenlänge kleiner wird.
r Hintergrund: Aus der Energiebilanz E ph = E el + E A des Fotoeffekts ergibt sich für den
r Zusammenhang zwischen Wellenlänge λ und Spannung U:
r c h ⋅c h ⋅c
r h ⋅ = e ⋅ U + E A  λ (U) = mit λ (0) = = λ gr → (ii).
r λ e ⋅ U + EA EA

d) Spannung zwischen den Anschlüssen


Das weiße Licht der LED besteht aus einer Mischung verschiedener Wellenlängen
zwischen 390 nm und 850 nm (Abb. 7). Aus diesem Bereich löst nach Teilaufgabe 3b
nur Licht im Wellenlängenintervall λ ∈ [390 nm; 641 nm] den Fotoeffekt bei dieser
Fotozelle aus. Am energiereichsten ist mit λ = 390 nm das kurzwellige Ende des Spek-
trums. Die zugehörigen Photonen haben die Energie
c
E ph = h ⋅ f = h ⋅
λ
3,00 ⋅ 108 5,10 ⋅ 10 −19
= 6,63 ⋅ 10 −34 ⋅ J = 5,10 ⋅ 10 −19 J = eV = 3,19 eV.
390 ⋅ 10 − 9 1,60 ⋅ 10 −19
Für die Energie der ausgelösten Elektronen folgt daraus:
Eel = Eph – EA = 3,19 eV – 1,94 eV = 1,25 eV.
Die maximal mögliche Spannung, die zwischen den Anschlüssen der Fotozelle auftre-
ten kann, ist somit U = 1,25 V.

2022-17
Abiturprüfung an den allgemeinbildenden Gymnasien (Baden-Württemberg) 2022
Prüfungsfach: Physik – Aufgabe III

1. Elektronen mit vernachläs-


sigbarer Anfangsgeschwin-
digkeit werden im homoge-
nen elektrischen Feld eines
Plattenkondensators durch
die Spannung UB = 800 V be-
schleunigt (siehe Abbil-
dung 1). Anschließend gelan-
gen die Elektronen durch die
rechte Öffnung bei R in ein
homogenes magnetisches
Feld mit der Flussdichte
1,8 mT. Die Anordnung be- Abb. 1
findet sich im Vakuum.
a) Zeigen Sie, dass die Elektronen bei R die Geschwindigkeit 1,6 ⋅ 107 ms be-
sitzen.
b) Erklären Sie, warum die Elektronen beim Eintritt in das Magnetfeld eine
Ablenkung erfahren, und geben Sie die Richtung der Ablenkung an.
Senkrecht zum magnetischen Feld soll nun mithilfe eines weiteren Kondensa-
tors mit horizontalen Platten ein elektrisches Feld mit der Feldstärke E erzeugt
werden, damit die Elektronen die Anordnung geradlinig von R nach S durch-
laufen (siehe Abbildung 1).
c) Bestimmen Sie für diesen Fall den Betrag und die Richtung der elektri-
schen Feldstärke.
d) Berechnen Sie die Spannung zwischen den horizontalen Platten.
e) Erklären Sie das Verhalten der Elektronen direkt nach dem Passieren des
Punktes R, wenn die Beschleunigungsspannung UB verringert wird.
In einem weiteren Experiment werden Teilchen gleicher Ladung q, aber unter-
schiedlicher Masse in der Apparatur aus Abbildung 1 durch eine Spannung UB
beschleunigt.
f) Zeigen Sie, dass für die Masse m der Teilchen, welche die gesamte Appa-
ratur geradlinig durchlaufen, folgende Beziehung gilt:
B2
m = 2q ⋅ U B ⋅ . (10 VP)
E2

2. Eine luftgefüllte Zylinder-


spule besitzt 100 Windungen
und hat einen ohmschen Wi-
derstand von 2 Ω. Der Radi-
us r beträgt 4 cm, die Län-
ge ; der Spule ist so verän-
Abb. 2
derbar, dass die Windungen

2022-18
gleichmäßig über die jeweilige Spulenlänge verteilt sind (siehe Abbildung 2).
An den Spulenenden wird eine Spannung von 10 V angelegt. In einem Ver-
such wird mithilfe eines Magnetfeldsensors untersucht, wie die magnetische
Flussdichte B in der jeweiligen Spulenmitte von der Spulenlänge abhängt. Ta-
belle 1 enthält die Messwerte des Versuchs.
; in m 0,06 0,08 0,10 0,15 0,20 0,30 0,40 0,63 1,50
B in mT 6,25 5,48 4,95 3,64 2,90 2,05 1,59 0,96 0,40
Tab. 1

a) Zeichnen Sie ein Diagramm, das die Abhängigkeit der magnetischen


Flussdichte vom Kehrwert der Spulenlänge zeigt.
b) Bestimmen Sie die Länge der Spule, bei der die magnetische Flussdichte
6,00 mT beträgt.
c) Zeichnen Sie in das Diagramm aus Teilaufgabe a den Verlauf der magne-
tischen Flussdichte ein, den man bei Verwendung der Formel für langge-
streckte Spulen erwarten würde.
In der Versuchsanleitung wird darauf hingewiesen, dass bei diesem Versuch
die Formel für die magnetische Flussdichte langgestreckter Spulen Blang mit
einem Faktor korrigiert werden muss. Es ergibt sich für den korrekten Wert
der magnetischen Flussdichte B in der Spulenmitte folgender Zusammenhang:
B lang 4r 2
= 1+ .
B ;2
d) Bestimmen Sie bei der vorliegenden Spule die Mindestlänge, die einzu-
stellen ist, damit Blang um weniger als 5 % von B in der Spulenmitte ab-
weicht. (8 VP)

3. Zwischen zwei quadratischen Metallplatten der Kantenlänge 50 cm befinden


sich an den Ecken kleine gleichartige Schaumstoffpolster (siehe Abbildung 3).
Die Anordnung kann in guter Näherung wie ein luftgefüllter Plattenkondensa-
tor behandelt werden.

Abb. 3

Der Abstand der Platten verändert sich, wenn man Massestücke mit der Mas-
se m zentral auf die obere Platte auflegt. An die Anschlüsse A und B in Abbil-
dung 3 wird ein elektronisches Kapazitätsmessgerät angeschlossen. Das Dia-
gramm in Abbildung 4 zeigt den Zusammenhang zwischen der gemessenen
Kapazität und der Masse des aufgelegten Massestücks.

2022-19
Abb. 4

a) Begründen Sie, warum bei größerer gemessener Kapazität die aufgelegte


Masse größer sein muss.
b) Bestimmen Sie den Abstand der Platten im unbelasteten Zustand.
Nun wird zum Schutz der Apparatur beim Zusammendrücken der Abstand der
beiden Platten auf ein Minimum von 1,5 mm begrenzt.
c) Ermitteln Sie die maximale Masse, die mit dieser Anordnung dann noch
bestimmt werden kann.
Das verwendete Kapazitätsmessgerät liefert über den gesamten Messbereich
eine Messgenauigkeit von ± 0,1 nF.
d) Beurteilen Sie, ob auch die Genauigkeit der Massenbestimmung über den
gesamten Messbereich gleich ist.
Experimentell lässt sich die
Kapazität des Kondensators
dadurch bestimmen, dass
man die Platten mit einer
Spannung von 50 V auflädt
und anschließend über einen
ohmschen Widerstand ent-
lädt. Abbildung 5 zeigt den
Verlauf der Stromstärke ab
Beginn des Entladevorgangs
bei einem solchen Experi-
ment.
e) Skizzieren Sie eine
Schaltung, mit der diese
Messung durchgeführt
werden kann.
f) Bestimmen Sie unter Abb. 5
Verwendung des Zeit-
Stromstärke-Diagramms näherungsweise die Kapazität des Kondensators. (12 VP)

2022-20
Tipps und Hinweise zur Lösung von Aufgabe III

Tipps zu Teilaufgabe 1
r a: Die Geschwindigkeit kann mit dem Energieerhaltungssatz berechnet werden.
r b: Die Ablenkung von Elektronen im Magnetfeld kann mit der UVW-Regel für die linke
Hand bestimmt werden.
r c: Die beiden wirkenden Kräfte müssen entgegengesetzt gleich groß sein.
r d: Die Spannung beträgt U = E ⋅ d.
r e: Welche Kraft hängt von der Geschwindigkeit der Elektronen ab?
r f: Die Kombination aus Energieerhaltungssatz und Kräftegleichgewicht führt zur angegebe-
nen Beziehung.

Tipps zu Teilaufgabe 2
r a: Wundern Sie sich nicht über den Kurvenverlauf. Für kleine Längen ist es keine langge-
streckte Spule.
r b: Nach dem Ablesen aus dem Diagramm muss noch der Kehrwert vom Kehrwert gebildet
werden.
r c: Die Formel für die langgestreckte Spule lautet B = μ 0 ⋅ n ⋅ I.
Was für eine Kurve entsteht, wenn die magnetische Flussdichte B in Abhängigkeit von Kehr-
wert 1 der Länge ; dargestellt wird?
B lang
r d: In welchem Bereich muss = 1+ 4r 2 liegen?
B 2

Tipps zu Teilaufgabe 3
r a: Die Kapazität eines luftgefüllten Plattenkondensators mit parallelen Platten wird mit
C = ε 0 ⋅ Ad berechnet.
r b: Abb. 4 liefert die Kapazität C. Anschließend müssen Sie die Kapazitätsformel nach d auf-
lösen.
r Um die Masse aus Abb. 4 ablesen zu können, müssen Sie erst die Kapazität bestimmen.
c:
r d: Beachten Sie, wie die Kurve gekrümmt ist.
r e: Eine perfekte Schaltskizze berücksichtigt auch den Aufladevorgang.
r f: Die Ladung kann z. B. durch Bestimmung des Flächeninhalts unter der t-I-Kurve ermittelt
werden. Sie können hierzu die Karos unterhalb der Kurve zählen oder den Flächeninhalt
durch geeignete Hilfsfiguren bekannter Fläche abschätzen.
Alternativ lässt sich C berechnen, indem Sie die Maschenregel im Stromkreis für den Entlade-
vorgang anwenden und die Beziehung I = Q  beachten. Die nötigen Größen (Stromstärke,
ohmscher Widerstand, Steigung der I(t)-Kurve) erhalten Sie, indem Sie das t-I-Diagramm
zum Zeitpunkt t = 0 auswerten.

2022-21
Lösung

1. Elektronen im elektrischen und magnetischen Feld


a) Berechnung der Elektronengeschwindigkeit
Wenn Elektronen aus der Ruhe heraus durch eine Spannung UB beschleunigt werden,
gilt wegen der Energieerhaltung e ⋅ U B = 12 m ⋅ v 2 . Umstellen und Einsetzen liefert die
Geschwindigkeit
2e ⋅ U B 2 ⋅ 1,60 ⋅ 10 −19 ⋅ 800 m m
v= = = 1,68 ⋅ 10 7 .
m 9,11 ⋅ 10 −31 s s

b) Erklärung der Ablenkung im Magnetfeld und Bestimmung der Richtung


Die Elektronen erfahren beim Eintritt in das Magnetfeld eine Lorentzkraft FL, deren
Richtung mit der UVW-Regel für die linke Hand bestimmt werden kann:
U(rsache) = Bewegung der Elektronen nach rechts.
V(ermittlung) = Richtung der magnetischen Flussdichte in die Zeichenebene.
W(irkung) = nach unten wirkende Kraft FL auf die Elektronen.
Zeigt man mit dem Daumen nach rechts und mit dem Zeigefinger in die Zeichenebene,
so zeigt der Mittelfinger nach unten, d. h.: Die magnetische Feldkraft FL zeigt nach
unten, die Elektronen werden also nach unten abgelenkt.
c) Bestimmung des elektrischen Feldes für die geradlinige Bahn
Da die magnetische Kraft FL = B ⋅ e ⋅ v nach unten zeigt, muss zusätzlich eine gleich
große elektrische Kraft Fel = e ⋅ E, die nach oben zeigt, wirken. Da die Elektronen ne-
gativ geladen sind, muss daher die obere Platte positiv geladen sein; die elektrischen
Feldlinien zeigen von oben nach unten.
Für das Kräftegleichgewicht gilt e ⋅ E = B ⋅ e ⋅ v. Die elektrische Feldstärke beträgt
V V
E = B ⋅ v = 0,0018 ⋅ 1,68 ⋅ 10 7 = 3,0 ⋅ 10 4 .
m m
d) Spannung zwischen den horizontalen Platten
Die Spannung beträgt U = E ⋅ d = 3,0 ⋅ 104 ⋅ 0,050 V = 1,5 ⋅ 103 V = 1,5 kV.
e) Verhalten der Elektronen direkt nach R bei reduziertem Wert von UB
Wenn man die Beschleunigungsspannung UB verringert, haben die Elektronen im
Punkt R eine kleinere Geschwindigkeit als bisher. Die nach unten wirkende Lorentz-
kraft FL wird deshalb kleiner, während die nach oben wirkende elektrische Feldkraft
Fel gleichbleibt. Die Elektronen werden deshalb nach oben abgelenkt.
f) Formel für die Masse der Teilchen, die die Apparatur geradlinig durchlaufen
Es gilt aufgrund der Energieerhaltung
1
q ⋅ UB = m ⋅ v2. (∗)
2
Die Teilchen werden im Bereich hinter R nicht abgelenkt, wenn das Kräftegleichge-
wicht Fel = FL gilt. Daraus folgt E = B ⋅ v (vgl. Teilaufgabe 1c). Löst man (∗) nach m
auf und setzt v = E B ein, so erhält man
2q ⋅ U B 2q ⋅ U B ⋅ B 2
m= = .
v2 E2

2022-22
2. Luftgefüllte Zylinderspule
a) 1 -B-Diagramm
Die Tabelle 1 wird um eine Zeile mit den Kehrwerten von ; ergänzt und anschließend
das Diagramm gezeichnet.
; in m 0,06 0,08 0,10 0,15 0,20 0,30 0,40 0,63 1,50
1 in 1
 m 16,7 12,5 10,0 6,7 5,0 3,33 2,5 1,6 0,7
B in mT 6,25 5,48 4,95 3,64 2,90 2,05 1,59 0,96 0,40

Abb. 6

b) Bestimmung der Spulenlänge für B = 6,00 mT


Abb. 6 entnimmt man für B = 6,00 mT den Wert 15 1 für 1 . Daraus folgt die Länge
m
1
;= m = 0,067 m = 6,7 cm.
15


c) Verlauf von B 1 bei Verwendung der Formel für langgestreckte Spulen
Die Formel für die langgestreckte luftgefüllte Spule lautet
n 1
B = μ0 ⋅ ⋅ I = μ0 ⋅ n ⋅ I ⋅ .
; ;
Im Diagramm ist die magnetische Flussdichte B in Abhängigkeit vom Kehrwert der
Länge ; dargestellt. Im Fall der langgestreckten Spule sind beide Größen direkt pro-
portional zueinander, das Schaubild ist eine Ursprungsgerade. Für ihre eindeutige Be-
stimmung genügt es somit, einen Punkt zu berechnen.
Das ohmsche Gesetz liefert die Stromstärke I = U R
= 10

V
= 5,0 A. Für ; = 0,10 m gilt:
1 1
B = μ0 ⋅ n ⋅ I ⋅ = 1, 26 ⋅ 10 − 6 ⋅ 100 ⋅ 5,0 T ⋅ m ⋅ = 6,3 mT.
; 0,10 m

2022-23
d) Bestimmung der Mindestlänge der Spule für eine Abweichung unter 5 %
Wegen
B lang 4r 2
= 1+ >1
B ;2
ist der Wert Blang für die langgestreckte Spule größer als der Wert B für die wirkliche
Spule. Dies erkennt man auch im Kurvenverlauf von Abb. 6. Damit die Abweichung
unter 5 % bleibt, muss gelten:
B lang 4r 2
= 1+ < 1,05
B ;2
4r 2
1+ < 1,05 2
;2
4r 2
< 0,1025
;2
4r 2
< ;2 .
0,1025
Einsetzen des Spulenradius r = 0,04 m führt auf:
4 ⋅ 0,04 2 2
;2 > m
0,1025
; 2 > 0,0624 m 2
 > 0, 25 m.
Die Länge der verwendeten Spule muss größer als 0,25 m sein.
r Ergänzung: Der kleinste Tabellenwert, der die Bedingung ; > 0,25 m erfüllt, ist
r ; = 0,30 m. Wegen
r
4r 2 4 ⋅ 0,04 2
r 1+ = 1+ = 1,035
r ; 2 0,30 2
r liegt die theoretische Abweichung bei 3,5 %.
r Für ; = 0,30 m gilt
r n 100
r B lang = μ 0 ⋅ I ⋅ = 1, 26 ⋅ 10 − 6 ⋅ 5,0 ⋅ T = 2,10 mT.
r ; 0,30
r Der Messwert beträgt B = 2,05 mT. Dies ergibt
r B lang 2,10
r = = 1,024
r B 2,05
r und damit eine tatsächliche Abweichung von 2,4 %.
r Sie liegt, wie gefordert, unter 5 %.

2022-24
3. Plattenkondensator
a) Begründung, warum die Masse größer sein muss
Die Kapazität eines Plattenkondensators mit parallelen Platten wird mit
A
C = ε0 ⋅ (∗)
d
berechnet. Legt man Massestücke in der Mitte auf, so sinkt mit steigender Masse der
Abstand d und die Kapazität C steigt.
b) Bestimmung des Plattenabstands im unbelasteten Zustand
Abb. 4 entnimmt man, dass im unbelasteten Zustand die Kapazität C = 0,20 ⋅ 10 –9 F
beträgt. Durch Umstellen und Einsetzen in die Formel (∗) folgt:
A 0,50 2
d = ε 0 ⋅ = 8,85 ⋅ 10 −12 ⋅ m = 0,011 m = 11 mm.
C 0, 20 ⋅ 10 − 9
c) Bestimmung der maximalen Masse
Der Plattenabstand darf 1,5 mm nicht unterschreiten. Es gilt also d ≥ 0,0015 m. Die
Kapazität darf deshalb den Wert
0,50 2
C = 8,85 ⋅ 10 −12 ⋅ F = 1,5 ⋅ 10 − 9 F = 1,5 nF
0,0015
nicht überschreiten. Für die zugehörige Masse entnimmt man Abb. 4 den Wert 5 kg.
Die Masse darf also höchstens 5 kg betragen.
d) Beurteilung der Genauigkeit der Massenbestimmung
Die Kapazitätsmessung wird durch Cgemessen = C ± 0,1 nF beschrieben.
Im Kapazität-Masse-Diagramm ist eine Rechtskurve zu sehen. Der absolute Fehler
nimmt daher mit steigender Kapazität ab.
r Beispiel zur Veranschaulichung der Fehlerabnahme
r Das Kapazitätsmessgerät zeigt C = 0,4 nF an. Dann liegt die Kapazität zwischen 0,3 nF
r und 0,5 nF. Statt dem Abb. 4 entnommenen Wert m = 1,3 kg kann die Masse zwischen
r 0,7 kg und 1,8 kg liegen.
r
r Für die relativen Fehler gilt bei Anzeige C = 0,4 nF:
r 0,7 kg − 1,3 kg 0,6
• Abweichung nach unten: = − 1,3 = − 46 %.
r 1,3 kg
r 1,8 kg − 1,3 kg 0,5
r • Abweichung nach oben: 1,3 kg
= 1,3
= 38 %.
r
r Das Kapazitätsmessgerät zeigt C = 1,4 nF an. Dann liegt die Kapazität zwischen 1,3 nF
r und 1,5 nF. Statt dem Abb. 4 entnommenen Wert m = 4,75 kg kann die Masse zwi-
r schen 4,5 kg und 5,0 kg liegen.
r Für die relativen Fehler gilt bei Anzeige C = 1,4 nF:
r 4,5 kg − 4,75 kg 0,25
r • Abweichung nach unten: 4,75 kg
= − 4,75 = −5,3 %.
r
r 5,0 kg − 4,75 kg 0,25
• Abweichung nach oben: = = 5,3 %.
r 4,75 kg 4,75

2022-25
e) Schaltskizze für den Entladevorgang eines Kondensators

Abb. 7

f) Näherungsweise Bestimmung der Kapazität


Am Kondensator gilt Q = C ⋅ UC. Der voll aufgeladene Kondensator hat die Spannung
UC = 50 V. Die Ladung kann bestimmt werden, indem man im t-I-Diagramm (Abb. 5)
die Fläche unterhalb der Kurve bestimmt.
Ein Karo entspricht der Ladung Q1 = 0,1 ms ⋅ 10 μA = 10 –9 C.
Die Fläche beträgt etwa 20 Karos, das entspricht einer Ladung von
Q = 20 Karos = 20 ⋅ 10 –9 C.
Daraus erhält man für die Kapazität:
Q 20 ⋅ 10 − 9
C= = F = 4 ⋅ 10 −10 F.
UC 50

r Alternativer Lösungsweg 1
r Die gekrümmte Fläche unter der Kurve ist etwa genau so groß wie eine Dreiecksflä-
r che, die vom Ursprung, I = 100 μA und t = 0,4 ms begrenzt wird (weil die Teilflächen
r des Dreiecks, die über und unter der Kurve liegen, sich gegenseitig aufheben). Es gilt
r 1 1
r Q = I ⋅ t = ⋅ 100 ⋅ 10 − 6 ⋅ 0, 4 ⋅ 10 −3 = 20 ⋅ 10 −9 C.
2 2
r
r Daraus folgt dann wie oben C = 4 ⋅ 10 −10 F.
r Alternativer Lösungsweg 2
r
r Beim Entladevorgang folgt ausgehend von der Maschenregel im Stromkreis:
r 0 = UR + UC ⇔ R ⋅ I = − .
Q
r C
r Leitet man diese Gleichung einmal nach der Zeit ab und ersetzt Q  = I, folgt:
r
I I
r R ⋅ I = −  C=− .
r C R ⋅ I
r Zum Zeitpunkt t = 0 sind alle drei Größen im rechten Term bekannt (I(0)  lässt sich
r durch Einzeichnen der Tangente an das Schaubild für t = 0 s ermitteln, vgl. Abb. 5):
r 1,00 ⋅ 10 − 4 A
Ω = 5,0 ⋅ 105 Ω; I(0) = −
U
r I(0) = 100 μA; R = C = 50 = − 0,5 A .
I(0) 1,00 ⋅ 10 − 4 0,2 ⋅ 10 −3 s s
r
r Damit erhält man für die Kapazität:
r I(0) 1,00 ⋅ 10 − 4 A
r C=− =− = 4 ⋅ 10 −10 F.

R ⋅ I(0) 5,0 ⋅ 10 5 Ω ⋅ ( − 0,5 A )
r s

2022-26
r Überprüfen Ihres Ergebnisses für C
r Die Stromstärke sinkt beim Entladevorgang exponentiell mit der Zeit, es gilt:
r − R t⋅ C
r I(t) = I 0 ⋅ e .
r I0 = 100 μA ist bekannt, der ohmsche Widerstand kann über
r
UC
r R= = 50 Ω = 5,0 ⋅ 10 5 Ω
I(0) 1,00 ⋅ 10 − 4
r
r berechnet werden. Damit lässt sich überprüfen, ob der berechnete Wert für C zum I(t)-
r Verlauf in Abb. 5 passt. Zum beliebig gewählten Zeitpunkt t = 0,1 ms beträgt die Strom-
r stärke
r − 5 ⋅ 105 ⋅14 ⋅ 10 −10 ⋅ 10 − 4
r I(0,1 ms) = 100 μA ⋅ e = 100 μA ⋅ e − 0,5 = 61 μA.
r
r Dies stimmt hervorragend mit dem Wert aus dem t-I-Diagramm überein.

2022-27
Abiturprüfung an den allgemeinbildenden Gymnasien (Baden-Württemberg) 2022
Prüfungsfach: Physik – Aufgabe IV

1. In einem ungedämpften elektromagnetischen Schwingkreis wird mit einem


Messwerterfassungssystem die Stromstärke als Funktion der Zeit aufgenom-
men. Die Induktivität der Spule beträgt 50 mH. Abbildung 1 zeigt den zeitli-
chen, sinusförmigen Verlauf der Stromstärke im Schwingkreis.

Abb. 1

a) Bestimmen Sie die Frequenz des Schwingkreises.


b) Ermitteln Sie die Kapazität des Kondensators.
c) Bestimmen Sie die Werte, zwischen denen die Energie des Magnetfeldes
schwankt.
d) Bestimmen Sie mithilfe des Diagramms den ersten Zeitpunkt, bei dem
sich die halbe maximale Energie im Magnetfeld der Spule befindet.
e) Zeichnen Sie ein geeignetes Zeit-Spannung-Diagramm für die Spannung U
am Kondensator. (9 VP)

2. Zwei quadratische Leiterrahmen (1) und (2) befinden sich oberhalb eines
scharf begrenzten homogenen Magnetfelds. Die magnetische Flussdichte be-
trägt 400 mT und die Feldlinien weisen senkrecht in die Zeichenebene. Beide
Rahmen haben eine Kantenlänge von 3 cm und jeweils eine Masse von 10 g
(siehe Abbildung 2). Vom Luftwiderstand wird abgesehen.
Zunächst lässt man Rahmen (1) aus der in Abbildung 2 gezeichneten Position
fallen.
a) Erklären Sie, dass beim Eintritt in das Magnetfeld zwischen den Leiter-
enden P und Q eine Spannung auftritt.
b) Geben Sie die Polung bei P und Q an.

2022-28
c) Bestimmen Sie die Zeitintervalle, in
denen zwischen den Leiterenden P und
Q eine Spannung auftritt.
d) Zeichnen Sie ein Zeit-Spannung-Dia-
gramm für die Bewegung des Rah-
mens bis zum vollständigen Austritt
aus dem Magnetfeld.
Das Experiment wird jetzt mit dem kurz-
geschlossenen Rahmen (2) wiederholt.
Dieser Rahmen besitzt einen elektrischen
Widerstand von 1,0 mΩ.
e) Erklären Sie, dass es sich hierbei nicht
mehr um einen freien Fall handelt.
f) Begründen Sie rechnerisch, dass sich
die Geschwindigkeit des Rahmens
beim Eintritt in den Feldbereich ver-
kleinert.
Abb. 2 (12 VP)

3. In einem Experiment wird eine Spule über


einen Schalter an eine Gleichspannungs-
quelle von 10 V angeschlossen. Die Spule
hat einen elektrischen Widerstand von
5,0 Ω.
Parallel zu der Spule ist ein ohmscher
Widerstand der Größe 20,0 Ω geschaltet.
Die Stromstärke wird an zwei Stellen im
Schaltkreis gemessen (siehe Abbildung 3).
Der zunächst offene Schalter wird ge- Abb. 3
schlossen. Nach einiger Zeit wird eine
konstante Stromstärke I1 gemessen.
a) Berechnen Sie die Stromstärke I1.
Der Schalter wird zum Zeitpunkt t1 wieder geöffnet. Abbildung 4 zeigt den
zeitlichen Verlauf der elektrischen Stromstärke I2 vor und nach dem Öffnen
des Schalters.

Abb. 4

b) Begründen Sie die Änderung der Stromstärke bei t1.

2022-29
c) Bestimmen Sie die induzierte Spannung unmittelbar nach Öffnen des
Schalters.
In der Spule befindet sich nun ein Eisenkern. Der Versuch wird wiederholt.
d) Erläutern Sie die Auswirkungen auf das Diagramm der Abbildung 4. (9 VP)

2022-30
Tipps und Hinweise zur Lösung von Aufgabe IV

Tipps zu Teilaufgabe 1: Schwingkreis


r a: Die Frequenz ist der Kehrwert der Schwingungsdauer.
r b: Alle drei Formeln, die für Schwingungen relevant sind, bestehen aus dem Faktor 2π und
einer Wurzel.
r c: Für die Energie des Magnetfeldes gilt E magn = 12 L ⋅ I 2 .
r d: Bestimmen Sie mit der Energieformel die zugehörige Stromstärke und aus Abb. 1 den
Zeitpunkt.
r e: Mithilfe der Energieerhaltung bestimmen Sie den Spitzenwert Umax der Spannung. Die
Kurve ist eine Kosinus-Kurve mit der gegebenen Periodendauer.

Tipps zu Teilaufgabe 2: Induktionsversuch


r a: Sie können mit der Drei-Finger-Regel für die linke Hand (UVW-Regel) oder mit der
Änderung des magnetischen Flusses argumentieren.
r b: Die Drei-Finger-Regel führt zum Erfolg.
r c: Eine Spannung tritt immer dann auf, wenn sich der Leiterrahmen nur teilweise durch das
Magnetfeld bewegt. Sie benötigen das Zeit-Weg-Gesetz des freien Falls.
r d: Die Formel für die induzierte Spannung lautet Uind = B ⋅ d ⋅ v. Wie hängt v von der Zeit ab?
r e: Warum wirkt jetzt eine zusätzliche Lorentzkraft?
r f: Sie müssen zeigen, dass die resultierende Kraft nach oben gerichtet ist.

Tipps zu Teilaufgabe 3: Ein- und Ausschaltvorgang einer Spule


r a: Die gesuchte Stromstärke I1 ist die Summe aus der Stromstärke I2 durch den ohmschen Wi-
derstand und der Stromstärke ISp durch die Spule, die sich einstellt, wenn der Schalter lange
genug geschlossen war.
r b: Es wird eine Gegenspannung induziert, die ihrer Ursache entgegenwirkt.
r c: Wie groß ist der gesamte Widerstand des Stromkreises?
Wie hängen Spannung und Stromstärke voneinander ab?
r d: Der Eisenkern vergrößert die Induktivität L der Spule. Was wird dadurch beeinflusst?

2022-31
Lösung

1. Schwingkreis
a) Frequenz des Schwingkreises
Die Schwingungsdauer beträgt T = 4,0 ms.
Hieraus ergibt sich die Frequenz
1 1
f= = Hz = 250 Hz.
T 0,0040
b) Kapazität des Kondensators
Der Zusammenhang zwischen Kapazität C, Induktivität L und Schwingungsdauer T
lautet
T = 2π ⋅ L ⋅ C.
Quadrieren und auflösen nach C ergibt:
T2 0,0040 2
C= = F = 8,1 ⋅ 10 − 6 F = 8,1 μF.
4π 2 ⋅ L 4π 2 ⋅ 0,050

c) Werte, zwischen denen die Energie des Magnetfeldes schwankt


Die Energie des Magnetfeldes wird mit E magn = 12 L ⋅ I 2 berechnet.
Der kleinste Wert ist Emagn, min = 0 J für I = 0 mA.
In den Zeitpunkten, in denen die Stromstärke ihren maximalen Betrag Imax = 0,140 A
erreicht (siehe Abb. 1), beträgt die maximale magnetische Energie
1
E magn, max = ⋅ 0,050 ⋅ 0,140 2 J = 4,9 ⋅ 10 − 4 J = 0, 49 mJ.
2
d) Erster Zeitpunkt mit halber maximaler Energie im Magnetfeld
Zunächst berechnet man den Betrag Ihalb der Stromstärke, für die die Energie die Hälf-
te ihres Maximalwertes erreicht:
1 1 1 1
E halb = E magn, max ⇔ L ⋅ I halb
2 = ⋅ L ⋅ I max
2
2 2 2 2
1
I 2halb = I 2max
2
I 140 mA
I halb = max = = 99 mA.
2 2
Abb. 1 entnimmt man, dass die Stromstärke vom Betrag 99 mA zum ersten Mal zum
Zeitpunkt t = 0,5 ms erreicht wird: I(0,5 ms) = – 99 mA.
r Alternative Berechnung von Ihalb
r Da die maximale Energie in Teilaufgabe 1c bereits berechnet wurde, führt der Ansatz
r 1 1
r E halb = L ⋅ I 2halb = E magn, max
2 2
r
r schnell zum Ziel. Mit den Werten Emagn, max = 4,9 ⋅ 10 – 4 J und L = 0,050 H folgt für
r die Stromstärke
r
r
E max 4,9 ⋅ 10 − 4
I halb = = A = 99 mA.
r L 0,050

2022-32
e) Zeit-Spannung-Diagramm des Kondensators
Maximale magnetische und maximale elektrische Energie sind gleich groß. Deshalb
gilt für die maximale Spannung:
1
E magn, max = E el, max = C ⋅ U max
2 .
2
Wegen C = 8,1 ⋅ 10 – 6 F und Emagn, max = 4,9 ⋅ 10 – 4 J nimmt die maximale Spannung
den Wert
2 ⋅ E magn, max 2 ⋅ 4,9 ⋅ 10 − 4
U max = = V = 11 V
C 8,1 ⋅ 10 − 6
an.
Die Stromstärkefunktion lautet I(t) = – Imax ⋅ sin (ω ⋅ t), d. h., dass zum Zeitpunkt
t = 0 ms kein Strom fließt. Folglich ist der Kondensator maximal geladen und beginnt
gerade, sich zu entladen. Für die Spannungsfunktion gilt deshalb
1
U(t) = Umax ⋅ cos (ω ⋅ t) mit Umax = 11 V und ω = 2π ⋅ 250 Hz = 500π .
s
Für das t-U-Diagramm bedeutet das, dass eine Kosinus-Kurve mit der Amplitude 11 V
und der Schwingungsdauer T = 4 ms zu zeichnen ist.

Abb. 5

r Da es hier nur auf die Beträge von U(t) und I(t) sowie deren Phasenverschiebung um
r ± 90° ankommt, ist auch eine an der t-Achse gespiegelte Kurve eine korrekte Lösung.

2. Induktionsversuch
a) Erklärung, dass beim Eintritt eine Spannung auftritt
Erklärung 1: Beim Eintauchen in das Magnetfeld wirkt auf die frei beweglichen Elek-
tronen, die sich im unteren Teil des Leiterrahmens befinden, eine Lorentzkraft nach
links (UVW-Regel für die linke Hand).
U(rsache): Bewegung des Leiterrahmens mit den Elektronen → Daumen nach unten.
V(ermittlung): B-Feld → Zeigefinger in die Zeichenebene.
W(irkung): Mittelfinger → Kraft auf die Elektronen nach links.
Die positiven Rumpfladungen bleiben ortsfest. Dies führt zu einer Ladungstrennung
und damit Spannung zwischen P und Q. Im linken und rechten Teil des Leiterrahmens
wird keine Spannung induziert.

2022-33
Erklärung 2: Beim Eintauchen in das Magnetfeld ändert sich der magnetische Fluss
Φ = B ⋅ A im Leiterrahmen, da sich die vom magnetischen Feld durchsetzte Fläche
zeitlich ändert. Deshalb wird eine Spannung induziert.
b) Polung der Spannung
Da die Elektronen eine Kraft nach links erfahren, wird P negativ, Q positiv.
c) Zeitintervalle, in denen eine Spannung auftritt
Bei Verwendung des offenen Leiterrahmens (1) kann kein Strom fließen, der Rahmen
befindet sich deshalb im freien Fall. Für die zurückgelegte Strecke gilt s = 12 g ⋅ t 2 .
Umstellen und Wurzelziehen liefert die Formel für die Fallzeit:
2s
t= .
g
Solange sich der Rahmen außerhalb des Magnetfeldes befindet, ist die Spannung
U = 0 V.
Nach s = 5,0 cm = 0,050 m wird die Unterkante des Magnetfelds erreicht. Dies ist nach
2 ⋅ 0,050
t1 = s = 0,1010 s ≈ 0,101 s
9,81
der Fall.
Jetzt wird so lange eine Spannung U induziert, bis die Oberkante des Rahmens nach
s = 8,0 cm = 0,080 m das Magnetfeld erreicht. Dies ist nach
2 ⋅ 0,080
t2 = s = 0,1277 s ≈ 0,128 s
9,81
der Fall.
Nun befindet sich der Rahmen ganz im Magnetfeld, und die an der Ober- und Unter-
kante induzierten Spannungen heben sich gegenseitig auf: U = 0 V.
Nach s = 15,0 cm = 0,150 m verlässt die Unterkante das Magnetfeld. Dies ist nach
2 ⋅ 0,150
t3 = s = 0,1749 s ≈ 0,175 s
9,81
der Fall. Die Spannung ist nun entgegengesetzt zu vorher gepolt.
Schließlich verlässt die Oberkante des Rahmens nach s = 18,0 cm = 0,180 m das Mag-
netfeld. Dies ist nach
2 ⋅ 0,180
t4 = s = 0,1916 ≈ 0,192 s
9,81
der Fall. Es wird keine Spannung mehr induziert, U = 0 V.
Zusammenfassung: Jeweils im Zeitintervall [0,10 s; 0,13 s] und im Zeitintervall
[0,175 s; 0,192 s] wird eine Spannung induziert.
d) Zeit-Spannung-Diagramm
Zum Erstellen des Zeit-Spannung-Diagramms braucht man die Spannungen zu den
Zeiten, in denen die Oberkante bzw. Unterkante des Rahmens den Rand des Feldbe-
reichs erreichen. Beim freien Fall gilt für die Geschwindigkeit v(t) = g ⋅ t. Nach dem
Induktionsgesetz gilt für den Betrag der induzierten Spannung
| U | = N⋅Φ 
 (t) = 1 ⋅ B ⋅ A(t) = B ⋅ d ⋅ s(t)
 = B ⋅ d ⋅ v(t) = B ⋅ d ⋅ g ⋅ t
ind

2022-34
und damit
| U ind | = 0, 400 ⋅ 0,03 ⋅ 9,81 V ⋅ t = 0,1177 V ⋅ t.
s s
Die t-Uind-Kurve verläuft linear, sofern eine Spannung induziert wird. Für die An-
fangszeitpunkte der in Teilaufgabe 2c berechneten Zeitintervalle folgt:
t in s 0,101 0,128 0,175 0,192
Uind in mV 11,9 15,1 –20,6 –22,6
Die Werte von Uind wurden mit vier gültigen Stellen für die Zeiten berechnet und an-
schließend auf drei Stellen gerundet.
r Der erste Spannungswert wurde hier als positiv festgelegt; dann muss der zweite Wert
r ebenfalls positiv und der dritte und vierte Wert negativ sein. Sie können den ersten
r Wert auch als negativ festlegen, dann drehen sich entsprechend bei den anderen Span-
r nungswerten die Vorzeichen jeweils um.

Abb. 6

e) Warum liegt bei geschlossenem Rahmen kein freier Fall mehr vor?
Beim Experiment mit dem geschlossenen Rahmen fließt in den Zeiten ein Strom I, in
denen eine Spannung U induziert wird. Auf diesen Strom wirkt eine Lorentzkraft FL,
die nach oben gerichtet ist, da sie ihrer Ursache entgegenwirkt (Regel von Lenz). Des-
halb fällt der Rahmen nicht mehr frei.
f) Warum verkleinert sich die Geschwindigkeit beim Eintritt in den Feldbereich?
Der Rahmen tritt nach 0,10 s bei s = 5,0 cm in das Magnetfeld ein. Die induzierte
Spannung ist U = 0,0119 V. Trotz der geringen Spannung fließt wegen des geringen
Widerstandes (R = 1,0 mΩ) ein relativ großer Strom
U 0,012
I= = A = 11,9 A.
R 0,0010

2022-35
Die nach oben gerichtete Lorentzkraft hat die Stärke
FL = B ⋅ I ⋅ d = 0,400 ⋅ 11,9 ⋅ 0,03 N = 0,143 N.
Die nach unten wirkende Gewichtskraft hat den Betrag
FG = m ⋅ g = 0,010 ⋅ 9,81 N = 0,0981 N.
Da die nach oben gerichtete Kraft größer als die nach unten gerichtete Kraft ist, wird
der Rahmen abgebremst.

3. Ein- und Ausschaltvorgang einer Spule


a) Berechnung der Stromstärke
Die gesuchte Stromstärke I1 ist die Summe aus der Stromstärke I2 durch den ohm-
schen Widerstand und der Stromstärke ISp, die sich einstellt, wenn der Schalter lange
genug geschlossen war. Die Induktivität spielt nach dieser Zeit keine Rolle mehr.
U 10
I2 = 0 = A = 0,50 A
R Ω 20,0
U0 10
I Sp = = A = 2,0 A
R Sp 5,0
I1 = I 2 + I Sp = 0,50 A + 2,0 A = 2,5 A

b) Änderung der Stromstärke I2 zum Zeitpunkt t1


Vor dem Öffnen des Schalters fließt der Strom I2 von oben nach unten durch den ohm-
schen Widerstand. Dies ist im Diagramm als positive Stromstärke eingezeichnet. Nach
dem Öffnen des Schalters wird in der Spule eine Gegenspannung induziert, die dem
Stromabfall entgegenwirkt. Nun fließt der Strom nur noch in der rechten Masche, näm-
lich als ISp = 2,0 A weiterhin durch die Spule von oben nach unten und als I2 = –2,0 A
von unten nach oben zurück.
c) Induzierte Spannung unmittelbar nach dem Öffnen
I2 hat den Betrag | I 2 | = 2,0 A. Dieser Strom fließt durch die Reihenschaltung aus ohm-
schem Widerstand und elektrischem Widerstand der Spule. Die Summe beider Wider-
stände ist R = 20,0 Ω + 5,0 Ω = 25,0 Ω. Die induzierte Spannung unmittelbar nach dem
Öffnen beträgt
Uind = R ⋅I2 = 25,0 ⋅ 2,0 V = 50 V.
d) Wirkung des Eisenkerns auf den t-I2-Verlauf
Der Eisenkern vergrößert die Induktivität L der Spule. Diese hat keinen Einfluss auf
die konstante Stromstärke vor dem Öffnen des Schalters sowie die Anfangsstromstär-
ke unmittelbar nach dem Öffnen des Schalters, der Verlauf der I2(t)-Kurve für t ≤ t1 ist
also unverändert. Für t > t1 ändert sie sich aber: Die Kurve wird flacher, wenn sich ein
Eisenkern in der Spule befindet. Dies kann auf verschiedene Arten begründet werden:
1. Die gespeicherte Energie beträgt E mag = 12 L ⋅ I 2 . Wegen der größeren Induktivität
und der gleichen Anfangsstromstärke muss die Kurve flacher verlaufen, da die Flä-
che zwischen Kurve und t-Achse größer ist als im Versuch ohne Eisenkern.
2. Nach dem Ausschalten gilt − L ⋅ I = R ⋅ I und damit I = − R ⋅ I L. Da L größer wird
und im Nenner steht, wird der Betrag von I kleiner und die Kurve damit flacher.
3. Die Stromstärkefunktion lautet I(t) = − I 0 ⋅ e − L ⋅ t . Da L größer wird und im Nenner
R

steht, wird der Betrag des Exponenten kleiner und der Verlauf der Exponentialkur-
ve flacher.

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