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licht.

wissen 03
Straßen, Wege und Plätze
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

01

2
Editorial
Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,

eine moderne und zukunftssichere öffentliche Beleuchtung ist ein Gewinn für jede Stadt.
Gutes Licht sorgt für Sicherheit bei Passanten, reduziert die Unfallgefahr im Verkehr und
trägt als gestalterisches Element maßgeblich zu einem attraktiven Stadtbild bei.

In den vergangenen Jahren ist auf kommunaler Ebene die Nachfrage nach energie-
effizienten Lichtlösungen stark gestiegen. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen und
der Wandel der Beleuchtungstechnik hin zu LEDs stellen Kommunen vor große Heraus-
forderungen und offenbaren den Handlungsbedarf in diesem Bereich. Darüber hinaus
verstärken aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wie die zunehmende Konzentration
der Bevölkerung in städtischen Gebieten die Notwendigkeit, urbane Lebensräume
und deren Verkehrsnetze diesen Gegebenheiten anzupassen. Um auf lange Sicht eine
hohe Lebensqualität zu gewährleisten, sind gezielte Investitionen in eine nachhalti-
ge Infrastruktur mit intelligenten Lichtlösungen gefragt. Jüngste Bestandsaufnahmen
zur Situation der Straßenbeleuchtung in Deutschland dokumentieren vielerorts wenig
effiziente Lichtanlagen. Allein auf die Beleuchtung der öffentlichen Straßen, Wege und
Plätze entfallen derzeit noch 30 bis 50 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs. Das
verursacht hohe Kosten und belastet das Klima. Energieeffiziente Beleuchtungslösun-
gen eröffnen weitreichende Einsparmöglichkeiten und schonen das Klima.

Eine führende Rolle im Bereich der energieeffizienten Außenbeleuchtung nimmt der-


zeit die LED-Technologie ein. Ihr enormes Leistungsvermögen ermöglicht eine hohe
Lichtausbeute bei ausgesprochen niedrigem Energieverbrauch. So ergibt sich bei
einem Wechsel von herkömmlichen Leuchtmitteln auf innovative LED-Systeme mit
intelligenter Steuerung ein Energie- und CO2-Einsparpotenzial von 80 Prozent und mehr.
Ausgehend von aktuellen technischen Entwicklungen, geltenden Normen und recht-
lichen Vorgaben stellt diese Broschüre beispielhafte Lichtlösungen zur Optimierung
öffentlicher Lichtanlagen vor. Sie versteht sich als Orientierungshilfe für Entscheider und
Planer in kommunalen Einrichtungen, die an Modernisierungsvorhaben beteiligt sind.
Darüber hinaus vermitteln verständlich aufbereitete Tabellen und Grafiken wertvolles
Hintergrundwissen, beispielsweise zu den Grundlagen der lichttechnischen Planung.

Hilfreiche Checklisten und Tools sowie eine Übersicht aktueller Fördermöglichkeiten


sollen die praktische Umsetzung erleichtern. Schließlich kommen zukunftssichere Be-
leuchtungskonzepte den Städten von morgen in vielfacher Hinsicht zugute: Sie schonen
die Umwelt, tragen zur urbanen Lebensqualität bei und sind Impuls für einen verant-
wortungsvollen Umgang mit begrenzten Energieressourcen. Für das Erreichen der
ehrgeizigen deutschen und europäischen Einsparziele bis 2020 beziehungsweise 2030
ist der Einsatz effizienterer Technologie unabdingbar. Gelingt der Umstieg auf neue
Beleuchtungstechnologien insbesondere auf LED nicht, werden die gesetzten Ziele nur
sehr schwer zu erreichen sein.

PSts Scheuer [Titelseite] Vorrangige Aufgabe der Straßenbe-


leuchtung ist es, für gute Sicht und ein sicheres
Miteinander auf unseren Straßen zu sorgen.
Besonders wichtig ist das im Fall von Konflikt-
zonen, wo sich die unterschiedlichsten Ver-
kehrsteilnehmer gleichzeitig begegnen.

[01] Licht setzt Fassaden nachts imposant in


Szene und sorgt für ein stimmungsvolles Ambi-
ente in Städten und Gemeinden.

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licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Aufgaben der
kommunalen
Beleuchtung
Seite 06

Erhöhung der Umgebungsleuchtdichte

Grundlagen der
Lichttechnik
sichtbar unsichtbar sichtbar
Seite 08
sichtbarer Bereich

Erhöhung der
Umgebungs-
leuchtdichte

unsichtbarer
L Bereich

Nachhaltigkeit und
Umwelt
Seite 14

LED-Leuchten / Leuchten mit Reflektortechnik


▪ Keine Abstrahlung in den Nachthimmel und in die Häuser

Produktqualität
▪ Licht strahlt nur dorthin, wo es wirklich benötigt wird
▪ Sehr guter Wirkungsgrad © licht.de

Seite 16

Nebenstraßen und
verkehrsberuhigte
Zonen
Seite 20

Hauptverkehrs-
straßen
Seite 22

Autobahnen und
Kraftfahrzeugstraßen
Seite 24

Fußgängerzonen
und Plätze
Seite 26

Licht-Spezial Lichtplanung und Normen Lichtmanagement


Autarke Lichtsteuerung Lichtsteuerung über Powerline-Verfahren
Straßenbeleuchtung und Sicherheit
Seite 10 Seite 18
▪ Steuerung wird an jeder Leuchte direkt programmiert
▪ Steuerung nur vor Ort möglich
▪ Das vorhandenes Stromnetz wird zur Steuerung genutzt
▪ Automatische Meldung von Lampenausfällen möglich
Seite 38
▪ Keine automatische Meldung von Lampenausfällen ▪ Steuerung von einem zentralen Ort aus

© licht.de © licht.de

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r r r

Parks und
Grünanlagen
Seite 28

Bahnhofsvorplätze,
Busbahnhöfe und
Parkplätze
Seite 30

Fußgängerüberwege
und Querungshilfen
Seite 32

Konfliktzonen
Seite 34

Tunnelbeleuchtung
Seite 36

Kostenverteilung im
Lebenszyklus einer Straßenleuchte

Energieeffizienz Instandhaltung
32%
Energieverbrauch
39%

und Kosten
Seite 40

Investition
29%

Normen, Literatur,
hilfreiche Webseiten
Seite 48

Schriftenreihe
Impressum
Seite 54

Sanierungsprozess Beispielhafte Sanierungskonzepte Leuchten in ihrer Anwendung Lichtquellen


Seite 44 Seite 46 Seite 50 Seite 52

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licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

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Aufgaben der kommunalen Beleuchtung
Dank der aktuellen LED-Technologie befindet sich die Beleuchtung im öffentlichen Raum im Umbruch. Noch nie
war Licht so innovativ, flexibel und effizient. Damit erschließen sich völlig neue Möglichkeiten und Perspektiven für
die technische und dekorative Beleuchtung in Städten und Kommunen.

Verkehrssicherheit, Energieeffizienz, und schreckt zum anderen zwielichtige


Lebenszykluskosten, Sanierungsbedarf, Gestalten von vornherein ab.
Ersatzteilbeschaffung, Anwohner- und
Nutzerzufriedenheit – die moderne Attraktives Erscheinungsbild schaffen
Beleuchtung in Kommunen kann viele Die Beleuchtung trägt wesentlich zum Er-
Fragen aufwerfen, aber auch unendlich scheinungsbild einer Stadt oder Gemeinde
viele Möglichkeiten bieten. Dabei sind die bei. Tagsüber prägen die Leuchten das
Anforderungen an eine gute Beleuchtung Stadtbild durch Form und Design. Sie
über die Jahre hinweg immer die gleichen fügen sich dezent in das Stadtbild ein
geblieben. oder ziehen durch expressive Formen die
Blicke auf sich. In der Nacht bestimmt vor
Sicherheit im Straßenverkehr verbessern allem ihre Lichtwirkung, ob die Menschen
Die wichtigste Aufgabe der Straßen- gut sehen können und sich in ihrer Umge-
beleuchtung ist vermeintlich einfach: bung wohlfühlen. Obwohl hier vor allem
Ausreichende Sichtverhältnisse für alle Funktionalität gefragt ist, wird darüber
Verkehrsteilnehmer zu schaffen. Hierbei hinaus die Atmosphäre und das Ambiente
sind allerdings einige Hürden zu nehmen. maßgeblich durch das Licht bestimmt.
Wird eine Beleuchtungsplanung für den Attraktiv beleuchtete Städte und Gemein-
öffentlichen Raum erstellt, so sind die den ziehen Besucher an und bieten neue
normativ empfohlenen Minimalanforderun- Impulse für Gastronomie und heimische
gen nach DIN EN 13201 zu beachten. Sie Wirtschaft.
berücksichtigen alle wesentlichen Faktoren
wie Verkehrsdichte, Fahrbahnbreite, Licht- Kosten einsparen bei gleichzeitiger
punkthöhe, Mastabstand und Straßentyp. Reduktion der CO2-Emissionen
Dabei sollten grundsätzlich alle Verkehrs- In den letzten Jahren hat sich die LED-
flächen so beleuchtet sein, dass jeder Technologie auch im Bereich der Straßen-
Verkehrsteilnehmer sich verändernden Ver- beleuchtung durchgesetzt. LEDs haben
kehrssituationen anpassen kann. Plötzlich ein enormes Leistungspotential und
auftretende Störungen müssen auch aus ihr Licht lässt sich sehr gezielt und mit
großer Entfernung frühzeitig und deutlich minimierten Streuverlusten lenken. Zudem
wahrnehmbar sein, um richtig reagieren können sie gedimmt werden, um nur so
zu können. Die Straßenbeleuchtung leistet viel Licht und Leistung zur Verfügung
hierbei einen aktiven Beitrag zur Senkung zu stellen, wie tatsächlich benötigt wird.
des Unfallrisikos, sowohl auf den Straßen Bei identischer Beleuchtungsaufgabe
als auch auf den übrigen Verkehrsflächen. kann eine LED-Leuchte gegenüber einer
konventionellen Straßenleuchte bis zu 80%
[02, 03] Ein attraktives Stadtbild mit Sicherheitsgefühl für Passanten erhöhen Energie und CO2 einsparen. Damit können
moderner Straßenbeleuchtung muss Eine gute und vor allem ausreichend helle Betriebskosten und negative Umweltein-
nicht zwangsläufig Haushalt und Umwelt Beleuchtung von Wegen und Plätzen flüsse reduziert werden. Dieses Potenzial
belasten. Die LED-Technologie hat in den
leistet einen wichtigen Beitrag zur Redu- kann allerdings nur mit Qualitätsleuchten
letzten Jahren viel bewegt und viel zur
Senkung von Stromkosten und der zierung von Übergriffen auf Passanten ausgeschöpft werden. Hier müssen alle
CO2-Belastung beigetragen. und Eigentum. Hohe Beleuchtungsstärken Komponenten – vom Gehäuse über die
wirken abschreckend und präventiv. Sie Steuerung bis hin zur Lichttechnik – fach-
[04] Sicherheit schaffen, auf allen Ver- helfen dabei, Details oder Absichten sich gerecht aufeinander abgestimmt sein.
kehrswegen, ist die wichtigste Aufgabe
nähernder Personen schon aus größerer
kommunaler Beleuchtung. Das beginnt bei
Autobahnen und Schnellstraßen und wird
Entfernung besser zu erkennen und ent-
fortgeführt bis hin zur nächtlichen Beleuch- sprechend zu reagieren. Das erhöht zum
tung der Wege durch den Stadtpark. einen das individuelle Sicherheitsgefühl

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licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Grundlagen der Lichttechnik


Die richtige Beleuchtung sorgt in Städten und Kommunen für Sicherheit und Komfort. Die Grundlagen der
Lichttechnik sollten zum Basiswissen all jener gehören, die mit Beleuchtung und Lichtplanung zu tun haben.

Die vier Grundgrößen der Lichttechnik Leuchtdichte


1) Der Lichtstrom wird in Lumen (lm) Das subjektive Helligkeitsempfinden wird
gemessen und gibt die Lichtleistung einer durch die Leuchtdichte (cd/m2) bestimmt.
Lampe an, die sie in alle Richtungen im Sie bezeichnet den Helligkeitseindruck,
sichtbaren Bereich abstrahlt. den das Auge von einer angestrahlten oder
leuchtenden Fläche gewinnt. Maßgeblich
2) Die Lichtstärke, gemessen in Candela (cd), ist hier die Lichtstärke in Beziehung zu der
bezieht sich nur auf den Teil des Licht- Größe der Fläche. Die Leuchtdichte und
stromes, der in eine bestimmte Richtung ihre Verteilung im Bereich der Sehaufgabe
strahlt. Es gibt viele verschiedene Leuch- beziehungsweise in deren Umgebungs-
ten und Reflektorlampen, deren Unter- bereich beeinflussen, wie schnell, sicher
scheidungsmerkmal in ihren spezifischen und leicht Objekte erfasst und Handlungen
Lichtausstrahlungen liegt. Diese bestim- ausgeführt werden können.
men, wie sich das Licht auf der Straße
verteilt. Reflexionsgrad
Der Reflexionsgrad gibt darüber Auskunft,
3) Die Leuchtdichte sagt etwas darüber wie viel Prozent des Lichtstroms, der auf
aus, welchen Eindruck das Auge von eine Fläche trifft, reflektiert wird. Je heller die
der Helligkeit einer Fläche hat, die selbst Fläche, desto höher ist der Reflexionsgrad
leuchtet oder beleuchtet wird. In Candela und desto mehr wird die Umgebung erhellt.
pro Quadratmeter (cd/m²) beschreibt sie, Bei hellen Fassaden beträgt er bis zu 85
wie hoch die Lichtstärke in einem defi- Prozent, bei Standart-Betonstraßenbelag
nierten Ausschnitt dieser Fläche ist. durchschnittlich 27 Prozent.

4) Die Beleuchtungsstärke ist das Maß für Adaptationszeit der Augen


den Lichtstrom, der von einer Lampe auf Die Anpassung der Augen an helle und
eine definierte Fläche trifft. Diese Einheit wird dunkle Lichtsituationen hat entscheidende
in Lux (lx) angegeben und beträgt 1 Lux, Auswirkungen auf die Sehleistung des Men-
wenn eine Fläche von 1m² gleichmäßig mit schen. Beeinträchtigungen treten besonders
1 Lumen Lichtstrom beleuchtet wird. Bei- dann auf, wenn große Helligkeitsunterschiede
spiel: Eine normale Kerzenflamme erzeugt in kurzer Zeit verarbeitet werden müssen. Die
im Abstand von 1 m zirka 1 Lux. Helladaptation, also die Anpassung von Dun-
kel zu Hell, verläuft dabei schneller als die
Das Helligkeitsniveau muss den Dunkeladaptation. Dabei müssen sich die
Sehaufgaben entsprechen Augen von Hell an Dunkel gewöhnen, wobei
Ein ausreichendes Helligkeitsniveau (Be- deutlich mehr Zeit (je nach Situation sogar
leuchtungsniveau) ist Grundvoraussetzung mehrere Minuten) vergehen kann. Deshalb
für gutes Sehen im Außenraum. Es muss sich werden beispielsweise Ein- und Ausfahrten
an den Sehaufgaben der Verkehrsteilnehmer von Tunnel mit Adaptationsstrecken verse-
orientieren und diese bei der Verrichtung hen, um einen sicheren Übergang von Hell
ihrer jeweiligen Tätigkeiten so unterstützen, zu Dunkel beziehungsweise von Dunkel zu
dass die Unfallgefahr sinkt. Entscheidend Hell zu schaffen.
sind hierbei Beleuchtungsstärke und Refle-
xionseigenschaften der beleuchteten Fläche Blendung und Schleierleuchtdichte
sowie die Leuchtdichte. Dabei definiert die Durch Blendung werden Sehleistung und
Beleuchtungsstärke (lx) den Lichtstrom, der Sehkomfort deutlich erschwert. Dabei wird
von einer Lichtquelle ausgehend auf einer die direkte Blendung durch Leuchten, die
bestimmten Fläche auftrifft. Sonne oder sehr helles Tageslicht verur-

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sacht, während die indirekte Blendung Lampe hat, umso wärmer wirkt die Beleuch- gängiger Leuchtmittel reicht von Ra20 -
durch Reflexe oder Spiegelungen auf glän- tung. Niedrige Farbtemperaturen beschrei- Ra100 und wird entscheidend von der
zenden Oberflächen ausgelöst wird. Eine ben warme, gelb-rot-weiß erscheinende Qualität des Leuchtmittels bestimmt. Liegt
Blendungsbegrenzung der Leuchten kann Lichtfarben, wie z.B. bei Natriumdampf- der Farbwiedergabeindex Ra bei 100,
beispielsweise durch geeignete Optiken lampen, Halogenlampen und warmweiße so ist der Farbwiedergabewert optimal
erreicht werden. Leuchtstofflampen. Hohe Farbtemperaturen und alle Farben erscheinen natürlich.
beschreiben kalte, weiß-blaue Lichtfarben, Halogen-Metalldampflampen erreichen
Bei der Schleierleuchtdichte kommt es ähnlich dem Tageslicht (mit etwa 6500 einen Wert zwischen Ra60 und Ra95.
durch eine Störlichtquelle neben dem be- Kelvin) bei bedecktem Himmel. Ein Beispiel LEDs können ebenfalls einen sehr guten
trachteten Objekt zu einem starken Licht- hierfür sind Leuchtstofflampen der Lichtfar- Farbwiedergabewert zwischen Ra70 und
reiz und Streulicht auf der Netzhaut. Dieses be neutralweiß beziehungsweise tageslicht- Ra95 aufweisen. Im Vergleich dazu weisen
legt sich wie ein Schleier über die Netzhaut weiß sowie Halogen-Metalldampflampen. Natriumdampf-Hochdrucklampen einen
und vermindert das Wahrnehmen von In der Regel wird zwischen drei Lichtfarben deutlich niedrigeren Wert von beispielswei-
Kontrasten. Das beste Beispiel hierfür ist unterschieden: Warmweiß unter 3300 Kel- se Ra25 auf. Ein hoher Farbwiedergabewert
nächtliches Autofahren bei Gegenverkehr. vin, Neutralweiß 3300 bis 5300 Kelvin und dient vor allem dem Sehkomfort und ist
Je heller die Lichtquelle ist und je näher Tageslichtweiß über 5300 Kelvin. damit besonders für Fußgängerbereiche
man dieser Lichtquelle kommt, umso stär- und zum Anstrahlen von Fassaden und
ker wird das Sehen beeinträchtigt. Im Alter Farbwiedergabe Objekten geeignet.
ist der Effekt der Lichtstreuung durch eine Der Farbwiedergabewert Ra gibt darüber
Eintrübung der Linse zudem noch deutlich Auskunft, ob die mit Kunstlicht beleuchte- Weiterführende Informationen zum
höher als bei jungen Menschen. ten Farben unverfälscht wahrgenommen Thema sind in licht.wissen 01 „Die Beleuch-
werden können. Die Farbwiedergabe tung mit künstlichem Licht“ zu finden.
Blendungsbewertung über den
Blendungswert, Glare Rating Verfahren
Blendung wird durch helle Flächen im Ge-
Erhöhung der Umgebungsleuchtdichte
sichtsfeld hervorgerufen und führt zu einer
erheblichen Störung des Wahrnehmungs-
vermögens. Bei vielen Menschen führt diese
Blendung darüber hinaus zu Unbehagen,
Unsicherheit und rascher Ermüdung, zum
Beispiel beim Führen eines Fahrzeugs bei
Nacht - in diesem Fall sprechen Experten
von psychologischer Blendung. Um Fehler,
Ermüdung und Unfälle zu vermeiden, ist es
sichtbar unsichtbar sichtbar
wichtig, Blendung zu begrenzen. Der Grad
der die Sehleistung beeinträchtigenden Di-
rektblendung durch Leuchten oder andere
Blendlichtquellen wird unter anderem für
Arbeits- und Sportstätten im Freien durch sichtbarer Bereich
den Blendungswert GR beschrieben.
Erhöhung der
Blendungsbewertung über die prozentuale Umgebungs-
Schwellenwerterhöhung (TI-Verfahren) leuchtdichte
In der Straßenbeleuchtung wird bei der
Blendungsbewertung von einer vorgege- unsichtbarer
L Bereich
benen Blickrichtung des Kraftfahrers aus-
gegangen. Als Bewertungsgröße für die
physiologische Blendung wird die prozen-
tuale Schwellenwerterhöhung TI (threshold Nachts stellt sich das Auge bei einer blendfreien sie ein Streulicht bzw. eine Art „Schleier“ auf der
increment) herangezogen und über die Straßenbeleuchtung auf die mittlere Fahrbahn- Netzhaut. Das Auge versucht, die Blendung bzw.
DIN EN 13201 begrenzt. leuchtdichte (L) ein. Personen oder Gegenstände auf die „Schleierleuchtdichte“ (LS) auszugleichen
der Fahrbahn werden dann erkennbar, wenn sie sich und passt sich an ein höheres Niveau L + LS an.
gegenüber ihrer Umgebung durch einen Leucht- Dadurch werden Objekte auf der Fahrbahn nicht
Lichtfarben
dichteunterschied von ΔL0 abheben. Kommen zu mehr wahrgenommen. Durch eine Erhöhung der
Die Lichtfarbe ist die Eigenfarbe des Lichts, dieser Situation Blendlichtquellen – beispielsweise Umgebungsleuchtdichte von ΔL0 auf ΔLBL werden
das von einer künstlichen Lichtquelle abge- durch entgegenkommende Autos – hinzu, erzeugen diese wieder sichtbar.
strahlt wird. Je weniger Kelvin (K) eine 05 © licht.de

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licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Lichtplanung und Normen


Sicherheit auf Straßen und Wegen wird im hohen Maße durch die richtige Beleuchtung beeinflusst. Dabei sind
die lichttechnischen, normativen und gestalterischen Anforderungen ausgesprochen hoch und erfordern das
umfangreiche Wissen von Fachleuten und Planern. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Eckpunkte.

Die Anforderungen an die Beleuchtung Reflexionsgrad Um ein solches Gefahrenpotential von


werden durch das Gefährdungspotenzial Je dunkler und matter die Oberfläche, vornherein auszuschließen und dennoch
des jeweiligen Straßenabschnitts be- beispielsweise der Straßenbelag oder energieeffiziente Lösungen zu nutzen,
stimmt. Mit zunehmender Verkehrsstärke die Fassade, desto geringer ist deren bietet sich die Verwendung neuer Tech-
erhöht sich auch die Kollisionsgefahr. Reflexionsgrad, und umso heller muss nologien an, zum Beispiel der Einsatz
Wird der Raum auf und neben der Straße die Straße oder das Objekt ausgeleuch- moderner regel- und dimmbarer Leuchten
zudem noch von unterschiedlichen Ver- tet werden. Planer erhalten Hilfestellung mit LED-Bestückung. Hierbei wird das
kehrsteilnehmern wie Autofahrern, Rad- bezüglich der empfohlenen Mindest-Be- Beleuchtungsniveau aller Leuchten eines
fahrern und Fußgängern genutzt, ist die leuchtungsstärken in den CIE-Publikatio- Straßenverlaufes elektronisch herunter-
Gefährdung noch deutlich höher, da große nen 94:1993 und CIE 136:2000, die auch geregelt und dunkle Zonen vermieden.
Unterschiede in Geschwindigkeit, Objekt- den Reflexionsgrad der angestrahlten Weitere Infos dazu im Kapitel Lichtma-
größe und Erkennbarkeit vorliegen. Ein Fläche berücksichtigen. nagement auf den Seiten 18-19.
weiterer Parameter ist die Übersichtlichkeit
der Straße, die stark abhängig ist vom Verkehrssicherungspflicht Vorgehensweise zur Bestimmung der
Straßenverlauf, von ihrem Ausbau und den Um Kosten einzusparen, schalten manche Gütemerkmale in der Straßenbeleuchtung
erlaubten Höchstgeschwindigkeiten. Alle Kommunen in den weniger frequentierten In der DIN 13201 werden die örtlichen
diese Faktoren müssen bei der Festlegung Nachtstunden zwischen 23 und 5 Uhr Gegebenheiten in mehreren Schritten
des Beleuchtungsniveaus berücksichtigt jede zweite Leuchte ab. Dabei entstehen klassifiziert und Gütemerkmale für die
werden. Vereinfacht dargestellt bedeutet bei einer teilweisen Beleuchtung gefähr- Beleuchtung festgelegt. Die Vorgehensweise
das, je größer das Unfallrisiko, desto mehr liche dunkle Bereiche, sogenannte „Tarn- zur Ermittlung der lichttechnischen Anfor-
Licht muss die Straßenbeleuchtung zur zonen“, welche die Unfallgefahr deutlich derungen im Überblick:
Verfügung stellen. erhöhen. Mit dieser zweifelhaften Einspa- 1. Einordnung und Klassifizierung des
rung verletzt der dafür verantwortliche Verkehrsweges in die Beleuchtungssitua-
Beleuchtungsniveau Träger seine Verkehrssicherungspflicht. tionen A1 bis E2 nach DIN 13201-1 (siehe
Das Beleuchtungsniveau ist eines der wich- Kommt es zu Unfällen, sind Gerichtspro- Abbildung 08 auf der rechten Seite).
tigsten Kriterien kommunaler Beleuchtung. zesse und Schadensersatz- bzw. Schmer- 2. Ermittlung der Beleuchtungsklasse
Hier unterscheidet man für die Planung zensgeldforderungen vorprogrammiert. anhand der betreffenden Basis- und
nach den zulässigen Geschwindigkeiten. In einem Urteil vom 03. Mai 2013 hat das Zusatztabellen (1.4-13) nach DIN 13201-1
Bei Geschwindigkeiten über 30km/h, wie Landgericht Limburg die Stadt Herborn zu und DIN EN 13201-2. Als Hilfestellung
sie zum Beilspiel auf Hauptverkehrsstraßen, einer Zahlung von Schmerzensgeld an ei- kann hierzu die auf Seite 13 abgebildete
Autobahnen oder auch in Tunneln gefahren nen Passanten verurteilt, der sich nachts Planungshilfe dienen.
werden, wird die Leuchtdichte (Candela bei ausgeschalteter Straßenbeleuchtung 3. Bestimmung der lichttechnischen An-
pro m²) herangezogen. Bei Geschwindig- verletzt hatte. forderungen an die Beleuchtung gemäß
keiten bis 30km/h, beispielsweise in ver- Tabellen 1.4-16 bis 1.4-18.
kehrsberuhigten Zonen oder auf Parkplät- Nach DIN EN 13201 muss die vor dem
zen, ist hingegen die Beleuchtungsstärke Kraftfahrer liegende Fahrspur besondere
(Lux) maßgeblich. Anforderungen im Hinblick auf gleich-
mäßige Verteilung der Leuchtdichte bzw.
Fahrbahnleuchtdichte Beleuchtungsstärke erfüllen. Siehe dazu
Die Leuchtdichte (L) auf der Fahrbahn auch die Abbildungen 06-07 auf der [06, 07] Durch das Abschalten jeder
wird im Wesentlichen durch zwei Faktoren rechten Seite. Das Unfallrisiko wird bei zweiten Leuchte entstehen sogenannte
bestimmt, durch die Beleuchtungsstärke Abschaltung einzelner Leuchten vor allem Tarnzonen, die eine große Unfallgefahr auf
und die Reflexionseigenschaften der zu deswegen erhöht, weil der Kraftfahrer im den Verkehrswegen darstellen. Durch das
beleuchtenden Flächen. Die Beleuch- sicheren Vertrauen auf seine Sehleistung gleichmäßige Herunterregeln aller Leuchten
können diese vermieden werden.
tungsstärke ist abhängig von der Anzahl andere Verkehrsteilnehmer in diesen Dun-
und Anordnung der Lichtquellen und de- kelzonen viel zu spät erkennt. Tarnzonen [08] Über die Grundparameter erfolgt die
ren räumlicher Lichtstärkeverteilung sowie stellen somit für Kraftfahrer und Fußgänger Zuordnung der Straßenart zu einer der Be-
dem Lichtstrom der verwendeten Lampen. gleichermaßen eine Gefahrenquelle dar. leuchtungssituationen nach DIN EN 13201.

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06 07

Beleuchtungssituationen nach DIN EN 13201

Situation Geschwindigkeit Hauptnutzer Andere zugelassene Ausgeschlossene Anwendungsbeispiele


des Hauptnutzers Nutzer Nutzer

Langsam fahrende
Autobahnen und
A1 Fahrzeuge, Radfahrer,
Kraftfahrstraßen
Fußgänger

Höherrangige Landstraßen,
> 60 km/h Motorisierter Verkehr Langsam fahrende
A2 Radfahrer, Fußgänger ggf. mit separatem Rad- und
Fahrzeuge
Fußweg

Langsam fahrende
A3 Fahrzeuge, Radfahrer, Nachgeordnete Landstraßen
Fußgänger

Motorisierter Verkehr,
B1 Radfahrer, Fußgänger
langsam fahrende Fahrzeuge Hauptverkehrsstraßen,
30 km/h
Motorisierter Verkehr, lang- Verbindungsstraßen,
bis 60 km/h
B2 sam fahrende Fahrzeuge, Fußgänger Sammelstraßen
Radfahrer
5 km/h Motorisierter Verkehr, lang-
C1 Radfahrer Fußgänger Radwege, Rad-/Fußwege
bis 30 km/h sam fahrende Fahrzeuge
Langsam fahrende Fahr-
D1 Autobahnrastanlagen
Motorisierter Verkehr, zeuge, Radfahrer
Fußgänger Langsam fahrende Fahr- Bahnhofsvorplätze, Busbahn-
D2
zeuge, Radfahrer höfe, Parkplätze
5 km/h
Anlieger- und Wohnstraßen
bis 30 km/h Motorisierter Verkehr, Langsam fahrende Fahr-
D3 Zone 30 km/h-Straßen
Radfahrer zeuge, Fußgänger
(meist mit Gehweg)

Motorisierter Verkehr, Anlieger- und Wohnstraßen,


D4 langsam fahrende Fahr- Zone 30 km/h-Straßen
zeuge, Radfahrer, Fußgänger (meist ohne Gehweg)
Motorisierter Verkehr,
Fußgänger- und Einkaufszonen,
E1 langsam fahrende Fahr-
Fußwege
zeuge, Radfahrer
Schritt-
Fußgänger Motorisierter Verkehr, Fußgänger- und Einkaufszonen
geschwindigkeit
langsam fahrende Fahr- mit Lade- und Zubringerver-
E2
zeuge, Radfahrer kehr, verkehrsberuhigte Zonen
08 (Spielstraßen)

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licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

09 10

Planungshilfe Beleuchtungsklassen ▪ Konfliktzonen (Kreuzungen, Kreisverkehr), Betriebszeit der Anlage. Der Wartungswert
Die Checkliste „Planungshilfen zur Bestim- ▪ Parkende Fahrzeuge am Fahrbahnrand, entspricht in diesem Zusammenhang dem
mung der Beleuchtungsklassen“ hilft dem ▪ Visuelle Einflüsse im Gesichtsfeld (Wer- Mittelwert der Beleuchtungsstärke, der
Planer, die zu recherchierenden Fakten beanlagen Medienfassaden, etc.), nicht unterschritten werden darf. Um die
für die Ermittlung der Beleuchtungsklasse ▪ Leuchtdichte der Umgebung, beispielswei- Abnahme der Beleuchtungsstärke zu kom-
zusammenzutragen. Unter 3 Hauptpara- se eine Flutlichtanlage mit hoher Leucht- pensieren, muss die Neuanlage mit einer
metern werden hier die Anforderungen der dichte auf einer benachbarten Sportanlage, höheren Beleuchtungsstärke dimensioniert
unterschiedlichen Beleuchtungsklassen wodurch die visuelle Wahrnehmung auf werden (Neuwert). Bei der Lichtplanung
übersichtlich aufgelistet. Vor Benutzung der Straße gestört werden könnte, wird diese Abnahme mit dem Wartungs-
der Checkliste sollte die Beleuchtungssitu- ▪ Gesichtserkennung, um Absichten und faktor erfasst und gemäß der Gleichung
ation A1 bis E2 (siehe Tabelle 08, Seite 11) Verhalten entgegenkommender Personen Wartungswert = Wartungsfaktor x Neuwert
ermittelt sein. Die Buchstaben A-E in Klam- schnell einschätzen zu können, berücksichtigt.
mern geben an, welche Felder für welche ▪ Kriminalitätsrisiko – hierbei wird die Kri-
Beleuchtungssituation relevant sind. minalitätsrate in der näheren Umgebung Damit für die jeweilige Sehaufgabe der
der Straße mit den Kriminalitätsraten in Mindestwert der Beleuchtungsstärke auch
Basistabellen: Bewertungskriterien nach der weiteren Umgebung verglichen und unter Betriebsbedingungen vorhanden
DIN 13201-1 und DIN EN 13201-2 in die Planung mit einbezogen. ist, sind die in den einschlägigen Normen
▪ Durchschnittliches Verkehrsaufkommen, empfohlenen Beleuchtungsstärke- bzw.
▪ Kreuzungsdichte – viele Kreuzungen hin- Ergänzende Angabe nach DIN EN 13201-3 Leuchtdichtewerte als Wartungswerte
tereinander erhöhen die Kollisionsgefahr, zur Berechnung der Straßenbeleuchtung definiert.
▪ Schwierigkeitsgrad der Sehaufgabe, ▪ Leuchtenhersteller, Leuchtentyp, Bestü-
beispielsweise wenn, bedingt durch ckung und Lichtstärkeverteilungskurven, Wartungsfaktor
unterschiedliche Verkehrsteilnehmer und ▪ Wartungsfaktor der Beleuchtungsanlage Bei der Lichtplanung wird von Anfang
Geschwindigkeiten, die Auswertung der ▪ Angaben zur Geometrie der Straße, Stra- an ein Wartungsfaktor mit einberechnet,
Informationsquellen mehr Aufmerksam- ßenquerschnitt oder Lageplan mit Maßen sodass eine normgerechte Beleuchtungs-
keit erfordert, ▪ Definition der Berechnungsflächen, stärke während der gesamten Nutzungs-
▪ Bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberu- ▪ Angaben zur Aufstellung der Leuchten, dauer der Anlage gewährleistet ist. Ein
higung müssen sicher erkannt werden. mit Abstandangabe zur Straße, Wartungsfaktor von 0,8 beispielsweise
▪ Lichtpunkthöhe. bedeutet, dass der anfängliche Lichtstrom
Zusatztabellen: Bewertungskriterien nach von 100 Prozent bis zum Ende des War-
DIN 13201-1 und DIN EN 13201-2 Wartungswert tungsintervalls auf 80 Prozent zurückgehen
In den Zusatztabellen werden weitere Be- Infolge von Alterung und Verschmutzung wird. Der Wartungsfaktor (MF) setzt sich
wertungskriterien zur Klassifizierung eines von Lampen, Leuchten und von vorhan- zusammen aus:
Verkehrsweges ermittelt, die gegebenen- denen Reflexionsflächen verringert sich ▪ Lampenlebensdauerfaktor (LSF)
falls zu höheren Anforderungen an die die Beleuchtungsstärke beziehungs- Er beschreibt den Lampenausfall im
Beleuchtung führen können: weise die Leuchtdichte mit zunehmender Laufe der Nutzungsdauer,

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Planungshilfe zur Bestimmung der Beleuchtungsklasse
Download unter www.licht.de/check-strasse
Parameter Auswahlmöglichkeiten Antwor-
ten
Fläche (Geometrie)

Trennung der Richtungsfahr- ja


bahnen (A*) nein

Art der Knotenpunkte (A) Anschlussstelle


Kreuzung

Abstand zwischen Anschluss- > 3 km


stellen, Entfernung zwischen ≥ 3 km
Brücken (A)
Kreuzungsdichte (A, B) < 3 Kreuzungen / km
≤ 3 Kreuzungen / km

Konfliktzone (A, B) ja
nein

Bauliche Maßnahmen zur ja


Verkehrsberuhigung (B, C, D) nein

Verkehrsnutzung

▪ Lampenlichtstrom-Wartungsfaktor (LLMF) Verkehrsfluss Kraftfahrzeuge < 7.000 Fahrzeuge


Er beschreibt die Abnahme des Lampen- je Tag (A, B) 7.000 bis 15.000 Fahrz.
lichtstroms im Laufe der Nutzungsdauer, 15.000 bis 25.000 Fahrz.
▪ Leuchtenwartungsfaktor (LMF) > 25.000 Fahrzeuge
Er beschreibt den Einfluss der Ver-
Verkehrsfluss Radfahrer (C, D) normal
schmutzung des optischen Systems
der Leuchten. Entscheidend hierfür ist hoch
die Schutzart IP (Ingress Protection) der Verkehrsfluss Fußgänger (D, E) normal
Leuchte und der Verschmutzungsgrad
hoch
der Umgebung, sowie die festgelegten
Reinigungsintervalle (praxisüblich sind Schwierigkeit der Fahraufgabe normal
vier Jahre), (A, B, D) höher als normal
▪ Oberflächen-Wartungsfaktor (RSMF) Parkende Fahrzeuge (A, B, D) nicht vorhanden
Er beschreibt die Verringerung des Refle-
vorhanden
xionsgrades von Decke und Wänden, z. B.
in Fußgängerunterführungen, Tunneln, etc. Gesichtserkennung (C, D, E) nicht notwendig
notwendig
MF = LSF x LLMF x LMF x RSMF
Kriminalitätsrisiko (C, D, E) normal
höher als normal
Der Planer einer Beleuchtungsanlage muss
grundsätzlich den Wartungsfaktor angeben Umgebungseinflüsse und äußere Einflüsse
und alle Annahmen aufführen, die zu dessen
Komplexität des Gesichtsfeldes normal
Bestimmung gemacht wurden. Ergänzend
muss ein umfassender Wartungsplan erstellt (A, B, D) hoch
werden, der sowohl ein Intervall für den Leuchtdichte der Umgebung niedrig
Lampenwechsel als auch ein Intervall für die (A, B, C, D, E) mittel
Reinigung der Leuchten bzw. die Reini-
hoch
gungsmethoden enthält.
Haupt-Wettertyp (A, B) trocken

[09, 10] Wichtiges Kriterium für eine Anmerkung: In Deutschland wird nass
normgerechte Beleuchtung ist die gleich- üblicherweise der Haupt-Wetter-
mäßige Ausleuchtung der Straße und die
typ „trocken“ gewählt
Vermeidung von Dunkelzonen.

[11] Die Planungshilfe dient als Vorlage * Jeweils angegeben sind die Beleuchtungssituationen, für die
zur Bestimmung der notwendigen Fakten die Beurteilung des jeweiligen Parameters notwendig ist.
11
zur Ermittlung der Beleuchtungsklasse.

13
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Nachhaltigkeit und Umwelt


Scheint das Licht der Straßenbeleuchtung nachts ins Schlafzimmer, wird der Mensch in seiner Ruhephase
gestört. Doch auch die Tier- und Pflanzenwelt reagiert sensibel auf künstliches Licht in ihrem nächtlichen
Lebensraum. Moderne Beleuchtungsanlagen schaffen hier weitgehend Abhilfe.

Als „Lichtverschmutzung“ oder „Lichtsmog“ den in der letztmalig 2012 aktualisierten


wird bei der Beleuchtung städtischer "Richtlinie zur Messung und Beurteilung
Ballungsräume die Lichtimmission bezeich- von Lichtimmissionen" (Licht-Richtlinie)
net, die nach oben strahlt und den Himmel die Wirkungen von Lichtimmissionen auf
erhellt. Künstliches Licht durch Straßenbe- Wohnräume durch Beleuchtungsanlagen
leuchtung, angestrahlte Bauwerke, Flutlicht- zusammengefasst. Der Länderausschuss
anlagen und Leuchtreklame haben vielfäl- für Immissionsschutz (LAI) hat diese den
tige Auswirkungen auf Mensch und Natur. Umweltschutzbehörden zur Anwendung
Nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz empfohlen. Einige Bundesländer haben
(BImSchG) werden Lichtimmissionen als dazu bereits „Licht-Richtlinien“ erlassen.
schädliche Umwelteinwirkungen einge- Mehrere europäische Länder wie Tsche-
stuft, wenn sie durch ihre Art, Ausmaß oder chien, Slowenien, Italien und Spanien ha-
Dauer Gefahren, erhebliche Nachteile ben darüber hinaus bereits Gesetze zum
oder Belästigungen für die Allgemeinheit Schutz des Nachthimmels verabschiedet.
herbeiführen. Deshalb ist es wichtig, diese
Faktoren bereits bei der lichttechnischen Lichtimmissionen, die durch die Straßen-
Planung zu berücksichtigen. beleuchtung hervorgerufen werden, lassen
sich durch den Einsatz moderner Straßen-
In Deutschland geben bislang weder und Außenleuchten effektiv reduzieren. Der
das Gesetz noch verwaltungsrechtliche Markt bietet in diesem Bereich eine große
Bestimmungen konkrete Grenzwerte Anzahl geeigneter Leuchten an, die, mit
für Lichtimmissionen in der öffentlichen energieeffizienten Lichtquellen (beispiels-
Straßenbeleuchtung vor. Allerdings weise mit LEDs) und ausgefeilten Optiken
können Mess- und Bewertungsmethoden bestückt, das Licht nur dorthin lenken, wo
[12, 13] Eine nachhaltige und umweltver- sowie die daraus abgeleiteten maximal es auch wirklich gebraucht wird.
trägliche Beleuchtung ist durch Leuchten zulässigen Werte der LiTG (Deutsche
mit Reflektortechnik oder LEDs erreich-
Lichttechnische Gesellschaft, Publikati- Lebensräume von Insekten schützen
bar. Das Licht kann damit ganz präzise
dort hingebracht werden, wo es benötigt on Nr. 17/1998) für eine Bewertung der Da künstliches Licht Insekten anlockt, wer-
wird und unnötige Streuverluste werden Lichtimmissionen herangezogen werden. den diese empfindlich in ihrem natürlichen
vermieden. Weitere Infos auf www.litg.de. Zudem wer- Lebensrhythmus gestört. Für die meisten

Leuchten ohne Reflektortechnik LED-Leuchten / Leuchten mit Reflektortechnik


▪ Lichtverschmutzung des Nachthimmels ▪ Keine Abstrahlung in den Nachthimmel und in die Häuser
▪ Licht strahlt in Vorgärten und Häuser ▪ Licht strahlt nur dorthin, wo es wirklich benötigt wird
12 ▪ Hohe Streuverluste, schlechter Wirkungsgrad © licht.de 13 ▪ Sehr guter Wirkungsgrad © licht.de

14
nachtaktiven Insekten gilt, dass sie die CO2-armen Wirtschaft bis 2050“ untersucht Leuchtstofflampen und Glühlampen sind
spektrale Zusammensetzung und die Hel- sie neue Wege zur Senkung der Treibhaus- die ersten Stufen dieser EU-Verordnung
ligkeit des Lichts von Leuchtstofflampen gasemissionen um 80 bis 95 Prozent. in Deutschland bereits umgesetzt. Für die
und Quecksilberdampf-Hochdrucklampen Straßenbeleuchtung gelten besondere
deutlich stärker wahrnehmen als die Men- Hohe CO2-Einsparung durch LED Anforderungen wie beispielsweise die aus-
schen. Auch das schwache Mondlicht, das Das Beratungsunternehmen McKinsey legt schließliche Verwendung von Lampen mit
Insekten vermutlich zur Orientierung nut- in einer im August 2011 veröffentlichten hoher Lichtausbeute. Städte und Kommu-
zen, empfinden sie als deutlich heller. Das Studie dar, dass Beleuchtungslösungen nen werden damit aufgefordert, veraltete
Licht von Natriumdampf-Hochdrucklampen auf LED-Basis im Vergleich zu anderen Lichtanlagen auf energieeffiziente Techno-
dagegen nehmen sie als nicht so hell Klimaschutzmaßnahmen bei künftigen logien, beispielsweise LED, umzurüsten.
wahr, da die meisten Insekten gegenüber Entwicklungen in der Lichtbranche das
orangen und roten Spektralanteilen weni- höchste CO2-Einsparpotenzial bieten. Die Wohin mit alten Lampen und Leuchten?
ger empfindlich sind. Aufgrund der nicht Studie kommt zu dem Ergebnis, dass für Das Elektro- und Elektronikgerätegesetz
vorhandenen UV-Strahlung ist aber auch die Einsparung von 1 Tonne CO2 pro Jahr (ElektroG) regelt die Rücknahme und
LED-Licht als insektenfreundlich einzuord- durch energieeffiziente LED-Beleuchtung umweltverträgliche Entsorgung von Elektro-
nen. Siehe dazu auch Grafik 14. nur ein Fünftel der Kosten anfallen, die und Elektronikgeräten. Zuständig sind dafür
aufgebracht werden müssten, wenn die Hersteller/Importeure, die diese Aufgabe
LED-Leuchten werden positiv bewertet gleiche Menge CO2 durch den Einsatz von auch an Dritte übertragen können. Weiter-
Im Zuge des Wettbewerbes „Kommunen Solaranlagen eingespart werden würde. führende Informationen gibt der ZVEI unter
in neuem Licht“ wurde, unterstützt durch www.zvei.org. Ausgediente Lampen und
das Bundesministerium für Bildung und Ökodesign-Richtlinie (ErP) Leuchten, die in der Straßenbeleuchtung
Forschung (BMBF), unter anderem die Am 20. November 2009 trat die ErP Richt- eingesetzt waren, werden in Deutschland
Akzeptanz der LED-Straßenbeleuchtung er- linie (Energy-related Products) - auch von dem Gemeinschaftsunternehmen Light-
mittelt. Im Vergleich mit der konventionellen Ökodesign-Richtlinie genannt - in Kraft und cycle Retourlogistik und Service GmbH
Technik wurde die LED-Lösung in den Um- ersetzt die vormalige EuP-Directive (Energy (www.lightcycle.de) angenommen. Des
fragen durchgehend bevorzugt. Es zeigte using Products). Sie legt Anforderungen an Weiteren gibt es lokale Händler und Hand-
sich eine hohe Akzeptanz in der Bevölke- die umweltgerechte Gestaltung energiever- werksbetriebe, die sich an der fachgerech-
rung, besonders im Hinblick auf Farbtreue, brauchsrelevanter Produkte fest. Danach ten Entsorgung beteiligen.
Helligkeits- und Sicherheitsempfinden. muss jeder Hersteller technische Informati-
onen zu seinem Produkt in einer begleiten- Schädliche Stoffe in Lampen
Strom sparen – CO2-Emissionen reduzieren den Dokumentation sowie im Internet zur Mit der im Mai 2011 novellierten Fassung
Mit jeder Kilowattstunde Strom, die einge- Verfügung stellen. Vorrangiges Ziel ist es, der RoHS-Richtlinie (Restriction of the use
spart wird, sinkt der Ausstoß der Kohlendi- veraltete Leuchtstofflampen, Hochdruck- of certain Hazardous Substances) werden
oxid (CO2)-Emission. Deshalb ist Energie- entladungslampen (insbesondere Queck- Hersteller von Beleuchtungskörpern in der
sparen auch Klimaschutz. Die Europäische silberdampf-Hochdrucklampen) sowie EU verpflichtet, schädliche Stoffe wie Blei,
Kommission verfolgt diesbezüglich ehrgei- ineffiziente Vorschaltgeräte nach und nach Quecksilber, Nickel oder Cadmium nur
zige Ziele: In ihrer Mitteilung „Fahrplan für vom Markt verschwinden zu lassen. Mit den in vorgegebenen, minimalen Mengen zu
den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen aus dem Verkehr genommenen ineffizienten verwenden.

Insektenflug an unterschiedlichen Lichtquellen


[14] Studie von Prof. Dr. Gerhard
Anzahl der angelockten Tiere pro Falle/Nacht

Eisenbeis zur Insektenverträglichkeit von


240
LEDs im Vergleich zu herkömmlichen
200 219,7 Lichtquellen. Untersucht wurde das
Anflugverhalten von Insekten bei sechs
160 unterschiedlichen Lichtquellen. Im Un-
tersuchungszeitraum (Sommer 2011) in
120 127,5 Frankfurt am Main wurden die getesteten
98,9
Lichtquellen mit Insektenfanggefäßen
80 versehen, täglich ausgeleert und die Aus-
71,6
beute gezählt. Folgende Lampentypen
40
37,4 wurden eingesetzt:
0 ▪ Quecksilberdampf-Hochdrucklampen
Quecksilberdampf- Halogen- Natriumdampf- LED LED ▪ Halogen-Metalldampflampen
Hochdrucklampen Metalldampf- Hochdruck- kaltweiß warmweiß ▪ Natriumdampf-Hochdrucklampen
lampen lampen © licht.de ▪ LED kaltweiß
14 ▪ LED warmweiß

15
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Produktqualität
Außenleuchten sind Investitionsgüter und oft weit über 20 Jahre im Einsatz. Hier sollte unbedingt auf langle-
bige und hochwertige Produkte gesetzt werden, sonst wird das vermeintlich günstigere Produkt auf längere
Sicht das deutlich teurere.

Wenn es darum geht, die richtige Leuchte ▪ Eine hohe Farbwiedergabe (Ra), je nach
für den gewünschten Verwendungszweck Anforderung durch die Nutzer.
zu ermitteln, braucht der Planer zunächst ▪ Konstante Lichtfarbe (in Kelvin) und kon-
einmal die konkreten Leistungsdaten der stantes Helligkeitsniveau beim Einsatz
Leuchte: Lichtstrom, Leistungsaufnahme, von mehreren Leuchten desselben Typs.
Lebensdauer, Wartungsfaktor, erwarteter ▪ Guter Wartungsfaktor MF (Maintenance
Lichtstromrückgang, Leuchtenbetriebswir- Factor).
kungsgrad bei konventionellen Leuchten ▪ Hohe Lichtausbeute der Leuchten. Diese
beziehungsweise die Lichtausbeute in lm/W sollte allerdings immer in Verbindung
bei LEDs und die Möglichkeit einer Nachtab- mit einer Lichtplanung beurteilt werden,
senkung. Entscheidend ist hierbei immer denn nur so kann das abgegebene Licht
das „Gesamtsystem Leuchte“, nicht die auch in seinem Umfeld bewertet werden.
einzelnen Komponenten. ▪ Angemessene Lichtstärkeverteilung.
Lichtstärkeverteilungskurven (Leuchten-
Basis für die Produktauswahl: Kriterien für datensätze) und planungsunterstützen-
Qualitätsprodukte und Lichtqualität de Daten (z.B. EULUM-DAT) dienen hier
▪ Hochwertiges Gehäusematerial (z.B. Alu- als Entscheidungsgrundlage.
minium, Einscheibensicherheitsglas, etc.). ▪ Die Leistungsaufnahme der Leuchte und
▪ Hochwertige Lacke sowie eine geringe der zu erwartende Lichtstromrückgang.
Anzahl an tragenden Kunststoffteilen. Für einen realistischen Produktvergleich
▪ LED-Komponenten sollten auch nach eini- muss auf identische Rahmenparameter
gen Jahren noch in gleicher Lichtqualität geachtet werden.
lieferbar sein.
▪ Auswechselbare Standardkomponenten. Thermomanagement
▪ Gute Wärmeableitung bei LED-Leuchten; Bei LED-Leuchten ist ein gutes Thermo-
Das technische Datenblatt gibt Auf- management unerlässlich. Nur wenn die
schluss über die maximal zulässigen LEDs beim Betrieb nicht zu heiß werden,
Grenztemperaturen. können sie Ihre lange Nutzlebensdauer

[15] Zur Ermittlung der Lebensdauer- Lichtstrom L80 B90 75.000 Std.
Lichtstromrückgang bei LEDs
angaben von LED-Leuchten und Kompo- Lichtstrom L80 B50
Hinweis:60.000 Std.
Die hier angegebenen Werte dienen der Veranschaulichung Lichtstrom L80 B90 75.000 Std.
nenten werden Lichtströme und Ausfälle und sind nicht allgemein gültig Lichtstrom L80 B50 60.000 Std.
Lichtstrom L80 B10 50.000 Std.
über 6.000 Stunden (LED-Leuchten) bzw. Lichtstrom L80 B10 50.000 Std.
10.000 Stunden (LED-Komponenten) ge- 100
messen. Die für das Produkt angegebene
Lebensdauer wird aufgrund der gewonne-
Zeitraum von 6.000 bis 10.000 Std.

80
Vom Hersteller extrapolierte Werte

nen Daten herstellerindividuell extrapoliert.


Zeitraum von 6.000 bis 10.000 Std.
Lichtleistung in Prozent

Vom Hersteller extrapolierte Werte

Der Wert des Lichtstroms (L-Wert) muss


immer in Verbindung mit der Betriebsdauer
Gemessene Werte über einen

60
angegeben werden. Der B-Wert beschreibt
den Zeitpunkt, bis zu dem ein bestimmter
Prozentsatz der Bauteile ausgefallen ist. 40
Beispiel: B50 bezeichnet den Zeitpunkt, an
dem 50 Prozent einer Menge gleichartiger
20
LED-Leuchten den deklarierten Lichtstrom-
anteil (x) am Ende der Bemessungsdauer
10.000 (L) unterschreiten.
20.000 Wird50.000
30.000 40.000 kein B-Wert ange-
60.000 70.000 80.000 90.0000 100.000
geben, gilt Lx B50. Dabei wird grundsätz-
Lebensdauer in Stunden10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000
0
lich die gesamte Leuchte bewertet, nicht
15 © licht.de Lebensdauer in Stunden
nur ein Bauteil oder eine einzelne LED.
© licht.de

16
und Energieeffizienz erreichen. Um die Verschmutzungsgrad der Umgebung, über viele Jahre. Eine technische und
Wärme über eine möglichst große Fläche eingeteilt in folgende Bereiche: regionale Betreuung sowie persönliche An-
abführen zu können, wird die LED-Platine ▪ Hoher Verschmutzungsgrad sprechpartner und Schulungsmöglichkei-
beispielsweise an das Leuchtengehäuse Rauch- und Staubwolken, z.B. in Indust- ten sind darüber hinaus wünschenswert.
angebunden. riegebieten.
▪ Mittlerer Verschmutzungsgrad Entsorgung
Binning Bei hohem Verkehrsaufkommen mit mitt- Schon bei der Anschaffung sollte auch das
Bei der Produktion von LEDs kommt lerer Rauch- und Staubentwicklung. Entsorgungskonzept zur Entscheidungs-
es auch innerhalb einer Charge immer ▪ Niedriger Verschmutzungsgrad findung mit einbezogen werden. Hersteller
wieder zu Abweichungen hinsichtlich Ausschließlich in Wohngebieten und geben Informationen über Recyclingfähig-
Lichtstrom, Farbtemperatur und Vorwärts- ländlichen Regionen ohne Rauch- und keit, einfache Demontage und Wertstoff-
spannung. Um eine konstante Lichtqua- Staubbelastung. trennung. Dabei sollte auch darauf
lität mit gleichem Helligkeitsniveau und geachtet werden, dass nur ein möglichst
einheitlicher Lichtfarbe zu gewährleisten, Sicherheit, Garantie, Wartung geringer Teil an Sonderabfall entsteht.
wird über Klassifizierung und Sortierung Bei der Auswahl des Leuchtenherstellers
www.
(Binning) dafür gesorgt, dass alle LEDs sollte unbedingt auf Qualität und Service Der ZVEI Leitfaden „Planungs-
einer Charge annähernd gleiche Werte geachtet werden. Der Hersteller muss sicherheit in der LED-Beleuchtung“ bietet
aufweisen. die Sicherheit seiner Produkte nach den weitere Informationen zum Thema Produkt-
Vorgaben entsprechender europäischer qualität. PDF-Download unter: www.zvei.org.
Herstellerbezogene Qualifikationskriterien Normen garantieren. Die Garantieerklä-
Eine Zertifizierung des Herstellers über rung sollte mit verbindlicher Hersteller-
DIN/ISO-9001 bestätigt qualitätsorientierte verpflichtung und klarem Garantieinhalt
Entwicklungs-, Herstellungs- und Vertriebs- versehen sein, da manche Herstellerga-
prozesse sowie die Abwicklung von Rekla- rantien nur eingeschränkt gültig und beim
mationen nach festgelegten Standards. Händlerwechsel nicht durchsetzbar sind.
Um eine hohe Produktqualität abzusi- Deutschsprachige Montageanleitungen
chern und verlässliche Leistungsdaten zu und Datenblätter für die sichere Installa-
ermitteln, sollte der Hersteller zudem über tion und Beurteilung sind in Deutschland
ein eigenes Labor oder einen kompetenten gesetzlich vorgeschrieben und müssen
Dienstleister verfügen. verfügbar sein.

Wartungsfaktor und Verschmutzungsgrad Die Reparatur- und Wartungsfreundlich-


Der Wartungsfaktor der Leuchten (sie- keit der Leuchte sollten selbstverständlich
he auch Seiten12-13) berücksichtigt ein sein. Service und Unterstützung vor und
Reinigungsintervall (praxisüblich sind nach dem Kauf sorgen für einen konflikt-
vier Jahre). Er ist zudem abhängig vom freien Betrieb der Beleuchtungsanlage

[16] Mit der „Ulbricht-Kugel“ wird der un-


gleichförmig verteilte Lichtstrom aus allen
Richtungen gesammelt, um die Beleuch-
tungsstärke zu messen. Das Photometer
im Inneren der Kugel misst die Beleuch-
tungsstärke in Lux bzw. den Lichtstrom in
00
16
26 Lumen.

17
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Lichtmanagement
Lichtmanagementsysteme ermöglichen Städten und Kommunen variable und intelligente Lichtlösungen für die
Außenbeleuchtung. Damit können sie ganz flexibel auf das jeweilige Verkehrsaufkommen reagieren, Leuchten
schalten oder dimmen und damit im Betrieb die Energiekosten deutlich minimieren.

Mit Lichtmanagementsystemen in der sen und gleichzeitig die Verkehrssicherheit


Außenbeleuchtung lassen sich beträchtli- zu erhöhen. Bei höherem Verkehrsaufkom-
che Energieeinsparpotenziale erschließen. men, an Stellen mit erhöhter Unfallgefahr
Jeder einzelne Lichtpunkt kann je nach Be- oder bei ungünstigen Witterungsbedingun-
darf ein- und ausgeschaltet oder gedimmt gen wird das Beleuchtungsniveau angeho-
werden. Zudem werden Informationen ben, in Zeiten mit geringem Verkehrsauf-
über Betriebszustand, Energieverbrauch kommen gesenkt.
und Ausfälle gesammelt und mit exakter
Zeit- und Positionsangabe auf einem zen- Lichtmanagementsysteme reduzieren eine
tralen Rechner gespeichert. Betreiber von bewusst geplante Überdimensionierung
Straßenbeleuchtungsanlagen werden dabei und dimmen beispielsweise eine 150 W-
unterstützt, die Sicherheit auf der Straße Leuchte auf die benötigte Leistung von
durch ein angepasstes Beleuchtungs- 120 W. Durch dieses intelligente Eingreifen
niveau zu gewährleisten. Zudem werden kann der Energieverbrauch verringert wer-
ausgefallene Lichtpunkte direkt gemeldet. den. Zudem werden die CO2-Emissionen
Vorausschauende Wartungskonzepte kön- sowie die Wartungskosten reduziert und die
nen schon im Vorfeld erstellt werden und Zuverlässigkeit verbessert.
unterstützen die Arbeitsabläufe. Die Vorteile im Überblick:
▪ Energieeinsparung,
Bedarfsorientierte Beleuchtung ▪ Situationsgerechtes Lichtniveau,
[17 - 20] Die Steuerungsmöglichkeiten Durch die immer weiter verbreitete Nutzung ▪ Weniger Treibhausgase,
der Straßenbeleuchtung sind vielfältig. Ob elektronischer Betriebsgeräte und moderner ▪ Effizientere Wartung,
die Steuerung autark, per Powerline oder Lichtquellen ist die Beleuchtung flexibler ge- ▪ Verbesserung der Sicherheit, Schäden
per Funk bewerkstelligt wird, muss der
worden. Einzelne Lichtpunkte oder Gruppen können schneller behoben werden.
Betreiber für sich entscheiden. Vorteile
bieten auf jeden Fall Systeme, die auch lassen sich bedarfsorientiert digital schalten Über geringere Energie- und Instandhal-
Rückschlüsse über Störungen oder Lam- oder dimmen, um das Beleuchtungsniveau tungskosten hinaus ermöglichen moderne
penausfälle zulassen. den tatsächlichen Erfordernissen anzupas- Lichtmanagementsystem-Lösungen (LMS)

Beispielhafte Komponenten für ein Lichtmanagementsystem mit Powerline oder Funk

1 Zentralserver mit Nutzer-Software


2 Übertragungsweg zum Server
3 Kommunikationsbaustein Leuchten-Controller
4 Powerline- oder Funkübertragung
5 Koppelbaustein und EVG/Leuchte

1 2 4
17 © licht.de

18
auch die Überwachung einzelner Licht- muss jede Leuchte direkt vor Ort durch Steuergerät, das als Leuchten-Controller
punkte. Dadurch kann beispielsweise fest- einen Fachmann neu programmiert werden. die Steuerbefehle ausgibt. Der Vorteil der
gestellt werden, ob einzelne Leuchtmittel Zudem erlaubt dieses System keine Rück- Powerline Lösung liegt in einem Höchstmaß
defekt sind und mit wie viel Leistung schlüsse über ausgefallene Leuchtmittel etc. an Flexibilität und Sicherheit.
die Leuchte gerade betrieben wird. Die
Industrie bietet Lichtmanagementsystem- Tele-Management-Systeme Funklösung
Lösungen in verschiedenen Ausbaustufen Anders als bei der autarken Lichtsteuerung Im Gegensatz zum Powerline-Verfahren
an. Im Folgenden werden diese Möglichkei- werden bei Tele-Management-Systemen die wird bei einer Funklösung das Steuerungs-
ten kurz dargestellt und Vor- und Nachteile Leuchten von einer zentralen Steuereinheit signal nicht über das Stromnetz, sondern
miteinander verglichen. geregelt. Jeder Lichtpunkt bekommt eine per Funk übertragen. Das Prinzip ist
eigene Adresse zugewiesen, wodurch er dennoch sehr ähnlich. Auch hier wird ein
Autarke Lichtsteuerung exakt gesteuert und überwacht werden Steuergerät benötigt, welches dann über
Die einfachste Möglichkeit ist eine autarke kann. Von der Steuerzentrale aus kann über Funktechnik die Signale an die Vorschalt-
Lichtsteuerung, bei der die Steuereinheit eine Internetverbindung das Steuergerät geräte überträgt. Wenn das Vorschaltgerät
im Vorschaltgerät integriert ist. Bei dieser angesteuert oder die Programmierung den Funkstandard nicht unterstützt, muss
„Stand-Alone-Lösung“ sind keine zusätz- verändert werden. In der anderen Richtung auch hier ein Koppler eingesetzt werden,
lichen Steuerleitungen oder Steuergeräte können Informationen der Beleuchtungs- der die Funksignale für das Vorschaltgerät
notwendig. Technisch funktioniert das, anlage, wie beispielsweise Störungen, übersetzt. Die Koppler dienen meist auch
indem eine sogenannte „Astro-Uhr“ verbaut ausgewertet werden. Zur Datenübertragung als Signalverstärker (Repeater), die die
wird, die bei der Programmierung mit zwischen Steuergerät und Leuchte bzw. ankommenden Signale verstärken, sodass
Standortdaten versorgt wird. Die Beleuch- EVG gibt es zwei unterschiedliche Verfah- auch weit entfernte Lichtpunkte angesteu-
tung kann sich dann gemäß den program- ren: Erstens das Powerline-Verfahren und ert werden können.
mierten Zeiten und Helligkeitsniveaus zweitens die Funklösung.
selbstständig regeln. Je nach Funktionsum- Die Datenübertragung, sowohl beim Power-
fang – der vom Leuchtentyp und Hersteller Powerline-Verfahren line-Verfahren als auch bei der Funklösung,
abhängig ist – lassen sich unterschiedliche Bei einer Lichtsteuerung über Powerline ist gleichermaßen zuverlässig und ermög-
Helligkeitsniveaus hinterlegen. werden die Steuersignale über die vor- licht eine bidirektionale Kommunikation
handenen Stromleitungen übertragen. Ein zwischen Steuergerät und Lichtpunkt. Neue
Der Vorteil der autarken Lichtsteuerung entsprechender Empfänger nimmt das Programmierungen können von einem
besteht darin, dass keine zusätzlichen Kom- Powerline Signal auf und wandelt es aus- zentralen Ort aus erledigt werden. Durch
ponenten wie zentrale Steuergeräte und lesbar um (z.B. DALI). Eine Ansteuerung einen einheitlichen Standard ist der Einsatz
Steuerleitungen notwendig sind. Allerdings funktioniert grundsätzlich nur mit elektroni- zudem herstellerunabhängig. Allerdings ist
muss hier jedes Gerät einzeln programmiert schen Vorschaltgeräten (EVG). Ein Kupp- die Technik relativ komplex, sodass Installa-
werden. Sollten sich im Nachhinein Ände- lungsmodul macht dabei die Signale für tion und Programmierung nur durch Fach-
rungen bei den Einstellungen ergeben, so das EVG nutzbar. Erforderlich ist zudem ein betriebe vorgenommen werden sollten.

Autarke Lichtsteuerung Lichtsteuerung über Powerline-Verfahren Lichtsteuerung über Funk


▪ Steuerung wird an jeder Leuchte direkt programmiert ▪ Das vorhandenes Stromnetz wird zur Steuerung genutzt ▪ Steuerungssignal wird per Funk übertragen
▪ Steuerung nur vor Ort möglich ▪ Automatische Meldung von Lampenausfällen möglich ▪ Signalverstärker in den Leuchten erweitern das Netz
▪ Keine automatische Meldung von Lampenausfällen ▪ Steuerung von einem zentralen Ort aus ▪ Automatische Meldung von Lampenausfällen möglich
▪ Steuerung von einem zentralen Ort aus

18 © licht.de 19 © licht.de 20 © licht.de

19
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

21

22 23

20
Nebenstraßen und verkehrsberuhigte Zonen
Die Beleuchtung von Anlieger- und Wohnstraßen mit Geschwindigkeiten bis 30 km/h muss in erster Linie die
Belange der schwachen Verkehrsteilnehmer berücksichtigen, denn für sie ist die Unfallgefahr besonders groß.
Im Fußgängerbereich sollten sich Passanten gut erkennen können um das Sicherheitsempfinden zu erhöhen.

Wenn es darum geht, die Reaktions- den müssen. Aber nicht nur Licht auf der nen von Personen hilft zudem dabei, sich
fähigkeit des Kraft- oder Radfahrers Fahrbahn ist wichtig, auch angrenzende schneller auf Gefahrensituationen einzu-
zu optimieren, ist – neben einer Ge- Bereiche müssen ausreichend beleuch- stellen und reagieren zu können. Täter
schwindigkeitsreduzierung – die rich- tet werden. Dabei muss aber auch berück- scheuen grundsätzlich die Helligkeit aus
tige Beleuchtung gefordert. Durch ein sichtigt werden, dass die Wohnqualität Angst, erkannt zu werden. Eine mittlere
ausreichend hohes und gleichmäßiges der Anwohner nicht durch Lichtimmissi- Beleuchtungsstärke von 2 bis 15 Lux
Beleuchtungsniveau werden Personen on beeinträchtigt werden darf. Moderne und eine halbzylindrische Beleuchtungs-
oder Gegenstände, die oft ganz unvermit- LED-Leuchten beispielsweise beleuchten stärke von 0,5 bis 3 Lux, gemessen in
telt auftauchen, schneller wahrgenommen nur den relevanten Bereich der Straße einer Höhe von 1,5m über dem Boden,
und damit schwere Unfälle vermieden. bzw. des Fahrrad- und Fußweges. Streu- sorgt für das notwendige Maß an Sicher-
Insbesondere bei Anlieger- und Wohn- licht in Richtung der Fenster und Gärten heit und Komfort.
straßen ohne Gehweg ist die Unfallgefahr von Anwohnern sowie eine Abstrahlung
besonders hoch. in Richtung Himmel werden damit auf ein
Minimum reduziert.
[21, 22] Die Beleuchtung in verkehrsbe-
Bewertet werden Anlieger- und Wohn-
ruhigten Zonen sorgt für eine angenehme
straßen über die mittlere und minimale Licht sorgt für mehr Sicherheit Stimmung und ein Gefühl von Sicherheit.
horizontale Beleuchtungsstärke. Je nach In der Fürsorgepflicht der Kommunen Am Tag wird die Leuchte als Objekt im
gegebener Situation kann eine mittlere gegenüber ihren Bürgern liegt neben Raum wahrgenommen und kann so den
Beleuchtungsstärke von 2 bis 15 Lux erfor- der Verkehrssicherheit auch die Eindäm- Auftritt einer Stadt positiv beeinflussen.
derlich sein. Maßnahmen zur Verkehrsbe- mung des Kriminalitätsrisikos. Durch eine
[23, 24] Moderne, energiesparende
ruhigung, parkende Autos, Einstufung der gute Beleuchtung wird das subjektive LED-Straßenleuchten schonen die Umwelt
Fahraufgabe – das sind typische Auswahl- Sicherheitsempfinden von Passanten und und sind darüber hinaus auch noch beson-
kriterien, die gesondert berücksichtigt wer- Anwohnern erhöht. Das sichere Erken- ders wartungsfreundlich.

Bewertungskriterien
Anlieger- und Wohnstraßen, Tempo 30 Zonen mit oder
ohne Gehweg (Beleuchtungssituation D3 und D4
nach DIN 13201):

▪▪ Anlieger- und Wohnstraßen werden über die mitt-


lere und minimale horizontale Beleuchtungsstärke
bewertet.
▪▪ Je nach örtlicher Situation kann eine mittlere Beleuch-
tungsstärke von 2 Lux bis 15 Lux erforderlich sein.
▪▪ Zu berücksichtigende Auswahlkriterien sind Maß-
nahmen zur Verkehrsberuhigung, parkende Autos,
Einstufung der Schwierigkeit der Fahraufgabe.
▪▪ Minimale Beleuchtungsstärke 0,6 Lux bis 3 Lux, um
die erforderliche Gleichmäßigkeit zu erzielen.
▪▪ Eine angemessene halbzylindrische Beleuchtungsstär-
ke von 0,5 bis 3 Lux erleichtert das Erkennen entge-
genkommender Personen und dient der Eindämmung
von Kriminalität.

24

21
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Hauptverkehrsstraßen
Nachts vom Flugzeug aus gut zu erkennen, durchziehen Hauptverkehrsstraßen unsere Städte wie Adern den
menschlichen Körper. Aus der Nähe betrachtet, ist eine gute Beleuchtung hier vor allem im Hinblick auf die
Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gefordert.

Der Verkehr auf den Hauptverkehrsstraßen, sind vielfältige Kriterien zu beachten. Wird Dazu sind folgende Fragen zu klären:
Verbindungsstraßen und Sammelstraßen der Straßenraum beispielsweise von allen ▪ Wer sind die Hauptnutzer?
sowie in geschlossenen Ortschaften ist vor Verkehrsteilnehmern wie Autofahrern, ▪ Gibt es bauliche Maßnahmen zur Ver-
allem dadurch gekennzeichnet, dass viele Fahrradfahrern und Fußgängern gemeinsam kehrsberuhigung?
ganz und gar unterschiedliche Hauptnutzer benutzt, muss die Beleuchtung ganz anders ▪ Behindern parkende Fahrzeuge die Sicht?
daran teilnehmen. Da ist das Schulkind, das bewertet und ausgeführt werden, als wenn ▪ Wie schwierig ist die Fahraufgabe?
auf den Bus wartet, der Arbeitnehmer, der eine Abtrennung durch Fahrradweg und ▪ Gibt es Kurven oder Steigungen?
im Auto oder mit dem Zweirad auf dem Weg Bürgersteig besteht. Entscheidend sind da- ▪ Gibt es Konfliktzonen?
zur Arbeit ist und der LKW, der die Super- rüber hinaus aber auch die Übersichtlichkeit ▪ Wie hoch ist die Kreuzungsdichte?
märkte mit frischen Waren beliefert. Sie alle der Straße, die Ablenkung der Verkehrsteil- ▪ Wie komplex ist das Gesichtsfeld?
sind gleichermaßen darauf angewiesen, nehmer durch Schaufenster, Leuchtreklame Im Fall einer höheren lichttechnischen
dass Straßen, Radwege und Bürgersteige etc. und mit welcher Geschwindigkeit die Anforderung bietet die DIN 13201-1 eine
gut beleuchtet sind, um von den anderen Kraftfahrer unterwegs sind. detaillierte Auswahlmatrix an, mit der das
Verkehrsteilnehmern gut wahrgenommen zu notwendige Beleuchtungsniveau ermittelt
werden und selbst Objekte und Hindernisse Für eine normgerechte Lichtplanung muss werden kann.
frühzeitig und sicher zu erkennen. zunächst überprüft werden, welche beson-
deren Merkmale und Gegebenheiten vorlie- Das lichttechnische Bewertungskriterium
Für die Ermittlung und Berechnung einer gen um eine korrekte Einstufung der licht- für Hauptverkehrsstraßen ist, vom Stand-
guten und normgerechten Beleuchtung technischen Anforderungen vorzunehmen. ort des Betrachters aus gesehen, die

25

22
Fahrbahnleuchtdichte, die abhängig ist
von der Position der Leuchten, dem Licht-
strom der Lampen, der Blendungsbegren-
zung sowie den Reflexionseigenschaften
der Straßenoberfläche.

Das Helligkeitsniveau angrenzender Rad-


und Fußwege muss der Fahrbahnhellig-
keit der Straße angepasst sein, um eine
Gleichmäßigkeit bei der Beleuchtung zu
gewährleisten. Bei Straßen ohne angren-
zende Verkehrsflächen sorgt ein aus-
gewogenes Verhältnis zur Umgebungs-
Beleuchtungsstärke für eine bessere
räumliche Orientierung.

[25-27] Eine gute Beleuchtung der


Hauptverkehrsstraßen sorgt für Sicher-
heit. Das Beleuchtungsniveau muss
sich am Bedarf der Nutzer orientieren
und Konfliktzonen oder Gefahrenstellen
besonders herausheben.

26

Bewertungskriterien
Hauptverkehrsstraßen, Verbindungsstraßen, Sammelstraßen
(Beleuchtungssituation B1 und B2 nach DIN 13201):
▪▪ Lichttechnisches Bewertungskriterium für Hauptverkehrs-
straßen ist die mittlere Fahrbahnleuchtdichte. In Konflikt-
zonen, gekrümmten oder kurzen Straßenabschnitten wird
ersatzweise die mittlere Beleuchtungsstärke und deren
Gleichmäßigkeit herangezogen.
▪▪ Erforderlich ist, je nach örtlicher Situation, eine mittlere
Leuchtdichte von 0,3 bis 2 Candela/m².
▪▪ Zu berücksichtigende Auswahlkriterien: Umgebungs-
Beleuchtungsstärkeverhältnis, seitenwechselnde Park-
buchten, Einkaufsstraßen, Einstufung der Fahraufgabe.
▪▪ Die DIN 13201-1 enthält eine ausführliche Auswahlma-
trix für höhere lichttechnische Anforderungen.
▪▪ Rand- und angrenzende Bereiche der Fahrbahn
(z.B. Rad- und Gehwege) müssen eine ausreichende
Beleuchtungsstärke, abhängig von der Mindestanforde-
rung der Fahrbahnleuchtdichte, aufweisen.
▪▪ Grenzen keine Verkehrsflächen an die Fahrbahn an,
muss auf ein ausgewogenes Beleuchtungsstärkever-
hältnis zur Umgebung geachtet werden.
▪▪ Ergänzend sind weitere Parameter wie z.B. die Gesamt-
und die Längsgleichmäßigkeit sowie die Schleierleucht-
dichte zu berücksichtigen. 27

23
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

28 29

Bewertungskriterien
Autobahnen und Kraftfahrzeugstraßen (Beleuchtungssitua-
tion A1, A2, A3 nach DIN 13201):
▪▪ Lichttechnisches Bewertungskriterium für Autobahnen
und Kraftfahrzeugstraßen ist die mittlere Fahrbahn-
leuchtdichte. Für den Eindruck der Fahrbahnhelligkeit
durch die Leuchtdichte sind folgende Faktoren von
Bedeutung:
- Standort des Betrachters
- Reflexionseigenschaften der Straßenoberfläche
- Anordnung der Leuchten
- Lichtstärkeverteilung der Leuchten
- Lichtstrom der Lampen
▪▪ Angemessene Gesamt- und Längsgleichmäßigkeiten
der Lichtverteilung.
▪▪ Ausreichende Blendungsbegrenzung unter Berücksich-
tigung der zulässigen Schwellenwerterhöhung (TI).
▪▪ Das Umgebungs-Beleuchtungsstärkeverhältnis
muss der mittleren Fahrbahnleuchtdichte angepasst
sein, um eine bessere räumliche Orientierung zu
ermöglichen.
▪▪ Rand- und angrenzende Bereiche der Fahrbahn (nur
Beleuchtungssituation A2 und A3), z.B. Rad- und Geh-
wege, müssen durch ein ausreichendes Umgebungs-
beleuchtungsstärke-Verhältnis an das Helligkeitsniveau
der Straße angepasst sein.

30

24
Autobahnen und Kraftfahrzeugstraßen
Hohe Geschwindigkeiten erfordern besonders gute Sicht. Die drei Hauptkriterien einer sicherheitsfördernden
und damit unfallreduzierenden Straßenbeleuchtung sind Helligkeit, Gleichmäßigkeit und Blendungsbegrenzung.
Grundsätzlich gilt: Je heller die Straße, desto besser erkennt der Fahrer Hindernisse und gefährliche Situationen.

Auf Autobahnen, Schnellstraßen und Einmündungen oder Gefahrenstellen müs-


Landstraßen sind hohe Geschwindigkei- sen durch höhere Lichtstärken aus dem
ten an der Tagesordnung. Es sind aber Umfeld optisch hervorgehoben und damit
auch langsamere Verkehrsteilnehmer wie sicherer gemacht werden. Die Über-
LKWs oder Fahrzeuge mit Anhängern gänge von hell beleuchteten zu weniger
auf diesen Straßen unterwegs. Daher oder gar nicht beleuchteten, dunklen
muss die Straßenbeleuchtung hier die Straßenabschnitten sollten fließend sein,
Fahrzeugführer bestmöglich bei ihren da das menschliche Auge etwas Zeit
Sehaufgaben unterstützen, damit Ver- benötigt, um sich an die Dunkelheit zu
kehrsunfälle mit Personenschäden wei- gewöhnen. Anders herum, also von Dun-
testgehend vermieden werden können. kel nach Hell, erfolgt die Anpassung der
Augen deutlich schneller.
Mehr Sicherheit wird vor allem dadurch
erreicht, dass der Straßenverlauf sowie Blendung vermeiden
Gefahren und Hindernisse frühzeitig Eine Blendung der Fahrer durch die
erkannt werden. Durch eine angemes- Beleuchtungsanlage muss unbedingt
sene Fahrbahnhelligkeit, eine gleichmä- ausgeschlossen werden. Bei der Blen-
ßige Ausleuchtung und die Vermeidung dungsbewertung wird von einer vorge-
einer Blendung können die Betreiber viel gebenen Blickrichtung des Kraftfahrers
für die Sicherheit tun. ausgegangen. Die DIN EN 13201 regelt
zudem die prozentual erlaubte Schwellen-
Fahrbahnhelligkeit werterhöhung TI (threshold increment).
Entscheidend für eine gute Sicht ist vor Sie stellt die Bewertungsgröße für die
allem die Fahrbahnhelligkeit. Diese wie- physiologische Blendung dar.
derum ist abhängig von unterschiedlichen
Faktoren wie der Reflexionseigenschaft
der Straßenoberfläche, dem Lichtstrom
und der Anordnung der Leuchten sowie
deren Lichtstärkeverteilung.

Gleichmäßigkeit
Eine gleichmäßig ausgeleuchtete Straße
mit minimierten Schatten- und Dunkelzo-
nen hilft den Verkehrsteilnehmern, sich
nachts auf den Straßen sicher fortzubewe-
[28, 29] Autobahnauffahrten sind beson-
gen. Steigt die Umfeldleuchtdichte durch ders unfallträchtige Bereiche. Mastleuchten
helle Bereiche – beispielsweise durch mit einer hohen Lichtpunkthöhe sorgen für
Schaufenster, hell beleuchtete Fassaden ein sicheres Einfädeln in den fließenden
oder Plätze – muss auch die Fahrbahn- Verkehr.
leuchtdichte entsprechend angepasst
[30] Beleuchtete Autobahnen in verkehrs-
werden, damit Personen, Fahrzeuge und reichen Zonen erleichtern den Fahrzeug-
Gegenstände noch rechtzeitig wahrge- führern die Orientierung und sorgen für
nommen werden. mehr Sicherheit.

25
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Fußgängerzonen und Plätze


Das Leben in der Stadt spielt sich vorwiegend auf Plätzen und in Fußgängerzonen ab. Hier will man sehen und
gesehen werden. Hier laden Restaurants, Bars, Kinos und Geschäfte Bewohner und Touristen zum Einkaufen,
Bummeln, Verweilen, Genießen und Entspannen ein.

Bei der Beleuchtung von innerstädtischen ten Sicherheitsbeleuchtung für Rettungs-


Bereichen wie Fußgängerzonen und Plät- wege, Ausgänge und Stufen beachtet
zen zählt einerseits die Funktion, die den werden.
Passanten Sicherheit bietet und bei der
Orientierung behilflich ist. Andererseits soll Treppen und Stufen
eine einladende und reizvolle Atmosphäre Um Unfälle zu vermeiden, müssen Treppen
erzeugt werden, die die Menschen in die und Stufen auch bei Dämmerung oder
Städte lockt und ihnen den Eindruck vermit- Dunkelheit gut wahrnehmbar sein. Wand-,
telt, an einem attraktiven Ort zu sein und sich Poller- oder Mastleuchten mit moderner
wohlzufühlen. Wird durch akzentuiertes Licht Reflektortechnik ermöglichen es, das Licht
beispielsweise ein Bauwerk, ein Kunstwerk vor allem auf Gefahrenzonen zu fokussie-
oder einen Wahrzeichen hervorgehoben, ren. Sofern bauseitig möglich, empfehlen
dann setzt sich die Stadt ganz bewusst sich separate Stufenleuchten (Steplights),
mit ihrer Geschichte, mit ihrer sozialen und beispielsweise mit LED-Einbauleuchten.
kulturellen Verantwortung auseinander
und schafft so ein positives „Stadt-Gefühl“.
Durch helle, ansprechend gestaltete Plätze
wird der Umsatz im Einzelhandel und in der
Gastronomie gefördert und gleichzeitig das
Kriminalitätsrisiko gesenkt. Bewertungskriterien

In den Innenstädten sind Leuchten aber Fußgänger- und Einkaufszonen, Fußwege, (Beleuch-
auch ein wichtiger Teil der Stadtarchitektur. tungssituation E1 nach DIN 13201). Beleuchtungssitu-
Ob designorientiert und zurückhaltend ation E2 gilt, sofern in Fußgänger- und Einkaufszonen
oder schwungvoll verziert, die Leuchten auch Lade- und Zubringerverkehr erlaubt ist, ebenso
prägen mit ihrer Erscheinung auch tags- bei verkehrsberuhigten Zonen und Spielstraßen:
über das Stadtbild. ▪▪ Über das Auswahlverfahren der DIN 13201-1
und anhand der besonderen Entscheidungskrite-
Umweltschutz rien für Verkehrswege und -flächen können die
Auch das Thema Umweltschutz ist bei der jeweiligen Anforderungen an die Beleuchtung
Auswahl der richtigen Leuchten zu berück- ermittelt werden.
sichtigen. Wichtig ist die Minimierung von ▪▪ Lichttechnisches Bewertungskriterium für den
Streulicht – dem sogenannten „Lichtsmog“ – reinen Fußgängerverkehr ist die mittlere horizontale
durch den Einsatz energieeffizienter und um- Beleuchtungsstärke. Der Wartungswert sollte hier
weltschonender Leuchten und Leuchtmittel 2 Lux bis 20 Lux betragen. Im Bewertungsfeld müs-
[31] In den Abend- und Nachtstunden
sowie durch die Wahl von Farbtemperaturen, sen mindestens 0,6 Lux bis 5 Lux, bzw. eine Gleich-
erwacht der 2013 vom Deutschen Lichtde-
die nachtaktive Insekten und Tiere weni- mäßigkeit von 0,4 (bei 20 Lux) erreicht werden.
signpreis ausgezeichnete Universitätsplatz
in Fulda mit seiner zonalen Beleuchtung zu ger anziehen. Eine präzise Lichtlenkung ▪▪ Eine gute Wahrnehmung von Personen und
neuem Leben und einer ganz besonderen verhindert Streulicht in Richtung Himmel und deren Gesichtern kann durch eine angemessene
Aufenthaltsqualität. Durch die konsequente minimale halbzylindrische Beleuchtungsstärke von
damit auch Licht, das unnötig und störend
Fassadenbeleuchtung aller Gebäude wur- 0,5 Lux bis 5 Lux erreicht werden.
den die vertikalen Flächen betont und ein in Wohnungen und Wohnhäuser strahlt.
Qualitätsleuchten mit moderner LED-Technik ▪▪ Hinweise zur Beleuchtung von Treppen, beispiels-
angenehmes Raumgefühl geschaffen.
und intelligenter Steuerung reduzieren den weise auf Bahnhöfen, finden sich in der DIN EN
[35] In Fußgängerzonen will man einkau- Energiebedarf und die Betriebskosten. 12464-2. Bei gelegentlich benutzten Treppen
fen, gemütlich einen Kaffee trinken oder genügen 5 Lux, bei stark frequentierten Treppen
einfach nur bummeln. Die richtige Beleuch- hingegen sind bis zu 100 Lux vorgeschrieben. Die
tung sorgt dafür, dass Sicherheit und eine
Bei Veranstaltungen in Fußgängerzonen
und auf Plätzen muss die Versammlungs- Gleichmäßigkeit muss mindestens 0,25 bis 0,50
gute Orientierung auch bei Dunkelheit
stätten-Verordnung mit der darin geforder- betragen.
gewährleistet sind.

26
31

Varianten der Platzbeleuchtung


Sicherheit vermitteln [32]: Ein Lichtteppich durch am
Rand platzierte Leuchten hellt den Platz gleichmäßig
auf und sorgt dafür, dass Personen gut wahrgenom-
men werden können und sich sicher fühlen. Blendung
wird vermieden, indem die Lichtpunkthöhe außerhalb
des Gesichtsfelds der Passanten angeordnet ist.
32
Atmosphäre schaffen [33]: Vielfältige, zonal zusam-
mengefasste und niedrig angeordnete Lichtpunkte
sorgen für eine spannungsreiche und angenehme
Atmosphäre. Besonderheiten wie Bäume oder Denk-
mäler werden durch helle Zonen betont und üben
damit eine besondere Anziehungskraft auf die Pas-
santen aus. In diesem Beispiel bleiben die Fassaden
der umgebenden Gebäude aufgrund der Lichtpunkt-
höhe im oberen Teil dunkel und treten zurück.
33
Licht Inszenieren [34]: Die Fassaden der Gebäude
am Rande des Platzes und örtliche Besonderheiten
wie Brunnen oder Denkmäler werden gezielt durch
Licht inszeniert. Architektonische Elemente an den
Fassaden werden damit detailliert herausgearbeitet.
Der Platz als Fläche tritt in diesem Fall zurück und
wird vor allem über die Anstrahlung der Wände
beleuchtet. Einzelne Lichtpunkte und helle Zonen sor-
gen für eine spannende Lichtstimmung und lenken
34 den Blick des Betrachters. 35

27
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

36

38

Licht für Radwege


Eine gute Beleuchtung von Radwegen [38] reduziert die
Unfallgefahr bei Dämmerung oder Dunkelheit deutlich.
Fahrradfahrer müssen andere Verkehrsteilnehmer, Fuß-
gänger und Hindernisse frühzeitig erkennen können, um
Kollisionen zu vermeiden. Innerhalb geschlossener Ort-
schaften übernimmt die Beleuchtung des Fahrradweges
oft die allgemeine Straßenbeleuchtung. Sie muss aller-
dings eine entsprechend breitstrahlende Lichtverteilung
aufweisen, um Dunkelzonen zu verhindern. Fahrradwege
abseits von Verkehrsstraßen, in Parks oder Grünanlagen
benötigen eine eigenständige und auf die Anforderungen
der Fahrradfahrer zugeschnittene Beleuchtungslösung.
Diese vereinfacht die Orientierung, kennzeichnet Wege
und lässt auch deren Beschaffenheit leichter erkennen.
Bei den Leuchten ist auf die passende Lichtpunkthöhe,
Lichtfarbe und Lichtlenkung zu achten. Die normativ
erforderlichen Beleuchtungsstärken sind rechts unter
37 Bewertungskriterien im letzten Punkt zu finden.

28
Parks und Grünanlagen
Parks und Grünanlagen stehen für Attraktivität und Lebensqualität in
Städten und Kommunen. Die Beleuchtung sorgt hier für stimmungsvolle
Inszenierungen, hilft bei der Orientierung und sorgt für Sicherheit.

Parks und Grünanlagen werden auch als Fahrradfahrer, Skater oder Kickboarder die
„grüne Lunge“ der Stadt bezeichnet. Über Beschaffenheit der Wege, Hindernisse oder
den ökologischen Aspekt hinaus erfüllen Niveauunterschiede erkennen können,
die Grünflächen aber auch eine wichtige sollten diese im Bewertungsfeld eine Be-
emotionale Funktion. Sie laden zur Entspan- leuchtungsstärke von mindestens 0,6 Lux
nung und zu Aktivitäten ein und verbessern bis 8 Lux aufweisen.
die Lebensqualität in einer durch Bauwerke
und Straßen dominierten Umgebung. Emotionale Ansprache der Besucher
Dekorative Funktion der Leuchten
Das Sicherheitsgefühl verbessern Die dekorative Beleuchtung in städtischen
Wenn es dunkel wird, kann sich das posi- Parks und Grünanlagen nimmt eine wichti-
tive Lebensgefühl in Parks und Grünan- ge Funktion im modernen Stadtmarketing
lagen sehr schnell ins Gegenteil verwan- ein. Besucher werden emotional ange-
deln. Wer kennt es nicht, das unangeneh- sprochen und können städtische Lebens-
me Gefühl, bei Dämmerung oder nachts qualität auch abends und nachts erleben,
durch einen schlecht beleuchteten Park denn wenn Bäume, Mauern, Skulpturen,
nach Hause gehen zu müssen. Die künst- Wasserspiele und Bauwerke beleuch-
liche Beleuchtung kann sicherlich nicht tet werden, entstehen ganz besondere
Bewertungskriterien das gleiche Sicherheitsgefühl wie am Lichtstimmungen. Die Lichtakzente heben
Tag vermitteln, dennoch kann sie einiges diese Besonderheiten durch eine höhere
Für Parks und Grünanlagen gelten die Beleuchtungs- leisten, damit sich der Nutzer auch in den Leuchtdichte aus der Umgebung hervor
situationen E1 (nach DIN EN 13201-1), wenn kein Abend- und Nachtstunden sicher bewe- und ziehen die Blicke an.
motorisierter Verkehr zugelassen ist, und E2 (nach DIN gen kann und auch entgegenkommende
EN 13201-1), wenn Fahrräder und langsam fahrende Personen einzuschätzen vermag. Hier Tagsüber übernehmen die Leuchten eine
Fahrzeuge erlaubt sind: hilft eine normgerechte, halbzylindrische rein dekorative Funktion. Auch diese ist
▪▪ Bei reinem Fußgängerverkehr gilt als lichttech- Beleuchtungsstärke, die die Gesichter hoch zu bewerten und prägt den Stil der
nisches Bewertungskriterium die mittlere hori- plastisch erkennbar macht (siehe hierzu Umgebung. Die Formensprache eines
zontale Beleuchtungsstärke. Der Wartungswert auch den grauen Kasten zu den Bewer- klaren, schlichten Designs beispielsweise
sollte hier zwischen 2 Lux (E1) bzw. 3 Lux (E2) tungskriterien sowie die Grafik 53 auf passt sicherlich nicht in einen Barockgar-
und 20 Lux liegen. Im Bewertungsfeld müssen Seite 39). ten, aber sehr wohl in einen klar struktu-
mindestens 0,6 Lux bis 5 Lux, bzw. eine Gleichmä- rierten Park.
ßigkeit von 0,4 (bei 20 Lux) erreicht werden. Hindernisse müssen erkennbar sein
▪▪ Das Beleuchtungsniveau dieser Anlagen richtet Eine Beleuchtung, die den Wegeverlauf Im licht.de Heft 16 „Stadtmarketing
sich auch nach der Umgebungshelligkeit. in Parks nachzeichnet, verbessert die mit Licht“ finden sich vielfältige Beispiele
▪▪ Sind die Gehwege mit Treppen oder Stufen verse- Orientierung und hilft dabei, sich schnel- dafür, wie das Stadtbild durch die Beleuch-
hen oder weisen die Gehwege Unebenheiten auf, ler zurechtzufinden. Damit Fußgänger, tung aufgewertet werden kann.
ist ein höheres Beleuchtungsniveau notwendig.
▪▪ Die halbzylindrische Beleuchtungsstärke sollte min-
destens 0,5 Lux bis 5 Lux betragen, um Personen
und deren Gesichter frühzeitig erkennen zu können.
Maßgeblich ist der Wert 1,5 m über dem Boden.
[36] Durch eine akzentuierende Beleuch-
▪▪ Für Radwege gilt nach DIN 13201-1 die tung werden Pflanzen und Wasserspiele
Beleuchtungssituation C1. Je nach Umgebungs- nachts ganz besonders in Szene gesetzt.
helligkeit und Verkehrsaufkommen beträgt
der Wartungswert der mittleren horizontalen [37] Beleuchtung sorgt für Sicherheit, be-
Beleuchtungsstärke 2 Lux bis 15 Lux. Im Bewer- sonders in Parks und in dunklen Bereichen.
Durch eine hohe halbzylindrische Beleuch-
tungsfeld muss die minimale Beleuchtungsstärke
tungsstärke lassen sich Personen und
mindestens 0,6 Lux bis 3  Lux betragen. Gesichter schneller und besser erkennen.

29
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

39

Bahnhofsvorplätze, Busbahnhöfe und Parkplätze


Diese Orte vermitteln oft den ersten Eindruck, den Besucher von einer Stadt bekommen. Dem Anspruch an
die Visitenkarte einer Kommune werden sie aber nicht immer gerecht. Mit dem richtigen Licht gewinnen die
Schnittstellen von öffentlichem und individuellem Verkehr an Attraktivität und Sicherheit.

Auf das Ziel, den öffentlichen Nahverkehr wird durch eine minimale halbzylindrische
attraktiver zu machen, können sich selbst Beleuchtungsstärke von 1,5 Lux bis 5 Lux
unterschiedlichste Fraktionen einer Bürger- erleichtert. Ob im Laufe der Nachtstunden
schaft meist einigen. Aber dazu müssen die Beleuchtungsstärke zur Energieein-
nicht nur Preise und Fahrpläne stimmen, sparung abgesenkt wird, muss mit dem
sondern auch die dazugehörigen städ- Risiko krimineller Übergriffe abgewogen
tischen Räume wie Bahnhofsvorplätze werden. In der Regel fallen Bahnhofs-
oder Busbahnhöfe ästhetisch, sicher und vorplätze und Busbahnhöfe als Beleuch-
funktional beleuchtet sein. Für eine gute tungssituation in die Norm-Klassifikation
Orientierung von Fahrgästen und Fahrern D1/D2 – mehr dazu im grauen Kasten.
sollte sich die gesamte Anlage durch eine
eigenständige Beleuchtung vom Umfeld Parkplätze: Unfallprävention hat Priorität
abheben. Die Haltebereiche lassen sich Noch stärker steht auf Parkplätzen, wo
zusätzlich mit Licht markieren, insbeson- sich Autofahrer und Fußgänger begeg-
dere sollten die unterschiedlichen Tritt- nen, die Verkehrssicherheit und Unfall-
ebenen für einen sicheren Ein- und Aus- prävention im Vordergrund. Auch hier
stieg gut unterscheidbar sein. dient die Beleuchtung der Orientierung,
sie unterstützt bei der Parkplatzsuche
Für die Aufenthaltsqualität auf Bahnhofs- ebenso, wie beim Finden des abgestell-
vorplätzen und Busbahnhöfen ist auch ten Fahrzeugs zu später Stunde. Die
das subjektive Sicherheitsgefühl bedeut- Beleuchtung muss ausreichende Sicht-
sam, insbesondere hinsichtlich des Krimi- verhältnisse schaffen, um Kollisionen
nalitätsrisikos. Je nach Risikoeinstufung zwischen fahrenden und geparkten Autos,
ist gegebenenfalls ein höheres Beleuch- Fußgängern und Hindernissen wie Bäu-
tungsniveau erforderlich. Die Wahrneh- men oder Absperrpollern zu vermeiden.
mung und Erkennbarkeit von Gesichtern Besondere Gefahrenstellen entstehen an

30
40
M I N I M A L

Ein- und Ausfahrten sowie überall dort,


wo sich die Ströme der unterschiedlichen
Verkehrsteilnehmer begegnen. Sie lassen
sich durch entsprechende Anordnung der
Leuchten hervorheben. Sicherheit vor Kri-
minalität ist auch auf Parkplätzen ein The- 41 42
ma: Ausreichendes Beleuchtungsniveau
mit hohen vertikalen Lichtanteilen beugt Bewertungskriterien
Fahrzeugeinbrüchen und -diebstählen vor
und senkt das Risiko von Überfällen. Busbahnhöfe und Bahnhofsvorplätze [41], (Beleuch- Parkplätze [42] (DIN EN 12464-2 bzw. Beleuchtungs-
tungssituation D2 nach DIN 13201): situation D2 nach DIN 13201):
LED-Technik bringt Vorteile ▪▪ Über das Auswahlverfahren der DIN 13201-1 Folgende Vorgaben für den Wartungswert der mittle-
Auch in diesen Beleuchtungssituationen und anhand spezifischer Entscheidungskriterien ren horizontalen Beleuchtungsstärke auf Parkplätzen
bewähren sich die Vorteile von Leuch- für Verkehrswege und -flächen werden die jewei- sind gegeben:
ten mit LED-Technik: Sie verringern die ligen Anforderungen an die Beleuchtung ermittelt. ▪▪ Vorgaben nach DIN EN 12464-2:
Lichtverschmutzung, bieten flexible ▪▪ Lichttechnisches Bewertungskriterium für - 5 Lux (U0 ≥ 0,25) bei geringer Verkehrsstärke
Lichtverteilungen, sind von Haus aus Busbahnhöfe und Bahnhofsvorplätze ist die - 10 Lux (U0 ≥ 0,25) bei mittlerer Verkehrsstärke
hocheffizient und lassen sich zudem per mittlere horizontale Beleuchtungsstärke. Der - 20 Lux (U0 ≥ 0,25) bei hoher Verkehrsstärke
Lichtmanagement nutzungsgerecht in Wartungswert muss 7,5 Lux bis 20 Lux betra- ▪▪ Vorgaben nach DIN EN 13201:
ihrer Helligkeit und damit im Stromver- gen. Im Bewertungsfeld müssen mindestens - 5 Lux (Emin > 1 Lux) für z.B.
brauch regeln. Typisch sind Mastleuchten 0,6 Lux bis 7,5 Lux erreicht werden. S4-Beleuchtungsklasse
mit Lichtpunkthöhen von bis zu 4,5 Me- ▪▪ Eine gute Wahrnehmung von Personen und - 10 Lux (Emin > 3 Lux) für z.B.
tern auf kleinen und bis zu 12 Metern auf deren Gesichtern wird durch eine angemes- S2-Beleuchtungsklasse
größeren Parkplätzen. sene halbzylindrische Beleuchtungsstärke von - 20 Lux (U0 > 0,40) für z.B.
1,5 Lux bis 5 Lux erreicht. CE2-Beleuchtungsklasse
▪▪ Für die Treppenbeleuchtung in öffentlichen ▪▪ Eine gute Wahrnehmung von Personen und
Außenbereichen, wie beispielsweise an Bahnhö- deren Gesichtern wird durch eine angemessene
fen, wird die DIN EN 12464-2 zur Beleuchtung minimale halbzylindrische Beleuchtungsstärke von
von Arbeitsstätten herangezogen. Bei gelegent- 1Lux bis 5 Lux erreicht.
[39, 40] Ein angehobenes Beleuchtungs- lich benutzten Treppen genügen 5 Lux, bei stark
niveau sorgt für ein höheres Sicherheits- frequentierten Treppen hingegen sind bis zu
gefühl und eine bessere Orientierung der
100 Lux vorgeschrieben. Die Gleichmäßigkeit
Fahrgäste auf Busbahnhöfen, Bahnhofsvor-
muss mindestens 0,25 bis 0,50 betragen.
plätzen und Parkplätzen.

31
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Fußgängerüberwege und Querungshilfen


Strenge Normen für die Beleuchtung sorgen dafür, dass wir am Fußgängerüberweg auch nachts sicher die
Straße überqueren können: Eine Zusatzbeleuchtung mit hohem Vertikalanteil ist obligatorisch – und bewährt
sich auch bei reinen Querungshilfen, für die die Vorschriften weniger strikt sind.

Der „Zebrastreifen“, wie der Fußgänger- Umgesetzt in der Vergangenheit zu-


überweg umgangssprachlich heißt, ist ein nächst mit monochromatisch gelben
Kind des Wirtschaftswunders. Mit dem an- Natriumdampf-Niederdrucklampen, dann
steigenden Autoverkehr erwuchs auch die mit Natriumdampf-Hochdrucklampen,
Notwendigkeit, Fußgängern an markierten lassen sich diese Anforderungen heute
Stellen das gefahrlose Queren der Straße mit entsprechenden LED-Fußgängerüber-
zu ermöglichen. Die Beschaffenheit der weg-Leuchten effektiv und nachhaltig
Fußgängerüberwege ist gesetzlich sehr umsetzen. Eine Nachtabschaltung der
genau geregelt: Nicht nur hinsichtlich der Zusatzbeleuchtung ist grundsätzlich
Markierung auf der Straße und mit Zeichen nicht zulässig. Verzichtet werden kann
293 der Straßenverkehrsordnung (StVO), auf eine derartige Hervorhebung des
sondern auch hinsichtlich der Beleuch- Überweges durch Licht gemäß der
tung – denn die Sicherheit der querenden Vorschriften nur dann, wenn beiderseits
Fußgänger soll selbstverständlich auch bei des Fußgängerüberweges über eine
Dunkelheit gewährleistet sein. Es gelten längere Strecke und alle Dunkelstunden
dafür bundeseinheitlich die „Richtlinien für hinweg mindestens die Vorgaben der
die Anlage und Ausstattung von Fußgän- Beleuchtungsklasse ME2 umgesetzt sind.
gerüberwegen – R-FGÜ 2001“.
Querungshilfen beleuchten: Kein Muss,
Vertikale Beleuchtungsanteile notwendig aber sehr sinnvoll
Während Fußgängerüberwege, die über Wo im Straßenraum die Voraussetzun-
eine Lichtzeichenanlage – sprich Fuß- gen für die Einrichtung eines „richtigen“
gängerampel – verfügen, beleuchtungs- Fußgängerüberwegs nicht gegeben sind,
technisch als sogenannte Konfliktzone können sogenannte Querungshilfen die
im Straßenraum betrachtet und entspre- Fußgänger beim Überqueren der Straße
chend beleuchtet werden, sind an den unterstützen. Dazu zählen Maßnahmen
mit Zeichen 293 markierten Überwegen wie die Verengung der Fahrbahn durch
besondere Regeln zu beachten. Hier müs- Vorziehen der Seitenräume, Teilaufpflaste-
sen Fußgänger auch bei Dunkelheit oder rungen oder Fahrbahnteiler. Eine Beleuch-
regennasser Fahrbahn aus beiden Fahrt- tungspflicht besteht hier nicht, aber laut
richtungen gut erkennbar sein – und zwar den „Empfehlungen zur Beleuchtung von
sowohl auf dem Überweg selbst als auch Fußgänger-Querungshilfen“ des DIN-
bereits auf der Wartefläche am Straßen- Normenausschusses FNL 11 verbessert
rand: Es ist daher meist eine zusätzliche, eine Ausleuchtung gemäß DIN EN 13201
ortsfeste Beleuchtung notwendig, deren die Wahrnehmung dieser Zonen für alle
Ausführung in den Normen DIN 13201 und Verkehrsteilnehmer.
DIN 67523 festgelegt ist.

Man benötigt vor allem vertikale Beleuch-


tungsanteile, um Personen hell vom
Hintergrund abzuheben. Dazu werden
asymmetrisch abstrahlende Leuchten
für Fußgängerüberwege so angeordnet,
dass Überweg und Warteflächen aus [43] Für Kinder und Jugendliche sowie
für ältere Menschen sind Fußgängerüber-
der jeweiligen Fahrtrichtung beleuch-
wege besonders wichtige Einrichtungen.
tet werden. Ein Kontrast in der Licht- Eine normgerechte Beleuchtung schützt
farbe zur restlichen Straßenbeleuchtung gerade bei Dämmerung oder in Dunkel-
erhöht die Aufmerksamkeit zusätzlich: stunden vor schweren Unfällen.

32
43

Normative Richtwerte und Vorgaben für Fußgängerüberwege


Mindestanforderungen nach DIN 67523
Vorgaben für Fußgängerüberwege
Mittlere vertikale Beleuchtungsstärke (Evm)
Bei der Beleuchtung von Fußgängerüberwegen [43, 44] mindestens 30 Lux
stehen die vertikale Beleuchtungsstärke und der Kontrast, Minimale vertikale Beleuchtungsstärke (Evmin)
mit dem sich die Fußgänger im Wartebereich und auf dem mindestens 4 Lux
Fußgängerüberweg (FGÜ) vom Hintergrund abheben, im
Vordergrund. In der DIN EN 13201-2 wird der Fußgänger-
überweg im Anhang behandelt und gleichzeitig wird auf 1m
die nationalen Standards der einzelnen Länder hingewie- 1m
sen. Für Deutschland müssen die Richtlinien für die An- 1m
lage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ
1m
2001), und die DIN 67523 „Beleuchtung von Fußgänger-
überwegen (Zeichen 293 der Straßenverkehrsordnung
STVO) mit Zusatzbeleuchtung eingehalten werden:
▪▪ Erreicht die vorhandene Straßenbeleuchtung die in den
Normen geforderten Werte nicht, muss eine zusätzliche,
ortsfeste Beleuchtung errichtet werden.
1m © licht.de
1m
▪▪ Zur einheitlichen Bewertung der Beleuchtung des 44
Bereiches von Fußgängerüberwegen wird ein recht-
eckiges, horizontales Bewertungsfeld vereinbart, siehe ▪▪ Die Beleuchtung muss den Fußgängerüberweg und Beleuchtung am Fußgängerüberweg während der
dazu auch Grafik [44]: die angrenzenden Warteflächen „aus der jeweiligen gesamten Dunkelstunden nicht abgeschaltet werden.
- Auf der Mittelachse muss dabei auf fest definierten Fahrtrichtung“ erhellen – eine Beleuchtung direkt über ▪▪ 100 Meter vor und hinter dem Fußgängerüberweg
Punkten in 1m Höhe mindestens ein Wartungswert der Mittelachse des Überweges ist nicht erlaubt. muss die Straße mindestens eine Leuchtdichte von
von 30 Lux erreicht werden. ▪▪ Eine von der allgemeinen Straßenbeleuchtung abwei- 0,3 Candela pro Quadratmeter aufweisen. Das Niveau
- Der Wert von 4 Lux darf an keinem der im Bewer- chende Lichtfarbe erhöht die Auffälligkeit. der vorhandenen Straßenbeleuchtung muss gegebe-
tungsfeld definierten Bewertungspunkte unterschrit- ▪▪ Die Beschilderung des Fußgängerüberwegs kann nenfalls entsprechend erhöht werden.
ten werden, auch nicht in der Wartezone in 1m gleichzeitig als Beleuchtungseinrichtung fungieren. ▪▪ Die Beleuchtungsanlage für Fußgängerüberwege
Entfernung zur Straße. ▪▪ Im Gegensatz zur Straßenbeleuchtung darf die muss sich unabhängig schalten lassen.

33
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Konfliktzonen
Wo sich verschiedene Verkehrsteilnehmer mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten begegnen, drohen auch
Konflikte – bis hin zu Kollisionen. Solche Konfliktzonen, etwa Kreuzungen, Kreisverkehre, Einmündungen oder
Querungshilfen für Fußgänger, lassen sich durch höheres Beleuchtungsniveau entschärfen.

Es liegt auf der Hand: Solange der Ver- behandelten Fußgängerüberwege. Ein
kehr ungestört geradeaus strömt, halten weiteres Kriterium ist, dass Konfliktzonen
sich die Gefahren in Grenzen. Kritisch vom motorisierten Verkehr im Normalfall
wird es immer dann, wenn sich Verkehrs- mit Geschwindigkeiten über 30 km/h
ströme begegnen und kreuzen, insbeson- befahren werden – entsprechend höhere
dere, wenn es sich um verschiedenartige Reaktionszeiten und die Geschwindig-
Verkehrsteilnehmer handelt. Für solche keitsdifferenz zu unmotorisierten Ver-
Gefahrenstellen und ihre Beleuchtung kehrsteilnehmern stellen also ein zusätz-
definiert die Norm daher den Begriff der liches Risiko dar, dem durch eine opti-
Konfliktzonen. Sie erfordern besondere mierte Beleuchtung entgegengewirkt
visuelle Aufmerksamkeit. Beispiele für werden kann.
solche Konfliktzonen im Straßenraum
sind Kreuzungen und Einmündungen, Mehr Licht entschärft Konfliktzonen
Kreisverkehrsanlagen, Haltebuchten Grundsätzlich ist für Konfliktzonen ein an-
für Busse, Mautstellen, Baustellen und gemessen erhöhtes Beleuchtungsniveau
Fußgänger-Querungshilfen, aber auch die erforderlich. Da kein einheitlicher Beo-
bereits auf den Seiten 32-33 ausführlich bachterstandort festgelegt werden kann,

45

34
bilden anstatt der Leuchtdichte die mittlere Sonderfall Kreisverkehr
horizontale Beleuchtungsstärke sowie die Im Vergleich zur typischen Konfliktzone
Gleichmäßigkeit den Bewertungsmaßstab. Kreuzung (siehe grauer Kasten unten)
Dabei ist zu beachten, dass das höhere bieten Kreisverkehre grundsätzlich grö-
Beleuchtungsniveau nicht mit stärkerer ßere Sicherheit, was in den letzten Jahren
Blendung erkauft wird, sondern Leuchten zu einem regelrechten Boom geführt hat.
mit gutem Sehkomfort eingesetzt werden. Allerdings gelten auch Kreisverkehre als
Konfliktzone und es sind einige Besonder-
Die Norm sieht hierfür ein gestaffeltes heiten bei der Beleuchtung zu beachten:
Vorgehen vor, das sich an der Fläche Die Beleuchtung sollte von außen und
mit den höchsten Anforderungen an die nicht von der Mittelinsel her erfolgen, um
Beleuchtungsklasse orientiert. Ausgangs- die optische Führung sicherzustellen.
punkt ist das Beleuchtungsniveau der Eine Beleuchtung etwa mit einem hohen
zuführenden Straße mit der höchsten Mast und Leuchten in Mehrfachanord-
Beleuchtungsklasse. Der Sprung zwi- nung von der Mittelinsel aus empfiehlt
schen angrenzenden Flächen darf nicht sich nur in Ausnahmefällen, wie beispiels-
mehr als zwei Beleuchtungsklassen weise bei sehr komplexen und großen
[45] Kreisverkehrsanlagen gelten als rela-
betragen. Empfehlenswert sind darüber Kreisverkehrsplätzen. tiv sicher, aber auch sie sind Konfliktzonen,
hinaus sogenannte Adaptationsstrecken für die eine adäquate Beleuchtung gemäß
vor Beginn und nach Ende der Konflikt- der Norm EN13201 vorgeschrieben ist.
zone, die sprunghafte Helligkeitsniveaus
[47] In Innenstädten begegnen sich die
ausgleichen und eine Anpassung des
unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmer
Auges ermöglichen – insbesondere dort, auf engstem Raum. Eine gute Beleuchtung
wo der Verkehr Geschwindigkeiten von kann die Blicke der Verkehrsteilnehmer
50 km/h und mehr erreicht. lenken und das Unfallrisiko reduzieren.

46

Bewertungskriterien
Typische Konfliktzonen innerstädtischer Straßen [46]
sind Kreuzungen, Einmündungen, Kreisverkehrsanlagen
oder Fußgängerüberwege. Die Bewertungskriterien bei
Konfliktzonen werden nach EN 13201 geregelt und sind
abhängig von Beleuchtungssituation, Geschwindigkeit, Art
der Verkehrsteilnehmer usw. Über die entsprechenden Ta-
bellen in der Norm werden die erforderlichen Wartungs-
werte ermittelt. Hier ein paar beispielhafte Eckpunkte:
▪▪ Kreuzungsdichte: Je mehr Kreuzungen in kurzen Ab-
ständen hintereinander auftreten, desto besser müssen
diese beleuchtet sein.
▪▪ Kreisverkehrsplätze müssen beleuchtet sein, sofern die
zuführenden Straßen beleuchtet sind.
▪▪ Geh- und Radwege sind auch an Kreisverkehrsplätzen
ausreichend zu beleuchten. Richtlinien für Fußgänger-
überwege auf den Zufahrtsstraßen sind in Deutschland
über die R-FGÜ 2001 bzw. die DIN 67523 geregelt.
▪▪ Sprunghafte Helligkeitsniveaus sind zu vermeiden. 47

35
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

48

50

Licht für Brücken


Als verbindende Verkehrsachsen [50] und prominente
Objekte spielen Brücken eine bedeutende Rolle in Stadt-
raum und Landschaft. Entsprechend hohe Anforderungen
gelten für ihre Beleuchtung, wie sie die Norm für Stra-
ßenbeleuchtung DIN EN 13201 definiert. Im städtischen
Umfeld beeinflusst auch die Raumnutzung unter der Brü-
cke die lichttechnischen Planungen, denn oft verlaufen
hier weitere Verkehrswege, die von einer blendenden Be-
leuchtung geschützt werden sollen. Moderne LED-Licht-
technik und entsprechend abgestimmte Lichtpunkthöhen
gewährleisten eine gezielte Lichtlenkung und verhindern
Blendeffekte. Zugänglichkeit ist auf Brücken naturgemäß
ein Problem, auf das die Beleuchtungslösung eingehen
muss. LED-Leuchten mit hohen Wartungsintervallen sind
daher besonders geeignet. Als funktionale Alternative
zu Mastleuchten können Überspannungsleuchten mit
asymmetrischer Lichtverteilung an Brückenbögen oder
49 Stahlkonstruktionen befestigt werden.

36
Tunnelbeleuchtung
Das Durchfahren von Tunneln ist für viele Verkehrsteilnehmer angstbesetzt – nicht ganz grundlos, wie schwere
Unglücke immer wieder zeigen. Richtiges Licht trägt hier essentiell zur Sicherheit bei: Straßenverlauf und
Hindernisse werden rechtzeitig erkannt, ausreichende Helligkeit wirkt dem Eindruck von Enge entgegen.

Dass die Anforderungen an die Beleuch- Zudem lassen sich LED-Leuchten besser
tung in Tunneln und Unterführungen elektronisch schalten und dimmen, was
besonders hoch sind, liegt auf der Hand. die Realisierung unterschiedlicher Tag-
Beleuchtungslösungen, die sowohl tech- und Nachtszenarien vereinfacht.
nische Aspekte als auch die besondere
psychologische Situation der Nutzer des Harte Bedingungen in der Röhre
Tunnels berücksichtigen, fördern die Ver- In Straßentunneln herrschen durch die
kehrssicherheit und einen harmonischen Abgase und Stäube besonders harte
Verkehrsfluss. Dies hat besonderes Ge- Betriebsbedingungen – und das bei
wicht, da Unfälle in Tunneln aufgrund der Dauerbetrieb rund um die Uhr. Wartungs-
erschwerten Zugänglichkeit ein höheres arbeiten – ob geplant oder ungeplant –
Risiko darstellen. führen in der Regel zu unerwünschten
Verkehrsbehinderungen. Die Wahl ent-
Gleitende Übergänge für das Auge sprechend robuster und wartungsarmer
Die Unterstützung der Adaptationsfähigkeit Leuchten ist daher ebenso wichtig wie
des Auges genießt bei der Beleuchtungs- die richtige Planung im Detail: So sollten
planung höchste Priorität: Abgestufte Be- Lichtlinien stets etwas versetzt zur Mittel-
leuchtungsniveaus mildern den abrupten achse der Tunnelröhre montiert werden,
Übergang vom Tageslicht zum dunkleren damit zu Wartungszwecken nur eine
Tunnelinneren und ermöglichen bei der Fahrspur blockiert wird.
Annäherung an die Tunneleinfahrt einen
Einblick und das Erkennen eventueller Hin- Licht gibt Sicherheitsgefühl im Untergrund
dernisse. Dabei setzt man üblicherweise In Unterführungen und Fußgängertunneln
asymmetrische Leuchten so ein, dass sie steht wiederum das subjektive Sicherheits-
ohne Blendung der Autofahrer sehr hohe gefühl der Passanten im Vordergrund. Hier
51 Beleuchtungsstärken an der Tunneleinfahrt sollte besonders auf ausreichende halbzy-
erzeugen. Dann erfolgt eine gleitende lindrische Beleuchtungsstärken geachtet
Anpassung an das Beleuchtungsniveau werden, damit andere Personen leichter
Bewertungskriterien im Tunnel. Dieses liegt höher als das der erkannt und eingeschätzt werden können.
üblichen Straßenbeleuchtung auf freier
Die Beleuchtung von Verkehrstunneln [51] wird
Strecke, um einem Gefühl begrenzender
durch die deutsche Norm DIN 67 524 in den Teilen
Enge entgegenzuwirken. Insbesondere
1 und 2 geregelt. Ergänzt wird sie durch internatio-
tagsüber empfiehlt sich auch ein Anheben
nale Empfehlungen der CIE. Europaweit einheitliche
des Beleuchtungsniveaus am Tunnelende,
Richtlinien gibt es zur Zeit nicht, da man sich nicht
damit der Übergang zurück ins Tageslicht
auf einen gemeinsam tragbaren Konsens einigen
sicherer erfolgt.
konnte. Damit sind in der EU die einzelnen Mitglieds-
länder für ihre nationale Norm selbst verantwortlich.
LED-Technik hielt bereits früh Einzug bei
Lichttechnisches Bewertungskriterium bei Tunneln
der Tunnelbeleuchtung in Form von Mar-
mit Fahrzeugverkehr ist die Leuchtdichte. Am Tun- [48] Tagsüber muss das Beleuchtungs-
kierungsleuchten an der Bordsteinkante,
neleingang muss diese am höchsten sein, damit die niveau bei der Einfahrt in einen Tunnel
die den Straßenverlauf besser erkennbar besonders hoch sein, damit das mensch-
Tunneleinfahrt nicht als schwarzes Loch erscheint und
machen. Inzwischen ersetzen auch zur liche Auge Zeit hat, sich an die dunklere
das menschliche Auge Zeit hat, sich an die Dunkelheit
Durchfahrtsbeleuchtung lineare LED-Leuch- Umgebung zu gewöhnen.
anzupassen. Danach kann sie langsam zum Tunne-
ten immer öfter die bisher vorherrschenden
linneren hin abnehmen. Die geforderten Werte sind [49] LED-Markierungsleuchten machen
Natriumdampf-Hochdrucklampen und kön-
zudem abhängig von der erlaubten Höchstgeschwin- den Straßenverlauf im Tunnel sicher erkenn-
nen hier ihre Vorteile wie Ausfallsicherheit, bar. Ein höheres Beleuchtungsniveau am
digkeit und der Verkehrsdichte.
Effizienz, präzise steuerbare Lichtvertei- Tunnelende erleichtert eine Anpassung an
lung und gute Farbwiedergabe ausspielen. das Tageslicht.

37
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

52

Straßenbeleuchtung und Sicherheit


Gut beleuchtete Straßen, Wege und Plätze tragen zur Verkehrssicherheit, aber auch zur Prävention von
Kriminalität bei – das entspricht nicht nur der allgemeinen Lebenserfahrung, sondern wird auch von einer Vielzahl
von Studien untermauert. Die Schwächsten – Fußgänger, Radfahrer, Senioren – profitieren dabei am meisten.

Unfälle: Nachts steigt das Risiko Die Ursache liegt in der Sehleistung
Was umfangreiche Studien der Interna- Natürlich sind auch weitere Risiken mit
tionalen Beleuchtungskommission CIE der Unfallrate bei Nacht verknüpft – etwa
bereits 1993 nahelegten, wird auch durch Müdigkeit oder Alkoholgenuss, dennoch
aktuelle Forschungsergebnisse, etwa bleibt das Nachlassen des Sehvermö-
des niederländischen Instituts für Sicher- gens bei Dunkelheit die Hauptursache für
heit im Straßenverkehr SWOV, bestätigt: Unfälle: Nachts ist es schwerer, Entfer-
Obwohl nachts weniger Verkehr herrscht, nungen einzuschätzen, die Wahrneh-
ist das Unfallrisiko höher und die Unfälle mung von Farben ist reduziert, Blendung
schwerer. So fordern Unfälle bei Nacht mindert die Sehleistung zusätzlich. Die
fast doppelt so viele Todesopfer pro ge- Lösung liegt im angemessenen Ausbau
fahrener Strecke wie bei Tag. der Straßenbeleuchtung, insbesondere an
Gefahrenpunkten wie Kreuzungen oder
In den letzten zehn Jahren hat sich das Fußgängerüberwegen.
Unfallgeschehen bei Nacht in Deutsch-
land zwar durchaus positiv entwickelt, Studien zeigen positive Auswirkungen
wie die Bundesanstalt für Straßenwesen Nicht nur die Risiken im nächtlichen Stra-
berichtet. Unfälle mit Personenschaden ßenverkehr, sondern auch die positiven
sind um etwa 20 Prozent und die Unfälle Auswirkungen von Beleuchtung sind gut
mit schwerem Personenschaden, also erforscht. Aufbauend auf einer weiteren
Schwerverletzten und Todesopfern, um CIE-Analyse von 1993, die eine Senkung
etwa 40 Prozent zurückgegangen. Dies der Unfallzahlen durch gute Straßen-
ist allerdings wohl hauptsächlich der beleuchtung von durchschnittlich 30
verbesserten Sicherheitsausstattung Prozent, auf Landstraßen, gefährlichen
der Fahrzeuge wie ABS, Airbags oder Straßenabschnitten und Kreuzungen so-
ESP zuzuschreiben – umso wichtiger, gar um 45 Prozent feststellte, zeigte eine
dass die Beleuchtungstechnik hierbei niederländische Metastudie (Elvik et al.)
ebenfalls ihren Beitrag zur Senkung des von 2009 beim Vorher-Nachher-Vergleich
Unfallrisikos leistet. von unbeleuchteten und beleuchteten

38
Halbzylindrische Beleuchtungsstärke Abhängigkeit der Kriminalitätsrate vom Beleuchtungsniveau

10

Kriminalitätsrate Dunkelheit/Tag
8

0
4 6,4 10 16 über 16 bis 1,6 2,5 4 6,4 10 16 über 16

Beleuchtungsstärke in Lux Beleuchtungsstärke in Lux


© licht.de © licht.de
00
53 54

Straßen einen Rückgang bei tödlichen dem, dass Verteilung, Brillanz und Wenn das subjektive Sicherheitsgefühl
Unfällen um 60 Prozent! Ähnliche Er- spektrale Zusammensetzung des LED- durch eine verbesserte Beleuchtungssitu-
gebnisse lieferte eine Studie im Auftrag Lichtes auch subjektiv zu einem höheren ation dazu führt, dass sich beispielsweise
des Bundesverkehrsministeriums von Sicherheitsempfinden bei den Verkehrs- Frauen und Senioren wieder häufiger
1994 in sechs deutschen Großstädten; teilnehmern führt. auch bei Dunkelheit auf die Straße trauen,
hier verringerte sich die Gesamtzahl der ist bereits viel gewonnen – denn zweifel-
Unfälle um 28 Prozent. Insbesondere Kriminelle fürchten das Licht los ist nichts so wirksam gegen Krimina-
die schwächeren Verkehrsteilnehmer Auch wenn die Wirkung von Beleuchtung lität wie ein intaktes soziales Leben im
profitieren von einer besseren Straßen- als Kriminalitätsprävention nicht so gut öffentlichen Raum.
beleuchtung. In den untersuchten Fällen erforscht ist wie die Auswirkungen auf
sanken die Unfälle, an denen Fußgänger die Verkehrssicherheit, lassen sich aus
und Radfahrer beteiligt waren, sogar um der vorhandenen Studienlage dennoch
68 Prozent. zwei Schlüsse ziehen: Gute Beleuchtung
auf Straßen, Wegen und Plätzen schreckt
LED-Umrüstung bringt mehr als Abschalten nicht nur Kriminelle nachweislich ab, son-
Beleuchtung steigert also nachweislich dern erhöht vor allem auch das subjektive
die Verkehrssicherheit. Dennoch kann Sicherheitsgefühl der Nutzer des öffentli-
man in ganz Deutschland bis heute be- chen Raumes – ein wichtiges Ziel im Inte-
obachten, dass aus Energie- und Kosten- resse von Wohnwert und Lebensqualität.
gründen jede zweite Straßenleuchte und Es ist evident, dass Delikte wie Einbruch,
rund drei Viertel der Ampelanlagen ab 22 Überfall und Diebstahl häufiger im Dun-
Uhr abgeschaltet werden. keln und Verborgenen passieren, wenn [52] Fußgängerunterführungen sind
besonders oft angstbesetzt. Lichtinstalla-
Täter sich bessere Chancen ausrechnen,
tionen, wie in diesem Beispiel zu sehen,
Gleiches gilt für die Nachtabschaltung nicht erkannt zu werden. Umgekehrt sind erzeugen mit farbigem Licht und hohen
jeder zweiten Straßenleuchte: Die ent- Menschen, die sich im Dunkeln unsicher Beleuchtungsstärken ein angenehmeres
stehenden Kontraste und Dunkelfelder bewegen, die leichteren Opfer für finstere und sichereres Umfeld.
überfordern das Adaptationsvermögen Gestalten.
des Auges. Nachhaltigeren Erfolg bei [53] Die halbzylindrische Beleuchtungs-
stärke ist der entscheidende Faktor zum
der Einsparung von Energie und Be- Nicht nur allgemein höhere Beleuch-
Erkennen von Gesichtern, selbst aus etwas
triebskosten verspricht die Umrüstung tungsstärken, sondern insbesondere größerer Entfernung. Durch einen hohen
veralteter Beleuchtungsanlagen auf gute halbzylindrische Beleuchtungsstär- Anteil des von vorne einfallenden Lichtes
zeitgemäße LED-Technik. Im Gegen- ken – also ein hoher Anteil an vertikaler werden Gesichter gut erhellt und sind
satz zu den herkömmlichen Leuchten Beleuchtung – tragen zur guten Wahrneh- zudem plastisch wahrnehmbar.
mit Entladungslampen lassen sich hier mung gerade bei Fußgängern bei. Man
[54] Mit zunehmender Beleuchtungs-
Dimmsysteme integrieren und somit die kann andere Personen und ihre Absichten stärke nimmt die Kriminalitätsrate Stück
Lichtanlage flexibel und bedarfsgerecht frühzeitig erkennen und entsprechend für Stück ab, wie zahlreiche Studien immer
steuern. Untersuchungen zeigen außer- reagieren. wieder belegen.

39
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Energieeffizienz und Kosten


Die Beleuchtung von Straßen, Wegen und Plätzen ist für Kommunen in der Regel keine Option, sondern Teil
ihrer Verkehrssicherungspflicht. Ihre Kosten müssen sich in knappe Kommunalhaushalte einfügen. Doch die
Erfolge bei der Effizienzsteigerung machen moderne Beleuchtungstechnik auch finanziell attraktiv.

Die Zeichen der Zeit bringen Straßen- Energieverbrauch dominiert


beleuchtung auf die Agenda kommuna- die Kostenstruktur
ler Entscheider: Zum einen besteht in Grundsätzlich bestehen die Gesamt-
Deutschland nach Selbsteinschätzung kosten der Straßenbeleuchtung aus den
der Städte und Gemeinden ein gewaltiger Investitionskosten, den Kosten für die
Investitionsstau – jede zweite Kommune Finanzierung und den Betriebskos-
gab in einer Umfrage der DENA (Deut- ten. Die Investitionskosten umfassen
sche Energie-Agentur GmbH) an, ihre die Kosten für Kauf und Montage der
Straßenbeleuchtung sei modernisierungs- Beleuchtungsanlagen und ihrer Bauele-
bedürftig oder sogar stark modernisie- mente. Die Betriebskosten setzen sich
rungsbedürftig. Zum anderen ermöglicht aus den Kosten für Energie, Wartung und
die heute verfügbare, praxistaugliche Instandhaltung sowie für den Ersatz de-
LED-Technologie Sanierungen, die nicht fekter Lampen zusammen. Die Betrach-
nur graduelle, sondern sprunghafte Ver- tung der Kosten im Lebenszyklus, die
besserungen bei der Energieeffizienz im Folgenden noch detailliert dargestellt
bringen. Grundlage aller Entscheidungen wird, zeigt: Innerhalb dieser Kostenstruk-
über die Investition in Straßenbeleuchtung tur dominieren die Energiekosten bei Wei-
ist eine detaillierte Betrachtung der Kos- tem. Hier lässt sich also mit dem größten
ten und aller Faktoren, die sie langfristig Hebeleffekt ansetzen, wenn Ausgaben für
beeinflussen – denn Straßenbeleuchtung die Beleuchtung dauerhaft gesenkt wer-
ist ein langlebiges Gut. In der Regel wird den sollen – ein gewichtiges Argument für
von einer Lebensdauer der Anlagen von den Einsatz innovativer, energieeffizienter
circa 25 Jahren ausgegangen. Beleuchtungstechnik.

Sparpotenziale Außenbeleuchtung

[55] Moderne LED-Straßenleuchten spa-


ren Strom, senken die Betriebskosten und
bringen das Licht ohne Streuverluste dort-
hin, wo es gebraucht wird, auf die Straße.

[56] Das Zusammenspiel von Lichtrege-


lung und modernen Beleuchtungsanlagen
ermöglicht Einsparungen in der Außen-
beleuchtung von bis zu 80%.

[57] Der Energieverbrauch ist bei einer


veralterten Leuchtentechnologie der größte
Kostenfaktor in der Außenbeleuchtung.

[58] Im Lebenszyklus einer Straßen-


leuchte fallen die unterschiedlichsten
Kostenpositionen an. Hier alle wichtigen
Positionen im Überblick. 55

40
Eine Senkung der Kosten durch Verzicht
auf Beleuchtung oder die zeitweise Ab-
schaltung ist dabei keine echte Option,
denn Kommunen unterliegen der Ver-
kehrssicherungspflicht nach Paragraf
823 des BGB, aus der sich auch eine
Beleuchtungspflicht ableitet. Entspre-
chende Haftungsrisiken sind in der
Kostenrechnung allerdings nur schwer
abzubilden, ebenso wenig wie die volks-
wirtschaftlichen Kosten von Verkehrs-
unfällen in Milliardenhöhe, die durch
bessere Straßenbeleuchtung zumindest
reduziert werden könnten.

Sanierung rechnet sich:


Für Umwelt und Budget
Für die Sanierung veralteter Straßenbe-
leuchtung spricht eine ganze Reihe von
Gründen. Sie können in Sachzwängen
wie dem gehäuften Ausfall alter Leuch-
ten liegen oder darin, dass passende
Leuchtmittel nicht mehr lieferbar sind.

56

Beispiel für mögliche Kostenanteile Kosten im Lebenszyklus einer Straßenleuchte


in der Straßenbeleuchtung Von der Anschaffung bis zur Entsorgung

Der größte Anteil der Kosten entfällt in der


Straßenbeleuchtung auf den Energiever-
brauch. Bei veralteter Leuchtentechnologie ▪ ▪
kann der Anteil der Energiekosten noch ▪ ▪ ▪
deutlich über dem oben gezeigten Wert ▪ ▪
liegen. ▪
© licht.de © licht.de
57 58 ▪

41
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Wartungsbeispiele im Vergleich
Beleuchtungsanlagen mit qualitativ minderwertigen Leuchten
Beleuchtungsanlagen mit günstigen Leuchten

Neuwert
Wert nach Wartung
Mittlere Beleuchtungsstärke Ē

Wartungswert bei
3-jähriger Wartung

Anlagenwerte
ohne Wartung

Betriebszeit
in Jahren
Inbetriebnahme 1. Wartung 2. Wartung 3. Wartung 4. Wartung
nach 3 Jahren nach 6 Jahren nach 9 Jahren nach 12 Jahren
© licht.de
Qualitativ minderwertige Leuchten
▪ Wartung alle 3 Jahre
▪ Höhere Störanfälligkeit
▪ Höhere Kosten durch häufigere Wartung
59

Sie können umweltpolitisch motiviert sein Kommunale Auftraggeber sind verpflich-


und beispielsweise Klimaschutzziele verfol- tet, sich bei der öffentlichen Vergabe für
gen oder im Rahmen des Stadtmarketings das wirtschaftlichste Angebot zu ent-
ein attraktiveres nächtliches Erscheinungs- scheiden – das heißt, es ist nicht aus-
bild anstreben. Im Fokus steht angesichts schließlich der Preis zu bewerten. Die
der angespannten Haushaltslage vieler Erstellung einer Bewertungsmatrix ist ein
Kommunen aber das Ziel, mittelfristig einfaches, praktisches und flexibles Werk-
die Etats durch Senkung der Kosten für zeug, um Eignungskriterien und lichttech-
Beleuchtung zu entlasten. Methoden zur nische Nachweise in die Ausschreibung
Ermittlung der Lebenszykluskosten und des mit einfließen zu lassen. So stellt der
Kapitalwertes belegen, dass sich die Ziele öffentliche Auftraggeber sicher, dass die
der Wirtschaftlichkeit sowie der Ressourcen- Beleuchtungsanlage auch der Planung
schonung dank der enormen technischen und den Anforderungen entspricht, so-
Weiterentwicklung im Beleuchtungssektor dass sie optimale Energieeffizienz und
hervorragend miteinander verbinden lassen. Lichtqualität über den gesamten Lebens-
Sie spielen daher eine zentrale Rolle im zyklus der Anlage liefert.
Sanierungsprozess, der auf den folgenden
Seiten noch ausführlich dargestellt wird. Die Lehren aus der
Lebenszyklus-Analyse
Faktoren für Energieeffizienz Spezifisch bei Straßenbeleuchtung sind
Für mehr Energieeffizienz in der Straßen- die langen Lebenszyklen. 25 Jahre Be-
beleuchtung stehen Planern und Betrei- triebsdauer ist ein Richtwert, der nicht sel-
bern eine Reihe von Stellschrauben zur ten auch noch deutlich überschritten wird.
Verfügung. Die Entscheidung für moderne Ein guter Grund, Entscheidungen über
Leuchten mit LED als Lichtquelle ist davon Kosten und Aufwendungen nicht nur auf
sicher die nächstliegendste. Verstärkend den Zeitpunkt der Investition zu beziehen,
wirkt der Einsatz von intelligenten Lichtma- sondern über die gesamte Betriebsdauer
nagementsystemen, die ein Herunterdim- gesehen.
men der Lichtmenge in den Nachtstunden,
beispielsweise ab 24:00 Uhr, ermöglichen. Für die Betrachtung der Lebenszyklus-
Der Einfluss sorgfältiger Planung ist eben- kosten einer Beleuchtungsanlage müs-
falls bedeutend, denn nur eine Anlage, die sen einige Faktoren – insbesondere der
optimal den spezifischen Anforderungen Strompreis – für die Zukunft abgeschätzt
der jeweiligen Situationen entspricht, erfüllt werden. Von nennenswert fallenden
das Kriterium der Wirtschaftlichkeit. Energiepreisen in den kommenden Jah-

42
Beleuchtungsanlagen mit qualitativ hochwertigen Leuchten
Beleuchtungsanlagen mit qualitativ hochwertigen Leuchten

Neuwert
Wert nach Wartung
Mittlere Beleuchtungsstärke Ē

Wartungswert bei
4-jähriger Wartung

Anlagenwerte
ohne Wartung

Betriebszeit
in Jahren
Inbetriebnahme 1. Wartung 2. Wartung 3. Wartung
nach 4 Jahren nach 8 Jahren nach 12 Jahren
© licht.de
Qualitativ hochwertige Leuchten
▪ Wartung alle 4 Jahre
▪ Bei einer „Wartung mit Dokumentation“ ist das Wartungsintervall auf 6 Jahre ausdehnbar
▪ Geringere Fehleranzahl
60

ren ist aller Vernunft nach jedoch nicht Für Fortgeschrittene: Der Kapitalwert Fördermöglichkeiten ausschöpfen
auszugehen. Der Betrachtungszeitraum Eine in der Betriebswirtschaft gängige Ein letzter, für Kommunen nicht zu unter-
muss selbstverständlich ebenfalls für alle Betrachtung der Rentabilität von Inves- schätzender positiver Kostenfaktor sind
zu untersuchenden Alternativen gleich titionen lässt sich auch auf das Thema schließlich Fördergelder für bestimmte
gewählt werden, ebenso Richtwerte für Straßenbeleuchtung übertragen – insbe- Arten von Investitionen, etwa im Rahmen
Arbeitskosten bei Wartung und Instand- sondere dort, wo Betreiber im Rahmen von von Programmen des Bundes oder der
haltung. städtischen Holdings oder Contracting EU. Hierzu ist eine intensive Beratung,
als privatwirtschaftliche Unternehmen etwa durch Experten der Deutschen
Relevante Kostengrößen sind Wartungs-, agieren. Diese Betrachtungsweise ist die Energie-Agentur DENA bzw. den För-
Energie-, Reparatur-, Zins- und Anschaf- sogenannte Kapitalwert-Analyse. Sie bringt derbanken oder Energieagenturen der
fungskosten sowie Kosten der Entsor- langfristige Einspareffekte, wie sie innova- Bundesländer empfehlenswert.
gung. Hersteller müssen Aussagen zur tive LED-Lösungen bieten, besonders zur
Ausfallquote ihrer Leuchten machen. Geltung, denn hier werden die durch Ener-
Hierbei sind auch die entsprechenden Er- gieeinsparungen erzielten Gewinne mit
satzinvestitionen im Betrachtungszeitraum einem kalkulatorischen Zinssatz abgezinst.
zu berücksichtigen. Dieser stellt die vergleichbare Rendite dar,
welche durch eine Alternativinvestition
Eine entscheidende Erkenntnis aus der (zum Beispiel am Kapitalmarkt) erreicht
Analyse der Lebenszykluskosten langlebi- werden könnte. Bei einem gegebenen
ger Güter wie der Straßenbeleuchtung ist, Planungszeitraum und kalkulatorischem
dass Anlagen mit einer höheren Anfangs- Zinssatz drückt der Kapitalwert letztendlich
investion und in der Regel damit auch die zu erwartende Erhöhung bzw. Vermin-
einer längeren Amortisationszeit, dennoch derung des Geldvermögens aus. Schon
auf lange Sicht mehr Kosten sparen kön- ab einer Betrachtungsdauer von unter
nen als solche, die sich schneller amorti- 10 Jahren kann sich für LED-Leuchten
sieren. Die Amortisationszeit, die gerade ein positiver Kapitalwert ergeben. Dies
bei neuen Technologien wie der LED ist in Anbetracht einer Betriebsdauer
durch die höhere Anfangsinvestition oft von 25 Jahren vergleichsweise wenig.
länger ist als bei konventionellen Alterna- Maßgebliche Einflussfaktoren sind hier [59, 60] Zwei verschiedene Wartungs-
tiven, sollte also nicht das letzte Entschei- das Einsparpotential zur Altanlage sowie beispiele im Vergleich. Grafik Nr. 59 zeigt
dungskriterium sein: In vielen Beispielen der Strompreis und die angenommene ein Wartungsintervall von 3 Jahren ab
Inbetriebnahme. Bei Grafik Nr. 60 sind es
führt eine in der Investition teurere Vari- jährliche Strompreissteigerung. Somit
4 Jahre. Diese Beispiele zeigen, dass es
ante – beispielsweise mit hochwertigen, bietet der Kapitalwert eine neue Diskus- sich auch in finanzieller Hinsicht lohnen
aktuellen LED-Leuchten – zu den gerings- sionsgrundlage zur Wirtschaftlichkeit von kann, auf qualitativ hochwertige Leuchten
ten Lebenszykluskosten. Sanierungsmaßnahmen. zu setzen.

43
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Sanierungsprozess
Ist die Frage nach dem Warum der Sanierung von Straßenbeleuchtung beantwortet, folgt die Frage nach
dem Wie. Bewährte Werkzeuge und Methoden aus „Best Practice“ Beispielen ebnen Kommunen den Weg für
erfolgreiche Sanierungsprojekte.

Auf den vorhergehenden Seiten wurden wie dieses Heft liefern dafür wichtige
viele Gründe für eine Sanierung der Stra- Argumente. Der nächste Schritt ist die
ßenbeleuchtung genannt. Neben dem zen- Bildung eines Projektteams. Es bündelt
tralen Kostenaspekt sind es vor allem die die unterschiedlichen Kompetenzen, die
bessere Lichtqualität moderner Anlagen, für den Projekterfolg in den unterschiedli-
der damit verbundene Sicherheitsgewinn chen Phasen entscheidend sind: Von der
sowie die Reduzierung von CO2-Ausstoß Finanzierung über die Planung bis hin zur
und Lichtverschmutzung. Kommunale Beschaffung und Umsetzung. Sind die
Entscheidungsträger sind in dieser Situ- Aufgaben klar verteilt und alle Beteiligten
ation nicht alleine, überall in Deutschland von der Notwendigkeit der anstehenden
stehen Sanierungsprojekte auf der Tages- Maßnahmen überzeugt, kann das Projekt
ordnung. Viele wurden bereits erfolgreich in die nächste Phase gehen.
abgeschlossen und öffentliche wie private
Beratungsorganisationen stehen bereit, um Istanalyse
entsprechende Maßnahmen zu begleiten. Als Grundlage für die weitere Planung wird
Dabei haben sich typische Projektschritte als nächster Schritt eine detaillierte Istana-
herausgebildet. lyse der vorhandenen Beleuchtungsanlage
erstellt. Hier werden Einsparpotentiale
Projektstart deutlich und es lässt sich ein strukturiertes
Am Anfang steht die politische Willens- Vorgehen entwickeln. Ein solcher „Lichtka-
bildung und die Einbindung möglichst taster“ ist zwar aufwendig, aber er liefert
vieler kommunaler Akteure. Es gilt, sowohl die Datengrundlage, um Maßnahmen nach
die Verwaltungsorgane als auch die wirtschaftlichen Aspekten zu priorisieren.
Entscheidungsträger für das Sanierungs- Bei der Erstellung sollten die mit der
projekt zu gewinnen. Informationsmedien Wartung und dem Betrieb beauftragten

[61] Eine Sanierung bietet immer auch


die Chance, über die Effizienz und Kosten-
faktoren hinaus etwas für eine modernere
Stadtgestaltung zu tun.

[62] Beispiel einer Bewertungsmatrix


(enthält ausgeblendete Spalten) mit den
wichtigsten Kostenkriterien, um aus sechs
Bietern mit sechs verschiedenen Angebo-
ten das langfristig günstigste zu ermitteln. 61

44
62
© licht.de

Stellen, wie etwa Stadtwerke, mit einbezo- prozess optimal abbilden lassen, sollten Einbinden der Kriterien Energieeffizienz
gen werden, da diese häufig bereits über bereits in dieser Phase die beschaffungs- und Produktqualität. Die Betrachtung von
Daten zum Stromverbrauch und Kosten relevanten Kriterien – Produktqualität, Tech- Lebenszykluskosten und Renditen hilft
verfügen. Die Erfassung selbst sollte nik und Wirtschaftlichkeit – definiert werden. darüber hinaus, das langfristig wirtschaft-
durch geeignetes Fachpersonal erfolgen, Spätestens zu diesem Zeitpunkt steht auch lichste Angebot zu ermitteln.
alternativ stehen hierfür auch spezialisierte die Finanzierung des Projekts auf der Agen-
Dienstleister zur Verfügung. Ein vollstän- da. Umfragen der DENA haben gezeigt, Bewertungsmatrix
diger Lichtkataster umfasst neben der dass eine ungeklärte Finanzierung die Vielfach bewährt hat sich hier als Werk-
Anzahl der Lichtpunkte auch die Beschaf- häufigste Ursache für das Scheitern von zeug eine Bewertungsmatrix, die es in
fenheit, den Zustand und die technischen Sanierungsprojekten ist – dabei gibt es Form einer Rechentabelle ermöglicht,
Details jedes Lichtpunktes. Durch Messun- eine Vielzahl von Finanzierungsarten und verschiedene Bieter anhand von frei wähl-
gen der Beleuchtungsstärke sollte geprüft Fördermöglichkeiten. Auf den vorhergehen- baren Kriterien gegenüberzustellen und
werden, inwieweit die Beleuchtung der den Seiten wurde bereits dargestellt, wie den Bieter mit dem wirtschaftlichsten An-
aktuellen Nutzungssituation entspricht und eine Betrachtung der Lebenszykluskosten gebot zu identifizieren. Durch die Einbe-
geltende Normen erfüllt werden. Zusätzlich die langfristig mögliche Entlastung kommu- ziehung qualitativer Merkmale sowie die
dienen stichprobenartige Messungen der naler Haushalte unterstützen kann. Kredite Anpassung von Kriterien und Gewichtung
Anschlussleistung dazu, den tatsächlichen der KfW oder andere Förderprogramme kann das Projektteam die Bewertungsma-
Stromverbrauch zu ermitteln, der in Altan- können kommunale Handlungsspielräume trix auf den konkreten Beschaffungsfall
lagen meist deutlich über den Nennleistun- vergrößern. Eine weitere Option ist das zuschneiden. Die Umsetzung der Stra-
gen liegt. Contracting, bei dem ein privatwirtschaft- ßenbeleuchtung, also der eigentliche
licher Anbieter die Sanierung finanziert Anlagenbau, erfolgt in der Regel durch
Planung und Finanzierung und anschließend die Anlage über einen spezialisierte Dienstleister. Bei der Ab-
Der erste Planungsschritt ist die Ziel- vertraglich geregelten Zeitraum betreibt. nahme der fertigen Anlage durch die
definition: Sanierungsziele sollten eine Die Kommune ist von eigenen Investitionen Kommune gilt es zu prüfen, ob die verein-
klare Zielrichtung, etwa die Einsparung freigestellt, dafür erhebt der Betreiber über barten Leistungen erfüllt wurden. Um eine
von Energie oder die Verbesserung der die Vertragslaufzeit eine Contracting-Rate, langfristige Ersatzteilversorgung und gute
Lichtqualität haben, sie sollten mess- und mit der er die Anlage amortisiert und seinen Serviceleistungen sicherzustellen, ist es
quantifizierbar sein, sie sollten außerdem Gewinn erzielt. stets ein guter Rat, auf etablierte Herstel-
realistisch und spezifisch sein sowie einen ler mit guten Referenzen zurückzugreifen.
klaren Zeitrahmen erhalten. Auf dieser Beschaffung und Umsetzung
Basis lässt sich, zusammen mit entspre- Durch die vergaberechtlichen Rahmenbe- Die Vorlage Bewertungsmatrix LED
chenden Fachplanern, ein konkreter dingungen (VGV, VOL, VOB) ist der kom- findet sich im Internet unter: www.ptj.de/
Maßnahmenplan entwickeln. Damit sich munale Beschaffungsprozess in Deutsch- klimaschutzinitiative-kommunen/projekt-
Maßnahmen später im Beschaffungs- land streng geregelt. Entscheidend ist das laufzeit.

45
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Vor der Sanierung Nach der Sanierung

63 64

Beispielhafte Sanierungskonzepte
Wer jetzt zögert, verschenkt bares Geld. Beispiele für gelungene Sanierungen von Straßenbeleuchtung aus
ganz Deutschland machen deutlich, dass dank des technischen Fortschrittes und zielgerichteter öffentlicher
Förderung der richtige Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist.

Best Practice: Königsfeld im Schwarzwald, zu erzielen. Im Kurpark ersetzten 66 LED-


im Netzwerk zum Sanierungserfolg Leuchten im Design der Jahrhundertwende
Der Kurort Königsfeld gehört als Mitglied die ehemals 38 Laternen. Ergänzend ak-
des „LED-Netzwerk Schwarzwald“ zu den zentuieren Bodeneinbauleuchten Baum-
Preisträgern des im Jahr 2010 vom Bun- gruppen sowie Fassaden und erzielen eine
desministerium für Bildung und Forschung deutliche Verbesserung der atmosphäri-
(BMBF) initiierten Wettbewerbs “Kommu- schen Aufenthaltsqualität.
nen in neuem Licht”. Mit der Förderung
wurde die veraltete Stadtbeleuchtung auf Energieverbrauch mehr als halbiert
energieeffiziente LED-Technik umgerüs- Durch die Umrüstung von konventioneller
tet. Im Mittelpunkt stand die Entwicklung Bestückung auf LED reduziert sich der
LED-basierter Beleuchtungskonzepte für jährliche Energiebedarf in Königsfeld von
typische Straßen- und Platz-Situationen, die 86.889 kWh auf 37.747 kWh. Das sind 56,6
sich auch auf andere Städte und Gemein- Prozent weniger oder umgerechnet 27,3
den übertragen lassen. Das Projekt erfolgte Tonnen CO2 Einsparung pro Jahr.
in Zusammenarbeit mit Herstellern aus der
Summe
Region sowie mit Wissenschaftlern der kW/h
Hochschule Furtwangen University (HFU) im Jahr
86.889
und der Technischen Universität Darmstadt.
-57%
[63-65] Best Practice am Beispiel
Königsfeld im Schwarzwald. Vor und nach Neue Leuchten harmonieren perfekt mit Summe
der Sanierung: Zunahme der Lichtqua- kW/h
der jeweiligen Umgebung im Jahr
lität bei gleichzeitiger Reduktion der
Die Gemeindeverwaltung entschied sich 37.747
Energiekosten. Ersparnis CO² / Jahr
für neutralweiße LEDs in den Wohn- und ALT NEU 27,3 Tonnen
[66-68] Best Practice am Beispiel Biele- Geschäftsgebieten sowie für kaltweiße 65 © licht.de

feld. Die Veränderung auf diesen beiden LEDs in den Ausfallstraßen. Auf dem
Abbildungen ist besonders augenfällig, Rathausplatz im Ortszentrum wurden Evaluation durch Bürgerbefragung
wenn man die hellen Hausfassaden und komplett neue Mastleuchten installiert, um Parallel zu den lichttechnischen Messun-
die vergleichsweise dunkle Straße vor der
durch Anpassung von Lichtpunkthöhe und gen führte die Hochschule Furtwangen
Sanierung mit der hellen Straße und dem
reduzierten Streulicht auf den Wänden Lichtstärke eine gleichmäßige Lichtvertei- Bürgerbefragungen durch. Mit der neuen
nach der Sanierung vergleicht. lung ohne Dunkelzonen und Blendeffekte LED-Beleuchtung sind 69 Prozent der Be-

46
Vor der Sanierung Nach der Sanierung

66 67

fragten zufrieden und der Meinung, dass LED-Technologie – und konnte dadurch Energieeinsparung summiert sich
die Helligkeit optimal sei. Über 75 Prozent entsprechende Investitionen zum Teil mit Pro ausgetauschter HQL-Leuchte ergibt
der Befragten finden, dass die neue Be- Fördergeldern des Bundesumweltminis- sich eine Energie- und CO2-Einsparung
leuchtung zur Situation passe, eine Stei- teriums abdecken. von 83 Prozent. Bezogen auf die zirka
gerung von knapp 38 Prozent gegenüber 31.000 Leuchten in Bielefeld bedeutet
dem Ausgangszustand. Das deutlich bes- Modulare LED für maßgeschneiderte der Leuchtentausch im Jahr 2011 sowie
sere Lichtniveau wirkt sich auch auf das Lichtverteilungen in 2012/2013 eine Energieeinsparung von
Sicherheitsempfinden aus: 70 Prozent Die gewählten LED-Leuchten haben eine zirka 32 Prozent. Der CO2-Ausstoß wird hier-
der Befragten bestätigten ein sehr hohes Nennleistungsaufnahme von lediglich 21W durch pro Jahr um 2.200 Tonnen reduziert,
Sicherheitsgefühl, wenn sie bei Dunkelheit gegenüber 89W bei den bisherigen Pilz- die Energieeinsparung liegt bei 3,8 Millio-
unterwegs seien. Im Vergleich zur alten Opalglas-Leuchten. Dank maßgeschnei- nen kWh/Jahr. Außerdem geben die Leuch-
Anlage bedeutet dies eine Steigerung derter Optikkomponenten bringen sie ten ein insektenfreundliches Licht ab und es
von 42 Prozent. dabei deutlich mehr Licht in die Nutzebe- gibt weniger Lichtverschmutzung durch das
ne und vermeiden unnötiges Streulicht. gerichtete Licht auf Straßen- und Gehweg-
Best Practice: Bielefeld, weniger flächen in Wohn- und Anliegerstraßen.
Energiekosten – höhere Lichtqualität Auf den in der Regel acht bis zehn
Um 3,8 Millionen kWh pro Jahr konnte Meter breiten Wohn- und Anliegerstraßen Summe
die Stadt Bielefeld ihren Stromverbrauch sorgen die installierten Leuchten nun für kW/h
im Jahr
bei der öffentlichen Straßenbeleuchtung eine bedeutend hellere Ausleuchtung 11,9 Mio
-32%
senken – allein durch den Austausch der Verkehrsflächen. In diesen Stan- Summe
vorhandener Straßenbeleuchtung gegen dardsituationen sind die Leuchten mit kW/h
im Jahr
moderne LED-Mastleuchten. Die Um- speziellen Linsen für eine asymmetrische 8,1 Mio
rüstung in großem Umfang hat der Stadt Lichtverteilung ausgestattet. Dank ihrer
Ersparnis CO² / Jahr
einen beträchtlichen Gewinn hinsichtlich exakten Lichtabstrahlung gibt es kei- ALT NEU 2.200 Tonnen
Energieeinsparung, CO2-Reduzierung ne Probleme mehr mit dem Anstrahlen
68 © licht.de
und Lichtqualität gebracht. von Schlafzimmer- oder Wohnzimmer-
fenstern. Die Leuchten erlauben eine Fördermöglichkeiten
Gute Motive für den Wechsel Reduzierschaltung um etwa 50 Prozent Die Best Practice Beispiele zeigen
Etwa 16.000 mit Quecksilberdampflam- zwischen 22:30 Uhr und 04:30 Uhr. Hinter nicht zuletzt, wie die Nutzung von
pen bestückte Straßenleuchten waren dem Mast befindliche überbreite Geh- Fördermöglichkeiten Entscheidungs-
in Bielefeld 2010 noch in Betrieb. Die wege oder von der Fahrbahn abgesetzte und Sanierungsprozesse für Kommunen
verbindliche Einführung der EU-Verord- Geh- bzw. Radwege lassen sich durch erleichtert. Wichtige Anlaufstellen für die
nung 245/2009 (Ökodesign-Richtlinie), zusätzliche LED-Riegel ebenfalls gut Förderung von Sanierungsprojekten sind
die vorschreibt, dass ab April 2015 ausleuchten. Bei Mastabständen von bis das Bundesumweltministerium und die
keine Quecksilberdampflampen mehr zu 40 Metern, Masthöhen von fünf Metern bundeseigene KfW-Bank. Auf Bundes-,
in Verkehr gebracht werden dürfen, und Straßenbreiten von bis zu 10 Metern Landes- und Europaebene existieren
setzte die Stadt unter Zugzwang. Bei ergibt sich eine deutlich verbesserte und weitere Fördermöglichkeiten, Informatio-
den Maßnahmen fokussierte die Kom- gleichmäßigere Ausleuchtung der Stra- nen dazu geben zum Beispiel die Energie-
mune von vornherein auf die nachhaltige ßen- und Gehwegflächen. agenturen von Bund und Ländern.

47
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Normen, Literatur, hilfreiche Webseiten


Licht im kommunalen Bereich ist komplex. Normen werden überarbeitet und Förderprogramme werden neu
ins Leben gerufen, geändert oder eingestellt. Die aktuellsten Informationen finden sich meist im Internet, aber
auch die Fachliteratur kann dabei helfen, sich im Dschungel der Straßenbeleuchtung zurechtzufinden.

Die wichtigste Norm in der Straßenbe- Teil Drei, DIN EN 13201-3, legt fest, wie die
leuchtung ist die DIN EN 13201. Zum Gütemerkmale mathematisch berechnet
heutigem Stand – Jahresbeginn 2014 – ist und angewendet werden müssen.
sie in Überarbeitung. Wann sie erscheinen
wird, ist zur Zeit noch offen. Teil Vier, DIN EN 13201-4, definiert
die verschiedenen Verfahren für die
Die DIN 13201-1 (Teil 1) bezieht sich nur Messungen der Gütemerkmale an
auf Deutschland. Die Teile 2 bis 4 sind Straßenbeleuchtungsanlagen.
auch europäische Norm. Teil 1 stellt ein
System zur umfassenden Auswahl der Weitere, die DIN 13201 ergänzende
typischen Beleuchtungssituationen im Normen, Richtlinien und Publikationen:
Straßenverkehr dar. Diese werden in
unterschiedliche Beleuchtungsklassen DIN EN 12464-2
eingeteilt, die wiederum festlegen, welche Licht und Beleuchtung, Beleuchtung von
Mindestwerte bei der Beleuchtung erreicht Arbeitsstätten, Teil 2: Arbeitsplätze
werden müssen. im Freien

Im zweiten Teil der DIN EN 13201-2 wer- DIN 5340


den weitere Bedürfnisse der unterschied- Begriffe der physiologischen Optik
lichen Nutzer und die dafür erforderlichen
Werte festgelegt.

[69] Leuchten mit Werfer-Spiegel-Syste-


men sorgen für eine blendfreie und homo-
gene Beleuchtung von Fußgängerzonen
und Plätzen. Eine zusätzliche Lichtmarke
wird durch das beleuchtete Wasserspiel
gesetzt. 69

48
DIN 67523 Lebensdauerverhalten von Entladungslam- Weiterführende Links und
Beleuchtung von Fußgängerüberwegen pen für die Beleuchtung hilfreiche Webseiten
mit Zusatzbeleuchtung Fachverband Elektrische Lampen im
Teil 1: Allgemeine Gütemerkmale, Richtwerte ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Lotse zur Straßenbeleuchtung der DENA
Teil 2: Berechnung und Messung Elektronikindustrie e.V., Frankfurt am Main http://www.lotse-strassenbeleuchtung.de/
2005 (www.zvei.org)
R-FGÜ 2001 Übersicht möglicher Förderprogramme –
Richtlinien für die Anlage und Ausstattung Publikation Nr. 17:1998 Förderdatenbank
von Fußgängerüberwegen, veröffentlicht Straßenbeleuchtung und Sicherheit http://www.foerderdatenbank.de/
im Verkehrsblatt (VkBl) 2001, Seite 474 Deutsche Lichttechnische Gesellschaft
(www.verkehrsblatt.de) (LiTG) e.V., Berlin (www.litg.de) KFW-Förderprogramme
http://www.kfw.de
DIN 67524 Publikation Nr. 12.3:2011
Beleuchtung von Straßentunnels und Un- Messung und Beurteilung von Lichtimmis- Arbeits- und Entscheidungshilfe zur Aus-
terführungen sionen künstlicher Lichtquellen wahl von LED-Leuchten
Teil 1: Allgemeine Gütemerkmale, Richtwerte Deutsche Lichttechnische Gesellschaft http://www.zvei.org/Verband/Publikationen/
Teil 2: Berechnung und Messung (LiTG) e.V., Berlin (www.litg.de) Seiten/Arbeits--und-Entscheidungshilfe-
zur-Auswahl-von-LED-Leuchten.aspx
CIE-Publikation 88 Publikation Nr. 15:1997
Guide for lighting of road tunnels and un- Einwirkung von Außenbeleuchtungs- Bewertungsmatrix für die
derpasses, 2. Auflage, Wien 2004 anlagen auf nachtaktive Insekten Straßenbeleuchtung
(www.cie.co.at/cie) Deutsche Lichttechnische Gesellschaft www.ptj.de/klimaschutzinitiative-kommunen/
(LiTG) e.V., Berlin (www.litg.de) projektlaufzeit
RABT
Richtlinie für die Ausstattung und den Be- Hinweise zur Messung und Beurteilung von
trieb von Straßentunneln, Köln 2006, he- Lichtimmissionen
rausgegeben von der Forschungsgesell- Beschluss des Länderausschusses für
schaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. Immissionsschutz (LAI) vom 10. Mai 2000
(FGSV) als Titel 339 (www.fgsv-verlag.de) (www.lai-immissionsschutz.de)

49
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

Leuchten in ihrer Anwendung


Moderne Leuchten bieten unzählige Möglichkeiten, den Außenraum mit Licht so zu gestalten, dass die
Menschen sich hier wohl und sicher fühlen, ohne dabei die normativ geforderten Beleuchtungsstärken
zu vernachlässigen. Im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Leuchtentypen mit ihren spezifischen
Produkteigenschaften und Hinweisen zur richtigen Anwendung.

Welche Leuchte sorgt für welche Lichtwir-


kung? Auf welche Lichttechnologie sollte
man setzen? Und, welche Leuchtentypen
muss man einsetzen, um die Normvorga-
ben zu erfüllen? Die Auswahl der richtigen
Leuchten ist für die Betreiber nicht immer
leicht. Es gibt unzählige Vorgaben, aber
auch genauso viele Möglichkeiten der
Lichtgestaltung im kommunalen Raum.
Zunächst muss einmal geklärt werden, Lineare Bodeneinbauleuchten werden
welche Beleuchtungsaufgabe die gesuchte bevorzugt zur dekorativen Gestaltung von
Leuchte erfüllen muss. Soll zum Beispiel Straßen oder Plätzen eingesetzt. Die Licht-
eine mehrspurige Autobahn beleuchtet bänder können auch mit RGB-Steuerungen
werden, sind ganz andere Lichtwerkzeuge und farbigem Licht betrieben werden und
gefragt als beispielsweise bei der Anstrah- sorgen so für besondere Akzente.
lung einer Fassade. Die auf diesen Seiten
dargestellten Leuchtentypen geben einen
ersten Überblick über Funktion und Einsatz.

Entscheidend für die Auswahl der geeig-


neten Leuchte sind meist technische
Kriterien wie Lichtstärken, Lumen pro Watt,
Lichtpunkthöhen oder Abstrahlwinkel. Aber
auch die Wahl der passenden Lichttech-
nologie bedarf einer grundsätzlichen
Entscheidung. LED-Leuchten und LED- Bodeneinbauleuchten können Bäume und
Module haben in den letzten Jahren den Sträucher von unten anstrahlen und damit
Markt revolutioniert und die früher vorherr- in ihrer Umgebung akzentuieren. Sie kön-
schenden Halogen-Metalldampflampen, nen aber auch Fassaden oder Mauern
Natriumdampf-Hochdrucklampen oder mit ihrem eng- oder breitstrahlenden Streif-
Leuchtstofflampen in vielen Bereichen licht entsprechend in Szene setzen.
schon vom Markt verdrängt. Sie bestechen
vor allem durch ihre hohe Energieeffizienz
und ihre lange Produktlebensdauer.

Auch das Design der Leuchten spielt eine


wichtige Rolle bei der Produktauswahl. So
sollte sich die Formgebung einer Leuchte
der umgebenden Architektur anpassen,
um ein stimmiges Gesamtbild zu erzielen.
Nicht zu unterschätzen ist dabei auch
die Tagwirkung der Leuchten. Sie werden Überspannungsleuchten sind ideale
als Objekte im Raum wahrgenommen Problemlöser. Sie können mittig über
und sind somit auch ein wichtiger Teil der Straßen oder Gassen installiert werden und
Stadtmöblierung. diese lichttechnisch optimal ausleuchten.

50
Mastauslegerleuchten, als Ein- oder Zwei- Mastaufsatzleuchten mit Sekundär-Licht- Dekorative Mastaufsatzleuchten sorgen
fachausleger, eignen sich als universale technik, auch Spiegel-Werfer-Systeme ge- neben ihrer funktionalen Beleuchtung auch
und energieeffiziente Problemlöser in der nannt, strahlen eine Reflektorfläche an, die für gestalterische Highlights auf Plätzen, in
Straßenbeleuchtung. Zweifachausleger das Licht gleichmäßig und blendfrei in die Fußgängerzonen, Parks oder auf Wegen.
sind prädestiniert für die Ausleuchtung Umgebung abgibt. Ideal zur Beleuchtung Sie sind gut kombinierbar mit Wandleuchten
größerer Straßen oder Parkplätze. von Fußgängerzonen und Plätzen. aus der eigenen Produktfamilie.

Hochleistungs-Mastleuchten als Fluter Mastleuchten und Lichtstelen dienen als Deckeneinbau-, Deckenaufbauleuchten
sorgen für eine effiziente und homogene technische und dekorative Außenleuchten sorgen für Licht in Arkaden, unter Vordä-
Ausleuchtung selbst großer Flächen, wie zur Beleuchtung von Fahrbahnen, Wegen chern oder Vorsprüngen. Zurückhaltend in
beispielsweise von Rasthöfen, Parkplät- und Plätzen. Zum Teil lassen sich funktionale die Architektur integriert oder auffällig als
zen, Industrie- oder Sportgeländen. Elemente wie Anschlüsse für Gas, Strom, dekorative Leuchte, lassen sich mit ihnen
Wasser etc. mit den Leuchten kombinieren. Lichträume im Außenbereich gestalten.

Medienfassaden lassen sich durch immer Scheinwerfer und Strahler sorgen für groß- Pollerleuchten werden meist zur Beleuch-
neue grafische Bilder oder Filme bespie- flächige Anstrahlungen von Gebäuden, tung von Wegen in Parks und Grünanla-
len und werden damit zu einem riesigen Denkmälern oder besonderen Sehens- gen, aber auch zur zonalen Beleuchtung
Screen, der die Fassade immer neu ge- würdigkeiten. Auf Gebäuden oder Masten von Plätzen eingesetzt. Sie helfen bei der
staltet oder mit Werbebotschaften auf sich montiert, eignen sie sich auch für eine Orientierung und glänzen oft auch mit
aufmerksam macht. Anstrahlungen aus weiterer Ferne. ihrem dekorativen Charakter.

Unterwasserscheinwerfer, betrieben mit Wandeinbauleuchten helfen bei der Orien- Mit Wandaufbauleuchten können angren-
LEDs oder Lichtleitfasern, bieten Vorteile bei tierung, beispielsweise bei Treppenaufgän- zende Bereiche wie Wege und Plätze
der Wartung und ermöglichen Lichtinsze- gen oder der Wegeführung, und erhöhen beleuchtet oder aber Fassaden mit
nierungen mit weißem oder farbigem Licht. das Sicherheitsempfinden. Akzentlicht besonders betont werden.

51
licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

2
12
11

7 9
8
10
6

70

Nr. Lampentyp Lampenleistung Lichtstrom Lichtausbeute Lichtfarbe


(Nennleistung in Watt) (Lumen) (Lumen/Watt)

Stabförmige Leuchtstofflampen
1 Leuchtstofflampe Ø 26 mm 18 – 70 870 – 6.200 61 – 89 ww, nw, tw
Kompakt-Leuchtstofflampen
2 2-Rohrlampe gestreckte Bauform 16 – 80 950 – 6.500 67 – 100 ww, nw, tw
3 1-, 2- oder 3-Rohrlampe kompakte Bauform 10 – 42 600 – 3.200 60 – 75 ww, nw, tw
Halogen-Metalldampflampen
4 Einseitig gesockelt mit Keramiktechnik 20 – 400 1.600 – 41.000 80 – 108 ww, nw

5 Zweiseitig gesockelt mit Keramiktechnik 70 – 150 5.100 – 14.500 73 – 104 ww, nw


6 Zweiseitig gesockelt 1.000 – 2.000 90.000 – 230.000 90 – 117 nw, tw
7 Ellipsoidform mit Keramiktechnik 35 – 150 3.200 – 13.700 84 – 94 ww, nw
8 Röhrenform mit Keramiktechnik 45 – 315 4.300 – 37.000 96 – 120 nw, tw
Natriumdampf-Hochdrucklampen
9 Ellipsoidform 50 – 1.000 3.800 – 130.000 88 – 150 ww
10 Röhrenform 35 – 1.000 2.200 – 128.000 63 – 139 ww
LED-Module
11 LED-Modul (herstellerspezifisch und ZHAGA-konform), ohne 18 – 75 2.500 – 10.000 110 – 140 nw, tw
Optik und Kühlkörper
12 LED-Modul technische Beleuchtung (herstellerspezifisch), 15 – 45 2.100 – 5.000 111 – 139 nw, tw
mit Optik, ohne Kühlkörper
13 LED-Modul technische Beleuchtung (herstellerspezifisch), 32 – 60 2.700 – 6.000 87 – 100 ww, nw
mit Optik und Kühlkörper
14 LED-Modul technische Beleuchtung (herstellerspezifisch), 21 2.600 120 ww, nw, tw
ohne Optik, mit Kühlkörper
ww = Warmweiß Farbtemperatur bis 3.300 K nw = Neutralweiß Farbtemperatur 3.300 K bis 5.300 K tw = Tageslichtweiß Farbtemperatur >5.300 K

52
Lichtquellen
Ab dem 13. April 2015 dürfen neue Quecksilberdampf-Hochdrucklampen
in der EU nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Hier zeigen wir die
wichtigsten aktuellen LED-Module und Lampentypen, um einen Wechsel
auf effiziente Lampentechnologien zu erleichtern.

13 Stabförmige Leuchtstofflampen und LED-Module [11-14]


Kompakt-Leuchtstofflampen [1-3] LED-Module sind Lichtquellen, die mit
Stabförmige Leuchtstofflampen und Einzel-LED bestückten Platinen (PCB)
Kompakt-Leuchtstofflampen zeichnen sich Licht erzeugen. Je nach Ausbaustufe kön-
durch eine hohe Lichtausbeute, gute Farb- nen die Module bereits mit einer Optik zur
wiedergabe und lange Lebensdauer aus. Lichtlenkung und einem Kühlkörper aus-
Im Außenraum sollten spezielle Varianten gestattet sein. Moderne Module schaffen
eingesetzt werden, die im Temperatur- eine enorm hohe Lichtausbeute. Außerdem
bereich von 5 °C bis 70 °C einen annä- zeichnen sich die Lichtquellen durch eine
hernd gleichbleibend hohen Lichtstrom sehr lange Lebensdauer aus. Die Lichtaus-
aufweisen. Mit einem geeigneten EVG beute und die Lebensdauer sind von den
lassen sich die Lampen dimmen. Temperaturen im Betrieb abhängig. Bei
niedrigen Temperaturen steigen Lebens-
Halogen-Metalldampflampen [4-8] dauer und Effizienz und die LED-Module
Halogen-Metalldampflampen überzeugen spielen ihre volle Überlegenheit aus .
14
durch ihr brillantes Licht und sorgen so für
ein attraktives Stadtbild. Lampen mit Kera- LED-Module sind fester Bestandteil einer
mikbrenner-Technologie bestechen durch LED-Leuchte, durch eine geeignete Licht-
eine besonders hohe Lichtausbeute von technik in der Leuchte können Streulicht
Farbwiedergabe-Index Ra Sockel bis zu 100 lm/W und sind damit deutlich und Blendwirkung unter Berücksichtigung
(zum Teil als Bereich) energieeffizienter als Lampen mit Quarz- von Energieeffizienz und Lichtkomfort
brennern. Diese Lichtquellen eignen sich optimiert werden.
aufgrund ihrer guten Farbwiedergabe und
85 – 98 G13
hohen Lichtqualität besonders für reprä- Zu einem LED-Modul gehört auch immer
sentative Inszenierungen von Denkmälern, das passende Vorschaltgerät. Es sollten
80 – 93 2G11; 2G7 Brunnen oder historischen Bauwerken. nur Vorschaltgeräte benutzt werden, die
80 – 90 G23; G24; 2G7; GX24 Speziell für die Straßenbeleuchtung ent- den Anforderungen in der Straßenbe-
wickelte Varianten haben eine extra lange leuchtung gerecht werden. Eine hohe
80 – 85 G8,5; G12; G22 Lebensdauer und sind für lange Wechsel- Schutzart sowie ein Überspannungsschutz
GU6,5; GU8,5; GY22 intervalle optimiert. ist ebenfalls wichtig. Die Kombinationen
75 – 95 RX7s; RX7s-24 aus LED-Modulen und Vorschaltgeräten
65 – 90 K12s Natriumdampf-Hochdrucklampen [9-10] können beim Hersteller erfragt werden.
85 – 93 E27 Natriumdampf-Hochdrucklampen Spezielle Versionen weisen verschiedene
zeichnen sich durch eine enorm hohe Schnittstellen zur Steuerung (z.B. DALI
60 – 90 PGZ12; PGZ18
Lichtausbeute von bis zu 150 lm/W und oder AstroDIM) oder Zusatzfunktionen wie
eine lange Lebensdauer aus. Varianten Lichtstromnachführung auf.
25 E27; E40 für die Straßenbeleuchtung haben eine
25 E27; E40 sehr geringe Frühausfallrate von gerade Die verfügbaren Light-Engines (LED-Mo-
mal 5% bei 24.000h. Damit lassen sich dule und Vorschaltgeräte) werden ent-
>70 – Wechselintervalle von 6 Jahren reali- weder herstellerspezifisch oder beispiels-
sieren. Abstriche muss man allerdings weise durch die ZHAGA-Initiative definiert.
>70 – in punkto Lichtqualität machen, denn Die ZHAGA-Initiative erarbeitet einheitliche
die Lampen bieten lediglich einen Ra Standards für Light-Engines.
>70 –
von ≤ 25 und einen gelblichen Farbein-
druck. Einige Varianten ermöglichen
einen einfachen Eins-zu-eins-Umstieg von
>80 –
Quecksilberdampf-Hochdrucklampen auf
Natriumdampf-Hochdrucklampen.

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licht.wissen 03 Straßen, Wege und Plätze

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leuchtung mit künstlichem Licht: Heft rechten und effizienten Beleuchtung welche Kriterien bei der Beleuchtung den Menschen: Heft 19 informiert
01 beschreibt die physikalischen von Bildungsstätten. Zudem wird von Arbeitsstätten im Freien zu beach- über den aktuellen Stand der For-
Komponenten von Licht und vermit- dargestellt, wie durch gute Beleuch- ten sind. Es basiert unter anderem auf schung und erläutert anhand von
telt die wichtigsten Grundkenntnisse tung Motivation und Leistung von der Norm DIN EN 12464, Teil 2. Praxisbeispielen den Umgang mit
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01 Die Beleuchtung mit künstlichem Licht (2008) 08 Sport und Freizeit (2010) 15 Gute Beleuchtung rund ums Haus (2009)
02 Besser lernen mit gutem Licht (2012) 09 Sanierung in Gewerbe, Handel und Verwaltung (2014) 16 Stadtmarketing mit Licht (2010)
03 Straßen, Wege und Plätze (2014) 10 Notbeleuchtung, Sicherheitsbeleuchtung (2012) 17 LED: Das Licht der Zukunft (2010)
04 Licht im Büro, motivierend und effizient (2012) 11 Gutes Licht für Hotellerie und Gastronomie (2005) 18 Gutes Licht für Museen, Galerien, Ausstellungen (2006)
05 Industrie und Handwerk (2009) 12 Beleuchtungsqualität mit Elektronik (2003) 19 Wirkung des Lichts auf den Menschen (2014)
06 Shopbeleuchtung, attraktiv und effizient (2011) 13 Arbeitsplätze im Freien (2007) 20 Nachhaltige Beleuchtung (2014)
07 Gesundheitsfaktor Licht (2012) 14 Ideen für Gutes Licht zum Wohnen (2009)

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Alles über Beleuchtung! Impressum

Herausgeber
licht.de
Herstellerneutrale Informationen Fördergemeinschaft Gutes Licht
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leuchtung. Die Fördergemeinschaft Gutes Tel. 069 6302-353, Fax 069 6302-400
Licht hält zu allen Fragen des künstlichen licht.de@zvei.org, www.licht.de
Lichts und seiner richtigen Anwendung
Redaktion, Text, Gestaltung und Realisation
umfangreiches Informationsmaterial bereit.
LightAgentur, Bonn
Die Informationen sind herstellerneutral und
basieren auf den relevanten technischen Lektorat
Regelwerken nach DIN und VDE. Christiane Kersting, Lüdenscheid

Druck
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