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Leitfaden DIN EN 12464 -1:2021-11
Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen
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01 03

Genderhinweis:
Aus Gründen der besseren Les-
barkeit wird auf die gleichzeitige
Verwendung der Sprachformen
männlich, weiblich und divers
verzichtet. Sämtliche Personen-
bezeichnungen sprechen alle
Geschlechter an.
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3

Vorwort

Sind Sie neugierig auf die Norm zur Beleuchtung von Arbeitsstätten? Haben Sie Fragen
dazu? Oder gar Bedenken, dass 128 Seiten Norm neue Herausforderungen für den plane-
rischen Arbeitsalltag und neue Anforderungen an Beleuchtungsanlagen bedeuten?

DIN EN 12464-1 „Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen“ liegt bereits seit Ende
2021 vor. Wir haben inzwischen in zahlreichen Veranstaltungen darüber informiert und hilf-
reiche, in der Regel sehr positive Rückmeldungen erhalten. Mit diesem Leitfaden bringen
wir das Wesentliche auf den Punkt: Wir legen den Nutzen und die Chancen dar und möch-
ten Ihnen damit die Sorgen nehmen: Sorgfältig geplante und installierte Beleuchtungsanla-
gen schaffen eine deutlich höhere Lichtqualität an Arbeitsplätzen. Und die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sind schließlich das Wertvollste, das ein Unternehmen hat. Sie danken es
Ihnen, wenn die Arbeitsumgebung ihre Leistungsbereitschaft fördert.

Was hat sich weiterentwickelt? Erforderliche Werte für die Beleuchtungsstärken wurden –
mit sehr wenigen Ausnahmen – nicht erhöht. Modifizierte Werte erlauben Anpassungen,
um besondere Anforderungen an die Beleuchtung erfüllen zu können.

Wir haben die Norm nicht von Grund auf verändert oder neue Größen definiert, sondern
sie besser lesbar gemacht und verständlicher formuliert. Schließlich ist sie eine der am
meisten genutzten Normen, die wir in Europa kennen. Die wichtigen Kerngrößen sind nun
in einer Tabelle leicht sichtbar und zugänglich.

Ganz wichtig, denn das ist wirklich neu: Die Norm enthält eine Anleitung und nennt kon-
krete Beispiele für die Lichtplanung. Mit dieser Neufassung wird schnell klar: Eine gute Be-
leuchtung lässt sich nicht auf die zwei Kennwerte reduzieren. 500 Lux und UGR 19 (RUGL)
allein können nicht die Standardlösung sein.

Ein Kernanliegen der Norm sind Beleuchtungsanlagen, die gezielt auf die örtlichen Gege-
benheiten und Sehaufgaben ausgelegt sind, dafür am besten mithilfe einer Lichtsteuerung
adaptiv und effizient das Tageslicht einbinden und vor allem die Nutzenden in ihrem Ar-
[Titelseite] DIN EN 12464-1 „Licht und Beleuchtung – Be- beitsalltag optimal unterstützen.
leuchtung von Arbeitsstätten – Teil 1: Arbeitsstätten in Innen-
räumen“ ist die wichtigste Norm zur Beleuchtung von Ar-
beitsplätzen. (Foto: licht.de/Waldmann) Lesen Sie unseren Leitfaden mit Neugier – und wenden Sie die Norm erfolgreich an.

[01-04] Tätigkeiten und Sehaufgaben an Arbeitsplätzen sind Ihr Peter Dehoff


zum Teil sehr unterschiedlich. Für jede Anwendung nennt
DIN EN 12464-1 Mindestanforderungen und Empfehlungen.
(Fotos: licht.de/Waldmann, Derungs, Zumtobel, Jesper Vorsitzender der Arbeitsgruppe WG 2 im Europäischen Komitee für Normung CEN zur Be-
Malmkvist) arbeitung der Beleuchtung von Arbeitsstätten und Vorsitzender des Arbeitskreises licht.de
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Hintergrund und Entwicklung


DIN EN 12464-1

Die europäische Norm ist in den 1990er-Jahren als harmonisierte Fassung der damaligen
nationalen Normen zur Beleuchtung von Arbeitsstätten entstanden. Der deutsche Beitrag war
DIN 5035, vor allem Teil 2. Darin wurden bereits die Anforderungen an die Beleuchtungsstärken
in verschiedenen Arbeitsräumen aufgelistet. Die heutigen Kriterien der Beleuchtung hießen
damals noch Gütemerkmale und sind ein wesentlicher Bestandteil der Norm.

Im Zuge der europäischen Harmonisierung


wurden für die erste Fassung der EN
12464-1 die wesentlichen Anforderungen
an die Beleuchtung der Sehaufgabe oder
den Bereich der Tätigkeit beschrieben. Das
war bereits ein Paradigmenwechsel: An-
fänglich ging es zuvor um die gleichmäßige
Beleuchtung eines Raumes, in dem die
wesentlichen Tätigkeiten ausgeführt wer-
den. Nun geht es darum, zunächst die
Sehaufgabe zu bestimmen und für ihre kor-
rekte Beleuchtung zu sorgen. Für Planerin-
nen und Planer bedeutet das viel mehr
Freiheit. Denn gezielte Beleuchtung schafft
abwechslungsreiche Lichtsituationen. Und
die Beleuchtung ist normgerecht, solange
die Sehaufgaben und der Raum, in dem
sie ausgeführt werden, richtig beleuchtet
sind und die Mitarbeitenden das richtige
Licht zur Erfüllung ihrer Arbeit zur Verfü-
gung haben.
5

Die Sprache der Norm und ihre Verbindlichkeit


Allein die Existenz einer Norm wie legte Rasterspezifikation verwen- zu vermeiden, kann ein Band
DIN EN 12464-1 verpflichtet noch det werden“ (siehe DIN EN 12464- neben der Wand von der Berech-
nicht zu ihrer Anwendung. Nimmt aber 1:2021; 5.3.1). Oder: „Im Bereich nung ausgeschlossen werden …“
etwa ein Vertrag Bezug auf eine der Sehaufgabe oder Tätigkeit darf (siehe DIN EN 12464-1:2021; 5.4).
Norm, kann ihre Anwendung verbind- die Gleichmäßigkeit der Beleuch-
lich sein. Bleibt die Frage, wann diese tungsstärke (Uo) die in den Tabellen Neben diesen normativen Elemen-
Pflicht als erfüllt gilt – oder umgangs- in 7.3 angegebenen Mindestwerte ten finden sich in einer Norm auch
sprachlich ausgedrückt: Wann ist eine der Gleichmäßigkeit nicht unter- informative Elemente. Sie können
Anlage „normgerecht“ oder „norm- schreiten“ (siehe DIN EN 12464- erläuternden Charakter haben und
gemäß“. 1:2021; 5.3.6). DIN 820-2 nennt erleichtern das Verständnis und
übrigens noch weitere gleichbedeu- damit die Anwendbarkeit der Norm.
Hilfestellung gibt DIN 820-2 von De- tende Wendungen, die in Ausnah- Oder sie vermitteln zusätzliche Hin-
zember 2022 „Normungsarbeit – Teil mefällen aus sprachlichen Gründen tergrundinformationen oder erläu-
2: Gestaltung von Dokumenten“ und genutzt werden dürfen, wie etwa tern den Zusammenhang mit ande-
definiert auch die Sprache der Norm. „ist erforderlich“. ren Normen und Empfehlungen.
Um DIN EN 12464-1 korrekt zu nut-
zen, ist es wichtig, die normativen Ele- 2) Empfehlungen beschreiben be- 쐍 Informative Elemente sind bei-
mente von den informativen zu unter- sonders geeignete Möglichkeiten spielsweise Inhaltverzeichnis,
scheiden. Hierfür gibt DIN 820-2 eine oder Handlungsweisen, ohne nicht Vorwort, Einleitung, normative Ver-
einfache Erklärung: Ein normatives genannte Alternativen auszuschlie- weise, Literaturverzeichnis und
Element beschreibt den Anwen- ßen. Sie sind an Wörtern wie „sollte“ Stichwortverzeichnis.
dungsbereich (z. B. einer Norm) oder oder „sollte nicht“ zu erkennen. 쐍 Anhänge können sowohl aus nor-
Festlegungen. Der Anwendungsbe- Zum Beispiel: „Der unmittelbare mativen wie auch aus informativen
reich, hier der DIN EN 12464-1, ist Umgebungsbereich sollte innerhalb Elementen bestehen und müssen
begrenzt auf die Beleuchtung von des Gesichtsfeldes als Streifen mit entsprechend gekennzeichnet wer-
Arbeitsplätzen und schließt etwa si- einer Breite von mindestens 0,5 m den. In DIN EN 12464-1:2021 sind
cherheits- und gesundheitsrelevante den Bereich der Sehaufgabe um- sämtliche Anhänge informativ.
Aspekte aus. Bei den Festlegungen geben“ (siehe DIN EN 12464- 쐍 Anmerkungen im Text sind – in
handelt es sich um: 1:2021; 5.3.4). Oder: „Der Abstand Bezug auf ihre Verbindlichkeit – ähn-
1) Anforderungen der Rasterpunkte sollte nicht mit lich einzustufen wie informative Ele-
2) Empfehlungen dem Abstand der Leuchten über- mente. Sie liefern zusätzliche Infor-
3) Angaben einstimmen“ (siehe DIN EN 12464- mationen und dienen dem besseren
1:2021; 5.4). Verständnis. Die Norm muss jedoch
Diese drei Bereiche lassen sich leicht auch ohne sie anwendbar sein.
durch ihre sprachliche Formulierung 3) Angaben können Informationen
unterscheiden: geben zur Zulässigkeit (im Sinne Zurück zur Ausgangsfrage: Wann ist
von „Erlaubnis“) oder Möglichkeit/ eine Beleuchtungsanlage „normge-
1) Anforderungen sind „einzuhal- Vermögen (im Sinne von Auswir- recht“ oder „normgemäß“?
tende und objektiv prüfbare Krite- kungen beziehungsweise Tauglich-
rien … von denen keine Abwei- keit). Sie lassen sich durch die Vorausgesetzt, die Beleuchtungsan-
chung erlaubt ist, wenn Nutzung von „darf“ und „kann“ lage liegt im Anwendungsbereich von
Übereinstimmung mit dem Doku- oder „kann nicht“ erkennen. Zum DIN EN 12464-1, müssen alle für den
ment gefordert ist“ (siehe DIN 820- Beispiel: „Die Beleuchtungsstärke Anwendungsfall relevanten Anforde-
2; 3.3.3). des unmittelbaren Umgebungsbe- rungen erfüllt sein. Sie sind in der
reichs darf niedriger sein als die Regel an den Verbformen „muss“ oder
Sie sind an Wörtern wie „muss“ Beleuchtungsstärke im Bereich der „darf nicht“ zu erkennen. Alle weiteren
oder „darf nicht“ zu erkennen. Zum Sehaufgabe …“ (siehe DIN EN Elemente – normative (Empfehlungen
Beispiel: „Für die Berechnung und 12464-1:2021; 5.3.4). Oder: „Um und Angaben) wie informative – dienen
Messung von Mittelwerten und eine starke Beeinträchtigung der lediglich dem Verständnis der Norm,
Gleichmäßigkeiten der Beleuch- Gleichmäßigkeit durch Berech- ihrer zielgerichteten Anwendung und
tungsstärke muss die in 5.4 festge- nungspunkte in der Nähe der Wand Kommunikation.
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Was ist neu?

Die Motivation, der Norm eine neue Gestalt zu geben, waren Kommentare interessierter Kreise
zur „alten“ Version, gesammelte Erfahrungen und das Anliegen, auch nichtvisuelle Wirkungen
zu berücksichtigen. Die Anforderungen an Wartungswerte der Beleuchtungsstärken haben sich
dadurch kaum geändert, die Norm ist nicht strenger geworden.

Die Überarbeitung ist schon auf den ersten mengefasst, um die Lesbarkeit zu erleich-
Blick an der neuen Gestaltung der Tabellen tern. Zusätzliche Anhänge bieten ergän-
zu erkennen: Sie nennen nun die wesent- zende Informationen zur Anwendung des
lichen Kenngrößen für die Auslegung einer UGR-Verfahrens, zur visuellen und nichtvi-
Beleuchtungsanlage. Zudem ist ein ganz suellen Wirkung des Lichts und zur Raum-
neues Kapitel über die Planung von Be- helligkeit. Beispiele zeigen, wie die neuen
leuchtungsanlagen entstanden, das den Tabellen angewendet werden können.
Umgang mit den ausführlicheren Tabellen Damit ist zugleich der Umfang des Doku-
beschreibt. In einem weiteren neuen Kapitel ments gewachsen: von 55 auf stolze 128
sind Symbole und Abkürzungen zusam- Seiten.

[05] Die Ausgabe aus dem Jahr 2021 ist von 55 auf 128
Seiten angewachsen. Grund dafür sind Übertragungen aus
dem Fließtext in die Tabellen. (© licht.de) 05
7

In den Tabellen selbst steht so gut wie Wirkungen auf Arbeitnehmerinnen und Ar-
nichts Neues – alle hier zusätzlich aufge- beitnehmer. Bei der Planung muss immer
führten Größen und Werte waren zuvor be- überprüft werden, ob die Ergebnisse
reits in anderen Kapiteln zu finden. Sie sind gemäß den Anforderungen nicht nur der
in die Tabelle überführt worden, um zu ver- Norm, sondern auch denen der ASR A3.4
hindern, dass sie im Fließtext untergehen entsprechen. Beispiel: Ein Arbeitsbereich
und nicht berücksichtigt werden. umfasst größere oder mehrere Sehaufga-
ben und wird zu einem großen Arbeitsbe-
Denn es ist ungewiss, dass immer der reich zusammengefasst. Der Umgebungs-
gesamte Fließtext zu den Anforderungen bereich erstreckt sich dabei größtenteils
an die Beleuchtungsstärken auf Wänden über den restlichen Raum – zumindest aber
und Decken gelesen wurde. Ist dabei bis zum nächsten Arbeitsbereich oder zur
wahrgenommen worden, welche zylindri- nächsten Bewegungszone. Da Norm und
schen Beleuchtungsstärken schon immer Arbeitsstättenregel demselben Grundge-
gefordert waren? War jedem bewusst, danken folgen, können sie gemeinsam
dass die Wartungswerte der Beleuchtungs- ohne bedeutenden Mehraufwand berück-
stärke erhöht werden sollen, wenn es sichtigt werden.
Gründe dafür gibt?
Die Hauptabschnitte der Norm sind:
Jeder kennt wohl noch die Tabellen der 쐍 Abschnitt 3 Begriffe
Norm von 2011. Darin wurde gefordert: 쐍 Abschnitt 4 Symbole und Abkürzungen
쐍 Wartungswert der Beleuchtungsstärke 쐍 Abschnitt 5 Kriterien der Beleuchtungs-
für den gewählten Bereich der Sehauf- planung
gabe, der Tätigkeit oder des Raums 쐍 Abschnitt 6 Überlegungen für die Pla-
쐍 Gleichmäßigkeit in diesem Bereich nung der Beleuchtung
쐍 Farbwiedergabe 쐍 Abschnitt 7 Verzeichnis der spezifischen
쐍 UGR-Wert für die Blendungsbegrenzung Beleuchtungsanforderungen
쐍 Abschnitt 8 Überprüfungen
Weitere Werte, die im Fließtext gefordert 쐍 Anhänge
wurden:
쐍 Zylindrische Beleuchtungsstärken Aufbau der Tabellen aus Abschnitt 7
쐍 Beleuchtungsstärken auf Wänden
쐍 Beleuchtungsstärken auf der Decke Zunächst fällt auf, dass drei unterschiedli-
che Anforderungen formuliert werden:
Nein, all diese Werte sind nicht neu. Sie 쐍 an die Sehaufgaben oder Tätigkeiten,
wurden aber gerne im Fließtext übersehen. 쐍 an die visuelle Kommunikation und die
In Abschnitt 7 der Norm finden sich jetzt Erkennung von Objekten sowie
die neu gestalteten Tabellen mit den spe- 쐍 an die Helligkeit der Räume.
zifischen Anforderungen an die Beleuch-
tung. Das Wesentliche ist auf einen Blick Hier ist schon das planerische Grundkon-
erkennbar – was nicht heißt, dass der rest- zept zu erkennen: Zunächst muss die Seh-
liche Text der Norm unbedeutend ist. Dort aufgabe oder Tätigkeit erfasst werden,
sind nach wie vor wichtige Erläuterungen dann folgt die Gestaltung des Raums oder
und auch normative Anforderungen zu Raumbereiches. Schließlich können mehr
finden wie beispielsweise die Anzahl der als eine Sehaufgabe in einem Raum vor-
Berechnungspunkte pro Bereich, um etwa kommen. Sind Arbeitsplätze mit unter-
die Gleichmäßigkeit (Emin /Ē) korrekt zu er- schiedlichen Anforderungen in einem Raum
mitteln. vorgesehen, was in Industrieräumen häufig
der Fall ist, können die Planenden darauf
Das nationale Vorwort der Norm eingehen.

Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), Arbeitsplätze werden zuweilen auch von


konkretisiert durch die Technischen Regeln verschiedenen Personen genutzt, beispiels-
für Arbeitsstätten ASR A3.4 „Beleuchtung weise beim Desk-Sharing im Büro oder bei
und Sichtverbindung nach Außen“, gibt in der Schichtarbeit. Auch ihre individuellen
Deutschland Hinweise zum Sicherheits- Lichtbedürfnisse müssen berücksichtigt
und Gesundheitsschutz. Zudem beschrei- werden – etwa persönliche Vorlieben und
ben fachspezifische Schriften der Unfallver- Dispositionen, insbesondere wenn Mitarbei-
sicherungsträger sehr anschaulich die An- tende älter sind und mehr Licht brauchen
forderungen an die Beleuchtung und ihre oder gar eine Seheinschränkung haben.
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Was ist neu in den Tabellen?


Raum und Sehaufgabe

Der Tabellenaufbau gliedert sich in zwei Bereiche – den der Sehaufgabe oder Tätigkeit und den
für die Gestaltung des Raumes oder eines Raumbereichs. Neben dem Arbeitsort sollte auch
der übrige Raum beleuchtet sein, damit Objekte hervortreten, Texturen sichtbar werden, Mimik
und Gestik gut zu erkennen sind. Blendung muss zudem im ganzen Raum begrenzt werden.

Wichtig ist der Hinweis, dass der Grenz- Tätigkeit wie auch an die Gestaltung des
wert der Blendung (RUGL) zwar durch die Raumes oder Raumbereichs ausgeführt.
Anforderung an die Sehaufgabe bestimmt Auffällig ist: Der Wartungswert der Be-
wird, jedoch im ganzen Raum erfüllt wer- leuchtungsstärke wird unterschieden in
den muss. Denn Blendung wird häufig einen „erforderlichen“ Wert (in der Regel
durch Leuchten in der Umgebung verur- aus Vorgängernorm) und in einen „modifi-
sacht und nicht durch die Leuchte direkt zierten“ Wert (Berücksichtigung der Kon-
am Arbeitsplatz. Daher ist die Begrenzung textmodifikatoren). Die „erforderlichen“
der Blendung in der Tabelle sowohl unter Werte können auch als Mindestwerte auf-
den Anforderungen an die Aufgabe oder gefasst werden, die im Betrieb immer ein-

Zuordnung der Spalten zu den Anforderungen

Gestaltung des Bereichs der Sehaufgabe oder Tätigkeit Anforderungen an die Gestaltung des Raumes oder Raumbereichs

Anforderungen an die Aufgabe oder Tätigkeit Für visuelle Kommunikation und Helligkeit der Räume
Erkennung von Objekten (5.6.2) (5.2.2/5.2.3)

Ēm lx Uo Ra RUGL Ēm,z lx Ēm,Wand lx Ēm,Decke lx

Erforderlich a Modifiziert b Uo ≥ 0,10

a b
Erforderlich: Mindestwert Modifiziert: berücksichtigt übliche Kontextmodifikatoren in 5.3.3

Tabelle gestaltet in Anlehnung an DIN EN 12464-1, Tabelle 8


9

Erläuterungen
Ēm Der Wartungswert der Beleuchtungsstärke
muss während des Betriebs der Beleuch-
tungsanlage immer erreichbar sein, sei es
durch Kunst- oder Tageslicht oder beides.
Er darf beim Dimmen zwar unterschritten
werden, muss aber durch den Arbeitenden
immer einstellbar sein.

Der Wartungswert kann als „erforderli-


cher“ Wert geplant oder aus Gründen, die
Kapitel 4 erläutert, auch erhöht werden.

Dies gilt auch für die Wartungswerte Ēm,z,


Ēm,Wand und Ēm,Decke.

Uo Mindestwert der Gleichmäßigkeit in einem


06 Bereich Emin/Ē, wobei das definierte Be-
rechnungsraster einzuhalten ist.

Ra Mindestwert des Farbwiedergabeindex:


stellbar sein müssen. Wenn aber der Pla- hier die Raumhelligkeit eine große Rolle für Grundsätzlich empfiehlt sich bei LED-Be-
nungsprozess zeigt, dass aufgrund der das Wohlbefinden spielt. Für hohe Indus- leuchtungsanlagen in Arbeitsstätten ein
Kontextmodifikatoren eine dauerhafte, hö- triehallen hingegen sind keine Beleuch- Farbwiedergabeindex von mindestens 80.
here Beleuchtungsstärke realisiert werden tungsstärken an Decken und oberen
muss, dann ist der „modifizierte“ Wert der Raumwänden festgesetzt, da hier Leuch-
eigentliche Wartungswert, der nicht unter- ten oft abgehängt werden, der obere RUGL UGR-Grenzwert, bisher UGR:
schritten werden darf. Raumbereich für das Wohlbefinden nur Es handelt sich nur um eine neue
einen geringen Einfluss hat und seine Be- Schreibweise.
Die Beleuchtungsstärken können im Be- leuchtung aus energetischen Gründen
trieb zwar bewusst reduziert werden, etwa nicht gerechtfertigt wäre. Der UGR-Wert ist nach dem Tabellen-
durch Dimmen, doch die Wartungswerte verfahren zu ermitteln und darf den
bleiben als Anforderung bestehen (siehe Kriterien der Beleuchtung – die Grenzwert nicht überschreiten.
Tabelle unten). wichtigsten Begriffe

Die Norm umfasst 53 Tabellen: von Ta- Die Norm stellt den „anerkannten Stand Ēm,z Der Wartungswert der zylindrischen
belle 9 für Verkehrszonen bis Tabelle 61 der Regeln der Technik“ dar. Werden diese Beleuchtungsstärke ist wichtig für die
für Bahnanlagen und berücksichtigt die Regeln beachtet und die Beleuchtungs- visuelle Kommunikation und die Erken-
meisten Arbeitsstätten und Sehaufgaben anlage sorgfältig geplant, erfüllt die Be- nung von Objekten. Er ist im Raum
oder Tätigkeiten. Erforderliche Wartungs- leuchtung die Anforderungen an einen einzuhalten.
werte der Beleuchtungsstärke wurden zu- Arbeitsplatz mit guter Lichtqualität (Abwei-
meist aus der vorherigen Fassung über- chungen ASR A3.4 siehe Anhang). Das
Ēm,Wand Wartungswert der Wandbeleuchtungsstär-
nommen und nur im Einzelfall auf Antrag Handwerkszeug dafür gibt die Norm dem
ken, die im Zusammenspiel mit dem
von nationalen Normungsgremien geän- Anwender mit der Beschreibung der
Reflexionsgrad der Wände und Möblierung
dert. „Kriterien der Beleuchtungsplanung“ in
im Raum den Helligkeitsbereich bestim-
Abschnitt 5 der Norm an die Hand. Die
men.
Wartungswerte für die zylindrischen, folgende kompakte Zusammenfassung
Wand- und Deckenbeleuchtungsstärken kann jedoch nicht die Lektüre der Norm
fanden sich in der Version von 2011 im ersetzen.
Ēm,Decke Wartungswert der Deckenbeleuchtungs-
Textteil. Sie wurden in die Tabellen über- stärke, die im Zusammenspiel mit dem
führt und so angepasst, dass sie den An- Reflexionsgrad der Decke ebenfalls die
wendungen eindeutig entsprechen. Für Raumhelligkeit bestimmt.
Büros, Bildungs- und Gesundheitseinrich- [06] Industriearbeitsplätze brauchen eine gute Beleuchtung,
tungen sind höhere Werte vorgesehen, weil um Unfällen vorzubeugen. (Foto: licht.de/Siteco)
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Anwendung der Kontextmodifikatoren

Planende haben die Möglichkeit, die Beleuchtungsstärke anhand von Tabelle und
Kontextmodifikatoren selbst zu definieren und zu begründen.

In vielen Arbeitsstätten der entwickelten In- faktoren auf den modifizierten Wert ange-
Die Aufgabe wird ungewöhnlich lange ausgeführt.
dustrieländer arbeiten qualifizierte Fach- wendet werden.
kräfte. Sie brauchen sehr gute Arbeitsbe-
Der Bereich der Sehaufgabe oder Tätigkeit verfügt
dingungen, um ihre Sehaufgaben- und Auch wenn ein erhöhter Beleuchtungsstär-
über wenig Tageslicht.
Tätigkeiten über einen langen Arbeitstag kewert installiert ist, muss er im Betrieb
hinweg ausüben zu können. Die Beleuch- Die Sehfähigkeit des Arbeitnehmers liegt unter nicht immer eingestellt sein. Die Beleuch-
tungsstärke steht im direkten Zusammen- dem üblichen Sehvermögen. tungsstärke kann gedimmt und der aktuel-
hang mit der Arbeitsplatzqualität. Natürlich len Arbeitssituation angepasst werden.
ist sie nicht das einzige Kriterium. Es ist Tabelle gestaltet in Anlehnung an Eine erhöhte Beleuchtungsstärke kann
jedoch erwiesen, dass höhere Beleuch- DIN EN 12464-1, Tabelle 1 auch durch Tageslicht erreicht werden,
tungsstärken das Arbeitsergebnis positiv wenn es ausreichend zur Verfügung steht.
beeinflussen. Tabelle 1 nennt Gründe dafür,
den Wartungswert der Beleuchtungsstärke Treffen ein oder zwei der in Tabelle 1 ge-
zu modifizieren: nannten Aspekte zu, ist das bereits ein Tabelle 2 – Kontextmodifikatoren
Grund, die Beleuchtungsstärke um eine zur Verringerung des Wartungswertes
Stufe zu erhöhen. Sind es mehr als zwei der Beleuchtungsstärke
Tabelle 1 – Kontextmodifikatoren Aspekte, sollte der Wartungswert um zwei
zur Erhöhung des Wartungswertes Stufen heraufgesetzt werden. Die Stufen
Aufgabendetails sind ungewöhnlich groß oder wei-
der Beleuchtungsstärken sind in der Norm
der Beleuchtungsstärke sen einen ungewöhnlich hohen Kontrast auf.
festgelegt. Werte dazwischen sollen nicht
verwendet werden.
Die Sehaufgabe ist kritisch für den Arbeitsablauf. Die Aufgabe wird für eine ungewöhnlich kurze Zeit
durchgeführt.
Fehler können nur mit hohen Kosten behoben Die Werteskala beginnt bei fünf Lux und
werden. reicht bis 10.000 Lux. Einige relevante Stu- Tabelle gestaltet in Anlehnung an
fen zeigt die folgende Darstellung der DIN EN 12464-1, Tabelle 2
Genauigkeit, höhere Produktivität oder erhöhte Werteskala in Lux. Wird beispielsweise ein
Konzentration sind von großer Bedeutung. „erforderlicher“ Wartungswert von 300 Lux
um zwei Stufen erhöht, beträgt der „modifi-
[07] Die Grafik zeigt einige häufige Beispiele, wie der War-
Aufgabendetails sind ungewöhnlich klein oder zierte“ Wartungswert der Beleuchtungs- tungswert der Beleuchtungsstärke erhöht werden kann. Die
kontrastarm. stärke 750 Lux. Dieser Wert muss bei der Werteskala in DIN EN 12464-1 reicht von fünf Lux bis
Planung dokumentiert und die Wartungs- 10.000 Lux. (© licht.de)
11

Werteskala
1000

750 750

500 500 500

300 300 300

200 200 200

150 150

100
2. Modifikation 2 oder mehr Kriterien Auszug: Werteskala von 5-10.000 lx
1. Modifikation 1 bis 2 Kriterien
Wartungswert der Beleuchtungsstärke © licht.de
07

Kontextmodifikatoren zur Erhöhung des Wartungswertes der Beleuchtungsstärke


Mit den Kontextmodifikatoren nach Höhe treiben oder eine größere Produk- licht.de empfiehlt, die in den Tabel-
DIN EN 12464-1, Tabelle 1 hat der Pla- tivität gefragt ist. Auch Arbeiten, die be- len angegebenen Wartungswerte
ner die Möglichkeit, den Wartungswert sonders lange oder mit großer Konzen- nicht zu senken, weil sie sonst kein
der Beleuchtungsstärke für den Be- tration oder bei wenig Tageslicht aus- ermüdungsfreies und sicheres Arbei-
reich der Sehaufgabe oder Tätigkeit zu geführt werden, rechtfertigen die Erhö- ten ermöglichen. Sollten Wartungs-
erhöhen, wenn ein oder mehrere Kon- hung der Wartungswerte der Beleuch- werte der Beleuchtungsstärke je-
textmodifikatoren zutreffen und die Er- tungsstärke. Der in den Tabellen in Ab- doch reduziert werden, ist immer zu
höhung empfehlen. schnitt 7 der Norm angegebene modifi- prüfen, ob die Anforderungen der
zierte Wert ist nicht als oberer Grenz- ASR A3.4 noch erfüllt werden: Ihre
Sinnvoll ist eine Erhöhung der Wartungs- wert zu verstehen. Er ist vielmehr ein Mindestwerte der Beleuchtungs-
werte der Beleuchtungsstärke, wenn Richtwert, dessen Überschreitung für stärke dürfen nicht unterschritten
etwa eine große Genauigkeit gefordert die ausgewählte Tätigkeit zu keiner werden.
ist und Fehler schnell die Kosten in die weiteren Verbesserung führt.

Lichtbedarf und Alter Die neue Norm schafft Möglichkeiten,


auf spezielle Nutzeranforderungen –
wie beispielsweise Mitarbeitende
älter als 50 Jahre oder etwa Perso-
400 nen mit erhöhten Sehanforderungen
– einzugehen und höhere Beleuch-
300 tungsstärken konkret zu planen.
Lichtbedarf in %

200 Nebenstehende Grafik zeigt die al-


tersabhängigen Planungsfaktoren.
Bereits berücksichtigt wurden die
100
melanopische Korrektur sowie die
Veränderung der Pupillengröße im
0 Laufe des Lebens. Der Lichtbedarf
20 30 40 50 60 70 80 bei Tageslicht gilt auch für die Pla-
nung nichtvisueller Wirkungen mit
Lebensalter in Jahren © licht.de
höheren Farbtemperaturen in Innen-
räumen.

08
12 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Bereich der Sehaufgabe oder Tätigkeit,


unmittelbarer Tätigkeitsbereich und Hinter-
grundbereich

Im Gegensatz zur Technischen Regel für Arbeitsstätten befasst sich DIN EN 12464-1 neben
dem Bereich der Sehaufgabe oder Tätigkeit auch mit dem Hintergrundbereich.

Beleuchtungsaufgabe: Eine Beleuchtungsanlage kann sehr genau


Sehaufgabe oder Tätigkeit auf die Sehaufgaben abgestimmt und
damit auch optimiert werden – mit einem
Beleuchtung soll gutes Sehen ermöglichen, Lichtmanagement auch über den gesam-
um eine Sehaufgabe zu erfüllen. Deswegen ten Arbeitsalltag hinweg. Alternativ wird
steht die Sehaufgabe im Mittelpunkt der eine Beleuchtung sehr universell ausge-
Norm, die alle Anforderungen zu ihrer Erfül- führt und die Sehaufgabe überall zugelas-
lung formuliert. Neben der Art der Sehauf- sen. Beides hat Vor- und Nachteile.
gabe oder Tätigkeit müssen dafür auch der
zugehörige Ort und die räumliche Größe DIN EN 12464-1 Beiblatt 1 gibt ergän-
bekannt sein. Eine der wichtigsten Aufga- zende Informationen, die der Interpretation
ben des Planenden ist, den Bereich der der Norm dienen. Mit der Beschreibung
Sehaufgabe oder der Tätigkeit zu identifi- von Beleuchtungskonzepten werden Erläu-
zieren. Um die Sehaufgabe im Sinne des terungen über die Größe und Position der
Wortes nicht im Dunkeln zu lassen und den Bereiche der Sehaufgabe beziehungsweise
Adaptationsübergang zu gewährleisten, Bereiche der Tätigkeit sowie des sich da-
wird eine unmittelbare Umgebung um die ran anschließenden unmittelbaren Umge-
Sehaufgabe gelegt, die um eine Beleuch- bungsbereiches gegeben.
tungsstärkenstufe niedriger beleuchtet sein
kann. Auch der allgemeine Hintergrund Die Beleuchtungskonzepte bauen auf den
sollte nicht gänzlich unbeleuchtet bleiben Beleuchtungsanforderungen von DIN EN
(siehe Seite 14). Müssen in einem Raum 12464-1 auf und unterterteilen sich:
mehrere Sehaufgaben gemeistert werden, 쐍 auf den Bereich der Sehaufgabe bezo-
können Planerinnen und Planer sie einzeln gene Beleuchtung;
festlegen und eine Beleuchtungslösung fin- 쐍 auf den Bereich der Tätigkeit bezogene
den, die genau auf sie zugeschnitten ist. Beleuchtung;
Können aber Sehaufgaben nicht lokalisiert 쐍 auf den Raum(bereich) bezogene Be-
werden und finden im gesamten Raum leuchtung.
statt, muss der Raum so beleuchtet sein,
dass sie überall erfüllt werden können. Die Hinweise in den jeweiligen Abschnitten
Anforderung an die Sehaufgabe gilt dann stellen den Bezug zu den Anforderungen
für den gesamten Raum. Hierin liegt der an die Größe der Flächen entsprechend
große Freiheitsgrad der Norm für Planende: ASR A3.4 her.
13

Raster für Beleuchtungsstärke


Rasterpunktabstände nach DIN EN 12464-1
Wie in DIN EN 12464-2 und DIN
EN 12193 sind auch in dieser Norm 10
Informationen zur Festlegung von Ras- 24

Anzahl der Berechnungspunkte (n)


tersystemen enthalten. Sie geben 5 20
Punkte für die Berechnung und Über- 18
3 16
prüfung der Werte der Beleuchtungs-

Rastermaß p (m)
14
stärke an. 2
12

Die Anzahl der Rasterpunkte und ihr 1 10


Abstand sind von der Ausdehnung der 9

zu bewertenden Fläche abhängig und 0,5


8

werden nach der in Abschnitt 5.4 an- 7

gegebenen Formel berechnet. So be- 0,3 6

trägt der Rasterpunktabstand 0,2 0,2 5


Meter bei einer Seitenlänge von etwa
einem Meter und vergrößert sich auf 4
0,1
ein Meter bei einer Seitenlänge von 0,5 1 2 3 5 10 20 30 50 100 200
zehn Metern. Der Abstand der Raster-
Abmessung des Bewertungsfeldes d (m)
punkte sollte nicht mit dem Abstand © licht.de
der Leuchten übereinstimmen. 09

Damit die Gleichmäßigkeit nicht durch


Rasterpunkte in der Nähe der Wände Zur Überprüfung der berechneten Be- Beispiel 2 – Kleiner Raum:
beeinträchtigt wird, kann ein Band leuchtungsstärken nach der Installation Raumabmessungen 3 m x 4 m
(siehe Grafik Seite 14) neben der Wand und während des Betriebes der Be- kleinste Abmessung = 3 m → (15 %)
mit einer Breite von 15 Prozent der leuchtungsanlage ist das gleiche Ras- = 0,45 m → 0,5 m Randzone
kleinsten Abmessung des betrachteten ter heranzuziehen, wie es auch in der
Bereiches (maximal 0,5 Meter) von der Berechnung angewendet wurde. Beispiel 3 – Großer Raum:
Berechnung ausgeschlossen werden. Raumabmessungen 6 m x 12 m
Liegt jedoch der Bereich der Sehauf- Beispiel 1 – Gang: kleinste Abmessung = 6 m → (15 %)
gabe in diesem Grenzbereich oder ragt Raumabmessungen 2,50 m x 5 m = 0,90 m → 0,5 m Randzone
in ihn hinein, darf das Band neben der kleinste Abmessung = 2,50 m → (15 %)
Wand nicht abgezogen werden. = 0,38 m → 0,4 m Randzone

Planungsgröße: Wartungswerte der Die genannten Beleuchtungsstärken sind


Beleuchtungsstärken Wartungswerte und Grundlage der Lichtpla-
nung. In der fertigen Anlage müssen sie er-
Die Beleuchtungsstärke ist das Maß für das reicht werden. Mit dem Wartungsfaktor wird
Licht, das auf eine Sehaufgabe fällt. Je mehr schon bei der Planung der zeitliche Rück-
Helligkeit, umso besser wird das Erkennen gang durch Alterung und Verschmutzung
unterstützt. Je kleiner und feiner die Auf- berücksichtigt. Im Bereich der Sehaufgabe
gabe, desto höher muss die Beleuchtungs- muss die Beleuchtungsstärke die geforderte
stärke sein. Hohe Beleuchtungsstärken im Gleichmäßigkeit erfüllen. Abschnitt 5.4 gibt
Raum steigern das Konzentrationsvermö- das Messraster und die Positionen der
gen. Ihre Wahrnehmung hängt von den Re- Messpunkte an, an denen die Beleuch-
flexionsgraden der Oberflächen ab: Erst helle tungsstärken geplant und später auch ge-
Oberflächen erlauben eine größere Raumhel- messen werden.
ligkeit. Im Anhang B2 der Norm wird die
Raumhelligkeit ausführlich thematisiert.
14 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Bereiche Umgebungsbereich nicht bis an die


Raumbegrenzungsflächen zu führen.
DIN EN 12464-1 stellt in Abschnitt 5.3. Wird zum Beispiel in einer großen Halle
Anforderungen an die Beleuchtungs- ein Bereich (vorübergehend) nicht ge-
stärke für den Bereich Sehaufgabe nutzt, so kann der nicht genutzte Be-
oder Tätigkeit, für den unmittelbaren reich der Halle als Hintergrundbereich
Umgebungsbereich und auch für den mit den entsprechenden Anforderun-
Hintergrundbereich. Insbesondere an gen aus DIN EN 12464-1 geplant wer-
Arbeitsplätzen ohne Tageslicht sollen den. Damit wird die Orientierung im
durch die Beleuchtung des Hinter- Raum und die Sicherheit der arbeiten-
grundbereichs komplett dunkle Zonen den Personen verbessert.
vermieden werden.
Die ASR A3.4 kennt keinen Hinter-
In üblichen Beleuchtungssituationen, grundbereich. Der Umgebungsbereich
speziell in Räumen mit geringer Aus- eines Arbeitsplatzes wird hier immer
dehnung, findet der Hintergrundbe- begrenzt durch die Raumwände oder
reich zumeist keine Anwendung. Es einen anderen Arbeitsplatz- oder Tätig-
[10] Wichtig bei Räumen ohne Tageslicht: Auch für Hinter-
gibt aber Einsatzgebiete, in denen es keitsbereich, zum Beispiel eine Ver-
grundbereiche stellt DIN EN 12464-1 Anforderungen an die
Beleuchtungsstärke, um dunkle Zonen zu vermeiden. sinnvoll sein kann, mit einem Hinter- kehrsfläche.
(© licht.de) grundbereich zu arbeiten und den

Schematische Darstellung einer Halle mit nicht genutzter Hallenfläche als Hintergrundbereich

Tätigkeitsbereich 1a
Unmittelbarer Umgebungsbereich Verkehrsfläche

Unmittelbarer Umgebungsbereich 1
Tätigkeitsbereich 1b
Tätigkeitsbereich Verkehrsfläche

Tätigkeitsbereich Verkehrsfläche

Bereich der Unmittelbarer Umgebungsbereich 2 Bereich der


Sehaufgabe 2a Sehaufgabe 2b Hintergrundbereich

Bereich der Tätigkeitsbereich 2.1 Bereich der


Sehaufgabe 2c Sehaufgabe 2d

Tätigkeitsbereich Verkehrsfläche

Unmittelbarer Umgebungsbereich 3

Tätigkeitsbereich 3a Tätigkeitsbereich 3b Tätigkeitsbereich 3c

Bereich der Sehaufgabe oder Tätigkeit Bereich der Tätigkeit Verkehrsfläche


Unmittelbarer Umgebungsbereich unmittelbarer Umgebungsbereich Verkehrsfläche
Hintergrundbereich Randstreifen an der Wand (bis 50 cm)
© licht.de
10
15

Blendung

Direktblendung wird nach dem UGR-Verfahren (Unified Glare Rating) bewertet; die Norm nennt
Mindestwerte für den Blendschutz.

Blendung ist ein sehr kritisches Phänomen dung herangezogen. Leuchtenhersteller


der Innenraumbeleuchtung. veröffentlichen diese Tabellen in Katalogen
oder Datenbanken und Planungspro-
DIN EN 12464-1 lässt am Arbeitsplatz gramme ermitteln sie anhand der lichttech-
keine Leuchte zu, bei der nicht der Min- nischen Daten der Leuchten. Um den richti-
destabschirmwinkel oder eine maximale gen UGR-Wert auszulesen, sollten die
Leuchtdichte unter einem dem Abschirm- Größe des Raumes, die Montagehöhe der
winkel entsprechenden Ausstrahlwinkel be- Leuchte über dem Auge des Betrachters
grenzt ist. Hersteller bedenken das schon und ihre Ausrichtung zur Blickrichtung pa-
bei ihrem Design. rallel oder quer sowie die Reflexionsgrade
der Raumbegrenzungsflächen beachtet
Für die Beleuchtungsanlage wird das UGR- werden. Nur der anhand der UGR-Tabelle
Tabellenverfahren zur Bewertung der Blen- ermittelte Wert (der ausgewählten Leuchte)

[11] Das UGR-Verfahren berücksichtigt alle Leuchten der


Anlage, die zu einem Blendeindruck beitragen, sowie die
Helligkeit von Wänden und Decken. Das Ergebnis führt zu
einem UGR-Wert. (© licht.de) 11
16 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

sagt aus, ob der Grenzwert der Anforderun- Fragen zur UGR-Methode


gen aus den Normentabellen RUGL unter-
schritten wird oder nicht. Eine Berechnung „Um eine Leuchte auszuwählen,
nach der UGR-Gleichung, wie sie mit Pla- die für die Beleuchtungsanlage in
nungsprogrammen für einzelne Arbeits- einem bestimmten Raum geeignet
plätze möglich ist, kann nur der Orientie- ist, muss die Bewertung der psy-
rung dienen. chologischen Blendung, die direkt
von den Leuchten ausgeht, nach
Die Beschreibung der Blendung ist in der dem UGR-Tabellenverfahren der CIE
neuen Norm deutlich verständlicher und 117-1995 (englisch: Unified Glare
wird ergänzt durch weitere Erläuterungen Rating, UGR) bestimmt werden. Die-
zur Anwendung des UGR-Verfahrens in ser mit der UGR-Tabellenmethode
„Nicht-Standardsituationen“ in Anhang A. ermittelte UGR-Wert darf den in Ab-
schnitt 7 angegebenen RUG-Grenz-
Blendungsbegrenzung wert (RUGL) nicht überschreiten.“

Die Blendungsbegrenzung lässt sich derzeit Dieses Zitat aus DIN EN 12464-1
nur auf Basis der Herstellerangaben über- wirft drei Fragen auf:
prüfen. Liegt für die eingesetzten Leuchten
eine UGR-Tabelle vor, lässt sich mit den 1. Ist der Grenzwert RUGL identisch
Raumabmessungen und den – gegebenen- mit dem UGRL-Wert aus der Vor-
falls abgeschätzten – Reflexionsgraden von läufer Norm von 2011?
Decke, Wand und Boden der zugehörige
UGR-Wert RUG ermitteln. Weichen die Re- Ja. Nach der in DIN EN ISO 80000-1
flexionsgrade im konkreten Fall ab, können aufgestellten Regel zur Begrenzung
über Extra- oder Interpolation entspre- der Größensymbole wurde UGR zu
chende UGR-Werte bestimmt werden. Die RUG und als Grenzwert UGRL zu
UGR-Werte sind für die entsprechende RUGL. Ist allerdings nicht vom Grö-
Raumgröße in der Tabelle dem Vielfachen ßenwert die Rede, sondern von der
von H zuzuordnen. Der Referenzwert Methode oder dem Verfahren, bleibt
(4H, 8H) hat nur orientierenden Charakter. die Schreibweise UGR – also etwa
H ist die Montagehöhe der Leuchte über UGR-Methode, UGR-Tabelle und
dem Auge des Betrachters. Ist die Augen- UGR-Gleichung. Aber: RUG = 18,6
höhe nicht bekannt, wird sie für eine sit- und RUGL =19.
zende Person mit 1,20 Meter und für eine
stehende mit 1,70 Meter über dem Boden 2. Warum darf ich nur die UGR-
angenommen. Tabellenmethode einsetzen und
nicht die UGR-Gleichung, um zu
Stellen Hersteller keine UGR-Tabelle zur Ver- überprüfen, ob der UGR-Grenz-
fügung, sondern die Lichtverteilungskurve wert (RUGL) eingehalten wird?
(LVK) im Datenformat Eulumdat (*.ldt), kann
damit die UGR-Tabelle auch in einschlägi- Die Norm lässt durchaus die Be-
gen Beleuchtungsplanungsprogrammen be- rechnung des RUG-Wertes mit der
rechnet werden. Liegt keine LVK vor, kann UGR-Gleichung zu und empfiehlt
die Planung nicht überprüft werden. diese Methode auch explizit, wenn
die Tabellenmethode nicht ange-


wandt werden kann. Allerdings nur
0,25 L2 
RUG = 8 log10 zur Orientierung: „Die in Abschnitt 7
LB p2
angegebenen Grenzwerte müssen
In der Innenraumbeleuchtung wird die psy- jedoch als Richtwerte und nicht als
chologische Blendung nach DIN EN 12464-1
verbindliche Grenzwerte betrachtet
nach einer Blendformel beurteilt, dem verein-
heitlichten UGR-Verfahren (Unified Glare
werden.“ Das heißt, die Grenzwerte
Rating). RUGL haben nur bei der UGR-Tabelle
bindenden Charakter. Begründet
werden kann diese Einschränkung
[12] In dieser Fertigungshalle für die Feinmontage von elek- unter anderem durch die vielfältige
tronischen Automatisierungsbaugruppen ist eine tageslicht- Möglichkeit, bei der UGR-Berech-
abhängige Regelung in das Steuerungskonzept integriert.
Denn die Halle hat einen großzügigen Tageslichteintrag durch
nung für eine Anlage stark unter-
Oberlichter und vertikale Fensterflächen. (Foto: licht.de/
Siteco)
17

12

schiedliche UGR-Werte zu berechnen. 3. Ist eine Leuchte mit RUG = 17 merk-liche Änderung bezüglich der
Dies kann zum Beispiel bei Vergleichs- besser entblendet als eine mit Blendung zu erwarten ist. Entspre-
rechnungen mit geringfügig unter- RUG = 17,5? chend lässt sich nicht ableiten, dass
schiedlichen Positionen der Leuchten eine Leuchte mit einem UGR-Tabellen-
und/oder der Beobachter geschehen. In Anmerkung 3 des Abschnitts 5.5.3.2 wert RUG = 17 besser entblendet sei als
Somit ist die Vergleichbarkeit unter- „Psychologische Blendung durch elek- eine mit RUG = 17,5 in der gleichen Ta-
schiedlicher Planungen nicht mehr ge- trisches Licht – Anwendung der UGR- bellenposition. Auch eine Differenzie-
geben. Die Tabellenmethode ist in der Tabellenmethode“ wird darauf hin- rung von Leuchten außerhalb des
aktuellen Ausgabe die verbindliche Me- gewiesen: „Die Grenzwerte der RUGL Grenzwertbereiches von 10 bis 28 ist
thode zur Begrenzung der psychologi- bilden eine Reihe, deren Schritte merk- durch das UGR-Verfahren nicht abge-
schen Blendung durch elektrisches liche Änderungen bezüglich der Blen- deckt. UGR-Werte unterhalb 10 sind
Licht. Um die Anwendbarkeit der dung darstellen. Die Reihe der RUGL nicht definiert und liefern keine zusätzli-
Tabellenmethode zu maximieren, be- ist: 16, 19, 22, 25, 28, wobei ein nied- che Qualität.
schreibt Anhang A.2 empfohlene Vor- riger Wert ‚geringe Wahrscheinlichkeit
gehensweisen für komplexere Anwen- von psychologischer Blendung‘ und
dungen, die auf den ersten Blick nicht ein hoher Wert ‚hohe Wahrscheinlich- Das ZVEI-Positionspapier
den generalisierten Rahmenbedingun- keit von psychologischer Blendung‘ „UGR-Verfahren – Anwen-
gen der Tabellenmethode (rechteckige bedeutet.“ dung und Grenzen“ beschreibt die we-
Räume, achsensymmetrische Anord- sentlichen Punkte des vereinheitlichten
nung etc.) entsprechen. In der Praxis werden UGR-Grenzwerte Verfahrens (UGR) zur Bewertung der
ohne Nachkommastellen angegeben. psychologischen Direktblendung in In-
Nichtsdestotrotz bleibt auch die UGR- Ein UGR-Wert von 19,4 wird nach den nenräumen.
Gleichung für den kundigen Planer ein allgemeinen Rundungsregeln für reelle
sehr gutes Hilfsmittel, um etwa die Zahlen auf 19 abgerundet und ist damit
räumlichen Bereiche für eine mögliche ≤ 19.
Blendung bei einer Beleuchtungsan-
lage zu erkennen, und liefert so eine Zudem kann angenommen werden,
gute Basis für die Diskussion mit dem dass innerhalb eines Grenzwertschrit-
Bauherrn. tes von drei ganzen Zahlen keine
18 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Lichtqualität im Raum

Wie zufrieden Nutzer mit ihrer Lichtlösung sind, steht und fällt mit der Beleuchtungsqualität.
Dafür sind zahlreiche Kriterien bekannt. Werden sie in Übereinstimmung mit den Anforderungen
der Nutzer erfüllt, ist eine gute Lichtqualität gegeben.

Neben der Beleuchtungsstärke im Bereich Weitere, gut bekannte Kenngrößen sind die
der Sehaufgabe und dem Vermeiden von Wahl der ähnlichsten Farbtemperatur in
Blendung gibt es weitere Kriterien für die Kelvin (K) und eine gute Farbwiedergabe
Lichtqualität; von ihnen hängt ab, ob ein (Ra). An Arbeitsplätzen sollte immer ein
beleuchteter Raum als angenehm empfun- Farbwiedergabeindex von Ra 80 erreicht
den wird. Gegenstände wirken plastisch werden. Die Norm nennt konkret sinnvolle
und die Mimik beziehungsweise Gesichtser- Bereiche für eine höhere Farbwiedergabe
kennung werden vorteilhaft unterstützt, (Ra 90). Finden alle diese Qualitätsmerkmale
wenn sie mit einer guten Mischung aus ver- in der Lichtplanung Berücksichtigung, ist
tikalen und horizontalen Beleuchtungsstär- die Basis gelegt für eine als angenehm
ken sowie einer leichten Schattigkeit ins empfundene Raumatmosphäre.
rechte Licht gesetzt werden. Mögliche
Kenngrößen dafür sind zylindrische Be- Flimmern und stroboskopische Effekte soll-
leuchtungsstärken und Modelling. Ange- ten bereits durch die Wahl der Lichtquellen
messen hohe Beleuchtungsstärken auf eingeschränkt werden. Da die Ökodesign-
Wänden und Decke schaffen in Kombina- Verordnung Vorgaben dazu macht, legt die
tion mit den zugehörigen Reflexionsgraden Norm keine Abweichungen fest. Unverän-
angenehm helle Räume mit hoher Aufent- dert bleiben auch die Maßgaben für Leuch-
haltsqualität (siehe Seite 20). Aus diesen ten zur Beleuchtung von Bildschirmarbeits-
Gründen sind sowohl die zylindrischen wie plätzen.
auch die Beleuchtungsstärken von Wand
und Decke Bestandteil der Anforderungsta-
bellen in der aktuellen Norm.

[13] Eine hohe Lichtqualität unterstützt die Erholung und


hilft, neue Kraft zu schöpfen. Eine sehr gute Farbwiedergabe
der Lichtquellen lässt Speisen natürlich und appetitlich aus-
sehen. (Foto: licht.de/Zumtobel, Faruk Pinjo)
19

13

Beleuchtungsziel: eine ange-


nehme Lichtumgebung
Erst die Leuchtdichteverteilung offenbart
die lichttechnische Qualität einer Beleuch-
tungsanlage. Dieses Ziel und seine Vorteile
beschreibt die Norm gleich am Anfang. Die
Leuchtdichte hängt von der Beleuchtungs-
stärke und der Oberflächenreflexion ab. In
der Planungsphase sind jedoch viele Para-
meter oft noch nicht bekannt, die eine
Leuchtdichteplanung ermöglichen. Daher
nimmt die Norm übliche Reflexionsgrade an
und geht von der wesentlich leichter zu pla-
nenden und zu überprüfenden Beleuch-
tungsstärke aus.

Sie empfiehlt folgende Reflexionsgrade:

쐍 Boden (0,2 bis 0,6)


쐍 Wände (0,5 bis 0,8)
쐍 Decken (0,7 bis 0,9)
© licht.de
14
20 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Helle Räume
„Die wahrgenommene Helligkeit eines tungswerte der Wandbeleuchtungs- ten Licht- und Raumqualitäten lassen
Raumes ist wichtig für das Wohlbefin- stärken und der zylindrischen Beleuch- sich schwerlich erreichen.
den und den Wachheitsgrad der sich tungsstärken genannt, die ungefähr ein
im Raum befindlichen Personen.“ Drittel des Wartungswerts der Beleuch- Eng strahlende, auf Bereiche der Seh-
DIN EN 12464-1:2021, Anhang C tungsstärken für den Bereich der Seh- aufgabe ausgerichtete Leuchten wer-
aufgabe/Tätigkeit betragen (Beispiel den gelegentlich eingesetzt, um einen
Wer den ganzen Arbeitstag in einem Büro: 500 Lux im Bereich der Sehauf- geringeren Energieeinsatz zu begrün-
„Innen-Raum“ verbringt, weiß es zu gabe – mit 150 Lux auf den Wänden den.
schätzen, wenn es ein „heller Raum“ und ebenfalls 150 Lux zylindrische Be-
ist. leuchtungsstärke im Raum). Dies ent- Lichtsysteme mit einem hohen Indirekt-
spricht zum einen den europäischen anteil eignen sich aufgrund der Licht-
Helle Räume – das heißt Räume mit Forschungsergebnissen zu präferierten verteilung über Decke und oberen Drit-
hellen Oberflächen und genügend Licht Lichtverteilungen im Raum aus den tel der Wände ebenfalls sehr gut, um
auch jenseits der Hauptsehaufgabe – vergangenen 50 Jahren wie auch den helle Räume zu erzeugen.
können über die im obigen Zitat ange- Anforderungen der ASR A3.4:
sprochenen nichtvisuellen Wirkungen Einfluss Reflexionsgrade
hinaus mit weiteren Qualitäten aufwar- „(7) Die mittlere vertikale Beleuchtungs-
ten: stärke muss der Seh- und Arbeitsauf- „Ein hoher Reflexionsgrad der Oberflä-
gabe angemessen sein … chen trägt zur Energieeinsparung bei
Helle Räume und kann zu besserem Sehkomfort füh-
쐍 unterstützen Kommunikation und Bewährt hat sich für Büroarbeitsplätze, ren.
Mimik zwischen den Mitarbeitenden Arbeitsplätze im Gesundheitsdienst
durch eine ausgewogene Lichtvertei- und vergleichbare Arbeitsplätze … ein Für die Auswahl der Materialien werden
lung im Raum, Verhältnis von vertikaler Beleuchtungs- folgende Reflexionsgradbereiche emp-
쐍 erleichtern die Adaptation beim stärke zu horizontaler Beleuchtungs- fohlen:
Wechsel des Blicks von hellen Ar- stärke von ≥ 1:3.
beitsflächen und/oder Monitoren zu 쐍 Decke: 0,7 bis 0,9;
den anderen Raum-Flächen, Bei hellen Raumflächen und breit strah- 쐍 Wände: 0,5 bis 0,8;
쐍 vermitteln eine offene Atmosphäre lenden Leuchten ist bei Einhalten der 쐍 Boden: 0,2 bis 0,6“
(ähnlich der eines Außenraums) horizontalen Beleuchtungsstärken … in DIN EN 12464-1:2021
쐍 und lassen gerade bei kleinen der Regel eine ausreichende vertikale
Grundrissen und niedrigen Decken Beleuchtungsstärke gegeben.“ Bei diesen Reflexionsgraden handelt es
den Raum größer und weniger eng ASR A3.4 sich „nur“ um Empfehlungen – schließ-
erscheinen. lich kann und darf eine technische
Tatsächlich lassen sich auch bei rein di- Norm nicht die Gestaltungsfreiheit in
Das sind allesamt gute Gründe für die rekt strahlenden Leuchten mit RUGL ≤ der Architektur einschränken. Es gibt
in den Tabellen angeführten Anforde- 19 sowohl die geforderten Werte der allerdings gute Gründe, diesen Emp-
rungen an die Beleuchtungsstärken für Wandbeleuchtungsstärken, der zylin- fehlungen zu folgen.
Wand und Decke sowie die zylindri- drischen Beleuchtungsstärken wie
schen Beleuchtungsstärken. Vergleich- auch die eine Stufe niedrigeren De- Hohe Reflexionsgrade sorgen für einen
bare Werte wurden als Empfehlungen ckenbeleuchtungsstärken erreichen, großen Anteil an Indirektbeleuchtung,
auch schon in der Vorgängernorm ge- wenn diese Leuchten eine breite büro- sowohl auf den zumeist horizontalen
nannt. typische Lichtverteilung haben (Bat- Arbeitsflächen als auch und gerade auf
wing) und die Reflexionsgrade der allen vertikalen Flächen im Raum –
„Die wahrgenommene Helligkeit ist das Wände im empfohlenen Wertebereich eben den Wänden, Objekten und Per-
Ergebnis der Wechselwirkung zwischen liegen. sonen. Sie sind essenziell für das Errei-
Beleuchtungsstärke und Reflexionsei- chen der Wartungswerte im Raum: die
genschaften von Objekten und Raum- Wenn aber die Raumflächen zu geringe zylindrischen Beleuchtungsstärken und
oberflächen.“ (ebd.) Reflexionsgrade aufweisen und/oder Beleuchtungsstärken auf den Wänden
die Lichtverteilung der eingesetzten und der Decke.
Einfluss Beleuchtungsstärke Leuchten sehr eng strahlend ist, lässt
sich das angestrebte 1:3-Verhältnis Allein schon der Wechsel von den obe-
Für Arbeitsplätze in Büros, Gesund- nicht mehr einhalten. Dann ist die ren zu den unteren Reflexionsgraden
heits- und Bildungseinrichtungen wer- Raumwirkung auch nicht mehr „hell“ im empfohlenen Wertebereich (also von
den in der Anforderungstabelle War- und die oben beschriebenen vorteilhaf- 0,9/0,8/0,6 für Decke, Wände und
21

Boden zu 0,7/0,5/0,2) führt bei einem


Büroraum von 20 Quadratmetern mit
einer breit strahlenden Direktbeleuch-
tung zu geringeren Beleuchtungsstär-
ken: auf der Arbeitsfläche um 20 Pro-
zent, bei den zylindrischen und
Wandbeleuchtungsstärken um 45 Pro-
zent und bei der Deckenbeleuchtungs-
stärke sogar um 65 Prozent. Es lohnt
sich also, die Auswahl der Reflexions-
grade im Raum mit Blick auf Lichtquali-
tät und Effizienz der Beleuchtungsan-
lage sorgsam abzuwägen.

Historisch betrachtet:
Zusammenhang Beleuchtungs-
stärke und Helligkeit
Festlegungen von Wand- und Decken-
beleuchtungsstärken sind erst mit
der Einführung des Bereichs der Seh-
aufgabe und der LED notwendig ge-
worden. Eine gezielte Beleuchtung
der Sehaufgabe mit eng strahlenden
Leuchten ist technisch möglich, schafft
aber keine hellen Räume.

In früheren Normen wie DIN 5035, der


Vorgängerin der DIN EN 12464-1,
waren Beleuchtungsstärken für Räume
festgelegt. Damit war der gesamte
Raum „von Scheuerleiste zu Scheuer-
leiste“ zu planen – und zwar mit Leuch-
ten, die üblicherweise sehr viel breitere
Lichtabstrahlungen hatten (aufgrund
der 38 oder 26 Millimeter Lampen-
durchmesser). Höhere Beleuchtungs-
stärke auf der Nutzebene hieß automa-
tisch auch: hellerer Raum. Dieser
Zusammenhang ging mit der Einfüh-
rung des kleineren Bereichs der Seh-
aufgabe verloren. Mehr Licht für die
Sehaufgabe bedeutet nicht, dass der
Raum heller wirkt.

[15] Helligkeit weitet Räume für eine offene Atmosphäre


(Foto: licht.de/Zumtobel, Søren Aagaard)

15
22 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Mit der Norm arbeiten –


Planung der Beleuchtung

Es sieht möglicherweise auf den ersten Blick so aus, als ließe die Norm Planende mit einer Flut
von Tabellenwerten und Kenngrößen allein. Dem ist nicht so.

Das zeigt der neue Abschnitt 6 „Überlegun- Es empfiehlt sich, die Modifikation auch
gen für die Planung der Beleuchtung“, er entsprechend auf die zylindrische Beleuch-
behandelt: tungsstärke und die der Wände anzuwen-
쐍 Beleuchtung des Bereichs der Sehauf- den. Für die Beleuchtung des Raumes ist
gabe oder Tätigkeit und seines unmittel- der strengste UGR-Wert aus der gewählten
baren Umgebungsbereichs Sehaufgabe heranzuziehen – zumindest für
쐍 Beleuchtung des Raumes das Sichtfeld der entsprechenden Arbeits-
쐍 Einstellbarkeit des Beleuchtungssystems plätze.
쐍 Wartungsfaktor
쐍 Anforderungen an die Energieeffizienz Einstellbarkeit des Beleuchtungs-
쐍 Ergänzende Vorteile von Tageslicht systems
쐍 Variabilität des Lichts
쐍 Raumhelligkeit In nahezu allen Fällen ist es sinnvoll, die Be-
leuchtungsanlage mit einer Lichtsteuerung
Schritt für Schritt beschreibt die Norm das einstellbar zu machen. Die Norm nennt
Vorgehen bei der Planung. Wir wenden es gute Gründe dafür: Neben der Lichtqualität
beim nachfolgenden Beispiel an: Der Planer ist die Energieeffizienz einer. So kann zu ge-
wählt zunächst die Anwendung und dann gebener Zeit die elektrische Beleuchtung
die Sehaufgaben und Tätigkeiten aus und reduziert und Tageslicht genutzt werden.
ordnet sie den Größen der Bereiche zu.
Lage und Größe müssen dokumentiert wer- Eine Beleuchtungsanlage, die auf modifi-
den. Trifft ein Argument aus Tabelle 1 zu, zierte Beleuchtungsstärken ausgelegt ist,
um die Wartungswerte der Beleuchtungs- ermöglicht es somit auch, Aktivierung am
stärken um eine oder zwei Stufen zu erhö- Tag zu fördern und genügend Raum für die
hen, können modifizierte Werte angesetzt nichtvisuellen Wirkungen des Lichts zu
werden. Anschließend werden die Anforde- schaffen. Ihre Vorteile werden im Anhang B
rungen an den Raum, also an die War- der Norm erläutert.
tungswerte der Beleuchtungsstärken auf
Wänden und Decke festgelegt – angepasst Über eine einstellbare Anlage kann Hellig-
an die Sehaufgabe mit den höchsten Anfor- keit sowie ähnlichste Farbtemperatur verän-
derungen. Nun wird die zylindrische Be- dert, zwischen verschiedenen Lichtszenen
leuchtungsstärke ermittelt. gewählt und situativ das Licht angepasst
23

16

werden. Die Bediengeräte sollten die Aus- Natürlich sollte ein erhöhter Wert auch per [16] Viel Tageslicht und Pendelleuchten schaffen im Mee-
wahl der verschiedenen Lichtsituationen Lichtsteuerung zu reduzieren sein. In die tingraum beste Sehbedingungen. Gut ausgeleuchtete Ver-
kehrswege erleichtern die Orientierung. (Foto: licht.de/Siteco)
verständlich und intuitiv ermöglichen, Überlegungen für die Planung muss zudem
sprich, es sollten nachvollziehbare Szenen- der Wartungsfaktor einbezogen werden. In
namen gegeben werden. einigen Abschnitten wird das Prinzip be-
tont, „Energieeinsparung darf nicht zu Las-
ten der Lichtqualität gehen“ und an die Vor-
Heft licht.wissen 21 „Leitfaden teile des Tageslichts sowie die Variabilität
Human Centric Lighting (HCL)“ des Lichts erinnert.
vermittelt planerisches Fachwissen und
stellt typische Anwendungsfälle vor. Energieeffizienz

Nach Abschnitt 6.4 können Energieein


Abschnitt 6.2.4 der Norm zählt die Vorteile sparungen mit folgenden Maßnahmen er-
auf: „Ein anpassungsfähiges System stellt zielt werden:
sicher, dass: 쐍 Tageslichtnutzung
쐍 der Nutzen des verfügbaren Tageslichts 쐍 Reaktionen auf Belegungsmuster
maximiert wird; 쐍 Verbesserung der Wartungseigenschaf-
쐍 die Belegung des Raumes berücksichtigt ten der Anlage
werden kann; 쐍 Nutzung aller Steuerungsoptionen
쐍 Änderungen der Sehaufgaben berück-
sichtigt werden können; Die Norm betont: „Die visuellen Aspekte
쐍 Änderungen der Präferenzen, Bedürf- einer Beleuchtungsanlage dürfen nicht be-
nisse oder Anzahl der Anwender berück- einträchtigt werden, nur um den Energie-
sichtigt werden können.“ verbrauch zu senken.“
24 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Lighting-System-Design-Prozess
Der Lighting-System-Design-
Prozess (LSDP) ist ein Planungs-
prozess für Beleuchtungssysteme.
Er wird in der Technischen Spezi-
fikation DIN SPEC 67503 beschrie-
ben. Grundlegende Planungs-
erwägungen für gute und energie-
effiziente Lichtqualität gehen dabei
ein in Installation, Inbetriebnahme
und Betrieb einer Beleuchtungs-
anlage, die möglichst umfassend
die Anforderungen der Nutzer er-
füllt. Dazu gehört auch eine Risiko-
analyse für die Sicherheitsbeleuch-
tung. Der Prozess unterstützt die
Umsetzung von Regulierungsmaß-
nahmen und die Entwicklung von
Prüfanforderungen.

© licht.de

17

Ergänzende Vorteile von Tageslicht durch ein geeignetes Lichtmanagement-


system erreicht werden. Weitere Informa-
Sonnenlicht hat auf die körpereigenen tionen zu nichtvisuellen Aspekten sind in
Rhythmen einen großen Einfluss: Wohlbefin- Anhang B enthalten.
den, Leistungsfähigkeit und Motivation hän-
gen eng mit der lebendigen Atmosphäre Der komplette neue Abschnitt 6 kann als
des sich ständig verändernden Tageslichts kleine Anleitung für die Lichtplanung ver-
zusammen. In Abschnitt 6.5 wird betont, standen werden. Er zeigt, dass gute Licht-
dass Tageslicht Innenräume mit einer be- gestaltung einen deutlichen Mehrwert bie-
achtlichen Menge Licht versorgen kann. tet – und dabei normgerecht ist.
Gleichzeitig steht es für eine hohe Farbwie-
dergabe, variable Helligkeit, Richtung und Der nach den Anforderungstabellen in Ab-
Spektralzusammensetzung im Laufe des schnitt 7 folgende Abschnitt 8 der Norm
Tages sowie nach Jahreszeit. Messgrößen hat den Titel „Überprüfungen“. Ziel einer
für die Bewertung des Tageslichts in Innen- Beleuchtungsplanung nach DIN EN 12464-1
räumen legt DIN EN 17037 fest. ist die Entwicklung und Umsetzung einer
für die Anforderungen des Anwenders aus-
Variabilität des Lichts gelegten Beleuchtungslösung, die über
den gesamten Nutzungszeitraum die An-
Die Variabilität beschreibt Abschnitt 6.6 forderungen erfüllt.
der Norm. Sie ist wichtig in Räumen mit
langer Aufenthaltsdauer, etwa Klassen- Dafür müssen bereits in der Planungs-
räume, Räume im Bereich des Gesund- phase die Kriterien der Beleuchtung richtig
heitswesens, Büros und Produktions- ausgewählt, angewendet und bei der
räume. Nichtvisuelle Beleuchtungsstärken Leuchtenauswahl und deren Anordnung
und nichtvisuelle Wirkungen hängen ab überprüft werden. Genauso wichtig ist es,
von der Stärke und dem Zeitpunkt der nach Installation der Beleuchtungsanlage
Lichtexposition, der spektralen Leistungs- die Umsetzung der vom Planer getroffenen
verteilung, Belichtungsdauer und den per- Festlegungen zu prüfen, zum Beispiel über
sönlichen Parametern, wie unter anderem die Ermittlung der Beleuchtungsstärke,
dem circadianen Rhythmus. Mit einer Lichtfarbe und Farbwiedergabe. Können
Kombination von Tageslicht- und elektri- Lichtfarbe, ähnlichste Farbtemperatur und
scher Beleuchtung können diese Ziele Farbwiedergabe nicht ermittelt werden, ist
25

18

es möglich, sie den Produktinformationen Erfüllung des Wartungsplans [18] Tageslicht unterstützt auch anstrengende Sehaufgaben.
der Hersteller zu entnehmen. Noch besser ist es, wenn die Arbeitsfläche seitlich zum
Fenster angeordnet ist. (Foto: Adobe Stock, Marius Venter/
Nach Abschnitt 6.3 muss der Planer einen
peopleimages.com)
Wartungsfaktor und Wartungsplan Wartungsplan erstellen. Er wird häufig im
Zuge routinemäßiger Wartungs- und Reini-
Entsprechend Abschnitt 6.3 muss der Pla- gungsintervalle umgesetzt, die Einfluss auf
nende die Intervalle für Reinigung und die Produktionsqualität haben – beispiels-
Wechsel für Leuchten und Leuchtmittel im weise in der Industrie oder in Gesundheits-
Wartungsplan erfassen – die dann natürlich einrichtungen. In anderen Bereichen stehen
auch im Betrieb der Anlage beachtet und die Wartung und damit verbunden die Um-
eingehalten werden müssen. setzung des Wartungsplanes kaum im
Fokus, etwa in Verwaltung, Schulen oder
Der von ihm erstellte Wartungsplan beruht Arztpraxen. Hier ist bei Inbetriebnahme
auf Annahmen und Erfahrungen zu den vor- besonders für regelmäßige Reinigungsar-
herrschenden Umgebungsbedingungen und beiten auf Basis des Wartungsplans zu
Nutzungszeiten. Sie können im Betrieb sensibilisieren.
jedoch abweichen. Die Wartungswerte der
Beleuchtungsstärke entsprechen dann nicht Dazu zählen:
mehr den getroffenen Annahmen, sie kön- 쐍 Regelmäßige Nachmessung der Be-
nen schlechter oder auch besser sein. leuchtungsstärken im Raum
쐍 Regelmäßige Reinigung der Leuchten
Die Beleuchtungsstärkemessung bietet eine und gegebenenfalls Sichtkontrolle auf
einfache Überprüfung, ob sie eingehalten Beschädigungen und Ausfälle
werden kann. Ein Messraster dafür wird in 쐍 Stark verschmutzte Raumoberflächen
Abschnitt 5.4 beschrieben. Es sollte darauf beeinträchtigen die Raumhelligkeit und
geachtet werden, dass die verwendeten ein frischer Anstrich ist zu empfehlen.
Beleuchtungsstärkemessgeräte kalibriert
sind. Die aus den Messwerten errechnete Zum Lighting-System-Design-Prozess
mittlere Beleuchtungsstärke und die Gleich- (LSDP) gehört auch die regelmäßige Über-
mäßigkeit dürfen unter Berücksichtigung prüfung, ob die Anforderungen nach
des zum Messzeitpunkt gültigen Wartungs- DIN EN 12464-1 eingehalten werden.
faktors nicht die in der Norm angegebenen
Wartungswerte unterschreiten.
26 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen
27
28 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen
29
30 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Ergänzende Hinweise und Erläuterungen


in der Norm zu UGR

Die Anhänge A und B der Norm geben ergänzende Hinweise für die Umsetzung guter
Lichtlösungen – hinsichtlich Sehleistung, Sehkomfort und Wohlbefinden von Menschen.
Sie dienen eher der Information und sollen Themen aus der fachlichen Diskussion in das
normative Umfeld bringen.

Anhang A – Im technischen Report CIE


UGR in unüblichen Situationen 117:1995 „Psychologische
Blendung in der Innenraumbeleuchtung“
Das in Abschnitt 5.5 der Norm beschrie- beschreibt die Internationale Beleuchtungs-
bene Verfahren zur Blendungsbegrenzung kommission (CIE) die vereinheitlichte Blen-
basiert auf der UGR-Tabellenmethode der dungsbewertung.
CIE. Es beschränkt sich auf rechteckige
Räume mit nur einem Leuchtentyp in re-
gelmäßiger Anordnung in einer fixen Instal- CIE 232:2019 „Psychologische Blendung
lationshöhe. von Leuchten mit inhomogener Leuchtdich-
testruktur der Lichtaustrittsfläche“ stellt eine
In Anhang A – UGR in unüblichen Situatio- Korrektur des UGR-Verfahrens vor, um die
nen – werden Vorgehensweisen empfohlen, Inhomogenität von LED-Leuchten ausrei-
wenn der zu planende Raum von diesen chend zu berücksichtigen.
Vorgaben abweicht. Drei Beispiele:

Die LiTG-Publikation 20 „Das


UGR-Verfahren zur Bewertung
der Direktblendung der künstlichen Be-
leuchtung in Innenräumen“ stellt den Auf-
bau und die Anwendung des UGR-Verfah-
rens im Zusammenhang dar.
31

Unregelmäßige Flächenformen

Anpassung über flächengleiches Rechteck © licht.de

19

Verschiedene Leuchtentypen
[19] Tipp für unregelmäßige Grundrisse: Zur Nutzung der
Worst-Case-Szenario hier: UGR-Tabellen kann ein nicht rechteckiger Raum in einen
UGR-Wert RUG = 18,7
flächengleichen eckigen Raum überführt werden.
(© licht.de)
RUGL 16 ✘
[20] Tipp für verschiedene Leuchtentypen: Werden verschie-
RUGL 19 ✔ dene Leuchtentypen eingesetzt, so ist für jeden einzelnen
Typ der UGR-Wert Rug mithilfe der Tabelle zu ermitteln. Zum
Vergleich mit dem UGR-Grenzwert Rugl ist der ungünstigste,
das heißt höchste UGR-Wert heranzuziehen. Entsprechend
ist bei unterschiedlichen Installationshöhen vorzugehen.
(© licht.de)

[21] Tipp für unregelmäßige Anordnungsmuster der Leuch-


ten: Das Rechenmodell der UGR-Tabellenmethode geht
von einer fiktiven standardisierten Leuchtenanordnung aus.
Die tatsächliche Anordnung darf und wird in der Regel hier-
von abweichen. Sind allerdings die Leuchten in einem Raum-
teil besonders dicht platziert, kann die UGR-Tabellenmetho-
de nicht angewendet werden. (© licht.de)
RUG ≤ 16,3 RUG ≤ 18,7 © licht.de

20

Unregelmäßige Anordnungsmuster der Leuchten

✔ ✘
© licht.de
21
32 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Anhang B –
zusätzliche Informationen zu visuellen und
nichtvisuellen Wirkungen von Licht

Anhang B verweist auf die visuellen Wirkungen der Beleuchtung und führt die nichtvisuellen
Wirkungen ein. Etwa wie die Beleuchtung den circadianen Rhythmus und die Stimmung des
Menschen beeinflusst und wie sie Leistung und Wohlbefinden verbessern kann.

B1 – Allgemein rende Arbeiten werden seitens der Deut- In DIN/TS 5031-100 werden die über das
Dieser Abschnitt erläutert, dass eine Be- sche Gesellschaft für LichtTechnik und Auge vermittelten melanopischen Wirkun-
leuchtungslösung immer ganzheitlich wirkt. LichtGestaltung (LiTG) erwartet. gen des Lichts auf den Menschen mit ihren
Licht hat nicht nur eine visuelle Wirkung als Größen, Symbolen und Wirkungsspektren
Voraussetzung zum Sehen, wichtige nicht- B4 – Adaptationsleuchtdichte innerhalb beschrieben. DIN/TS 67600 „Ergänzende
visuelle und emotionale Wirkungen haben des normalen Gesichtsfeldes Kriterien für die Lichtplanung und Licht-
einen direkten Einfluss auf Leistungsfähig- Dieser Abschnitt gibt ergänzende Hinweise anwendung im Hinblick auf nichtvisuelle
keit und Wohlbefinden der Menschen. zur räumlichen Leuchtdichteverteilung, die Wirkungen von Licht“ beschreibt Ursache-
für die Adaptation des Auges eine wichtige Wirkungs-Beziehungen für melanopische
B2 – Wahrgenommene Raumhelligkeit Rolle spielt. Adaptation bezeichnet die Fä- Wirkungen von Licht und gibt damit vielsei-
Die Norm beschreibt neben den Beleuch- higkeit des Auges, sich an unterschiedliche tige Informationen zu Planung und Anwen-
tungsanforderungen für Aufgaben- und Tä- Lichtverhältnisse anzupassen – eine Vo- dung der nichtvisuellen Wirkungen von
tigkeitsbereiche auch die Anforderungen raussetzung für gute Sehleistung und Seh- Licht auf den Menschen.
zur Beleuchtung des Raumes. Sie ist wich- komfort.
tig für die Helligkeit der Räume und zur Er-
kennung von Objekten und Personen – wie B5 – Der Einfluss der Spektralverteilung Was Licht mit dem menschli-
in den Abschnitten 6.2.2, 6.7 und 7.3 be- auf nichtvisuelle Wirkungen von Licht chen Körper macht, lesen Sie
schrieben. Wissenschaftliche Belege untermauern die in Heft licht.wissen 19 „Wirkung des Lichts
wichtige Rolle der nichtvisuellen Wirkung auf den Menschen“. Hinweise zur Planung
Der Anhang gibt zusätzliche Hinweise zur von Licht. Die Norm beschreibt im Wesent- gibt licht.wissen 21 „Leitfaden Human
wahrgenommenen Raumhelligkeit, die lichen die Beleuchtungsanforderungen für Centric Lighting (HCL)“. Das Mini-Buch
wichtig für das Wohlbefinden und die Auf- den Sehvorgang über die Fotorezeptoren „Wie wirkt Licht eigentlich auf mich?“ bringt
merksamkeit von Menschen sind. Stäbchen und Zapfen. Eine Beleuchtungs- das Thema Schülerinnen und Schülern
lösung wirkt aber immer ganzheitlich: visu- näher.
B3 – Alternative Parameter ell, nichtvisuell und emotional. In diesem
Die beschriebenen alternativen Methoden Abschnitt werden zusätzliche Hinweise zur
zur Abschätzung von Raumhelligkeiten nichtvisuellen Wirkung von Licht über den B6 – Unterschiedliche Beleuchtungs-
haben keine normative Relevanz. Sie dür- dritten Fotorezeptor gegeben, die retinalen verhältnisse
fen jedoch verwendet werden und sollen Ganglienzellen. Hierfür ist unter anderem In diesem Abschnitt werden die positiven
dazu anregen, Erfahrungen zum Raumhel- die spektrale Zusammensetzung von Licht Wirkungen unterschiedlicher Beleuchtungs-
ligkeitsempfinden zu sammeln. Fortfüh- entscheidend. verhältnisse durch eine veränderte Beleuch-
33

06:00 09:00 12:00 15:00 18:00

22

Human Centric Lighting (HCL)

Nichtvisuelle Lichtwirkung
Aktivier en, Erholen, Stabilisier en
Planung nichtvisueller Faktor en (nach DIN/TS 67600)
tungsstärke, Leuchtdichte und ähnlichste
Farbtemperatur dargestellt.
Lichttechnische
Steuerung und Dimmbarkeit von Beleuch- Gütekriterien
Beleuchtungsstärke, harmonische
tung sind Eigenschaften, die zusätzlich Helligkeitsverteilung, Farbwiedergabe, gute
einen positiven Einfluss auf die Akzeptanz Se Entblendung, Modelling, Lichtfarbe g ,
he V un e n
von Beleuchtungssystemen und damit auf n , isu irk z i e r
E r ell We
Weitere Planungskriterien tw i f i
N k e ch t
( n o r m e n Lic Li d e n
das Wohlbefinden haben. Weitere Hinweise Dynamik, T
Ta
ageslichtintegration, individuelle r
ac g ne h he
h e re n tw
Einstellmöglichkeiten
a le , I t e n g i s c
finden sich in den Abschnitten 6.2.4 und D I c , U ir n n l o
k io d e t a o l
ot f i n e s s y c h re n
N ht
6.6 der Norm. E N e P n t e un
12 lan rsc g m
E lb e G p to
k
46 un he oh ng Fa
4 g
-1 i de W nu
) la
B7 – Tageslichtversorgung n P

Tageslicht ist die wichtigste Lichtquelle für


© licht.de
menschliches Wohlbefinden. Dieser Ab- 23
schnitt gibt Hinweise für die allgemeine
Nutzung von Tageslicht im Zusammenspiel [22] Human Centric Lighting: Eine Beleuchtung, die visuelle, lichttechnischen Gütekriterien: Tageslichtnutzung, ähnlichste
mit elektrischer Beleuchtung. emotionale und biologische Kriterien berücksichtigt, trägt zur Farbtemperatur, Dynamik, Farbwiedergabe, Blendungsbe-
Gesundheit bei und motiviert die Mitarbeiter. (Foto: licht.de/ grenzung, Beleuchtungsstärke, Lichtverteilung und Modelling.
Trilux) Für ein ganzheitliches Beleuchtungskonzept – Human Centric
Die im nächsten Kapitel (siehe Seite 34-35)
Lighting (HCL) – müssen alle diese Faktoren in die Planung
folgenden Beispiele sind in Kenntnis der [23] Die nichtvisuellen, visuellen und emotionalen Wirkungen einbezogen werden. (© licht.de)
Anhänge erarbeitet worden. des Lichts stehen in engem Zusammenhang mit diesen
34 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Ergänzende Hinweise
und Erläuterungen in der Norm –
Beispiele

Anhang C der Norm führt Beispiele auf für die Herangehensweise zur Umsetzung und Anwen-
dung der lichttechnischen Anforderungen der Tabellen und textlichen Beschreibungen.
Ergänzend sollen die hier skizzierten exemplarischen Lösungsansätze den ganzheitlichen
Planungsprozess in ungewöhnlichen Situationen konkretisieren.

Die Lichtplanung sollte frühzeitig und im Ergänzungen zum Normbeispiel 쐍 Zusätzliche Arbeitsplatzleuchten schaffen
engen Austausch mit Auftraggebern, Bau- C2 – Büro mehr Flexibilität.
herren und Betreibern erfolgen. Häufig 쐍 Arbeitsplätze werden in Arbeitsgrup-
kommen in einem Raum mehrere und ver- Unübliche Situationen können etwa in pen gegliedert und die Beleuchtung in
schiedene Bereiche der Sehaufgaben und einem Büro mit mehreren und unterschied- Zonen.
der Tätigkeiten vor. In diesen Bereichen lichen Arbeitsplätzen entstehen. Für ältere 쐍 Mit einer Lichtsteuerung können unter-
können unterschiedliche Beleuchtungsstär- Mitarbeitende oder besonders anspruchs- schiedliche Beleuchtungsstärken nach
ken erforderlich sein. Im Zuge der Lichtpla- volle Sehaufgaben sollte der Arbeitsplatz Bedarf der jeweiligen Mitarbeitenden
nung können auch individuell unterschiedli- heller sein. Damit verbunden ist die Modifi- beziehungsweise Tätigkeit eingestellt
che Beleuchtungsniveaus umgesetzt kation des Wartungswertes der Beleuch- werden.
werden, wenn die Anforderungen steigen. tungsstärke und eine Erhöhung der Anfor-
Dabei müssen unter anderem Antworten derungen an die relevanten Raumflächen Ergänzungen zum Normbeispiel
auf die Fragen gefunden werden, was das (siehe Abschnitt 6.2.3). C3 – Industriehalle
für die Beleuchtungsstärken auf den Ober-
flächen des Raumes bedeutet und welche Möglichkeiten, die modifizierten Wartungs- Eine Industriehalle soll beleuchtet werden.
Wand- und Deckenflächen für die Erfüllung werte auf der relevanten Raumfläche zu er- Die besondere Anforderung ist, dass die
der Sehaufgaben „relevant“ sind. In den fol- reichen, sind: Kontrollarbeitsplätze im Halleninneren inmit-
genden Beispielen sollen Lösungsansätze ten von Produktionsarbeitsplätzen liegen.
für besondere Situationen aufgezeigt wer- 쐍 Die Leuchten werden näher zur relevan- Dadurch steigen die Anforderungen für die
den, die auf den Normbeispielen aufbauen. ten Wandfläche positioniert. Blendungsbegrenzung und die Beleuch-
쐍 Zusätzliche Leuchten, beispielsweise tungsstärken auf den Wandflächen und der
Wallwasher oder Strahler, hellen die Decke. Für diese Situation gibt es verschie-
[24+25] Liegen Kontroll- und Prüfbereiche im Inneren einer Wand auf und verbessern die Raum- dene Herangehensweisen:
Halle, ist es nicht einfach, die Blendung zu begrenzen. Es
wahrnehmung. 쐍 Es ist festzulegen, welche Raumoberflä-
werden höhere Beleuchtungsstärken an Wänden und Decke
benötigt – und somit mehr Energie verbraucht. 쐍 Insbesondere in Großraumbüros sollte an chen relevant sind und im Sichtbereich
Können Kontroll- und Prüfbereiche an die Wand verlegt wer- Arbeitsplätzen mit den höchsten Anforde- des Mitarbeitenden liegen. Die Ermitt-
den, lassen sich die Beleuchtungsstärken in Blickrichtung gut rungen der Blick in Richtung einer nahge- lung der höheren Werte erfolgt dann für
planen. (© licht.de)
legenen, heller beleuchteten Wand aus- diese Flächen.
[26] Arbeitsplätze zur Kontrolle und Qualitätssicherung verlan- gerichtet sein – nicht in die Raumtiefe, die 쐍 Besteht alternativ die Möglichkeit, den
gen den Augen Höchstleistungen ab. (Foto: licht.de/Waldmann) meist dunkler wahrgenommen wird. Kontrollarbeitsplatz näher und mit Blick-
35

Industriehalle Industriehalle
mit Kontroll- und Prüfbereich mit optimiertem Kontroll- und Prüfbereich

Warenausgang

Warenausgang
Wareneingang

Wareneingang
Lagerzone 1 Lagerzone 1

Lagerzone 3
Kontroll- und
Lagerzone 2
Prüfbereich
Verpackungsbereich Verpackungsbereich
Lagerzone 2 Kontroll- und
Prüfbereich
Lagerzone 3

© licht.de
24 25

richtung an die Wand zu verlegen, lassen


sich die höheren Wandbeleuchtungsstär-
ken hauptsächlich für diese relevanten
Raumflächen in der Nähe von Arbeits-
plätzen planen (siehe Abschnitt 6.2.3).
쐍 Auch zusätzliche vertikale Flächen, etwa
Trennwände, können um den Bereich
mit den höchsten Anforderungen aufge-
stellt werden.
쐍 Mit baulichen Abschirmungen oder verti-
kalen Deckenelementen wird eine mögli-
che Blendung von Leuchten minimiert,
die nicht den erhöhten Anforderungen an
die Blendungsbegrenzung entsprechen.
쐍 Zusätzliche Arbeitsplatzleuchten schaf-
fen mehr Flexibilität.
쐍 In hohen Industriehallen dürfen die
Decke und der obere Teil der Wand un-
berücksichtigt bleiben, weil sie nicht im
Blickfeld der Mitarbeitenden liegen
(siehe Abschnitt 6.2.3).
쐍 Mit einer Lichtsteuerung können unter-
schiedliche Beleuchtungsstärken nach
Bedarf der jeweiligen Mitarbeitenden
beziehungsweise Tätigkeit eingestellt
werden.

Lichtplanerinnen und Planern steht also


eine breite Palette an Möglichkeiten zur Ver-
fügung. Jetzt ist ihre Kreativität gefragt.

Die LiTG-Publikation 36 „Licht-


qualität – Ein Prozess statt
einer Kennzahl“ beschreibt eine Methodik
zum Erfassen der Anforderungen an eine
Lichtlösung und zur Bestimmung und Be-
wertung ihrer Qualität. 26
36 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Anhang

Gutachten zum Vergleich von Arbeits- Sie kommt zu dem Ergebnis: Viele Inhalte
stättenregeln und Norm von ASR A3.4 und DIN EN 12464-1 sind
ähnlich oder sogar gleichlautend. Es beste-
Norm und Regel verfolgen unterschiedliche hen nur wenige kritische Unterschiede bei
Zielsetzungen, die sich idealerweise er- den Anwendungen. Eine Reihe kleinerer
gänzen: Die Arbeitsstättenverordnung Abweichungen können laut KAN „ohne we-
(ArbStättV) verpflichtet Arbeitgeber auf na- sentliche Aufwände für die betriebliche
tionaler Ebene, Gesundheitsrisiken zu ver- Praxis wechselseitig angeglichen werden“.
meiden oder zu minimieren, und wird durch
die Technischen Regeln für Arbeitsstätten Gleichwohl gibt es Unterschiede in For-
ASR A3.4 konkretisiert. Die europaweit gel- mulierungen, Definitionen und dem Tabel-
tende Norm EN 12464-1, in Deutschland lenaufbau, die eine Vergleichbarkeit er-
DIN EN 12464-1, legt Vorgaben für die schweren. Dies stellt Lichtplanende vor
Lichtplanung fest. Beide haben eine hohe Herausforderungen. Meist wird DIN EN
Beleuchtungsqualität zum Ziel. 12464-1 als Grundlage für die Planung he-
rangezogen. Beim Betrieb der Anlagen
Eine gut ausgeführte Lichtplanung nach müssen zudem die Anforderungen der
DIN EN 12464-1 entspricht dem anerkann- ASR A3.4 eingehalten werden. Die KAN-
ten Stand der Regeln der Technik. Für die Schrift thematisiert ausführlich Abweichun-
Beleuchtung von Arbeitsplätzen müssen gen bei den Beleuchtungsfaktoren, wie Be-
zusätzlich die Forderungen der ArbStättV leuchtungsstärke, Größe der beleuchteten
zum Arbeitsschutz eingehalten werden, Bereiche sowie dem Umgang mit Blen-
ASR A3.4 gibt weitere Erläuterungen. dung, Schatten oder Lichtmodulationen.

In ihrem Gutachten „Vergleich der Anforde- Beleuchtungsstärke


rungen an die Beleuchtung von Arbeitsstät-
ten im Regelwerk des Staates und der Bei dem so wichtigen Kriterium der Be-
Unfallversicherungsträger mit den Anforde- leuchtungsstärke finden sich kaum Unter-
rungen in der Normung“ bezeichnet die schiede. Die Dokumente des Arbeitsschut-
Kommission Arbeitsschutz und Normung zes nennen Mindestwerte. Sie sollen
(KAN) die Neuerungen in DIN EN 12464-1 Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
als „positive Impulse“. gewährleisten. Die Norm sieht neben den
37

erforderlichen Wartungswerten auch modi- Nichtvisuelle Lichtwirkungen DIN EN 12464-1 – die Versionen der
fizierte Wartungswerte vor, die den Planen- Jahre 2011 und 2021 im Vergleich
den unterstützen, eine optimale Beleuch- Die Erkenntnisse zu nichtvisuellen Licht-
tungssituation zu schaffen (siehe Seite 9). wirkungen entwickeln sich zunehmend Von den insgesamt 325 Anwendungen der
weiter und mit ihnen die entsprechenden Norm wurden nur wenige Werte der Be-
Tageslicht und elektrische Beleuchtung Empfehlungen. Weder ASR A3.4 noch leuchtungsstärke geändert: neun sind
DIN EN 12464-1 formulieren dazu exakte höher und drei niedriger als in der Ausgabe
DIN EN 12464-1 betont die Bedeutung von Anforderungen. Zusätzliche Informationen von 2011. Auch andere Werte sind zum Teil
Tageslicht für die Gesundheit. Der Pla- zu visuellen und nichtvisuellen Wirkungen angepasst, etwa zu Gleichmäßigkeit, Farb-
nende wählt entweder natürliche oder von Licht werden etwa im Anhang B der wiedergabe, RUGL, zylindrische Beleuch-
künstliche Lichtquellen oder eine Kombina- DIN EN 12464-1 beschrieben. Der Arbeits- tungsstärken sowie Beleuchtungsstärken
tion aus beiden. Arbeitgeber hingegen schutz fordert Tageslicht, die Norm gibt von Wänden und Decke. Die Fassung von
dürfen nach ArbStättV nur Arbeitsplätze Hilfestellung mit den modifizierten War- 2021 nennt darüber hinaus 36 zusätzliche
betreiben, die „möglichst ausreichend tungswerten der Beleuchtungsstärke. Anwendungen. Alle Tabellen sind neu num-
Tageslicht“ erhalten. Mit der Formulierung Zudem nennt sie Empfehlungen und An- meriert.
„möglichst“ ist gemeint, dass auch andere wendungshinweise. In Deutschland gibt es
Maßnahmen möglich sind, beispielsweise mit DIN/TS 67600 eine technische Spezifi-
eine entsprechende Pausengestaltung. kation für die Anwendung nichtvisueller
Jedoch werde ausschließlich elektrisches Wirkungen von Licht. Berufsgenossen-
Licht den gesetzlichen Vorgaben der schaftliche Schriften, wie die DGUV-Infor-
Arbeitsstättenverordnung nicht gerecht. mation 215-220, geben ebenfalls Erläute-
rungen zum Umgang mit nichtvisuellen
Beleuchtete Bereiche Lichtwirkungen.

Eine Herausforderung stellen die verschie-


denen Definitionen der Raumbereiche dar
(siehe Seite 12). DIN EN 12464-1 bezieht
sich auf die Beleuchtung des Bereichs der Das KAN-Gutachten zeigt de-
Sehaufgabe oder Tätigkeit, ASR A3.4 auf tailliert auf, an welchen Stellen
den gesamten Arbeitsplatz und rechnet sich Norm und ASR A3.4 überschneiden
Bewegungsflächen, Stellflächen und dem und wo sie voneinander abweichen. In der
Arbeitsablauf dienende Flächen dazu. KAN sind die Sozialpartner, der Staat, die
DIN EN 12464-1 Beiblatt 1 gibt hierzu Hil- gesetzliche Unfallversicherung und das
festellungen und zeigt Lösungsansätze für Deutsche Institut für Normung (DIN) vertre-
die praktische Anwendung. ten.

Übersicht bei der Veränderung der Beleuchtungsstärke Ēm 쐽 höhere Werte; 쐽 niedrigere Werte

Bereich Anwendung Ēm 2011 Ēm 2021


Logistik und Lager Vorratskammer 100 200
Regallager/Regalfläche 200 75
Automobilbau und -reparatur Karosseriebau und Montage – automatisch 500 300
Bildungseinrichtungen Klassenzimmer 300 500
Demonstrationstisch 500 750
Gesundheitseinrichtungen Tagesraum 200 300
Intensivstation Allgemeinbeleuchtung 100 300
Einfache Untersuchungen 300 500
Sterilräume Sterilisation 300 500
Desinfektion 300 500
Bahnanlagen Vollständig umschlossene Bahnsteige mit geringem Personenaufkommen 100 50
Vollständig umschlossene Personenunterführungen mit hohem 100 200
Personenaufkommmen
38 // licht.forum 60 / Leitfaden DIN EN 12464-1 Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen

Neu in die Norm aufgenommene Anwendungen


Ēm
Bereich Neue Anwendungen UO
Erforderlich Modifiziert
Verkehrszonen Bereiche vor dem Lift 200 300 0,40

Gebäudeeingang mit Vordach 30 50 0,40


Durchgänge: bemannt 150 200 0,40
Pausen-, Sanitär- und Gesichtsbeleuchtung vor Spiegeln 200 300 0,40
Erste-Hilfe-Räume
Allgemeine Reinigung 100 150 0,40
Kontrollräume Nachsortierung, Schaltanlage 500 750 0,60
Logistik und Lager Entlade-/Ladebereiche 200 300 0,40
Verpackungs-/Gruppierungsbereich 300 500 0,50
Konfigurations- und Auslieferbereiche 750 1.000 0,60
Offene Warenlager 200 300 0,40
Regallager – Boden 150 200 0,50
Zentraler Korridor der Logistik (starker Verkehr) 300 500 0,60
Automatisierte Zonen (unbemannt) 75 100 0,40
Automobilbau und -reparatur Formwerkstatt – große Teile 300 500 0,60
Formwerkstatt – Sichtprüfung 500 750 0,60
Feinarbeiten: 750 1.000 0,70
– Montage von Unterteilen (Türen, Armaturenbrett, Polsterung)
– Montage unter dem Fahrgestell
– Motor und mechanische Montage
– Endmontage-Förderlinie
Feinarbeiten: Arbeiten mit Elektrik 750 1.000 0,60
Allgemeine Dienstleistungen, Reparatur und Prüfung 500 750 0,60
Büros Konferenztisch 500 1.000 0,60
Verkaufsflächen Lagerbereich 300 500 0,40
Umkleide-/Anprobenraum 300 500 0,40
Bibliotheken Allgemeinbeleuchtung 300 500 0,40
Parkplätze (innen) Parkplätze – öffentlich zugänglich mit einer großen Anzahl 150 200 0,40
von Nutzern, z. B. Einkaufszentren, Arenen.

Bildungseinrichtungen Teilnahme an Vorträgen in den Sitzbereichen der Hörsäle 200 300 0,60
und Auditorien
Anzeigetafel 200 300 0,60
Licht im Podiumsbereich 300 500 0,70

Bahnanlagen Vollständig umschlossene Bahnsteige mit mittlerem Personen- 100 0,40


aufkommen

Vollständig umschlossene Personenunterführungen mit mittlerem 100 0,40


Personenaufkommen

Treppen, Rolltreppen mit geringem Personenaufkommen 50 0,30

Treppen, Rolltreppen mit mittlerem Personenaufkommen 100 0,40

Treppen, Rolltreppen mit hohem Personenaufkommen 200 0,50

Montagearbeiten in Wartungshallen – grob 200 0,40


Montagearbeiten in Wartungshallen – mittel 300 0,50
Montagearbeiten in Wartungshallen – fein 500 0,60
Montagearbeiten in Wartungshallen – Präzision 750 0,70
Verkehrsflächen in Wartungshallen für Schienenfahrzeuge 150 200 0,40
(mit zusätzlichem Fahrzeugverkehr)
39

Ra RUGL Ēm,z Ēm,Wand Ēm,Decke Spezifische Anforderungen

40 25 75 75 50 Bereich bis zu 1 m vor Lift, Aufzug, Rolltreppen/Beleuchtungsstärke auf


Bodenhöhe

60 25 50 50 Beleuchtungsstärke auf Bodenhöhe


80 Vertikale Beleuchtungsstärke/0,5 m vor dem Spiegel in Kopfhöhe
50 50 30 Anwendbar, wo regelmäßige Reinigung notwendig ist.
80 19 150 150 100
80 25 50 50 30
80 25 100 100 30
80 22 150 150 30
80 25 50 50 30
80 25 Beleuchtungsstärke auf Bodenhöhe, RUGL nur in Blickrichtung zur Leuchte
80 25 100 100 30
80 25
80 25 100 50 30
80 22 150 50 30
80 22 150 50 30

90 22 150 50 30 4.000 K ≤ TCP ≤ 6.500 K zur Farberkennung


80 22 100 50 30 Einzelplatzbeleuchtung ist zu berücksichtigen
80 19 150 150 100 Die Beleuchtung sollte steuerbar sein.
80 25 50
90
80 22 75 75 50
40 50 50 15 1. Beleuchtungsstärken auf Bodenhöhe
2. Eine hohe vertikale Beleuchtungsstärke erhöht das Erkennen von
Gesichtern und somit das Gefühl der Sicherheit.
80 19 75 75 50 Reduzierung durch Dimmen/Bildschirmarbeit

80 19 Vertikale Beleuchtungsstärken
80 Die Beleuchtungsstärke sollte vertikal zum Publikum ausgerichtet und
steuerbar sein, um verschiedenen A /V-Anforderungen gerecht zu werden.
80 1. Besondere Beachtung der Bahnsteigkante
2. Blendung von Fahrzeugführern und Fahrgästen vermeiden
3. Beleuchtungsstärke auf Bodenhöhe in der Referenzfläche
80 1. Blendung von Fahrgästen vermeiden
2. Beleuchtungsstärke auf Bodenhöhe in der Referenzfläche
3. Bei stark reflektierenden Gehäuseoberflächen kann die durchschnittliche
Beleuchtungsstärke um 50 % reduziert werden.
80 1. Blendung von Fahrgästen vermeiden
2. Besondere Beachtung der Treppenansätze
80 1. Blendung von Fahrgästen vermeiden
2. Besondere Beachtung der Treppenansätze
80 1. Blendung von Fahrgästen vermeiden
2. Besondere Beachtung der Treppenansätze
80 Beleuchtungsstärke auf Bodenhöhe
80 Blendung von Fahrgästen vermeiden
80 Blendung von Fahrgästen vermeiden
80
80
www.licht.de Alles über Beleuchtung

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01 Die Beleuchtung mit künstlichem Licht (2016)
02 Lernen in neuem Licht (2023)
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03 Straßen, Wege und Plätze (2014)
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sind die Webseite und Schriftenreihen. Das licht.de-Periodikum „licht.forum“ thematisiert 05 Industrie und Handwerk (2018)
aktuelle Fragen der Lichtanwendung und stellt Beleuchtungstrends vor. Diese kompakten 06 Shopbeleuchtung, attraktiv und effizient (2011)
07 Gesundheitsfaktor Licht (2012)
Fachinformationen erscheinen in loser Folge.
08 Sport und Freizeit (2010)
09 Sanierung in Gewerbe, Handel und Verwaltung (2014)
Die Reihe „licht.wissen“ umfasst 21 Titel. Mit vielen Beleuchtungsbeispielen erläutern diese 10 Notbeleuchtung, Sicherheitsbeleuchtung (2016)
Themenhefte lichttechnische Grundlagen und zeigen beispielhafte Lösungen. Alle lichttech- 11 Gutes Licht für Hotellerie und Gastronomie (2005)
12 Lichtmanagement (2016)
nischen Aussagen sind grundsätzlicher Art.
13 Arbeitsplätze im Freien (2007)
14 Licht für Wohnräume (2019)
Ihr umfangreiches Lichtwissen präsentiert die Brancheninitiative auch im Internet unter 15 Gute Beleuchtung rund ums Haus (2009)
www.licht.de. Architekten, Planer, Installateure und Endverbraucher finden hier auf mehr als 16 Stadtmarketing mit Licht (2010)
5.000 Seiten praxisorientierte Tipps, viele Lichtanwendungen und aktuelle Informationen zu 17 LED: Grundlagen – Applikation – Wirkung (2018)
18 Licht für Museen und Ausstellungen (2016)
Licht und Beleuchtung. Eine Datenbank mit umfangreichen Beschreibungen weist den di- 19 Wirkung des Lichts auf den Menschen (2014)
rekten Weg zum Hersteller. 20 Nachhaltige Beleuchtung (2014)
21 Leitfaden Human Centric Lighting (HCL) (2018)

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