Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
wissen
Lernen in neuem Licht
02
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
01
2
Editorial
Lehrer, Schulleiter und Schulträger haben in den vergangenen Jahren mehr Verantwortung
übernommen als je zuvor. Neben dem Erreichen der stofflichen, methodischen und didakti-
schen Ziele sind durch die zusätzlichen Stunden – Stichworte: Ganztagsschule oder Nach-
mittagsunterricht – gesundheitliche Aspekte hinzugekommen. Organisationen, die sich um
Kinder kümmern, kritisieren in unserer Gesellschaft, dass sich die Jüngsten zu wenig bewe-
gen, übergewichtig werden, Koordinationsstörungen haben, eine Myopie (Kurzsichtigkeit)
ausbilden und früher eine Brille brauchen.
Häufig werden dafür Smartphones, Tablets und Spielkonsolen verantwortlich gemacht, dabei
wird aber übersehen, dass zu viel Zeit in schlecht oder falsch beleuchteten Räumen ver-
bracht wird. Es ist zwar nicht möglich, nachhaltigen Einfluss auf die Zeit nach Schulschluss
zu nehmen, doch in der Schule ist gute Beleuchtung Sache der Schulträger. Soweit von der
Notwendigkeit, im Rahmen der Daseinsvorsorge zu handeln.
Keine gute Idee ist es auch, wenn Lehrer erst das Licht einschalten, wenn man quasi nichts
mehr sieht. Flackernde Lampen, verschiedene Lichtfarben und blendende Strahler gehören
mittlerweile hoffentlich bundesweit der Vergangenheit an. Aber trotzdem gibt es notwendige
und sinnvolle Verbesserungsmöglichkeiten.
Etwa sollte der Bereich der Tafel oder des Whiteboards fokussierter ausgeleuchtet werden
als der restliche Klassenraum. Adäquat zum Sonnenlicht sollte der Blaulichtanteil im sichtba-
ren Lichtspektrum morgens höher sein, während in den frühen Abendstunden die Beleuch-
tung zunehmend warmweiß werden sollte. Auch Aktivierungen und Beruhigungen der Kinder
sind mit Lichtszenen möglich. Bei entsprechender Ausstattung könnten sich Lernenden und
Lehrenden so bessere Einflussmöglichkeiten bieten.
Ähnlich, wie im geöffneten Kühlschrank immer das Licht an ist, könnte das auch in Klassen-
räumen, Fluren oder Toiletten sein: Wenn jemand da ist, ist es hell; ist der Raum leer, ist es
dunkel – automatisch. Die Bankreihe an der Fensterseite erhält mehr Tageslicht als die fens-
terferne Reihe, sodass mit der künstlichen Beleuchtung der gesamte Klassenraum gleich-
mäßig ausgeleuchtet wird. Und weil mehrere Klassenzimmer mit den gleichen Bedingungen
nebeneinander in einem Stockwerk liegen, genügt eine einzelne Sensorsteuerung pro Etage.
Die Lehrerinnen und Lehrer müssten sich um nichts mehr kümmern.
Wer jetzt auf die Kosten verweist, der sollte sich einmal vom Kämmerer zeigen lassen, wie
hoch der Anteil der Beleuchtungskosten an den gesamten Betriebskosten dieser Liegen-
schaft sind. Wenn Kinder früh Brillen brauchen und wegen schlechter Beleuchtung schlechte
Leistungen bringen, nimmt langfristig auch die Gesellschaft Schaden. Eine Abschaltautoma-
tik und die sensorgesteuerte Beleuchtungskontrolle, gekoppelt mit einem nutzerorientierten
Beleuchtungskonzept, machen Lehrer, Schüler, Eltern und Kämmerer froh. Wie das genau
geht, können Sie in diesem hilfreichen Magazin nachlesen. Was es bringt und warum solche
Gedanken auch für die Kindertagesstätten gelten, steht hier auch. Ich selbst habe in mei-
nen Büroräumen mit besserem Lichtkonzept die Kosten um ein Drittel gesenkt. Das können
Sie auch.
Peter Baranec
Chefredakteur Kommunalleasing Magazin KLM
3
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Schule für
lebenslanges
Lernen
Seite 6
Leichter lernen
mit digitaler Unter-
stützung
Seite 14
Zu Hause gut
lernen
Seite 15
Kindertagesstätten
– Licht für kleine
Entdecker
Seite18
Unterrichtsraum,
Tafel und
Whiteboard
Seite 20
Fachräume
Seite 24
4
Bibliothek
Seite 36
Konferenz- und
Schulungsräume
Seite 40
Lehrerzimmer
und Büro
Seite 42
Orientierung und
Sicherheit auf
Verkehrswegen
Seite 46
Cafeterien und
Mensen
Seite 52
Sporthallen und
Sportplätze
Seite 54
Pausenhöfe und
Parkplätze
Seite 64
Schriftenreihe,
Impressum
Seite 71
5
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
02
03
6
Schule für lebenslanges Lernen
Die „Universalgelehrten“ des 16. und 17. Jahrhunderts konnten noch die gesamte Welt erklären. Sie wussten
alles, was man wissen sollte. Heute ist das schlicht unmöglich. Erworbene Erkenntnisse und Technologie-
kompetenz können in wenigen Jahren bereits widerlegt und überholt sein. Wir befinden uns im „Zeitalter der
Wissensexplosion“, wie es das Zukunftsinstitut nennt, und verwandeln uns in eine Wissensgesellschaft.
In dieser ist Bildung wichtiger denn je.
Wer heute eine „Ausbildung“ abschließt, ist vornehmlich Verkehrswege waren, allenfalls
sicher nicht „aus-gebildet“ und kann sich noch Garderobe. Der klassische Frontalun-
keinesfalls die nächsten Jahrzehnte auf terricht weicht vielerorts moderneren Unter-
dem Gelernten ausruhen. Der rasante Zu- richtskonzepten, die stärker die individuellen
wachs an Wissen erfordert vielmehr eine Lernprofile der Schülerinnen und Schüler
kontinuierliche Fortbildung. „Ein Universal- berücksichtigen, zwischen Methoden,
gelehrter ist heute also nicht mehr jemand, Arbeitsformen und Lernorten wechseln.
der alles weiß, sondern jemand, der mit
Wissen und Nichtwissen souverän umge- Individualität entfalten
hen kann“, so das Zukunftsinstitut.1 Wissen „Kinder und Jugendliche werden sich ihres
verliert seinen elitären Charakter und wird Lernens dann bewusst, wenn sie vielfältige
zum Allgemeingut. Entsprechend hat das und häufige Perspektivwechsel einnehmen
Zukunftsinstitut die Wissenskultur als Me- können: hier Zuhörer, dort Redner, hier Be-
gatrend ausgemacht, der langfristig unsere obachteter, dort Beobachter, hier Lerner,
Gesellschaft verändert. Der enorme Zu- dort Lehrer“, sagt Dr. Otto Seydel, Leiter
wachs an Wissen erfordere jedoch einen des Instituts für Schulentwicklung in Über-
neuen, reflektierten Umgang mit Informatio- lingen.3 Herkömmliche Klassenräume sind
nen und den Mitteln seiner Verbreitung. seiner Ansicht nach für ein solches Lernen
eher ungeeignet. „Wenn ich die Kinder ein-
Entsprechend können Bildung und Ausbil- sperre in enge Bänke, wie sie vor 100 Jah-
dung von heute sich nicht mehr auf den An- ren produziert wurden, dann kann sich da-
fang des Lebens beschränken, sondern raus keine Selbstlernkompetenz entwickeln.
werden zum lebenslangen Prozess. Und die Ich muss Fläche haben, damit Individualität
Schulzeit kann nicht mehr allein die Anhäu- sich auch entfalten kann.“
fung von Wissen zum Ziel haben, sondern
muss den Aufbau von Kompetenzen för- All diese Anforderungen treffen vielerorts auf
dern, die zum lebenslangen Selbstlernen einen erheblichen Nachholbedarf im Schul-
befähigen. Sie muss Persönlichkeiten her- bau. So will etwa Berlin mit seiner 2017 ge-
vorbringen, die über die Methoden verfü- starteten Schulbau-Offensive bis 2026 mit
gen, sich Wissen selbstständig anzueignen mehr als 5,5 Milliarden Euro nahezu alle
und sich beim Lernen auch flexibel den äu- Schulen sanieren und mindestens 60 neue
ßeren Bedingungen anzupassen – das hat Schulen und Erweiterungsbauten errichten,
uns zuletzt auch die Corona-Pandemie ge- um Platz für rund 70.000 zusätzliche Schü-
zeigt. Zugleich sieht sich Schule heute den lerinnen und Schüler zu schaffen. Hamburg
gesellschaftlichen Erwartungen an Ganz- und München haben ähnliche Programme
tagsunterricht und Inklusion gegenüber aufgesetzt.
(siehe Seite 69). Und obendrein wird von
jeder einzelnen Bildungsstätte eine individu- „Der Raum als dritter Pädagoge“
[02] Immer in Bewegung: In Kindergarten
und Vorschule wechseln Kinder vom Grup- elle pädagogische Profilierung erwartet. Das birgt viel Potenzial, mit neuen Raum-
pentisch zum Malen in die Musikecke oder konzepten die Pädagogik der Zukunft zu
setzen sich an einen Einzelarbeitsplatz. (Foto: Schule findet heute also unter völlig anderen fördern. Dort erlebt „der Raum als dritter
licht.de/Trilux) Voraussetzungen statt als im vergangenen Pädagoge“ eine Renaissance. Die Idee kam
Jahrhundert, als viele auch heute noch ge- schon in den 1960er- und 1970er-Jahren
[03] Starkes Duo: Lichtlösungen, die ein-
fallendes Tageslicht einbinden, steigern das nutzte Gebäude entstanden: Als „Flurschu- aus der frühkindlichen Erziehung, wurde
Wohlbefinden und sind energieeffizient. len“ organisierte Häuser, in denen die Klas- von Schulen adaptiert, geriet dann aber
(Foto: licht.de/Ledvance) senräume sich an Gängen aufreihten, die wieder in Vergessenheit.
7
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
04
8
05
gängen, Fachbereichen oder gar Lehrern oder mehrere Einheiten des „Hamburger für Flexibilität und Interaktion bieten. Und im
feste Räume zugeordnet werden. Zudem Klassenhauses“ oder des „Berliner Com- Sinne der Nachhaltigkeit wird sie sich auch
bindet es mögliche Individualisierungsfor- partments“ können bestehende Schulen er- nach außen öffnen müssen – als Hybridge-
men ein, nach denen Schülerinnen und gänzen oder sich zu einer neuen Schule for- bäude für weitere Nutzer, ihre Turnhalle für
Schülern ein personalisierter oder ein nicht- mieren.4 den Vereinssport und ihren Schulhof für die
personalisierter Arbeitsplatz zusteht. Öffentlichkeit. All das setzt sorgfältige Pla-
Andere Städte wie etwa Köln verfolgen we- nung und Weitsicht voraus. Nicht zuletzt
Als ein Rahmen für ein zeitgemäßes räumli- niger das Klassenraumkonzept und über- unter Beteiligung von Experten für eine zu-
ches Modell und zeitgemäße Organisati- lassen der jeweiligen Schule und den Pla- kunftsfähige Lichtlösung, die für die Schule
onsformen wurde das „Münchner Lern- nern die Entscheidung – vor allem für die alle notwendigen Bedürfnisse/Funktionen
haus“ entwickelt. Nach Vorbild des Clusters offene Lernlandschaft höherer Jahrgangs- durch eine geeignete Steuerung ins ange-
besteht es aus Klassen-, Gruppen- und stufen. Sie „löst sich vom herkömmlichen messene Licht rückt, lebenslanges Lernen
Lernräumen, die um eine gemeinsame Mitte Verständnis des allgemeinen, nach Klas- unterstützt, Sicherheit gibt und auch nach-
angesiedelt sind. Das soll die pädagogische senräumen gegliederten Lern- und Unter- haltig ist.
Zusammenarbeit und Flexibilität beim richtsbereichs und folgt dem Konzept eines
Wechsel von Lernformen fördern und räum- stärker individualisierten und eigenverant-
liche Synergien schaffen. Mehrere Lernhäu- wortlichen Lernens“, so die Definition der
ser bilden eine Schule – und können auch „Pädagogisch-architektonischen Standards
mit kleinen baulichen Veränderungen aus für die Stadt Köln“.5
dem Bestandsbau einer bestehenden, kon- [05] E-Learning und Web-Seminare sind
wichtige Instrumente für das lebenslange
ventionell gebauten Flurschule entstehen. Die offene Schule der Zukunft
Lernen in der beruflichen Weiterbildung. Pas-
Hingegen haben Hamburg und Berlin nach Im Haus der Bildung von morgen sollen sende Lichtlösungen machen den Arbeits-
dem Cluster-Prinzip Module in Holzbau- Lern-, Aufenthalts- und Lehrerbereiche flie- platz zum angenehmen Lernort. (Foto:
weise für den Schulbau entwickelt: Eine ßend ineinander übergehen und viel Raum licht.de/Trilux)
9
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Licht hat seit jeher einen wichtigen Einfluss Geschwindigkeit und Ausdruck unter-
auf uns Menschen: etwa auf unser Sehver- sucht.11,12 Ergebnis: Kinder, die in Räumen
mögen, den Tag-Nacht-Rhythmus, die mit natürlichem Farbspektrum unterrichtet
Schlafqualität, das Wohlbefinden und viele werden, schneiden beim Lesen deutlich
Stoffwechselvorgänge in unserem Körper, besser ab als Schüler der Vergleichsgruppe
wie die Vitamin-D-Produktion. Es wirkt auch mit weniger guter Beleuchtung. Wird
auf unsere Wahrnehmungsfähigkeit, Auf- zudem das Licht mit Blauanteilen angerei-
merksamkeit und unser Lernvermögen. Den chert, steigern sich kurzzeitig die Konzen-
Zusammenhang von Licht und Lernerfolg tration und kognitive Leistung in Bezug auf
bei Kindern belegen weltweite Untersu- Verarbeitung, Geschwindigkeit und Ge-
chungen, Beobachtungen und auch neuere dächtnis.11 Eine längere Exposition gegen-
empirische Studien, die vor allem die Ef- über blauem Licht zur falschen Zeit kann zu
fekte von Lichtintensität und natürlicher einer Störung des Tag-Nacht-Rhythmus
Lichtfarbe auf das Lernen untersuchten. und langfristig zu schlechterer Schlafqualität
und geringerem Konzentrationsvermögen
Studien belegen: bessere Leistungen führen.
mit Tageslicht
Eine Übersichtsarbeit und eine Studie mit Konzentration und Aufmerksamkeit
mehr als 2.000 Schulklassen in drei US- fördern
Bundesstaaten zeigen: Schüler, die mehr Viele interne und externe Faktoren beein-
Tageslicht bekommen, absolvieren bessere flussen die Aufmerksamkeit und das Kon-
Mathematik- und Lesetests als solche, zentrationsvermögen beim Lernen – dazu
deren Tageslichteinfall im Klassenzimmer gehören Gesundheitszustand, Emotionen,
geringer ist.7, 8 Ernährung, Müdigkeit, aber auch Motivation
und Interesse am Unterricht. Für Ablenkung
Eine europäische Studie mit über 2.600 und Störungen gibt es zahlreiche Gründe,
Kindern in zwölf europäischen Ländern hat etwa ein unbehagliches Raumklima, Lärm
untersucht, wie sich verschiedene Beleuch- oder Bewegungen im Gesichtsfeld.
tungssituationen jeweils auf die schulische
Leistung auswirken: Eine Südausrichtung Mit einer bewusst geänderten Raumbeleuch-
des Klassenraums und große Fensterflä- tung lässt sich die Aufmerksamkeit wieder
chen im Verhältnis zur Bodenfläche haben auf den Unterricht lenken, beispielsweise
demnach den größten positiven Einfluss auf indem die Umgebung abgedunkelt wird.
das kindliche Lernen.9 Zu vergleichbaren Eine gute Ausleuchtung verbessert die Er-
Ergebnissen kommt eine Untersuchung in kennbarkeit, etwa beim Lesen. Die Folgen
Indien: Die Lernleistung war auch hier deut- ungünstiger Beleuchtung sind häufig früh-
lich besser, wenn die Schüler mehr Tages- zeitige Ermüdung, Irritationen und Nacken-
licht erhielten und ihre Unterrichtsräume beschwerden. Bei all den genannten Fakto-
besser ausgeleuchtet waren.7,10 ren sind Tageslicht und eine gute Beleuch-
tung zwar nur ein Aspekt – aber eben jener,
Eine weitere Studie hat sich mit dem Ein- der am leichtesten beeinflusst werden kann.
fluss des natürlichen Farbspektrums von
Licht im Tagesverlauf auf das Lernen und Schlechter Schlaf erhöht die Unfallgefahr
Konzentrationsvermögen befasst, eine Zahlreiche Studien beschäftigten sich in
Übersichtsarbeit den Zusammenhang zwi- den vergangenen Jahren damit, positive
schen natürlicher Lichtfarbe im Tagesverlauf Faktoren für Konzentration und Aufmerk-
und Leseleistung – hinsichtlich Genauigkeit, samkeit genauer zu verstehen und negative
10
06
11
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Rhythmus, genauer gesagt: den circadia- men sind 500 Lux üblich – das reicht zum
nen Rhythmus (siehe Seite 68). Ist die in- Sehen, ist aber sehr wenig für unseren
nere Uhr im Takt und der Schlaf erholsam, Körper.
starten wir gut in den Tag.
Heute können wir viel für Lernende und
Warum wird die Lichtfarbe auch Farbtem- Lehrende tun – mit dem richtigen Licht in
peratur genannt? Eine Beobachtung prägte der richtigen Menge zur richtigen Zeit. Je
den Begriff: Metall nimmt im Schmiedefeuer besser das Licht der Lernsituation ange-
verschiedene Farben an – zuerst rotglü- passt ist, desto mehr Informationen können
hend, dann weiß und schließlich bläulich. aufgenommen, verarbeitet und gespeichert
Heute wird die Farbtemperatur des Lichts werden. Eine gute Ausleuchtung mit kühl-
anhand eines „schwarzen Strahlers“ defi- weißem Licht fördert die Aufmerksamkeit
niert, der langsam erhitzt wird. Angegeben und das Konzentrationsvermögen. Warme
wird sie in Kelvin (K). Farbtemperaturen Lichtfarben und eine gedämpfte Beleuch-
unter 3.300 K werden als Warmweiß be- tung tragen zu mehr Ruhe in Gruppendis-
Sven Hoffmann zeichnet, 3.300 bis 5.300 K als Neutralweiß kussionen und zur Entspannung nach Klas-
Program Manager Work+Health an der und mehr als 5.300 K als Tageslichtweiß, senarbeiten bei.
Universität Zürich und Lausanne auch als Kaltweiß gebräuchlich.
„Es gibt einen engen Zusammenhang
Flächiges Licht in kühler Farbe mit hohen zwischen der Benutzung von elek-
Beleuchtungsstärken aktiviert, während tronischen Geräten und dem Abend-
niedrige, rötliche Farbtemperaturen bei ge- Chronotyp mit Schlafproblemen“
ringerer Helligkeit den Körper eher zur Ruhe
kommen lassen. Der Himmel gibt diese Wie bei Erwachsenen gibt es auch bei Kin-
Dynamik von Farbe und Menge vor: Je dern verschiedene bevorzugte Tag-Nacht-
nach Jahreszeit hat das Tageslicht bei wol- Rhythmen (Chronotypen siehe Seite 68).19
kenlosem Himmel morgens eine Farbtem- Eine neuere Studie zeigt dabei einen engen
peratur von ungefähr 3.000 K, mittags etwa Zusammenhang zwischen der regelmäßi-
5.300 bis 5.800 K und am purpurroten gen Benutzung von elektronischen Geräten
Abendhimmel weniger als 2.000 K. Bei und dem Abend-Chronotyp.20 Neben teils
Sonnenlicht werden Beleuchtungsstärken massiven Schlafproblemen zeigten die in
von etwa 100.000 Lux gemessen, in einer dieser Studie untersuchten Kinder mit „er-
mondhellen Nacht nur rund 0,2 Lux. Ein zwungenem“ Abendtyp auch eine erhöhte
Wintertag mit bedecktem Himmel kommt Neigung zu Depressionen. Diese Gruppe
noch auf circa 3.500 Lux. In Klassenräu- profitiert besonders von optimal beleuchte-
07 08
12
Human Centric Lighting (HCL)
Nichtvisuelle Lichtwirkung
Aktivier en, Erholen, Stabilisier en Die nichtvisuellen, visuellen
Planung nichtvisueller Faktor en (nach DIN/TS 67600)
und emotionalen Wirkungen
des Lichts stehen in engem
Zusammenhang mit den licht-
technischen Gütekriterien:
Lichttechnische Tageslichtnutzung, Farbtem-
Gütekriterien
Beleuchtungsstärke, harmonische
peratur, Dynamik, Farbwieder-
Helligkeitsverteilung, Farbwiedergabe, gute gabe, Blendungsbegrenzung,
Se Entblendung, Modelling, Lichtfarbe g , Beleuchtungsstärke, Licht-
he V un e n
n , isu irk z i e r verteilung und Modelling. Für
E e We
Weitere Planungskriterien tw i f i
N r k lle ch t
ein ganzheitliches Beleuch-
( n r m e n Lic Li d e n
o Dynamik, T
Ta
ageslichtintegration, individuelle r
ac g ne h he tungskonzept – Human Cen-
h e re n tw
Einstellmöglichkeiten l e , I en isc
D I c , U ir na n l t o g tric Lighting (HCL) – müssen
N ht k t io n d e s t a h o l n
E N e P n t e un o fi e c alle diese Faktoren in die Be-
G p s y t o re
12 lan rsc g Em l b e g ak leuchtungsplanung einbezo-
46 un he
4 g i oh n un F gen werden (siehe Seite 69).
-1 de W la
) n P
© licht.de
10
ten Unterrichtsräumen. Noch besser ist je- Was Licht mit dem menschli-
doch eine langfristige Synchronisierung: Die chen Körper macht, lesen Sie
innere Uhr von älteren Kindern und Jugend- im Heft licht.wissen 19 „Wirkung des Lichts
lichen tickt nach einem anderen Zeitplan als auf den Menschen“. Hinweise zur Planung
das Bildungswesen; sie sind Spättypen. gibt licht.wissen 21 „Leitfaden Human Cen-
Morgens sind viele Schüler noch im Schlaf- tric Lighting (HCL)“. Das Mini-Buch „Wie
modus und dafür spät abends hellwach. wirkt Licht eigentlich auf mich?“ bringt das
Sie haben andere Lichtbedürfnisse als Er- Thema Schülern näher. [07-09] Eine Veränderung der Raumwir-
wachsene, die oft in den Abendstunden un- kung fördert Lernprozesse: Die passende
terrichtet werden. Eine gute Lichtplanung Lichtkomposition zur richtigen Zeit unter-
stützt natürliche körpereigene Prozesse im
bezieht all diese Faktoren ein und gestaltet
Tagesverlauf. Human Centric Lighting (HCL)
die bestmögliche Lernumgebung als Basis gibt Impulse zur Aktivierung und Regene-
für den schulischen Erfolg und das Wohlbe- ration. (Fotos: licht.de/Zumtobel, Fotograf
finden von Kindern und Jugendlichen. Jesper Malmkvist)
09
13
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
11
14
13
Gleichmäßig verteiltes Licht im Kinder- und Hausaufgaben leichter von der Hand. Für
Jugendzimmer fördert die Konzentrations- indirektes Licht an Decke und Wänden bie-
fähigkeit, weil sich die Augen nicht perma- ten sich Wand- oder Stehleuchten an.
nent auf unterschiedliche Helligkeitsniveaus Ebenso geeignet sind diffus strahlende De-
einstellen müssen (Adaptation). licht.de ckenleuchten oder Schienensysteme mit
empfiehlt dafür in Ergänzung der Allge- breitstrahlenden Leuchten. Im Design einer
meinbeleuchtung eine richtig positionierte Wohnraumleuchte erhältlich sind auch
Schreibtischleuchte (siehe Abbildung Seite hochwertige Leuchten, die eine gute Licht-
63) und zum gemütlichen Lesen eine wei- qualität schaffen.
tere Leuchte am Bett.
Nur auf den Bildschirm schauen,
Im Zentrum: der Schreibtisch strengt an
Hauptaugenmerk sollte auf der Beleuch- Ständig auf den Computer schauen – dafür
tung des Schreibtischs liegen. Mit einer sind unsere Augen nicht gemacht, das
dreh- und schwenkbaren Schreibtisch- strengt sie an. Denn bei längerer, konzen-
[13] Texte lesen, Grafiken interpretieren, mit
der Hand schreiben – anspruchsvolle Aufga- leuchte oder einer höher angebrachten, trierter Arbeit am Bildschirm blinzeln wir
ben für unsere Augen erfordern ausreichend entspiegelten Pendelleuchte mit direkten weniger. Die Folgen: trockene, müde und
Helligkeit. (Foto: licht.de/Signify) und indirekten Lichtanteilen gehen die schmerzende Augen.
15
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
16
ISTE
CHECKhaLken ✔
zum Ab
Homeschooling
• Beleuchtung • Produkte • Tipps
17
Download unter: https://www.licht.de/homeschooling-checkliste
** Falls einzige Leuchte am Arbeitsplatz: Lichtstrom > 6.000 lm
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Kleine Kinder sind neugierig, haben unzäh- lösungen, denn sie bringen unterschiedli-
lige Fragen, wollen entdecken und auspro- che Anforderungen an Raumaufteilung und
bieren. Sie lernen durch Beobachtung und -gestaltung mit sich.
Nachahmung. Kinder müssen sich bewe-
gen, spielen und auch mal richtig toben Ein Raum für alles
können – jedoch auch wieder zur Ruhe Beim geschlossenen Konzept hat jede
kommen und gelegentlich für sich sein dür- Gruppe ihren festen Raum, in dem sich die
fen. All das müssen ihnen auch Kinderta- Kinder die meiste Zeit aufhalten. Er wird
gesstätten (Kitas) ermöglichen. Sie sind ein multifunktional genutzt und sollte dafür ver-
wichtiger Teil unserer Bildungslandschaft, schiedene Bereiche haben: Tische zum
unterstützen und fördern die ganzheitliche Malen und Essen, eine Ruhe- und Vorlese-
Entwicklung der Kleinsten und ihre sozialen ecke, einen Platz zum Bauen, die „Home-
Kontakte zu Gleichaltrigen. corner“ mit Kinderküche sowie eine Verklei-
dungs- und Puppenecke. Oft wird hier auch
Das Konzept bestimmt die Beleuchtung der Mittagsschlaf gehalten.
[17] Mobile Leuchten sind in der Nähe von
Wie auch in anderen Bildungseinrichtungen
Kinderhänden riskant, denn mit kindlicher
Fantasie wird schnell aus der Stehleuchte ein ist die Vielfalt der Kita-Angebote und -Kon- Ein Muss ist die ausreichend helle, in ver-
Laserschwert. (Foto: licht.de/Signify) zepte groß – von kommunalen über private schiedenen Zonen dimmbare Grundbeleuch-
Träger bis zu Elterninitiativen. tung mit guter Farbwiedergabe. In der Ru-
[18] Auf die Situation in Kindertagesstätten heecke ist eine gesonderte Beleuchtung mit
und Vorschulen eingestellte Beleuchtung
Zwei grundlegende Formen sind das offene warmen Lichtfarben wichtig, die sich auch
schafft Sicherheit, kreiert eine Wohlfühlatmo-
sphäre und lässt die Kinder auch mal zur und das geschlossene Konzept. Mit ihren zum Vorlesen eignet. Eine „Bühnenbeleuch-
Ruhe kommen. (Foto: licht.de/Zumtobel, Fo- unterschiedlichen Ansätzen haben sie tung“ für die Verkleidungs- und Puppenecke
tografin Isabelle Bacher) einen Einfluss auf die Gestaltung der Licht- macht kleine Laiendarsteller zu großen Stars.
16
Sicherheit im Spielzimmer
Kinder wollen spielen, toben, sich frei bewegen
können [16]: Mobiliar und Beleuchtung müssen
darauf abgestimmt sein. Möbel dürfen keine
spitzen Kanten und Leuchten sollten eine geschlos-
sene Bauform haben, damit sich Kinder nicht
verletzen. Zudem ist eine kindersichere Montage
wichtig. In Mehrzweckräumen können ballwurfsi-
chere Leuchten vorteilhaft sein. Wegen der hohen
Verletzungsgefahr empfiehlt sich der Verzicht auf
mobile Leuchten.
17 18
18
Das offene Haus dem Sauberkeit und Hygiene. Lichtakzente Kindertagesstätten ein breites Spektrum an
Beim offenen Konzept können sich die Kin- sind abwechslungsreich und werten Flure Gestaltungsmöglichkeiten: Es kann den cir-
der im ganzen Haus frei bewegen. Die und Garderoben auf, die oft auch als Gale- cadianen Rhythmus mit langfristiger Wir-
Räume sind als Themenzimmer eingerich- rie für die Kunstwerke der Kinder dienen. kung stabilisieren, mit hellem Licht und
tet, und die Kinder wählen selbst, wo sie hohen Farbtemperaturen akut die Konzen-
sich aufhalten möchten. Die Beleuchtung Keine Leuchten in der Nähe tration fördern oder mit geringen Beleuch-
wird auf die Raumfunktion abgestimmt. von Kinderhänden tungsstärken und warmweißen Lichtfarben
Generell sollten Räume in Kitas mit ver- beruhigen. In die Planung einbezogen wer-
Für gute Sicht brauchen Bau-, Kreativ- und schiedenen Beleuchtungssystemen unter- den sollte auch die farbliche Gestaltung
Esszimmer eine helle und gleichmäßige schiedlich gestaltet und ausgeleuchtet wer- von Raumoberflächen und Möbeln, denn
Ausleuchtung der Raumfläche mit neutra- den. Sicher sind geschlossene Leuchten sie beeinflussen die Wirkungen des Lichts.
len Lichtfarben und guter Farbwiedergabe. ohne scharfe Kanten, die außer Reichweite
der Kinder montiert werden. Steh-, Tisch-
Der Snoozle- oder Kuschelraum sowie der oder Wandleuchten mit einem elektrischen Anwendung der Lichtwirkun-
Schlafraum sollten mit warmen Lichtfarben, Anschluss gehören nicht in ihren Aktionsra- gen sind in den licht.wissen-
unterschiedlichen Lichtquellen und Licht- dius. Pendelleuchten mit direkt/indirekt ab- Heften 19 und 21 sowie im beiliegenden
verteilungen eine entspannte, beruhigende strahlender Charakteristik kreieren eine an- Mini-Heft beschrieben. DIN/TS 67600
Atmosphäre bekommen und zum Lesen genehme Atmosphäre und vergrößern den nennt „Ergänzende Kriterien für die Licht-
geeignet sein. Vorteilhaft für verschiedene Raum optisch. planung und Lichtanwendung im Hinblick
Bereiche ist eine voneinander unabhängig auf nichtvisuelle Wirkungen von Licht“.
schalt- und dimmbare Beleuchtung. Vor allem in der dunklen Jahreszeit von
September bis April ist elektrische Be-
In Sport- und Bewegungsräumen sind ball- leuchtung in den Morgenstunden unver-
wurfsichere Leuchten richtig. Sinnvoll ist zichtbar. Viel einfallendes Tageslicht tut gut,
gleichmäßiges und blendfreies Licht in neu- darf aber nicht blenden. Ein automatisch
tralweißer Farbe. gesteuerter Sonnenschutz hilft – und redu-
ziert im Sommer den Wärmeeintrag.
Flure, Garderoben, Waschräume, Vorberei- [19] Oft fällt Kindern die Trennung von ihren
Eltern in der Kita am Anfang schwer. Einrich-
tungsküchen und Personalräume werden Das heutige Wissen über die Zusammen-
tung und Licht können viel dazu beitragen,
nach Norm geplant (siehe Seite 63). Eine hänge visueller, nichtvisueller und emotio- dass die Kleinen sich in ihrer neuen Umge-
gleichmäßige Ausleuchtung dieser Flächen naler Lichtwirkungen auf den Menschen er- bung gleich wohlfühlen. (Foto: licht.de/Erco,
schafft gute Sehbedingungen, fördert zu- öffnet auch für die Beleuchtung von Fotografie: Dirk Vogel)
19
19
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
20
21
20
Unterrichtsraum, Tafel und Whiteboard
In der Grundschule kommen Kinder mit völlig verschiedenen Kenntnissen und Lernvoraussetzungen zusammen.
Der Unterricht knüpft an diese individuellen Situationen an, damit die Kinder ihr Wissen und ihre Fähigkeiten
vertiefen und erweitern können. Der Großteil des Lernens geschieht dabei über das Sehen. Eine gute Beleuchtung
ist Voraussetzung für konzentriertes und ermüdungsarmes Arbeiten und trägt entscheidend dazu bei, die Aufmerk-
samkeit von Schulkindern zu steigern.
Starre Sitzordnungen und Frontalunterricht lassen die Augen schnell ermüden und die
im Klassenzimmer gehören weitestgehend Aufmerksamkeit schwinden. Die Einhaltung
der Vergangenheit an. An ihre Stelle sind der geforderten RUG-Grenzwerte hinsicht-
neue Kommunikationsformen getreten. Sinn lich Blendung ist nach der UGR-Tabellen-
und Zweck flexibler Lösungen ist es, mithilfe methode nachzuweisen.
der Raumgestaltung das Erreichen der
Lernziele zu unterstützen. Den wechselnden Für eine freie oder grundrissorientierte Sitz-
Lern- und Unterrichtssituationen – von anordnung im Unterrichtsraum werden die
Gruppenarbeit bis zur Projektpräsentation – Leuchten richtungsneutral angeordnet. Sie
muss sich auch die Beleuchtung anpassen müssen zudem aus allen Blickrichtungen
können und dabei einfach zu bedienen sein. gut entblendet sein. Eine Zusatzbeleuch-
tung für Präsentationsflächen ist abhängig
Blendung vermeiden vom verwendeten System – und häufig
Für eine gleichmäßige Ausleuchtung des noch notwendig.
Klassenzimmers ist das natürliche Tages-
licht erste Wahl. Eine dimmbare Beleuch- Tageslichtorientierter Lichteinfall für
tung ergänzt es nach Bedarf. Blendung ist feste Sitzanordnung
allerdings ein unangenehmer Störfaktor: Bei der konventionellen Sitzanordnung
Sie beeinträchtigt Sicht und Konzentrati- mit Hauptblickrichtung zur Tafel kommen
onsvermögen im Unterricht. Die meisten meist Lichtbandsysteme – eingebaut, an-
Menschen sind toleranter gegenüber Blen- gebaut oder abgependelt – zum Einsatz.
dung durch Tageslicht, sofern notwendige Die Anzahl der Bänder richtet sich nach der
Informationen noch erkennbar bleiben. Eine Raumtiefe. Minimum sind zwei Leuchten-
Verschattung kann jedoch davor schützen reihen: eine fensternahes und eine fenster-
und zudem den Wärmeeintrag regulieren. fernes (2/3 Raumtiefe). Sie werden übli-
Blendung durch künstliche Beleuchtung cherweise parallel zu Blickrichtung und
kann mit der richtigen Auswahl und Anord- Fensterfront installiert. Diese Anordnung er-
nung der Leuchten vermieden werden. zeugt einen tageslichtorientierten Lichtein-
fall mit weichen, ausgewogenen Schatten.
Variable Beleuchtung für flexible
Raumnutzung Sehkomfort mit Lichtmanagement
Räume lassen sich flexibel nutzen, wenn Eine effiziente Lösung für die Beleuchtung
die Beleuchtungsauswahl und die Anord- sind LED-Leuchten im Zusammenspiel mit
nung der Leuchten stimmen: Vorausset- Lichtmanagementsystemen. Sie ergänzen
zung für eine freie Raumnutzung ist, dass das Tageslicht und sorgen beispielsweise
auch bei variabler Anordnung der Tische dafür, dass in Klassen- und Unterrichtsräu-
und Stühle überall gleich gute Lichtbe- men gemäß DIN EN 12464-1 stets eine
dingungen herrschen. Deswegen empfiehlt Beleuchtungsstärke von mindestens 500
[20] Ein gleichmäßig aufgehellter Klassen- licht.de eine raumbezogene Beleuchtungs- Lux erreicht wird. Dieser Normwert gilt als
raum vermeidet zu starke Kontraste und lösung. Dafür müssen auch Wände ein- erforderlicher Wartungswert, aber eine hö-
schont die Augen. (Foto: licht.de/Signify) schließlich der Rückwand gut ausgeleuch- here Beleuchtungsstärke von 750 Lux ist
tet sein. Der Klassenraum sollte gleich- besonders in den frühen Morgen- und
[21] Auch Schulen sind ein Spiegel ihrer
mäßig aufgehellt werden, um bei einem Abendstunden sowie den Wintermonaten
Zeit und des aktuellen Trends. Sie müssen
den bautechnischen und ausstattungstechni- Wechsel der Blickrichtung starke Unter- von Vorteil. In Grundschulen ist die Tages-
schen Anforderungen entsprechen. schiede in der Leuchtdichteverteilung zu lichtversorgung in der Regel gut und die
(Foto: licht.de/XAL, René Riller Fotografie) vermeiden. Denn zu große Abweichungen Beleuchtungsstärke darf hier auf 300 Lux
21
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
gedimmt werden. Mit Lichtsteuerungen las- soll (siehe Seite 69). Energie und Kosten
sen sich über Touchpanels, Multifunktions- spart ein Präsenzmelder – er schaltet die
schalter oder Tablets einfach unterschied- Beleuchtung des Raumes nach Unter-
liche Beleuchtungsszenarien anwählen – für richtsende ab.
Vorträge und Prüfungen. Vernetzte, intelli-
gente Steuerungen erkennen von selbst, Tafel, Whiteboard und Monitor
wie viel natürliches Licht vorhanden ist und Neue, vielfältige Präsentationsmedien erfor-
welches Helligkeitsniveau die Nutzer im dern ebenso differenzierte Lichtlösungen:
Raum benötigen. Werden im Laufe des Eine gleichmäßige und ausreichend helle
Tages etwa der Monitor oder ein Beamer Beleuchtung vertikaler Tafel- und Präsenta-
eingeschaltet, dimmt sich das Licht auto- tionsflächen ist dabei wichtig. Sonst kann
matisch herunter und passt sich der neuen der ständige Blickwechsel ermüden.
Situation an. Bei allen noch so praktischen
Automatismen sollte jedoch immer die Wandtafeln (grün oder schwarz), White-
Möglichkeit bestehen, manuell in die auto- boards (weiße Tafeln) und große Monitore
matische Steuerung einzugreifen. Dafür sind mittlerweile Standardausrüstung im
sind einfache und für die Nutzer intuitiv ver- Unterrichtsraum. Von allen Plätzen aus
ständliche Einstellmöglichkeiten gefragt. müssen die Inhalte dieser vertikalen Präsen-
tationsflächen gut erkennbar sein. Die Seh-
Steuerbare Leuchten und Lichtmanagement- aufgabe ist für alle Flächen gleich – unter-
systeme sind auch unverzichtbar, wenn in schiedlich sind jedoch ihre Anforderungen
[22] Für homogenes und blendfreies Licht Schulen Human Centric Lighting (HCL) an die Beleuchtung: Auf der Monitorfläche
verlaufen drei Lichtbänder an der Decke Wohlbefinden, Motivation und Konzentra- soll so wenig Licht wie möglich ankommen;
parallel zur Fensterfront. (Foto: licht.de/Trilux) tion der Lernenden positiv unterstützen klassische Tafeln und Whiteboards benöti-
22
22
gen eine ausreichend helle und gleichmä- leuchtungsstärke von 500 Lux bis 750 Lux. Whiteboards sind anfälliger für Reflexe.
ßige Beleuchtung; die sehr hellen Flächen Die Gleichmäßigkeit Uo – also das Verhält- Daher müssen die Lichtquellen in ihrer
der Whiteboards sind jedoch anfällig für Re- nis der kleinsten zur mittleren Beleuch- Nähe gut abgeschirmt sein. Die richtige
flexionen und damit verbundener Blendung. tungsstärke – sollte mindestens 0,70 be- Wahl und Anordnung der Leuchten vermei-
tragen, der Farbwiedergabeindex wenigs- den Spiegelungen und damit erzeugte
Gleichmäßigkeit für nicht selbst- tens Ra 80. Tafeln, die aufgeklappt und ver- Blendung.
leuchtende Präsentationsflächen tikal verschoben werden können, Flipcharts
Asymmetrisch abstrahlende Leuchten und aufgehängte Landkarten sollten auf
(z. B. Wandfluter) sind die beste Wahl für der kompletten Fläche ausgeleuchtet wer- Die LiTG-Publikation Nr. 30
die helle, gleichmäßige Beleuchtung nicht den. gibt in Form eines Leitfadens
selbstleuchtender Präsentationsflächen. Hinweise für die Planung und den Betrieb
Sie ergänzen die Allgemeinbeleuchtung. Voreingestellte Lichtszenen von Beleuchtungsanlagen in privaten Unter-
Ebenfalls geeignet sind Einbau-, Anbau- Für Präsentationen über einen Monitor richts-, Vortrags- und Konferenzräumen.6
und Pendelleuchten sowie breitstrahlende oder mit einem Beamer sollte die Beleuch-
Spots, beispielsweise an Stromschienen. tung separat gedimmt oder ausgeschaltet
Sie werden parallel zur Wandtafel und über werden können – inklusive seitlicher Wand-
deren volle Breite angeordnet. Der richtige tafeln und Wandzeitungen. Komfortabel
Abstand zur Tafel liegt zwischen 0,85 bis sind Lichtsteueranlagen, über die schnell
1,30 Meter. Mit dem höheren Helligkeits- verschiedene voreingestellte Lichtszenen
eindruck des vertikalen Lichts geht eine mithilfe nutzerfreundlicher Bedientableaus [23] Vertikale Tafel- und Präsentationsflä-
chen brauchen eine gleichmäßige und aus-
größere Fernwirkung einher. abgerufen werden können. Das ist heute in
reichend helle Beleuchtung, damit die An-
der Regel auch über eine App auf Tablet passung beim ständigen Blickwechsel
DIN EN 12464-1 empfiehlt bei Präsen- oder Smartphone möglich. Ein zeitgemäßer Schülerinnen und Schüler nicht ermüdet.
tationsflächen eine mittlere vertikale Be- Passwortschutz gibt Sicherheit. (Foto: licht.de/Trilux)
24
Tafelbeleuchtung
Für eine gute Beleuchtung der Wandtafel [24] sollten
folgende Anhaltspunkte unbedingt beachtet werden:
23
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
25
26
24
Fachräume
In den höheren Jahrgängen wird das Themenspektrum breiter – weitere Fächer wie Informatik und Chemie
kommen hinzu. Fachräume mit besonderem Material- und Gerätebedarf erfordern auch eine spezifische
Beleuchtung.
25
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
destens 750 Lux richtig. Für eine bessere Eine ergonomisch durchdachte Beleuch-
Sehleistung kann der Wert auf 1.000 Lux tung, die sich an Tätigkeit, Unterrichtsform
angehoben werden. und Stimmung angleicht, verhindert Ermü-
dung und Beschwerden, die oft mit der
Schattenfreiheit im Musikraum Bildschirmarbeit einhergehen. Auch in häu-
Im Musikraum sollten Instrumente mög- fig verschatteten Räumen kann ein Licht-
lichst präzise gespielt und Noten einwand- management nach dem Konzept des
frei gelesen werden können. Leuchten mit Human Centric Lighting (HCL) den Mangel
einem indirekten Lichtanteil tragen dazu bei, an natürlichem Tageslicht teilweise ausglei-
störende Schatten und Blendung zu ver- chen, zudem wirkt es sich positiv auf Wohl-
meiden. Das Licht muss überall gleich gut befinden und Konzentrationsvermögen aus
sein, weil sich Bands, Chöre oder Orches- (siehe Seite 69).
ter unterschiedlich im Raum aufstellen.
26
28
29
27
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
28
쐍 Dimmbarkeit mit standardisierter Schnitt- Schritt 2: Planung lichen Regelungen gebunden. Sie helfen
stelle Bei der Lichtplanung müssen Sehaufgaben beim Entscheidungsprozess und geben
festgelegt, Normen und Richtlinien beachtet Hinweise zu wichtigen Kriterien, wie Le-
Lichtmanagement sowie die Gütemerkmale der Beleuchtung benszyklus, Wirtschaftlichkeit und Rendite.
쐍 Tageslichtregelung und Anwesenheitser- berücksichtigt werden (siehe Seite 58). Nach dem Vergaberecht zählt dabei nicht
fassung allein der beste Preis, sondern das wirt-
쐍 Benutzerfreundliche Bedienkonzepte und Zur Planung gehört auch eine Wirtschaft- schaftlichste Angebot.
voreingestellte Lichtszenen lichkeitsberechnung. Sie spielt verschie-
쐍 Intelligente Steuerstrategien unter Einbe- dene Optionen durch und vergleicht unter- Schritt 5: Wartung und Kontrolle
ziehung des Sonnenschutzes schiedliche Beleuchtungslösungen. Darin Auch die Erstellung eines Wartungsplanes
sind die Gesamtkosten der Beleuchtungs- nach DIN EN 12464-1 ist Aufgabe der
Lichtkonzept anlage über den kompletten Lebenszyklus Lichtplanung. Denn optimale Wartung er-
쐍 Tätigkeitsbezogene Planung anstelle aufgeführt. Relevante Größen sind höht die Lebensdauer und die Effizienz
einer Raumplanung 쐍 Investitionskosten einer Beleuchtungsanlage (siehe auch De-
쐍 Anwendung von Schaltgruppen für diffe- 쐍 Energieverbrauch gradation Seite 68). Werden Wartungsarbei-
renzierte Ausleuchtung und Inszenierung 쐍 Kosten für Reinigung, Wartung und Re- ten dokumentiert und ausgewertet, lassen
쐍 Dynamische Anpassung des Lichts nach paratur sich wertvolle Hinweise und Kennzahlen für
dem Human-Centric-Lighting-Prinzip 쐍 Entsorgungskosten zukünftige Projekte gewinnen.
wartungen 31
29
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
3
5
6 7 8 9 10
32
Professionelle Beleuchtung
mit LED-Lichtquellen
Im Bildungssektor sind die Anforderungen an Lichtquellen besonders hoch: Sie sollen eine gute Lichtqualität
haben, robust, flexibel nutzbar und zugleich dekorativ sein – bei möglichst geringen Investitions- und Betriebs-
kosten. Je nach Zustand der bestehenden Anlage stehen für die Modernisierung drei mögliche Optionen
zur Wahl: Lampentausch (Retrofit), Umrüstung (Konversion) oder Neuinstallation. Viele traditionelle Lichttechnolo-
gien verschwinden allmählich vom Markt. Wer die Gelegenheit beim Schopf packt, ersetzt die alte Beleuchtung
durch neue energieeffiziente und komfortable LED-Leuchten.
30
33
In der Regel ändert sich beim Austausch weiter genutzt werden sollen (Denkmal-
auch die Lichtverteilung. Daher empfiehlt schutz/ Brandschutz). Dies gilt auch, wenn
es sich, den Lampenwechsel professionell die Wünsche des Betreibers weitergehen,
zu planen und im Anschluss zu messen, ob wie zum Beispiel die Implementierung einer
etwa die erforderlichen, gegebenenfalls hö- Lichtsteuerung oder eine lichttechnische
heren, Beleuchtungsstärken unter Berück- Optimierung.
sichtigung des Wartungsfaktors auch er- [32] 1) T8-LED Lichtquelle als Ersatz für
reicht werden und Blendung vermieden Auch bei der Leuchten-Konversion müssen Leuchtstofflampen
wird. nach dem Umbau wieder alle Werte den 2) T5- LED-Ersatz
Anforderungen entsprechen und geprüft 3,4) T8-LED-Retrofit
5) T9-LED-Ersatz für ringförmige
Energieeinsparung und Amortisationszeiten werden.
Leuchtstofflampen
sind typenabhängig und müssen deshalb 6) Retrofit für Kompaktleuchtstofflam-
für jede Beleuchtungsanlage individuell be- Neuinstallation pen
rechnet werden. Neue Beleuchtungsinstallationen bieten da- 7) LED-Ersatz für Kompaktleuchtstoff-
gegen mehr Designoptionen und Funktio- lampen
Mit der meist höheren Lebensdauer der nalitäten für ein besseres Lernumfeld. Sie 8) LED-Retrofit für Quecksilberdampf-
lampen
neu eingesetzten Lampen verlängert sich können auch an die spezifischen Bedürf-
9) LED-Ersatz für Allgebrauchsglühlam-
auch ihr Wartungszyklus und muss im nisse von Schülerinnen und Schülern sowie pen
Wartungsplan berücksichtigt werden. Lehrerinnen und Lehrern angepasst wer- 10) LED-Lichtquelle E27
den. Sie sind energieeffizienter und redu-
Konversion zieren die Betriebskosten. Neue Beleuch- [33] Sanierungsfall: Viele herkömmliche
Lampen dürfen nicht mehr in den Verkehr
Die Konversion ist ein vom Fachbetrieb tungssysteme rechnen sich schnell als
gebracht werden, weil sie zu viel Energie ver-
durchgeführter Umbau zum Einsatz anderer Investition in die Zukunft, insbesondere, brauchen oder gefährliche Stoffe enthalten –
Lichtquellen. Eine Leuchten-Konversion ist wenn gleich ein Lichtmanagement in das ein guter Grund, umzurüsten. (Foto: licht.de/
sinnvoll, wenn etwa verbaute Leuchten Gebäudemanagement integriert wird. Signify)
31
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
34
32
35 36
Aula und Hörsaal werden für interne und die Lichtsteuerung müssen zum Raum
externe Veranstaltungen genutzt; zu be- passen.
sonderen Anlässen begegnen sich hier
Lehrende, Lernende und Gäste. Die Aula Saalbeleuchtung und Präsentation
ist multifunktional und bietet Raum etwa für Räume für Präsentationen und Aufführun-
Klausuren, Schulversammlungen, Kon- gen müssen komplett verdunkelt werden
zerte, Jahrgangs- und Abschlussfeiern. Im können. Die Grundhelligkeit sollte aber
Hörsaal finden unter anderem Vorlesungen, beim Betreten und Verlassen des Saals so
Vorträge und Vollversammlungen statt. Je hoch sein, dass Studierende und Gäste
nach Anlass ist eine feierliche oder eher schnell und sicher einen Platz finden. Im
sachliche Atmosphäre gefragt, in der sich abgedunkelten Raum erleichtern zusätz-
Menschen wohlfühlen und gerne zusam- liche dimmbare Wandleuchten die Orientie-
menkommen. Dazu tragen eine professio- rung. Optisch ansprechend und funktional
nelle Lichtplanung und intelligentes Licht- sind Einbauleuchten in Boden und Wänden
management bei. oder Lichtbänder, die Türen und Treppen
dezent beleuchten. Pflicht ist eine Sicher-
Die Bestuhlung bestimmt heitsbeleuchtung und Kennzeichnung der
die Beleuchtung Fluchtwege für den Notfall (siehe Seite 50).
[34] Lichtmanagementsysteme ermögli- Auditorien in älteren Gebäuden sind oft
chen komfortabel den Wechsel von Raum- fensterlos und ohne Tageslicht. Die meisten Zuhörerinnen und Zuhörer möchten wäh-
zu Vortragsbeleuchtung im Hörsaal. (Foto:
haben feste, auf die Bühne ausgerichtete rend einer Vorlesung oder Veranstaltung
licht.de/Zumtobel, Fotograf Les Pobert)
Sitzreihen. Hörsäle mit ebener oder gering mitschreiben können. Dafür muss die
[35] Aulen sind mulifunktionale Räume und ansteigender Bestuhlung können wie Un- Beleuchtung im Saal hell genug sein:
erfordern deshalb eine flexible Beleuchtung terrichtsräume beleuchtet werden (siehe DIN EN 12464-1 schreibt für Hörsäle ei-
für verschiedene Nutzungsszenarien. (Foto: Seite 21). In kleineren Hörsälen mit flexibler ne Beleuchtungsstärke von mindestens
licht.de/Bega) Sitzordnung empfiehlt sich ein indirekter 500 Lux vor, der modifizierte Wert von
Lichtanteil. Große Hörsäle mit stark anstei- 750 Lux bietet noch mehr Flexibilität.
[36] Auf dem Weg in die Wissensgesell-
schaft: Lernen braucht das richtige Licht, das gender Bestuhlung bedürfen einer guten Wichtig ist eine gleichmäßige und helle
auch mit digitalem Equipment harmoniert. Planung: Gleichmäßigkeit der Beleuch- Ausleuchtung des Vortrags- und Präsenta-
(Foto: licht.de/Signify) tungsstärken, Blendungsbegrenzung und tionsbereichs – an Pult, Tafel und Experi-
33
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Lichtmanagement
Ändert sich die Raumnutzung, unterteilen
separat schalt- und steuerbare Beleuch-
tungseinheiten den Saal in Lichtzonen.
Lichtmanagementsysteme ermöglichen eine
flexible und situationsgerechte Beleuch-
tung. Ein wichtiger Baustein sind abrufbare
Lichtszenen, wie etwa „Besucher kom-
men/gehen“, „Rede/Vortrag“ und „Bild-Vor-
trag/Medienvorführung“, die der Vortra-
gende von einem Panel in Pultnähe bedient
(siehe Seite 44). Die Bedienung der Be-
leuchtung muss einfach, die beschriebenen
Szenen müssen intuitiv verständlich sein.
37 Daran sollte der Planer schon frühzeitig
denken.
Universität der Zukunft
Vorlesungen mit 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern lich sind, können Studierende sich die Räume nach
in einem fensterlosen Hörsaal oder überfüllte Seminar- Bedarf und Wunsch einrichten. Als Inspiration dienen
räume mit jahrzehntealtem Mobiliar – so sieht der Lern- Abbildungen möglicher Raumszenarien in der Nähe des [37] Gute Beleuchtung erleichtert die Orien-
alltag an den meisten Hochschulen noch immer aus. Eingangs – idealerweise mit Beleuchtungsempfehlun- tierung auf Wegen. (Foto: licht.de/XAL, Foto-
Moderne Lehre – weg vom lehrerzentrierten hin zum gen. Farbenfrohe Büromöbel und eine sehr gute graf Kris Dekeijser)
projektorientierten Lernen – funktioniert in solchen Beleuchtung kennzeichnen viele dieser neuen Lernorte.
Räumen eher nicht. Damit ähneln sie modernen Büroarbeitswelten, die ihre [38] Fällt während einer Vorlesung der
Strom aus, müssen alle Personen den Saal
Einzelbüros zunehmend ersetzen durch Breakout-Areas,
gefahrlos verlassen können. Den Weg weisen
Dafür prädestiniert sind hingegen Raum-in-Raum-Kon- Team-Spaces, Touchdown-Arbeitsplätze ohne festen netzunabhängige Rettungszeichenleuchten
zepte mit ihrer hohen Flexibilität und ihrem interdiszipli- „Inhaber“ und Fokusräume zum konzentrierten Arbeiten. über dem Ausgang. (Foto: licht.de/Zumtobel,
nären Charakter: Bewegliche Möbel schaffen kleine Fotograf Sigurbjörnsson Refn)
Einheiten in einem großen Raum und erlauben verschie- Zukunftsweisende Bürokon-
[39] Flexible Lichttechnik mit digital steuer-
dene didaktische Ansätze – etwa Plenum, Stuhlkreis zepte beschreibt das Heft
baren Komponenten macht Konferenzsäle
oder Gruppentische. Wenn auch die Bildschirme beweg- licht.forum 59 „Moderne Arbeitswelten“. zu Multitalenten: für sachlichen Vortrag oder
atmosphärischen Event. (Foto: licht.de/
Zumtobel, Fotograf Grober Toon)
34
38
39
35
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
40
Bibliothek
Studierende verbringen in Bibliotheken oft viele Stunden mit konzentriertem Lesen und Arbeiten. Eine einladend
und freundlich beleuchtete Umgebung macht den Aufenthalt angenehmer und möglicherweise auch produktiver.
Gutes Licht hilft zudem, die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten.
Quellensuche, Internet, E-Learning und Für separate Plätze zum Lesen, zum
die Recherche in alten Druckwerken – all Arbeiten und für Besprechungszonen eig-
diese Tätigkeiten in Bibliotheken beanspru- nen sich zusätzliche Stehleuchten mit di-
chen die Augen. Gutes Licht unterstützt rekten und indirekten Lichtanteilen oder zu-
sie dabei. Einfallendes Tageslicht wird schaltbare Tischleuchten für ein höheres
dabei als besonders angenehm empfun- Beleuchtungsniveau auf der Arbeitsfläche.
den. Auch künstliches Licht ist hilfreich: Im Lesebereich empfiehlt DIN EN 12464-1
Mit direkter und indirekter Lichtverteilung – für längere Literaturrecherchen ohne er-
wie von abgependelten Leuchten – leuch- müdete Augen 500 bis 750 Lux. Damit
[40] Gutes Licht erleichtert in Bibliotheken
die Orientierung, schafft gute Sicht und tet es den Raum gleichmäßig aus, ver- Lesende nicht gestört werden, sind Be-
verbessert das Wohlbefinden. (Foto: licht.de/ hindert „Höhleneffekte“ und fördert konzen- sprechungszonen in der Regel räumlich
Zumtobel, Fotograf Jens Ellensohn) triertes Lesen oder die Arbeit am Laptop. getrennt.
36
In Lesesälen hält eine Beleuchtungslösung der Augen und damit einhergehende Er- lassen sich die Werke im Regal gut erken-
nach dem Konzept des Human Centric müdung lassen sich vermeiden, wenn das nen. Vor allem alte Bücher sind empfindlich
Lighting (HCL) die innere Uhr des Men- Beleuchtungsniveau im Umfeld des Com- gegenüber dauerhafter ultravioletter (UV)
schen im Takt (siehe Seite 69). Dafür wer- puters angepasst wird. Das gilt auch für Strahlung. Sie werden durch LED-Licht-
den moderne Managementsysteme einge- den Bildschirmarbeitsplatz am Tresen der quellen geschont, die keine UV- und infra-
setzt, die das künstliche Licht dynamisch Ausleihe. rote Strahlung abgeben.
steuern und einfallendes Tageslicht be-
rücksichtigen. Viel Tageslicht ist zwar er- Schnell fündig am Regal
wünscht, aber die direkte Sonne sollte Das Herz einer Bibliothek sind Regale mit
durch Jalousien ausgeblendet werden. Die Druckwerken und Medien. Bücherwände,
Lichtsteuerung koordiniert das Zusammen- Schränke und Regale sollten daher in ihrer
spiel von Leuchten und Jalousien. Zu Zei- ganzen Fläche gut ausgeleuchtet sein. Die
ten mit geringem oder ohne Tageslichtein- vertikale Beleuchtungsstärke muss bis zu
fall schafft das Lichtmanagementsystem den unteren Fächern reichen, damit die
ein gleichbleibendes Beleuchtungsniveau. Titel auf den Buchrücken aus angemesse-
ner Distanz mühelos zu entziffern sind.
Recherche am Computer Dafür eignen sich Leuchten mit asymmetri-
Jede Bibliothek bietet Computerarbeits- scher Lichtstärkeverteilung, die mit 200 bis
plätze. Sie müssen ergonomisch gestaltet 300 Lux die Regalfronten erhellen. Auch
sein und nach DIN EN 12464-1 mit min- der Farbton und die Gestaltung des Buch- [41] LED-Lichtquellen schonen Bücher, weil
destens 500 Lux blend- und reflexfrei be- rückens sind Suchkriterien. Bei guter Farb- sie keine ultraviolette und infrarote Strahlung
leuchtet werden. Unnötige Adaptationen wiedergabe (mindestens Ra 80 oder mehr) abgeben. (Foto: licht.de/Trilux)
41
37
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
38
Wandfluter leuchten Wand- oder Tafel- Anbauleuchten werden an Decke oder Bei Einbauleuchten wird der Leuchtenkör-
flächen homogen aus. Sie sind daher ideal Wänden befestigt. Downlights können per bündig in Decke, Wand oder Boden
für helle vertikale Flächen. Anbau- oder Einbauleuchten sein. eingelassen. Damit wirkt nur das Licht, das
Gehäuse der Leuchte ist kaum sichtbar.
Wandleuchten dienen oft zur Allgemein- Wand- und Bodeneinbauleuchten wer- Pendelleuchten werden mit Abstand zur
beleuchtung von Fluren und Treppen- den häufig verwendet, um Gefahrenzonen Decke montiert und wirken als gestalte-
häusern oder werden zur dekorativen besonders hervorzuheben. risches Element im Raum. Sie sind mit
Beleuchtung eingesetzt. direkt/indirekt strahlender Lichtverteilung
und unterschiedlichsten Designs verfügbar.
Steh- und Tischleuchten können be- Stoß-, schlagfeste und ballwurfsichere Tageslichtsysteme leiten Licht in den
liebig zur Beleuchtung von Einzelarbeits- Leuchten: Leuchten in Sporthallen müssen Raum und schützen gleichzeitig vor Blen-
plätzen positioniert werden und sollten ballwurfsicher sein, damit sie bei einem dung. Bewegliche oder stationäre Systeme
deswegen einzeln dimmbar sein. Sie sind Treffer nicht zerbrechen und Teile herabfal- werden auf der Innen- oder Außenseite
mit direkt und indirekt strahlender Licht- len. Stoß- und schlagfeste Leuchten halten von Fassaden verbaut oder in die Fassade
verteilung erhältlich. starken mechanischen Einwirkungen stand. oder Dachfläche integriert.
Mastleuchten und Lichtstelen sind für Scheinwerfer auf entsprechend hohen Wand- und Bodenleuchten im Außen-
die technische und dekorative Außen- Masten beleuchten Sportplätze im Freien bereich akzentuieren Fassaden, Pflanzen
beleuchtung gedacht. Masthöhe und der und setzen selbst große Flächen effizient oder Objekte. Als Wegebeleuchtung ver-
Abstand zwischen den Leuchten bestim- und homogen ins richtige Licht. bessern sie die Orientierung.
men die Ausleuchtung der Plätze und
Wege.
39
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
42
43
40
Konferenz- und Schulungsräume
Lernen ist ein steter Prozess. Auch nach Schule und abgeschlossener Ausbildung sind Wissensaneignung und
Weiterbildung wichtig, um uns für immer neue berufliche Herausforderungen fit zu halten. Wissensvermittlung findet
in vielen Arbeitsbereichen statt. Konferenz- und Schulungsräume, aber auch andere Kommunikationsbereiche
müssen gestaltungstechnisch betrachtet und mit einer flexiblen, an verschiedene Situationen anpassbaren
Beleuchtungslösung ausgestattet werden.
Die richtige Mischung unterschiedlicher Eine starke Akzentuierung und eher ge-
Lichtsysteme ermöglicht eine gute und schlossene Atmosphäre kreiert gerichtetes
flexible Beleuchtung für jede Aufgabe: Licht, etwa durch Spots. Jedoch ist auch in
großflächige Deckenleuchten für die Aus- diesem Fall auf eine ausreichende Helligkeit
leuchtung von Arbeits- und Besprechungs- auf horizontalen Flächen zu achten. Die
bereichen; Strahler für Akzente. Eine notwendige Beleuchtung von Rednerpult
Steuerung all dieser Beleuchtungssysteme und Podium können flexibel ausrichtbare
mit anwendungsorientierten Lichtszenen Strahler oder Downlights übernehmen. Für
ermöglicht große Flexibilität in der Raum- Beamer- oder Videopräsentationen muss
nutzung. der Bereich der Leinwand komplett abge-
dunkelt sein. Eine Grundbeleuchtung gibt
In Betrieben werden solche Räume für sehr im Raum Orientierung und bietet bei Bedarf
unterschiedliche Zwecke eingesetzt und Licht zum Mitschreiben.
müssen einer Vielzahl von Anwendungen
gerecht werden. Nicht nur die Möblierung,
auch die Beleuchtung muss auf die sich
ständig wechselnden Anforderungen abge-
stimmt werden: Mal liegt der Fokus auf
dem Besprechungstisch in der Raummitte;
mal werden Tische und Stühle wie beim
Frontalunterricht aufgestellt; mal gibt es
eine Theaterbestuhlung mit Podium. Immer
wieder muss der Schwerpunkt des Lichts
anders gesetzt werden. Für ein gutes Be-
leuchtungskonzept ist es daher sehr wich-
tig, mit dem Eigentümer vorab die mögli-
chen Nutzungsarten zu besprechen.
41
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
44
42
werden. Das gilt sowohl für Störung durch einen indirekten Teil in den Raum. Das för- und im schlimmsten Fall sogar gesundheit-
Tageslicht als auch durch Leuchten. Wäh- dert eine gleichmäßige Lichtverteilung und lichen Problemen vorzubeugen.
rend Jalousien den Tageslichteinfall regulie- erhellt insbesondere hohe Decken. An fens-
ren, müssen Leuchten so positioniert und ternahen Arbeitsbereichen ist zudem das licht.de empfiehlt Lichtmanagementsys-
eingestellt werden, dass ihr Licht den Nut- optimale Zusammenspiel von natürlichem teme: Sie steuern und regeln die Beleuch-
zer nicht blendet – weder direkt noch indi- und künstlichem Licht und der Lichtstim- tung nach Bedarf, Anwesenheit, Tages- und
rekt. Hochwertige Systeme begrenzen die mung wichtig. Leuchten sind als Ergänzung Jahreszeit. So lassen sich für verschiedene
Blendung schon ab Werk. zum Tageslicht häufig parallel zum Fenster Tätigkeiten Lichtstimmungen programmie-
installiert. Schreibtisch und Computer sind ren, die bequem abgerufen werden können.
Grundsätzliche lichttechnische Anforderun- richtig platziert, wenn sie im rechten Lichtsteuerungen steigern den Komfort der
gen nennt DIN EN 12464-1. In Deutschland Winkeln zum Fenster und zur Raummitte Beleuchtung und senken zugleich die Ener-
ist zudem ASR A3.4 zu beachten. Weitere stehen. Das vermeidet störende Schatten. giekosten. Sie sind auch Voraussetzung für
Hinweise geben die Arbeitsstättenverord- Schreibtischleuchten erhellen direkt die eine nichtvisuell wirksame Beleuchtung
nung und das Arbeitsschutzgesetz. Arbeitsfläche. (siehe Seite 10).
Drei Beleuchtungskonzepte
Zur Beleuchtung von Büroräumen werden unter-
schiedlichste Beleuchtungskonzepte angewandt.
Nachfolgend drei gängige Vorgehensweisen:
43
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
46
Lichtmanagement
Lichtmanagement unterstützt Lernende aller Altersgruppen. Die Palette an Möglichkeiten reicht von der Unter-
stützung des circadianen Rhythmus, über Lichtszenen für bestimmte Sehaufgaben im Unterricht bis zur
automatischen Anpassung der Lichtmenge. Dabei wird der Tageslichteinfall berücksichtigt und zugleich viel
Energie gespart.
Natürliches Sonnenlicht ist die Quelle allen Voraussetzung dafür sind ausreichend
Lebens. Ohne Licht ist kein Wachsen und Fensterflächen, die viel Licht einlassen. Ef-
Gedeihen möglich. Auch Sehen, Denken, fektiv und wirtschaftlich lässt es sich nut-
Vorstellungskraft und Fantasie sind mit zen, wenn es seinen Weg kontrolliert in In-
Licht verbunden. Farben entfalten nur bei nenräume findet und sich dort verteilt. Das
Tageslicht ihre natürliche Schönheit. Son- erreichen Tageslichtsysteme, die eigens zu
nenlicht hat auch auf die körpereigenen diesem Zweck entwickelt wurden: Sie ver-
Rhythmen einen großen Einfluss: Wohlbe- teilen natürliches Licht gleichmäßig im
finden, Leistungsfähigkeit und Motivation Raum und bringen zusätzliche Helligkeit in
hängen eng mit der lebendigen Atmo- fensterferne Zonen.
sphäre des sich ständig verändernden Ta-
geslichts zusammen (siehe Seite 10). Eine Mit geeigneten Lichtquellen und Lichtma-
nach Human-Centric-Lighting-Kriterien nagement wird einem Mangel an natürli-
geplante Beleuchtungsanlage berücksich- chem Licht in der Raumtiefe und in der
tigt das. dunklen Jahreszeit bestmöglich entgegen-
gewirkt. Auch für die Qualität von Bildungs-
Lernumgebungen und Arbeitsplätze sollten einrichtungen ist eine zeitgemäße Beleuch-
möglichst viel Tageslicht bekommen, wie tung heute ein wichtiges Merkmal.
von Arbeitsstättenverordnung und
[46] Gutes Lichtmanagement braucht ein- ASR A3.4 empfohlen. Eine Beleuchtung, Die richtige Menge zum richtigen
fach und intuitiv zu bedienende Steuerele- die das natürliche Tageslicht einbezieht, ist Zeitpunkt
mente. (Foto: licht.de/Ledvance) einer reinen Kunstlichtlösung vorzuziehen. Ziel ist eine hohe Lichtqualität bei möglichst
44
Tageslichtnutzung
© licht.de
48
Lichtmessung Klassenraum
© licht.de
47 49
geringem Energieverbrauch (siehe Lighting- abrufen – etwa für eine Lehrveranstaltung, bereits mit vielen vorkonfigurierten oder
System-Design-Prozess Seite 68). Licht- einen Vortrag oder eine Medienvorführung. vorkonfigurierbaren Systemen für Bildungs-
managementsysteme mit Tageslichtsenso- einrichtungen möglich.
ren ergänzen dafür nur bei Bedarf die Steuerung
Helligkeit im Raum mit Kunstlicht. Zur Umsetzung dieser Funktionen stehen
am Markt zahlreiche vorkonfigurierte und
Präsenzerfassung spart Energie frei programmierbare Steuerkomponenten
Unterrichtsräume sind über den Tag hin- zur Verfügung. Sie arbeiten mit standardi-
weg nicht konstant belegt – in Freistunden sierten Schnittstellen, wie etwa leitungs-
und Pausen bleibt das Licht aber oft einge- gebunden mit der Beleuchtungsschnittstelle
schaltet, Energie wird vergeudet. Bequem DALI (Digital Addressable Lighting Inter-
und energieeffizient löst dieses Problem face), kabellos mit Zigbee, Bluetooth Low
eine Lichtsteuerung mit Präsenzerfassung. Energy (BLE) und weiteren Schnittstellen.
Sie schaltet das Licht automatisch an und Damit sind sie auch in eine übergeordnete
aus, wenn der Raum betreten oder verlas- Gebäudesteuerung, wie ein KNX-System,
sen wird. Mit dem gleichen Prinzip lässt integrierbar (siehe Seite 69). Eine hohe
sich viel Strom bei der Flurbeleuchtung Kompatibilität der beteiligten Komponenten
sparen, wenn etwa Gänge während des ermöglicht die einfache Wartung und eine
Unterrichts nur selten aufgesucht werden, große Wirtschaftlichkeit. Zudem können ein [47] Optimale Beleuchtung im Vortragsraum
weil die Schülerinnen und Schüler in ihren Notlichtsystem (siehe Seite 50) oder ein steigert die Konzentration der Teilnehmer.
Klassen sind. Besser als ganz ausschalten zentrales Monitoring, etwa zur Ausfallmel- (Foto: licht.de/Ridi)
ist es, die Beleuchtung hier auf ein Min- dung für einzelne Komponenten, eingebun-
[48] Anwesenheitserfassung hilft Trägern
destmaß herunterzudimmen. den werden.
von Bildungseinrichtungen, viel Energie ein-
zusparen und die Betriebskosten zu senken.
Lichtszenen Lichtmanagement und Lichtszenen sollten Die Grafik von licht.de stellt den Energie-
Von Vorteil sind Lichtmanagementsysteme so detailliert geplant werden wie das Licht- verbrauch zum Zeitpunkt der Nutzung dar.
besonders in Räumen, deren Nutzung konzept. Sie müssen intuitiv bedienbar (Grafik: licht.de)
sich permanent ändert. Auf verschiedene sein und dem Nutzer auch den freien ma-
[49] Lichtsensoren im Raum oder direkt
Tätigkeiten und Unterrichtszwecke ab- nuellen Eingriff in Szenen und automatische am Fenster messen die Lichtmenge und
gestimmte Lichtszenen lassen sich per Funktionen gestatten, wie etwa Anwesen- regeln das Beleuchtungsniveau entspre-
Steuerdisplay einfach und komfortabel heitserfassung und Lichtregelung. Das ist chend dem Tageslichteinfall. (Grafik: licht.de)
45
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
50
51
46
Orientierung und Sicherheit auf
Verkehrswegen
In Foyers und Fluren sowie auf Treppen ist Orientierungsbeleuchtung unverzichtbar. Sie gibt Sicherheit, erschließt
Gebäudeteile, setzt zudem gestalterische Akzente und schafft Räume für Kommunikation.
47
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Der Richtwert für die Treppenbeleuchtung Besonders gut für diese Beleuchtungsaufgaben
ist abhängig von der Nutzung und beträgt geeignet sind Strahler an Stromschienen oder
nach DIN EN 12464-1 mindestens 100 Lux. kardanisch aufgehängte Aufbau- oder Einbaustrah-
In Bildungseinrichtungen sind es mindes- ler. Bei der Lampenwahl muss auf eine gute bis
tens 150 Lux, weil sich in Pausenzeiten sehr gute Farbwiedergabe von mindestens Ra 80
sehr viele Personen gleichzeitig auf der geachtet werden.
Treppe aufhalten können. Noch komfortab-
ler und sicherer ist eine Beleuchtung mit
200 Lux – die kaum höhere Betriebskosten
verursacht.
48
53
54 55
49
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Sicherheitsbeleuchtung
Gehen bei Stromausfall die Lichter aus, kann leicht Panik aufkommen, die Unfallgefahr steigt. Sicherheitsbeleuch-
tung mit netzunabhängiger Stromversorgung hilft mit ihrer Grundhelligkeit bei der Orientierung. So finden Menschen
auch im Notfall schnell und sicher zum Ausgang.
50
57
51
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
52
Sitzgruppen
Sitzgruppen sind in Mensen und Cafeterien eine
gute Ergänzung der Esstische: Sie bieten Raum
zum Rückzug, für diskretere Gespräche oder Lern-
und Arbeitsgruppen. Raumteiler geben dabei
zusätzlich Privatsphäre. Sitzgruppen brauchen
deswegen ein eigenes Ausleuchtungskonzept:
Fokussierte Decken- oder Pendelleuchten über den
Tischen geben ausreichend Licht zum Lesen und
Schreiben. Wandleuchten erzeugen mit direktem
und indirektem Lichtanteil ein angenehmes
Ambiente.
60
53
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
61
54
Wird die Halle auch für Vereinssport und bau- oder Anbauleuchten infrage. Pendel-
Wettkämpfe genutzt, ist DIN EN 12193 an- leuchten sind vor allem in höheren Hallen
zuwenden. Höhere Beleuchtungsstärken eine gute Lösung. Alle eingesetzten
sind bei schnellen Ballsportarten mit klei- Leuchten müssen als ballwurfsicher ge-
nen Bällen erforderlich – beispielsweise kennzeichnet sein, damit sie auch durch
Badminton oder Tischtennis: 300 Lux und fehlgeleitete Bälle nicht zu Bruch gehen.
mehr für die vertikale Beleuchtungsstärke. Hochwertige Optiken helfen, die Sehleis-
Bei Wettkämpfen und Wettkampftraining tung beim Sport zu verbessern und sorgen
steigen die empfohlenen Werte noch ein- für eine optimale Entblendung aus allen
mal deutlich auf 500 bis 750 Lux. Blickwinkeln. Aus lichttechnischer Sicht
sind Flächenleuchten erste Wahl – das
Planung und Leuchtenauswahl sind Leuchten mit großer Lichtaustrittsflä-
Bei der Lichtplanung für eine Sporthalle che und geringen Flächenleuchtdichten.
muss zunächst festgelegt werden, für wel- Ihre Anordnung muss sich an den auszu-
che Sportarten diese ausgelegt sein soll, übenden Sportarten orientieren.
denn die Sportart mit den höchsten An- Um Farben richtig zu erkennen, ist eine
sprüchen an die Sehaufgabe ist Planungs- gute Farbwiedergabe empfehlenswert.
maßstab. Für die Auswahl der Leuchten
gelten folgende Kriterien: Montageart, [62] Lichtsteuerungen passen die Beleuch-
Blendungsbegrenzung und Ballwurfsicher- tungsstärke an das benötigte Niveau an.
heit. Je nach Art der Decke kommen Ein- (Foto: licht.de/Dotlux)
62
55
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
63 64
56
Vielfältige Nutzung von
Mehrzweckhallen
Unterschiedliche Sportarten benötigen auch unter-
schiedliche Beleuchtungsniveaus, die an ihre
Bedürfnisse angepasst sind. Das stellt hohe Anfor-
derungen an die Beleuchtung selbst und an die
Gleichmäßigkeit der Beleuchtungsstärke. Schlüssel
für eine vielfältige Raumnutzung ist ein intelligentes
Lichtmanagementsystem: Es stimmt das Beleuch-
tungsniveau auf die jeweilige Sportart ab und spart
dabei Energie. Auf Knopfdruck kann damit zum
Beispiel Licht für den einfachen Sportunterricht
oder eine anspruchsvollere Wettkampfsituation
abgerufen werden.
65
66
57
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Grundlage der Planung ist die europaweit sind ratsam, wenn Sehaufgaben beson-
gültige EN 12464-1 „Licht und Beleuch- ders anspruchsvoll und die Leistungs-
tung – Beleuchtung von Arbeitsstätten – erwartung hoch sind, Arbeitsplätze nur
Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen“ aus wenig Tageslicht erhalten oder das Sehver-
dem Jahr 2021. Außerdem zu beachten mögen der Lernenden eingeschränkt ist.
sind die technischen Regeln für Arbeits- DIN EN 12464-1 listet die Gründe für die
stätten, ASR A3.4 von April 2011. Hinweise gestufte Erhöhung der Wartungswerte
für die Auslegung von Beleuchtungsanla- auf. Bei der Überprüfung sind die Mindest-
gen in öffentlichen Gebäuden gibt die Emp- werte nach ASR A3.4 einzuhalten.
fehlung der AMEV (Arbeitskreis Maschinen-
und Elektrotechnik staatlicher und kommu- Die Wartungswerte der Beleuchtungsstärke
naler Verwaltungen) „Beleuchtung“ – denn (Ēm) kennzeichnen die mittleren Beleuch-
dazu gehören auch Bildungseinrichtungen tungsstärken, die zu jedem Zeitpunkt ein-
und Sportstätten (siehe Seite 54). Die stellbar sein müssen – unabhängig von
Sportstättenbeleuchtung ist normativ in Alter und Zustand der Beleuchtungsanlage.
DIN EN 12193 von 2019 geregelt. Mit den Jahren lässt die Lichtmenge, die im
Raum für die Beleuchtung der Sehaufgaben
Diese Regelwerke sind einerseits Vertrags- zur Verfügung steht, nach, weil Leuchten
grundlage für die Planung, andererseits und Lichtquellen altern und sie selbst oder
Vorschriften für die Betreibenden. Ihre An- Räume verschmutzen. Um das zu kompen-
forderungen sind zwar sehr ähnlich, aber sieren, werden Anlagen mit erhöhten Neu-
nicht ganz identisch. werten der Beleuchtungsstärke projektiert.
In der Planung wird die Abnahme der Be-
Beleuchtungsstärken leuchtungsstärke mit dem Wartungsfaktor
Der wichtigste lichttechnische Planungs- erfasst: Wartungswert = Wartungsfaktor x
wert ist die Beleuchtungsstärke. In der Neuwert.
Maßeinheit Lux (lx) gibt sie den Lichtstrom
an, der von einer Lichtquelle auf eine defi- Der Wartungsplan, der Zeitpunkt und Art
nierte Fläche trifft. Die Beleuchtungsstärke der Wartung beschreibt, muss von den Pla-
lässt sich für jede Fläche im Raum berech- nenden dokumentiert werden.
nen oder mit einem Luxmeter messen.
Gleichmäßigkeit
Für Schreib- und Lesearbeiten ist ein erfor- Um Sehaufgaben gut erkennen zu können,
derlicher Wartungswert von 500 Lux auf ho- aber auch um bei allen Tätigkeiten gute
rizontalen Arbeitsflächen vorgesehen. Auch Sehbedingungen vorzufinden, müssen die
für die Tafelbeleuchtung gelten 500 Lux als Bereiche der Sehaufgaben beziehungs-
Wartungswert (siehe Tabelle Seite 63). Be- weise der Tätigkeiten gleichmäßig ausge-
wegen sich die Personen für verschiedene leuchtet sein. Dafür darf die Beleuchtungs-
Tätigkeiten durch den Unterrichtsraum oder stärke nicht zu sehr schwanken. Die
Teile davon, müssen für alle diese Bereiche Gleichmäßigkeit Uo ist in der Norm vorge-
die jeweils benötigten Beleuchtungsstärken geben, also das Verhältnis der geringsten
sichergestellt werden. Beleuchtungsstärke (Emin) zum Mittelwert
(Ē) im angesprochenen Bereich. Diese soll
Wartungswert der Beleuchtungsstärke nach DIN EN 12464-1 in Unterrichtsräumen
[67] LED-Leuchten sind über die gesamte
Lebensdauer des Beleuchtungssystems be- Wartungswerte der Beleuchtungsstärke im Bereich der Sehaufgabe mindestens
trachtet die wirtschaftlichste Variante. (Foto: (Ēm) sind erforderliche Werte, die jedoch 0,60 betragen, auf Wänden und Decken
licht.de/Ledvance) modifiziert werden können. Höhere Werte mindestens 0,10.
58
67
59
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
68 69
den. Doch auch zu geringe Helligkeitsun- Direkt/indirekte und direkte Beleuchtung Direktblendung durch zu hohe Leucht-
terschiede sollten vermieden werden, sonst Einen angenehmen Raumeindruck schaffen dichten von Lichtquellen verhindern:
wird die Umgebung schnell als monoton Leuchten mit teils direkten, teils indirekten Abschirmung und Begrenzung der Licht-
und langweilig empfunden. Lichtanteilen, die zusammen ein gleichmä- quellenleuchtdichte
ßiges Licht ergeben. Üblicherweise werden Fenster lassen sich mit einer Lichtschutz-
Vertikale Tafel- oder Präsentationsflächen so beleuchtete Räume bei längerem Auf- vorrichtung abdunkeln. Bei Leuchten kann
benötigen mindestens 500 Lux, damit die enthalt als freundlicher empfunden. Zusätz- die Störung durch die Leuchtdichte einer
Darstellungen auch von den hinteren Plät- lich verringert sich die Möglichkeit von Re- Lichtquelle auf zwei Arten verringert wer-
zen aus gut erkennbar sind. In die Berech- flexen auf glänzenden Zeitschriften und den: Die Lichtquelle wird abgeschirmt oder
nungen sollte zudem eine ausgewogene Unterlagen. Tische und Stühle lassen sich die Eigenleuchtdichte der Lichtquelle
Leuchtdichteverteilung im Gesichtsfeld ein- in dieser Beleuchtung frei anordnen. selbst liegt unterhalb eines Grenzwertes.
bezogen werden. Mindestabschirmwinkel und maximale
Eine reine Direktbeleuchtung versorgt die Leuchtdichte unter einem Ausstrahlwinkel
DIN EN 12464-1 legt auch Beleuchtungs- horizontalen Flächen zwar etwas energieef- sind in der Norm mit folgender Tabelle
stärken für Wände und für die Decke fest. fizienter mit Licht, hat jedoch den Nachteil, festgelegt:
In Schulen (wie auch in Büros und Kran- dass Ecken des Raumes und auch die
kenhäusern) sind Wände und Decken für Decke relativ dunkel bleiben können. Maximale mittlere Leuchtdichte eines
eine angenehme Raumhelligkeit maßgeb- leuchtenden optischen Elements bei fest-
lich, die gerade dem Unterrichtsraum einen Direktblendung: psychologische gelegten Ausstrahlungswinkeln
freundlichen Charakter verleiht. Blendung vermeiden
Blendung ist eine Störung im direkten
Weitere Informationen gibt das Blickfeld, die durch sehr helle Flächen,
ZVEI-Positionspapier „UGR- helle Lichtquellen und Fenster hervorgeru-
Verfahren – Anwendung und Grenzen“. fen wird. Sie erschwert die Wahrnehmung
und beeinträchtigt die Sehleistung – mitun-
ter auch nur als unbewusster Störfaktor.
Eine solche psychologische Blendung kann
Ermüdung und Konzentrationsfehler nach 웂
sich ziehen. Für ihre Beurteilung wird das
UGR-Verfahren (Unified Glare Rating) ange-
wendet. Dabei werden alle Leuchten einer Ausstrahlungs- Maximale mittlere
Beleuchtungsanlage berücksichtigt, die in winkel Leuchtdichte eines
Stufe ≤ 16, wenn RUG ≤ 16,4 Verbindung mit der Helligkeit von Wänden leuchtenden opti-
schen Elements
und Decken einen Blendeindruck hinterlas-
Stufe ≤ 19, wenn 16,5 ≤ RUG ≤ 19,4 웂 kcd m-2
sen können. Der UGR-Wert für bestimmte
Stufe ≤ 22, wenn 19,5 ≤ RUG ≤ 22,4 Raumgrößen wird mit Tabellen ermittelt, die 75° 울 웂 < 90° 울 20
Leuchtenhersteller für ihre Produkte zur
Stufe ≤ 25, wenn 22,5 ≤ RUG ≤ 25,4 Verfügung stellen. Er darf den in der Norm 70° 울 웂 < 75° 울 50
Stufe ≤ 28, wenn 25,5 ≤ RUG ≤ 28,4 angegebenen RUG-Grenzwert (RUGL) nicht 60° 울 웂 < 70° 울 500
überschreiten.
60
70 71
Mindestabschirmwinkel bei festgelegten 쐍 Leuchten mit großflächigen, nicht zu hel- sollte in einem Intervall zwischen 0,30 und
Leuchtdichten der Lichtquelle len leuchtenden Flächen 0,60 liegen.
쐍 Leuchten mit hohen Indirektanteilen
쐍 Geeignete Oberflächenbeschaffenheit Bei schnellen Ballspielen, wie Tennis oder
(matte Oberflächen) Squash, brauchen wir ausreichende
움 쐍 Helle Decke und helle Wände Schattigkeit, um Flugbahn und Geschwin-
digkeit erkennen und einschätzen zu kön-
Räumliche Beleuchtung nen. Schlagschatten können allerdings
In einem Raum sollen Menschen und Ob- stören: Damit Schatten beim Schreiben
jekte gut erkennbar sein. Das erleichtert die nicht hinderlich sind, sollte das Licht zum
Kommunikation und die Wahrnehmung von Beispiel bei Rechtshändern von links kom-
Leuchtdichte der Mindestabschirm- Gegenständen. Daher sind vertikale Licht- men.
Lichtquelle winkel
anteile im gesamten Raum, voll allem um
kcd m-2 움
die Arbeitsplätze notwendig. Zu vermeiden sind störende Mehrfach-
20 bis < 50 15° schatten, die verwirrende visuelle Erschei-
DIN EN 12464-1 legt hierfür Wartungswerte nungen hervorrufen können. Sie entstehen,
50 bis < 500 20° der zylindrischen Beleuchtungsstärke (Ēm,z) wenn mehrere kleine Punktlichtquellen
욷 500 30° fest, die sich an den vertikalen Beleuch- einen Gegenstand mit ihrem gerichteten
tungsstärken für die Wände orientieren. Licht erhellen und dieser Gegenstand
mehrere Schatten mit scharfen Kanten
Reflexblendung Schatten und Modelling wirft.
Lichtreflexe auf Büchern oder Unterlagen Ohne Licht können wir Gegenstände nicht
stören. Sie entstehen durch Spiegelungen sehen, ohne ihre Schatten sind sie nur
heller Flächen, besonders des Lichts von zweidimensionale Bilder. Erst die richtige
Leuchten. Besondere Aufmerksamkeit Verteilung von Licht und Schatten lässt uns
sollte den Leuchten im Lesebereich gewid- Gesichter und Gesten, Oberflächen und
met werden. Dort sollen keine Reflexionen Strukturen gut erkennen. Diese Schattigkeit
durch zu hohe Leuchtdichten der Leuchten ermöglicht erst das räumliche Sehen. Ent-
erzeugt werden. fernungen im Raum sind dadurch ab-
schätzbar, die Orientierung fällt leichter.
Folgende Maßnahmen vermeiden Schleier- Lichttechnisch spricht man von Modelling
reflexionen und Reflexblendung oder und meint das ausgewogene Verhältnis
schränken sie ein: zwischen direkter Beleuchtung mit gerichte-
[68+69] Reflexblendung und Schleierrefle-
ten Anteilen und einer indirekten, eher diffu- xionen können die Arbeit am Bildschirm stö-
쐍 Richtige Positionierung der Arbeitsplätze sen Raumaufhellung zur Beschreibung der ren. (Foto: Signify)
zu Leuchten, Fenstern und Dachoberlich- räumlichen und plastischen Wahrnehmung.
[70+71] Auf hochglänzendem Papier kön-
tern – am besten durch seitlichen Licht-
nen Reflexe blenden. Richtig platzierte
einfall Modelling ist definiert als das Verhältnis Leuchten mit direkten und indirekten Lichtan-
쐍 Möglichkeit zur Abschattung von Fens- zwischen zylindrischer (Ez) und horizontaler teilen verhindern störende Effekte. (Grafik:
tern und Oberlichtern (Eh) Beleuchtungsstärke in einem Punkt und licht.de/Trilux)
61
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
72
62
74 75
63
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
76
Sicherheit ist das wichtigste Kriterium bei Anforderungen erfüllen – hinsichtlich Tem-
der Lichtplanung der Außenbereiche von peraturverträglichkeit und Dichtigkeit ge-
Schulen und Bildungsstätten. Die Beleuch- genüber Wasser, Insekten und Staub. Die
tung muss Gefahrenstellen wie Ein- und Mindestanforderung beträgt hier Schutzart
Ausfahrten, aber auch Treppen und Hinder- IP 44. Ballwurfsichere oder vandalensi-
nisse hervorheben. Dazu ist genügend Hel- chere Leuchten sind besonders strapazier-
ligkeit auf horizontalen und vertikalen Flä- fähig und vertragen den zuweilen auch rup-
chen sowie blendfreies und gleichmäßiges pigen Schulalltag gut.
Licht gefragt. Schlagschatten sollten mög-
lichst vermieden werden, um die Orientie- Für den Außenbereich eignen sich Mast-
rung zu erleichtern und Gesichter kenntlich und Pollerleuchten, außerdem Wandleuch-
zu machen. ten und Bodeneinbauleuchten. Überdachte
Bereiche werden mit Deckenanbau- oder -
Beleuchtung von Treppen einbauleuchten attraktiv beleuchtet. Leuch-
Stufen und Hindernisse treten plastisch ten mit gerichteten Reflektorsystemen
hervor, wenn Licht und weiche Schatten in lenken das Licht präzise dorthin, wo es be-
einem ausgewogenen Verhältnis stehen. nötigt wird – ohne störende Blendeffekte
Lange Schlagschatten sind ungünstig, weil oder Lichtimmissionen zu erzeugen.
Trittstufen dadurch falsch eingeschätzt wer-
den und die Unfallgefahr steigt. Ausgesuchte Bereiche, wie etwa Baum-
[76] Raum für Bewegung: Leuchten im gruppen oder Fassaden, lassen sich in der
Außenbereich von Schulen sollten robust und Auf robuste Leuchten achten passenden Lichtfarbe akzentuieren. Ein
ballwurfsicher sein. (Foto: licht.de/Trilux) Im Außenbereich müssen Leuchten hohe Lichtmanagementsystem meistert mühelos
64
viele Aufgaben gleichzeitig: Steuerung nach
Tages- und Jahreszeit, nach Präsenz, be-
darfsgerechter Wechsel der Farbtemperatur
und Beleuchtungsstärke. Das schont auch
nachtaktive Tiere und Insekten.
78
Parkflächen und Radstellplätze Mit der Verkehrswende und dem Rad als einem Ver-
kehrsmittel der Zukunft werden Fahrradabstellanlagen
Sicherheit geht vor: Parkplätze sind Verkehrszonen. Hier wichtig und sollten bei Dämmerung und Dunkelheit
begegnen sich Fußgänger, Autos, Motor- und Fahrräder. ausreichend beleuchtet sein. Die Beleuchtung nicht
Die Kollisionsgefahr wächst mit zunehmendem zugänglicher Plätze sollte nachts gedimmt oder ausge-
Verkehrsaufkommen. Eine gute Beleuchtung verringert schaltet werden. Die Anordnung der Leuchten orientiert
die Unfallgefahr. Gut beleuchtete Fahrbahnen, Wege und sich an den jeweiligen Abständen der Haltevorrichtun-
Plätze erleichtern die Orientierung, das Erkennen von gen. Seitliche Mindestabstände sind notwendig, um
Fahrzeugen, Personen sowie Hindernissen und schützen ohne Probleme rangieren zu können: Befinden sich die
vor kriminellen Übergriffen. Beleuchtung kennzeichnet Fahrradständer auf gleicher Ebene, ist ein Abstand von
zudem Gefahrenstellen wie Ein- und Ausfahrten. Für 70 Zentimetern richtig. Bei abwechselnder Hoch-/Tief-
die nach DIN EN 12464-2 geforderte Beleuchtungs- stellung der Vorderräder (Höhendifferenz 20 bis 35
stärke (Wartungswert) ist die Verkehrsfrequenz ent- Zentimeter) reichen 50 Zentimeter. Bei Reihenparken
scheidend: mindestens 20 Lux bei hoher Verkehrs- mit Schrägstellung ist nicht der Montageabstand der
stärke, zehn Lux bei mittlerer und fünf Lux bei geringer Halterungen, sondern der tatsächliche Abstand der
Verkehrsdichte. Wichtig ist, Randbereiche in die Be- Fahrräder untereinander maßgeblich. Beleuchtete Fahr-
leuchtung einzubeziehen. Leuchten müssen zudem gut radparker mit integrierten Lichtleisten erleichtern das
entblendet sein. Öffnen von Schlössern.
79
65
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Literatur Studien
1 Zukunftsinstitut, Bildung im Zeitalter der 7 Cheryan S., Designing classrooms to 15 Mahajan K., Effects of partial sleep de-
Wissensexplosion, Megatrend Dokumen- maximize student achievement, 2014 privation on braking response of drivers
tation, 2012 in hazard scenarios, 2020
8 Heschong-Mahone-Group, Daylighting
2 Montag Stiftung Jugend und Gesell- in schools: an investigation into the relati- 16 Uehli K., Schlafprobleme und Berufs-
schaft, Schulen planen und bauen 2.0 onship between daylighting and human unfälle, 2015
Grundlagen, Prozesse, Projekte, 2. Auf- performance, 1999
lage 2012 17 Xun H., Feeling disconnected from
9 Baloch R.M., Daylight and school perfor- others: The effects of ambient darkness
3 Seydel, O., Pädagogische Perspektiven mance in 2670 european schoolchildren, on hedonic choice, 2018
für den Schulbau, 2012 2021
18 Schaller M., Fear of the dark-interactive
4 Seydel, O., Das kleine Schulbaulexikon, 10
Singh P., Impact of lighting on perfor- effects of beliefs about danger and am-
2018 mance of students in Delhi schools, 2020 bient darkness on ethnic stereotypes,
2003
5 Stadt Köln, Planungsrahmen für pädago- 11 Lekan-Kehinde M., Impact of lighting on
gische Raumkonzepte an Kölner Schulen, children’s learning environment, 2021 19 Randler C., Chronotype in children and
2016 adolescents, 2016
12 Llinares C., Do attention and memory
6 Christoph Schierz, Leitfaden zur Be- tasks require the same lighting – a study 20 Eid B., Evaluation of chronotype among
leuchtung von Unterrichts- und Vortrags- in university classrooms, 2021 children and associations with BMI,
räumen, LiTG 2013 sleep, anxiety, and depressione, 2020
13 Hatori M., Global rise of potential
health hazards caused by blue light-
[80] Die geschickte Beleuchtung des lan- induced circadian disruption in modern
gen Schulflurs lockert auf und vermeidet den aging societies, 2017
sogenannten Tunneleffekt. (Foto: licht.de/
XAL, Fotograf Kurt Kuball) 14 Russart KLG., Light at night as an
[81+83] Licht ist der Schlüssel zur visuellen environmental endocrine disruptor, 2018
Wahrnehmung. (Foto: licht.de/Signify)
80 81
66
82
Überblick Normen
AMEV (Arbeitskreis Maschinen- und Elek- Über das Auge vermittelte, nichtvisuelle
trotechnik staatlicher und kommunaler Ver- Wirkung des Lichts auf den Menschen –
waltungen) Beleuchtung, Hinweise für die Größen, Formelzeichen und Wirkungsspek-
Beleuchtung öffentlicher Gebäude, 2023 tren
ASR A3.4 Technische Regeln für Arbeits- DIN/TS 67600 Ergänzende Kriterien für
stätten – Beleuchtung die Lichtplanung und Lichtanwendung im
Hinblick auf nichtvisuelle Wirkungen von
DIN EN 12193 Licht und Beleuchtung – Licht – dieses Dokument beschreibt Ursa-
Sportstättenbeleuchtung che-Wirkungs-Beziehungen für melanopi-
sche Wirkungen von Licht, die für die Licht-
DIN EN 12464-1 Licht und Beleuchtung – planung herangezogen werden können.
Beleuchtung von Arbeitsstätten, Teil 1: Ar-
beitsstätten in Innenräumen
67
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
Glossar
Building Information Modeling (BIM) DALI (Digital Addressable Lighting Inter-
Die Planungsmethode BIM ermöglicht ein face) ist eine standardisierte Schnittstelle
kooperatives Zusammenarbeiten aller am zur Ansteuerung von elektronischen
Bau Beteiligten auf der Grundlage von digi- Vorschaltgeräten über digitale Signale.
talen 3D-Fachmodellen. Diese enthalten Die DALI-Schnittstelle kann mit einer gerin-
sämtliche Gebäudeinformationen und kön- gen Anzahl von Leitungen viele Leuchten
nen in Form von Daten für alle Zwecke auch über große Entfernungen einzeln
der Planung, Simulation, Berechnung und ansteuern.
Ausschreibung, für den Bau und Betrieb
der Immobilie digital verarbeitet werden. Zudem lässt sich DALI einfach in überge-
ordnete Gebäudesystemtechniken einbin-
Chronotyp Die innere Uhr definiert den den.
Chronotypus von Menschen. Die beiden
Hauptypen sind der Frühaufsteher (Lerche) Degradation beschreibt in der Lichttechnik
und der Langschläfer (Eule) mit allen Ab- den Rückgang des Lichtstroms bei LED-
stufungen dazwischen. Der Chronotypus Lichtquellen. LED fallen in der Regel nicht
wird zusätzlich durch Geschlecht und Alter aus; aber ihre Lichtleistung nimmt mit der
beeinflusst. Zeit ab. Der Alterungsprozess kann durch
widrige Betriebszustände beschleunigt wer-
Circadianer Rhythmus Licht taktet den den, etwa durch Überhitzung.
biologischen Rhythmus des Menschen
mit einer Periode von etwa 24 Stunden Flimmern und Pulsation von Licht können
(lateinisch: circa = ungefähr, dies = Tag). zu Ermüdung und Kopfschmerzen führen
Der prägnanteste ist der Wach-Schlaf- und erhöhen die Unfallgefahr. Hochwertige
Rhythmus. elektronische Vorschaltgeräte (EVG) vermei-
den Flimmern und Pulsation oder reduzie-
ren sie auf ein Minimum.
68
Li-Fi steht für Light Fidelity und ist eine weise Beleuchtung, Heizung oder Alarman- Hallenschule ist ein moderner Grundriss-
schnelle Datenübertragung über LED-Licht: lage. typ: Eine große, in der Regel mittig lie-
Durch sehr schnelles, nicht wahrnehmbares gende Halle, reicht vom Erd- bis Oberge-
Ein- und Ausschalten der Lichtquelle wer- Lighting-System-Design-Prozess schoss; sie wird von den Geschossebenen
den Daten als Codes zu einer Fotozelle (LSDP) ist ein Planungsprozess für Be- hufeisenförmig oder ringförmig umschlos-
übertragen – etwa auf ein Notebook oder leuchtungssysteme. Er wird in der Techni- sen, meist verbunden durch eine Galerie.
Tablet. Die optische Datenübertragung ist schen Spezifikation DIN SPEC 67503
durch die erforderliche Sichtverbindung beschrieben. Grundlegende Planungserwä-
zwischen den Geräten sehr sicher vor gungen für gute und energieeffiziente Licht-
Schulformen
Fremdzugriffen. qualität gehen dabei ein in die Installation, Ganztagsschulen gibt es heute in vier
Inbetriebnahme und den Betrieb einer Be- Varianten: In der voll gebundenen Form
Human Centric Lighting (HCL) steht für leuchtungsanlage, die möglichst umfas- nehmen alle Schülerinnen und Schüler an
ein Beleuchtungskonzept, das neben den send die Anforderungen der Nutzer erfüllt. ganztägigen Angeboten teil, in der teilweise
visuellen Aspekten von Wahrnehmung und gebundenen Form nur einzelne Klassen/
Sehkomfort auch biologische und emotio- Dazu gehört auch die Risikoanalyse für Jahrgänge, in der offenen Form einzelne
nale Gesichtspunkte in gleichwertiger Weise eine Sicherheitsbeleuchtung. Der Prozess Schülerinnen und Schüler für ein halbes/
berücksichtigt (siehe Definition in der Ein- unterstützt die Umsetzung von Regulie- komplettes Schuljahr oder nur für einzelne
führung zu Heft licht.wissen 21 „Leitfaden rungsmaßnahmen und die Entwicklung von Tage. Ganztägige Schulen haben keinen
Human Centric Lighting (HCL)“ oder im Prüfanforderungen. offiziellen Ganztagsbetrieb, jedoch Nach-
ZVEI-Positionspapier zu Human Centric mittagsunterricht und AG-Angebote.
Lighting). Als Synonym wird auch „Integra-
tive Lighting“ verwendet.
Gebäudeformen Inklusion ist ein pädagogischer Ansatz
Flurschule bezeichnet die klassische nach dem Prinzip der Wertschätzung und
KNX ist ein intelligentes BUS-System der Grundrissorganisation von Schulen im ver- Anerkennung von Diversität in Bildung und
Elektroinstallation. Es vernetzt alle Kompo- gangenen Jahrhundert: Klassenzimmer Erziehung.
nenten der Haus- und Gebäudesystem- werden an einem Flur hintereinander auf-
technik und steuert intelligent beispiels- gereiht.
69
licht.wissen 02 Lernen in neuem Licht
[licht.wissen 01] Heft licht.wissen [licht.wissen 09] 40 Seiten zur [licht.wissen 10] 52 Seiten zur [licht.wissen 10] Die Schrift führt in
01 vermittelt auf 60 Seiten allgemein Sanierung in Gewerbe, Handel und Not- und Sicherheitsbeleuchtung: die technischen Grundlagen der
verständlich und herstellerneutral die Verwaltung mit zahlreichen praxis- Heft 10 informiert über relevante LED-Beleuchtungstechnik ein. Sie
Grundlagen moderner Beleuchtung. nahen Lösungsbeispielen – auch für Normen und Vorschriften, erklärt beschreibt auf 56 Seiten verschie-
Es ist der Auftakt zu insgesamt 21 den Unterrichtsraum. Sie zeigen, licht- und elektrotechnische Anfor- dene Anwendungen, nennt Quali-
„licht.wissen“-Heften. dass eine Modernisierung Energie derungen und stellt zahlreiche An- tätsmerkmale und die wichtigsten
spart und zugleich die Beleuch- wendungslösungen vor. Kennzahlen: Werte, Kosten und
tungsqualität steigt. Umweltaspekte.
licht.wissen – per Post oder als kostenfreie PDF-Datei (Download) unter www.licht.de/lichtwissen
01 Die Beleuchtung mit künstlichem Licht (2016) 08 Sport und Freizeit (2010) 15 Gute Beleuchtung rund ums Haus (2009)
02 Lernen in neuem Licht (2023) 09 Sanierung in Gewerbe, Handel und Verwaltung (2014) 16 Stadtmarketing mit Licht (2010)
03 Straßen, Wege und Plätze (2014) 10 Notbeleuchtung, Sicherheitsbeleuchtung (2016) 17 LED: Grundlagen – Applikation – Wirkung (2018)
04 Licht im Büro, motivierend und effizient (2012) 11 Gutes Licht für Hotellerie und Gastronomie (2005) 18 Licht für Museen und Ausstellungen (2016)
05 Industrie und Handwerk (2018) 12 Lichtmanagement (2016) 19 Wirkung des Lichts auf den Menschen (2014)
06 Shopbeleuchtung, attraktiv und effizient (2011) 13 Arbeitsplätze im Freien (2007) 20 Nachhaltige Beleuchtung (2014)
07 Gesundheitsfaktor Licht (2012) 14 Licht für Wohnräume (2019) 21 Leitfaden Human Centric Lighting (HCL) (2018)
Some booklets are available in English as PDF files. Free download at www.all-about-light.org
70
Alles über Beleuchtung! Impressum
Herausgeber
Herstellerneutrale Informationen licht.de
licht.de informiert über Vorteile guter Be- Fördergemeinschaft Gutes Licht
leuchtung. Die Brancheninitiative hält zu – eine Brancheninitiative des ZVEI e. V. –
allen Fragen des künstlichen Lichts und sei- Lyoner Straße 9, 60528 Frankfurt am Main
ner richtigen Anwendung umfangreiches In- Tel. 069 6302-353, Fax 069 6302-400
formationsmaterial bereit. Es ist hersteller- licht.de@zvei.org, www.licht.de
neutral aufbereitet und basiert auf den
relevanten technischen Regelwerken nach Redaktion und Gestaltung
DIN und VDE. rfw. kommunikation, Darmstadt
www.rfw-kom.de
www.facebook.com/lichtde
[Mini-Buch] Schülerinnen
und Schüler erfahren im Mini-
www.twitter.com/licht_de
Buch von licht.de „Wie wirkt Licht eigentlich www.twitter.com/all_about_light
auf mich?“, welchen Einfluss Licht auf den
menschlichen Körper hat, warum es uns www.youtube.com/@licht_de
morgens weckt und abends einschlafen
lässt.
licht.wissen 02
Lernen in neuem Licht