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Heiss
Die Biologie hat sich, wie auch andere Naturwissenschaften, in den letzten Andreas G. Heiss
Jahrzehnten als wichtige Hilfs- und Schwesterdisziplin der Archäologie etab-
liert. Botanische und zoologische Untersuchungen begleiten heute meist als
Selbstverständlichkeit die archäologische Forschungsarbeit, um ergänzende
Informationen zu Kultur und Umwelt vergangener Epochen zu gewinnen. Die
für naturwissenschaftliche Analysen am Brandopferplatz von St. Walburg op-
timalen Rahmenbedingungen wurden maßgeblich vom Amt für Bodendenk-
mäler in Bozen gestaltet, wofür insbesondere Dr. Hans Nothdurfter und Mag.
Dr. Hubert Steiner sehr zu danken ist. Die Durchführung der botanischen Un-
tersuchungen erfolgte im Rahmen eines durch Prof. Dr. Walter Leitner (Uni-
versität Innsbruck) geleiteten Projekts, finanziert durch den Österreichischen
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)1.
Zu Beginn der archäobotanischen Analysen in St. Walburg stand die Frage
im Vordergrund, welche Bedeutung pflanzlichen Materialien im Brandopferri-
tus zugekommen war. Eine Vielzahl von Materialien und Verwendungsmöglich-
keiten war zunächst denkbar. Für alpine Brandopferplätze wurden etwa, unter
anderem unter Heranziehung schriftlicher und ikonographischer Quellen der
griechischen Antike, folgende mögliche Opfergaben zur Diskussion gestellt:
Getreide (in Form von Garben, Körnern oder Gebäck), Öle, vergorene Geträn-
ke, Obst und Nüsse, Blüten, oder auch vegetative Pflanzenteile wie Blätter und
Wurzeln2. Auch der Gebrauch hölzerner Kultgegenstände und das Darbringen
von Räucherwerk, Heil- oder Schmuckpflanzen war anzudenken.
Neben dem eigentlichen Opfergut stand auch die Frage nach einer dauern-
den oder einer saisonalen Nutzung alpiner Brandopferplätze im Mittelpunkt
der Untersuchungen. Dies konnte von archäologischer Seite bisher nur teilwei-
se beantwortet werden3. Es war zu überprüfen, ob die pflanzlichen Opfergaben
(oder auch deren zufällige Beimischungen) zur Klärung einer ggf. periodi-
schen Nutzung beitragen könnten.
Besonderes Augenmerk wurde auch auf die zum Befeuern der Altäre ver-
wendeten Hölzer gelegt. Denn in anderen (außeralpinen) kultischen Kontex-
ten ist die Selektion von Brennholz ein durchaus bekanntes Phänomen. So
berichtet etwa Pausanias in seiner „Beschreibung Griechenlands”4, dass der
1
FWF Proj.-Nr. P16714: „Der Brandopferplatz von Ulten/St. Walburg (Südtirol)“
2
Vergleiche hierzu die Texte zu alpinen Brandopferplätzen von Zanier (1999), Metzger (2002)
und Walde (2002) sowie Steiner in diesem Band, die grundsätzlichen Überlegungen zu Brand-
opfern bei Braun (1995), Brumfield (1997), Eberhart (2004), McClymond (2004), Naiden
(2006) und Watts (2006), ebenso aber auch die entsprechenden Passagen bei Pausanias (Jones
& Ormerod 1926).
3
Siehe dazu Steiner (2005), bzw. Steiner in diesem Band.
4
‘Eλλάδος Περιήγησις: Jones & Ormerod (1926)
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 787
0 km 114
Abb. 1 Lage von St.Walburg (U) olympische Zeusaltar ausschließlich mit Holz der Silberpappel beschickt wer-
im Gebiet der Gesamtuntersu- den durfte. Für Leichenkremationen der römischen Kaiserzeit ist durch ar-
chung. chäobotanische Daten dokumentiert, dass fast ausschließlich Eichen- Buchen-
und Hainbuchenholz zur Befeuerung der Scheiterhaufen verwendet wurde5.
: archäobotanisch neu Auch in den vorrömischen alpinen Brandopferplätzen musste deshalb damit
bearbeitete alpine Brandopfer- gerechnet werden, dass selektive Vorgänge stattgefunden haben könnten. Die
plätze (s. Heiss 2008). Holzkohlenspektren wurden daraufhin überprüft.
: bereits früher publizierte Eine umfassende Bearbeitung dieser Fragestellungen wurde im Rahmen
Funde pflanzlicher Opfergaben einer Dissertation an der Universität Innsbruck6 durchgeführt und liegt in-
aus alpinen Brandopferplätzen zwischen vor7. Neben der Kultstätte von Ulten, St. Walburg wurden darin acht
und zirkumalpinen Kultstätten mit weitere alpine Brandopferplätze archäobotanisch untersucht und ausgewertet,
Brandopferungen (letztere werden unter Einbeziehung bereits veröffentlichter Analysen inner- und zirkumalpi-
im aktuellen Artikel nicht behan- ner Kultstätten mit Brandopferungen |Abb. 1|. Der vorliegende Bericht stellt
delt). einen Auszug dieser Arbeit dar.
Abkürzungen: s. Tab. 1.
Rezente Umweltbedingungen am Opferplatz von St. Walburg
Farbsignaturen
Rot: Kupferzeit Die Lage des Ultentals8 in den Zentralalpen spiegelt sich zunächst in der
Orange: Spätbronzezeit aussschließlich kristallin geprägten Geologie wider. Die nördlich liegenden
Gelb: La Tène- bis Römische Ausläufer des Ortlermassivs setzten sich überwiegend aus Quarzphylliten
Kaiserzeit.. und Orthogneisen zusammen, während die Nonsberggruppe im Süden von
Paragneisen und Glimmerschiefern dominiert wird9 |Abb. 2 |. Dies schafft die
Literaturangaben zu den Kultstät- Ausgangsbedingungen für die Bildung „saurer“ Bodentypen im Untersu-
ten s. Tab. 7 und Tab. 8 sowie in chungsgebiet, je nach Bodenentwicklung und Lage etwa Ranker, karbonatfreie
Heiss (2008, S. 7). Kartengrundla- Braunerden oder Podsole10.
ge: Google (2007), verändert.
5
Kreuz (2000), Heiss et alii (2008)
6
Betreuer: Prof. Mag. Dr. Klaus Oeggl, Institut für Botanik
7
Heiss (2008)
8
Zur Topographie des Kultplatzes von St. Walburg siehe Steiner in diesem Band.
9
Beck-Mannagetta & Braumüller (1986), Autonome Provinz Bozen-Südtirol (2006)
10
vgl. Nestroy et alii (2000)
Die mittleren monatlichen Temperaturen in St. Walburg |Abb. 3 | unter- Abb. 2 Geologie im Bereich des
schreiten trotz der Höhenlage auch in den Wintermonaten nur selten die 0°C- Ultentals. Die Positionen des
Grenze und bezeugen dadurch die klimatische Nähe zum Vinschgau. Ganz Brandopferplatzes (St. Walburg)
anders die Niederschlagsverhältnisse: die Summe der Jahresniederschläge fällt und des zur Rekonstruktion der
in St. Walburg deutlich höher aus als in den nördlich angrenzenden Trocken- Vegetationsgeschichte genutzten
gebieten des Eisacktals. Zwei Niederschlagsmaxima in Mai und Oktober stehen Pollenprofils (Totenmoos, siehe
einem Minimum im Januar gegenüber, bei einer Niederschlagssumme von 848 Oeggl & Kofler in diesem Band).
mm11. Aus historischer Zeit sind häufige Überschwemmungen aufgrund som- Kartengrundlage: Autonome
merlicher Gewitterregen dokumentiert12. Provinz Bozen-Südtirol (2006),
Der Talboden des Ultentals wird heute von landwirtschaftlichen Flächen verändert.
eingenommen, während die umgebenden Hänge fast ausschließlich von mon-
tanen Fichten- und Fichtenmischwäldern dominiert sind13 |Abb. 4 |. Diese sind
in den niedrigeren Lagen vor allem der orographisch rechten Talseite stel-
lenweise als Fichten-Tannenwälder ausgeprägt. Die in die Falschauer entwäs-
sernden Bäche werden von Grauerlenbeständen begleitet. Im subalpinen Be-
reich geht der Fichtenwald schließlich in Grünerlenbestände und subalpine
Fichten-Zirben- sowie Lärchen-Zirbenwälder über. Oberhalb der Waldgrenzen
sind silikatisch geprägte Zwergstrauchheiden vorherrschend. Das Areal des
Brandopferplatzes ist heute teils durch Wohngebäude überbaut, teils anthro-
pogen überprägte Sukzessions- bzw. Brachfläche14. Entsprechend den Angaben
zur potenziellen natürlichen Vegetation würden auf der Höhe des Kirchhügels
(1.190 m ü. NN) heute montane Fichten- und Fichten-Lärchenwälder dominie-
ren, unterbrochen durch die erwähnten gewässerbegleitenden Erlengehölze15.
Die potenzielle Vegetation der oberhalb anschließenden Höhenstufen deckt
sich im Wesentlichen mit den aktuellen Verhältnissen (s.o.).
Die Vegetationsgeschichte des Ultentals im Raum St. Walburg wurde an-
hand des Pollenprofils aus dem nahe gelegenen Moor Totenmoos (46°38‘08“N,
11
Institut für Geographie (2007)
12
etwa bei Fischer (1985)
13
Peer (1991)
14
Vergleiche hierzu die Abbildungen bei Steiner (2003) sowie in diesem Band.
15
Schiechtl (1987)
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 789
Zoggler Sta usee, Ultental / Val d’Ultimo (I)
46°32'N/10°59‘E (1144 m)
0 km 5
Erhaltungsbedingungen
Pflanzliche Gewebe können bei unvollständigen Verbrennungsvorgängen
verkohlt erhalten bleiben17. Diese Erhaltung fällt umso besser aus, je weniger
Luftsauerstoff verfügbar ist und je niedriger und konstanter die Temperaturen
sind. Bei optimalen Bedingungen bleibt die Gestalt der Zellwände trotz dras-
tischer chemischer Veränderungen nahezu unverändert erhalten und erlaubt
die Identifizierug von Pflanzenresten anhand ihrere Mikroanatomie. Bei zu
hohen Temperaturen kann es hingegen zu destruktiven Gewebeveränderun-
gen kommen, eine zu hohe Sauerstoffzufuhr führt zur vollständigen Verbren-
nung zu Asche.
Eines der Grundprinzipien eines Brandopfers liegt nun aber in der Zerstö-
rung der Opfergaben18, weshalb die Opfernden vermutlich für optimale Ver-
brennungsbedingungen (s.o.) sorgten. Archäozoologische Untersuchungen
konnten aus dem Erhaltungszustand von Knochenfunden zumindest punktu-
ell sehr hohe Temperaturen (bis 1.000°C und darüber) und wiederholte Ver-
brennungsvorgänge ableiten19. Es war somit bereits von konzeptioneller Seite
mit schlechten Ausgangsbedingungen für die Erhaltung verkohlter Reste zu
rechnen, bzw. nur mit der Erhaltung einzelner „verunglückter“ Opfergaben,
die z.B. durch den Scheiterhaufen fielen und somit unterhalb des Feuers zu lie-
gen kamen. Die Ergebnisse der Voruntersuchungen am Brandopferplatz von
St. Walburg20 bestätigten bereits das Vorliegen dieser ungünstigen Rahmenbe-
dingungen.
16
Heiss et alii (2005), sowie ausführlich bei Oeggl & Kofler in diesem Band
17
Zu den Rahmenbedingungen der hier stattfindenden Pyrolyse siehe etwa Jacomet & Kreuz
(1999), aber auch Heiss (2008, S. 15f).
18
Vergleiche hierzu die ausführlichen Diskussionen bei Gleirscher (2002), Lang (2002), Schwa-
ger (2002) und Walde (2002), außerdem auch Steiner in diesem Band.
19
Becker et alii (2005), Zohmann (2006) sowie Zohmann in diesem Band; vergleiche dazu auch
die Experimente bei Mäder (2002)
20
durch Oeggl (1992) und Rösch (2002)
21
siehe hierzu Heiss (2008, S. 15f)
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg
791
10
m
0
Abb. 5 Beprobungsschema des Brandopferplatzes von St. Walburg (Teil 1: Flächenplan). I-X Lehmtennen, a-f gemauerte Altäre,
S Steinkreis. Quadrate: Probennahmen für 14C-Datierungen. Nummerierte Kreise: Entnahme von Erdproben für die botanische
Bearbeitung (1: U-000C, 2: U-M001, 3: U-N39a, U-N39b, 4: U-N43a, 5: U-N46a, U-N46b, 6: U-000R, 7: U-000B, U-1244, U-1250, 8:
U-1225, U-1226, U-1235, U-1251, 9: U-S20a, 10: U-000A). Grabungsskizze: Steiner (unpubl.), verändert.
22
Die Erdproben aus der Grabung Feldkirch, Altenstadt, gelangten bereits vorverarbeitet zur Be-
arbeitung (sie waren bereits vom archäologischen Bearbeiter B. Heeb nass gesiebt worden).
23
AOV = „Amorphe Objekte verkohlt“; siehe „Bestimmung der Pflanzenreste“, sowie bei Heiss
(2008, S. 26 -30 und S. 131-137)
24
Bei der Bestimmung der Samen und Früchte wurden vor allem die Bücher von Anderberg
(1994) bzw. Berggren (1969, 1981) verwendet, zur Identifikation der Getreidekörner und
Druschreste wurden hauptsächlich die Arbeiten von Jacomet (1987, 2006) und Knörzer (1971)
herangezogen.
25
Alleine am Fundplatz St. Walburg erbrachte die Fraktion > 2mm 4.025 Stück; zu den übrigen
Opferplätzen siehe Tab. 2 sowie Heiss (2008, S. 131).
26
Jacomet et alii (2006)
27
nach Hansson & Isaksson (1994)
28
Körber-Grohne & Piening (1980), Dickson (1987), Gassner et alii (1989), Hansson (1994),
Hahn & Michaelsen (1996)
29
Fischer et alii (2005)
30
Großer Dank ergeht an dieser Stelle an Herrn Rainer Mehnert, Weil der Stadt, für die Anferti-
gung des verwendeten Okularadapters!
31
mittels der Software Helicon Focus (Kozub et alii 2003-2007)
32
Grosser (1977), Schweingruber (1978, 1990)
33
Heiss (2000-2006)
34
Siehe hierzu etwa die Zusammenfassung bei Marguerie & Hunot (2007) bzw. den Methodikteil
bei Heiss (2008, S. 20-26). Es wurden Parameter wie Durchmesser und Breite der Jahreszu-
wächse (vgl. Ludemann 1996), die durch das Verkohlen teils aufgetretenen Gewebsschädi-
gungen, das Auftreten von Druckholz bei Nadelhölzern sowie Spuren holzzersetzender Pilze
festgehalten.
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg
793
5
m
0
Abb. 6 Beprobungsschema des Brandopferplatzes von St. Walburg (Teil 2: Ostprofil). Brandhorizonte sind dunkel dargestellt, darin
liegende Steinsetzungen weiß hervorgehoben. Quadrate: Probennahmen für 14C-Datierungen. Nummerierte Kreise: Entnahme von
Erdproben für die botanische Bearbeitung (1: U-C002, 2: U-B002, 3: U-A002, 4: U-000D, 5: U-000E, 6: U-U-000G, 7: U-000F, 8:
U-000I, U-000K, U-K002, 9: U-000H, 10: U-000L). Grabungsskizze: Steiner (unpubl.), verändert.
35
entsprechend mindestens 8 verschiedenen Arten
36
Einige Körner mussten erhaltungsbedingt unbestimmt bleiben.
37
Es existieren mehrere unterschiedliche Klassifizierungssysteme für Getreideerzeugnisse, die
auch für archäologische Funde angewandt werden (etwa: roher Brei – gekochter Brei – Fladen-
brot – gegangenes Brot – Bier); siehe hierzu etwa Hansson (1994) oder Lannoy et alii (2002).
38
In viele der Brei-/Brot-Fragmente vom Brandopferplatz St. Walburg sind kleine Ästchen ein-
geschlossen, während die AOV vom Burgstall am Schlern fast durchgehend eine große Anzahl
kleiner Knochensplitter enthalten; beides wird als Hinweis auf eine ursprünglich flüssige bis
halbflüssige Konsistenz gewertet, da dadurch die Vermischung der Getreidemasse mit auf dem
Altar befindlichem Knochengrus (Burgstall am Schlern) bzw. Reisig (St. Walburg) möglich
war; siehe hierzu auch die entsprechenden Abschnitte bei Heiss (2008).
39
Ein einzelnes Fragment zeigte die Differenzierung in (dichte) Kruste und (lockere) Krume,
was für gegangenes Brot spricht; vergleiche hierzu etwa die Kriterien von Lannoy et alii (2002)
sowie die Diskussion bei Heiss (2008, S. 137).
40
Die pro Fundplatz nachgewiesene Menge reicht von Einzelfunden bis zu mehreren Hundert
Fragmenten.
41
Der Nachweis der Gerste (Hordeum vulgare) erfolgte dort anhand des charakteristischen mehr-
schichtigen Aleurongewebes (s. Heiss 2008, S. 131f.).
42
Heiss (2008, S. 44, 47)
43
Sie sind in den Fundtabellen als „Fabaceae cultae“ bezeichnet, entsprechend dem Typ „Legu-
minosae sativae indeterminatae“ bei Kroll (1997) sowie Pasternak (2005).
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 795
Fundzahlen stammen unmittelbar aus dem Bereich der Altäre. Neben St. Wal-
burg konnten Samen von Hülsenfrüchten auch an einigen anderen alpinen
Brandopferplätzen nachgewiesen werden |s. Tab. 7, Tab. 8 |.
Als bislang erst zweiter der bisher bekannten alpinen Brandopferplätze er-
brachte der Kultplatz von St. Walburg Belege für Ölsaaten. Sowohl Lein (Linum
usitatissimum) als auch Schlafmohn (Papaver somniferum) wurden im Proben-
material gefunden. Der bislang einzige weitere existierende Nachweis einer
Ölpflanze (Lein) aus einem alpinen Brandopferplatz stammt aus der kupfer-
zeitlichen Kultstätte am Pigloner Kopf bei Pfatten44.
Verkohlte Belege von Pflanzen, die möglicherweise als wild gesammeltes
Obst den Speiseplan bereicherten, sind nur in geringer Anzahl vorhanden.
Insgesamt erbrachten die Erdproben aus St. Walburg nur 12 Reste von essba-
ren Wildfrüchten: Hasel (Corylus avellana), Wald-Erdbeere (cf. Fragaria vesca),
Rose/Hagebutte (Rosa sp.), Himbeere (Rubus idaeus) und Holunder (Sambucus
sp. und S. nigra) sind anhand einzelner Funde belegt. Mit Ausnahme von Ulten
und des Pigloner Kopfes bei Pfatten sind wild gesammelte Früchte an alpinen
Brandopferplätzen generell nur in geringen Mengen und niedriger Diversität
nachgewiesen |s. Tab. 7, Tab. 8 |.
Sogenannte Störungszeigerpflanzen stellen mit insgesamt 97 Belegen aus
12 Taxa die in St. Walburg am häufigsten nachgewiesene Gruppe von Wild-
pflanzen dar. Diese Gewächse kommen an nährstoffreichen Standorten vor, an
denen Pflanzen häufiger Störung45 ausgesetzt sind, wie etwa an Wegrändern (=
Ruderalstandorte) oder in Äckern (= Segetalstandorte). Beide Gruppen von
Lebensräumen sind eng mit dem Wirken des Menschen verknüpft. In St. Wal-
burg wurden Störungszeigerpflanzen vor allem der Familien der Gänsefußge-
wächse (Amaranthaceae s.lat.), der Knöterichgewächse (Polygonaceae) und
der Rötegewächse (Rubiaceae) nachgewiesen. Die Belege stammen aus sämtli-
chen beprobten Bereichen des Brandopferplatzes und lassen keine auffälligen
Konzentrationen erkennen. Im Vergleich zu Ulten erbrachten die übrigen al-
pinen Brandopferplätze entweder gar keine Nachweise von Störungszeigern
oder zumindest weit geringere Mengen, so etwa die Kultstätte von Feldkirch
Altenstadt mit 16 Belegen aus 8 Taxa46 oder die Pillerhöhe bei Fließ mit einem
Einzelfund von Weiß-Gänsefuß (Chenopodium album)47.
Nur wenige der an der Kultstätte von St. Walburg nachgewiesenen Pflan-
zenreste stammen weder von Nahrungspflanzen noch von Vertretern der o.
g. Segetal- und Ruderalflora. Zu nennen ist etwa ein kurzes Sprossfragment
von Wacholder (Juniperus communis) aus Probe U-N46a nördlich der östlichen
Altarreihe (Altäre e und f). In derselben Probe wurde Furchen-Feldsalat (Va-
lerianella rimosa) anhand eines Nüsschens nachgewiesen. Unmittelbar aus der
Verfüllung von Altar f stammt die Frucht einer Seggenart aus der Artengruppe
der Stachel-Seggen (Carex muricata agg.). Im Ostprofil der Grabung sind Fin-
gerkraut (Potentilla sp.), Hahnenfuß (cf. Ranunculus sp.), Borstenhirse (Setaria
non glauca) und Klee (Trifolium sp.) anhand schlecht erhaltener Einzelfunde
belegt. Unbestimmt blieben einige Sämereien von Schmetterlingsblütlern
(Fabaceae) und Süßgräsern (Poaceae), die aus mehreren Bereichen des Kult-
platzes stammen. Häufig finden sich auch Sprossabschnitte von Süßgräsern.
Diese bis zu 3 cm langen Fragmente des Rhizoms48 wurden in mehreren Berei-
chen des Brandopferplatzes nachgewiesen, gehäuft jedoch außerhalb der Altä-
re. Einzelne Belege für verkohlte Kriechsprosse von Gräsern liegen auch von
den Brandopferplätzen Pillerhöhe (bei Fließ im Kaunertal)49 und Grubensee
(Maneidtal) vor50.
44
Gattringer (2006)
45
„Störung” ist im pflanzenökologischen Sprachgebrauch gleichbedeutend mit „Zerstörung“
(von Biomasse).
46
Heiss (2008, S. 44f., 141)
47
Heiss (2008, S. 55, 141)
48
Rhizom = der unterirdisch wachsende horizontale Kriechspross vieler mehrjähriger krautiger
Pflanzen
49
Heiss (2008, S. 55)
50
Heiss (2008, S. 87f)
Diskussion
Nahrungspflanzen
Das bisher für den zentralen Teil der Ostalpen während der Eisenzeit belegte
Spektrum an Getreiden und Hülsenfrüchten55 konnte nahezu vollständig auch
im Brandopferplatz von St. Walburg nachgewiesen werden. Unter den Getrei-
den sind Spelzgerste (Hordeum vulgare) und Rispenhirse (Panicum miliaceum)
die am häufigsten vertretenen Arten. Geringere Mengen von Spelz- und Nackt-
weizen sowie von Kolbenhirse wurden ebenso nachgewiesen. Unter Berück-
sichtigung der bekannt schlechten Erhaltungsfähigkeit von Hirsen56 kann ver-
mutet werden, dass sowohl Rispen- als auch Kolbenhirse im Verhältnis zu den
übrigen Getreiden stärker in den Opfergaben vertreten gewesen sein könnten.
Ein lokaler Anbau im Ultental ist für alle nachgewiesenen Kulturgetreide prin-
zipiell möglich. Jedoch stellen die beiden nachgewiesenen Hirsen, dabei insbe-
sondere Setaria italica, höhere Ansprüche an das Klima als die übrigen Getrei-
dearten. Sie sind aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit nur als Sommergetreide
kultivierbar57 und reagieren auf kühle Sommer schnell mit Ernteausfällen.
Ob also der Hirseanbau trotz unsicherer Erträge im eisenzeitlichen Ultental
tatsächlich praktiziert wurde, wäre zumindest zu diskutieren, vor allem unter
Berücksichtigung der eisenzeitlichen Klimaverschlechterung58. Bei Gerste und
51
Die Mengenverhältnisse der Holzkohlen wurden sowohl nach Stückzahl als auch nach Gewicht
ermittelt, die Prozentwerte der Taxa weisen durch diese doppelte Quantifizierung meist eine
gewisse Schwankungsbreite auf.
52
Vergleiche dazu etwa Marguerie & Hunot (2007).
53
Siehe hierzu Schweingruber (1976) und den Methodikteil bei Heiss (2008, S. 20-26).
54
Der Anteil untersuchter Holzkohlen mit Pilzspuren reicht von 40% (Wartau, Ochsenberg) bis
78% (Hahnehütterbödele, Ganglegg).
55
Schmidl et alii (2007)
56
dazu etwa Jacomet & Kreuz (1999), Märkle & Rösch (2004)
57
Franke (1997)
58
Die Veränderung des Klimas in Mitteleuropa am Übergang der Spätbronzezeit zur frühen
Eisenzeit hin zu feuchteren und kühleren Bedingungen wird u. a. bei Haas et alii (1998), Berg-
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 797
Abb. 7 Ermittelte Holzstärken
der verfeuerten Hölzer (gruppiert
in Durchmesserklassen nach
Ludemann 1996). N=84.
lund (2003), Tinner et alii (2003) sowie Zolitschka et alii (2003) anhand umfangreicher Daten
dokumentiert.
59
Swidrak & Oeggl (1996), Jacomet et alii (1999), Schmidl & Oeggl (2007)
60
Heiss (2008, S. 158)
61
Heiss (2008)
62
siehe Tab. 7, Tab. 8
63
Heiss (2008, S. 138, 158, 161)
64
Jacomet & Kreuz (1999)
65
Fischer (1985)
Taxa nur als Einzelfunde in den einzelnen Fundbereichen vor. Das Überwiegen
kultivierter Pflanzen über wild gesammelte Früchte kann auch an den meisten
anderen botanisch analysierten Brandopferplätzen beobachtet werden, mit
Ausnahme der kupferzeitlichen Kultstätte am Pigloner Kopf |Tab. 7, Tab. 8 |.
Anders als etwa bei Ölsaaten ist seltenes Auftreten der Belege von Wildfrüch-
ten nicht durch deren mangelnde Erhaltungswahrscheinlichkeit begründbar66.
Wildobst spielte im Ritus alpiner Brandopferplätze folglich wohl nur eine Ne-
benrolle. Gemeinsam mit den umfangreichen archäozoologischen Daten, die
die Dominanz domestizierter Tiere über gejagtes Wild dokumentieren, stellt
das Nahrungspflanzenspektrum alpiner Brandopferplätze somit einen deutli-
chen Hinweis auf „agrarische Tendenzen“ des Opferkultes dar. Diese waren
bereits mehrmals postuliert worden, Belege dafür fehlten jedoch lange67.
Störungszeiger
Die für den Brandopferplatz von St. Walburg nachgewiesenen Störungszeiger
stammen aus unterschiedlichen ökologischen Gruppen. Gegliedert nach den
Kriterien der Pflanzensoziologie68 sind „Unkräuter“ aus den Klassen der Cheno-
podietea (Hackfrucht- und Ruderalgesellschaften), der Secalietea (Halmfrucht-
gesellschaften) und der Plantaginetea (Trittpflanzengesellschaften) vertreten.
Ihr Einbringen in die Brandschichten des eisenzeitlichen Brandopferplatzes
ist nicht zufriedenstellend erklärbar, wenn sie rein als Getreideunkräuter ge-
sehen werden. Denn wie schon bei den Nahrungspflanzen erwähnt (s.o.) liegt
am Opferplatz von St. Walburg der Großteil des Getreides in verarbeitetem Zu-
stand vor. Durch die hierzu notwendigen Verarbeitungsschritte69 sollten Verun-
reinigungen durch Sämereien der Ackerbegleitflora entweder fast vollständig
entfernt oder stark zerkleinert worden sein.
Eine alternative Hypothese für die Herkunft der Störungszeiger im Brand-
opferplatz von St. Walburg ist, dass diese Pflanzen als Teil der Ruderalflora in
situ wuchsen. Der Nachweis über ihre Sämereien erfordert dabei eine ausrei-
chende Zeitspanne70, um den Lebenszyklus der Einjährigen bis zur Fruchtreife
ablaufen zu lassen. Ein Brachliegen des Opferplatzes über mehrere Monate
hinweg wäre demnach erforderlich. Nach Ablauf dieser Frist wären die Pflan-
zen dann entweder durch die Nähe zu den Opferfeuern unabsichtlich verkohlt
66
Deren Sämereien sind vorwiegend hartschalige Nüsse/Nüsschen oder Steinkerne, die sehr gut
verkohlt erhaltungsfähig sind (dazu etwa Jacomet & Kreuz 1999).
67
vgl. die Kritik bei Weiss (1997)
68
Oberdorfer (1994)
69
Dreschen, (bei Spelzgetreide ggf. zusätzliches Darren und Entspelzen), Worfeln, Sieben, Mah-
len, erneutes Sieben – etwa bei Hillman (1984a, b)
70
zumindest zwischen Spätfrühling und Spätsommer , s. Heiss (2008, S. 143-145)
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 799
oder im Zuge der Vorbereitungen des Platzes absichtlich verbrannt worden.
Dies würde die Hypothese stützen, dass der Opferplatz nur während punktuel-
ler Ereignisse im Jahr genutzt wurde, wie etwa zu Herbstbeginn71.
Zwei weitere Erklärungsmodelle für die Herkunft der Sämereien von Stö-
rungszeigerpflanzen werden vom Autor an anderer Stelle vorgeschlagen: zum
einen die intentionelle Opferung der entsprechenden Unkräuter72 sowie zum
anderen deren Eintrag durch die Opfertiere73.
Weitere Wildpflanzen
Unter den weiteren Funden aus Ulten ist eine einzelne Sprossspitze des Wa-
cholders (Juniperus communis) hervorzuheben, die nördlich der Altarreihe e/f
gefunden wurde. Der Strauch konnte in den Holzkohlen (s. dort) nicht nach-
gewiesen werden, weshalb er wohl keine wesentliche Rolle als Feuerholz für
die Brandopfer gespielt hat. Er könnte aber auch im Rahmen des Ritus in die
Opferfeuer gelangt sein. Denn als Pflanze von medizinischer und mythologi-
scher Bedeutung sind Wacholderarten seit der Antike dokumentiert74, unter
anderem auch für Räucherzwecke. In Mitteleuropa hat sich die Bedeutung von
Juniperus in Volksglauben und -medizin bis in die Neuzeit erhalten75. Die Ver-
wendung als Räucherwerk in vorrömischer Zeit im Ultental erscheint dadurch
vorstellbar. Funde verkohlter Wacholdernadeln liegen auch vom Brandopfer-
platz Grubensee (Maneidtal) vor76.
Weitere nachgewiesene Pflanzenreste sind nur von begrenzter Aussagekraft:
Furchen-Feldsalat (Valerianella rimosa) kommt sowohl in Trockenrasen als auch
an Ruderalstellen vor und könnte deshalb bei den Störungszeigern genannt
werden. Weitere, nicht näher bestimmbare Einzelfunde aus Ulten (cf. Ranun-
culus, Potentilla sp., Polygonum sp. s.lat. und Carex muricata agg.) können zur
sinnvollen Charakterisierung ihrer Standorte nicht herangezogen werden. Die
meisten Arten, die diesen Gruppen zuordenbar sind, kommen jedoch an offe-
nen bis gestörten Standorten vor. Auch hier besteht also zumindest die Mög-
lichkeit, dass es sich um Reste lokal am Opferplatz wachsender Pflanzen han-
delt. Den vereinzelten Sämereien unbestimmter Gräser (Poaceae indet.) und
Schmetterlingsblütler (Fabaceae indet.) kommt keinerlei Aussagekraft zu. Aus
den übrigen archäobotanisch untersuchten alpinen Brandopferplätzen liegen
Wildpflanzen in ähnlich geringen Mengen vor. Daraus hervorzuheben sind die
vergleichsweise großen Mengen vegetativer Reste der Gämsheide (Loiseleuria
procumbens), die aus einer latènezeitlichen Probe am Grubensee (Maneidtal)
geborgen wurden77, gemeinsam mit der Sporenkapsel (Sporogon) eines Stern-
mooses (cf. Polytrichaceae). Die verkohlte Erhaltung solcher Pflanzenteile ist
an sich selten, ihr Vorhandensein deutet deshalb auf zumindest punktuell sehr
gute Erhaltungsbedingungen hin, wie sie beispielsweise unterhalb eines Feuers
herrschen. Dort konnten Vertreter der lokalen Vegetation verkohlt erhalten
bleiben78.
Die Interpretation der in Ulten häufig nachgewiesenen Rhizomabschnitte
von Süßgräsern bietet einige interessante Aspekte, vor allem unter Einbezie-
hung A. von den Drieschs Hypothese zur Selektion von Köpfen und Füßen79.
Die dort beschriebene Praxis des Ausstopfens der Tiere mit Stroh würde ne-
ben einzelnen Getreidekörnern wohl auch massenweise vegetative Getreide-
71
Steiner (2005) sowie in diesem Band
72
Heiss (2008, S. 145f)
73
Heiss (2008, S. 146)
74
etwa bei Hippokrates (Adams 1886), Dioskurides (Berendes 1902) oder Plinius dem Älteren
(naturalis historia, liber XXIV, Von Jan & Mayhoff 1859)
75
vgl. Grimm (1844), Zoller (1981)
76
Heiss (2008, S. 87)
77
Insgesamt liegen aus dem Steinkreis 85 Blätter und 8 Sprossfragmente vor.
78
Vergleiche dazu die Diskussion bei Heiss (2008, S. 91).
79
Diese nicht unumstrittene Hypothese erklärt die an alpinen Brandopferplätzen häufig beob-
achtete Selektion der Tierteile dadurch, dass diese Körperteile (Köpfe und Füße) für die Op-
ferung im Fellverband belassen worden wären. Das gesamte Gebilde wäre anschließend mit
Stroh ausgestopft worden, um im Ritus das vollständige Tier zu repräsentieren. Siehe dazu von
den Driesch (1993), bzw. später Riedel & Tecchiati (2005).
Feuerholz
Wie sich bereits in Vorberichten als vorläufiges Ergebnis abzeichnete86 wird
das Holzkohlenspektrum des Opferplatzes von St. Walburg klar vom Fichte/
Lärche-Typ dominiert |Tab. 6 |. Dies entspricht sowohl der heutigen Situation
innerhalb der Waldbestände rund um Ulten als auch dem Bild, das sich im
Pollenprofil vom Totenmoos87 für die jüngere Eisenzeit abzeichnet, nämlich
dem Vorherrschen von Fichtenwäldern bzw. Fichtenmischwäldern, unter Bei-
mischung von Tanne und Lärche. Dies deckt sich ebenso mit den Literaturan-
gaben zur potenziellen88 und zur aktuellen89 Vegetation. Geringe Anteile der
Holzkohlen (insgesamt nur knapp 2-3%) entfallen auf Lichtzeiger bzw. Gehöl-
ze von Sukzessionsstandorten, die an Waldrändern stets zu erwarten sind. Sie
können auf punktuelle Auflichtungen des Waldes hindeuten, die aber für das
gesamte prähistorische Waldbild wohl keine Bedeutung haben. Die Artenzu-
sammensetzung der Holzkohlen in Ulten repräsentiert somit im Wesentlichen
das Bild eines Klimaxwaldes der oberen montanen Stufe und lässt keine spezi-
fische Selektion des genutzten Brennholzes erkennen.
Überhaupt weichen die Ergebnisse der Holzkohlenanalysen nur bei zwei
von insgesamt 13 alpinen Brandopferplätzen deutlich von der rekonstruierten
umgebenden Waldvegetation ab |Tab. 7, Tab. 8 |. Zum einen das mittel- bis spät-
bronzezeitliche Hahnehütterbödele am Ganglegg bei Schluderns: während
dort die Ergebnisse aus dem Gebäudebereich auf Überreste von Bauholz hin-
deuten90, geben die Holzkohlen aus der Brandschuttdeponie des Opferplatzes
80
Beispiele finden sich bei Hillman (1984a, b) sowie bei Hillman & Davies (1990).
81
Sie sind dort durch den singulären Fund einer Deckspelze repräsentiert. Ährchengabeln, Rha-
chis- oder Halmstücke fehlen vollständig.
82
Vergleiche die Anmerkungen zu den Erhaltungsbedingungen im Methodikteil.
83
Dräger (1994), zitiert in Siebert (1999)
84
Experimentalarchäologisch konnte dies beispielsweise durch Becker et alii (2005) und Mäder
(2002) dokumentiert werden.
85
Tropper et alii (2006)
86
Steiner & Heiss (2005)
87
Heiss et alii (2005), dazu ausführlich auch Oeggl & Kofler in diesem Band
88
Schiechtl (1987)
89
Peer (1991)
90
Die großen Ähnlichkeiten in Artenzusammensetzung (vorwiegend Fichte und Lärche) und
Holzqualitäten (mächtige Äste oder Stämme) zwischen dem Gebäudebereich des Opferplatzes
und der Siedlung am Ganglegg (Oberhuber & Swidrak 2002, 2007) stützen diese Hypothese.
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 801
Hinweise auf starke Walddegradation91. Zum anderen die latènezeitliche Kult-
stätte Trappeleacker (in Pfaffenhofen im Inntal): obwohl die lokale Waldve-
getation mit einiger Gewissheit zahlreiche Laubgehölze enthielt, wurden am
Opferplatz ausschließlich Holzkohlen von Nadelgehölzen nachgewiesen92.
Allgemein scheint der Art des Feuerholzes im alpinen Brandopferritus also
keine große Wichtigkeit zugekommen zu sein. Dies stellt eine scharfe Abgren-
zung alpiner Brandopferplätze beispielsweise vom Ritus der griechischen An-
tike dar93.
Interessant auch das Bild der untersuchten Holzqualitäten: Anhand der re-
lativ häufig beobachteten Abdrücke von Pilzhyphen in den Zellwänden scheint
an der Kultstätte von St. Walburg ein Großteil des Feuerholzbedarfes mit (be-
reits in Zersetzung begriffenem) Leseholz gedeckt worden zu sein. Die ermit-
telten Holzstärken weisen darauf hin, dass die Opferfeuer wohl überwiegend
mit Astholz beschickt wurden. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich auch an ande-
ren alpinen Brandopferplätzen: zwar schwankt die Dominanz der genutzten
Holzstärken (Astholz gegenüber Stammholz) zwischen den einzelnen Fund-
stellen, doch für die meisten der alpinen Brandopferplätze zeichnet sich eine
überwiegende Nutzung von Lese- bzw. Totholz ab94 |Tab. 7, Tab. 8 |.
91
Im untersuchten Material überwiegen dünne Äste lichtliebender Folgegehölze wie Hasel, Wei-
de und Birke. Dies ist in Anbetracht der unmittelbaren Nähe des Heiligtums am Hahnehüt-
terbödele zur Siedlung am Ganglegg wohl weniger auf Artenselektion als vielmehr auf die im
Siedlungsbereich zu erwartenden Rodungen zurückzuführen, vgl. dazu auch Heiss (2008, S.
79f, 149).
92
In den Proben sind Lärche (cf. Larix), Fichte/Lärche (Picea/Larix) und Kiefer (Pinus Subsect.
Pinus) belegt, während die vegetationsgeschichtlichen Daten das Vorliegen montaner Misch-
wälder mit Buche, Fichte und Tanne während der jüngeren Eisenzeit dokumentieren. Es ist
deshalb von einer intentionellen Auswahl der zur Befeuerung verwendeten Gehölze auszuge-
hen.
93
Vergleiche hierzu auch die Anmerkungen in der Einleitung.
94
Heiss (2008, S. 148-150).
Alpine Brandopferplätze
Custoza,
VCS I, Verona 124 SBZ
Sommacampagna
EM Este, Meggiaro I, Padova 15 LT
Tab. 1 Alpine Brandopferplätze sowie zirkumalpine Kultstätten mit Brandopferungen im Untersuchungsgebiet (entsprechend Abb. 1).
Maneidtal, Grubensee
Pfaffenhofen (A, Tirol)
Altenstadt, „Grütze“
Trappeleacker
Ochsenberg
St. Walburg
Pillerhöhe
Sölkpass
Burgstall
Anzahl Proben 2 18 2 7 17 10 31 1 3
Gesamtvolumen [ml] 2.250 96.933** 1.720 6.830 17.530 15.000 45.830 3.920 –*
Gehalt karpolog.
48,44 10,37** 249,42 1,32 23,84 29,00 95,61 61,73 –*
Reste [Stück/l]
Summe Taxa
15 (3) 33 (14) 17 (6) 10 (4) 27 (9) 16 (5) 61 (31) 7 (1) 4 (2)
(Summe Arten)
Tab. 2 Aufstellung der aktuell archäobotanisch untersuchten Proben aus alpinen Brandopferplätzen (vgl. auch Heiss 2008).
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 805
Probe Position Beschreibung Datum Gewicht [g] Volumen [ml]
Altar c
U-000C Altar c (von Nothdurfter zuvor als Altar D beschriftet) 17.04.1997 4.170 1.500
Altar e
U-000B Altar e 19.07.1989 8.547 3.620
Westaltar; oberstes Füllgut Altar im W-Sektor
U-1244 01.09.1989 5.736 2.100
(Altar e), 104-1, Fl. S
Westaltar; allerunterste Füllung auf Steinen
U-1250 01.08.1989 4.310 1.800
im W-Sektor (Altar e), 104-1, Fl. S
Altar f
U-1225 aus Ostteil des Altars (Altar f), 104-1, Fl. S – 5.048 2.030
Altar Ost; schwarze Erde Ostteil obenauf (Altar f),
U-1226 – 3.819 1.670
104-1, Fl. S
U-1235 aus Ostteil des Altars (Altar f), 104-1, Fl. S – 2.763 1.300
Altar Ost; Knochen/Erde Ostteil;
U-1251 04.09.1989 4.446 1.900
oberster Altarbereich Südseite (Altar f)
Altarreihe (Profil)
U-000I Ostprofil 2000, Probe I 09.03.2000 470 220
U-000K Ostprofil 2000, Umfeld Lehmtennen, Probe K 09.03.2000 5.476 2.600
U-K002 Ostprofil 2000, Umfeld Lehmtennen, Probe K (Teil 2) 09.03.2000 4.530 1.900
nördl. v. Altar e, f
U-M001 Quadrant M, nördl. Altar e, Steg Abbau 30.09.1996 3.331 1.710
U-N39a 104-1, Quadrant N, Sektor 39, unter Planum 2 – 3.640 1.730
U-N39b 104-1, Quadrant N, Sektor 39, unter Planum 2 – 4.736 2.280
U-N43a 104-1, Quadrant N, Sektor 43, unter Planum 2 – 5.906 2.440
U-N46a 104-1, Quadrant N, Sektor 46 (Inhalt Plastikwanne) – 2.544 1.460
U-N46b 104-1, Quadrant N, Sektor 46, unter Planum 2 – 5.052 2.390
südll. v. Altar e, f
U-000R Quadrant R, Abbau Steg oberhalb von ? 30.09.1996 2.669 1.590
104-1, Quadrant S, Sektor 20, unter Planum 2,
U-S20a 13.07.1989 626 260
dicht an der südl. Altarmauer (etwa 30-50 cm entfernt)
Knochen südseitig Altar f, entlang Ost-Profil -
U-000A 28.07.1989 7.160 3.050
älter als Kieswall (unterhalb der Mauer)
nördl. v. Altarreihe (Profil)
U-000L Ostprofil 2000, Probe L 09.03.2000 3.954 2.460
südl. v. Altarreihe (Profil)
U-A002 Ostprofil 2000, Probe A 09.03.2000 170 80
U-B002 Ostprofil 2000, Probe B 09.03.2000 334 240
U-C002 Ostprofil 2000, Probe C 09.03.2000 346 190
U-000D Ostprofil 2000, Probe D 09.03.2000 280 210
U-000E Ostprofil 2000, Probe E 09.03.2000 362 180
U-000F Ostprofil 2000, Probe F 09.03.2000 295 160
U-000G Ostprofil 2000, Probe G 09.03.2000 355 160
U-000H Ostprofil 2000, Probe H 09.03.2000 413 250
Ostprofil 2000, Probe J, Steg Abbau, Ausläufer, keine
U-000J 09.03.2000 4.315 2.080
Opferplatzstruktur
U-J002 Ostprofil 2000, Probe J 09.03.2000 4.388 2.270
SUMME 100.191 45.830
Tab. 3 Archäobotanisch untersuchte Proben vom Brandopferplatz St. Walburg, gegliedert nach Grabungsbereichen
(vgl. die Beprobungsschemata in Abb. 5 und Abb. 6).
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 807
Grabungsbereich Altar c Altar e
Taxon / Beleg
Anzahl Proben 1 3
Kultivierte Pflanzen
Getreide
Spelzgerste (Hordeum vulgare) Körner – 1
Rispenhirse (Panicum [cf.] miliaceum) Körner 3 9
Kolbenhirse (Setaria italica) Körner – –
Emmer (Triticum [cf.] dicoccon) Körner 1 1
Hüllspelzenbasen – –
Einkorn (Triticum cf. monococcum) Körner – –
Spelzweizen, unbest. (Triticum monococcum/dicoccon/spelta) Körner – 1
Nacktweizen, unbest. (Triticum aestivum/durum/turgidum) Körner – –
Weizen, unbest. (Triticum sp.) Körner 1 –
Getreide, unbest. (Cerealia indet.) AOV (Brei/Brot) 235 662
Körner 1 7
Hülsenfrüchte
Linse (Lens culinaris) Same – –
Saat-Erbse ( [cf.] Pisum sativum) Samen 2 2
Ackerbohne ( [cf.] Vicia faba) Samen – –
kultivierte Hülsenfrüchte, unbest. (Fabaceae cultae indet.) Samen – 11
Ölsaaten
Echter Lein (Linum usitatissimum) Samen – 1
Schlaf-Mohn (Papaver somniferum) Same – –
Wildobst
Haselnuss (Corylus avellana) Nüsse – 1
Erdbeere (cf. Fragaria sp.) Nüsschen – –
Rose (Rosa sp.) Nüsschen – –
Himbeere (Rubus idaeus) Steinkerne 1 –
Holunder (Sambucus nigra, Sambucus sp.) Steinkerne 1 –
Störungszeigerpflanzen
Acker-Meier (Asperula arvensis) Nüsschen – –
Melde (Atriplex sp.) Nüsschen – 1
Roggen-Trespe (Bromus secalinus) Körner – –
Gänsefuß-Arten (Chenopodium spp.) Nüsschen 2 6
Hühnerhirse ( [cf.] Echinochloa crus-galli) Körner – 1
Großer Windenknöterich (Fallopia convolvulus) Nüsschen – 3
Großes Kletten-Labkraut (Galium aparine) Nüsschen – –
Rundblatt-Storchschnabel (Geranium rotundifolium) Samen – –
Mäuse-Gerste (Hordeum cf. murinum) Körner – –
Vogelknöterich (Polygonum aviculare s.lat.) Nüsschen – 1
Acker-Röte (Sherardia arvensis) Nüsschen – –
Vogel-Sternmiere (Stellaria media agg.) Samen – –
Weitere ausgewählte Pflanzen
Stachel-Segge i.w.S. (Carex muricata agg.) Nüsschen – –
Echter Wacholder (Juniperus communis) Sprossfragmente – –
Furchen-Feldsalat (Valerianella rimosa) Nüsschen – –
Poaceae indet. Sprossfragmente – 1
Tab. 5 Verkohlte Pflanzengroßreste aus den Brandschichten von Ulten, St. Walburg (ohne Holzkohlen), gegliedert nach
Grabungsbereichen.
– 6 1 – – – 8
17 1 6 2 1 6 45
1 – – – – – 1
1 – 2 – – 1 6
– – 1 – – – 1
1 1 – – – – 2
2 – – – – – 3
2 – – – – – 2
3 – – – – 1 5
952 29 501 89 506 1.051 4.025
2 3 4 – – 1 18
– – 1 – – – 1
– – – – – 1 5
4 – – – – – 4
13 – 7 – 4 2 37
4 1 – – – – 6
– – 1 – – – 1
1 – 2 – – 1 5
– – 1 – – – 1
1 – – – – – 1
– – 1 – – – 2
– – – – – 2 3
– – 1 – 1 1 3
– – – – – – 1
– 1 – – – – 1
8 4 8 – 4 29 61
– – 4 – – 4 9
2 – 4 1 – 1 11
– – 1 – – – 1
– – – – 1 – 1
– – – – 1 – 1
1 1 1 – – – 4
1 – – – – – 1
1 – 2 – – – 3
1 – – – – – 1
– – 1 – – – 1
– – 1 – – – 1
1 1 17 – 2 22
44
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 809
Stückzahl Gewicht [g]
Taxon
absolut Prozent absolut Prozent
Nadelhölzer
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg
Selektion nach Arten n n j n n n n n n
Holzstärken o o O! o O! O! o O! o
811
Leseholz überwiegend j j n j n j j j j
Literatur Gattringer (2006), Heiss (2008) Heiss (2008) Heiss (2008) Castiglioni & Cottini Heiss (2008) Heiss (2008), Heiss (2008) Heiss (2008)
Gattringer & Oeggl (2000), Oeggl in Oeggl (1993)
(2005) Niederwanger &
Tecchiati (2000)
• Einzelfund
+ < 10 j …ja KuZ… Kupferzeit, SBZ… Spätbronzezeit, LT… La Tène-Zeit, RKZ… Römische Kaiserzeit
++ < 100 n …nein
+++ < 500 o …dünn (Zweige)
++++ 500+ O! …dick (Äste, Stämme)
Tab. 7 Übersicht über die wichtigsten botanischen Funde aus alpinen Brandopferplätzen. Teil 1: ältere Phase (Kupferzeit bis Spätbronzezeit).
Wartau, Pfaffenhofen, Ulten, Monte Forggensee Maneidtal, Grubensee
Grabung: Prati del Putia
Ochsenberg Trappeleacker St.Walburg** S. Martino bei Schwangau (späte Phase)
I, Bozen/
Land, Region/ Provinz: CH, St. Gallen A, Tirol I, Bozen/ Bolzano I, Trentino D, Bayern I, Bozen/ Bolzano
Bolzano
Zeitstellung: LT LT LT LT LT LT-RKZ LT-RKZ
Getreide
Spelzgerste (Hordeum vulgare) • – + + + + –
Rispenhirse (Panicum [cf.] miliaceum) – – ++ – ++ – –
Kolbenhirse (Setaria italica) – – • – – – –
Andreas G. Heiss
Weizen-Arten (Triticum spp.) • – ++ + +++ – –
Getreide, unbest. (Cerealia indet.) – – ++ + +++ – –
Brei/Brot +++ • ++++ – – – ++
812
Hülsenfrüchte
Linse (Lens culinaris) – – • + – – –
Saat-Erbse (Pisum sativum) – – + ++ – + –
Ackerbohne (Vicia faba) – – + + • + –
Sonstige / unbest. – – ++ + + ++ +
Ölsaaten
Echter Lein (Linum usitatissimum) – – + – – – –
Schlaf-Mohn (Papaver somniferum) – – • – – – –
Sammelobst
Hasel (Corylus avellana) – + + ++ – – –
Brombeere/Himbeeere u.a. (Rubus spp.) – – + – – – –
Holunder-Arten (Sambucus spp.) – – + – – – –
Sonstige – – + ++ + – –
Feuerholz (vorwiegende Eigenschaften)
Selektion nach Arten n j n n n n –
Holzstärken o O! o o/O! o – –
Leseholz überwiegend j n j j j j –
Literatur Heiss (2008) Heiss (2008) Heiss (2008), Oeggl Cottini et alii (2007) Castiglioni (2007) Küster (1999), Tegel (1999) Heiss (2008)
(1992), Rösch
(2002)
Tab. 8 Übersicht über die wichtigsten botanischen Funde aus alpinen Brandopferplätzen. Teil 2: jüngere Phase (La Tène-Zeit und Römische Kaiserzeit).
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 813
Taf. 1 Verkohlte Pflanzenfunde aus Ulten, St. Walburg (jüngere Eisenzeit). Maßstabslänge: 1 mm. (a) Korn der Spelzgerste (Hordeum
vulgare), (b) Korn der Rispenhirse (Panicum miliaceum), (c) Korn des Emmer (Triticum dicoccon), (d) Amorphe Objekte verkohlt (AOV)
bzw. Getreideerzeugnis, (e) REM-Aufnahme von d (Querzellenfelder einer Weizenart, Triticum sp.), (f) REM-Aufnahme von
d (einschichtige Aleuronzellen eines unbestimmten Getreides, Cerealia indet.), (g) Same der Linse (Lens culinaris), (h) Same der
Erbse (Pisum sativum), (i) Same der Ackerbohne (Vicia faba), (j) Lein (Linum usitatissimum), (k) Same des Schlaf-Mohns (Papaver
somniferum), (l) Steinkern der Himbeere (Rubus idaeus), (m) Steinkern des Schwarz-Holunders (Sambucus nigra), (n) Nüsschen des
Sautod-Gänsefußes (Chenopodium hybridum), (o) Nüsschen des Großen Kletten-Labkrauts (Galium aparine), (p) Nüsschen der Ackerröte
(Sherardia arvensis), (q) Same der Vogel-Sternmiere i.w.S. (Stellaria media agg.), (r) Sprossspitze des Gewöhnlichen Wacholders
(Juniperus communis), (s) Nüsschen des Furchen-Feldsalats (Valerianella rimosa).
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 815
Taf. 2 Verkohlte Pflanzenfunde aus Feldkirch, Altenstadt (Spätbronzezeit). Maßstabslänge: 1 mm. (a) Amorphe Objekte verkohlt
(AOV) bzw. Getreideerzeugnis, (b) REM-Aufnahme von a (Querzellenfelder einer Weizenart, Triticum sp.), (c) REM-Aufnahme von a
(mehrschichtige Aleuronzellen der Gerste, Hordeum vulgare), (d, e, f) Ährchengabeln des Emmer (Triticum cf. dicoccon),
(g) Ährchengabel des Einkorn (Triticum cf. monococcum), (h) Grannenfragmente einer Haferart (Avena sp.), (i) Nüsschen des Feigenblatt-
Gänsefußes (Chenopodium ficifolium), (j) Same des Schwarz-Nachtschattens (Solanum Sect. Solanum), (k) Steinkern des Schwarz-
Holunders (Sambucus nigra), (l) Steinkern einer Brombeer-/Himbeerart (Rubus sp.).
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 817
Zusammenfassung
Riassunto
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 819
Summary
Speisen, Holz und Räucherwerk. Die verkohlten Pflanzenreste aus dem jüngereisenzeitlichen Heiligtum von Ulten, St. Walburg 823
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Hrsg./A cura di
Hubert Steiner
Alpine
Archäologische und naturwissenschaftliche
Untersuchungen
Votivi
Archeologia e scienze naturali