Sie sind auf Seite 1von 5

2.1 Was ist Autismus ?

Autismus wird als angeborene tiefgreifende Entwicklungsstörung bezeichnet. Das Wort


„Autismus“ wird abgeleitet vom griechischen „autos“, das „selbst“ bedeutet. Damit ist
gemeint das ein autistischer Mensch sehr mit sich selbst beschäftigt ist.
Früher wurden autistische Auffälligkeiten in unterschiedliche Bereiche eingeteilt, das heißt
je nach Ausprägung. Man bezeichnete diese als sogenannte „Kanner-“,“Asperger-“ und
„ atypische“ Autisten. Viele Merkmale und Besonderheiten von Menschen mit Autismus
sind oft ähnlich und können nicht immer genau voneinander unterschieden werden. Darum
bezeichnet man dies mittlerweile als „Autismus-Spektrum-Störung“. Da es so viele
verschiedene Auffälligkeiten gibt, ist es fast unmöglich alle Autisten in einen Bereich
einzuteilen, denn sie haben Alle eine veränderte Art der Wahrnehmung. Viele Autisten
können auditive (Geräusche) und visuelle (Sichtbare) Eindrücke nicht gut filtern oder
ausblenden. Darum kommt es häufig in solchen Situationen zu einer Überforderung, weil
diese Reize nicht gut verarbeitet werden können. Dadurch können Reaktionen, wie zum
Beispiel schreien, weinen oder Rückzug, die für Außenstehende häufig befremdlich sind,
auftreten. Jeder Autist ist anders, so wie auch jeder andere individuell verschieden ist.
Innerhalb des Autismusspektrums äußern sich verschiedene Merkmale. So kann im
Frühkindlichen Autismus eine schwere geistige Beeinträchtigung vorliegen, beim Asperger
Syndrom Hochbegabung, sowie Mischformen entstehen. Zu den Autistischen
Eigenschaften zählen unter anderem vor allem eine Qualitative Beeinträchtigung der
sozialen Interaktionen. Mangelndes Einfühlungsvermögen, veränderte Wahrnehmung führt
häufig zu Missverständnissen, da soziale Signale, wie zum Beispiel Ironie nicht gedeutet
werden können. Nähe und Blickkontakt wird häufig vermieden. Es gibt nonverbale ( nicht
sprechend) Autisten, einige die wenig, oder einige die sogar sehr viel sprechen. Autisten
nehmen das, was gesagt wird, meist wörtlich und verstehen es nicht so wie es gemeint ist.
Dadurch können Missverständnisse entstehen, wenn Redewendungen, Sprichwörter oder
Ironische Ausdrücke verwendet werden, die etwas anderes ausdrücken, als gemeint ist.
Zum Beispiel „Hast du noch alle Tassen im Schrank !?“, wird somit wörtlich verstanden
und nicht so wie es scherzhaft gesagt wurde. Auch Töne und Geräusche können sehr
intensiv wahrgenommen werden, genauso wie Berührungen, Licht, Geschmack und
Temperaturen. Diese Überempfindlichkeit führt dazu, dass Autisten spezielle
Verhaltensweisen entwickeln, um sich vor Reizüberflutung zu schützen um sich in ihrer
Umwelt orientieren zu können. Ein autistisches Kind könnte sich zum Beispiel schreiend
auf den Boden werfen, um damit Töne und Geräusche, die ihm im Ohr Schmerzen,
auszublenden. Ebenso aus Angst von Menschen berührt zu werden, bei unangenehmen
Gerüchen, oder bei zu grellem Licht, könnte ein Autist plötzlich fluchtartig davon laufen,
oder auf Abstand gehen. Diese Verhaltensweisen werden häufig von der Umwelt als
unhöflich bewertet, obwohl es eine Schutzreaktion ist. Mit diesem Verhalten möchten
Autisten andere nicht ärgern, unhöflich behandeln oder ihnen sogar schaden. Im
Gegenteil: Sie versuchen damit, in unserer gemeinsamen Welt mit all ihren Reizen und
Menschen umzugehen.
Oft wird behauptet das Autisten sich kaum in andere Menschen einfühlen können oder
sich gleichgültig gegenüber ihnen zeigen. Meist ist dies aber nicht der Fall, nur entstehen
leider häufig Missverständnisse, durch die veränderte Wahrnehmung. Gesichtsausdrücke
anderer Menschen können meist nicht gedeutet werden. Zum Beispiel entstehen
Schwierigkeiten beim Erkennen der Mimik, ob jemand zum Beispiel grinst, ärgerlich guckt
oder ein trauriges Gesicht macht. Ein Autistischer Mensch fühlt sogar sehr intensiv, nur
das Deuten von Gefühlen anderer fällt ihm schwer. Augenkontakt zu halten ist meist sehr
unangenehm und anstrengend für sie, da sich der Ausdruck der Gesichter ständig
verändert. Durch die große Konzentrationsausdauer kommt es schnell zur Erschöpfung,
und die Worte in einem Gespräch können nicht mehr richtig verstanden und verarbeitet
werden. Darum halten Autisten oft nur flüchtig Blickkontakt. Dies ist weder unhöflich
gemeint, noch soll es ausdrücken das kein Interesse besteht.
Dies führt zu großer Verunsicherung, Chaos und Unordnung in ihrem Leben. Darum ist es
besonders wichtig für eine möglichst konstante und gewohnte Umgebung zu sorgen.
Struktur und Ordnung wird benötigt. Zur besseren Orientierung sollten Möbel und
Gegenstände immer ihren festen Standort behalten. Auch der Tagesablauf sollte meist
gleichbleibend ablaufen. Sobald es zu Veränderungen im Tagesablauf kommt , wie zum
Beispiel Stundenausfall in der Schule, oder Änderung von Terminen, muss dies in Ruhe
genau erklärt werden. Viele Menschen mit Autismus haben einen sehr genauen Blick und
konzentrieren sich auf einzelne Details, dabei verlieren sie aber leicht den Überblick auf
das Wesentliche. Es können auch Inselbegabungen vorliegen oder „Savants“ (engl. für
„Wissende“), dies bedeutet ein überdurchschnittliches Talent in einem besonderen
Bereich. Das ist jedoch nicht bei allen Menschen mit Autismus selbstverständlich. Manche
Autisten können schulisch sehr erfolgreich sein, oder studieren, jedoch mit einfachsten
Alltagssituationen, wie zum Beispiel Einkaufen, Kochen oder sich die Schuhe zubinden
völlig überfordert sein und deshalb auf alltägliche Unterstützung angewiesen sein. Geht
der Autismus nicht mit einer geistigen Behinderung einher, liegt meist eine ganz normale
Intelligenz vor. Sie haben einfach eine andere Wahrnehmung und Art des Denkens.
Dadurch können sie Dinge wahrnehmen, die anderen oft verborgen bleiben und zu neuen
Lösungswegen finden und eine große Bereicherung sein. Zum Beispiel gibt es Autisten mit
einer außerordentlichen Merkfähigkeit, die beinahe einem fotografischen Gedächtnis
gleicht. Diese können ganze Städte detailgenau nachzeichnen. Berühmte Autisten sind
zum Beispiel Albert Einstein, der unter anderem mit seiner Relativitätstheorie, einer
physikalischen Theorie von Raum und Zeit einen wichtigen Beitrag leistete. Der bekannte
Musiker und Komponist Wolfgang Amadeus Mozart, der mit seinen Musikstücken etwas
besonderes geschaffen hat. Aktuell macht die 18 Jährige Asperger Autistin Greta
Thunberg aus Schweden durch ihr Engagement zum Klimaschutz „Fridays for Future“
aufmerksam. All diese besonderen Persönlichkeiten konnten mit ihren Spezialinteressen
zu Veränderungen und einer großen Bereicherung beitragen.
Autismus wird nicht als Krankheit angesehen, sondern einfach als eine andere Art der
Wahrnehmung und des Denkens als bei anderen Menschen.
Erste Auffälligkeiten können sich bereits im Kleinkindalter zwischen einem und drei Jahren
bemerkbar machen, bei einigen entdeckt man autistische Verhaltensweisen erst später
während ihrer Schulzeit, oder im Erwachsenenalter.
Da Autisten bemüht sind sich in unserer Gesellschaft zu orientieren und anzupassen, dies
jedoch häufig nicht gelingt, können „Komorbiditäten“ (Begleiterkrankungen), wie zum
Beispiel Depressionen, Ängste, Zwänge und Essstörungen entstehen, die die
Lebensqualität stark beeinträchtigen und eine intensive therapeutische Unterstützung
erforderlich machen. Autismus ist angeboren und ist ein Teil der Persönlichkeit, die nicht
verändert werden kann. Durch Therapien, Struktur und Unterstützung gelingt es vielen
Autisten ein selbständiges Leben zu führen.
2.3 Asperger-Syndrom
Das Asperger Syndrom ist eine Form des Autismus-Spektrums und ist benannt nach Hans
Asperger einem Wiener Arzt. Dieser beschäftigte sich mit Patienten, die auffälliges
Sozialverhalten und Probleme in der kommunikativen Interaktion zeigten. Im Gegensatz
zu Kanner Autisten beschrieb Asperger überwiegend Jungen, die keine Verzögerung der
Sprachentwicklung oder eingeschränkte intellektuelle Fähigkeiten zeigten. Auffälligkeiten
können auch erst nach dem dritten Lebensjahr auftreten, was häufig eine Diagnose in
früher Kindheit verzögert. Oft gelingt es Asperger Autisten ihre mangelnden sozialen und
kommunikativen Kompetenzen zu überspielen, da sie meist über gute Verbale Fähigkeiten
und einem großen Wortschatz und Wissensdurst verfügen. Äußerlich kann man Asperger
nicht sehen, aber manchmal zeigen sich auch motorische Auffälligkeiten, wie zum Beispiel
eine ungewöhnliche Art des Gehens oder eine Ungeschicktheit einen Ball zu fangen.
Teilweise fällt es ihnen schwer ihre Bewegungen zu koordinieren. Auffällig sind häufig, wie
insgesamt im Autismus-Spektrum, stereotypische Verhaltensweisen. Das heißt sich
wiederholende Bewegungsmuster, Töne oder Tätigkeiten, die zur Orientierung und
Sicherheit dienen. Manchmal entstehen daraus auch krankhafte Zwänge, die die
Lebensqualität für einen Autisten und dessen Angehörige stark beeinträchtigen.
Veränderungen führen oft zu großer Unsicherheit, darum halten Autisten immer wieder an
den selben Dingen fest und sind wenig flexibel. Eine starke Ichbezogenheit macht es
einem Menschen mit Asperger schwer sich in andere hineinzuversetzen. Manche haben
das Gefühl, als kämen Autisten von einem „anderen Planeten“, da sie unsere Welt anders
betrachten, wahrnehmen und in ihr Leben. Um Missverständnisse zu vermeiden wäre es
wichtig das Gespräch mit ihnen zu suchen, ihnen Zeit und Raum zugeben, denn Autisten
wünschen sich auch Freunde. Es sollte auf Doppeldeutigkeiten, Ironie und Sarkasmus
verzichtet werden, klare Worte, die genau das meinen, was sie sagen.
Mit der richtigen Unterstützung und Ermutigung können Menschen mit Asperger-Syndrom
ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben führen.

4.2 Alltag mit Autisten


Autisten benötigen eine klare Struktur, die ihnen hilft sich im Alltag zu orientieren und für
Sicherheit zu sorgen. Das heißt, das der Tagesablauf meist ohne Abweichungen immer
gleichbleibend sein muss. Kleinste Veränderungen können einen Autisten völlig
verunsichern und für einen autistischen „Overload“ (= Überladung, Reizüberflutung) /
„Meltdown“ (= „Kernschmelze“, sieht von außen aus wie ein Wutausbruch) / „Shutdown“ (=
Abschalten) sorgen. Das heißt sie können ganz plötzlich ausflippen, ausfällig oder
aggressiv werden, schlagen, kratzen, spuken, oder auch völlig abschalten. Nicht immer ist
es möglich, nachzuvollziehen, warum sie sich so verhalten. Aber es gibt immer einen
Grund, auch wenn wir ihn nicht (sofort) erkennen. Sie können ihre Impulse nicht mehr
kontrollieren. Deshalb ist es wichtig solche Situationen möglichst zu vermeiden. Klare
Strukturen im Alltag und entsprechende Zeitpläne, klare Absprachen treffen und auch
einhalten. Ruhepausen einplanen, Stereotypen nicht unterbrechen, Reize minimieren. Zur
Orientierung sind Tagespläne mit einem genauen Ablauf hilfreich. Diese können mithilfe
autismusspezifischer- / Ergo- Therapeuten erstellt werden. Auch Social Stories (Bildlich
dargestellte Situationen) können hilfreich sein, um sich im sozialen Miteinander besser
orientieren zu können. Die Abläufe visualisiert (bildlich) darzustellen ist für Autisten oftmals
hilfreicher, als Verbal (wörtlich) die Dinge zu erklären.
Teilweise haben Autisten auch einen Schulbegleiter der sie täglich in der Schule begleitet
und unterstützt.

Das könnte Ihnen auch gefallen