Autismus wird als angeborene tiefgreifende Entwicklungsstörung bezeichnet. Das Wort
„Autismus“ wird abgeleitet vom griechischen „autos“, das „selbst“ bedeutet. Damit ist gemeint das ein autistischer Mensch sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Früher wurden autistische Auffälligkeiten in unterschiedliche Bereiche eingeteilt, das heißt je nach Ausprägung. Man bezeichnete diese als sogenannte „Kanner-“,“Asperger-“ und „ atypische“ Autisten. Viele Merkmale und Besonderheiten von Menschen mit Autismus sind oft ähnlich und können nicht immer genau voneinander unterschieden werden. Darum bezeichnet man dies mittlerweile als „Autismus-Spektrum-Störung“. Da es so viele verschiedene Auffälligkeiten gibt, ist es fast unmöglich alle Autisten in einen Bereich einzuteilen, denn sie haben Alle eine veränderte Art der Wahrnehmung. Viele Autisten können auditive (Geräusche) und visuelle (Sichtbare) Eindrücke nicht gut filtern oder ausblenden. Darum kommt es häufig in solchen Situationen zu einer Überforderung, weil diese Reize nicht gut verarbeitet werden können. Dadurch können Reaktionen, wie zum Beispiel schreien, weinen oder Rückzug, die für Außenstehende häufig befremdlich sind, auftreten. Jeder Autist ist anders, so wie auch jeder andere individuell verschieden ist. Innerhalb des Autismusspektrums äußern sich verschiedene Merkmale. So kann im Frühkindlichen Autismus eine schwere geistige Beeinträchtigung vorliegen, beim Asperger Syndrom Hochbegabung, sowie Mischformen entstehen. Zu den Autistischen Eigenschaften zählen unter anderem vor allem eine Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktionen. Mangelndes Einfühlungsvermögen, veränderte Wahrnehmung führt häufig zu Missverständnissen, da soziale Signale, wie zum Beispiel Ironie nicht gedeutet werden können. Nähe und Blickkontakt wird häufig vermieden. Es gibt nonverbale ( nicht sprechend) Autisten, einige die wenig, oder einige die sogar sehr viel sprechen. Autisten nehmen das, was gesagt wird, meist wörtlich und verstehen es nicht so wie es gemeint ist. Dadurch können Missverständnisse entstehen, wenn Redewendungen, Sprichwörter oder Ironische Ausdrücke verwendet werden, die etwas anderes ausdrücken, als gemeint ist. Zum Beispiel „Hast du noch alle Tassen im Schrank !?“, wird somit wörtlich verstanden und nicht so wie es scherzhaft gesagt wurde. Auch Töne und Geräusche können sehr intensiv wahrgenommen werden, genauso wie Berührungen, Licht, Geschmack und Temperaturen. Diese Überempfindlichkeit führt dazu, dass Autisten spezielle Verhaltensweisen entwickeln, um sich vor Reizüberflutung zu schützen um sich in ihrer Umwelt orientieren zu können. Ein autistisches Kind könnte sich zum Beispiel schreiend auf den Boden werfen, um damit Töne und Geräusche, die ihm im Ohr Schmerzen, auszublenden. Ebenso aus Angst von Menschen berührt zu werden, bei unangenehmen Gerüchen, oder bei zu grellem Licht, könnte ein Autist plötzlich fluchtartig davon laufen, oder auf Abstand gehen. Diese Verhaltensweisen werden häufig von der Umwelt als unhöflich bewertet, obwohl es eine Schutzreaktion ist. Mit diesem Verhalten möchten Autisten andere nicht ärgern, unhöflich behandeln oder ihnen sogar schaden. Im Gegenteil: Sie versuchen damit, in unserer gemeinsamen Welt mit all ihren Reizen und Menschen umzugehen. Oft wird behauptet das Autisten sich kaum in andere Menschen einfühlen können oder sich gleichgültig gegenüber ihnen zeigen. Meist ist dies aber nicht der Fall, nur entstehen leider häufig Missverständnisse, durch die veränderte Wahrnehmung. Gesichtsausdrücke anderer Menschen können meist nicht gedeutet werden. Zum Beispiel entstehen Schwierigkeiten beim Erkennen der Mimik, ob jemand zum Beispiel grinst, ärgerlich guckt oder ein trauriges Gesicht macht. Ein Autistischer Mensch fühlt sogar sehr intensiv, nur das Deuten von Gefühlen anderer fällt ihm schwer. Augenkontakt zu halten ist meist sehr unangenehm und anstrengend für sie, da sich der Ausdruck der Gesichter ständig verändert. Durch die große Konzentrationsausdauer kommt es schnell zur Erschöpfung, und die Worte in einem Gespräch können nicht mehr richtig verstanden und verarbeitet werden. Darum halten Autisten oft nur flüchtig Blickkontakt. Dies ist weder unhöflich gemeint, noch soll es ausdrücken das kein Interesse besteht. Dies führt zu großer Verunsicherung, Chaos und Unordnung in ihrem Leben. Darum ist es besonders wichtig für eine möglichst konstante und gewohnte Umgebung zu sorgen. Struktur und Ordnung wird benötigt. Zur besseren Orientierung sollten Möbel und Gegenstände immer ihren festen Standort behalten. Auch der Tagesablauf sollte meist gleichbleibend ablaufen. Sobald es zu Veränderungen im Tagesablauf kommt , wie zum Beispiel Stundenausfall in der Schule, oder Änderung von Terminen, muss dies in Ruhe genau erklärt werden. Viele Menschen mit Autismus haben einen sehr genauen Blick und konzentrieren sich auf einzelne Details, dabei verlieren sie aber leicht den Überblick auf das Wesentliche. Es können auch Inselbegabungen vorliegen oder „Savants“ (engl. für „Wissende“), dies bedeutet ein überdurchschnittliches Talent in einem besonderen Bereich. Das ist jedoch nicht bei allen Menschen mit Autismus selbstverständlich. Manche Autisten können schulisch sehr erfolgreich sein, oder studieren, jedoch mit einfachsten Alltagssituationen, wie zum Beispiel Einkaufen, Kochen oder sich die Schuhe zubinden völlig überfordert sein und deshalb auf alltägliche Unterstützung angewiesen sein. Geht der Autismus nicht mit einer geistigen Behinderung einher, liegt meist eine ganz normale Intelligenz vor. Sie haben einfach eine andere Wahrnehmung und Art des Denkens. Dadurch können sie Dinge wahrnehmen, die anderen oft verborgen bleiben und zu neuen Lösungswegen finden und eine große Bereicherung sein. Zum Beispiel gibt es Autisten mit einer außerordentlichen Merkfähigkeit, die beinahe einem fotografischen Gedächtnis gleicht. Diese können ganze Städte detailgenau nachzeichnen. Berühmte Autisten sind zum Beispiel Albert Einstein, der unter anderem mit seiner Relativitätstheorie, einer physikalischen Theorie von Raum und Zeit einen wichtigen Beitrag leistete. Der bekannte Musiker und Komponist Wolfgang Amadeus Mozart, der mit seinen Musikstücken etwas besonderes geschaffen hat. Aktuell macht die 18 Jährige Asperger Autistin Greta Thunberg aus Schweden durch ihr Engagement zum Klimaschutz „Fridays for Future“ aufmerksam. All diese besonderen Persönlichkeiten konnten mit ihren Spezialinteressen zu Veränderungen und einer großen Bereicherung beitragen. Autismus wird nicht als Krankheit angesehen, sondern einfach als eine andere Art der Wahrnehmung und des Denkens als bei anderen Menschen. Erste Auffälligkeiten können sich bereits im Kleinkindalter zwischen einem und drei Jahren bemerkbar machen, bei einigen entdeckt man autistische Verhaltensweisen erst später während ihrer Schulzeit, oder im Erwachsenenalter. Da Autisten bemüht sind sich in unserer Gesellschaft zu orientieren und anzupassen, dies jedoch häufig nicht gelingt, können „Komorbiditäten“ (Begleiterkrankungen), wie zum Beispiel Depressionen, Ängste, Zwänge und Essstörungen entstehen, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen und eine intensive therapeutische Unterstützung erforderlich machen. Autismus ist angeboren und ist ein Teil der Persönlichkeit, die nicht verändert werden kann. Durch Therapien, Struktur und Unterstützung gelingt es vielen Autisten ein selbständiges Leben zu führen. 2.3 Asperger-Syndrom Das Asperger Syndrom ist eine Form des Autismus-Spektrums und ist benannt nach Hans Asperger einem Wiener Arzt. Dieser beschäftigte sich mit Patienten, die auffälliges Sozialverhalten und Probleme in der kommunikativen Interaktion zeigten. Im Gegensatz zu Kanner Autisten beschrieb Asperger überwiegend Jungen, die keine Verzögerung der Sprachentwicklung oder eingeschränkte intellektuelle Fähigkeiten zeigten. Auffälligkeiten können auch erst nach dem dritten Lebensjahr auftreten, was häufig eine Diagnose in früher Kindheit verzögert. Oft gelingt es Asperger Autisten ihre mangelnden sozialen und kommunikativen Kompetenzen zu überspielen, da sie meist über gute Verbale Fähigkeiten und einem großen Wortschatz und Wissensdurst verfügen. Äußerlich kann man Asperger nicht sehen, aber manchmal zeigen sich auch motorische Auffälligkeiten, wie zum Beispiel eine ungewöhnliche Art des Gehens oder eine Ungeschicktheit einen Ball zu fangen. Teilweise fällt es ihnen schwer ihre Bewegungen zu koordinieren. Auffällig sind häufig, wie insgesamt im Autismus-Spektrum, stereotypische Verhaltensweisen. Das heißt sich wiederholende Bewegungsmuster, Töne oder Tätigkeiten, die zur Orientierung und Sicherheit dienen. Manchmal entstehen daraus auch krankhafte Zwänge, die die Lebensqualität für einen Autisten und dessen Angehörige stark beeinträchtigen. Veränderungen führen oft zu großer Unsicherheit, darum halten Autisten immer wieder an den selben Dingen fest und sind wenig flexibel. Eine starke Ichbezogenheit macht es einem Menschen mit Asperger schwer sich in andere hineinzuversetzen. Manche haben das Gefühl, als kämen Autisten von einem „anderen Planeten“, da sie unsere Welt anders betrachten, wahrnehmen und in ihr Leben. Um Missverständnisse zu vermeiden wäre es wichtig das Gespräch mit ihnen zu suchen, ihnen Zeit und Raum zugeben, denn Autisten wünschen sich auch Freunde. Es sollte auf Doppeldeutigkeiten, Ironie und Sarkasmus verzichtet werden, klare Worte, die genau das meinen, was sie sagen. Mit der richtigen Unterstützung und Ermutigung können Menschen mit Asperger-Syndrom ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben führen.
4.2 Alltag mit Autisten
Autisten benötigen eine klare Struktur, die ihnen hilft sich im Alltag zu orientieren und für Sicherheit zu sorgen. Das heißt, das der Tagesablauf meist ohne Abweichungen immer gleichbleibend sein muss. Kleinste Veränderungen können einen Autisten völlig verunsichern und für einen autistischen „Overload“ (= Überladung, Reizüberflutung) / „Meltdown“ (= „Kernschmelze“, sieht von außen aus wie ein Wutausbruch) / „Shutdown“ (= Abschalten) sorgen. Das heißt sie können ganz plötzlich ausflippen, ausfällig oder aggressiv werden, schlagen, kratzen, spuken, oder auch völlig abschalten. Nicht immer ist es möglich, nachzuvollziehen, warum sie sich so verhalten. Aber es gibt immer einen Grund, auch wenn wir ihn nicht (sofort) erkennen. Sie können ihre Impulse nicht mehr kontrollieren. Deshalb ist es wichtig solche Situationen möglichst zu vermeiden. Klare Strukturen im Alltag und entsprechende Zeitpläne, klare Absprachen treffen und auch einhalten. Ruhepausen einplanen, Stereotypen nicht unterbrechen, Reize minimieren. Zur Orientierung sind Tagespläne mit einem genauen Ablauf hilfreich. Diese können mithilfe autismusspezifischer- / Ergo- Therapeuten erstellt werden. Auch Social Stories (Bildlich dargestellte Situationen) können hilfreich sein, um sich im sozialen Miteinander besser orientieren zu können. Die Abläufe visualisiert (bildlich) darzustellen ist für Autisten oftmals hilfreicher, als Verbal (wörtlich) die Dinge zu erklären. Teilweise haben Autisten auch einen Schulbegleiter der sie täglich in der Schule begleitet und unterstützt.
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