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WERBEWOCHE

Fachmagazin für Werbung,


Medien und Marketing

Küssen macht schwanger


… und Pommes bestehen aus Sägespänen – was Sie schon immer
über McDonald’s und seine Produkte wissen wollten.

Top 2 Werbung Digital

Druck macht Helden aus Snap to Store


Eindruck hiesigen Hölzern Wie Snap Chat dem Detail-
handel helfen kann.
Die Werbewoche präsentiert Wie Rod mit der Woodvetia-
die für den «Swiss Print Kampagne für Schweizer
Award» Nominierten. Holz begeistern will.
Foto: Fotolia

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HERZLICHEN DANK AN UNSERE PARTNER UND SPONSOREN


Trägerverband Premiumpartner Goldpartner Silberpartner Offizielles Fachorgan SDV-Junior-Award

Bronzepartner Mediapartner

Sachsponsoren Multimedia & Event Partner


Impressum Zur Sache

werbewoche Performance des Hostings ein, ist der Auf-


Fachmagazin für Werbung, Medien schrei gross: Liegt bei der Werbewoche der
und Marketing
Server flach, steigt das «Werber des Jahres»-
44. Jahrgang/seit 1973 Wahltool aus, kommt der Newsletter zu spät,

Was zählt,
Verbreitete Auflage: 2162 Exemplare doppelt oder gar nicht, bekommen wir es sehr
(WEMF/SW-Beglaubigung 2016)
Verkaufte Auflage: 1111 Exemplare schnell mit unseren Lesern zu tun, zwischen
Druckauflage dieser Ausgabe: verzweifelt und wütend. Schön, mal etwas
2200 Exemplare
ISSN 1422-0202 ist die Gesamt- von Euch zu hören!
War früher die Druckmaschine kaputt,
ERSCHEINUNGSWEISE
gedruckt alle 14 Tage freitags, täglich
digital sowie montags bis freitags als
Performance kam keine Zeitung heraus. Ein Sachverhalt,
der logisch war und akzeptiert wurde. Auch
wenn er den Verleger ordentlich Geld kostete.
Newsletter
Wer heute noch verrückt genug ist, eine Dass heute (neben der Druckmaschine) auch
Ausgezeichnet mit dem Gütesiegel gedruckte Zeitung oder Zeitschrift herauszu- die IT eine Ladehemmung haben kann, darf
«Q-Publikation» des Verbands
Schweizer Medien geben, muss schauen, dass er parallel dazu ein schlicht nicht sein. Eine deutsche Studie zeig-
digitales Angebot bereitstellt, das fesselt, Zu- te kürzlich, dass Betreiber von Onlineshops
REDAK TION UND VERL AG
Somedia Production AG
satz-Content liefert und «Heft» oder «Blatt» pro Jahr bis zu 20 Millionen Euro Verlust ma-
Werbewoche in die Welt der Nullen und Einsen verlängert. chen – wegen abgebrochener Warenkörbe;
Neugasse 10, Postfach 1753 Nur wer auch digital, social und mobile ist, nicht verursacht von Konsumenten, die es
8031 Zürich kann heute noch Leser binden oder (noch sich anders überlegt haben, sondern von feh-
Telefon +41 44 250 28 00
Werbewoche.ch
besser) neue Leser gewinnen. lerhafter oder träger IT-Infrastruktur, Server-
Die Schwierigkeit: Das vervielfachte ausfällen oder zu langen Ladezeiten.
VERL AGSLEITUNG
Angebot muss auf allen Kanälen von hoher Selten ist die IT-Ladehemmung auf ein
Ralf Seelig
Telefon +41 81 255 54 56 journalistischer Qualität sein, die Vorzüge «menschliches Versagen» zurückzuführen,
ralf.seelig@somedia.ch des jeweiligen Kanals voll ausnutzen und wie jüngst beim Online-schon-längst-nicht-
CHEFREDAK TORIN
darf dabei – wenigstens jenseits des Papiers mehr-nur-Buchhändler-Amazon. Meist ska-
Anne-Friederike Heinrich (afh) – nichts kosten. Also muss es von Kleinst- liert das Hosting nicht problemlos oder die
Telefon +41 44 250 28 29 redaktionen ohne Ressourcen auf die Beine Infrastruktur ist überlastet. Wer sich ein- oder
f.heinrich@werbewoche.ch gestellt werden. Ausser- zweimal über ein Internet-
REDAK TION dem dürfen die digitalen angebot geärgert hat,
Nora Dämpfl e (nod) Nachrichten die Print-Aus- kommt nie wieder – es sei
n.daempfle@werbewoche.ch
Th omas Häusermann (hae)
gabe nicht kannibalisieren; Betreiber deutscher denn, die Preise sind kon-
die Gefahr ist gross, dass
t.haeusermann@werbewoche.ch
Ann-Kathrin Schäfer (aks) einst treue Abonnenten
Onlineshops machen kurrenzlos niedrig.
Was bedeutet das für
a.schaefer@werbewoche.ch aufs Digitale umsatteln, pro Jahr bis zu 20 Medien und ihre Leser?
wenn sie dort das Gleiche
DEUTSCHL ANDKORRESPONDENT
Peter Ehm, München oder wenigstens Vergleich-
Millionen Euro Verlust. Dass unser brüchig gewor-
denes Geschäft weiteren
Medienmitteilungen bitte an
bares kostenfrei erhalten. Bedingungen genügen
redaktion@werbewoche.ch
Digitale Angebote bezahlt zu bekommen, muss: Es gilt nicht mehr nur, am besten zu
VERK AUFSLEITUNG� scheint ebenso aussichtslos, wie junge Men- recherchieren und am packendsten zu erzäh-
ANZEIGENDISPOSITION
Th omas Stuckert
schen dazu zu bringen, Papier in die Hand zu len, Themen zu setzen, als Allererster Infor-
Mobile +41 76 343 81 55 nehmen. mationen zu verbreiten, die die Konkurrenz
t.stuckert@werbewoche.ch Als sei diese Ausgangslage nicht schon noch nicht hat, oder Kolportiertes zügig zu
KORREK TOR AT schwierig genug, wachsen die Ansprüche überprüfen, zu untermauern, allenfalls zu
Beat Zaugg der Leser an das (unbezahlte) digitale Ange- revidieren. Auch unsere Technik muss funk-
b.zaugg@werbewoche.ch bot: Bewegtbild, Musikclips, animierte Info- tionieren, das Hosting ausfallsicher laufen.
LIZENZ ZUM LESEN 2017 grafiken, Slider-Bildshows, Archiv und Schwächelt die Performance, womöglich
Jahresabonnement Werbewoche inkl. E-Shop müssen her und strapazieren nicht wiederholt, verlieren wir Leser – für uns der
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nur die Redaktionsressourcen, sondern auch allerschlimmste Fall. Und wir können nicht
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die IT-Infrastruktur ganz gehörig. Bricht die einmal selbst etwas dagegen tun, ausser ein
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nur mit Erlaubnis der Chefredaktion. werbewoche 08/2017 3
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News

6
3 Zur Sache: Was zählt, ist die Gesamt-Performance
 McDonald’s-Fake-Werbung: Die Ware Wahrheit
 «Swiss Print Award »: Druck macht Eindruck
10 Kurzmeldungen
12 Stephan Russ-Mohl über Erdogans Medienmacht
13 Theophil Butz: Wie wird man nicht «Werber des
Jahres»?
14 Kopf der Woche: Beat Künzli, Partner und Mitglied
8 der Geschäftsleitung bei Dynamite
16 13 Fragen an … Alex Schill, Global CCO
der Serviceplan-Gruppe
17 Aufgespiesst: Kreativitätsgehemmter Osterstau
 «Woodvetia»: Helden aus hiesigen Hölzern
20 New Campaigns
21 Medienmeinung: Konvergenz – von der Theorie
zur Realität
18 22 Media: Der Schweizer Werbemarkt bildet eine
Drei-Klassen-Gesellschaft
23 Was ist eigentlich … Brand Safety?
24 Stilradar: Es lebe die Gleichberechtigung!
 Frau Mügge liest: «Big Magic – Creative Living
Beyond Fear»
26 Snap to Store: Wie Snap Chat dem Detailhandel
helfen kann
25 27 Influencer Marketing: Heiliger Gral oder Hype?
28 Who is Who: «Best of Swiss Web»-Award-Night
30 Jobchange
31 Etats
32 Schweizer Fotografen: Maik Kanyanga
34 Aufgefallen I und II / Gesagt
35 Cartoon / Zu guter Letzt

werbewoche 08/2017 5
Top 1

Bilder: MDonald's
Fake-Werbung Millionen Falschnachrichten kursieren öffentlichen Raum beansprucht und anderen
im Internet. Die Bundesregierung will aus die Glaubwürdigkeit abspricht («Glaub nicht
Angst vor Hackerangriffen und Fake-News alles, was man dir erzählt»). McDonald’s inst-

Die Ware im Bundestagswahlkampf ein Abwehrzent-


rum gegen Desinformation einrichten. Goo-
gle will Trolle mithilfe einer Software be-
rumentalisiert hier den performativen Gehalt
der «Lüge», eine Strategie, derer sich Verla-
ge und Autoren mit Titeln wie die «Lebens-
­Wahrheit kämpfen, die automatisiert Hasskommentare
erkennen soll. Facebook will Falschnachrich-
mittel-Lüge» oder die «Cholesterin-Lüge»
bedienen. Die unterschwellige Botschaft der
ten per Algorithmus aussortieren, obwohl die Werbeplakate ist, dass man der Expertise
Wie McDonald’s versucht, Automatisierung der Nachrichtenlese zum der Ernährungswissenschaftler nicht trauen
Anschwellen solcher Fake-News geführt hat. soll, dass Burger und Pommes gar nicht so
mit Mythen und Gerüchten Und McDonald’s hat sich dem Kampf gegen ungesund sind, wie immer behauptet wird,
aufzuräumen – und dabei Fake-News verschrieben. Die Fast-Food- dass es eine andere «Wahrheit» hinter der
Kette verspricht im Rahmen ihrer «Quali- postulierten Wahrheit gebe. Darin schwingt
scheitert. tätskampagne» «Die Wahrheit über McDo- genau jener anti-elitäre Impetus mit, der sich
nald’s» mit Mythen und Gerüchten über ihre auch beim Brexit-Votum Bahn brach. Der
Text eigenen Produkte aufzuräumen. Anführer des Leave-Lagers, Michael Gove,
Adrian Lobe Auf grossflächigen Plakaten wirbt das sagte damals: «Ich denke, die Leute in dem
Unternehmen mit Sprüchen wie «Küssen
macht schwanger» oder «Selbstbefriedi-
gung macht blind», garniert mit der Losung:
«Glaub nicht alles, was man dir erzählt.»
Der Autor: Adrian Lobe … Auf ihrer Seite schreibt die Fast-Food-Kette:
… ist freier Journalist in Stuttgart. Er arbeitet «‹Im Filet-o-Fish ist gar kein Fisch›, sagen
für diverse Medien im deutsch­sprachigen
die einen. ‹Eure Pommes sind aus Holz und
Raum (u.a. Die Zeit, FAZ, NZZ). 2016 wurde er
für seine Artikel über Datenschutz und Über- Sägespänen›, behaupten andere. Es gibt un-
wachung mit dem Preis des Forschungsnetz- zählige Mythen und Gerüchte über die Qua-
werks «Surveillance Studies»­ ausgezeich- lität bei McDonald’s. Wahr ist: Wir haben
net. nichts zu verbergen, und es gibt nichts, was
unsere Gäste nicht wissen dürfen. Hier spre-
chen wir über Qualität bei McDonald’s. Fak-
Foto: zVg

ten statt Märchen. Die Wahrheit und nichts


als die Wahrheit. Versprochen!» Das klingt
wie Orwells Neusprech.
Zugegeben: Es ist eine clevere Mar-
keting-Strategie. In Zeiten von Fake-News
bietet das Unternehmen «echte» News, die
Vertrauen schaffen und die Loyalität der Kun-
den stärken sollen. «Wie McDonald’s Fake
News enttarnt», schrieb das Fachmagazin
«Werben & Verkaufen» lobhudelnd. Doch
so sehr McDonald’s um Aufklärung bemüht
ist, so sehr irritiert die Tonalität der Kampag-
ne. Die Fast-Food-Kette geriert sich als letzte
Wahrheitsinstanz, die die Deutungshoheit im

6  werbewoche 08/2017
Land haben genug von Exper-
ten.» McDonald’s spielt hier
offensichtlich mit dem latenten
Misstrauen gegenüber Experten,
das schon länger in den Köpfen
der Menschen sitzt und in dem
Kinderlied «Die Wissenschaft
hat festgestellt» (dass Marmela-
de Fett enthält) kultiviert wur-
de. Doch statt wissenschaftlich
erhärtbarer Fakten serviert Mc-
Donald’s einen infantilen «Zuta-
ten-Check»: «Jetzt kannst du un-
sere Burger, Nuggets, Desserts &
Co. auseinandernehmen – Zutat
für Zutat», mundgerechte Wis-
senshäppchen, die mehr Fragen
aufwerfen als klären und infor-
mationelles Fast-Food sind. Die
nachgereichten Informationen
zu den Inhaltsstoffen von McDo-
nald’s und Lebensmitteltests ent- McDonald's spasst mit falschen Fakten und zeigt im Pommes-Spot die Auswahl der Pommes-frites-Bäume sowie seine
halten keinen Quellennachweis. Pommes-Schnitzerei. Der Spot ist komisch, und Lachen ist gesund – Pommes sind es deshalb noch lange nicht.

McDonald’s produziert Nichtwissen trie entwickelt, die Milliarden Dollar ausgibt, Akteure fällt. Die Suche nach der Wahrheit
Das Verstörende an der McDo- um die Fakten ihrer nachweislich krebserre- ist heute nicht mehr allein Sache der Wissen-
nald’s-Kampagne ist, dass sie einen Absolut- genden Produkte zu bemänteln. Die Tabak- schaft, sondern die privater Konzerne wie
heitsanspruch («Die Wahrheit und nichts als konzerne, so Proctor, produzieren neben Ta- Facebook, die unter Ausschluss der Öffent-
die Wahrheit») erhebt, so als gelten wissen- bak Zweifel. McDonald’s und die Populisten lichkeit Falschnachrichten algorithmisch
schaftliche Studien nichts mehr. Man könn- betreiben dasselbe Geschäft wie die Tabakin- filtern und mit einer Art Gütesiegel zertifizie-
te den Marketing-Autoren freilich Naivität dustrie: Zweifel ist ihr Geschäftsmodell. Nur ren. Nach dem Motto: «Das darf man lesen,
unterstellen, dass sie von der einen «Wahr- dass die keine Zigaretten verkaufen, sondern das nicht.»
heit» sprechen, obwohl es ja bekanntlich gesellschaftliche Luftschlösser – oder ver-
keine absoluten Wahrheiten gibt. Bei Licht meintliche Wahrheiten. Privatisierung der Wahrheitssuche
betrachtet, flutet die Fast-Food-Kette den öf- Wahrheit ist bei McDonald’s nur noch Diese Privatisierung der Wahrheits-
fentlichen Raum mit noch mehr Fake-News, eine Ware, ein Lifestyle-Produkt («Besser- suche führt dazu, dass es keine amtliche Zer-
die zwar auch ohne Algorithmen entlarvt wissen»), das man sich zur Beruhigung des tifizierung von Erhebungen mehr gibt, die als
werden können, aber guten Gewissens Goldstandard für Debatten gelten könnte,
dennoch Verwirrung als Menü dazubucht sondern dass Daten von privaten Konzernen
stiften. Auf seiner – obgleich «die» beglaubigt werden – und Ergebnisse von
Website liefert Mc- Wahrheit die Evi- kommerziellen Interessen überformt wer-
Donald’s gewisser- denz von kalendari- den. Die McDonald's-Kampagne kann auch
massen «alternative schen Weissagungen im Zeichen einer Gegenaufk lärung gedeutet
Fakten», die das Ge- in Glückskeksen werden, die den Setzungen westlicher Kon-
sundheitsrisiko be- besitzt. Fakten wer- sumgesellschaften eine eigene (wenngleich
schwichtigen sollen. den zu Branded Con- verklärende) Faktizität entgegensetzt. Viel-
Zur Wahrheit gehört tent umgewidmet, leicht ist das der Preis einer Gratiskultur, bei
auch, dass Fast-Food zu einer Wahrheit, der es Informationen zum Nulltarif gibt, die
Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankun- die man sich narrativ zurechtlegt. Es kommt Suche nach der Wahrheit aber immer kost-
gen verursacht und McDonald’s Verbände nicht mehr auf die Verifikation der Wirklich- spieliger wird – und «die» Wahrheit nur noch
(etwa IFIC) sowie Studien finanzierte, in de- keit an, sondern auf ihren Verkaufswert. ein kommerziell verflachter Slogan ist, ein
nen die gesundheitlichen Risiken herunterge- Die Rede vom Postfaktischen verkennt, schickes Label, das Konzerne an ihr Produkt
spielt wurden und die in Fachjournals wie der dass das Faktische schon immer die Ausnah- heften.
American Society for Nutrition and the Aca- me war. Fritz Breithaupt und Martin Kolmar
demy of Nutrition and Dietetics erschienen. schreiben im Kursbuch 189 («Lauter Lügen»)
McDonald’s produziert eher Nichtwissen als unter der Überschrift «Fakten oder Faketen
Wissen. – Eine Geschichte postfaktischer Autoritä- Quellen:
Der Wissenschaftshistoriker und Stan- ten»: «Wir waren in einem bestimmten Sin- Mcdonalds.de/wahrheit
ford-Professor Robert Proctor prägte den ne immer Anhänger einer gefühlten Wahr- Wuv.de/marketing/wie_mcdonald_s_fake_
Begriff der «Agnotologie», die Lehre vom heit, die sich eher weniger als mehr mit dem news_enttarnt
Nichtwissen – eine «kulturell konstruierte deckt, was die Wissenschaft oder Autoritäten Well.blogs.nytimes.com/2015/08/09/coca-
Ignoranz, die von Interessengruppen krei- als Konsens anerkennen.» cola-funds-scientists-who-shift-blame-for-
ert wird, um Verwirrung zu stiften und die Die McDonald’s-Kampagne markiert obesity-away-from-bad-diets/?_r=0
Wahrheit in gesellschaftlich wichtigen An- eine bedenkliche Entwicklung, bei der die Eatdrinkpolitics.com/wp-content/uploads/
gelegenheiten zu unterdrücken». Proctor hat Deutungshoheit über Begrifflichkeiten zu- AND_Corporate_Sponsorship_Report.pdf
das Konzept im Hinblick auf die Tabakindus- nehmend in die Hände profitorientierter

werbewoche 08/2017 7
Top 2

«Swiss Print Award» – die Nominierten

Druck macht Opernhaus Zürich MAG


Auftraggeber: Opernhaus Zürich
Produzent: Opernhaus Zürich
Weihnachtskarten
Auftraggeber: Strebel Juon

Eindruck Produzent: Druckerei Robert Hürlimann

Agenturen, Verlage,
Drucker und Buchbinder haben
mit ihren ideensprühenden
Einreichungen zum «Swiss
Print Award 2017» wieder
einmal bewiesen, wie reizvoll Unternehmensbroschüre
bedrucktes Papier sein kann. und Crossmedia-Eventeinladung Kochbuch «La cucina della nonna»
Auftraggeber: Neidhart + Schön Auftraggeber: Mélanie Hangartner
Von 48 Arbeiten hat die Jury Produzent: Neidhart + Schön Produzent: Schoop

die folgenden 24 auf die Short-


list gesetzt; sieben Preisträger
werden am 11. Mai in Locarno
dafür ausgezeichnet, dass sie
«Lust auf Print» machen.
Text
Anne-Friederike Heinrich

Petite édition, Winterkleid


Agenda «Lust auf Weihnachtswünsche» Auftraggeber: Sonderegger
Auftraggeber: Kasimir Meyer Produzent: Sonderegger
Produzent: Kasimir Meyer

La Fenêtre Minimale 2015 Vitrocsa


Auftraggeber: Vitrocsa
Produzent: Buchbinderei Schlatter/
Courvoisier-Attinger

LuxePack Einladung 2016


Rezeptbuch-Set Feuer & Ring
Auftraggeber: Sonderegger
Auftraggeber: Feuerring
Produzent: Sonderegger
Produzent: Druckcenter am Rigi

Rausch & Ordnung


Auftraggeber: Eidgenössische Alkohol- Sammelband A Quintology of Diaries
verwaltung EAV Auftraggeber: Ferit Kuyas
Sammelband Vierwaldstättersee und
Produzent: 55 Weeks Produzent: Druckerei Odermatt
Gotthard
Auftraggeber: Imaginary Wanderings Press
Produzent: Druckerei Odermatt

8 werbewoche 08/2017
Ne pas toucher s.v.p.
Auftraggeber: Fischer Papier
Produzent: Fischer Papier
Geschäftsbericht Ringier 2015
Auftraggeber: Ringier
Immobilien-Broschüre Adelphi Produzent: Engelberger Druck
Auftraggeber: Melbery
Produzent: J. E. Wolfensberger

Leporello und Farbkarte «Farbkultur


in Schaff hausen»
Auftraggeber: Haus der Farbe
Produzent: J. E. Wolfensberger

Rathaus auf Reisen


Auftraggeber: Parlamentsdienste des
Grossen Rates des Kantons Bern
Produzent: Druckerei Varicolor
Landquart-Magazin
Auftraggeber: Druckerei Landquart
Produzent: Druckerei Landquart

Jubiläumsbuch Fumetto
Auftraggeber: Fumetto-Int. Comix-Festival
Luzern
Produzent: Engelberger Druck

Gedruckt in Wädenswil
Auftraggeber: Stutz Medien
Produzent: Stutz Medien
siehe auch Werbewoche 6/2017, S. 8/9

Itinera Italica: Römische Tagebücher


(Band 1 und 2)
Auftraggeber: Stiftsarchiv St. Gallen Mit dem «Swiss Print Award» ...
Produzent: Niedermann Druck ... werden Hersteller von Drucksachen aus-
gezeichnet, die mit ihren Arbeiten «Lust auf
Print» machen. Swiss-print-award.ch

Technologiecluster Zug Die Jury ...


Auftraggeber: V-Zug Immobilien ... des «Swiss Print Award» setzt sich aus
Produzent: J. E. Wolfensberger Typografen, Designern, Werbern, Agentur-,
Verlags- und Druckprofis sowie Papier-
experten zusammen:

Marco Bieri, Leiter Marketing Papyrus


Schweiz
Claude Bürki, Verpackungs-, Werbe-
und PR-Fachmann
Paul Fischer, Chefredaktor viscom print
& communication
Stefano Gazzaniga, Vizedirektor Viscom
Anne-Friederike Heinrich, Chefredakto-
rin Werbewoche
Klaus-Peter Nicolay, Chefredaktor
Kundengeschenk Geschenkpapier Druckmarkt Schweiz
Auftraggeber: Kalt Medien Jean-Paul Thalmann, Druckmarkt Verlag
Produzent: Kalt Medien Zürich
Japenese Pattern
Michael Waldvogel, Präsident asw Allianz
Auftraggeber: Sonderegger
Schweizer Werbeagenturen
Produzent: Sonderegger

werbewoche 08/2017 9
News

Sicherheitsvorkehrungen für
das Internet der Dinge
Marketer und Kreative sind besonders glücklich (aks) Fitnesstracker, selbstfahrende Autos oder Steuer­ungen
(aks) Die Personaldienstleistungsfirma Robert Half hat über 23 000 für Gebäude: Letztes Jahr waren gemäss Schätzungen bereits sechs
Angestellte in acht Ländern dazu befragt, wie glücklich sie in ihrem Job Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden. Allerdings werde
sind. Obwohl Mitarbeitende unterschiedliche Bedürfnisse, Ziele und den Sicherheitsaspekten des Internets der Dinge noch zu wenig
Vor­lieben haben, liefern die Studienergebnisse doch Hinweise auf all­ Beachtung geschenkt, warnt nun die Melde- und Analysestelle für
gemeingültige Faktoren, die die Mitarbeiterzufriedenheit direkt be­ Informationssicherung (Melani) des Bundes. Angriffe könnten ge-
einflussen. Folgende sechs Faktoren sollen nicht nur Angestellte motivie- nutzt werden, um Geld zu erpressen oder um Verunsicherung in
ren, sondern auch die Teamarbeit verbessern, die Rekrutierung verein­ der Gesellschaft auszulösen. Trotzdem verzichten einige Betreiber
fachen und Mitarbeitende binden: auf den Schutz durch Passwörter oder Verschlüsselung.
Melani empfiehlt Konsumenten daher, darauf zu achten, dass
1. Der richtige Job. Mit einem durchdachten Einstellungsprozess nicht nur PC und Smartphone, sondern auch intelligente Licht-
mit detaillierten Stellenbeschreibungen und gründlichen Bewerbungs- schalter regelmässige Software-Updates erhalten. Bei Gegenstän-
gesprächen stellen Firmen Mitarbeiter ein, die zur Unternehmenskultur den, die mit vom Hersteller voreingestellten Standard-Zugangs-
passen und wissen, was sie erwartet. daten kommen, sollten Konsumenten die Zugangsdaten zudem
2. Mehr Verantwortung. Nur knapp die Hälfte der Befragten sagt, dringend anpassen. Empfehlenswert seien eigene, komplexe Pass-
sie könne Einfluss bei der Arbeit ausüben oder kreativ sein. Entschei- wörter sowie Firewalls und separate Netzwerk-Segmente. Nicht
dungskompetenz und Gestaltungsfreiheit aber sind wesentliche Aspekte benötigte Geräte sollten vom Netz getrennt werden. Betrugsversu-
beruflichen Glücks. che über das Netz hat es auch im zweiten Semester 2016 zahlreiche
3. Ehrliche Wertschätzung. Regelmässig konstruktives Feedback gegeben. DDos-Angriffe und Verschlüsselungstrojaner etwa wür-
und ehrliche Anerkennung der Leistungen erzeugen lang anhaltende den nach wie vor für Geld-Erpressungen eingesetzt.
Glücksmomente im Job.
4. Den Sinn spüren. Mitarbeiter, die einer sinnstiftenden Arbeit
nachgehen, sind glücklicher als jene, für die es «nur» Arbeit ist. Mitarbei-
ter, die noch dazu stolz auf ihr Unternehmen sind, arbeiten mit einer 2,8
Mal höheren Wahrscheinlichkeit glücklich.
5. Fairness und Respekt erleben. Für Frauen ist dieser Aspekt der
wichtigste Glücksfaktor. Nur 7 Prozent derjenigen, die ein hohes Mass
an Fairness und Respekt erfahren, planen, ihren Job in den kommenden
Monaten zu wechseln.
6. Ein positives Arbeitsklima. Gute Beziehungen am Arbeitsplatz
sorgen für mehr Spass, Innovation und bessere Zusammenarbeit. Vorge-
setzte, denen es gelingt, eine gute Atmosphäre und ein Klima der Acht-
samkeit und Freundlichkeit zu etablieren, können auf motivierte und
produktive Mitarbeiter zählen.

Die Mehrheit der in der Robert-Half-Studie befragten Angestellten


erreicht auf einer Glücksskala von 0 bis 100 ein Happiness-Niveau von 70.
Am glücklichsten arbeiten Mitarbeitende, die im Marketing- und Kre-
ativbereich tätig sind, die ihrer Firma weniger als ein Jahr oder 6 bis 10 Gedrucktes weiterhin beliebt
Jahre treu sind, die eine Leitungsfunktion innehaben, zwischen 18 und 34 (aks/sda) Allen Unkenrufen zum Trotz sind die gedruckten
Jahre alt oder in einem kleinen Unternehmen mit bis zu 9 Leuten beschäf- Zeitungen und Zeitschriften der privaten Verlagshäuser in der
tigt sind. Allerdings sind nicht alle zufrieden: Ein Drittel der Studienteil- Schweiz bei der Leserschaft weiterhin beliebt. Die Gesamtreich-
nehmenden plant einen Jobwechsel in den nächsten sechs Monaten. An weite blieb seit letztem Herbst mit 94 (Vorperiode 95) Prozent auf
der Online-Befragung nahmen Arbeitnehmende aus Australien, Belgien, hohem Niveau stabil. Von der Gesamtreichweite der Medientitel
Deutschland, Frankreich, Kanada, den Niederlanden, den USA und dem entfallen zwei Drittel auf die gedruckten Ausgaben, während ein
Vereinigten Königreich teil. Drittel Online-Nutzer sind, wie die AG für Werbemedien­forschung
(WEMF) bekanntgibt. Die bezahlte Tagespresse konnte die
Brutto-­Reichweite ihrer Printleser halten.
Weiter auf dem Vormarsch ist die Zahl jener Leserinnen und
Leser, die die Web-Angebote nutzen. Spürbar gesteigert haben vor
allem jene Verlage ihre Nutzerzahlen, die im digitalen Geschäft
bisher noch wenig präsent waren. Dazu zählen Regionalzeitungen
sowie die Finanz- und Wirtschaftspresse. Am meisten gelesen wird
nach wie vor 20 Minuten, das in der Deutschschweiz, der Romandie
und im Tessin eine Gesamtreichweite von 3,2 Millionen erzielt. Da-
von entfallen 1,9 Millionen auf den Printtitel und 1,3 Millionen auf
Nutzer des Web-Angebots.
Die Schweiz als Innovationslabor für digitale Innovationen
(aks) Dank einer internetbegeisterten Bevölkerung hat die Schweiz gute Chancen,
sich als digitales Innovationslabor zu etablieren. Zu diesem Ergebnis kommt die Strategie-
beratung Oliver Wyman in einer aktuellen Studie. Knapp zwei Drittel der 2100 befragten
Schweizerinnen und Schweizer können nach eigener Aussage nicht länger als einen Tag
ohne Onlinezugang auskommen. Drei Viertel surfen täglich über zwei Stunden ausserhalb
der Arbeitszeit.
Grundsätzlich zeigen sich die Befragten der digitalen Technik gegenüber sehr auf­
geschlossen: 67 Prozent konstatieren einen positiven Einfluss auf ihr Leben. 74 Prozent
erwarten eine Vereinfachung der Arbeit, 57 Prozent rechnen mit neuen Jobs durch die
Digitalisierung, abhängig von der jeweiligen Branche. Eine Förderung von Bildung erhoffen
66 Prozent, 58 Prozent sehen positive Effekte für die Gesundheit voraus. Überwiegend wird
das Internet in der Schweiz noch zur Information und zum Austausch genutzt. Persönliche
Kommunikation erreicht dabei den höchsten Wert mit 79 Prozent vor Faktenchecks mit
61 Prozent.
Als potenzielles Hemmnis sehen die Autoren jedoch den noch verbesserungswürdi-
gen Schutz privater Daten. Bereits ein Fünftel der Befragten ist Opfer von Internetkrimina-
lität geworden. 77 Prozent der Befragten befürchten eine wachsende Internetkriminalität,
und 68 Prozent rufen diesbezüglich nach mehr Regulierung: Wirtschaft und Politik seien
aufgefordert, bestehende Sicherheitsbedenken abzubauen.
So geben fast drei Viertel der Befragten nur ungern persönliche Daten weiter. Zudem
machen sich 63 Prozent Sorgen darüber, wie Unternehmen diese verschlüsseln und spei-
chern. Starke Unterschiede offenbaren sich bei der Frage, wem die Schweizer persönliche
Informationen anvertrauen. Technologiefirmen und On-
linehändler schneiden am schlechtesten ab: Nur 26 Pro-
zent der Befragten gaben an, Vertrauen bei der Datenwei-
tergabe an Technologie­firmen zu haben, bei Onlinehänd-
lern sind es 27 Prozent. Zum Vergleich: Ärzte, Spitäler
und Krankenkassen kommen auf 64 Prozent, Banken auf
62 Prozent und auch Universitäten, Hochschulen sowie
Forschungs-institute liegen mit 55 Prozent weit vorne.
Industrieübergreifende Zusammenarbeit und ver-
besserte Regeln für den Umgang mit persönlichen Daten
sowie die klare Positionierung des Mehrwerts für den
Kunden könnten das Vertrauen stärken und das Wachs-
tum des Digitalstandorts Schweiz weiter beschleunigen,
sind die Studienautoren überzeugt. «Das Land könnte
so zum digitalen Innovationslabor in Europa werden»,
meint Martin Gahr, Studienautor und Berater bei Oliver
Wyman in Zürich.

Reclam wird 150 Jahre alt


(aks/sda) Die Büchlein mit den klein
Kaum Onlineshops im gedruckten, schwer verdaulichen Texten
werden 150 Jahre alt. Ob Goethe, Schiller,
Schweizer Buchhandel Lessing oder Storm: Seit Jahrzehnten defi-
(aks) Ein Grossteil der Schweizer nieren Schüler ihren, nicht selten erzwunge-
Buchhändler hat heute eine eigene Web­ nen, Zugang zu den Klassikern der Weltlite­
site. Etwa die Hälfte aber nutzt diese nicht ratur über die Farbe Gelb.
als ­Onlineshop. Der Grund für die Zurück­ Hatte die älteste Reihe auf dem deut-
haltung sind laut einer SDA-Meldung die ho- schen Buchmarkt in den ersten 50 Jahren
hen Entwicklungskosten. Insbesondere klei- noch einen Rosenholzton, waren es später
nere Buchhandlungen nutzen Webauftritt Chamois- oder Elfenbein-Schattierungen.
und Social-Media-Kanäle, wenn überhaupt, Im Jahr 1970 wurde das markante Gelb zum
nur dafür, um auf Veranstaltungen, Projek- Markenzeichen. Die Initialzündung für den
te und Neuerscheinungen hinzuweisen, und Verlag lag da schon 100 Jahre zurück: Am
verkaufen nur im persönlichen Kontakt oder 9. November 1867 trat eine Änderung der Ur-
über Telefonbestellungen. heberrechtsregelung in Kraft, mit der Auto-
ren eine Schutzfrist für die Veröffentlichung
ihrer Werke von 30 Jahren nach ihrem Tod
erhielten. Da Klassiker so gemeinfrei wurden,
wuchs Reclams günstige Bibliothek rasant.
Seit 1948 am häufigsten verkauft wurde Schil-
lers «Wilhelm Tell» mit 5,4 Millionen Exem-
plaren.

werbewoche 08/2017 11
Köpfe

Sie hat nicht nur in der Einwande- Staatsbediensteten wurde, die bereits lange
rungspolitik seit vielen Jahren vieles falsch vor der Volksabstimmung in der Türkei unter
gemacht. In Deutschland haben auch Politik «Terrorverdacht» entlassen worden waren,
und Medien viel zu lange tatenlos dem Trei- haben uns die meisten Mainstream-Medien
ben von Erdogans Geheimdienst und seinen ebenfalls bisher vorenthalten.
Propagandatrupps zugesehen. Besser: Sie Vieles, vor allem der Ausgang des Refe-
haben weggeguckt, um nicht zusehen und rendums, bei dem in Deutschland prozentual
einschreiten zu müssen – und jetzt dafür un- weit mehr Türken für Erdogans Sultanat ge-
übersehbar eine Quittung bekommen. stimmt haben als in der Türkei selbst, deutet
An Erdogan (und ebenso an Putin) darauf hin, dass Erdogans AKP und deren
verblüfft, wie weit ihre Medienmacht inzwi- Handlanger über Jahre hinweg im deutschen
schen reicht und wie sie ihre Anhänger selbst Untergrund erfolgreich Brainwashing be-
in Deutschland zu mobilisieren vermögen trieben haben. Einen detaillierten Überblick
Meinung – und damit in der Bundesrepublik innenpo- über das dichte Netzwerk von Kulturinstitu-
litische Krisen und Kontroversen auslösen ten, Stiftungen, Zeitschriften und weiteren
konnten. In beiden Fällen sind es jeweils vor Initiativen, die dazu beigetragen haben dürf-

Erdogans allem, aber nicht nur «ihre» russischen und


türkischen Medien, die Desinformation ver-
breiten.
ten, hat der Historiker Joseph Croitoru zu-
sammengetragen – und nicht etwa im Spiegel,
der FAZ oder der Süddeutschen Zeitung, son-
­Medienmacht Zwar untersagten Gerichte und muti-
ge Kommunalverwaltungen dem türkischen
dern in der Neuen Zürcher Zeitung publiziert.

und Machen- Präsidenten die Wahlkampfauftritte seiner


Minister vor der Abstimmung über das Re-
ferendum und damit die alleroffensichtlichs-
Framing untergejubelt
Den deutschsprachigen Medien hat
Erdogan wiederholt geschickt sein Framing
schaften ten Propaganda-Aktivitäten in Deutschland.
Erdogan wurde zuvor auch nicht bei der tür-
untergejubelt. Nach allem, was im Vorfeld des
Referendums an Einschüchterung stattfand,
kischen Grossdemonstration in Köln nach war das ja – anders als von Erdogan und vie-
Frappierend war das dem gescheiterten Putschversuch 2016 übers len Medien insinuiert – von vornherein keine
Fernsehen als Redner zugeschaltet. demokratische Abstimmung mehr. Deshalb
schon, wie anders die in der ist auch die jetzige Diskussion über Wahlbe-
Schweiz (und auch die in den Politiker eingeschüchtert trug ebenso skurril wie müssig. Für Erdogans
Es ist dem «Sultan» aber fraglos ge- Narrativ, dass die Gülen-Bewegung Draht-
USA) ­lebenden Türken im lungen, türkischstämmige deutsche Politiker zieher des Putschversuchs im Sommer 2016
Vergleich zu ihren Landsleuten einzuschüchtern, als im Bundestag die Arme- war, gibt es bislang ebenfalls keine stichfesten
nien-Resolution zur Beweise, aber die
in Deutschland über das Ver- Abstimmung stand. Medien verbreiten es
fassungsreferendum, sprich: Obendrein hat er die Prof. Dr. Stephan Russ-Mohl leitet das Euro­ willig weiter.
deutsche Bundesre- päische Journalismus-Observatorium an der Höchste Zeit
Erdogans Ermächtigungsge- gierung und auch die Universität Lugano.
also, dass sich die
setz, abgestimmt haben. Das ist EU-Kommission in Journalisten in den
Brüssel wiederholt westlichen Demo-
fraglos ein Indiz für gelingen- zu skurrilen Eiertän- kratien mehr um
de Integration bei uns und in zen bewegt. Auch für die Machenschaften
professionelle Poli- Erdogans, aber auch
Amerika – und für das Entste- tikbeobachter blieb um die bei uns leben-
hen von Parallelgesellschaften beispielsweise un- den türkischen Min-
klar, ob sich Merkel derheiten kümmern,
in der Bundesrepublik. und ihr Aussenminister Steinmeier von der und dass die Politik dem Sultan endlich den
Armenien-Resolution des deutschen Parla- Geldhahn zudreht und die Beitrittsverhand-
Text ments distanzierte – obschon die Regierung lungen mit der EU beendet.
Stephan Russ-Mohl ja eigentlich im Auftrag des Bundestags han-
delt und ihm gegenüber verantwortlich und
rechenschaftspflichtig ist.
Kein Ruhmesblatt ist auch, wie wenig
die Medien darüber berichtet haben, wie Er-
dogan Journalisten schikaniert und die Pres-
sefreiheit stranguliert. Ein Aufschrei der Em-
pörung hallte erst durch den Blätterwald, als
mit dem Welt-Korrespondenten Deniz Yücel
ein Journalist inhaftiert worden war, der ne-
ben seinem türkischen auch einen deutschen
Pass hat. Das Schicksal der anderen 150 türki-
schen Journalisten hinter Gittern erwähnten
die deutschen Medien eher beiläufig, als sie
sich um Yücel zu kümmern begannen. Und
was aus Tausenden Wissenschaftlern und

12  werbewoche 08/2017


Köpfe

Der Motz von Butz

Die vier Kandidaten, die zum «Werber des Jahres 2017»


nominiert wurden, haben – ich will nicht behaupten – meine
Kolumnen gelesen. Zumindest haben sie nicht das Gegenteil
meiner Ratschläge befolgt.

Text beste Filmteam zu beauf-


Theophil Butz tragen, und der Illustrator
muss nicht zwingend ein
Hier nun meine Vorschläge, was man Engländer sein. Man kann
tun soll, um zu verhindern, dass man für diese noch an vielen weiteren
Auszeichnung vorgeschlagen werden könnte. Orten sparen, auch bei sich
Halte die Konsumenten für blöd und selber. Vor allem spart man
rede zu ihnen wie mit Kindern. Aber auch am Spass und somit an der
Kinder sind nicht blöd und durchschauen kreativen Qualität. Dann
dein Werbegetrommel und deine unglaub- haben wir das gewünschte
würdigen Übertreibungen. Mega, super, Resultat von unauff älliger
giga, gaga. Werbung erzielt.
Eine Werbebotschaft mit einer nicht Weitere Tipps sind, Chapeau !
wirklich guten Pointe ist gut, um nicht auf die zum selben Zeitpunkt zu
WdJ-Liste zu gelangen. Noch besser ist, die- werben, wenn alle anderen Die TV-Spots für die Man Box von Zalando gefallen mir
ausserordentlich. Sind aber wohl leider keine Schweizer
sen schlechten Witz x-mal zu wiederholen. es auch tun, nur ein einzi-
Produktion.
Hilfreich ist auch, auf Inseraten oder ges Inseratesujet zu gestal-
Plakaten möglichst keine humorvolle, frische ten, eine Viertelseite gross,
Hauptbotschaft und auch kein verblüffendes dafür über mehrere Jahre,
Bild zu verwenden, sondern das Foto selber um die Leser vollends zu verärgern, und in
mit dem Handy zu schiessen, mindestens der typografischen Bildlegende zu beschrei-
zwei bis drei Nebenbotschaften, einen Wett- ben, was auf dem Bild zu sehen ist. Gilt auch
bewerb und sehr viel Kleintext einzubauen. für Headlines.
Ein Neu-Kleber ist auch immer gut. Übrigens ist es nicht nur sicher,
Erfinde ein Werbekonzept, dass man so nicht «Werber des Jah-
das niemanden aufregt. Ver- res» wird, sondern man riskiert
suche die Umsetzung so auch, den Kunden zu verlie-
zu gestalten, dass sie nicht ren. Der erklärt dann, wie er
zu sehr auff ällt. Es sollte in sich die Werbung vorstellt.
den Produktkategorien wie Selbstverständlich haben
Shampoo, Billigaktionen, die Werber diese Wünsche
Partnersuchfirmen, Banken zu erfüllen, um doch noch im
ähnlich daherkommen wie die Geschäft zu bleiben. So, und
Theophil Butz, Grafiker,
Konkurrenz. An der Autobran- jetzt dreht sich der Teufelskreis. Wer beagentur inhaber,
che könnt ihr euch gut für unauf- Am Schluss ist der Kunde mitsamt Inspirator und eingefleischter
fällige Werbung inspirieren las- dem Budget doch weg, weil es den Werbewoche- Motzer. Sach-
sen. Die haben diesen Ununter- Kunden gar nicht mehr gibt. dienliche Hinweise bitte an
theophil@undbutz.ch.
scheidungsfaktor perfekt drauf. Ich empfehle, alle meine Rat-
Weitere erfolgreiche Me- schläge nicht zu befolgen und lieber
thoden, nie «Werber des Jahres» zu riskieren, einmal diesen Egon in
zu werden, ist, dem Kunden Händen halten zu können.
beim Geldsparen zu helfen. Aufsteller dieser Woche
Also beim Fotografen das Ho- sind die Flaacher Spargeln.
norar zu kürzen, die Stylistin
einzusparen, nur das zweit-

Heute könnt ihr nachlesen, wie ihr nicht in den


Besitz dieser Trophäe kommen könnt.
Köpfe

spots produziert, so etwa für Mentadent, «Appenzeller, die machen es richtig.


Honda oder Nissan. Das waren meine ersten Der Markenkern ist klar, stimmig. Seit Jahren
Berührungspunkte mit der Werbebranche, wird das nach aussen transportiert, und zwar
die mich sogleich faszinierte, anzog.» in einer Art, die es anderen Marken verun-
Anfang der 90er-Jahre kam eine Anfra- möglicht, in die gleiche Kerbe zu schlagen.
ge, ob er Ideen für das Gastronomie-Projekt Ich habe immer Freude, wenn ich diese Spots
«Movie» von Globus hätte. Er hatte. Und sie sehe. Total simpel, total authentisch – auch
gefielen. So bewegte Beat Künzli sich lang- weil so konstant.»
sam weg von seiner ursprünglichen Tätigkeit. Über Marken, die er nicht selbst betreut
«1994 löste ich mich endgültig aus der beste- oder gut kennt, mag er sich gar nicht wertend
henden Firma und gründete in Luzern Künzli äussern. «Das wird dann schnell geschmäck-
Communication. Ich hatte gemerkt, dass mir lerisch – und Markenführung ist genau das
Kommunikation und Werbung liegen und nicht! Sie beruht auf einem Konzept, auf ei-
Kopf der Woche mir diese Arbeit Freude macht», erzählt er. ner Struktur. Den eigenen Geschmack sollte
Er bildete sich weiter, machte schliesslich man dabei nicht in den Vordergrund stellen.
seinen Master an der HSLU, den er mit ei- Ich bin ja nicht Zielgruppe für jedes Produkt,

«Im Kernwert nem Projekt für die Post als Master-Arbeit


abschloss. Während der Arbeit an diesem
Employer-Branding-Projekt, «Einmal Gelb
muss also auch nicht alles gut finden», meint
er.

liegt die absolute immer Gelb», das bei der Post ausgebildete
Arbeitskräfte auch in ihrer weiteren Lauf-
Strategie und Kunst
Beat Künzlis berufsexterne Leiden-

Wahrheit» bahn an das Unternehmen binden sollte, wur-


de Beat Künzli bewusst, dass sein Herz für
Markenführung und Branding schlägt. Und
schaft, die Hochseeseglerei, ist eines der ver-
bindenden Elemente zu seinem neuen Part-
ner Roger Bosshart. «Wir sind beide begeis-
dabei ist es all die Jahre geblieben. terte Hochseeskipper, wissen im wörtlichen
Beat Künzlis Herz schlägt wie im übertragenen Sinn, wie wir ein Schiff
Spannend wie ein Krimi
für Markenführung und «Menschen waren immer
­Branding, seit Anfang April schon bestrebt, das Besondere Foto: Nora Dämpfle

zu finden. und genau darum geht


nicht mehr nur in Luzern, es bei Marken. Jede Marke hat
­sondern nach der Fusion seines dieses Besondere. Es zu finden,
ist hochinteressant», sagt Künz-
Unternehmens Künzli li lebhaft. Dass das «sein Ding»
­Communication mit ist, müsste er nicht explizit er-
wähnen, die Art, wie er darüber
Dynamite auch in Cham. redet, spricht für sich. Wie De-
tektivarbeit sei es zuweilen, wenn
Text man sich in die Geschichte, in das
Nora Dämpfle Wesen einer Marke hineinarbei-
tet, gräbt, sucht, zusammenträgt,
analysiert, um den Kern heraus-
«Ich bin seit 33 Jahren selbstständig, zudestillieren. «Im Kernwert
offenbar liegt mir das einfach. Gewisse Züge liegt die absolute Wahrheit. Sie
muss man in sich haben, um das so jung schon aufzudecken, ist ein bisschen wie
zu wagen – damals noch mehr als heute», sagt ein Krimi, sehr spannend!» Aber
Beat Künzli und lacht. Er sitzt im Bespre- nicht nur das. «Die Kernwerte
chungszimmer von Dynamite in Cham. Am herauszuarbeiten, ist für die stra-
1. April erst ist er hier «eingezogen». Zu die- tegische Planung ganz zentral.
sem Datum nämlich fusionierte er sein Unter- Grundlegende Markenarbeit ist
nehmen Künzli Communication mit Roger das Fundament, auf dem dann
Bossharts Agentur Dynamite. die Kreativität spielen kann, um
Den Schritt in die Selbstständigkeit die Werte und Inhalte nach au-
wagte er mit 24 Jahren. «Ich gründete mit ssen zu transportieren.» Diese
einem Partner die AG für visuelle Medien, Arbeit mündet in Naming, Logo,
AVM, ein Unternehmen für Video- und Post- Campaigning, die die Essenz der
produktionen. Wir verfügten unter anderem Markenwerte sicht- und erlebbar 01
über eine für die Schweiz exklusive Lizenz machen. Wenn die Basis solide
für eine Morphing-Software. Das war damals recherchiert und die Strategie sorgfältig erar- zu steuern haben. Beide haben wir schon so
eine technische Innovation, die sehr ange- beitet sei, könne nicht mehr viel schiefgehen unsere Stürme erlebt, sind also seetüchtig»,
sagt war. Michael Jackson hatte sie gerade in in der Markenführung. Wenn nicht, könne sagt er und lächelt. Das Segeln hat auch sonst
einem Video eingesetzt.» Schweizer Doku- auch eine noch so kreative Kampagne in ei- nicht so wenig mit seiner Arbeit zu tun, wie
mentarfilmer gehörten genauso zur Kund- ner Sackgasse enden. «Ein Produkt hat einen man meinen könnte. «Beim Segeln sind eine
schaft von AVM wie internationale Inter- Lebenszyklus, eine Halbwertszeit, eine gut Vorrecherche und eine gute Strategie enorm
preten und Künstler. «Wir haben aber auch gepflegte Marke eben nicht», sagt der Master wichtig. Einfach mal darauf lossegeln ist,
Schnitt für ‹10 vor 10› gemacht und Werbe- of Communication Management. gerade auf dem Meer, eine schlechte Idee.

14  werbewoche 08/2017


Bild: zVg
Künzli seinen jetzigen Partner, könne man das besser, weil mehr Raum ist für
Roger Bosshart, kennen, der aktive Beratung, für Ideen, für Austausch und
in der Aufnahmekommission letztlich für nachhaltige Arbeiten. Zudem sei
sass. «Wir haben uns dann bei die Fusion weit mehr als die Summe ihrer Tei-
ASW-Veranstaltungen häufig le. «Wir nutzen Synergien, schärfen unsere
gesehen – oder bei Pitches getrof- Kompetenzen und bauen unsere interdiszi-
fen. Manchmal haben wir Projek- plinären Kommunikationsleistungen wei-
te zusammen realisiert, weil wir ter aus. Der Kunde profitiert von noch mehr
uns gut ergänzen.» Die Erfah- Know-how, noch mehr Ressourcen und noch
rung bei den Wettbewerben war mehr Dynamit.»
mit ein Grund, warum, irgend-
wann und dann immer wieder
und intensiver, eine Fu­sion The-
ma wurde. «Bei Pitches haben
wir gemerkt, dass oft der eine von
uns dem anderen aus bestimmten
Gründen, seien das geografische,
grössentechnische oder andere,
vorgezogen wurde. Daraus erga-
ben sich erste Gespräche in Rich-
tung Zusammenschluss. Wir hat-
ten so eine Ahnung, dass wir als
Gespann harmonieren würden.
Mehr Sprengkraft entwickeln
könnten. Heute ist aus dieser Ah-
nung Überzeugung geworden.»
Überstürzt haben die
beiden Agenturen ihre Fusion
02 nicht. «Als wir uns darauf geei-
nigt hatten, haben wir intensiv,
Für die Planung muss ich verschiedene Fak- sorgfältig bis in die Details besprochen und
toren berücksichtigen, insofern finden sich überlegt, wie wir unsere teilweise doch sehr
da schon Parallelen zum Beruf», sagt er, der unterschiedlichen Agenturen zu einer um-
schon in jungen Jahren viel auf dem Wasser bauen könnten.» Ein neues Unternehmen zu
war. «Damals noch auf Binnengewässern mit gründen, sei einfacher, als zwei zusammen-
Jolle oder Katamaran, gerne und oft an Regat- zuschliessen. Keine einfache Angelegenheit
ten. Auch dort spielt die Strategie eine grosse also, aber eine sehr lohnende, findet er.
Rolle», sagt Künzli. Segeln sei eine gute Mi- Die Fusion fand unter Ausschluss der
schung aus Konzentration – die nie fehlen Öffentlichkeit statt; bis eine Woche vor der
dürfe auf offener See – und totaler Entspan- tatsächlichen Zusammenlegung wusste nie-
nung. Wasser, Himmel, Wind – einfach sein, mand Bescheid. «Bevor wir an die Öffent­
Bild: zVg

das werde nie langweilig. Auch auf dem Land lichkeit gelangten, haben wir natürlich
ist Beat Künzli gerne unterwegs, mit dem unsere Kunden persönlich informiert. Die
Bike, um den Kopf durchzulüften, oder auf Reaktionen auf unsere Entscheidung waren
Reisen. Nächstes Ziel: Botswana mit Offro- unterschiedlich, aber fast durchgehend po-
ader und Dachzelt. No-Go: Pauschaltouris- sitiv. Man versteht uns und unsere Entschei-
mus. Inspirierend: fremde Kulturen. dung, das konnte ich spüren.» Die Website
In seiner Freizeit ist der Luzerner kre- von Dynamite kommt im wörtlichen Sinn mit
ativ-gestalterisch tätig. Die dreidimensionale viel Sprengkraft daher, gewollt. «Wir finden,
Kunst wurde ihm in die Wiege gelegt, sein Kreativität sollte sich maximal entfalten kön-
Vater war Goldschmied. «Auch bei diesem nen, weniger geht ja immer», sagt Beat Künz-
Hobby finde ich Vergleichsmöglichkeiten li, der heute im Gegensatz zu seinem Porträt
mit meinem Beruf. Nichts ist da, abgesehen auf der Website businessmässig daherkommt.
von Inspiration, Möglichkeiten, Material. Re- Dort trifft man ihn nämlich in voller Flieger-
trospektiv finde ich es immer wieder faszinie- montur, startklar.
rend, wie eine Skulptur oder eben auch eine Alle müssten sich nun an die neue Si-
Idee Form annimmt. Wie aus ‹Nichts› etwas tuation gewöhnen – nicht nur die Kunden,
entsteht.» Ein intensiver Gestaltungsprozess sondern auch die beiden Teams, die jetzt als 03
liegt auch im Beruflichen hinter Künzli: Die eine Agentur funktionieren. Die Expansion
Fusion von Künzli Communication mit Dy- war bei den Fusionsüberlegungen eine trei-
namite. bende Kraft. «Die Branche ist stark im Wan- 01 Beat Künzli einmal buissnesslike in seinem Büro
del, Agilität ist zwingend notwendig, dem in Cham, das er Anfang April bezogen hat ...
02 ... und einmal als «Piratenkapitän» auf der Web-
Zwei Skipper, ein Ziel Kunden proaktiv zu begegnen, ihn über die site von Dynamite.
Als die Aufnahme von Künzli Com- heute so vielfältigen On- und Offline-Mög- 03 Doppelkopf: Roger Bosshart und Beat Künzli
munication in die ASW, Allianz Schweizer lichkeiten aufzuklären, ist, meiner Meinung leiten die Agentur gemeinsam.
Werbeagenturen, geprüft wurde, lernte Beat nach, essenziell.» In einem grösseren Team

werbewoche 08/2017 15
Köpfe

5 Schon mal überlegt, die Werbebranche zu

Fotos: zVg
verlassen?
Ja. Eigentlich jeden Tag seit 23 Jahren. Ich
denke, ich komme trotzdem an jedem nächs-
ten Morgen wieder in die Agentur, weil ich
mir eben diese Freiheit lasse, zu gehen, wenn
ich keine Lust mehr habe. Aber ob dieser
Moment jemals kommen wird, wer weiss das
schon. So lange mache ich einfach mal weiter.

6 Können Sie uns ein kleines Geheimnis


verraten?
Nein. Ohne Geheimnisse gäbe es keine Neu-
gier. Und Neugier ist der Anfang von allem.
Ich liebe Geheimnisse.

7 Was hat Sie inspiriert, in die Werbebran-


che einzusteigen?
Ich bin 1990 zum Studieren an die Hochschu-
le der Künste nach Berlin gegangen. Aber
ehrlich gesagt, nur, weil ich die spannende
Zeit der Wiedervereinigung in Berlin erleben
wollte. Von dort wurde ich dann direkt von
Springer & Jacoby in Hamburg angeheuert.
Hat sich irgendwie so ergeben. Gewollt habe
ich das mit der Werbung eigentlich nie. Bin da
so reingerutscht. Wie gesagt, eigentlich woll-
te ich Arzt werden.
13 Fragen an …
9 Nennen Sie uns eine Kampagne, die Ihnen in letzter
Zeit positiv ­aufgefallen ist – aber nicht von Ihnen stammt.

Alexander Schill «Like a Girl» von Always finde ich nach wie vor grosse
Klasse. Ein gesellschaftlich relevantes Thema zu besetzen
und eine Bewusstseinsveränderung zu erzeugen, ist das,
Chief Creative Officer bei der was wir alle heutzutage mit Werbung versuchen. Wenn
man das dann auch noch unmissverständlich mit seiner
­ erviceplan-Gruppe
S Marke verknüpfen kann und so mehr Produkte verkauft,
ist das schon eine tolle Sache. Alles richtig gemacht.
Interview
Nora Dämpfle 9 Welche Eigenschaften machen Sie zu einem guten
Werber
Dass ich eigentlich nie Werber werden wollte.
1 Das beste Buch, dass Sie in letzter Zeit gelesen
haben? 10 Wieso entsprechen Sie nicht den gängigen Klischees
«Just Kids» – Patty Smith und Robert Mapplethorpe eines Werbers?
Weil ich tief in mir drin wahrscheinlich doch ein Arzt bin.
2 Wären Sie nicht Werber geworden – was dann?
Arzt. Der Mensch an sich ist der grösste Zauber dieser 11 Wie wissen Sie bei einer Idee, dass sie gut ist?
Welt. Aber mit Menschen habe ich ja in der Werbung zum Wenn ich nicht darüber nachdenken muss, warum sie
Glück auch reichlich zu tun. gut ist. Es ist wie ein warmer Schauer der Glückseligkeit.
Ein perfekter Moment. Wie ein gutes Glas Rotwein..
3 Stimmt für Sie die kolportierte Meinung, dass man
in Agenturen nicht alt werden kann, oder ist das ein 12 Welche Werbekampagne aus Ihrer Kindheit hat einen
Vorurteil? bleibenden Eindruck auf Sie
Natürlich kann man in der Wer- hinterlassen?
bung alt werden. So lange man Alexander Schill ist seit 2008 der welt- Afri-Cola. Wegen der sexy Non-
jung im Kopf bleibt. weite Kreativchef (Global Chief Creative nen.
Officer) der Serviceplan-Gruppe. Im Jahr
2006 war er Gründungsmitglied des Hauses
4 Worauf können Sie unmöglich der Kommunikation Hamburg, dem damals
13 Was geht Ihnen durch den
verzichten? ersten Standort der Serviceplan-Gruppe Kopf, wenn Sie auf der Strasse
Auf meine Familie und meine ausserhalb Münchens. Innerhalb weniger oder im Fernsehen eine Kampa-
Motorräder. Jahre führte er die Agenturgruppe an die vor- gne sehen,
dersten Plätze nationaler und internationaler
die aus Ihrer Feder stammt?
Kreativrankings. In den vergangenen Jahren
hat er über 50 Cannes-«Löwen» gewonnen, «Hätte besser sein können.»
inklusive zwei Grands Prix in den Jahren 2012
und 2013.
Werbung

Aufgespiesst

Kreativitäts-
gehemmter
Osterstau
Text
Anne-Friederike Heinrich

Gute Laune über Ostern weckte bei die Verknüpfung mit den Hasenöhrchen und daher solidarisch und demokratisch. Und alle
mir den Wunsch, das oben abgebildete, am damit mit der Botschaft, dass die (wohl mehr- tragen Bunny-Öhrchen und spielen Ringel-
Ostersonntag geschaltete Inserat mit Wohl- heitlich) Damen, die dieses Utensil tragen, pietz mit Anfassen?
wollen zu betrachten und seine Botschaft zu nicht nur hörig sind, sondern dass man von Natürlich nicht. Und deshalb ist der
verstehen. In Alltagslaune hätte ich einfach ihnen Besitz ergreifen darf, ist so weit unter rosa Kopfschmuck auch so furchtbar fehl am
kopfschüttelnd weitergeblättert, aber nun der Gürtellinie, dass sich das Aufregen darü- Platz, sogar und vor allem zu Ostern. Der
war es passiert – vor allem, weil die Bunny- ber fast nicht lohnt. Betrachter bekommt nun das Gefühl, dass
Ohren und der Fir- Trotzdem ma- irgendjemand in der Kommunikationsabtei-
menname «Pax» in chen mich blöde, lung (der Stift?) am Gründonnerstag-Nach-
meinem Kopf eine bornierte, chauvinis- mittag den Auftrag bekommen hat, «rasch
latente Verknüpfung Was wollte uns der Werber tische und nicht zu mal noch eine Osteranzeige» zu kreieren,
mit dem christlichen
Fest herstellten. Das
damit sagen – und warum sagt Ende gedachte Aus-
sagen wahnsinnig
«Logo, Claim und irgendwas mit Ostern».
Und der war mit seinen Gedanken bereits
allerdings wohl nur er es uns nicht einfach? wütend. Dass das beim langen Wochenende mit seinem Bunny.
auf der Grundla- werbende Unterneh- Da wäre ja ein Hase im Nest mit dem Claim
ge meines Schokoladeneier-getunten guten men «Pax» heisst, ändert daran gar nichts. «Wir legen unsere Eier alle ins gleiche Nest»
Willens, denn schliesslich sind rosa Hasenöhr- Im Gegenteil strahlt dieser Name eine völlig noch besser gewesen – und bringt diesen Vor-
chen eher Puff-Utensil als Papst-Equipment affektierte Selbstwahrnehmung ohne Blick schlag bitte nicht im nächsten Jahr!!!
(obwohl …). auf die Aussenwelt aus – oder kann es tatsäch- Mein Fazit: kreativitätsgehemmter
lich sein, das man seinen Frieden findet, wenn Osterstau vor den Toren des Gehirns. Wir-
Verspieltes Wortspiel man bei Pax sein Geld anlegt? Pax vobiscum, kung: Marken-Demontage und nachhaltiges
Ich vertiefte mich weiter in das Inserät- der Friede sei mit Euch?! Vergraulen potenzieller Kunden. Werbebot-
chen und stolperte über das Wortspiel: «Wir schaft, ruhe in Frieden!
hören nicht nur auf unsere Kunden – wir ge- Ringelpietz mit Anfassen
hören Ihnen.» Abgesehen davon, dass man Aber genug der Wut, ich wollte das
die beiden Sätze mehrfach lesen muss, weil Inserat ja verstehen. Frei nach dem Motto:
ein pseudokreativer Mensch die Satzzeichen «Was wollte uns der Werber damit sagen –
weggelassen hat (vermutlich, weil er nicht und warum sagt er es uns nicht einfach?»
wusste, wo sie zu setzen sind), ist das, was Also las ich den Copytext. Dort wird erklärt,
wohl überzeugend oder wenigstens humor- dass es sich bei Pax um ein Vorsorgeunterneh-
voll sein soll, überhaupt nicht komisch. Und men handelt, das im Besitz seiner Kunden ist,

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01

Sensibilisierungs-Kampagne «Woher das Holz kommt, das ich gera- der Auftraggeber waren ambitioniert, aber
de kaufe? Das weiss ich nicht – und es inter- das Budget nicht allzu hoch», erklärt Agen-
essiert mich auch nicht.» Mit diesen Worten turpartner Schärer. Hätten seine Leute mit

Helden aus speist eine Dame vor einem Schweizer Bau-


markt den Psychoanalytiker Peter Schneider
ab. Der Beginn des fünfzehnminütigen Do-
den budgetierten 2,25 Millionen Franken
Plakate und TV-Spots geschaltet, hätten sie
nur einen Funken Aufmerksamkeit erzielt, ist
hiesigen Hölzern kumentarfilms der Kommunikationsagentur
Rod führt vor Augen, was die Wald- und Hol-
der Kommunikationsprofi überzeugt. «Wir
mussten etwas probieren, das noch ungese-
zindustrie bemängelt. Herr und Frau Schwei- hen ist.» Eine durchdachte Content-Kampa-
Um regionales Holz trotz zer scheint es im Allgemeinen wenig zu in- gne, die über einen Zeitraum von einem Jahr
teressieren, ob das Holz des Schreibtisches, regionale wie nationale Medien aufhorchen
dem hohen Preis attraktiv zu an dem sie sitzen, oder des Bettes, in dem sie lässt, sollte her. Marco Meroni, der im sechs-
machen, setzt Rod Kommu- nächtigen, aus Schweizer Wäldern stammt. köpfigen Woodvetia-Team arbeitet, erinnert
In rund zwei Dritteln der Bauprojekte sich an die Entstehung der Idee: «Wir woll-
nikation zusammen mit dem kommt hierzulande entsprechend impor- ten Schweizer Holz emotionalisieren.» Men-
Bundesamt für Umwelt und der tiertes Holz zum Einsatz. Ein Umstand, den schen sollte interessieren, woher ihr Parkett
Holzindustrie und Bundesamt für Umwelt kommt oder wie alt es ist. Sie sollten verste-
Holzindustrie seit Januar 2017 ändern wollen. Gemeinsam riefen sie im ver- hen, dass der Kauf eines Tisches einen direk-
eine ungewöhnliche Kampag- gangenen Jahr Agenturen dazu auf, Ideen für ten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der
eine Imagekampagne einzureichen. Das Ziel: hiesigen Wälder hat. «Uns war von Anfang an
ne um, die 20 berühmte Per- daran erinnern, dass der Kauf des nachwach- klar, dass wir Holz im öffentlichen Raum so
sönlichkeiten in die Öffentlich- senden Rohstoffs aus dem Wald um die Ecke darstellen wollen, dass es Publikum anzieht»,
letztlich die Umwelt des Landes pflegt und so Meroni. «Wir haben viel Zeit damit ver-
keit stellt. die im Schnitt 5 Prozent höheren Kosten für bracht, Verschiedenes anzudenken, bis wir
inländisches Holz somit gut angelegt sind. bei den Figuren hängengeblieben sind.» Das
Text
Ann-Kathrin Schäfer Viel Reichweite, wenig Budget
Die Zürcher Kommunika-
tionsschmiede Rod sicherte sich
den Auftrag im Juni 2016 im Pitch
gegen zwei Konkurrenten – laut
Rod-Mitgründer David Schä-
rer mit «der ungewöhnlichsten
Kampagne, die die Agentur je-
mals gemacht hat». Ähnlich wie
mit der bereits vor 30 Jahren ge-
starteten HIV-Präventionskam-
pagne des Hauses «Love Life»
will Rod mit der Holz-Kampagne
«Woodvetia» die Presse aufhor-
chen lassen. Der Weg zum Ziel
war holprig. «Die Zielsetzungen
02

18  werbewoche 08/2017


Konzept, dass Schweizer Prominente Baum- «Wir wollten aber die gesamte Holzkette mit- dass redaktionelle Präsenz mehr Beachtung
stämmen aus den hiesigen Wäldern Gesichter nehmen und die Bäume von einem Förster findet als ein kommerzielles Inserat in der
verleihen, überzeugte die Auftraggeber. fällen lassen.» Printwelt», erklärt der Agenturpartner die
Das Problem dabei ist, dass das frische Rechnung. Wer verhölzert wird, entschied
Frisch gefällt für die Figuren Holz noch nass ist, sich stündlich in Farbe eine 20-köpfige Jury aus Industrie und Bund.
Die Bäume sind mindestens so alt, und Form verändert. Künstler Gheyslinck Das Rod-Team hatte im Vorfeld 70 Biografi-
wie die Persönlichkeiten heute wären, und benötigte einige Versuche, bis er verstand, en vorgestellt, Anekdoten dazu gefunden und
werden eigens für ihre Figur gefällt. «Wir wie er den lebenden Wertstoff am besten zu- lebende Verwandte um ihr Einverständnis
versuchten einen Zusammenhang zwischen sammenfügte. Denn die Figuren bestehen gebeten. «Die Regionen haben ein starkes
dem Charakter der Persönlichkeit, den Ei- zwar je aus dem Holz nur eines Baustamms, Interesse an ihren Heldinnen und Helden»,
genschaften des spezifischen Holzes und dem aber doch aus verschiedenen Teilen. In Form sagt Marco Meroni. «Der Zuspruch ist sehr
Ausstellungsort herzustellen», erläutert Mar- bringt das Holz schliesslich moderne Techno- hoch, die Figuren schaffen den Identifikati-
co Meroni von Rod. Eisenbahnpionier Alfred logie. Die Köpfe der Persönlichkeiten model- onsmoment, den wir uns erhofft haben.» Zur
Escher etwa ist geschnitzt aus einer 150 Jahre liert der Künstler anhand von Porträtbildern. Enthüllung der Frauenrechtlerin Iris von Ro-
alten Stieleiche. In dieser Form durchquert «Für die Körper haben wir Double engagiert ten in Basel kam zum Beispiel die neu gewähl-
er seinen Gotthardtunnel im SBB-Zug end- und sie gescannt», verrät Schärer. Nach die- te Regierungsrätin. «Dass die Lokalpolitik
lich selbst, was ihm zu Lebzeiten verwehrt sem Vorbild trägt eine CNC-Fräse wie in der mitzieht, ist für die Vermittlung der Botschaft
blieb. Die Gestalt Giovanni Segantinis ist 3D-Drucktechnologie das Holz Pixel für Pixel unbezahlbar.»
derweil aus dem Holz einer Engadiner Arve ab und legt die Figur frei. Wird die Dame im Baumarkt aus dem
geschnitzt und überblickt auf dem Jungfrau- Woodvetia-Film nun wirklich das nächs-
joch die Landschaft, die der Maler seinerzeit Selfie mit Alfred Escher te Mal nach dem Holz mit Schweizer Siegel
in Gemälden festhielt. Als die erste Figur stand, atmete das greifen? Der Kauf auf der letzten Meile sei
Johanna Spyri kommt im Kleid einer «Woodvetia»-Team auf. Madame Toussaud, schwierig zu messen, geben David Schärer
200-jährigen Waldföhre aus Maienfeld, dem die zu Lebzeiten der Legende nach behaup- und Marco Meroni zu. Ausserdem sei ihnen
Heimatort von Heidi. So grüsst das Abbild tete, Berner Wurzeln zu haben, konnte wie natürlich bewusst, dass das liebe Geld ein
der Schriftstellerin an der Autoraststätte Hei- geplant im Januar 2017 öffentlich enthüllt starker Gegner sei. «Wenn wir nur errei-
diland monatlich rund 80 000 Besucher. «Je werden. James Toussaud, Urururenkel der chen», so Schärer, «dass sich Konsumenten
genauer und plausibler die Geschichten sind, Wachsbildnerin, gab sein Okay, geladene im Baumarkt überhaupt Gedanken darüber
desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Gäste kamen in Scharen, die nationa- machen, woher das Holz kommen könnte, ha-
ein Journalist sie erzählt», ist Meroni über- le und regionale Presse ebenfalls. Heute, ben wir schon wahnsinnig viel erreicht.» So
zeugt. Das Risiko aber blieb, fügt Schärer vier Monate später, sind 8 der 20 geplan- wie Peter Schneider am Ende des Films zwar
an: «Wir hatten keine Garantie, dass wir die ten Figuren erstellt und über 150 Arti- auch nicht herausfindet, aus welchem Holz
Medienwirkung tatsächlich erreichen.» Vor kel in der Presse veröffentlicht. Auf der sein Praxisstuhl geschnitzt ist. Aber immer-
der Medienarbeit wollte aber noch eine ganz #Woodvetia-Webseite sind Social-Media- hin, es nimmt ihn wunder.
andere Hürde genommen werden: Jemand Posts zu sehen. Eine junge Frau hat zum Bei-
musste die Figuren erschaffen. Pablo Koerfer, spiel kürzlich ein Selfie mit Alfred Escher im
Geschäftsführer von Rod, kam als Kunstlieb- Zug gepostet.
haber auf Inigo Gheyslinck, einen Zürcher Escher fährt übrigens mit General-
Bildhauer. Mit Holz hatte dieser zwar noch abonnement, regelkonform, mit Passbild.
nicht gearbeitet, schon gar nicht von frisch 88 Prozent des Budgets habe man bereits
gefällten Bäumen. «Schnitzer arbeiten nor- in Präsenz umsetzen können, rechnet Da- Den #Woodvetia-Film finden Sie u
­ nter
malerweise mit Holz, das bis zu sieben Jah- vid Schärer vor. Der PR-Value liege bei 1,9 ­Werbewoche.ch/woodvetia, aktuelle ­Infos
ren gelagert wurde», erklärt Marco Meroni. Millionen Franken. «Wir gehen davon aus, unter Bit.ly/woodvetia-kampagne.

01 Ende 2017 werden 20 Figuren aus unterschiedlichen Schweizer Hölzern stehen.


02 Die Bäume für die Figuren werden eigens für die Kampagne gefällt.
03 Der Zürcher Künstler Inigo Gheyslinck (rechts) arbeitet an der ersten Holzfigur, Madame Toussaud,
die zeitlebens behauptet hat, Berner Wurzeln zu haben.
04 Alfred Escher wird in den SBB-Zug getragen, in dem er mit Generalabonnement durch «seinen»
Gotthardtunnel fährt.

03 04

werbewoche 08/2017 19
New Campaigns

Sigvaris Swisscom
Ziel: Bekanntmachung Produktnutzen. Ziel: Bekanntmachung Angebot. Werbemit-
Werbemittel: Inserate, Schaufenster, tel: TV, Print, OOH, Kino, Radio, Online,
Style Guide, Händler-Kit, Postkartenset, Social Media. Einsatz: Aktuell. Auftraggeber:
Give-Aways. Einsatz: Aktuell. Verantwort- Swisscom. Werbeagentur: Heimat Berlin und
lich bei Sigvaris: Jeannine Hügli (Leiterin Heimat Zürich. Einschaltung durch: Media-
Marketing & Communication); Anja Rygula schneider. Filmproduktion: Chocolate Films.
(Marketing & Communications Manager). Web-Agentur: Emoticom. B2B-Agentur:
Verantwortlich bei Serviceplan Suisse.
Sto Pharmawer-
bung: Andrea Lusti
(Seniorberatung); Hürlimann Bier
Julia Diethelm Ziel: Image. Werbemittel: Plakate, Anzeigen,
(Beratung); Renee Facebook. Einsatz: Aktuell. Verantwortlich
McGrath (CD); Mi- bei Feldschlösschen: Regina Wurz-Janssen
chaela Mäder (Text); (Marketingleiterin), Hans Joachim Meyer
Seera Schauwecker (Portfolio Director Craft&Specialties), Lucas
(Grafik, Illustration). Willimann (Brand Manager), Sandra Werner
Shooting: Fotovision (Marketing Coordinator). Verantwortlich bei
Alex Bayer. Walker: Cornelia Nünlist, Stefanie Huber,
Sarah Hauenstein, Catherine Elf, Willi Ober- Schweigert
Migros hänsli, Pedro Moosmann, Delia Guerriero, Ziel: Image. Werbemittel: TV- und Online-
Ziel: Bekanntmachung Produkt. Werbe- Nayara Pally, Adriana Cometti, Pius Walker. Spot. Einsatz: Aktuell. Verantwortlich bei
mittel: Pre-Roll-Ads, Banner, E-Boards, Fotografie, Produktion: Randy Tischler Einrichten Schweigert: Jacqueline Schwei-
E-Panels, Inserate. Einsatz: Aktuell. (Kampagne), Sebastian Lendenmann (Web- gert. Verantwortlich bei Rampenlicht:
Verantwortlich bei Migros: Roman Reichelt site), Ullrich Nürnberg (Bier). Thomas Rauch, André Bürgin (Konzept und
(Leiter Direktion Marketing-Kommuni- Beratung), Tim Lüdin (Regie/Kamera/DP).
kation), Nadine Hess (Leiterin Eigenmar-
ken-Führung), Alexander Herrmann (Leiter
Sortimentskommunikation), Bojana Taraba
(Projektleiterin Sortimentskommunikation),
David Wallmer (Projektleiter Sortiments-
kommunikation), Marlon Chng (Projekt-
leiter Digitale Kommunikation), Christian
Keller (Projektleiter Media). Verantwortlich
bei Advico Y&R: Markus Gut (CCO), Swen
Morath (ECD), Susanne Weeber (AD),
Julia Brandstätter (Text), Carl-Gustav Stahl SBB Gleis7 Bioterra
(Screendesign), Benjamin Hofmann, Diana Ziel: Image. Werbemittel: Youtube-Chal- Ziel: Image. Werbemittel: Plakate mit echten
Zberg (Grafik), Andrea Pramor (Strategie), lenge, Publireportagen, Anzeigen. Einsatz: Pflanzen, Gutschein auf Website. Einsatz:
Carmela Dias, Corina Carabelli, Ebba Lind- Aktuell. Verantwortlich bei der SBB: Reto Aktuell. Verantwortlich bei Bioterra Schweiz:
berg, Sonja Bernardi (Beratung), Elias Zur- Meissner (Leiter Marketing-Kommunika- Daniel Gürber (Geschäftsführer) Clemens
buchen (DTP), Rafael Tucev (Animation). tion), Dominic Lüthy (Kampagnenmanager Bornhauser (Fachstellenleiter), Doris
Filmproduktion Markenfilm: Michael Gloor Kinder- und Jugendmarketing), Franziska Guarisco (Redaktionsleitung/Social Media).
(Producer), Lukas Wälli (Regie). Fotografie Kellenberger (Leiterin Dialog Marke- Verantwortlich bei Pop Creative Services: Roli
Kampagne: Lukas Wälli. Bildbearbeitung ting-Kommunikation), Marion Renn (Dialog Hofer (Konzept/Art Direction), Michi Benz
Kampagne: Patrik Rohner. Fotografie Managerin). Verantwortlich bei Maxomedia: (Strategie/Text/Beratung).
Produkte: Claudia Linsi. Bildbearbeitung Bernhard Herzig (Gesamtverantwortung),
Produkte: Lorenz Wahl. Reto Schild (Creative Director), Lena Jaggi,
Nathalie Stephani (Beratung), Daniel Rödel
(Art Direction), Antonia Bekiaris (Konzept/
Text), Chantal Wyss, Yves Krähenbühel
(Graphic Design), Franca Eggli (Screen-
design), Christian Stampfli (Technical Direc-
tor), Laura Kistler (Digital Producer), Stefan
Kiener (Frontend Development), Andreas
Schmid (Backend Development). Fotografie:
Pascal Triponez. Video: Vorfilm. Animation:
Noah Moor.

20 werbewoche 08/2017
Medien & Verlage

Die Medienfamilie der Südostschweiz Hätte ich eine Wahl gehabt, hätte ich
umfasst die vier Mediengattungen Zeitung, mich ganz klar für a) entschieden. Diese Wahl
Radio, TV und Online (suedostschweiz.ch). hatte ich nicht, den Auftrag mit der Variante
Statt vier unterschiedlicher Redaktionen b) allerdings schon. Diese Aufgabe hat uns vor
arbeitet seit Anfang Jahr nur noch eine Ge- grosse Herausforderungen gestellt; wir muss-
samtredaktion unter einer gemeinsamen, ten bisherige Denkmuster und für sich alleine
medienübergreifenden Leitung. Zentral ist funktionierende Strukturen über Bord wer-
dabei das Fachwissen, gebündelt in acht ver- fen. Bei den konzeptionellen Arbeiten zur
schiedenen Ressorts wie Region oder Sport, neuen Organisation gab es einen wichtigen
und nicht mehr das einzelne Medium. Ob- Anker: Nicht wir, sondern unsere Rezipien-
wohl die Konvergenz in der Medienbranche ten stehen im Zentrum. Wir müssen uns nach
seit vielen Jahren ein Thema ist, gibt es bisher den Bedürfnissen der Empfänger ausrichten
kein Medienhaus und keine Medienmarke, und nicht umgekehrt. Klingt logisch, war
Medienmeinung welche die Konvergenz so kompromisslos für uns aber alles andere als banal. Ein Bei-
umsetzt wie wir. Das ist ein radikaler Schritt spiel: Unsere TV-Station strahlt um 18  Uhr
– ein befruchtender, aber auch sehr anstren- die Newssendung «SO informiert» aus. Zah-

Konvergenz – gender Prozess, der noch nicht abgeschlossen


ist. Die Konvergenz hat in vielen Redaktionen
einen schlechten Ruf – sei es, weil Abbau-
len belegen, dass unsere User auf suedost-
schweiz.ch aber über Mittag gerne Videos
konsumieren. Bedeutet: Erste Clips müssen
von der Theorie pläne dahinter vermutet werden oder sich
das Schreckgespenst der eierlegenden Woll-
bereits am Mittag bereitstehen, nicht erst für
die Sendung um 18 Uhr. In der Folge mussten

zur Realität milchsau in den Köpfen vieler Journalistin-


nen und Journalisten eingenistet hat.
Des Öfteren werde ich angesprochen,
wir unsere Abläufe neu aufeinander abstim-
men – daran arbeiten wir noch immer. Da die
Abhängigkeit untereinander grösser ist, wur-
Die Konvergenz – das ob ich denn nicht wisse, dass die Konvergenz de die Planung, also die Orchestrierung der
bereits wieder out sei. Natürlich sind mir verschiedenen Themen über alle vier Medi-
redaktionelle Zusammenspiel diese Gegenbewegungen bekannt. Seit dem en, elementar. Dummerweise ist den meisten
verschiedener Medien – wird Aufkommen der Konvergenz wurden unzäh- Journalistinnen und Journalisten ein Planen
lige Redak­ tionsräume baulich umgerüstet, im Voraus ein Graus. Aus diesem Grund ha-
bei der Medienfamilie Süd- es musste für die medienübergreifende Zu- ben wir ein neues Jobprofil erstellt und diese
ostschweiz grossgeschrieben. sammenarbeit ein – möglichst kreisartiger – Aufgabe sozusagen an einen Managing Editor
Newsdesk her, bespickt mit möglichst vielen ausgelagert.
Der Grund hierfür ist einfach: Monitoren. Nur: Eine bauliche Veränderung
Es ist eine wirtschaftliche allein macht noch lange keine Konvergenz Tägliche Lernprozesse
aus. Daher erstaunt es nicht, dass einige Re- Unsere Matrixorganisation ist immer
­Notwendigkeit. daktionen sich von diesem Konzept wieder noch im Aufbau. Wir lernen tagtäglich dazu
verabschiedet und Trennwände anstelle der und erkennen, wie wir mit den grösseren
Text runden Newsdesks errichtet haben. Abhängigkeiten sowie komplexeren An-
Martina Fehr forderungen umzugehen haben. Bei aller
Synergien gewinnen Anstrengung ist es auch ein faszinierender
Weshalb beschreitet die Südostschweiz und bereichernder Prozess: Multimediales
diesen Weg? Die einzelnen Medien hatten Storytelling ist plötzlich Realität und nicht
Foto: zVg

bisher alleine sehr gut funktioniert, Arbeits- mehr nur eine lässige Theorie, Austausch und
weisen wurden über all die Jahre perfektio- Know-how-Transfer werden zur Normalität.
niert, die Strukturen waren auf die Bedürf- Der Auftrag, ein Reichweitenportal aufzu-
nisse des jeweiligen Mediums zugeschnitten. bauen, hat uns gezwungen, neue Perspekti-
Der alles verändernde Faktor war und ist die ven einzunehmen und die Konvergenz als un-
Digitalisierung. Wir betreiben seit dieser sere Chance zu sehen. Deshalb ist sie für uns
Woche ein neues Nachrichtenportal. Die Site weit mehr als nur eine Modeerscheinung. Die
suedostschweiz.ch soll Reichweite generieren Zukunft wird zeigen, ob sie uns den geplanten
und uns ermöglichen, mit digitalen Inhalten Erfolg bringen wird.
schlicht und einfach Geld zu verdienen. Eine
Antwort also auf die Rückgänge beim Abo-
Die Autorin: Martina Fehr ...
... ist seit September 2015 Chefredaktorin
und Inseratemarkt bei der Zeitung.
der Zeitung Südostschweiz und seit Oktober Für die Umsetzung gab es genau zwei
2016 für die Leitung der Medienfamilie Süd- Möglichkeiten:
ostschweiz verantwortlich. Die 42-jährige
Bündnerin trat vor rund 20 Jahren in das Me-
dienunternehmen Somedia ein.
a) Ich erhalte eine eigene Online­
redaktion mit Text-, Audio-, Video- sowie
Die Südostschweiz ... Social-Media-Spezialisten.
... gehört mit 159 000 Leserinnen und Lesern
zu den gros­sen Schweizer Tageszeitungen.
b) Ich bewerkstellige dies mit den be-
Sie ist die reichweitenstärkste Zeitung vom
Engadin bis an den Zürichsee. Verleger der stehenden Ressourcen – und gewinne Syner-
Südostschweiz ist Hanspeter Lebrument mit gien durch eine komplett neue Organisation.
dem Churer Verlagshaus Somedia.

werbewoche 08/2017 21
Marken & Branding

Werbung für Verkehrsbetriebe sowie Pro­ 5 Millionen, aber gleichzeitig entwickelt sich
dukte des persönlichen Bedarfs. Das «rela­ der Gesamtmarkt um 70 Millionen Werbe­
tive Wachstum» der Werbebudgets für diese franken nach vorne und platziert die Branche
Märkte liegt bereits 24 Monate über dem Nahrungsmittel somit ins Mittelfeld.
Durchschnittswachstum des gesamten Wer­ Weiterhin in der Reduktionsphase der
bemarkts, d. h. ein «fester» Entwicklungs­ Werbebudgets befinden sich die Branchen
wert, der im Verhältnis zum Umfeld und der Fahrzeuge, Kosmetik & Körperpflege, Mode,
Entwicklung aller anderen Schweizer Wer­ Telekommunikation und Tabakwaren. Nach
bemärkte steht und somit gegen die Gesamt­ einem kurzen Zwischenhoch gesellt sich hier
entwicklung referenziert ist. auch wieder die Branche Digital & Haushalt
hinzu. Immerhin vertreten durch namhafte
Die Trendveränderungen im Detail: Marken wie Apple, Samsung, Electrolux und
Die Pharmabranche legt zum Q4 V-Zug, die wohl allesamt Kostenstrukturen
Werbemarkt-Entwicklung 2016 wieder zu und manifestiert Wachs­ fokussieren oder sich in der Vorbereitung
tum der Werbekampagnen mit 3 bis 4 neuer Kampagnen befinden.
Prozent über Gesamtmarktentwicklung. Die sogenannte Drei-Klassen-Gesell­

Der Schweizer Treiber sind Procter&Gamble (+4m),


Novartis (+2m) und Mepha Pharma (+1,8m).
schaft im Schweizer Werbemarkt manifes­
tiert sich einerseits über einige Branchen,
die über 12 und 24 Monate gesehen ihre füh­
Werbemarkt rende Rolle in der Steigerung der «Marken­
sichtbarkeit» verfestigt haben. Hierbei spielt

bildet eine das Volumen des jeweiligen Werbemarkts


keine Rolle (Grösse der Bälle), vielmehr aber
dessen relative Entwicklung gegen den Ge­
Drei-Klassen- samtmarkt (Quadranten) in der bereinigten
Perspektive über zwölf Monate und über

Gesellschaft den Zeitraum von zwei Jahren. Dies sind die


«Gewinner». Demgegenüber positionieren
sich Branchen, die schon seit längerer Zeit
ihre Werbebudgets stärker reduzieren und
Freizeit/Tourismus sind erkennbar unterhalb der Entwicklung des ge­
samten Werbemarkts operieren. Dies sind die
absolut führend im Vergleich Relatives Werbewachstum, Grafik: Mediafokus. «Reduzierer». Zudem verbleibt die Klasse
zur Entwicklung anderer des verbleibenden Mittelfelds der «Aufholer»
Der Getränkemarkt wirbt in der oder «Zurückfaller». Hier finden sich Bran­
Werbemärkte. Zwei-Jahres-Perspektive zwar noch mit 8 chen, die ihre Markenpräsenzen kürzlich ver­
Prozent Wachstum über Durchschnitt im bessern konnten oder mit einer guten Präsenz
Text Vergleich zur Phase April 2013 bis März 2015, ausgestattet waren, jetzt jedoch neu unter den
Jens Windel verliert jedoch im aktuellen Quartal mit mi­ Durchschnitt der aktuellen Gesamtentwick­
nus 2 bis 3 Prozent unter Gesamtmarktent­ lung fallen. Ziel der RWW-Quadranten-Ana­
wicklung an Boden und fällt somit in den lyse ist es, dass gefestigte, saisonbereinigte
Die Werbeintensität der Tourismus­ «RWW-Quadranten» der «Zurückfaller». Entwicklungen der Werbemärkte indiziert
branche zu Beginn des Jahres ist immer Bei den exakt 1000 Werbungtreibenden und kommentiert werden. Hierdurch sollen
recht hoch. Oft repräsentieren die ersten dieser Branche darf somit von «gedämpfter strategische Einordnungen und Überlegun­
drei ­Monate das sportlichste Werbequartal Stimmung» am saisonbereinigten Werbe­ gen unterstützt werden.
im Reisegeschäft. Jedenfalls in den letzten barometer die Rede sein. Wir
zwei Jahren. Dieses inkrementelle Wachstum werden sehen, ob sich dieser
nimmt zu. So liegt die Branche aktuell 10 Pro­ Trend im Q2 2017 fortsetzen Der Autor: Jens Windel …
zent über dem Durchschnitt des Wachstums wird. … ist CEO von Media Focus Schweiz. Me-
dia Focus ist ein Unternehmen, das auf
aller anderer Werbemärkte. Konzerne wie Obwohl Ferrero, Emmi
eine gesamthafte Kommunikationsfor-
Trivago, Tui, aber auch wieder Kuoni haben und auch die Proviande-Kam­ schung ausgerichtet ist. Mediafocus.ch
im Vergleich zur letzten RWW-Analyse im pagne mit der ganz grossen Wer­
Q4 2016 (relatives Werbewachstum) noch­ bekelle anmischten (total +30m),
mals um eine Million Bruttowerbefranken lässt sich ein Rückfall der Bran­
zugelegt. Vergleicht man April 2016 bis März che Nahrungsmittel gegen den
2017 mit dem Zeitraum April 2015 bis März Gesamtmarkt nicht verhehlen.
2016, durchbrechen aktuell sogar zehn Unter­ Lactalis, Unilever, Mars, Nestlé
nehmen die Schallmauer von mehr als zwei und Chocolat Frey «neutrali­
Millionen Bruttofranken Budgetsteigerung: sieren» positive Einflüsse durch
Mit dabei sind u. a. eBookers, ThurgauTravel deutlich reduzierte Werbebud­
und die Preisvergleichsplattform Momondo. gets. Insgesamt 40 Prozent der
Im Freizeitsegment fallen hier Spinpalace.net über 1000 Firmen haben ein Negativzeichen
und Global Poker Masters ins Gewicht. vor ihrer Trendzahl, vergleicht man die Daten
Ausserdem weiterhin im «Gewinner»- der letzten zwölf Monate mit denen von Janu­
Quadranten der RWW-Analyse zu finden: ar bis Dezember 2016. Der grosse Nahrungs­
der Detailhandel, der Energiemarkt und mittelwerbemarkt verliert hierbei absolut nur

22  werbewoche 08/2017


Marken & Branding

Nachgefragt

Was ist eigentlich … Brand Safety?


Zusammen mit AdFraud (Klickbetrug) und Visibilität (Sichtbarkeit) bildet
Brand Safety (Markensicherheit) das dritte Qualitätskriterium im Online Adverti-
sing. Brand Safety bezieht sich auf das passende Werbeumfeld, in dem eine Anzeige
geschaltet wird. Zu vermeiden ist die Einblendung von Werbung auf
Websites oder im Umfeld von Inhalten, die der Marke schaden kön-
Der Autor: Stefan Wagner ...
... ist Managing Director bei Goldbach Audi-
nen, wie beispielsweise illegale Angebote, Katastrophen, Gewalt oder
ence (Switzerland). Adult Content. Um solche Umfelder, die negativ auf die Marke abfär-
ben können, zu vermeiden, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

—— ausschliesslich Werbeflächen innerhalb von hochwertigem,


redaktionell erzeugtem Content (Premium Content) buchen
—— zu 100 Prozent durch Menschen erzeugten Traffic (Anti
AdFraud)
—— Nutzung von In-House Data Layer zur Vermeidung der Werbe-
aussteuerung auf nicht für die Marke passenden Inhalten
—— kein werbeüberladener Content (Anti AdCluttering)
—— stetige Optimierung der Sichtbarkeitswerte auf Premium-­
Werbeplätzen (Visiblity)

In der Rubrik «Was ist eigentlich ...?» erklärt Somit wird über multiple Ansätze ein Sicherheitsnetz für die Mar-
die Werbewoche Fachbegriffe, von denen ke geschaffen, um die bestmögliche Markensicherheit sowie Werbe-
niemand genau weiss, was sie bedeuten, die
wirkung zu ermöglichen.
neuerdings in aller Munde sind oder an die
sich schon niemand mehr erinnert.

Ob Burgerrestaurant oder Vergnügungspark –


wir entwickeln und produzieren Ihren Spot dazu.

B803717

Film, Ton und Radiokampagnen.


werbewoche 08/2017 23
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Marken & Branding

Aloha Style Begleiter. Hingegen bei offiziellen Anlässen


Dank Kontrast an den Bündchen und oder wenns schmutzig wird, dann gar nicht.
Patchwork bei Stoffen ist das Hawaii-Hemd Schlammspritzer bei Regen liegen so gar
nun auch tragbar für den nächsten City-Trip nicht im Trend. Grillieren ist auch nicht ganz
– und nicht nur dann punktuell einsetzbar, optimal: BBQ-Sosse, Fettspritzer, Grasfle-
wenn man reif für die Insel ist! Also: Hawaii- cken & Co. – hierfür gibt es eindeutig geeig-
Hemd-Fans aufgepasst! Das legendäre Teil netere Hosen.
hat ein lässiges Update verpasst bekommen!
Halten Sie den Look so entspannt wie mög- Worker Outfit
lich. Hawaii-Hemden gehören niemals in die Coole Schnitte und frische Farben ver-
Hose rein, sondern werden leger aussen drü- leihen dem New-Worker-Style den letzten
ber getragen. Socken bleiben in der Schub- Schliff. Lässige Baumwoll-Shirts, Jeanshem-
lade – und wer nicht barfuss in die Schuhe den, derbe Hosen aus Denim, Jacken im Mili-
Stilradar steigen will, der streift sich kurzerhand tary- oder Safari-Stil sind klassische Bestand-
schaftlose Füsslinge über. Schmuck-Akzente teile der Workwear. Halbe Sachen machen
wie beispielsweise eine hochwertige Uhr, die darf man bei der Beinlänge. Naturtöne freuen

Es lebe die Gleich- mit Accessoires wie Brille oder Schuhen zu


korrespondieren hat, lassen das Outfit ausba-
lanciert wirken. Halten Sie den Look ordent-
sich über Kontakt aus der Knallfarben-Ab-
teilung. Und das Basecap darf nicht fehlen.
Oder eine Kappe im Trucker-Stil. Greifen Sie
berechtigung! lich. Damit der lässige Style keinesfalls nach-
lässig wirkt, sind Falten im Stoff sowie auch
zu Mokassins oder dezenten Retro-Sneakers
– Workboots, das hält der kernigste Bursche
Schlabber-Silhouetten tabu. Es sei denn, es nicht aus. Füsse geh’n schwimmen!
Ladies first! Die März-­ handelt sich dabei um scharfe Bügelfalten in
den Hosenbeinen Ihrer Chino-Hose. Ein op- «Des passt!»
Kolumne galt ganz der tisch dominierendes Teil reicht vollkommen Die meisten Männer, die ich kenne,
­aktuellen Frauenmode. Daher aus. Der Rest sollte in dezenten Tönen und mögen Shoppingtouren absolut und über-
möglichst in uni daherkommen. Weniger ist haupt nicht. Für den Kauf einer Hose reichen
gehört die Mai-Kolumne nun mehr. Auch rote Haut passt übrigens so gar wenige Minuten: sehen, anprobieren, kaufen
ganz den Männern. So viel nicht zum Aloha Style. Schützen Sie sich in- – und Adios. Eine Überlebensstrategie für
nerlich – und notfalls auch von aussen. das Überleben im Modedschungel könnte
Reihenfolge muss halt schon die Buchung einer professionellen Einkaufs-
sein. Darf sein. Sollte sein. Wie Leisure Chic begleitung sein. So spart man als Mann viel
Der Tipp für Jogginghosen-Liebhaber. Nerven und minimiert Stress - und durch ge-
auch immer. Immerhin sind es Die neue Loungewear-Mode bietet Komfort zieltes Vorgehen sicher auch viel Zeit. Und ja:
schliesslich stets die Frauen, und wirkt zugleich locker-elegant. Feinheiten «Passt.»
entscheiden, ob Sie bürotauglich oder Sofa-
die bereits in Vorsommer­ Sportschau-mässig aussehen. Ton-in-Ton
vorfreude schwelgen, wenn die wirkt hier toll. Blau, Grau und Weiss herr-
schen vor. Werten Sie den Look durch Acces- Die Autorin: Susanne Kammer ...
neuen Mode­kataloge bereits soires auf. Und für todesmutige Modemutige: ... ist Farb- und Modestilberaterin mit eidge­
vor Weihnachten (!) den Weg Grenzen überschreiten! Wenn, dann aber be- nössischem Fachausweis, Visagistin, Hair­
stylistin sowie internationale Jurorin. Aus-
wusst!
durchs Schneegestöber in den serdem ist sie Autorin des Make-up-Buchs:
«Make-up für jedefrau – Spass an Make-up
Briefkasten gefunden haben … Utility Wear von 13 bis 99 Jahre».
Abenteurer bekommen nun das, was
Und für die meisten Männer ist sie sich wünschen. Coole Bequemlichkei-
Mehr Infos: Beratung-styling.com

der Kleiderkauf doch eh nicht ten, die den Elementen trotzen – und Mann
dennoch verdammt lässig aussieht. Wind-
mehr als ein notwendiges Übel:
Foto: Imagism.Studio

breaker eignen sich für den Streifzug durchs


Hosenknopf geht zu – «passt». Revier. Uni-Tanktops, aber auch solche mit
Eyecatcher-Motiven wie Batik, Camouflage
Text oder Foto-Prints setzen Akzente. Als kerni-
Susanne Kammer gen Gegenpol eignen sich Cargo-Pants oder
Chino-Shorts. Und nicht zu vergessen sind
auffällige Accessoires – farblich gesehen. Das
pimpt Outdoor-Outfits auf.

White Denim
Nachdem sie in zig Nuancen gefärbt,
durchlöchert, mit Nieten beschossen oder
mit Steinen gewaschen wurden, gibt es jetzt
die Version: alles auf Anfang. Elegante Casa-
novas lieben die weisse Wahl. Weisse Hosen
gehören ausschliesslich an schmale Beine. Zu
privaten Anlässen bei warmen Temperaturen
ist White Denim ein Hingucker und perfekter

24  werbewoche 08/2017


Lesen

Frau Mügge liest

«Big Magic –
Creative Living

Fotos: zVg
Beyond Fear»
Bücher über Kreativi-
tät gibt es viele. Zeit, sie alle
zu lesen, haben Werber aber
wenig. Welche Werke lohnen
sich also wirklich: Zwischen
welchen Seiten schlummert
der Heilige Gral der Ideen-
findung, und welches Buch ist
eher Abfall als Einfall? Marietta
Mügge, freie Texterin und Die Autorin: Marietta Mügge …
Konzepterin, liest Kreativ- … ist freie Texterin und Konzepterin. Davor
war sie in der Kreation von FCB Zürich, Wirz
bücher und stellt sie in elf Werbung und Advico Y & R tätig. Sie hat deut-
sche und englische Literatur studiert und
Sätzen vor. ist Mitglied im Art Directors Club Switzer-
land. Senden Sie Ihre Kommentare oder
Text Buchvorschläge für «Frau Mügge liest» an
m.muegge@werbewoche.ch.

Fotos: zVg
Marietta Mügge
Das Buch
YES, YOU CAN Elizabeth Gilbert: «Big Magic Creative Living
1. Gleich vorweg: Es ist das neue Werk Beyond Fear». Bei der deutschen Version
nicht vom beliebigen Untertitel abschrecken
der Autorin von «Eat, Pray, Love», dem Frau- lassen: «Nimm dein Leben in die Hand und es
9. Schamlos legt die Autorin dabei of-
enbuch der Nullerjahre, das 2006 bis 2009 wird gelingen». 21.90 CHF. fen, was sie während des kreativen Prozesses
weltweit die Bestsellerlisten dominierte. plagt, und bietet eine erleichternde Identifi-
2. Lieber LesER, bevor Sie aber so- kationsbasis, weil man nun weiss, dass man
fort umblättern – werfen Sie Ihre Vorurteile spirituell-transzendenten Kreativitätsansatz mit seinen Zweifeln und Ängsten nicht alleine
(«Würg, was für eine Schnulze, und dann ein. ist.
auch noch verfilmt mit Julia Roberts …») erst 6. Das Werk ist jedoch kein waberndes 10. Mit diesen Gefühlen richtig umzu-
mal über Bord und lassen Sie Ihrer Neugierde Hippie-Blabla. gehen (und wie das geht, beschreibt Elizabeth
den Vortritt. 7. Es steckt voller autobiografischer Gilbert in ihrem Ratgeber), gehört einfach zu
3. Wobei wir direkt beim Herz von Ehrlichkeit, gewürzt mit so viel Humor, einem kreativen Job mit dazu.
Gilberts Manifest angekommen wären. dass die 320 Seiten dahinfliegen wie ein son- 11. Fazit: Wer Yoga macht oder an die
4. Kreativität ist für sie vor allem die nig-salziger Tag am Strand. übernatürliche Kraft des Universums glaubt,
Kunst, seine Angst vor dem Unbekannten ab- 8. Wie schon in ihrem Erfolgsroman wird mit «Big Magic» seine Bibel finden –
zulegen und mehr Ja zu sagen (S. 245). plaudert Liz im Ton einer wohlgesinnten alle anderen greifen besser zu einem rationa-
5. Damit geht es für viele bei der Ideo- Freundin mit dem Leser und schafft es, alles leren Titel.
logie des Buches direkt los: «Big Magic» lädt auf den Kopf zu drehen, sodass es trotzdem
nämlich zur Auseinandersetzung mit einem total Sinn macht.

werbewoche 08/2017 25
Digital

Snapchat Wäre da nicht Snap to Store. Snap che Anzahl von Snapchat-Usern eine Anzei-
Inc. hat letzte Woche erstmals Daten über ge gesehen haben und wie viele davon eine
die Nutzung seiner Dienste an spezifischen Location besucht haben. Die User-Daten

Snap to Store Standorten veröffentlicht. 80 Prozent be-


nutzen Snapchat im Restaurant, 50 Prozent
im Fitnesscenter und 66 Prozent am Point
werden angezeigt nach Geschlecht, Alter
und verwendetem Werbemittel (Lens oder
Geofilter). Geplant ist, den Werbetreibenden
of Sales. Mit dem neuen Snap to Store-Fea- noch mehr Kategorien anzubieten, etwa nach
Der Schweizer Detail- ture ist es möglich, exakt zu messen, wie Interessen, die wiederum basierend auf den
viele Konsumenten eine Snapchat-Kam- konsumierten Inhalten (Snaps und Stories)
handel leidet. Seit zwei Jah- pagne an den POS bringt. Das Feature evaluiert werden. Und wie verträgt sich das
ren brechen die Umsätze von ist bereits seit letztem Jahr im Test. Wen- mit dem Versprechen von Snap-Inc.-CEO
dy’s, eine amerikanische Fast-Food-Kette, Evan Spiegel, wonach die Privacy der User
Geschäften in der Zürcher kreierte für die Promotion eines ihrer Bur- stets geschützt bleibt? Snap teilt die Standort-
Innenstadt ein, schreibt die ger einen Geofilter, der innerhalb einer Wo- informationen mit keinerlei Werbediensten,
che nachweislich 42 000 hungrige Mäuler in und auch den Werbetreibenden selbst blei-
NZZ. Es sei dramatisch, sagt Wendy’s-Restaurants brachte. Generell agiert ben sie vorbehalten. Zudem können User die
der Präsident der City-Ver- Snapchat im Umgang mit Daten transparen- Funktion entsprechend deaktivieren.
ter als andere Netzwerke. Dieser direkte Er- Verzweifelte Firmen versuchten, Dok-
einigung, Milan Prenosil, der folgsnachweis hilft beim Aufsetzen von Kam- torierende abzuwerben, schreibt die NZZ
auch Präsident von Sprüngli pagnen – bald auch leidenden Geschäften an anderntags. Auch Lehrstellen blieben unbe-
der noblen Bahnhofstrasse? setzt. Es mangelt etwa an Netzelektrikern
ist. Keine süssen Aussichten. und Gleisbauern. Nichts Erbauliches. Wäre
Engagement Targeting da nicht Snap to Talents. Das ist zwar kein
Text Und so funktionierts: Ein User betritt offizielles Feature, aber es geht ums Gleiche
Beat Hürlimann das Geschäft und benutzt einen gesponserten wie bei Snap to Store: ein Ziel zu erreichen,
Geofilter. Ein Geofilter ist ein Overlay, das was mit bislang bekannten Werbeformen im-
sich über das Bild (Snap) legt, das der User zu- mer schwieriger wird. Der durchschnittliche
vor im Shop gemacht hat. Der Snap wird dar- Snapchat-User ist im Lehrstellen suchenden
Der Autor: Beat Hürlimann … aufhin in der sogenannten User-Story gepos- Alter, Tendenz steigend, also bald auch ins
… ist Experte für digitale Transformation und tet oder der User schickt es direkt Freunden. Doktorandenalter vorstossend?
gibt seit vier Jahren in der Werbewoche sein
Snap to Store trackt dann, ob Freunde, die
Wissen weiter. Vertiefendes fi nden Sie auf
seinem Blog Huerlimanncc.com. den Snap sehen, das Restaurant innerhalb der Unbedingt auf Snapchat setzen
nächsten Woche besuchen und ob Freunde, Snapchat wird von Facebook Inc. via
die das Original-Snap nicht gesehen haben, Instagram quasi auf Schritt und Tritt kopiert.
den Store besuchen. Die Zahlen werden dann Aber vermag Instagram auch punkto Wir-
verglichen, um festzustellen, ob die Anzeige kungstransparenz Schritt zu halten? Meine
einen Besucheransturm herbeiführen konn- Meinung: Unbedingt (auch) auf Snapchat
te. Zudem können Marken Zielgruppen spä- setzen! Weshalb? Erstens, ein gutes Original
ter nochmals mit einer neuen Snapchat-Kam- ist immer besser als eine gute Kopie. Zwei-
pagne erreichen, die mit einer Linse oder tens, die Bedienung ist intuitiver geworden,
einem Geofilter zuvor bereits interagiert ha- man muss kein Teenie mehr sein. Drittens,
ben. Snap betont, dass es sich beim Offering Vertical Video! Snapchat nutzt den ganzen
nicht um Retargeting im herkömmlichen Sinn Bildschirmraum, und zwar so, wie man das
handle. Die Rede ist von Engagement Targe- Smartphone in der Hand hält. Viertens, In-
ting, das innerhalb von Snapchat stattfindet, teraktion! Ob verzieren, chatten oder teilen,
anders als klassisches Retargeting, das Surf- alles ist ganz einfach, intuitiv und wird auch
daten von Websites von ausserhalb mit einbe- immer raffinierter. Fünftens, Spieltrieb! Nen-
zieht. nen wir es «Playful-Marketing-Experience».
Nicht erst seit Pokémon GO wissen wir, dass
Werben wird einfacher das Kind in uns bis ins hohe Alter schlum-
Aber auch sonst macht Snap das Wer- mert. Das Konzept mit den Linsen und Fil-
ben einfacher. So wird ein Dashboard lan- tern steht erst am Anfang, und Snapchat hat
ciert, wo auf einen Blick ersichtlich ist, wel- die Nase vorn.

26 werbewoche 08/2017
Digital

schiedenen Social-Media-Plattformen prä- Ist Influencer Marketing die neue eierlegen-


sent und nutzen Social Media mindestens de Wollmilchsau?
täglich. Und: Social Influencer haben eine Nein. Zum einen ist Influencer Mar-
Social Influencers überdurchschnittlich hohe Reputation als keting nicht neu. Schon lange werden be-
Marktkenner. Sie kommunizieren die rich­ rühmte Personen für Testimonial-Werbung
tigen Inhalten in der richtigen Form über eingesetzt. Zum anderen wird es die eier­

Ist Influencer die richtigen Kanäle an die richtigen Ziel-


gruppen.
legende Wollmilchsau, welche sämtliche He-
rausforderungen löst, nie geben. Trotzdem
sollten Unternehmen verstärkt prüfen, wie
Marketing der Wie unterscheidet sich Influencer Marketing
von anderen Marketingformen?
sie Influencer Marketing als einen Bestand-
teil in ihrem ganzheitlichen Marketing- und

neue Heilige Gral Der zentrale Unterschied zu anderen


Marketingformen ist der Absender. Übli-
cherweise kommuniziert die Marke oder das
Kommunikationsplan integrieren können.
Denn auch im digitalen Zeitalter gilt das seit
Jahrhunderten bewährte Credo: Mundpro-
oder nur ein Unternehmen selbst; beim Influencer Marke-
ting ist der Absender ein Dritter. Die Inhalte
paganda wirkt.
Ende April war Ilenia Toma zusammen

­kurzlebiger Hype? werden von den Influencern aufbereitet und


verbreitet. Dadurch kommt es zu einem Kon-
trollverlust für das werbende Unternehmen.
mit weiteren Social Influencers im Bereich
Fashion auf Italienreise. Unter dem Motto
«We are Summer» produzierten sie verschie-
denste Inhalte für Instagram, InstaStories,
Die SBB setzt auf Influen- Weshalb ist Influencer Marketing momentan Snapchat, Blogposts und Co. für ihr kumu-
in aller Munde? liertes Millionenpublikum. Bei näherer Be-
cer als Service Scouts. Rivella Der Medienkonsum ist im Umbruch. trachtung der Posts lässt sich erahnen, wer
involviert bekannte Schweizer Für Werbekunden wird es immer schwie- diese Reise finanziert hat. So finden sich auf
riger, gerade jüngere Zielgruppen über den Posts dezent Hinweise auf Produkte und
Influencer. Viele Unternehmen klassische Medienkanäle zu erreichen. Die Dienstleistungen von verschiedenen Marken
in der Schweiz experimen- klassische Werbung kämpft mit tiefen Glaub- wie Zimmerli, Vespa, Cornercard, Clarins
würdigkeitswerten. Die digitalen Werbebot- oder ifolor.
tieren derzeit mit Influencer schaften sind in den letzten Jahren markant
Marketing. Doch was wird gewachsen. Und mit ihr auch die Nutzung von
Adblocker. Die Konzentrationsfähigkeit der Weitere Informationen:
genau unter Social Influencer Nutzer hingegen nimmt ab. Da verwundert es Weloveweare.com oder @Weloveweare auf
verstanden? Im Folgenden wird wenig, dass Marketingexperten in den letzten Instagram

Jahren mit neuen Werbeformen und Marke-


mit fünf Antworten auf zentra- tingstrategien wie «Content Marketing»,
le Fragen zu Influencer Marke- «Product Placement», «Native
Advertising», «Brand Content»
ting eingegangen. und «Influencer Marketing» ex- Der Autor: Sven Ruoss …
perimentieren. Influencer Mar- … ist Studienleiter CAS Social Media Manage-
ment an der HWZ Hochschule für Wirtschaft
Text keting ist eine Disziplin mit deut- Zürich. Sein Berufsweg führte Sven Ruoss
Sven Ruoss lich höheren Glaubwürdigkeits- von der Beratungs- in die Medienbranche.
werten als klassische Werbung. Seit fünf Jahren arbeitet er hauptberuflich im
Dem Instagram-Account «ilivanilli_» Viele Menschen folgen bestimm- Bereich Business Development bei verschie-
denen Medienunternehmen in der Schweiz
von Ilenia Toma folgen knapp 50 000 Perso- ten Influencern aufgrund der für (Tamedia, watson, Ringier) und setzt sich für
nen. Ihre Fotos aus ihrem Leben erreichen sie relevanten Inhalte. die digitale Transformation in der Medien­
häufig über 2000 Likes auf Instagram. Unter branche ein. Nebenamtlich ist Ruoss als
www.ilivanilli.com bloggt sie über ihre Rei- Welche Einsatzfelder gibt es für Studiengangsleiter des CAS Social Media
Management und als Dozent am Center for
sen und ihre Styles. Ihre Blogbeiträge und Influencer Marketing?
Digital Business der HWZ Hochschule für
Instagram-Posts entstehen regelmässig in Die Einsatzmöglichkeiten Wirtschaft Zürich engagiert. In seiner Freizeit
Kooperation mit Werbekunden wie Louis für Influencer Marketing sind rennt Ruoss gerne Marathons. Mindestens
Vuitton, Nescafé oder Bucherer. Einen Teil vielfältig. Es eignet sich bei- einmal pro Jahr macht er eine digitale Diät
ihres Lebensunterhalts verdient Ilenia Toma spielsweise für eine Produktein- und besteigt Berge – ohne Smartphone und
ohne Internet.
mit bezahlten Beiträgen. Sie ist ein Social führung, für Produkttests und Svenruoss.ch, Fh-hwz.ch/cassmm
Influencer. Produktbewertungen. Auch für
die Steigerung der Markenbe-
Wer oder was ist ein Social Influencer? kanntheit wird Influencer Mar-
Ein Social Influencer ist eine Person, keting häufig verwendet. So zum
die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres Beispiel als Product Placement.
hohen Ansehens in den sozialen Netzwerken Selbst bei einem Abverkauf gibt
für das Marketing interessant wird. Ein So- es einige erfolgreiche Influen-
cial Influencer bringt folgende drei Charak- cer-Kampagnen. Influencer Mar-
teristika mit: Recommender, Social Media keting wird momentan haupt-
Heavy User und Reputation als Marktkenner. sächlich in den Produktkategori-
Influencer sind Personen, die positive, aber en «Fashion», «Travel», «Food»
auch negative Markenempfehlungen in Social und «Gadgets» eingesetzt.
Media aussprechen. Influencer sind auf ver-

werbewoche 08/2017 27
Who is Who

01

02 03 04

06

05 07

28  werbewoche 08/2017


«Best of Swiss Web»-
Award-Night
Kongresshaus Zürich
6. April 2017

01 Ticketfrog.ch gewinnt den «Master of Swiss


Web 2017».
02 Reto Baumgartner, MySign (l.), Mike Müller,
Ticketfrog.
03 Maik Thomann und Cornelia Lehle, beide
TCA Thomann Distribution.
04 Fabiana Imhof und Simon Smit, beide Wirz
Communications.
05 Raphaela Höhn und Jennifer Wagner, beide
IAB Switzerland Association.
06 Alessandro Reintges, Wirz Communi­cations,
Lina Moro, Die Mobiliar, Nicole Bieri, Die
­Mobiliar, und Luca Schneider, Wirz Communi-
cation (v.l.).
07 Sascha Corti, Microsoft Switzerland (l.),
Claudio Dionisio, Best of Swiss Web.
08 Boris Manhart, Codecheck.info (l.), und
­Christian Erni, D One Innovations.
08 09 Maike Piel und Samuel Calan, beide Raiffeisen
Schweiz.
10 Urs Flückiger, Mediamint, und Sarah Küng,
Hans Hofmann & Partner.
11 Matthias Bütler (l.) und Mark Bachmann,
beide Jungfraubahnen Management.
12 Walter Oberli, Carpathia (l.), und Alex Schmid,
Dachcom.dialog.
13 Pascal Sieber, Sieber & Partners, Noé Tondeur,
SAWI, Tondeur Consult, und Norman Briner,
Management Sieber & Partners (v.l.).
14 Alexander Bronnhuber, Kuka, Viola Retter,
Tim Dührkoop und Bernd Jansen, alle Namics
(v.l.).
09 10 15 David Lüscher, Hinderling Volkart Bern (l.),
und Claude Eberhard, Equipe.
16 Barbara Wieser, Digital Heads, Thomas Lang,
Carpathia, und Daphne Rühl, Digital Heads (v.l.).

11 12

13 14

15 16

werbewoche 08/2017 29
Menschen …

Jobchange

Zuwachs für By the Way Communications: Patrick Y. Fischer


(01) verstärkt neu das Team der Berner Agentur für Kommunikations-
und Sport-Management als Senior Consultant.
Nach sieben Jahren verlässt Markus Häfliger Press’n’Relations,
um die PR-Agentur Häfliger Media Consulting zu gründen, die auf
Technologie- und Wirtschaftsthemen fokussiert. Alexandra Stiegler
01
(02) übernimmt seine Stelle bei Press’n’Relations.
Patrick Sägesser wechselt von der Bernexpo zur MCH Messe
Basel, wo er Fachmessen zu mehr Wachstum verhelfen soll.
02
Der Verwaltungsrat SRG SSR hat dem Antrag des Regional­
vorstands von RTSR stattgegeben und Pascal Crittin (03) zum Direk-
tor von RTS ernannt.
Tina Lixfeld hat als neue Account-Direktorin bei PHD Media am
Leutschenbach begonnen.
Nach der Reorganisation zur DACH-Agentur übernahmen bei
Goldbach Interactive Mike Wippel und Sascha Frommhund (04) per
03
10. April 2017 als Co-Geschäftsführer die Verantwortung für den Ge-
schäftsbereich Marketing Services an den Standorten Zürich, Kons-
tanz und Wien.
04
Daniel Pünter (05), derzeit Leiter Medienstelle der SBB, kehrt im
August zu SRF zurück und wird Bereichsleiter Dokumentation und
Reportage.
Der Ex-Brack.ch-CEO Malte Polzin (06) ist neuer CEO von
DeinDeal.
Lukas Frei zeichnet neu als Creative Director für den Auftritt
von Globus verantwortlich.
05
SRF-1-Radiomoderator Reto Scherrer (07) moderiert ab August
den «Samschtig-Jass».
Stefan Lassnig (08) verantwortet neu am Standort Wien die in-
06
ternationalen Verkaufsaktivitäten und Internationalisierungsprojekte
für die NZZ-Mediengruppe.
Das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern hat mit André Küttel
einen neuen Leiter Marketing und Verkauf.
Damian Rast (09) wird neuer Moderator der knapp viertelstündi-
gen Primetime-Sendung «Info 3» von Radio SRF 3, die täglich um 12
Uhr und um 17 Uhr über Themen des Tages berichtet.
07
Die Aktionäre der NZZ haben nach Joachim Schoss nun Lucy
Küng (10) in den Verwaltungsrat gewählt.

08

09

10

Die cleveren Jobplattformen für Kommunikation & ICT:


• reichweitenstark und trotzdem zielgruppenfokussiert inserieren
• CV-Datenbank mit Matchingtool «QualiProfil»
• Social Media-, Partnernetzwerk- und Fachpresse-Präsenz
A795224

VON FACHLEUTEN FÜR FACHLEUTE: Die Jobplattformen für Medien, Kommunikation, Marketing, Informatik & Telekommunikation
… und mäuse

Etats

Like Mag konnte Soda Stream als neuen Kunden


gewinnen und setzt sich nun daran, die Was-
sersprudler-Marke in der Schweiz zu stärken
und den E-Commerce-Umsatz anzukurbeln.
Das Mandat umfasst insbesondere den Aus-
bau der Facebook- und Instagram-Präsenzen,
die Erstellung und Distribution von multime-
dialen Inhalten sowie Programmatic Display
Advertising und SEA. Ausserdem wird der Content der
Partneragentur PPR Media Relations über die Social-
Media-Kanäle gepusht, der in Zusammenar-
beit mit Medien und Bloggern entsteht.
Die erst im Mai 2016 gegründete Agen-
tur Sir Mary freut sich über viel Neugeschäft.
So setzte sich das mittlerweile 16-köpfige
Team im Pitch um den Schweiz-Tourismus-
Etat für die nationale und internationale Winterkom-
munikation 2017/18 durch. Ausserdem beauftragt Sam-
sung die Agentur mit der ganzjährigen Kommunikati-
on für die Einführung der neuen QLED-TVs. Darüber
hinaus arbeitet Sir Mary nun auch für den Schweizer
Online-Marktplatz Immoscout24 und für den E-Bike-
Fachhändler M-Way.
Admeira vermarktet neu exklusiv das Inventar von
Eurosport auf den Schweizer Websites und
den dazugehörigen Mobile Apps. Die Eu-
rosport-Plattform bietet Informationen und
Nachrichten zu verschiedenen Sportarten, wodurch Ad-
meira Partnern eine weitere sportaffine Zielgruppe anbie-
ten kann.
Die Churer Agentur Skipp ist bereits
seit einem Jahr mit dem Marketing von Por-
sche betraut. Mit der neusten Kampagne für
den Porsche Macan hat sich diese Zusammenarbeit zu-
sätzlich verdichtet, sodass Skipp ab sofort den Porsche
Macan Turbo Performance als Flottenfahrzeug nutzen
darf.
Plan.Net Suisse entwickelt die Digitalstrategie für
Zebrabox. Der Self-Storage-Anbieter bietet rund 5000
Lagerräume an acht Schweizer Standorten an, mit Lö-
sungen für Privat- und Geschäftskunden.
Infolge eines Agenturwettbewerbs setzt Ver-
bier für die globale Identität und die Kommunikati-
onskampagne für seine neue Freizeitkarte, die diesen
Sommer erscheinen soll, auf Franz & René. Die ersten
BTL-Massnahmen sollen bereits in Kürze veröffent-
licht werden, während die Kampagne Anfang Sommer
auf nationaler und internationaler Ebene starten soll.
KSP Krieg Schlupp Partner begrüsst
zwei neue Auftraggeber im Kundenportfolio.
Die Schweizer Biokosmetikmarke Farfalla
und das «soziale Unternehmen» Valida wol-
len mit Hilfe von KSP ihre Wettbewerbsvor-
teile durch Nachhaltigkeit stärken. Dies freut
die Agentur, bei der Nachhaltigkeit zum eigenen Leitbild
gehört, laut Mitteilung besonders.

werbewoche 08/2017 31
Eyecatcher

01

02

32  werbewoche 08/2017


Eyecatcher

03 04

01 Fotoaufnahmen mit Tänzern für Focus Dance Crew Zürich.


02 Porträt-Bildstrecke für Angela Asiana – Model & Stylist.
03 Fashion-Shooting für «That’s Nice» Magazine (F) & Blog.
04 New Faces für Visage International Zurich.

Der Fotograf: Maik Kanyanga …


… hat neben seiner Leidenschaft für die Fashion-
Welt vor sechs Jahren seine zweite grosse Leidenschaft,
das Fotografieren, entdeckt. Seitdem verbindet er als
freischaffender Fotograf beide Leidenschaften mitein-
ander. Daneben hat er sich in London an verschiedenen
Schulen im Bereich Fotografie weitergebildet. Kanyanga
ist unterwegs für Model-Agenturen, Lifestyle-Magazine
sowie Innenarchitektur-Projekte im In- und Ausland.
Zudem setzt er künstlerische und Firmen-Porträts wie Kontakt:
auch Hochzeitsberichterstattungen um. Kanyanga ver- Maik Kanyanga
steht sich als Geschichtenerzähler: «Ich fotografiere nicht Maik Photography
einfach Menschen, ich erzähle ihre Geschichte», sagt er. 076 449 14 04
«Ich fotografiere mit dem Herzen.» Maik-photography.com

werbewoche 08/2017 33
Raus

Aufgefallen I Gesagt

Wildes Pendlerleben
(hae) Um die Zürcher Pendlerinnen
und Pendler auf den Wildnispark aufmerk-
sam zu machen, hat Face in Partnerschaft mit
Uns hilft nicht, wer uns
Aroma einen Wildnispark-Wagen kreiert.
Durch die Folierung bekommen die Reisen-
den das Gefühl, mitten im Sihlwald zu stehen.
Krücken leiht, sondern wer uns
Dem eindrücklichen Endergebnis ging
eine aufwendige Vorbereitungszeit von einem
ganzen Jahr voraus. In erster Linie musste die
Gehen lehrt.
Installation die Brand- und Sicherheitsbe-
stimmungen erfüllen. Für den Umbau wur-
den von einem speziell zur Verfügung gestell-
ten Waggon alle Sitzabteil-Wände, Decken, Charles Tschopp (1899–1982),
Haltestangen sowie Fussboden-Bereiche
komplett beklebt. Schweizer Schriftsteller
Die Kampagne wurde im Auftrag der
Zürcher Kantonalbank, der Sihltal Zürich
Uetliberg Bahn SZU sowie des Wildnisparks
Zürich umgesetzt – und hat mit Sicherheit
den einen oder anderen Stadtzürcher daran Aufgefallen II
erinnert, dass die Natur selbst im urbanen
Raum gleich um die Ecke liegt.
Rorschachtest
(hae) Seit 2001 betreut Ruf Lanz den VBZ-Werke sorgen. Es bezieht sich auf den
Werbeauftritt der Zürcher Verkehrsbetriebe Rorschachtest, dem psychodiagnostischen
(VBZ). Aus der langjährigen Zusammenar- Testverfahren, in dem Klecksografien gedeu-
beit sind bis heute unzählige Kreationen ent- tet werden müssen. Autofahrerinnen und Au-
standen, die die öffentliche Wahrnehmung tofahrern, die im abgebildeten Tintenklecks
des Unternehmens massgeblich beeinflussen ein Tram sehen, wird empfohlen, ihre Nerven
und der Agentur ganz nebenbei noch einen zu schonen und in Zürich auf den öffentlichen
ADC-Evergreen eingebracht haben. Dass die Verkehr umzusteigen.
VBZ-Anzeigen bei der Zürcher Bevölkerung Psychologen, die auf die nicht un-
immer wieder gut ankommen, weiss man umstrittene Methode schwören, legen übri-
nicht erst seit der gemeinsamen Tramfahrt gens Wert darauf, dass die originalen Tinten-
von Christoph Mörgeli und Daniel Jositsch – klecksmuster nicht öffentlich gezeigt werden,
dem vermutlich populärsten Sujet der bishe- da sonst durch Vorwegnahmen die Ergebnis-
rigen Kampagne. se verfälscht werden können. Im Fall der VBZ
Für Aufmerksamkeit und interessierte drücken sie aber vermutlich ein Auge zu.
Blicke dürfte auch eines der beiden neusten

34  werbewoche 08/2017


Raus

Zu guter Letzt

Print ohne Print


Keine bedenklichen Inhaltsstoffe, keine Farbe, nur Natur: McCann liess für
L’Oréal Paris die Anzeige ohne Zusätze vom Papier-Stapel.
Text
Thomas Häusermann

«Ohne Farbstoffe, ohne Silikone, ohne Parabene, Die von McCann entwickelte Print-Beilage für das
ohne Mineralöle, ohne Bedenken, ohne Chi-Chi» lautet «Botanicals Fresh Care Koriander Stärke Kur»-Sham-
der Text der neuen Anzeigen-Beilage von McCann für poo wird mit keinerlei Farbe oder Zusatzstoffen gedruckt.
Botanicals Fresh Care von L’Oréal Paris, die Mitte April Einzig geprägt und durch das natürliche Spiel von Licht
in der Burda-Zeitschrift Freundin erschien. und Schatten lesbar, hebt die Beilage den Markenkern
Das Print-Ad-Special, das um das Team von Execu- hervor.
tive Creative Director Ralf Zilligen in Zusammenarbeit Das sogenannte Blinddruck- oder Gaufrage-Verfah-
mit Burdas Vermarkter BCN, der AdTech Factory und ren ist natürlich nicht neu. Dass man sämtliche Farben aus
Freundin entwickelt wurde, soll die Natürlichkeit des be- kommunikativen Gründen weglässt, hingegen zumindest
worbenen Produkts widerspiegeln. Denn Botanicals setzt erfrischend. Und als Kontrast zur ansonsten farbenfrohen
auf natürliche Inhaltsstoffe wie Koriander, Camelina, Zeitschriften-Welt ein garantierter Blickfang. Manchmal
Saflorblüte und Geranie. ist weniger definitiv mehr.

werbewoche 08/2017 35
A812128

www.idfx.ch
tag der
werbung
verleihung
und
erber des Jahres
werber

donnerstag,
onnerstag, 18. Mai 2017
X-TRA, Limmatstrasse 118, Zürich
www.ks-cs.ch

.be

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