Qualifikation und
Erwerbsarbeit
Rekrutierung von Führungskräften über
Trainee-Programme aus
humankapitaltheoretischer Sicht
Eingereicht bei
Dipl.-Ök. J. Große Rövekamp
Bereich Volkswirtschaftslehre
Prof. Dr. G. Weißhuhn
von
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis.................................................................................................2
Tabellenverzeichnis.....................................................................................................2
1. Einleitung..............................................................................................................3
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit.......................................................3
1.2 Aufbau und methodisches Vorgehen..................................................................4
2. Grundlagen..............................................................................................................5
2.1. Trainee-Programm.............................................................................................5
2.1.1. Definitionen / Begriffserklärungen..............................................................5
2.1.2. Charakteristika von Trainee-Programmen...................................................6
2.1.3. Grundtypen von Trainee-Programmen........................................................8
2.2. Die Definition der Managementebene.............................................................12
3. Hauptteil................................................................................................................13
3.1. Humankapitaltheorien – Mikroökonomische Ansätze zu
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1.Einleitung
Trainee oder Direkteinstieg?
Diese Frage stellen sich zunehmend mehr Absolventen deutscher Hochschulen. Damit ist gemeint,
ob ein Hochschulstudent nach dem Abschluss direkt in den Beruf einsteigt oder sich für eine der
zahlreichen Trainee-Stellen bewirbt. Trainee-Programme werden seit den 70er Jahren in
Deutschland angeboten und erfreuen sich besonders in den letzten 10 Jahren einer steigenden
Beliebtheit bei Absolventen. Der Unterschied zu einem normalen Berufseinstieg besteht darin, dass
der Trainee nicht direkt von Anfang an in seinem Arbeitsbereich eingestellt ist. Vielmehr durchläuft
der Trainee im Ausbildungszeitraum von 6 bis 24 Monaten mehrere Abteilungen des
Unternehmens, um das Unternehmen als Ganzes kennenzulernen. Besonders attraktiv für
Absolventen ist die meist sehr internationale Ausrichtung der Programme. Die Unternehmen
erhoffen sich durch diese Art von „Ausbildung“ qualifizierten Nachwuchs zu schaffen, welcher
später einmal höhere Positionen mit Entscheidungs- und Führungscharakter besetzen soll. Um
dieses Ziel zu erreichen, nehmen Unternehmen einen erheblichen finanziellen Aufwand in Kauf.
Daher werden an Absolventen, die sich für eine Trainee-Stelle interessieren, sehr hohe
Anforderungen im Rahmen von akademischen Leistungen und Soft Skills gestellt, damit sie die
späteren Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich der Führungsaufgaben erfüllen.
Doch sind derart hohe Investitionen in die Ausbildung des späteren Führungsnachwuchses
wirtschaftlich überhaupt vertretbar, wenn bereits ein externer Arbeitsmarkt mit „fertig“
qualifizierten Führungskräften existiert, aus dem sich die Unternehmen bedienen können? Gerade
weil Trainees in der Ausbildungsphase mehr „learning“ als „doing“ betreiben, erreichen sie für das
Unternehmen kaum wirtschaftlichen Mehrwert. Sie erzeugen zugleich höhere Personalkosten
(Gehalt, Schulung, Reisekosten ins Ausland) als ein Direkteinsteiger.
Weshalb sind also Unternehmen dennoch bereit, diese hohen Personalkosten auf sich zu nehmen?
Diese Fragestellung wird in den folgenden Kapiteln anhand von Humankapitaltheorien und
verschiedenen empirischen Untersuchungen analysiert.
2.1. Trainee-Programm
Trainee-Programme scheinen derzeit für Unternehmen und Hochschulabsolventen ein beliebtes
Thema zu sein. In diesem Kapitel werden zuerst die Definitionen von Trainee und Trainee-
Programmen zur Einführung der Arbeit betrachtet. Anschließend wird beschrieben, wodurch ein
Trainee-Programm charakterisiert ist und nachfolgend werden die Grundtypen von Trainee-
Programmen erklärt.
2.1.1.1. Trainee
Der Begriff „Trainee“ stammt aus dem angelsächsischen Sprachraum und wird als
„Auszubildender“ oder „Praktikant“ übersetzt.1 Im Allgemeinen wird es für in Ausbildung stehende
Personen verwendet.
1948 wurde der Begriff in Deutschland erstmals benutzt und Ende der siebziger Jahre war der
Begriff bei immer mehr Großunternehmen bekannt.2 Im Allgemeinen bezeichnet der Begriff
„Trainee“ in Deutschland auszubildende Hochschulabsolventen, die in das Berufsleben einsteigen
wollen.3 „Dieser spezifische Personenkreis aus Hochschulabsolventen, die ihre berufliche Tätigkeit
beginnen, zählt zu dem Nachwuchs der Führungskräfte, die auch als zukünftiges Führungspotential
der Unternehmungen gelten.“4
In den 70er und 80er Jahren haben sich die Idee wie auch der Begriff „Trainee-Programm“ in
immer mehr Unternehmen durchgesetzt.5 Leider gibt es unterschiedliche Definitionen für den
Begriff „Trainee-Programm“. Aber allgemein versteht man unter „Trainee-Programm“ „ein für
Fachhochschul- oder Universitätsabsolventen entwickeltes Weiterbildungs- bzw.
Einarbeitungsprogramm, das zeitlich gestaffelt sowie berufs- und unternehmensspezifisch
ausgerichtet ist. Es dient in erster Linie der Rekrutierung von Führungsnachwuchskräften“, 6 daher
haben Trainee-Programme die Aufgabe, berufsfähige Hochschulabsolventen zu Nachwuchskräften
heranzubilden und auf zukünftige Führungsaufgaben vorzubereiten.7 Nach Georg von Landsberg ist
das Trainee-Programm ein Personalentwicklungselement, das als „[…] betriebliche Vollendung der
universitären Vorleistung“8 gesehen werden kann.
Den Begriff des Trainee-Programms definiert Thom wie folgt: „Durch das Trainee-Programm soll
ein ausgewählter Kreis von Hochschulabsolventen eine Grundlagenausbildung für die spätere
Übernahme von Führungsfunktionen erhalten, die Kenntnisse über eigene Fähigkeiten und
Neigungen vertiefen, Kommunikationsbeziehungen aufbauen, Organisationsstruktur und -kultur
einer Unternehmung kennenlernen können. […] Die programmveranstaltende Unternehmung
beabsichtigt eine gesicherte Versorgung mit qualifizierten Nachwuchskräften für freiwerdende bzw.
neu zu schaffende Positionen sowie eine Verbesserung ihrer Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt der
Hochschulabsolventen.“9
Durch den globalen Wettbewerb, den rasanten technischen Fortschritt und viele anderen
Einflussfaktoren wird das Einstiegsprogramm unternehmensspezifisch für den Fach- und
Führungsnachwuchs entwickelt.
Nach Georg von Landsberg ist das Angebot an Trainee-Programmen grundsätzlich flexibel und
variabel. „Flexibel, weil sich die Einarbeitung stark am betrieblichen Personalbedarf, an der
Arbeitsmarktlage sowie an der Eignung und Neigung des Bewerbers ausrichtet. Variabel, weil das
Nach Thom lassen sich die Trainee-Programme durch weitere Merkmale charakterisieren:11
Teilnehmerkreis
Nicht jeder kann an das Trainee-Programm teilnehmen, da die Trainee-Programme nur auf
eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet sind. Der Teilnehmerkreis beschränkt sich meistens
auf Universitäts- bzw. Fachhochschulabsolventen, die nach dem Studium neu ins
Berufsleben kommen wollen, weil solche Leute durch das Studium eher für spätere Fach-
und Führungsaufgaben qualifiziert sind. Jedes Unternehmen wird hohe Anforderungen an
dem Teilnehmer stellen und seine Trainees sorgfältig auswählen. Aufgrund der zahlreichen
Bewerber nimmt das Unternehmen nur den Hochschulabsolvent an, der eine
überdurchschnittliche Leistung bringt, viele praktische Erfahrungen gesammelt hat und sein
Profil die Unternehmensanforderung am besten entspricht. Früher waren Trainee-
Programme vorwiegend für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften vorgesehen. Es gibt
aber auch Ausbildungsprogramme für Ingenieure und Naturwissenschaftler. In den letzten
Jahren gab es jedoch Programme, die für andere Personengruppen wie für gut qualifizierte
Mitarbeiter des Unternehmens geeignet sind.12
Ausbildungszeitraum
Didaktische Strukturierung
Ausgestaltung
Da die Trainee-Programme nicht gesetzlich definiert sind, ist das Unternehmen bei der
zeitlichen, inhaltlichen und finanziellen Ausgestaltung relativ frei. Deswegen werden
Trainee-Programme in verschiedenen Formen angeboten. Die Unternehmen können ihre
1981 haben Thom und Ferring drei verschiedene Typen von Trainee-Programmen konzipiert, zwei
weitere werden von Thom und Giesen in Jahr 1998 noch ergänzt. Diese Grundtypen unterscheiden
sich nach „ […] der Art, der Anzahl sowie der Aufenthaltsdauer der von einem Trainee zu
durchlaufenden Ressorts und damit in der Ausbildungsbreite bzw. -tiefe sowie dem Grad der
Ausgabenverantwortung […] und dem Grad der Standardisierung.“16
Ein anderer Programmtyp ist wie das klassische Trainee-Programm auch ressortübergreifend, aber
mit Fachausbildungsphase. Der Unterschied zum vorherigen ist die kürzere
Grundausbildungsphase. Die standardisierte Grundausbildungsphase mit einer kurzen
Aufenthaltsdauer dient hier mehr zur Orientierung und Informationen. Der Trainee kann dadurch
einen Überblick über mehrere Ressorts gewinnen, aber meist wird keine Aufgabenverantwortung
von ihm verlangt. Dann folgt eine intensivere, deutlich längere und in einem Ressort zu
durchlaufende Fachausbildungsphase mit teilweiser oder ganzer Übertragung von
Aufgabenverantwortung. Der Trainee arbeitet sich dort vertieft ein, da er im späteren festen
Arbeitsverhältnis höchstwahrscheinlich in diesem Bereich eingesetzt wird.
Dieser Programmtyp hat den Vorteil, dass der Trainee während der Fachausbildungsphase bereits
Aufgabenverantwortung übernehmen kann. Andererseits können die Unternehmen das
Entwicklungspotential vom Trainee besser einschätzen. Das Prinzip „learning-by-doing“ wird in
der Fachausbildungsphase besonders hervorgehoben und führt den Trainee intensiver und
langsamer in die zukünftige Tätigkeit ein.
Der hohe Grad an Ausbildungsverantwortung und das „Training-on-the-job“ sind bei diesem
Grundtyp stark ausgeprägt. Dieser Programmtyp verlangt vom Trainee klare Zielvorstellungen über
seine zukünftige berufliche Tätigkeit. Von der Unternehmensseite wird verlangt, dass eine
sorgfältige Kompetenzanalyse schon vor Beginn des Ausbildungsprogramms durchgeführt wird,
wer in welcher Abteilung arbeiten soll.17
Typisch bei individuellen Trainee-Programmen ist, dass der Trainee gemeinsam mit der
Personalabteilung und den zuständigen Fachabteilungen die Auswahl von Ressorts, die Dauer und
den Ablauf festlegen kann. Es werden wenige Ressorts hier durchlaufen und die Anzahl der
Ausbildungsstationen ist auf wenige fach- wie ressortbezogene Stationen begrenzt. Der Trainee
trägt vom Anfang an die Verantwortung für seine Tätigkeit. Die Wünsche und Bedürfnisse der
Ausbildungsteilnehmer können mittels dieser Programmkonzeption am besten berücksichtigt
werden und das Unternehmen verspricht sich davon eine positive Imagewirkung. Der Trainee wird
bei diesem Grundtyp hoch motiviert sein, da durch die Integration des Teilnehmers mehr
Eigenverantwortung und Freiräume angeboten werden.18 Es ist auch möglich, dass die einzelnen
Merkmale der oben genannten Programmtypen in den individuellen Trainee-Programmen integriert
werden, um die Abfolge und Inhalte der Programme individuell zu bestimmen.
Bei der Planung werden Unternehmensziele in Koordination mit allen Abteilungen festgelegt.
Dabei wird zwischen langfristige, und kurzfristige Planung (operativ). Bei der langfristigen Planung
beträgt der Planungshorizont drei bis fünf Jahre, wobei hier grobe strategische Ziele geplant
werden. Die operative Planung hat einen Planungshorizont von ein bis zwei Jahren und legt
konkrete operative Ziele wie z.B. Absatzvolumen fest.20
Organizing
Die Organisation als Tätigkeit, beinhaltet die Festlegung der Unternehmensstruktur und
Hierarchiestruktur.
Staffing
In der Personalplanung wird unter anderem der Personalbedarf kalkuliert und entsprechend
organisiert. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Personalentwicklung getroffen.
Directing
Die in durch die Organisation geschaffenen strukturellen Voraussetzungen gegeben, „schließt sich
idealtypisch die permanente, konkrete Veranlassung der Arbeitsausführung und ihre zieladäquate
Feinsteuerung im vorgegebenen Rahmen als zentrale Führungsaufgabe an“21.
Controlling
Die Kontrolle stellt den letzten Schritt des klassischen Managementkonzepts dar. Es soll mit einem
Soll/Ist Vergleich gezeigt werden inwiefern die vereinbarten Ziele erreicht wurden. 22
Das Problem bei der klassischen Management Betrachtung ist, dass die genannten Aufgaben nicht
ausschließlich der Führungsebene zugeordnet werden können. Bis auf „Directing“ sind dies
vielmehr allgemeine Aufgaben der Unternehmensadministration an denen sowohl Manager als auch
Sachbearbeiter beteiligt sind. Daher eignet sich diese Betrachtung nur bedingt zur Definition der
Managementebene im Kontext dieser Arbeit.
Um eine klar die Managementebene zu definieren, beziehen wir uns in dieser Arbeit auf alle
Teilbereiche klassischen Fünferkanon von Managementfunktionen von Harold Koontz und Cyril
3. Hauptteil
3.1. Humankapitaltheorien – Mikroökonomische
Ansätze zu Weiterbildungsmaßnahmen
Im Rahmen des neoklassischen Ansatzes wird angenommen, dass Individuen versuchen ihren
Gewinn über der Zeit im Markt zu maximieren23. Dabei können Individuen in Bildung investieren,
um ihre Fähigkeiten zu erweitern. Mikroökonomische Ansätze analysieren diese
Weiterbildungsmaßnahmen (z.B. Trainee-Programme) mit Hilfe von humankapitaltheoretischen
Modellen. In diesen Modellen wird der Humankapitalstock des Individuums als Summe der
Ausbildungen (schulischer/beruflicher) und der Weiterbildungen interpretiert24. Generell
beschreiben humankapitaltheoretische Ansätze den „Trade off“ zwischen zukünftigem und
heutigem Einkommen25. Denn Weiterbildungsaktivitäten sind risikobehaftete Investitionen in
Humankapital, welche das heutige Einkommen schmälern. Vor dem neoklassischem Hintergrund
investiert der Einzelne nur dann, wenn die anfallenden Kosten geringer sind als die zukünftig zu
erwartenden Erträge. Diese Kosten setzen sich zum einen aus den direkten Kosten der
Weiterbildung und zum anderen aus den Opportunitätskosten für das entgangene Einkommen (Zeit,
die durch die Weiterbildungsmaßnahme nicht zur Einkommensgenerierung genutzt werden kann)
zusammen. Die Erträge ergeben sich aus der gesteigerten Arbeitsproduktivität und generieren im
Zeitablauf Quasi-Renten26. Folglich müssen Hypothesen vor diesem humankapitaltheoretischem
Hintergrund formuliert werden, welche zum optimalen individuellem Humankapitalniveau, zur
zeitlichen Verteilung der Weiterbildungsinvestitionen, zur Aufteilung der Kosten und der Erträge
auf die Investoren (Arbeitnehmer und/oder Arbeitgeber), zu anreizkompatiblen Arbeitsverträgen, zu
Folgewirkungen auf das Arbeitsplatzwechselverhalten der Arbeitnehmer (bedingt durch
Bildungsinvestitionen), zu der Einkommensentwicklung im Zeitverlauf führen27.
26 Williamson definiert die Quasi-Rente als die Differenz zwischen dem Ertrag einer Investition und dem Ertrag ihrer
nächstbesten alternativ Verwendung (vgl. Williamson 1985)
Im Kapitel 3.1.1 wird die Investition in allgemeines Humankapital ökonomisch erklärt. Es existiert
eine ideale Aufteilung von Einkommen und Investition in allgemeines Humankapital im Zeitverlauf
eines Erwerbslebens28.
Im Kapitel 3.1.2 wird die Investition in firmenspezifisches Humankapital ökonomisch erklärt, das
heißt, dass das vermittelt Wissen nur beschränkt oder gar nicht außerhalb des jeweiligen
Unternehmens verwendet werden kann. Es werden theoretische Ansätze beschrieben, wie die
Kosten/Erträge aufgeteilt werden.
Das Kapitel 3.1.3 beschäftigt sich mit den nicht-monetären Anreiz-Systemen. Es werden
Möglichkeiten erläutert, um das beschriebene Problem des „Moral Hazards“29 zu umgehen. Dabei
werden verschiedene Modelle vorgestellt u.a. das Senioritätsabhängige Beförderungssystem, der
Beförderungswettbewerb und das Modell von Prendergast.
Im Abschnitt 3.1.4 wird der Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und dem
Investitionsvolumen in Humankapital analysiert, dabei werden verschiedene Erklärungen geliefert,
warum das Investitionsvolumen von der Unternehmensgröße abhängig sein kann.
Mit Hilfe des Models von Blinder/Weiss (1976) lassen sich Hypothesen erstellen, welche Aussagen
über Investitionen in allgemeines Humankapital und die Einkommensentwicklung im Zeitablauf
treffen. Ausgangspunkt ist die folgende Einkommensfunktion:
Et = r * H t (3.1.1)
Dabei ist Et das beobachtbare Einkommen und Ht das bereits akkumulierte Humankapital
(Einkommenspotential) zum Zeitpunkt t. Der Faktor r kann als derjenige Teil interpretiert werden,
welcher von dem Humankapital realisiert wird. Ist r = 1, so wird das komplette
31 Weiss (1986 S. 604 ff.) erläutert die Annahmen, welche nötig sind, damit das Gleichgewicht begründet ist
32Pannenberg (1994 S.18 f.) erläutert das „time-allocation Model“. Er weist das zurück mit der Begründung, dass
dieses Modell eine unendliche Anzahl von Arbeit/Weiterbildungsmaßnahmen suggeriert, die es in der Realität nicht
gibt, und favorisiert somit ebenfalls das „Jobs-Choice Model“
Einkommenspotential umgesetzt. Wenn r = 0 ist, wird kein Einkommen realisiert. Diese Situation
ist mit „reinem schooling“ gleichzusetzen. Damit wird das Humankapital maximal gesteigert. Die
Veränderung des Humankapitals kann dabei mit Hilfe der Humankapital-Produktionsfunktion
beschrieben werden:
∆H t = f (t h ) − δH t −1 (3.1.2)
∆Ht ist die Veränderung des Humankapitals. Ht-1 spiegelt das Humankapital aus der Vorperiode
wieder. Das muss gemäß den oben getroffenen Annahmen mit δ abgeschrieben werden. Mit Hilfe
der Funktion f(th) kann die Humankapitalerhöhung erfasst werden. Der zeitliche Aufwand, welcher
die Opportunitätskosten darstellt, wird mit Hilfe von th beschrieben. Außerdem wird angenommen,
dass H0 ≥0. Des Weiteren wird mit diesem H0 die unterschiedliche Anfangsausstattung an
Humankapital erfasst und auch die individuellen Fähigkeiten, mit denen Humankapital akkumuliert
wird.
Betrachtet man nun den Lebenszyklus eines Individuums vor dem Hintergrund der theoretischen
Überlegungen kommt zu den folgenden 4 Phasen33.
Phase 1: Schule
Hier ist r = 0 (s. Gleichung 3.1.1). Es wird kein Einkommen generiert. Folglich steigt der
Humankapitalbestand an.
Potentielles und beobachtbares Einkommen sind identisch. Hier ist r = 1 (s. Gleichung 3.1.1). Lohn
und Humankapital sinken gleichermaßen (mit der Abschreibungsrate δ).
Pannenberg (1994 S. 24 f.) kritisiert das Modell anhand von zwei Schwachstellen. Zum einen kann
mit empirischen Untersuchungen widerlegt werden, dass das Einkommen nicht am Ende der Phase
2 und die ganze Phase 3 über sinkt. Die Abschreibungsrate muss folglich kompensiert werden.
Folgende theoretische Überlegung schließt diese Schwachstelle. Geht man von einem learning-by-
doing Effekt aus, welcher keine Investitionskosten besitzt und größer als die Abschreibungsrate ist,
so kommt man auch zu steigenden Löhnen am Ende der Phase 2 und in der Phase 334. Zum anderen
kritisiert Pannenberg, dass keine Aussagen über unfreiwillige Unterbrechungen getroffen werden35.
Diese theoretischen Überlegungen zu den unfreiwilligen Unterbrechungen wird im Rahmen der
Arbeit aber keine Bedeutung bemessen, da sie für die Untersuchung von Trainee-Programmen
irrelevant sind.
Festzuhalten bleibt, dass mit Hilfe der Modelle empirisch testbare Hypothesen erzeugt werden
können. Arbeitnehmer finanzieren ausschließlich die Investitionen in (allgemeines) Humankapital,
da sie selbst die Nutznießer der Investitionen sind. Lebenseinkommensprofile werden mit Hilfe der
Humankapitaltheorie erklärt. Durch Investitionen in das Humankapital und der damit verbundenen
höheren Arbeitsproduktivität des Einzelnen steigt der Lohn im Zeitablauf. Des Weiteren impliziert
dieser theoretische Ansatz, dass das Einstiegsniveau an Einkommen von Arbeitnehmern bei
Investitionen in allgemeines Humankapital geringer ist, dafür aber zu einem höheren
Humankapitalstock führt, was wieder zu höheren Lohnsteigungsraten führt. Durch die unterstellte
Risikoneutralität hat der Arbeitnehmer keinen Anreiz, seinen Arbeitsplatz zu wechseln, da er in
jeder Firma den gleichen Lohn (gemäß seiner Arbeitsproduktivität) erhält.
Bei den in Kapitel 3.1.1 behandelten humankapitaltheoretischen Ansätzen handelt es sich um die
Bildung von allgemeinem Humankapital. Das bedeutet, dass die Aneignung von Humankapital so
interpretiert wird, dass die Arbeitsproduktivität des Arbeitnehmers in allen auf dem Markt
befindlichen Firmen in gleichem Maße steigt. Das hat zur Folge, dass der Arbeitnehmer die
Investition alleine zu tätigen hat, da er auch die Erträge bekommt. Geht man aber davon aus, dass
35 Pannenberg (1994 S. 25) erweitert das oben beschriebene Modell des Lebenszyklus, um unfreiwillige
Unterbrechungen im Laufe eines Erwerbslebens
die Arbeitsproduktivität in der beschäftigten Firma im höheren Maße steigt als in alternativen
Firmen, folgen daraus erhebliche Auswirkungen auf den Umfang an Investitionen in Humankapital,
auf das Betriebswechselverhalten und die Einkommensentwicklung der Arbeitnehmer36. Becker
(1975) spricht an dieser Stelle von „firm-specific-human-capital“ und analysiert die Bildung von
firmenspezifischem Humankapital mit dem folgenden 2-Perioden-Modell. In der ersten Periode
wird in das firmenspezifische Humankapital investiert, in der zweiten Periode resultieren daraus
Quasi-Renten. Für das Modell werden die folgenden Annahmen getroffen37:
Mit Hilfe dieser Annahmen lässt sich die Arbeitsproduktivität a des Arbeitnehmers in der 2. Periode
wie folgt darstellen (gilt für die Weiterbeschäftigung in derselben Firma):
a = H + h( m + η ) (3.1.3)
H gibt dabei den Bestand von allgemeinem Humankapital an. Das kleine h stellt den Umfang an
firmenspezifischem Humankapital dar. Der Störterm η hat den Erwartungswert Null vor der ersten
Periode (ex ante) kann aber die erwartete Arbeitsproduktivität m (bezogen auf das
firmenspezifische Humankapital) nach der ersten Periode (ex post) ändern:
38 Pannenberg (1994 S.33 f.) erläutert den Einfluss von Risikoaversion auf das 2-Perioden-Modell
w 2 = H + hε (3.1.4)
Der Marktlohn in Periode zwei w2 wird mit der oben genannten Formel definiert. Dieser setzt sich
zum einen aus dem Bestand an allgemeinem Humankapital und zum anderen aus dem
firmenspezifischen Humankapital multipliziert mit dem Störterm ε zusammen. Auch hier ist der
Erwartungswert des Störterms Null. Aber falls firmenspezifisches Humankapital vermittelt wird,
welches in Periode 2 auch anderen Firmen nutzt, so erfasst das ε und erhöht folgerichtig den
Marktlohn.
Die Quasi-Rente39 R die sich ergibt, lässt sich wie folgt bestimmen:
R = a − w2 (3.1.5)
Der ex ante festgelegte Lohn für Periode 2 wi lässt sich wie folgt definieren:
wi = H + α * m * h (3.1.6)
Dabei wird mit Hilfe von α ein Teil der Quasi-Rente dem Arbeitnehmer ausgezahlt.
r = a − wi (3.1.7)
Bei einer volkswirtschaftlichen Betrachtung ist ein Arbeitsverhältnis in Periode 2 effizient, wenn
Gleichung (3.1.5) ≥ 0 ist. Ansonsten sollte gekündigt oder entlassen werden. Es sind aber auch
volkswirtschaftlich ineffiziente Kündigungen/Entlassungen möglich. Dies passiert genau dann,
wenn die Gleichung (3.1.5) ≥ 0 ist und entweder der Arbeitgeber entlässt, weil die Gleichung
(3.1.7) < 0 ist oder der Arbeitnehmer kündigt, wenn der Marktlohn w2 größer ist als der zu
erhaltende Lohn wi. Um diese ineffizienten Trennungen zu minimieren, muss neben der optimalen
Investitionsentscheidung ein in Gleichung (3.1.6) optimales α ermitteltet werden40.
Für empirisch zu überprüfende Hypothesen betreffend der Einkommensentwicklung fehlt noch der
Lohn in der ersten Periode. Bei einem langfristigen kompetitiven Gleichgewicht muss der
Gesamtertrag Null sein, denn der Gegenwartswert des gemeinsamen Ertrages muss genau den
Investitionskosten entsprechen41. Das impliziert, dass der Anteil des Arbeitnehmers am
Gesamtertrag bezogen auf den Gegenwartswert seinen Teil der Investitionskosten wiederspiegelt.
39 Williamson definiert die Quasi-Rente als die Differenz zwischen dem Ertrag einer Investition und dem Ertrag ihrer
nächstbesten alternativen Verwendung (vgl. Williamson 1985)
40 Pannenberg (1994 S. 31f.) maximiert hier den Gesamt-Ertrag und ermittelt somit ein optimales α und den optimalen
Anteil der Investition in firmenspezifisches Humankapital. Auch erläutert Pannenberg (1994 S.36) weitere
Möglichkeiten ineffiziente Trennungen zu vermeiden
Folglich wird er in Periode 1 einen Betrag erhalten, der unter dem Marktlohn liegt, aber über der
Arbeitsproduktivität an seinem Arbeitsplatz. In Periode 2 erhält er dafür einen Lohn, der über
seinem Marktlohn liegt, aber unter seiner Arbeitsproduktivität an seinem Arbeitsplatz. Darstellen
lässt sich der Lohn w1 wie folgt:
w1 = H − ßC (3.1.8)
β ist somit ein Anteil von den Kosten C für die Investition in das firmenspezifische Humankapital,
welcher der Arbeitnehmer durch einen Lohnabschlag trägt.
Pannenberg (1994 S.37 f.) kritisiert das 2-Perioden-Modell dahingehend, dass die Kosten der
Investition in das Humankapital und die daraus resultierenden Erträge in der Realität nicht objektiv
quantifizierbar sind. Es kommt zum „Dual Moral Hazard“42. Das heißt, dass das Unternehmen nach
getätigter Humankapitalinvestition in den Arbeitnehmer den Anreiz hat, Lohnkosten einzusparen
und die Produktivitätssteigerung leugnet. Diese Strategie antizipiert der Arbeitnehmer und hat
keinen Anreiz mehr firmenspezifisches Humankapital zu generieren. Lösungsansätze für dieses
Dilemma erläutert Pannenberg (1994 S.38 f.). Für unsere Arbeit interessante Überlegungen werden
in Kapitel 3.1.3 erläutert.
Festzuhalten bleibt, dass mit Hilfe des 2-Perioden-Modells empirisch testbare Hypothesen erzeugt
werden können. Durch Investitionen in Humankapital steigt das Einkommen im Zeitablauf. Wird in
firmenspezifisches Humankapital investiert, müssen die Ausgangslöhne niedriger sein. Dafür sind
höhere Steigungsraten zu erwarten als bei Individuen ohne Investitionen in firmenspezifisches
Humankapital. Bedingt durch die Beteiligung der Arbeitnehmer an den Quasi-Renten und dem
einhergehenden Verlust dieses Ertrages im Falle eines Arbeitsplatzwechsels sind Arbeitnehmer mit
Investitionen in firmenspezifisches Humankapital weniger geneigt, ihren Arbeitsplatz zu wechseln.
Durch die Möglichkeit der Entlassung/Kündigung lassen sich Mischfinanzierungen ableiten.
Es zeigt sich also, dass der innerbetriebliche Beförderungswettbewerb kein optimales Instrument für
die Aneignung von firmenspezifischem Humankapital ist.
Die senioritätsabhängige Beförderung lässt sich problemlos in das 2-Perioden-Modell von Kapitel
3.1.2 integrieren. Das Modell wird wie folgt erweitert: 48
44 McLaughin (1988)
Die Arbeitnehmer weisen also ein im Zeitverlauf steigendes Lohnprofil auf. Dennoch sind sie
alleiniger Träger der Investitionskosten in firmenspezifisches Humankapital bei einem
senioritätabhängigen Vertrag. Daraus folgt, dass das Einkommen in der ersten Periode der
Marktlohn (Wert des allgemeinen Humankapitals) abzüglich der Investitionskosten ist. Der
Arbeitnehmer verzichtet auf einen Teil seines Gehaltes in der ersten Periode, um dann in der
zweiten Periode mehr zu bekommen als seinen Marktlohn. Zusätzlich bietet sich die Möglichkeit
eines Beförderungszuschlages. Dies bietet einen weiteren Anreiz zum Verzicht auf den Lohn in der
ersten Periode. Die individuelle Einkommensentwicklung und die Investition in firmenspezifischem
Humankapital sind somit positiv korreliert laut diesem Modell. 49
wa + M < w2 (3.1.9)
Das Ein-Perioden-Modell von Prendergast (1993) beschäftigt sich mit den Lohndifferenzen im
Unternehmen. Dieses Modell macht folgende Annahmen:51
Bei diesem Modell von Prendergast müssen natürlich Anreize geschaffen werden, die Investitionen
in firmenspezifisches Humankapital fördern, da diese vollständig von dem Arbeitnehmer getragen
werden. Deshalb muss aus Sicht des Arbeitnehmers die Beförderungswahrscheinlichkeit und die
erwartete Lohnsteigerung von dem einfachen Job (Lohn: wE) zu dem anspruchsvolleren Job (Lohn:
wD) größer sein als die Kosten der Investition in das firmenspezifische Humankapital. Aus
Arbeitgebersicht gilt die Bedingung, dass die zusätzliche Produktivität von dem einfachen Job E zu
dem anspruchsvollen Job D mindestens die Lohnsteigerung kompensieren muss. Zusätzlich muss
für das n* gelten, dass der erwartete Lohn nach der Investition in firmenspezifisches Humankapital
größer als die Summe von Reservationsnutzen und Investitionskosten ist.53
Die Geraden 1-n* und 1-n+ stellen die gleichgewichtete Kombination von den oben beschriebenen
Bedingungen dar. Diese besteht aus der Beförderungswahrscheinlichkeit und den unterschiedlichen
Lohnsteigerungen für das gegebene n* und n+. Die höhere Lage von 1-n* resultiert aus dem
effektivem „on-the-Job“ Training.
Nun muss laut den davor genannten Bedingungen eine optimale Lohndifferenz zwischen den zwei
verschiedenen Job-Typen gefunden werden, die dem Arbeitnehmer einen Anreiz für die Investition
in firmenspezifisches Humankapital bietet, unter der Nebenbedingung, dass seine
Produktivitätssteigerung die Lohnkosten kompensiert. Somit müsste sich empirisch ein
Zusammenhang zwischen Investitionen in firmenspezifischen Humankapital, Karrieresprüngen und
Einkommensentwicklung zeigen lassen. Durch Investitionen in firmenspezifisches Humankapital
muss eine höhere Beförderungswahrscheinlichkeit entstehen und somit auch ein Lohnzuwachs nach
der Investition.
Aus diesen theoretischen Ansätzen sind Trainee-Stellen eher in großen Unternehmen zu finden, die
selbst die Nachwuchskräfte ausbilden; dies lässt sich empirisch überprüfen. Außerdem sollte
empirisch erkennbar sein, dass bei größeren Unternehmen der Anteil an der
Humankapitalinvestition deutlich größer ist als bei kleineren Unternehmen, weil die Investitionen in
Um in den weiteren Unterkapiteln die Fragen zu untersuchen, wer die Kosten trägt und warum diese
getragen werden, werden die Kosten einer Trainee-Stelle im Vorfeld betrachtet. Hier gilt es zu
unterscheiden, ob die Kosten vor der Planung, während des Programmprozesses oder am Ende des
Programms entstanden sind. Im Folgenden werden aufgrund fehlender empirischer Daten generelle
Gedanken zur Wertung gemacht.
Bevor das Programm starten soll, fallen die „Entscheidungskosten“ an. Die Entscheidungskosten
beinhalten jegliche Aufwendungen, die durch einen einzelnen Trainee im Zuge der Beratung und
Verhandlung entstanden sind. Die Stellenbeschreibungen müssen präzise analysiert werden und das
Anforderungsprofil soll genau herausgearbeitet werden, um einen passenden Trainee für die
zukünftige Stelle zu finden. Hierzu sind die Absprachen und Verhandlungen mit den Fachkräften
im In- und Ausland wichtig, in denen der Trainee eingesetzt werden könnte.
Während der Realisierung des Programms entstehen beispielsweise Seminarkosten, die Kosten für
Personaleinsatz und Auslandsaufenthalte usw. Natürlich hängt alles von der Dauer, dem
Programmtyp und vielen anderen Kriterien ab. Es ist klar, je länger das Trainee-Programm läuft,
desto mehr Kosten entstehen. Das kosteneffiziente Programm würde vermutlich das
ressortbegrenzte Trainee-Programm sein. (Vgl. Kapitel 2.1.3.3) Beim Einsatz in einem Ressort
arbeitet der Trainee einseitig und eintönig. Somit könnte er jedoch die Kosten der Einarbeitung
rasch "zurückzahlen". Hingegen wäre das ressortübergreifende Trainee-Programm am teuersten,
weil das Programm vielfältig gestaltet wird. (Vgl. Kapitel 2.1.3.1 und 2.1.3.2) Der Trainee wird in
mehreren Ressorts eingesetzt, um das Unternehmen als Ganzes kennenzulernen. Zudem könnte ein
Ressort sich auch im Ausland befinden, welches zusätzliche Kosten verursacht.
Am Ende des Programms fallen die so genannten „sunk costs“ an, die in der Vergangenheit
entstanden sind, aber in der Gegenwart nicht mehr zurückerstattet werden können bzw. die
unveränderbaren bereits ausgezahlten Kosten, die durch die vergangenen Entscheidungen festgelegt
wurden.
Im Jahr 1999 hat Andreas Arnold aus der Schweiz folgende empirische Untersuchungen über die
Gesamtkosten pro Jahr für einen Trainee in seiner Lizentiatsarbeit gemacht: Er hat insgesamt 1952
deutsche Unternehmen angeschrieben, um sie zu bitten an der Befragung von
Ausbildungsprogrammen teilzunehmen. Von den 1952 Firmen waren bei den 1877 Fällen die
Namen der Verantwortlichen bekannt, damit war auch sicher, dass 1877 Programm- und
Personalverantwortliche dieses Anschreiben persönlich erhalten haben. „75 Fragenbögen wurden an
die PersonalleiterInnen versandt.“ Unbekannt war es nur, wer letztendlich diese Fragebögen
ausgefüllt hatte. 57
Nach der ersten Erhebung wurde festgestellt, dass 118 Unternehmen keine
Ausbildungsprogramme in ihren Firmen hatten. Vier Unternehmen hatten die Kriterien, die in dem
Fragebogen angegeben wurden, nicht erfüllt. Zwei hatten den Fragebogen nicht erhalten. Von den
übrigen 1828 Unternehmen konnten nur 196 Fragenbögen ausgewertet werden, da die anderen sich
nicht beteiligen wollten bzw. keine Datensätze zur Verfügung gestellt hatten. In der folgenden
Abbildung hatten 160 von 196 Unternehmen die Frage über die geschätzten Gesamtkosten
beantwortet, die eine Firma für seinen Trainee pro Jahr investiert hatte.
57 Liz-Arnold-Andreas, S.50
Quelle: Lizentiatsarbeit von Andreas Arnold
Nach den Angaben stellten etwa ein Drittel der Unternehmen (34,7%) 100.000 bis 150.000 DM für
ihr Trainee-Programm bereit. 13,3% der Unternehmen investierten hingegen 150.000 bis 200.000
DM. Somit sind die Hälfte der Unternehmen bereit bis zu 150.000 DM in das
Ausbildungsprogramm zu investieren.
Leider existieren derzeit keine aktuellen empirischen Daten im Bezug auf die Kosten einer Trainee-
Stelle. Im Rahmen unsere Arbeit wird dennoch auf die Daten von 1999 zurückgegriffen und sie mit
der Inflationsrate bis 2010 hochgerechnet. Anschließend wird die Hochrechnung mit Fallbeispielen
auf Plausibilität geprüft. Nicht nur die Inflation erhöht die Kosten von 1999 bis 2010, sondern es
werden heutzutage auch mehr finanzielle Ressourcen für die Ausbildung eines Trainees verwendet
aufgrund des erhöhten Gehalts und der indirekten Kosten, welche für den Teilnehmer aufgewendet
werden. Wenn man den Wechselkurs der Deutschen Mark zu Euro und die Inflationsraten vom Jahr
1999 bis 2010 berücksichtigt, sind ca. 50% der deutschen Unternehmen bereit etwa 91.000 €58 für
das Trainee-Programm aufzuwenden. Zur Messung der Inflation wird der Verbraucherpreisindex
herangezogen.
58 Berechnet mit der Inflationsrate (1999-2010) 19,1% und dem Wechselkurs von 1,9558 DM/€
bezogen auf 150 TDM
2000 92,7 1,4 %
1999 91,4 0,6 %
Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland
Auf der Internetseite My-Trainee.de wird auch angegeben, „Trainees kosten eine Menge Geld.
Etwa 90.000.-€ fließen pro Jahr in die Ausbildung eines Trainees, berichtet das Institut für
Organisation und Personal. Dies beinhaltet das Trainee-Gehalt, alle arbeitgeberseitigen Sozial- und
Beschäftigungskosten, Kosten für Auslandsaufenthalte, Netzwerkveranstaltungen, die interne
Weiterbildung und verschiedene andere Aufwendungen.“ 59
Die PR-Referentin Dr. Melanie Thielking schrieb auch in ihrem Artikel „Viel mehr als eine
ausgedehnte Betriebsbesichtigung“: „Unternehmen, die Trainee-Programme anbieten, geben sich
sehr viel Mühe mit der Ausbildung ihrer Top-Azubis und lassen sich dieses auch eine Menge Geld
kosten: So investiert zum Beispiel VW in Wolfsburg rund 125.000 Euro in jeden seiner Trainees.
Personalentwickler betrachten diese Vorleistungen jedoch nicht als Kosten, sondern als Investition
in die Zukunft.“ 60
Folglich zeigen die Fallbeispiele, dass die Hochrechnung im Rahmen der Daten von 1999 zu
plausiblen Ergebnissen führt. Es lassen sich somit die Kosten einer Trainee-Stelle grob abschätzen.
Dennoch sollten weiterführende Arbeiten aktuelle Kosten einer Trainee-Stelle ermitteln. Damit aus
einer repräsentativen Grundgesamtheit die oben genannten Fallbeispiele untermauert werden
können.
In der Lizentiatsarbeit von Andreas Arnold wurde beschrieben, dass „mehr als die Hälfte (59.7%)
der Unternehmungen eine systematische Kostenerfassung des Ausbildungsprogramms durchführt.
Dabei obliegt diese Aufgabe mehrheitlich (82.1%) der Personalabteilung. Bei neun
Unternehmungen (7.7%) führt die jeweilige Fachabteilung, die der Trainee gerade besucht, eine
Kostenkontrolle durch. Sieben Unternehmungen überlassen die Kontrolle dem Finanz- und
Rechnungswesen.“ 61 Abbildung 7: Verwaltung des Budgets
Diese Aussage bestätigt auch die
Studie von Kienbaum im Jahr 2002, in der von insgesamt 323 mittelständischen Unternehmen und
Großkonzernen 89 Firmen an der Befragung teilgenommen haben.62In den meisten Unternehmen
59 My-Trainee.de (2010)
60 Thielking (2007)
61 Liz-Arnold-Andreas, S.94
3.2.2 Kostenträger
In diesem Kapitel soll die Frage beantwortet werden, wer die Kosten (s. Kapitel 3.2.1) des Trainee-
Programms trägt. Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns zum einen das Gehalt eines
Trainees an und vergleichen es mit dem eines Direkteinsteigers, um den Arbeitnehmeranteil an den
Kosten zu analysieren. Anzumerken sei, dass wir unterstellen, dass der Trainee und der
Direkteinsteiger gleichgut qualifiziert sind. Das impliziert, dass der Humankapitalstock gleich hoch
ist und sie in der Theorie den gleichen Lohn auf demselben Arbeitsplatz erzielen müssten (Ein
Trainee bekommt genauso viel wie der Direkteinsteiger, hätte er sich für den Direkteinstieg
entschieden. Gleiches gilt folglich auch umgekehrt). Diese Überlegung könnte dahingehend
kritisiert werden, dass Trainees ein höheres Anforderungsprofil haben. Somit würden Trainees über
einen höheren Humankapitalstock verfügen. Dies wäre ein interessanter Ansatz für weitere
empirische Untersuchungen. Diese Aussage kann im Rahmen dieser Arbeit aber nicht belegt bzw.
wiederlegt werden, deshalb folgen wir der oben getroffenen Annahme. Zum anderen vergleichen
wir die Gesamtkosten aus Kapitel 3.2.1 mit dem Gehalt eines Trainees, um den Arbeitgeberanteil zu
bestimmen. Anzumerken sei, dass wir unterstellen, dass der Trainee und der Direkteinsteiger gemäß
ihrer Arbeitsproduktivität bezahlt werden. Dies ist aber gerade beim Trainee zu bezweifeln. Denn
wie in Kapitel 3.1.2 beschrieben erhält derjenige Arbeitnehmer, welcher eine Investition in
firmenspezifisches Humankapital tätigt, einen Lohn der unter seinem Marktlohn liegt, aber über
seiner Produktivität an seinem Arbeitsplatz63. Da aber die reale Produktivität nicht objektiv
bestimmbar ist, folgen wir der oben getroffenen Annahme.
Für die Untersuchung der Trainee-Gehälter und der Gehälter der Direkteinsteiger wird die
Schlüsselkategorie Funktionsbereich weiter analysiert. Für jedes Berufsfeld werden die maximalen
und minimalen Werte angegeben sowie der Median, das 1. Quartil und das 3. Quartil berechnet. Der
Median halbiert in der Statistik eine Verteilung und gibt an, dass höchstens die Hälfte aller
Beobachtungen der Stichprobe einen Wert unterhalb des Medians haben und höchstens die Hälfte
einen Wert oberhalb des Medians haben. Das 1. Quartil (3. Quartil) beschreibt, dass 25 % (75%) der
Werte der Stichprobe unterhalb dieses Wertes liegen. Der Abstand vom 1. zum 3. Quartil wird auch
als Streuungsmaß verwendet.
Quelle: Alma Mater – Gehaltsstudie 2010 S.8 [F&E = Forschung und Entwicklung]
Aus Tabelle 2 ist erkenntlich, dass der Median-Wert des Trainees den niedrigsten Wert aufweist mit
38.000 €. Auch für das erste und das dritte Quartil müssen beim Trainee Abschläge in Kauf
genommen werden. Tabelle 3 zeigt die Abschläge bezüglich der Abweichungen zum
Durchschnittsgehalt.
Es lässt sich eindeutig erkennen, dass Trainees im Durchschnitt ein geringeres Gehalt beziehen als
Direkteinsteiger. Der Abschlag ist „relativ“ gering beim Median (5%). Bei dem ersten Quartil
beträgt die Abweichung doch schon „beachtliche“ 16,47%. Beim drittem Quartil sind es „lediglich“
4,55%.
Basierend auf dieser empirischen Untersuchung und der oben getroffenen Annahme, dass der
Humankapitalbestand beim Trainee gleich dem des Direkteinsteigers ist, lässt sich ableiten, dass der
Trainee einen Teil der Kosten des Programms durch einen Lohnabschlag trägt. Folgt man der oben
getroffenen Überlegung, dass der Trainee evtl. über einen höheren Humankapitalbestand verfügt, so
würde der Lohnabschlag weitaus höher ausfallen.
Wie man in Kapitel 3.2.1 erkennen kann, sind die Kosten (ca. 91.000 €) nicht alleine durch das
Gehalt (ca. 38.000 €) des Trainees zu erklären. Der Arbeitgeber trägt folglich einen hohen Beitrag
an den Kosten des Trainee-Programmes. Folgt man der Überlegung aus Kapitel 3.1.2, dass
derjenige Arbeitnehmer, welcher eine Investition in firmenspezifisches Humankapital tätigt, einen
Lohn erhält, der unter seinem Marktlohn liegt, aber über seiner Produktivität an seinem
Arbeitsplatz, folgt daraus, dass der Arbeitgeber einen noch größeren Teil der Kosten nicht durch die
Arbeitsproduktivität des Trainees ersetzt bekommt.
Festzuhalten bleibt, dass sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer für die Kosten des
Trainee-Programms aufkommen. Der Arbeitnehmer trägt hierbei aber nur einen geringen
Lohnabschlag (5% Lohnabschlag beim Median zum durchschnittlichen Lohn). Der Arbeitgeber
trägt den wesentlich größeren Teil der Kosten (vgl. Kapitel 3.2.1).
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Einflussfaktor der Unternehmensgröße auf die Trainee-
Programme und das Gehalt. Hierbei soll anhand von der empirischen Untersuchung, der Alma
Mater – Gehaltsstudie 2010, die Theorie aus den Kapiteln 3.1.3 und 3.1.4 überprüft werden. An der
Alma Mater-Gehaltsstudie nahmen 932 Abbildung 8: Teilnehmende Unternehmen nach Anzahl
der Mitarbeiter
Unternehmen teil. Die Studie differenziert die
Unternehmensgröße anhand der Anzahl der
Mitarbeiter, wobei dies eine eigene Einteilung
ist. Die Gesetzestexte der EU und Deutschland
definieren die Unternehmensgrößen nach der
Anzahl der Beschäftigten und entweder dem
Umsatz pro Jahr oder der Bilanzsumme pro
Jahr.65
Quelle: Alma Mater – Gehaltsstudie 2010 S. 5
65 Vgl. KMU-Definition der EU [2003/361/EG] und laut dem HGB [HGB 2005,§267]
Die 932 Unternehmen machten im Zeitraum vom 15. November bis zum 07. Februar 2010 4.980
Gehaltsangaben, aber die Gehaltsangaben beziehen sich nicht nur auf Trainee-Gehälter sondern
auch auf Direkteinsteiger, wobei in Kapitel 3.2.2 kein großer Unterschied zwischen den beiden
Berufseinsteigergruppen festgestellt wurde. Trotzdem sollte unabhängig von der Art des Einstiegs
ins größere Unternehmen nach der allgemeinen Theorie aus Kapitel 3.1.4 mehr Gehalt bezahlt
werden. Denn die Unternehmen bieten laut dem Kapitel eine Karriereleiter, welche Mitarbeiter mit
höherem Humankapital lockt. Außerdem besitzt jeder Mitarbeiter eine höhere Produktivität, bedingt
durch eine Spezialisierung auf seinem Fachgebiet. Auch ist der Weiterbildungsapparat effektiver66
im größeren Unternehmen. Andererseits steht dem gegenüber die Theorie aus Kapitel 3.1.3. Nach
dieser Theorie werden die Kosten der Weiterbildung von dem Arbeitnehmer getragen, da ihm die
Möglichkeit einer Karriereleiter geboten wird. Das sollte zu einem geringeren Einstiegsgehalt
führen.
Diese theoretische Überlegung lässt sich zum Abbildung 9: Einstiegsgehälter nach Unternehmensgröße
Die Investition des Arbeitnehmers besteht aus einem geringen Lohnabschlag vom Einstiegsgehalt
im Vergleich zu einem Direkteinsteiger. Im Falle des Unternehmens besteht die Investition aus
hohen finanziellen Ausgaben und zusätzlichen Einbußen in der Produktivität des Trainees67. Im
folgendem Abschnitt wird aus Sicht beider Parteien erläutert, weshalb ein derart, besonders aus
Unternehmenssicht, hoher Aufwand betrieben wird, um Trainee-Programme zu realisieren.
3.3.1 Unternehmenssicht
Zum einen muss in firmenspezifisches Humankapital investiert werden. Davon ist in unserem Fall
auszugehen. Den nach der Theorie aus Kapitel 3.1.1 würde der Arbeitnehmer die Kosten bei einer
Investition in allgemeines Humankapital alleine tragen müssen. Die empirische Untersuchung69 hat
aber ergeben, dass der wesentlich größere Anteil der Kosten von dem Unternehmen getragen wird.
Zum anderen dürften die Arbeitnehmer nicht den Arbeitgeber nach Beendigung des Trainee-
Programms wechseln, da sonst die Quasi-Rente verloren ginge. Das Wechselverhalten der Trainee
Wie im Abschnitt 2.1.3 fokussieren sich die verschieden Arten von Trainee-Programmen auf das
Kennenlernen von Unternehmensabläufen. Durch mehrere Hospitanzen in verschiedenen
Bereichen und Abteilungen wird sichergestellt, dass der Trainee ein fundiertes Verständnis über die
Wertschöpfungsketten und Prozesse des Unternehmens erlangt. Spätere Führungskräfte, die solche
eine Ausbildung genossen haben, werden stets auf eine breite Unternehmenskenntnis als Grundlage
für Managemententscheidungen zurückgreifen können. Führungskräfte, die extern rekrutiert
werden, haben zunächst keinerlei Kenntnis über die allgemeine Wertschöpfungsketten und
Prozesse. Es bleibt ihnen aufgrund vom Zeitdruck im Alltagsgeschäft zudem verwehrt, an
innerbetrieblichen Fortbildungen teilzunehmen, um sich über ihren eigenen Bereich hinaus
detailliertes Wissen über das Unternehmen anzueignen.70 Deshalb sind die Entscheidungen vom
externen Führungspersonal zwar betriebswirtschaftlich kompetent. Dennoch fehlt ihnen teilweise
eine tiefgreifende Unternehmenskenntnis. Es besteht die Gefahr, das „big picture“ aus den Augen
zu verlieren. Daher ist es für Unternehmen in der Regel vorteilhafter, Führungspersonal intern zu
rekrutieren, bzw. durch Trainee-Programme auszubilden.
• Unternehmenskultur
Neben Kenntnis von Wertschöpfungsketten und Prozessen eines Unternehmens ist es durchaus von
nennenswerter Bedeutung, dass das Führungspersonal ebenfalls Kenntnis von der
Unternehmenskultur besitzt. Besonders das Vorleben von unternehmenskulturellen Werten fällt
extern rekrutiertem Führungspersonal besonders schwer71. Da das Verständnis über die
Unternehmenskultur nur durch ein jahrelanges „Miterleben“ des Unternehmens erlangt werden
• Netzwerk
• Fehlbesetzungsrisiko
Bei Einstellungen von Führungspersonal sowohl intern als auch extern trägt das Unternehmen stets
das Risiko einer Fehlbesetzung. Es kann vorkommen, dass Kandidaten falsch eingeschätzt werden
und sich die Besetzung als ungeeignet herausstellt. Diese Fehler schaden dem Unternehmen
beträchtlich, da einerseits finanzielle Mittel für eine ungeeignete Führungsperson verschwendet
wurde und andererseits weitere Mittel aufgebracht werden müssen, um kompetenten Ersatz zu
rekrutieren. Dieses Risiko kann erheblich gesenkt werden, wenn Rekrutierungen intern ablaufen.
Denn nur dann ist es möglich, „Entscheidungen des Managers sowie deren Ergebnisse zu
beobachten und in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen“72. Denn „selbst wenn der
Arbeitgeber davon ausgeht, dass die zu erwartende relative Qualität von internen und externen
Kandidaten in Bezug auf sein Unternehmen gleich ist, wird er eher auf interne zurückgreifen, da
dort das Risiko einer Fehleinschätzung wesentlich geringer ist“73.
• Transaktionskosten
Ein weiterer Vorteil der internen Rekrutierung von Führungspersonal ist das Wegfallen hoher
Transaktionskosten. Geeignetes Personal für die Führungsebene zu finden benötigt einen hohen
finanziellen Aufwand. Zunächst fällt der Verlust an Wertschöpfung für die Zeitperiode an, an dem
72 Zimmermann 2009
73 Zimmermann 2009
eine freie Stelle nicht besetzt ist. Darüber hinaus fallen Kosten in der Personalabteilung an für die
Suche nach geeignetem Personal. Außerdem ist es üblich für die Führungsrekrutierung Headhunter
zu beauftragen, die über eine Vermittlungsprovision hinaus auch anteilig vom Gehalt des Managers
bezahlt werden. All diese Kosten fallen bei der internen Rekrutierung eines Trainees nicht mehr an.
Folglich gibt es eine Vielzahl von Anreizen, welche die hohen Investitionen bei Trainee-
Programmen erklären und eine interne Rekrutierung vorteilhaft machen.
3.3.2 Arbeitnehmersicht
In Kapitel 3.2.2 wurde festgestellt, dass die Einbußen im Gehalt gegenüber einem Direkteinsteiger
lediglich 5% betragen. Dies ist auch vor dem Hintergrund der Humankapitaltheorien zu erwarten
gewesen74. Der Anreiz des Arbeitnehmers auf die 5% zu verzichten, resultiert zum einen aus der
Überlegung der Aufteilung der Quasi-Renten75 und den damit verbundenen höheren
Steigerungsraten im Gehalt. Auch folgt man den Überlegungen der allgemeinen
Humankapitaltheorie76, kommt man zu höheren Steigerungsraten des Gehaltes im Zeitverlauf.
Diese höheren Steigerungsraten konnten mangels brauchbarer Daten im Rahmen der Arbeit
empirisch nicht überprüft werden. Dies ist aber ein interessantes Forschungsfeld für weitergehende
empirische Untersuchungen. Zum anderen bieten solche Programme enorme Vorteile für die
zukünftige Karrierelaufbahn77 und schaffen somit einen weiteren Anreiz einen Lohnabschlag in
Kauf zu nehmen.
Folglich sind Arbeitnehmer vor dem Hintergrund der theoretischen Überlegungen bereit einen
Lohnabschlag zu akzeptieren.
Diese vorliegende Arbeit beschäftigte sich mit den Trainee-Programmen und zeigte die
verschiedenen Varianten, die derzeit in den Unternehmen praktiziert werden. Diese unterscheiden
sich in der Laufzeit und dem Aufgabenfeld und den daraus resultierend unterschiedlichen Kosten
der Trainee-Programme. Um ein besseres Verständnis für die Gründe der Kosten bzw. der
Investitionen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu bekommen, gibt diese Arbeit einen
Überblick über die verschiedenen Humankapitaltheorien. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen
dem allgemeinen Humankapital und dem firmenspezifischem Humankapital. Die Theorie des
allgemeinen Humankapitals ist nicht auf die Trainee-Programme anzuwenden, was empirisch auch
gezeigt wurde, da der Kostenträger der Weiterbildung nicht alleine der Arbeitnehmer ist. Daraus
folgt, dass während des Trainee-Programms firmenspezifisches Humankapital vermittelt wird. Dies
wird empirisch unterstützt durch den marginalen Jahresgehalts-Unterschied zwischen dem
Direkteinsteiger und dem Trainee. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber den größeren Teil der
Investition übernimmt. Die Gründe, die für den Arbeitnehmer sprechen, ein Trainee-Programm
gegenüber dem direkten Einstieg zu wählen, sind einfach zu identifizieren. Der Arbeitnehmer trägt
nur einen geringen Teil der Investition und erhält zudem die Weiterbildungsmaßnahme an sich.
Daraus sollte auch eine höhere Beförderungswahrscheinlichkeit resultieren. Dieses konnte derzeit
leider nicht empirisch belegt werden, da keine Untersuchungen über Karrierelaufbahnen und
Gehaltsverläufe nach einem Trainee-Programm existieren.
Die Gründe für den Arbeitgeber, diese hohen Investitionen fast ausschließlich alleine zu tragen,
sind erst einmal nicht so trivial. Die Absicht der Arbeitgeber ist es aber talentierte Absolventen
optimal für die eigene Managementebene auszubilden und die Ausbildung auf das Unternehmen
auszurichten. Zusätzlich ist auch anzumerken, dass es sich um eine Weiterbildung handelt mit
anschließender Produktivitätssteigerung bzw. eine Aufteilung der Quasi-Rente nach der
Ausbildung. Dieser monetäre Anreiz amortisiert im Zeitablauf die hohen Investitionskosten. Zudem
hat der ausgebildete Trainee gegenüber einem direkten Bewerber für eine Managementposition die
Vorteile, dass er die Unternehmensabläufe, die Unternehmungskultur kennt und das
Fehlbesetzungsrisiko bei ihm geringer ist. Weiterhin verfügt er über ein betriebliches Netzwerk.
Literaturverzeichnis
Alma mater – Gehaltsstudie 2010: Einstiegsgehälter von Hochschulabsolventen & Vergütung für
Praktika und Abschlussarbeiten
Blinder, Alan; Weiss, Yoram (1976): Human Capital and Labor Supply: A Synthesis
Clar, Günter; Dore, Julia; Mohr, Hans (1997): Humankapital und Wissen: Grundlage einer
nachhaltigen Entwicklung
Ferring, Karin; Thom, Nobert (1981): Trainee-Programme als Instrument der Personalentwicklung
Prendergast, Canice (1993): The Role of Promotion in Inducing Specific Human Collection Capital
Acquisition
Thielking, Melanie: Viel mehr als eine ausgedehnte Betriebsbesichtigung, 4. Unterpunkt: Welche
Voraussetzungen muss der Absolvent mitbringen? Was erwartet das Unternehmen? 12. November
2007 URL: http://www.berufsstart.de/karrieretips/beitraege/text_trainee.html (Stand: 29.01.2011)
Thom, Norbert (1987): Personalentwicklung als Instrument der Unternehmungsführung:
Konzeptionelle Grundlagen und empirische Studien
Thom, Nobert; Giesen, Birgit (1998): Gestaltungselemente für Trainee-Programme,
Erfahrungsgestützte Orientierungshilfen am Beispiel der Trainee-Programme für Absolventen der
Wirtschaftswissenschaften
Weber, Wolfgang (1993): Grundbegriffe der Personalwirtschaft
Weiss, Yoram (1986): The Determination of Life Cycle Earnings: A Survey