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Wir saßen im Garten hinter unserem Haus. Es war endlich mal ein schöner
gesetzt.
„Ich hol mir noch ein Kissen!„, sagte Oskar. „Weil sonst tut mir der Po weh und
ich krieg einen Abdruck!" „Bring mir auch eins mit!“, riefen wir im Chor und
schon kam Oskar mit einem Stapel Kissen aus dem Haus.
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„Was nichts wurde, darum war es gut, dass ich noch eine weitere gute Tat in
der Tasche hatte und die Leute an der Kasse vorgelassen hab …", vollendete
Henry meinen Satz. Ich nickte kurz, dann fuhr ich fort:
„… den wir aber erst gefunden haben, als wir die Tüte selbst leer gegessen
hatten, und deswegen war es gut, dass ich für eine zweite Reservegutetat
Das ärgerte mich ein bisschen, weil er so tat, als würde ich gar nichts auf die
Reihe kriegen. Deshalb hatte ich mir meine nächste gute Tat, die nämlich für
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„Wir gehen ins St. Franziskus Altenheim und singen und lesen den Leuten
dort was vor!", sagte ich stolz und noch stolzer war ich darauf, dass ich alles
Ich musste ihr nicht mal sagen, warum wir gerade heute ins Altersheim
wollten, sie fand das einfach nur gut. Also hatte sie beim Altenheim
Aber Blümchen ging es ja nicht so gut und Mama konnte sie nicht allein
lassen und wir waren ja schon groß – also Henry und ich –, zumindest so
groß, dass wir drei Stationen mit der Straßenbahn fahren konnten.
Und das Altenheim war direkt an der dritten Station. Mama hatte zwar ein
„Kinder sind keine Schlüssel, die verliert man nicht so schnell!" Und außerdem
vertraute sie uns. Uns und unseren Fähigkeiten. Und obendrein kam Oma
Und Mama gab mir im letzten Moment doch noch das Notfallhandy. Weil wir
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„Ihr müsst aber für mich abstempeln, das kann ich irgendwie nicht mehr!",
sagte Oma, als wir in die Straßenbahn stiegen. „Gestorbene Omas dürfen
umsonst Straßenbahn fahren!“, sagte Henry und Oskar meinte, sie würde das
gar nicht glauben können und „Wo gibt es denn so was?“, fragen.
„Auf unserem Ticket dürfen fünf Kinder in Begleitung einer gestorbenen Oma
mitfahren. Das kostet keinen Aufpreis, weil wir eine Art Gruppe sind!“, sagte
Henry und wir nickten, damit Oma Radieschen es endlich auch glaubte.
„Wenn das nicht stimmt … Also wenn eine Kontrolle kommt, müsst ihr das
Die Straßenbahn war gerammelt voll und schon bald setzte sich ein junger
Kerl auf Oma Radieschen und die schimpfte lauthals los. Zum Glück konnte
das Geschimpfe ja nur Oskar hören und der lachte sich plötzlich kaputt.
„Da sind Schimpfworte dabei, die ich noch nie gehört hab. ›Rindvieh, Bemsl,
Bratkeks, Dummbatz‹.
Die muss ich mir echt merken!", kicherte er. Henry saß auf dem Platz, der als
Die bedankte sich nicht einmal. Trotzdem war es irgendwie auch eine gute
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Tat, fand ich. Darum besetzten wir fünf nun immer alle frei gewordenen Sitze
Es wurde fast ein Spiel daraus. Kaum stieg ein älterer Mensch ein, sprangen
wir fünf von unseren Sitzen auf und riefen: „Wollen Sie sich nicht setzen?"
Und da nicht so viele ältere Leute einstiegen, sprangen wir auch bei Leuten
auf, die so mittelalterlich waren, oder bei Leuten mit kleinen Kindern oder bei
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Wir riefen immer lauter und manche Fahrgäste hielten sich schon die Ohren
eigentliches Ziel aus den Augen verloren und die Haltestelle verpassten, an
der wir aussteigen sollten. Wir wussten plötzlich nicht mal mehr, wie viele
Henry versuchte es an den Plätzen, die wir frei gemacht hatten, heraus zu
finden. „Also da war die erste alte Frau, dann die mit der schweren Tasche,
der alte Herr mit dem Stock, einmal niemand, dann noch einmal niemand,
dann … äh …"
„Die schwangere Frau hast du ganz vergessen!„, sagte Marlene. „Wisst ihr, ich
glaub, die war gar nicht schwanger, die war nur ein bisschen dick!“, sagte ich.
Ich hatte das sofort gesehen, aber es war schon zu spät und meine
„Und die Frau, die sich nicht setzen wollte, die wir dann aber überredet
haben!", fügte Oskar noch hinzu. „Also dann sind wir jetzt sieben Haltestellen
Henry und ich sahen auf den Plan und dann auf den Namen der nächsten
Haltestelle. „Sollen wir Mama anrufen?„, fragte Marlene. „Quatsch, die macht
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„Oma Radieschen, wieso hast du uns nicht Bescheid gesagt, dass wir
aussteigen müssen?“, fragte Henry und sah in die Richtung, in der sie vorher
„Na, die ist ja echt eine tolle Hilfe!“, sagte ich ärgerlich und sah noch mal aus
dem Fenster.
„Was sollen wir denn jetzt machen, Adele?“, fragte Marlene und ich überlegte
fieberhaft. Ich wollte nicht einfach irgendwo aussteigen und nach der
Manchmal war die ja direkt gegenüber, aber manchmal auch nicht. Also
beschloss ich, auf Nummer sicher zu gehen und kein Risiko einzugehen. „Wir
fahren einfach mit der Straßenbahn mit, bis sie wieder umdreht!"
„Geht denn das?„, fragte Oskar und grinste bei dem Gedanken an eine schöne
lange Straßenbahnfahrt. „Darf man das auch?“, fragte Marlene und sah mich
unsicher an.
„Wir haben doch bezahlt! Mit der Familienkarte darf man fahren, so weit man
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„Das sind noch fünfzehn Stationen!„, antwortete der Schaffner. „Und dann
vergewisserte ich mich. „Korrekt, junge Dame!“, sagte der Fahrer und ich ging
„Also, es sind fünfzehn Stationen. Das ist, glaub ich, durch die ganze Stadt
hindurch. Aber das macht nichts, Mama erwartet uns ja sowieso erst in ein
paar Stunden wieder zurück …" „Und was ist mit dem Altenheim und unserer
„Also, ich finde, wir haben schon ganz schön viele gute Taten geschafft,
indem wir so oft für Leute den Platz frei gemacht haben“, sagte ich und da
Mama schrieb zwischendurch mal eine Nachricht auf dem Handy, ob alles
klappt, und ich schrieb zurück, dass wir uns entschlossen hätten, eine kleine
Mama schickte dann noch einen Smiley, der sich kaputtlacht, und ich denke,
sie dachte, ich hab einen Witz gemacht. Dann weckten wir Oma Radieschen.
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Hin und wieder machten wir für jemanden Platz, aber so voll wurde die
Es war eine lustige Fahrt und jeder durfte mal der Reiseleiter sein, der so
Sachen sagte wie: „Auf der rechten Seite sehen Sie das Moxmanument – es
wurde erbaut vor Tausenden von Jahren von dem großen Hans Wurst …"
An der Endhaltestelle blieben wir als einzige Fahrgäste einfach sitzen und
fuhren mit der Bahn einen großen Kreis. Dann hielt sie allerdings an der
ersten Haltestelle und der Fahrer stieg sogar aus und rauchte eine Zigarette.
Malin musste dringend aufs Klo, aber wir trauten uns nicht auszusteigen.
Deshalb sagten wir zu Malin, sie muss sich einfach ablenken. Wir achteten
aber darauf, dass die Rückfahrt nicht mehr so lustig wurde wie die Hinfahrt,
denn wenn man lacht, muss man noch dringender, als wenn man ernst ist.
Nach zehn Minuten fuhren wir auch schon wieder die gleiche Strecke zurück.
„Diesmal müssen wir aber genau aufpassen, dass wir unsere Haltestelle nicht
wieder verpassen. Das wird sonst eine Endlosschleife!", sagte ich. Schließlich
„Na, wie war es im Altenheim? Haben die alten Leute sich gefreut?“, fragte
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Mama und dann erzählten wir ihr die ganze Geschichte. Sie lachte und zum
Glück schimpfte sie gar nicht, immerhin waren wir alle wieder gesund zu
Hause angekommen und keiner war verloren gegangen und das war ja das
Wichtigste.
Am nächsten Tag beschlossen wir, nach einer guten Tat ohne großen
verschenken.
Denn eine gute Tat war ja auch, dass man jemanden dazu bringt, sich zu
freuen, und über Komplimente freut man sich eigentlich immer. Wir verteilten
uns also in der Hummelgasse und warteten auf Leute, denen wir ein
Ich stand mit Blümchen vor der Nummer vierzehn und da kam ausgerechnet
die Frau Knebelding vorbei. Ich glaube, Frau Knebelding war vielleicht die
einzige Person auf der ganzen Welt, bei der mir überhaupt kein noch so
Ich holte aber trotzdem tief Luft und sagte so freundlich ich konnte: „Hallo,
Frau Knebelding, Sie, äh, Sie, äh, also Sie haben ganz wunderschöne, äh,
wunderschöne …!" Und da kam mir Blümchen zu Hilfe und beendete meinen
Satz:
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„Alte Haut!" Ich riss die Augen auf und starrte Blümchen an und dann starrte
ich Frau Knebelding an. „Ihr seid wirklich unverschämte Kinder! Ich werde
euren Eltern einen Brief schreiben!“, murmelte sie und war bereits weg.
„Deine Briefe sind sehr sön, Frau Knebelding, so sön, dass sie unsere Mama
in einem ganz dicken Buch sammelt!“, rief ihr Blümchen hinterher. Das
stimmte wirklich. Also nicht, dass die Briefe schön waren, sondern dass
beschwerte sich nämlich ständig und über alles. Und das immer in Briefform.
Und weil Mama gar nicht fassen konnte, dass man nichts anderes zu tun
hatte, als böse Briefe zu schreiben, wanderten die Briefe nicht einfach in den
immer, „vielleicht brauchen wir die eines Tages als Beweismittel, wenn sie
„Warum sollte sie uns denn anzeigen?", fragte Papa. „Na, weil wir so viele
Kinder haben. Die Frau Knebelding sieht darin doch bereits einen Verstoß
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Papa schmunzelte ein bisschen über Mama, aber Mama war nach einem
Knebeldingbriefe einfach ab oder sie flogen zu einem Ohr rein und zum
Zum Glück kamen dann aber auch noch ein paar nette Nachbarn vorbei und
wir konnten noch einige echte Komplimente loswerden. „Guten Tag, Frau
Wang, in Ihrem Vorgarten blühen ja schon Krokusse! Die sind aber schön!"
„Haben Sie ein neues Auto, Herr Lemke? Oder ist das nur frisch geputzt?“
„Was haben Sie da für einen schönen Regenschirm, so einen hab ich mir auch
„Wer hat denn heute deine Zöpfe geflochten, Lieselotte, die sind ja ganz
akkurat?“ Auf das Wort akkurat war ich besonders stolz, ich hatte nur einen
Es heißt so viel wie exakt oder sorgfältig oder genau. „War Bonnie beim
Außerdem sagten wir zu Poppy, er wäre der beste Verkäufer der Welt, zu der
Bäckerin, niemand würde so gute Brötchen backen wie sie, und zum
Postboten:
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„Was würden wir nur ohne Sie machen? Wir würden niemals Briefe
Und zu den Müllmännern sagten wir, wir hätten noch nie jemanden gesehen,
der den Müll mit solchem Schwung in den Müllwagen wirft wie sie. Die
Müllmänner haben uns ein bisschen seltsam angeschaut, aber dann gelacht.
Ich denke, sie haben sich einfach gefreut, weil man einem Müllmann sicher
nicht so oft Komplimente macht. Wir hatten ja auch schon echt lange
„Sie riechen gar nicht so schlecht!" und Marlene: „Ihre orangen Anzüge stehen
Ihnen gut!“ Aber wir fanden, dass das nicht echt klang. Und nur ein echtes
„Sie sind die wirklichen Helden des Alltags, weil es sonst ja ganz schlimm auf
unserer Welt aussehen würde.“ Und Oskar hat gesagt: „Und stinken würde es
Unser Komplimente-Tag war ein voller Erfolg. Und weil ich sah, wie glücklich
die Menschen waren, wenn man ihnen etwas Schönes sagte, beschloss ich,
das mit den Komplimenten auch weiter so zu machen, auch wenn die guten
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Am nächsten Gute-Taten-Tag traf ich Frau Lind auf der Straße. Sie wohnt in
der Nummer siebzehn und ist schon über 100 Jahre alt. Wenn sie an der
Ampel bei der großen Straße steht und über die Straße will und es grün wird,
nimmt sie jedes Mal Anlauf, gibt sich ein bisschen Schwung und schafft es
Dort hält sie sich am Verkehrsschild fest und stoppt sich selbst, indem sie
einmal um das Schild herumwirbelt. Denn in einem Rutsch über die große
„Wie geht es Ihnen denn heute?„Sie sah mich an und ich hatte den Eindruck,
sie freute sich über meine Frage. „Wenn es windig ist, geht’s immer besser,
weil man dann einfach ein Stück vom Wind mitgenommen wird.
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Aber man muss höllisch aufpassen, dass man sich nicht verwehen lässt!
Sonst fliegt man davon.“ Frau Lind war schon bekannt dafür, dass sie ein
bisschen verwirrt war, aber ich mochte die kleine zierliche Frau.
Sie war immer freundlich. Sie hatte weiße Haare, die sehr lang sein mussten,
denn sie trug immer einen großen Dutt auf dem Kopf. „Weißt du, mein Kind,
Die schnellen lauten Autos machen mir Angst und es werden immer mehr.
Fast jeden Tag hab ich das Gefühl, es werden mehr!"„Aber dann gehen Sie
Da sind keine Autos und der Park ist doch auch nur einen Katzensprung
entfernt!„, schlug ich ihr vor. „Im Park bin ich einsam!", sagte sie traurig.
„Da gehen alle mit Hund oder mit jemand anderem, aber wenn man keinen
Hund hat und keinen anderen, dann ist man einsam!“ Frau Lind tat mir leid.
Wir hatten hier in der Gegend viele alte Menschen, die allein lebten. Wobei ich
mir vorstellen konnte, dass Frau Knebelding wahrscheinlich lieber allein war.
„Dann kaufen Sie sich einfach einen Hund!“, schlug ich Frau Lind spontan vor.
Sie kicherte. „Mein liebes Kind, ich bin 103 Jahre alt, das arme Tier gewöhnt
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sich vielleicht gerade mal ein halbes Jahr an mich und dann bin ich weg.
„Elisabeth?", fragte ich nach, „ist das Ihre Schwester?“ Wieder kicherte Frau
Lind. „Die ist auch schon eine alte Dame. Sie ist 88. Gegen mich ein junger
Wieder lachte Frau Lind. „Elisabeth ist nicht gut zu Fuß. Sie hatte vor vielen
Jahren einen Autounfall und seitdem ist sie gedrückt. „Ich dachte mir, dass
sie sicher bedrückt statt gedrückt meinte, aber ich wollte sie nicht verbessern.
„Elisabeth ist meine beste Freundin und die netteste Mitbewohnerin, die ich
mir vorstellen kann. Mittags machen wir uns einen Lollo-Rosso-Salat, den
Sie mag Tierdokumentationen genauso gern wie ich." „Darf ich Elisabeth mal
besuchen?“, fragte ich, denn die wollte ich gern mal kennenlernen und
vielleicht war es ja auch eine gute Tat, zwei einsame alte Damen zu
besuchen.
Und Frau Lind freute sich auch gleich und sie fragte, ob ich nicht gleich heute
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musste, sagte ich zu und fragte, ob ich noch ein paar meiner Geschwister
mitbringen dürfe.
Sie hatte nichts dagegen. Trotzdem beschloss ich, nur Marlene und
Blümchen mitzunehmen, da ich nicht wusste, ob Oskar, Malin und Henry nicht
ein bisschen zu wild wären für die über 100-Jährige und ihre 88-jährige
Freundin.
Außerdem würden sich die anderen sicher schnell langweilen und kämen
vielleicht auf dumme Gedanken. Und dann fragte ich natürlich noch Mama, ob
Ich wusste, dass Mama die Sache mit den Hausaufgaben sehr anstrengend
fand und immer das Gefühl hatte, Hausaufgaben wären hauptsächlich dazu
Denn fünf Kinder täglich an die Hausaufgaben zu erinnern, war nicht gerade
Mamas Hobby. Wir hatten auch mal abgemacht, dass sie sich darum nicht
„Ab der fünften Klasse", sagte sie, „ist es mir dann egal, wer wann oder ob
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braucht, bin ich gern für euch da, aber die Hausaufgaben sind dann einzig und
Und ich glaube, Mama freute sich auf den Moment, wo es unser Bier werden
würde. Also ging ich mit Marlene und Blümchen zwei Stunden später zu Frau
Lind.
„Sie hätte gern einen Hund, damit sie sich beim Spazierengehen nicht mehr
so einsam fühlt, aber sie sagt, sie ist ja schon über hundert und weiß nicht,
wie lange der Hund sie noch hat", erzählte ich meinen Schwestern, als wir die
Straße entlanggingen.
„Dann schenken wir ihr doch einfach einen unsichtbaren Hund!", sagte
Marlene plötzlich und blieb stehen, völlig begeistert von ihrer Idee. „Wie
meinst du das?", fragte ich und auch Blümchen sah Marlene fragend an.
„Wir bringen ihr jetzt einen Hund mit, eine sehr seltene Rasse, total
ich und sahen uns amüsiert an. Marlene kicherte. „Das kauft sie uns nie ab!",
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„Das wollen wir doch mal sehen!", sagte Marlene und blieb vor Frau Linds
Haus stehen. „Aber wir wollen sie nicht veräppeln, Marlene, hörst du?“, sagte
ich besorgt.
„Ich veräpple hier niemanden, ich möchte nur helfen!", sagte Marlene und da
öffnete Frau Lind auch schon die Tür. „Guten Tag!“, riefen wir fröhlich. Frau
Linds Gesicht leuchtete fast ein wenig auf, als sie uns sah.
Das hatte ich mir genau so vorgestellt. Die meisten älteren Menschen mögen
es, wenn ein paar Mädchen in schönen Kleidchen vor ihrer Tür stehen, und wir
„Adele! Wie schön, dass du deine Schwestern mitbringst, ich hatte schon
lange keinen Damenbesuch mehr!", sagte Frau Lind und ließ uns herein. Sie
hatte auch schon Tee aufgesetzt. „Und wo ist Ihre Freundin, Elisabeth?",
Frau Lind suchte mit den Augen den Teppich ab und deutete dann auf etwas,
das dort krabbelte. „Da ist sie, seht ihr?"„Das ist ja eine Schildkröte!“, rief
Blümchen entzückt und kniete sich neben das Tier auf den Boden.
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Ich hatte auf den ersten Blick gesehen, dass die Schildkröte irgendwie
komisch aussah, denn normalerweise ging die Wölbung eines Panzers einer
Schildkröte ja nach außen. Bei Elisabeth war der Panzer nach innen gedrückt.
„Aber sie ist quietschfidel!“, flötete Frau Lind, als könnte sie meine Gedanken
lesen. Und dann tranken wir Hagebuttentee und aßen Kekse dazu, die schon
ein bisschen alt schmeckten, aber wir würgten sie höflich runter.
„Wir haben eine Überraschung für Sie, Frau Lind!“, begann Marlene und griff
nach etwas Unsichtbarem unter ihrem Stuhl. Sie hielt ihre Hände Frau Lind
entgegen und die legte den Kopf schief und starrte auf Marlene und deren
leere Hände.
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„Ein Hund. Der kann Sie beim Spazierengehen begleiten, er ist pflegeleicht,
macht keinen Dreck und vor allem ist er sehr schildkrötenlieb. Es ist eine
Ich schämte mich ein bisschen, und ich hatte Angst, Frau Lind würde uns
gleich aus ihrem Haus schmeißen, weil sie sich a) veräppelt vorkam oder b)
dachte, wir wären verrückt. Aber stattdessen begann sie, ihre Mundwinkel
Fast bis zu den Ohren. Jetzt sah sie ein wenig aus wie ein kleines Kind, dem
Einfach entzückend! Und der soll wirklich mir gehören?", fragte sie.
Wir nickten heftig und ein Stück Keks blieb mir fast im Hals stecken.
Vorsichtig nahm Frau Lind den unsichtbaren Hund entgegen und streichelte
ihm den … äh … ich glaub, Rücken. Frau Lind sah von einem zum anderen und
lächelte dankbar.
„Wie soll er denn heißen?", fragte sie. „Und was frisst er denn?“ „Einen Namen
dürfen Sie sich selbst ausdenken, und er ernährt sich von Luft und Liebe! Also
ganz günstig in der Haltung!", fügte ich hinzu. Frau Lind sah immer noch so
„Schau mal, Elisabeth„, sagte sie zu ihrer Schildkröte, die gerade erfolglos
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versuchte, durch die Wand zu gehen. „Wir haben einen neuen Mitbewohner
Sie beschloss, den Siehstnix-Hund Horst zu nennen, nach ihrem ersten Mann,
denn sie sagte, der Hund hätte große Ähnlichkeit mit ihm. Als wir uns von ihr
verabschiedeten, stand sie mit Horst und Elisabeth an der Tür und winkte uns
nach.
„Er muss einmal am Tag einen Spaziergang machen, nicht vergessen. Und
am liebsten geht er in den Park!", rief Marlene ihr noch zu. Und vielleicht war
der unsichtbare Hund die beste gute Tat der ganzen sieben Tage.
Und dann kam die Vollmondnacht. Die Nacht nach dem siebten Tag der
sieben guten Taten. Oma Radieschen hatte uns das Ritual beigebracht und
auch gemeint, wir sollten in den Park auf den kleinen Rodelhügel steigen,
Zum Glück war Samstag und wir hatten am nächsten Tag keine Schule. Es
war also sicher nicht so schlimm, wenn wir mal etwas später ins Bett kamen.
Einer von uns musste so lange durchhalten, bis meine Eltern ins Bett
gegangen waren, und dieser eine war ich. Ich hatte alle Wecker in mein
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und sie so gestellt, dass ich immer wieder im Abstand von einer halben
Stunde geweckt wurde, falls ich einschlief. Und ich schlief oft ein. Immer
wenn ein Wecker klingelte, ließ ich ihn, so schnell wie möglich,
mit Hilfe meiner Gedanken erstarren, damit meine Eltern nichts mitbekamen.
Und dann öffnete ich die Tür einen Spalt breit. Ich hörte Mama und Papa
Doch dann, es war ungefähr zehn Minuten nach elf, wurde es ruhig im Haus.
Ich weckte meine Geschwister und da sich alle schon auf unseren
Alle waren schon angezogen, denn das hatten wir so ausgemacht. Sobald
unsere Eltern uns Gute Nacht gesagt hatten, sollte jeder seinen Schlafanzug
Blümchen war etwas müde, aber wir trugen sie einfach abwechselnd
huckepack. Wir hatten Kerzen dabei. Sieben Stück und Oma Radieschen war
auch mit von der Partie. Sie war genauso aufgeregt wie wir.
„Ich mach mir gleich in die Hose vor Aufregung!“, sagte sie und Oskar lachte
mal wieder, weil sie noch einige Dinge mehr sagte, die er aber nicht alle
weitererzählen wollte.
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Malin und Marlene waren sehr still, während wir gingen, das hatte aber nichts
zu sagen, denn sie unterhielten sich ja in ihren Gedanken. Da ging es, glaub
Sie kicherten ab und zu, was sie immer taten, denn in Gedanken kann man
sich zwar lustige Dinge erzählen, aber lachen konnte man in seinem Kopf
nicht so gut.
Wir trotteten also auf den Rodelhügel. Der Mond erhellte rund und voll die
Landschaft. Wir stellten uns in einen Kreis und gaben uns die Hände. „Halt!“
„Wieso denn zu wenige?“, fragte ich und zählte uns ab. Wir waren genau …
gesprochen, dass uns gar nicht aufgefallen war, dass wir ja noch gar keines
Nicht sechs und auch nicht sechs und eine tote Oma.
Mist. Und noch mal Mist. War jetzt alles umsonst gewesen? Mussten wir
sieben Tage vor der nächsten Vollmondnacht noch mal sieben neue gute
Taten vollbringen?
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Auch wenn es sehr viel Spaß gemacht hatte, war es aber auch unglaublich
„Ein Werwolf!“, schrie Marlene, denn sie hatte bei Vollmond immer ein
bisschen Angst. Manchmal hatte sie auch ohne Vollmond ein bisschen
Angst. Bei Gewitter zum Beispiel oder auch vor einem Hund.
Aber jetzt merkte ich plötzlich, wie auch ich zitterte. Die dunkle Gestalt kam
näher. Ich suchte den Boden nach einem Stock oder etwas Ähnlichem ab, den
ich vielleicht mit meinen Gedanken aufheben und auf den Werwolf
auch wenn das ja leider laut unserem Familienschwur verboten war. Aber es
vorliegt, und ich glaube, wir befanden uns gerade in einer Notfallsituation.
Oskar sagte:
„Keine Angst, Oma Radieschen hat sich ihm schon in den Weg gestellt!" „Und
was hat sie vor?“, flüsterte Marlene. Ihre Stimme zitterte. „Sie schlägt wild mit
den Armen um sich wie ein Ninja-Kämpfer und schreit!", erklärte Oskar.
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„Und was schreit sie?“, fragte Malin und auch in ihrer Stimme lag Angst. Wir
waren wie gelähmt und konnten nicht weglaufen. Blümchen hatte sich hinter
„Ich möchte nach Hause, zu Mama und Papa, Adele!", weinte sie. Oma
„Sie schreit: ›Weg, du Blöder!‹, fragte ich und konnte nicht anders, mir entfuhr
ein kleiner Lacher. „Was anderes fällt ihr nicht ein?" Oskar schüttelte den
Kopf. Aber egal, was Oma Radieschen auch schrie, der Werwolf konnte es
„Was macht ihr denn hier mitten in der Nacht?“, fragte er mit einer Stimme,
die mir irgendwie bekannt vorkam. Dunkel war sie und rau. Ein bisschen nach
„Das ist Tüten-Paul!", sagte Marlene und trat noch einen weiteren Schritt
zurück. „Ich tu euch nichts, keine Angst, also was macht ihr hier, Kinder?“ Ich
nahm meinen ganzen Mut zusammen und trat einen Schritt auf Tüten-Paul
zu.
„Dasselbe könnten wir Sie fragen", sagte ich und versuchte meine Stimme
fest klingen zu lassen. Immerhin waren wir zu sechst mit einer toten Oma,
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„Ich wohne hier!“, antwortete Tüten-Paul und zeigte auf das Gebüsch, aus
„Kann ich euch vielleicht helfen, ihr seht irgendwie ein bisschen erschrocken
„Du würdest sicher auch erschrecken, wenn ein dunkles Ungeheuer mitten in
der Nacht aus dem Gebüsch kommen würde!“, sagte Oskar und er klang jetzt
„Nein, denn nachts gibt es nur dunkle Ungeheuer. Ich würde eher erschrecken,
wenn ein helles Ungeheuer in der Nacht aus dem Gebüsch käme!", antwortete
Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass Tüten-Paul einen Witz gemacht
hatte. Und weil Henry mal wieder viel schneller verstanden hatte als ich,
„Wir brauchen einen siebten Mann, sonst war die ganze Woche für die Katz!"
„Aber der Mann stinkt nach Bier!", sagte Blümchen und ich hoffte, dass Tüten-
Jedenfalls standen ein paar Minuten später sechs Anderskinder und ein
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„Aber gilt denn das? Ich dachte, es sollten sieben Kinder sein!“, gab Marlene
zu bedenken.
„Ich bin ein Kind, ein großes. Es gibt doch sicher keine Vorgaben, wie groß die
Kinder zu sein haben, oder?“ Auch Oma Radieschen meinte, das ginge in
Ordnung.
Sie stand hinter Oskar, hatte ihm ihre Hände auf die Schulter gelegt und
Tüten-Paul hatte sich die ganze Geschichte kurz erklären lassen, nur um
Oma Radieschen war darüber etwas empört, trotzdem hörte sie schon bald
auf zu zetern.
Schließlich glaubte sie selbst auch nicht an Übersinnliches. Wir standen also
Die Kerzen hatten wir in Marmeladengläser vor uns in den Kreis gestellt und
angezündet.
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Es war alles sehr feierlich und ich bekam sofort eine Gänsehaut. Wir legten
Und dann begannen wir, den Spruch aufzusagen, den Oma Radieschen uns
beigebracht hatte.
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Dann drückten wir uns die Hände ganz fest, schlossen die Augen und jeder
dachte nur an diesen einzigen wichtigen Wunsch der Familie Anders. „Ein
siebtes Geschwisterchen!“
Irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde unser Wunsch in den Himmel
fliegen. Ich stellte mir vor, wie da auf einer Wolke unser vorbestimmtes
vorbeiflog.
Und ich stellte mir vor, wie der Mond lächelte und dem Kind zunickte.
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Vielleicht gab er ihm auch einen kleinen Schubs, damit es losfliegen konnte.
Zu seinem Platz, der bei uns auf ihn wartete. Als wir die Augen wieder
öffneten, waren wir noch eine ganze Weile still. Sogar Tüten-Paul wirkte, als
„War’s das?“, fragte er und ließ die Hände von Marlene und Malin los. „Ich
denke schon!“, sagte ich und lächelte Tüten-Paul an. „Danke für deine Hilfe!“
„Ach, jederzeit wieder! Ihr wisst ja jetzt, wo ich wohne!" Tüten-Paul kratzte
„Na dann", sagte er und ging zurück zu seinem Gebüsch. „Ach und übrigens
…", er drehte sich noch mal um und sah Blümchen schüchtern an. „Ich stinke
Das ist so ein … äh … Parfüm … weil ich mir kein anderes leisten kann …“ Doch
Blümchen ging nicht weiter darauf ein, sie stapfte auf Tüten-Paul zu, nahm
Ich hab eine Matratze, einen Schlafsack, der ist kuschelig warm, und ab jetzt
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Im Sommer kann ich mir nichts Besseres vorstellen als meine kleine
Ihr müsst mich im Sommer mal besuchen kommen, dann biete ich euch
Kekse an.“ Wir nickten, verabschiedeten uns von Tüten-Paul und gingen nach
Hause.
Ich sah noch mal zum Mond hinauf. Ob unser Wunsch wirklich da oben
angekommen war? „Und wann kommt das neue Baby jetzt?“, fragte
„Wir müssen Mamas Bauch beobachten!", schlug Malin vor. „Oma sagt, wir
„Wieso denn die sauren Gurken?“, fragte Henry und nahm Blümchen
saure Gurken für ihre Frauen kaufen müssen," gab Oskar weiter.
Und dann standen wir vor unserer Tür und warteten. Wir warteten auf
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Aber niemand war derjenige. „Wer hat den Schlüssel?“, fragte ich und guckte
in die Runde, aber meine fünf Geschwister sahen mich nur ratlos an.
mitzunehmen. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte Marlene und ihre Stimme
„Ich schau durchs Fenster in den Flur. Wenn der Schlüssel auf der Kommode
liegt, kann ich ihn ja einfach zur Tür schweben lassen!", schlug ich vor und
schon spähte ich durch das kleine Fenster neben der Eingangstür.
„Liegt er da?“, fragte Oskar hoffnungsvoll. „Ja, ich kann ihn sehen!“,
Es klappte auch ganz gut und es hätte auch alles weiterhin funktioniert, wenn
nicht plötzlich die Tür aufgegangen wäre und Papa vor uns gestanden hätte.
Die Hände in die Seiten gestemmt. „Dürfte ich mal erfahren, wo ihr sechs
Doch bevor wir antworten konnten, schlief Blümchen im Stehen ein und Papa
konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie zu Boden fiel. „Wir besprechen
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das morgen!“, sagte Papa und trug Blümchen die Stufen hinauf.
Schuldbewusst und mit hängenden Köpfen folgten wir ihm. Wir wollten
einfach verboten.
Niemand log den anderen an. Das war einfach so. Man konnte schon mal
einsetzen.
Aber Lügen, das war das Schlimmste. Deshalb gab es nichts anderes, als die
Wahrheit zu sagen. Als Papa noch mal an meinem Zimmer vorbeikam, rief ich
ihn zu mir.
Er setzte sich an mein Bett und sah immer noch enttäuscht aus. Ich fand es
manchmal viel schlimmer, wenn jemand enttäuscht von mir war statt wütend
auf mich.
„Wir haben nichts Schlimmes gemacht, Papa. Wirklich nicht. Reicht dir das
als Erklärung, wenn ich dir das verspreche?" Papa überlegte eine Weile.
Dann schüttelte er den Kopf. Ich setzte mich auf. „Also gut, wir wollten
einfach, dass Mama wieder glücklich ist", begann ich und erzählte ihm die
ganze Geschichte.
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Als ich fertig war, sah er mich mit ganz glasigen Augen an. Dann streichelte
er mir über den Kopf. „Ach Adelchen, Mama ist doch glücklich.
Sie ist so stolz und glücklich, euch sechs Kinder zu haben, und da gibt es
nichts dran zu rütteln. Vielleicht soll alles so sein und alles ist richtig so. Man
Alles ist gut, so wie es ist!", sagte Papa und dann nahm er mich fest in den
„Ich glaube, wir können darauf verzichten, und Mama müssen wir das auch
Wenn eure guten Taten vielleicht doch funktionieren, dann wird es eine riesige
Und jetzt schlaf gut, Adelchen, und versprich mir bitte, demnächst keine
„Abgemacht!“ Ich kuschelte mich in mein Bett und alles fühlte sich wieder
ganz leicht an. Am nächsten Tag packten wir eine riesige Pausenbrottüte mit
Zwei dick belegte Sandwiches, Tomaten, gekochte Eier und Karotten, einen
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Apfel und einen Schokoriegel. Dann gingen wir zu Poppy und da saß Tüten-
Paul wie jeden Tag – also außer an dem Tag, als er unsere gute Tat sein
sollte.
Wir reichten ihm die Tüte und er freute sich zuerst sehr darüber, uns zu sehen,
„Gekochte Eier hab ich schon lang nicht mehr gegessen!" Er grinste uns mit
seiner Zahnlücke an und steckte seine Nase tief in die Tüte hinein.
„Der Geruch erinnert mich an meine Schulzeit!“ Ob er das positiv oder negativ
meinte, weiß ich allerdings nicht. In nächster Zeit beobachteten wir sowohl
Henry markierte sie sogar, also die Gurken, nicht die Mama, damit wir
erkennen konnten, ob die Gläser vielleicht leer gegessen und neu gekauft
wurden.
Aber nichts. Doch als Mama eines Tages nach Hause kam, rief sie Papa
fröhlich entgegen:
„Das mit dem siebten Kind wird doch noch klappen, Arthur, weil der Arzt zu
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Und wir glauben doch an Wunder, nicht wahr, Arthur? Und deshalb wird unser
siebtes Kind nicht nur unser siebtes Kind, sondern gleichzeitig unser
Wunderkind."
fest in die Arme, dass die wie ein kleines Schweinchen quiekte.
Und dann, ein paar Wochen später, geschah das Wunder. Mamas Bauch
Denn Luis bedeutet „berühmt“ und Mila bedeutet „das Wunder“. Alle nennen
Der kleine Lu kam mit einem Lächeln auf die Welt, als wollte er der Sonne
Konkurrenz machen
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Was Lu für eine besondere Fähigkeit hat, das wissen wir noch nicht. Das wird
sich mit der Zeit erst herausstellen. Er spricht ja noch nicht viel und ist noch
ein Baby.
Aber er ist unser Sonnenschein. Und manchmal streiten wir uns sogar darum,
wer ihn ins Bett bringen oder auf seinem Schoß haben darf.
Denn wenn man Lu auf seinem Schoß hat, dann passiert etwas Wundervolles
mit einem. Man wird ganz glücklich und irgendwie bleibt die Welt um einen
herum stehen.
Und eines steht fest: Wenn Lu nicht bei uns wäre, dann würde er der Welt und
vor allem uns ganz schön fehlen. So standen wir alle sechs, unser Papa und
Oma Radieschen um das Bett herum, in dem Mama mit dem kleinen Baby Lu
lag.
Und jeder durfte ihn einmal halten, um ihn zu begrüßen und sich vorzustellen.
Oma Radieschen war traurig, dass sie ihr siebtes Enkelkind nicht halten
konnte, aber sie freute sich trotzdem sehr, so sehr, dass sie weinen musste
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ihr aufzuwischen. So gaben wir das neue Baby von einem zum andern.
Es war ein bisschen wie in dem Märchen, wenn die zwölf Feen der
Nur dass wir nicht zwölf Feen, sondern sechs Kinder waren und dass es ja
auch keine böse Fee gab, die unseren Lu verwünschen wollte, und dass Lu
keine Prinzessin war, sondern ein Baby und noch dazu ein Junge.
Gut, ich gebe zu, es war doch ganz anders. Anders wie alles bei uns eben
anders ist. Wir waren jetzt jedenfalls sieben mal Anders und das fühlte sich
Blümchen durfte Lu als Erste auf den Schoß nehmen, weil sie die Kleinste
war. „Die Kleinste bin ich jetzt nicht mehr!“, sagte sie stolz, „jetzt bin ich eine
große Schwester!“
Wir starrten Blümchen an, denn zum ersten Mal hatte sie das „ch“ gesagt und
das gleich drei Mal in einem Satz. Dann nahm Oskar Luis vorsichtig in den
Arm.
„Ich hab Angst, dass ich ihn fallen lasse!„, flüsterte er und gab ihn schnell an
Marlene weiter. „Du bist das süßeste Baby auf der ganzen Welt, Luis Mila
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Und Malin sagte zu ihm: „Wenn du laufen kannst, bring ich dir Fußballspielen
bei, ich werde also deine große Fußballerschwester!" Alle lachten und dann
Er schluckte nur und steckte seinen Finger in die winzige Babyhand. Als ich
an der Reihe war und Henry mir das Baby in den Arm legte, konnte ich auch
Ich hatte auf einmal einen Kloß im Hals. Das ganze Glück steckte wie ein Kloß
Ich hätte meine Eltern umarmen können, weil sie meine Eltern waren und ich
sie so sehr lieb hatte, ich wollte Henry umarmen, weil er so schlau war und so
gute Ideen hatte, und Malin und Marlene, weil sie die tollsten Zwillinge waren,
Ich wollte Oskar umarmen für all seine Sommersprossen und weil er so frech
war, und am liebsten wollte ich auch Oma Radieschen umarmen, wenn ich sie
Und ich wollte Blümchen umarmen, weil sie die süßeste kleine Schwester auf
der Welt war. Und natürlich den kleinen Luis, der noch gar nicht wusste, in
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Und wenn ich es genau überlegte, war ich so glücklich, dass ich am liebsten
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