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Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung

Ratz und Mimi -Teil 1


Eine Geschichte von Franziska Gehm, mit Illustrationen von Fréderic
Bertrand , erschienen im Carlsen Verlag.
Hier kommt der erste Teil der Geschichte!
Ein nicht ganz normaler Morgen
Die Sonne scheint auf den kleinen Dschungel am Fluss. Durch die dichten

Blätter tanzen goldene Sonnentupfen. Die Blattschneiderameisen rackern seit

dem frühen Morgen.

Faultier Ratz hängt in seinem Baum. Er tut, was er am liebsten tut: schlafen.

Manchmal träumt er im Schlaf. Davon, dass er den ganzen Tag schläft. Oder

vom Futtern. Das tut er am zweitliebsten. Manchmal ist ihm Träumen auch zu

anstrengend.

„Ratz, willst du den ganzen Tag verschlafen, män?“, ruft Klimbim, der Affe. Er

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sitzt auf dem Ast hinter Ratz und wackelt mit den Beinen.

Ratz gähnt. Gemächlich schiebt er seinen Hut nach oben, macht erst das eine

Auge auf, dann das andere.

Er blinzelt. „Guten Morgen, Klimbim!“

Ratz redet sehr langsam. Während er „Guten Morgen“ sagt, können andere

locker bis zehn zählen, zwanzig Liegestütze machen oder einen Kuchen

backen. Einen Sandkastenkuchen zumindest.

„Morgen? Oh män, Ratz, du hast mal wieder den halben Tag verpennt. Es ist

Mittag!“, stöhnt Klimbim.

„Gute Zeit für ein Fresschen.“ Wobei eigentlich immer gute Zeit für ein

Fresschen ist, denkt Ratz.

Er angelt sich mit der Zunge ein saftiges Blatt. Genüsslich schiebt er es sich

in den Mund und kaut. Schön langsam.

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„Spielst du mit?“ Klimbim hält einen Ball in den Händen und wirft ihn in die

Luft. Der Ball juchzt.

Der Ball juchzt? Dann wackelt der Ball und ein Kopf kommt zum Vorschein.

„Hallöchen, Ratz!“, ruft der Ball. „Ich bin der Ball, und du?“, fragt Gunter, der

eigentlich kein Ball, sondern ein Gürteltier ist.

Ratz kaut erst mal in Ruhe weiter. „Öh … der Torpfosten?“

„Okay, Leute! Ratz ist der eine Torpfosten und der Ast da drüben der andere“,

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sagt Klimbim.

Jetzt hat Ratz aufgekaut. Ob ich ein

kurzes Schläfchen einlege?, überlegt

er. Schläfchen geht eigentlich immer,

aber … Was ist denn das?

Irgendetwas ist irgendwie anders.

Irgendwie blöd. Es juckt!

Überall, an Ratz’ Rücken, an Bauch,

Beinen, Po. Ratz zieht die

Augenbrauen zusammen.

Hätte er das geahnt, hätte er lieber weitergeschlafen. Wer schläft, den juckt

es nicht.

Lass jucken!
„Ratz!? Torpfosten bewegen sich nicht!“, ruft Klimbim. „Du bist hier der

Pfosten, schon vergessen, män?“

„Ich kann nicht anders. Es juckt!“, jammert Ratz.

„Wenn es juckt, musst du dich kratzen.“ Klimbim macht es vor.

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Sieht anstrengend aus, denkt Ratz. Langsam löst er einen Arm vom Ast, langt

damit auf seinen Rücken und kratzt sich.

Ist auch anstrengend, stellt Ratz fest.

„Besser?“, fragt Gunter.

„Nö“, sagt Ratz. Es juckt so schlimm, dass er sich den ganzen Tag überall

kratzen könnte. Aber dann müsste er sich den ganzen Tag bewegen. Ratz

findet, für heute hat er sich genug bewegt.

„Hey, weißt du, was du brauchst?“, fragt Klimbim.

Das weiß Ratz nicht. Aber er hofft, es hat nichts mit Sport, Waschen oder

Pyjamapartys zu tun.

„Du brauchst einen Mitbewohner.“

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„Hö?“, macht Ratz. „Wo soll der Mitbewohner denn mitwohnen? Auf meinem

Baum?“

Das war ein ziemlich langer Satz für Ratz. Genau genommen waren es zwei

Sätze. Ganz genau genommen sogar drei. Kein Wunder, dass er aus der

Puste ist!

„Der wohnt dann in deinem Fell!“, erklärt Klimbim.

Darüber muss Ratz erst mal nachdenken. Nach einer Weile glaubt er zu

verstehen, was Klimbim meint.

„Der Mitbewohner kratzt mich. Und ich kann schlafen.“

„Nee“, antwortet Klimbim.

„Ich kann nicht schlafen?“

„Doch!“

Ratz ist verwirrt.

„Dein Mitbewohner kratzt dich nicht, män, er macht bei dir sauber. Er putzt

dein Fell, lüftet mal ein bisschen und schon juckt es nicht mehr.“

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„Hauptsache, ich kann schlafen.“

„Also, ICH putze nicht“, stellt Gunter klar. „Ich bin der Ball.“

„Ratz braucht eine Motte. Die lieben Faultiere. Und Putzen.“ Klimbim weiß

Bescheid.

„Motte, aha.“ Ratz dreht den Kopf langsam in die eine Richtung, dann in die

andere. Keine Motte in Sicht.

„Du musst dich auf die Suche machen“, schlägt Gunter vor.

Ratz blinzelt. „Nö.“ Auf die Suche machen – das klingt verdächtig nach

Bewegung. „Ich lasse mich finden.“

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Zusammen mit Klimbim und Gunter

bastelt Ratz ein Schild. Das geht so:

Klimbim und Gunter basteln ein Schild.

Ratz nickt ab und zu. Sie machen alles

richtig.

Ratz steckt sich das Schild ins

juckende Fell. So. Jetzt muss Ratz nur

noch warten. Darin ist er sehr gut.

Mitbewohner im Anflug
Ratz macht sein Nachmittagsschläfchen. Er träumt von saftigen Blättern und

schmatzt im Schlaf.

Plötzlich schießt eine Rakete an seiner Nase vorbei. Eine sehr kleine Rakete.

Aber eine sehr laute.

„ACHTUNG! Mega-Mambo-Mimi im Anfluuuug!“

Ratz öffnet die Augen. Da saust etwas zwischen den Blättern hindurch.

Dieses Etwas zischt, rattert und fiept – wie eine Mischung aus Raumschiff,

Traktor und löchrigem Luftballon!

Nun rauscht es über Ratz’ Bauch hinweg. So schnell, dass sein Fell auf einmal

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einen Mittelscheitel bekommt!

Ratz wundert sich. Die Rakete trägt eine Fliegerbrille und einen Rucksack. Und

sie ist auch keine Rakete, sie ist eine … Motte!

Rasant fliegt sie im Kreis um Ratz herum. Es sieht aus, als hätte er einen Hula-

Hoop-Reifen um den Bauch.

Ratz wird schon vom Zusehen schwindelig. Er schielt vor Verwirrung.

Die Loopings der Motte werden immer schneller und wilder. Schließlich

KLATSCHT sie direkt auf das Schild. Genau auf den i-Punkt von

„Mitbewohner“.

„Hoppla“, nuschelt Mimi und rutscht langsam am Schild herunter. Als sie

unten angekommen ist, schüttelt sie sich kurz.

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Dann flitzt sie Ratz vor der Nase herum. „Hier bin ich! Mimi, die Motte, deine

neue Mitbewohnerin!“

„Hal…“, beginnt Ratz. „Hallenschwimmbad? Halbglatze? Halligalli?“, sprudelt

Mimi los.

„…lo! Ich bin Ratz. Ich bin ein Faul…“ „Fauler Apfel? Fauler Zahn? Fauler

Sack?“, ruft Mimi dazwischen.

„…tier. Lass mich mal aus…“ „Schlafen? Löffeln? Lüften?“

„…reden." „Naaaa guuuuut.“ Mimi zieht die Buchstaben wie Honig in die

Länge. „Dann packe ich mal aus, was?“

Sie grinst und klopft auf ihren Rucksack. Bevor Ratz etwas erwidern kann,

verschwindet Mimi samt Rucksack im Fell.

Ratz guckt zu seinem Bauch. Da rumpelt, klirrt und wackelt es.

Obwohl ihr Rucksack winzig ist, holt Mimi die erstaunlichsten Sachen heraus:

eine Stehlampe, einen Blumentopf, Hauslatschen, eine Zahnbürste, einen

Schlafanzug, einen Stapel Comichefte, ein Bügeleisen, eine

Popcornmaschine, ein aufblasbares Sofa, einen Schrubber und ein altes

Radio.

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Blitzschnell räumt sie alles ein. „Fertig!“ Die Motte haut sich auf die

Pobacken. „Und jetzt: Einweihungsparty!“

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Mimi hüpft zum Radio und schaltet es an. Sie dreht die Musik laut, schnappt

sich den Schrubber und tanzt mit ihm. „Mach mit, Ratz, sei kein lahmer Party-

Pups!“

Ratz runzelt die Stirn und dreht das Radio leiser. „Party? Pups? Nö. Putzen!“

Mimi hält im Hüftschwung inne und lässt den Schrubber sinken. „Du meinst,

erst putzen, dann Party?“ Sie mustert das Fell. „Hast recht. Hier muss

dringend geputzt werden. Ist ja dreckiger als auf dem Mond. Dann leg ich mal

los, was?“

„Jo.“ Ratz schaut zu, wie Mimi sich ein Kopftuch umbindet und mit dem

Schrubber an die Arbeit macht.

Die Motte schrubbt, fegt, wischt und rubbelt. Es kitzelt schön. So schön, dass

Ratz nach ein paar Minuten die Augen zufallen und er einschläft.

Mimi putzt, bis die Sonne untergeht und sich die schwarzblaue Nacht in den

Dschungel schleicht. Mit dem Schrubber in der Hand klappt sie auf das

aufblasbare Sofa. Sie murmelt leise: „Und jetzt Party …“, und schläft in der

nächsten Sekunde ein.

Böses Erwachen
„FRÜHSPORT!“

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Das Wort klingelt in Ratz’ Ohren, lauter als zehn Wecker. Vor Schreck fällt er

beinahe vom Baum.

Jemand lugt unter seinen Hut. Ratz öffnet die Augen und blinzelt ins

Morgenlicht. So früh und so schnell ist er noch nie aufgewacht.

Auf Ratz’ Nase sitzt jemand und grinst.

Kommt mir irgendwie bekannt vor, denkt Ratz. Mal überlegen. Postbote?

Nein. Osterhase? Nein. Zahnfee? Vielleicht …

„Ich bin’s, Mimi, deine muntere Putzmotte!“

Ratz geht ein Licht auf. Natürlich ganz langsam.

Stimmt, das ist seine Mitbewohnerin. Dann fällt Ratz etwas auf. Ein breites

Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. „Es juckt nicht mehr!“

Mimi zwinkert Ratz zu und hüpft zurück ins Fell. Sie schaltet das Radio an.

Sofort wummert laute Technomusik durch den Wald. Die Blätter zittern, der

Baumstamm wackelt.

Die Motte streckt die Arme in die Höhe, stößt die Fäuste in die Luft und wippt

in den Knien. „Eins, zwei, Frühstücksei, drei, vier, wünsch ich mir, fett mit Bass,

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bumm, bumm, krass!“

Klimbim und Gunter sind auch schon wach. Sie wippen einen Ast tiefer in den

Knien. Kichernd boxen sie sich mit den Fäusten und rufen: „Bumm, bumm, du-

dumm-dumm!“

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Auf dem Ast über ihnen sitzt Guapo, der schönste Papagei des Waldes. Oder

der ganzen Welt, laut Experte. (Der Experte heißt Guapo.)

Er rümpft den Schnabel. „Sport ist Mord für die Schönheit. Die Frisur wird

zerstört. Man kommt ins Schwitzen und muss hässliche Stirnbänder tragen.

Grrrrauenhaft! Natürlich, nicht jeder hat von Natur aus eine so gute Figur wie

ich.“

Guapo streckt die Brust heraus und bewundert sich im Spiegel, den er in den

Baum gehängt hat. „Und übrigens: Musik ist etwas Wunderbares, aber wie

wäre es mit Opernmusik statt dieses Blechdosen-Rums-Rums?“

Aber Klimbim und Gunter lassen sich bei ihrem Frühsport-Spaß nicht stören.

„Komm schon, Ratz, beweg dich!“, ruft Mimi. „Bewegen? Weswegen?“,

murmelt Ratz.

Er hält nichts von Frühsport. Auch nichts von Spätsport.

Langsam streckt Ratz einen Arm nach dem Radio aus. Er angelt es aus

seinem Fell und stellt es auf einen Ast. Bumm, bumm, basta, denkt er und will

das Radio ausschalten. Doch aus Versehen dreht er am Rädchen.

Was ist denn das? Ratz lauscht. Diese Musik ist ganz anders. Schön langsam,

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genau wie sein Herzschlag.

Und süß, sanft und warm wie die Sommerluft. Prima zum Schaukeln. „Dub,

dub, dub, dubidu … dub …“, brummt Ratz und schwingt am Ast.

„Ratz, was hast du denn da angestellt?“, schimpft Mimi. „Das Leben ist zu

kurz für langsame Musik.“

Doch Ratz hört Mimi gar nicht. Er hört nur noch diese wunderbare, federnde,

wachsweiche Musik.

Grinsend und summend schaukelt Ratz hin und her. Und her und hin. Hin und

her. Und immer mehr und immer höher und immer schneller … so doll, dass er

auf einmal eine Drehung um den Ast macht.

ÜÜÜWUPPP!

Dann noch eine Drehung und noch eine. Ratz hat so viel Schwung, dass er

nicht mehr stoppen kann.

Immer wilder dreht er sich um den Ast.

ÜÜÜWUPPP, ÜÜÜWUPPP, ÜÜÜWUPPP … und auf einmal …

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… segelt er im hohen Bogen vom Baum und fliegt mit wehendem Fell auf den

Fluss zu.

Dort liegt Gobbel, das Krokodil, am Ufer und raunzt: „Fliegendes Fressen,

yeah!“ Dann sperrt er das Maul weit auf.

Klimbim und Gunter halten den Atem an. Guapo wird kurz ohnmächtig und

baumelt kopfüber vom Ast.

Hilfe mit Hatschi


Mimi starrt Ratz hinterher und ihr Herz rast. Putzen, Party, bumm, bumm,

Bass – alles hat sie mit einem Schlag vergessen. Ratz schießt direkt auf

Gobbels Maul zu!

Sie muss handeln – sofort! Mimi schubst ihre Angst aus dem Weg. Dann

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setzt sie ihre Fliegerbrille auf und breitet die Flügel aus. Todesmutig stürzt sie

sich in die Tiefe.

„Gobbel Gierschlund, hier kommt die RamboMambo-Motte!“, schreit sie und

surrt Gobbel vor den Nasenlöchern herum. Dabei macht sie wilde

Kampfbewegungen mit Armen und Beinen.

Mimi guckt wie ein Bösewicht und macht schaurige Geräusche. Sie versucht

es.

Ratz ist nur noch wenige Zentimeter von Gobbels Maul entfernt. Schon

berührt sein Fell die scharfen Krokodilzähne. Er schielt nach unten und

murmelt: „Au backe.“

Sollten das seine letzten weisen Worte gewesen sein?

Gobbels Augen schimmern gierig. Zeit für ein Frühstückchen! Er reißt das

Maul noch einmal extraweit auf und …

SCHNAAAA…

Doch was ist das? Gobbel kneift die Augen zu. Es zwickt in seinen

Nasenlöchern! Links, rechts, vorn, hinten – so schlimm, dass er nicht

schnappen kann, sondern … „HAAAAAAAA...TSCHIIII!“ niesen muss.

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Der Nieser ist stark wie ein Windstoß. Ratz wird mit einem lauten Gobbel-

Hatschi weit weg vom Rachen des Krokodils geschleudert.

Er schießt über das Wasser und landet in der Flussmitte.

PLATSCH!

Auch Mimi, die Gobbel gekitzelt hat, fliegt durch die Luft. Igittigitt, sie hat

einen Krokodilpopel im Fell! Weg damit!

Schnell flattert sie zu Ratz. Ihr neues Zuhause darf nicht untergehen! Mimi ist

schließlich keine Meerjungmotte, die unter Wasser leben kann.

Doch was für eine Überraschung!

„Ratz! Du schwimmst ja wie ein Fisch“, ruft Mimi.

„Klar. Wie sonst, wie ein Kühlschrank?“ Ratz bewegt sich im Wasser viel

schneller. Er paddelt mit seinen langen Armen und hält den Kopf über

Wasser.

Gekonnt zieht er seine Bahnen durch den Fluss. Mimi surrt fröhlich um seinen

Kopf herum. „Du kannst fliegen UND schwimmen!“

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Klimbim und Gunter lenken Gobbel ab. Sie zeigen aufgeregt auf ein Stück

Treibholz im Fluss.

„Das ist Ratz, keine Frage“, sagt Gunter und zwinkert Klimbim zu.

„Gib Gas, Ratz, bevor Gobbel dich erwischt!“, feuert Klimbim das Treibholz an.

Gobbel klappt das Maul zu und schüttelt sich das letzte Kitzeln aus der Nase.

Er peilt das Stück Treibholz an und gleitet zielstrebig darauf zu.

Nur seine Augen und die Schuppen auf dem Schwanz ragen noch aus dem

Wasser heraus. Schnell und lautlos entfernt sich Gobbel vom Ufer.

Er merkt nicht, wie seine Beute zurück an Land schwimmt. In aller Ruhe

kriecht Ratz ans Ufer und klettert auf seinen Baum. Sein Fell tropft. Er ist

völlig außer Atem. Frühsport, denkt er, ist Selbstmord.

Mimi fliegt auf den Ast und stellt das Radio aus. „Damit du mir nicht wieder

davonfliegst.“

„Fliegen? Nur noch im Traum“, murmelt Ratz. Am liebsten würde er sofort

einschlafen. Aber er muss etwas Wichtiges sagen. „Öhm … Danke, Mimi.“

Mimi blinzelt. Ihre Augen sind feucht. Verflixtes Flusswasser! Dann winkt sie

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ab. „Ich wollte nur nicht, dass mein neues Zuhause im Bauch eines Krokodils

ist. Da ist es nämlich dunkel und riecht nach ollem Fisch! Bestimmt gibt es

auch keinen Radioempfang.“

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Mimi hüpft ins Faultierfell. „Trautes Heim, ohne Keim!“ Sie sieht sich um.

„Mann, Mann, Mann, da muss ich mal ein bisschen trocken wischen.“

Plötzlich fällt ihr Blick auf etwas, das sich im Fell verfangen hat. „Was ist das

denn?“

Das war der erste Teil der Geschichte. Was sich in Ratz' Fell verfangen hat,
erfahrt ihr im nächsten Teil!

Ratz und Mimi -Teil 1


Geschichte aus: Ratz und Mimi
Autor: Franziska Gehm
Illustration: Fréderic Bertrand
Verlag: Carlsen
Alterseinstufung: ab 5 Jahren
ISBN: 978-3-551-65541-7

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