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„Die Menschen machen weite Reisen, um zu staunen über die Höhe der Berge, über die riesigen Wellen

des
Meeres, über die Länge der Flüsse, über die Weite des Ozeans und über die Kreisbewegung der Sterne. An
sich selbst aber gehen sie vorbei, ohne zu staunen.“

Augustinus
ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM VORAU
SUB TERRA

DIPLOMARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs


Studienrichtung: Architektur

ROBERT GÜNTHER

Technische Universität Graz


Erzherzog-Johann-Universität
Fakultät für Architektur

Betreuer: Ao.Univ.-Prof.i.R. Dipl.-Ing. Dr.techn. Univ.-Doz. Architekt Holger Neuwirth


Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften

August 2011
Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen/Hilfsmittel nicht benutzt, und die den benutzten
Quellen wörtlich und inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Graz, am .................................................. ..................................................


(Unterschrift)

Statutory Declaration

I declare that I have authored this thesis independently, that I have not used other than the declared sources / resources, and that I have explicitly marked all material
which has been quoted either literally or by content from the used sources.

date .................................................. ..................................................


(signature)
ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM VORAU

vorwort 11 tourismus 69 entwurf 99


Allgemeines 70 Entwurfskonzept 103
chronik 17 Gesellschaftliche Probleme im Tourismus 70 Lage 104
Regionale Verschiedenheit 72 Grundstück 106
erdstall 21 Ziele eines „Sanften Tourismus“ 73 Baukörper 106
Allgemeines 22 Regionale Entwicklung 74 Umgrenzung 108
Steirische Sagenwelt 29 Die Zukunft des „Sanften Tourismus“ 75 Entwurfsprozess 114
Entwicklung 118
verortung 33 tourismusarchitektur 79 Pläne 124
Geographie der Oststeiermark 36 Baukultur im Tourismus 80 Ausstellungskonzept 151
Verwaltungsgrenzen 38 Architektur, Wirtschaft und Tourismus 82 Materialität 167
Möglichkeiten der Tourismusarchitektur 83 Statik 172
ORTSANALYSE 41 Ansätze zur Planung von Tourismusarchitektur 85
Allgemeines 42 Auf der Suche nach etwas Besonderem 86 anhang 185
Örtliche Besonderheiten 47
museumsarchitektur 89
interviews 57 Historische Grundlagen des Museumsbaus 90
Die Entwicklung musealer Räume 92
wanderwege 63 Museen und ihr baukultureller Einfluss 95
Allgemeines 64 Aufgaben und Möglichkeiten des Museums
Wanderwege 65 in der Mediengesellschaft 96
Fazit 67
Vorwort 12 |13

Ausgangspunkt und Idee für diese Diplomarbeit „Es handelt sich um künstlich aus dem Raum einzigartig ist. Hinzu kommt, dass ihre
ist das Buch „Tore zur Unterwelt“ von Ingrid und Gestein gehauene, sehr alte unterirdische Arbeit von den Gemeinden der Region Joglland,
Dr. Heinrich Kusch. Die Wissenschaftler erfor- Gänge und Anlagen, die sich über weite dem Stift Vorau und der ansässigen Bevölkerung
schen seit geraumer Zeit Höhlensysteme in aller Bereiche der Steiermark erstrecken. Hun- immer wieder unterstützt wird.
Welt und haben ihre Arbeit nun verstärkt auf den derte Steinmonumente prähistorischer
oststeirischen Raum verlegt. Ihre Forschungs- Kulturen stehen im direkten Zusammen- Mit dem Buch wurde ein erster Schritt unter-
tätigkeit haben sie im Jahr 2009 in dem oben hang mit diesen verborgenen Welten. nommen, Aufmerksamkeit für diese Entdeckung
genannten Buch dokumentiert und geben einen Auf die Fragen, wer diese unterirdischen und die laufenden Arbeiten zu gewinnen. Dies
Einblick in eine fast vergessene, geheimnisvolle Anlagen erbaut hat und vor allem in wel- war der Anstoß für die vorliegende Diplomarbeit.
Welt. cher Epoche der Menschheitsgeschichte, Mein Vorschlag, ein Museum zu entwerfen, stieß
gibt es derzeit noch keine Antworten. Die bei Herrn Dr. Kusch und dem Bürgermeister von
Bei Renovierungsarbeiten eines Bauernhofes ältesten Belege für die Existenz dieser Vorau, Herrn Mag. Spitzer, auf großes Interesse.
fand man auf dessen Dachstuhl eine alte Gänge stammen jedoch aus dem Neoli- In den ersten Gesprächen stellte sich heraus,
Kanonenkugel. In dem Bohrloch dieses Hohl- thikum (Jungsteinzeit), allerdings dürfte dass ein solches Projekt von beiden Seiten be-
bodengeschoßes verbarg sich eine Plankopie, der Großteil dieser Anlagen mit großer reits angedacht, aus finanziellen Gründen jedoch
deren Ursprung im 15. Jahrhundert datiert. Die Wahrscheinlichkeit noch wesentlich älter nicht weiter verfolgt wurde. Einerseits würde es
Zeichnung zeigt ein kilometerlanges System sein.“2 für den Markt Vorau und seine Umgebung einen
von geheimen Gängen, die vom Stift Vorau Tourismusimpuls bedeuten, andererseits könnte
wegführen. Es eröffnete sich den Wissenschaft- Die Forschungsarbeit von Ingrid und Dr. Heinrich verstärkt das Interesse der Öffentlichkeit geweckt
lern eine in Vergessenheit geratene Welt, die es Kusch ist also noch lange nicht beendet. Die werden und so eine noch intensivere archäologi-
eigentlich nicht geben dürfte, die aber dennoch, Gemeinde Vorau bei Hartberg mit all ihren Um- sche Arbeit erleichtern und fördern.
unter der Erdoberfläche versteckt, existiert.1 landgemeinden stellt für die Wissenschaftler ein
wesentliches Zentrum dar, da man in dieser Re-
gion bereits auf zahlreiche Erdställe und Funde
gestoßen ist, deren Dichte im mitteleuropäischen

1  Vgl. Kusch 2009, 9. 2  Kusch 2009, Klappentext


Die in dem Buch „Tore zur Unterwelt“ verarbeitete
Thematik und mein persönliches Interesse an
Geschichte und Archäologie waren der Anlass,
mich mit diesem Thema auseinander zu setzen.
In der nachfolgenden Arbeit habe ich mich in-
tensiv mit den Gegebenheiten in Vorau und dem
Zusammenspiel von nachhaltiger Tourismusent-
wicklung und Architektur beschäftigt.

Das Ziel meiner Arbeit ist der Entwurf eines


Museums für Archäologie in Vorau. Wesentliche
Elemente sind dabei die Einbettung in die
Landschaft, die Berücksichtigung vorhandener
Strukturen und Kulturen und die Einbindung
der Umlandgemeinden Puchegg, Schachen,
Vornholz und Wenigzell in ein gemeinschaftliches
Tourismuskonzept.

Der Entwurf soll sich auf die wesentlichen Ele-


mente der Museumsarchitektur beschränken.
Die Gestaltung verfolgt ein reduziertes Konzept,
das den Bauplatz und sein Umland auch im
Innenraum spürbar macht.
14 |15

„Es besteht wohl kein Zweifel, dass in der


Steiermark eine grössere Anzahl solcher
Höhlen (=Erdstall, Anm. des Verfassers)
existiert. Viele davon dürften wegen ihres
gänzlichen Verfalles der Forschung ent-
zogen, viele hingegen noch zugänglich
sein, und sind bisher nur deshalb wenig
beachtet worden, weil man in der Beurtei-
lung ihres Alters und Zweckes auf falscher
Fährte war. Es würde der vaterländischen
Geschichtsforschung ein grosser Dienst
erwiesen, wollte man das Vorkommen sol-
cher Erdbauten zur öffentlichen Kenntnis
bringen; denn jede neue Entdeckung und
Untersuchung ist ein Baustein, der zur
Vollendung des geistigen Gebäudes, wel-
ches über diese geheimnisvollen Räume
endgültigen Aufschluss gibt, beiträgt.“3

Ludwig Stamper (1887), Stadtpfarrkaplan


von Hartberg

3  Stampfer, Ludwig zit. n. Kusch 2009, 7.


Chronik
5000 - ca. 2400 v. Chr. Jungsteinzeit 1200 - ca. 700 v. Chr. Urnenfelderkultur
Aus dem Norden und Osten drangen Siedler Massives Vorkommen der Brandbestattung in
ins oststeirische Gebiet vor und siedelten sich Flachgräbern. Tiefgreifender Wandel der
an den Flüssen Mur, Raab, Feistritz an. Im 3. religiösen Vorstellung führt weg von der üblichen
Jahrtausend erfolgten Besiedelungen und Körperbestattung. Erhöhte Bevölkerungsdichte
Dorfbildungen. und oftmals befestigte Siedlungen unter
Funde: Stein-, Knochen- und Tongeräte anderem am Ring bei Hartberg.

ca. 400 v. Chr. - Christi Geburt jüngere Eisenzeit


Auftreten der Kelten und Fortleben der Hallstattkutur. 4. Jhd. - 6. Jhd.
Ab 2. Jhd. v. Chr. gilt die Bezeichnung Noricum für das Ausbreitung des
steirische Gebiet. Christentums, Einbruch
der Slawen und Awaren.

2000 1000 0 500

16 v. Chr. 1. Jhd. - 3. Jhd.


Noricum wird Teil des römischen Reiches. Dichte Besiedelung der Oststeiermark.
Zahlreiche Funde von Hügelgräberfeldern,
750 - ca. 400 v. Chr. ältere Eisenzeit bzw. Hallstattzeit Grabsteinen und architektonischen Anlagen
Aufkommen von Hügelgräbern. in Grafendorf, Hartberg und vielen mehr.
Höhensiedlung am Ringkogel bei Hartberg.

ca. 2400 - 1700 v. Chr. Kupferzeit


Entwicklung bäuerlicher Siedlungen in
Hanglagen der Oststeiermark. Erste
Gräberfelder mit Kupferschmuck und
Grabbeigaben.
18 |19

1122 1372 1748


Unter Leopold I. beginnt die Zahlreiche Stiftungen wurden Durch die Verwaltungsreform der Kaiserin Maria Theresia war
Besiedelung der Oststeiermark. dem Stift Vorau übertragen. die damalige Oststeiermark identisch mit dem Grazer Kreis.

1163 1503 - 1505 1809


Gründung des Chorherrnstifts Die Pest fordert das Leben von rund Einmarsch und Plünderungen französischer
Vorau durch Markgraf Ottokar III. 800 Personen der Pfarre Vorau. Truppen in der Oststeiermark.

1237 1529
9. Jhd. 1149 Stiftsbrand von Vorau. Einfall der Türken durch 1890
Durch die deutsche Besiedelung Erste urkundliche Sultan Suleiman. Zahlreiche Der Fremdenverkehr entwickelt
wird die östliche Steiermark Teil Erwähnung des 1280 Raubzüge und Plünderungen sich stetig. Die Marktgemeinde
von Pannonien. Ortes Vorau. Verleihung des Marktrechts an Vorau. waren die Folge. Vorau lebt heute noch davon.

1000 1200 1400 1600 1800 2000

1165 1254 1490 1599


Beginn der Fortsetzung der Vorau wird zur Neuerliche Pestseuche in den
Ungarneinfälle Ungarneinfälle und Pilgerstätte für Pfarren Pöllau und Vorau. 1945
völlige Besetzung der rund 150.000 In diesem Jahr
Oststeiermark bis 1259. Pilger. erfolgte der
Einmarsch der Roten
1125 - 1128 1453
Erweiterung des Stifts Vorau durch
1940 Armee, der schwere
Gründung der Stadt Hartberg
Das Stift Vorau wurde von der Kampfhandlungen in
Rüstkammer, Schanzgräben und
Gestapo aufgehoben und die Vorau zur Folge hatte.
Wehrmauern
Chorherren mussten die Ende Juli zogen die
bis 1100 1418 Steiermark verlassen. russischen Truppen
Deutsches Reich und Ungarn kämpfen Neuerliche Einfälle der Ungarn und Verwüstung Sämtliche Güter wurden bis ab und die Briten
um das Grenzgebiet im Osten. des oststeirischen Grenzgebiets. 1945 beschlagnahmt. traten an ihre Stelle.
Erdställe im Raum Vorau

Allgemeines

Der Anfang der archäologischen Arbeit stellte


das Ehepaar Kusch vor große Schwierigkeiten.
Begonnen haben sie ihre Tätigkeit im Jahr 2003
im Erdstall Vockenburg bei Stubenberg in der
Oststeiermark. In der Folge weitete sich das
Forschungsgebiet auf die Gemeinden Kaindorf,
Stubenberg, Vockenberg, Birkfeld, Strallegg,
Dechantskirchen, Vorau, Vornholz, Puchegg,
Eichberg, Friedberg, St. Lorenzen, Pöllau,
Reinberg und Wenigzell aus. Die Befragung
der Bevölkerung war jedoch schwierig, da die
künstlich angelegten unterirdischen Gänge
unterschiedliche Bezeichnungen hatten oder in
Vergessenheit geraten waren. Durch Überliefe-
rungen der älteren Generation entdeckte man
aber immer mehr dieser unterirdischen Anlagen.
Es wurde von sehr langen Gängen berichtet, die
Bauernhäuser, Kirchen, Burgen und Schlösser
über mehrere Kilometer miteinander verbunden
haben sollen und dabei sogar Täler und Flussbe-
cken unterlaufen haben.4

4  Vgl. Kusch 2009, 11-13. Derzeit bekannte Erdstallvorkommen im Raum um Vorau


22 |23

Diese Erdställe sind in ganz Mitteleuropa zu Durch die Freilegung einzelner Gangabschnitte
finden, von Frankreich bis nach Tschechien und traten zwar datierbare Funde auf, doch kann
weiter in den Osten. Auch dort konnte deren das Ergebnis nicht für die Anlagen selbst ange-
Zweck bis heute ebenso wenig geklärt werden nommen werden, da diese Funde oft nachträglich
wie die Zeit, in der sie entstanden. Der Zusam- in den Räumen deponiert wurden. So lässt sich
menhang zu den hunderten Lochsteinen und nur das Alter ihrer letzten Nutzung definieren.
Menhiren, die sich im mitteleuropäischen Raum Auch über die Nutzung wurden in den letzten
nur noch in Nieder- und Oberösterreich und Jahren unterschiedliche Meinungen laut, die von
Teilen Bayerns finden, ist eindeutig gegeben. Die Zufluchtsorten in Kriegszeiten, Vorratskammern,
Dichte an Funden ist in der östlichen Steiermark Winterquartieren bis hin zu sakralen Nutzungen
jedoch einzigartig.5 reichen. Die bescheidenen Streufunde lassen
jedoch keine Rückschlüsse auf die ursprüngliche
Allgemein gesehen sind Erdställe unterirdische Verwendung der unterirdischen Anlagen zu.7
Anlagen mit unterschiedlicher Länge, die von
Menschenhand aus dem Gestein bzw. Erdreich Die Ausformung der Gänge ist meist schmal mit
geschlagen wurden. Über den Entstehungszeit- teils spitzbogenartigen Beckenbereichen. Die
raum wurden Hypothesen aufgestellt, die vom durchschnittlichen Maße betragen ein bis zwei
Mittelalter bis in prähistorische Epochen reichen. Meter in der Höhe und meist nicht einmal ein
Eine genaue Datierung liegt jedoch noch nicht Meter in der Breite. Sie verjüngen sich meist zu
vor. Das angenommene Alter einzelner Objekte schmalen Durchlässen, die mit rechteckigen oder
reicht jedoch vom Neolithikum über die Bronze- runden Steinplatten verschlossen werden können
und Römerzeit bis in die Neuzeit.6 und in Kammern oder zu Verzweigungen führen.
Über Schliefstrecken oder senkrechte Schächte
lassen sich oft tieferliegende Ebenen der Anlagen
erreichen. In den letzten Jahrhunderten wurden
5  Vgl. Kusch 2009, 10.
6  Vgl. Kusch 2009, 16. 7  Vgl. Kusch 2009, 17.
nach ihrer oft zufälligen Entdeckung Kirchen und
Schlösser, aber auch Häuser über ihnen gebaut
und die vorhandenen Erdställe in die Kelleran-
lagen mit eingebunden.8

Vorläufer der zentraleuropäischen Erdställe sind


vor allem in Südeuropa zu finden. Die ältesten
unterirdischen Anlagen in Malta, Sardinien,
Frankreich und Spanien waren Bestandteil der
neolithischen bzw. bronzezeitlichen „Megalith-
kultur“, die später von Etruskern und Römern
adaptiert wurden. Die Architektur der Megalithzeit
weist einige Parallelen von Bauelementen bei
Großsteinbauten und Erdställen auf. Das sind
beispielsweise Schlupfe bei Grabkammern,
nierenförmige runde Räume als Bestattungskam-
mern und niedere, enge Gänge.

Sicher ist, dass die unterirdischen Anlagen in den


verschiedenen Epochen unterschiedlich genutzt
wurden, sei es als Schutzraum, Depot, Kultplatz,
Grabkammer oder Meditationsraum.9

8  Vgl. Kusch 2009, 18-19.


9  Vgl. Kusch 2009, 21.
24 |25

Neben den rund 300 bekannten unterirdischen


Anlagen im Raum Vorau existieren auch über
330 oberirdische Objekte, die von einfachen
Anhäufungen behauener Steine bis hin zu „in
situ“ (am original Standort) befindlichen Men-
hiren und Lochsteinen reichen. Auffallend dabei
ist, dass sich unter diesen Häufen oft mehrere
Kammern und Gänge befinden, die von der
lokalen Bevölkerung beispielsweise die Bezeich-
nung „Steinburg“, „Felsburg“ oder „Tuleskirche“
(Teufelskirche bzw. Opferplatz) erhalten haben.
Des weiteren vermutet man, dass es sich dabei
um megalithische Großsteinbauten handeln
könnte.10

Gilt bei diesen Bauten nur eine Vermutung über


die Entstehungszeit, so stammen die zahlreich
vorhandenen Menhire und Lochsteine in und rund
um Vorau zweifelsfrei aus der prähistorischen
Zeit und sind zwischen 3500 und 6500 Jahre alt.11
Auffallend ist, dass sich diese bis zu vier Meter
hohen Menhire genau über den lokalisierten
Gängen und Kammern befinden. Diese Menhire,
wörtlich „Langer Stein“, sind bis zur Hälfte in der

10  Vgl. Kusch 2009, 88.


11  Vgl. Kusch 2009, 93.
Erde versenkt und stehen in der Landschaft. Die
feinbehauenen und mit einer Bohrung verse-
henen Menhire werden als Lochsteine bezeichnet
und besitzen eine pyramidenförmige Spitze.
Wie im Fall der Gänge wurden auch die Steine
oft zweckentfremdet und befinden sich zum Teil
nicht mehr an ihrem ursprünglichen Standort.
Viele von ihnen wurden bei Bauarbeiten oder im
Ackerbau zerstört, von Kunsthändlern gekauft
oder gestohlen. Durch die ständige Entfernung
dieser prähistorischen Kulturdenkmäler entstand
ein nicht wiedergutzumachender Schaden für
die steirische Geschichtsforschung. Das Wissen
um ihre Bedeutung muss daher wieder in den
Köpfen der Menschen und vor allem in denen
der ansässigen Bevölkerung verankert werden.12

Über den Zweck und die Bedeutung der Steine


gibt es auch unterschiedliche Ansichten. Die
einen sprechen von astronomischen Aus-
richtungen, andere von der Kennzeichnung
geomantischer Linien und Erdstrahlenfeldern. Im
Volksglauben hatten die Lochsteine wiederum
eine besondere kultische Bedeutung, was auch
heute noch erkennbar ist. In der Steiermark

12  Vgl. Kusch 2009, 108-116.


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wurde oft von „Torhütern“ gesprochen, die den „Offen bleibt, warum Menschen sich einst
Zugang von der Oberwelt in die Unterwelt zu diese immense Arbeit angetan haben,
bewachen hatten. hunderte bzw. tausende Tonnen Fels
und Abraummaterial über einen großen
Wie schon erwähnt befinden sich viele der Steine Zeitraum hinweg aus dem Boden abzu-
direkt über den unterirdischen Anlagen. Dies transportieren, nur um Hohlräume, also
geht sogar soweit, dass mit dem Blick durch das Erdställe, zu schaffen. Für diese Anlagen
Loch der Verlauf des Ganges oberirdisch darge- gilt es wie bei allen kulturhistorisch in-
stellt wird. Viele von ihnen verweisen auf Kirchen teressanten Bauwerken der Menschheit
oder Kapellen. Der Grund dafür liegt darin, dass (zum Beispiel Pyramiden) den Grund für
man christliche Symbole und Zeichen oft an den Bau zu finden, dann dürften sich viele
kultischen Plätzen positioniert hat. Mancherorts Fragen von alleine klären.“14
wurden die Lochsteine versetzt und in den
meisten Fällen neben den Kapellen oder Kirchen
stehen gelassen. Speziell in den Gemeinden
im Vorauer Raum sind auffallend viele Kapellen
und „Materln“ positioniert, die Kammern und
Kreuzungspunkte markieren und zum Teil noch
heute über offene Zugänge in das unterirdische
Netzwerk verfügen.13

13  Vgl. Kusch 2009, 117-127. 14  Kusch 2009, 23.


28 |29

Steirische Sagenwelt

In der Geschichte der West- und Oststeiermark


erzählen unzählige Sagen von unterirdischen
Höhlen, langen Gängen und Schatzkammern. Bis
in die heutige Zeit berichten die Menschen immer
wieder von seltsamen Leuchterscheinungen in
unmittelbarer Nähe von Menhiren. Ebenso lange
hielt sich auf manch abgelegenerem Bauernhof
der seltsame Brauch, an diesen Stellen zu
bestimmten Zeiten Speiseopfer zu platzieren.
So phantastisch, märchenhaft und gleichzeitig
unglaubwürdig dies klingt, ist eindeutig ein Zu-
sammenhang zwischen diesem erst ansatzweise
erforschten Gangsystem und dem Phänomen
der „Erdställe“ zu erkennen.15

Nachfolgend eine Sage aus dem Buch „Sagen


aus der grünen Mark“ von Hans von der Sann in
der einer der unterirdischen Gänge des Masen-
bergs beschrieben wird:

15  Vgl. Kusch 2009, 10.


„Nicht bewährt“

„An den Abhängen des Massenberges, zwischen klare Quelle, welche nicht weit davon vorbeirie- hat in der Welt sein Glück gemacht, insoferne
Pöllau und Vorau, weidete ein armer Schäfer- selte, bot ihm den erfrischenden Trunk dazu. er es verstanden hat, die günstige Gelegenheit
junge seine Herde. Sorgfältig achtete er auf seine zu erfassen und sie auch festzuhalten. Du hast
Lämmchen und sah ihnen zu, wie sie munter Wie er nun so dasaß und sich‘s schmecken ließ, deiner Tierchen gedacht und nicht nur an dich
umherhüpften und freudig blökten, wenn sie auf fiel ihm auf einmal seine ärmliche Lage ein, und allein; dies gefällt mir und ich will dich für deine
der mageren Weide eine Stelle fanden, auf der er begann mit sich selbst zu reden. „Ach“, sprach Gutherzigkeit belohnen. Komm und folge mir!“
etwas mehr und saftigere Kräuter und Blumen er, „ich und meine Schafe, wir sind wohl arm, recht
wuchsen, als sonst regelmäßig zu finden waren. arm! Ich verdiene mir kaum dieses schwarze Erstaunt hatte der Schäferjunge den rätselhaften
Als es Mittag geworden und die Sonne hoch am Stückchen Brot und meine Tiere finden nicht Alten betrachtet und ihm zugehört. Nun stand er
Himmel stand, trieb der Junge seine Tierchen einmal Futter genug auf dieser mageren Weide. auf und folgte ihm in eine verborgene Felsen-
zusammen, führte sie in den nahen Wald, wo Wäre ich nur ein bißchen reich, uns sollte es ganz schlucht und in einen langen, dunklen Gang,
es mehr schattig war, und setzte sich dann auf anders gehen und meine Schäflein sollten das an dessen Ende ein See war. Ein schmaler Steg
einen der herumliegenden Felsblöcke, um nun beste Weideplätzchen angewiesen erhalten!“ führte über diesen letzteren und endlich kamen
sein gewöhnliches Mahl einzunehmen. Dieses Kaum hatte der Junge so gesprochen, da stand sie zu einer Tür, die sich von selbst öffnete. Der
bestand aus einem Stücke schwarzen Brotes ein alter Mann vor ihm, den er früher nie gesehen. Junge sah sich in einem lichten Gewölbe, in
und einer Handvoll würziger Erdbeeren, welche Dieser blickte ihn ernst und forschend an und dessen Mitte eine große, eiserne Truhe stand,
er unterwegs gefunden und gepflückt hatte; eine sprach: „Verzage nicht, klage nicht, denn es kann welche mit blinkenden Goldmünzen ganz gefüllt
dir ja geholfen werden! Schon mancher Arme war.
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„Nun“, sprach der Alte, „hier ist der Schatz, der Nun griff der Junge in seine Taschen und zurück, wo er den rätselhaften Alten wieder
dich glücklich machen soll; nimm davon, soviel überzeugte sich, daß es wirklich Dukaten seien, sah und den er nun über den ihm gespielten
du willst und fülle damit deine Taschen an, doch welche er zu sich gesteckt. Dann aber rief er laut: Streich zur Rede stellte. Dieser antwortete ihm in
sage keinem Menschen ein Wörtchen, wie du „Jetzt kann die Schafe hüten, wer da will! Ich ernstem und verweisendem Ton: „Du hast dich
dazugekommen bist!“ tu‘s nicht mehr, denn ich bin jetzt reich und kann nicht bewährt! In deinem Glücke hast du die
mein eigener Herr sein!“ Und nun lief er eiligst Herde verlassen und auch dein Versprechen,
Der Junge versprach dies und füllte seine Säcke, ins heimatliche Dorf und erzählte, uneingedenk Stillschweigen zu beachten, nicht gehalten, und
so daß er kaum mehr zu gehen vermochte. Darauf seines dem Alten gegebenen Versprechens, den deshalb verwandelte sich das Gold zur Strafe in
verließen sie das Gewölbe, überschritten auf dem Leuten, was er erlebt hatte. Als er aber dann in die Kieselsteine!“
langen, schmalen Stege den See und gelangten Taschen griff, um die Wahrheit seiner Erzählung
durch den dunklen Gang wieder ins Freie. zu beweisen, da zog er, o weh, nichts als lauter Und nach diesen Worten war der Alte ver-
Kieselsteinchen hervor. Die Leute lachten ihn schwunden. Der Junge mußte nun nach wie vor
Als sich der Schäfer umsah, um sich die Stelle gut nun weidlich aus, ja einige von ihnen waren gar die Schafe hüten und hatte dabei Muße genug,
zu merken, wo der Eingang zur Schatzhöhle sei; erbost, daß der Junge sie zum besten gehalten sich selbst über seinen Eigennutz zu schelten
sah er sonst nichts, als einen steilen Felsen vor und ließen ihn dafür ihre Fäuste fühlen. Wütend und sich darüber zu ärgern, daß er es nicht ver-
sich. Auch der rätselhafte Alte war verschwunden. darüber, eilte der Schäferjunge zu seiner Herde standen hatte, das Glück festzuhalten.“
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Verortung

Geographie der Oststeiermark

Die Geographie der Oststeiermark zeichnet Geographisch kann man die Oststeiermark in Der Bereich südlich des Raabtales bis hin zur
sich durch seine prägnanten Abgrenzungen drei Gebiete gliedern: Mur bildet den dritten Gebietsteil und wird meist
als eigener Landesteil stark ab. Durch seine als südoststeirisches Grabental bezeichnet. Die
Grenzlage und die vorherrschende Topographie Das erste ist der gebirgige Nordteil, der den flachen Hügelketten verlaufen fast parallel in
ist sie schon immer ein umkämpftes Gebiet in der östlichen Zentralalpen zuzuschreiben ist. Die Richtung Süden, münden in der breiten Mure-
Geschichte gewesen. Die Mur, der Hauptfluss wichtigsten Erhebungen bilden dabei die bene und begrenzen breite Grabentäler.17
der Steiermark, bildet im Westen die Grenze zur Fischbacher Alpen, der Wechsel, das Joglland,
Weststeiermark und im Süden zu Slowenien. der Masenberg, der Rabenwald, der Hoch-
Der gebirgige Norden bildet mit den gegen das lantsch, die Teichalpe und das Grazer Bergland
Mürztal abfallenden Fischbacher Alpen und dem aus. Sie bilden die Kessellandschaft rund um
steirisch-niederösterreichischen Grenzmassiv Passail, Pöllau und Vorau und sind punktuell
des Wechsels eine markante Einfriedung aus. Die von schluchtartigen Durchbruchstälern und
östliche Grenze zum Burgenland verläuft entlang langestreckten Engtälern durchzogen.
des Flusses Lafnitz. Im sogenannten Radkers- Die im Norden entspringenden Wasserläufe
burger „Zipfel“ wird die Lafnitz als Grenzfluss zu führen in das zweite Gebiet, das oststeirische
Slowenien von der Kucnica abgelöst. Betrachtet Hügelland. Die Flusslandschaft der Raab fällt in
man das Oberflächenrelief der Oststeiermark so Richtung ungarische Tiefebene immer mehr ab,
ist eine allmähliche Abdachung gegen Südosten was sich auch an den Verläufen der Flüsse zeigt.
erkennbar, mit dem höchsten Punkt im Norden, Neben der Raab sind hier noch in westöstlicher
dem Stuhleck (1782 m), und dem tiefsten Punkt Reihenfolge die Weiz, der Ilzbach, die Feistritz,
beim Austritt der Mur nahe Radkersburg mit 200 die Safen und die Lafnitz zu nennen.
m Seehöhe.16

16  Vgl. Krenn 1981, 7. 17  Vgl. Krenn 1981, 7.


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Verwaltungsgrenzen

Bezirk Hartberg in der Steiermark


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Bezirk Hartberg
Lage der Gemeinden im Bezirk Hartberg Gemeinden der Region Vorau

1 Vorau

2
5
2 Riegersberg
1

3 Puchegg
4 3

4 Schachen bei Vorau

5 Vornholz
Ortsanalyse Vorau

Allgemeines

Die Region Vorau liegt im nördlichen Teil dieses bergigen, heute noch etwas abgelegenen
der Oststeiermark, rund 25 km nördlich der Landstriches.20
Bezirkshauptstadt Hartberg. Bekannt ist der
1.500 Einwohner starke Markt Vorau durch Als im Jahr 1163 das Stift Vorau durch Markgraf
sein Augustiner-Chorherrenstift, das seit 1163 Ottokar gegründet wurde, kam es auch zu
ein Zentrum des religiösen Lebens, der Kultur und einer verstärkten Besiedelung im Raum Vorau.
der Weiterbildung darstellt.18 Den Markt und das Nach dem Ende der Völkerwanderung war das
Stift Vorau verbindet seit jeher eine gemeinsame Gebiet dem salwischen Kulturraum zuzuordnen.
Geschichte. Der Markt liegt nördlich unterhalb Nachfolgend erfolgte eine Besiedelung aus dem
des Stiftshügels in einem welligen Talbecken, das heutigen niederösterreichischen Teil der Steier-
im Norden von Ausläufern des Wechselmassivs mark durch bayrische Kolonisatoren. Durch den
und im Süden vom Masenberg umgeben ist. Ausbau des Stifts kam der Ort zu einem raschen
Die Gründung geht mit aller Wahrscheinlichkeit wirtschaftlichen Aufschwung im 13. Jahrhundert.
auf den zweiten Stiftspropst Bernhard I. (1185 – Tuchmacher, Schmiede, Wagner, Lederer, die
1202) zurück. Die erste urkundliche Erwähnung Bäckerzunft und die Leinweber waren schon
des Ortes finden wir aus dem Jahre 1149.19 in Vorau vertreten, weshalb Vorau 1280 das
Marktrecht verliehen wurde und seine bis heute
Das Stift und der Markt bildeten seit ihrem Be- währende zentralörtliche Funktion begründet.21
stehen den geistig-religiösen wie auch siedlungs-
geschichtlichen - zivilisatorischen Mittelpunkt

18  Vgl. http://www.vorau.istsuper.com/UEber-


Vorau.1013.0.html 20  Vgl. Krenn 1981, 295.
19  Vgl. http://www.vorau.istsuper.com/ 21  Vgl. http://www.vorau.istsuper.com/
Historisches.14491.0.html Historisches.14491.0.html
42 |43

Die europäische Geschichte ging jedoch auch an Neben dem religiösen, spirituellen Schwerpunkt In diesem Sinne schrieb der Heimatdichter Peter
Vorau nicht spurlos vorüber. So waren es Feuers- hat Vorau auch einen wirtschaftlichen gesetzt: die Rosegger über die Bevölkerung um den Vorauer-
brünste und Pestepidemien sowie Türken- und Gründung der „Impulszentrum Vorau GesmbH“ wald, was auch auf deren Nachkommen zutrifft:25
Kuruzzeneinfälle und Bauernaufstände die das mit den Gemeinden Vornholz, Schachen, Rie-
heutige Ortsbild und die Bevölkerung prägten. gersberg und Puchegg. Die Gesellschaft hat
Bildstöcke und Pestsäulen erinnern noch heute die Ansiedelung innovativer Betriebe im Bereich
an die Vergangenheit. Im 2. Weltkrieg, als das des Bau- und Baunebengewerbes zum Ziel. Der
Joglland unmittelbares Kampfgebiet war, hat es Schwerpunkt liegt, neben der Schaffung und „Hier sind Menschen, denen die Arbeit
ebenso schwerste Verwüstungen und zahlreiche Erhaltung von Arbeitsplätzen, auf einer nach- keine Klage entlockt und denen die Freude
Menschenopfer gegeben.22 1605 waren es bei- haltigen Entwicklung der Region. Der seit 1890 keine Abspannung hinterlässt.“
spielsweise die Hajduken, die die Gegend schwer stetig weiterentwickelte Fremdenverkehr trägt
bedrängten. 1945 war das Vorauer Becken, wie neben den zahlreichen Klein- und Mittelbetrieben
schon erwähnt, heftig umkämpft. Einmal von den stark zum wirtschaftlichen Überleben der Region Peter Rossegger
Russen eingenommen wurde der Markt binnen bei. Die große Anzahl an Gewerben, Gaststätten
zwei Wochen von den Deutschen zurückerobert und Geldinstituten kennzeichnet die typischen
und abermals von den Russen besetzt.23 Werte einer steirischen Marktgemeinde. Die
Sozialstruktur besticht durch einen dominanten
Anteil von knapp 50 Prozent Arbeitern.24

22  Vgl. http://www.vorau.istsuper.com/


Historisches.14491.0.html 24  Vgl. http://www.vorau.istsuper.com/UEber-
23  Vgl. Krenn 1981, 295. Vorau.1013.0.html 25  http://www.vorau.istsuper.com/Historisches.14491.0.html
44 |45
46 |47

Örtliche Besonderheiten

Marktkirche

Im Ortszentrum findet man auf einer kleinen


südorientierten Hangterrasse die Marktkirche hl.
Ägydius, die im Jahr 1202 geweiht wurde und
nach dem Stiftsbrand von 1237 bis 1783 Pfarre
war. Ihr Baustil ist von mehreren Stilepochen
gekennzeichnet.26

Heilig Kreuz Kirche

Am Ostrand des Ortes liegt die Friedhofskirche


zum hl. Kreuz und einer der beiden örtlichen
Friedhöfe. Der erste Bau aus der Spätgotik wurde
1445 geweiht und 1635 im Stil des Frühbarocks
erweitert. Im Jahr 1711 kam die Kirche zu ihrer
heutigen Form und ihrem Namen, da man zwei
Seitenarme hinzufügte und dadurch einen kreuz-
förmigen Grundriss erhielt.

26  Vgl. Krenn 1981, 295.


48 |49

Ortszentrum Rathaus

Hervorzuheben sind vom alten Häuserbestand Das Rahthaus verleiht dem Ort einen fast schon
im Ort aus dem 16.-18. Jahrhundert das stattliche mittelalterlichen Chrarakter. Das mit Zinnengie-
Rathaus aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun- beln geschmückte über 400 Jahre alte Haus steht
derts, eine Mariensäule aus dem Jahr 1722 sowie an der höchsten Stelle des Ortszentrums und
eine achteckige spätgotische Lichtsäule vom zählt mit Abstand zu den stattlichsten Häusern
Ende des 15. Jahrhunderts.27 des Marktes Vorau. Nach der Generalsanierung
im Jahr 1999 und der Adaptierung der Räumlich-
Das Stift Vorau, zählt mit der Stiftskirche, seinem keiten beherbergt das unter Denkmalschutz ste-
Bildungshaus und der Bibliothek, in der über hende Haus das Gemeindeamt, das Standesamt
400 alte Handschriften zu bestaunen sind, zu und die Verwaltung des Reinhalteverbandes
den wichtigsten Kulturstätten dieser Gegend. Vorau.29
Das Marienkrankenhaus Vorau verstärkt den
wirtschaftlichen und sozialen Aspekt der
Marktgemeinde.28

27  Vgl. Krenn 1981, 296 - 297.


28  Vgl. http://www.vorau.istsuper.com/ 29 Vgl.http://www.vorau.istsuper.com/Das-Vorauer-
Historisches.14491.0.html Rathaus.14493.0.html
Tommerhöh Hubertuskapelle Legende

Gemeindegrenzen
Gewässer
Moihof Straßennetz
Wald
Stift
Kirche
Fuchs in Gstanach
Kapelle
Im Berg
Rathaus R
Krankenhaus K
Moar in Feld
Marien Materl Museum M

VORNHOLZ RIEGERSBERG

3 Mühlen Haberlerkreuz
Im Grand

Katzenbach

Weißenbach

Dörfler Bach

In Weichselbaum Rathaus
R Sauhaltgraben

VORAU Sauhaltbach
Marktkirche
K Marktbach

M Heilig Kreuz Kirche


Friedhofskirche
Stift Vorau
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 Freilichtmuseum Hofmühle 10
M
Einöd M 75 0 50 1 2 5 10 15 Auf der Kring

M 100 0 1 2 5 10 20
Galgen
Schafleiten
50

M 200 0 1 2
SCHACHEN
5 10 20 50
Vorauer Schweiz Vorauerbach
M 250 0 1 2 5 10 25 50
Steggrabenbach
M 300 0 1 2 5 10 20 30 50
Einödbach Schachenwiese
In der Vorauleiten
M 500 0 5 10 20 50 10

Erzherzog Johann -
M 1000 0 10 20 50 Weißenbach
100
Höhe 200

Wutzlbach
M 3000 0 20 50 100 200 300 500
Haas - in der Sag
M 7500 0 50 100 200 500 1000 1500

M 20000 0 200 500 1000 2000 PUCHEGG 5000

M 20000 M 50 0 0 200 50 1 1 50 500 2 3 1000 5 2000 10

Lembach M 75 0 1 2 5 10 15

In der Höll
50

M 100 0 50 1 2 5 10 20
Löffelgraben Steinbach
50 |51

Augustiner Chorherrenstift

Das Stift Vorau ist das letzte Stift des Augustiner Aus der Geschichte:
Chorherrn Ordens in der Steiermark. Es steht auf
einem breiten Hügel im Vorauer Becken, wird im 1163 Gründung des Stiftes durch Markgraf Ottokar III
Süden durch den Masenberg begrenzt und gibt 1237 Zerstörung des Stiftes durch Brand.
im Norden den Blick auf das Wechselmassiv und 1452 Papst Nikolaus V. gestattet den Vorauer Pröpsten, Stab und Infel zu tragen.
seine Ausläufer frei. 1453 Kaiser Friedrich III. verleiht dem Stift das heutige Wappen
1625 Neubau des Klausurgebäudes.
Man nähert sich dem Komplex durch die bereits 1660 Neubau der heutigen Stiftskirche.
1309 urkundlich erwähnte Lindenallee, ehe man 1730 Bau des Prälaturgebäudes.
durch das fallgitterbewehrte Portal des Torturmes 1940 Aufhebung des Stiftes durch das NS - Regime.
schreitet und sich der ein Hektar große Stiftshof 1945 Das Stift brennt zur Hälfte nieder.
vor einem auftut. Der Blick fällt nun auf die über 1960 Renovierung der Stiftskirche.
100 Meter breite, um 1735 mit einem dezenten 1977 Errichtung des Bildungshauses.
Stuck reichverzierte Vorderfront des eigentlichen 1993 Errichtung des neuen Verwaltungsgebäudes im Süden des Stiftshofes.
Klostergebäudes mit den etwas zurückversetzten
Kirchtürmen in der Mitte. Das Stift Vorau ist in
seiner Gestaltung als einheitliches Barockstift zu
sehen. Es ist bestrebt, die 800 Jahre alte Tradition
des klösterlichen Lebens mit jener der weltlichen
zu verbinden.30

30  Vgl. http://www.istsuper.com/Augustiner-


Chorherrenstift.5490.0.html
52 |53

Stiftsbibliothek Sakristei

Die Stiftsbibliothek ist im Nordtrakt des Präla- Evangeliar, aus dem letzten Viertel des Die Sakristei des Stifts gilt als seine künstlerische
turgebäudes untergebracht. Der 27 Meter lange 12. Jahrhunderts mit seinen prächtigen, Perle. Die malerische Dekoration entsprang
und zwei Stockwerke hohe Bibliothekssaal zählt ganzseitigen Evangelistendarstellungen dem Stiftsmaler Johann Cyriak Hackhofer. Sein
zu den schönsten seiner Art in Österreich. An der oder das vierbändige Riesenantiphonar Ensemble an Fresken zeigt einerseits die Leiden
Decke symbolisieren drei große Deckengemälde (jeder Band wiegt 22 kg) mit 113 großen, Christi auf Erden andererseits die Verherrlichung
die drei großen Wissenszweige, die in der Samm- gemalten und zahllosen Schwarzweißiniti- Christi beim Jüngsten Gericht. Sie beherbergt
lung am häufigsten vertreten sind: Philosophie, alen, eine böhmische Arbeit aus der Zeit auch das wohl bekannteste Werk Hackhofers
Theologie und Rechtswissenschaften. Neben um 1360. Die im Jahre 1467 geschriebene - den sogenannten „Höllensturz“. Es zeigt den
den zahlreichen Schriftstücken zählen der Him- Volksbibel ist mit ihren über 550 Miniaturen Sturz personifizierter Laster wie Geiz, Unzucht,
mels- und Erdglobus aus dem Jahr 1688 und die die mit Abstand am reichhaltigsten illus- Unmäßigkeit, Hochmut, Trunksucht und Ver-
beiden parabolisch geformten Schallmuscheln trierte Handschrift. Nicht zu vergessen, leumdung, umgeben von Flammen, teuflischen
zu wahren Raritäten.31 die weltberühmte Kaiserchronik - eine Gestalten und anderen höllischen Ungeheuern.33
poetische Kaisergeschichte von Julius
Caesar bis zum zweiten Kreuzzug. So prä-
„Die Bibliothek besitzt 415 Handschriften, sentiert sich die Vorauer Stiftsbibliothek,
die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen, deren Inhalt sich beinahe über ein ganzes
206 Inkunabeln und etwa 40 000 Bände Jahrtausend Buchgeschichte spannt, als
(Drucke ab 1500). Aus der großen Zahl eine Fundgrube kulturgeschichtlichen An-
der künstlerisch ausgestatteten und illumi- schauungsmaterials, das jedem Forscher
nierten Kodizes (83 Stück) seien nur einige und wissenschaftlich Tätigen zugänglich
erwähnt. An erster Stelle ist hier das Vorauer ist.“32
31  Vgl. http://www.istsuper.com/Augustiner- 32 http://www.istsuper.com/Augustiner- 33  Vgl. http://www.istsuper.com/Augustiner-
Chorherrenstift.5490.0.html Chorherrenstift.5490.0.html Chorherrenstift.5490.0.html
54 |55

Tourismus

Bildungshaus Geräte aus dem Krankenhaus Vorau gezeigt. Das Tourismusangebot der gesamten Region
Man sieht eine komplett eingerichtete Dentisten- Vorau ist einerseits sehr stark vom Stift Vorau an-
Das Bildungshaus bietet die Möglichkeit zur Wei- ordination, eine Buchdruckmaschine, einen alten dererseits vom gut ausgebauten Wandererlebnis
terbildung, Besinnung und Einkehr. In 16 Zwei- Kinovorführapparat und vieles mehr. geprägt. Neben dem Stift als Hauptanziehungs-
bett- und einem Einbettzimmer können Gäste punkt findet man auch das zuvor beschriebene
untergebracht werden. In den Seminarräumen Neben einem alten Rauchstubenhaus gibt es Freilichtmuseum, das Bildungshaus, ein Freibad,
stehen alle erforderlichen audiovisuellen Medien eine reichhaltige Sammlung alter bäuerlicher Ge- verschiedenste Sportanlagen und vor allem das
bereit. In 2 Tagungssälen können jeweils 70 und räte, Werkzeuge und Fahrzeuge: Pflüge, Eggen, weitläufige Wanderwegenetz.
200 Personen untergebracht werden. Zusätzlich Joche, Winden, Göpel, Kutschen, etc.
stehen noch 3 Seminarräume mit jeweils 80 m² Für die Unterbringung der Gäste ist gesorgt,
zur Verfügung.34 Die einzeln ausgestellten Handwerke reichen da mehrere Unterkünfte zur Verfügung stehen.
vom Zimmerer, Tischler, Fassbinder über Wagner, Die Tourismusentwicklung begann im Jahr 1890
Schuster, Hafner, Leinenweber, Sattler bis hin und erweiterte sich stetig. Im Laufe der Jahre
Freilichtmuseum zu Seiler, Binder, Schindelmacher und zeigen kristallisierte sich Vorau und das Joglland als
die schon seltenen Werkzeuge: Bauernmühlen, Sommerfrischegebiet für die Wiener Bevölkerung
Das zweitgrößte Freilichtmuseum der Steiermark Säge, Mostpresse, Hausschmiede, Wetterböller heraus. Da dieser Trend stark nachgelassen hat,
zeigt oststeirisches Schaffen über Jahrhunderte. und eine Schnapsbrennerei. Besonders sehens- könnte die ansässige Hotellerie die doppelten
In restaurierten Gebäuden findet man Gegen- wert ist ein uralter Feldkasten aus dem Jahre Nächtigungszahlen vertragen.
stände, die das Leben der einfachen Bevölkerung 1636.35
zeigen. Man wandert durch rund 20 kleinere und
größere Objekte, die fast alle im Original erhalten
und voll eingerichtet sind. Im Jagerhaus werden
eine ärztliche Hausapotheke und chirurgische
34  Vgl. http://www.vorau.istsuper.com/Augustiner- 35  Vgl. http://www.vorau.istsuper.com/Freilichtmuseum-
Chorherrenstift.5490.0.html Vorau.5491.0.html
Interviews

Im Zuge meiner Recherchearbeit kam es immer ihren Stärken, Schwächen und Schwerpunkten Sowohl seitens der Gemeinde als auch seitens
wieder zu Treffen mit Vertretern der Gemeinde. veranschaulichen:36 Ingrid und Heinrich Kusch wurde bereits an den
Mein erster Ansprechpartner vor Ort war Herr Ing. Bau eines Museums gedacht. Aus finanziellen
Thomas Knechtel, Gemeinderat der Gemeinde Kann die Gemeinde Vorau als Ballungsraum der Gründen wurde dieser Gedanke aber ad acta ge-
Vorau, der stark in die Forschungstätigkeit der Region und gleichzeitig als Ballungsraum der legt. Auch ich könnte mir zum jetzigen Zeitpunkt
Prähistoriker eingebunden ist. Weiters habe Forschung angesehen werden? vorstellen Teile meiner privaten Räumlichkeiten
ich auch Interviews mit dem Bürgermeister der zur Verfügung zu stellen, um die Funde der
Gemeinde Vorau, Herrn Mag. Bernhard Spitzer, Vorau gilt einerseits als Zentrum des Jogllands Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es wäre
der Anthropospeläologin Ingrid Kusch und dem andererseits auch als Zentrum des Vorauer Be- aber von großem Vorteil, wenn die Thematik der
Prähistoriker Dr. Heinrich Kusch geführt. ckens, zu dem die Gemeinden Vorau, Puchegg, Erdställe irgendwie in das Tourismuskonzept der
Schachen, Riegersberg und Vornholz zählen. Gemeinde mit eingebunden wird.
Die Interviews waren neben meiner allgemeinen Die Zentrumsfunktion ist bereits seit dem 12.
Recherche sehr hilfreich, um an Detailinfor- Jahrhundert durch die Lage des Stifts und den Der Einfluss des Stifts zeichnet sich über die
mationen über die Gemeinde, die Region und wirtschaftlichen Schwerpunkt in Vorau verankert. gesamte Historie der Gemeinde bis heute ab und
die Thematik der unterirdischen Anlagen und Die Dichte der Funde ist in Vorau und Umgebung ist auch thematisch stark mit den unterirdischen
Bodendenkmäler zu kommen. Außerdem konnte derzeit am höchsten. Anlagen verbunden. Sehen Sie darin Vor- oder
ich den zuvor genannten Personen meine Ideen Nachteile?
bezüglich eines Entwurfs für ein Museum näher Wie sehen die Ambitionen der Gemeinde hin-
bringen und stieß dabei auf großes Interesse. sichtlich der unterirdischen und oberirdischen Die Vertretung des Stifts ist stets offen für unsere
Funde in der Zukunft aus? Anliegen. Auch Forschungsarbeiten in den Räum-
Die nachfolgenden Textstellen sind Auszüge aus lichkeiten des Stifts konnten bereits durchgeführt
dem Interview mit Herrn Ing. Thomas Knechtel. werden. Auch hinsichtlich der Standortfrage
Sie sollen die Situation der Region Vorau mit all für ein Museum ist sehr viel vom Stift abhängig,
36  Interview mit Ing. Thomas Knechtel, geführt von Robert
Günther, Vorau, 30.10.2010
58 |59

da dieses einer der größten Grundbesitzer der Wie sieht die derzeitige Situation des örtlichen hunderte vorhanden sind. Das Thema ist in der
Region ist. Freilichtmuseums aus? Bevölkerung verankert, es gibt aber wegen der
fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnisse viele
Wie ist die Situation der derzeitigen kulturellen Das Freilichtmuseum steht auf einem relativ Interpretationen über die vorhandenen Strukturen.
Einrichtungen des Ortes? kleinen Areal, es ist aber gut bestückt und zeigt Seit Beginn der Forschungen durch Ingrid und
sehr schön die gesellschaftliche Entwicklung der Heinrich Kusch beschäftigen sich viele ernsthaft
Einerseits gibt es das Stift Vorau, das über eine letzten 400 - 500 Jahre. mit dem Thema und sind auch bereit, die For-
gute Besucherfrequenz verfügt. Andererseits schungsarbeiten (z.B. bei Grabungen) tatkräftig
gibt es das Freilichtmuseum, das das 2. größte Wie ist die aktuelle Situation im Tourismus der zu unterstützen.
der Steiermark ist. Ein weiteres Standbein kann Region?
vermutlich aber nur Positives für die Entwicklung Wie steht es um die Erhaltung der vorhandenen
der Gemeinde bedeuten. Die Region lebt von Tagestouristen. Durch die Be- Anlagen?
schaffenheit des Jogllands ist die Auslastung aber
Sind Veranstaltungsräume in der Gemeinde saisonal bedingt und beschränkt sich eher auf Die Gänge sind teilweise begehbar, manche sind
vorhanden? die Sommermonate. Die vorhandene Infrastruktur aber stark Einbruch gefährdet. Die Bekanntgabe
könnte aber das Doppelte an Nächtigungszahlen von Funden darf immer nur vorsichtig voranschrei-
Mehrzweckhallen sind derzeit keine vorhanden, vertragen. Das geht darauf zurück, dass Vorau frü- ten, da es bei unzulänglicher Sicherung der Anla-
da die finanziellen Mittel fehlen. Ein solches her „Sommerfrische Region“ für viele Wiener war. gen immer wieder zu Vandalismus kommen kann.
Projekt ist für die Zukunft aber angedacht. Zur Erhaltung und zum Schutz der Anlagen wird
Veranstaltungsräume finden sich derzeit aber Wie ist die Einstellung der ansässigen Bevölke- ein Verein gegründet. Dieser Verein wird zukünftig
im Bildungshaus des Stifts Vorau bzw. in den rung zur Thematik der Erdställe? auch Führungen organisieren, um die Anlagen
Gasthäusern des Ortes. Dieses Angebot wird von der Öffentlichkeit präsentieren zu können.
unterschiedlichen Vereinen gut genutzt und stellt Jeder weiß über die Gänge Bescheid und
auch die nötige Infrastruktur zur Verfügung. jeder kennt die Lochsteine, von denen ja noch
Wie schätzen Sie die Situation nach der Lösung Im Nachfolgenden finden sich einige Auszüge Der ursprüngliche Zweck der Gänge und Menhire
aller Rätsel, die im Zusammenhang mit den aus dem ersten persönlichen Gespräch mit Herrn ist ja noch nicht bekannt. Lassen sich Vermu-
Gängen stehen, ein? Dr. Heinrich Kusch:37 tungen anstellen?

Sowohl die ober- als auch unterirdischen Anlagen Was macht ihre archäologische Arbeit in Vorau Vermutungen lassen sich immer anstellen. Wir
gelten als großes Mysterium. Das Interesse an so schwierig? sind aber dafür da, um Beweise für den Zweck und
dieser Thematik wird nie vergehen, auch nicht das Alter zu finden. Die Annahme, dass die Gänge
wenn Entstehungszeit und Ursache bekannt wer- Die Gangsysteme sind größtenteils nur fragmen- kultische Zwecke erfüllten, wurde von einigen
den. Im Gegenteil, ich denke, dass das Interesse tarisch vorhanden. Immer wieder sind sie durch Leuten schon öfter aufgestellt, aber meist nur aus
noch größer wird. natürliche Sedimenteinträge verfüllt und enden Mangel an Beweisen. Prähistoriker müssen sehr
nach einigen Metern. Die Freilegung ist sehr präzise bei ihren Aussagen sein, da Unwissenheit
Nach der Annäherung an die Thematik der mühsam, da sie per Hand und mit größter Sorgfalt und Unkenntnis sehr leicht angreifbar machen. Es
Erdställe über das Buch „Tore zur Unterwelt“ passieren muss. Von Menschenhand geschaf- kann deshalb noch nicht gesagt werden, weshalb
von Ingrid und Dr. Heinrich Kusch konnte ich fene Barrieren stellen sich oftmals als mehrere die Gänge errichtet wurden. Sicher ist nur, dass
in Gesprächen mit den Wissenschaftlern noch Meter dicke Geröllanhäufungen heraus. Als hätte sie in unterschiedlichen Epochen, nachweisbar
tiefer in die Thematik eintauchen. Bei zahlreichen man Angst vor etwas aus der Tiefe gehabt. Immer vom prähistorischen Zeitraum bis in die Neuzeit,
Unterhaltungen und der Teilnahme an einer Frei- wieder müssen wir die Eingänge absichern, um auch unterschiedlich genutzt wurden.
legung einer Ganganlage bei Kirchberg an der die Anlagen der Nachwelt zu erhalten.
Raab wurden mir viele Fragen beantwortet.

37  Interview mit Dr. Heinrich Kusch, geführt von Robert


Günther, Graz, 10.11.2010
60 |61

Wie läuft ihre Arbeit in Vorau ab? Natürlich nur dort, wo es möglich ist, dient ein angeregt werden. Die Erfahrung, die der Besu-
Höhlenraum selbst als Ausstellungsraum. cher macht, sollte unbedingt unter dem Titel „Ich
Den Hauptteil unsere Arbeit nimmt die Feldfor- möchte wahrnehmen“ stehen. Ein „Aha-Erlebnis“
schung und Dokumentation vor Ort ein. Streu- Wäre dies auch in Vorau denkbar? wäre wünschenswert.
funde und Funde aus einem archäologischen
Fundkomplex werden gesichert und in Graz Die Gänge sind teilweise für den Menschen be- Zahlreiche aus diesen Interviews gewonnene
genauer analysiert. Die Ergebnisse der Arbeit gehbar, aber zu klein für eventuelle Ausstellungen Informationen waren für mich bei der Entwicklung
müssen natürlich immer dokumentiert werden. und Präsentationen. Die Luftfeuchtigkeit ist zu meines Konzepts sehr hilfreich. Auch die Analyse
hoch. Unbeaufsichtigt kann man jedoch nieman- vor Ort und das Sammeln eigener Erfahrungen
Wäre es von Vorteil Fundstücke direkt vor Ort den in die unterirdischen Anlagen lassen. Die (z. Bsp. Spurensuche in der Landschaft) haben
analysieren und sichern zu können? Gefahr, dass ein Unfall passiert und Vandalismus den Entwurf geprägt.
etwas zerstören könnte, wäre zu groß.
Ja, da man Beschädigungen durch längeren
Transport vermeiden könnte. Auch die Größe und Ziel meines Entwurfs ist, dass ich die Landschaft,
das Gewicht der Menhire erfordern einen großen die umliegenden Gemeinden und die weit ver-
Aufwand bei einer möglichen Wiederaufstellung streuten Funde in mein Konzept mit einbeziehe.
vor Ort. Wäre es für Sie vorstellbar, den Besucher auf
Erkundungstour zu schicken?
Kennen Sie Museen, die sich dieser Thematik
widmen? Dies wäre sinnvoll, da es sich meiner Meinung
nach um ein „erlebbares Museum“ handeln sollte.
In Europa gibt es in einigen Ländern kleinere Der Besucher soll durch die Konfrontation mit sei-
lokale Museen, die die Höhlenforschung und ner ureigenen Geschichte und den ausgestellten
den prähistorischen Zeitraum zum Thema haben. Exponaten zum Nachdenken und Wiederkommen
Tommerhöh Hubertuskapelle Legende

Gemeindegrenzen
Gewässer

Wanderwege Analyse
Moihof Straßennetz
Wald
Stift
Kirche
Fuchs in Gstanach
Kapelle
Im Berg
Rathaus R
Krankenhaus K
Allgemeines
Moar in Feld
Marien Materl Museum M

VORNHOLZ RIEGERSBERG
Der Tourismus in Vorau ist stark von seinem
ausgedehnten Wanderwegenetz geprägt. Als
Im Grand
3 Mühlen Haberlerkreuz Ausgangspunkte gelten dabei hauptsächlich der
Stiftsparkplatz und der Marktplatz im Ortszen-
Katzenbach
trum. Die zahlreichen Spazier- und Wanderwege
Weißenbach führen durch die gesamte „Gesunde Region
Dörfler Bach Vorau“, der die Marktgemeinde Vorau sowie die
Gemeinden Riegersberg, Vornholz, Schachen
Rathaus
In Weichselbaum und Puchegg angehören. Auch die Gastronomie
R Sauhaltgraben
der Region profitiert von den Besuchern, die
VORAU Sauhaltbach
durch die Landschaft wandern.
Marktkirche
K Marktbach

Bereits am Beginn meiner Arbeit zeichnete sich


M Heilig Kreuz Kirche
Friedhofskirche schnell ab, dass die „unbeweglichen“ Funde,
Stift Vorau
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 Freilichtmuseum
M Hofmühle 10
seien es tonnenschwere Steine oder die unterir-
Einöd M 75 0 50 1 2 5 10 15 Auf der Kring dischen Gänge, ebenfalls in mein Ausstellungs-
Galgen
M 100 0 50 1 2 5 10
Schafleiten
20
konzept mit eingebunden werden. Die logische
M 200 0 1 2
SCHACHEN
5 10 20 50 Folge ist, dass der Besucher zu den Funden
Vorauer Schweiz Vorauerbach
M 250 0 1 2 5 10
Steggrabenbach
25 50 gebracht werden muss und nicht umgekehrt. Der
M 300 0 1 2
Einödbach
5 10
Schachenwiese
20 30 50 Ausbau des bestehenden Wegenetzes wäre kein
In der Vorauleiten
M 500 0 5 10 20 50 10 Problem. Einige der Funde befinden sich bereits
Erzherzog Johann -
M 1000 0 10 20 50 Weißenbach
100
Höhe 200 auf den aktuellen Pfaden.
Wutzlbach
M 3000 0 20 50 100 200 300 500
Haas - in der Sag
M 7500 0 50 100 200 500 1000 1500

M 20000 0 200 500 1000 2000 PUCHEGG 5000

M 20000 M 50 0 0 200 50 1 1 50 500 2 3 1000 5 2000 10

Lembach M 75 0 1 2 5 10 15

In der Höll
50

M 100 0 50 1 2 5 10 20
Löffelgraben Steinbach
64 |65

Wanderwege

Die Erweiterung des Wegegeflechts verlangt Augustiner - Chorherrn - Weg


zuerst aber nach einer Analyse der vorhandenen
Struktur. Länge ca. 1km
Der Augustiner - Chorherrn - Weg beginnt am
Der Tourismusverband hat darauf geachtet, dass Parkplatz, der dem Stift Vorau vorgelagert ist.
dem Besucher nicht nur die Landschaft vor Augen Er führt den Besucher rund um die Mauern der
geführt wird, sondern die Wege auch Träger mittelalterlichen Stiftsanlage und endet in dessen
von Geschichte und Information darstellen. Die Innenhof, dem Hofanger. Der Rundgang hat die
wichtigsten bestehenden Themenwege sind Geschichte, das Leben und den Auftrag seiner
nachfolgend beschrieben: Bewohner zum Thema und bringt dieses dem
Besucher mittels seiner zwölf am Weg angebun-
denen Stationen näher.38

Augustiniweg

Länge ca. 10km,


Gehzeit ca. 2 1/2 - 3 Stunden
Ausgehend vom Chorherrnstift Vorau führt der
Augustiniweg auf den südlich gelegenen Haus-
berg der Vorauer, den Masenberg.39

38  Vgl. http://vorau.istsuper.com/Chorherrenweg.5676.0.html


39  Vgl. http://vorau.istsuper.com/Augustiniweg.5677.0.html
To
Tommerhöh
Tom
To
ommme
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öh Hubertuskape
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appe
elle Legende

Gemeindegrenzen
Gewässer
Moihof Wanderwege
Wald
Stift
Kirche
Fuchs in Gstanach
F
Fuc
Kapelle
Im Berg
Rathaus R
Krankenhaus K
Moar in Feld
Marien Materl
rl Florianiweg Museum M

VO
VO
ORNHOLZ
Z RIEGERSBERG
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RIE
I BE
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Joglland-Waldheimat-Trekking Markusweg

Im
m Grand
Gra
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3M
Müh
Müüh
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hlen Haberlerkr
kreu
kreu
kr
re
reeuz
eu
uzz
u Länge ca. 7km, Gehzeit ca. 2 Stunden
Der Vorauer Markusweg verläuft größtenteils ent-
Katze
ze
zenbach
enb
enb
en
nba
nba
bac
acch
ch
Barbara-Sicharter Weg
lang des Weitwanderweges 07A und verbindet
We
Weißenbach
Wei
We
eiße
eißße
enb
enb
en
nba
nba
bac
ach
ac
chh den Markt Vorau mit der Reinbergkirche. Während
Dörfler
D

örfle
ör fle
ler
err B
Bach
Bac
Baa
ach
acch
h der Besucher die Wiesen, Felder und Wälder der
Gemeinde Riegersberg durchschreitet, begleitet
Markusweg
Rathaus
ha
In Weich
hsselb
hse
hsse
elb
el
elb
llbaum
b
bau
baa
auum
u m ihn ständig der Blick auf das 1743m hohe Wech-
R Sau
Sauhaltgraben
Sau
Sa
auh
uh
uha
halt
hal
altg
tgr
grra
ra
rab
abe
ben
be
en
n
selmassiv im Norden der Region.40
VORAU
U Sauhaltbach
Sa
Sau
auh
uha
uh
hal
ha
h altbach
altb
alt
ltbbach
Marktkirche
kirc
K Marktbach

Barbara-Sicharter Weg Gesundheitspfad


Gesundheitspfad M Heilig Kreuz Kirche
e
Friedhofskirche
Stift Vorau
V
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 Freilichtmuseum
rei m
M H
Hofmühle 10
Länge ca. 1km
Chorherrnweg
Einöd M 75 0 50 1 2 5 10 15 Auf der Kring Der Gesundheitspfad erstreckt sich auf einem
Galg
gen
gen
geen
M 100 0 50 1 2 5 10
Schafleiten
hafleitte
hafleiten
en
20
Kilometer Länge zwischen dem Chorherrnstift
M 200 0 1 2
SCHACHE
5
HEN
HE
EN
EN10 20 50 und dem Vorauer Marienkrankenhaus. An 14 Sta-
Vorauer Schweiz Vorauerbach
V
Vo
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ora
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auu
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M 250 0 1 2 5 10
Steg
Steggrabenbach
Ste
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ggr
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be
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en
nba
bac
ba
ac
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ch
ch
25 Waldlehrpfad 50 tionen werden unterschiedlichste Turnübungen
M 300 0 1 2
Einöd
db
dbbach
bac
ba
a
acch
ch
5 10
Sch
Schachenwiese
Sch
Sc
cha
chaac
ach
ac
che
chhen
he
enw
en
nw
wies
wie
ies
ese
se
e
20 30 50 an den dort jeweilig verorteten Turngeräten
In der Vorauleiten
n
M 500 0 5 10 20 50 10 beschrieben.41
Erzherzog
zh
zher
he
her
he Johann -
M 1000 0 10 20 50 W
Weißenbach
100
Höhe
öhe
öhhe
he 200

Wutzlbach
W zlbach
lb
bac
ach
ch
h
40  Vgl. http://vorau.istsuper.com/Markusweg.5678.0.html
M 3000 0 20 50 100 200 300 500
Haass - in
in der
d
dee
err Sag
S
Saag
ag 41  Vgl. http://vorau.istsuper.com/Gesundheits-
M 7500 0 50 100 200 500
Augustiniweg
1000 1500 Pfad.5679.0.html
M 20000 0 200 500 1000 2000 PUCHEGG 5000

M 20000 M 50 0 0 200 50 1 1 50 500 2 3 1000 5 2000 10

Lembach M 75 0 1 2 5 10 15
Augustiniweg
In der Höll
50

M 100 0 50 1 2 5 10 20
Löffelgraben
b Steinbac
ch
ch
66 |67

Fazit

Waldlehrpfad Wie an den hier angeführten Beispielen gut zu


erkennen ist, sind die Themenwege oft ähnlich
Länge ca. 4km, Gehzeit ca. 2- 2 1/2 Stunden aufgebaut. Der Wanderer findet auf seinem
Der Waldlehrpfad startet an der Puchegg- Weg zahlreiche Tafeln, die ihm Geschichten und
holzbrücke und führt durch die Brühl auf die Informationen näher bringen. Dieses Prinzip wäre
Erzherzog-Johann-Höhe. Bis man den Aussichts- hinsichtlich der Einheitlichkeit und praktischen
punkt im Joglland auf knapp 800m Seehöhe Anwendung im Fall der neuen Themenwege, die
erreicht, informieren 60 Lehrtafeln über Wälder, im Zuge der Erdstallthematik entstehen, sehr
Pflanzen und Tiere der Region.42 hilfreich. Ein wesentlicher Vorteil liegt darin, dass
man kein zusätzliches Personal benötigt, um
den Besuchern Information näher zu bringen.
Barbara - Sicharter - Weg Die Eigenständigkeit verstärkt das Gefühl der
Spurensuche und versucht dem Wanderer ein
Länge ca. 11km, Gehzeit ca. 3 Stunden Erfolgserlebnis zu garantieren.
Wie der Name schon sagt, widmet sich dieser
Wanderweg Barbara Sicharter, der Ordensgrün-
derin und Gründerin des Marienkrankenhauses
Vorau. Während der Wanderung erfährt man
mehr über ausgearbeitete Bibelstellen und pas-
siert auch das Geburtshaus.43

42  Vgl. http://vorau.istsuper.com/Waldlehrpfad.5680.0.html


43  Vgl. http://vorau.istsuper.com/Barbara-Sicharter-
Weg.5681.0.html
Zwischen sanftem Tourismus, Nachhaltigkeit und Erlebniswelten in der Tourismusarchitektur

Allgemeines Gesellschaftliche Probleme im Tourismus

Die Entwicklung des modernen Massentourismus Entfremdung der Reisenden Entschädigung, die aber nur kurz wirksam sein
hat in zahlreichen Regionen unserer Erde zu kann. Die Tourismusindustrie transformiert diese
schwerwiegenden ökologischen, soziokulturellen Eine funktionale Einbindung des Massentou- Bedürfnisse und Wünsche in Gebrauchswerte,
und ökonomischen Folgeproblemen geführt, rismus in das Arbeits- und Alltagsleben der verfälscht mit diesem Prozess aber die ursprüng-
dass ein Stopp dieser Prozesse unausweichlich modernen Industriegesellschaft ist essentiell für lichen Interessen des Reisenden. Der Reisende
ist. Seit Beginn der achtziger Jahre spielt der seine Entwicklung. Durch die Fortschreitung der hat dennoch die Chance auf Selbstbestimmung.47
Begriff „Sanfter Tourismus“ eine wesentliche Arbeitsteilung ist der arbeitenden Bevölkerung
Rolle, da er Vorstellungen eines umwelt- und kaum eine Identifizierungsmöglichkeit mit dem
sozialverträglichen Tourismus mit sich bringt.44 entstandenen Endprodukt gegeben. Diese Entfremdung der Bereisten
Dezentralisierung und Arbeitsteilung schreitet
auch im Dienstleistungssektor voran. Die Folge Erhebliches Konfliktpotential entsteht meist bei
„Die Entstehung und Erprobung von ist eine Ausweitung sich ständig wiederholender fehlgesteuerten Tourismusentwicklungen. Diese
Konzepten eines sanften Tourismus ist und psychisch als stark belastend empfundener haben zur Folge, dass es auf Grund lebenswelt-
eingebunden in spezifische gesellschaft- Tätigkeiten.46 licher Gegensätze zu Konfrontationen zwischen
liche Entwicklungstendenzen, die in den Reisenden und Bereisten kommt. Der Konflikt
Bereich Tourismus - und des Freizeit- Der Lebenssinn und die Selbstverortung werden entflammt meist dann, wenn die touristische
betriebs insgesamt - hineinreichen und folglich im Bereich der Freizeit gesucht. Die Erschließung einer Region Überfremdungs- und
zum Auslöser verschiedener krisenhafter touristische Reise dient, stärker als andere Entfremdungserscheinungen mit sich bringt
Problemlagen werden.“45 Bereiche der Freizeit, der physischen Regene- und die kulturelle Identität der Einheimischen
ration und der psychischen Abfederung von den gefährdet ist. Bereits bauliche Veränderungen
alltäglichen Enttäuschungen bezüglich Sinn- und einer Region können die Wahrnehmung der
Identitätsfindung. Der Tourismus verspricht Einheimischen irritieren und ihren ursprünglichen
44  Vgl. Mose 1989, 10 Sp. 1.
45  Mose 1989, 10 Sp. 2. 46  Vgl. Mose 1989, 10 Sp. 2. 47  Vgl. Mose 1989, 11.
70 |71

Lebensraum zur Kulisse touristischer Inszenie- Zu viel des „Guten“ gehen. Der Vorteil der Region ist die sehr gut
rungen werden lassen. Durch die Implementie- ausgebaute Infrastruktur. Die in der Analyse der
rung touristischer Lebensstile der Reisenden Der Massentourismus ist einer der stärksten Fak- Wanderwege aufgezeigten Routen beschränken
kann es durchwegs auch zur teilweisen Auflösung toren, der zur Zerstörung der natürlichen Umwelt sich auf das Vorauer Becken. Betrachtet man
traditioneller Lebensstile und Bräuche kommen. beiträgt. Der ständige Drang zu expandieren aber die gesamte Region Joglland, sind zahl-
Es geht dabei jedoch nicht nur um die subjek- ist das zentrale Problem des Tourismus. Der reiche Abschnitte zwischen Kindberg und Hart-
tiven Begegnungen mit den Bereisten, sondern fortwährende Ausbau bestehender touristischer berg gleichermaßen gut erschlossen.
auch um die objektiven Lebensbedingungen Einrichtungen und Erschließung touristisch
der Einheimischen, die wirtschaftlich auf den nutzbarer Räume entzieht dem Tourismus seiner Die „Gesunde Region Vorau“ ist auf einen Mas-
Tourismus ihres Ortes angewiesen sind. So kann grundlegenden Ressource, der Landschaft. senansturm jedoch nicht ausgelegt. Umso wich-
es durchaus zu unterschiedlichen Beurteilungen In der Folge kommt es zu einer zunehmenden tiger ist eine kontrollierte Vermarktung und Prä-
einer touristischen Entwicklung kommen.48 Belastung der Region und zur Selbstzerstörung sentation der neuen Entdeckungen. Beschränkte
des Tourismus.49 Besucherzahlen für Führungen oder Erhebung
der Besucherzahl mittels Voranmeldung wären
Die Erweiterung des Vorauer Tourismusangebots effektive Maßnahmen, um die Region nicht
mit der Erschließung der Gangsysteme würde zu überfordern und Konflikten zwischen der
meiner Meinung nach einen Zustrom an Touristen ansässigen Bevölkerung und den Besuchern zu
im gesamten Joglland bedeuten. Diese sehr vermeiden.
gut ausgebaute Tourismusregion inmitten der
Peter Rossegger-Waldheimat hat kann von der
zentralen Lage Voraus in jedem Fall profitieren.
Der Ausbau muss trotzdem kontrolliert vor sich

48  Vgl. Mose 1989, 11-12. 49  Vgl. Mose 1989, 12 Sp. 2.
Regionale Verschiedenheit

„Ein häufiges Argument für die positiven Ef- Hotel- und Gastgewerbe von Einheimischen Auch in der Gastronomie ist man darauf bedacht,
fekte des Tourismus ist dessen möglicher betrieben, kann zumindest gewährleistet werden, dass ein gutes Verhältnis unter den Gastwirten
Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung dass die aus dem Tourismus erwirtschafteten herrscht. Man kann also davon ausgehen, dass
einer Region.“50 Gewinne nicht nach außen abfließen.51 auch in Zukunft für Ausgewogenheit gesorgt wird.

Vielerorts stellt der Tourismus sogar die Einkom- Der Tourismus in Vorau hat sich seit dem Jahr Obwohl die Region über all diese Vorteil verfügt,
mensgrundlage der Bevölkerung dar. Gefahr 1890 stetig weiterentwickelt. Man kann davon sollten zukünftige Eingriffe dennoch im Sinne
besteht hierbei aber für den Bedeutungsverlust ausgehen, dass es insofern keine abrupten eines sanften Tourismus passieren. Man muss
der Landwirtschaft und die Ansiedelung von Einschnitte im Ausbau der Tourismusregion vor allem auch versuchen, dass die Gäste den
Wirtschaftsbetrieben. Im besten Fall wird dies gegeben hat. Durch die Grenzlage zu Nieder- Ort einigermaßen kontrolliert bereisen und die
aber durch die Verlagerung auf den Tourismus österreich und die Nähe zu Wien kamen sehr Landschaft und das gesamte Umfeld nicht zu
ausgeglichen. viele Gäste aus der Hauptstadt Österreichs auf stark beeinflussen oder verändern. Ziele und
Sommerfrische- Urlaub nach Vorau. Ansätze für einen harmonischen Ausbau des
Der Bedeutungsaufschwung des Tourismus Tourismus werden in den nachfolgenden drei
ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Die Landwirtschaft ist wesentlicher Bestandteil Kapiteln aufgezeigt.
Fremdenverkehrsentwicklung zum Instrument dieser noch heute etwas abgelegenen Region.
der Regionalpolitik geworden ist, begünstigt Das Stift Vorau gilt als Großgrundbesitzer, der
durch staatliche Förderungsprogramme. Ein viele Flächen an die ansässigen Landwirte zur
Problem ist jedoch die einseitige Abhängigkeit Bestellung der Felder vergibt. Neben Land- und
vom Tourismus. Weiters kann auch die ungleiche Tourismuswirtschaft setzt man aber auch stark auf
Verteilung von Einnahmen aus dem Tourismus die Ansiedelung der Industrie. Vorau ist für viele
von großer Relevanz sein. Wird jedoch das Firmen der Baubranche ein attraktiver Standort.

50  Mose 1989, 13 Sp. 1. 51  Vgl. Mose 1989, 13.


72 |73

Ziele eines „Sanften Tourismus“ Deklaration von Chur Kein weiterer Ausbau der örtlichen und überört-
lichen Verkehrsinfrastruktur für den Tourismus.
Die Deklaration von Chur aus dem Jahr 1984 ist Unerschlossene Landschaftsräume ohne ansäs-
Begriffsdefinition als Kurzformel eines „umwelt- und sozialverträg- sige Bevölkerung sind vor einer Erschließung zu
lichen Tourismus“ zu sehen, gilt aber mittlerweile bewahren.
Der Begriff „Sanfter Tourismus“ geht auf eine als Definition des „Sanften Tourismus“.53
Veröffentlichung von Robert Jungk aus dem Kontinuierliche Information und Motivation
Jahr 1980 zurück. In dieser forderte er eine „Die CIPRA versteht unter sanftem Tourismus der Einheimischen und Gäste bezüglich der
Veränderung des Reiseverhaltens vom „harten“ einen Gästeverkehr, der gegenseitiges Vorteile von «umwelt- und sozialverträglichen»
zum „sanften Reisen“. Auf Grund der ökologi- Verständnis des Einheimischen und Gastes Erholungsreisen.
schen Folgeprobleme des Tourismus verlangt füreinander schafft, die kulturelle Eigenart des
der „Sanfte Tourismus“ nach naturnahem Reisen besuchten Gebiets nicht beeinträchtigt und der Schaffung von attraktiven Einrichtungen für die
und den Verzicht auf infrastrukturelle Eingriffe. Landschaft mit größtmöglicher Gewaltlosigkeit Tages- und Wochenenderholung in den Stadtregi-
Die Veränderungen sollten sich im ökologischen begegnet. Erholungssuchende im Sinne des onen damit der stark belastende Tagesausflugs-
sowie im ökonomischen und soziokulturellen Be- „Sanften Tourismus“ benutzen vor allem die in verkehr vermindert wird.
reich des Fremdenverkehrs und Reiseverhaltens einem Raum vorhandenen Einrichtungen der
abspielen.52 Bevölkerung mit und verzichten auf wesentliche Verstärkung der Umwelterziehung, ins-
zusätzliche landschaftsbelastende Tourismusein- besondere zu Fragen des Ferienverkehrs
richtungen. Bei umweltrelevanten Planungen ist und des Mobilitätsverhaltens. Umschich-
nach dem Grundsatz zu verfahren, „von, mit und tung der Förderungsmittel zugunsten von
für die örtliche Bevölkerung“. Erholungsformen des «Sanften Tourismus».
Aufstellen von Erholungsplanungen nur im
Das touristische Angebot in den Zielge- Rahmen von kleinräumigen Landschaftskon-
bieten soll sich überwiegend auf die im zepten; Verzicht auf technische Großprojekte,
Raum vorhandenen Ressourcen stützen. Überwachung des Vollzugs.“54

52  Vgl.Mose 1989, 14. 53  Vgl. Mose 1989, 15. 54  CIPRA, zit. n. Mose 1989, 15-16.
Regionale Entwicklung

Trotz unterschiedlicher Definition des „Sanften „Basiselement 1 und Verzicht auf technische Einrichtungen
Tourismus“ zeichnen sich doch zwei Entwick- (z.B. Seilbahnen, Lifte), Umweltverträglich-
lungsperspektiven ab. Einerseits soll er die keitsprüfung für alle Landschaftseingriffe,
unterschiedlichen Interessen von Wirtschaft, Naturnahe und nicht-technisierte Tou- Festlegung von Kapazitätsobergrenzen.
Natur- und Landschaftschutz sowie der einhei- rismusangebote vor dem Hintergrund
mischen Bevölkerung ausgleichen, andererseits sich ändernder Werthaltungen und
soll er als integraler Bestandteil einer Strategie Freizeitbedürfnisse: z.B. Naturerlebnis Basiselement 3
der eigenständigen Regionalentwicklung der ge- Wandern, Kombination von Wandern und
zielten Förderung naturnaher, nicht-technisierter naturkundlicher Bildung (Lehrpfade, Füh-
Tourismusangebote in ländlichen Gebieten rungen), Angebote zur Begegnung mit der Sozio-kulturell verträgliche Entwicklung
dienen.55 einheimischen Kultur und Lebensweise, des Tourismus vor dem Hintergrund
Urlaub auf dem Bauernhof. entsprechender Entfremdungs- und
Ingo Mose beschreibt in seinem Text „Sanfter Überfremdungserscheinungen: Erhaltung
Tourismus - Alternative der Tourismusentwicklung“ und Förderung der einheimischen Kultur,
vier Basiselemente für ein Konzept des sanften Basiselement 2 keine Verkitschung und Vermarktung des
Tourismus wie folgt:56 Brauchtums; Bewahrung traditioneller
Bau-, Arbeits- und Wirtschaftsweisen,
Landschaftsschonende Formen der touris- Entwicklung einer auf diese Ziele abge-
tischen Erschließung vor dem Hintergrund stimmten „Unternehmenskultur“ in den
der zunehmenden ökologischen Folge- Fremdenverkehrsbetrieben.
probleme des Tourismus: z.B. Begren-
zung der verkehrsorientierten Infrastruktur
55  Vgl. Mose 1989, 16.
56  Mose 1989, 16-17.
74 |75

Die Zukunft des „Sanften Tourismus“

Basiselement 4 Bei der Erweiterung von Fremdenverkehrsre- auf einen harten Tourismus umzusteigen. Um
gionen sollte man unbedingt die Möglichkeit Entwicklungen dieser Art zu vermeiden, sollten
einer sanften Tourismusentwicklung in Betracht im Vorhinein Kapazitätsobergrenzen hinsichtlich
Einbindung der touristischen Entwicklung ziehen, da diese eine große Chance auf eine des Ausbaus der Infrastruktur und Übernach-
in Strategien einer eigenständigen Re- umwelt- und sozialverträgliche Umsteuerung tungsraten festgelegt werden. Ein nicht zu ver-
gionalentwicklung vor dem Hintergrund des Tourismus einschließt. Natürlich muss er in achtendes Problem des „Sanften Tourismus“ in
der ökonomischen Probleme ländlicher Zukunft auch weiterentwickelt werden und die ländlichen Gebieten sind Nachbarregionen, die
Räume: Sicherung und Förderung der gewonnenen Erfahrungen der Praxis beurteilen, mit hartem Tourismus als Konkurrenz auftreten.
regionalen Entwicklungspotentiale, ins- um das Konzept zu verbessern. Die touristische Finanzielle Mittel helfen natürlich bei der Umset-
besondere in Landwirtschaft, Handwerk Gesamtentwicklung bringt aber auch Probleme zung entsprechender Projektvorhaben. Hauptziel
und Kleingewerbe, keine monostrukturelle für den „Sanften Tourismus“ mit sich. So stellt sollte aber eine Veränderung auf der Ebene des
Abhängigkeit vom Tourismus, Innovation sich beispielsweise die Frage, ob Angebote des Bewusstseins und des Verhaltens sein, ohne die
für den Einsatz umweltfreundlicher Tech- „Sanften Tourismus“ möglicherweise nur kurz- „Sanfter Tourismus“ dauerhaft nicht denkbar ist.57
nologien, stärkeres Maß an Partizipation fristig auf eine entsprechende Nachfrage stoßen
der regionalen Bevölkerung in Planungs- könnten. Aufgrund von „Neugiereffekten“ ist eine
und Entscheidungsprozessen.“ langfristige Stabilisierung der touristischen Nach-
frage überaus wahrscheinlich. Dem „Sanften Tou-
rismus“ geht es aber primär um qualitative und
nicht um quantitative Veränderungen und um die
Stabilisierung eines bestimmten Nachfrage- und
Qualitätsniveaus. Zu beachten gilt auch, dass
der sanfte Tourismus nicht dazu verwendet wird,
eine touristische Entwicklung einzuleiten und
eine Region marktfähig zu machen, um später 57  Vgl. Mose 1989, 20-22.
76 |77

„Hartes Reisen Sanftes Reisen

Massentourismus Einzel-, Familien- und Freundesreisen


Wenig Zeit Viel Zeit
Schnelle Verkehrsmittel Angemessene (auch langsame) Verkehrsmittel
Festes Programm Spontane Entscheidungen
Außengelenkt Innengelenkt
Importierter Lebensstil Landesüblicher Lebensstil
„Sehenswürdigkeiten“ Erlebnisse
Bequem und passiv Anstrengend und aktiv
Wenig oder keine geistige Vorbereitung Vorhergehende Beschäftigung mit dem Besuchsland
Keine Fremdsprache Sprachen lernen
Überlegenheitsgefühl Lernfreude
Einkaufen Geschenke bringen
Souvenirs Erinnerungen, Aufzeichnungen, neue Erkenntnisse
Knipsen und Ansichtskarten Fotografieren, Zeichnen, Malen
Neugier Takt
Laut Leise“58

58  Robert Jungk, zit. n. Mose 1989, 14.


Tourismusarchitektur

Baukultur im Tourismus

Vor etwa 50 Jahren erlebte der moderne Massen- landschaftlichen Qualitäten (bestehende Wälder,
tourismus in vielen Regionen einen ungebremsten zahlreiche Hügelketten, das Wechselmassiv, un-
Aufschwung. Es entstand ein Durcheinander aus angetastete Natur etc.) war es eine logische Kon-
unterschiedlichen Architekturen, da die meisten sequenz, den derzeitigen Tourismusschwerpunkt
Fremdenverkehrsorte unkontrolliert und ohne auf das Naturerlebnis zu setzen. Ein weiterer
Konzept wuchsen. Bauten für einen Tourismus Schwerpunkt ist mit dem Stift Vorau und seiner
ohne Kultur, ohne Stil und ohne Haltung. Die Geschichte auf der kulturellen Ebene verankert
Entwicklung reicht von Schwimmbädern, Ver- und bildet so einen Gegenpol und Abwechslung
anstaltungszentren und „Kurmittelhäusern“ in im Tourismusangebot. Tiefgreifende bauliche Er-
den siebziger Jahren, über pompöse Hotels der neuerungen waren nicht nötig. Ein kontrolliertes
achtziger, bis hin zu modernen Museen in den Wachstum an Hotellerie und Gastronomie konnte
neunziger Jahren.59 ebenfalls gewährleistet werden. Das Ortsbild
präsentiert sich in einem harmonisch ländlichen
Der Tourismuszuwachs, der in Bilbao mit dem Baustil. Ästhetische Mängel sind in diesem Fall
Bau des Guggenheim Museums im Jahr 1996 eher auf subjektiver Ebene auszumachen.
einherging, ist für viele Regionen noch heute eine
verlockende Methode, um Prestige zu erlangen. Es lässt sich jedoch nicht genau sagen, ob die
Meist handelt es sich aber um spektakuläre Archi- Touristen ästhetische Mängel wahrnehmen oder
tekturen, die schlecht bis gar nicht in bestehende sie gar nicht sehen. Die Ansprüche an die bau-
Tourismuskonzepte integriert sind. Die Gemeinde liche Gestaltung der Urlaubsziele wächst mit dem
Vorau profitiert von einem ständig und kontrolliert zunehmenden Bildungsstand, vermehrter Reise-
gewachsenen Tourismusangebot. Auf Grund der erfahrung und anspruchsvolleren Lebensstilen.
So kann es leicht passieren, dass in Zukunft
59  Vgl. Romeiß-Stracke 2008, 9. die weltweit „aus einem Guss“ entstehenden
80 |81

Urlaubsorte, städtebaulich und architektonisch Die Basis für eine mögliche Erweiterung des der Zukunft unter Einbeziehung der Politik und
homogen gegenüber jenen mit hässlichem Tourismus in Vorau um ein weiteres Standbein der Bevölkerung kontrolliert steuern.
Mischmasch übersäten Tourismusregionen im wäre vor allem die Einbindung des Tourismusver-
Vorteil sind.60 bandes in politische, planerische und bauliche Am Beispiel Vorau ist schön zu sehen, dass in
Entscheidungen. Die Entdeckung der unterirdi- Österreich der Tourismus allgemein bereits als
In Vorau steht solch eine Entwicklung aber schen Anlagen in der Region Vorau darf keines wichtiger Faktor in Wirtschaft und Gesellschaft
nicht ins Haus. Man sollte aber aus negativen Falls zu baulichen Schnellschüssen führen. verankert ist und dies in den meisten Fällen zu
Beispielen lernen, um Entwicklungen dieser Art Deshalb ist es mir wichtig, das meinem Konzept einer konstruktiven Diskussion über Tourismus-
vorzubeugen. nicht nur der Entwurf und die Gestaltung eines architektur führt.
Museums zu Grunde liegt, sondern das Museum
Wie Felizitas Romeiß-Stracke in ihrem Aufsatz und die landschaftlichen Qualitäten in einem
„Auf dem Weg zu einer Baukultur im Tourismus“ Kontext stehen.
schreibt, bin auch ich der Meinung, dass Tou-
rismus als eine Kategorie in der Raumordnung, Mit der Entdeckung und Erkundung wurde
im Planen und beim Bauen zu integrieren ist. Er- bereits ein erster Grundstein für eine mögliche
folgreiche Konzepte können nur dann entstehen, touristische Entwicklung gelegt. Die geringe
wenn alle Beteiligten miteinander kommunizieren. mediale Präsenz der Erdstallthematik hat bereits
zu über hundert Anfragen nach Führungen zu
den Anlagen geführt. Die Verantwortlichen der
Gemeinde zogen ihre Schlüsse daraus, wodurch
es Anfang Juli 2011 zur Gründung eines Vereins
kam. Dieser funktioniert zwar unabhängig vom ört-
lichen Tourismusverband, sollte mit diesem aber
60  Vgl. Romeiß-Stracke 2008, 10. eng zusammenarbeiten und die Entwicklungen
Architektur, Wirtschaft und Tourismus

Tourismuswirtschaft und Bauwesen verbindet großer Anteil an Identitätsbildung für eine Region
seit gut vier Jahrzehnten eine enge praktische geleistet werden.62
und wirtschaftliche Beziehung, aber dennoch
existiert kaum eine konzeptuelle theoretische Gerade für das Erdstallphänomen in Vorau ist
Verbindung zwischen Planungs- und Gestal- es wichtig, auch ein Zeichen nach außen zu
tungsfragen und touristischen Angeboten. Mit setzen. Die unterirdischen Anlagen sind für die
der platou-Grundlagenstudie „Architektur macht Bevölkerung und die Besucher des Ortes nicht
Gäste“ wird versucht, die wirtschaftlichen und sichtbar. Der Bau eines Museums und Informati-
kulturellen Ansprüche in der österreichischen onszentrums legitimiert sich durch die Tatsache,
Tourismusarchitektur zu vernetzen.61 dass dieses Thema ans Tageslicht treten muss.
Die Intensität der Präsentation darf aber nicht zu
Bibiane Hromas zeigt in ihrer Zusammenfassung hoch sein, um die mit Geheimissen behaftete
der Studie wesentliche Aspekte für das Zusam- Geschichte nicht zu zerstören. Neu entstehende
menspiel von Architektur und Tourismus auf. Gebäude prägen somit aber auch das Land-
Auch im Fall der Entwicklungen in Vorau sollten schaftsbild und bringen unter Umständen eine
diese Tatsachen berücksichtigt werden. Veränderung des Lebensumfelds der ansässigen
Bevölkerung mit sich. Mein Entwurf geht aus
Das Erkennen von Trends und ihrer wirtschaftli- diesem Grund über die architektonischen Über-
chen Beständigkeit im Tourismus ist ein wesent- legungen des Museums hinaus und integriert
liches Kriterium. Mit hochwertiger zeitgenössi- weiterführende Konzepte für die Eingliederung
scher Gestaltung, in der mit dem Tourismus in in das Ortsbild und das gewohnte Umfeld der
Zusammenhang stehenden Baukultur, kann ein Menschen.

61  Vgl. Hromas 2008, 17. 62  Vgl. Hromas 2008, 17.
82 |83

Möglichkeiten der Tourismusarchitektur

Aus der platou-Studie geht auch hervor, dass die Idee auf, alternative Übergangslösungen zu „Architektur leistet einen wesentlichen
der Einsatz von hochwertiger zeitgenössischer finden, private Räumlichkeiten als Ausstellungs- Beitrag zum Gesamterlebnis für den Gast:
Architektur als wichtiger Marketingfaktor gilt. Un- flächen heranzuziehen oder zwischenzeitig sie setzt Idee und Unternehmensphiloso-
verwechselbare Bauwerke haben das Potential ungenutzte Räume des Stifts zu okkupieren. Die phie in Formensprache um, unterstützt be-
Umfeld, Geschichte und Konzepte zusammenzu- eingeschränkten Adaptierungsmöglichkeiten triebliche Abläufe, bestimmt Atmosphäre,
führen und für markante Erinnerungen zu sorgen. dieser Räume würden jedoch kein adäquates inszeniert Themen. Die Entwicklung des
Architektur ist ein zentrales Gestaltungsinstru- Umfeld zur Präsentation der Funde und der Unternehmens- und Marketingkonzeptes
ment im Tourismusmarketing, mit dem Werte Thematik bewerkstelligen. Ein durchdachtes muss daher in enger Abstimmung mit
und Lebensstil einer Marke erlebbar gemacht architektonisches und touristisches Konzept den Konzepten für Betrieb, Marketing und
werden können und Einzigartiges und Unver- auf die Beine zu stellen, scheint für mich eine Architektur erfolgen.“64
wechselbares vermittelt werden kann. Architektur logische Folge zu sein. Die Thematik ist mit so
wirkt einerseits emotional und andererseits lädt hohem kulturellen Wert behaftet, dass Eigenstän- Mit der eigenständigen architektonischen Lö-
sie auch zur rationalen Auseinandersetzung ein digkeit und Individualität in der Architektur dieser sung in Form eines Museumsbaus bekommen
und steigert dabei den kulturellen Wert und den Materie noch mehr Beachtung verleihen. Das die Lochsteine und unterirdischen Anlagen eine
Erlebniswert des Angebotes.63 Unverwechselbare wird dadurch verstärkt und visuelle Verknüpfung zu den Besuchern. Man
Erinnerungen werden geweckt. Wichtig ist aber, definiert einen Punkt in der Landschaft, der sich
Der Gedanke, in Vorau ein Museum zu errichten, dass das Einzigartige nicht aus dem Kontext des in den Köpfen der Besucher als Anlaufstelle für
das sich mit der Thematik der Erdställe und Umfeldes gerissen wird und die bestehenden die Erkundung des „Unsichtbaren“ einprägt.
Lochsteine auseinandersetzt, wurde seitens der Einflüsse des Ortes nicht negiert werden dürfen.
Wissenschaftler und der Gemeinde schon vor ei-
niger Zeit angedacht. Der Mangel an finanziellen
Mitteln galt jedoch immer als Hindernis. So kam

63  Vgl. Hromas 2008, 22. 64  Hromas 2008, 21.


Wesentlich ist, dass neue Bauwerke im Rahmen angrenzende Stift Vorau ist mit seiner Lage am Akzente in diese Richtung zu setzen. Der Bau
der Tourismusarchitektur kommuniziert und gut Rücken eines Hügels ein markanter Orientie- eines Museums würde die Weiterentwicklung der
vermittelt werden, da ihr Wert gesteigert werden rungspunkt in der Landschaft. Durch die direkte Ortschaft nur fördern. Das kulturelle Erbe der Ge-
kann, wenn es gelingt, die Besonderheiten und Nähe des Museumstandortes wäre es nicht meinde könnte mit dem Einsatz von hochwertiger
Vorteile, Geschichte, Zusammenhänge und von Vorteil, die neue mit der alten Architektur Architektur erweitert werden.
Wurzeln in Szene zu setzen. Gerade gegenüber in Konkurrenz treten zu lassen. Die Massivität
Anrainern muss der Nutzen eines Projektes klar des Stifts ist dominant und prägt bereits seit Laut Bibiane Hromas definiert sich diese gute
ersichtlich sein. Im besten Fall sollten Betroffene Jahrhunderten das Ortsbild. Die neue Struktur Architektur durch Berücksichtigung und Berei-
auch in die Projektentwicklung miteinbezogen darf aber auch nicht zu zurückhaltend reagieren. cherung kultureller Ressourcen, Ökologie und
werden. Auch bei den Gästen können durch Aus dem Ortszentrum fällt der Blick unweigerlich sozialer Umwelt. Wird bereits in der Planung
Erläuterungen zur Gestaltung das Interesse, auf das Stift. Der vorgelagerte Bauplatz hat das auf diese Umstände geachtet und werden die
der Erlebniswert und die Mundpropaganda Potential, die neue Architektur sanft einzubetten daraus resultierenden Anforderungen im spä-
gesteigert werden. Gleiches gilt auch auf dem und dennoch nicht der Dominaz des Stifts teren auch umgesetzt, so kann ein essentieller
Mediensektor.65 unterwürfig klein beizugeben. Das Ziel ist, den Beitrag zur Nachhaltigkeit von Tourismuspro-
ästhetischen Wert der Region zu heben und nicht jekten geleistet werden. Wichtig sind auch die
Tourismusarchitekturen versuchen oft auch den zu beeinträchtigen. Auseinandersetzung mit regionaler Identität und
Charakter von Landmarks zu erreichen, was die Einbeziehung der Bevölkerung in ein Projekt.
meiner Meinung nach aber nicht immer nötig Bibiane Hromas zeigt mit ihren Auszügen aus der Je besser die Umsetzung, desto größer sind das
sein muss. Gerade am Beispiel Vorau und dem platou-Grundlagenstudie, dass zeitgenössische Interesse und die Anerkennung von außen. Das
ausgewählten Grundstück zeigt sich gut, dass Architektur Ausdruck der kulturellen Vitalität und Selbstbild der Region kann dadurch wesentlich
auf das Umfeld und bestehende Strukturen der Innovationskraft einer Region ist. Die Gemein- gestärkt werden.66
reagiert werden muss. Das an das Grundstück deführung in Vorau versucht mit mehreren Pro-
jekten (z. Bsp. Impulszentrum Vorau Ges.m.b.H.)
65  Vgl. Hromas 2008, 25. 66  Vgl. Hromas 2008, 26.
84 |85

Ansätze zur Planung von Tourismusarchitektur

Reinhard Schober erläutert in seiner Abhandlung


„Von der Depressionsarchitektur zur neuen Ro-
mantik“ Grundprinzipien für neugierig machende
und stimmungshebende Architektur:67

1. Die Beziehung zur landschaftlichen Umge- 2. Mehr Geborgenheit vermitteln 3. Phantastische Akzente setzen
bung verbessern

- ausgewogene, beschützende Baugestalt, - weg vom Gestaltungsideal der klaren Linie


- Baugestalt, die die Umgebung harmonisch die von der Unsicherheit des Alltags erholt, - hin zu spielerisch, mehrdeutigen ornamentalen
bereichert Refugium-Charakter Gestaltungselementen, in denen sich
- Konstruktion, Bautechnik, Verkehrs-Infrastruktur - einfache, überschaubare Strukturen Geheimnisvolles, Märchenhaftes, Historisches,
etc. „unter Putz“ legen - gemütliche, kuschelige Raumangebote Paradiesisches, Surreales oder Komisches
- Baueinheiten wie hingetupft in der Horizontalen finden darf.
und Vertikalen verteilen, Massivität vermeiden,
die Landschaft durchscheinen lassen
- viel Bewegungsspielraum
- unmittelbare Verbindung zur Landschaft durch
ausgedehnte Zwischenwelten zwischen drinnen
und draußen

67  Schober 2008, 33.


Auf der Suche nach etwas Besonderem

Trotz mancher Krisen in der österreichischen homogener Urlaubstypen sind schwierig zu


Tourismuswirtschaft der letzten Jahre ist festzu- berechnende Faktoren für den Tourismus.
stellen, dass die Menschen immer noch reisen Die Freizeit ist immer mehr zu einer Sphäre
und auch in Zukunft reisen werden. So hatte der der Selbstverwirklichung aufgewertet worden.
Mensch in seiner Geschichte noch nie so viel Dies hat zur Folge, dass der Reisende etwas
Freizeit wie heute und der Urlaub gilt als ein fast „Besonderes“ von einem Kurz- oder Langurlaub
existenzielles Motiv für den Menschen, dass nur erwartet. Der Tourismus sucht nach immer neuen
im Falle allergrößter finanzieller Einschränkungen Konzepten, die die dem normalen Tourismus
und ökonomischer Krisen davon Abstand ge- überdrüssig gewordenen Menschen anzieht.
nommen werden würde. Eine wesentliche Rolle Neben Abenteuerreisen, Extremtourismus oder
nimmt dabei die Mobilität ein, sei es Fliegen oder sanftem Tourismus fällt dabei immer wieder der
Fahren. Durch die wirtschaftliche Situation ist Begriff der „Erlebnisreisen“. Reisen, bei denen die
aber ein tendenzieller Rückgang der Flugreisen emotionale Attraktivität eine große Rolle spielt. Er-
in den nächsten Jahren denkbar. Nah- und Mittel- lebniswelten führen oftmals zu eigens geplanten
regionen bzw. der Kurzurlaubs- und Ausflugsver- Themenparks oder Themen-Erlebniswelten. Die
kehr könnten davon wesentlich profitieren.68 ausgebrochene Erlebniswelteneuphorie führt
bei vielen Regionen und Politikern zu voreiligen
Die Idee der postmodernen Freizeitgesellschaft, Entscheidungen, künstliche Reize und Ausflugs-
so viele Dinge wie nur möglich unter einen Hut ziele zu produzieren, ohne dabei vorhandene
zu bringen, macht die Reisenden unberechenbar. Attraktionen und die Folgen für die Region zu
Spät getroffene Entscheidungen, welcher Ort berücksichtigen.69
aufgesucht werden soll, oder der Rückgang

68  Vgl. Kagelmann 1998, 58-59. 69  Vgl. Kagelmann 1998, 59.
86 |87

„Eine Erlebniswelt ist ein künstlich Es ist belegt, dass erlebnismäßig zentrierte für die selbstständige Erkundung der Land-
geplanter, kommerzieller Freizeit- (oder Museen in den letzten Jahren viel Zulauf hatten, schaft, der natürlichen Erlebniswelt Vorau, mit
Urlaubs-)bereich, in dem geplant versucht vor allem Ausstellungen, die sehr viel Wert auf auf den Weg. Die Erdstallthematik in und rund
wird, den dafür i.d.R. Eintritt zahlenden Anfassen und Ausprobieren, auf Interaktivität, um Vorau bietet dem Reisenden exploratives
Menschen besonders viele Funktionen auf das Erzählen von Geschichten oder den Erleben, suchendes Informieren, Neugierigsein
zu vermitteln und dabei als besondere Einbezug von Multimedia legten.71 Wesentlich ist auf etwas Besonderes und gleichzeitig Wissen
Dienstleistung emotionale Erlebnisse für aber die Tatsache, dass eine Erlebniswelt öko- erweiterndes Urlauben. Der Vorteil liegt für den
einen begrenzten Zeitraum zu verschaffen. logische und soziale Verträglichkeit garantieren Tourismus der Region darin, dass nichts Neues
Es geht um eine Angebotsvielfalt, es geht sollte.72 erschaffen werden muss, um eine Erlebniswelt,
aber auch um Gefühle - Spaß, Freude, eine „andere Welt“ bieten zu können.
Glückszustände usf. Der zentrale Begriff Das Archäologische Museum Vorau ist meines
ist natürlich „Erlebnis“ - gemeint ist ein Erachtens nach als Zentrum und Informations- Der Bau eines Museums gibt dem Vorhandenen
Ereignis, das vom Normalen, Gewohnten punkt für eine natürliche und nicht künstlich er- einen Impuls, der der Öffentlichkeit einen
mehr oder weniger stark abweicht und schaffene Erlebniswelt zu sehen, die die Region leichteren Zugang zu der Thematik verleiht und
Neugier, Reizsuche, Abwechslung und Vorau mit all seinen Umlandgemeinden miteinbe- den zukünftigen archäologischen Forschungs-
Spannung ebenso befriedigt wie soziale zieht. Ein Ausgangspunkt für Erlebnistourismus, arbeiten dient. Das Museum und die markanten
Bedürfnisse, wobei die Auswahl oder der den Besucher in den Bann der Thematik Ziele in der Landschaft müssen aber als Ganzes
Akzeptanz eines Ereignisses vom individu- ziehen soll, ihn zur eigenen Interpretation der gesehen werden, um ein gutes Funktionieren zu
ellen Lebensstil abhängt.“70 Geschichte verleiten, Neugier und Interesse gewährleisten. Der Besuchergewinn, der durch
an „Mehr“ wecken soll. Es stellt Information zur die neue touristische Attraktion erreicht werden
Verfügung und gibt dem Besucher das Wissen kann, ist auch für bereits vorhandene Tourismu-
sangebote und Gastronomen, im wahrsten Sinne
71  Vgl. Kagelmann 1998, 74.
des Wortes, bereichernd.
70  Kagelmann 1998, 61. 72  Vgl. Kagelmann 1998, 92.
Museumsarchitektur

Historische Grundlagen des Museumsbaus

Allgemeines „Der Anspruch, einerseits der Ort zu einem eigens dafür eingerichteten, abgeschlos-
sein, an dem Außerordentliches aus der senen Ort zur Schau gestellt werden.75
Der Ursprung für die heute sehr begehrte Bauauf- Vergangenheit gezeigt und für die Zukunft
gabe des Museums liegt in den Herrschaftsarchi- bewahrt wird, andererseits aber auch die Die museale Entwicklung beginnt mit den grie-
tekturen der Renaissance und des Barock und Gegenwart in einem jeweils unverwech- chischen Schatzhäusern, den Thesauroi, und
entwickelte sich im Zeitalter der Aufklärung zum selbaren Ambiente adäquat zu reprä- beherbergte Statuen, Beutestücke oder den
eigenen Bautypus. Im 19. Jahrhundert diente es sentieren, verlangt ein spezifisches Maß Göttern geweihte Gaben, deren Idolwert wich-
der repräsentativen Selbstdarstellung und wurde an Erfindungskraft, das per se über den tiger war als ihr Materialwert. Die Sammlungen
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr Rahmen des Regelbaren hinausgeht.“74 des Mittelalters weisen auch noch eine große
und mehr zu einem Spiegel architektonischer Ähnlichkeit zu jenen aus der Antike auf. Im 14.
Möglichkeiten. Im Spannungsfeld der Museali- Jahrhundert entstand in Italien und Frankreich ein
sierung unserer Gesellschaft und der Dynamik Das Museum als Institution neuer Raumtypus, das sogenannte „Studiolo“.
des Zivilisationsprozesses werden Museen zum Er galt anfangs nicht nur als Aufbewahrungsort,
Schauplatz kultureller Entwicklung und zum Iden- Als Voraussetzung für ein Museum gilt das sondern war ein Ort des Studiums, ehe er sich zu
tifikationsort von Städten und Regionen.73 Sammeln, eine Tätigkeit die schon so alt ist wie einem reinen Sammlungsraum entwickelte. Die
die Menschheit. Das Museum ist dabei eine Voraussetzung für die Entwicklung des Museums
Paul Naredi-Rainer zeigt in seinem Werk „Ent- besondere Variante der Sammlung. Es ist eine ist der Wunsch nach der wissenschaftlichen
wurfsatlas Museumsbau“ auf, dass es in der Zusammenstellung von Natur- und Kunstgegen- Erfassung der Welt und der Sinn für Geschichte.
heutigen Zeit keine allgemeingültigen Regeln für ständen, die vorübergehend oder auch endgültig Die im 16. Jahrhundert in Deutschland entstan-
die Architektur des Museums geben kann. aus dem Kreislauf ökonomischer Aktivitäten denen „Kunst- und Wunderkammern“ legten
herausgenommen, besonders geschützt und in mit ihrem Nebeneinander von „Artificialia“ (dem

73  Vgl. Naredi-Rainer 2004, Vorwort 74  Naredi-Rainer 2004, Vorwort 75  Vgl. Naredi-Rainer 2004, 13.
90 |91

Künstlichen) und „Naturalia“ (dem Natürlichen) unter Museen ausschließlich Kunstsammlungen Bürgertums und waren auf das Mittelalter und die
einen Grundstock für viele spätere Museen.76 verstand, zugänglich für Künstler und Liebhaber, Vorzeit des eigenen Volkes fokussiert.79
die der Bildung des Geschmacks dienten.78
Die Entwicklung führte mit der Zeit aber zu einer
Trennung des „Künstlichen“ und des „Natürli- „Als Ort, an dem die Schätze der Vergan-
chen“ und mündete schließlich in der Trennung Kunst- und kulturhistorische Museen genheit bewahrt und geschützt werden,
in Antikensammlungen, Bildergalerien, Münzka- war das Museum des 19. Jahrhunderts
binetten etc.77 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließen die zum Hüter traditioneller Werte wie zur Stätte
romantische Kunstverehrung und eine nationale wissenschaftlicher Forschung geworden
Begeisterung die vorhandenen Sammlungen - beides elementare Funktionen in einer
Galerie und Öffentlichkeit unter neuen Gesichtspunkten erscheinen. Die Zeit, die davon überzeugt war, dass die
Entwicklung einzelner Wissenschaften sicherte Kenntnis der Vergangenheit unentbehrlich
Zur gleichen Zeit kam es an vielen Höfen des ihnen hohe Wertschätzung und förderte die sei, um sich in der von stetigem Wandel
Adels zur Entstehung von Gemäldegalerien, in Ausprägung unterschiedlicher Museumsformen. gekennzeichneten Gegenwart zurechtzu-
denen sich Geschmack und Repräsentationsbe- In der österreichisch-ungarischen Monarchie ent- finden. Die allgegenwärtige Bedeutung
dürfnis der Fürsten ein Denkmal setzten. In der standen zahlreiche Landesmuseen, volks- und der Geschichte in der Kultur des 19. Jahr-
Folge kam es zu einem gesteigerten historischen heimatkundliche, sowie historische und kulturhis- hunderts bescherte dem Kunstmuseum
Bewusstsein und das Ersetzen der Repräsenta- torische Sammlungen, die auf ein Bewusstsein die Verpflichtung, das künstlerische Erbe
tion durch das Kennertum. Auch das Bürgertum für die eigene nationale Identität zurückzuführen der Vergangenheit nicht nur zu erhalten,
forderte eine allgemeine Zugänglichkeit der sind aber auch hervorrufen sollten. Ähnlich wie sondern auch für die Gegenwart fruchtbar
fürstlichen Sammlungen. So kam es, dass man bei den Kunstsammlungen waren auch die werden zu lassen.“80
kulturhistorischen Museen Schöpfungen des
76  Vgl. Naredi-Rainer 2004, 13. 79  Vgl. Naredi-Rainer 2004, 15.
77  Vgl. Naredi-Rainer 2004, 14. 78  Vgl. Naredi-Rainer 2004, 14. 80  Naredi-Rainer 2004, 16.
Die Entwicklung musealer Räume

Gegen Ende des Jahrhunderts war es dann Faszinierend zu beobachten ist wie sich Museen Im Zuge der Aufklärung etablierte sich das
nicht mehr das Anliegen, dass Belegstücke jeder in der heutigen Zeit beinahe schon sämtlicher öffentliche Museum, mit seinem Zwang zu be-
Kunst und Schule zusammengetragen wurden, bekannter Phänomene annehmen und so zu lehren, zunehmend. Trotz der voranschreitenden
sondern sorgfältigst komponierte Arrangements einer, wie von Victoria Newhouse beschrieben, Entwicklung erkannte man, dass das Entfernen
eine dicht gedrängte Fülle ablösten und der regelrechten „Museumifizierung“ führen. Nicht von Kunstwerken aus deren ursprünglichem
ästhetischen Wirkung der Vorrang gegeben nur die Anzahl an Museen ist gestiegen, sondern Umfeld einem Begräbnis gleichkam. Zu Beginn
wurde.81 Trotz einiger Einflüsse und Bedenken auch die Funktionen, die sie erfüllen sollen. imitierte man Originalstandorte. Im 20. Jahrhun-
hat sich das Ideal des zu Beginn des 20. Jahr- Ebenso gibt es ein breiteres Spektrum an Kunst dert begannen Museen die alten Raumabfolgen
hunderts entwickelten „Modernen Museums“ und eine größere Vielfalt an Grundprinzipien ihrer durch offene Strukturen mit weißen Raumteilern
letztlich weltweit durchgesetzt und dominiert die Gestaltung.83 zu ersetzen. Diese Umwandlung eignete sich im
museale Praxis bis heute.82 Wesentlichen für die Kunst der Moderne.84
Das Ziel meines Museumsentwurfs ist in gewisser
Weise eine Rückbesinnung auf jene Qualitäten, Es wäre erstrebenswert, wenn man in Vorau eine
die Museen von Beginn an als Zielsetzung hatten. Mischung dieser zuvor angeführten Qualitäten
Die Privatsammlungen der Renaissance bei- erreichen könnte. Die Thematik hat in jedem Fall
spielsweise wollten andere Erfahrungen wecken das Potential, den Besucher zur Weiterbildung
als die meisten Museen der heutigen Zeit. Am zu verleiten und dennoch durch die enorme
Anfang standen sogenannte Kuriositätenkabi- Spannung, die dem Thema der Erdställe an-
netts, die mit willkürlich gesetzten Ausstellungs- haftet, Vergnügen zu bereiten. Die Tatsache,
objekten (Naturobjekte und Kunstgegenstände) dass Ausstellungsstücke im Museum in gewisser
Überraschung auslösen und Vergnügen bereiten Weise aus dem Kontext genommen wären,
sollten. um präsentiert werden zu können, ist natürlich
81  Vgl. Naredi-Rainer 2004, 16.
82  Vgl. Naredi-Rainer 2004, 17. 83  Vgl. Newhouse 1998, 8. 84  Vgl. Newhouse 1998, 9.
92 |93

nicht ganz zu vermeiden. Der neugestaltete Erkundung der Landschaft und der Suche nach Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, dass das
Museumsraum muss meiner Ansicht nach umso den Objekten beschränken. Das Museum selbst Archäologische Museum Vorau auf diese Zusatz-
mehr im kontextuellen Zusammenhang mit der muss diese Erfahrung nicht noch zusätzlich an- funktionen verzichten muss. Ich sehe beispiels-
Thematik stehen. Das Museum aus diesem bieten. Es sollte vielmehr als Ausgangspunkt für weise absolut keine Notwendigkeit, das Museum
Grund aber in das Erdreich einzuarbeiten, sehe die selbstständige Erkundungstour dienen. Viel um einen Restaurantbetrieb zu erweitern. Das
ich als nicht sinnvoll an. Da viele Funde unter der wichtiger ist für mich in diesem Zusammenhang, Argument, dass dadurch ein zusätzlicher Ar-
Erde verortet sind, ist es für mich eine logische dass das Museum in der Landschaft eingebettet beitsplatz geschaffen werden kann, verliert sich
Konsequenz, die Thematik sichtbar zu machen wirkt und eine Beziehung mit seiner Umgebung mit der Tatsache, dass der Ort über ein sehr gut
und ans Tageslicht zu bringen. Die Vielzahl der eingeht. ausgebaute Gastronomie verfügt und ich keine
oberirdischen Funde und die Bedeutung von „in Konkurrenz zu bestehenden Strukturen schaffen
situ“ (an ihrem Originalstandort) befindlichen Ob- Die Entwicklung der Museen in den letzten Jahren möchte.
jekten in der Archäologie muss damit ebenso ein zeigt, dass die Kunst immer wieder von ihrem
Bestandteil des Ausstellungskonzepts sein. Die Sockel gestoßen wird und zu einer kulturellen Andererseits ist auch wieder ein gegenteiliger
Selbsterkundung wird damit zu einem Element Attraktion unter vielen wird. Das Museum wird Trend zu beobachten, bei dem die Übersichtlich-
hoher Qualität. dadurch zu einer leicht zugänglichen Erfahrung. keit der vernachlässigten „Provinzmuseen“ aufs
Funktionen wie Einkaufsmöglichkeiten, Res- Neue überrascht und besticht. Gleichzeitig ist
Viele Museen setzen darauf, dass sich der taurantbetrieb, Performances, die Beschaffung man mit traditionellen Anordnungen aber auch
Besucher unter Inkaufnahme physischer He- von Geldern und die Beteiligung am urbanen nicht mehr zufrieden und verlangt nach neuen
rausforderungen und die damit verbundene Erneuerungswettlauf sind mittlerweile mit der Resonanzkörpern ästhetischer Erfahrung.87
Anstrengung ein Privileg auf die Betrachtung der Aufbewahrung und Präsentation von Kunst-
Fundstücke bzw. Kunstobjekte verdient.85 Im Fall werken gleichzusetzen.86
von Vorau sollte sich diese Erfahrung aber auf die

85  Vgl. Newhouse 1998, 16. 86  Vgl. Newhouse 1998, 11. 87  Vgl. Oechslin 2006, 6 Sp. 2.
Sowohl das Gestaltungskonzept, als auch das kann und sich die Architektur endgültig von wäre wünschenswert, wenn das Stift und das Mu-
Museumskonzept sollten sich auf das Wesentliche der Kunst, die in den Museen ausgestellt wird, seum auch inhaltlich zusammenspielen können.
beschränken. Ich kann mich dem Gedanken von emanzipiert.89 Durch das im Stift untergebrachte Bildungshaus
Victoria Newhouse aber durchaus anschließen, kann beispielsweise auf die Errichtung weiterer
dass jeder Raum seine eigene unverwechselbare Spektakuläre Museen werden für Städte immer Seminarräume für das Museum und seine Besu-
Identität hat, die seinen Inhalt beeinflusst. Der mehr zu Marketingfaktoren, die überregionale cher verzichtet werden.
Möglichkeit, mit räumlichen Qualitäten Identität Ausstrahlung besitzen und im besten Fall ein
erzeugen zu können, sollte man sich in Vorau markantes Wahrzeichen darstellen.90
unbedingt annehmen, um die Verbindung der
Museumsarchitektur mit den gezeigten Objekten Für die Region Vorau wird es wichtig sein, dass
und der präsentierten Thematik zu stärken. Ohne das Erdstallphänomen mit der Errichtung eines
ein harmonisches Verhältnis zwischen Raum und Museums ein Zeichen nach außen setzt. Das
Inhalt scheitert jede Museumsarchitektur.88 Stift Vorau besitzt diese Qualität aber schon
seit Jahrhunderten und ist identitätsstiftend für
Einer der entscheidenden Impulse für die Po- die Region. Es muss also eine Ausgewogenheit
pularität des Museumsbaus war zweifellos das zwischen Altem und Neuem geschaffen werden,
1977 in Paris fertig gestellte Centre Georges um eine Koexistenz gewährleisten zu können.
Pompidou von Renzo Piano und Richard Rogers. Es muss meiner Ansicht nach versucht werden,
Ende des 20. Jahrhunderts sorgte das Guggen- diese beiden kulturellen Pole miteinander zu ver-
heim Museum in Bilbao für einen Höhepunkt. Der knüpfen. Mit dem Bauplatz in der Nähe des Stifts
damit einhergehende „Bilbao-Effekt“ zeigte, dass ist ein erster Schritt in diese Richtung getan. Es
eine ganze Region von einem Museum profitieren
89  Vgl. Greub 2006, 4.
88  Vgl. Newhouse 1998, 11. 90  Vgl. Greub 2006, 9.
94 |95

Museen und ihr baukultureller Einfluss

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und dem Die museale Entwicklung hat sich somit schon Mein Entwurf für das Archäologische Museum
Einzug der „Moderne“ in der Architektur entwi- verselbstständigt und zwingt, heute mehr denn Vorau beinhaltet auch den Gedanken, ein Bau-
ckelte sich aus den Ingenieurbauten, Bahnhof, je, zu immer erneuerten Vorstellungen, wie Kunst werk zu schaffen, das identifikationsstiftendes Po-
Kaufhaus oder Fabrik, eine für damals adäquate und Sammlung vermittelt und in ein Gehäuse tential für die Region besitzt. Mit dem Einsatz der
Form der Architektur, die auf einen neuen, groß- gepackt werden sollen. Professor Heinrich gewählten Materialien und der Formensprache
städtischen Maßstab gründete. In Karl Schefflers Wagner charakterisiert in einem seiner Werke die ist meiner Meinung nach auch die Wirkung als
Darstellung „Die Architektur der Großstadt“ aus Museen sogar als „Culturmesser eines Volkes“. zusätzliches Icon für Vorau gewährleistet, das
dem Jahr 1913 werden diese neuen Bauten Aus diesen Gründen ist es unvermeidbar, dass dem Stiftskomplex seinen Rang jedoch nicht
unter dem Begriff der „Modernen Nutzbaumo- sich die Museen - Inhalt wie Hülle - weiterentwi- versucht streitig zu machen. Das reduzierte Kon-
numentalität“ vereint und Fabriksbauten sogar ckeln und zu immer neuen Lösungen kommen zept des Bauwerks soll einerseits die Verbindung
als die „neuen Kathedralen“ bezeichnet. Der müssen. Man muss aber leider festhalten, dass zur Thematik aufrecht erhalten, jedoch nicht die
Begriff „neue Kathedrale“ wird auch noch heute die Hülle die Funktion des „Kulturmessens“ oft ursprünglichen Fundorte imitieren. Andererseits
verwendet, wenn ein öffentlicher Bau Aufsehen besser erfüllt als ihr Inhalt. Die „leitmotivische“ soll es aber vor allem die Aufmerksamkeit auf
erregt. Egal ob nun städtebauliche Projekte oder kulturelle Rolle erfüllen die Museen dennoch. Es die Ausstellungsstücke lenken, in dem man sich
große Häuser und spektakuläre Architekturen, sie ist jedoch erkennbar, dass die Kunst im Zentrum auf die Notwendigkeiten zur Sicherung beruft.
alle sollen Anziehungspunkte und Publikumsma- bleibt und sehr vieles, was zum Bereich „Muse- Der architektonische Raum kann, egal wie er
gnete sein und Grenzen sprengen. Aktuell lässt umsbau“ gerechnet wird, den ältesten Aufgaben gestaltet ist, in keinem Sinne neutral sein. Ich
sich vermuten, dass Museen als Kunst-Bauten eines Museums entspricht - der Aufbewahrung versuche dies auch nicht zu erreichen. Es ist mir
auf die „spektakuläre“ Hülle reduziert werden. und der Sicherungsmaßnahmen. Das Museum wichtig, dass trotz der notwendigen Vitrinen und
Museen, die als Kathedralen von heute gelten, ist eine der subtilsten Bauaufgaben, das sich Ausstellungsmöbel, die Fundstücke ihren Bezug
legen keinen Wert darauf auch als Kunstinstitu- einerseits der Kunst bedienen, andererseits ein zur Landschaft nicht verlieren und das Gebäude
tion gesehen zu werden.91 Icon mit Identifikationswirkung sein muss.92 in einen Dialog mit seiner Umgebung tritt.

91  Vgl. Oechslin 2006, 5. 92  Vgl. Oechslin 2006, 6-7


Aufgaben und Möglichkeiten des
Museums in der Mediengesellschaft

Die Musealisierung unserer Gesellschaft bringt verbinden, um das Flanierbedürfnis der Besucher
sowohl Schlechtes als auch Gutes mit sich. befriedigen zu können. Ein Problem, das nicht
Einerseits birgt dieser Prozess die Gefahr, zuletzt durch die Museumsarchitektur gelöst
Geschichtliches als Kompensation der ent- werden muss oder zukünftig zwei Museumstypen
wicklungsschnellen Gegenwart zu benutzen, bildet: einerseits der Ort der Wahrung des Erbes
andererseits findet sich genau darin die Chance, und der Geschichte, andererseits der Ort zur Un-
das Museum als „Insel der Zeit“ ein Ort für Dinge terhaltung. Im Gegensatz zu kulturhistorischen
zu sein, in der sie durch nichts Neues ersetzt Museen sind jene für zeitgenössische Künste
werden. Die Archivierung muss jedoch durch die unausweichlich an den schnellen Rhythmus der
Frage ergänzt werden, wie die in den Objekten Eventkultur in den Medien gebunden. Um nicht
enthaltenen Erfahrungen für uns brauchbar ge- auch zum Massenmedium zu werden, muss das
macht werden können.93 Museum als klarer Kontrastpunkt auftreten, das
zur Erinnerung der Zeit und zur Erfahrung der
Durch die Aufnahme von ins Leben gerufener Räume und Dinge einlädt.94
und daraus wieder entlassener Gegenstände in
eine Sammlung erhält das Museum eine gesell-
schaftliche Autorität, die es von der kurzlebigen
und oft wahllos erscheinenden Informationsfülle
der Massenmedien grundsätzlich unterscheidet.
Durch die von den Massenmedien geprägten
Menschen müssen die Museen mittlerweile den
Erkenntniswert mit dem Genuss- und Konsumwert

93  Vgl. Naredi-Rainer 2004, 17. 94  Vgl. Naredi-Rainer, Paul; 2004, S.18
96 |97

„Großartig ist das, was man selbst entdeckt.“

Dominique de Menil
100 |101
Entwurf 102 |103

Entwurfskonzept

Am Beginn meiner Arbeit stand die Definition Konzept, das neben einem großen Ausstellungs- ihren Ursprung haben. Da viele der Menhire
eines Bauplatzes, da noch keine Grundstücke für raum, die Verwaltung und einen Arbeitsplatz für noch an ihren originalen Standorten stehen,
die Realisierung eines Museumsprojektes defi- Archäologen beherbergen soll. wäre es von Vorteil, diese nicht ins Museum zu
niert waren. Mein Konzept sieht vor, das kulturelle stellen, sondern den Besucher in die Landschaft
Angebot des Stiftshügels durch das Museum zu Wichtig ist dabei, dass die Ausstellung selbst und auf Entdeckungsreise zu schicken. Das
ergänzen. So ist es möglich, dass sowohl das auf das Wesentliche reduziert wird, und im Wanderwegenetz könnte ausgebaut und so auch
Freilichtmuseum als auch das Stift Vorau vom Zuge von Führungen zu den Erdställen, die die Umlandgemeinden in das Konzept integriert
möglicherweise wachsenden Tourismus profi- unterschiedliche Thematiken beinhalten können, werden. Als Ausgangs- bzw. Endpunkt und Infor-
tieren können. Eine mögliche Zusammenarbeit den Besuchern das Thema näher gebracht wird. mationsquelle dient das Museum.
mit dem Bildungshaus, im Zusammenhang Mittels Voranmeldung und daraus resultierender
mit Seminaren und Unterkünften, kann ebenso Auslastung kann Personal zur Verfügung gestellt Einerseits würde es für den Markt Vorau und seine
angedacht werden. Die vorhandene Infrastruktur werden. Da die unterirdischen Anlagen nur mit Umgebung einen Tourismusimpuls bedeuten,
(Straßen, Wege, Parkplätze, Gastronomie) muss geschultem Personal begangen werden sollten, andererseits könnte verstärkt das Interesse der
in meinem Konzept nicht erweitert werden, da wäre dies eine gute Lösung der Präsentation und Öffentlichkeit geweckt werden und so eine noch
diese in ausreichendem Maße vorhanden ist und würde gleichzeitig auch als Schutz der vorhan- intensivere archäologische Arbeit erleichtern und
auch genutzt werden muss, um etwas Neues denen Substanz dienen. fördern.
nachhaltig zu integrieren.

Das Ausstellungskonzept bzw. der museale Essentiell für den Markt Vorau und die Mega-
Raum ist so angedacht, dass das Museum liththematik ist auch das vorhandene Wander-
einerseits als Informationsschwerpunkt und an- wegenetz. Die Wahl meines Museumsstandorts
dererseits als Ausgangspunkt für Wanderungen in der Nähe des Stifts geht auch darauf zurück,
und Erlebnistourismus dienen soll. Das Museum dass die vorhandenen Wanderwege teilweise
selbst beschränkt sich dabei auf ein reduziertes im Ortszentrum aber auch am Stiftshügel selbst
Lage

Der von mir gewählte Bauplatz liegt im Süden Anhand der Analyse und der Grafik auf der Die fußläufige Erschließung aus dem Ortszen-
des Ortszentrums auf einem leicht geneigten rechten Seite ist auch schön zu erkennen, dass trum kann über die Klostergasse erfolgen und
Nordhang. Am höchsten Punkt des Hügels liegt sich auf der Anhöhe neben zahlreichen Bildungs- benötigt ca. 10 Minuten.
das Stift Vorau. Die Wahl des Bauplatzes ergab stätten auch das Freilichtmuseum und das Ma-
sich aus mehreren Faktoren. Zum einen bietet rienkrankenhaus befinden. Der „kulturelle Hügel“ Der Parkplatz bietet zusätzlich eine fast direkte
der Bauplatz einen hervorragenden Ausblick in wird durch die Positionierung des Museums Zufahrt zum Museum. Der Standort ist jedoch
die umliegende Landschaft, bis hin zum Hoch- um eine Attraktion reicher. Wesentlicher Vorteil so gewählt, dass der Besucher zuvor durch die
weschel und seinen Ausläufern. ist dabei, dass die Bildungsstätten die eigene Landschaft schreitet, ehe er das Gebäude betritt.
Heimatgeschichte verstärkt in den Unterricht
Zum anderen ist auch die nötige Infrastruktur vor- miteinbeziehen können. Das Museum profitiert Das Gebäude ist so konzipiert, dass man die
handen. Der Stiftsparkplatz und die Erschließung wiederum von erhöhten Besucherzahlen. Exponate auch bei Schlechtwetter besichtigen
des Gebiets bedürfen keines weiteren Ausbaus kann. Wäre dies nicht gewährleistet, wäre das
des Straßennetzes oder zusätzlicher Parkplätze. Nicht außer Acht zu lassen ist auch die Erschlie- Museum nur vom Wandertourismus oder ge-
ßung. Der Standort des Museums liegt direkt an buchten Touren zu den unterirdischen Anlagen
Die Nähe zum Stift Vorau und dem darin unterge- einem Wanderweg, dem „Weinweg“ und kann abhängig.
brachten Bildungshaus ermöglichte, den von mir so, auch auf Grund der Nähe des Parkplatzes,
im Museum angedachten Vortragsraum aus dem als zentraler Ausgangspunkt für den Wandertou- Da Vorau das Zentrum der bisher entdeckten
Raumkonzept zu streichen. Das Bildungshaus ist rismus gesehen werden. Erdställe markiert und das Stift eine zentrale
vom Museum aus nur etwa 100 Meter entfernt Stellung im Ort und in der Region einnimmt,
und erleichtert somit eine potentielle Zusammen- Die Anfahrt kann mittels PKW entweder direkt war es, auch unter Berücksichtigung der zuvor
arbeit zwischen dem Stift und dem Museum. aus dem Ortszentrum im Norden oder über die genannten Faktoren, eine logische Konsequenz,
Stiftsallee aus dem Westen erfolgen. diesen Standort für den Entwurf zu wählen.
Richtung Riegersberg
Rathaus

104 |105

Griesplatz Marktkirche

Marienkrankenhaus

Vorauer Landesstraße

Hauptschule
Richtung Wenigzell Polytechnische Schule Heilig Kreuz Kirche
Vorauer Landesstraße Musikschule
Richtung Vornholz, Volksschule
Schachen, Puchegg, Klosterberggasse
Birkfeld, Weiz

Kindergarten

Bauplatz
Weinweg
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10
Friedhofskirche
Bibliothek
Stiftsparkplatz
M 75 0 50 1 2 5 Bildungshaus
10 15
Freilichtmuseum Stiftstaverne
Stift Vorau
M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20 50

M 250 0 1 2 5 10 Fachhochschule für Land- 25 50


und Ernährungswirtschaft

M 300 0 1 2 5 10 20 30 50

M 500 0 5 10 20 50 10

M 1000 0 10 20 50 100 200


Vorauer Landesstraße

M 3000 0 20 50 100 200 300 500

Richtung Eichberg,
Hartberg
M 7500 0 50 100 200 500 1000 1500
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20
Grundstück Baukörper

Der Bauplatz befindet sich am südwestlichen Der gesamte Hang neigt sich vom Stift Vorau in Der Baukörper orientiert sich in seiner Ausdeh-
Rand eines als Ackerfläche gewidmeten Grund- Richtung Ort. Folgt man den Höhenschichtlinien nung von West nach Ost am südlich verlau-
stücks. In seiner kompletten Ausdehnung misst ist auch ein Gefälle Richtung Osten auszuma- fenden Weinweg. Auf dieser Seite befindet sich
es knapp 74.000 m². chen. Im Bereich des Bauplatzes gibt es lediglich der Zugang zum Gebäude. Eine große Öffnung
ein leichtes Gefälle von 2% in östlicher Richtung. bricht die monolithisch wirkende, geschlossene
Das Konzept meines Entwurfs erfordert nicht Stampflehmwand auf, an der die innere Struktur
zwangsläufig eine Umwidmung der benötigten Dieses Gefälle setzt sich im Austellungsbereich nach außen tritt.
Fläche in Bauland. fort, um die Verbindung mit der Landschaft auch
im Innenraum spürbar zu machen. Im Norden wird der Baukörper ebenfalls von
Vielmehr soll das Museum als Teil der Landschaft einer Stampflehmwand gefasst, lässt jedoch den
gesehen werden und in diese auch integriert sein. Im Norden fällt der Hang gegen den Ort. Im Ausblick auf den Ort und die Landschaft zu.
Die bestehende Anbaufläche kann in Zukunft Osten fällt der Blick über die Felder zur Heilig
bis auf wenige Meter an das Gebäude reichen. Kreuz Kirche am östlichen Ende Voraus. Im Zwischen den beiden Wänden steht mit Abstand
Lediglich an der Südseite des Museums sollte Süden verläuft der Weinweg, der einerseits als die schützende Struktur des Museums aus
eine Wiesenfläche zwischen dem Baukörper und Wanderweg, andererseits als landwirtschaftliche Stahlbeton.
dem angrenzenden Weinweg liegen. Das derzei- Zubringerstraße genutzt wird. Im Westen befindet
tige Weizenfeld kann so nah an das Gebäude sich der leicht erhöhte Stiftsparkplatz. Die westliche Gebäudefront ist geschlossen,
treten, dass einerseits Instandhaltungsarbeiten während die Werkstätten im Osten mit großflä-
am Baukörper vorgenommen werden können, chigen Glasflächen Tageslicht eindringen lassen
anderereits die Bauern bei der Bestellung der und den Zugang erlauben.
Felder nicht beeinträchtigt werden.
Vorau
er Land
estraß
e

se
rggas
106 |107
rbe
Kloste

Bestehende Ackerfläche
73738m²

Bebaute Fläche
600m²

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10
St
ift-
M 75 Vora 0 50 1 2 5 10 15
u- Stiftsparkplatz
St
ra
ße
M 100 0 50 1 2 5 10 20

We
inw
M 200 0 1 2 5 10 20 50

eg
M 250 0 1 2 5 10 25 50
Stift Vorau
M 300 0 1 2 5 10 20 30 50

M 500 0 5 10 20 Stiftshof 50 10

M 1000 0 10 20 50 100 200

M 3000 M 50
0 0 50
20 1 1 50
50
2 3
100 5
200 10
300 500
M 75 0 50 1 2 5 10 15
eg

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 7500 0 50 100 200 500 1000 1500


w

M 200 0 1 2 5 10 20 50
iten

M 250 0 1 2 5 10 25 50
afle

M 300 0 1 2 5 10 20 30 50

M 20000 0 200 500 1000 2000 5000


Sch

M 500 0 5 10 20 50 10
NORDEN
Umgebung

Im WESTEN nähert man sich dem


Bauplatz über den großen Stiftspark-
platz an, ehe man nach einer Gelän-
dekante auf den Weinweg gelangt
und die Agrarflächen passiert.

OSTEN
SÜDEN

WESTEN
108 |109

Obwohl das Stift Vorau den Hügelzug


im SÜDEN dominiert, gibt es eine
sehr definierte Trennung zwischen
dem Bauplatz und dem Komplex im
Süden. Zwischen den beiden Orten
liegen der Weinweg, der auf einem
Erdwall liegende Chorherrnweg, der
Schutzgraben des Stifts und eine 5
Meter hohe Befestigungsmauer.

Richtung NORDEN fallen die Felder In Richtung OSTEN verläuft der


zum Ort hin ab und geben den Blick Weinweg parallel zu den Feldern.
auf die Gemeinde und das Gebiet Bevor er auf die Vorauer Landes-
des Hochwechsels frei. straße trifft und weiter zur Heilig
Kreuz Kirche führt, fällt er steil
ab. Die direkte Angrenzung zum
Bauplatz ermöglicht ein Zusam-
menspiel des Museums- und
Wanderwegekonzepts.
110 |111
112 |113
Entwurfsprozess

Schon am Beginn des Entwurfsprozesses war Der gesamte Baukörper stand auf einer erhöhten Die Beziehung der einzelnen Räume war glei-
klar, dass der Baukörper am Rande des Wein- Plattform und war dadurch nicht in die Landschaft chermaßen nicht gelöst.
weges positioniert ist. integriert.
Das Ziel des Entwurfs ist, einen klar definierten
In den anfänglichen Konzepten wurde das In einigen Varianten habe ich versucht, die Funk- Baukörper in der Landschaft zu positionieren,
Museum über eine vorgelagerte Plattform er- tionen zu überdachen. Ein Dach in einheitlicher der auf seine Umgebung eingeht. Um die ge-
schlossen. Der Weg, den der Wanderer in der Höhe über die Funktionen zu spannen, erschien wünschte Kompaktheit zu erreichen, wurde das
Landschaft beschreitet, sollte auch im Muse- mir dabei als die sinnvollste Variante. Konzept um einige Funktionen reduziert.
umsbereich fortgesetzt werden. Zwei Zugänge
sollten die Möglichkeit bieten, den Weg durch die Die weitere Entwicklung zeigte jedoch Schwä- Die Analyse des Ortes ergab, dass das Bildungs-
Ausstellung aus zwei Richtungen zu beschreiten. chen auf, da kein klares Verhältnis zwischen der haus im benachbarten Stift über Seminarräume
inneren Struktur und den Stampflehmwänden verfügt, die vom Museum mitbenutzt werden
Der Weg führte den Besucher zwischen Wand- bestand. Es tat sich für mich die entwurfsent- können.
scheiben und einzelnen Volumina, einmal im scheidende Frage auf, ob die Betonstruktur im
überdachten Außenraum, ein anderes Mal im Abstand zu den Wandscheiben steht oder diese Das Café wurde auch aus dem Raumprogramm
Innenraum, durch die Ausstellungsbereiche. auch berühren darf? des Entwurfs gestrichen, da sich in der näheren
Umgebung zahlreiche Gasthöfe befinden und
Das Raumprogramm der Vorentwürfe beinhaltete Es zeichnete sich schnell ab, dass keine syste- das Museum zu seinen ursprünglichen Zielen
noch wesentlich mehr Funktionsbereiche als der matische Detaillösung angewendet werden kann, zurückkehren soll. Die Museen der heutigen Zeit
finale Entwurf. Die einzelnen Funktionen waren um das Konzept zu transportieren - „die innere legen zum Teil mehr Wert auf Nebenfunktionen
in separaten Betonkuben untergebracht, die Struktur im Abstand zu den Stampflehmwänden und ihr eigentlicher Zweck rückt zunehmend in
zwischen unterschiedlich hohen Stampflehm- zu stellen“. den Hintergrund.
wänden positioniert waren.
114 |115

Archäologen Toilettenanlagen Café Kassa Lagerraum Seminarraum Themenraum Themenraum


Büro | Werkstätte | Lagerraum Shop
Verwaltung Themenweg

Wanderweg Bewegungsfläche Überdachter Außenraum


In diesem Sinne soll sich das „Archäologische
Museum Vorau“ dem Inhalt widmen und dem Be-
sucher die Thematik auf einfache Art und Weise
vermitteln. Im Konzept des Entwurfs erfährt der
Baukörper eine Teilung in drei Abschnitte - im
Westen der Verwaltungstrakt, im Osten der Trakt
der Archäologen. In der Mitte befindet sich der
Verwaltung Ausstellungsbereich Archäologen
Ausstellungsbereich, der durch seine Lage von
beiden Seiten bedient werden kann. Anhand der
Proportionen der Bereiche ist die Gewichtung
des Konzepts relativ leicht ablesbar.

Der Besucher betritt den Baukörper im Süden


und befindet sich direkt in der Ausstellung. Er ist
nicht gezwungen, Shops und Cafés aufzusuchen
und kann sich ohne störende Einflüsse der
präsentierten Thematik widmen. Die einzelnen
Themenräume der Vorentwürfe verschmelzen
im Entwurf zu einem großen Ausstellungsraum.
Die unterschiedlichen Themen können mittels
eigener Ausstellungsmöbel präsentiert werden.

Der Baukörper steht inmitten des Weizenfeldes.


Er folgt im Inneraum dem Gefälle des Hang-
grundstücks und bietet einen ebenerdigen
Zugang ins Museum. Wanderweg Zugang Zufahrt
116 |117

Flächenschlüssel

Ausstellungsbereich 248 m² Lagerraum I Haustechnik Büro Ausstellungsbereich Werkstätte Büro


Shop
Verwaltung 65 m²
Toiletten Reinigung Sanitärraum
Büro | Shop 39 m²
Lagerraum I 5 m²
Toiletten 15 m²
Haustechnik 6 m²
Archäologen 84 m²
Büro 19 m²
Werkstätte 21 m²
Sanitärräume 12 m²
Reinigung 5 m²
Lagerräume II+III 27 m²

Nutzfläche Gesamt 397 m²

Wanderweg Zugang Lagerräume II+III Zufahrt


Entwicklung
118 |119
120 |121
122 |123
Pläne

Lageplan
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20 50

M 250 0 1 2 5 10 25 50

M 300 0 1 2 5 10 20 30 50

M 500 0 5 10 20 50 10

M 1000 M 50
0 0 50 1
10 1 50 2
20 3 5
50 10
100 200
M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20
Grundriss
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20 50

M 250 0 1 2 5 10 25 50
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20
Ansicht West
128 |129

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Ansicht Nord
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20 50

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Ansicht Ost [offen]
132 |133

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Ansicht Ost [geschlossen]
134 |135

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Ansicht Süd
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20 50

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Schnitt I-I
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20 50

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Schnitt II-II [offen]
140 |141

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Schnitt II-II [geschlossen]
142 |143

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Schnitt III-III
144 |145

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20

M 250 0 1 2 5 10 25 50
Haustechnik | Leitungsführung
146 |147

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20

M 250 0 1 2 5 10 25 50
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20
Fassadenschnitte

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5

M 75 0 50 1 2 5 10
148 |149

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5

M 75 0 50 1 2 5 10
150 |151

Ausstellungskonzept

Raum

Der museale Raum bietet auf einer Fläche von werden. Ein 30 Meter langes Dach verbindet Vorträge. Auf Grund der Neigung von 2% gewinnt
248 m² die Möglichkeit die Thematik der Erdställe die funktionalen Bereiche und gewährleistet der langgestreckte Raum Richtung Osten zuneh-
und Menhire in ihrer gesamten Fülle zu präsen- den Ausstellungsobjekten und den Besuchern mend an Höhe.
tieren. Er ist so konzipiert, dass der Besucher Schutz vor Witterung. Die Stampflehmwände
beim Betreten des Museums den gewachsenen begrenzen den Ausstellungsbereich im Süden Das Lichtkonzept im Innenraum zielt auf eine
Boden verlässt und dennoch Teil der ihn um- und im Norden, stehen im 50 cm Abstand zur gleichmäßige Belichtung der Bewegungsflächen
gebenden Landschaft bleibt. Obwohl man von Betonstruktur und erzeugen ein über die ganze ab. Der museale Raum wird so gestaltet, dass die
Wiese auf Beton wechselt, bleibt das leichte Ge- Länge des Gebäudes reichendes Lichtband auf Objekte ohne Blendwirkung betrachtet werden
fälle des Hanges im Innenraum bestehen. Durch beiden Seiten. können. Für die gleichmäßige oder gezielte
die Offenheit und Durchlässigkeit entsteht nicht Belichtung der Ausstellungsstücke sorgen die
nur der Eindruck, sondern auch die Möglichkeit, Während die monolithisch gestaltete Südwand Möbel selbst. Gleiches gilt auch für die Sicherung
das Gebäude zu durchschreiten und durch die vor blendendem Licht im Ausstellungsbereich bei Nacht.
aufgelöste Nordfassade wieder in die Landschaft schützt, dringt durch die in Stampflehmsteelen
zu treten. aufgelöste Nordwand diffuses Tageslicht ein. Sie Der Viedeobereich kann durch seperate Licht-
erzeugt eine opitsche Verbindung mit der umlie- steuerung dunkler gehalten werden, um eine ein-
Der Zugang auf der Südseite ist so positioniert, genden Landschaft und gibt den Blick auf den wandfrei Betrachtung gewährleisten zu können.
dass sich der Besucher, nach dem Betreten, Ort und das Wechselmassiv im Hintergrund frei.
direkt im Ausstellungsbereich befindet. Dieser
spannt sich zwsichen dem Verwaltungstrakt Der Ausstellungsbereich ist gegliedert in eine
im Westen und den Lagerräumen und Werk- Wartezone für Besucher, die Ausstellungsbe-
stätten für archäologische Arbeiten im Osten reiche für Text, Bild, kleine und große Fundstücke
auf und kann somit von beiden Seiten bedient und einem Bereich für Videopräsentation und
Fundstücke

Neben der Vielzahl an Gängen, die in der ganzen Bruchstücke einer Silexklinge aus den Sedi- Der Bildstein von Strallegg zeigt eine Kreuzdar-
Landschaft verteilt sind, sind auch zahlreiche menten des Erdstalles Kandelhofer. stellung und ein phallusähnliches Symbol.
kleinere Fundstücke aus den unterschied-
lichsten Epochen vorhanden. Es handelt sich
dabei neben den Menhiren und Lochsteinen um
prähistorische Werkzeuge, römische Keramik,
Opfersteine oder auch Steinreliefs.

Nachfolgend einige Beispiele aus dem Raum um


Vorau:
152 |153

Das Bild unten zeigt ein 82 cm langes Felsrelief Im rechten Bild ist ein alter Kreuzstein aus dem
eines schlangenartigen Wesens. Schloss Aichberg zu sehen, der möglicherweise
aus einem Lochstein gefertigt wurde.
Präsentation Präsentation von Text und Bild

Die verschiedenen Fundstücke benötigen auf Die Präsentation von Texten und Bildern erfolgt
Grund ihrer unterschiedlichen Form, Größe, Ge- auf Tafeln, die in Leuchtrahmen eingespannt
stalt und Haptik auch unterschiedliche Formen sind. Das diffuse Streulicht aus allen Richtungen
der Präsentation. sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung der
Fläche und ein ungestörtes Betrachten.

Belichtung

Mit den Entwürfen der Ausstellungsmöbel habe


ich auf eine blendfreie Belichtung abgezielt, die
eine gleichmäßige Belichtung ohne störende
Schattenwürfe gewährleisten soll.

Schutz

Da der museale Raum bei Nacht nicht versperrt


werden kann, war die logische Folge, die Aus-
stellungsmöbel mit dieser Funktion zu versehen.
154 |155

Multimediale Pärsentation

Ein großer Vorteil des geneigten Bodens, neben


der gestalterischen Absicht, ist, dass der Aus-
stellungsraum Richtung Osten an Höhe gewinnt
und so verbesserte Bedingungen für Videoprä-
sentationen oder Vorträge schafft.

Die Sitzelemente verlieren durch die Neigung


des Bodens an Höhen und ermöglichen eine
verbesserte Sicht aus den hinteren Reihen.
Gleichzeitg trennen sie den Ausstellungsbereich
vom multimedialen Bereich.

Diesem vorgesetzt, gibt es die Möglichkeit,


Einzelobjekte gezielt in Szene zu setzen. Eine
eigene Sicherungsvariante, neben der der Video-
überwachung, ist beispielsweise für einen Menhir
nicht nötig, da dieser mehrere Tonnen wiegen
kann und ein Abtransport nur schwer möglich ist.
Schaukästen

Kleine Fundstücke, die eine erhöhte Sicherung


benötigen, werden in Schaukästen präsentiert.
Die Objekte werden durch ein Sicherheitsglas
vor Vandalismus geschützt. Die Vitrinen sind in
Größe und Form den Präsentationsmöbeln für
Text und Bild angepasst.

Mit den umlaufenden Leuchtflächen im Inneren


können die Objekte auch auf mehreren Ebenen
ausgeleuchtet werden, ohne störende Schlag-
schatten zu erzeugen.

Bei Schließung des Museums über Nacht können


zusätzliche Metallschiebeelemente vorgesetzt
und versperrt werden.

Während der Wintermonate werden die Objekte


in den dafür vorgesehenen Lagerräumen unter-
gebracht, um sie auch vor extremen Temperatur-
schwankungen zu schützen.
156 |157

Ausstellungstische

Die Ausstellungstische dienen der


Präsentation von Objekten mit
höherem Gewicht. Der veränderte Be-
trachtungswinkel erhöht die Möglich-
keiten, unterschiedlichste Objekte im
Museum auszustellen. Landschafts-
modelle, modellierte Gangsysteme
oder liegende Menhire sind so für
jeden Besucher gut zu betrachten.

Der durch mechanische Seilzüge


angehobene Deckel ist Leuchtkörper
und Sicherungsmaßnahme in einem.
Durch eine flächige Beleuchtung aus
dieser Höhe können Schatten die vom
Betrachter verursacht werden, redu-
ziert bzw. sogar vermieden werden.

Bei Schließung wird der mit gelochtem


Metall verkleidete Beleuchtungskörper
abgesenkt und versperrt und sorgt so
für die Sicherung vor Vandalismus
und Diebstahl der Objekte.
Lichtkonzept

Die Plangrafik auf der Folgeseite veranschaulicht


das Lichtkonzept im Gesamten.

Die Deckenspots können auf vier Schienen, die


im gleichmäßigen Abstand in der Decke integriert
sind, frei positioniert werden. Sie dienen einer-
seits der Ausleuchtung der Bewegungsflächen
andererseits der Akzentuierung der Stampflehm-
wände und ihrer Struktur. Große freistehende
Objekte können mit den Deckenleuchtkörpern
ebenfalls gezielt beleuchtet werden.

Die Schaukästen werden seperat beleuchtet. Sie


werden über einen Haustechnikkanal im Boden
versorgt, der über die gesamte Länge des Aus-
stellungsraumes verläuft.

Die Beluchtung der Ausstellungstische erfolgt mit


Hängeleuchten, die ihren Stromanschluss an der
Decke haben.
158 |159

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10
To
Tommerhöh
Tom
To
ommme
me
mer
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kap
ape
appe
elle Legende
Gemeindegrenzen
Gewässer
Wanderwege neu
Moihof Wanderwege alt
Hof-zu-Hof- Wald
Wanderung Stift
Kirche
Fuchs in Gstanach
F
Fuc
Kapelle
Im Berg
Rathaus R
Krankenhaus K
Wanderwegekonzept
Moar in Feld
Marien Materl
rl Museum M

VO
VO
ORNHOLZ
Z RIEGERSBERG
RI
R
RIE
I BE
B E Das vorhandene Wanderwegenetz der gesamten
Hof-zu-Hof-
Wanderung
Region Vorau inklusive seiner Umlandgemeinden
Große Lochstein-
Wanderung soll im Zuge des Ausstellungskonzepts um einige
Im
mGGrand
ra
ran
ra
and
annd
d
3M
Müh
Müüh
üh
hlen Haberlerkr
kreu
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u Themenwege erweitert werden.

Ka
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enb
en
nba
nba
bac
ac
ch
ch Kirchen-Tour
Kleine Lochstein- Die neuen Wanderwege sind Teil der Ausstel-
Wanderung
We
Weißenbach
Wei
We
eiße
eißße
enb
enb
en
nba
nba
bac
ach
ac
chh lung und können wahlweise mit einem Führer
Dörfler
D

örfle
ör fle
ler
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Bach
Bac
Baa
ach
acch
h oder auch auf eigene Faust erkundet werden.
Hof-zu-Hof-
Wanderung Während die Ausstellung im Museum kostenfrei
Rathaus
h us
In Weich
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hsse
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elb
llbaum
b
bau
baa
auum
u m besucht werden kann, sind die geführten Touren
R Sau
Sauhaltgraben
Sau
Sa
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hal
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be
en
n
Kleine Lochstein- durch die Landschaft, zu Menhiren oder in un-
VORAU
U Wanderung Sauhaltbach
Sa
Sau
auh
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uh
hal
ha
h altbach
altb
alt
ltbbach
Marktkirche
M kirrc terirdische Anlagen mit Kosten verbunden. Jene
K Marktbach Themenwege, die ohne Begleitung begangen
werden können, passieren auf dem Konzept der
M Heilig Kreuz Kirche
e
Friedhofskirche bereits vorhandenen Wege. Schautafeln ver-
Stift V
Vorau Kirchen-Tour
M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 Freilichtmuseum
rei
M H
Hofmühle 10
sorgen den Wanderer mit Information, während
Einöd M 75 Große 0Lochstein-
1 50 2 5
Masenberg Tour
10 15 Auf der Kring
ng er die Landschaft erlebt.
Wanderung Galg
gen
gen
geen
M 100 0 1 2 5 10 20
Schafleiten
hafleitte
hafleiten
en
50

Kirchen-Tour
M 200 0 1 2
SCHACHE
5
HEN
HE
EN
EN10 20 50 Im Juli 2011 kam es bereits zur Gründung des
Vorauer Schweiz Vorauerbach
V
Vo
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ora
rra
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auu
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erb
rrb
b
baa
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M 250 0 1 2 5 10
Steg
Steggrabenbach
Ste
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ggr
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nba
bac
ba
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ch
ch
25 50 Vereins „Sub Terra Vorau“, der sich mit dem
M 300 0 1 2
Einöd
db
dbbach
bac
ba
a
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ch
5 10
Sch
Schachenwiese
Sch
Sc
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he
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nw
wies
wie
ies
ese
se
e
20 30
Kirchen-Tour
Große Lochstein-50 Thema der Erdställe befasst. Ziel des Vereins
Wanderung In der Vorauleiten
n
M 500 0 5 10 20 50 10 ist der Schutz, die Erhaltung und Nutzung der
Erzherzog
zh
zher
he
her
he Johann -
M 1000 0 10 20 50 W
Weißenbach
100
Höhe
öhe
öhhe
he 200 unterirdischen Anlagen und frühgeschichtlichen
M 3000 0 20 50 100 200 300 Masenberg
500 Tour
Wutzlbach
W zlbach
lb
bac
ach
ch
h
Bodendenkmäler in und rund um Vorau. Zu
Haass - in
in der
d
dee
err Sag
S
Saag
ag
Große Lochstein-
M 7500 0 50 100 200 500 1000 1500
Wanderung
M 20000 0 200 500 1000 2000 PUCHEGG 5000

M 20000 M 50 0 0 200 50 1 1 50 500 2 3 1000 5 2000 10

Lembach M 75 0 1 2 5 10 15

In der Höll
50

M 100 0 50 1 2 5 10 20
Löffelgraben
b Steinbac
ch
ch
162 |163

Beginn des Jahres 2011 gab es bereits über hun- Große Lochstein - Wanderung Masenberg - Tour
dert Anfragen für Führungen zu den Erdställen.
Die große Lochstein - Wanderung führt von Vorau Die Masenberg - Tour führt den Besucher auf
Nachfolgend stehen einige von mir angedachte in Richtung Süden. Auf der Tagestour durchquert knapp 1.300 Meter Seehöhe auf den südlich von
Themenwege, die im Zuge des Museumsbaus, man neben Vorau auch noch die Gemeinden Vorau gelegenen Masenberg. Die Menhire und
aber auch bereits im Vorfeld, ausgebaut werden Puchegg, Schachen und Vornholz. Der erste Bodendenkmäler sind selbst in dieser Höhe noch
können. Sie sind so konzipiert, dass eine breite Teil des Wanderweges verläuft gemeinsam mit zu finden.
Masse an Besuchern auf ihre Kosten kommt. Das der Masenberg - Tour und Kirchen - Tour. Diese
Angebot reicht vom kurzen Spaziergang über Wanderoute führt durch abgelegene Landstriche
Tageswanderungen bis hin zu abenteuerlichen und zielt auf das einmalige Naturerlebnis der Hof-zu-Hof - Wanderung
Expeditionen. Allen Themenwegen ist gemein, Region ab.
dass ihr Ausgangspunkt das Archäologische Mu- Ähnliches gilt für die alten Bauernhöfe der Region.
seum Vorau bzw. der vorgelagerte Stiftsparkplatz Sie wurden so errichtet, dass ihre Kellerräume
ist. Die Touren sind als Rundgänge angelegt und Kirchen - Tour Einstiege in die unterirdische Welt haben und
können in zwei Richtungen begangen werden: die weiterführenden Gänge zu den umliegenden
Dieser Spazierweg führt zu den zahlreichen Höfen und Kirchen führen. Einzelne Höfe können
Kirchen des Ortes Vorau. Ihnen wird eine beson- nur mit Begleitung besucht werden.
Kleine Lochstein - Wanderung dere Verbindung zu den unterirdischen Anlagen
nachgesagt, da sie zum Teil auch unter der Erde
Die kleine Lochstein - Wanderung beschränkt miteinander verbunden sind. Die Kapellen im Ort Erdstallerkundung
sich auf die nähere Umgebung des Ortszentrums verfügen noch heute über Zugänge ins Erdreich
von Vorau. Vom Stiftshügel führt der Weinweg und markieren zum Teil große unterirdische Kam- Bei der Erdstallerkundung bekommt der Besu-
ins Talbecken hinab, ehe man den gegenüber- mern oder Kreuzungspunkte.95 cher Einblick in ausgewählte Erdstallanlagen. In
liegenden Hang mit dem Orstzentrum erkundet kleinen Gruppen und mit guter Ausrüstung und
und auf der Suche nach den Menhiren und einem Guide können diese Anlagen begangen
Lochsteinen ist. und beklettert werden.
95  Vgl. Kusch 2009, 128.
164 |165
166 |167

Materialität

Gegensätze und Gemeinsamkeiten Konstruktiv Gestaltung

Das reduzierte Konzept des Entwurfs kommt Beiden Materialien ist gemein, dass den Aus- Während die Betonstruktur durch ihre Dauer-
auch bei der Wahl der Materialien zum Ausdruck. gangsstoffen, auf der einen Seite Lehm, Schotter haftigkeit und Dichtheit gegenüber unterschied-
und Ton, auf der anderen Seite Sand und Ze- lichsten Witterungsumständen den funktionalen
Der funktionale Bereich des Museums beschränkt ment, Wasser hinzugefügt werden muss, um den Teil des Museums erfüllt, spannt der Stampflehm
sich auf die Materialien Beton in Sichtbetonoptik Herstellungsprozess zu gewährleisten. den Bogen zur im Museum behandelten
und gelochten Stahl als Sicherungsmaßnahme. Thematik.
Sämtliche Verglasungen werden auch von Stahl- In beiden Fällen kann die Herstellung der tra-
rahmen gehalten. genden Strukturen und Raumabschlüsse vor Ort Lehmbauten haben über die letzen 10.000 Jahre
stattfinden. Das flüssige bis zähflüssige Material der Baugeschichte des Menschen gezeigt, dass
Der Betonkubus steht im Abstand von 50 cm kann in Schalungen eingebracht und verdichtet sie über Epochen bestehen können. Dennoch
zwischen zwei Stampflehmwänden, deren zur werden. Nach einer ersten Trockenphase, die die steht der Lehm für Vergänglichkeit, da äußere
Herstellung benötigtes Material größtenteils dem Standsicherheit gewährleistet, kann in beiden Einflüsse eine erhöhte Errosion verursachen.
Baugrund entnommen werden kann. Fällen die Schalung entfernt werden und der Ähnlich wie bei den Erdställen und unterirdischen
Trocknungsprozess bis zum endgültigen Errei- Anlagen, die seit Jahrtausenden bestehen oder
Meine Absicht ist, die beiden Materialien trotz chen der Materialfestigkeit weiterlaufen. den Einflüssen zum Opfer fallen, verhält es sich
ihrer Trennung in einen Dialog treten zu lassen. auch bei den Stampflehmwänden.
Die konstruktiven Gemeinsamkeiten der Materia- Wesentlicher Unterschied ist nun aber, dass
lien bedingen jedoch weder ein gleiches Endpro- Beton bei zusätzlicher Wasserzufuhr weiter aus- Die Maßnahmen zur Erhaltung sind daher nur
dukt noch ein gleiches Verhalten der Baustoffe härtet, der Stampflehm unter ständigem Wasser- auf jene reduziert, die die Standsicherheit über
nach Bauende. kontakt wieder erweicht und dadurch bearbeitbar einen langen Zeitraum gewährleisten. Während
und formbar wird. der Beton als Schutzstruktur die ausgestellten
Objekte beherbergt, darf der Lehm verwittern.
Baulehm Stampflehm

Unter Lehmbaustoffen versteht man ungeformte beispielsweise Lehmmörtel und Leichtlehmauf- Unter Stampflehm versteht man einen erdfeucht
oder geformte Baustoffe aus ungebranntem bereitungen. Lastabtragende Lehmbaustoffe aufbereiteten Lehmbaustoff, der nach seiner
Lehm, der je nach Art der Anwendung mit sind bei ausreichender Druckfestigkeit Lehm- Austrocknung eine Rohdichte von 1700 bis 2400
oder ohne Zuschlagstoffe verwendet werden steine oder Stampflehm. Für Ausfachungen kg/m³ erreicht. Die Errichtung von Stampflehm-
kann. Die Zuschlagstoffe in mineralischer oder kämen Strohlehm oder Leichtlehm in Frage. wänden erfolgt wie bei Betonwänden mit Arbeits-
organischer Form sind Einflussfaktoren auf die Feucht eingebaute Baustoffe können vor Ort schalungen und Verdichtung des eingebrachten
Materialeigenschaften und verändern den Lehm geformt und eingebracht werden. Der trockene Lehms. Während Wände gepresst oder manuell
in seinem Schwindmaß, bei der Rissbildung und Einbau erfolgt wie im Ziegelbau mit Steinen und gestampft werden, kann man Stampflehmböden
gegenüber der Wasserempfindlichkeit. Ebenso Mörtelfugen.98 auch flächig verdichten.99
ist es möglich, die Zug-, Druck- und Abriebfes-
tigkeit und die Wärmedämmung zu verbessern
sowie die Verarbeitbarkeit zu erleichtern. Durch Die Bemessung von Gebäuden aus
die Trocknung des Lehms erhält er seine Fes- tragenden Lehmbauteilen verfolgt vorerst
tigkeit, wird bei Wassereinwirkung aber wieder weiterhin das Konzept eines globalen
weich und formbar.97 Sicherheitsbeiwertes, der sich in der
Abminderung der Druckfestigkeit auf
Generell unterscheidet man die Lehmbaustoffe zulässige Spannungen widerspiegelt. Die
nach dem Grad ihrer Vorfertigung, ihrer stati- Umstellung auf die BemessungnachTeilsi-
schen Funktion, dem Ort der Aufbereitung oder cherheitsbeiwerten nach DIN 1055-100.100
der Einbaufeuchte. Ungeformte Bauteile sind
99  Vgl. Volhard/Röhlen 2009, 21.
97  Vgl. Volhard/Röhlen 2009, 17. 98  Vgl. Volhard/Röhlen 2009, 20. 100  Volhard/Röhlen 2009, 47.
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Konstruktion

Generell gelten Wände und Pfeiler als tragend, Die Vermengung mit anderen Massivbaustoffen Um eine ausreichende Verankerung der Wände
wenn sie vertikale oder horizontale Lasten auf- soll grundsätzlich auf Grund des unterschied- zu gewährleisten, müssen Umfassungswände
nehmen können oder aber auch zur Knickaus- lichen Setzungsverhaltens vermieden werden. mit den Decken durch Anker zugfest verbunden
steifung tragender Wände dienen.101 Tragende Elemente sind vor Bodenfeuchtigkeit werden. Für Auflager von Decken, Unterzügen,
und Spritzwasser zu schützen und mit einer Tür- und Fensterstürzen ist meist ein Material-
Ausschlaggebend für die Bauzeit ist die Tatsache, Sperrschicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit zu wechsel vorzusehen und die Last möglichst zent-
dass Stampflehmwände länger frostgefährdet versehen. Zwischen dem Lehm und der Sperr- risch einzuleiten. Die Auflagerflächen sollten eine
sind als Wände aus hydraulisch gebundenen schicht ist ein wasserfester Baustoff als Trennung Mindesttiefe von 24 cm erreichen. Die Durchbie-
Baustoffen. Es muss also Frostsicherheit ge- nötig. Die Errichtung auf Sockelvorsprüngen und gung von Stürzen sollte auf l/500 begrenzt sein.
währleistet sein. Während der Ausführungsphase Massivplatten, auf denen sich Wasser sammeln Da mit unterschiedlichen Setzungen zu rechnen
muss ein ausreichender Witterungsschutz für die kann, ist untersagt. Neben einer Trennschicht aus ist, sollen Durchbrüche nicht öffnungshoch aus
Bauteile vorhanden sein.102 mindestens 5 cm muss der Ablauf des Wassers anderen Baustoffen bestehen. Nach geschützter
gewährleistet sein. Die Standsicherheit belasteter Lagerung des Stampflehms wird er je nach
Wände muss durch verschiedenste Maßnahmen Material und Verdichtungsgerät etwa 10 bis 15
ausreichend gewährleistet sein, so dass auch cm hoch in eine steife Schalung geschüttet und
Windkräfte in den Untergrund abgeleitet werden verdichtet. Um Risse in der Wand zu verhindern,
können. Die Aufnahme der Windkräfte muss in können horizontale Bewehrungslagen einge-
jedem Fall rechnerisch nachgewiesen werden.103 bracht werden.104

101  Vgl. Volhard/Röhlen 2009, 47.


102  Vgl. Volhard/Röhlen 2009, 48. 103  Vgl. Volhard/Röhlen 2009, 48-49. 104  Vgl. Volhard/Röhlen 2009, 52-54.
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Sichtbeton

Beton gilt als einer der facettenreichsten Bau- Stahlbeton Bei der Herstellung ist deshalb darauf zu achten,
stoffe unserer Zeit. Durch seine Vielfältigkeit dass der flüssige Beton in sehr glatte Schalungen
ermöglicht er zahlreiche Gestaltungsvarianten in Der herkömmliche Beton zeichnet sich durch mit geschlossener Oberfläche eingebracht wird.
der Architektur. seine hohe Druckfestigkeit aus, versagt jedoch Die Schaltafeln können so dem Betongemisch
unter Zugbeanspruchung. In Verbindung mit so- das Wasser nicht entziehen. Wichtig ist auch,
Seine Grundstruktur besteht aus Wasser und genanntem Bewehrungsstahl kann der Baustoff dass der Beton als schützende Struktur der funk-
unterschiedlichsten Gesteinskörnungen, die allerdings optimiert werden und als Stahlbeton tionalen Bereiche des Museums seine exakten
durch die Beigabe von Zement als Bindemittel auch auf Zug beansprucht werden. Für enorme Kanten behält, wo hingegen die Lehmwänden
ihre Festigkeit erreicht. Der anfangs flüssige Spannweiten können auch Spannkabel („Vorge- teilweise verwittern. Die Schaltafeln müssen an
Stein hat zwei wesentliche Eigenschaften die spannter Beton“) in die Struktur eingelegt werden. ihren Stößen und Eckausbildungen dicht sein,
beim „Austrocknen“ bzw. „Binden“ einsetzen und Wesentlich ist bei diesen Konstruktionen, dass um ein Austreten des Zementleims zu verhindern.
in der Planung berücksichtigt werden müssen. der Baustoff Beton eine mechanische Verbin- Das Abzeichen der Fugen bei großen Flächen
Einerseits kommt es zur Volumsabnahme, dem dung mit den eingebrachten Elementen eingeht, kann dadurch auch minimiert und so eine noch
„Schwinden“, andererseits verformt er sich unter um die Tragfähigkeit zu gewährleisten. gleichmäßigere Betonoberfläche erreicht werden.
ständiger Last, wodurch es zum sogenannten
„Kriechen“ kommt. Um die Farbe des Betons zu beeinflussen, wird
Oberfläche mit Pigmenten gearbeitet. Um eine helle Ober-
Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ermöglicht fläche zu erzielen, kann beispielsweise Titanoxid
es, den Baustoff Beton immer mehr auszureizen. Ziel des Entwurfs ist, die gewählten Materialien in beigemengt werden.
Die Beigabe von konstruktionsverstärkenden einen Dialog treten zu lassen. Der Stahlbeton soll
Elementen macht ihn vielseitig einsetzbar. An- dabei als glatte homogene Struktur den rauen Der Entwurf hat zum Ziel, dass die innere Be-
dere Zuschlagstoffe bestimmen wiederum seine Stampflehmwänden gegenüber stehen. Eine tonstruktur so in Erscheinung tritt, als wäre sie
Optik, seine Haptik, seine Dämmeigenschaften glatte und helle Oberfläche ermöglicht auch das aus einem Guss. Arbeitsfugen und Ankerlöcher
oder seine Frostbeständigkeit. diffuse Tageslicht tiefer in den Raum vordringen der Schalung müssen daher gezielt gesetzt und
zu lassen. geplant werden.
Statik

Allgemeines Stahlbeton

Mit der Fortdauer der Arbeit zeichnete sich ab, Die Stahlbetonstruktur beherbergt sämtliche Die Plangrafiken zeigen die tragende Struktur im
dass die eingesetzten Materialien und Konst- funktionale Bereiche des Museums. Der Bau- Grundriss und Schnitt.
ruktionen über Standardlösungen im Hochbau körper wird durch zwei Volumina, eines im Westen
hinausgehen. Auf der einen Seite hat der Entwurf und eines im Osten, begrenzt. Zwischen den Die Trägerachsen sind im Grundriss strichpunk-
einen überdachten, stützenfreien Raum zum beiden Volumina spannt sich die Überdachung tiert dargestellt. Die Lastabtragung ins Erdreich
Ziel, dessen Dach aus Stahlbeton über 30 Meter des Ausstellungsbereichs auf. Die gestalterische erfolgt über die Wände und die darunterliegenden
spannt. Auf der anderen Seite kommt Stampflehm Absicht zielt darauf ab, dass der Dachaufbau mit Streifenfundamente.
zum Einsatz, ein Baustoff, der sich über die nur 60 cm Höhe in Erscheinung tritt.
letzten Jahrtausende bewährt hat, jedoch in der Im Schnitt II-II (Seite 174) wird der Querschnitt der
heutigen Zeit nicht allzu oft Verwendung findet. Insgesamt wird das Dach von vier Trägern ge- Dachstruktur dargestellt. Bei der Vordimensionie-
tragen. Wesentliche Lasteinwirkungen sind das rung wurde die Höhe der mittleren Träger größer
Mein Ziel ist, dass der Entwurf und meine ge- Eigengewicht der Konstruktion und die Schnee- angenommen, als für jene im Randbereich, da
stalterischen Absichten konstruktiv lösbar und last. Die in der Vorbemessung dargestellten diese die doppelte Last zu tragen haben. Es
realisierbar sind. Im Fall der Lehmwände wird im Querschnitte wurden so gewählt, dass die wurde dabei ein umgekehrter Plattenbalkenträger
nachfolgenden Teil der Arbeit die Standsicherheit Trägerhöhe über jener im Entwurf beabsichtigten berechnet. Im Optimierungsprozess wurde auf
geprüft. Die Dachkonstruktion aus Stahlbeton Höhe zu liegen kommt. Im Optimierungsprozess einheitliche Trägerhöhen abgezielt.
wird auf die gestalterischen Absichten überprüft, konnte diese aber wieder verringert werden, da
vordimensioniert und optimiert. Die Ausarbeitung man das Eigengewicht der Konstruktion wesent-
des statischen Konzepts erfolgte in Zusammen- lich reduzieren konnte.
arbeit mit Herrn DI Helmut Schober.
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M 50 0 50 1 1 50 2 3 5 10

M 75 0 50 1 2 5 10 15

M 100 0 50 1 2 5 10 20

M 200 0 1 2 5 10 20

Schnitt S I-IM 250 0 1 2 5 10 25 50

M 300 0 1 2 5 10 20 30 50
Vordimensionierung

M 50 0 50 1 1 50 2 3 5

M 75 0 50 1 2 5

M 100 0 50 1 2 5 10

M 200 0 1 2 5 10 20

M 250 0 1 2 5 10 25

M 300 0 1 2 5 10 20 30

M 500 0 5 10 20 50

M 1000 0 10 20 50 100

M 50 0 50 1 1 50 2 3 M 3000 5 0 20 50 100 200 10 300

M 75 0 50 1 2 5 M 7500 0 50 100 200


10 500 15

Schnitt S II-II
M 100 0 50 1 2 5 M 20000 10 0 200 500 1000 20 2000

M 200 0 1 2 5 10 20
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Momentenverlauf unter Eigengewicht

Momentenverlauf unter Nutzlast

Momentenverlauf bei Lastfallüberlagerung


Optimierung

Da die Verformungen beim Einsatz von nor-


malem Stahlbeton zu groß waren, entschied man
sich für den Einsatz von „Vorgespanntem Stahl-
beton“. Dieser wird seit Jahren im Brückenbau
und im Hochbau für Träger und vorgespannte
Flachdecken eingesetzt und gilt als wirtschaftlich
effizient. Man unterscheidet im Wesentlichen zwi-
schen Vorspannung mit und ohne Verbund. Die
7 drähtigen Spannstahllitzen sind mit Fett und Eigengewicht
einem PE-Mantel umhüllt, werden in den Beton
eingelegt und unter Zugspannung versetzt,
wodurch die Tragfähigkeit der Konstruktion ge-
steigert und die Verformung vermindert werden
kann. Für die Berechnung im Fall des über
30 Meter spannenden Daches wurden CMM-
Bänder herangezogen. Diese verfügen über eine
PE-Hülle zum Schutz vor Korrosion, bündeln vier
einzelne Litzen und werden ohne Verbund in den
Beton eingelegt. Aufgrund der nötigen Beton-
überdeckung von ca. 3 cm und 2 cm Abstand
auf die Achse des CMM-Bandes ergibt sich bei
einer Trägerhöhe von 60 cm ein Bereich von 50
cm, in dem die Bänder geführt werden können.96 Umlenkkraft aus Vorspannung

96  Vgl. http://www.vorspanntechnik.com/fs/fs7.html


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Für den Optimierungsprozess wurde das Modell


der gewünschten Struktur mit der Software RFEM Momentenverlauf unter Eigengewicht
(Recursive Finite Element Method) überprüft. Zur
Berechnung wurden die Träger mit einer Gleich-
last von 20 kN/m belastet. Die sich aus der Be-
rechnung ergebende Umlenkkraft (33 kN/m) der
Vorspannung wurde als Gleichlast gegenläufig
zum Momentenverlauf angenommen. Die Zug-
kraft der Bänder beläuft sich bei dem gewählten
Produkt auf 7.500 kN. Momentenverlauf unter Umlenkkraft

Umlenkkraft:

u = (8 x f x P) / l²
u = (8 x 0,5m x 7.500kN) / 30m ² = 33 kN/m

Die Grafiken rechts zeigen den Verlauf der


Momentenlinie. Bei der Lastfallüberlagerung
wird deutlich, dass sowohl die Feld- als auch
Stützmomente mit dem Einsatz von vorge- Momentenverlauf bei Lastfallüberlagerung
spanntem Beton reduziert werden können. Den
Momentspitzen in den Auflagerbereichen der
Träger muss mit ausreichend Stahlbewehrung
entgegengewirkt werden.
Verformung

Wesentliches Kriterium für die Systemwahl des


vorgespannten Stahlbetons ist jedoch die Ver-
formung der Konstruktion. Diese beträgt unter
der Lasteinwirkung des Eigengewichts 213 mm
in Feldmitte. Die negative Verformung unter Vor-
spannung beträgt 206 mm und gleicht dadurch
jene des Eigengewichts fast aus. Verformung unter Umlenkkraft aus Vorspannung

Die „größte“ Verformung (20 mm) weist nach der


Lastfallüberlagerung nur noch das auskragende
Vordach im Zugangsbereich auf. Diese kann aber
durch Gewichtseinsparung mit einer Hohlkörper-
decke und / oder Quervorspannung reduziert
werden. Mit dem Einsatz der Vorspannungs-
elemente muss darauf geachtet werden, dass
der Beton eine ausreichende Festigkeitsklasse
aufweist. Um Rissbildung zu vermeiden, wird hier
Beton der Festigkeitsklasse C50/60 eingesetzt.

Für den Entwurf ist die minimale Verformung des Verformung unter Eigengewicht
Daches über die 30 Meter Länge von entschei-
dender Bedeutung, da durch die Parallelität der
Betonstruktur und der Stampflehmwand eine
enorme Verformung augenscheinlich wäre.
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Verformung bei Lastfallüberlagerung


Lehm

Die statische Berechnung der Stampflehmwände


geht von einer Bauausführung ohne zusätzliche
Steckeisenverbindung aus.

Beim Nachweis der Standsicherheit werden die


Last des Eigengewichts und die angreifende
Windlast in Relation zu einander gesetzt.

Die resultierende Kraft muss innerhalb der


Kernfläche des Mauerquerschnitts liegen, um
die Standsicherheit zu gewährleisten. Durch das
nötige Eigengewicht wird durch Beibehaltung der
Grundform lediglich die Dicke der Stampflehm-
wände verändert, um den gewünschten Wert zu
erreichen.

Das Beispiel zeigt eine Stampflehmsteel mit


4 Meter Höhe. Das Prinzip ist auf alle anderen
Höhen übertragbar, da die Flächenänderung
proportional zum Gewicht ist.
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M 50 0 50 1 1 50 2 3

M 75 0 50 1 2 5

M 100 0 50 1 2 5

M 200 0 1 2 5 10

M 250 0 1 2 5 10
Literaturverzeichnis

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S 14 Plan Stift S 37 Austria relief location map S 49 Vorau Ortszentrum


Dr. Heinrich Kusch, 29|06|2011 Uwe Dedering, 28|06|2010 Eigenaufnahme, 07|01|2011

S 22 Verbreitung der Anlagen um Vorau S 38 Verwaltungsgrenzen Steiermark S 50, 64 Straßennetz Vorau


Dr. Heinrich Kusch, 30|06|2011 Eigengrafik, 06|2011 Eigengrafik, 07|2011

S 23 Erdstall BRD S 39 Verwaltungsgrenzen im Bezirk Hartberg, S 52 Stift Vorau


Dr. Heinrich Kusch, 23|09|2006 Eigengrafik, 06|2011 Ingrid Kusch, 29|06|2011

S 24 Oberer Abschnitt Lehenbauer S 42 Annäherung Stift Vorau S 54


Freilichtmuseum Vorau,
Ingrid Kusch, 25|08|2007 Eigenaufnahme, 28|06|2011 www. freetraveltalk.com/europe-travel/eastern-
europe/austria-freilichtmuseum-vorau.html,
S 25 Lochstein Kleinschlag 2 S 44-45 Vorau Panorama zugegriffen am 03|07|2011
Dr. Heinrich Kusch, 28|03|2009 Eigenaufnahme,13|01|2011
S 65 Schautafel Chorherrnweg
S 26 Lochstein- und Menhirvorkommen S 46 Vorau um 1878 Eigenaufnahme, 22|03|2011
Peter Holl und Dr. Heinrich Kusch, http://de.wikipedia.org/wiki/
30|06|2011 Datei:Aufnahmeblatt_5056-1_Friedberg_ S 66 Wanderwegenetz Bestand Vorau
Vorau_Dechantskirchen_Festenburg.jpg, Eigengrafik, 07|2011
S 27 Lochstein Kreuzkirche zugegriffen am 31|01|2011
Dr. Heinrich Kusch, 14|06|2008 S 67 Orientierungstafel Masenberg
S 47 Heilig Kreuz Kirche Vorau Eigenaufnahme, 27|11|2010
S 28-29 Masenberg Eigenaufnahme, 27|11|2010
Eigenaufnahme, 28|06|2011
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S 76 Lochstein - Stift Vorau S 110 Visualisierung West S 156 Visualisierung Ausstellungsmöbel


Eigenaufnahme, 28|06|2011 Eigengrafik, 07|2011 Schaukästen, Eigengrafik, 07|2011

S 80 Weizenfeld - Marktkirche S 122 Visualisierung Ansicht Ort 2 S 157 Visualisierung Ausstellungstische


Eigenaufnahme, 28|06|2011 Eigengrafik, 07|2011 Eigengrafik, 07|2011

S 82 Stiftsmauer S 150 Visualisierung Zugang S 161 Visualisierung Innenraum


Eigenaufnahme, 28|06|2011 Eigengrafik, 07|2011 Eigengrafik, 07|2011

S 86 Menhir an der Vorauer Landesstraße, S 152 Abbildung links: S 162 Wanderwegenetz Neu Vorau
Eigenaufnahme, 28|06|2011 Prähistorische Feuersteinklinge Eigengrafik, 07|2011
Dr. Heinrich Kusch, 24|05|2009
S 102 Bauplatz - Weinweg Abbildung rechts: S 164 Visualisierung Ost
Eigenaufnahme, 28|06|2011 Bildstein Strallegg Eigengrafik, 07|2011
Dr. Heinrich Kusch, 31|05|2007
S 108 Abbildung links: Luftbild Stift Vorau S 166 Lehmwand Rauch
www.bing.com/maps/, zugegriffen am S 153 Abbildung links: Petra Rainer, 15|07|2011
22|03|2011 Schlangenrelief
Abbildung rechts: Weinweg Dr. Heinrich Kusch, 29|06|2011 S 170 Betonoberfläche
Eigenaufnahme, 28|06|2011 Abbildung rechts: Kreuzstein http://agf81.deviantart.com/art/
Ingrid Kusch, 29|06|2011 Concrete-Texture-26-213159438,
S109 Abbildung links: Bauplatz - Ortszentrum zugegriffen am 31|07|2011
Eigenaufnahme, 28|06|2011 S 154 Visualisierung Ausstellungsmöbel Text + Bild
Abbildung Mitte: Chorherrnweg Eigengrafik, 07|2011 S 182 Visualisierung Ansicht Ort 1
Eigenaufnahme, 28|06|2011 Eigengrafik, 07|2011
Abbildung rechts: Weinweg S 155 Visualisierung Videopräsentation
Eigenaufnahme, 28|06|2011 Eigengrafik, 07|2011
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Danke!

Ein herzliches Danke geht an meine Eltern. Ihr Danke Christiane und Dagmar für Rat und Tat zu
habt mir das Studium ermöglicht und mich über jeder Stunde.
all die Jahre bestens unterstützt.
Liebe Stephi, danke für deine Geduld und die
Sehr geehrter Herr Professor Holger Neuwirth, Kraft, die du mir über die letzten Jahre gegeben
danke für die hervorragende Betreuung während hast.
meiner Diplomarbeit und die konstruktive Kritik in
den vergangenen Monaten. Lieber Domi, danke für deine Hilfsbereitschaft,
die gute Zusammenarbeit und deine Freund-
Danke Helmut für die gemeinsame Ausarbeitung schaft über all die Jahre.
des statischen Konzepts.
Besten Dank Martin, Stephan, Georg, Tom,
Sehr geehrte Frau Ingrid Kusch, sehr geehrter Gernot, Michi, Kathi und Renate für euren Rat
Herr Dr. Heinrich Kusch, herzlichen Dank für und eure Unterstützung. Darüber hinaus, danke
Ihre Hilfe und den Einblick in diese spannende dem Kulturverein Fönfrisur für die lustige Zeit.
Thematik.

Danke Bernhard und Thomas für die Unterstüt-


zung seitens der Gemeinde Vorau.

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