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Zwischen Köln und Mainz

Romantischer geht’s nicht

KREUZFAHRTEN Die schönste Art zu reisen
TOLLE TAGE Karneval alternativ
SPITZENWEINE Aus Rheinhessen und dem Rheingau
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Editorial
3

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Mehr als 20 Mio. Touristen – darunter ca. 1 Mio.

Übernachtungsgäste – zieht es Jahr für Jahr an den
Rhein, an den knapp 180 km langen Streckenab-
schnitt zwischen Köln und Mainz, der mit einer
Vielzahl von Burgen und landschaftlicher Schön-
heit prunken kann. Sie wandeln auf historischen
Spuren, denn das Rheintal avancierte bereits im
19. Jh. zur ersten wirklich bedeutenden Touristen-
Der Fotograf Christian destination im Gebiet des heutigen Deutschland.
Bäck ist im oberbaye-
rischen Großweil zu Hause.
Besonders beeindruckt hat Dramatische Naturkulisse
ihn der alles umfassende
Karneval, der lohnend
Die frühesten begeisterten Reiseschilderungen
arbeitsintensive Weinbau über das Rheintal stammen vom Ende des 18. bzw.
und das vielgestaltige
Geschehen auf dem Fluss
beginnenden 19. Jh. Lord Byron lobte die dramati-
Rhein. sche Naturkulisse, und Maler wie William Turner
machten mit ihren Rheinansichten die Gegend po-
pulär. Ab 1827 verkehrten Schiffe im Linienver-
kehr auf dem Strom, und Karl Baedeker, der 1827
seine Verlagsbuchhandlung in Koblenz gegründet
hatte, gab 1832 als erstes von ihm verlegtes Reise-
buch die „Rheinreise“ heraus. Damit waren die Vo-
raussetzungen für den schnell wachsenden Touris-
mus gegeben. Die Rheinlandschaft faszinierte das
europäische Reisepublikum, vor allem Engländer
besuchten zu Tausenden den Rhein.
Autor Klaus Simon ist
seit Jahren Wahl-Kölner.
Regionale Überraschung
Am besten per Schiff
war für ihn die Sayner Von seiner Faszination hat der Rhein bis heute
Hütte, großer Genuss die
Weine vom Mittelrhein und
nichts eingebüßt. Dies zeigt nicht zuletzt die Er-
Rheingau, eine Herausfor- nennung des Oberen Mittelrheintals zwischen Ko-
derung der Rheinsteig und
schönste Entspannung die
blenz und Bingen 2002 durch die UNESCO zum
Rheinkreuzfahrt. Weltkulturerbe. Übrigens setzt man spätestens
seit diesem Zeitpunkt auf einen hochwertigeren
Tourismus. Viele Hotels und Restaurants richten
ihr Angebot auf ein anspruchsvolles Publikum
aus. Mit einem ideenreichen Sportprogramm
möchte man Reisende aller Altersgruppen anspre-
chen. Und wie die Gegend am besten erkunden?
Daran hat sich seit dem 19. Jh. nichts geändert: am
schönsten sind Schiffsfahrten – fernab des Ver-
kehrslärms gleiten Sie durch eine herrliche Land-
schaft. Mehr über Kreuzfahrten und Schiffsaus-
flüge erfahren Sie im DuMont Thema auf S. 68.
Herzlich Ihre

Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Birgit Borowski Hans-Arp-Allee 1 · D-53424 Remagen
Programmleiterin DuMont Bildatlas Tel +49 (0)2228 9425-0 · www.arpmuseum.org
Di bis So und an Feiertagen 11 – 18 Uhr

ORT DER KÜNSTE

 54 – 67
HÖHEPUNKT DER REISE
Nirgendwo sonst am Rhein sind
Burgen-, Fachwerk- und Weinselig-
keit so verdichtet zu erleben wie
zwischen Koblenz und Mainz.
20 – 31
HOCHBURG DER LEBENSLUST
In 2000 Jahren haben sich rund um
den Kölner Dom Kölsch und Karneval,
Kirchen und Kunst zu einem über-
ragenden Stadtbild gefügt.

DuMont Aktiv

37 Durch den Rheinauhafen

Eine Kölner Schokoladenseite
mit dem Segway.

53 Auf Spätburgunder-Spuren
Der Rotweinwanderweg
durchzieht das Ahrtal.

75 Paddeltour auf der Mosel

Die Mosel von Schweich bis
zur Mündung in Koblenz.

93 Immer dem Römer nach

Die Rheingauer Riesling
Route verspricht Radelspaß.

111 Mainz im Laufschuh

SightJogging ist die etwas
andere Stadtführung.

DuMont Thema DuMont Thema

68 – 71
SCHIFFFAHRT MIT LANDANSCHLUSS
Eine Rheinkreuzfahrt verbindet maritimen
Touch und tagtägliche Nähe zu unzähligen
Attraktionen und Erlebnissen.
104 – 107
SEIT JEHER WEINBAU
Rheinwein ist seit Jahrhunderten ein
Begriff. Dabei ist Rheinhessen als
Weinbaugebiet viel älter – und wieder
auf einem guten Weg zu großem
Renommee.
 Inhalt
4–5

Titelthemen
68 KREUZFAHRTEN Die schönste Art zu reisen
32 TOLLE TAGE Karneval alternativ
104 SPITZENWEINE Aus Rheinhessen und dem Rheingau

IMPRESSIONEN Winzerdörfer drängen ans Ufer. Und

8 Ein Kaleidoskop aus Rheinromantik,
Köln-Panorama, eindrucksvoller Kunst,
kulinarischen Freuden, Fachwerk- und
Beach-Club-Idyllen.
KÖLN
20 Eine Stadt als Gefühl
Kölns Beschwingtheit ist ansteckend.
Hinfahren genügt. Das 2000 Jahre alte
Köln ist überall schön – Wohlmeinende
sprechen von kreativem Chaos. Doch
das hässliche Entlein hat sich gemau-
sert und ist nun wirklich schön. Dabei
ist die überragende kulturelle Seite
noch nicht einmal berücksichtigt!
DuMont Thema
32 Stunk statt Prunk
Es gibt in Köln keine Alternative zum
Karneval. Aber es gibt den alternativen
Karneval – die Stunksitzung beispiels-
weise.
34 Straßenkarte
35 Infos
UNTERES MITTELRHEINTAL
38 Junger Charme der alten Republik
Durch die alte Bundesrepublik, in Fach-
werkidyllen wie Linz und hinter den
Stadtmauern von Andernach spürbar,
weht ein frischer Wind. Auch Bonn
setzte, von staatstragender Last befreit,
zum Sprung ins 21. Jahrhundert an.
DuMont Thema 104
48 Erbe der Industrialisierung
Die Erhaltung der industriellen Trutz-
burgen ist eine schwierige Aufgabe.
50 Straßenkarte 108
51 Infos 109
das Landschaftsbild trägt den so
begehrten Titel Unesco-Welterbe.
DuMont Thema
68 Von britischen Lords zu Best Agern
Rheinkreuzfahrten sind eine Erfindung
der Pioniertage des Tourismus.
72 Straßenkarte
73 Infos
RHEINGAU
76 Südbalkon für Riesling
Rheinhänge in perfekter Südlage
ergeben erstklassige Weinlagen – die
wiederum seit jeher Basis für soliden
Wohlstand sind, und der ist im Rhein-
gau allerorten augenfällig.
DuMont Thema
88 Im Würgegriff des (Bahn-)Verkehrs
Der Güterverkehr zwischen Koblenz
und Mainz ist zur Geißel geworden.
90 Straßenkarte
91 Infos
MAINZ · RHEINHESSSEN
94 Feudal und fidel
Das 2000-jährige Mainz ist bekannt,
wenn „es singt und lacht“, dabei kann
es rund ums Jahr feiern. Was einer
Weinmetropole angemessen ist, als die
sich die Landeshauptstadt von Rhein-
land-Pfalz versteht.
DuMont Thema
Rheinhessens Tropfen boomen!
Einst bekannt für Masse, überzeugt
das Rebenmeer zwischen Mainz und
Worms zusehends durch Qualität.
Straßenkarte
Infos

OBERES MITTELRHEINTAL ANHANG

54 Zu Besuch beim Welterbe 112 Service, Reisemarkt

Südlich von Koblenz schaltet der Rhein 121 Register
auf großes Landschaftskino um. Burgen 121 Impressum
lugen von den Höhen. Fachwerkselige 122 Vorschau, lieferbare Ausgaben
 Köln 20 – 37

5 8

6
1

Unteres Mittelrheintal 38 – 53

Rheingau 76 – 93

3
10
4
Oberes Mittelrheintal 54 – 75

Mainz · Rheinhessen 94 – 111

 Inhalt
Topziele 6–7

Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse, die keinesfalls KULTUR

versäumt werden sollten, haben wir auf dieser Seite zusammengestellt.
Auf den Infoseiten sind sie jeweils als TOPZIEL gekennzeichnet. 5 Kölner Dom
Das im Mittelalter begonnene
Gotteshaus ist die alles überragende
Sehenswürdigkeit mit Welterbe-Status.
Seite 35

6 Barockkultur in Brühl
Zur repräsentativen Residenz Augus-
tusburg gehört das Jagdschloss Falken-
lust, zu dem man durch den barocken
Schlosspark gelangt.
Seite 51
NATUR
7 Industrialisierung in Sayn
1 Naturrefugium bei Bonn
Eine ungewöhnliche Sehenswürdigkeit
Die Siegmündung ist mit ihren
ist das Sayner Ensemble aus Gießerei
Auwäldern die letzte naturbelassene
und Schloss, Burg und auch Abtei.
Mündung eines Rheinnebenflusses.
Seite 53
Seite 51
8 Ludwigs kostbares Erbe
2 Rheinschleife bei Boppard
Gleich zwei Häuser tragen den Namen
Beim Vierseenblick überschneiden sich
Ludwig. Das Kölner Museum ist eines
Rheinschleife und Schieferhänge so
der bedeutendsten für moderne Kunst,
eng, dass man meint, auf vier Seen zu
das in Koblenz ein Bestandskatalog
schauen. Der grandiose Ausblick lässt
französischer Nachkriegsmoderne.
sich erwandern oder per Sessellift
Seite 36 und 73
erreichen.
Seite 74

ERLEBEN

3 Weinprobe in Eberbach
Mittelalterliches Flair hielt sich im
ehemaligen Zisterzienserklosters
Eberbach. Seit seiner Gründung immer
auch Weingut, lädt es auch heutzutage
zu Weinproben ein.
Seite 93
9 Koblenz’ Festung Ehrenbreitstein
4 Köstlicher Rheingau Das Plateau von Ehrenbreitstein bietet
Nobel geht man auf dem berühmten neben der Wehranlage einen Park. Die
Schloss Vollrads in klassizistischem Festungsbauten beherbergen Samm-
Ambiente zu Tisch. lungen des Landesmuseums Koblenz.
Seite 92 Seite 73

10 Revolutionäres aus Mainz

Gutenbergs Erfindung, mit beweglichen
Lettern zu drucken, veränderte die Welt
von Grund auf.
Seite 110
 Impressionen
8–9

AUF DEM WEG ZUR RHEINROMANTIK

Schroffe Felsen, steile Weinterrassen, dazu eine Burg in schwindelnder Höhe und ein schmuckes Städtchen verheißen
Rheinromantik. Nach dieser Mischung aus dramatischer Landschaft und malerisch platzierten Gemäuern sehnt sich die
Welt. Kommt – wie vor Kaub – mitten im Strom der Pfalzgrafenstein hinzu, ist eine Ikone des Rheintourismus erreicht.
KÖLN LEUCHTET
Die Millionenstadt strahlt mit ihrer Lebenslust, dem Kulturangebot und dem Dom, Deutschlands bekanntestem Baudenkmal,
weit über die Rheinlande hinaus. Dass der Dom trotz seiner internationalen Popularität in Köln bleibt, ist eine ausgemachte
Karnevalsweisheit. Apropos Karneval: Nicht nur zur Fünften Jahreszeit brummt es in der Stadt. Köln ist das ganze Jahr über
die größte Partymeile am Rhein. Events, Konzerte und das umtriebige Nachtleben locken junge Zuzügler an. Denn die Lichter
gehen vom Eigelstein bis in die Südstadt erst bei Sonnenaufgang aus.
Impressionen
10 – 11
KUNSTVOLLLES RHEINLAND
Die von Duane Hanson 1977 geschaffene „Woman with a purse“ ist ein Schlüsselwerk im Kölner Museum Ludwig, eine der
weltweit führenden Sammlungen zeitgenössischer Kunst. Die Rheinlande locken freilich mit Kunstschätzen aus allen
Epochen – bis in die Frühzeit reicht die Sammlung des Römisch-Germanischen Museums in Mainz.
Impressionen
12 – 13
 Impressionen
14 – 15

SOMMERNACHTSTRAUM IN DEN WEINBERGEN

In der Dämmerung funkeln Lichtergirlanden. Man sitzt an langen Tischen. In den Gläsern schimmert ein Riesling, und es
geht gesellig zu. Die Jacke? Bleibt auf der Stuhllehne, schließlich bürgen die sonnenverwöhnten Lagen für laue Nächte. Und
das Menü berechtigt in einer Genießerregion wie dem Rheingau zu den schönsten Hoffnungen (Foto: Steinberger Tafelrunde
des Rheingau Musik Festivals in der Domäne Steinberg des Kloster Eberbachs).
 Impressionen
16 – 17

BESIEDELT SEIT GRAUER VORZEIT

Stolz stellt das „Alte Haus“ in Bacharach sein Alter zur Schau: 1368 wurde der Fachwerkbau errichtet, so steht es an der
Fassade. Das über 500 Jahre später in einer Operette von Robert Stolz musikalisch verewigte Gasthaus ist nicht der älteste
Bau im Ort. Die gotische Wernerkapelle ist ein Jahrhundert, Burg Stahleck sogar zwei Jahrhunderte älter. Seit 70 000 Jahren
siedeln Menschen am Strom. Seit den Germanen und Römern hinterlassen sie Baudenkmäler, an denen sich die Geschichte
ablesen lässt – nicht zuletzt dank der auf die Fassaden gemalten Jahreszahlen.
MIT DEN FÜSSEN IM SAND
Vom Ufer den Blick auf den Strom genießen oder lieber aufs Schiff steigen? Das ist hier Frage. Die klassische Rheinkreuz-
fahrt ist seit dem 19. Jahrhundert touristisches Pflichtprogramm. Im Breitwandpanorama ziehen Weinlagen, Burgen, Natur-
schönheiten vorbei. Auch der Blick vom Ufer ist nicht zu verachten: Überall locken Lokale mit dem Zusatz „Rheinblick“. Als
moderne Variante dient wie hier in Mainz ein Beach Club. Oder wie wäre es mit Wandern und Mountain-Biken? Als Outdoor-
und Aktiv-Reiseziel ist der Rhein mindestens so attraktiv wie als Genießer- und Kulturreiseregion.
Impressionen
18 – 19
 Köln
20 – 21

Eine Stadt
als Gefühl
Kölns Beschwingtheit ist ansteckend. Hin-
fahren genügt. Den Rest übernehmen die
Kölner. Und setzen sich gern eine rosa Brille
auf. Köln ist überall schön, so ihr Credo.
Wohlmeinende sprechen angesichts wüster
Verkehrsschneisen und seelenloser Plätze von
kreativem Chaos. Dass das hässliche Entlein
sich gemausert hat, geht dabei leicht unter.
Das neue Köln ist nicht nur „ein Gefühl“, so
der Slogan von KölnTourismus, sondern
wirklich schön.

Gleich hinter dem Kölner Rheinufer ragen Groß St. Martin, Dom und
die Kuppel des MusicalDome auf
Zum Leben im Viertel gehört entspanntes Beobachten des Straßenlebens wie die Zeitung in der Eckkneipe – hier dem „Salon Schmitz“ im belgischen
Viertel (oben rechts) –, ein Kölsch vom Fass und ein bisschen Shopping – im „La Kölsche Vita“ im Belgischen Viertel beispielsweise (unten rechts)

Hier ist man goldrichtig: Terrasse des „Café Lokal“ im Weyertal von Köln-Sülz

Der Kölner Fischmarkt liegt etwas abseits vom brandenden Innenstadtverkehr und
vermittelt im Schatten von Groß St. Martin Altstadtflair
I m Veedel ist Köln nicht mehr Stadt,
sondern Großdorf und damit ganz
bei sich. Schnelles Durchrauschen
auf dem Weg ins Büro? Keine Chance,
denn der Nachbar hat immer Zeit für
eine flapsige Bemerkung. An der Ecke
tritt der Friseur vor die Tür, um über
das Wetter zu philosophieren. Beim
Bäcker müssen Bedienung und Tisch-
nachbarn in aller Breite neueste Nach-
barschaftsgerüchte und große Welt-
politik durchhecheln. Verzäll nennt sich
das Ritual, bei dem alle über alles und
mit jedem durcheinander plappern. In
soweit ähnelt sich jedes der 86 Kölner
Veedel. Ansonsten ist jedes Veedel an-
ders. Hip und chic kommt das Belgische
Köln
22 – 23
Viertel daher. Lindenthal ist kreuzbrav
und bürgerlich, der Eigelstein eine
Mischung aus Klein-Istanbul und Kiez.
Den Vogel in der nach oben offenen
Beliebtheitsskala Kölner Veedel schießt
aktuell Sülz ab – zumindest bei Um-
fragen unter Wohnungssuchenden und
Immobilienmaklern. Das fängt schon
beim Namen an. Kölscher als Sülz kann
kein Veedel heißen. Darüber hinaus
stimmen die Zutaten. Als da wären
„Haus Unkelbach“, ein urkölsches Brau-
haus mit Biergarten. Das Weyertal, eine
Café- und Restaurantmeile, die im
Sommer geradezu italienische Lebens-
freude versprüht. Der Italiener „Da
Siro“, der so etwas wie die Veedels-Kan-
Rathausturm, Dom und Groß St. Martin gehören zu Kölns Altstadt

Die 1643 gestiftete Goldene Kammer von
St. Ursula ist ein begehbarer Reliquienschrein
Der Domkirche St. Peter und
Maria werden unzählige
Superlative zugedacht –
unstrittig ist sicherlich, sie
sei eine der schönsten und
zugleich größten Kathedralen
Europas.
Himmelstürmende Gotik: das Mittelschiff
des Kölner Doms
tine ist. Das „Café Lokal“, dessen Ter-
rasse sich als der strategisch wichtigste
Platz im Veedel behauptet – an ihr
kommt niemand ungesehen vorbei.
Und als echtes Veedel hat Sülz zudem
einen eigenen Karnevalszug – am Kar-
nevalsdienstag, wenn in der Innenstadt
alles fast wieder vorbei ist.
WAHRZEICHEN DOM
Köln, 15. August 1248. Erzbischof Kon-
rad von Hochstaden legt an Mariä Him-
melfahrt den Grundstein für den neuen,
im gotischen Stil zu errichtenden Dom.
Dessen gewaltige Ausmaße sollen die
Pilgermassen, die seit der Überführung
der Reliquien der Heiligen Drei Könige
in die Stadt am Rhein 1164 anwachsen,
aufnehmen können. Dass es mehr als
600 Jahre bis zur Vollendung dauern
sollte, konnte niemand ahnen. 1560
kamen die Arbeiten aus Geldmangel zum
Stillstand, um erst wieder im 19. Jh. auf-
genommen zu werden. Ab 1842 wurde
weitergebaut. Diesmal legte kein katho-
lischer Kirchenfürst, sondern – furcht-
bar, dies sagen zu müssen – der protes-
tantische Preußenkönig Wilhelm IV.
den Grundstein. Einerlei, 1880 war der
Dom vollendet.
Mit knapp 8000 Quadratmetern
Fläche ist er Deutschlands größtes
Gotteshaus. Die Unesco hat ihn 1996
zum Welterbe erklärt. An die 20 000 Be-
Köln
24 – 25
sucher strömen im Tagesdurchschnitt
vor das wie eine Rakete von der Dom-
platte gen Himmel abhebende Westwerk:
Keine Sehenswürdigkeit in Deutsch-
land lockt mehr Besucher an. Die
Bomben des Zweiten Weltkriegs hat der
Dom leidlich überstanden. Ein Wunder,
klar doch. Umso stärker wirkt seine
Verankerung in der Kölner Seelenland-
schaft: Wo der Dom steht, ist Heimat.
AUFSCHWUNG MITTELALTER
Es gibt sie gleich im Dutzend. So viele
große romanische Kirchen zählt „et
hillije Kölle“. Alle zwölf liegen innerhalb
der Stadtmauer von 1180 – eine europa-
weit einmalige Ballung. Zu erklären ist
der architektonische Reichtum mit der
Bedeutung Kölns als größte deutsche
Stadt des Mittelalters. Als das „Rom des
Nordens“ zu Beginn der Neuzeit wegen
sich verlagernder Welthandelsrouten ver-
armte, fehlten die Mittel, die Kirchen
im Zeitgeschmack der Renaissance oder
des Barock umzugestalten. Die schweren
Zerstörungen an fast allen romanischen
Kirchen im Zweiten Weltkrieg sind be-
hoben. 1985 konnte mit dem „Jahr der
romanischen Kirchen“ die Wieder-
herstellung der Gotteshäuser gefeiert
werden. Auf seine eigene Art reizvoll ist
jedes. Der wuchtige Vierungsturm von
Groß St. Martin prägt die Rheinufer-
front vor der Altstadt. Der Kleeblattchor
Kölns Museumslandschaft umfasst so Vielfältiges
wie die „Garden Gallery“ von Sou Fujimoto im
Skulpturenpark (oben links), das David-Hockney-
Gemälde „A Visit with Christopher + Don, Santa
Monica Canyon“ im Museum Ludwig und einen
Besuch im Abenteuer-Museum Odysseum (unten
links)
 Köln
26 – 27

von St. Aposteln gilt als Hauptwerk

der Romanik im Rheinland. Unter
St. Severin liegt ein vorchristliches
Gräberfeld. In der Schreckenskammer
von St. Ursula schauen einen die samt-
bestickten Schädel der 11 000 im Ge-
folge der heiligen Ursula angeblich vor
den Toren der Stadt von Hunnen
dahingemetzelten Jungfrauen an …

BÜRGERMUSEEN UND -KUNST

Bürger der Stadt haben die Kunststadt
Köln aus der Taufe gehoben. Die Ge-
mäldesammlung des Wallraf-Richartz-
Museums geht auf eine Schenkung des
letzten Rektors der alten Kölner Univer-
sität Ferdinand Franz Wallraf (1748 bis
1824) und eine Stiftung des Kölner

Privates Mäzenatentum hat

Köln zu seiner Museumsland-
schaft verholfen.

Kaufmanns Johann Heinrich Richartz

(1795–1861) zurück. Grundstein für das
Museum Schnütgen war die Sammlung
mittelalterlicher Kunst von Alexander
Schnütgen, die der Theologe 1906 der
Stadt stiftete. Die Sammlung moderner
Kunst, die der Rechtsanwalt Joseph
Haubrich der Stadt nach dem Zweiten
Weltkrieg vermachte, bereichert das
Museum Ludwig, das selbst auf die
Schenkung der Aachener Schokoladen-
produzenten und Kunstmäzene Peter
und Irene Ludwig von 1976 zurückgeht.
Es war die Zeit, als Köln als Kunst-
metropole zu New York aufrückte, die
Zeit, in der Fluxus, Happening, Pop Art
und Neue Wilde gleichbedeutend mit
made in Cologne war, als die Art
Cologne zu Europas bedeutendster
Kunstmesse aufstieg. Vorbei.
Die Karawane der Galeristen und
Künstler ist nach Berlin weitergezogen.
Geblieben sind Stars der internatio-
nalen Kunstszene wie Gerhard Richter
und Rosemarie Trockel. Geblieben sind
im internationalen Kunstmarkt fest
Mit dem Dom als Kulisse: Die Kranhäuser von Bothe-Richter-Teherani nutzen heute
die alten Kais des Rheinauhafens

Beachvolleyball und Kölsch unter den alten Monumenten der Arbeit: Wo einst Flussschiffe ihre Ladung löschten,
am Südende des Rheinauhafens dümpeln heute Sportboote

Die „Kunstbar“ an der Domplatte gegenüber dem Bahnhof wird alljährlich
von einem renommierten Künstler neu gestaltet
etablierte Galerien von Gisela Capitain,
Christian Nagel, Daniel Buchholz oder
Susanne Zander.
INTEGRATIONSMODELL KÖLN
„Drink doch ene met“ – der Titel eines
Lieds der Bläck Föös ist Programm.
Köln integriert jeden. Der in Polen ge-
borene Fußballspieler Lukas Podolski
musste nicht lange beim 1. FC Köln
kicken, um die Herzen der Kölner zu er-
obern. Auch nach dem Wechsel zum
Neue unkonventionelle Londoner FC Arsenal bleibt „Prinz
Gestaltung schafft sich Poldi“, beim Rosenmontagszug 2012
mit einem eigenen Wagen geehrt, „ne
überall in Köln in eindrucks-
Kölsche Jong“. Eine der populärsten
voller Weise den nötigen Politikerinnen ist die in Istanbul ge-
Freiraum. borene Autorin Dr. Lale Akgün. Als
Marcus Gottschalk zum Karnevalsprinz
der Session 2011/2012 gekürt wurde,
war sein Lebensgefährte mit von der
Partie. Der Marketing-Berater bei Bayer
mit Wohnsitz im Belgischen Viertel
konnte dabei nichts Besonderes finden,
die Kölner Jecken sowieso nicht: „Ich
habe mich und meinen Partner nie ver-
steckt. Wir leben doch in Köln.“ Eben.
NEUES KÖLN
Es hat etwas gedauert, bis Köln nach
dem städtebaulichen Innovationsschub
der 1980er-Jahre Kraft für einen neuen
großen Wurf gesammelt hatte. Damals
wurde die Altstadt dank der Verlage-
Köln
28 – 29
Kletternd über den Rhein – die Hohenzollern-
brücke macht es möglich
rung des Verkehrs in den Rheinufer-
tunnel an den Strom zurückgeführt, die
wegweisende Bebauung um Groß
St. Martin vollendet, das Museum
Ludwig eröffnet. Fast zwei Jahrzehnte
lang geschah danach in städtebaulicher
Hinsicht eher wenig. Mit Beginn des
neuen Jahrtausends ist Kölns städtebau-
licher Dornröschenschlaf beendet. 2001
wurde im MediaPark der 148 Meter
hohe KölnTurm eingeweiht – auf der
von Jean Nouvel konzipierten Fassade
changieren Ansichten des Doms und
der Altstadt. Schlag auf Schlag ging es
weiter. Renzo Piano baute sein Welt-
stadthaus, dessen silbrig schimmernder
Walfischbuckel über der Fussgänger-
zone Wellen schlägt. Die Domplatte
wurde durch eine großzügige Frei-
treppe zugänglicher gemacht, der Bahn-
hofsvorplatz von Buden und Parkbuch-
ten entrümpelt.
Als neue Visitenkarte der Stadt aber
gilt der Rheinauhafen. Kühn auskra-
gende Kranhäuser, die zu Lofts um-
gebaute alte Speicherstadt, die futuris-
tische Microsoft-Zentrale katapultieren
Köln in die architektonische Oberliga
zeitgenössischen Bauens. Im Süden
setzt das Bayenthal Pumpwerk von
Kaspar Kraemer den chamäleonhaft
wechselnden Schlusspunkt: Bei Normal-
pegel leuchtet der gläserne Kubus grün,
bei Hochwasser rot.
Funkenmariechen und Spielmannszüge gehören zu jeder Karnevalssitzung –
hier des Traditionskorps Altstädter Köln 1922 im Gürzenich

Jecken auf dem Weg zum Karnevals-

Höhepunkt Rosenmontagszug

Wenn „dr Zoch kütt“, der Rosenmontagszug kommt und es Kamelle regnet,
gibt es kein Halten mehr
SCHÄL SICK WAR EINMAL
Es tut sich etwas auf der Schäl Sick,
dem „blinden“ rechten Rheinufer.
„Blind“, weil den Gäulen auf dem
Treidelpfad auf dem linken Rheinufer
das Auge zur Wasserseite verklebt
wurde, um die Tiere nicht durch Licht-
reflexe zu stören. Im Wortsinn heraus-
ragend für den städtebaulichen Auf-
bruch auf der rechten Rheinseite gilt
der gläserne Büroturm KölnTriangle.
Von seiner Aussichtsplattform hat man
den spektakulärsten Rundumblick über
die Domstadt. Überhaupt, nirgendwo
ist Köln schöner als vom Deutzer Ufer
aus betrachtet. Mit dem Wegzug vieler
Industrieunternehmen sind Deutz, Kalk,
Porz, Poll als Wohnviertel attraktiv
geworden. Schicke Lofts und mit ihrer
Vielfalt überraschende Guerilla-Gärten
bestimmen heute das Bild. Mit 20 000
Plätzen, Megakonzerten, Sportveran-
staltungen und TV-Shows macht die
Lanxess-Arena den Mangel an Museen
und Baudenkmälern wett. Die Köln
Arcaden locken mit rund 180 Geschäf-
ten. Der Fernsehsender RTL ist in die
denkmalgeschützten Messehallen aus
den 1920er-Jahren gezogen. Das rechts-
rheinische Köln zieht nach!
KÖLN, KARNEVAL UND KAMELLE
Zwischen der Eröffnung der Session am
11. 11. und Aschermittwoch gibt es kein
Köln
30 – 31
Entkommen vor der „superjeilen Zick“,
vulgo Karneval. Zweibeinige Tiger-
horden fallen in die Straßenbahn ein,
Pinguine machen den Neumarkt un-
sicher, Krankenschwestern stürmen die
Eckkneipe und trinken solange Kölsch,
bis der Arzt kommt. Oder der Räuber
sie holt.
Ab Weiberfastnacht kocht die Stadt:
Der Straßenkarneval ist eröffnet. „Et
Trömmelche jeht, un alle stonn parat.“
Wer jetzt die Stadt nicht verlassen hat,
geht im Strudel der Jecken unter. Herr-
lich! Dann kommt Rosenmontag: Vom
Himmel regnet’s Kamelle, Gummi-
bärchen und Strüssche. Immer noch
herrlich …
KARNEVAL

Stunk statt Prunk

Es gibt in Köln keine Alternative zum Karneval. Aber es gibt den
alternativen Karneval. Seit über 25 Jahren tritt die außerkarne-
valistische Opposition gegen Honoratiorenhumor und Ordnung im
Zoch an. Mutter aller alternativen karnevalistischen Umtriebe ist die
Stunksitzung. Ein Protagonist gibt Auskunft.
 DuMont Thema
Köln
32 – 33

W ie alle Jahre sorgte auch die Stunk-

sitzung 2012 für – Stunk. Der Sketch, in dem
sitzung steht? Das Konzept der Stunk-
sitzung steht, und unser zwölfköpfiges
Jesus auf dem Kreuzweg mit dem Segway Ensemble unter Präsidentin Biggi Wanninger
davonrollt, brachte von Seiten pikierter plus zehn Köbes-Underground-Musiker ist
Gläubiger herbe Kritik ein. komplett. Was nicht bedeu-
Andere trafen laut ein- tet, dass alles nach Schema
helliger Meinung ins F abläuft. Nach wie vor
Schwarze. Ex-CDU-Politiker entscheiden wir basis-
Rolf Bietmann, Stadtge- demokratisch über jede
spräch wegen dessen du- Nummer. Das dauert und
biosen Beratervertrags mit führt zu turbulenten Diskus-
der Stadtsparkasse, kam als sionen. Dreieinhalb Monate
Bankräuber zu „XY... unge- vor der ersten Sitzung
löst“, die Manager von fangen wir an.
Oppenheim-Esch als bösere Wie kam es trotz der an-
Buben als die der Hells fänglichen Anfeindungen
Angels, „die wenigstens seitens der offiziellen Kar-
einen Ehrenkodex“ haben. nevalisten zur Annähe-
Hans Kieseier, 50 Jahre, rung mit den „Stunkern“?
Tänzer, Schauspieler und Mitte der Neunziger Jahre
Regisseur, ist Mitglied der setzte das karnevalistische
Stunksitzung. Tauwetter ein. Man konnte
uns ganz einfach nicht
Wie lange sind Sie mehr ignorieren. Seit
Stunker? Seit 1987, drei Jahren waren alle Karten
Jahre nach der ersten ausverkauft. Das Fernsehen
Stunksitzung überhaupt. zeichnete uns längst auf.
Der Kontakt lief über Damals besuchte Gisbert
meinen besten Freund, der Brovot, der damalige Prä-
in einer Wohngemein- sident des Kölner Fest-
schaft im selben Haus komitees, die Stunksitzung.
wohnte wie ich. Michael ge- Wir wollen uns bei aller
hört zu den Gründern der Stunksitzung und Anerkennung durch die offiziellen Karneva-
wusste, dass ich eine Ausbildung zum listen jedoch nicht vereinnahmen lassen. Im
Schauspieler und Tänzer begonnen hatte. Rosenmontagszug werden wir wohl nie mit-
Also sprach er mich an. gehen.
Woher kommt ihre Vorliebe für die Wo bleibt bei 50 Sitzungen mit je 1000
Bühne? Mein Vater war protestantischer Gästen pro Session das Spontane und
Pfarrer im Rechtsrheinischen. Ich habe Bissige, für das die Stunksitzung steht?
schon als Kind bei den Krippenspielen der Unsere Fans erwarten von uns, dass wir auf
Gemeinde mitgemacht. das aktuelle lokale Geschehen eingehen. Die
Die Stunksitzung kennen Sie nicht nur von Stunksitzung steht zudem für soziale und
der Bühne? Von 1998 bis 2010 habe ich politische Themen. Dazu kann beispiels-
Regie geführt. Nebenbei inszeniere ich auch weise der Syrienkonflikt zählen. Stoff für
an anderen Bühnen, arbeite als Schauspieler die Stunksitzung gibt es jedes Jahr genug.
und leite Schauspiel-, Sprecher- und Co- Wenn Sie als Stunker einen Wunsch frei
medy-Workshops. hätten, dann … würde ich gern eine Stunk-
Wie halten Sie sich frisch für den frechen sitzung in Berlin machen, wo ich bereits viel
und subversiven Ton, für den die Stunk- gedreht habe.
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Infos
Lebenslustigste Stadt Deutschlands
Geschafft! Seit 2011 reicht es wieder zur
Millionenstadt, zum ersten Mal seit 1975.
Für die nach offizieller Zählung 1017155
Kölner ist ihre Heimatstadt ohnehin die
Größte. Ausgelassener wird nirgends gefei-
ert, toleranter ist kein Ort der Republik,
größer kein Dom. Als Medienstandort und
Künstlerquartier ist Köln ebenfalls Spitze.
„Mir sin die Weltmeister vum Rhing“. So
wunderbar selbstbesoffen können nur die
Bläck Fööss (wie erinnerlich die weltbeste
Karnevalsband) das Kölner Lebensgefühl in
eine Liedzeile gießen.
GESCHICHTE
Den Anfang machten die germanischen Ubier.
Deren Siedlung wurde 50 n. Chr. zur römischen
Kolonie mit Stadtrecht: Colonia Claudia Ara
Agrippinensium. Die Stadt blühte und erhielt
310 eine erste Rheinbrücke mit dem Castrum
Divita auf dem rechten Ufer, dem heutigen
Deutz. In der Spätantike war Köln fränkische
Königsresidenz, bereits Ende des 8. Jh. Sitz
eines Erzbischofs. Im Mittelalter begann das
Goldene Zeitalter der Stadt. Handel und Rhein-
zoll sorgten für Wohlstand. Höhepunkt war die
Überführung der Reliquien der Heiligen Drei
Könige nach Köln 1164 – die Stadt wurde euro-
päischer Wallfahrtsort, der Grundstein für den
Dom 1248 gelegt. Die 1475 zur Freien Reich s -
stadt erklärte Rheinmetropole verlor im 16 Jh.
den Anschluss an die Neuzeit. Die Epoche der
Hafenstädte war angebrochen – Köln lag
weitab und verfiel in einen Dornröschenschlaf,
aus dem die einmarschierenden Franzosen die
Stadt 1801 erweckten. Auf die Franzosen
folgten 1815 die Preußen, unter denen 1823
der erste geordnete Rosenmontagszug durch
Köln zog. 1917 wurde Konrad Adenauer Ober-
bürgermeister und bis zu seiner Amtsent-
hebung durch die Nationalsozialisten 1933
wurde die seit 1798 geschlossene Universität
neu eröffnet, die Kölner Messe gebaut und der
Innere und Äußere Grüngürtel angelegt.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs ist Köln zu
70 %, die Innenstadt sogar zu 90% zerstört. Der
Wiederaufbau erfolgt in Beton, Asphalt und
Kacheln. Erst in den 1980er-Jahren gelingt mit
der Neugestaltung der Altstadt und der
Mu seumslandschaft auf dem Domhügel ein
städtebaulicher Qualitätssprung. Mittlerweile
ist die Erweiterung des Rheinpanoramas durch
das Jahrhundertprojekt Rheinauhafen so gut
wie abgeschlossen.
Information
KölnTourismus, Kardinal-Höffner-Platz 1,
50667 Köln, Tel. 0221 30 40 0,
www.koelntourismus.de
SEHENSWERT
Dom
Der ab 1248 errichtete gotische 01 Dom
St. Peter und Marien TOP ZIEL (www.
koelner-dom.de; Mai–Okt. tgl. 6.00–21.00, sonst
tgl. 6.00–19.30 Uhr) überragt mit seinen 157 m
hohen Türmen die Stadt. Wichtigster Schatz ist
der Dreikönigenschrein hinter dem Hochaltar;
das mit Halbedelsteinen verzierte Meisterwerk
mittelalterlicher Goldschmiedekunst hütet an-
geblich die Gebeine von Caspar, Melchior und
Balthasar. Das Chorgestühl (um 1320) gilt als
größtes Deutschlands, das Gerokreuz (um 980)
in der Kreuzkapelle als die älteste Großskulp-
tur des Heilands nördl. der Alpen. Das älteste
Fenster des Doms (um 1260) in der Dreikönigs-
kapelle zeigt Szenen aus dem Neuen und Alten
Testament; das jüngste im Südquerhaus, ein
aus Farbquadraten geschaffenes Lichtwunder
(2007), stammt von Gerhard Richter. Die Dom-
schatzkammer an der Nordseite zeigt sakrale
Kunst von der Spätantike bis ins 20. Jh.
(www.domschatzkammer-koeln.de; tgl. 10.00
bis 18.00 Uhr). Der Südturm kann bestiegen
werden: Nach 533 Treppenstufen reicht der
Blick bis zum Siebengebirge (Mai–Sept. tgl.
9.00–18.00, März, April und Okt. tgl. 9.00 bis
17.00, Nov.–Febr. tgl. 9.00–16.00 Uhr).
Nördliche Altstadt
Die 04 Bastei, ein expressionistisches Pan-
oramarestaurant auf dem Sockel eines Befes -
tigungsturms, und die romanische Kirche 03
St. Kunibert prägen die Rheinfront der nördl.
Altstadt. Dahinter liegen mit dem Kuniberts-
viertel und dem Eigelstein zwei volkstümliche
und bei jungen Kreativen beliebte Veedel. Die
06 Eigelsteintorburg (13. Jh.), eines der er-
haltenen mittelalterlichen Stadttore, grenzt die
Altstadt nach Norden ab. 08 St. Gereon ver-
bindet Spätantikes mit mittelalterlicher Bau-
kunst; ein gewaltiges Zehneck (13. Jh.) über-
kuppelt die ovale Kirche aus dem 4. Jh., zu
Ehren christlicher Märtyrer errichtet.
Das 11 Hahnentor regelte im 13. Jh. den Zu-
gang von Westen. Dahinter erstreckt sich das
Friesenviertel mit umtriebigen Shopping-
meilen. Im Westen des 12 Neumarkts türmt
sich die romanische Kirche St. Aposteln
(Urspr. 11. Jh.) auf. In der 13 Glockengasse
duftet es nach Kölnisch Wasser; das gotisie-
rende 4711-Haus ist Wiege des bekannten
Eau-de-Cologne-Herstellers und Sitz des Duft-
museums (Glockengasse 4, www.4711.com;
Führung Sa. 13.00 Uhr).
Das mit einer Renaissancelaube an der Haupt-
fassade versehene Rathaus (14. Jh.) überragt
mit seinem 61 m hohen Turm (15. Jh.) den 15
Alten Markt, die gute Stube der Altstadt. Die
Archäologische Zone vor dem Rathaus er-
Köln
34 – 35
Kölns Rathaus am Alten Markt
laubt Einblicke in römische und jüdische Ver-
gangenheit. Der römische Stadthalterpalast
Prätorium und Reste des antiken Abwasser -
kanals sind bei einer Tour unter die Erde zu be-
sichtigen (Zugang Kleine Budengasse 2; Di.–So.
10.00–17.00 Uhr); die unter einer Glaspyramide
auf dem Rathausplatz sichtbare Mikwe (jü -
disches Ritualbad) wird mit dem antiken Ubier-
monument Teil eines neuen Museumskom -
plexes werden. Südl. des Rathauses steht mit
dem Gürzenich Kölns spätmittelalterliches
Festhaus (Urspr. um 1445; heute Veranstal-
tungszentrum).
Südliche Altstadt
Der als Sitz der feministischen Zeitschrift
„Emma“ genutzte 24 Bayenturm (Urspr. 13. Jh.)
und die romanische Kirche 19 St. Maria in
Lyskirchen (Urspr. um 1220) sind Blickfang am
Rheinufer der Altstadt Süd. Das 23 Severinstor
(Urspr. 13. Jh.) schließt nach Süden ab. Im
Norden der Seve rinsstraße steht die massige
romanische Säulenbasilika 21 St. Georg (Urspr.
11. Jh.). Das 18 Overstolzenhaus ist Kölns
einziges erhaltenes romanisches Patrizierhaus
(Urspr. um 1225, Rheingasse 8; Kunsthoch-
schule für Medien, frei zugänglich). 22 St. Pan-
taleon entstand Mitte des 10. Jh.: Schlanke
Rundtürme flankieren einen Vierungturm.
Neues Köln
Der 20 Rheinauhafen (www.rheinauhafen-
koeln.de) verlängert Kölns Rheinpanorama mit
kühn auskragenden Kranhäusern, futuristischer
Microsoft-Zentrale, zu Lofts umgebauter alter
Speicherstadt nach Süden. Peter Zumthor hat
über der Ruine der im Zweiten Weltkrieg zer-
störten Pfarrkirche St. Kolumba das 14 Kunst-
museum des Erzbistums Köln Kolumba er-
richtet; durchlässiges Mauerwerk lässt diffuses
Licht ins Innere (Kolumbastraße 4, www.ko
lumba.de; Mi.–Mo. 12.00–17.00 Uhr). Das 13
Weltstadthaus, von Renzo Piano für Peek &
Infos
Die „Bastei“ am Nordrand der Altstadt
Cloppenburg gebaut, bringt interessante Ele-
ganz in eine schnöde Fußgängerzone (Schilder-
gasse 65, www.peek-cloppenburg.de).
Der gläserne LVR-Büroturm 16 Köln Triangle
ist das neue Wahrzeichen der rechten Rhein-
seite; von der Aussichtsplattform Rundumblick
über Köln (Ottoplatz 1, www.koelntriangle.de;
Mai–Sept. Mo.–Fr. 11.00–22.00, Sa. und So. 10.00
bis 22.00, sonst Mo.–Fr. 12.00–18.00, Sa. und So.
10.00–18.00 Uhr, bei Sturm und Gewitter geschl.).
MUSEEN UND KUNST
Die reiche Museumslandschaft und eine inter-
national agierende Galerienszene machen Köln
zur deutschen Kunstmetropole (www.museen-
koeln.de und www.koelngalerien.de). Nach -
folgend eine Auswahl:
Hinter der Renaissancefassade des Zeughauses
passiert im 07 Kölnischen Stadtmuseum die
Stadtgeschichte Revue (Zeughausstraße 1, Tel.
0221 22 12 23 98, www.museenkoeln.de/koel
nisches-stadtmuseum; Di. 10.00–20.00, Mi.–So.
10.00–17.00 Uhr). Das 01 Römisch-Germa -
nische Museum, 1974 am Fundort des antiken
Dionysos-Mosaiks gebaut, zeigt Funde von der
Urgeschichte bis ins frühe Mittelalter (Roncalli-
platz 4, Tel. 0221 22 12 44 38, www.museen
koeln.de/roemisch-germanisches-museum; Di.
bis So. 10.00–17.00 Uhr). Das 01 Museum
Ludwig TOP ZIEL gehört zu den bedeutenden
Museen für die Kunst des 20. und 21. Jh. (Hein-
rich-Böll-Platz, Tel. 0221 2212 61 65, www.
museum-ludwig.de; Di.–So. 10.00–18.00 Uhr).
Im 14 Wallraf-Richartz-Museum & Fonda-
tion Corboud, dem wichtigsten Kunstmuseum
Nordrhein-Westfalens, ist europäische Malerei
des 13.–19. Jh. zu sehen (Obenmarspforten,
Tel. 0221 22 12 11 19, www.wallraf.museum/;
Di.–So. 10.00–18.00, Do. 10.00–21.00 Uhr). Das
14 Museum für Angewandte Kunst, Kölns
schönstes Nachkriegsmuseum, zeigt Design in
Beziehung zur Bildenden Kunst (An der Recht-
schule, Tel. 0221 22 12 67 14, www.museenkoeln.
de/museum-fuer-angewandte-kunst; Di.–So.
11.00–17.00 Uhr). Das 12 Rautenstrauch-
Joest-Museum, jüngster unter Kölns großen
Museumsbauten, lädt zu einer Reise durch die
Kulturen unserer Erde ein (Cäcilienstraße 29,
Tel. 0221 22 13 13 56, www.museenkoeln.de/
rautenstrauch-joest-museum; Di.–So. 10.00 bis
18.00, Do. 10.00–21.00 Uhr). Das 12 Museum
Schnütgen für mittelalterliche Kunst zeigt in
der romanischen Kirche St. Cäcilia Exponate
aus acht Jahrhunderten (Cäcilienstraße 29,
Tel. 0221 22 12 23 10, www.museenkoeln.de/
museum-schnuetgen; Di.–So. 10.00–18.00, Do.
10.00–21.00 Uhr). Die Sammlung chinesischer,
japanischer, koreanischer Kunst im 10 Mu-
seum für Ostasiatische Kunst ist einzigartig
(Universitätsstraße 100, Tel. 0221 22 12 86 17,
www.museenkoeln.de / museum-fuer-ostasia
tische-kunst; Di.–So. 11.00–17.00 Uhr). Im 05
Skulpturenpark (Elsa-Brändström-Straße 9,
www.skulpturenparkkoeln.de) ist unter freiem
Himmel ein breites und hochkarätiges Spek-
trum zeitgenössischer Skulpturen zu sehen.
Das 20 Schokoladenmuseum präsentiert
den Werdegang einer Kakaobohne zur Schoko-
tafel (Rheinauhafen, Tel. 0221 93 18 88 0, www.
schokoladenmuseum.de; Di.–Fr. 10.00–18.00,
Sa., So. und Fei. 11.00–19.00 Uhr).
MUSIK UND THEATER
Das Programm der 01 Kölner Philharmonie
umfasst Klassik, Neue Musik, Jazz und kölsche
Töne (Bischofsgartenstraße 1, Karten-Tel. 0221
28 02 80, www.koelner-philharmonie.de). Die
1962 eröffnete 13 Kölner Oper wird saniert;
Aufführungen finden bis 2015 auch in anderen
Spielstätten statt (Karten-Tel. 0221 22 12 84 00,
www.buehnenkoeln.de). Im 02 MusicalDome
gastieren Musicalensembles (Goldgasse 1,
kostenpfl. Karten-Tel. 01805 20 01, www.musical-
dome.de). Konzerte internationaler Popstars
finden in der Lanxness-Arena statt (Willy-
Brandt-Platz 3, Karten-Tel. 0221 80 20, www.
lanxess-arena.de).
Daneben gibt es etliche Clubs: Avantgarde im
Loft (Wissmannstraße 30, www.loftkoeln.de),
Jazz im Stadtgarten (Venloer Straße 40, www.
stadtgarten.de), Dancefloor im Gebäude 9
(Deutz-Mülheimer-Straße 127, www.gebaeude
9.de), Rock, Pop, Electronic im Blue Shell (Lu-
xemburger Straße 32, www.blue-shell.de) oder
im Luxor (Luxemburger Straße 40, www.luxor-
koeln.de).
Das 13 Schauspiel (Tel. 0221 22 12 84 00, www.
schauspielkoeln.de), Theater des Jahres 2010,
wird wie die benachbarte Oper saniert. Bis zur
Wiedereröffnung finden die Aufführungen in
der EXPO XXI-Halle statt. Mundartbühne der
Stadt ist das Millowitsch-Theater (Aachener
Straße 5, Tel. 0221 27 27 37 0, www.millowitsch.
de). Experimentelles Theater ist in der Studio-
bühne Programm (Universitätsstraße 16a, Tel.
0221 470 45 13, www.studiobuehne.uni-koeln.
de) . Anspruchsvolle Unterhaltung bietet das
Theater im Bauturm (Aachener Straße 24,
Karten-Tel. 0221 52 42, www.theater-im-bau
turm.de). Kabarett gibt es im Senftöpfchen
(Große Neugasse 2, Tel. 0221 258 10 58, www.
senftoepfchen-theater.de) und im Comedia
(Vondelstraße 4, Tel. 0221 88 87 72 22, www.
comedia-koeln.de).
EINKAUFEN
In der Fussgängerzone Hohe Straße und
Schildergasse reiht sich ein international täti-
ger Filialist für Streetwear und Jeansmode an
den anderen. Trendiger ist das Angebot an der
Ehrenstraße und den umliegenden Gassen.
Die hochpreisige Mittelstraße steht für Mode
mit Couture-Anspruch. Als Fashion District mit
Avantgarde-Labels lockt das Belgische Viertel.
HOTELS UND RESTAURANTS
Hotels
Das € € € / € € St. Joseph ist eines von drei
Hopper-Hotels, die historische Bauten mit
modernem Interieur verbinden (Dreiköniginnen-
straße 1, 50678 Köln, Tel. 998 00 00, www.hop-
per.de). Knapp ein Dutzend der puristischen
Zimmer des € € Früh am Dom hat Domblick
(Sporergasse 1, 50667 Köln, Tel. 0221 27 29 20,
Tipp
Chic belgique
Gradmesser des Hipnessfaktors sind die
vielen coolen Cafés und Boutiquen
zwischen Aachener Straße, Hohenzol-
lernring und Venloer Straße. Nicht nur im
„La Kölsche Vita“ wird gezeigt, wie ange-
sagt kleines Karo und Pünktchenmuster
sein können, und die Terrassen von
„Metzgerei Schmitz“ und „Salon Schmitz“
an der Aachener Straße machen die
Nacht zum Tag. Anf. Juni feiert sich das
Viertel mit dem Fashion-, Music- und
Kunst-Event „Le Bloc“.
Weitere Informationen
auf www.chicbelgique.de und
www.lebloc.squarespace.com

Tipp
Wellness im Denkmal
Kölns schönste Wellness-Oase steht
unter Denkmalschutz: Das Neptunbad
wurde 1912 als öffentliche Badeanstalt
eröffnet. In der ehem. Schwimmhalle
werden heute Muskeln trainiert, und un-
ter der Kuppel des Kaiserbads im 37°C
warmen Wasser kann man zu Sphären-
klängen meditieren.
09 Neptunbad , Neptunplatz 1,
Köln- Ehrenfeld, Tel. 0221 71 00 71,
www.neptunbad.de; tgl. 9.00–24.00 Uhr
www.hotel-eden.de). Das € Meininger ent-
schädigt durch zentrale Lage und freundlichem
Service für den Jugendherbergscharme (Engel-
bertstraße 33, 50674 Köln, www.meininger-
hotels.com).
Restaurants
Rote Plexiglasfauteuils sorgen für eine sty-
lische Note im € € € / € € WeinAmRhein mit
moderner Küche (Nördliche Altstadt, Johannis-
straße 64, Tel. 0221 91 24 88 85, www.weinam
rhein.eu; Sa. mittags, So., Mo. geschl.). Kreative
Küche, fideler Service, tolle Terrasse sind die
Zutaten zu Kölns bestem Veedel-Italiener € € Da
Siro (Sülz, Weyertal 41, Tel. 0221 44 10 51,
www.dasiro.de; Sa. mittags und So. geschl.).
Brauhäuser
Das € Sion ist ein Altstadt-Traditionshaus mit
weitläufigen Sälen und guter kölscher Küche
(Unter Taschenmacher 5, Tel. 0221 257 85 40).
Das € Päffgen besitzt Beichtstuhl (Kassen-
häuschen) und Biergarten (Friesenstraße 64,
Tel. 0221 13 54 61). € Früh em Veedel ist über-
schaubar, gut gelaunt und meist rappelvoll
(Chlodwigplatz 28, Tel. 0221 31 44 70; So. ge-
schl.). € Reisdorf em Unkelbach ist ein Brau-
haus der gutbürgerlichen Art (Luxemburger
Straße 260, Tel. 0221 41 41 84). € Em Golde
Kappes zeigt Originalinterieur von 1913 (Neus -
ser Straße 295, Tel. 0221 73 49 32; So. geschl.).
DuMont Aktiv
Durch den Rheinauhafen
Mit dem Umbau des Rheinauhafens in ein Wohn- und Geschäftsviertel
verlängerte die Domstadt ihre Schokoladenseite nach Süden. Allein die
Tiefgarage unter dem Neubauviertel misst 1,6 km! Grund genug, bei der
Erkundung des Viertels auf den Segway umzusteigen.
Nächster Halt: „Kontor 19“. Eine
leichte Beugung nach vorn, und
der einem Rasenmäher nicht ganz
unähnliche Segway steht still.
Vom Gold und Dunkelgrau schim-
mernden Büroriegel schweift der
Blick nach Süden zum mittelalter-
lichen Bayenturm, hinter dessen
Mauern Alice Schwarzers Feminis-
tisches Archiv untergebracht ist.
Im Norden kragen die gläsernen
Kranhäuser von Bothe-Richter-
Teherani zum Rhein aus, dahinter
thront der Dom. Mehr altes und
neues Köln auf einmal geht nicht.
Ana Maria Bermejo zeigt eine
Aufnahme des Rheinauhafens vor
dem Umbau zu Kölns neuer
städtebaulicher Visitenkarte. Man
sieht Lastkähne und Kontore, wo
WEITERE INFORMATIONEN
Architektur-Stadtführung, Rektor-
Schmitz-Straße 5, Tel. 0221
955 35 15, www.architektur-stadt
fuehrung.de
Außer der originellen Segway
ArchiTour gibt es auch Führungen
zu weiteren Themen wie Die
Kapitel
Köln
<Kein(e,r)>
36 – 37
heute futuristische Büro- und
Wohnbauten stehen.
Knapp zwei Kilometer misst die
Uferfront des Rheinauhafens.
Dank des Segway ist die „Archi-
Tour“ ein Klacks und ein Frisch-
luftvergnügen zugleich. Das zwei-
rädrige, elektrisch angetriebene
Fahrzeug, lässt sich mit ein biss-
chen Übung einfach fahren –
durch Körperneigung und Ver-
lagerung des Gleichgewichts in
die Richtung in die man fahren
möchte. Der Rheinauhafen ist das
Lieblingsterrain der Stadtführerin,
die auch Architektin ist: „Nirgend-
wo hat Köln mehr moderne Archi-
tektur und Urlaubsgefühl auf ein-
mal zu bieten.“ Sprachs und surrte
Richtung Südkai voran.
Museumsgeschichte Kölns, Der
Dom und seine Umgebung,
Colonia mit Zeugnissen römischer
Stadtplanung, Baugeschichte im
Mittelalter, Spuren des 18./19. Jahr-
hunderts und Kunst im öffent-
lichen Raum.
 Unteres Mittelrheintal
38 – 39

Junger
Charme
der alten
Republik
Unter den Charme der alten Bundesrepublik,
der in Fachwerkidyllen wie Linz oder hinter
den Stadtmauern von Andernach spürbar ist,
mischt sich ein frischer Wind. Auf dem
Drachenfels ist ein modernes Ausflugslokal
entstanden, und am Rolandsbogen hat ein
trendiges Berliner Weinhaus die Gastronomie
übernommen. Auch Bonn hat, von staats-
tragender Last befreit, den Sprung ins
21. Jahrhundert absolviert.

Herz der Bonner Altstadt ist der Marktplatz mit dem

Rokokobau des Rathauses
Die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtete Doppelkirche St. Maria und Clemens im Bonner Stadtteil Schwarzrheindorf
wird für ihre Deckenmalereien gerühmt: Blick von der unteren hinauf zur oberen Kirche

Bonns Altstadt wird für ihr menschliches Maß geschätzt:

im Einkaufsparadies Sternstraße

Drei weithin sichtbare kegelförmige Lichttürme stehen für den Dreiklang von Architektur, Malerei und Skulptur:
Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Bonn galt je nach Sichtweise
als „kleine Hauptstadt für
zwischendurch“ oder als
„wunderbares Provisorium“.
Moderator Friedrich Küppersbusch
und Ex-Minister Norbert Blüm
W enige Kilometer nördlich
der Siegmündung bilden
dampfende Schlote und gi-
gantische Öltanks eine Science-Fiction-
Kulisse. Wesseling, Standort von Unter-
nehmen der Chemieindustrie und Raf-
finerien, ist im Kammerbezirk der IHK
Köln die Stadt mit dem größten prozen-
tualen Anteil an Gewerbeflächen. Noch
von der Siegmündung sind Ausläufer
des Industriekomplexes zu erkennen.
Am Ufer des Rheinnebenflusses aber
stürmen statt Schloten majestätische
Pappeln in den Himmel. Altarme und
Feuchtauen verwandeln die Ufer in eine
amphibische Landschaft. Kiesbänke
werden von Silber- und Korbweiden be-
schattet. Ein Eisvogel blitzt metallisch-
blau übers Wasser. Mit etwas Glück
kreist ein Schwarzmilan über den Wan-
derern, die das Naturschutz-Idyll er-
kunden. Wer über den Fluss möchte:
Auf Höhe des Ausflugslokals „Zur Sieg-
fähre“ pendelt im Sommerhalbjahr die
„Adelheid“ über den Fluss. Die Passage
mit Deutschlands einziger Ein-Mann-
Fähre dauert ganze eineinhalb Minuten.
WEG ZUR BUNDESHAUPTSTADT
Regiert wurde in Bonn schon immer,
ein bisschen zumindest. Daran erinnern
Stadt- und Poppelsdorfer Schloss. Beide
sind Hinterlassenschaften von Kurfürst
Clemens August, der als letzter Wittels-
Unteres Mittelrheintal
40 – 41
bacher bis 1761 in Bonn Hof gehalten
hat. Clemens August war ein kunst-
sinniger und vergnügungssüchtiger
Herrscher, der Bonn mit rokokoketten
Bauten zur eleganten Residenzstadt des
Kurstaats Köln ausgebaut hat. Es ging
fidel bei Hofe zu: Der Kurfürst soll sich
zu Tode getanzt haben.
Nicht ganz so heiter waren die An-
fänge Bonns als Hauptstadt der Bundes-
republik Deutschland. Immerhin zu
einem Drittel war die Stadt im Zweiten
Weltkrieg zerstört worden. Es blieben
jedoch genug Räumlichkeiten, um 1948
den Parlamentarischen Rat, der das
Grundgesetz eines neuen deutschen
Staats entwerfen sollte, unterzubringen.
Den Vorsitz führte Konrad Adenauer.
Der Rest ist die Geschichte einer Haupt-
stadt, die dem mit Demut das inter-
nationale Parkett wieder betretenden
Land gut zu Gesicht stand. Denn eine
Weltstadt war Bonn auch als Haupt-
stadt nicht.
Das zeigt auch – über 20 Jahre nach
dem Votum des Bundestags für den
Regierungsumzug nach Berlin – ein
Bummel durch das nun „Bundesstadt“
genannte Bonn. Zwischen romanischem
Münster, Rheinufer und Hofgarten lädt
eine lebenslustige Stadt mit mensch-
lichen Ausmaßen zum Flanieren, Ein-
kehren, Anschauen ein. Die „Bonner
Republik“ ist tot – es lebe Bonn!
Blick entlang der Promenade auf Schloss Augustusburg in Brühl – hier in
der Morgensonne

Beethoven-Denkmal auf dem Münsterplatz in Bonn und Genuss auf der

Sonnenterrasse des Weinbistro und Cafés „Midi“

Ist Augustusburg äußerlich noch vergleichsweise schlicht für ein Rokokoschloss,
wird im Inneren jegliche Zurückhaltung aufgegeben: Treppenhauspracht
Special WEG DER DEMOKRATIE
Zu Fuß in die junge Bundesrepublik
Skulptur von Henry Moore vor dem früheren Bundeskanzleramt
Der deutsche Weg zur Demokratie
war lang. Kurz dagegen ist der Bon-
ner „Weg der Demokratie“.
Nach dem Start am Haus der Ge-
schichte ist mit dem Bundesrat im
Nordflügel des Bundeshauses Punkt 1
erreicht. Der Umbau der Pädagogi-
schen Akademie zum Bundeshaus –
Punkt 2 – begann im Frühjahr 1949.
Es folgt Punkt 3, der Plenarsaal des
Deutschen Bundestages. Während
der Bauarbeiten von 1986 bis 1992
tagte der Deutsche Bundestag im
Wasserwerk – macht Punkt 4. Das
Bundeskanzleramt, Punkt 8, von
1976 bis 1999 Amtssitz des Bundes-
kanzlers, sah als ersten Hausherrn
Helmut Schmidt. Ludwig Erhard hat
1963 den Bau des benachbarten
Kanzlerbungalow in Auftrag gegeben.
Ganz anders gibt sich die Villa Ham-
merschmidt: Der frühere Amtssitz
des Bundespräsidenten ist eine spät-
klassizistische Fabrikantenvilla.
Unteres Mittelrheintal
42 – 43
SPRUNG INS 21. JAHRHUNDERT
Am Bonner Bogen setzte Bonn zum
städtebaulichen Sprung ins 21. Jahr-
hundert an. Linksrheinisch überragt der
162 Meter hohe Post Tower den Freizeit-
park Rheinaue. Weiter stromaufwärts
schlagen die gläsernen Fassaden des
europäischen Forschungszentrums
Caesar Wellen. Auf der anderen Seite
des Stroms ist rund um das Gelände der
aufgelassenen Zementfabrik Rohmühle
eine hypermoderne Uferbürocity ent-
standen. Die trutzburgartige, um einen
gläsernen Anbau erweiterte Rohmühle
beherbergt Büros von Softwareunter-
nehmen, ein renommiertes Studienkol-
leg und das Ausflugslokal „Rohmühle“.
Schick und trendy wird es im spacigen
„Kameha Grand Hotel“, das einem
elliptisch gebogenen Raumschiff ähn-
lich am Rheinufer angedockt hat. Gleich
daneben werden die kühn auskragen-
den „Rheinwerk 3“-Büroriegel das Areal
abschließen. Allein in der weißen, trans-
parenten Hülle der Drillingsbauten,
selbstverständlich als ökologisch durch-
dachte Green Buildings zertifiziert,
werden tausend Angestellte arbeiten.
WIEGE DER RHEINROMANTIK
35 Millionen Besucher können nicht
irren. So viele Passagiere hat die Dra-
chenfelsbahn seit ihrer Eröffnung 1883
auf den 312 Meter hohen Drachenfels
An der Siegmündung in den Rhein bei Mondorf
(oben links). Neugotischer Burgentraum: Drachen-
burg auf dem Drachenfels von Königswinter (oben
rechts). Mit der Ein-Mann-Fähre über die Sieg bei
Bergheim (unten links). Der Architekt Richard
Meier schuf den modernen Anbau des Arp-
Museums im Bahnhof Rolandseck mit Blick auf
den Rhein (unten rechts)

Vom Rolandsbogen geht der Blick hinüber zum Siebengebirge mit dem Schloss Drachenburg und dem Gästehaus der Bundesrepublik,
dem Petersberg, auf dem jahrzehntelang Geschichte gemacht wurde
Der Ausblick vom Drachenfels
ist ein Hochgenuss – der
Recke Siegfried soll aller-
dings nur Augen für den
legendären Drachen gehabt
haben.
gebracht. Das Wahrzeichen des Sieben-
gebirges ist zudem einer der meist-
bestiegenen Gipfel der Welt. Wie viele
Besucher zu Fuß hinaufkommen, ist
allerdings unbekannt. Sehr viele jeden-
falls, denn der Fels zählt dank Nibe-
lungenlied zu einem der Zentren der
Rheinromantik. Hier soll Siegfried
seinen Drachen getötet haben.
Auch die von doppelten Säulen ge-
tragene Ruine der Klosterkirche Heister-
bach war Pflicht für die Rheinreisenden
des 19. Jahrhunderts. Erhaben noch als
Ruine, ragt der Chor im Heisterbacher
Tal empor. An so viel malerischer Rui-
nenromantik konnte eine empfindsame
Seele nicht vorbeigehen.
VERBUMMELTES RHEINTAL
Nur im Winter, wenn die kahlen Bäume
den Blick freigeben, ist das Kloster auf
der Insel Nonnenwerth in seiner spät-
barocken Schönheit vom Rheinufer aus
zu sehen. Die übrige Zeit des Jahres
harren Insel und Kloster in einer Art
Dornröschenschlaf aus, aus dem sie
auch nicht das dem Kloster ange-
gliederte Gymnasium erweckt. Franz
Liszt hat sich 1840/1841 mit Marie
d’Agoult hierher zurückgezogen. Aus
dem Plan, sein Leben auf Nonnenwerth
zu verbringen, wurde allerdings nichts.
Vom Rolandsbogen fällt der Blick
ebenfalls auf die Insel im Strom. Es hat
Unteres Mittelrheintal
44 – 45
sich einiges auf dem kleinen Fels-
plateau hoch über dem Rhein verän-
dert. Das gleichnamige Traditionslokal
wurde gründlich entstaubt und ist jetzt
in „preußischer“ Hand: Das Berliner
Weinhaus „Lutter & Wegner“ betreibt
das „Rolandseck“ seit jüngstem. Ver-
bummelt aber bleibt die Anfahrt vorbei
an Schafswiesen, Esskastanien und
Grimmschen Märchenwäldern.
Nächster Halt: Hans Arp. Dem Da-
daisten, 1886 in Straßburg geboren, ge-
storben 1966 in Basel, ist mit dem
umgebauten Bahnhof Rolandseck und
einem vom amerikanischen Architekten
Richard Meier in den Hang darüber ge-
bauten Neubau ein besonderes Museum
gewidmet. Nach anfänglichen Streitig-
keiten um die Authentizität einiger
Werke ist ins Arp-Museum Frieden ein-
gekehrt. Sonderausstellungen, hoch-
karätige Lesungen und Konzerte haben
das Museum zu einem Nabel der Kul-
turlandschaft Unterer Mittelrhein ge-
macht.
WESTERWALD UND EIFEL
Bei Rheinbrohl lag in der Antike der
Caput Limitis. Von hier zog sich der 550
Kilometer lange Grenzwall rheinauf-
wärts bis an die Donau. Der im ersten
Jahrhundert unter Kaiser Vespasian be-
gonnene Limes sollte Römisches Reich
und Germanien trennen. Mittlerweile
Eine Frage des persönlichen Geschmacks: Einkehr im Weinhaus „Im Lämmlein“ in der Pützgasse
von Unkel (oben) oder in der Gutsschänke im Hofgarten Dernau im Ahrtal (unten)

Die Abteikirche von Maria Laach gilt als einer der Höhepunkte
rheinländischer Romanik

Cafés, Restaurants und gemütliches Fachwerk
säumen den Marktplatz von Linz am Rhein
ist der Obergermanisch-Rätische Limes
Unesco-Welterbestätte. In Rheinbrohl
erinnert ein rekonstruierter Wachturm
an das Titanenprokekt der Römer. Wie
der Alltag hinter dem Limes aussah,
zeigt die „RömerWelt“ im Rheinbrohler
Weiler Arienheller. Mitmachen er-
wünscht! An dieser Stelle sei nur so viel
verraten: Das Tragen eines Ketten-
hemds erfordert den ganzen Besucher.
Morgengebet um fünf Uhr, danach
Arbeiten im Klostergarten: Auch die Ein-
kehr bei den Benediktinern im Kloster
Maria Laach erfordert den ganzen
Menschen, wie Abt Benedikt versichert.
Das Kloster, ein Meisterwerk der rhei-
nischen Romanik in romantischer Lage
Unteres Mittelrheintal
46 – 47
am See, ist ein Touristenmagnet. Umso
stiller verlaufen die Einkehrtage und
Exerzitien in der Klausur und dem
Gästehaus.
So still wird es in Andernach wäh-
rend der Saison kaum. Schließlich lässt
der Kaltwassergeysir auf der Rheinhalb-
insel Namedyer Werth seine Fontäne 60
Meter hoch in die Luft schnellen. Jüngst
kam das Erlebniszentrum Geysir in An-
dernach hinzu. Und seitdem brummt es
im Rheinstädtchen. Dank 100 000 Be-
suchern pro Jahr ist das Schiff, das das
interaktive Museum und den Geysir
verbindet, immer gut gebucht.
NUTZUNG ALTER INDUSTRIEBAUTEN

Erbe der Industrialisierung

So manches Erbe wiegt überaus schwer. Vor allem die Rettung
oder Umwidmung der denkmalgeschützten industriellen Trutzburgen
ist nicht immer einfach. Schon gar nicht, wenn es sich wie bei der
Sayner Hütte um ein Kulturdenkmal von internationaler Bedeutung
handelt.

N icht mit der Herrschaft Preußens be-

gann das industrielle Zeitalter am Rhein,
sondern mit den Franzosen. Die führten das
erste Handelsgesetzbuch und die Gewerbe-
freiheit ein, schafften zugleich den Adel ab,
und eröffneten Städten wie Köln und
Koblenz den Weg in den Kapitalismus. Als
die Preußen kamen, waren die Strukturen
bereits geschaffen, um das Rheintal zum
Silicon Valley des 19. Jahrhunderts zu
machen.
Vom Boom zeugen respektheischende
Industriebauten wie etwa das neugotische
Ziegelgebirge der Löhnberger Dampfmühle
an der Grenze von Niederlahnstein zu
Horchheim. Ob der monumentale Bau als
Industriedenkmal erhalten bleibt oder ob
auf dem Gelände ein Freizeitpark errichtet

Die Gießhalle der Sayner Hütte, bis 1926 in Betrieb, erinnert mit ihrem erhöhten
„Mittelschiff“ an eine Basilika
 DuMont Thema
werden wird, ist strittig. Im Fall der Sayner
Hütte ist hingegen eines sicher: Die vom
Königlich-Preußischen Hütteninspektor
Karl Ludwig Althans entworfene, 1829/1830
aus vorgefertigten Eisengusselementen er-
richtete Gießhalle bleibt erhalten, wird viel-
leicht eines der nächsten Bauwerke, die es in
Deutschland auf die Liste des Unesco-Welt-
erbes schaffen. Monumentale, dorisch wir-
kende Hohlsäulen tragen die Konstruktion,
für deren revolutionäre Binderkonstruktion
ohne Nieten und Schrauben es seinerzeit
keine architektonischen Vorbilder gab.
Übrigens, kein Geringerer als Schinkel hat
hier seine Gartenmöbel gießen und mit dem
Schriftzug „Sayner Hütte“ versehen lassen.
Trotz Denkmalschutz drohte der Gießhalle
Anfang der 1970er-Jahre der Abriss – der Bau
sei einsturzgefährdet. Ein Privatmann nahm
sich 1976 des Kulturdenkmals an und finan-
zierte die Sanierung. 2003 übernahm die
Stadt Bendorf das Areal. 2012 konnte mit
dem ersten Teil einer aufwendigen Reparatur
begonnen werden. Unter dem Begriff „Me-
tallwelten“ wird an einem Nutzungskonzept
gearbeitet.
Derweil wird im Umfeld kräftig saniert.
Der Nebenbau des Comptoirgebäudes von
1769, das an die vorpreußische Zeit der
Hütte erinnert, sieht der Wiederherstellung
entgegen. Die 1908 errichtete Kruppsche
Halle soll in den Originalzustand rückge-
baut werden. Schon annähernd vollendet ist
die Renovierung des Direktorenhauses aus
Unteres Mittelrheintal
48 – 49
Das Wort Baukunst wird in Sayn überaus anschaulich (links).
Das Künstlerehepaar Rita Ternes und Thomas Naethe (rechts)
der Zeit um 1865. Die Keramikkünstler Rita
Ternes und Thomas Naethe haben die spät-
klassizistische Villa beim Besuch einer Aus-
stellung des Instituts für Künstlerische
Keramik der Fachhochschule Koblenz in der
Sayner Hütte entdeckt. Ihr Nutzungskon-
zept für die verfallene Villa als Atelier- und
Wohnhaus überzeugte die Stadt, den beiden
das Objekt zu verkaufen.
Zwischen der Arbeit am Brennofen – Rita
Ternes benutzt als Basis ihrer Werke gleich-
mäßig starke Steinzeugplatten, Thomas
Naethe zitiert in seinen konzentrisch und
horizontal gegliederten Gefäßen die Form-
sprache des Barock – war das Künstlerpaar
auf ihrer Baustelle zu finden. Nach fünf
Jahren konnte Einzug gefeiert werden. Als
Mitglieder im Freundeskreis Sayner Hütte,
der die Sanierung des Industriedenkmals
vorantreibt, verfolgen sie aufmerksam den
Fortgang der Arbeiten. Und wissen, dass sie
am richtigen Ort angekommen sind.
FAKTEN
Freundeskreis Sayner Hütte e.V., Schloss Sayn,
Abteistraße 1, 56170 Bendorf-Sayn, www.freundeskreis-
saynerhuette.de
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Infos
Wochenendglück für Kölner, Bonner und Koblenzer
Dramatisch ist der Rhein woanders.
Zwischen Bonn und Koblenz steigen die
Ufer eher gemächlich an. Abgesehen von
Höhepunkten wie dem Drachenfels ist der
Untere Mittelrhein eher Ziel für Ausflügler
aus der Region, denn wo die Ufer flacher
werden, wurden bereits im 19. Jh. Indus-
trieanlagen angesiedelt.
01 BONN
Als Gründungsjahr der Stadt (318 000 Einw.)
gilt 11 v. Chr., als die Römer hier Befestigungen
anlegten. Im Barock erblühte Bonn als Residenz
der Kurfürsten und Erzbischöfe von Köln. Die
beschauliche Universitäts- (seit 1784) und
Pensionärsstadt wurde 1949 Hauptstadt der
Bundesrepublik Deutschland. Das Provisorium
währte bis 1999. Beim Abzug von Parlament
und Regierung nach Berlin blieben einige
Ministerien am Rhein, doch für eine Neuorien-
tierung wichtiger waren der Zuzug zahlreicher
UN-Organisationen und die Ansiedlung von Fir-
menzentralen wie die der Deutschen Telekom.
Sehenswert
Das 900 Jahre alte Münster St. Martin fußt
auf einem röm. Gräberfeld (www.bonner-
muenster.de; tgl. 7.00–19.00 Uhr); auch der an-
grenzende Kreuzgang ist romanisch (Mo.–Sa.
9.00–17.00 Uhr). Herz der Altstadt ist der
Marktplatz mit dem Rokoko-Rathaus (1737/
1738; Repräsentationsräume Mai–Okt. 1. Sa. im
Monat 12.00–16.00 Uhr). Die Friedrich-Wil-
helms-Universität belegt die ehem. kurfürst -
liche Residenz. In die barocke Vierflügelanlage
(18. Jh.) integriert ist das Koblenzer Tor, über
dem sich das Ägyptische Museum befindet
(Regina-Pacis-Weg 7, Tel. 0228 73 97 10, www.
museen.uni-bonn.de; Di.–Fr. 13.00–17.00, Sa.
und So. 13.00 –18.00 Uhr). Eine Sichtachse
führt zum Poppelsdorfer Schloss Clemens-
ruh, Sommerresidenz von Kurfürst Clemens
August; deren Barockpracht (bis 1740) wird vom
Botanischen Garten der Universität (www.
botgart.uni-bonn.de; April–Okt. So.–Fr. 10.00
bis 18.00, Nov.–März Mo.–Fr. 10.00–16.00 Uhr)
eingefasst. In den Gewächshäusern (April–Okt.
Mo.–Fr. 10.00–12.00 und 14.00–16.00, So. 10.00
bis 17.30 Uhr) gedeihen u. a. die größten See -
rosen der Welt.
Museen
Im Beethoven-Haus kam Ludwig van Beet-
hoven (1770–1827) zur Welt (Bonngasse 18, Tel.
0228 981 75 25, www.beethoven-haus-bonn.de;
April–Okt. Mo.–Sa. 10.00–18.00, So. und Fei.
11.00–18.00, Nov.–März Mo.–Sa. 10.00–17.00,
So. und Fei. 11.00–17.00 Uhr). Das LVR-Landes-
Museum (Colmantstraße 14, Tel. 0228 20 70 0,
www.landesmuseum-bonn.lvr.de; Di.–Sa. 11.00
bis 23.00, So. 11.00–21.00 Uhr) präsentiert
rheinische Kunst- und Kulturgeschichte.
Die Museumsmeile im Südosten der Stadt ver-
läuft von der Adenauerallee bis zur Friedrich-
Ebert-Allee. Den Auftakt macht das Ernst-
Moritz-Arndt-Haus von 1819, dessen Bieder-
meierinterieur Ausstellungen und Veranstal-
tungen nutzen (Adenauerallee 79). Es folgt das
Zoologische Forschungsmuseum Alexander
Koenig mit der Ausstellung „Unser Planet“
(Adenauerallee 160, Tel. 0228 912 22 11, www.
museumkoenig.de; Di.–So. 10.00–18.00, Mi.
10.00–21.00 Uhr). Weiter geht es mit dem Haus
der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch-
land, das die deutsche Geschichte nach 1945
präsentiert (Willy-Brandt-Allee 14, Tel. 0228
91 65 0, www.hdg.de; Di.–Fr. 9.00–19.00, Sa., So.
und Fei. 10.00–18.00 Uhr). Hier beginnt auch
der Weg der Demokratie, der die zeithisto-
rischen Orte im ehem. Regierungsviertel ver-
bindet (www.wegderdemokratie.de). Das Kunst-
museum Bonn bietet vor allem Kunst aus
Deutschland nach 1945 (Friedrich-Ebert-Allee 2,
Tel. 0228 77 62 60, www.kunstmuseum-bonn.de;
Di.–So. 11.00–18.00, Mi. 11.00–21.00 Uhr). Wahr-
zeichen der Kunst- und Ausstellungshalle
der Bundesrepublik Deutschland mit inter-
nationalen Wechselausstellungen sind die
spitzen Dachkegel (Friedrich-Ebert-Allee 4, Tel.
0228 91 71 0, www.bundeskunsthalle.de; Di. bis
So. 10.00–19.00, Di. und Mi. 10.00–21.00 Uhr).
Hotels und Restaurants
Das Designhotel € € € Kameha Grand bietet
einen hippen Club auf der Dachterrasse (Am
Bonner Bogen 1, 53227 Bonn-Oberkassel, Tel.
0228 43 34 50 00, www.kamehagrand.com; 253 Z.)
Die zwei mit einer Glasbrücke verbundenen Vil-
len der € € € / € € Villa Godesberg kombinieren
Jugendstil und Gründerzeit (Mirbachstraße 2a,
53173 Bonn-Bad Godesberg, Tel. 0228 83 00 60,
www.villa-godesberg.de; 24 Z.).
€ € € Halbedel’s Gasthaus besitzt einen Miche-
lin-Stern (Rheinallee 47, Bad Godesberg, Tel.
0228 35 42 53, www.halbedel.de; nur abends,
Mo. geschl.). Das € € Strandhaus bietet
moderne Küche (Georgstraße 28, Bonn, Tel.
0228 369 49 49, www.strandhaus-bonn.de; nur
abends, So. und Mo. geschl.).
Umgebung
Die Siegmündung TOP ZIEL ist mit ihren
Auwäldern die letzte naturbelassene Mündung
eines Rheinnebenflusses.
Herz von Bad Godesberg ist der Stadtpark mit
seltenen Baumriesen. Die klassizistische
Redoute (1790–1792) diente kurfürstlichen
Gästen als Gesellschaftshaus. Auch das Rat-
haus stammt aus dieser Zeit. Der Dadaist und
Surrealist Max Ernst (1891–1976) kam in Brühl
Unteres Mittelrheintal
50 – 51
Spiegel des modernen Bonn: „Kameha Grand“
(44 500 Einw.) zur Welt (Max-Ernst-Museum,
Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1, Tel.
02234 99 21 555, www.maxernstmuseum.lvr.
de; Di.–So. 11.00–18.00 Uhr). Nicht weit ent-
fernt liegen zwei Unesco-Welterbestätten: das
Schloss Augustusburg TOP ZIEL (bis 1768),
repräsentative Residenz von Kölns Erzbischof
Clemens August, dessen grandioses Treppen-
haus Balthasar Neumann entwarf, und das
1737 erbaute Jagdschloss Falkenlust, zu dem
man durch den Schlosspark gelangt (www.
schlossbruehl.de; Febr.–Nov. Di.–Fr. 9.00–12.00
und 13.30–16.00, Sa., So. und Fei. 10.00–17.00
Uhr). Vor der Stadt gelegen, zählt das Phanta-
sialand zu Europas größten Freizeitparks
(www.phantasialand.de; April–Okt. tgl. 9.00 bis
18.00 Uhr, sonst kürzer).
Information
Bonn-Information, Windeckstraße 1/Münster-
platz, 53111 Bonn, Tel. 0228 77 50 00,
www.bonn.de und www.bad-godesberg.info
Touristik-Information Brühl, Uhlstraße 1,
50321 Brühl, Tel. 02232 7 93 45, www.bruehl.de
02 KÖNIGSWINTER
Die beschauliche Mittelstadt (41 000 Einw.) gilt
als Tor zum Siebengebirge.
Sehenswert
Über die Attraktionen des beliebten Wander -
gebiets informiert das Siebengebirgsmuseum
(Kellerstraße 16, Tel. 02223 37 03, www.sieben
gebirgsmuseum.de; Di.–Fr. 14.00 –17.00, Sa.
14.00–18.00, So. 11.00–18.00 Uhr). Ausflugsziele
sind die romanische Chorruine des Klosters
Heisterbach (nördl.; www.abtei-heisterbach.
de) und der Petersberg (nördl.) mit dem Kur-
hotel von 1914, Gästehaus der Bundesrepublik
Deutschland.
Am Drachenfels soll Siegfried den sagen -
haften Drachen getötet haben. Richard Wagner
vertonte das Thema im „Ring“; zu Wagners 100.
Infos
Tipp
Herrliche Kräuterküche
Schafgarbe, Wiesenschaumkraut und
Felsen-Fetthenne, Hummer, Foie gras
und Trüffel: Wer im „Vieux Sinzig“ zu
Tisch geht, muss sich von den üblichen
Unterscheidungen zwischen Feld-, Wald-
und Wiesenkräutern und Edelprodukten
der Haute Cuisine verabschieden. Die
Wildpflanzenküche von Jean-Marie-Du-
maine machte ihn zum Kräuterpapst von
der Ahrmündung.
€ € € / € € Vieux Sinzig,
Kölner Straße 6, Sinzig, Tel. 02642 4 27 57,
www.vieux- sinzig.com
Geburtstag 1913 wurde die Nibelungenhalle
gebaut (Bilder mit „Ring“-Szenen im Inneren).
Der Reptilienzoo stimmt ebenso auf das Dra-
chenthema ein wie die Drachenhöhle, in der
ein 13 m langer Steindrache lauert (www.nibe
lungenhalle.de; Mitte März–Anf. Nov. tgl. 10.00
bis 18.00, sonst Sa., So. und Fei. 11.00 bis
16.00 Uhr). Alle drei liegen am Eselsweg hoch
zum Drachenfels. Wer den Aufstieg scheut, kann
die nostal gische Drachenfelsbahn nehmen (Tel.
02223 92 09 0, www.drachenfelsbahn-koenigs
winter.de); die 1883 eröffnete Zahnradbahn
hält auf halber Strecke an der Drachenburg
(bis 1884), ein Großbürgertraum von einer Mit-
telalterburg, gespickt mit Zinnen und Türmen,
bombastischem Treppenhaus und Nibelungen-
zimmer (www.schloss-drachenburg.de; Mitte
März–Anf. Nov. tgl. 11.00–18.00, sonst Sa. und
So. 12.00–17.00 Uhr). Den Drachenfels selbst
krönen eine Burgruine (Urspr. 12. Jh.) und ein
Restaurant mit Glaskubus am Aussichtsplateau.
Umgebung
In Rhöndorf (südl.) liegt der erste bundes-
deutsche Kanzler Konrad Adenauer (1876 bis
1967) begraben. Sein Wohnhaus ist heute
Adenauerhaus inklusive Ausstellung (www.
adenauerhaus.de).
Hotel und Restaurant
Das stattliche € € € / € € Rheinhotel Schulz
bietet komfortable Zimmer und Restaurant mit
Terrasse (Vogtgasse 4, 53572 Unkel, Tel. 02224
90 10 50, www.rheinhotel-schulz.de; 37 Z.).
Die blütenweiße € € € Villa Leonhart kann mit
anspruchsvoller Küche und guten Weinen auf-
warten (Hauptstraße 330, Tel. 02223 90 58 53;
Mo. und Di. geschl., Terrasse).
Information
Tourismus Siebengebirge, Drachenfels-
straße 51, 53639 Königswinter,
Tel. 02223 91 77 11, www.siebengebirge.com
und www.koenigswinter.de
03 LINZ
Die „bunte Stadt am Rhein“ (6000 Einw.) lockt
mit farbenfroh getünchtem Fachwerk.
Sehenswert
Neutor und Rheintor sind Reste der mittelalter-
lichen Befestigung (14. Jh.). Mariensäule,
Ratsherrenbrunnen und Renaissance-Rathaus
(16. Jh.) möblieren den weiten Marktplatz. Hei-
melig ist der Burgplatz mit der Kurfürstlichen
Burg (Urspr. 14. Jh.), in der neben einer Folter-
kammer eine römische Glashütte und eine
Weihnachtsschau zu sehen sind (www.burg-
linz.de). Die Pfarrkirche St. Martin (um 1210)
vereint spätromanische und frühgotische Ele-
mente; sehenswert sind die Fresken (um 1230).
Umgebung
In der RömerWelt von Rheinbrohl (südl.) kann
man in den römischen Alltag eintauchen – bei-
spielsweise das Gewicht eines Kettenhemds
spüren. Im Vicusgebäude zeigt ein Steinmetz,
wie Mühlsteine gefertigt wurden, einst wich-
tiges hiesiges Handelsgut; am Limeswander-
weg, der am Museum beginnt, steht ein re -
konstruierter Wachturm (www.roemer-welt.de;
Mitte März–Mitte Nov. Di.–Fr. 10.00–17.00, Sa.,
So. und Fei. 10.00–18.00 Uhr).
Weltweit bekannt wurde Remagen (16 000
Einw.) auf der linken Rheinseite durch die 1945
zerstörte Ludendorff- Eisenbahnbrücke, der im
Kinofilm als „Brücke von Remagen“ ein Denk-
mal gesetzt wurde. Die Brückentürme werden
als Friedensmuseum genutzt (www.bruecke-
remagen.de; Mai–Okt. tgl. 10.00–18.00 Uhr).
Die Plastiken des Skulpturenufers verbinden
Remagen mit Rolandswerth. Auf halber Strecke
ist der klassizistische Bahnhof Rolandseck er-
reicht, der das Arp-Museum mit Werken des
deutsch-französischen Malers, Bildhauers und
Dichters Hans Arp (1886–1966) beherbergt
(www.arpmuseum.org; Di.–So. und Fei. 11.00 bis
18.00 Uhr, auch andere Veranstaltungen).
Der Blick durch den Rolandsbogen (nördl.) auf
Strom und das Siebengebirge war Pflicht jeder
Rheintour des 19. Jh. Der Bogen erinnert an die
1633 zerstörte Burg Rolandseck.
Hotel und Restaurant
Inmitten des Weinorts liegt das € € / € St. Pierre
(Hauptstraße 138, 53557 Bad Hönningen, Tel.
02635 20 91, www.hotelpierre.de; 19 Z.).
Der € € / € Rolandsbogen ist ein Traditionslokal
mit grandioser Aussicht und feiner Küche
(Rolandswerth, Tel. 02228 43 34 24 40; Mo. und
Di. geschl.).
Information
Tourist-Information Linz, Rathaus am Markt,
53545 Linz, Tel. 02644 25 26, www.linz.de
Tourist-Information Remagen, Bachstraße 5 ,
53424 Remagen, Tel. 02642 2 01 87,
www.remagen.de
04 ANDERNACH
Der bereits steinzeitliche Siedlungsplatz (heute
29 500 Einw.) war eine der frühesten römischen
Niederlassungen nördlich der Alpen. Im Dreißig-
jährigen und im Pfälzer Erbfolgekrieg (17. Jh.)
wurde Andernach schwer in Mitleidenschaft
gezogen. Heute ist es von Industrie geprägt.
Sehenswert
Stadtmauerreste und Tore (um 1200), roma-
nischer Mariendom (bis 1250), Rathaus
(16. Jh.), alter Rheinkran (um 1560) und
Runder Turm (um 1450) haben Konkurrenz be-
kommen. Jüngster Publikumsmagnet ist der re-
aktivierte Geysir auf der Rheinhalbinsel Name-
dyer Werth. Zischen und Gurgeln kündigen die
60 m hohe Fontäne an, zu der man per Schiff
gelangt (www.geysir-andernach.de; März–Okt.
tgl. 9.00–17.30 Uhr). Auf den Besuch bereitet
das Geysir-Erlebniszentrum am Rheinufer vor.
Umgebung
Die 1901 eröffnete Brohltalbahn nennt sich
auch Vulkan-Express (www.vulkan-express.de),
zuckelt die Schmalspurbahn von Brohl doch
durch den Vulkanpark Eifel (www.vulkanpark.
com). Neben Vulkanischem beeindruckt der
120 m lange Viadukt von Bad Tönisstein.
Über dem Laacher See, zu den Eifel-Maaren
gehörend und vulkanischen Ursprungs, erhebt
sich die sechstürmige Silhouette der Abtei -
kirche Maria Laach (1093–1220), einer der
Höhepunkte der Romanik im Rheinland. Am
Westwerk beeindruckt das „Paradies“, eine
Vorhalle mit reich verzierten Kapitellen. Zur
Benediktinerabtei gehören Gärtnerei, Seehotel
und Klosterladen (56653 Maria Laach, Tel.
02652 590, www.maria-laach.de).

Der Geysir von Andernach
Information
Andernach.net GmbH, Konrad-Adenauer-
Allee 40, 56626 Andernach,
Tel. 02632 98 79 48 0, www.andernach.net
05 NEUWIED
Das schachbrettartig angelegte Zentrum der
Industriestadt (64 500 Einw.) wird von Schloss
Neuwied dominiert, bis heute Sitz der Grafen
und Fürsten zu Wied.
Sehenswert
Das Schloss (bis 1756 und um 1870) ist nicht
zugänglich, lediglich ein Teil des Schlossparks.
Der ehem. fürstliche Sommersitz Montrepos
dient als Museum für menschliche Verhaltens-
evolution (www.museum-monrepos.de; bis
Ende 2013 geschl.). Das prachtvolle, zum Rhein
hin ausgerichtete ehem. kurfürstlich-trierische
Barockschloss Engers (um 1760) dient als
Hotel-Restaurant und Sitz der Landesstiftung
Villa Musica (www.schloss-engers.de; Schloss-
museum mit Saal der Diana So. und Fei.
11.00–17.00 Uhr).
Umgebung
Das neugotisch umgestaltete Schoss Sayn bei
Bendorf brannte 1945 aus und wurde wieder
aufgebaut. Es beherbergt das Rheinische Eisen-
gussmuseum mit Werken aus der Sayner Hütte
TOP ZIEL (www.sayn.de; März–Sept. tgl.
10.00–18.00, Okt. tgl. 10.00–17.00, Nov. tgl.
11.00–16.00 Uhr). Zum Anwesen gehört der
Garten der Schmetterlinge, in dessen Tropen-
häusern Falter aus Afrika, Asien, Südamerika
flattern (www.schmetterlinge.net; März–Sept.
tgl. 9.00–18.00, Okt. tgl. 10.00–17.00, Nov. tgl.
10.00–16.00 Uhr).
Information
Tourist-Information, Pavillon Luisenplatz,
Marktstraße 63, 56564 Neuwied,
Tel. 02631 802 55 55, www.neuwied.de
Unteres Mittelrheintal
Kapitel
<Kein(e,r)>
52 – 53
DuMont Aktiv
Auf Spätburgunder-Spuren
Der Rotweinwanderweg durchs Ahrtal zieht sich von Bad Bodendorf bis
Altenahr durch 43 Einzellagen. Die 35 Kilometer lange Strecke lässt
sich bequem unterteilen: Mit der Bahn kommt man immer wieder zum
Ausgangspunkt zurück.
Am „Ahrweiler Silberberg“ laufen
die Rebstöcke Sturm gegen den
Betonklotz der „Dokumentations-
stätte Regierungsbunker“. Das
durch den Umzug der Staatsspitze
von Bonn nach Berlin seiner Funk-
tion beraubte Stollenlabyrinth ist
eine der Hauptattraktionen am
Rotweinwanderweg. Im Fall eines
atomaren Angriffs hätten Kanzler,
Minister und 3000 weitere Staats-
träger einem Monat im Bunker aus-
harren können. Ein paar Hundert
Tunnelmeter können besichtigt
werden. Gegen Aussichtspunkte
wie die „Bunte Kuh“ bei Walporz-
heim aber hat es der klamme nationalen Vergleich nicht zu
Bunker schwer. Unter der Felsnase scheuen brauchen. In Dernau ist
windet sich die Ahr ungehalten in der „Hofgarten“ ein bei Wan-
ihrem Bett, von schroffen Schiefer- derern beliebtes Weinlokal.
wänden und am Hang aufgetürm- In Rech geht es über die Nepo-
ten Weinparzellen eingezwängt. mukbrücke auf das rechte Ufer.
Flussaufwärts thront die Ruine
WUNDERBAR WARM der Saffenburg auf einem Schie-
Durchschnittlich 1500 Sonnen- ferkegel. Der Blick schweift nach
stunden pro Jahr und wärme- Mayschoß, dessen Kirchturm aus
speichernde Hänge bilden ideale einem Talkessel lugt: Mal sehen,
Voraussetzungen für Spät- und was die Winzer im Dorf zu bieten
Frühburgunder, die den inter- haben.
WEITERE INFORMATIONEN
Informationen: Ahrtal-Tourismus, Einkehren: € € Hofgarten Dernau.
Hauptstraße 80, Blankartshof 1, Gutsschenke des Weinguts Meyer-
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Näkel. Bachstraße 26, 53507
Tel. 02641 91 71 0, www.ahrtal.de. Dernau, Tel. 02643-1540, www.hof
Im Internet: www.rotweinwander garten-dernau.de; tgl. 11.00 bis
weg.de 23.00 Uhr
 Oberes Mittelrheintal
54 – 55

Zu Besuch
beim
Welterbe
Südlich von Koblenz schaltet der Rhein auf
großes Landschaftskino um. Ungehalten
wälzt sich der Strom in seinem Bett, das sich
auf Höhe der Loreley um fast zwei Drittel auf
130 Meter zusammenschnürt. Dramatisch
bäumen sich riffartige Felsen auf. Abrupt
wechselt das Wasser seine Richtung, durch-
bricht mit brachialer Gewalt das Rheinische
Schiefergebirge. Burgen lugen von den
Höhen. Fachwerkselige Winzerdörfer drängen
ans Ufer. Von Rheinkilometer 526 bis Rhein-
kilometer 593 trägt das einzigartige Land-
schaftsbild den so begehrten Titel Unesco-
Welterbe.

Blick vom Deutschen Eck auf Koblenz’ Festung Ehrenbreitstein

Die Stadtseite des Kurfürstlichen Schlosses in Koblenz: Hier residierte ab 1786 Fast ein Wahrzeichen: „Der Daumen“ von César
der letzte Erzbischof und Kurfürst von Trier vor Koblenz’ Ludwig Museum

Die Historiensäule auf dem Josef-Görres-Platz erzählt in Brunnenform die Geschichte und Entwicklung von Koblenz

Die moselseitige Altstadtfront von Koblenz mit dem spätgotischen Alten Kaufhaus und
der dahinter aufragenden doppeltürmigen Florinskirche
C onfluentes, bei den Zusammen-
fließenden, wurde die römische
Militärstadt an der Mündung
der Mosel in den Rhein getauft. Nach-
dem die Römer bereits zu Cäsars Zeiten
im Gallischen Krieg den Rhein über-
baut hatten, entstand nun eine erste
hölzerne Brücke über die Mosel. Der
Bau legte die Ausrichtung von Koblenz
für die nächsten 1800 Jahre fest. Am
Koblenz ist die einzige Moselufer präsentiert sich mit Balduin-
an Rhein und Mosel zugleich brücke, Alter Burg, Bürresheimer Hof,
Altem Kauf- und Danzhaus in der ersten
gelegene Stadt.
Reihe, sowie Königspfalz und Florins-
Koblenz’ Selbstdarstellung kirche dahinter die bis ins späte
18. Jahrhundert gültige Schauseite der
Stadt.
Erst mit dem Bau des klassizistischen
Schlosses ab 1777 verschob sich die
Schokoladenseite der Stadt an den
Rhein. Mit dem Einzug der Preußen ins
Rheinland wurde das Rheinufer weiter
aufgewertet. Das neuromanische Gebirge
des Regierungsgebäudes entstand, und
wichtiger noch: das Deutsche Eck. Für
das monumentale Reiterstandbild
Wilhelms I. wurde sogar die in den
Mündungsbereich von Mosel und
Rhein ragende Landzunge vergrößert.
Im Zeitalter des aufstrebenden Rhein-
tourismus kamen stromaufwärts das
„Grand Hotel Koblenzer Hof“ hinzu, das
zwischenzeitlich so profanen Zwecken
wie der Beherbergung des Bundesamts
Oberes Mittelrheintal
56 – 57
für Wehrtechnik und Beschaffung
diente. 2011 musste der Bau allerdings
wegen Einsturzgefahr geräumt werden.
Nun wird über eine neuerliche Nutzung
als Luxushotel nachgedacht. Dafür
spricht schon die Lage.
Koblenz-Besucher zieht es heute defi-
nitiv eher ans Rhein- als ans Moselufer.
Während letzteres durch bescheidene
Wohnriegel aus der Nachkriegszeit an
Attraktivität verloren hat, zeigt sich das
Rheinufer mit der jüngst neu gestalteten
Uferpromenade und gepflegten Garten-
anlagen überaus repräsentabel.
FESTUNG GEGEN FRANKREICH
Als Anfang gilt ein römisches Castrum:
Mit einem Kastell am Zusammenfluss
von Mosel und Rhein begann die
Geschichte von Koblenz. Dass auf dem
gegenüberliegenden Rheinufer auf dem
Hochplateau über Ehrenbreitstein
bereits zur Bronzezeit ein Adelssitz
bestand, geht dabei meistens unter. Der
Ort war genial gewählt: Von hier oben
lässt sich der Verkehr auf dem Rhein
überwachen, die Mündung der Mosel
kontrollieren und auch Koblenz in
Schach halten.
Der Blick von Ehrenbreitstein ging
traditionell nach Westen. Dort stand
über Jahrhunderte der Feind. Gemeint
sind die Franzosen. 1632 öffnete der
Trierer Erzbischof französischen Trup-
Blick von Ehrenbreitstein auf das Deutsche Eck mit dem Standbild Kaiser Wilhelms I. und dem ehemaligen Deutschherrenhaus (oben). Das Moselufer
gegenüber und die über das Rheintal hinaus ragende Aussichtsplattform Ehrenbreitsteins sind Freizeitziele der Koblenzer

Special BUNDESGARTENSCHAU
Was bleibt?
Koblenz hat dank der Bundes-
gartenschau 2011 einen Riesen-
sprung gemacht. Nun geht es
weiter. Nachhaltige Stadtent-
wicklung mit grünem Daumen
lautet das Gebot.
Stolze 3 569 269 Besucher kamen
2011 zur Bundesgartenschau. Das
Großereignis hat Koblenz’ Topo-
grafie verändert. Das Umfeld des
Kurfürstlichen Schlosses erblüht
auch nach der BUGA. Wichtiger
noch ist die neue Verbindung
zwischen Schlossstraße und den
Gartenanlagen am Rhein. Nur bis
2013 sollte die Seilbahn pendeln,
die das Deutsche Eck mit Ehren-
breitstein verbindet. Doch es wird
nachverhandelt. 2014 steht im
Raum, 2015 ebenfalls … Das
Festungsplateau selbst war Aus-
stellungszone und erfreut nun als
Landschaftspark. Innerstädtisch
zeugt der Zentralplatz von der
städtebaulichen Erneuerung. Die
einst unwirtliche Stadtbrache
wird das Mittelrhein-Museum, die
Stadtbibliothek und das Roman-
ticum, eine Dauerschau zur
Rheinromantik, beherbergen.
Oberes Mittelrheintal
58 – 59
pen die Festung und verhinderte so
Schlimmeres. Nicht immer ging es so
glimpflich ab. Im Pfälzischen Erbfolge-
krieg schossen Ludwigs XIV. Truppen
Koblenz 1688 binnen einer Woche in
Schutt und Asche. Nur die Festung
Ehrenbreitstein hielt stand. 1794 kamen
die Franzosen wieder, doch es sollte
fünf Jahre dauern, bis die Festung
durch Aushungern eingenommen
werden konnte. Nach dem Abzug der
Franzosen folgte ab 1815 der Ausbau
Ehrenbreitsteins zu einer der größten
Festungen Europas. Im Deutsch-Franzö-
sischen Krieg 1870/1871 und im Ersten
Weltkrieg wurde die Festung hochge-
rüstet, ihre Waffen kamen jedoch nicht
zum Einsatz. Gut so, denn so blieb das
Paradebeispiel einer klassizistischen
Festung erhalten.
MEHR BURGEN GIBT ES NIRGENDS
Die Marksburg, natürlich. An der ein-
zigen, seit der Erbauung im 13. Jh. weit-
gehend unzerstörten Höhenburg kommt
kein Reisender vorbei. Schlank sticht
der blütenweiße Bergfried in den
Himmel. Wuchtig thront die Anlage auf
dem Fels. Die Burg über Braubach,
Landmarke und Aushängeschild des
Unesco-Welterbes zugleich, besticht im
Innern durch Fresken, Rittersaal, Keme-
nate und in den Fels gehauener Reiter-
treppe. Seit 1900 ist die Marksburg
passenderweise Eigentum der Deutschen
Burgenvereinigung, der ältesten Denk-
malschutzinitiative des Landes.
Nur einen Steinwurf weiter hat es die
Philippsburg schon schwerer, die Gunst
der Rheinreisenden zu gewinnen. Der
Renaissancebau liegt nicht sonderlich
spektakulär am Ortsausgang von Brau-
bach, noch dazu versteckt hinter dem
Eisenbahndamm. Auch auf der Philipps-
burg ist die Burgenvereinigung Haus-
herr und beherbergt hier das Europäische
Burgeninstitut, in dem Literatur zum
Thema Burg gesammelt und der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht wird.
Dessen Leiter Dr. Reinhard Friedrich
würde am liebsten alle Burgen am Mit-
Blick auf Burg Stahleck, heute eine Jugendherberge, und die Weinberge
oberhalb von Bacharach

Die ursprüngliche spätmittelalterliche Burg

Katz wurde im 19. Jahrhundert im Sinne der
Burgenromantik wiederaufgebaut und ist
heute in Privatbesitz
 Oberes Mittelrheintal
60 – 61

Überragt von der Burg Katz bietet die Ansicht von St. Goarshausen noch einen Hauch mittelalterliches Flair

„Die weltweit höchste Burgendichte“

macht den Rhein zwischen Koblenz und
Bingen zum Welterbe.
Preußische Ritterromantik durchweht noch
Schloss Stolzenfels: Rüstung im Rittersaal (oben
links). Unterhalb der gastlichen Burg Rheinstein
(oben rechts) tobt am Rheinstrand von Trechtings-
hausen das Badeleben

Die Marksburg oberhalb Braubach ist als Flaggschiff der Rheinburgen zu betrachten
telrhein im Originalzustand sehen. Und
weiß, dass allein für die Restaurierung
des Torbaus der Philippsburg über
450 000 Euro fällig wurden.
Über 40 Burgen und Wehranlagen
säumen den Mittelrhein zwischen Ko-
blenz und Rheingau. Mehr Mittelalter-
romantik geht nicht – selbst die Portale
der Eisenbahntunnel aus dem 19. Jahr-
hundert sehen wie Burgtore aus. Um
die Bauwerke zu erhalten, ist fast jede
Nutzung recht. Burg Stahleck über
Bacharach dürfte die prominenteste
Jugendherberge Deutschlands sein. Auf
Burg Rheinstein, als erste Burgruine im
19. Jahrhundert als Besitz eines preu-
ßischen Prinzen neu aufgebaut, kann
man nun deutlich komfortabler als in
mittelalterlichen Zeiten übernachten –
im Kommandantenturm- oder im Prinz-
Georg-Appartement beispielsweise –
und in der Burggaststätte „Kleiner
Weinprinz“ eine Kleinigkeit essen, ei-
nen atemberaubenden Blick ins Tal gibt
es gratis dazu.
Oberes Mittelrheintal
62 – 63
Symbol der Rheinromantik schlecht-
hin aber ist Burg Stolzenfels. Kein
Geringerer als Karl Friedrich Schinkel
hat die Pläne für den Wiederaufbau der
Ruine gezeichnet. Der preußische
Oberlandesbaumeister schuf um 1835
ein mit Zinnen, Filialen, Türmen und
historistischem Interieur verbindliches
Bild des romantischen Mittelalters. Da
kann selbst ein Original wie die Marks-
burg nicht mithalten.
BRÜCKENPLÄNE MIT UNESCO?
Kommt die Mittelrheinbrücke? Nach-
dem die Pläne für eine Rheinquerung
zwischen Sankt Goar und Sankt Goars-
hausen bei den Koalitionsverhandlun-
gen der Regierungsparteien SPD und
Grüne zunächst bis 2016 vom Tisch
sind, erhöht sich der Druck durch An-
lieger und Unternehmen. Fakt ist, dass
es auf den 90 Flusskilometern zwischen
Koblenz und Mainz, auf denen es keine
Brücke gibt, für den Verkehr buch-
stäblich eng werden kann. Die Fähren
Weinlese im Weinberg unterhalb der Burg Guten-
fels bei Kaub (oben links). Weit geht der Blick vom
Günderodehaus auf das Rheintal mit Oberwesel
(oben rechts). Inmitten der Weinberge liegt
Bacharach mit seiner Kirche St. Peter und der
Ruine der gotischen Wernerkapelle (unten links).
Gleitschirmflieger nutzen die Thermik der Hänge
an der Rheinschleife bei Boppard (unten rechts)
 Oberes Mittelrheintal
64 – 65

werden mit dem Andrang in Stoßzeiten

kaum fertig. Lange Umwege über Land
kommen der Wirtschaft teuer zu stehen.
Ganze Landstriche drohen wegen der
fehlenden Verkehrsanbindung demo-
grafisch auszubluten. Unbestritten ist
aber auch, dass der schwungvolle Ent-
wurf des irischen Architektenbüros
Heneghan Peng bis zu 60 Millionen
Euro kosten würde – was die wirklichen
Kosten angeht, haben die Deutschen
landauf, landab in der letzten Zeit so
ihre bitteren Erfahrungen gemacht …
Der Ausbau des Fährverkehrs käme
jedenfalls deutlich günstiger.

Der Welterbe-Status soll die

Aufmerksamkeit auch auf
die Gefährdung und
Verletzlichkeit der mehr als
1000 Jahre alten Kulturland-
schaft am Mittelrhein lenken.

Und es bleibt eine Unwägbarkeit: Was

sagt die Unesco, von Anfang an in die
Brückenpläne eingeweiht, zu dem
Bauwerk im Welterbe Mittelrhein? Im
Mainzer Neuen Zeughaus, dem Sitz des
rheinland-pfälzischen Ministerpräsi-
denten, scheint sich hingegen etwas zu
tun. Jüngst hat die grüne Wirtschafts-
ministerin Eveline Lemke nicht ausge-
schlossen, dass die Landesregierung
eine Brücke befürworten könnte, wenn
die Bürger das „mit großer Mehrheit“
wünschen. Fortsetzung folgt.

RHEINLEGENDEN
Es war einmal eine Zeit, da reichte es,
dass eine junge Frau ihr goldenes Haar
kämmte und dazu eine „wundersame,
gewaltige Melodei“ sang. Schon gerieten
die Schiffer in den Bann der „schönsten
Jungfrau“. So erzählte Clemens von
Brentano 1802 von der Loreley, so
dichtete Heinrich Heine 1824 in seiner
berühmten Ballade, so machte Friedrich
Silcher 1834 die Ballade zum vielleicht
Fachwerkromantik prägt den Weinort Bacharach –
mit Steeger Tor in der Stadtmauer (oben links), der
verwinkelten, von der Wernerkapelle überragten
Gaststätte „Posthof“ (oben rechts) und dem Maler-
winkel der Altstadt (unten rechts)

Eine gute Adresse: „Weinhaus Altes Haus“ in Bacharach
bekanntesten deutschen Volkslied. Der
mystische, knapp 125 Meter hohe Fels
südlich von Goarshausen – Ley bezeich-
net im Rheinischen einen Fels –, unter
dem Zwerge werkeln sollen und der zu-
dem angeblich den Nibelungenschatz
verberge, zählt im Ausland unstrittig zu
den bekanntesten deutschen Orten.
Legendär ist auch der Goethes Be-
such 1774 im Wirtshaus an der Lahn zu
Lahnstein. Schaurig hingegen die Ge-
schichte der Hexenprozesse zu Rhens,
deren Urteil am Königsstuhl gesprochen
wurde, dem Monument, das 1398 für
die Wahl des deutschen Königs errich-
tet wurde. Das Rheintal ist voll toller
Geschichten. Noch eine gefällig? Ein-
fach im nächsten Dorf nachfragen!
WEINBAU IM HÖHENFLUG
Zunächst die schlechte Nachricht: Der
Weinbau am Mittelrhein ist rückläufig.
Immer mehr Steillagen liegen brach.
Die Bewirtschaftung der bis zu 65 Pro-
zent steilen Weinberge ist teuer, zu
teuer, wenn man nicht auf Spitzenqua-
litäten mit entsprechenden Endpreisen
setzt. Nun die gute Nachricht: 2012
wählte der Gault & Millau Weinguide
Matthias Müller aus Spay zum „Winzer
des Jahres“. Müllers Rieslinge wachsen
auf Schieferböden im Bopparder
Hamm. Dreiviertel aller Weinstöcke in
den 500 Hektar Rebflächen am Mittel-
Oberes Mittelrheintal
66 – 67
rhein sind mit Riesling bepflanzt. Die
Rebsorte ergibt hier einen zugleich
eleganten und kraftvollen Wein. Bei
Müllers Kollegen Jens Didinger kann
man die würzigen, rassigen Tropfen aus
dem Bopparder Hamm im gutseigenen
Ausschank genießen – mit Blick auf die
Lage, die sie hervorbringt. Befeuert
werden die Erfolge einer Handvoll re-
nommierter Winzer von einer Gruppe
junger Kollegen, die als „Gipfelstürmer
vom Mittelrhein“ von sich reden
machen und brachliegende Rebflächen
rekultivieren. Andere ziehen nach: So
wird auf der rechten Rheinseite die ver-
gessene Spitzenlage „Kauber Roßstein“
mit ihren über 60 Jahre alten Reben
wieder bewirtschaftet. Darauf stößt
man in einer der zauberhaften Wein-
wirtschaften nun wirklich gern mit
einem Glas an.
RHEIN-KREUZFAHRT

Von britischen Lords

zu Best Agern
Die Kreuzfahrt auf dem Rhein ist eine Erfindung aus den Pionier-
tagen des Tourismus. Ebenso lange ist Englisch eine der Hauptverkehrs-
sprachen an Bord – wenn auch heute mit amerikanischem Akzent.
 DuMont Thema
Oberes Mittelrheintal
68 – 69

F ür die Passagiere an Bord der „Viking

Sky“ ist Ralph Kühnle – weißes Hemd mit
vier Streifen auf den Schultern und
schwarzer Schlips – selbstverständlich „Herr
Kapitän“. Nur im kleinen Kreis erhebt der
Sohn eines Flussschiffers vom Neckar Ein-
wand: „Schiffsführer“ lautet sein Titel offi-
ziell, erklärt Kühnle beim von der Reederei in
kleinen Gruppen organisierten Besuch auf
der Brücke: „Kapitäne gibt es auf Flüssen
offiziell nur an der Donau.“
Ungefähr drei Dutzend Mal absolviert
Kühnle pro Jahr mit der „Viking Sky“ die
Strecke von Nürnberg nach Trier. Von den
dabei befahrenen Flüssen Main, Rhein,
Mosel ist ihm der Rhein der liebste: „Der
Fluss ist breit, das Becken tief, so dass man
das Schiff, das zu den schnellsten auf dem
Rhein gehört, voll ausfahren kann“. Sprach’s
und gab Gas – bei 17 Stundenkilometern
Höchstgeschwindigkeit ist allerdings Schluss.

PIONIERTAGE DES TOURISMUS

Über ein „ziemlich großes Schiff, ohne Mast,
Segel, Ruder … mit ungemeiner Schnelle“
unterrichtete die Kölnische Zeitung 1816
ihre Leser. Auf dem Rhein gesichtet hatte
der Redakteur den englischen Schauffelrad-
dampfer „Defiance“: In knapp fünf Tagen
hatte das Schiff die Strecke Rotterdam–Köln
absolviert, angetrieben von einer 14 PS-
Dampfmaschine. Zum Vergleich: Die beiden Einen Hauch großer Kreuzfahrt bietet auch der Rhein
Caterpillar-Dieselmotoren, mit denen Ralph
Kühnle die „Viking Sky“ bewegt, haben
jeweils 1050 PS. 1817 schipperte mit der
„Caledonia“ ein zweites britisches Dampf-
schiff den Rhein bis Koblenz hoch, doch die
Geburtsstunde der Rheinkreuzfahrt schlug
erst zehn Jahre später. Am 1. Mai 1827 eröff-

Seit 1816 bedient die Rheinschifffahrt die Flussverbindungen

und zugleich eine rheinsüchtige Klientel

nete die Preußisch-Rheinische Schifffahrts-

gesellschaft mit dem Dampfschiff „Con-
cordia“ die Linie Köln–Mainz. Von Anfang
in großer Zahl dabei waren Briten. Befeuert
von den Aquarellen William Turners, der das
Rheintal zwischen 1817 und 1844 elfmal mit
der Staffel unterm Arm bereist hat, begleitet
 DuMont Thema

Es gibt kaum eine herrlichere Möglichkeit, das Fluss- und Burgenpanorama Revue passieren zu lassen, als vom Schiff aus –
Burg Maus über St. Goarshausen und Burg Gutenfels oberhalb von Kaub

von John Murrays Red Books, die neben den
Routenbeschreibungen auch ganz praktische
Tipps zu Übernachtungsmöglichkeiten und
Schiffsverbindungen enthielten (Baedekers
1832 erschienene Rheinreise gab es erst 1861
erstmals in Englisch), begaben sich Genera-
tionen britischer Adliger und betuchter Bil-
dungsbürger auf Rheinkreuzfahrten.
Briten sind für die Reederei Viking River
Cruises noch immer eine wichtige Klientel.
Zahlenmäßig haben jedoch die Amerikaner
die Oberhand gewonnen: Von drei Dutzend
Passagen, die Ralph Kühnle pro Saison ab-
solviert, sind zwei Drittel von Amerikanern
ausgebucht. Eismaschinen auf den Kabinen-
FAKTEN
Viking Flusskreuzfahrten, Postfach 10 22 43, 50462 Köln,
gebührenfreies Informations-Tel. 0800 188 71 00 08,
www.vikingflusskreuzfahrten.de
Angeboten werden Rheinkreuzfahrten von Amsterdam nach
Basel und umgekehrt und Kreuzfahrten auf dem Rhein und
seinen Nebenflüssen, von Nürnberg nach Trier und umge-
kehrt.
Über weitere Flussreisen auf dem Rhein informiert:
www.rhein-flusskreuzfahrten.com, Tel. 03741 14 82 31 oder
www.a-rosa.de, Tel. 0381 202 60 20
fluren und Steaks als Alternative zur Tages-
karte sind daher an Bord selbstverständlich.
TREUE KUNDEN: BEST AGER
Ansonsten stehen auf Best Ager angepasster
Komfort und Angebote ganz vorn. Die fi-
nanzstarke Gruppe der Generation „50+“
zählt zu den treuesten Kunden. Slow-walker-
Ausflugsprogramme, die hinsichtlich Tempo
und Anspruch auch für Passagiere mit ein-
geschränkter Mobilität machbar sind –
längst selbstverständlich.
Eines hat sich in Zeiten von Internet-
banking und Kreditkarten ebenfalls nicht
verändert. Die Benutzergebühr, die auf dem
Rhein bei 1,36 Euro pro Flusskilometer liegt,
muss beim ersten Schleusenwärter in Fahr-
richtung entrichtet werden. „Und zwar in
bar“, wie Ralph Kühnle den ungläubigen
Passagieren verrät.
 Oberes Mittelrheintal
70 – 71

Wem es an Zeit oder finanziellen Mitteln

für eine Kreuzfahrt mangelt, eine Tour
auf einem der vielen Ausflugsdampfer ist
auch nicht zu verachten
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Infos
Welterbe in Rhein-Kultur
Keine Brücke stört am Oberen Mittelrhein
das sich dramatisch verengende Tal. Beide
Ufer werden dank Dutzender Burgen und
zauberhafter Weinorte schnell zum Besich-
tigungsmarathon. Beides veranlasste die
Unesco 2002 dazu, 67 Flusskilometer auf
die Welterbe-Liste zu setzen.
01 KOBLENZ
Das „Tor zum Welterbe Oberes Mittelrheintal“
fasziniert durch die Lage an der Mündung der
Mosel in den Rhein. Bliebe noch die Altstadt
mit heimeligen Gassen, bedeutenden Bau-
denkmälern und quirligen Plätzen. Als eine der
ältesten Städte Deutschlands (106 500 Einw.)
wurde Koblenz 9 n. Chr. von den Römern ge-
gründet und ab dem 11. Jh. im Besitz der Erz-
bischöfe von Trier – bis zum Einzug franzö -
sischer Revolutionstruppen 1794. Verwaltungs-
sitz der preußischen Rheinprovinz ab 1815,
erlitt Koblenz im Zweiten Weltkrieg schwerste
Zerstörungen. Anlässlich der Bundesgarten-
schau 2011 wurde das Stadtbild weithin neu
gestaltet.
Sehenswert
Die Altstadt wird von den Doppeltürmen der
romanischen Florinskirche (Urspr. um 1100)
und der romanisch-gotischen Liebfrauenkirche
(Urspr. um 1180) überragt. Herz der Altstadt ist
der Jesuitenplatz mit dem Rathaus im ehem.
barocken Jesuitenkloster (16. und 17. Jh.). An
die Erzbischöfe von Trier erinnert die Alte Burg
(Urspr. 13. Jh.). Fast auf selber Höhe quert die
700 Jahre alte Balduinbrücke die Mosel. Für
das neue Koblenz steht der neugestaltete Zen-
tralplatz, den das stromlinienförmige Forum
Confluentes dominiert. Am Rheinufer be-
herrscht das klassizistische Schloss (18. Jh.)
die im 19. Jh. von Kaiserin Augusta unter Mit-
hilfe der Landschaftsgärtner Lenné und Fürst
Pückler-Muskau geschaffenen Uferanlagen.
1216 ließ sich der Deutsche Ritterorden am
Zusammenfluss von Mosel und Rhein nieder;
seitdem nennt sich die Landzunge Deutsches
Eck. Das Deutschherrenhaus (Urspr. 13. Jh.)
beherbergt heute das Museum Ludwig. Die
romanische Basilika St. Kastor (Urspr. 12. Jh.)
umgibt einer der 27 Welterbegärten am Oberen
Mittelrhein. Wahrzeichen des Deutschen Ecks
aber ist das Bronzereiterstandbild für Kaiser
Wilhelm I. (1897).
Das knapp 120 m über dem Rhein gelegene
Plateau von Ehrenbreitstein TOP ZIEL bietet
neben der Festung (1817–1827) einem Park mit
Aussichtsplattform Platz. In den Bauten werden
Sammlungen des Landesmuseums Koblenz ge-
zeigt (www.landesmuseumkoblenz.de, www.
diefestungehrenbreitstein.de; April–Okt. tgl.
Das „Wirtshaus an der Lahn“ in Lahnstein
10.00–18.00 Uhr, sonst kürzer): Im Haus der Fo-
tographie eine Sammlung zur Geschichte des
Mediums, im Haus der Archäologie Funde von
Mosel und Mittelrhein, im Hauptbau Wechsel-
ausstellungen. Im Fahnenturm kommt die Multi-
media-Show „3000 Jahre befestigter Ort“ hinzu.
Das Haus des Genusses lädt mit seiner Vino-
thek ins Weinland Rheinland-Pfalz ein.
Museen
Das Kulturzentrum Forum Confluentes behei-
matet (ab Juli 2013) das Mittelrhein-Museum
mit mittelrheinischer Kunst mit Schwerpunkt
Malerei der Romantik (Di.–So. 10.00–18.00 Uhr),
StadtBibliothek, Tourist-Information und Ro-
manticum, eine vielgestaltige interaktive Er-
lebnisausstellung zum Mittelrheintal (tgl. 10.00
bis 18.00 Uhr). Das Rhein-Museum an der Fes-
tung Ehrenbreitstein lässt die Rhein-Schifffahrt
Revue passieren (Charlottenstraße 53a, Tel.
0261 70 34 50, www.rhein-museum; Di.–So. 10.00
bis 17.00 Uhr). Das Museum Ludwig TOP -
ZIEL zeigt französische Kunst nach 1945 – ein
Bestandskatalog der französischen Nachkriegs-
moderne (Danziger Freiheit 1, Deutsches Eck,
Tel. 0261 30 40 40, www.ludwigmuseum.org; Di.
bis Sa. 10.30–17.00, So. und Fei. 11.00–18.00 Uhr).
Hotel und Restaurant
Der € € Trierer Hof in einem Palais von 1786
bietet komfortable Zimmer und zentrale Lage
(Clemensstraße 1, 56068 Koblenz, Tel. 0261
10 06 0, www.triererhof.de).
Der € € Historische Weinkeller mitten in der
Altstadt lädt zu anspruchsvoller Küche in sein
Gewölbe (Mehlgasse 14, Tel. 0261 91 48 14 20,
www.historischer-weinkeller.de; So. und Mo.
geschl., nur abends).
Veranstaltungen
Rhein in Flammen nennt sich das Feuerwerk-
spektakel, mit dem der Rhein zwischen Bonn
und dem Oberen Mittelrhein nächtlich in Szene
gesetzt wird (www.rhein-in-flammen.com; Mai
Oberes Mittelrheintal
72 – 73
bis Sept.). Der Abschnitt zwischen Koblenz und
Spay liegt dann nicht nur geografisch im Zen-
trum: Europas größter Schiffskonvoi mit über
60 Schiffen begleitet das Event. Zeitgleich findet
das Koblenzer Sommerfest mit Livemusik,
Open Air-Kino, Kirmes statt (www-koblenzer-
sommerfest.de).
Umgebung
5 km südl. bettet sich das neugotische Stolzen-
fels in von Peter Joseph Lenné gestalteten
Gartenanlagen. 1823 wurde die Burgruine dem
preu ßischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm ge-
schenkt. 1838 begann der von Schinkel ge-
plante Wiederaufbau als Rheinburgideal (www.
schloss-stolzenfels.de; April–Sept. Di.–So. 9.00
bis 18.00, März, Okt. und Nov. Di.–So. 9.00 bis
17.00, Jan. und Febr. Sa. und So. 9.00–17.00 Uhr).
Information
Tourist-Information, Jesuitenplatz 2–4,
ab Juli 2013: Forum Confluentes, Zentralplatz 1,
56068 Koblenz, Tel. 0261 31 30 4,
www.koblenz-touristik.de
02 BRAUBACH
Gleich zwei Burgen sprechen für Braubach
(3050 Einw.). Hinzu kommen schmucke Fach-
werkbauten des 16.–18. Jh. und Reste der mit-
telalterlichen Stadtmauer.
Sehenswert
Das Fachwerkhaus Eckfritz (16. Jh.) beherbergt
wie zur Erbauungszeit ein Wirtshaus. Ältestes
Gotteshaus ist St. Martin (12./13. Jh.), heute
als Friedhofskapelle genutzt. In Tallage liegt die
umgebaute Philippsburg (Urspr. 16. Jh.) mit
Renaissancegarten. Hoch über dem Ort ist die
Marksburg (Urspr. 13. Jh.) einzige, nie zerstörte
Höhenburg des Mittelrheins (Tel. 02627 206,
www.marksburg.de; Mitte März–Okt. tgl. Füh-
rungen 10.00–17.00 Uhr, sonst kürzer).
Restaurant
Mit Blick auf die Weinlage Bopparder Hamm
bietet der € Gutsausschank Didinger auch
eine kleine Speisekarte (Rheinuferstraße 13,
56340 Osterspai, Tel. 02627 512, www.weingut-
didinger.de; Do.–Di. ab 15.00 Uhr).
Umgebung
Bei Lahnstein (18 000 Einw.; www.lahnstein.de)
wacht Burg Lahneck über die Mündung der
Lahn; Kapelle und Rittersaal locken in die neu-
gotisch wiederaufgebaute Burg (www.burg-
lahneck.de; April–Nov. tgl. 10.00–17.00 Uhr). Das
Rathaus (um 1500) ist ein Fachwerkjuwel. Be-
sucher zieht es eher ins Wirtshaus an der Lahn:
Seit 1697 spiegelt sich der Gasthof im Fluss.
Infos
Tipp
Wohnen auf der Burg
1957 baute die Familie Hüttl den Süd-
trakt der Schönburg zum stilvollen Hotel
aus. Ein Himmelbett steht in der „Sieben-
Jungfrauen-Kemenate“. Das „Prinzess-
zimmer“ bietet ein Alkovenbett und
Schießscharten im Bad. Die Burg liegt am
RheinBurgenWanderWeg.
€ € € Hotel Auf Schönburg,
55430 Oberwesel, Tel. 06744 93 93 0,
www.hotel-schoenburg.com
Information
Tourist-Information, Rathausstraße 8,
56338 Braubach, Tel. 02627 97 60 01,
www.braubach.de
03 BOPPARD
Das „Nizza des Rheins“ (16 000 Einw.) lockt mit
Uferpromenade, Belle-Époque-Hotels und son-
nenverwöhntem Klima. Letzteres macht den
Ruf der Weine aus der Großlage Bopparder
Hamm nördlich von Boppard aus.
Sehenswert
Vom Römerkastell Bodobrica (4. Jh.) blieb ein
Stück Mauer mit Türmen, als Archäologischer
Park frei zugänglich. Der Marktplatz wird von
der spätromanischen Kirche St. Severus
(13. Jh.) überragt; innen verweisen frühchrist -
liche Gräber und ein Taufbecken (5. Jh.) auf Vor-
gängerbauten. Die Kurfürstliche Burg (1327)
beherbergt das städtische Museum (Wieder -
eröffnung Sommer 2014). Zu sehen ist eine
Sammlung von Thonet-Möbeln – der Schreiner
Michael Thonet kam 1796 im Ort zur Welt. Die
Karmeliterkirche (um 1300) hütet zwei Barock-
altäre und ein prachtvolles Chorgestühl (1470).
Umgebung
Beim Vierseenblick TOP ZIEL überschneiden
sich Rheinschleife und Schieferhänge so eng,
dass man meint, auf vier Seen zu schauen. Den
grandiosen Blick kann man vom Mühltal aus
erwandern, oder den Sessellift hoch zum Ge -
deonseck nutzen (www.sesselbahn-boppard.de).
Das 1200-jährige fachwerkselige Rhens (www.
rhens.de) wird teils von Mauern (14. Jh.) ein -
gefasst. Schmuckster Bau ist das mit Schnitz-
werk reich verzierte Rathaus (1514). Etwas
außerhalb liegt der steinerne Königsstuhl, im
14. Jh. als Wahlstätte für die deutschen Könige
gedacht. Nur die Basis des 1929 hier aufge-
stellten stammt vom Original von 1398.
Information
Tourist-Information, Altes Rathaus,
Marktplatz, 56154 Boppard, Tel. 06742 38 88,
www.boppard-tourismus.de
04 SANKT GOAR
Der umtriebige Ort (2800 Einw.) liegt im
Schatten von Burg Rheinfels, die noch als
Ruine mit gewaltigen Ausmaßen beeindruckt.
Stromabwärts geht der Blick über den Rhein
auf die Loreley.
Sehenswert
Das Grab des Missionars Goar (um 530) befin-
det sich in der romanisch-gotischen Stifts -
kirche St. Goar (11.–15. Jh.). Von der mittel-
alterlichen Stadtbefestigung blieben Teile der
Mauer, Hexenturm, Kanzleiturm und Schleier-
tor. Rheinfels (Urspr. 1245) widerstand allen
Belagerungen, um im 18. Jh. zu verfallen. Die
Ruine lockt mit Aussichtsterrasse, Burgshop,
Schänke und Restaurant.
Veranstaltungen
Mittelrhein-Weinforum im Sept. (wieder
2013, 2015) im Gewölbe von Burg Rheinfels.
Rock-, Pop- und Volksmusikkonzerte auf der
Loreley-Freilichtbühne (Mai–Sept.).
Umgebung
Mit der Fähre ist man im Nu in St. Goars -
hausen. Bevor es auf den Loreley-Fels geht,
lohnt ein Blick in den Ort: Zwei Türme der
Stadtmauer ragen zur Rheinseite auf. An der
Hauptstraße steht das Rathaus von 1532.
Der Schieferfels der Loreley ist eine Ikone des
Rheintourismus. Im Besucherzentrum werden
in einer Ausstellung und einem Film u. a. der
Legende um die Jungfrau, deren Gesang die
Schiffer betörte, nachgegangen (www.tal-der-
loreley.de, www.loreley-touristik.de).
Burg Katz war einst Besitz der Grafen von Kat-
zenelnbogen. Die ab 1371 erbaute, von Napo-
leon zerstörte, teils wiederaufgebaute Burg ist
in japanischem Privatbesitz. Auch Burg Maus
(1355) die ihren Namen dem Spott der Grafen
von Katzenelnbogen verdankt, ist Privatbesitz.
Information
Tourist-Information, Heerstraße 86,
56329 St. Goar, Tel. 06741 383, www.st-goar.de
05 OBERWESEL
Ein Ring mittelalterlicher Mauern mit 16 Tür-
men umgibt das 1000-jährige Städtchen (3000
Einw.). Die Mauern sind teilweise begehbar
und erlauben Einblicke in Gassen und Höfe.
Sehenswert
Das Kulturhaus verbindet den Charme eines
alten Weinguts mit moderner Architektur; das
dortige Stadtmuseum spannt den Bogen von
den Römern zur Rheinromantik (www.kultur-
haus-oberwesel.de; April–Okt. Di.–Fr. 10.00 bis
17.00, Sa., So. und Fei. 14.00–17.00 Uhr). Die
Liebfrauenkirche (14. Jh.) ragt steil über dem
Ort empor; im Innern sind der filigrane Lettner,
Wandmalereien, Chorgestühl und der prunk-
volle Goldaltar Kunstschätze ersten Ranges.
Die Schönburg (11.–13. Jh.) auf einem Fels-
sporn südl. der Stadt ist heute Burghotel.
Hotel und Restaurant
Das € € / € Augustins verbindet klare Design -
zimmer mit einem behaglichen Wirtshaus
Tipp
Herrlicher Rheinblick
Im Film „Heimat 3“ bauen Clarissa und
Herrmann sich ein Fachwerkhäuschen
mit Blick auf den Rhein aus. Nicht irgend-
eines freilich: Schon die Dichterin Carolin
von Günderode (1780–1806) bewohnte
den Bau. Heute wissen Wanderer und
Ausflügler die zauberhafte Lage zu
schätzen. Das Günderodehaus, Drehort
des dritten „Heimat“-Teils von Edgar
Reitz, ist Ausflugslokal und Filmmuseum.
€ Günderodehaus am Siebenjungfrauen-
blick, Rheingoldstraße, Tel. 06744 71 40 11,
www.guenderodefilmhaus.de

(Rathausstraße 2, 55430 Oberwesel, Tel. 06744
71 00 70, www.augustins-hotelgastro.com).
Die € € / € Historische Weinwirtschaft, ein
stattliches Fachwerkanwesen, lockt mit zauber-
haftem Garten und Bruchsteinsaal (Liebfrauen-
straße 17, Tel. 06744 81 86, www.historische-
weinwirtschaft.de; tgl. ab 16.00, Mai–Okt. Fr.,
Sa. und So. ab 12.00 Uhr).
Information
Tourist-Information, Rathausstraße 3,
55430 Oberwesel, Tel. 06744 71 06 25,
www.oberwesel.de
06 KAUB
Die Ansicht von Kaub (900 Einw.) ist weltbe-
kannt: Oberhalb der Mauern und Türme thront
die private Burg Gutenfels, im Strom stemmt
sich der Pfalzgrafenstein gegen die Fluten.
Sehenswert
In der Neujahrsnacht 1813/1814 setzte Gene-
ralfeldmarschall Blücher mit seiner Armee über
den Rhein – daran erinnert die Blücherstatue
im Uferpark. Den Befreiungskriegen ist auch das
Blüchermuseum gewidmet (Metzgergasse 6,
Tel. 06774 400, www.befreiungskriege.de/blu
echer_museum.htm; April–Okt. Di.–So. 10.00 bis
12.00 und 14.00–16.00, sonst Mo.–Fr. 10.00 bis
12.00 Uhr). Fotomotiv ist die per Fähre erreich-
bare ehem. Zollburg Pfalzgrafenstein (14. Jh.).
Information
Tourist-Information, Schulstraße 12, 56349
Kaub, Tel. 06774 222, www.kaubamrhein.de
07 BACHARACH
Fachwerkbauten, verschwiegene Höfe, Burg-
und Ruinenromantik machen Bacharach (2000
Einw.) zu einer der „schönsten Städte der
Welt“, wie Victor Hugo im 19. Jh. notierte.
Sehenswert
Die Altstadt löst mit Mauern, Türmen und Altem
Haus am Markt romantische Gefühle aus. Burg
Stahl eck (Urspr. 12. Jh.) ist Jugendherberge.
Restaurant
Einer der schönsten historischen Höfe am
Mittelrhein ist der € € / € Posthof mit seiner
Landküche (Oberstraße 45, Tel. 06743 947 18 30,
www.posthof-bacharach.de; tgl. ab 11.00 Uhr).
Information
Rhein-Nahe-Touristik, Oberstraße 45,
55422 Bacharach, Tel. 0674 91 93 03,
www.rhein-nahe-touristik.de
DuMont Aktiv
Paddeltour auf der Mosel
Seit ein paar Jahren kann man die Mosel von Schweich bis zur Mün-
dung in Koblenz mit dem Paddelboot erkunden. Kanustationen längs
dem Fluss machen es möglich. Eine der schönsten Touren führt in drei
Tagen an der Terrassenmosel von Pünderich nach Treis-Karden.
„Ihr müsst zwei Handbewegungen
beherrschen“, begrüßt uns Udo
Marx. Dann sticht der Chef von
Mosel Kanutours mit dem Paddel
durch die Luft: Handbewegung
Nummer 1 bedeutet Paddeln. Der
Kanuprofi legt als nächstes die
Handinnenflächen zusammen,
macht einen Zug vor der Brust
(Handbewegung Nummer 2:
Schwimmen), um schließlich die
Schwimmwesten zu verteilen. Los
geht’s.
Der Bootssteg am fachwerkseligen
Winzerdorf Pünderich ist einer
Auf der Mosel bei Burgen
WEITERE INFORMATIONEN
Kanuverleih: Mosel Kanutours,
Moselstraße 45, 56814 Ernst (Sta-
tionen in Pünderich und Ediger-
Eller), Tel. 02671 55 51, www.mosel-
kanutours.de; organisiert auch mehr-
Oberes Mittelrheintal
Kapitel
<Kein(e,r)>
74 – 75
von 25 Anlegestellen, die für das
Projekt Wasserwanderroute Mosel
gebaut wurden. Zwischen
Schweich an der Obermosel und
der Mündung des Flusses bei
Koblenz können Paddler alle 20
bis 30 km bequem an einem der
Stege anlegen, die nicht mehr als
20 cm über die Wasseroberfläche
hinausragen. Je nach Wasserstand
und Kondition braucht man für
die gesamte 178,2 km lange Route
sieben bis zehn Tage.
AUCH FÜR ANFÄNGER
Anfänger sind mit der Dreitages-
tour von Pünderich bis Treis-
Karden bestens beraten. Über lange
Strecken kann man sich hier
einfach nur dahingleiten lassen.
Bei Bremm wird das Moseltal zum
Amphitheater. 400 m hoch baut
sich das Felshalbrund des Brem-
mer Calmonts über dem Ufer auf.
Nächster Landgang: Beilstein. Das
„Dornröschen von der Mosel“ ist
wie immer arg überlaufen: Nichts
wie ins Kanu, in dem das Leben
im Nu erneut ein langer, kurven-
reicher Fluss ist.
tägige Touren von April bis Okt.
Kanutouren: Mosellandtouristik,
Kordelweg 1, 54470 Bernkastel-
Kues, Tel. 06531 97 33 0, www.
mosellandtouristik.de
 Rheingau
76 – 77

Südbalkon
für Riesling
Von Wiesbaden bis Assmannshausen fließt
der Rhein statt wie üblich von Süden nach
Norden von Osten nach Westen. Für die
Weinberge auf dem sanft ansteigenden
rechten Ufer bedeutet die Laune des Stroms
viel Sonne. Die Hänge in perfekter Südlage
ergeben in Kombination mit Sand- und
Schieferböden das ideale Terroir für erst-
klassige Rieslinge – die wiederum seit jeher
die Basis für soliden Wohlstand bieten, der
im Rheingau allerorten augenfällig ist.

Weinlese ist immer noch viel Handarbeit: in den Weinbergen von

Schloss Johannisberg in Geisenheim
Anthony Hammond und Simone Böhm gehen auch
bei ihren Etiketten neue Wege: „Anthony’s Garage
Winery“ in Oestrich-Winkel (oben links und rechts).
Weinführung durch den Cabinetkeller der Domäne
Steinberg des Klosters Eberbach (unten links) und
Riesling-Weinlese bei Rüdesheim (unten rechts)

Der Rheingau mit seinen
weiten Südlagen ist ein Land
des Rieslings, der hier zu
Deutschlands besten Sekten
gepflegt wird.
Auch das Weingut Schloss Vollrads bei Oestrich-Winkel hat einmal wehrhaft angefangen,
wie der massige Wohnturm deutlich macht
D ie Landschaft macht’s. Sanft,
aber für Aktivurlauber noch
immer anspruchsvoll und ab-
wechslungsreich genug, schwappen die
Hügel bis an den Horizont davon. Die
Steigungen sind für Wanderer und Rad-
fahrer fast jeder Kondition machbar.
Das Angebot an Routen ist enorm. Fern-
wanderer können die 120 Kilometer
langen Rheingauer Riesling-Routen
erkunden. Tagesausflügler finden von
Hochheim bis Lorch passende Wande-
rungen, etwa den Brahmsweg in Rüdes-
heim und den Flötenweg in Oestrich-
Winkel. Hotels werben mit dem Güte-
label „Wanderbares Deutschland“ oder
„Rheinsteig Partnerbetrieb“: Wanderer
sind hier herzlich willkommen. Manche
Betriebe transportieren den Rucksack,
andere bereiten ein Picknickpaket vor.
Für Radfahrer ist das Angebot ähnlich
paradiesisch. Das „Bett & Bike“-Logo des
Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs
verweist auf Übernachtungsbetriebe,
die eine Radgarage haben und in denen
man eventuell nasse Kleidung trocknen
kann.
Die Rheingauer Riesling-Routen gibt
es auch als 62 Kilometer langen Rad-
weg. Schleifen durch die Weinberge
trainieren die Waden. Wer es bequemer
möchte, folgt dem Rheinuferweg, der
zugleich Europäischer Fernradweg ist.
Segway-Touren, Nordic Walking – der
Rheingau
78 – 79
35 Kilometer umfassende Rheingau
Nordic Walking Riesling Park um
Rüdesheim und Assmannshausen ist
vom Deutschen Skiverband zerti-
fiziert –, und Mountainbiken sind
weitere Aktivitäten, mit denen der
Rheingau Aktivurlauber anspricht. Falls
die Puste ausgeht, bleibt immer noch
das Schiff, mit dem es samt Rad und
Rucksack an den Ausgangspunkt zu-
rückgeht.
WELTWEIT BESTE RIESLINGE
Queen Victoria bereiste den Rheingau
1845. Die Welt war danach um ein Bon-
mot reicher. „Good Hoc keeps away the
doc,“ soll die britische Königin ihren
Lieblingsriesling aus Hochheim gelobt
haben. Heute trägt ein Weinberg über
dem Dorf ihren Namen: Ein neu-
gotisches Denkmal im Königin-Victoria-
Berg erinnert an die Gunst der Queen.
Der Zar von Russland dagegen trank
lieber Riesling aus der Lage Marco-
brunn westlich von Erbach. Schon
vorher waren Goethe und der künftige
US-amerikanische Präsident Thomas
Jefferson süffelnd im Rheingau unter-
wegs gewesen.
Als beste Botschafter der Region
bewähren sich die erlesenen Rieslinge
bis heute. Zu fast 80 Prozent bedeckt
die Rebe die Weingärten. Nirgendwo in
Deutschland sitzt der „König der Weiß-
Es begann 1880 mit einer ersten Gastwirtschaft für Reisende:
Drosselgasse in Rüdesheim

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt die Rüdesheimer Brömserburg ihr heutiges Aussehen.
Sie beherbergt nunmehr ein Weinmuseum
Special WEINENTWICKLUNG
Innovation für’s Weinglas
Auf Schloss Johannisberg wurde 1775 zufällig die Spätlese „erfunden“
Innovationsgeist und Forscher-
drang sind im Rheingau Winzer-
tugenden.
War die Spätlese 1775 eine zufällige
„Erfindung“, wird heute gezielt ge-
forscht, und zwar in der dafür zu-
ständigen Lehr- und Forschungs-
anstalt in Geisenheim. Das gilt auch
für die Kellertechnik. Am „Stein-
berg“, der bekanntesten Lage von
Kloster Eberbach, haben Zisterzien-
sermönche vermutlich bereits vor
900 Jahren erste Reben gepflanzt. In
ihrem 2008 fertiggestellten Keller
haben die Rieslinge von Deutsch-
lands größtem Weingut erneut einen
Qualitätssprung gemacht. Aber es geht
auch eine Nummer kleiner. Unter den
Augen der großen Häuser hat sich
Anthony Robert Hammond mit der
„Garage Winery“ etabliert. In seiner
Garage werkelt der fidele Winzer
nicht nur Riesling, sondern auch
eine Cuvée aus Chardonnay, Ries-
ling, Weiß- und Grauburgunder oder
einen rebsortenreinen Auxerrois zu-
sammen. Da staunen Fachmann wie
Laie. Und beiden schmeckt’s.
Rheingau
80 – 81
Rüdesheimer Altstadtgemütlichkeit macht
auch vor Privattüren nicht halt
weinreben“ sicherer auf dem Thron.
Nirgendwo am Rhein sind die Wein-
güter so traditionsreich und aristokra-
tisch. Lieblich ist im Rheingau nur die
Landschaft. Die Weine hingegen sind
kraftvoll und bevorzugt trocken.
Um 1900 lagen die Preise für die
Spitzenweine einiger Güter weltweit
auf dem Niveau teurer Grands Crus aus
dem Bordeaux. Vorbei. Doch noch heute
werden für Trockenbeerenauslesen und
Eisweine aus dem gut 3000 Hektar
großen Anbaugebiet Preise erzielt, die
international zu den höchsten für Weiß-
weine zählen.
REISEZIEL FÜR GENIESSER
Als ob man es nicht immer gewusst
hätte: Qualität zieht Qualität nach sich.
Parallel zu den exzellenten Weinen hat
die Küche im Rheingau ein Niveau, von
dem man in anderen Weinbauregionen
nur träumen darf. Befeuert wird der
gastronomische Eifer von Veranstaltun-
gen wie der zehntägigen „Rheingauer
Schlemmerwoche“, bei der im Frühling
Gutshöfe, Keller, Straußwirtschaften
und Restaurants zu Weinproben und
feiner Kost einladen. Es darf hoch-
karätiger sein? Bitte sehr: Kein ver-
gleichbares Gourmetfestival in Europa
kann mit so vielen internationalen
Spitzenköchen und hochrenommierten
Winzern aus der ganzen Welt auf-
Schwester Christophora und eine ihrer Keramik -
skulpturen am Kloster St. Hildegard (oben links),
1904 in Eibingen bei Rüdesheim neu gegründet
(oben rechts). Den Rhein begleitet ein
sogenannter Leinweg für die Zugtiere, um die
Schiffe flussauf zu treideln – nicht nur bei
Oestrich-Winkel heute von Radfahrern und
Joggern geschätzt (unten links). Das Café und
die Patisserie „Pretzel“ am Geisenheimer Dom ist
längst kein Geheimtipp mehr (unten rechts)
 Rheingau
82 – 83

warten wie das „Rheingau Gourmet-

und Wein-Festival“. Legendär sind die
Auftaktpartys auf dem Weingut Bal-
thasar Ress in Eltville-Hattenheim, bei
der Spitzenköche aus dem Rhein-Main-
Gebiet Kostproben ihres Könnens geben.
Als Höhepunkt gilt das Galadinner
deutscher Spitzenköche wie Sven Elver-
feld, Klaus Erfort, Christian Bau, Joachim
Wissler und Harald Wohlfahrt, deren
Menüs von großen, raren Weinen be-
gleitet werden.
Wenn die Lese eingebracht ist, klingt
der gastronomische Festivalreigen mit
den „Glorreichen Tagen“ im November
aus. Zum Programm, das die VDP-
Winzer des Rheingaus Hand in Hand
mit Spitzenköchen der Region aus-
richten, gehören etwa eine Riesling-
Gala im Kloster Eberbach oder ein
Abendessen mit hauseigenen Spitzen-
weinen beim Kiedricher Starwinzer
Robert Weil.

Wo, wie hier im Rheingau,

„Straußwirtschaften“ seit
1200 Jahren gute Tradition
sind, brauchen Genuss-
menschen wirklich nicht zu
darben.
Doch auch abseits des kulinarischen
Festivalgeschehens hat der Rheingau
für Genießer viel zu bieten. Michelin-
Sterne leuchten in Geisenheim über
dem „Gourmet Restaurant“ auf Burg
Schwarzenstein und über dem „Kronen-
schlösschen“ in Eltville. Weinstuben
wie die „Weinschänke“ von Schloss
Groensteyn in Kiedrich, Dorfgasthöfe
wie der „Grüne Baum“ in Oestrich,
Cafés wie das „Café am Dom“ in Geisen-
heim verwöhnen rund ums Jahr. Glück-
licher Rheingau.

IKONEN DES RHEINTOURISMUS

Für Eva Demski ist die Rüdesheimer
Drosselgasse ein „Kurort gegen misan-
thropische Anwandlungen“. Jeder, so
Seit 700 Jahren überragen die weiße Kurfürstliche
Burg und die derweil rote Burg Crass den Rhein-
und Weinort Eltville (oben). Burg Crass ist heute
Hotel und Restaurant mit einem gastlichen
Platanengarten (unten links und rechts)

Die Uferpromenade von Eltville vor dem Eltzer Hof, seit 1629 Sitz der Grafen zu Eltz
fährt die Schriftstellerin in ihrem Büch-
lein „Rheingau“ fort, dürfe hier so
falsch singen, wie er will. Womit sie
goldrichtig liegt. Wer die freundliche
Sicht auf die knapp 145 Meter lange
Gasse mit gefühlten knapp 145 Meter
Theke nicht teilen kann, und angesichts
von Ramschläden und Billiggesöff-
Die „Wein-, Sekt- und schwemmen die berühmteste Sauf-
Rosenstadt“ Eltville am Rhein meile am Rhein flieht, liegt freilich
ebenfalls richtig. So oder so, ohne die
gilt als die älteste im
Drosselgasse hat man den Rheingau
Rheingau. nicht gesehen.
Die Liste der Ikonen des Rheintouris-
mus, die man im Rheingau gesehen
haben sollte, ist lang. Auf nur wenigen
Kilometern reihen sich die malerischste
Uferfront am gesamten Rhein – in Elt-
ville –, der am besten erhaltene gotische
Pfarrbezirk – in Kiedrich –, eines der
am besten erhaltenen mittelalterlichen
Klöster Deutschlands – Eberbach –,
das prachtvollste Renaissancepalais
zwischen Mainz und Köln – Hilchen-
haus in Lorch. Dazu kommen der
Rheingauer Dom in Geisenheim, das
monumentale Niederwalddenkmal, ro-
mantische Fachwerkwinkel und baro-
cke Herrenhäuser dorfauf, dorfab.
Auch das Seelenheil kommt nicht zu
kurz. Die Abtei St. Hildegard in Eibin-
gen geht auf eine Gründung der jüngst
heiliggesprochenen Hildegard von Bin-
gen zurück. Die „Prophetissa teutonica“
Rheingau
84 – 85
des 12. Jahrhunderts muss sich der
Rheingau allerdings mit dem gegen-
überliegenden Rheinufer teilen. Dort
verlebte Hildegard von Bingen ihre letz-
ten 30 Lebensjahre.
ERSTKLASSIGES AUS DEM KLOSTER
Sean Connery was here. Der Ex-James
Bond spielte in Kloster Eberbach den
Mönch William, der – dem Verbrechen
auf der Spur war, natürlich. „Der Name
der Rose“ hieß der Film, 1985/1986 im
Kloster gedreht nach dem Bestseller
von Umberto Ecco. Die mit romanischer
Basilika, Laienrefektorium, Dormito-
rium und Hospitalkeller weitgehend im
Originalzustand erhaltene Zisterzien-
serabtei lieferte einen kongenialen
Drehort zu Eccos Mittelalterkrimi. Und
der Streifen machte Kloster Eberbach
weltbekannt. Zum 25. Jahrestag der
Kinouraufführung wurde der „Der
Name der Rose“ im September 2012 im
Kloster Eberbach gezeigt. Kein Platz
blieb leer. Der Kino-Mythos lebt.
Der des klösterlichen Weinguts
ebenso. Hinter der drei Kilometer langen
Bruchsteinmauer um den „Steinberg“
verbirgt sich die bekannteste Lage. Seit
1946 beherbergt das Kloster die Hes-
sischen Staatsweingüter. Allein die Lage
„Steinberg“ umfasst 32 Hektar und ist
eine der wenigen Lagen in Alleinbesitz.
1867 wurde der „Steinberg“ bei der
Das Mönchsdormitorium von Kloster Eberbach dient heute den Musikern des vor dem Kreuzgang
dargebotenen Rheingau Musik Festival zum Einspielen

Bruchsteinmauer um den Klösterlich Eberbachschen Weinberg

Domäne Steinberg

Anlässlich der Steinberger Tafelrunde des Rheingau Musik Festivals durchzieht eine
schier endlose Tischreihe die Lage Steinberg
weltweit ältesten Weinbergsklassifizie-
rung als Klasse I eingestuft.
Erstklassig sind auch die Konzerte,
die anlässlich des Rheingau Musik
Festivals allsommerlich im Kreuzgang
von Kloster Eberbach erklingen. Auch
Schloss Joahnnisberg, Schloss Vollrads
oder der Rheingauer Dom in Geisen-
heim sind mit von der über 150 Kon-
zerte umfassenden Musikpartie – mit
120 000 Besuchern eines der führenden
Musikfestivals in Europa. Ein wenig
Schaulaufen gehört dazu, wenn etwa
Politgranden aus Wiesbaden und Hessen
sich zu den Highlights einfinden. Von
Bayreuther Verhältnissen inklusive
Hofberichterstattung der Yellow Press
Rheingau
86 – 87
aber ist man im Rheingau weit entfernt.
Was ebenfalls für das wenig orthodoxe
Programm gilt. Der Schwerpunkt liegt
zwar in der klassischen Musik, die Ver-
anstaltungen reichen aber auch bis zu
Jazz, Weltmusik und Kabarett. Was
zählt, ist Qualität. Das Festival versteht
sich zudem als Fest der Sinne. Konzerte
mit Brunch oder Musik vor der im
Weinberg aufgestellten Tafel lösen das
Versprechen ein. Als ob man im Rhein-
gau etwas anderes erwartet hätte.
VERKEHRSPROBLEM

Im Würgegriff
des (Bahn-)Verkehrs
Fast jeder zweite Bewohner zwischen Koblenz und Mainz leidet
unter Bahnlärm. Der Güterverkehr ist zur Geißel geworden. Allein auf
der rechtsrheinischen Seite rattern und tosen jede Nacht 120 Güter-
züge mit Spitzenlautstärken von mehr als 100 Dezibel durchs Mittel-
rheintal.

E ine Umfrage der Fachhochschule Trier

förderte Anfang 2012 Erschreckendes zu-
tage. Jeder fünfte im Mittelrheintal Befragte
klagte über durch Bahnlärm verursachte
massive Schlafstörungen. Am stärksten
betroffen sind die Gemeinden St. Goars-
hausen, Stolzenfels, Kaub und Rüdesheim,
mit den daraus resultierenden Folgen wie
fallende Grundstückspreise bis hin zu Rissen
an den Häusern. Der Lärm bremst zudem
die touristische Entwicklung – wer will schon
den Lärm von täglich bis zu 550 Zügen er-
tragen? Und auch die Geduld der Anrainer
geht zu Ende. Sie sprechen bereits von
„Rheintal 21“. Ein Zehn-Punkte-Programm
der beiden betroffenen Bundesländer soll
endlich Abhilfe schaffen, vorrangig durch
Maßnahmen an der Quelle. Gemeint ist das
veraltete Zugmaterial. Dazu müssen vor allem
alte Waggons ausrangiert und leisere Brems-
systeme in die Güterwagen eingebaut werden.
Die Bahn verspricht Besserung. Im Herbst
2012 rollte der erste auf „Flüsterbremsen“
Bahnübergang in Rüdesheim umgestellte Zug zu Testzwecken durchs Tal.
In den nächsten Jahren sollen 80 Prozent
aller Züge mit veralteten Graugussbremsen
umgerüstet werden: Beim System, das noch
aus dem vorletzten Jahrhundert stammt,
rauen die Laufflächen der Bremsen auf. Da-
bei kommt es zu sogenannten Verriffelun-
gen, sprich: viel Lärm. Bei den neuartigen
„Flüsterbremsen“ aus Verbundkunststoff
halbiert sich der zu ertragende Lärmpegel.
 DuMont Thema
Rheingau
88 – 89

Ein Erzzug mitten in der Altstadt von Bacharach

UND WIEDER: DAS LIEBE GELD Hoffnung ist groß, dass eine Ausweich-
Die Zeit drängt. Wenn 2017 in der Schweiz strecke für die Rheinschiene darin bein-
der neue Gotthardtunnel eröffnet wird, wird haltet ist. Fürs Erste werden Lärmschutz-
das Güterzugaufkommen im Rheintal laut wälle gebaut oder verstärkt. Die Deutsche
Prognosen um satte 30 Prozent zunehmen. Bahn will den Bahnlärm bis 2020 im Ver-
Noch längere Züge in noch kürzeren Ab- gleich zum Jahr 2000 halbieren. So werden
ständen – von Vier-Minuten-Intervallen ist Strecken mit Schienenstegdämpfern aus-
die Rede – könnten das Ergebnis sein. Auch gestattet und Schallschutzwände errichtet.
an Gleisen und Brücken ist technisch noch Und mit dem Projekt „leiser Rhein“ steckt
einiges bei der Lärmvermeidung drin. Das die Bundesregierung 7,5 Millionen Euro in
alles aber kostet. Deshalb verlangen die am die Umrüstung von 1250 Güterwagen aus
Mittelrhein liegenden Gemeinden ein lärm- dem Bestand der DB Schenker Rail.
abhängiges Trassensystem – für laute Züge
müsste mehr bezahlt werden. Ältere Züge
sollen sogar mit einem Nachtfahrverbot be- FAKTEN
legt werden und tagsüber nur mit gedrossel-
tem Tempo durch die Ortschaften fahren. Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen
Wirkliche Abhilfe vom Bahnlärm aber Umweltschäden durch die Bahn e.V., Rheinuferstraße 44,
brächte nur die Verlagerung des Güterver- 56341 Kamp-Bornhofen, www.bahnlaerm-mittelrhein.de
kehrs auf eine Entlastungsstrecke. Bislang
hatte das Berliner Verkehrsministerium für
den Vorschlag, eine neue Bahnstrecke öst-
lich oder westlich des Rheintals zu bauen,
nur taube Ohren. Doch der Druck aus dem
Rheintal und den betroffenen Bundes-
ländern wächst. Nach Veröffentlichung der
anfangs zitierten Umfrage lehnte Bundes-
verkehrsminister Peter Ramsauer zunächst
eine Ausweichstrecke ab. Mittlerweile
wackelt der harte Berliner Kurs. Umso ge-
spannter erwartet man zwischen Koblenz
und Mainz den nächsten Bundesverkehrs-
wegeplan, der 2015 veröffentlicht wird. Die
 05

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Infos
Klein, aber fein
Ganze 35 km lang und zwischen wenigen
hundert Metern und 3 km breit – als Wein-
bauregion aber zählt der Rheingau zu den
ganz Großen. Als Kulturlandschaft kann die
Region mit Klöstern, Schlössern, Kirchen und
historischen Ortsbildern aufwarten. Und mit
dem Taunus im Rücken und dem Rhein zu
Füßen werden auch bei Wanderern, Radlern
und Wassersportlern die Wünsche erfüllt.
01 LORCH
Reich wurde Lorch (3800 Einw.) im Mittelalter
durch die Lage kurz vor den Stromschnellen
des Binger Lochs: Im Ort mussten die Waren
auf kleinere Schiffe umgeladen werden, oder
wurden gleich an Land über den Kaufmanns-
weg nach Rüdesheim und Geisenheim weiter-
transportiert.
Sehenswert
Von der Stadtbefestigung (Urspr. 13. Jh.)
blieben die Ruine von Burg Nollig (ca. 30 Min.
Fußweg), der ehem. Gefängnisturm Strunk
(16. Jh.) und ein helmloser Rundturm erhalten.
Die Pfarrkirche St. Martin (Urspr. 14. Jh.) hütet
eine ansehnliche Ausstattung, u. a. einen spät-
gotischen Hochaltar. Aus den Adelshöfen sticht
das gewaltige Hilchenhaus (Mitte 16. Jh.) her-
vor, dessen Renaissancepracht z. Zt. saniert
wird. Das Robert-Struppmann-Museum zeigt
als Kunst- und Heimatmuseum u. a. sakrale
Skulpturen aus der Zeit um 1400 (Am Markt,
Rathaus; April–Okt. Mo.–Fr. 9.30–18.30, Sa. und
So. 14.00–17.00 Uhr).
Veranstaltung
Hilchenfest (Mitte Juli) nennt sich das Weinfest,
bei dem lokale Winzer ihre Stände aufbauen.
Information
Tourist-Information, Rathaus, Markt 1,
65391 Lorch, Tel. 06726 18 15,
www.lorch-rhein.de
02 RÜDESHEIM
Der schmucke Weinort (9500 Einw.) hat mit
Drosselgasse, Weinbau seit etwa 1000 Jahren
auf heute 80 ha, Niederwald-Denkmal und der
Heiligen Hildegard einige touristische Stand-
beine. Die Flotte der Kreuzfahrtschiffe, die hier
anlegt, tut ein Übriges. Kurzum, hier brummt’s
– und nicht nur beim hier und im benachbarten
Assmannshausen obligatorischen Weinfest.
Sehenswert
Markanter Rest der alten Stadtbefestigung ist
der knapp 21 m hohe Adlerturm (15. Jh.). Aus
Tempel beim Niederwalddenkmal
den Adelshöfen in der Oberstraße ragt der
Brömserhof mit rapunzelwürdigem Fachwerk-
turm; er beherbergt Siegfried’s mechanisches
Musikkabinett mit einer Instrumentautomaten-
Sammlung (Tel. 06722 4 92 17, www.siegfrieds-
musikkabinett.de; März–Dez. tgl. 10.00 bis
18.00 Uhr). Die Fachwerkpracht des Klunk-
hardshofs (16. Jh.) lehnt sich an die Wehr-
mauer. Die trutzige Brömserburg erhielt ihr ro-
mantisierendes Aussehen um 1815; als Rhein-
gauer Weinmuseum fand der Bau eine würdige
Neunutzung (Tel. 06722 23 48, www.rheingauer-
weinmuseum.de; Mitte März–Okt. tgl. 10.00 bis
18.00 Uhr). Im Asbach-Besucherzentrum dreht
sich alles um den seit 1892 hergestellten Wein-
brand (Ingelheimer Straße 4, Tel. 06722 49 73 45,
www.asbach.de; März–Mitte Dez. Di.–Sa. 9.00
bis 17.00 Uhr), der auch in den Rüdesheimer
Kaffee gehört.
Hotel und Restaurant
Die € € € / € € Krone ist eine 1541 gegründete
Beherbergungslegende, einstmals Treffpunkt
der mondänen Welt und heute bei Japanern
und Amerikanern auf Rheintour beliebt (Rhein-
uferstraße 10, 65385 Assmannshausen, Tel.
06722 40 30, www.hotel-krone.de).
Die Zimmer im historischen Gemäuer € €
Breuer’s Rüdesheimer Schloss wurden teils
von Künstlern ausgestattet. Die hauseigenen
Weine lassen sich im Restaurant probieren
(Steingasse 10, 65385 Rüdesheim, Tel. 06722
90 50 0, www.ruedesheimer-schloss.com).
Umgebung
In Eibingen (nördl.) ist am 17. Sept. der in der
Wallfahrtskirche St. Hildegard verwahrte Hilde-
gardisschrein Ziel einer Reliquienprozession.
Zur nahen, 1904 gegründeten neuromanischen
Rheingau
90 – 91
Abtei St. Hildegard (www.abtei-st-hildegard.
de) gehört ein Klosterweingut; die Rieslingspät-
lesen „Domus Domini“ oder „Mons Sanctus“
der Benediktinerinnen zählen zu den besten
Tropfen des Rheingaus.
Mit der Seilbahn oder auf einem Wanderweg
ist das Niederwalddenkmal (1877–1883) zu
erreichen. Auf dem steinernen Sockel steht
eine 640 Zentner schwere Bronze-Germania –
sie sollte das nach dem Sieg über Frankreich
1871 gegründete Deutsche Kaiserreich feiern.
Vom Niederwaldtempel (1788 und 2006) ist der
Blick über das Tal umwerfend. Am höchsten
Punkt des Niederwalds liegt das Rossel (1774),
ein künstlicher Ruinenturm mit Blick auf die
Ruine von Burg Ehrenfels, Nahemündung und
Binger Mäuseturm.
Beim Wort Assmannshausen (1000 Einw.)
denkt man an Rotwein. Der „Höllenberg“ gilt
als Filetstück innerhalb der 75 ha Weinberge,
die mit Spätburgunderreben bepflanzt sind.
Für viele wächst hier der beste Spätburgunder
des gesamten Rheintals. Die gotische Heilig-
Kreuz-Kirche wurde im 19. Jh. neugotisch aus-
gestattet; aus dem späten 15. Jh. stammt eine
Altartafel aus der Schule von Matthias Grüne-
wald mit der Darstellung des Marientodes.
Information
Tourist-Information, Geisenheimer Straße 22,
65385 Rüdesheim, Tel. 06722 90 61 50,
www.ruedesheim.de
03 GEISENHEIM
In der Weinwelt ist Geisenheim (11 500 Einw.)
durch die 1872 eröffnete Forschungsanstalt für
Wein,- Obst- und Gartenbau ein Begriff. Der Ort
macht mit dem Speckgürtel aus Industrieun-
ternehmen auf den ersten Blick nicht viel her –
umso einladender ist die Altstadt.
Sehenswert
Weithin sichtbares Wahrzeichen ist der Rhein-
gauer Dom (1836–1839), dessen neugotische
Zwillingstürme Geisenheim überragen. Um 700
Jahre alt ist die Geisenheimer Linde gegenüber
dem 1855 erbauten Rathaus. Am östl. Rand
der Altstadt liegt Schloss Schönborn (Urspr.
um 1150); auffällig sind die Ecktürmchen und
der eckige, außen angesetzte Treppenturm.
Hotel und Restaurants
Zimmer mit Himmelbett oder Designnote sind
auf € € € Burg Schwarzenstein zu finden
(Rosengasse 4, 65366 Johannisberg, Tel. 06722
99 50 0, www.burg-schwarzenstein.de). Eleganz
zeigt das zugehörige Restaurant € € € Gourmet
(Mi.–Sa. abends), zwanglos gibt sich das € €
Burgrestaurant mit gehobener Regionalküche.
Infos
Tipp
Das Duftwunder
Als „Rosenstadt“ gilt Eltville bereits seit
1871, als über eine halbe Million Rosen
auf den Feldern vor der Stadtmauer stan-
den – verkauft bis an den Hof von St. Pe-
tersburg. Offiziell trägt Eltville den Titel
seit 1988. Grund für die Aufnahme in den
Kreis der neun deutschen „Rosenstädte“
war die Anlage des Rosengartens um die
Kurfürstliche Burg. In der geschützten
Lage des Burggrabens, in der Altstadt
und an der Rheinpromenade duften, klet-
tern, blühen 22 000 Rosenstöcke in 350
Sorten, darunter die flammenrot strah-
lende „Stadt Eltville“ und die nach Apfel
duftende „Schönes Eltville“.
Um die Eltviller Rosen und das Wissen
um ihre Pflege kümmert sich der Verein
Rosenfreunde Eltville (www.rosenfreunde-
eltville.de).
Umgebung
Der steinerne Spätlesereiter erinnert daran,
dass ein 1775 verspätet mit der Lesegenehmi-
gung eintreffender Kurier auf Schloss Johan-
nisberg (www.schloss-johannisberg.de) zur
ersten Spätlese führte; aus der Not machten
die Benediktinermönche eine Tugend und er-
kannten den Wert der Edelfäule. Die im Zweiten
Weltkrieg zerstörte romanische Klosterbasilika
(zugänglich) und das ebenfalls zerstörte Ba-
rockschloss (nicht zu besichtigen, Privatbesitz
der Fürsten von Metternich) wurden wieder-
aufgebaut, wenn auch nicht originalgetreu. Es
bleibt die phantastische Lage über den Wein-
bergen mit herrlichem Rheinpanorama. Beides
genießt man von der Terrasse der Gutsschänke
Schloss Johannisberg (Tel. 06722 96 09 0).
Information
Tourist-Information, Rathaus,
Rüdesheimer Straße 48, 65366 Geisenheim,
Tel. 06722 70 11 22, www.geisenheim.de
04 OESTRICH-WINKEL
Fast nahtlos gehen die traditionsreichen
Winzerdörfer Oestrich, Mittelheim und Winkel
(12 000 Einw.) ineinander über, geprägt von
stattlichen Winzerhöfen.
Sehenswert
Wahrzeichen Oestrichs ist der Weinverlade-
kran (18. Jh.) am Rheinufer. Er erinnert an
Zeiten, als hier der kurmainzische Weinvertrieb
organisiert wurde. Die urspr. gotische Pfarr -
kirche St. Martin wurde oft verändert, St. Ägi-
dius in Mittelheim blieb hingegen romanisch
und weitgehend original. Im spätbarocken
Brentanohaus in Winkel waren Goethe, Wie-
land und Beethoven zu Gast. Fast am Rhein
liegt das Graue Haus (um 1160), einer der sel-
tenen romanischen Profanbauten am Rhein.
Restaurants
Nobel geht man auf dem berühmten Schloss
im klassizistischen Saal mit Wintergarten
zu Tisch, ungezwungen auf der herrlichen
Terrasse: € € € / € € Gutsrestaurant Schloss
Vollrads TOP ZIEL (Vollradser Allee, Winkel,
Tel. 06723 52 70, www.gutsrestaurant-schloss
vollrads.de; April–Okt. tgl., sonst Mi.–So.).
€ € / € Die Wirtschaft ist eine urige Weinstube
mit regionalen Spezialitäten (Hauptstraße 70,
Winkel, Tel. 06723 74 26, www.die-wirtschaft.
net; So. abends und Mo. geschl.).
Umgebung
Zu den großen Weingütern des Rheingaus zählt
Schloss Vollrads (www.schlossvollrads.com).
An die Ursprünge als Burg erinnert der aus
einem Teich ragende Wohnturm (14. Jh.). Das
barocke Schloss mit den Wirtschaftshöfen ent-
stand um 1700. Besuchern stehen die Vinothek
im Kutscherhaus, das Restaurant im Kavaliers-
haus und die Gärten offen.
Information
Tourist-Information, An der Basilika 11a,
65375 Oestrich-Winkel, Tel. 06723 1 94 33,
www.oestrich-winkel.
05 KIEDRICH
Das über 1000 Jahre alte Kiedrich (3900 Einw.)
präsentiert sich als „das gotische Weindorf“.
Der umfriedete Pfarrbezirk ist eine reich ge-
füllte spätgotische Schatzkiste. Im Dorf sind
zudem einige der besten Winzer des Rheingaus
vertreten.
Sehenswert
Das mehrfarbige Tympanon über dem Portal
der spätgotischen Pfarrkiche St. Valentinus
Die Klosterkirche von Eberbach
und Dionysius (15. Jh.) zeigt Szenen aus dem
Leben Mariens; im Innenraum beeindrucken
u. a. Rankenmalereien und eine spielbare Orgel
aus dem 15. Jh. Am ummauerten Pfarrhof reihen
sich die spätgotische Michaelskapelle (15. Jh.),
die Alte Schule (Fachwerk), das Pfarrhaus und
das Grab von Sir John Sutton; der britische
Baron hatte ab 1857 maßgeblich zur Rettung
des Ensembles beigetragen. Stattliche An-
wesen, darunter das Renaissance-Rathaus
von 1585/1586, erinnern an einstigen Wohl-
stand; prachtvollster Bau ist der Hof der Ritter
von Groenesteyn im Mainzer Barock (1730;
Privatbesitz). Von Burg Scharfenstein (Urspr.
um 1215) oberhalb von Kiedrich blieb nur der
runde Bergfried erhalten.
Restaurant
Deftige Regionalküche wie Rieslingsuppe wird
in einer der ansprechendsten Weinstuben
des Rheingaus serviert: € € / € Weinschänke
Schloss Groenesteyn (Oberstraße 37, Tel.
06123 15 33, www.weinschaenke-schlossgroe
nesteyn.de; Mi.–Sa. nur abends, So. auch mit-
tags).
Tipp
Übernachten im Kloster
In Weiß und Zisterziensergrau sind die
mönchisch schlichten Zimmer im Wirt-
schaftsgebäude aus dem 16. Jh. gehalten.
Etwas abseits liegt die Klosterschänke
mit Kreuzgewölbe aus dem 17. Jh. Auf
ihrer Karte findet sich gutbürgerliche
Küche mit regionalem Einschlag.
€ € / € Kloster Eberbach,
65343 Eltville, Tel. 06723 99 30,
www.klostereberbach.com;
Klosterschänke, Tel. 06723 99 32 99,
tgl. 11.30–22.00 Uhr
 Rheingau
Kapitel
<Kein(e,r)>
92 – 93

DuMont Aktiv
Information
Fremdenverkehrsamt, Rathaus,
Marktstraße 27, 65399 Kiedrich,
Tel. 06123 90 50 10, www.kiedrich.de
Immer dem Römer nach
06 ELTVILLE
Die Rheingauer Riesling Route verspricht 62 km Radelspaß. Einerlei, ob
Krieg und Zerstörung haben die zeitweilige Re-
man die Route von Kaub am Rhein bis Flörsheim am Main oder umge-
sidenz der Mainzer Erzbischöfe (17 500 Einw.;
Stadtrecht 1332) größtenteils verschont. Es gibt
kehrt zurücklegt, man folge auf Leinpfaden und durch die Weinberge
viel zu sehen, und die Winzer geben ebenfalls einfach dem Römerglas. Mit diesem Pokal ist die Strecke markiert.
ihr Bestes. Bahn und Straße machen einen
Bogen um den Ort, dessen Uferfront zum Fla- Es geht kommod los. Von Kaub bis vorbeizukommen – Einkehrpause
nieren einlädt.
nach Rüdesheim lehnt sich die im Gutsausschank inbegriffen. Die
Sehenswert Route an den Rhein. Für den Ver- leichten Steigungen, etwa ober-
Längs der von Platanen gesäumten Rheinpro- kehr auf der parallel verlaufenden halb von Geisenheim in der Lage
menade reihen sich von Ost nach West die Bundesstraße 42 entschädigen der Kläuserweg, sind bei der Pause auf
neugotische Burg Crass (Hotel-Restaurant), wunderbare Blick auf den Strom der Panoramaterrasse von Schloss
die Kurfürstliche Burg mit markantem Wohn-
und schmucke Uferdörfer wie Johannisberg bereits vergessen.
turm (14./15. Jh., mit Gutenberg-Gedenkstätte),
der Rosengarten, das spätbarocke Haus Rose
Lorch oder Assmannshausen. Von nun an geht es bergab in
und der Eltzer Hof. Im Ort selbst folgt ein feu- In Rüdesheim geht es in die Wein- Richtung Winkel. Ein asphaltier-
dales Anwesen aufs nächste. Der Stadtturm berge. Die Route schlingert nun ter Wirtschaftsweg führt bald
im Nordosten der Altstadt war Teil der mittelal- durch das Rebenmeer, um in durch die Lagen Klosterberg und
terlichen Befestigung. Die spätgotische Pfarr-
schöner Regelmäßigkeit an einer Schönhell. Kloster Eberbach und
kirche St. Peter und Paul (Urspr. 14. Jh.) ist mit
Hei ligenfiguren, Fresken und Taufstein reich
der Höhepunkte des Rheingaus das Winzerdorf Kiedrich bieten er-
ausgestattet. neut Einkehrmöglichkeiten.
Hinter Eltville rückt die Silhouette
Hotel und Restaurant von Wiesbaden näher. Immer der
€ € € / € € Burg Crass bietet behagliche Zimmer
Uferstraße folgend, geht es vorbei
mit Blick auf Rhein oder Weinberge, im Winter-
garten-Restaurant und dem Platanengarten zum
am Biebricher Schloss durch
Rhein hin erstklassige Weine und eine moderne Grünanlagen zur Theodor-Heuss-
Bistroküche (Freygässchen 1, 65343 Eltville, Brücke und weiter zur Mainmün-
Tel. 06123 97 51 10, www.burgcrass-eltville.de; dung. Vorbei am Königin-Viktoria-
Nov. und Dez. Di., Jan. Mo. und Di. geschl.).
Denkmal verläuft der Rheingauer
Umgebung Riesling-Pfad erneut durch Wein-
Zu den ältesten Gebäuden des 1136 gegründe- berge in Richtung Flörsheim.
ten ehem. Zisterzienserklosters Eberbach Dazu ein letzter Einkehrtipp: Im
TOP ZIEL (www.kloster-eberbach.de) gehören Ortsteil Wicker, dem „Tor zum
der Kapitelsaal (vor 1186), die schlichte romani-
Rheingau“, locken der Weinpro-
sche Basilika (1145–1186), das Laienbrüder-
haus und der gotische Kreuzgang (13./14. Jh.).
bierstand und Straußwirtschaften.
Das Laiendormitorium (um 1200) ist mit 85 m
der längste nichtsakrale mittelalterliche Raum
nördl. der Alpen. Das Kloster war von Anfang WEITERE INFORMATIONEN
an immer auch Weingut. Im alten Kelterhaus
befinden sich heute die Vinothek der Hessi-
schen Staatsweingüter und der Klosterladen.
Information: Rheingau-Taunus Radverleih: Rad’l Mahl, Haupt-
In den Hang gebaut wurde der neue Keller, Kultur und Tourismus Gesell- straße 38, 65346 Eltville, Tel.
über dem ein gläserner Pavillon mit Terrasse schaft, An der Basilika 11a, 65375 06123 70 22 49, www.radl-mahl.de
zur Weinprobe einlädt. Oestrich-Winkel, Tel. 06723 99 55 0, Radtransport: Die Schiffe der
www . rheingau.de / sehenswertes / „Köln-Düsseldorfer“ (www.k-d.de)
Information
Tourist-Information, Rheingauer Straße 28,
wanderwege und die Deutsche Bahn befördern
65343 Eltville, Tel. 06123 90 98 0, Markierung: Gelber oder weißer Räder kostenlos – solange der
www.eltville.de Römer auf grünem Grund Platz reicht.
 Mainz · Rheinhesssen
94 – 95

Feudal
und fidel
Soviel Lokalpatriotismus darf sein: Bei jedem
Tor von Mainz 05 wird der Narrhalla-Marsch
gespielt. Womit der Bogen zur Fassenacht
gespannt wäre, wenn Mainz so feiert „wie es
singt und lacht“. Anders gesagt: Mainz kann
lustig. Und ist jung: Jeder fünfte Einwohner
studiert. Warum die Landeshauptstadt von
Rheinland-Pfalz sich zudem als deutsche
Weinmetropole versteht, erklärt sich aus der
Lage in Deutschlands flächenmäßig größtem
Weinanbaugebiet Rheinhessen.

Stände des Wochenmarkts auf dem Marktplatz von Mainz

Das alte Mainz blieb in der Grebenstraße in Form
des Erbacher Hofs sichtbar (oben links). Auch der
vom Dom überragte Mainzer Marktplatz konnte
sein altes Gesicht und den Renaissance-Markt-
brunnen, 1526 zur Feier der Niederschlagung der
Bauernaufstände gestiftet, bewahren (oben rechts).
Im Mittelschiff des Doms blieben die Ausmalungen
des 19. Jahrhunderts erhalten (unten rechts)

Ein bisschen Karneval geht immer: Vorführung auf dem Mainzer Marktplatz
anlässlich eines verkaufsoffenen Sonntags
W ie schwer die Zerstörungen
im Zweiten Weltkrieg waren,
wird in Ursula Krechels
Roman „Landgericht“ deutlich: Noch
Jahre nach Kriegsende schreitet der
Held des Romans, Landgerichtsdirektor
Dr. Kornitzer, durch eine Ruinenland-
Der Mainzer Dom zählt als schaft. Fast 80 Prozent von Mainz lagen
einer der drei rheinischen in Schutt und Asche. Umso mehr freut
man sich über verbliebene Altstadtidyl-
Kaiserdome zu den len wie den Kirschgarten. Mit Fach-
wichtigsten romanischen werkfassaden, Kopfsteinpflaster und
Bauten in Deutschland. Marienbrunnen kommt der sich zu
einer Gasse verengende Platz wie ein
Dorf im tiefsten Rheinhessen daher.
Auch in der benachbarten Augustiner-
straße reiht sich im Schatten der spät-
barocken Augustinerkirche ein histo-
risch bedeutender Bau an den nächsten.
Es geht auch etwas bescheidener. In
der leicht gebogenen Kapuzinerstraße
scheinen sich die geduckten, teils spät-
mittelalterlichen Fassaden gegenseitig
zu stützen. Eng wird es in der Fischer-
gasse. Die Fischhändler, die in der paral-
lel zum Rheinufer verlaufenden Gasse
einmal ansässig waren, sind längst Ver-
gangenheit. Geblieben sind ihre in die
Fassaden eingelassenen Ladennamen.
Über allem strahlt der grandiose
Dom. Vor über tausend Jahren wurde
der Grundstein für das romanische, in
leuchtend rotem Sandstein errichtete
Gebirge gelegt. Stolz ragt der mächtige
Mainz · Rheinhesssen
96 – 97
Vierungsturm empor. Das Gewölbe von
St. Martin hat allen Zerstörungen stand-
gehalten. Wie Mainz auch.
FEUDALE ADELSHÖFE
Wer von Kastel über die Theodor-Heuss-
Brücke nach Mainz fährt, wird von der
feudalen Pracht am linken Rheinufer
überwältigt. Nobel empfangen Neues
Zeughaus und Deutschhaus den An-
kommenden. Nicht ohne Grund hatte
sich Napoleon das Deutschhaus als
Domizil ausgeguckt. Heute tagt hier der
Landtag, während das Zeughaus die
Staatskanzlei beherbergt. Über beiden
wachen rokokokett die Kirchtürme von
St. Peter. Etwas im Abseits scheint die
buntsandsteinrote Fassade des Kurfürst-
lichen Schlosses geradezu zu glühen.
Mit dem reich verzierten Sitz der Erz-
bischöfe begann im 17. Jahrhundert der
Umbau von Mainz zur barocken Resi-
denz. Adelshof auf Adelshof folgte –
noch im selben Jahrhundert der Dien-
heimer Hof in der Mitternachtsgasse
und der Ältere Dalberger Hof am Ball-
platz, bis 1718 der Jüngere Dalberger
Hof in der Klarastraße, bis 1733 der
Stadioner Hof an der Großen Bleiche.
Das schönste architektonische Ensemble
aber bilden am Schillerplatz der ele-
gante Bassenheimer Hof und der selbst-
bewusste Osteiner Hof, um 1750 errich-
tet. Es ist eine Pracht!
Das Heilig-Geist-Spital an der Mainzer Rheinstraße gehörte zu den ältesten Einrichtungen
öffentlicher Mildtätigkeit – heute ist es Bar, Restaurant und Lounge

Zum Fachwerk im Schatten des Mainzer Doms gehört das „Weinhaus zum Spiegel“
in der Leichhofstraße
 Mainz · Rheinhesssen
98 – 99

STADT AM STROM
Auch als Rheinhafen reicht die Ge-
schichte von Mainz in die Antike zu-
rück. Als 1981 bei den Aushubarbeiten
für das Hilton-Hotel am Rheinufer fünf
Schiffswracks des antiken Hafenbeckens
gefunden wurden, war die Sensation
groß. Nach genauer Analyse konnten
die Holzgerippe als Flusskriegsschiffe
identifiziert werden, von den Römern
in der Phase ihres Niedergangs im
5. Jahrhundert einfach zurückgelassen.
Zwei davon wurden minutiös nachge-
baut. Sie sind die Publikumsmagneten
im Museum für Antike Schifffahrt, auf
den Fund hin in einer ehemaligen
Markthalle eröffnet. Der Clou: Durch
Fenster kann man den Restauratoren
und Modellbauern bei der Arbeit in
ihrer Werkstatt zuschauen.

Nur wenige Städte bieten

eine so große architek-
tonische Vielfalt wie das
einst Goldene Mainz.

Mit dem Bau des Hiltons, des Rat-

hauses und der Rheingoldhalle kehrte
Mainz in den 1970er- und 1980er-Jahren
Am Schillerplatz repräsentiert der Osteiner Hof. Davor steht seit 1967 der Fastnachtsbrunnen, an den Strom zurück. Wie schon 100
ein Sammelsurium unzähliger Fastnachtsfiguren und -allegorien Jahre zuvor das gründerzeitliche Viertel
rund um den Fischtorplatz, entstand
dieses neue Mainz vor den Stadtmau-
ern. Deren früheren Verlauf markiert
die Verkehrsschneise Rheinstraße.
Neuester architektonischer Zugang ist
das Hyatt Hotel, einbezogen in das
preußische Fort Malakoff. Längs von
Adenauer- und Stresemannufer ist zu-
dem eine breite Promenade entstanden,
die zum Flanieren, Joggen, Radfahren
oder Inlineskaten einlädt. Im Schatten
der Platanen lässt sich gut ausruhen,
doch Nabel des Treibens bleibt der
gläserne Kubus der „Rheingold-Bar“:
Von der Terrasse schaut man den Last-
kähnen und Kreuzfahrtschiffen hinter-
her, die alltäglich in Flottenstärke auf
dem Rhein vorbeiziehen.
Vor dem massigen Mainzer Rathaus schwingt sich seit 1979 die Skulptur „Lebenskraft“
über den Jockel-Fuchs-Platz
Die Kunsthalle Mainz zeigt Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst. Sie hat ihr reizvolles Domizil im Ende des 19. Jahrhunderts
errichteten Kessel- und Maschinenhaus des Mainzer Zollhafens

Vor der Neuen Jüdischen Synagoge stehen restaurierte Säulenreste

der 1938 zerstörten Hauptsynagoge

Hier sind sie noch in richtiger Funktion zu sehen: Setzkästen mit Buchstaben
für den Handsatz im Druckladen des Gutenberg-Museums
Special JÜDISCHE ERINNERUNGEN
Magenza, das jüdische Mainz
In Mainz lassen sich Spuren jüdi-
schen Lebens bis ins 10. Jahrhundert
zurückverfolgen. Aber auch mittel-
alterliche Pogrome und natürlich
die Verbrechen des Dritten Reiches
blieben im Bewusstsein.
Die Mainzer jüdische Gemeinde lebt
– was dokumentiert das deutlicher als
die 2010 an der Hindenburgstraße
vollendete Neue Synagoge, dort, wo
1938 die alte Hauptsynagoge in der
„Reichskristallnacht“ in Flammen
aufging. Die Form des skulpturalen,
modernen Baus ist die Umsetzung
des hebräischen Wortes Quadushah,
Heiligung, in Architektur. Gezackte
Konturen und die Verkleidung aus
grünglänzenden Majolika-Stabkeilen
kontrastieren stark zur gründerzeit-
lich geprägten Mainzer Neustadt.
Traditioneller wirkt der Neue Jüdi-
sche Friedhof an der Unteren Zahl-
bacher Straße. Zum 1881 eröffneten
Gräberfeld gehört eine jüngst sa-
nierte Friedhofshalle im maurischen
Stil. Auf den Gräbern wechseln ein-
fache Obelisken mit wilhelminisch-
pompösen Steinen. An die einstige
Bedeutung von Magenza, so der jü-
dische Name von Mainz, erinnern
auch die Stolpersteine des Kölner
Künstlers Gunter Demnig. Die mit
einer Messingplatte versehenen
Steine, in die Namen und Lebens-
daten eingraviert sind, findet man
am Fischtorplatz, in der Kaiserstraße
oder der Breidenbacher Straße. Jeder
Stolperstein setzt einem im Dritten
Reich Bedrängten, Verschleppten,
Ermordeten ein Denkmal.
Mainz · Rheinhesssen
100 – 101
1833 erhielten die Bürger von Mainz ihre
Bühne: Staatstheater am Gutenberg-Platz
DIE LANDESHAUPTSTADT
Die Bischofsstadt Mainz ist den Um-
gang mit der Macht seit dem Mittelalter
gewohnt. Als Vorbereitung auf die Rolle
der Landeshauptstadt dürfen zudem die
kurze Zeit als Präfektur des franzö-
sischen Departements Donnersberg
zwischen 1798 und 1814 und die Rolle
als Hauptstadt der Provinz Rheinhessen
im 19. Jahrhundert gelten. Als Mainz
1950 Landeshauptstadt des jungen Bun-
deslandes Rheinland-Pfalz wurde, war
man im Repräsentieren sozusagen geübt.
Kaum ein Ministerpräsident Deutsch-
lands geht seinen Amtsgeschäften in so
repräsentativen Mauern wie denen des
Neuen Zeughauses nach. Auf staats-
tragenden Pomp wird ansonsten gern
verzichtet. Mainz ist eine Stadt von
überschaubarer Größe. Das Ministerien-
viertel zwischen Kaiserstraße, Rhein-
ufer, Großer Bleiche und Bauhofstraße
ist schnell abgeschritten: Die funktionale
Architektur der meisten Ministerien
versprüht spröden Behördencharme.
Mit einer Ausnahme: Etwas ab vom
Schuss, dafür deutlich feudaler residiert
der Innenminister im barocken Bassen-
heimer Hof.
WEINSELIGES MAIN
Von den Kupferbergterrassen schweift
der Blick über die Türme und Dächer
der Altstadt. 1850 gründete Christian
Im Sommer bietet das Adenauerufer den Mainzern südländisches Flair (links), an den Mainzer Weintagen einen Überblick über die Winzerszene
Rheinhessens (oben rechts). Zwischen Stadt und Fluss liegt das „Rheingold“, beliebte Bar und Restaurant

Mainz 05 ist mehr als Fußball: Fans vor dem Mainzer Fußballstadion

Einst sprudelnde Geldquelle: die Zollburg Ehrenfels und der Binger Mäuseturm,
Ende des 19. Jahrhunderts gotisierend wiedererrichtet
Adalbert Kupferberg, damals 26 Jahre
alt, auf der Kästrich-Anhöhe über
Mainz eine „Fabrication moussierender
Weine“. Ein mittelalterlicher Keller zur
Lagerung des Schaumweins, der bald
als „Kupferberg Gold“ in London Furore
machen sollte, war damals schon vor-
handen. Bismarck kam 1870, probierte,
und blieb gleich ein paar Tage. Bis 1888
entstand ein siebenstöckiges unter-
irdisches Kellerlabyrinth. 1900 nahm
die Boomkellerei der Gründerzeit an
der Pariser Weltausstellung teil: Der
fulminante „Traubensaal“-Weinpavillon
ist bei einer Kellerführung in seiner
ganzer Jugendstilpracht zu bewundern.
Ein paar Stockwerke höher weht da-
gegen ein frischer Designwind. Das
schicke neue Restaurant in einem der
historischen Gewölbe der Sektkellerei
katapultiert die traditionsreichen Kup-
ferbergterrassen souverän ins 21. Jahr-
hundert. Auf der Weinkarte stehen
größtenteils rheinhessische Tropfen,
schließlich reichen die Reben des An-
baugebiets bis fast an die Stadt.
Kein Wunder also, dass Weinstuben
zu Mainz gehören wie Rhein und Fast-
nacht. Bei Schoppe (halber Liter Wein)
und Handkees (in Essig, Öl und
Zwiebeln eingelegter Käse) geht dem
Meenzer das Herz auf. Beides gibt es
„bei den Jungs“, alias Maik und Wolf-
gang. 1996 haben die beiden Nord-
Mainz · Rheinhesssen
102 – 103
deutschen die über 300 Jahre alte Wein-
stube mit der originalen Einrichtung
von 1910 übernommen. Man sitzt eng
beisammen, kommt mit der Oma von
gegenüber und dem Studentenpaar ins
Gespräch, bewundert die geschnitzten
Köpfe der Vertäfelung. Nur ein paar
Fußminuten weiter hat das Deutsche
Weininstitut seinen Sitz am Guten-
bergplatz. Als ob es noch eines weiteren
Beweises bedurft hätte, dass Mainz eine
Weinstadt ist.
WEIN

Rheinhessens
Tropfen boomen!
Rheinhessen ist Deutschlands flächenmäßig größtes Weinanbaugebiet.
Einst eher bekannt für Masse, überzeugt das Rebenmeer zwischen
Mainz und Worms zusehends mit Klasse. Beim Mainzer Weinmarkt
zeigen die Winzer Rheinhessens, was sie können.
 DuMont Thema
Mainz · Rheinhessen
104 – 105

E twa ein Fünftel der zu Rheinland-Pfalz

gehörenden Region Rheinhessen dient dem
Weinbau, der über 6000 Winzerfamilien ihr
Einkommen beschert. Mehr als 2,5 Mio.
Hektoliter Wein kommen da alljährlich zu-
sammen in einem der traditionsreichsten
Anbaugebiete Deutschlands, das stolz auf
die älteste urkundlich belegte Weinlage
Deutschlands verweisen kann: 742 war es
der Niersteiner Glöck. Einst kamen aus
Rheinhessen Spitzenweine mit teilweise
legendärem Ruf. Dieser wurde allerdings in
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
nachhaltig aufs Spiel gesetzt, als die Qualität
oftmals der Quantität geopfert wurde. Die
„Liebfrauenmilch“ aus der Wormser Gegend
ist ein unrühmliches Beispiel. Doch das ist
Vergangenheit.

ERGEBNIS DES UMDENKENS

Viele der rheinhessischen Weingüter sind
erst in den 1960er- und 1970er-Jahren ent-
standen, als in den Hügeln zwischen Nahe
und Rhein massiv neue Rebflächen geschaf-
fen wurden. Umso erstaunlicher ist die
Qualität von Müller-Thurgau-, Silvaner,- und
Rieslingweinen, auf die knapp die Hälfte
aller produzierten Trauben entfällt. Dass
Rheinhessen unter Kennern wieder als über-
aus interessante Boomregion gilt, liegt an
einer jungen Winzergeneration, die ver-
meintliche Traditionen beherzt über Bord Weinpflege und Weinlese ist immer noch weitgehend Hand -
wirft. Für Deutschland neue Rebsorten wie arbeit – auch bei der Blauen Portugieser-Traube in den
Siefersheimer Wein bergen (oben), wo auch das Weingut von
Chardonnay und Sauvignon Blanc zeitigen
Daniel Wagner zu finden ist (links)
trockene, ausdrucksstarke Weißweine. Win-
zer wie Hans Oliver Spanier genießen regel-
rechten Kultstatus. Der Ökowinzer aus
Hohen-Sülzen – branchenintern nur HO ge-
nannt – überzeugt mit trockenen Rieslingen,
die Ausdruck verschiedenster Terroirs sind.

Wenn althergebrachte Traditionen heutigen Erwartungen nicht

mehr standhalten, müssen sie neuen Wegen weichen

Mit seiner Frau Carolin Spanier-Gillot ist

HO Gründungsmitglied der rheinhessischen
Winzervereinigung „Message in a bottle“
alias „Rheinhessens junge Winzer“. Die
Gruppe hat sich zwei Dinge auf die Fahne
geschrieben: Spitzenqualität im Glas und
 DuMont Thema
Ob direkt am Rhein oder in Rheinhessen, überall
wird freudig das Glas erhoben
FAKTEN
Mainzer Weinmarkt mit Weinständen, Künstlermarkt,
Musik, Oldtimerrundfahrt (www.mainzer-weinmarkt.de;
Ende Aug./Anf. Sept. im Rosengarten und im Volkspark)
Rheinhessenwein, Otto-Lilienthal-Straße 4, 55232 Alzey,
Tel. 06731 95 10 74 0, www.rheinhessenwein.de
Message in a bottle, Kontakt über Stefan Winter, Weingut
Winter, Am Geispitzheimer Hof 6, 67596 Dittelsheim,
www.message-in-a-bottle.info
Weitere Winzer: Weingut Carolin Spanier-Gillot & H. O.
Spanier, Ölmühlstraße 25, 55294 Bodenheim, Tel. 06135
23 33, www.battenfeld-spanier.de; Weingut Wagner-Stempel,
Wöllsteiner Straße 10, 55599 Siefersheim, Tel. 06703
96 03 30, www.wagner-stempel.de; Weingut Helmut Geil,
Am Römer 26, 55234 Monzernheim, Tel. 06244 220,
www.geilwein.de; Weingut Georg Gustav Huff,
Woogstraße 1, 55283 Schwabsburg, Tel. 06133 5 05 14,
www.weingut-huff.com
Kupferberg-Museum, Kupferbergterrasse 17, Mainz,
Tel. 06131 92 30, www. kupferbergterrasse.com; Führung
nach Anmeldung
Spaß am Wein. Und den haben nicht nur
männliche Mitglieder: Die 28 jungen Winze-
rinnen und Winzer setzen konsequent auf
Qualität und kennen die richtige Balance
zwischen effizientem Arbeiten und Spaß
am Leben. Sie scheinen cool zu sein bis in
die Haarspitzen und haben doch viel Gefühl
für das Stück Erde behalten, auf dem sie
arbeiten. Für Carolin Spanier-Gillot, die den
etwas angestaubten Begriff Terroir nicht
gern in den Mund nimmt, liegt der Erfolg
im Boden: „Rheinhessen hat einen Riesen-
sprung nach vorne gemacht. Es hat das
größte Portfolio an guten Lagen. Was die
hergeben, ist unglaublich.“
ROTWEINE SIND IM KOMMEN
Nach dem Erfolg der Weißweine ziehen nun
die Roten nach, ein echtes Novum.
Abgesehen von Ingelheim, wo Rotwein seit
jeher Tradition hat, beschreiten Winzer wie
der Siefersheimer Daniel Wagner mit der
Saint-Laurent-Traube önologisches Neuland.
Wagners Ruf als Shootingstar ist längst ge-
festigt, seine Rieslinge aus der Lage Heer-
katz und der frische Sauvignon Blanc sind
auf dem Markt etabliert. Dass jedoch auch
der trockene rote Saint Laurent im Kasta-
nienhof des Weinguts bei den Hausgästen
gut ankommt, weist den Weg in die Zu-
kunft. Einen Weg, den der Monzernheimer
Winzerkollege Andreas Geil längst mit
Bravour zurückgelegt hat. Leicht rauchig
und voll ist der Spätburgunder des Jungwin-
zers, und trotz Ausbaus im Eichenfass ohne
zu dominante Holznote. Einen beachtlichen
Frühburgunder präsentiert hingegen Stefan
Huff aus Schwabsburg: Die Aromen
schwarzer Beeren verleihen dem körper-
vollen Wein seine elegante Note.
 Mainz · Rheinhessen
106 – 107

Einst für eine Weltausstellung gefertigt: Jugend-

stil-Traubensaal im Kupferberg-Museum, zu dem
auch ein Weinkeller mit Prachtfässern gehört
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Infos
Zentrum mit menschlichem Maß
Trotz ihrer 201 000 Einw. bleibt die rhein-
landpfälzische Landeshauptstadt in ihrem
Kern eine Stadt, die man gut zu Fuß erkun-
den kann.
ALLGEMEIN
In der Antike trug Mainz den römischen Namen
Moguntiacum und erhielt um 300 n. Chr. das
größte Bühnentheater nördl. der Alpen. Show-
talent scheint der Stadt in die Wiege gelegt zu
sein: Die heute prominentesten Einwohner und
zugleich Botschafter eines der größten Arbeit-
geber sind die Mainzelmännchen. Seit 1963
sendet das ZDF aus Mainz, seit 1974 vom Sen-
dezentrum im Ortsteil Lerchenberg. Zwischen
Römern und Mainzelmännchen erblühte Mainz
nacheinander als jüdische Metropole im Mit-
telalter, als barocke kurfürstliche Residenz
(1462–1792) und als Provinzialhauptstadt von
Rheinhessen (1814–1914). Seit 1950 Landes-
hauptstadt von Rheinland-Pfalz, ist Mainz
politisches Zentrum und zudem Bischofssitz
(Bistum ab 6. Jh., Erzbistum seit um 780),
Universitätsstadt (ab 1477), Medienstandort,
Karnevalshochburg und wichtiger Wirtschafts-
standort. International bekannte Unternehmen
wie Schott haben hier ihren Hauptsitz, und im
Westen rückt das Pharma unternehmen Boeh-
ringer-Ingelheim nah an die Stadtgrenze.
Information
Touristik Centrale Mainz, Brückenturm am
Rathaus, Rheinstraße 55, 55116 Mainz,
Tel. 06131 28 62 10, www.touristik-mainz.de
Rheinhessen-Touristik Gesellschaft,
Friedrich-Ebert-Straße 17, 55218 Ingelheim,
Tel. 06132 44 17 0, www.rheinhessen.de
SEHENSWERT
Um den Dom
Drei Plätze – Höfchen, Markt und Liebfrauen-
platz – setzen den 01 Dom St. Martin (Grund-
steinlegung 975) in Szene. Älteste Bauteile sind
die romanische Gotthardkapelle und das bron-
zene Marktportal (um 1200). Der mehrmals zer-
störte und wiederaufgebaute Dom hütet die
Grabmäler der Mainzer Erzbischöfe. Der spät-
gotische Kreuzgang ist Teil des Bischöflichen
Dom- und Diözesanmuseums, im dem Ob-
jekte aus 2000 Jahren Mainzer Kirchen-
geschichte gezeigt werden (Domstraße 3, Tel.
06131 25 33 44, www.dommuseum-mainz.de;
Di.–Fr. 10.00–17.00, Sa. und So. 11.00–18.00 Uhr).
Zum tausendjährigen Jubiläum wurde auf dem
benachbarten Markt die Heunensäule (11. Jh.)
aufgestellt, urspr. für den Dom vorgesehen,
aber nie verbaut. Blickfang des Platzes ist der
Markt brunnen (Renaissance, 1526). Die Nord-
seite des Platzes beherrscht das Renaissance-
palais Zum Römischen Kaiser (um 1655; heute
Museum).
Das ehem. 11 Jesuitenkolleg, Alte Universität
(1618) genannt, gehört zur Mainzer Univer sität.
Fast gegenüber erhebt sich gotisch Mainz’
älteste Pfarrkirche St. Quintin (Baubeginn
1288). In der gotischen Hallenkirche 06
St. Stephan (Urspr. um 1250, vollendet um
1500) wurden bis 1985 neun farbkräftige Glas-
fenster von Marc Chagall eingebaut; der fili-
grane Kreuzgang (1499) ist ein Meisterwerk
der Spätgotik (Mo.–Sa. 10.00–12.00 und 14.00
bis 17.00 Uhr). Der 09 Schillerplatz vermittelt
mit Osteiner Hof (18. Jh.; urspr. Palais des Kur-
fürsten Johann Friedrich Karl von Ostein) und
Bassenheimer Hof (um 1750; urspr. Witwen -
palais für die Schwester des Kurfürsten) ein
Bild vom barocken Glanz der Residenzstadt.
Vor den Adelshöfen steht der bronzene Fast-
nachtsbrunnen (1967) mit 200 Symbolfiguren
des närrischen Treibens, das hier alle Jahre
wieder am 11. Nov. beginnt.
Neustadt
Allein architektonisch ist die 14 Neue Syn -
agoge Ecke Hindenburgstraße/Josefsstraße
sehr interessant; als Erinnerung an die
Pogromnacht 1938 hat der Kölner Architekt
Manuel Herz die dorischen Säulen des eins -
tigen Vorhofs vor den skulpturalen, modernen
Bau gesetzt (Führungen durch Jüdische Ge-
meinde, Synagogenplatz, Tel. 06131 2 10 88,
www.jgmainz.de). An der Unteren Zahlbacher
Straße liegt der 07 Neue Jüdische Friedhof
(Mo.–Do. 8.00–19.00, Fr. 8.00–14.00, So. 8.00
bis 19.00 Uhr).
Am Rhein
Eine autofreie Promenade mit Platanenallee
verläuft längs der Mainzer Rhein-Schauseite.
Im Norden begrenzt der Rheinflügel des aus
leuchtend rotem Sandstein errichteten 15
Kurfürstlichen Schlosses (1627 begonnen,
heute Museum) das Rheinpanorama. Das spät-
barocke, von zwei Eingangspavillons flankierte
Deutschhaus (1730–1734) ist Sitz des Land-
tags, das benachbarte Neue Zeughaus (bis
1740) Sitz der Staatskanzlei. An der Stadt-
mauer zum Strom steht seit dem 14. Jh. die
gotische 16 Karmeliterkirche. Raumeinneh-
mender als alle genannten Bauten zusammen
ist die funktionalistische 16 Rheingoldhalle
(bis 1968), die jedoch vom 17 Rathaus (bis
1973) des dänischen Architekten Arne Jacob-
sen noch übertrumpft wird – Brachialstil pur.
Hinter dem Rathaus erhebt sich der Brücken-
turm (Urspr. 1240), heute Sitz der Tourist-
Information. Der 02 Fischtorplatz ist ein sich
zum Rhein hin öffnendes gründerzeitliches
Mainz · Rheinhessen
108 – 109
Der mittelalterliche Mainzer Holzturm
Ensemble mit herrschaftlicher Attitüde. Noch
aus der zweiten Reihe ragt der Holzturm (um
1400), einst Teil der Stadtbefestigung, gut
sichtbar empor. Das in ein Luxushotel inte-
grierte 03 Fort Malakoff (1843), urspr. Teil der
preußischen Befestigung, markiert den südl.
Endpunkt des Rheinpanoramas.
Römisches Mainz
Römisches Theater nennt sich ein Bahnhof im
Süden der Stadt, in dessen Nähe das größte
römische 04 Bühnentheater (Anf. 1. Jh.)
nördl. der Alpen ausgegraben wurde. In der
Südbastion der nahen barocken Zitadelle aus
dem 17. Jh. ist der 05 Eichelstein (1. Jh.) be-
wahrt, dessen Bedeutung unklar ist: Vielleicht
ist es der Sockel eines einst 25 m hohen Denk-
mals für den römischen Feldherrn und Stadt-
gründer Drusus. Monumentaler sind die 07
Römersteine im Westen der Stadt, urspr.
Pfeiler eines Aquädukts. Eine Kopie des 15
Da tivius-Victor-Bogens (Original im Landes -
museum) steht neben dem Römisch-Ger -
manischen Zentralmuseum; der Triumphbogen
wurde im 3. Jh. zu Ehren des Kaiserhauses
errichtet. Auch die Jupitersäule vor dem
Deutschhaus ist ein Abguss eines Originals aus
dem 3. Jh. Eine Sensation war 2000 der Fund
des 12 Isis-und-Mater-Magna-Heiligtums
aus dem 3. Jh. (Römerpassage 1; Mo.–Sa. 10.00
bis 18.00 Uhr), das die Verehrung der Römer für
die altägyptische Gottheit und die orientalische
Muttergöttin belegt.
MUSEEN
Wie Johannes Gutenberg vor ungefähr 550
Jahren in seiner Heimatstadt den Druck mit
gegossenen Lettern und die Druckerpresse
erfunden hat, wird im 01 Gutenberg-Museum
TOP ZIEL demonstriert (Liebfrauenplatz 5, Tel.
06131 12 25 03, www.gutenberg-museum.de;
Infos
Das Deutschhaus ist heute Landtagsgebäude
Di.–Sa. 9.00–17.00, So. 11.00–15.00 Uhr); im
nachtblauen Tresorraum sind drei von 49 welt-
weit erhaltenen Gutenberg-Bibeln zu sehen.
Das 13 Landesmuseum spannt den Bogen
von keltischen Glasfiguren des 2. Jh. über eine
mittelalterliche fürstliche Grabstätte, die
Inszenierung des Mainzer Barock, Jugendstil-
gläser den Bogen bis zur Gegenwart (Große
Bleiche 49, Tel. 06131 28 57 0, www.landes
museum-mainz.de; Di. 10.00–20.00, Mi.–So.
10.00–17.00 Uhr). Im Kurfürstlichen Schloss
präsentiert das 15 Römisch-Germanische
Zentralmuseum antike und frühmittelalter -
liche Funde aus Europa und dem Vorderen
Orient (Ernst-Ludwig-Platz 2, Tel. 06131
912 41 30, www.rgzm.de; Di.–So. 10.00–18.00 Uhr);
eines der Prunkstücke ist ein römischer Him-
melsglobus. Im 04 Museum für Antike Schiff-
fahrt sind Nachbauten spätan tiker Militär-
schiffe zu bewundern, deren Originale bei Bau-
arbeiten am Mainzer Rheinufer ans Tageslicht
kamen (Neutorstraße 2b, Tel. 06131 912 41 30,
www.rgzm.de; Di.–So. 10.00–18.00 Uhr).
Lokalgeschichte wird im 05 Stadthistorischen
Museum anschaulich (Zitadelle, Bau D, www.
stadtmuseum-mainz.de; Fr. 14.00–17.00, Sa.
und So. 11.00–17.00 Uhr); Mainz’ jüdische
Geschichte und das Wirtschafts- und Arbeits-
leben im 19. und 20. Jh. sind die beiden Dauer-
schauen. Das Proviantmagazin (bis 1867) in
der Festung beherbergt das 05 Fastnachts-
museum (Neue Universitätsstraße 2, Tel. 06131
144 40 71, www.mainzer-fastnachtsmuseum.de;
Di.–So. 11.00–17.00 Uhr).
Der Traubensaal der Pariser Weltausstellung
1900 ist mit seinem wuchernden Jugendstil Be-
suchermagnet des 08 Kupferberg-Museums
(Kupferbergterrasse 17, Tel. 06131 92 30, www.
kupferbergterrasse.com; Führung nach Anmel-
dung); zu sehen sind auch 600 historische Sekt-
und Champagnergläser. Apropos Sekt: Ein Glas
des perlenden Weins schließt den Besuch ab.
MUSIK UND THEATER
Das 10 Staatstheater (Gutenbergplatz 7, Tel.
06131 28 51 222, www.staatstheater-mainz.de)
vereint Großes Haus (Oper, Konzerte, Ballet),
Kleines Haus (Schauspiel) und TIC Studiobühne
(Spritzengasse 2) für junges, experimentelles
Theater. Die 03 Mainzer Kammerspiele (Fort
Malakoff Park/Rheinstraße 4, Tel. 06131 22 50 02,
www.mainzer-kammerspiele.de) zeigen Sprech-
theater, Revuen, Ballett und Kinder-Musicals.
Das 09 unterhaus (Münsterplatz 7, Tel. 06131
23 21 21, www.unterhaus-mainz.de) ist eine der
bedeutenden Kleinkunstbühnen Deutschlands
mit Kabarett,- Chanson- und Liedprogramm.
Internationale Pop- und Rockgrößen treten im
03 Kulturzentrum (Dagobertstraße 20b, Tel.
06131 28 68 60, www.kuz.de) auf.
VERANSTALTUNGEN
Fastnacht bedeutet Saalsitzungen, Jugend-
maskenzug, Meenzer Schweelköpp (übergroße
Pappmaché-Köpfe) und Rosenmontagszug.
Kleinkunst gehört ebenso zum Open Ohr
Festival Ende Mai wie Musik, Podiumsdis -
kussion, Film und Theater (www.openohr.de).
Zur Mainzer Johannisnacht drehen sich am
Rheinufer Riesenrad und andere Fahrgeschäfte.
Von den Bühnen in der Stadt heizen Rock und
Pop-Konzerte zum Volksfest Ende Juni ein.
HOTELS UND RESTAURANTS
Hotels
Das € € € / € € Hyatt Regency ist ein modernes
Hotel mit weiter Lobbylandschaft und Panora-
mablick auf den Rhein (Malakoff-Terrasse 1,
55116 Mainz, Tel. 06131 73 12 34, www.mainz.
regency.hyatt.de).
Als familiärer Betrieb mit geräumigen, lichten
Zimmern und Weinkeller zeigt sich das € €
Weinhotel Michel (Mainzer Straße 74, 55411
Bingen, Tel. 06721 91 51 0, www.weinhotel-
michel.de).
Restaurants
Die € € € / € € Kupferberg-Terrassen sind pu-
ristisch eingerichtet im historischen Gewölbe
der Sektkellerei; anspruchsvolle Küche, im
Garten auch Mainzer Spezialitäten wie Spunde-
käs mit Laugenbrezel (Kupferberg 17, Mainz,
Tel. 06131 693 83 63, www.restaurant-kupfer
berg.de; Mo. mittags geschl.).
Das € € / € Rheingold ist eine coole Riverside-
bar samt Restaurant (Mo.–Fr. attraktiver Mit-
tagstisch) an der Uferpromenade mit Rhein-
blick (Jockel-Fuchs-Platz 3, Mainz, Tel. 06131
553 19 54, www.rheingold-mainz.com; tgl. ab
10.00 Uhr).
€ Zum Beichtstuhl zeigt sich als behagliche
Weinstube mit Mainzer Spezialitäten und
Schoppen und Flaschenweinen aus Rheinhessen
(Kapuzinerstraße 30, Mainz, Tel. 06131 23 31 20,
www.zumbeichtstuhl.de; tgl. ab 16.00 Uhr).
UMGEBUNG
In Rheinhessen, der waldärmsten Gegend
Deutschlands, reichen die rebengespickten
Hügel bis an den Horizont heran.
18 Ingelheim (26 000 Einw.) ist nicht nur die
Stadt des Rotweins, sondern auch die eines
der größten Anbaugebiete für Sauerkirschen in
Europa. Wichtiger für das kommunale Budget
dürften allerdings die ortsansässigen Indus-
trieunternehmen sein, allen voran der Pharma-
riese Boehringer. Bedeutender kulturhisto -
rischer Schatz sind die Reste einer Kaiserpfalz
Karls des Großen aus dem späten 8. Jh. in
Nieder- Ingelheim; ein Modell im Besucherzen-
trum und Museum bei der Kaiserpfalz ver -
anschaulicht die einstigen Ausmaße (April bis
Okt. Di.–So. 10.00–17.00, sonst 10.00–16.00 Uhr).
Erhalten sind Teile der Umfassungsmauern und
der Aula Palatina mit mächtiger Apsis (www.
kaiserpfalz-ingelheim.de; Mo.–Fr. 7.30–17.00,
Sa. und So. 10.00–17.00 Uhr). In Ober-Ingel-
heim bildet die gotische Burgkirche (bis 1488)
mit der von Zinnen und Wehrgang gekrönten
Stadtmauer (Urspr. 13. Jh.) ein malerisches
Ensemble.
Bei 19 Bingen (26 000 Einw.) fließt die Nahe in
den Rhein. Die Drususbrücke (Urspr. 11. Jh.)
über die Nahe gilt als älteste mittelalterliche
Brücke Deutschlands. Die neugotisch wieder-
aufgebaute Burg Klopp ist heute Restaurant
(www.restaurant-burg-klopp.de). Wahrzeichen
von Bingen ist jedoch der Mäuseturm (14. Jh.)
auf einer Rheininsel, der urspr. Zoll- und später
Signalturm war – bei Bingen verengt sich das
Rheintal dramatisch, und die vielen Felsen und
Inselchen erschweren das Navigieren. Bingen
ist zudem Nabel im „Land der Hildegard“
(www.land-der-hildegard), zu dem sich die Orte
vereinten, an denen die hl. Hildegard (1098 bis
1179) gewirkt hat. Mehr über das Leben der
Heiligen erfährt man im Museum am Strom
(Museumstraße 3, Bingen, Tel. 06721 18 43 53;

Tipp
Mit auf Hexentour
Gluckenschwer duckt sich Siefersheim in
eine Talsenke. Zwischen den Gemäuern
aus rötlich schimmerndem Porphyr ragt
der romanische Turm der evangelischen
Kirche empor. Wahrzeichen des Dorfs ist
jedoch der Ajaxturm. Ein Winzersohn hat
den Weinbergsturm vor ungefähr 100
Jahren errichten lassen. Liebeskummer
sei der Grund gewesen, so die Legende.
Der Turm liegt an der 8 km langen
Bänkelches-Route, die ihren Namen den
15 Bänken am Wegesrand verdankt. Dies
und was sonst noch zu sehen ist, er-
klären die „Siefersheimer Kräuterhexen“
auf ihren Führungen: Rheinhes sischer
Enzian vulgo Küchenschelle, Riesen -
zungen und Disteln. Und natürlich Reben.
Auch darin kennen sich die drei „Kräuter-
hexen“ bestens aus. Schließlich haben
die Damen ein Zertifikat zur Wein- und
Kulturbotschafterin Rheinhessens an der
Lehr- und Versuchsanstalt Oppenheim er-
worben.
Christine Moebus, Wonsheimer Straße 13,
20 Siefersheim, Tel. 06703 665,
www.kraeuter-hexen.de
Di.–So. 10.00–17.00 Uhr). Neben dem Museum
zeigt der Hildegarten (tgl. 10.00–17.00 Uhr)
Heilpflanzen aus dem Naturkundebuch
„Physica“ der Benediktinerin. Die Rochus -
kapelle über dem Ort (1666) hütet zwei
Hildegardreliquien. Das dortige Hildegardforum
der Kreuzschwestern (Tel. 06721 18 10 00, www.
hildegard-forum.de) lädt zur Meditation ein.
Information
Tourist-Information, Neuer Markt 1,
55218 Ingelheim am Rhein, Tel. 06132 78 22 16,
www.ingelheim.de
Tourist-Information, Rheinkai 21,
55411 Bingen am Rhein, Tel. 06721 18 42 00,
www.bingen.de
DuMont Aktiv
Mainz im Laufschuh
Einzelreisende können in Mainz Sport und Kultur per Rad, mit Nordic-
Walking-Stöcken oder im Laufschuh erkunden. Besonders die letzte
Variante kommt gut an: SightJogging ist die etwas andere Stadt-
führung mit sportlicher und städtekundlicher Begleitung.
SightJogging Mainz nennt sich ein
aktuell sechsköpfiges Team unter
der Leitung der erfahrenen Gäste-
führerinnen Gisela Dietrich-Kölb
und Susanne Altmeyer – die bei
Bedarf auch persönlich mit dem
Mainzbesucher joggen. Mit dabei
sind zudem eine Sportphysiothe-
rapeutin, ein Großfamiliencoach
und nicht zuletzt Jürgen Schmidt,
Leiter der Touristik Centrale
Mainz und passionierter Marathon-
läufer zugleich.
Das Tempo geben die Gäste selbst
vor. Auch persönliche Interessen
können abgesprochen werden,
etwa ob es mehr um die Ge-
schichte der Hafenstadt Mainz –
… zu Sehenswertem wie dem Schloss
WEITERE INFORMATIONEN
Buchung und Information unter
Tel. 06131 286 21 27, www.touristik-
mainz.de oder www.sightjogging-
mainz.de. Route und Treffpunkt
werden individuell vereinbart. Die
Mainz · Rheinhessen
Kapitel
<Kein(e,r)>
110 – 111
Es geht durch Altstadtquartiere und ...
dann läuft man eher am Rhein
lang – oder um die römische Stadt
gehen soll – dann führt die Tour
auch in Außenbezirke. Vier ausge-
arbeitete Touren stehen zur Wahl:
Historische Altstadt, Altstadt-Neu-
stadt, Grüne Lunge und die be-
liebte Drei-Brücken-Tour. Bei der
letzten werden Rheinufer, vier
Rhein- und Mainbrücken, Maar-
aue und das rechtsrheinische
Mainz-Kastel erlaufen. Macht 8,06
km bei 10 zu bewältigenden Hö-
henmetern. Man läuft zudem
einen Ur-Mainzer Parcours: Die
Route entspricht dem traditio-
nellen Drei-Brücken-Lauf, der im
Rahmen der Mainzer Johannis-
nacht Ende Juni veranstaltet wird.
Dauer beträgt 1–2 Std. Die Preise
für einstündige Joggingtouren be-
tragen für eine Person 50.– €, für
zwei je 40.– €, für drei je 30.– €, für
vier je 25.– €.
Service

ANREISE
Mit dem Auto: Autobahnen begleiten das
Rheintal zu beiden Seiten. Linksrheinisch ver-
bindet die A 61 über die Anschlussstücke A 565
und A 1 die Städte Köln und Bonn mit dem
rheinhessischen Bingen. Von Bingen bis Mainz
führt die A 60 weiter. Rechtsrheinisch nähert
sich die A 3 nur in ihrem nordwestlichen Ab-
schnitt (Köln–Neuwied) dem Rheintal wirklich.
Die links- und rechtsrheinischen Autobahn -
trassen verbindet auf der Höhe von Koblenz die
A 48. Direkt ans Ufer legen sich beidseitig Bun-
des- und Schnellstraßen (B 9 linksrheinisch,
B 42 rechtsrheinisch); beide sind zur Hauptsai-
son staugefährdet.
Rheinbrücken gibt es in Köln, Bonn, Linz, Neu-
wied, Koblenz und Mainz. Ansonsten verbinden
Autofähren zwischen Bingen und Rüdesheim,
Oestrich-Winkel und Ingelheim, Lorch und Nie-
derheimbach, bei Kaub, St. Goar und St. Goars-
hausen, Bad Hönningen und Bad Breisig, Bad
Honnef und Rolandseck, Königswinter und
Bonn-Mehlem, Bad Godesberg und Nieder-
dollendorf die Rheinufer. Hinzukommen etliche
Personenfähren (www.rheintal.de/verkehr-trans
port.html)
Mit der Bahn: Der Rhein wird beidseitig von
Bahnlinien bedient. Fast jeder Ort am Ufer hat Auf der „Alten Liebe“ in Königswinter lässt sich ein Rheinabend genießen
einen eigenen Bahnhof. Für schnelles Voran-
kommen eignet sich der ICE Köln–Frankfurt, www.rlp-info.de. Informationen über den Ab- Brötchen mit Gouda, bei Himmel und Erde
der die 180 km lange Strecke via Flughafen schnitt vom Rolandsbogen bis Mainz, nicht handelt es sich um Kartoffelbrei mit Blutwurst.
Frankfurt in gut einer Stunde absolviert, jedoch jedoch über den rechtsrheinischen Rheingau, Muscheln „kutterfrisch“ stammen zwar von
auf einer Trasse oberhalb des Rheintals. Für der zu Hessen gehört. der Nordsee, haben aber wie der Hering auch
Sightseeing sind die IC- und Regionalzug-Ver- Hessen Agentur, Konradinerallee 9, 65189 über den Strom auf die Tische des Rheinlands
bindungen besonders auf der linken Rheinseite Wiesbaden, Tel. 0611 950 17 80, www.hessen- gefunden. Man sieht, es wird traditionell eher
geeignet, bei denen fast alle touristischen tourismus.de. deftig am Rhein gegessen. Wild aus der Eifel,
Höhepunkte des Rheintals vor dem Abteil- Regional: Naturpark Siebengebirge, Forsthaus Westerwald, Hunsrück und Taunus bestimmt
fenster vorbeiziehen. Auskunft in allen DB Lohrberg, Löwenburger Straße 2, 53639 Königs- im Winter die Speisekarte. Wildschwein gulasch
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0800 150 70 90, kostenpflichtige Servicenum- Ahrtal-Tourismus, Hauptstraße 80, Blankarts- nobel. Der Eifler Rehrücken, den Zwei-Sterne-
mer der Bahn Tel. 0180 599 66 33 (14 ct/Min. hof 1, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Tel. Koch Hans Stefan Steinheuer in Heppingen an
Festnetz, Mobilfunk max. 42 ct/Min.). 02641 91 71 0, www.ahrtal.de. der Ahr serviert, gilt als der landesweit beste.
Mit dem Flugzeug: Die Flughäfen Köln-Bonn Eifel Tourismus Gesellschaft, Kalvarienberg- Apropos – es gibt gastrono mische Inseln in der
(www.koeln-bonn-airport.de) und Frankfurt straße 1, 54595 Prüm, Tel. 06551 96 56 0, www. eher gutbürgerlich orientierten Restaurant-
(www.frankfurt-airport.de) werden von vielen eifel.info. landschaft des Rheintals. Die Ahr gehört dazu,
anderen deutschen Flughäfen direkt ange - Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus Gesell- was nicht zuletzt der Nähe zu Bonn und einer
flogen. Beide werden von regulären Fluggesell- schaft, An der Basilika 11a, 65375 Oestrich- betuchteren Klientel geschuldet ist. Der Rhein-
schaften und Low Cost Airlines bedient. Winkel, Tel. 06723 99 55 0, www.kulturland- gau auch – wie die Ahr eine prominente Wein-
rheingau.de. region und dank Wiesbaden mit einer einkom-
Rheinhessen-Touristik Gesellschaft, Friedrich- mensstarken Bevölkerung quasi vor der Haus-
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44 17 0, www.rheinhessen.info. wie Köln, Bonn und Mainz, die sich bei Ge -
Überregional : Tourismus NRW, Völklinger nießern mit einer Restaurantszene hervortun,
Straße 4, 40219 Düsseldorf, Tel. 0211 91 32 05 die asiatische Einflüsse und neue deutsche
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gebirge. Rheinischer Sauerbraten wird in seiner Winzerteller mit viel Wurst und Schinken. In
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Das LVR-Magazin für Kunst-, Kultur- und
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„Mosaik von Lachs und Zander“ auf Vollrads
Musik, gemeint ist ein in Essig, Öl und
Zwiebeln marinierter Käse, dessen blähende
Wirkung als Musik umschrieben wird.
Wer Wein sagt, muss auch Bier sagen. Köln und
Bonn sind Biermetropolen, in beiden wird das
obergärige, helle Kölsch gebraut. Südlich von
Bonn stehen die ersten Reben. Wein führt nun
die Getränkekarten an. Die Qualität der Rhein-
weine war einmal legendär und ist es nach
langen Zeiten des Niedergangs auch wieder.
Aus dem Rheingau stammen schließlich einige
der besten Rieslinge weltweit; die Ahr steht für
weltweit beachtete Spätburgunder.
Doch es geht auch ohne Alkohol. Brohler,
Rhenser, Appollinaris, Tönissteiner, Lahnsteiner
sind bekannte Mineralwasser, die aus dem
Rheinland stammen. Das Rheintal ist auch ein
altes Obstanbaugebiet: Fruchtsäfte aus Bad
Hönningen oder Unkel sind ebenfalls regional-
typisch.
RESTAURANTS
In den Großstädten reicht die Spanne vom
türkischen Imbiss über das Neobistro und den
Italiener um die Ecke bis zum prämierten Gour-
metrestaurant, auf dem Land vom einfachen
Ausflugslokal über die Weinstube bis zur
Feinschmeckeradresse mit Michelin-Stern. Als
Faustregel gilt, je nobler die Adresse, um so
eher empfiehlt sich eine Reservierung, und
desto teurer wird es. Auch zu Hauptreise-
zeiten, Stichwort Wochenende oder Weinlese,
kann es auf dem Land eng im ausgesuchten
Lokal werden.
Preiskategorien
€€€ Menü über 50 €
€€ Menü 25–50 €
€ Menü bis 25 €
Geschichte
120 000 v. Chr. Erste Besiedlung der Rhein-
lande durch steinzeitliche Jäger.
7000 v. Chr. „Bandkeramiker“ führen die
Landwirtschaft längs dem Rhein ein.
58 v. Chr. Auf dem Eroberungszug durch
Gallien stößt der römische Feldherr Cäsar
bis an den Rhein vor.
9 v. Chr. Durch die Niederlage der Römer
unter Varus gegen die Germanen unter
Arminius im Teutoburger Wald kommt der
Eroberungsdrang der Römer zum Erliegen.
Der Rhein wird für Jahrhunderte zur Grenze
zwischen Römern und Germanen.
1.–4. Jh. Unter den Römern gegründete
Städte wie Köln, Bonn, Boppard, Koblenz,
Mainz erblühen zu Wirtschafts,- Militär,- und
Kulturzentren.
4. Jh. Der Niedergang der römischen Herr-
schaft beginnt mit fränkischen Raubzügen
ins römische Gallien.
um 800 Karl der Große dehnt das Franken-
reich über die Rheingrenze aus.
925 Das Rheinland wird dem Ostfranken-
reich angegliedert.
1254–1257 Der Rheinische Städtebund
unter Führung vom Worms und Mainz
formiert sich in Mainz zur Stärkung des
„Mainzer Landfriedens“.
1288 Der Kölner Erzbischof unterliegt in
der Schlacht von Worringen. Köln wird Freie
Reichs- und bedeutendste deutsche Stadt.
1356 Die Goldene Bulle regelt die deutsche
Königswahl. Wahlberechtigt sind sieben
Kurfürsten, darunter die Erzbischöfe von
Mainz und Köln.
1388 Gründung der Universität Köln.
um 1450 Gutenberg erfindet in seiner Hei-
matstadt Mainz den Druck mit beweglichen
Gusslettern.
1476 Gründung der Universität Mainz.
1632 Vor dem Aufmarsch der Franzosen
öffnet der Trierer Erzbischof die Festung
Ehrenbreitstein.
1689 Die Truppen Ludwigs XIV. wüten im
Rheintal. Fast alle Burgen werden im Pfäl -
zischen Erbfolgekrieg von den Franzosen
zerstört.
1756–1763 Im Verlauf des Siebenjährigen
Kriegs be setzen die Franzosen das Rheintal.
1786 Gründung der Universität Bonn.
1794–1815 Das linke Rheinufer wird von
der französischen Revolutionsarmee be-
setzt. Die Franzosen bleiben bis zu Napo -
leons Niederlage. Auf dem Wiener Kongress
wird das Rheinland Preußen zugesprochen.
ab 1802 Die Dichter der Romantik ent -
decken und verklären den Rhein.
1816 Der erste Rheindampfer befährt den
Rhein. Das Schiff stammt aus England – wie
auch der Dichter Lord Byron, der im selben
Jahr den Rhein bereist.
1827 Die Preußisch-Rheinische Dampfschiff-
fahrtgesellschaft nimmt den regelmäßigen
Personen- und Güterverkehr von Köln nach
Mainz auf.
1842 Wiederaufnahme der Bauarbeiten am
1248 begonnenen Kölner Dom, der bis 1880
vollendet wird.
1844–1858 Bau der Eisenbahnverbindung
Köln–Mainz entlang dem Rhein.
1883 Enthüllung des Niederwalddenkmals
über Rüdesheim. Das aus diesem Anlass ge-
plante Attentat von Anarchisten auf Kaiser
Wilhelm I. scheitert, weil Regen die Zünder
unbrauchbar gemacht hatte.
1918 Die Novemberrevolution erreicht
Köln und das Rheintal.
1919 Der Friedensvertrag von Versailles
öffnet den Rhein für die internationale
Schifffahrt.
1939–1945 Zweiter Weltkrieg. Köln, Ko-
blenz und Mainz werden fast völlig zerstört.
Auch kleinere Gemeinden tragen schwere
Schäden durch alliierte Bombardements
und Kriegshandlungen davon. Mit der legen -
dären Eroberung der Brücke von Remagen
am 7. März 1945 stehen die Amerikaner öst-
lich des Rheins.
1949 Bonn wird provisorische Hauptstadt
der Bundesrepublik Deutschland. Der durch-
gehende Schiffsverkehr zwischen Köln und
Mainz wird wieder aufgenommen.
1999 Umzug der Regierung von Bonn nach
Berlin.
2002 Aufnahme des Oberen Mittelrheins in
die Unesco-Liste des Weltkulturerbes.
2005 Aufnahme des römischen Limes in
die Unesco-Liste des Weltkulturerbes.
2009 Durch Arbeiten für eine neue U-Bahn-
linie stürzt Kölns Stadtarchiv ein. Zwei Men-
schenleben und die schwere Beschädigung
eines der wichtigsten Stadtarchive Europas
sind zu beklagen.
2011 Für die Bundesgartenschau wird das
Stadtbild Koblenz durchgreifend saniert. Die
Schau ist ein riesiger Publikumserfolg.
2012/2013 In Köln kommt das Jahrhundert-
projekt Rheinauhafen zum Abschluss. Der
städtebauliche Masterplan führt die süd-
lichen Stadtteile an den Strom zurück.
bis 2014 Auf dem Gelände einer ehe -
maligen Zementfabrik entsteht am Bonner
Bogen in Bonn-Beuel ein futuristisches
Büro- und Ausgehviertel.
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Geschichte und Gegenwart
des Kakaos
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www.schokoladenmuseum.de
Service
SCHIFFSTOUREN
In fast jedem touristisch interessanten Ort
kann man mit lokalen Anbietern Halb- oder
Ganztages-Ausflugsfahrten unternehmen. In
Köln etwa mit der Köln-Düsseldorfer (Köln-
Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG,
Frankenwerft 35, 50667 Köln, Tel. 0221
20 88 318, www.k-d.de) nach Zons oder Roden-
kirchen, in Bonn mit der Bonner Personen-
schiffahrt (Bonner Personen Schiffahrt eG,
Brassert Ufer/Am Alten Zoll, 53111 Bonn, Tel.
0228 63 63 63, www.b-p-s.de) oder der Sieben-
gebirgslinie (Personenschifffahrt Siebenge-
birge eG, Rheinallee 59, 53173 Bonn-Bad
Godesberg, Tel. 0228 36 37 37, www.sieben
gebirgslinie-bonn.de) nach Königswinter, Unkel,
Remagen oder Linz, in Koblenz mit Personen-
schifffahrt Gilles (Gilles Personenschifffahrt
GmbH, Willy-Brandt-Ufer, 56179 Vallendar, Tel.
0261 6 31 27, www.personenschifffahrt-gilles.de)
an die Moselmündung und den Mittelrhein
oder Schifffahrt Hölzenbein (Rheinschifffahrt
Hölzenbein GmbH, Rheinzollstraße 4, 56068 Ko-
blenz, Tel. 0261 3 77 44, www.hoelzenbein.de)
via Boppard, Oberwesel, Bacharach, Bingen
nach Rüdesheim, in Mainz mit der Primus
Linie (Primus-Linie, Frankfurter Personen-
schifffahrt Anton Nauheimer GmbH, Mainkai 36,
60311 Frankfurt am Main, Tel. 069 13 38 37 0,
www.primus-linie.de) nach Rüdesheim und zur
Loreley oder der Schiffahrt Nikolay (Personen
Schiffahrt Nikolay, Zehnthofstraße 4, 55257
Budenheim, Tel. 06139 378, www.schiffahrt-
nikolay.de) zu den Burgen des Mittelrheins.
Linienfahrten von Köln nach Mainz mit Stopps
an fast drei Dutzend Anlegeorten unternimmt
die Köln-Düsseldorfer (siehe oben; April–Okt.).
Mehrtägige Rheinkreuzfahrten haben eine
lange Tradition. Neben dem Marktführer Viking
(Viking Flusskreuzfahrten, Postfach 10 22 43,
50462 Köln, gebührenfreies Informations-
Tel. 0800 188 71 00 01, www.vikingflusskreuz
fahrten.de) bieten u. a. Nicko Tours (nicko tours
GmbH, Mittlerer Pfad 2, 70499 Stuttgart, Tel.
0711 24 89 80 0, www.nicko-tours.de), Arosa
(Arosa Flussschiff GmbH, Loggerweg 5, 18055
Rostock, 0381 44 04 01 00, www.a-rosa.de) und
Phoenix Kreuzfahrten (Phoenix Reisen GmbH,
Pfälzer Straße 14, 53111 Bonn, Tel. 0228
92 60 0, www.phoenixreisen.com) von unter-
schiedlicher Länge und Streckenführung an.
Kreuzfahrten können in jedem Reisebüro ge-
bucht werden.
SPORT
Kanu, Kajak und Schwimmen: Wegen der
starken Strömung und dem starken Schiffs-
verkehr eignet sich der Rhein nur für sehr er-
fahrene Kanuten und gute Schwimmer. Unge-
fährliche, auch für Anfänger empfehlenswerte
Touren bieten sich auf den Nebenflüssen, allen
voran der Mosel, die man bis zur Mündung in
den Rhein bei Koblenz abfahren kann (s.
DuMont Aktiv S. 75). Auch die Lahn ist ein
beliebtes Kanu- und Kajakrevier (buchbare
Touren und Verleih bei Lahn-Kanu, Ludwig-
straße 20, 35584 Wetzlar-Naunheim, Tel. 06441
208 60 84, www.lahnkanu.com).
Radwandern und -fahren: Die Euro-Velo-
Route 15, der 1230 km lange Rheinradweg
(www.rheinradweg.eu), folgt dem Rhein von
seiner Quelle beim schweizerischen Ander-
matt bis zur Mündung bei der niederländischen
Hafenstadt Rotterdam. Der Fernradweg durch
vier europäische Länder führt vorbei an 46
Unesco-Welterbestätten und verläuft größten-
teils beiderseits des Stroms. Als Radweg
werden ehemalige Treidelpfade genutzt, die je-
doch abschnittsweise direkt neben der Ufer-
straße verlaufen. Etliche mit dem Bett & Bike-
Logo zertifizierte Unterkünfte sind auf Rad-
fahrer eingestellt und bieten etwa Radgarage
oder Trockenraum für nasse Radlerkleidung.
Mehrtägige, ein- oder zweiwöchige Touren
durch den besonders attraktiven Mittelrhein
können inklusive Kartenmaterial und Über-
nachtung über die Tourismusinformationen
von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen
gebucht werden.
Weitere Informationen zu Radtouren am Mit-
telrhein sind unter www.radhelden.info zu
finden. Lahn-Radweg (Lahnstein–Weilburg–
Gießen–Netphen, 245 km; www.radtour4u.de/
lahnradweg.php) oder Mosel-Radweg (Metz–
Trier–Koblenz, 310 km; www.mosel-radweg.de)
sind auch als Teilstücke Alternativen längs den
Am Rhein lassen sich Rad- und Schiffstouren wunderbar kombinieren
Nebenflüssen des Rheins. Ihr Vorteil: Es gibt
weniger motorisierten Verkehr neben dem
Radweg.
Die Mittelgebirge oberhalb des Tals sind ein
Dorado für Mountainbiker mit zahlreichen
ausgeschilderten Trails für jeden Schwierig-
keitsgrad. Ein besonderer Tipp ist der Bikepark
Boppard (http://bikepark-boppard.amirkab-
bani.com; April–Okt.).
Wandern: Mit dem rechtsrheinischen Rhein-
steig (Bonn–Wiesbaden, 320 km; www. rhein-
steig.de, Markierung ein großes, den Rhein
symolisierendes R) und dem besonders zu
empfehlenden linksrheinischen RheinBurgen-
Weg (Rolandsbogen–Bingen, 200 km; www.
rheinburgenweg.de, Markierung ein von Zinnen
gekröntes großes R) lockt das Rheintal mit
zwei erstrangigen, mehrmals prämierten Fern-
wanderwegen. Für beide Wege können über
die Tourismusinformationen von Rheinland-
Pfalz und Nordrhein-Westfalen Karten bezogen
und Wanderpackages mit Übernachtung und
Gepäcktransport gebucht werden.
Weitere Fernwanderwege in den Seitentälern
des Rheins sind der Ahrsteig (Blankenheim bis
Sinzig, 110 km, teilweise parallel zum Rotwein-
wanderweg, s. DuMont Aktiv S. 53; www.ahr
steig.de) und der Moselhöhenweg (Wasserbil-
ligerbrück–Koblenz-Güls, 185 km; www.eifel-
verein.de).
Als Halb- oder Ganztageswanderungen emp-
fehlen sich als Rundwanderwege konzipierte
Kurztouren. Auf dem Rheingoldbogen bei
Boppard (13 km) geht es auf einem Wegab-
schnitt durch das Rebenmeer der Weinlage
„Bopparder Hamm“. Auf dem Waldschluch-
tenpfad bei Vallendar (19 km) wandert man
durch majestätische Buchenhochwälder. Beide
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Die neue interaktive E RÖ F F N U N

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zur Rheinromantik!
Begeben Sie sich auf eine fantastische, imaginäre
Schiffsreise, erleben Sie Rheinromantik hautnah
und lernen Sie den Rhein mit seinen spannen-
den Sagen und Märchen in seiner ganzen Vielfalt
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Wandeln Sie auf den Spuren der faszinierenden Geschichte unseres Landes im UNESCO Welterbe Oberes
Mittelrheintal. Atemberaubende Ausblicke, spektakuläre Baukunst und spannende Inszenierungen erwarten
Sie. Ob Besuch, Führung oder Event – wir machen Geschichte lebendig!
Weitere spannende Ausflugs- und Wanderziele finden Sie unter www.burgen-rlp.de
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Auf der Rheingauer Riesling-Route
gehören zu den sogenannten Traumpfaden:
Steile Berghänge mit schroffen Felsen wech-
seln mit Weinbergen, verschlungene Pfade
führen durch Wälder, zu Burgen, Schlössern
und Aussichtspunkten; insgesamt fünf Wege
am Rhein tragen bislang das begehrte Traum-
pfad-Label (www.traumpfade.info).
Die Mittelgebirge oberhalb des Rheintals –
Siebengebirge, Westerwald, Taunus, Eifel und
Hunsrück – bieten als klassische Wanderregio-
nen darüberhinaus eine Vielzahl gut markierter
Themen-, Tages,- und Fernwanderwege mit
entsprechender touristischer Infrastruktur.
UNTERKUNFT
Hotels und Pensionen: Das Angebot ist groß.
Die Übernachtung in der Großstadt, wo die
Preise zu Messezeiten oder Großveranstaltun-
gen wie Karneval stark nach oben gehen, ist in
der Regel teurer als die auf dem Land. Alle auf
den Info-Seiten der einzelnen Kapitel vorge-
stellten Häuser wurden vom Autor getestet.
Die Zimmerpreise beziehen sich auf ein Dop-
pelzimmer mit Frühstück. Unterkunftsver-
zeichnisse mit weiteren Adressen erhält man
auf den bei den einzelnen Orten genannten
Touristeninformationen.
Camping: Plätze mit Bewertung werden auf
verschiedenen speziellen Internetportalen vor-
gestellt wie www.camping.info, www.camping-
platz.de oder www.campingfuehrer.adac.de.
Jugendherbergen: Jugendherbergen gibt es in
Köln (Pathpoint Cologne, Allerheiligenstraße 15,
50668 Köln, Tel. 0221 13 05 68 60, www.path
point-cologne.de; Jugendherberge Köln-Riehl,
Preiskategorien
€€€ Doppelzimmer über 160 €
€€ Doppelzimmer 90 –160 €
€ Doppelzimmer bis 90 €
Daten und Fakten
Lage: Drei Bundesländer teilen sich den
knapp 180 km langen Rheinabschnitt von
Köln bis Mainz. Auf Nordrhein-Westfalen
entfällt der Abschnitt Köln bis Rolandseck,
auf Rheinland-Pfalz der vom Rolandseck bis
Mainz – mit Ausnahme des rechten Rhein-
ufers zwischen Assmannshausen und Elt-
ville, das zu Hessen gehört.
Auch landschaftlich ist der Abschnitt in drei
deutlich unterschiedliche Regionen unter-
teilt: Von Köln bis Bonn sind die Ufer relativ
flach und kündigen flussabwärts den Nieder-
rhein an. Dramatisch steigen hingegen die
Ufer südlich von Bonn bis auf die Höhe von
Assmannshausen und Bingen an. Vor unge-
fähr 70 Mio. Jahren begann die Hebung des
Rheinischen Schiefergebirges, durch das
der Strom am Mittelrhein eine Talfurche mit
bis zu 300 m Tiefe und gewaltigen
Mäandern gefräst hat. Mit einem scharfen
Knick ändert der Rhein auf der Höhe von
Bingen die Richtung. Die 25 km bis Mainz
sind von sanft ansteigenden Hügeln ge-
säumt, die offiziell bereits zum Hochrhein
zählen. Etliche Nebenflüsse münden in den
Rhein, von denen der größte die ebenfalls
von Steilufern und Flussschleifen begleitete
Mosel ist. Zerklüftet und felsig sind auch die
Ufer von Ahr und Brohl, sanfter die von
Nahe, Lahn und Sieg.
Natur: Die Umweltminister der Rhein-
anlieger haben das „Rheinprogramm 2020“
verabschiedet, das weitgehende Verbes -
serungen des Ökosystems Rhein zum Ziel
hat. Dank kommunaler Kläranlagen und der
deutlichen Reduzierung des Zulaufs verun-
reinigter Industrieabwässer weist der Rhein
wieder einen fast vollständigen Fischbestand
auf. Etliche Naturschutzgebiete schützen
Fauna und Flora – etwa die Siegmündung
und die Altarme, Auen und Inseln zwischen
Rheingau und Rheinhessen als Brut- und
Zugvogelreviere.
Zwischen Köln und Bonn reicht der Natur-
park Rheinland bis ans Ufer des Stroms,
ebenfalls der Naturpark Rhein-Westerwald,
der Teile des Rheinischen Schiefergebirges
umfasst, der Naturpark Nassau mit Teilen
des Mittelrheins, der Naturpark Rhein-
Taunus, zu dem der Rheingau gehört. In der
Eifel wurde zudem der 14. Deutsche National-
park eingerichtet (www.nationalpark-eifel.de).
Bevölkerung: Während die Einwohner-
zahlen von Köln (1 017 000 Einw.), Bonn
(318 000 Einw.), Mainz (201 000 Einw.) und
ihrer Peripherien konstant steigen, leidet
das ländliche Rheintal an Bevölkerungs-
schwund. Besonders auf den Höhen von
Hunsrück, Eifel und Westerwald hat das
große Dorfsterben begonnen, während im
Tal Tourismus, Weinbau, Landwirtschaft und
die damit verbundenen Arbeitsplätze den
Wegzug verlangsamen.
Die Bevölkerungsdichte in Köln beträgt
2510 Einw./km², in Mainz 2056 Einw./km².
Im Gebiet des Welterbes Oberer Mittelrhein,
das eine Fläche von etwa 620 km² umfasst,
kommen die rund 60 Städte und Gemeinden
auf ganze 170 000 Einw., was einer Bevölke-
rungsdichte von 300 Einw./km² entspricht.
Das demographische Schlusslicht bildet der
Hunsrück mit 105 Einw./km² (Bundesdurch-
schnitt 229 Einw./km²).
Wirtschaft: Als „Wirtschaftszentrum West“
ist Köln zugleich Industriestadt (Automobil-
und Maschinenbau, chemische Industrie,
Elektrotechnik), Messemetropole (Anuga,
Photokina, Möbelmesse) sowie als Standort
für die Sektoren Dienstleistung, Handel,
Banken und Versicherungen stark. Die Me-
dien tun ein Übriges: Neun Sender sind in
Köln vertreten, darunter der öffentlich-
rechtliche Riese WDR und Europas umsatz-
stärkster Privatsender RTL. Der Rhein,
Europas meistbefahrene Wasserstraße, der
internationale Flughafen Köln-Bonn und ein
dichtes Autobahnnetz schließen die Dom-
stadt an die europäischen Handels- und
Wirtschaftsrouten an.
Bonn hat sich erfolgreich von der Bundes-
hauptstadt zum Verwaltungs- und Wissen-
schaftsstandort gemausert. Chemische In-
dustrie und Raffinerien am Stadtrand sind
die andere Seite wirtschaftlichen Erfolgs.
Mainz ist als Landeshauptstadt von Rhein-
land-Pfalz zugleich Beamtenstadt und dank
des ZDF Medienhochburg. Die Stadt profi-
tiert als Industriestandort (Glasproduktion,
chemische Industrie, Maschinenbau) von
der Lage am Rhein, der guten Autobahnver-
netzung und der Nähe zu Deutschlands
größtem Flughafen Frankfurt/Main. Für alle
drei Städte kommt der Tourismus als bedeu-
tende wirtschaftliche Aktivität hinzu.
In ländlichen Gebieten spielt die Landwirt-
schaft eine nach wie vor große Rolle. Von
Köln bis Bonn ist der Anbau von Obst, Ge-
müse und Zuckerrüben bedeutend. Südlich
von Bonn stehen die ersten Reben. Während
die Rebflächen in den arbeitsintensiven,
daher teueren Steillagen am Mittelrhein
rückläufig sind (456 ha), boomt der Weinbau
im Rheingau (3133 ha) und besonders in
Rheinhessen (26 440 ha).
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Boppard – Erholung und Entspannung im Zentrum der

UNESCO-Welterberegion Oberes Mittelrheintal !
• Historische Altstadt • Römer Kastell • Kurfürstlichee Burg
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Willkommen
in Braubach
Inmitten des romantischen Unesco o Welterbe
„Oberes Mittelrheintal“ lädt das Städtchen
Braubach zum Besuch ein.
Eine Stadt mit langer Geschichte, mittel-

WARUM IN DIE
FERNE SCHWEIFEN…
...wo es doch auch hier in der Region
viel zu entdecken gibt: Genießen Sie vom
neu gestalteten Drachenfelsplateau aus
den einmaligen Ausblick in das Rheintal.
Die Drachenfelsbahn bringt Sie hinauf!
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Informationen unter:
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koenigswinter.de
alterlichem Charakter und idyllischem Flair :
• Marksburg, einzig unzerstörte Höhenburg am
Mittelrhein
• Stadtführungen durch die historische Altstadt
• Kulinarische Stadtrundgänge und Weinproben
• Radfahren, Wandern, Angeln, Minigolf, Tennis,
Reiten
• Schiffsausflüge auf Rhein, Lahn und Mosel
• gemütliche Restaurants und Gasthäuser, Cafés,
Weinstuben
• Komfortabler Wohnmobilstellplatz direkt am
Rheinufer
• 3 Welterbegärten zum Verweilen
Tourist-Information Braubach
Rathausstr. 8 • 56338 Braubach
Tel: 02627 / 976001 • Fax: 02627 / 976005
www.braubach.de • info@braubach.de
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zum Verlieben
Das Mittelrheintal entdecken
in einem der schönsten Landgasthöfe
von Rheinland-Pfalz
Ein Hauch feiner Lebensart, Romantik
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braucht es nicht, um Ihren Kurzurlaub zu
einem unvergeßlichen Erlebnis aufblühen
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Weniger sollte es aber auch nicht sein!
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Grenzenloses Entdecken
ken in Bad Hönningen & Rheinbrohl

Natur genießen! Geschichte erleben!

Tourist-Information Bad Hönningen Erlebnismuseum - RömerWelt am Caput Limitis
Neustraße 2 a • 53557 Bad Hönningen • Tel. 02635 2273 Arienheller 1 • 56598 Rheinbrohl • Tel. 02635 921866
info@bad-hoenningen.de • www.bad-hoenningen.de info@roemer-welt.de • www.roemer-welt.de
 Service

An der Schanz 14, 50735 Köln, Tel. 0221
97 65 13 0, www.koeln-riehl.jugendherberge.de;
Jugendherberge Köln-Deutz, Siegesstraße 5,
50679 Köln, Tel. 0221 81 47 11, www.koeln-
deutz.jugendherberge.de), Bonn (Jugendher-
berge Bonn, Haager Weg 42, 53127 Bonn, Tel.
0228 28 99 70, www.bonn.jugendherberge.de),
Koblenz (Jugendherberge Festung Ehrenbreit-
stein, 56077 Koblenz, Tel. 0261 97 28 70, www.
diejugendherbergen.de/koblenz), Oberwesel
(Rheintal-Jugendherberge, Auf dem Schönberg,
55430 Oberwesel, Tel. 06744 93 33 0, www.die
jugendherbergen.de/oberwesel), Bacharach
(Jugendherberge Burg Stahleck, 55422 Bacha-
rach, Tel. 06743 12 66, www.diejugendherber
gen.de/bacharach), St. Goar (Loreley-Jugend-
herberge, Bismarckweg 17, 56329 St. Goar, Tel.
06741 388, www.diejugendherbergen.de/st-
goar), Kaub (Rheinsteig-Jugendherberge, Zoll-
straße 46, 56349 Kaub, Tel. 06774 91 81 89 0,
www.diejugendherbergen.de/kaub), Bingen
(Rhein-Nahe-Jugendherberge, Herterstraße 51,
55411 Bingen, Tel. 06721 3 21 63, www.die
jugendherbergen.de/bingen) und Mainz (Rhein-
Main-Jugendherberge, Otto-Brunfels-Schneise 4,
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55130 Mainz, Tel. 06131 8 53 32, www.dieju
gendherbergen.de/mainz). Weitere Auskünfte
erteilt die DJH Service Gesellschaft (Bismarck-
straße 8, 32756 Detmold, Tel. 05231 74 01 0,
www.jugendherberge.de).
VERANSTALTUNGEN
Febr./März: Ob Karneval oder Fastnacht, die
Fünfte Jahreszeit wird im Rheinland aus giebig
gefeiert. Höhepunkt sind die tollen Tage von
Weiberfastnacht (Eröffnung des Straßenkarne-
vals) bis Rosenmontag (Umzüge).
Mai/Juni: Mühlheimer Gottestracht, Schiffs-
prozession zu Fronleichnam vom rechtsrhei -
nischen Köln-Mülheim bis zur Zoobrücke, und
vom linken Ufer zu Fuß weiter zum Dom
(www.muelheimer-gottestracht.de).
Mai–Aug.: Die Brühler Schlosskonzerte bieten
hochkarätige klassische Konzerte im Schloss
und den Gärten. Die nächtliche Abschlussver-
anstaltung zeigt ein großes Feuerwerk zu
Werken von Haydn (www.schlosskonzerte.de).
Mai–Sept.: Rhein in Flammen mit großem
Feuerwerk, dem größten Schiffskorso Europas
und bengalisch erleuchteten Rheinburgen.
Zeitlich versetzt an verschiedenen Orten
zwischen Bonn und Bingen (www.rhein-in-
flammen.com).
Juni: Mainzer Johannisnacht am Rheinufer mit
Fahrgeschäften, Rock- und Pop-Konzerten.
Juni–Aug.: Open-Air-Konzerte auf der Frei-
lichtbühne der Loreley (Rock, Pop, Elektronic,
Volksmusik; www.loreley-freilichtbuehne.de).
Ende Juni–Aug.: Rheingau Festival mit über
150 Konzerten von Klassik bis Weltmusik, auf-
geführt in Klöstern, auf Weingütern und
Schlössern (www.rheingau-musik-festival.de).
Juli Kölner Lichter mit Großfeuerwerk und
nächtlich beleuchteter Schiffsflotte zwischen
Hohenzollern- und Zoobrücke (www.koelner-
lichter.de).
Ende Aug./Anf. Sept.: Mainzer Weinmarkt mit
Weinständen, Künstlermarkt und Musik
(www.mainzer-weinmarkt.de).
Dez.: Weihnachtsmärkte in Köln, Bonn, Ko-
blenz und Mainz, zu dem auch aus dem Aus-
land ganze Reisebusgeschwader das Rhein-
land anfahren.

Rheinisch.Prächtig.Brühl
Erleben Sie Stadtgeschichte(n) auf Schritt und Tritt in der
Kultur- & Erlebnisstadt Brühl.

Eingebettet in die wunderbar wanderbaren Landschaften

des Naturparks Rheinland warten die UNESCO-Welterbe-
Schlösser Brühl auf Ihren Besuch. Gleich nebenan lockt das
Max Ernst Museum Brühl als weltweit erstes und einziges
Museum, das dem Werk des Jahrhundertkünstlers und
Weltbürgers Max Ernst gewidmet ist, mit einem Überblick
über das Schaffen des Dadaisten und Surrealisten.

Das Museum für Alltagsgeschichte und das BrühlerKeramik-

museum entführen in die Welt der kleinen Leute im
Schatten des Schlosses, während in der gemütlichen Innen-
stadt ganzjährig hochkarätige Festivals, Märkte und Feste
die Herzen unserer Gäste höher schlagen lassen.

Sie möchten die ganz große Herausforderung erleben? Eu-

ropas führender Freizeitpark „Phantasialand“ lockt mit
atemberaubenden Fahrattraktionen und spektakulären
Shows. Im Kletterwald „Schwindelfrei“ und auf Europas
höchstem Kletterturm „Via Ferrata“ ist Herzklopfen gleich
inklusive. Brühl ist eben mehr als ein Erlebnis ...

Ein Rheinkreuzfahrtschiff morgens vor Koblenz

Brühl- Tourismus www.bruehl.de
brühl-info | Uhlstr. 1 | 50321 Brühl | Tel 0 22 32 / 79-345 | tourismus@bruehl.de
Register

Fette Ziffern verweisen auf Köln 10–33, 20–33 23–33, 35, 35, V
Abbildungen 36, 37, 69 Vollrads, Schloss 79, 92, 114
Königswinter 44, 51, 112
A W
Ahrtal 46, 53, 53 L Wiesbaden 93
Andernach 47, 52, 53 Lahnstein 67, 73, 73
Assmannshausen 91, 93 Linz am Rhein 47, 52
Augustusburg, Schloss 42, 43, 51 Lorch 79, 85, 91, 93
Loreley 65, 74
B
Bacharach 16, 17, 63, 64, 66, 67, M
75, 89 Mainz 18, 19, 69, 94–102,
Bad Godesberg 51 97–103, 107, 109, 109, 110
Bendorf 48, 49, 49, 53 Maria Laach 46, 47, 52
Bingen 85, 103, 110 Marksburg, Burg 59, 63, 63
Bonn 38, 39, 40, 41, 41, 42, 43, Maus, Burg 70, 74
43, 51, 51 Mosel 75, 75
Boppard 65, 74
Braubach 59, 73 N
Brühl 42, 43, 51 Neuwied 53
Niederwalddenkmal 91, 91
C Nonnenwerth 45
Crass, Burg 84, 93
O
D Oberwesel 65, 74, 74
Drachenfels 43, 44, 45, 51 Oestrich-Winkel 78, 79, 83, 92

E P
Eberbach, Kloster 14, 15, 76, 83, Pfalzgrafenstein 8, 9, 75
85, 86, 87, 92, 92, 93 Philippsburg, Burg 59
Ehrenbreitstein, Festung 54, 55, Impressum
57, 59 R
1. Auflage 2013
Eibingen 82, 83, 85, 91 Remagen 52
© DuMont Reiseverlag, Ostfildern
Eltville am Rhein 83, 84, 85, 85, Rheinbrohl 45, 52
92, 92, 93 Rheinstein 62, 63 Verlag: DuMont Reiseverlag, Postfach 3151, 73751 Ostfildern, Tel. 0711 45 02-0,
Rhens 67, 74 Fax 0711 45 02-135, www.dumontreise.de
Geschäftsführer: Dr. Thomas Brinkmann, Dr. Stephanie Mair-Huydts
F Rhöndorf 52
Programmleitung: Birgit Borowski
Flörsheim am Main 93 Rolandsbogen 45, 45, 52 Redaktion: Horst Keppler
Rolandseck 44, 45, 52 Text: Klaus Simon, Köln
G Rüdesheim am Rhein 78, 80, 81, Exklusiv-Fotografie: Christian Bäck, Großweil
Titelbild: Blick auf Bacharach
Geisenheim 76, 77, 81, 83, 83, 82, 83, 83, 88, 88, 91, 93
Zusätzliches Bildmaterial: Thomas Naethe, Bendorf-Sayn (S. 48, 49 o.l.)
85, 91 Grafische Konzeption, Art Direktion: fpm factor product münchen
Gutenfels, Burg 64, 70, 75 S Layout: Cyclus ∙ Visuelle Kommunikation, Stuttgart
Sayn 48, 49, 49, 53 Kartografie: © MAIRDUMONT GmbH & Co. KG, Ostfildern
DuMont Bildarchiv: Marco-Polo-Straße 1, 73760 Ostfildern,
H Scharfenstein, Burg 92
Tel. 0711 45 02-266, Fax 0711 45 02-10 06, bildarchiv@mairdumont.com
Heisterbach 45 Schönburg, Burg 74, 74
Hochheim 79 Schwarzenstein, Burg 83, 91 Für die Richtigkeit der in diesem DuMont Bildatlas angegebenen Daten –
Siebengebirge 45, 51 Adressen, Öffnungszeiten, Telefonnummern usw. – kann der Verlag keine
Garantie übernehmen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger
I Siefersheim 111
Genehmigung des Verlages. Erscheinungsweise: monatlich.
Ingelheim 110 Sieg, Fluss 44, 51
St. Goar 63, 74 Anzeigenvermarktung: MAIRDUMONT MEDIA, Tel. 0711 450 23 33,
J St. Goarshausen 61, 63, 70, Fax 0711 45 02 10 12, media@mairdumont.com, http://media.mairdumont.com
Vertrieb Zeitschriftenhandel: PARTNER Medienservices GmbH,
Johannisberg, Schloss 76, 77, 81, 74, 88
Postfach 810420, 70521 Stuttgart, Tel. 0711 72 52-212, Fax 0711 72 52-320
81, 92, 93 Stahleck, Burg 60, 63, 75 Vertrieb Abonnement: Leserservice DuMont Bildatlas, Zenit Pressevertrieb
Stolzenfels, Burg 62, 63, 73, 88 GmbH, Postfach 810640, 70523 Stuttgart, Tel. 0180 572 72 52-265,
K Fax 0180 572 72 52-333, dumontreise@zenit-presse.de
Vertrieb Buchhandel und Einzelhefte: MAIRDUMONT GmbH & Co. KG,
Katz, Burg 60, 61, 64 T
Marco-Polo-Straße 1, 73760 Ostfildern, Tel. 0711 45 02-0, Fax 0711 45 02-340
Kaub 8, 9, 64, 70, 75, 88, 93 Trechtingshausen 62 Reproduktionen: PPP Pre Print Partner GmbH & Co. KG, Köln
Kiedrich 83, 85, 92, 93 Druck und buchbinderische Verarbeitung: NEEF + STUMME premium printing
Koblenz 54, 55, 56, 57, 57, 58, U GmbH & Co. KG, Wittingen, Printed in Germany
59, 69, 73, 120 Unkel 46, 53
Vorschau Lieferbare Ausgaben

DEUTSCHLAND 128 Italien, Norden

119 Allgäu 005 Kroatische Adriaküste
092 Altmühltal 113 Malta
105 Bayerischer Wald 073 Oberitalienische Seen
120 Berlin 076 Piemont, Aostatal
106 Bodensee, Oberschwaben 014 Rom
121 Brandenburg 082 Sardinien
056 Chiemgau, Berchtesg. Land 003 Sizilien
013 Dresden, Sächs. Schweiz 140 Südtirol
095 Eifel, Aachen 039 Toskana
Going downtown: auf der Brooklyn Bridge 096 Elbe und Weser, Bremen 091 Venedig, Venetien
125 Erzgebirge, Vogtland
020 Frankfurt, Rhein-Main GRIECHENLAND/ZYPERN/
059 Fränkische Schweiz TÜRKEI
112 Freiburg, Basel, Colmar 034 Istanbul
NEW YORK Einzigartige Bilder
Aktuelle Informationen
Detaillierte Karten
028 Hamburg 016 Kreta
026 Hannover zw. Harz u. Heide 090 Türkisches Mittelmeer
BILDATLAS 041
042 Harz 148 Zypern
Das neue Downtown
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062 Hunsrück, Naheland,

Das Viertel rund um den Freedom Rheinhessen MITTEL- UND OSTEUROPA
Tower erwacht zu neuem Leben. New York 023 Leipzig, Halle, Magdeburg
131 Lüneburger Heide, Wendland
104 Baltikum
122 Bulgarien
066 Mainfranken 094 Danzig, Ostsee, Masuren
Kunstmetropole 133 Mecklenburgische Seen 101 Polen Süden, Breslau,
Einige der besten Museen der 038 Mecklenburg-Vorpommern Krakau
S
PLUoße
Welt locken ebenso wie Hunderte 6 gr rten
Reise
ka 033 Mosel 077 Prag
von angesagten Galerien. 114 München 085 St. Petersburg
098 Münsterland 145 Tschechien
015 Nordseeküste 146 Ungarn
In Williamsburg ... Schleswig-Holstein
... trifft sich die Szene, von hier 006 Oberbayern ÖSTERREICH/SCHWEIZ
gehen die Pop-Trends aus, die 074 Odenwald, Bergstraße 129 Kärnten
035 Osnabrücker Land, Emsland 004 Salzburger Land
dann die Welt erobern.
002 Ostfriesland, Oldenb. Land 139 Schweiz
135 Ostseeküste 088 Tessin
Mecklenburg-Vorpommern 144 Tirol
075 Ostseeküste 147 Wien
Schleswig-Holstein
136 Pfalz SPANIEN/PORTUGAL
040 Rhein zw. Köln und Mainz 051 Algarve, Lissabon
079 Rhön 093 Andalusien
116 Rügen, Usedom, Hiddensee 054 Barcelona
137 Ruhrgebiet 108 Costa Brava
080 Sachsen 025 Gran Canaria, Fuerteventura,
081 Sachsen-Anhalt Lanzarote
117 Sauerland, Siegerland 065 Kanarische Inseln
083 Schwarzwald Norden 124 Madeira
084 Schwarzwald Süden 132 Mallorca
018 Spreewald, Lausitz 007 Spanien Norden
008 Stuttgart, Schwäbische Alb 118 Teneriffa, La Palma,
141 Sylt, Amrum, Föhr La Gomera , El Hierro
142 Teutoburger Wald
102 Thüringen SKANDINAVIEN/NORDEUROPA
143 Thüringer Wald 057 Dänemark
037 Weserbergland 029 Island
099 Norwegen Norden
Vielerorts im Harz trifft man sich vor imposanter BENELUX 072 Norwegen Süden
052 Amsterdam 100 Schweden Süden, Stockholm
Fachwerkkulisse. 011 Flandern, Brüssel
070 Niederlande LÄNDERÜBERGREIFENDE
BÄNDE
FRANKREICH 123 Donau – Von der Quelle bis
HARZ Einzigartige Bilder
Aktuelle Informationen
Detaillierte Karten
055 Bretagne
021 Côte d’Azur
zur Mündung
112 Freiburg, Basel, Colmar
BILDATLAS 042
032 Elsass
Naturidyll im Norden
www.dumontreise.de

009 Frankreich Süden AUSSEREUROPÄISCHE ZIELE

Rund um den Brocken lockt eine Languedoc-Roussillon 010 Ägypten
noch weitgehend unberührte
Natur.
Harz S
PLUoße
6 gr rten
019 Korsika
071 Normandie
053 Australien Osten, Sydney
109 Australien Süden, Westen
Reise
ka 001 Paris 107 China
115 Provence 024 Dubai, Abu Dhabi, VAE
Suche nach neuem Image 036 Indien
GROSSBRITANNIEN/IRLAND 027 Israel
Frischer Wind in Bett und Küche:
063 Irland 111 Kalifornien
klimaneutral wohnen und be- 130 London 031 Kanada Osten
wusst speisen. 138 Schottland 064 Kanada Westen
030 Südengland 022 Namibia
068 Neuseeland
Wanderparadies ITALIEN/MALTA/KROATIEN 041 New York
Nicht nur auf dem Hexenstieg 017 Gardasee, Trentino 086 Südafrika
lässt sich herrlich wandern. 110 Golf von Neapel, Kampanien 012 Thailand

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