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Grundkurs Mathematik

Otto Forster
Rüdiger Wessoly

Übungsbuch
zur Analysis 1
Aufgaben und Lösungen
. Auflage
Grundkurs Mathematik
Berater

Martin Aigner, Freie Universität Berlin


Peter Gritzmann, Technische Universität München
Volker Mehrmann, Technische Universität Berlin
Gisbert Wüstholz, ETH Zürich
Die Reihe „Grundkurs Mathematik“ ist die bekannte Lehrbuchreihe
im handlichen kleinen Taschenbuch-Format passend zu den mathemati-
schen Grundvorlesungen, vorwiegend im ersten Studienjahr. Die Bücher
sind didaktisch gut aufbereitet, kompakt geschrieben und enthalten viele
Beispiele und Übungsaufgaben.

In der Reihe werden Lehr- und Übungsbücher veröffentlicht, die bei


der Klausurvorbereitung unterstützen. Zielgruppe sind Studierende der
Mathematik aller Studiengänge, Studierende der Informatik, Naturwis-
senschaften und Technik, sowie interessierte Schülerinnen und Schüler
der Sekundarstufe II.

Die Reihe existiert seit 1975 und enthält die klassischen Bestseller von
Otto Forster und Gerd Fischer zur Analysis und Linearen Algebra in ak-
tualisierter Neuauflage.

Weitere Bände dieser Reihe finden Sie unter


http://www.springer.com/series/12463
Otto Forster  Rüdiger Wessoly

Übungsbuch
zur Analysis 1
Aufgaben und Lösungen
7., erweiterte Auflage
Otto Forster Rüdiger Wessoly (†)
Mathematisches Institut
Ludwig-Maximilians-Universität
München
München, Deutschland

Grundkurs Mathematik
ISBN 978-3-658-17212-1 ISBN 978-3-658-17213-8 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-658-17213-8

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio-


nalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de
abrufbar.

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Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Strasse 46, 65189 Wiesbaden,
Germany
V

Vorwort zur 1. Auflage

Seit dem Erscheinen meines Buches Analysis 1 sind wiederholt Anfragen ge-
kommen, doch Lösungen zu den Übungsaufgaben herauszugeben. Ich stand
dem immer skeptisch gegenüber. Das Lösen von Übungsaufgaben zu den An-
fängervorlesungen ist ein unentbehrlicher Bestandteil des Mathematik–Stu-
diums. Das Vorliegen von schriftlichen Lösungen verführt aber dazu, es selbst
nicht hart genug zu versuchen und zu früh in den Lösungen nachzuschauen.
Außerdem kann eine gedruckte Lösung nicht die Besprechung der Aufgaben
in einer Übungsgruppe ersetzen, in der der Tutor (im allerdings nicht immer
erreichten Idealfall) auf die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten und die ge-
machten Fehler eingehen und bei Verständnisschwierigkeiten individuell hel-
fen kann.
Andererseits ist der Bedarf an Übungsmaterial mit nachprüfbaren Lösungen
für das Selbststudium (z.B. bei Prüfungsvorbereitungen) nicht von der Hand
zu weisen. So wurde mit dem vorliegenden Aufgabenbuch ein Kompromiß
versucht: Zu ausgewählten Aufgaben wurden Lösungen ausgearbeitet und es
wurden auch neue Aufgaben hinzugefügt, so daß genügend viele ungelöste
Aufgaben als Herausforderung für den Leser übrig bleiben.
Alle Aufgabentexte (einschließlich der aus dem Buch Analysis 1 übernomme-
nen) sind im 1. Teil des Aufgabenbuches abgedruckt. Zu den mit Stern ver-
sehenen Aufgaben stehen Lösungen im 2. Teil, manchmal auch nur Hinweise
oder bei Rechenaufgaben die Ergebnisse. In keinem Fall sind die angegebe-
nen Lösungen als alleingültige Muster-Lösungen zu betrachten. Zu fast allen
Aufgaben gibt es mehrere Lösungswege und es ist oft nur eine Frage des Ge-
schmacks, welchen Weg man wählt. Auch sind sicherlich noch einige Lösun-
gen mit mehr oder weniger schweren Fehlern (von Druckfehlern und Versehen
bis zu logischen Fehlern) behaftet. Der Student mag sich damit trösten, daß
nicht nur ihm, sondern auch dem Dozenten für manche Lösungen der Übungs-
aufgaben Punkte abgezogen würden.
Die Arbeit an diesem Buch habe ich zusammen mit meinem langjährigen As-
sistenten an den Universitäten Münster und München, Dr. Rüdiger Wessoly be-
gonnen. Die gemeinsame Arbeit wurde auch nach seinem Ausscheiden aus der
Universität, als er für eine von ihm selbst mitbegründete Software-Firma arbei-
tete, fortgesetzt. Noch vor der Fertigstellung des Manuskripts ist Herr Wessoly
VI

plötzlich und unerwartet verstorben. Seinem Andenken sei dieses Buch gewid-
met.
Zu danken habe ich auch Herrn Thomas Szymczak (Dinslaken), der selbständig
ein Lösungsbuch zur Analysis 2 erarbeitet hat und der sich bereit erklärt hat,
das Manuskript zum vorliegenden Buch in LATEX zu setzen und dabei manche
Fehler und Unebenheiten aus dem Text eliminiert hat. Nicht zuletzt verdankt
das Buch sein Erscheinen dem beharrlichen und unermüdlichen Einsatz von
Frau U. Schmickler-Hirzebruch vom Vieweg-Verlag.

München, Februar 1995 Otto Forster

Vorwort zur 2. Auflage

Für die 2. Auflage dieses Übungsbuches habe ich die bekannt gewordenen
Druckfehler korrigiert (vielen Dank den sorgfältigen Leserinnen und Lesern!)
und eine Anpassung an die neueste Auflage des Buches Analysis 1 vorgenom-
men, das seit der 5. Auflage manche Änderungen erfahren hat. So sind einige
frühere Übungsaufgaben jetzt in den Haupttext der Analysis 1 integriert. Dafür
wurden in das Übungsbuch neue Aufgaben und Lösungen aufgenommen.

München, März 2004 Otto Forster

Vorwort zur 7. Auflage

In der vorliegenden 7. Auflage dieses Übungsbuchs wurden bekannt gewordene


Fehler korrigiert sowie einige neue Aufgaben und Lösungen hinzugefügt.

München, Oktober 2016 Otto Forster

Verweise nach dem Muster “vgl. An. 1, §XX, Satz Y” beziehen sich auf das
Lehrbuch

Otto Forster: Analysis 1, Springer Spektrum, 12. Aufl. 2016.


VII

Inhaltsverzeichnis

I Aufgaben
§1 Vollständige Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
§2 Die Körperaxiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
§3 Anordnungsaxiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
§4 Folgen, Grenzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
§5 Das Vollständigkeitsaxiom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
§6 Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
§7 Konvergenzkriterien für Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
§8 Die Exponentialreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
§9 Punktmengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
§ 10 Funktionen, Stetigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
§ 11 Sätze über stetige Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
§ 12 Logarithmus und allgemeine Potenz . . . . . . . . . . . . . . 29
§ 13 Die Exponentialfunktion im Komplexen . . . . . . . . . . . . 31
§ 14 Trigonometrische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
§ 15 Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität . . . . . . . . . . 37
§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen . . . . . . . . . . . . . 39
§ 18 Das Riemannsche Integral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
§ 19 Integration und Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
§ 20 Uneigentliche Integrale. Die Gamma–Funktion . . . . . . . . 49
§ 21 Gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen . . . . . . . 51
§ 22 Taylor–Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
§ 23 Fourier–Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
VIII

II Lösungen
§1 Vollständige Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
§2 Die Körperaxiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
§3 Anordnungsaxiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
§4 Folgen, Grenzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
§5 Das Vollständigkeitsaxiom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
§6 Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
§7 Konvergenzkriterien für Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
§8 Die Exponentialreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
§9 Punktmengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
§ 10 Funktionen, Stetigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
§ 11 Sätze über stetige Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
§ 12 Logarithmus und allgemeine Potenz . . . . . . . . . . . . . . 125
§ 13 Die Exponentialfunktion im Komplexen . . . . . . . . . . . . 130
§ 14 Trigonometrische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
§ 15 Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität . . . . . . . . . . 149
§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen . . . . . . . . . . . . . 157
§ 18 Das Riemannsche Integral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
§ 19 Integration und Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
§ 20 Uneigentliche Integrale. Die Gamma–Funktion . . . . . . . . 179
§ 21 Gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen . . . . . . . 185
§ 22 Taylor–Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
§ 23 Fourier–Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
Teil I

Aufgaben
3

§1 Vollständige Induktion

Aufgabe 1 A*. Seien n, k natürliche Zahlen mit n  k. Man beweise


  n  
n+1 m
=  .
k+1 m=k k

Aufgabe 1 B. Für eine reelle Zahl x und eine natürliche Zahl k werde definiert
  k
x x − j + 1 x(x − 1) · . . . · (x − k + 1)
:=  = ,
k j=1 j k!

also insbesondere  
x
= 1.
0
Man beweise für alle reellen Zahlen x und natürlichen Zahlen k
     
x+1 x x
a) = + ,
k+1 k+1 k
   
−x x+k−1
b) = (−1)k ,
k k
   
k+x k−x
c) =− .
2k + 1 2k + 1

Aufgabe 1 C*. Man beweise für alle reellen Zahlen x, y und alle n ∈ N
  n   
x+y x y
= .
n k=0 n − k k

Aufgabe 1 D. Man beweise für alle reellen Zahlen x, y und alle n ∈ N


  n   
x+y+n−1 x+n−k−1 y+k−1
= .
n k=0 n−k k

Aufgabe 1 E. Man zeige: Für alle n ∈ N gilt


  n  2
2n n
= .
n k=0 k

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017


O. Forster, R. Wessoly, Übungsbuch zur Analysis 1, Grundkurs Mathematik,
DOI 10.1007/978-3-658-17213-8_1
4 Aufgaben

Aufgabe 1 F. Man zeige: Für alle natürlichen Zahlen n  1 gilt


n  
2n
a)  2k = 22n−1 .
k=0

n  
2n + 1
b)  2k
= 22n .
k=0

Aufgabe 1 G*. Man beweise: Eine n-elementige Menge (n  1) besitzt ebenso


viele Teilmengen mit einer geraden Zahl von Elementen wie Teilmengen mit
einer ungeraden Zahl von Elementen.

Aufgabe 1 H*. Ersetzt man im Pascalschen Dreieck die Einträge durch klei-
ne rechteckige weiße und schwarze Kästchen, je nachdem der entsprechen-
de Binomial-Koeffizient gerade oder ungerade ist, so entsteht eine interessan-
te Figur, siehe Bild 1.1. Wir bezeichnen das Kästchen, das dem Binomial-

Bild 1.1 Pascalsches Dreieck modulo 2


Koeffizienten k entspricht, mit (k, ). In der Figur sind alle Kästchen (k, )
bis k = 31 dargestellt. Man beweise dazu:
n 
a) 2 −1 ist ungerade für alle 0    2n − 1, d.h. die Zeile mit k = 2n − 1 ist
vollständig schwarz.
 n
b) 2 ist gerade für alle 1    2n − 1.
n 
c) 2 + ist ungerade für alle 0    2n − 1.
§ 1 Vollständige Induktion 5

d) Das Dreieck mit den Ecken

(0, 0), (2n − 1, 0), (2n − 1, 2n − 1)

geht durch Verschiebung (k, ) → (2n + k, ) in das Dreieck

(2n , 0), (22n − 1, 0), (22n − 1, 2n − 1)

mit demselben Farbmuster über.


e) Das Dreieck mit den Ecken (0, 0), (2n −1, 0), (2n −1, 2n −1) weist außerdem
eine Symmetrie bzgl. Drehungen um den Mittelpunkt mit Winkel 120 Grad und
240 Grad auf, genauer: Durch die Transformation

(k, ) → (2n − 1 − , k − ), (0    k  2n − 1)

geht das Dreieck unter Erhaltung des Farbmusters in sich über, d.h. die Bino-
mial-Koeffizienten    n 
k 2 −1−
und
 k−
sind entweder beide gerade oder beide ungerade.

Aufgabe 1 I. In Analogie zur vorigen Aufgabe ersetze man im Pascalschen


Dreieck die Einträge durch Kästchen in den Farben rot, schwarz,  grün nach fol-
gender Vorschrift: Man schreibe den Binomial-Koeffizienten k in der Form
k 
 = 3m + i mit einer ganzen Zahl m und i = 0, 1, 2. Für i = 0 sei die Farbe rot,
für i = 1 schwarz und für i = 2 grün. Man betrachte die entstehenden Muster
und beweise die sich aufdrängenden Vermutungen, z.B.
 n
Der Binomial-Koeffizient 3 ist durch 3 teilbar für alle 1    3n − 1.

Aufgabe 1 J*. Seien n und k natürliche Zahlen. Man beweise: Die Anzahl
aller k–Tupel (a1 , . . ., ak ) ∈ Nk mit

1  a 1  a 2  . . .  ak  n
 
ist gleich n+k−1
k .

Aufgabe 1 K. Sei n eine natürliche Zahl. Man bestimme die Anzahl aller
Tripel (k1 , k2 , k3 ) ∈ N3 mit

k1 + k2 + k3 = n.
6 Aufgaben

Aufgabe 1 L*. Man beweise: Für alle natürlichen Zahlen N gilt


N
2N
(−1)n−1 1
 n
=
N + n
.
n=1 n=1

Aufgabe 1 M. Durch Probieren finde man Formeln für die folgenden beiden
Ausdrücke und beweise anschließend das Ergebnis durch vollständige Induk-
tion:
n  
1
a)  1+ k ,
k=1

N
n2
b)  n2 − 1 für alle N  2.
n=2

Aufgabe 1 N. Man beweise für alle reellen Zahlen x und alle natürlichen Zah-
len n
n−1   2n −1
 1 + x 2k
=  xm .
k=0 m=0

Aufgabe 1 O. Man beweise die folgenden Summenformeln:


n
n(n + 1)(2n + 1)
a)  k2 = 6
,
k=1
n
n2 (n + 1)2
b)  k3 = 4
.
k=1

Aufgabe 1 P*. Man finde eine Formel für


n
 (2k − 1)2
k=1

und beweise sie.


Aufgabe 1 Q*. Sei r ∈ N. Man zeige: Es gibt rationale Zahlen ar1 , . . . , arr , so
dass für alle natürlichen Zahlen n gilt
n
1
 kr = r + 1 nr+1 + arr nr + . . . + ar1 n.
k=1
§ 2 Die Körperaxiome 7

Aufgabe 1 R. Es sei

P(x) = ar xr + ar−1 xr−1 + . . . + a1 x + a0

ein Polynom r-ten Grades mit rationalen Koeffizienten und der Eigenschaft,
dass P(n) ganzzahlig ist für alle n ∈ N.
Man zeige: Es gibt ganze Zahlen c0 , c1 , . . ., cr ∈ Z, so dass
r  
x
P(x) =  ck k
.
k=0
x 
Zur Definition der k vgl. Aufgabe 1 B.

Aufgabe 1 S*. Man zeige, dass nach dem Gregorianischen Kalender (d.h.
Schaltjahr, wenn die Jahreszahl durch 4 teilbar ist, mit Ausnahme der Jah-
re, die durch 100 aber nicht durch 400 teilbar sind) der 13. eines Monats im
langjährigen Durchschnitt häufiger auf einen Freitag fällt, als auf irgend einen
anderen Wochentag. Hinweis: Der Geburtstag von Gauß, der 30. April 1777,
war ein Mittwoch. (Diese Aufgabe ist weniger eine Übung zur vollständigen
Induktion, als eine Übung im systematischen Abzählen.)

§2 Die Körperaxiome

Aufgabe 2 A*. Man zeige: Es gelten die folgenden Regeln für das Bruchrech-
nen (a, b, c, d ∈ R, b = 0, d = 0):

a c
a) = gilt genau dann, wenn ad = bc ist.
b d
a c ad ± bc
b) ± =
b d bd
a c ac
c) · =
b d bd
a
b ad
d) c = , falls c = 0 ist.
d bc
8 Aufgaben

Aufgabe 2 B*. Man beweise für reelle Zahlen x1 , . . ., xn , y1 , . . . , ym das allge-


meine Distributivgesetz
 
n m n m
 xi  yj =  xiy j .
i=1 j=1 i=1 j=1

Aufgabe 2 C*. Seien aik für i, k ∈ N reelle Zahlen. Man zeige für alle n ∈ N

n n−k n n−i n m
  aik =   aik =   am−k,k .
k=0 i=0 i=0 k=0 m=0 k=0

Aufgabe 2 D. Es sei n ∈ N und für i, k ∈ {1, . . ., n} seien aik reelle Zahlen.


Man setze 
n i
An :=   aik .
i=1 k=1

a) Man schreibe die Doppelsumme An für die Fälle n = 1, 2, 3, 4 aus.

b) Man berechne An für die Fälle

i) aik = 1 für alle i, k ∈ {1, . . . , n},


ii) aik = k für alle i, k ∈ {1, . . . , n},
iii) aik = i für alle i, k ∈ {1, . . ., n},
iv) aik = i + k für alle i, k ∈ {1, . . ., n},
v) aik = ik für alle i, k ∈ {1, . . ., n}.

Aufgabe 2 E*. Es seien a, b, c, d rationale Zahlen und x eine irrationale reelle


Zahl, d.h. x ∈ R  Q. Man beweise:

a) Ist ad − bc = 0, so ist auch cx + d = 0 und

ax + b
y :=
cx + d
ist eine irrationale Zahl.
§ 2 Die Körperaxiome 9

b) Ist ad − bc = 0, so ist entweder cx + d = 0 oder


ax + b
y :=
cx + d
eine rationale Zahl.

Aufgabe 2 F*. Es sei


K := {(a, b) ∈ R2 : a, b ∈ Q}.
In K werde folgende Addition und Multiplikation eingeführt:

(a, b) + (a, b ) := (a + a , b + b ),
(a, b) · (a, b ) := (aa + 2bb , ab + ba )
für alle (a, b), (a , b ) ∈ K. Man zeige, dass dann (K, +, ·) ein Körper ist.

Aufgabe 2 G. Man zeige, dass in dem in Aufgabe 2 F definierten Körper K


die Gleichung
x2 = 2
genau zwei Lösungen besitzt, die Gleichung
x2 = 3
jedoch unlösbar ist.

Aufgabe 2 H. Es sei M := N ∪ {}, wobei  ∈


/ N. Auf M führen wir zwei
Verknüpfungen

M × M −→ M M × M −→ M
und
(a, b) −→ a + b (a, b) −→ a · b
wie folgt ein:
(1) Für a, b ∈ N sei a + b bzw. a · b die übliche Addition bzw. Multiplikation
natürlicher Zahlen.
(2) Für a ∈ M sei a +  =  + a = .
(3) Für a ∈ M  {0} sei a ·  =  · a = .
(4) 0 ·  =  · 0 = 0.
Man zeige, dass diese Verknüpfungen auf M die Körperaxiome (A.1), (A.2),
(A.3), (M.1), (M.2), (M.3) und (D), aber nicht (A.4) und (M.4) erfüllen.
10 Aufgaben

§3 Anordnungsaxiome

Aufgabe 3 A*. Man zeige n2  2n für jede natürliche Zahl n = 3.

Aufgabe 3 B. Man zeige 2n < n! für jede natürliche Zahl n  4.

Aufgabe 3 C*. Sei n eine natürliche Zahl > 0. Man beweise:


 
n 1 1
a)  für alle k ∈ N,
k nk k!
 n n
1 1
b) 1+
n
  k! < 3,
k=0

 n n 1
c)  n!,
3 3

d) nn+1 > (n + 1)n für alle n  3.

Aufgabe 3 D*. Man zeige: Für jede reelle Zahl q > 0 gilt

1
q+  2.
q

Das Gleichheitszeichen gilt genau dann, wenn q = 1 ist.

Aufgabe 3 E. Man stelle fest, welche der folgenden Implikationen über reelle
Zahlen x, a, b allgemeingültig bzw. i.a. falsch sind. Man beweise die allge-
meingültigen Aussagen und gebe für die übrigen Aussagen ein Gegenbeispiel
an:

a) |x − a| < b =⇒ x > a − 2b,

b) ab > 1 und a < 1 =⇒ b > 1,

c) x(x − 2a2 ) > 0 ⇐⇒ |x − a2 | > a2 .


§ 3 Anordnungsaxiome 11

Aufgabe 3 F. Man beweise die folgenden Aussagen:

a) Seien a1 , . . ., an nicht-negative reelle Zahlen. Dann gilt


n n
(1 + ai)  1 +  ai.
i=1 i=1

b) Seien a1 , . . ., an , reelle Zahlen mit ai  0 und ni=1 ai  1. Dann gilt


n n
(1 + ai)  1 + 2  ai.
i=1 i=1

c) Seien a1 , . . ., an reelle Zahlen mit 0  ai  1 für alle i. Dann gilt


n n
(1 − ai)  1 −  ai.
i=1 i=1

Aufgabe 3 G. Es sei 0 < a  b. Man zeige


 2  2
2ab a+b
a 
2
 ab   b2 .
a+b 2
Trifft an irgendeiner Stelle dieser Ungleichungskette das Gleichheitszeichen
zu, so ist a = b.

Aufgabe 3 H. Man zeige: Für alle reellen Zahlen x, y ∈ R gilt


1 1
max(x, y) = (x + y + |x − y|), min(x, y) = (x + y − |x − y|).
2 2

Aufgabe 3 I*. Man beweise mit Hilfe des Binomischen Lehrsatzes: Für jede
reelle Zahl x  0 und jede natürliche Zahl n  2 gilt

n2 2
(1 + x)n  x .
4

Aufgabe 3 J*. Man zeige: Zu jeder reellen Zahl b > 1 existiert eine natürliche
Zahl n0 , so dass
bn > n für alle n ∈ N mit n  n0 .
12 Aufgaben

Aufgabe 3 K*. Man beweise für alle n ∈ N


 n n
n!  2 .
2

Aufgabe 3 L*. Man beweise folgende Regeln für die Funktionen floor und
ceil:

a)
x = − −x für alle x ∈ R.

b)
x = x + 1 für alle x ∈ R  Z.

c)
n/k = (n + k − 1)/k für alle n, k ∈ Z mit k  1.

§4 Folgen, Grenzwerte

Aufgabe 4 A*. Seien a und b reelle Zahlen. Die Folge (an )n∈N sei wie folgt
rekursiv definiert:
1
a0 := a, a1 := b, an := (an−1 + an−2 ) für n  2.
2
Man beweise, dass die Folge (an )n∈N konvergiert und bestimme ihren Grenz-
wert.

Aufgabe 4 B. Seien a und b reelle Zahlen. Die Folge (an )n∈N sei wie folgt
rekursiv definiert:
1
a0 := a, a1 := b, an := (2an−1 + an−2 ) für n  2.
3
Man beweise, dass die Folge (an )n∈N konvergiert und bestimme ihren Grenz-
wert.

Aufgabe 4 C*. Man berechne die Summe der Reihe



1
 4n2 − 1 .
n=1
§ 4 Folgen, Grenzwerte 13

Aufgabe 4 D. Man beweise, dass die Reihe



1
 n(n + 1)(n + 2)
n=1

konvergiert und bestimme ihren Grenzwert.

Aufgabe 4 E*. Es sei (an )n∈N eine Folge, die gegen ein a ∈ R konvergiere.
Man beweise, dass dann die Folge (bn )n∈N definiert durch
1
bn := (a0 + a1 + . . . + an ) für alle n ∈ N
n+1
ebenfalls gegen a konvergiert.

Aufgabe 4 F. Die Folgen (an )n∈N bzw. (bn )n∈N seien definiert durch

(3 − n)3 1 + (−1)n n2
an := bzw. bn := für alle n ∈ N.
3n3 − 1 2 + 3n + n2
Man entscheide bei beiden Folgen, welche der drei Eigenschaften beschränkt“,

konvergent“ bzw. divergent“ vorliegen, und man bestimme im Falle der Kon-
” ”
vergenz den Grenzwert.

Aufgabe 4 G*. Es seien (an )n∈N , (bn )n∈N , (cn )n∈N drei reelle Zahlenfolgen
mit
an  bn  cn für alle n ∈ N.
Man zeige: Sind (an )n∈N , (cn )n∈N konvergent mit

lim an = lim cn =: c ∈ R,
n→ n→

so ist auch (bn )n∈N konvergent und besitzt ebenfalls den Grenzwert c.

Aufgabe 4 H*. Die Folge (an )n∈N sei definiert durch


n
k2
an :=  n3 + k für alle n ∈ N.
k=1

Man zeige:
1
lim an = .
n→ 3
14 Aufgaben

Aufgabe 4 I. Man zeige, dass die Folge (an )n∈N definiert durch
n
k2
an :=  n4 − 10k2 für alle n ∈ N
k=1

konvergiert und bestimme ihren Grenzwert.

Aufgabe 4 J. Für x ∈ R und n ∈ N sei


 
5x − 1 2n+1
an (x) := .
x2 + 5
Man bestimme explizit die folgenden Mengen

a) A1 := {x ∈ R : (an (x))n∈N ist nach oben beschränkt},


b) A2 := {x ∈ R : (an (x))n∈N ist nach unten beschränkt},
c) A3 := {x ∈ R : (an (x))n∈N ist nicht beschränkt},
d) A4 := {x ∈ R : (an (x))n∈N ist konvergent}.

Aufgabe 4 K*. Seien (an )n∈N und (bn )n∈N Folgen reeller Zahlen mit lim an =
n→
 und lim bn =: b ∈ R. Man beweise:
n→

a) lim (an + bn ) = .
n→

b) Ist b > 0, so gilt lim (an bn ) = ;


n→
ist b < 0, so gilt lim (an bn ) = −.
n→

Aufgabe 4 L*. Man gebe Beispiele reeller Zahlenfolgen (an )n∈N und (bn )n∈N
mit lim an = , lim bn = 0 an, so dass jeder der folgenden Fälle eintritt:
n→ n→

a) lim (an bn ) = +.


n→

b) lim (an bn ) = −.


n→

c) lim (an bn ) = c, wobei c eine beliebig vorgegebene reelle Zahl ist.


n→

d) Die Folge (an bn )n∈N ist beschränkt, aber nicht konvergent.


§ 5 Das Vollständigkeitsaxiom 15

§5 Das Vollständigkeitsaxiom

Aufgabe 5 A*. Man entwickle die Zahl x = 17 in einen b–adischen Bruch


für b = 2, 7, 10, 16. Im 16–adischen System (= Hexadezimalsystem) verwende
man als Ziffern A = 10, B = 11, . . ., F = 15.

Aufgabe 5 B. Man zeige: Jede reelle Zahl x mit |x|  1


2 läßt sich schreiben als

k
x=  3k mit k ∈ {−1, 0, 1} für alle k ∈ N.
k=1

Aufgabe 5 C. Man zeige: Zu jeder reellen Zahl x mit 0 < x < 1 gibt es eine
Folge natürlicher Zahlen

1 < n1 < n 2 < n 3 < . . . ,

so dass

1
x=  nk .
k=1

Aufgabe 5 D*. Gegeben seinen zwei (unendliche) Dezimalbrüche

0.a1a2 a3 a4 . . . ,
0.b1b2 b3 b4 . . . ,

die gegen dieselbe Zahl x ∈ R konvergieren. Man zeige: Entweder gilt an = bn


für alle n  1 oder es existiert eine natürliche Zahl k  1, so dass (nach evtl.
Vertauschung der Rollen von a und b) gilt:


⎪ a n = bn für alle n < k,

ak = bk + 1,

⎪ an = 0 für alle n > k,

bn = 9 für alle n > k.

Aufgabe 5 E*. Sei (xn )n∈N eine reelle Zahlenfolge mit |xn − xn+1 |  2−n für
alle n ∈ N. Man zeige: (xn )n∈N ist eine Cauchy–Folge.

Aufgabe 5 F*. Man beweise: Jede Folge reeller Zahlen enthält eine monotone
(wachsende oder fallende) Teilfolge.
16 Aufgaben

Aufgabe 5 G*. Sei (an )n∈N eine Folge nichtnegativer reeller Zahlen, die kei-
nen Häufungspunkt besitzt. Man beweise, dass die Folge bestimmt gegen +
divergiert.

Aufgabe 5 H. Man zeige: Eine Zahlenfolge (an )n∈N konvergiert genau dann,
wenn die drei Teilfolgen

(a2k )k∈N , (a2k+1 )k∈N , (a3k )k∈N

konvergieren.

Aufgabe 5 I*. Sei x eine vorgegebene reelle Zahl. Die Folge (an (x))n∈N sei
definiert durch

an (x) := nx − nx für alle x ∈ R und alle n ∈ N.

Man beweise: Ist x rational, so hat die Folge nur endlich viele Häufungspunkte;
ist x irrational, so ist jede reelle Zahl a mit 0  a  1 Häufungspunkt der Folge
(an (x))n∈N .

Aufgabe 5 J*. Man bestimme die 64-Bit-IEEE-Darstellung der Zahlen

zn := 10n für n = 2, 1, 0, −1, −2.

§6 Wurzeln

Aufgabe 6 A*. Beim Iterations-Verfahren


1 a
x0 > 0, xn+1 := 2xn + 2
3 xn
zur Berechnung der 3. Wurzel einer positiven Zahl a > 0 definiere man den
n-ten relativen Fehler fn durch

xn = 3 a(1 + fn ).

Man leite eine Rekursionsformel für die Folge ( fn ) her und beweise

0  fn+1  fn2 für alle n  1.


§ 6 Wurzeln 17

Aufgabe 6 B. Man beweise für a  0, b  0 die Ungleichung


√ √ 
a+ b a+b
 .
2 2

Aufgabe 6 C*. Man berechne


  

1+ 1+ 1 + 1 + . . .,

d.h. den Limes der Folge (an )n∈N mit a0 = 1 und an+1 = 1 + an für n ∈ N.

Aufgabe 6 D*. Sei (an )n∈N die Folge der Fibonacci–Zahlen, d.h. a0 = a1 = 1
und
an+2 = an+1 + an für alle n ∈ N.
Man zeige √
an+1 1 + 5
lim = .
n→ an 2

Aufgabe 6 E*. Seien a  0, b  0 reelle Zahlen. Die Folgen (an )n∈N , (bn )n∈N
seien rekursiv definiert durch
 1
a0 := a, b0 := b, an+1 := an bn , bn+1 := (an + bn ).
2
für alle n ∈ N. Man zeige, dass beide Folgen gegen denselben Grenzwert kon-
vergieren. (Dieser Grenzwert heißt das arithmetisch–geometrische Mittel von
a und b.)

Aufgabe 6 F*. Man zeige: Für alle natürlichen Zahlen n  1 gilt


√ 2
n
n  1+ √ .
n

Aufgabe 6 G*. Man beweise mittels Aufgabe 6 F



lim n
n = 1.
n→
18 Aufgaben

Aufgabe 6 H. Man untersuche, ob der Grenzwert


√ √ 
lim n n n − 1
n→

existiert und berechne ihn gegebenenfalls.

Aufgabe 6 I. Seien x, y > 0 zwei positive reelle Zahlen. Man bestimme den
Grenzwert 
lim n xn + yn .
n→

Aufgabe 6 J*. Man beweise:


 
√ √
n + n − 3 n = 0.
3
a) lim
n→
 √ 
3 3 √ 1
b) lim n + n2 − 3 n = .
n→ 3


Aufgabe 6 K*. Die Folge (an )n∈N sei definiert durch an := n für alle n ∈ N.
Man zeige, dass (an )n∈N keine Cauchy–Folge ist, aber der folgenden Bedin-
gung genügt: Zu jedem  > 0 und jedem k ∈ N existiert ein N ∈ N, so dass
|an − an+k | <  für alle n  N.

§7 Konvergenzkriterien für Reihen

Aufgabe 7 A*. Man untersuche die folgenden Reihen auf Konvergenz oder
Divergenz:
   
n! n4 n+4 (n + 1)n−1
 nn ,  3n ,  n2 − 3n + 1 ,  n
.
n=1 n=0 n=0 n=1 (−n)

Aufgabe 7 B. Man untersuche die folgenden Reihen auf Konvergenz oder


Divergenz:
  n  n
n2 + n 3 n! 2 n!
 n4 − 11n2 + 3 ,  nn ,  nn .
n=1 n=0 n=0
§ 7 Konvergenzkriterien für Reihen 19

Aufgabe 7 C. Die Reihen  


n=1 an und n=1 bn seien gegeben durch

1 (−1)n 1 (−1)n
an = + , bn = + für alle n ∈ N.
n n2 n2 n
Man bestimme, welche der beiden Reihen konvergieren oder divergieren.

Aufgabe 7 D*. Man berechne den Grenzwert der Reihen


 
1 (−1)n−1
 (2n + 1)s und  ns
n=0 n=0

für s = 2 und s = 4. Dabei werde als bekannt vorausgesetzt, dass


 
1 2 1 4
 n2 = 6
und  n4 = 90
n=1 n=1

gilt (vgl. An. 1, §21, Satz 11).

Aufgabe 7 E*.

a) Es sei n=0 an eine absolut konvergente Reihe und (cn )n∈N eine konver-
gente Folge reeller Zahlen. Man zeige: Die Reihe  n=0 (cn an ) konver-
giert absolut.

b) Man gebe ein Beispiel einer konvergenten Reihe  n=0 an und einer kon-
vergenten Folge (cn )n∈N an, so dass die Reihe 
n=0 (cn an ) divergiert.

Aufgabe 7 F*. Sei  n=0 an eine konvergente, aber nicht absolut konvergente
Reihe reeller Zahlen. Man beweise, dass es zu beliebig vorgegebenen c ∈ R
eine Umordnung  n=0 a(n) gibt (d.h.  : N −→ N ist eine bijektive Abbildung),
die gegen c konvergiert.

Aufgabe 7 G*. Es sei hn := nk=1 1k . Man beweise, dass die Reihe  hn


n=1 2n
konvergiert, und dass gilt
 
1 1 hn
 n2n = 2  2n .
n=1 n=1
20 Aufgaben

Aufgabe 7 H*.
a) Man zeige, dass die Reihe

1
g(x) :=  2k + 1 x2k+1
k=0

für alle x ∈ R mit |x| < 1 konvergiert.


b) Wieviele Reihenglieder muss man in den Fällen x = 12 , 14 , 10
1
jeweils berück-
−6
sichtigen, um g(x) mit einer Genauigkeit von 10 zu berechnen?

Aufgabe 7 I*. Sei (an )n1 eine Folge reeller Zahlen mit |an |  M für alle
n  1, wobei M ∈ R. Man zeige:

a) f (x) :=  an xn konvergiert für alle x ∈ R mit |x| < 1.
n=1

|a1 |
b) Ist a1 = 0, so gilt f (x) = 0 für alle x ∈ R mit 0 < |x| < 2M .


n3
Aufgabe 7 J. Für welche x ∈ R konvergiert die Reihe  2n xn ?
n=0

Aufgabe 7 K*. Es sei (an )n∈N eine Folge nicht-negativer reeller Zahlen mit

a0  a1  a2  . . . .

Man beweise das Reihenverdichtungs-Kriterium:


Die Reihe   n
n=0 an konvergiert genau dann, wenn n=0 2 a2n konvergiert.

Aufgabe 7 L. Man zeige, dass die Reihe  1



n=1 n n konvergiert.
(Hinweis: Man verwende das Reihenverdichtungs-Kriterium aus Aufgabe 7
K.)

Aufgabe 7 M*. Sei  an eine unendliche Reihe reeller Zahlen.
n=0

a) Man beweise das Wurzel-Kriterium: Es gebe ein  mit 0 <  < 1 und ein
n0 > 0, so dass 
n
|an |   für alle n  n0 .
§ 7 Konvergenzkriterien für Reihen 21

Dann konvergiert die Reihe absolut.


b) Man zeige, dass die Bedingung
n
|an | < 1 für alle n  n0 .
nicht hinreichend für die Konvergenz der Reihe  an ist. Ist dies eine notwen-
dige Bedingung?

Aufgabe 7 N*. Sei (an )n∈N eine Folge positiver reeller Zahlen.
a) Man beweise das Raabesche Konvergenz-Kriterium:

i) Es gebe ein  > 1 und ein n0  1, so dass


an 
 1− für alle n  n0 .
an−1 n

Dann ist die Reihe  an konvergent.
n=0

ii) Gilt
an 1
 1− für alle n  n0 ,
an−1 n

so divergiert die Reihe  an .
n=0

b) Man beweise mithilfe des Raabeschen Konvergenz-Kriteriums: Die Reihe


  
1/2
 n
n=0
1/2
konvergiert absolut. (Zur Definition von n vgl. Aufgabe 1 B.)

Aufgabe 7 O*. Es bezeichne


M1 = {2, 3, 4, . . ., 8, 9, 20, 22, 23, . . ., 29, 30, 32, . . ., 39, 40, 42, . . .}
die Menge aller positiven ganzen Zahlen, in deren Dezimaldarstellung die Zif-
fer 1 nicht vorkommt. Man zeige
1
 < .
n∈M1 n
22 Aufgaben

§8 Die Exponentialreihe

Aufgabe 8 A*.
a) Sei x  1 eine reelle Zahl. Man zeige, dass die Reihe
  
x
s(x) := 
n=0 n
 x
absolut konvergiert. (Die Zahlen n wurden in Aufgabe 1 B definiert.)

b) Man beweise für reelle Zahlen x, y  1 die Funktionalgleichung

s(x + y) = s(x)s(y).

 
c) Man berechne s n + 12 für alle natürlichen Zahlen n  1.

Aufgabe 8 B*. Für n ∈ N sei

(−1)n
an := bn := √
n+1

und
n
cn :=  an−k bk .
k=0

Man zeige, dass die Reihen 


n=0 an und 
n=0 bn konvergieren, aber ihr Cauchy-
Produkt 
n=0 cn nicht konvergiert.

Aufgabe 8 C. Man gebe ein Beispiel zweier nicht konvergierender Reihen


 
 an ,  bn an, so dass ihr Cauchy–Produkt
n=0 n=0

 n
 cn, cn :=  an−k bk für alle n ∈ N,
n=0 k=0

konvergiert.
§ 9 Punktmengen 23

Aufgabe 8 D.
a) Man zeige, dass die Reihe

(−1)n 2n
C(x) :=  x
n=0 (2n)!
für alle x ∈ R absolut konvergiert.
b) Man beweise mittels des Cauchy–Produkts von Reihen die Formel
2C(x)2 = C(2x) + 1.
Hinweis: Man verwende die Formel aus Aufgabe 1 F.
Bemerkung. C(x) ist die Cosinusreihe, die in An. 1, §14, behandelt wird.

Aufgabe 8 E*. Sei M = {1, 2, 4, 5, 8, 10, 16, 20, 25, . . .} die Menge aller natürli-
chen Zahlen  1, die durch keine Primzahl = 2, 5 teilbar sind. Man betrachte
die zu M gehörige Teilreihe der harmonischen Reihe und beweise
1 5
 n = 2.
n∈M

Anleitung. Man bilde das Produkt der geometrischen Reihen  2−n und  5−n .

§9 Punktmengen

Aufgabe 9 A*. Man beweise:


a) Die Menge Pfin (N) aller endlichen Teilmengen von N ist abzählbar.
b) Die Menge P(N) aller Teilmengen von N ist überabzählbar.

Aufgabe 9 B*. Sei (an )n∈N eine beschränkte Folge reeller Zahlen und H die
Menge ihrer Häufungspunkte. Man zeige
lim sup an = sup H, lim inf an = inf H.

Aufgabe 9 C*. Man beweise: Eine Folge (an )n∈N reeller Zahlen konvergiert
genau dann gegen a ∈ R, wenn
lim sup an = lim inf an = a
gilt.
24 Aufgaben

Aufgabe 9 D. Sei (an )n∈N eine Folge positiver reeller Zahlen. Man beweise:

1
a) i) lim sup an =  ⇐⇒ lim inf = 0,
an
1
ii) lim infan =  ⇐⇒ lim sup = 0.
an
b) Falls 0 < lim sup an <  und 0 < lim inf an < , gilt
1 1
i) lim sup = ,
an lim inf an
1 1
ii) lim inf = .
an lim sup an

Aufgabe 9 E*. Es sei M eine überabzählbare Menge positiver reeller Zah-


len. Man beweise: Zu jeder Schranke K > 0 gibt es endlich viele (paarweise
voneinander verschiedene) Zahlen a1 , . . . , an aus M, so dass gilt:
n
 ak  K.
k=1

Aufgabe 9 F*. Sei (an )n∈N eine Folge reeller Zahlen und

 := lim sup n |an | ∈ R+ ∪ {}.

Man zeige:

a) Falls  < 1, konvergiert die Reihe  an absolut.
k=0

b) Falls  > 1, so divergiert die Reihe  an .
k=0
c) Man zeige an Beispielen, dass im Fall  = 1 sowohl Konvergenz als auch
Divergenz vorkommen kann.

Aufgabe 9 G. Eine Teilmenge U ⊂ R heißt offen, wenn es zu jedem a ∈ U ein


 > 0 gibt, so dass
]a − , a + [ ⊂ U.
Man zeige: Jede offene Teilmenge U ⊂ R ist Vereinigung von abzählbar vielen
offenen Intervallen.
§ 10 Funktionen, Stetigkeit 25

(Zusatz: Man kann die Intervalle sogar paarweise punktfremd wählen.)

Aufgabe 9 H*. Man konstruiere bijektive Abbildungen

i) 1 : R∗ → R,

ii) 2 : R  Z → R,

iii) 3 : R∗+ → R,

iv) 4 : R+ → R.

Aufgabe 9 I*. Das Dedekindsche Schnittaxiom für einen angeordneten Körper


K lautet wie folgt:
Seien A, B ⊂ K nicht-leere Teilmengen mit A ∪ B = K, so dass für alle x ∈ A
und y ∈ B gilt x < y. Dann gibt es genau ein s ∈ K mit

xsy für alle x ∈ A und y ∈ B.

Man beweise:
a) Im Körper R gilt das Dedekindsche Schnittaxiom.
b) In einem angeordneten Körper impliziert das Dedekindsche Schnittaxiom
das Archimedische Axiom und das Vollständigkeits-Axiom.

§ 10 Funktionen, Stetigkeit

Aufgabe 10 A*. Die Funktionen gn : R −→ R, n ∈ N, seien definiert durch


nx
gn (x) := .
1 + |nx|

Man zeige, dass alle Funktionen gn stetig sind. Für welche x ∈ R ist die Funk-
tion
g
x −→ g(x) := lim gn (x),
n→

definiert bzw. stetig?


26 Aufgaben

Aufgabe 10 B*. Seien f , g : D −→ R auf einer Teilmenge D ⊂ R definierte


Funktionen. Die Funktionen
 := max( f , g) und  := min( f , g)
seien definiert durch
(x) := max( f (x), g(x)),
(x) := min( f (x), g(x))
für alle x ∈ D. Man zeige: Sind f und g stetig auf D, so auch  und .

Aufgabe 10 C. Für eine Funktion f : D −→ R, D ⊂ R, seien die Funktionen


f+ , f− : D −→ R definiert durch

f (x), falls f (x)  0,


f+ (x) :=
0, falls f (x) < 0,

− f (x), falls f (x)  0,


f− (x) :=
0, falls f (x) > 0.
Man zeige:
a) f = f+ − f− , | f | = f+ + f− ,
b) f ist genau dann stetig, wenn f+ und f− stetig sind.

Aufgabe 10 D. Seien f , g : R −→ R zwei stetige Funktionen mit


f (x) = g(x) für alle x ∈ Q.
Man zeige, dass dann bereits f (x) = g(x) für alle x ∈ R gilt.

Aufgabe 10 E*. Die Funktion f : Q −→ R werde definiert durch




0, falls x < √2 ,
f (x) :=
1, falls x > 2 .
Man zeige, dass f auf ganz Q stetig ist.

Aufgabe 10 F*. Die Funktion f : ]0, 1] −→ R sei definiert durch



1
, falls x = qp mit p, q ∈ N teilerfremd,
f (x) := q
0, falls x irrational.
Man zeige, dass f in jedem irrationalen Punkt a ∈ ]0, 1] stetig ist.
§ 11 Sätze über stetige Funktionen 27

§ 11 Sätze über stetige Funktionen

Aufgabe 11 A*. Es sei F : [a, b] −→ R eine stetige Funktion mit F([a, b]) ⊂
[a, b]. Man zeige, dass F mindestens einen Fixpunkt hat, d.h. es existiert ein
x0 ∈ [a, b] mit F(x0 ) = x0 .

Aufgabe 11 B*. Man zeige: Die Funktion sqrt : R+ −→ R ist gleichmäßig


stetig, die Funktion f : R+ −→ R, f (x) := x2 , ist dagegen nicht gleichmäßig
stetig.

Aufgabe 11 C*. Sei f : [a, b] −→ R eine stetige Funktion. Der Stetigkeitsmo-


dul  f : R+ −→ R von f ist wie folgt definiert:
 f () := sup{| f (x) − f (x )| : x, x ∈ [a, b], |x − x |  }.
Man beweise:

a)  f ist stetig auf R+ , insbesondere gilt lim  f () = 0.


0

b) Für 0 <    gilt  f ()   f ( ).


c) Für alle ,  ∈ R+ gilt  f ( +  )   f () +  f ( ).

Aufgabe 11 D*. Sei f : ]0, 1] −→ R eine stetige Funktion. Man zeige, dass f
genau dann gleichmäßig stetig ist, falls lim f (x) existiert.
x0

Aufgabe 11 E. Sei M eine Teilmenge von R. Die Funktion d : R −→ R sei


definiert durch
d(x) := inf{|x − y| : y ∈ M} für alle x ∈ R.
Man zeige, dass d stetig ist.

Aufgabe 11 F*. Eine stetige Funktion : [a, b] → R heißt stückweise linear,


wenn es eine Unterteilung
a = t0 < t1 < . . . < tr−1 < tr = b
des Intervalls [a, b] und Konstanten k , k gibt, so dass für k = 0, . . . , r − 1 gilt
(x) = k + k x für tk  x  tk+1 .
28 Aufgaben

(Der Graph von  ist dann ein Polygonzug, der die Punkte (tk , (tk )), k =
0, 1, . . ., r verbindet.)
Der Vektorraum aller stetigen, stückweise linearen Funktionen : [a, b] → R
werde mit PL[a, b] bezeichnet (PL von piecewise linear).
Man zeige:
a) Jede Funktion  ∈ PL[a, b] lässt sich schreiben als

r−1
(x) =  + x +  ck |x − tk |
k=1

mit geeigneten Konstanten , , ck ∈ R und tk ∈ ]a, b[.


b) Jede stetige Funktion f : [a, b] → R lässt sich gleichmäßig durch stetige,
stückweise lineare Funktionen approximieren, d.h. zu jedem  > 0 existiert
eine Funktion  ∈ PL[a, b] mit

| f (x) − (x)|   für alle x ∈ [a, b].

Aufgabe 11 G.
a) Sei [a, b] ⊂ R ein abgeschlossenes Intervall und f , g : [a, b] −→ R seien zwei
stetige Funktionen mit

f (a) > g(a), f (b) < g(b).

Man beweise, dass es ein x0 ∈ [a, b] mit f (x0 ) = g(x0 ) gibt.


b) Man zeige, dass die Gleichung

1 √
= x
1+x2

eine Lösung x0 ∈ R+ besitzt. Man skizziere die Graphen der Funktionen



f : R −→ R g : R −→ √R
1 , ,
x −→ 1+x2 x −→ x

in [0, 2] und gebe ein Intervall der Länge 10−3 an, in dem x0 liegt.
§ 12 Logarithmus und allgemeine Potenz 29

§ 12 Logarithmus und allgemeine Potenz

Aufgabe 12 A.
a) Seien I, J ⊂ R Intervalle und g : I −→ R, f : J −→ R Funktionen mit
g(I) ⊂ J. Man zeige:
i) Sind f und g beide streng monoton wachsend oder beide streng
monoton fallend, so ist f ◦ g streng monoton wachsend.
ii) Ist eine der beiden Funktionen f und g streng monoton wachsend
und die andere streng monoton fallend, so ist f ◦ g streng monoton
fallend.
b) Sei h : I −→ R∗+ eine streng monoton wachsende (bzw. fallende) Funk-
tion. Man zeige, dass 1h streng monoton fällt (bzw. wächst).

Aufgabe 12 B. Man zeige: Die Funktion R −→ R, x −→ ax ist für a > 1


streng monoton wachsend und für 0 < a < 1 streng monoton fallend. In beiden
Fällen wird R bijektiv auf R∗+ abgebildet. Die Umkehrfunktion a log : R∗+ −→
R (Logarithmus zur Basis a) ist stetig und es gilt
a log x
log x = für alle x ∈ R∗+ .
log a

Aufgabe 12 C*. Man zeige: Die Funktion sinh bildet R bijektiv auf R ab; die
Funktion cosh bildet R+ bijektiv auf [1, [ ab. Für die Umkehrfunktionen
Ar sinh : R −→ R (Area sinus hyperbolici),
Ar cosh : [1, [ −→ R (Area cosinus hyperbolici)
gelten die Beziehungen
 
Ar sinh x = log(x + x2 + 1), Ar cosh x = log(x + x2 − 1).

Aufgabe 12 D. Die Funktion


tanh : R −→ R (Tangens hyperbolicus)
ist für alle x ∈ R definiert durch
sinh x
.
tanh x :=
cosh x
Man zeichne den Graphen der Funktion und zeige die folgenden Aussagen:
30 Aufgaben

a) tanh ist streng monoton wachsend.


b) lim tanh x = 1, lim tanh x = −1.
x→ x→−

c) tanh bildet R bijektiv auf das offene Intervall ] − 1, 1[ ab, und für die
Umkehrfunktion
Ar tanh : ] − 1, 1[−→ R (Area tangens hyperbolicus)
gilt
1 1+x
Ar tanh x = log .
2 1−x

Aufgabe 12 E. Auf R∗ = R  {0} sei die Funktion f definiert durch


1
f (x) := tanh .
x
a) Man zeige: f ist auf jedem der Intervalle ] − , 0[ und ]0, [ streng mo-
noton fallend.
b) Man berechne die Grenzwerte lim f (x) und lim f (x) und zeichne den
x0 x0
Graphen von f .
c) Man beweise, dass die wie folgt definierte Funktion g : R −→ R,

x tanh 1x , für x = 0,
g(x) :=
0, für x = 0
stetig ist.

Aufgabe 12 F. Für x > 1 seien f0 (x) bis f9 (x) auf R der Reihe nach definiert
als
x x
1, log(log x), log x, xa , xb , ex , xx , (xx )x , e(e ) , x(x ) .
Dabei seien a, b reelle Zahlen mit 0 < a < b. Man beweise: Für i, k ∈ {0, . . ., 9}
mit i < k gilt
fi (x)
lim = 0.
x→ f k (x)

Aufgabe 12 G*. Man beweise



lim xx = 1 und lim n
n = 1.
x0 n→
§ 13 Die Exponentialfunktion im Komplexen 31

Aufgabe 12 H*. Sei a > 0. Die Folgen (xn )n∈N und (yn )n∈N seien definiert
durch

x0 := a, xn+1 := xn , yn := 2n (xn − 1) für alle n ∈ N.

Man beweise lim yn = log a.


n→

Aufgabe 12 I*. Man beweise, dass die Reihen


     
1 1
 log 1 −
n2
,  log 1 +
n2
,
n=2 n=2

konvergieren.

Aufgabe 12 J*. Man zeige: Die Reihe  1


k=2 k log k divergiert und die Reihe

k=2 k(log k)2 konvergiert.
1

Aufgabe 12 K*. Man bestimme alle stetigen Funktionen, die folgende Funk-
tionalgleichungen genügen:

a) f : R −→ R, f (x + y) = f (x) + f (y),

b) g : R∗+ −→ R, g(xy) = g(x) + g(y),

c) h : R∗+ −→ R, h(xy) = h(x)h(y).

§ 13 Die Exponentialfunktion im Komplexen

Aufgabe 13 A*. Sei c eine komplexe Zahl ungleich 0. Man beweise: Die
Gleichung z2 = c besitzt genau zwei Lösungen. Für eine der beiden Lösungen
gilt
   
|c| + Re(c) |c| − Re(c)
Re(z) = sqrt , Im(z) =  sqrt ,
2 2

wobei

+1, falls Im(c)  0,


 :=
−1, falls Im(c) < 0.
32 Aufgaben

Die andere Lösung ist das Negative davon.

Aufgabe 13 B. Seien a, b ∈ C. Man zeige: Die Gleichung


z2 + az + b = 0
hat genau eine bzw. zwei Lösungen z ∈ C, je nachdem
a2 − 4b = 0 bzw. a2 − 4b = 0.

Aufgabe 13 C*. Man beschreibe die Mengen


M1 := {z ∈ C : |1 − z|  |1 + z|},√
M2 := {z ∈ C : |z − i| = |z + i| = 2}.
(Mit Skizze!)

Aufgabe 13 D. Die Funktionen Cosinus hyperbolicus und Sinus hyperbolicus


werden im Komplexen definiert durch
1 1
cosh z = (ez + e−z ), sinh z = (ez − e−z ).
2 2
Man beweise die Additionstheoreme
cosh(z1 + z2 ) = cosh z1 cosh z2 + sinh z1 sinh z2 ,
sinh(z1 + z2 ) = cosh z1 sinh z2 + sinh z1 cosh z2
für alle z1 , z2 ∈ C.

Aufgabe 13 E*. Es sei k  1 eine natürliche Zahl und für n ∈ N seien


 
(n)
An ∈ M(k × k, C), An = ai j ,
komplexe k × k–Matrizen. Man sagt, die Folge (An )n∈N konvergiere gegen die
Matrix A = (ai j ) ∈ M(k × k, C), falls für jedes Paar (i, j) ∈ {1, . . . , k}2 gilt
(n)
lim a = ai j .
n→ i j
Man beweise:
a) Für jede Matrix A ∈ M(k × k, C) konvergiert die Reihe

1
exp(A) :=  n! An.
n=0

b) Seien A, B ∈ M(k × k, C) Matrizen mit AB = BA. Dann gilt


exp(A + B) = exp(A) exp(B).
§ 14 Trigonometrische Funktionen 33

§ 14 Trigonometrische Funktionen

Aufgabe 14 A*. Es sei x eine reelle Zahl und n  1 eine natürliche Zahl.
(n)
Die Punkte Ak auf dem Einheitskreis der komplexen Ebene seien wie folgt
definiert:
(n) k
Ak := ei n x , k = 0, 1, . . ., n.
(n) (n) (n)
Sei Ln die Länge des Polygonzugs A0 A1 . . . An , d.h.
n
(n) (n)
Ln =  |Ak − Ak−1 |.
k=1

Man beweise

x
a) Ln = 2n| sin 2n |,
 x

b) lim 2n sin 2n = x.
n→

Aufgabe 14 B*. Man berechne die exakten Werte von sin x, cos x, tan x an den
Stellen x = 3 , 4 , 5 , 6 .

Aufgabe 14 C*. Man zeige mit Hilfe der Eulerschen Formel für alle x ∈ R

1 3
cos3 x = cos(3x) + cos x.
4 4

Aufgabe 14 D*. Für −1  x  1 und n ∈ N sei

Tn (x) := cos(n arccos x).

Man zeige: Tn ist ein Polynom n–ten Grades in x mit ganzzahligen Koeffizien-
ten.
(Tn heißt n–tes Tschebyscheff–Polynom.)

Aufgabe 14 E*. Man beweise für alle x ∈ R  {n/2 : n ∈ Z}

tan x = cot x − 2 cot 2x.


34 Aufgaben

Aufgabe 14 F. Die Funktionen Cosinus und Sinus werden im Komplexen wie


folgt definiert: Für z ∈ C sei
1 1 iz
cos z := (eiz + e−iz ), sin z := (e − e−iz ).
2 2i
Man zeige für alle x, y ∈ R, z ∈ C

a) cos(x + iy) = cos x cosh y − i sin x sinh y,

b) sin(x + iy) = sin x cosh y + i cos x sinh y,

c) cosh(iz) = cos z,

d) sinh(iz) = i sin z.

Aufgabe 14 G*. Sei x eine reelle Zahl, x = (2k + 1) für alle k ∈ Z. Man
beweise: Ist u := tan 2x , so gilt

2u 1 − u2
sin x = , cos x = .
1 + u2 1 + u2

Aufgabe 14 H*. Sei x ∈ R. Die Folge (xn )n∈N werde rekursiv wie folgt defi-
niert:
x
x0 := x, xn+1 := n .
1 + 1 + x2n
Man zeige:
lim (2n xn ) = arctan x.
n→

Aufgabe 14 I. Man finde eine analoge Folge für arcsin x, wie für arctan x in
Aufgabe 14 H.

Aufgabe 14 J*. (vgl. Aufgabe 13 E). Man zeige, dass für jedes t ∈ R gilt
   
0 −t cost − sint
exp = .
t 0 sint cost

Aufgabe 14 K. In C betrachte man die von dem Parameter c ∈ R abhängenden


Geraden

gc := {z ∈ C : Re(z) = c}, hc := {z ∈ C : Im(z) = c}.


§ 15 Differentiation 35

Man bestimme die Bilder dieser Geraden unter der Exponentialfunktion exp :
C −→ C. Man zeichne die Kurven
1 3
exp(gc ) für c = −2, −1, 0, , 1, , 2;
2 2
k
exp(hc ) für c = , k = 0, 1, . . ., 15.
8

§ 15 Differentiation

Aufgabe 15 A*. Man berechne die Ableitungen der folgenden Funktionen


fk : R∗+ −→ R, k = 1, . . . , 5,
x a
f1 (x) := x(x ) , f2 (x) := (xx )x , f3 (x) := x(x ) ,
x x
f4 (x) := x(a ) , f5 (x) := a(x ) .

Dabei sei a eine positive Konstante.

Aufgabe 15 B. Für welche x ∈ R sind die folgenden Funktionen fk definiert,


wo sind sie differenzierbar? Man berechne gegebenenfalls ihre Ableitungen.
 
ax + b cos x 2
f1 (x) = , f2 (x) = , f 3 (x) = cos ,
cx + d 1 + x2 1 + x2
f4 (x) = ex sin x, f5 (x) = log(cos x), f6 (x) = arctan x2 ,
f7 (x) = (arctan x)2 .

Dabei sind a, b, c, d ∈ R mit ad − bc = 1

Aufgabe 15 C*. Sei f : R∗+ −→ R mit f (x) := √ x.


sin
x
Man zeige
 
1 1
f  (x) + f  (x) + 1 − 2 f (x) = 0.
x 4x

Aufgabe 15 D*. Die Funktion f : R −→ R sei definiert durch


0, falls x  0,
f (x) :=
xn+1 , falls x > 0.
36 Aufgaben

Dabei ist n eine vorgegebene natürliche Zahl. Man zeige, dass f auf ganz R
n–mal stetig differenzierbar ist und berechne f (k) für alle k ∈ {1, 2, . . ., n}.

Aufgabe 15 E*. Die Funktion g : R −→ R sei wie folgt definiert:


0, falls x = 0,
g(x) :=
x2 cos 1x , falls x = 0.

Man zeige, dass g in jedem Punkt x ∈ R differenzierbar ist und berechne die
Ableitung.

Aufgabe 15 F. Die Funktion h : R −→ R sei wie folgt definiert:


0, falls x  0,
h(x) :=
e−1/x falls x > 0.

Man skizziere den Graphen der Funktion und zeige, dass h auf ganz R beliebig
oft differenzierbar ist.

Aufgabe 15 G. Man zeige durch vollständige Induktion nach n ∈ N


d n −x2
= Fn (x)e−x ,
2
e
dxn
wobei Fn ein Polynom n–ten Grades in x ist.

Aufgabe 15 H*. Man berechne die Ableitungen der Funktionen


sinh h
sinh : R −→ R, cosh : R −→ R, tanh := : R −→ R.
cosh h

Aufgabe 15 I*. Man beweise: Die Funktion tanh : R −→ R ist streng monoton
wachsend und bildet R bijektiv auf ] − 1, 1[ ab. Die Umkehrfunktion

Ar tanh : ] − 1, 1[ −→ R

ist differenzierbar. Man berechne die Ableitung.

Aufgabe 15 J*. Es sei D ⊂ R und es seien f , g : D −→ R zwei in D n–mal


differenzierbare Funktionen. Man beweise durch vollständige Induktion nach
n die folgenden Beziehungen:
§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität 37

n  
dn n
a)
dxn
( f (x)g(x)) =  k f (n−k) (x)g(k) (x), (Leibnizsche Formel).
k=0
n n   n−k  
d g(x) k n d
b) f (x)
dx n
=  (−1)
k dxn−k
f (k) (x)g(x) .
k=0

Aufgabe 15 K*. Eine Funktion f : R −→ R heißt gerade, wenn f (x) = f (−x)


für alle x ∈ R, und ungerade, wenn f (x) = − f (−x) für alle x ∈ R gilt.

a) Man zeige: Die Ableitung einer geraden (bzw. ungeraden) Funktion ist
ungerade (bzw. gerade).
b) Sei f : R −→ R die Polynomfunktion
n
f (x) =  ak xk = a0 + a1 x + . . . + an xn , (ak ∈ R).
k=0

Man beweise: f ist genau dann gerade (bzw. ungerade), wenn ak = 0 für
alle ungeraden (bzw. geraden) Indizes k ist.

§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität

Aufgabe 16 A*. Es sei n  1 eine natürliche Zahl. Man beweise, dass die
Funktion f : R+ −→ R, f (x) = xn e−x , an einer einzigen Stelle, nämlich bei
x = n, ihr (absolutes) Maximum annimmt. An dieser Stelle hat f zugleich das
einzige relative Maximum.

Aufgabe 16 B. Für x ∈ R sei


P(x) := 3 + 4(x − 1)2
und
F(x) := P(x)e−x .
2

Man bestimme alle absoluten Extrema der Funktion F : R −→ R.

Aufgabe 16 C. Sei f : R∗+ −→ R die durch


log x
f (x) =
x
definierte Funktion.
38 Aufgaben

a) Man bestimme alle lokalen und absoluten Extrema von f .


b) Man bestimme die maximalen Intervalle I ⊂ R∗+ , in denen f konvex bzw.
konkav ist.

Aufgabe 16 D*. Das Legendresche Polynom n–ter Ordnung Pn : R −→ R ist


für alle x ∈ R definiert durch
1 d n  2 n 
Pn (x) := n x − 1 .
2 n! dxn
Man beweise:

a) Pn hat genau n paarweise verschiedene Nullstellen im Intervall ] − 1, 1[.


b) Pn genügt der Differentialgleichung
(1 − x2 )Pn(x) − 2xPn (x) + n(n + 1)Pn(x) = 0
(Legendresche Differentialgleichung).

Aufgabe 16 E*. Man beweise, dass jede in einem offenen Intervall D ⊂ R


konvexe Funktion f : D −→ R stetig ist.

Aufgabe 16 F. Man beweise: Eine im Intervall I ⊂ R stetige Funktion f : I −→


R ist genau dann konvex, wenn
 
x+y f (x) + f (y)
f  für alle x, y ∈ I.
2 2

Aufgabe 16 G*. Sei  > 0 und a ∈ R. Die Funktion


f : ]a − , a + [ −→ R
sei zweimal differenzierbar. Man zeige
f (a + h) − 2 f (a) + f (a − h)
f  (a) = lim .
h→0 h2

Aufgabe 16 H*. (Verallgemeinerter Mittelwertsatz).


Seien a, b ∈ R mit a < b und seien f , g : [a, b] −→ R zwei stetige Funktionen,
die in ]a, b[ differenzierbar sind. Man zeige: Es existiert ein  ∈ ]a, b[, so dass
( f (b) − f (a))g() = (g(b) − g(a)) f ().
§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen 39

Aufgabe 16 I*. Mithilfe des verallgemeinerten Mittelwertsatzes beweise man


die folgende Regel von de l’ Hospital, (vgl. An. 1, §16, Satz 10):
Seien a, b ∈ R mit a < b und seien f , g : ]a, b[ −→ R zwei differenzierbare
Funktionen. Es gelte weiter:
a) g (x) = 0 für alle x ∈ ]a, b[,
f  (x)
b) lim = c ∈ R,
xa g (x)

c) Entweder lim f (x) = lim g(x) = 0 oder lim |g(x)| = .


xa xa xa

Man zeige
f (x)
lim = c.
xa g(x)

Aufgabe 16 J*. Gegeben sei die Funktion Fa (x) := (2 − a1/x )x , (x ∈ R∗+ ),


wobei 0 < a < 1 ein Parameter sei. Man untersuche, ob die Grenzwerte
lim Fa (x) und lim Fa (x)
x0 x→

existieren und berechne sie gegebenenfalls.

§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen

Aufgabe 17 A*. Sei k >  0 eine natürliche Zahl. Man zeige, dass die Gleichung
x = tan x im Intervall (k − 12 ), (k + 12 ) genau eine Lösung k besitzt und
dass die Folge (xn )n∈N ,
 
1
x0 := k + , xn+1 := k + arctan xn für n ∈ N,
2
gegen k konvergiert. Man berechne k mit einer Genauigkeit von 10−6 für die
Fälle k = 1, 2, 3.

Aufgabe 17 B*. Man berechne alle reellen Nullstellen des Polynoms


1
f (x) = x5 − x −
5
mit einer Genauigkeit von 10−6 .
40 Aufgaben

Aufgabe 17 C. Man zeige: Für jedes n ∈ N und jedes a ∈ R hat das Polynom

f (x) = x2n+1 + x − a

genau eine reelle Nullstelle. Man berechne diese Nullstelle für n = 3, a = 10


mit einer Genauigkeit von 10−6 .

Aufgabe 17 D*. Man bestimme alle reellen Lösungen der Gleichung

x2 + cos(x) = 0

mit einer Genauigkeit von 10−6 .

Aufgabe 17 E. Man beweise, dass die Gleichung 2x = 3x genau zwei reelle


Lösungen hat und berechne sie mit einer Genauigkeit von 10−6 .

Aufgabe 17 F*. Es seien a, b ∈ R mit a < b und es sei f : [a, b] −→ R eine auf
dem Intervall [a, b] stetige, streng monoton wachsende Funktion mit

f (a) > a, f (b) < b.

Man beweise: Die beiden Folgen (xn )n∈N , (yn )n∈N , definiert durch

x0 := a, xn+1 := f (xn ) für n ∈ N,


y0 := b, yn+1 := f (yn ) für n ∈ N,

konvergieren jeweils gegen eine Lösung der Gleichung f (x) = x.

Aufgabe 17 G*. Es sei eine reelle Zahl  > 0 gegeben. Man beweise:

a) Für jedes p ∈ ]0, 1[ besitzt die Gleichung

(1 + x)e−x = p

auf R∗+ genau eine Lösung x (p).

b) Die Lösung x (p) ist für p  0 asymptotisch gleich 1 1


 log p , d.h.

x (p)
lim = 1.
p0 1 log 1
 p
§ 18 Das Riemannsche Integral 41

c) Man berechne x1 (p) für p = 1, 12 , 10


1
, 100
1
mit einer Genauigkeit von 10−6 .

Aufgabe 17 H*. Man leite eine weitere hinreichende Bedingung für die Kon-
vergenz des Newton–Verfahrens zur Lösung von f (x) = 0 her, indem man auf
die Funktion
f (x)
F(x) := x − 
f (x)
An. 1, Satz 1 aus §17 anwende.

Aufgabe 17 I*. Sei a > 0 vorgegeben. Die Folge (an )n∈N werde rekursiv defi-
niert durch
a0 := a, an+1 := aan für n ∈ N.
a) Man zeige: Die Folge (an )n∈N konvergiert für 1  a  e1/e und divergiert
für a > e1/e .
Hinweis. Ein möglicher Grenzwert ist Fixpunkt der Abbildung x → ax .
b) Man bestimme den (exakten) Wert von lim an für a = e1/e und eine
n→
numerische Näherung (mit einer Genauigkeit von 10−6 ) von lim an für
n→
a = 65 .
c) Wie ist das Konvergenzverhalten der Folge für einen Anfangswert a ∈
]0, 1[?

§ 18 Das Riemannsche Integral

Aufgabe 18 A*. Man berechne das Integral


Za
xk dx, (k ∈ N, a ∈ R∗+ ),
0
mittels Riemannscher Summen. Dabei benutze man eine äquidistante Teilung
des Intervalls [0, a].

Aufgabe 18 B*. Man berechne das Integral


Za
dx
, (a > 1),
x
1
42 Aufgaben

mittels Riemannscher Summen.


Anleitung: Man wähle folgende Unterteilung:

1 = x0 < x1 < . . . < xn = a, wobei xk := ak/n für k ∈ {0, . . . , n}.

Als Stützstellen wähle man k := xk−1 für alle k ∈ {1, . . . , n}.

Aufgabe 18 C. Man berechne das Integral


Za
log x dx, (a > 1),
1

mittels Riemannscher Summen.


Anleitung: Man verwende dieselbe Unterteilung wie in Aufgabe 18 B.

Aufgabe 18 D*. Seien a, b ∈ R mit a  b und sei f : [a, b] −→ R eine Riemann–


integrierbare Funktion. Es gebe ein  > 0, so dass f (x)   für alle x ∈ [a, b].
Man zeige: Die Funktion 1f ist Riemann–integrierbar.

Aufgabe 18 E. Seien a, b ∈ R mit a  b. Weiter sei f : [a, b] −→ R eine


Riemann–integrierbare Funktion und [A, B] ⊂ R ein beschränktes Intervall mit

f ([a, b]) ⊂ [A, B].

Man zeige: Für jede stetig differenzierbare Funktion  : [A, B] −→ R ist die
Funktion
 ◦ f : [a, b] −→ R
wieder Riemann–integrierbar.

Aufgabe 18 F. Seien a, b ∈ R mit a  b. Eine komplexwertige Funktion

f = f1 + i f2 : [a, b] −→ C, ( f1 , f2 : [a, b] −→ R),

heißt Riemann–integrierbar, wenn sowohl f1 als auch f2 Riemann–integrierbar


sind, und man setzt
Zb Zb Zb
f (x) dx := f1 (x) dx + i f2 (x) dx.
a a a
§ 19 Integration und Differentiation 43

Man zeige: Ist f : [a, b] −→ C Riemann–integrierbar, so ist auch | f | Riemann–


integrierbar und es gilt
 
Zb  Zb
 
 f (x) dx  | f (x)| dx.
 
a  a

Aufgabe 18 G*. Die Funktion f : [0, 1] −→ R sei für alle x ∈ [0, 1] definiert
durch

⎨ 0, falls x irrational ist,

f (x) := 1 p

⎩ , falls x = mit teilerfremden p, q ∈ N, q  1.
q q

Man zeige, dass f Riemann–integrierbar ist mit

Z1
f (x) dx = 0.
0

§ 19 Integration und Differentiation

Aufgabe 19 A*. Seien a, b ∈ R∗+ . Man berechne den Flächeninhalt der Ellipse


x2 y2
E := (x, y) ∈ R2 : 2 + 2  1 .
a b

Aufgabe 19 B. Man berechne den Flächeninhalt der Menge

S := {(x, y) ∈ R2 : 0  x  , 0  y  sin x}.

Aufgabe 19 C*. Man berechne die bestimmten Integrale

Z2 Z
x cos x dx, x sin x dx.
0 0
44 Aufgaben

Aufgabe 19 D*. Man berechne das unbestimmte Integral


Z
dx
.
ax2 + bx + c

Dabei sind a, b, c ∈ R. Man gebe den Definitionsbereich in Abhängigkeit von


a, b, c an.

Aufgabe 19 E*. Man berechne das Integral


Z
dx
1 + x4

mittels Partialbruchzerlegung.

Aufgabe 19 F*. Man berechne die folgenden Integrale:


Z
a) x2 ex dx, ( ∈ R),

Z
b) x2 cos x dx,

Z
c) e−x cos(5x) dx.

Aufgabe 19 G. Man berechne die folgenden Integrale:


Z
a) x2 sin(2x) dx,

Z
b) cos x sin(2x) dx,

Z
x3 e−x dx.
2
c)
§ 19 Integration und Differentiation 45

Aufgabe 19 H. Man berechne die folgenden Integrale:


Z 
a) x2 + a2 dx, (a > 0),

Z 
b) 1 − x + x2 dx,

Z √
1 + x2
c) dx, (x > 0).
x

Aufgabe 19 I. Man berechne die folgenden Integrale und gebe den jeweiligen
Definitionsbereich an:
Z 
a) 4 + 3x − x2 dx,

Z 
b) x x2 − 3x − 4 dx,

Z 
c) x 1 + x2 dx.

Aufgabe 19 J. Man berechne die folgenden Integrale und gebe den jeweiligen
Definitionsbereich an:
Z
a) log(2 − x2 ) dx,

Z
b) x log(2 − x2 ) dx.

Aufgabe 19 K. Man bestimme eine Rekursionsformel für die Integrale


Zx

Im (x) := tanm u du, |x| < , m ∈ N.
2
0
46 Aufgaben

Aufgabe 19 L. Man berechne die folgenden Integrale und gebe den jeweiligen
Definitionsbereich an:
Z
dx
a) ,
sin x
Z
dx
b) .
sin x + cos x
Hinweis: Man verwende die Substitution u = tan 2x und Aufgabe 14 G.

Aufgabe 19 M. Man berechne die folgenden Integrale und gebe den jeweiligen
Definitionsbereich an:
Z
dx
a) ,
cos x
Z
dx
b) .
sin x cos(2x)

Aufgabe 19 N. Man berechne das Integral


Z
|x| dx.

Aufgabe 19 O*. Man zeige: Das Riemannsche Lemma (An. 1, §19, Satz 6)
Z b
lim f (x) sin kx dx = 0
k→ a

gilt auch unter der schwächeren Voraussetzung, dass f : [a, b] → R nur Rie-
mann-integrierbar ist.
Anleitung. Man behandle zunächst den Fall, dass f eine Treppenfunktion ist
und führe den allgemeinen Fall durch Approximation darauf zurück.

Aufgabe 19 P. Es seien Pn die Legendre–Polynome


1 dn
Pn (x) := (x2 − 1)n ,
2n n! dxn
vgl. Aufgabe 16 D. Man beweise mittels partieller Integration:
§ 19 Integration und Differentiation 47

Z1
a) Pn (x)Pm (x) dx = 0 für alle n, m ∈ N mit n = m.
−1

Z1
2
b) Pn (x)2 dx = für alle n ∈ N.
2n + 1
−1

Aufgabe 19 Q. Es sei n eine natürliche Zahl. Man beweise die folgenden


Aussagen:

a) Jedes Polynom f vom Grad  n läßt sich wie folgt als Linearkombinati-
on der Legendre–Polynome Pk darstellen:
n
f (x) =  ck Pk (x),
k=0

wobei für k ∈ {0, . . . , n}


Z1
2n + 1
ck = f (x)Pk (x) dx.
2
−1

b) Für jedes Polynom g vom Grad < n gilt


Z1
g(x)Pn (x) dx = 0.
−1

Aufgabe 19 R. Sei N  1 eine vorgegebene natürliche Zahl und x1 , . . ., xN ∈


R seien die Nullstellen des Legendre–Polynoms PN . (Die Existenz ist nach
Aufgabe 16 D gesichert.)

a) Man zeige: Ist f ein Polynom vom Grad  (2N − 1) mit

f (xn ) = 0 für n = 1, . . ., N,

so gilt
Z1
f (x) dx = 0.
−1
48 Aufgaben

b) Sei Ln das Legendre–Interpolationspolynom


N
x − xk
Ln (x) := 
k=1 xn − xk
k=n

und
Z1
n := Ln (x) dx.
−1
Man zeige: Für jedes Polynom f vom Grad  (2N − 1) gilt
Z1 N
f (x) dx =  n f (xn )
n=1
−1

(Gaußsche Quadraturformel).
c) Man berechne die n und xn für die Fälle N = 1, 2, 3.

Aufgabe 19 S. Sei f : [a, b] −→ R eine zweimal stetig differenzierbare Funk-


tion,
M := sup{| f (x)| : a  x  b}.
Ferner sei n > 0 eine natürliche Zahl, h := b−a
n ,
 
xk := a + k − 12 h, k = 1, . . ., n

und
n
Sn ( f ) :=  f (xk )h.
k=1
Man zeige  
Zb 
 
 f (x) dx − Sn ( f )  (b − a) M h2 .
  24
a 

Aufgabe 19 T*. Man beweise die Keplersche Fassregel:


Für jede 4-mal stetig differenzierbare Funktion f : [−1, 1] → R gilt
Z 1
1 
f (x) dx = f (−1) + 4 f (0) + f (1) + R.
−1 3
§ 20 Uneigentliche Integrale. Die Gamma–Funktion 49

Dabei gilt für den Rest R


Z 1
1 (4)
R= f (4) (x)(x) dx = − f () für ein  ∈ [−1, 1]
−1 90
mit der wie folgt definierten Funktion  : R → R

(x) := 18 (|x| − 1) + 24 (|x| − 1) .


1 3 1 4

§ 20 Uneigentliche Integrale. Die Gamma–Funktion

Aufgabe 20 A. a) Für welche  ∈ R+ konvergiert die Reihe



1
 n(log n) .
n=2

b) Für welche  ∈ R+ konvergiert die Reihe



1
 (log n)(log log n) .
n=2

Aufgabe 20 B*. Sei f : [1, [ → R+ eine nicht-negative monoton fallende


Funktion. Es werde gesetzt
Z x
an := f (n) und F(x) := f (t)dt.
1

Man beweise: Es gibt eine reelle Konstante  mit 0    a1 , so dass


 N 
lim
N→
 a n − F(N) = .
n=1
R
Bemerkung. Es wird nicht vorausgesetzt, dass 1 f (x)dx <  oder lim f (x) = 0.
x→

Aufgabe 20 C*. Für eine ganze Zahl n  1 sei


1  1
(n) := − log 1 + .
n n
Man zeige:
50 Aufgaben

1
a) 0 < (n)  .
2n2
b) Für die Euler-Mascheronische Konstante  gilt

=  (n).
n=1

Aufgabe 20 D*. Man beweise die asymptotische Beziehung


 
1 2n 1
∼√ .
22n n n

Aufgabe 20 E. Für welche ,  ∈ R konvergiert das uneigentliche Integral


Z

x e−x dx.
0

Gegebenenfalls berechne man den Wert des Integrals (durch Zurückführung


auf die -Funktion).

Aufgabe 20 F*. Man beweise für x > 0 die Formel


 x x + 1 √
  = 21−x  (x).
2 2
Anleitung. Man zeige, dass die Funktion F(x) := 2x ( 2x )( x+1
2 ) der Funktio-
nalgleichung xF(x) = F(x + 1) genügt und logarithmisch konvex ist.

Aufgabe 20 G*. Die Eulersche Beta-Funktion ist für x, y ∈ R∗+ definiert durch

Z1
B(x, y) := t x−1 (1 − t)y−1dt.
0

a) Man zeige, dass dieses uneigentliche Integral konvergiert.


b) Man beweise: Für festes y > 0 ist die Funktion x → B(x, y) auf R∗+ logarith-
misch konvex und genügt der Funktionalgleichung

xB(x, y) = (x + y)B(x + 1, y).


§ 21 Gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen 51

c) Man beweise die Formel

(x)(y)
B(x, y) = für alle x, y > 0.
(x + y)

Anleitung. Betrachte (für festes y) die Funktion x → B(x, y)(x + y)/(y).

Aufgabe 20 H.
a) Man zeige, dass für jedes m ∈ N das folgende uneigentliche Integral existiert
und den angegebenen Wert hat.

Z1  
x2m 1 2m
√ dx = 2m .
1 − x2 2 m
−1

b) Man zeige
Z1
x2m
√ dx = B(m + 12 , 12 ).
1 − x2
−1

Aufgabe 20 I*. Man beweise:


a) Für alle  ∈ R mit 0 <  < 1 gilt
Z  −1
x
dx = B(, 1 − ).
0 1+x

b) Für jede natürliche Zahl n  2 gilt


Z 
dx 1 1 1
= B , 1 − .
0 1 + xn n n n

§ 21 Gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen

Aufgabe 21 A*. Für n  1 sei


x −x/n
fn : R+ −→ R, fn (x) := e .
n2
52 Aufgaben

Man zeige, dass die Folge ( fn ) auf R+ gleichmäßig gegen 0 konvergiert, aber
Z
lim fn (x) dx = 1.
n→
0

Aufgabe 21 B*. Man berechne für x ∈ R die Summen der Reihen


 
sin nx cos nx
 und  .
n=1 n n=1 n
3 4

Aufgabe 21 C. Für |x| < 1 berechne man die Summen der Reihen
  
xn
 n2 xn ,  n3xn und  .
n=1 n=1 n=1 n

Aufgabe 21 D*. Sei fn : [a, b] −→ R, n ∈ N, eine Folge stetiger Funktionen


auf dem abgeschlossenen Intervall [a, b] ⊂ R mit

fn (x)  fn+1 (x) für alle x ∈ [a, b] und n ∈ N.

Es gelte lim fn (x) = 0 für alle x ∈ [a, b]. Man zeige: Die Folge ( fn ) konvergiert
n→
auf [a, b] gleichmäßig gegen 0.

Aufgabe 21 E*. Seien [a, b] und [A, B] kompakte Intervalle in R und sei

fn : [a, b] −→ [A, B] ⊂ R, n ∈ N,

eine Folge stetiger Funktionen, die gleichmäßig gegen eine Funktion F : [a, b] →
R konvergiert. Weiter sei  : [A, B] → R eine stetige Funktion. Man zeige: Die
Folge der Funktionen

gn :=  ◦ fn : [a, b] → R, n ∈ N,

konvergiert gleichmäßig gegen die Funktion G :=  ◦ F.

Aufgabe 21 F. Sei (an )n1 eine Folge reeller Zahlen. Die Reihe

an
f (x) =  nx
n=1
§ 22 Taylor–Reihen 53

konvergiere für ein x0 ∈ R. Man zeige: Die Reihe konvergiert gleichmäßig auf
dem Intervall [x0 , [.

Aufgabe 21 G*. Man beweise die Formel


Z 1 
dx 1
0 xx
=  nn .
n=1

Anleitung. Man entwickle den Integranden x−x = e−x log x in eine Reihe.

§ 22 Taylor–Reihen

Aufgabe 22 A*. Man bestimme die Taylor–Reihe der Funktion x −→ x mit
Entwicklungspunkt a ∈ R∗+ .

Aufgabe 22 B. Man bestimme die Taylor–Reihen der Funktionen sin und cos
mit einem beliebigen Entwicklungspunkt a ∈ R.

Aufgabe 22 C*. Man berechne den Anfang der Taylor–Reihe der Funktion
f : ]−2, 2[ → R,
sin x
f (x) := ,
2+x
mit Entwicklungspunkt 0 bis einschließlich des Gliedes 5. Ordnung.

Aufgabe 22 D. Durch Integration der Taylor–Reihe der Ableitung von

arcsin : ]−1, 1[ −→ R

bestimme man die Taylor–Reihe der Funktion arcsin mit Entwicklungspunkt


0.

Aufgabe 22 E*. Sei p eine natürliche Zahl mit 1  p  n + 1. Man beweise


für das Restglied Rn+1 der Taylorschen Formel (An. 1, §22, Satz 1): Es gibt ein
 zwischen a und x, so dass

f (n+1) ()
Rn+1 (x) = (x − )n+1−p (x − a) p.
p · n!
54 Aufgaben

(Dies ist das sogenannte Schlömilchsche Restglied.)

Aufgabe 22 F. Für einen reellen Parameter k mit |k| < 1 heißt

Z/2
dt
E(k) := 
0
1 − k2 sin2 t

vollständiges elliptisches Integral 1. Gattung. Man entwickle E(k) als Funktion


von k in eine Taylor–Reihe, indem man
1

1 − k2 sin2 t
durch die Binomische Reihe darstelle.

Aufgabe 22 G*. Man beweise die Funktionalgleichung des Arcus–Tangens:


Für x, y ∈ R mit | arctan x + arctan y| < 2 gilt
x+y
arctan x + arctan y = arctan .
1 − xy
Man folgere hieraus die Machinsche Formel“

 1 1
= 4 arctan − arctan
4 5 239
und die Reihenentwicklung
 2k  
 4  (−1)k 1 1  (−1)k 1 2k
=  −  2k + 1 239 .
4 5 k=0 2k + 1 5 239 k=0

Welche Glieder muss man berücksichtigen, um  mit einer Genauigkeit von


10−12 zu berechnen?

Aufgabe 22 H. Man zeige


3 4 1 + 1/5 1 + 1/7
log 3 = 2 log + log = 2 log + log
2 3 1 − 1/5 1 − 1/7
und benütze diese Identität, um eine schnell konvergierende Reihe für log 3
abzuleiten. Man gebe geeignete Restglied–Abschätzungen für die Berechnung
von log 3 auf 10 (100, 1000, . . . ) Dezimalstellen.
§ 23 Fourier–Reihen 55

Aufgabe 22 I*. Man zeige: Die Taylor-Entwicklung der Funktion 1


cos x um den
Nullpunkt hat die Gestalt

1 E2k 2k
= x
cos x k=0 (2k)!

mit positiven ganzen Zahlen E2k .


Man berechne E0 , E2 , E4 , . . ., E10 .

§ 23 Fourier–Reihen

Aufgabe 23 A. Man berechne die Fourier–Reihe der periodischen Funktion


f : R −→ R mit
f (x) = |x| für −  x  .

Aufgabe 23 B*. Man berechne die Fourier–Reihe der Funktion

f (x) = | sin x|.

Aufgabe 23 C. Man beweise: Ist f : R −→ R eine gerade (bzw. ungerade)


periodische Funktion, so hat die Fourier–Reihe von f die Gestalt

 
a0
+  ak cos kx bzw.  bk sin kx .
2 k=1 k=1

Aufgabe 23 D.
a) Man zeige: Jede stetige periodische Funktion f : R −→ R läßt sich gleichmä-
ßig durch stetige, stückweise lineare periodische Funktionen approximieren.
Dabei heißt eine stetige periodische Funktion  : R −→ R stückweise linear,
wenn es eine Unterteilung

0 = t0 < t1 < . . . < tr = 2

von [0, 2] und Konstanten  j ,  j gibt, so dass für j = 1, . . . , r gilt

(x) =  j x +  j für t j−1  x  t j .


56 Aufgaben

b) Man beweise mit Teil a) und An. 1, §23, Satz 3, dass sich jede stetige pe-
riodische Funktion f : R −→ C gleichmäßig durch trigonometrische Polyno-
me approximierten läßt (Weierstraßscher Approximationssatz für periodische
Funktionen).

Aufgabe 23 E*. Sei f : R → C eine stetige periodische Funktion mit Fourier-


Koeffizienten cn , n ∈ Z. Man beweise:
a) Ist f k-mal stetig differenzierbar, so folgt
 1 
cn = O für |n| → .
|n|k
b) Falls 1 
cn = O für |n| → ,
|n|k+2
so ist f k-mal stetig differenzierbar und die Fourier-Reihe konvergiert gleich-
mäßig gegen f .

Aufgabe 23 F. Die periodische (nicht notwendig stetige) Funktion f : R → C


sei stückweise stetig differenzierbar, d.h. es gebe eine Unterteilung

0 = t0 < t1 < . . . < tr−1 < tr = 2,

so dass sich die Funktionen f | ]t j−1,t j [ zu stetig differenzierbaren Funktionen


f j : [t j−1 ,t j ] → C fortsetzen lassen ( j = 1, . . ., r). Es seien

f+ (t j ) := lim f (t) und f− (t j ) := lim f (t)


tt j tt j

die rechts- bzw. linksseitigen Grenzwerte von f an den Stellen t j und

 j := f+ (t j ) − f− (t j )

die Sprunghöhen von f an diesen Stellen. Man beweise:


a) Die Funktion F : R → C,
r j
F(t) := f (t) −  (t − t j ),
j=1 

wobei  : R → R die in An. 1, Beispiel (23.1) betrachtete Funktion ist, ist stetig
und stückweise stetig differenzierbar.
§ 23 Fourier–Reihen 57

b) Die Fourier-Reihe von f konvergiert auf jedem kompakten Intervall [a, b] ⊂


R, das keine Unstetigkeitsstelle von f enthält, gleichmäßig gegen f . An den
Stellen t j konvergiert die Fourier-Reihe von f gegen den Mittelwert

2 ( f + (t j ) + f − (t j )).
1

Aufgabe 23 G*. Sei a ∈ R  Z und f : R → C die periodische Funktion mit

f (x) = eiax für 0  x < 2, f (x + 2n) = f (x), (n ∈ Z).

Man berechne die Fourier-Reihe von f und bestimme ihr Konvergenzverhalten


(vgl. die vorige Aufgabe).
Was ergibt sich für x = 0 ?

Aufgabe 23 H*. In dieser Aufgabe werden die Bernoulli-Polynome aus An. 1,


Beispiel (23.3) benutzt.
Man zeige:
a) Sei f : [0, 1] → R eine stetig differenzierbare Funktion. Dann gilt
Z 1 Z 1
2 ( f (0) +
1
f (1)) = f (x)dx + B1 (x) f  (x)dx.
0 0

b) Ist f : [0, 1] → R sogar 2r-mal stetig differenzierbar (r  1), so gilt


Z 1 r B2 j  
0
B1 (x) f  (x)dx =  (2 j)! f (2 j−1) (1) − f (2 j−1) (0)
j=1
Z 1
B2r (x) (2r)
− f (x)dx.
0 (2r)!

c) Seien m < n ganze Zahlen und f : [m, n] → R eine 2r-mal stetig differenzier-
bare Funktion. Dann gilt die Euler-MacLaurinsche Summationsformel
n Z n
 f (k) = 12 ( f (m) + f (n)) +
m
f (x)dx
k=m
r B2 j  (2 j−1) 
+ f (n) − f (2 j−1) (m) + R2r
j=1 (2 j)!
Aufgaben

mit
Z n  Z n
B2r (x) (2r) |B2r |
R2r = − f (x)dx und |R2r |  | f (2r) (x)|dx.
m (2r)! (2r)! m

Aufgabe 23 I. Zur Berechnung der Euler-Mascheronischen Konstanten


 N
1 
 = lim
N→
 n − log N
n=1

werte man für M  1 und r  1 den Limes


 Z N
N
1 dx 
lim
N→
 n− M x
n=M

mithilfe der Euler-MacLaurinschen Summationsformel aus und beweise die


Näherungs-Formel
 M
1  1 r−1 B
1 B 1 
 k − log M +
2j 2r
= − · 2j +  · · 2r
k=1 2M j=1 2 j M 2r M

mit 0    1.
i) Durch geeignete Wahl von M und r berechne man  auf 50 Dezimalstellen
genau.
B 1 
2r
ii) Für jedes feste M  1 gilt lim · 2r = .
r→ 2r M

iii) Wie kann man M und r wählen, um  auf 1000 Dezimalstellen genau zu
berechnen ?
Teil II

Lösungen
61

§1 Vollständige Induktion

Aufgabe 1 A. Wir halten k fest und beweisen die Behauptung durch vollständi-
ge Induktion nach n  k.
Induktionsanfang: n = k.
Es gilt
k     
m k k+1
 = =1=
k+1
.
m=k k k

Induktionsschritt: n → n + 1.
Es gelte die Behauptung für ein beliebiges n ∈ N mit n  k, dann ist
  n+1  
n+2 m
= 
k+1 m=k k

zu bestätigen. Nun gilt nach Induktionsvoraussetzung (IV)


n+1   n    
m m n+1
 =  +
m=k k m=k k k
   
(IV) n + 1 n+1
= +
k+1 k
 
n+2
= ,
k+1
wobei im letzten Schritt An. 1, §1, Hilfssatz zu Satz 4 verwendet wurde. Damit
ist die Induktionsbehauptung bewiesen.

Aufgabe 1 C. Die Aufgabe erinnert etwas an den Binomischen Lehrsatz (An. 1,


§1, Satz 5). Man kann diese Analogie noch stärker sichtbar machen, indem man
folgendes Symbol einführt: Für eine reelle Zahl x und eine natürliche Zahl n
sei
n
x[n] :=  (x − j + 1) = x(x − 1) · . . . · (x − n + 1)
j=1
die fallende Fakultät von x mit n Faktoren (oder auch verallgemeinerte Potenz
von x). Damit wird dann
 
x+y 1
= (x + y)[n] ,
n n!

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017


O. Forster, R. Wessoly, Übungsbuch zur Analysis 1, Grundkurs Mathematik,
DOI 10.1007/978-3-658-17213-8_2
62 Lösungen

  
x y 1
= x[n−k] y[k] .
n−k k (n − k)!k!
n n!
Wegen k = (n−k)!k! ist deshalb die Behauptung der Aufgabe gleichbedeutend
mit  
n
n
(1) (x + y)[n] =  k x[n−k] y[k].
k=0

Diese Formel kann jetzt in völliger Analogie zum Binomischen Lehrsatz durch
vollständige Induktion nach n bewiesen werden.
Induktionsanfang: n = 0.
Klar, beide Seiten der Gleichung (1) haben den Wert 1.
Induktionsschritt: n −→ n + 1.

(x + y)[n+1] = (x + y)[n] (x + y − n)
n
  
(IV) n [n−k] [k]
=  k
x y {(x − n + k) + (y − k)}
k=0
n   n  
n [n+1−k] [k] n [n−k] [k+1]
=  k x y + x y
k=0 k=0 k
 
n   n−1  
n [n+1−k] [k] n [n−k] [k+1]
= x[n+1]
+ x y +  x y +y [n+1]
k=1 k k=0 k
n   n  
n [n+1−k] [k] n
= x[n+1] +  x y + x[n+1−k] y[k] + y[n+1]
k=1 k k=1 k − 1
n
   
n n
= x[n+1]
+ + x[n+1−k] y[k] + y[n+1]
k=1 k k − 1
n+1  
n + 1 [n+1−k] [k]
=  k x y .
k=0

Bemerkung: Setzt man in der Formel für x und y natürliche Zahlen N und M
ein, so besitzt die Formel
  n   
N +M N M
(2) =
n k=0 n − k k
§ 1 Vollständige Induktion 63

eine kombinatorische Interpretation und einen entsprechenden Beweis. Wir


denken uns eine (N + M)–elementige Menge

S = {A1 , . . . , AN , B1 , . . . , BM },

die aus zwei Sorten von Elementen besteht. Die Anzahl   aller n–elementigen
Teilmengen von S ist nach An. 1, §1, Satz 4, gleich N+M n . Die n–elementigen
Teilmengen von S zerfallen in n + 1 Klassen K0 , . . . , Kn : Die Klasse Kk besteht
aus denjenigen Teilmengen von S, die n − k Elemente aus {A1 , . . . , AN } und k
Elemente aus {B1 , . . . , BM } enthalten. Deshalb ist die Anzahl der Teilmengen
der Klasse Kk gleich   
N M
n−k k
und durch Aufsummieren ergibt sich die Formel (2).

Aufgabe 1 G. Setzt man im Binomischen Lehrsatz


n  
n
 k xn−k yk = (x + y)n
k=0

speziell x = 1 und y = −1, erhält man für n  1


n  
n
 (−1)k k = 0n = 0.
k=0

Dies lässt sich auch schreiben als


   
n n
 k =  k
.
0kn 0kn
k gerade k ungerade
n
Da k die Zahl der k-elementigen Teilmengen einer n-elementigen Menge Mn
angibt, folgt also, dass es genau so viele Teilmengen mit einer geraden Anzahl
von Elementen gibt wie Teilmengen mit einer ungeraden Anzahl von Elemen-
ten.
Bemerkung: Ist n ungerade, so lässt sich dies auch einfach so einsehen: Ordnet
man jeder geradzahligen Teilmenge T ⊂ Mn ihr Komplement T c := Mn  T zu,
so erhält man eine bijektive Beziehung zwischen der Menge aller geradzahli-
gen Teilmengen und der Menge aller ungeradzahligen Teilmengen.
64 Lösungen

Aufgabe 1 H. Wir zeigen b), a), c) und e).

b) Da   1, kann man schreiben


 n
2 2n · (2n − 1) · . . .(2n −  + 1)
=
 !
 
2n (2n − 1) · . . .(2n −  + 1) 2n 2n − 1
= · = · .
 ( − 1)!  −1
Wir zerlegen  als  = 2m u mit einer ungeraden Zahl u. Da  < 2n , folgt m < n.
Es gilt damit
 n    n  n 
2 2n−m 2n − 1 2 2 −1
= · =⇒ u · = 2n−m · .
 u −1  −1
 n
Wäre 2 ungerade, würde die linke Seite der letzten Gleichung eine ungerade
 n
Zahl sein. Die rechte Seite ist aber eine gerade Zahl, Widerspruch! Also ist 2
gerade, q.e.d.
n 
a) Wir zeigen durch Induktion nach , dass 2 −1 für 0    2n − 1 ungerade
ist.
n 
Der Induktions-Anfang  = 0 ist trivial, da 2 0−1 = 1.
Induktions-Schritt  − 1 → , (1    2n − 1). Es gilt
2n −1 2n −1 2n  2n −1 2n  2n −1
−1 +  =  =⇒  =  − −1 .
2n  2n −1
Da  nach Teil b) gerade und −1 nach Induktions-Voraussetzung unge-
n 
rade ist folgt, dass 2 −1 ungerade ist.
n 
c) Wir zeigen jetzt durch Induktion nach , dass 2 + für 0    2n − 1
ungerade ist.
 n
Der Induktions-Anfang  = 0 ist trivial, da 20 = 1.
Induktions-Schritt  − 1 → , (1    2n − 1). Es gilt
 n 
2 + (2n + )(2n +  − 1) · . . . · (2n + 1)
=
 !
(2n + ) (2n +  − 1) · . . . · (2n + 1)
= ·
 ( − 1)!
 
(2n + ) 2n +  − 1
= · .
 −1
§ 1 Vollständige Induktion 65

(2n + ) r
Behauptung. = mit ungeraden Zahlen r, s.
 s
Beweis hierfür. Wir zerlegen  als  = 2m s mit einer ungeraden Zahl s. Da
 < 2n , folgt m < n. Es folgt 2n +  = 2m (2n−m + s) = 2m r, mit r := 2n−m + s
ungerade. Daraus folgt die Behauptung.

Setzen wir die gerade bewiesene Gleichung oben ein, erhalten wir
 n   n 
2 + 2 +−1
s =r .
 −1

Die
2n +rechte
 Seite ist nach Induktions-Voraussetzung ungerade. Deshalb ist auch
 ungerade, q.e.d.

e) Es ist zu zeigen, dass die ganzen Zahlen


   n 
k 2 −1−
A := und B :=
 k−

gleiche Parität haben, d.h. beide gerade oder beide ungerade sind. Dazu formen
wir etwas um:
    k
k k 1
A=

=
k−
= 
(k − )! m=+1
m

und   k
2n − 1 −  1
B=
k−
= 
(k − )! m=+1
(2n − m).

Die Behauptung folgt jetzt daraus, dass die Produkte


k k
 m und  (2n − m)
m=+1 m=+1

dieselbe Zweierpotenz enthalten. Dies sieht man so: Wir schreiben m = 2 u


mit einer ungeraden Zahl u. Da m  k < 2n , folgt  < n. Damit ist

2n − m = 2 (2n− − u) = 2 u

mit der ungeraden Zahl u := 2n− − u, q.e.d.


66 Lösungen

 
Aufgabe 1 J. Die Zahl n+k−1
k ist gleich der Anzahl aller k–elementigen Teil-
mengen einer Menge von N := n + k − 1 Elementen. Die Beweisidee besteht
darin, die Behauptung auf diese bekannte Aussage zurückzuführen.
Die Anzahl aller k–elementigen Teilmengen einer N–elementigen Menge ist
gleich der Anzahl aller k–Tupel (b1 , . . . , bk ) ∈ Nk mit
(1) 1  b1 < b2 < . . . < bk  N = n + k − 1.
Jedem solchen k–Tupel ordnen wir ein k–Tupel (a1 , . . ., ak ) ∈ Nk durch die
Vorschrift a j := b j − j + 1 für alle j ∈ {1, . . . , k} zu. Dies erfüllt dann die Be-
dingung
(2) 1  a1  a2  . . .  ak  n.
Umgekehrt entsteht jedes k–Tupel (a1 , . . ., ak ) ∈ Nk , das der Bedingung (2)
genügt, auf diese Weise aus genau einem k–Tupel (b1 , . . ., bk ) ∈ Nk , das der
Bedingung (1) genügt. Deshalb ist auch die Anzahl aller k–Tupel (a1 , . . ., ak ) ∈
Nk mit (2) gleich    
N n+k−1
= .
k k
Aufgabe 1 L. Wir bezeichnen die linke bzw. rechte Seite der zu beweisenden
Gleichung mit
2N
(−1)n−1
LS(N) =  n
,
n=1
N 2N
1 1
RS(N) =  N +n =  .
n=1 n=N+1 n

Wir beweisen die Gleichheit durch vollständige Induktion nach N.


Der Induktionssanfang N = 0 ist klar, da LS(0) = 0 und RS(0) = 0.
Induktionsschritt N → N + 1. Wir berechnen jeweils die Differenzen
1 1
LS(N + 1) − LS(N) = −
2N + 1 2N + 2
und
1 1 1
RS(N + 1) − RS(N) = + −
2N + 2 2N + 1 N + 1
1 1
= − .
2N + 1 2N + 2
§ 1 Vollständige Induktion 67

Da diese Diiferenzen gleich sind, und nach Induktions-Voraussetzung LS(N) =


RS(N), folgt LS(N + 1) = RS(N + 1), q.e.d.

n
Aufgabe 1 P. Wir setzen zur Abkürzung S(n) :=  (2k − 1)2. Es gilt
k=1

S(0) = 0, S(1) = 1, S(2) = 12 + 32 = 10, S(3) = 12 + 32 + 52 = 35.

Da über Quadrate summiert wird, ist es naheliegend zu vermuten, dass S(n)


durch ein Polynom 3-ten Grades in n dargestellt wird. Wir machen daher den
Ansatz
S(n) = c3 n3 + c2 n2 + c1 n + c0
und versuchen die Koeffizienten ci so zu bestimmen, dass die Formel für n =
0, 1, 2, 3 richtig ist. Für n = 0 erhält man die Bedingung c0 = 0. Für n = 1, 2, 3
ergibt sich das Gleichungs-System

1 = c3 + c2 + c1 ,
10 = 8c3 + 4c2 + 2c1 ,
35 = 27c3 + 9c2 + 3c1 .

Dies Gleichungs-System ist leicht durch Elimination zu lösen, man erhält

1 4
c1 = − , c2 = 0, c3 = .
3 3
Die vermutete Formel ist also
n
4 1 (4n2 − 1)n
S(n) =  (2k − 1)2 = 3 n3 − 3 n = 3
;
k=1

sie gilt für n = 0, 1, 2, 3.


Für allgemeines n beweisen wir sie jetzt durch vollständige Induktion.
Induktions-Schritt: n → n + 1.

S(n + 1) = S(n) + (2n + 1)2 = 13 (4n2 − 1)n + 4n2 + 4n + 1


= 13 (4n3 − n + 12n2 + 12n + 3)
 
= 13 4(n + 1)3 − (n + 1) , q.e.d.
68 Lösungen

Bemerkung. Das Polynom für S(n) lässt sich wie folgt umformen:
 
(4n2 − 1)n (2n + 1) · 2n · (2n − 1) 2n + 1
= = .
3 6 3
Daher kann man die bewiesene Formel auch eleganter schreiben als
n  
2n + 1
 (2k − 1) 2
=
3
.
k=1

Aufgabe 1 Q. Die Summenformeln für die 0-ten bis 3-ten Potenzen lauten:
n n
1 1
 k0 = n,  k1 = 2 n2 + 2 n,
k=1 k=1
n n
1 1 1 1 1 1
 k2 = 3 n3 + 2 n2 + 6 n,  k 3 = 4 n4 + 2 n3 + 4 n2 ,
k=1 k=1

vgl. An. 1, §1, Satz 1 und Aufgabe 1 O.


Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass auch für die r–ten Potenzen eine Sum-
menformel dieser Art existiert. (Der Koeffizient r+11
bei nr+1 hängt zusammen
mit der Integralformel
Z
1 r+1
xr dx = x ,
r+1

vgl. Aufgabe 18 B.)


Wir beweisen die allgemeine Formel durch vollständige Induktion nach r.
Induktionsanfang: r = 0.
Klar, siehe obige Vorbetrachtungen.
Induktionsschritt:
Es sei die Formel bereits bis zur (r − 1)–ten Potenz bewiesen. Wir gehen aus
von der aus dem Binomischen Lehrsatz folgenden Formel
r+1  
r+1
(k − 1)r+1 =  s
(−1)skr+1−s
s=0
r+1  
r+1
= kr+1 − (r + 1)kr +  (−1)s kr+1−s .
s=2 s
§ 1 Vollständige Induktion 69

Daraus folgt
r−1
(1) kr+1 − (k − 1)r+1 = (r + 1)kr +  brs ks ,
s=0
mit  
r+1
brs := (−1)r−s ,
s
wobei uns aber für den Beweis nicht die genaue Gestalt der brs interessiert,
sondern allein die Tatsache, dass sie nur von r und s abhängige rationale Zahlen
sind. Wegen
n   n n−1
 kr+1 − (k − 1)r+1 =  kr+1 −  kr+1 = nr+1
k=1 k=1 k=0

folgt aus (1) durch Aufsummieren


n r−1 n
nr+1 = (r + 1)  kr +  brs  ks .
k=1 s=0 k=1

Auf die Summen nk=1 ks für s ∈ {0, . . ., r − 1} können wir nun die Induktions-
voraussetzung anwenden und erhalten
r−1 n r
 brs  ks =  crl nl
s=0 k=1 l=1

mit rationalen Zahlen crl . Damit ergibt sich


n r
1 crl
 kr = r + 1 nr+1 −  r + 1 nl ,
k=1 l=1

womit die Behauptung bewiesen ist.


Bemerkung 1: Eine andere Beweismöglichkeit besteht darin, von der in Aufga-
be 1 A bewiesenen Formel
  n  
n+1 k
=
r+1 k=1 r

auszugehen. Benutzt man die in der Lösung von Aufgabe 1 C eingeführten


verallgemeinerten Potenzen

k[r] = k(k − 1) · . . . · (k − r + 1),


70 Lösungen

so erhält man
1 1 n
(n + 1)[r+1] =  k[r]
(r + 1)! r! k=1
oder
n
1
 k[r] = r + 1 (n + 1)[r+1].
k=1
Durch Umrechnung der verallgemeinerten Potenzen in gewöhnliche Potenzen
und Anwendung der Induktionsvoraussetzung für niedrigere Potenzen erhält
man die Behauptung.
Bemerkung 2: Wir haben hier das Beweisprinzip der vollständigen Induktion
in einer etwas anderen Form als in An. 1, §1, Seite 1, verwendet: Es sei n0 eine
ganze Zahl und B(n) für jede ganze Zahl n  n0 eine Aussage. Um B(n) für
alle n  n0 zu beweisen, genügt es zu zeigen:

(I’) B(n0 ) ist richtig (Induktionsanfang).

(II’) Für beliebiges n  n0 gilt: Falls B(m) für alle m mit n0  m < n richtig
ist, ist auch B(n) richtig (Induktionsschritt).

Dieses Induktionsprinzip kann man wie folgt auf das in An. 1, §1, formulierte
Induktionsprinzip zurückführen. Für n  n0 sei A(n) die folgende Aussage:

B(m) ist richtig für alle m mit n0  m  n.

Dann gilt A(n0 ) = B(n0 ) und (II’) ist äquivalent zur Implikation

A(n − 1) =⇒ A(n).

Aufgabe 1 S. Es mag auf den ersten Blick verblüffen, dass die Behauptung
der Aufgabe wahr ist, da man als nicht abergläubischer Mensch annimmt, dass
jeder Wochentag gleich häufig ist. Dass jedoch die sieben Wochentage auf den
13. nicht gleichverteilt sein können, kann man sich auf folgende Weise klarma-
chen:
Der Gregorianische Kalender ist periodisch und wiederholt sich alle 400 Jahre.
Nach einer solchen Periode wiederholt sich auch die Verteilung der Wochenta-
ge, denn es gilt:

(1) Die Anzahl der Tage in 400 Jahren ist durch 7 teilbar.
§ 2 Die Körperaxiome 71

Beweis von (1): Die Anzahl der Tage in einem Nicht–Schaltjahr ist gleich
365 = 7 · 52 + 1 = 7k + 1
mit einer ganzen Zahl k. In 400 (aufeinanderfolgenden) Jahren gibt es nach
dem Gregorianischen Kalender 97 Schaltjahre mit jeweils einen Tag mehr.
Deshalb ist die Gesamtzahl N der Tage in 400 Jahren
N = 400(7k + 1) + 97 = 400 · 7k + 71 · 7 = 7k
mit einer ganzen Zahl k . 

In 400 Jahren gibt es 12 · 400 Dreizehnte. Diese Zahl ist nicht durch 7 teilbar,
also können die 7 Wochentage auf den Dreizehnten nicht gleichverteilt sein.
Eine systematische Abzählung ergibt, dass der Freitag für den Dreizehnten der
häufigste Wochentag ist. In einer 400–Jahrperiode fällt der 13. insgesamt 688–
mal auf einen Freitag, je 687–mal auf einen Sonntag und Mittwoch, je 685–
mal auf einen Montag und Dienstag und je 684–mal auf einen Donnerstag und
Samstag.

§2 Die Körperaxiome

Aufgabe 2 A.

a) Nach Definition (vgl. An. 1, (2.9)) ist die Behauptung


a c
=
b d
gleichbedeutend mit
(1) b−1 a = d −1 c.
Multipliziert man beide Seiten der Gleichung (1) mit bd, erhält man dar-
aus
(bd)(b−1a) = (bd)(d −1c) .
     
=:L =:R
Durch wiederholte Anwendung der Axiome der Multiplikation (II.I) bis
(II.4) ergibt sich
(II.2) (II.1) (II.1)
L = (bd)(b−1a) = (db)(b−1 a) = d(b(b−1 a)) = d((bb−1)a)
(II.4) (II.3) (II.2)
= d(1 · a) = da = ad.
72 Lösungen

Ebenso erhält man

R = (bd)(d −1c) = (b(dd −1)c) = bc,

d.h. aus (1) folgt


(2) ad = bc.
Umgekehrt erhält man aus (2) durch Multiplikation mit d −1 b−1 (d −1 ,
b−1 existieren, da nach Voraussetzung b, d = 0 sind)

(d −1 b−1 )(ad) = (d −1 b−1 )(bc) .


     
=b−1 a =d −1 c

Also gilt (1) genau dann, wenn (2) gilt.

b) Aus a) folgt
a ad c bc
= , = ,
b bd d bd
denn a(bd) = b(ad) und c(bd) = d(bc) (aus b, d = 0 folgt bd = 0). Also
ist
a c ad bc
± = ± = (bd)−1(ad) ± (bd)−1(bc) = (bd)−1 (ad ± bc)
b d bd bd
ad ± bc
= .
bd
Dabei wurde benützt, dass
(III)
x(y − z) = x(y + (−z)) = xy + x(−z) = xy − xz

gilt.

Die Rechenregeln c) und d) werden ähnlich bewiesen.

Aufgabe 2 B. Wir beweisen die Behauptung durch vollständige Induktion nach


n.
Induktionsanfang: n = 1.
Es ist
m m
x1  y j =  x1 y j
j=1 j=1
§ 2 Die Körperaxiome 73

zu zeigen. Dies wiederum zeigen wir durch vollständige Induktion nach m.


Der Induktionsanfang ist trivial. Sei die Behauptung für m schon bewiesen,
dann folgt mit dem (gewöhnlichen) Distributivgesetz

m+1 m
x1  yj = x1  y j + ym+1
j=1 j=1
m
= x1  y j + x1 ym+1
j=1
m
(IV)
=  x1 y j + x1 ym+1
j=1
m+1
=  x1y j .
j=1

Damit ist der Induktionsanfang bewiesen.


Induktionsschritt: n −→ n + 1.
Es gilt
   
n+1 m n m
 xi  yj =  xi + xn+1  yj
i=1 j=1 i=1 j=1
  
n m m
=  xi  yj + xn+1  yj
i=1 j=1 j=1

n m m
(IV)
=   xiy j +  xn+1 y j
i=1 j=1 j=1

n+1 m
=   xiy j .
i=1 j=1

Aufgabe 2 C. Die Menge der Indexpaare, über die summiert wird, ist die
Dreiecksmenge
 = {(i, k) ∈ N × N : i + k  n}.
Die verschiedenen Summen entstehen, indem man  auf verschiedene Wei-
sen gemäß Bild 2.1 zerlegt und längs der vertikalen (bzw. horizontalen oder
schrägen) Balken aufsummiert. Damit ist anschaulich die Behauptung klar.
74 Lösungen

 

  

   

    

     

      

0        
i
Bild 2.1
0

Einen formalen Beweis kann man durch vollständige Induktion nach n führen.
Wir beweisen nur die Formel
n n−k n m
(1)   aik =   am−k,k ;
k=0 i=0 m=0 k=0

die Formel
n n−i n m
  aik =   am−k,k ,
i=0 k=0 m=0 k=0

beweist man analog.


Induktionsanfang: n = 0.
Trivial, denn beide Seiten der Formel (1) bestehen nur aus dem Term a00 .
Induktionsschritt: n −→ n + 1.
n+1 n+1−k
S :=   aik
k=0 i=0

n+1 n−k
=   aik + an+1−k,k
k=0 i=0
§ 2 Die Körperaxiome 75


n n−k
=   aik + an+1−k,k + a0,n+1 ,
k=0 i=0

n−(n+1)
denn i=0 aik = 0 (leere Summe). Unter Anwendung des allgemeinen Kom-
mutativgesetzes ergibt sich weiter

n n−k n
S =   aik +  an+1−k,k + a0,n+1
k=0 i=0 k=0
n m n+1
(IV)
=   am−k,k +  an+1−k,k
m=0 k=0 k=0
n+1 m
=   am−k,k .
m=0 k=0

Damit ist auch der Induktionsschritt gezeigt.

Aufgabe 2 E.

a) Sei ad − bc = 0 vorausgesetzt. Falls c = 0, ist d = 0, also cx + d = 0.


Falls c = 0, ist ebenfalls cx + d = 0, denn andernfalls wäre x = −c−1 d
rational im Widerspruch zur Voraussetzung. Die Zahl

ax + b
y :=
cx + d
ist also wohldefiniert. Mit

u := ax + b, v := cx + d = 0

erhält man

u = vy, du − bv = (ad − bc)x, −cu + av = ad − bc = 0,

also
du − bv dy − b
x= = .
−cu + av −cy + a
Wäre y rational, so auch x, im Widerspruch zur Voraussetzung. Also ist
y irrational.
76 Lösungen

b) Sei ad −bc = 0. Wir können voraussetzen, dass cx+d = 0 gilt und haben
zu zeigen, dass y = (ax + b)(cx + d)−1 rational ist. Ist c = 0, so folgt
b = ad
c , also
ax + b ax + ad c a
y= = = ∈ Q.
cx + d cx + d c
Ist c = 0, so folgt d = 0 und a = 0, also

b
y= ∈ Q.
d

Aufgabe 2 F. Wir zeigen als Beispiele nur einige der Körperaxiome.


Existenz des Null– und Einselements. Es ist klar, dass (0, 0) das Nullelement
darstellt. Das Paar (1, 0) ist das Einselement, denn

(a, b) · (1, 0) = (a · 1 + 2b · 0, a · 0 + b · 1) = (a, b)

für alle (a, b) ∈ K.


Existenz des Inversen. Für jedes (a, b) ∈ K und jedes  ∈ Q gilt

(a, b) · (a, −b) = ((a2 − 2b2 ), 0).

Ist (a, b) = (0, 0), so ist a2 − 2b2 = 0, denn andernfalls wäre 2 das Quadrat
einer rationalen Zahl. Setzt man daher

 := (a2 − 2b2 )−1 ,

so ist (a, b)−1 = (a, −b).


Distributivgesetz. Es gilt
 
(a, b) (a , b ) + (a, b )
= (a, b)(a + a , b + b )
= (aa + aa + 2bb + 2bb , ab + ab + ba + ba )
= (aa + 2bb , ab + ba ) + (aa + 2bb , ab + ba )
= (a, b)(a, b ) + (a, b)(a, b )

für alle (a, b), (a, b ), (a, b ) ∈ K.


§ 3 Anordnungsaxiome 77

§3 Anordnungsaxiome

Aufgabe 3 A. Die Aussage ist richtig für n = 0, 1, 2. Wir beweisen sie für n  4
durch vollständige Induktion nach n.
Induktionsanfang: n = 4.
Klar, da
42 = 16 = 24 .

Induktionsschritt: n −→ n + 1.
Wegen n  4 gilt 4n  n2 , also
n2 (IV)
(n + 1)2 = n2 + 2n + 1  n2 + + 1  2n + 2n−1 + 1
2
 2n + 2n−1 + 2n−1 = 2n+1 .

Aufgabe 3 C.

  mit n  1. Ist k > n, so gilt die Gleichung


a) Seien k, n natürliche Zahlen
trivialerweise, da dann nk = 0. Ist k  n, so gilt
n k
n!
(n − k)!
=  j = (n − k + i),
j=n−k+1 i=1

also
n! 1 k k
n−k+i
k
= k 
n (n − k)! n i=1
(n − k + i) =  n
 1.
i=1
Also erhält man  
1 n n! 1
= k  .
nk k n (n − k)!k! k!
b) Nach dem Binomischen Lehrsatz gilt
  n  
1 n n 1 a) n 1
1+ = k
 .
n k=0 k n k=0 k!

Die Ungleichung
n
1
 k! < 3
k=0
78 Lösungen

ist trivial für n  3, da


3
1 1 1 2
 k! = 1 + 1 + 2 + 6 = 2 + 3 < 3.
k=0

Sei nun n  4.
1
Zusammen mit der Abschätzung  2−k für alle k  4 aus Aufgabe 3 B
k!
erhält man
n 3 n
1 1 1
 k! =  k! +  k!
k=0 k=0 k=4
n
2
 2 + +  2−k
3 k=4
n−4
2
= 2 + + 2−4  2−k
3 k=0
2
= 2 + + 2 2(1 − 2−n+3 )
−4
3
2
 2 + + 2−3 < 3.
3
Hierbei wurde die Summenformel für die geometrische Reihe benutzt
(vgl. An. 1, §1, Satz 6).

c) Die Abschätzung
 n n
1
 n!
3 3
lässt sich mit Hilfe von Teil b) dieser Aufgabe durch vollständige Induk-
tion nach n  1 beweisen.
Induktionsanfang: n = 1. Trivial.
Induktionsschritt: n −→ n + 1.
 n+1    
n+1 n+1 n + 1 n n + 1  n n 1 n
= = 1+
3 3 3 3 3 n
b)  n n (IV) 1 1
< (n + 1)  (n + 1) n! = (n + 1)!.
3 3 3
§ 3 Anordnungsaxiome 79

d) Man hat
 1 n
nn+1 = nn · n und (n + 1)n = nn · 1 + .
n
Da nach Teil b) dieser Aufgabe (1 + 1n )n < 3  n für n  3, folgt

nn+1 > (n + 1)n für n  3, q.e.d.

Bemerkung. Wie die folgende Tabelle zeigt, gilt die Aussage nicht für
n  2.

n nn+1 (n + 1)n
1 1 2
2 8 9
3 81 64
4 1024 625
5 15625 7776

Aufgabe 3 D. Die Lösung ist sehr einfach, wenn man daran denkt, dass jede
Quadratzahl nichtnegativ ist. Also
1
(q − 1)2  0 ⇐⇒ q2 − 2q + 1  0 ⇐⇒ q2 + 1  2q ⇐⇒ q +  2.
q

Wegen q = 1 ⇐⇒ (q − 1)2 = 0 erhält man die Zusatzaussage der Aufgabe,


wenn man in der obigen Rechnung überall das Zeichen  “ durch das Zeichen

=“ersetzt.

Aufgabe 3 I. Für n  2 und x  0 ist nach dem Binomischen Lehrsatz
n    
n k n 2
(1 + x)n =  x  x ,
k=0 k 2

da alle weggelassenen Summanden nichtnegativ sind. Außerdem gilt


 
n n2
 ,
2 4
denn  
n n(n − 1) n n
=  · ,
2 2 2 2
80 Lösungen

da n − 1  n2 . Also folgt
n2 2
(1 + x)n  x .
4

Aufgabe 3 J. Die Lösung dieser Aufgabe ist eine einfache Folgerung aus der
Abschätzung in Aufgabe 3 I. Setze x := b − 1 > 0. Dann gilt nach Aufgabe 3 I

n2 2
bn = (1 + x)n  x .
4
Nach dem Archimedischen Axiom gibt es eine natürliche Zahl n0 , so dass

nx2 > 4 für alle n  n0 .

Daraus folgt
nx2
bn  n · >n für alle n  n0 .
4

Aufgabe 3 K. Wir zeigen zunächst

(1) 2nn  (n + 1)n für alle n  1.

Aus der Bernoullischen Ungleichung folgt nämlich


 
1 n 1
1+  1 + n · = 2.
n n

Daraus erhält man


(n + 1)n
 2,
nn
also ist (1) bewiesen.
Wir zeigen jetzt die Ungleichung
 n n
n!  2
2
durch vollständige Induktion nach n.
Induktionsanfang: n = 0, 1.
Trivial.
§ 4 Folgen, Grenzwerte 81

Induktionsschritt: n −→ n + 1.
(IV)  n n (1) 1
(n + 1)! = n!(n + 1)  2 (n + 1)  n (n + 1)n (n + 1)
2 2
 
n + 1 n+1
=2 .
2

Bemerkung. Zusammen mit Aufgabe 3 C c) ergibt sich folgende beidseitige


Abschätzung für n!  n n  n n
3  n!  2 .
3 2

Aufgabe 3 L. Wir beweisen nur Teil c). Wir unterscheiden 2 Fälle:


1. Fall: n ist ein ganzzahliges Vielfaches von k, d.h. n = mk mit k ∈ Z. Dann ist


n/k =
m = m

und (n + k − 1)/k = m + (k − 1)/k, also

(n + k − 1)/k = m =
n/k .

2.Fall: n ist kein ganzzahliges Vielfaches von k. Dann gibt es eine ganze Zahl
m und eine natürliche Zahl  mit 1    k − 1, so dass n = mk + . Dann ist


n/k =
m + (/k) = m + 1

und (n + k − 1)/k = m + ( + k − 1)/k = (m + 1) + ( − 1)/k, also

(n + k − 1)/k = m + 1 =
n/k , q.e.d.

§4 Folgen, Grenzwerte

Aufgabe 4 A. Für alle natürlichen Zahlen k  1 gilt


 
1 1
ak+1 − ak = (ak + ak−1 ) − ak = − (ak − ak−1 ).
2 2
82 Lösungen

Daraus folgt durch vollständige Induktion nach k


 k
1
ak+1 − ak = − (b − a) für alle k ∈ N.
2
Also gilt für alle n  1
an = a0 + (a1 − a0 ) + (a2 − a1 ) + . . . + (an − an−1 )
n−1
= a +  (ak+1 − ak )
k=0
n−1  k
1
= a+  − (b − a).
k=0 2
 1 k 2
Da  k=0 − 2 = 3 (geometrische Reihe, An. 1, §4, Beispiel (4.12)), konver-
giert die Folge (an )n∈N mit dem Grenzwert
2 1
lim an = a + (b − a) = (2b + a).
n→ 3 3

Aufgabe 4 C. Für alle n  1 hat man die Zerlegung


2 2 1 1
= = − .
4n2 − 1 (2n − 1)(2n + 1) 2n − 1 2n + 1
Also ist
k
1
sk :=  4n2 − 1
n=1

k k
1 1 1
=
2  2n − 1 −  2n + 1
n=1 n=1

k−1 k
1 1 1
=
2  2n + 1 −  2n + 1
n=0 n=1
 
1 1
= 1− .
2 2k + 1
Daher gilt

1 1
 4n2 − 1 = k→
lim sk = .
2
n=1
§ 4 Folgen, Grenzwerte 83

Aufgabe 4 E.

I) Wir behandeln zunächst den Fall, dass der Grenzwert a der Folge (an )n∈N
gleich 0 ist. Sei  > 0 beliebig gegeben. Dann gibt es ein M ∈ N, so dass

|an| < für alle n  M.
2
Wir setzen
c := a0 + a1 + . . . + aM ,
dann gilt für alle n > M

1 1 n−M 
|bn| = |c + aM+1 + . . . + an | < |c| + · .
n+1 n+1 n+1 2
Sei jetzt N > M so gewählt, dass

1 
|c| < .
N +1 2
Dann gilt
 
+ =  für alle n  N,
|bn | <
2 2
also konvergiert die Folge (bn )n∈N ebenfalls gegen 0.

II) Sei jetzt a = lim an beliebig. Dann können wir auf die Folge (an )n∈N ,
n→
definiert durch
an := an − a für alle n ∈ N,
Teil I) anwenden. Die Folge (bn )n∈N ,

1
bn := (a + . . . + an ) für alle n ∈ N,
n+1 0
konvergiert daher gegen 0. Da

1
bn = (a0 + . . . an − (n + 1)a) = bn − a,
n+1
folgt
lim bn = a.
n→
84 Lösungen

Aufgabe 4 G. Da c = lim an = lim cn existieren zu vorgegebenen  > 0 Zah-


n→ n→
len N1 , N2 ∈ N, so dass
|an − c| <  für alle n  N1 ,
|cn − c| <  für alle n  N2 .

Für n  N := max(N1 , N2 ) gilt, dass

c −  < an  bn  cn < c + ,

d.h. |c − bn | < . Daraus folgt

lim bn = c.
n→

Aufgabe 4 H. Wir benützen die Summenformel


n
1
 k2 = 3 n3 + Q(n),
k=1

wobei Q ein quadratisches Polynom in n ist. (Genauer gilt


1 1
Q(n) = n2 + n,
2 6
vgl. Aufgabe 1 N; jedoch kommt es hier auf die genaue Gestalt von Q nicht
an.) Da
n n
1 k2 1 n

n + n k=1
k2   3  3  k2 ,
k=1 n + k n k=1
3

folgt
 
1 1 −1 Q(n) 1 Q(n)
1+ 2 + 3  an  + 3 ,
3 n n +n 3 n
wegen
 
1 −1
lim 1 + 2 = 1,
n→ n
Q(n) Q(n)
lim = lim 3 = 0,
n→ n3 + n n→ n
folgt aus Aufgabe 4 G
1
lim an = .
n→ 3
§ 4 Folgen, Grenzwerte 85

Aufgabe 4 K.

a) Da jede konvergente Folge beschränkt ist (An. 1, §4, Satz 1), gibt es ein
M ∈ R, so dass
|bn |  M für alle n ∈ N.
Sei K ∈ R vorgegeben. Da lim an = , gibt es ein N ∈ N, so dass
n→

an > K + M für alle n  N.


Daraus folgt
an + b n > K für alle n  N,
d.h.
lim (an + bn ) = .
n→

b) Sei b = lim bn > 0. Dann gibt es ein N1 ∈ N, so dass


n→

b
bn > für alle n  N1 .
2
Sei C ∈ R vorgegeben. Dann existiert ein N2 ∈ N, so dass
2C
an > für alle n  N2 .
b
Für n  N := max(N1 , N2 ) gilt dann
2C b
an bn > · = C.
b 2
Daraus folgt
lim (an bn ) = .
n→
Der Fall b < 0 wird analog bewiesen.

Aufgabe 4 L. Es gibt für alle Fälle natürlich viele Beispiele. Eine mögliche
Wahl ist die folgende:

a) an = 4n , bn = 2−n ; an bn = 2n ,
b) an = 4n , bn = −2−n ; an bn = −2n ,
c) an = 2n , bn = 2−n c; an bn = c,
d) an = 2n , bn = (−2)−n ; an bn = (−1)n .
86 Lösungen

§5 Das Vollständigkeitsaxiom

Aufgabe 5 A. Nach An. 1, §5 kann man eine reelle Zahl x, 0 < x < 1, wie folgt
in einen b–adischen Bruch 
x=  ak b−k
k=1
entwickeln: a1 ist die größte ganze Zahl, so dass

a1 b−1  x.

Seien a1 , . . . , ak−1 schon bestimmt. Dann ist ak die größte ganze Zahl, so dass

ak b−k  x − (a1 b−1 + . . . + ak−1 b−k+1 ).

Diese Ungleichung ist äquivalent zu

ak  xbk − a1 bk−1 − . . . − ak−1 b =: yk .

Man erhält so folgenden Algorithmus zur Bestimmung der ak :

y1 := xb, a1 := y1
yk+1 := (yk − ak )b
ak+1 := yk+1 .

Dabei bezeichnet y die größte ganze Zahl  y, vgl. An. 1, §3, (3.15).
Der Algorithmus zeigt, dass für eine rationale Zahl x die b–adische Entwick-
lung periodisch wird: Sei etwa x = mn mit ganzen Zahlen 0 < m < n. Durch
vollständige Induktion über k zeigt man dann, dass
pk
yk = , pk ∈ Z mit 0  pk < nb.
n
Deshalb gibt es nur endlich viele Möglichkeiten für yk . Also gibt es positive
ganze Zahlen r und s, so dass

yr+s = yr .

Daraus folgt
ak+s = ak für alle k  r.

Sei jetzt speziell x = 17 .


§ 5 Das Vollständigkeitsaxiom 87

a) Für die Basis b = 7 ist trivialerweise a1 = 1 und ak = 0 für alle k  2,


die 7–adische Entwicklung bricht also ab.

b) Für b = 2 erhält man

k 1 2 3 4 ···
yk 2
7
4
7
8
7
2
7 ···
ak 0 0 1 0 ···

Da y1 = y4 , wird die Entwicklung (rein) periodisch mit der Periode 3,



1 1
= 0.(2) 001 001 . . . =  3k .
7 k=1 2

c) Der Fall der Basis 16 kann auf den Fall der Basis 2 zurückgeführt wer-
den, da 24 = 16. Dazu teilt man die 2–adische Entwicklung in 4er Grup-
pen auf:
0.(2) 0010
   0100
   1001    . . .
   0010
= 0.(16) 2 4 9 2 ...,

denn 2 = 21 , 4 = 22 , 9 = 23 + 1, also

2 · 16−1 = 2 · 2−4 = 2−3 ,


4 · 16−2 = 4 · 2−8 = 2−6 ,
9 · 16−3 = 9 · 2−12 = 2−9 + 2−12 ,
u.s.w.

d) Für b = 10 erhält man mit

k 1 2 3 4 5 6 7 ···
yk 10
7
30
7
20
7
60
7
40
7
50
7
10
7 ···
ak 1 4 2 8 5 7 1 ···

den wohlbekannten Dezimalbruch


1
= 0.142857 142857 . . .
7
88 Lösungen

Aufgabe 5 D. Es seien
 
x=  an10−n =  bn 10−n
n=1 n=1

zwei verschiedene Dezimaldarstellungen von x. Dann können wir

k := min{i ∈ N  {0} : ai = bi }

bilden. O.B.d.A. sei ak > bk , sonst vertausche man die Rollen der ai und bi .
Wir setzen nun
k
 :=  bn10−n,
n=1
dann gilt

0  x− =  bn 10−n
n=k+1
und 
x −  = (ak − bk )10−k +  an 10−n .
n=k+1
Aus der ersten Darstellung von x −  folgt

x−   9 · 10−n = 10−k ,
n=k+1

wobei x− = 10−k genau dann, wenn bn = 9 für alle n  k +1. Aus der zweiten
Darstellung von x −  folgt

x −   (ak − bk )10−k  10−k ,

wobei x −  = (ak − bk )10−k genau dann, wenn an = 0 für alle n  k + 1. Beide


Ungleichungen können nur dann gleichzeitig gelten, falls x −  = 10−k , also

ak = bk + 1

und

an = 0 für alle n  k + 1,
bn = 9 für alle n  k + 1.

Aufgabe 5 E. Sei  > 0 vorgegeben. Dann existiert ein N ∈ N, so dass

2−N+1 < .
§ 5 Das Vollständigkeitsaxiom 89

Für alle n  N und k ∈ N gilt dann


k−1
xn+k − xn =  (xn+i+1 − xn+i ),
i=0

also
k−1
|xn+k − xn |   |xn+i+1 − xn+i|
i=0
k−1
  2−n−i
i=0

 2−n  2−i = 2−n+1 < .
i=0

Aufgabe 5 F. Wir geben zwei Beweise:


1. Beweis:

I) Die Folge (an )n∈N sei unbeschränkt, etwa unbeschränkt nach oben. Dann
kann eine monoton wachsende Teilfolge (ank )k∈N von (an )n∈N wie folgt
konstruiert werden: Wir setzen n0 := 0. Sind

n0 < n1 < . . . < nk

mit
an0  an1  . . .  ank
schon bestimmt, so gibt es wegen der Unbeschränktheit der Folge (an )n∈N
ein nk+1 > nk mit
ank+1  ank .

II) Ist die Folge (an )n∈N beschränkt, so besitzt sie nach dem Satz von Bolzano–
Weierstraß eine Teilfolge (ank )k∈N von (an )n∈N , die gegen eine reelle
Zahl a konvergiert. Falls für unendlich viele n ∈ N gilt an = a, gibt es
eine konstante, also monotone Teilfolge, die gegen a konvergiert. An-
dernfalls gibt es ein N0 ∈ N, so dass an = a für alle n  N0 . Die Folge
(bN0 , bN0 +1 , . . .), definiert durch
1
bn := , n  N0 ,
an − a
90 Lösungen

ist unbeschränkt, besitzt also nach Teil I) eine monotone Teilfolge (bnk )k∈N .
Nach Weglassen endlich vieler Glieder bn0 , bn1 , . . . , bnk0−1 haben alle bnk
einheitliches Vorzeichen. Daraus folgt, dass die Folge (ank0 , ank0+1 , . . .),
1
ank = a + , k  k0 ,
bnk
ebenfalls monoton ist. Da die Folge (ank0 , ank0 +1 , . . .) nach Konstruktion
eine Teilfolge von (an )n∈N ist, ist die Behauptung bewiesen.

2. Beweis: Wir geben jetzt noch einen zweiten Beweis an, der nicht den Satz
von Bolzano–Weierstraß benützt. Sei dazu
M := {m ∈ N : am  am+k für alle k ∈ N}.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten:

I) M ist unendlich, d.h.


M = {m0 , m1 , m2 , . . .}
mit
m 0 < m1 < m2 < . . . .
Dann ist (amk )k∈N eine monoton fallende Teilfolge von (an )n∈N .
II) M ist endlich (oder leer). Wir konstruieren nun induktiv eine streng mo-
noton wachsende Teilfolge (ank )k∈N von (an )n∈N auf folgende Weise:
Sei n0 ∈ N eine natürliche Zahl, die größer als alle m ∈ M ist. Sind
n0 < n1 < . . . < nk mit
an0 < an1 < . . . < ank
schon gewählt, so gibt es wegen nk ∈
/ M ein nk+1 > nk mit
ank < ank+1 .

Aufgabe 5 G. Sei K > 0 vorgegeben. Dann gibt es nur endlich viele Fol-
genglieder an  K, denn andernfalls gäbe es eine beschränkte Teilfolge, die
nach dem Satz von Bolzano–Weierstraß wiederum eine konvergente Teilfolge
besäße. Daher gibt es ein N ∈ N, so dass
an > K für alle n  N.
§ 5 Das Vollständigkeitsaxiom 91

Aufgabe 5 I.

I) Sei zunächst x rational, etwa


p
x= mit p ∈ Z, q ∈ N  {0}.
q
Dann haben alle Folgenglieder die Gestalt
sn
an (x) = , sn ∈ N, 0  sn < q.
q
Daher nehmen die Folgenglieder nur endlich viele Werte an; die Folge
kann also nur endlich viele Häufungspunkte besitzen.

II) Sei jetzt x irrational. Dann sind alle an (x) untereinander verschieden,
denn aus
an (x) = am (x) für n = m
folgt
(n − m)x ∈ Z, d.h. x ∈ Q.
Wir zeigen nun: Ist  > 0 beliebig, so gibt es zu jedem a ∈ R mit 0  a  1
und jedem N ∈ N ein n ∈ N mit n  N und |a − an (x)| < . Dies ist
zunächst für |x| <  erfüllt, wie man sich leicht überlegt. Ist x beliebig,
so hat die Folge (an (x))n∈N nach dem Satz von Bolzano–Weierstraß eine
konvergente Teilfolge, es gibt also natürliche Zahlen n und k > 0, so dass

|an+k (x) − an (x)| < .

Sei  := an+k (x) − an (x). Aus der Definition von an (x) folgt nun

kx = N +  mit N ∈ Z

woraus
am·k (x) = am ().
folgt. Da || < , folgt aus obiger Vorbemerkung, dass ein n ∈ N, n  N
existiert mit
|a − an (x)| < .

Da  > 0 beliebig war, läßt sich nun für jedes a ∈ R mit 0  a  1 eine
Teilfolge von (an (x))n∈N konstruieren, die gegen a konvergiert.
92 Lösungen

Aufgabe 5 J. Wir behandeln hier nur die Fälle n = 1, −1, d.h. wir bestimmen
die Darstellungen der Zahlen x = 10 und y = 10
1
.
1) x = 10. Es ist
10 = 23 + 21 ,
also
10 = 23 · (1 + 2−2 ).
Für die IEEE-Darstellung
 52 
x = (−1)s 2e−1023 1 +  aμ 2−μ
μ=1

ist daher s = 0,
10
e = 1026 = 210 + 21 =  e2
=0
mit
(e10 , e9 , . . ., e0 ) = (1, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 0, 1, 0)
und
(a1 , a2 , a3 , . . ., a52 ) = (0, 1, 0, 0, . . ., 0).
Die Zahl x = 10 wird exakt dargestellt.
2) y= 1
10 .
Durch Multiplikation mit einer Zweierpotenz muss y zunächst in das Intervall
[1, 2[ verschoben werden. Es ist
1 16  3
= 2−4 · = 2−4 1 + .
10 10 5
Das Vorzeichenbit ist s = 0, der Exponent e ergibt sich aus der Gleichung
10
−4 = e − 1023 =⇒ e = 1019 =  e2
=0

mit
(e10 , e9 , . . . , e0 ) = (0, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 0, 1, 1).
Die Bits (a1 , a2 , . . . , a52 ) ergeben sich aus der Binär-Entwicklung (= 2-adischen
Entwicklung) von 35 . Dazu verwenden wird das gleiche Schema wie in Aufgabe
5 A.
§ 5 Das Vollständigkeitsaxiom 93

k 1 2 3 4 5 6 ···
yk 6
5
2
5
4
5
8
5
6
5
2
5 ···
ak 1 0 0 1 1 0 ···

Wir erhalten also den periodischen 2-adischen Bruch

3
= 0.(2) 1001 1001
5
Für die 64-Bit IEEE-Darstellung muss noch gerundet werden; die Bits a1 , . . . , a52
ergeben sich zu

(a4k+1 , a4k+2 , a4k+3 , a4k+4 ) = (1, 0, 0, 1) für k = 0, 1, . . ., 11,


(a49 , a50 , a51 , a52 ) = (1, 0, 1, 0).

Die gesamte Bitfolge (s, e10 , . . . , e1 , e0 , a1 , a2 , . . ., a52 ) der 64-Bit IEEE-Darstellung


der Zahl y = 10
1
lautet daher
00111111 10111001 10011001 10011001 10011001 10011001 10011001 10011010

oder, wenn man jeweils 4 Bits zusammenfasst, in hexadezimaler Schreibweise


3FB9 9999 9999 999A

Die Zahl y = 1
10 wird nicht exakt dargestellt, der Wert der dargestellten Zahl ist

 13
9 1 
ỹ = 2−4 1 +  k + 13 .
k=1 16 16

Da
13
9 9 1 − (1/16)13 3  1 
 16k = 16 · 1 − 1/16
=
5
1 − 52 ,
2
k=1

folgt

1 3 3 1 1  1 8 2 1  1 1 
ỹ = 1 + − · 52 + 52 = + · 52 = 1 + 54 .
16 5 5 2 2 16 5 5 2 10 2

Der relative Fehler ist also 2−54 ≈ 5.55 · 10−17.


94 Lösungen

§6 Wurzeln

Aufgabe 6 A. Setzt man xn = 3
a(1 + fn ) in die Rekusionsformel
1 a
xn+1 := 2xn + 2
3 xn

ein, so erhält man nach Kürzung durch 3 a

1 1  2(1 + f )3 + 1
n
1 + fn+1 = 2(1 + fn ) + = ,
3 (1 + fn )2 3(1 + fn )2
also
2(1 + fn )3 + 1 − 3(1 + fn )2 3 fn2 + 2 fn3
fn+1 = =
3(1 + fn )2 3(1 + fn )2
1 + 3 fn
2
= fn2 .
(1 + fn )2
Dies ist die gesuchte Rekusionsformel für die Folge ( fn ).
Da nach Definition f0 > −1, folgt fn  0 für alle n  1. Daraus folgt

1 + 23 fn  (1 + fn )2 ,

also
fn+1  fn2 , q.e.d.

Aufgabe 6 C.

(1) Wir zeigen zunächst durch Induktion nach n, dass an  an+1 für alle
n ∈ N.
Induktionsanfang: n = 0.
Trivial, da √
1 = a0 < a1 = 2.
Induktionsschritt: (n − 1) −→ n.
Sei an−1  an schon bewiesen. Daraus folgt

1 + an−1  1 + an
§ 6 Wurzeln 95

und daraus  
an = 1 + an−1  1 + an = an+1 ,
wie man durch Quadrieren sieht.

(2) Ebenfalls durch Induktion zeigt man an  2 für alle n ∈ N, denn 1+2
2.

Aus (1) und (2) ergibt sich, dass die Folge (an )n∈N gegen eine reelle Zahl a  1
konvergiert. Da
a2n+1 = 1 + an ,
gilt für den Grenzwert
a2 = 1 + a,
also  2
1 5
a− = .
2 4
 
Da a − 12 > 0, folgt

1 5
a− = ,
2 2
d.h. √
1+ 5
a= .
2

Aufgabe 6 D. Wir setzen xn := an+1


an . Es gilt xn  1 für alle n ∈ N. Aus der
Rekursionsformel
an+2 = an+1 + an
folgt
1
xn+1 = 1 + .
xn
Daraus ergibt sich

1 xn
xn+2 = 1 + = 1+ .
1 + x1n 1 + xn

Da
x x
 für alle x, x ∈ R mit 0 < x  x ,
1 + x 1 + x
96 Lösungen

ergibt sich durch vollständige Induktion


x2k  x2k+2  2 für alle k ∈ N.
Deshalb konvergiert die Folge (x2k )k∈N gegen eine reelle Zahl x  1 mit
x
x = 1+ ,
1+x

d.h. x2 − 1 = x. Daraus folgt x = 1+ 5
2 , vgl. Aufgabe 6 C. Wegen
1
x2k+1 = 1 +
x2k
ergibt sich
1 x + 1 x2
lim x2k+1 = 1 + = = = x.
k→ x x x
Da die beiden Folgen (x2k )k∈N und (x2k+1 )k∈N gegen denselben Grenzwert x
konvergieren, gilt

an+1 1+ 5
lim = lim xn = x = .
n→ an n→ 2

Aufgabe 6 E. Wir überlegen uns zunächst allgemein, dass aus 0  x  y folgt


√ 1
x xy  (x + y)  y.
2
Die erste Ungleichung folgt aus x2  xy, die zweite Ungleichung aus
0  (x − y)2 = (x + y)2 − 4xy
und die dritte Ungleichung aus x + y  2y. Damit gilt für alle n  1
a n  bn und an  an+1  bn+1  bn .
Nach An. 1, §5, Satz 5, existieren
a∗ := lim an und b∗ := lim bn .
n→ n→

Wegen bn+1 = 2 (an + bn )


1
folgt
1
b∗ = (a∗ + b∗ ),
2
d.h. a∗ = b∗ .
§ 6 Wurzeln 97

Aufgabe 6 F. Für n = 1 ist die zu beweisende Ungleichung trivial. Für n  2


verwenden wir Aufgabe 3 I und erhalten
 n  2
2 n2 2
1+ √  √ = n,
n 4 n
woraus
2 √
1+ √  n n
n
folgt.

Aufgabe 6 G. Da
√ 2
1 n
n  1+ √ ,
n
genügt es zu zeigen, dass
1
lim √ = 0.
n→ n
Sei  > 0 vorgegeben und N ∈ N eine natürliche Zahl mit N > 12 . Dann gilt für
alle n  N
1 √ 1
n > 2 , also n > ,
 
d.h.  
 1 
 √  < .
 n

Aufgabe 6 J. Wir beweisen hier nur b). Sei


 √  √
3 3 √ 3 3 √
n := n + n2 − 3 n, also n + n2 = 3 n +  n .

Es ist zu beweisen lim n = 13 . Erheben wir die letzte Gleichung in die 3. Po-
n→
tenz, erhalten wir
√3
√3 √
n + n2 = n + 3n n2 + 32n 3 n + 3n .

Daraus folgt für n > 0

1 1
1 = 3n + 32n √ + 3n √ .
3
n 3 2
n
98 Lösungen

Da √
n  0, erhält man die Abschätzung n  1/3 für alle n > 0, also wegen
lim 3 n = 
n→
 1 
3 1
lim 32n √ +  n √ = 0.
n→ 3
n 3 2
n
Daraus folgt schließlich lim n = 1/3, q.e.d.
n→
√ √
Aufgabe 6 K. Da lim n = , ist ( n )n∈N keine Cauchy–Folge. Wir zeigen
n→
jetzt, dass es für die Folge √
an := n
zu jedem  > 0 und jedem k ∈ N ein N ∈ N gibt, so dass

|an − an+k | <  für alle n  N.

Seien  > 0 und k ∈ N beliebig vorgegeben. Wir wählen N ∈ N so, dass N >
 k 2
2 . Dann gilt für alle n  N
√ √
|an − an+k | = n + k − n
√ √ √ √
( n + k − n )( n + k + n )
= √ √
n+k+ n
k k k
= √ √  √  √ < .
n+k+ n 2 n 2 N
Bemerkung: Die Definition der Cauchy–Folge (siehe An. 1, §5) ist zu folgender
äquivalent:
Eine Folge (an )n∈N reeller Zahlen ist eine Cauchy–Folge, wenn gilt: Zu jedem
 > 0 existiert ein N ∈ N, so dass

|an − an+k | <  für alle n  N und alle k ∈ N.

Der Unterschied zu der in der Aufgabe angegebenen Bedingung ist der, dass für
eine Cauchy–Folge (an )√ n∈N die Zahl N nur von , aber nicht von k abhängen
darf (was bei der Folge ( n )n∈N nicht möglich ist.) Den formalen Unterschied
der beiden Bedingungen sieht man am besten bei Verwendung der logischen
Quantoren ∀“ (Allquantor) und ∃“ (Existenzquantor). Ist P(x) eine Aussage
” ”
über x, so bedeutet ∀x : P(x), dass P(x) für alle x gilt und ∃x : P(x), dass ein
x existiert mit P(x). Die obige Definition der Cauchy–Folge lässt sich nun so
schreiben:
§ 7 Konvergenzkriterien für Reihen 99

(an )n∈N ist genau dann eine Cauchy–Folge, wenn

∀ > 0 ∃N ∈ N ∀n  N ∀k ∈ N : (|an − an+k | < ).

Die in der Aufgabe angegebene Bedingung lautet dagegen

∀ > 0 ∀k ∈ N ∃N ∈ N ∀n  N : (|an − an+k | < ).

Man sieht daran, dass man die Reihenfolge der Existenz– und Allquantoren
nicht beliebig vertauschen darf.

§7 Konvergenzkriterien für Reihen

Aufgabe 7 A.

a) Die Reihe  n!
n=1 nn konvergiert nach dem Quotientenkriterium. Denn mit
n!
an := nn gilt für alle n  1
   n
 an+1  n n
  = (n + 1)!n = (n + 1)n = n
=
1
n
 an  n!(n + 1)n+1 (n + 1)n+1 n+1 1 + 1n
1
 =:  < 1
2
(Bernoullische Ungleichung).

b) Die Reihe  n 4
n=0 3n konvergiert ebenfalls nach dem Quotientenkriterium.
n4
Denn mit an := 3n gilt für alle n  4
     
 an+1  (n + 1)4 3n 1 1 4 1 5 4
 = = 1+  =:  < 1.
 an  3n+1 n4 3 n 3 4

c) Die Reihe  n+4


n=0 n2 −3n+1 divergiert. Denn für alle n  3 gilt

n+4 1 + 4n 1
an = = > .
n − 3n + 1 n − 3 + n
2 1 n
100 Lösungen

(n+1)n−1
d) Auf  n=1 (−n)n wenden wir das Leibnizsche Konvergenzkriterium an.
Es ist
(n + 1)n−1
= (−1)n an
(−n)n
mit
(n + 1)n−1
an =.
nn
Wir haben zu zeigen, dass (an )n1 eine monoton fallende Nullfolge ist.
Nach Aufgabe 3 C gilt
     
1 n + 1 n−1 1 1 n−1 1 1 n 3
an = = 1+  1+  ,
n n n n n n n
also lim an = 0. Außerdem ist
n→
 n
an (n + 1)n−1 (n + 1)n+1 (n + 1)2
= · =
an+1 nn (n + 2)n (n(n + 2))n
 2 n
n + 2n + 1
= > 1,
n2 + 2n
also ist (an )n1 monoton fallend.

Aufgabe 7 D. Wir setzen zur Abkürzung



1
(s) :=  ns .
n=1

Diese Reihen konvergieren für alle natürlichen Zahlen s > 1. Nun gilt
 
1 1 1 1
 (2k)s = 2s  ks = 2s (s).
k=1 k=1

Daraus folgt
  
1 1 1
 (2k + 1)s =  ns −  (2k)s = (1 − 2−s)(s)
k=0 n=1 k=1

und
  
(−1)n−1 1 1
 n s
=  n s
− 2  (2k) s
= (1 − 2−s+1 )(s).
n=1 n=1 k=1
§ 7 Konvergenzkriterien für Reihen 101

Aufgabe 7 E.

a) Da die Folge (cn )n∈N konvergiert, ist sie insbesondere beschränkt, es gibt
also ein M ∈ R+ mit
|cn |  M für alle n ∈ N.
Daraus folgt |cn an |  M|an |, also ist
 
 M|an| = M  |an|
n=0 n=0

eine konvergente Majorante der Reihe 


n=0 cn an .

b) Wir setzen für n  1


(−1)n
an := cn := √ ,
n

a0 = c0 = 0. Die Reihe n=0 an konvergiert nach dem Leibnizschen Kon-
vergenzkriterium, ebenso konvergiert die Folge (cn )n∈N . Da weiter cn an =

n für alle n  1, konvergiert die Reihe n=0 cn an aber nicht.
1

Aufgabe 7 F. Da die konvergente Reihe  n=0 an nicht absolut konvergiert,


enthält sie sowohl unendlich viele positive als auch unendlich viele negative
Terme. Sei (ank )k∈N die Teilfolge der nichtnegativen Glieder der Folge (an )n∈N
und (amk )k∈N die Teilfolge der negativen Glieder der Folge (an )n∈N . Wir setzen
für k ∈ N
k := ank  0,
k := −amk > 0.
Dann gilt
 
(1)  k =  und  k = .
k=0 k=0
Beweis von (1). Wären beide Reihen konvergent, so würde auch die Reihe
n=0 an absolut konvergieren, im Widerspruch zur Voraussetzung. Nehmen wir
an, dass
 
 k =  und  k =: b < .
k=0 k=0
Dann gilt für alle N  nk
N k  k
 an   ani −  k =  i − b,
n=0 i=0 k=0 i=0
102 Lösungen

also lim N an = , was der Konvergenz der Reihe 


n=0 an widerspricht.
N→ n=0
Ebenso führt man die Annahme
 
 k =: a < ,  k = 
k=0 k=0

zum Widerspruch. Damit ist (1) bewiesen. 

Die gewünschte Umordnung der Reihe 


n=0 an führt man jetzt nach folgendem
Schema durch:
0 + . . . +  p0 − 0 − . . . − q0
+  p0 +1 + . . . +  p1 − q0 +1 − . . . − q1
+ ...................................
+  pi +1 + . . . +  pi+1 − qi +1 − . . . − qi+1
+ ...................................

Dabei sind p0 < p1 < . . . und q0 < q1 < . . . natürliche Zahlen, die induktiv auf
folgende Weise bestimmt werden:
Induktionsanfang.
p0 ist die kleinste Zahl, so dass

A0 := 0 + . . . +  p0  c,

q0 ist die kleinste Zahl, so dass

B0 := 0 + . . . +  p0 − 0 − . . . − q0 < c.

Induktionsschritt.
Seien p0 , . . . , pi und q0 , . . ., qi schon bestimmt und
pi qi−1
Ai :=  k −  l  c,
k=0 l=0
pi qi
Bi :=  k −  l < c.
k=0 l=0

Wir wählen pi+1 als die kleinste natürliche Zahl > pi , so dass

Ai+1 = Bi +  pi +1 + . . . +  pi+1  c
§ 7 Konvergenzkriterien für Reihen 103

und qi+1 als die kleinste natürliche Zahl > qi , so dass


Bi+1 = Bi +  pi +1 + . . . +  pi+1 − qi +1 − . . . − qi+1 < c.
Dies ist möglich, da  
k=0 k =  und k=0 k =  nach (1).
Aus der Definition folgt, dass
|Ai − c|   pi ,
|Bi − c|  qi
für alle i ∈ N. Daraus folgt leicht, dass die umgeordnete Reihe gegen c konver-
giert.

Aufgabe 7 G. Es gilt hn  n für alle n ∈ N. Da die Reihe  n


n=1 2n konvergiert,
existiert auch

hn
A :=  n ∈ R.
n=1 2
Wegen hn − hn−1 = 1
n und h0 = 0 gilt
N N N
1 hn hn−1
 2n n =  2n −  n
n=1 n=1 n=2 2
N
hn 1 N−1 hn
=  2n − 2  n
,
n=1 n=1 2

also

1 1 1
 2nn = A − 2 A = 2 A.
n=1

Aufgabe 7 H.
a) Da die Reihe für g(x) die geometrische Reihe  n
n=0 |x| als Majorante hat,
konvergiert sie absolut für alle |x| < 1.
b) Sei |x|  12 . Dann gilt
 
 N−1  
 1 2k+1  1
g(x) −  x   |x|2k+1
 k=0 2k + 1
 k=N 2k +1
 
|x|2N+1  1 n
 
2N + 1 n=0 2
|x|2N+1
= 2· .
2N + 1
104 Lösungen

Der Fehler ist also kleiner als das Doppelte des Betrages des ersten wegge-
lassenen Gliedes der Reihe. Eine Genauigkeit von 10−6 wird für x = 12 durch
N = 10 gewährleistet, für x = 14 durch N = 5 und für x = 10
1
durch N = 3.

Aufgabe 7 I.
a) Für alle |x| < 1 konvergiert die Reihe
 
 M|x|n = M ·  |x|n.
n=1 n=1

Wegen |an xn |  M|x|n für alle n  1 ist f (x) nach dem Majorantenkriterium
absolut, also erst recht im gewöhnlichen Sinne, konvergent.

  
b) f (x) =  an xn = x  anxn−1 = x a1 +  an+1 xn .
n=1 n=1 n=1
Also gilt f (x) = 0 genau dann, wenn x = 0 oder

 an+1 xn = −a1 .
n=1

|a |
Aber für 0 < |x| < 2M1  12 ist x = 0 und
 
    
|a1 |n
 n
  an+1 x    |an+1 xn | <  M
n=1  n=1 n=1 (2M)
n

1 |a1 | 1
=M |a1 |
−1 = · |a |
1− 2 1− 1
2M 2M
|a1 |
 · 2 = |a1 |.
2
Also gilt f (x) = 0.

Aufgabe 7 K.

a) Sei zunächst vorausgesetzt, dass die Reihe  an konvergiert. Wir fassen die
n=0
Glieder der Reihe zu Teilblöcken

Ak := {an : 2k−1 < n  2k }, k  1,


§ 7 Konvergenzkriterien für Reihen 105

zusammen. Der k-te Teilblock besteht aus 2k−1 Summanden, also gilt

Ak  2k−1 a2k .

Daraus folgt
  
>  an = a0 +  Ak  a0 +  2k−1 a2k ,
n=0 k=1 k=1

also ist  2k a2k beschränkt und daher konvergent.
k=0

b) Sei jetzt umgekehrt vorausgesetzt, dass  2k a2k < . Dann folgt wieder
k=0
durch Zusammenfassung in Teilblöcke
    
 an =  {an : 2k  n < 2k+1}   2k a2k < ,
n=0 k=0 k=0

also konvergiert  an .
n=0

Aufgabe 7 M. a) Die Bedingung n
|an |   für n  n0 impliziert

|an|  n

Da die Reihe  n
n=n0  wegen || < 1 konvergiert, folgt aus dem Majoranten-
Kriterium die absolute Konvergenz der Reihe  0 an .

b) Die Bedingung n |an | < 1 für n  n0 ist notwendig für die Konvergenz der
Reihe 0 an . Denn aus der Konvergenz der Reihe folgt limn→ an = 0, also
insbesondere|an | < 1 für alle n  n0 mit einem geeigneten n0 ∈ N. Daraus
folgt weiter n |an | < 1 für n  n0 .
Die Bedingung ist aber nicht hinreichend. Ein triviales Gegenbeispiel ist die
divergente Reihe 
0 an mit an = 2 für alle n, denn aus |an | < 1 folgt auch
1

n
|an | < 1.

Aufgabe 7 N.
a) i) Wir setzen  :=  − 1 > 0. Die angegebene Bedingung ist äquivalent zu

nan  (n − 1)an−1 − an−1 für alle n > n0 .


106 Lösungen

Die Folge (bn )nn0 mit bn := nan ist daher monoton fallend, also konvergent
mit limn→ bn =: B  0. Da
1
an  (bn − bn+1 ) für n  n0 ,

folgt mit dem Teleskopsummen-Effekt


N N
1 1
 an    (bn − bn+1 )   (bn0 − B).
n=n0 n=n0

Die Reihe 
n0 an ist daher beschränkt, also konvergent.

ii) Aus der Bedingung

an 1 1/n
 1− = für n > n0
an−1 n 1/(n − 1)

folgt durch Induktion


1
an  c · für n  n0
n
mit der Konstanten c := n0 an0 > 0. Da die harmonische Reihe divergiert, di-
vergiert auch 
n0 an , q.e.d.
1/2
b) Nach Definition von n gilt für n  1
     
1/2 1/2 1/2 − (n − 1) 1/2  3/2 
= =− 1− ,
n n−1 n n−1 n
1/2
also mit an := n
|an | 3/2
= 1− .
|an−1 | n
Daraus folgtmitBedingung i) des Raabeschen Konvergenz-Kriteriums, das die
Reihe  1/2
n=0 n absolut konvergiert, q.e.d.

Aufgabe 7 O. Die Behauptung der Aufgabe ist insofern überraschend, als die
harmonische Reihe divergiert und man meinen könnte, dass durch die Bedin-
gung, dass die Ziffer 1 nicht vorkommen darf, nur wenige Zahlen ausgeschlos-
sen werden. Dies ist jedoch nicht der Fall.
§ 8 Die Exponentialreihe 107

Für k  1 sei M1 (k) die Menge aller k-stelligen natürlichen Zahlen, die keine
S
Ziffer 1 enthalten. Es gilt M1 = k1 M1 (k).
Die Menge M1 (k) besteht aus 8 · 9k−1 Elementen, da es für die erste Stel-
le 8 Möglichkeiten (2,3,. . . ,9) und für die restlichen Stellen 9 Möglichkeiten
(0,2,. . . ,9) gibt. Die kleinste Zahl aus M1 (k) ist 2 · 10k−1. Daraus folgt

1 1  9 k−1
 n
 8 · 9k−1 ·
2 · 10k−1
= 4 ·
10
,
n∈M1 (k)

und weiter
 
1 1  
9 k−1 4
 n
=  n
4
10
=
1 − 9/10
= 40 < ,
n∈M1 k=1 n∈M (k) 1 k=1

was zu beweisen war.

§8 Die Exponentialreihe

Aufgabe 8 A.

a) Die reelle Zahl x  1 sei fest vorgegeben. Dann gibt es eine natürliche
Zahl k  1, so dass
k  x < k + 1.
Da
 
x x(x − 1) · . . . · (x − n + 1)
=
n n(n − 1) · . . . · 1
x(x − 1) · . . . · (x − k) n−k−1 x − k − m
= 
n(n − 1) · . . . · (n − k) m=1 m

und  
 x − k − m  m − (x − k)
 =  1,
 m  m
folgt  
 x  |x(x − 1) · . . . · (x − k)|
 
 n   n(n − 1) · . . . · (n − k) für n  k + 1.
108 Lösungen

Es gibt deshalb eine Konstante c ∈ R+ , so dass


 
 x  c
 
 n   nk+1 für alle n  k + 1.

Daraus folgt die absolute Konvergenz der Reihe


  
x
s(x) = 
n=0 n

(vgl. An. 1, §7, Beispiel (7.2)).


x  y
b) Da die Reihen  
n=0 n und n=0 n absolut konvergieren, kann man
auf sie den Satz über das Cauchy–Produkt anwenden. Es ergibt sich

s(x)s(y) =  cn ,
n=0

wobei
n   
x y
cn =  n−k k
.
k=0
Nach Aufgabe 1 C gilt  
x+y
cn = ,
n
also s(x)s(y) = s(x + y).
N 
c) Für eine natürliche Zahl N ist n = 0 für n > N, also
N   N  
N N N−n n
s(N) =  n
= 1 1 = (1 + 1)N = 2N .
n=0 n=0 n

Aus der Funktionalgleichung für die Funktion s folgt nun für jede natürli-
che Zahl n  1
 
1 2
s n+ = s(2n + 1) = 22n+1 .
2
  √
Daraus folgt s n + 12 = ±2n 2. Um zu zeigen, dass nur das Pluszeichen
in Frage kommt, beweisen wir, dass

s(x) > 0 für alle x  1.


§ 8 Die Exponentialreihe 109

Sei x  1 fest und k ∈ N so, dass k  x < k + 1. Da


     
x x x x−n
= 1 und =
0 n+1 n n+1
folgt  
x
> 0 für alle n  k,
n
   
x x
 0, 0
k + 2m + 1 k + 2m + 2
und nach Aufgabe 1 B ist
     
x x x+1
+ = 0
k + 2m + 1 k + 2m + 2 k + 2m + 2
für alle m ∈ N. Daraus ergibt sich
k   
   
x x x
s(x) =  + + > 0.
n=0 n m=0 k + 2m + 1 k + 2m + 2

Wir haben also bewiesen


 
1 √
s n+ = 2n 2.
2

Insbesondere hat man für 2 die Reihenentwicklung
 
√ 1  3
2=  2 .
2 n=0 n

Bemerkung: Es wird in An. 1, §22, bewiesen, dass die Reihe


  
x
s(x) = 
n=0 n

sogar für alle x  0 absolut konvergiert und für x > −1 noch im gewöhn-
lichen Sinn konvergiert. Für alle x > −1 gilt

s(x) = 2x .

Die allgemeine Potenz ax für nichtganzes x wird in An. 1, §12, ein-


geführt.
110 Lösungen

(−1)n
Aufgabe 8 B. Die Reihe  √ konvergiert nach dem Leibnizschen Kon-
 n=0  n+1
1
vergenzkriterium, da √n+1 eine monoton fallende Nullfolge ist. Das
n∈N
Cauchy–Produkt 
n=0 cn hat die Terme

n n
(−1)n−k (−1)k 1
cn =  √n − k + 1 · √k + 1 = (−1)n  (n − k + 1)(k + 1) .
k=0 k=0

Für k = 0, . . . , n gilt

(n − k + 1)(k + 1) < (n + 1)2 ,

also
1 1
 > .
(n − k + 1)(k + 1) n+1
Daraus folgt
1
|cn | > (n + 1) = 1.
n+1
Daher konvergiert die Reihe 
n=0 cn nicht.

Aufgabe 8 E. Es ist
M = {2k 5 : k,  ∈ N}
Wir setzen
MN := {n ∈ M : n  N}
und
M (s) := {2k 5 : 0  k,   s}
Nach Definition ist
1 1
 n
= lim  .
n∈M N→ n∈MN n

Zu jedem N ∈ N existiert ein s ∈ N, so dass

MN ⊂ M (s) .

Umgekehrt existiert zu jedem s ∈ N ein N  ∈ N, so dass

M (s) ⊂ MN  .
§ 9 Punktmengen 111

Da alle Reihenglieder positiv sind, folgt daraus


1 1
lim 
N→ n∈M n
= lim  .
(s) n
s→
N n∈M

Nun ist  s 1  s 1
s
1 1
 =  k =  k ·  
n∈M (s) n k,=0 2 5 k=0 2 =0 5

und deshalb
1   1   1 1 1 5 5
s→
lim
n=  k ·   =
2 5 1 − 1
·
1 − 1
= 2· = .
4 2
n∈M (s) k=0 =0 2 5

§9 Punktmengen

Aufgabe 9 A.
a) Es sei  n die Menge aller endlichen Teilmengen A ⊂ N mit

xn für alle x ∈ A.

Offenbar ist  n endlich und für die Menge Pfin (N) aller endlichen Teilmengen
von N gilt

[
Pfin (N) =  n.
n=0
Als abzählbare Vereinigung abzählbarer Mengen ist Pfin (N) abzählbar, q.e.d.
b) Wäre die Menge aller Teilmengen von N abzählbar, so gäbe es eine Folge
(An )n∈N von Teilmengen An ⊂ N, so dass jede Teilmenge von N gleich einer
der Mengen An ist. Wir werden aber jetzt eine Teilmenge B ⊂ N angeben, für
die das nicht zutrifft. B sei definiert durch die Bedingung

n∈B ⇐⇒ n ∈ An .

Angenommen, es gibt ein k ∈ N, so dass B = Ak . Wir betrachten nun das spe-


zielle Element k ∈ N. Falls k ∈ Ak , gilt nach Definition k ∈ B, was nicht sein
kann, da B = Ak . Falls aber k ∈ Ak , ist k ∈ B, was ebenso unmöglich ist. Daher
ist die Annahme falsch; die Menge B kann nicht in der Folge (An ) vorkommen.
Damit ist bewiesen, dass die Menge aller Teilmengen von N überabzählbar ist.
112 Lösungen

Wir geben noch einen zweiten Beweis, der die Behauptung auf die Überabzähl-
barkeit des Intervalls [0, 1] ⊂ R zurückführt.
Wir ordnen jeder Teilmenge T ⊂ N eine Folge (bn )n∈N mit bn ∈ {0, 1} nach
folgender Vorschrift zu:

1, falls n ∈ T ,
bn :=
0, falls n ∈ T .

Der Folge (bn ) wird nun die Zahl



x(T ) :=  bn2−n−1 ∈ [0, 1]
n=0

zugeordnet. Da jede Zahl x ∈ [0, 1] eine 2-adische Entwicklung x = 


n=0 bn 2
−n−1

besitzt, ist die Abbildung

P(N) → [0, 1], T → x(T ),

 = 0 und x(N) = 1.) Wäre P(N) abzählbar, so auch [0, 1],


surjektiv. (Es gilt x()
Widerspuch! Also ist P(N) überabzählbar.

Aufgabe 9 B. Wir beweisen nur die Formel lim sup an = sup H, da die Formel
für lim inf ganz analog bewiesen werden kann. Nach Definition ist

A := lim sup an = lim An ,


n→ n→

wobei
An := sup{ak : k  n}.
Da die Folge (an )n∈N beschränkt ist, gilt An ∈ R für alle n ∈ N und A ∈ R. Wir
beweisen nun

(1) A ∈ H,
(2) a  A für alle a ∈ H.

Beweis von (1). Da H die Menge aller Grenzwerte von konvergenten Teilfolgen
der Folge (an )n∈N ist, genügt es zu zeigen, dass zu jedem N ∈ N und  > 0 ein
n  N existiert, so dass
|an − A| < .
§ 9 Punktmengen 113

Da lim An = A, finden wir zunächst ein m  N, so dass


n→

|Am − A| < .
2
Nach Definition von Am gibt es ein n  m, so dass

|an − Am | < .
2
Daraus folgt n  N und |an − A| < . 
Beweis von (2). Sei a ∈ H, dann ist a Limes einer gewissen Teilfolge (ank )k∈N
von (an )n∈N . Nach Definition gilt Ank  ank . Daraus folgt
A = lim An = lim Ank  lim ank = a.
n→ k→ k→
Damit ist (2) bewiesen. 
Aus (1) und (2) folgt unmittelbar
A = sup H.

Aufgabe 9 C.
I) Falls (an )n∈N gegen a konvergiert, so ist die Folge beschränkt und für die
Menge H ihrer Häufungspunkte gilt H = {a}. Daher gilt nach Aufgabe
9A
lim sup an = sup H = a = inf H = lim inf an .
II) Sei nun umgekehrt vorausgesetzt, dass
lim sup an = lim inf an = a ∈ R.
Setzen wir
An := sup{ak : k  n}, n := inf{an : k  n}
so gilt also
lim An = lim n = a.
n→ n→
Zu vorgegebenen  > 0 existiert daher ein N ∈ N, so dass
|AN − a| <  und |N − a| < .
Nach Definition von AN und N gilt
N  a n  AN für alle n  N.
Daraus folgt |an − a| <  für alle n  N.
114 Lösungen

Aufgabe 9 E. Sei K ∈ R∗+ vorgegeben. Für jede natürliche Zahl n  1 sei




K
Mn := a ∈ M : a  .
n
Es gilt
[
M= Mn .
n1

Wäre jede Menge Mn endlich, so wäre M abzählbar, was der Voraussetzung wi-
derspricht. Es gibt also ein n  1, so dass Mn unendlich viele Elemente enthält.
Wählen wir nun paarweise verschiedene a1 , . . . , an ∈ Mn , so folgt

a1 + . . . + an  K.

Aufgabe 9 F.

a) Sei  = lim sup n
|an| < 1. Wir wählen ein r mit  < r < 1. Aus der Charak-
n→
terisierung des Limes superior (An. 1, §9, Satz 4) folgt, dass
n
|an | < r für alle n  n0

(n0 ∈ N geeignet). Also ist

|an | < rn für n  n0 .

Da die geometrische Reihe  n


n=n0 r konvergiert, folgt aus dem Majoranten-
Kriterium, dass die Reihe  a
n=0 n absolut konvergiert.

b) Falls  = lim sup n |an | > 1, gibt es nach der Charakterisierung des Limes
n→
superior unendlich viele Indizes nk ∈ N, so dass

nk
|ank | > 1 für alle k,

also auch |ank | > 1. Deshalb konvergiert die Folge (an )n∈N nicht gegen 0, also
divergiert die Reihe n=0 an .

c) Die Reihe  
n=1 (1/n) divergiert, die Reihe n=1 (1/n ) konvergiert. In bei-
2

den Fällen ist 


 = lim sup n |an | = 1,
n→
§ 9 Punktmengen 115


da lim n
n = 1, vgl. Aufgabe 6 G.
n→

Aufgabe 9 H. Wir behandeln hier nur Teil i) und ii).


i) Eine bijektive Abbildung N  {0} −→ N wird gegeben durch n → n − 1.
Deshalb ist folgende Abbildung 1 : R∗ → R bijektiv:

x, falls x ∈ R  N,
1 (x) :=
x − 1, falls x ∈ N  {0}.

ii) Sei 12 Z = Z ∪ ( 12 + Z) ⊂ R die Menge aller ganzen und halbganzen Zahlen.


Die folgende Abbildung ist bijektiv:
1
2 + Z −→ 12 Z, 1
2 + n → 12 · n.

Deshalb ist auch die wie folgt definierte Abbildung 2 : R  Z → R bijektiv:


x, falls x ∈ R  12 Z,
2 (x) := 1
2 · n, falls x = 2 + n ∈ 2 + Z.
1 1

Aufgabe 9 I.
a) Seien zwei nicht-leere Teilmengen A, B ⊂ R mit A ∪ B = R und x < y für alle
x ∈ A, y ∈ B gegeben.
Dann ist die Menge A nach oben beschränkt, denn jedes Element von B ist eine
obere Schranke von A. Nach An. 1, §9, Satz 3, existiert das Supremum von A,

s := sup(A).

Dann gilt einerseits x  s für alle x ∈ A, und andrerseits s  y für alle y ∈ B, da


s die kleinste obere Schranke von A ist. Die Eindeutigkeit von s ist klar. Damit
ist die Gültigkeit des Dedekindschen Schnittaxioms in R bewiesen.

b) 1. Wir zeigen zunächst:


In einem angeordneten Körper ist jede Cauchy-Folge (an )n∈N beschränkt.
Nach Definition gibt es zu  = 1 ein N ∈ N, so dass |an − am |  1 für alle
n, m  N. Daraus folgt

|an|  |aN | + 1 für alle n  N,


116 Lösungen

also gilt mit K := max{|a0 |, |a1|, . . ., |aN−1 |, |aN | + 1}, dass

|an |  K für alle n  0, q.e.d.

2. Jetzt können wir zeigen, dass jeder angeordnete Körper K, in dem das De-
dekindsche Schnittaxiom gilt, vollständig ist, d.h. jede Cauchyfolge (an )n∈N
konvergiert. Dazu definieren wir Teilmengen A, B ⊂ K wie folgt:

i) A besteht aus allen Elementen x ∈ K, so dass x  an für unendlich viele


n ∈ N.

ii) B besteht aus allen Elementen y ∈ K, so dass y > an für fast alle n ∈ N,
d.h. alle n  n0 für geeignetes n0 ∈ N.

Da die Cauchyfolge beschränkt ist, sind beide Mengen nicht leer. Nach Defi-
nition ist B das Komplement von A und es gilt x < y für alle x ∈ A und y ∈ B.
Wir können deshalb das Dedekindsche Schnittaxiom anwenden und erhalten
ein s ∈ K, so dass

xsy für alle x ∈ A und y ∈ B.

Behauptung: Die Folge (an ) konvergiert gegen s.


Beweis hierfür. Sei  > 0 vorgegeben. Da s +  ∈ B, gibt es ein n0 ∈ N, so dass

an < s +  für alle n  n0 .

Andrerseits gilt s − /2 ∈ A, also gilt

s − /2  am für unendlich viele m ∈ N.

Da (an ) eine Cauchyfolge ist, gibt es ein n1 ∈ N, so dass |an − am | < /2 für
alle n, m  n1 . Für wenigstens ein m  n1 gilt s − /2  am . Es folgt

an > s −  für alle n  n1 ,

also
|an − s| <  für alle n  max(n0 , n1 ).
Damit ist die Behauptung bewiesen. Dies zeigt, dass das Dedekindsche Schnitt-
axiom das Vollständigkeits-Axiom impliziert.
§ 10 Funktionen, Stetigkeit 117

3. Nun zeigen wir, dass das Dedekindsche Schnittaxiom in einem angeordne-


ten Körper K auch das Archimedische Axiom impliziert. Das Archimedische
Axiom lautet:
Zu je zwei positiven Elementen r, R ∈ K existiert ein n ∈ N mit nr > R.
Angenommen, dies sei nicht der Fall. Dann gilt nr  R für alle n ∈ N. Wir
konstruieren nun zwei Teilmengen A, B ⊂ K auf folgende Weise:

i) A besteht aus allen Elementen x ∈ K, so dass x < nr für mindestens ein


n ∈ N.

ii) B besteht aus allen Elementen y ∈ K, so dass nr  y für alle n ∈ N.

Beide Mengen sind nicht leer (da z.B. 0 ∈ A und R ∈ B). Nach Definition ist B
das Komplement von A und es gilt x < y für alle x ∈ A und y ∈ B. Wir können
deshalb das Dedekindsche Schnittaxiom anwenden und erhalten ein s ∈ K, so
dass
x  s  y für alle x ∈ A und y ∈ B.
Nun gilt s − r/2 ∈ A und s + r/2 ∈ B. Es gibt also ein n ∈ N, so dass

s − r/2 < nr

und für alle m ∈ N ist mr  s + r/2, insbesondere

(n + 1)r  s + r/2 =⇒ nr  s − r/2.

Dies steht aber im Widerspruch zur obigen Ungleichung s − r/2 < nr. Deshalb
ist die Annahme falsch und das Archimedische Axiom unter Annahme des
Dedekindschen Schnittaxioms bewiesen.

§ 10 Funktionen, Stetigkeit

Aufgabe 10 A. Sei N ∈ N. Nach An. 1, §10, Satz 1 und Beispiel (10.18) sind
die Funktionen x → nx und x → 1 + |nx| auf R stetig, also auch die Funktion
nx
x −→ gn (x) = ,
1 + |nx|
118 Lösungen

da der Nenner nirgends verschwindet. Für n  1 erhält man


x
gn (x) = .
1
n + |x|

Also gilt für x = 0


x 1, falls x > 0,
lim gn (x) = =
n→ |x| −1, falls x < 0.

Für alle n ∈ N ist gn (0) = 0, also

lim gn (0) = 0.
n→

Es ist g(x) := lim gn (x) also für alle x ∈ R definiert. In jedem Punkt a = 0 ist
n→
g stetig, da
lim g(x) = g(a).
x→a
Im Nullpunkt ist g aber nicht stetig, da
 
1
lim g = 1 = g(0) = 0.
n→ n
Wir haben also hier eine Folge stetiger Funktionen, die gegen eine unstetige
Funktion konvergiert, vgl. Bild 10.1.
Bemerkung: In An. 1, §21, wird das Problem behandelt, wann der Limes einer
Folge stetiger Funktionen wieder stetig ist.

Aufgabe 10 B. Für zwei reelle Zahlen a, b gilt


1
max(a, b) = (a + b + |a − b|),
2
1
min(a, b) = (a + b − |a − b|)
2
wie man durch Fallunterscheidung a  b bzw. a < b zeigt (vgl. Aufgabe 3 H).
Deshalb gilt
1
 = ( f + g + | f − g|),
2
1
 = ( f + g − | f − g|).
2
§ 10 Funktionen, Stetigkeit 119

6
g40 g10 g5
1   

A A
A A g1
g3 g2

−1 -
0 1

−1
Bild 10.1

Sind f , g stetig auf D, so sind auch die Funktionen f +g und f −g stetig. Daher
ist auch die Funktion | f − g| stetig (An. 1, Beispiel (10.18)). Daraus folgt die
Stetigkeit von  und .

Aufgabe 10 E. Sei x ∈ Q und √ (xn )n∈N eine Folge rationaler Zahlen, die gegen
x konvergiert. Für  :=
√|x − 2| >√0 gibt es ein N ∈ N, so dass |xn − x| <  für
alle n  N. Falls x > 2, ist xn > 2 für alle n  N, also
lim f (xn ) = 1 = f (x).
n→
√ √
Analog erhält man: Falls x < 2, ist xn < 2 für alle n  N, also
lim f (xn ) = 0 = f (x).
n→
Bemerkung: Natürlich kann man die√ Funktion f in keiner Weise so auf ganz R
fortsetzen, dass sie auch im Punkt 2 ∈ R stetig wird.

Aufgabe 10 F. Sei eine irrationale Zahl a ∈ ]0, 1] und ein  > 0 vorgegeben. Es
ist zu zeigen, dass ein  > 0 existiert, so dass
| f (x) − f (a)| = f (x) < 
für alle x ∈ ]0, 1] mit |x − a| < . Sei s  1 eine natürliche Zahl mit 1
s < . Sei
Ms die folgende (endliche) Menge aller rationalen Zahlen
m 
Ms = : m, n ∈ N mit 1  m  n  s .
n
120 Lösungen

Da a irrational ist, ist

 := min{|y − a| : y ∈ Ms } > 0.

Für jedes x ∈ ]0, 1] mit |x − a| <  gilt jetzt f (x) = 0, falls x irrational ist, oder
f (x) = 1q mit q > s, falls x rational ist. Daher ist

| f (x) − f (a)| < .

§ 11 Sätze über stetige Funktionen

Aufgabe 11 A. Sei f : [a, b] −→ R definiert durch

f (x) := F(x) − x.

Dann ist die Funktion f stetig. Nach Voraussetzung ist F(a)  a und F(b)  b,
also f (a)  0 und f (b)  0. Nach dem Zwischenwertsatz gibt es ein x0 ∈ [a, b]
mit f (x0 ) = 0, also F(x0 ) = x0 .

Aufgabe 11 B.

a) Wir behandeln zunächst die Funktion sqrt. Sei  > 0 vorgegeben. Da die
Funktion sqrt | [0, 1] nach An. 1, §11, Satz 4, gleichmäßig stetig ist, gibt
es ein 1 > 0, so dass
√ √
| x − y| <  für alle x, y ∈ [0, 1] mit |x − y| < 1 .

Setzte  := min(1 , ). Dann gilt


√ √
| x − y| <  für alle x, y ∈ R+ mit |x − y| < .

Falls nämlich x, y ∈ [0, 1], folgt dies aus der obigen Abschätzung; an-
dernfalls ist x  1 oder y  1, also
√ √ √ √ √ √
| x − y|  | x + y| · | x − y| = |x − y| <   .

b) Um zu beweisen, dass die Funktion

f : R+ −→ R, f (x) := x2 ,
§ 11 Sätze über stetige Funktionen 121

nicht gleichmäßig stetig ist, zeigen wir, dass es zu  = 1 kein  > 0 gibt,
so dass

(1) | f (x) − f (y)| < 1 für alle x, y ∈ R+ mit |x − y| < .

Sei z.B. x := 1 , y := x + 2 . Dann ist

2
| f (x) − f (y)| = y2 − x2 = 1 +  1,
4
aber |x − y| < . Also ist die Bedingung (1) für kein  > 0 erfüllbar.

Aufgabe 11 C.

b) Sei 0 <    , dann gilt

|x − x |   =⇒ |x − x |   .

Aus der Definition des Stetigkeitsmoduls folgt unmittelbar, dass

 f ()   f ( ).

c) Seien ,  ∈ R+ und x, x ∈ [a, b] mit

|x − x |   +  .

Dann gibt es einen Zwischenpunkt  ∈ [a, b] mit

|x − |   und | − x |   .

Daraus folgt

| f (x) − f (x )| = | f (x) − f () + f () − f (x )|


 | f (x) − f ()| + | f () − f (x)|
  f () +  f ( ).

Nach Übergang zum Supremum erhält man

 f ( +  )   f () +  f ( ).
122 Lösungen

a) Wegen der gleichmäßigen Stetigkeit von f (vgl. An. 1, §11, Satz 4) gibt
es zu vorgegebenen  > 0 ein  > 0, so dass

 f ( )   für alle  < .

Daraus folgt lim  f () = 0, d.h.  f ist im Nullpunkt stetig. Für beliebige
→0
0 ,  ∈ R+ gilt nach c)

| f () −  f (0 )|   f (| − 0 |),

also
lim  f () =  f (0 ),
→0

d.h.  f ist im Punkt 0 stetig.

Aufgabe 11 D.

a) Falls lim f (x) existiert, kann f zu einer stetigen Funktion auf dem abge-
x0
schlossenen Intervall [0, 1] fortgesetzt werden, die nach An. 1, §11, Satz
4, dort gleichmäßig stetig ist. Also ist erst recht f auf ]0, 1] gleichmäßig
stetig.

b) Sei jetzt umgekehrt vorausgesetzt, dass f : ]0, 1] → R gleichmäßig stetig


ist. Wir müssen zeigen, dass lim f (x) existiert.
x0

i) Wir zeigen zunächst, dass f beschränkt ist. Wegen der gleichmäßi-


gen Stetigkeit gibt es zu  = 1 ein  > 0, so dass

| f (x) − f (x )| < 1

für alle x, x ∈ ]0, 1] mit |x − x | < . Sei x0 := min(, 1). Dann gilt
für alle x mit 0 < x  x0

| f (x) − f (x0 )| < 1, also | f (x)| < 1 + | f (x0 )|,

d.h. f ist beschränkt auf ]0, x0 ] und auch auf dem kompakten Inter-
vall [x0 , 1], also auf ganz ]0, 1].
§ 11 Sätze über stetige Funktionen 123

ii) Sei xn ∈ ]0, 1], n ∈ N, irgend eine Folge mit lim xn = 0. Da die Fol-
ge ( f (xn ))n∈N beschränkt ist, gibt es nach dem Satz von Bolzano-
Weierstraß eine Teilfolge ( f (xnk )), die gegen eine reelle Zahl c kon-
vergiert. Zur Vereinfachung der Schreibweise bezeichnen wir die
Teilfolge wieder mit (xn ). Wir haben also

lim xn = 0 und lim f (xn ) = c.

Wir zeigen jetzt, dass für jede Folge n ∈ ]0, 1], n ∈ N, mit lim n = 0
ebenfalls gilt lim f (n ) = c.
Sei dazu  > 0 vorgegeben. Wegen lim f (xn ) = c gibt es ein N1 ∈ N
mit

| f (xn ) − c| < für alle n  N1 .
2
Da f gleichmäßig stetig ist, gibt es außerdem ein  > 0 mit

| f (x) − f (x )| <
2
für alle x, x ∈ ]0, 1] mit |x − x | < . Wegen lim xn = lim n = 0 gibt
es ein N2 ∈ N mit

xn <  und n <  für alle n  N2 .

Für n  N := max(N1 , N2 ) folgt dann wegen |n − xn | < 


 
| f (n ) − c|  | f (n ) − f (xn )| + | f (xn ) − c| < + = .
2 2
Damit ist gezeigt lim f (n ) = c, q.e.d.

Aufgabe 11 F.
a) Wir beweisen die Behauptung durch Induktion über r.
Induktionsanfang: r = 1.
In diesem Fall ist  : [a, b] → R affin-linear, die Behauptung also trivial.
Induktionsschritt: r → r + 1.
Sei  stückweise linear bzgl. der Unterteilung a = t0 < t1 < . . . < tr < tr+1 = b.
124 Lösungen

Nach Induktionsvoraussetzung gibt es eine Funktion 1 der Gestalt


r−1
1 (x) = 1 + 1 x +  c j |x − t j |,
j=1

so dass 1 (x) = (x) für alle x ∈ [a,tr ]. Die Differenz  :=  − 1 ist stetig und
es gilt
 | [a,tr ] = 0,
(x) =  (x − tr ) für alle x ∈ [tr , b],
mit einer gewissen Konstanten  ∈ R. Dann gilt

(x) − 2 |x − tr | = 2 (x − tr ) für alle x ∈ [a, b].


Daraus folgt r
(x) = 1 (x) + (x) =  + x +  ck |x − tk |
k=1
  
mit  := 1 − 2 tr ,  := 1 + 2 und cr := 2. Damit ist der Induktionsschritt
bewiesen.
b) Wegen der gleichmäßigen Stetigkeit von f gibt es zu  > 0 ein  > 0, so dass
| f (x) − f (x )|   für alle x, x ∈ [a, b] mit |x − x |  .
Sei a = t0 < t1 < . . . < tr−1 < tr = b eine Unterteilung des Intervalls [a, b], so
dass
|tk+1 − tk |   für k = 0, . . ., r.
Sei nun  ∈ PL[a, b] die stückweise lineare Funktion, deren Graph der Poly-
gonzug ist, der die Punkte (tk , f (tk )), 0  k  r, verbindet.
Behauptung. | f (x) − (x)|   für alle x ∈ [a, b].
Beweis hierfür. Zu jedem x ∈ [a, b] gibt es ein k mit x ∈ [tk ,tk+1 ]. Sei Mk :=
sup{ f (x) : x ∈ [tk ,tk+1 ]}. Dann gilt
f ([tk ,tk+1 ]) ⊂ [Mk − , Mk ]
und ebenfalls
([tk ,tk+1]) ⊂ [Mk − , Mk ]
Daraus folgt
| f (x) − (x)|   q.e.d.
§ 12 Logarithmus und allgemeine Potenz 125

§ 12 Logarithmus und allgemeine Potenz

Aufgabe 12 C.

a) Wir zeigen zunächst, dass die Funktion


1
sinh : R −→ R, sinh x = (ex − e−x ),
2
streng monoton wächst. Aus x < y folgt nämlich

ex < ey und − e−x < −e−y ,

also
1 x 1
(e − e−x ) < (ey − e−y ).
2 2
Daraus folgt (nach An. 1, §12, Satz 1), dass sinh für jedes R > 0 das
Intervall [−R, R] bijektiv auf das Intervall [− sinh R, sinh R] abbildet. Da

lim sinh x = ,
x→

bildet sinh ganz R bijektiv auf R ab. Zur Berechnung von y := Ar sinh x
gehen wir aus von der Definitionsgleichung

sinh y = x,

d.h.
ey − e−y = 2x.
Mit u := ey erhält man daraus u > 0 und
1
u− = 2x.
u
Auflösung dieser quadratischen Gleichung für u ergibt

u = x + x2 + 1

wegen der Nebenbedingung u > 0. Daraus folgt


  
y = log u = log x + x2 + 1 .
126 Lösungen

b) Die strenge Monotonie der Funktion


1
cosh : R −→ R, cosh x = (ex + e−x ),
2
auf dem Intervall [0, [ kann wie folgt gezeigt werden: Sei 0  x < y.
Dann gilt
1 y
cosh y − cosh x = (e − ex + e−y − e−x )
2
1
= (ey − ex )(1 − e−x−y ) > 0,
2
da e−x−y < e0 = 1. Die restlichen Behauptungen werden analog zu Teil
a) bewiesen.

Aufgabe 12 G.

a) Nach Definition ist xx = ex log x . Nach An. 1, §12, Beispiel (12.6), hat man

lim (x log x) = 0.
x0

Also gilt wegen der Stetigkeit der Exponentialfunktion

lim xx = lim ex log x = e0 = 1.


x0 x0

b) Für n  1 ist
√ 1
n
n = n1/n = .
(1/n)1/n
Aus Teil a) folgt
 1/n
1
lim = lim xx = 1.
n→ n x0

Daraus folgt die Behauptung.

Aufgabe 12 H. Mit Induktion zeigt man, dass


−n
xn = a2 für alle n ∈ N,
§ 12 Logarithmus und allgemeine Potenz 127

also −n
a2 − 1
yn = .
2−n
Mit hn := 2−n log a ergibt sich
ehn − 1
yn = log a.
hn
x
Da lim e −1
x = 1, vgl. An. 1, Beispiel (12.7), folgt
x→0

lim yn = log a.
n→

Aufgabe 12 I.

a) Zunächst beweist man durch Induktion, dass


N    
1 1 1
 1 − n2 = 2 1 + N
n=2

für alle N ∈ N mit N  2. Daraus folgt


N       
1 1 1 1
 log 1 − n2 = log 2 1 + N = log 1 + N − log 2.
n=2

Wegen der Stetigkeit des Logarithmus ist


 
1
lim log 1 + = log 1 = 0,
N→ N
 
also konvergiert 
n=2 log 1 − n2 gegen − log 2.
1

b) Da
1 1
1+ < ,
n2 1 − 12
n
für alle n ∈ N mit n  2 folgt
   
1 1
0 < log 1 + 2 < − log 1 − 2 .
n n
 
Daher ist die Reihe −  n=2 log 1 − n2 eine Majorante für die Reihe
1
 
 n=2 log 1 + n2 , die deshalb konvergiert.
1
128 Lösungen

Aufgabe 12 J. Wir verwenden das Reihenverdichtungskriterium aus Aufgabe


7 K. Mit
1 1
an := , bn := für alle n ∈ N mit n  2
n log n n(log n)2

wird
1 1
2k a2k = , 2k b2k = für alle k ∈ N mit k  1.
k log 2 k2 (log 2)2

Da  
k=1 k divergiert und k=1 k2 konvergiert, folgt die Behauptung.
1 1

Aufgabe 12 K.

a) Die stetigen Lösungen der Funktionalgleichung

f (x + y) = f (x) + f (y)

haben die Gestalt f (x) = ax mit a ∈ R.


Beweis: Zunächst ist klar, dass die Funktion x −→ ax der Funktionalglei-
chung genügt. Sei umgekehrt f : R −→ R eine stetige Funktion, die der
Funktionalgleichung genügt. Wir setzen

a := f (1).

Für eine natürliche Zahl n  1 folgt aus der Funktionalgleichung

f (nx) = n f (x),

insbesondere f (n) = na. Aus der Funktionalgleichung folgt außerdem

f (0) = 0

und
f (−x) = − f (x) für alle x ∈ R.
Daher gilt f (nx) = n f (x) für alle n ∈ Z. Sei qp ∈ Q, p, q ∈ Z, q = 0. Dann
ist    
p p
pa = f (p) = f q · = qf ,
q q
§ 12 Logarithmus und allgemeine Potenz 129

d.h.  
p p
f = a.
q q
Also gilt f (x) = f (1)x = ax für alle x ∈ Q. Aus der Stetigkeit von f folgt,
dass f (x) = ax für alle x ∈ R. Denn sei x ∈ R beliebig und (xn )n∈N eine
Folge rationaler Zahlen, die gegen x konvergiert, dann gilt
 
f (x) = f lim xn = lim f (xn ) = lim axn = a lim xn = ax.
n→ n→ n→ n→

b) Die stetigen Lösungen g : R∗+ −→ R der Funktionalgleichung

g(xy) = g(x) + g(y)

haben die Gestalt g(x) = a log x mit a ∈ R.


Beweis: Wir betrachten die zusammengesetzte Funktion
exp g
f := g ◦ exp, R −→ R∗+ −→ R.

Diese Funktion genügt dann der Funktionalgleichung

f (x + y) = f (x) + f (y)

aus Teil a). Es gibt also ein a ∈ R, so dass f (y) = ay für alle y ∈ R. Für
x > 0 ist deshalb
g(x) = f (log x) = a log x.

c) Die stetigen Lösungen h : R∗+ −→ R der Funktionalgleichung

h(xy) = h(x)h(y)

bestehen aus der Nullfunktion und den Funktionen der Gestalt

h(x) = xa mit a ∈ R.
√ √ √
Beweis: Wegen h(x) = h( x x) = h( x)2 gilt h(x)  0 für alle x ∈ R∗+ .

Falls ein x0 ∈ R+ existiert mit h(x0 ) = 0, so folgt
 
x
h(x) = h h(x0 ) = 0 für alle x ∈ R∗+ .
x0
130 Lösungen

Wir können also annehmen, dass h(x) > 0 für alle x > 0. Wir betrachten
nun die zusammengesetzte Funktion

h log
g := log ◦h, R∗+ −→ R∗+ −→ R.

Die Funktion g genügt dann der Funktionalgleichung g(xy) = g(x)+g(y)


aus Teil b). Es gibt deshalb ein a ∈ R mit g(x) = a log x für alle x > 0.
Daraus folgt
h(x) = eg(x) = ea log x = xa .
Bemerkung: Ähnlich wie wir hier die Lösung der Funktionalgleichungen
b) und c) auf die Funktionalgleichung a) zurückgeführt haben, kann man
die Funktionalgleichung a) auf die Funktionalgleichung

F(x + y) = F(x)F(y)

aus An. 1, §12, Satz 6, zurückführen und umgekehrt.

§ 13 Die Exponentialfunktion im Komplexen

Aufgabe 13 A.

a) Wir zeigen zunächst: Besitzt die Gleichung z2 = c eine Lösung z = , so


besitzt sie genau zwei Lösungen, nämlich z =  und z = −.
Beweis: Es ist 2 = c, also

z2 = c ⇐⇒ z2 = 2
⇐⇒ (z − )(z + ) = 0
⇐⇒ z =  oder z = −.

b) Da für jede komplexe Zahl c gilt

|Re(c)|  |c|,

sind  
|c| + Re(c) |c| − Re(c)
1 := , 2 := 
2 2
§ 13 Die Exponentialfunktion im Komplexen 131

wohldefinierte reelle Zahlen. Für

 := 1 + i2

folgt

2 = 21 − 22 + 2i1 2



|c| + Re(c) |c| − Re(c) |c|2 − Re(c)2
= − + 2i
2 2 4

|c| + Re(c) |c| − Re(c)
= − + i |c|2 − Re(c)2
2  2
= Re(c) + i Im(c)2
= Re(c) + iIm(c) = c.

Also ist  eine Lösung der Gleichung z2 = c.

Aufgabe 13 C. Der Betrag |1 − z| bedeutet den Abstand des Punktes z von 1,


der Betrag |1 + z| = | − 1 − z| bedeutet den Abstand des Punktes z von −1. Also
besteht die Menge M1 aus allen Punkten z der Gaußschen Zahlenebene, die von
−1 nicht weiter entfernt sind, als von +1, d.h. aus der linken Halbebene

H := {z ∈ C : Re(z)  0}.

Diese heuristische Überlegung kann (muss) man durch folgenden exakten Be-
weis rechtfertigen: Für ein z = x + iy, x, y ∈ R, gilt

z ∈ M1 ⇐⇒ |1 − z|2  |1 + z|2
⇐⇒ (1 − x)2 + y2  (1 + x)2 + y2
⇐⇒ (1 − x)2  (1 + x)2
⇐⇒ −2x  2x
⇐⇒ x0
⇐⇒ z ∈ H.

M2 ist die Menge aller Punkte, die von i und von −i den Abstand 2 haben.
Man erhält
M2 := {−1, 1},
132 Lösungen

denn für ein z = x + iy, x, y ∈ R, gilt

z ∈ M2 ⇐⇒ |z − i|2 = |z + i|2 = 2
⇐⇒ x2 + (y − 1)2 = x2 + (y + 1)2 = 2
⇐⇒ y = 0 und x2 + 1 = 2
⇐⇒ z = −1 oder z = 1.

Aufgabe 13 E. Wir beweisen zunächst folgenden


(n)
Hilfssatz: Ist n := max |ai j |, so gilt
i, j∈{1,...,k}

n  kn−1 n1 für alle n  1.

Beweis (durch Induktion nach n).


Induktionsanfang: n = 1. Trivial.
Induktionsschritt: n −→ n + 1.
Es gilt für alle i, j ∈ {1, . . ., k}

k
(n+1) (n) (1)
ai j =  ail al j ,
l=1

also
(IV)
(n+1)
|ai j |  kn 1  kkn−1 n1 1 = kn n+1
1 .

Somit ist der Hilfssatz bewiesen. 

a) Es ist zu zeigen, dass für jedes Paar (i, j) ∈ {1, . . ., k}2 die Reihe

1 (n)
i j +  ai j
n=1 n!

konvergiert, wobei

1, falls i = j,
i j =
0, falls i = j
§ 13 Die Exponentialfunktion im Komplexen 133

das Kronecker–Symbol ist. Nach dem eingangs bewiesenen Hilfssatz gilt


nun
 
  
1 (n)  1
  n! i j    n! n
 a
n=1 n=1

1
  n! kn−1 n1
n=1

1 (k1 )n
= 
k n=1 n!
1
= (exp(k1 ) − 1) ,
k
(n)
somit konvergiert die Reihe  1
n=1 n! ai j nach dem Majorantenkriterium
(absolut).
b) Um den Beweis wie für die Funktionalgleichung der gewöhnlichen Ex-
ponentialfunktion führen zu können (An. 1, §8, Satz 4), benötigen wir
den binomischen Lehrsatz für Matrizen: Sind A, B ∈ M(k × k, C) zwei
Matrizen mit AB = BA, so gilt für alle n ∈ N
n  
n n−m m
(A + B)n =  A B .
m=0 m
Dies beweist man durch Induktion wie in An. 1, §1, Satz 5, da man wegen
AB = BA mit den Matrizen A, B genauso rechnen kann, wie im Beweis
jenes Satzes mit den Zahlen x, y. (Für Matrizen A, B mit AB = BA gilt
der binomische Lehrsatz i.Allg. nicht.) Daraus folgt
N N  
1 1 n n
 n! (A + B) n
=  n!  m An−mBm
n=0 n=0 m=0
N n
1
=  (n − m)!m!
An−m Bm
n=0 m=0
An Bm
=  · .
n+mN n! m!

Man zeigt jetzt ähnlich wie in An. 1, §8, Satz 3, dass


 
N N
An Bm An Bm
lim  · = lim   .
N→ n+mN n! m!
n=0 n! m=0 m!
N→
134 Lösungen

Daraus folgt
exp(A + B) = exp(A) exp(B).

§ 14 Trigonometrische Funktionen

Aufgabe 14 A.

a) Es gilt für alle k ∈ {1, . . ., n}


 k 
(n) (n)  k−1 
|Ak − Ak−1 | = ei n x − ei n x 
 2k−1  x 
 x 
= ei 2n x ei 2n − e−i 2n 
 ix 
ix 
 e 2n − e− 2n  x 
  
= 2  = 2 sin  ,
 2i  2n

also   
n
 (n) (n)   x 
Ln =  Ak − Ak−1  = 2n sin  .
2n
k=1

b) Die zu beweisende Formel ist trivial für x = 0. Wir können also x = 0


voraussetzen. Es gilt

x sin x
2n sin = x · x 2n .
2n 2n

Da lim sinh h = 1 nach An. 1, §14, Corollar zu Satz 5, folgt


h→0
 x
lim 2n sin = x.
n→ 2n
Die Aufgabe läßt sich geometrisch wie folgt interpretieren:
(n) (n) (n)
Die Polygonzüge A0 A1 · · · An schmiegen sich für n −→  immer
mehr dem Kreisbogen t −→ eit , 0  t  x, (bzw. x  t  0, falls x < 0),
an; nach Teil b) konvergieren ihre Längen Ln gegen |x|. Man kann also x
als die orientierte Länge dieses Kreisbogens deuten.
§ 14 Trigonometrische Funktionen 135

Aufgabe 14 B.
 
a) Wir behandeln zunächst den Fall x = 4 . Da sin x = cos 2 − x , folgt
 
sin = cos .
4 4
Andererseits ist  
cos2 + sin2 = 1,
4 4
   
also cos2 4 = 12 . Da der Cosinus im Intervall 0, 2 positiv ist, folgt

 1 2 
cos = √ = = sin
4 2 2 4
und

tan = 1.
4

b) Für den Fall x = 3 setzen wir

z := ei 3 .
Da
0 = z3 + 1 = (z + 1)(z2 − z + 1)
folgt, da z = −1,
1
z2 − z + 1 = 0, also z + = 1.
z
Da aber
1   
z+ = ei 3 + e−i 3 = 2 cos ,
z 3
erhält man
 1
cos =
3 2
und weiter √
 3  √
sin = , tan = 3.
3 2 3
Nun ist

  1   3
sin = cos = , und cos = sin = ,
6 3 2 6 3 2
also √
 1 3
tan =√ = .
6 3 3
136 Lösungen


c) Zur Berechnung der trigonometrischen Funktionen an der Stelle x = 5
setzen wir

z := ei 5 .
Aus z5 = ei = −1 folgt

0 = z5 + 1 = (z + 1)(z4 − z3 + z2 − z + 1).

Wegen z = −1 ergibt sich

z4 − z3 + z2 − z + 1 = 0,

und
1 1
z2 − z + 1 − + 2 = 0.
z z
Substituieren wir hierin
1   
u := z + = ei 5 + e−i 5 = 2 cos > 0,
z 5
erhalten wir
u2 − u − 1 = 0.
Diese quadratische Gleichung hat die Lösungen

1 1 1 √
u = ± 1 + = (1 ± 5).
2 4 2
In unserem Fall kommt nur die positive Lösung in Frage, d.h.

 u 1+ 5
cos = = .
5 2 4
Daraus ergibt sich
 √
 
 5− 5
sin = 1 − cos2 = ,
5 5 8

 √
tan = 5 − 2 5.
5
Bemerkung: Dass die Winkelfunktionen von 5 sich allein mit Hilfe von
Quadratwurzeln ausdrücken lassen, hängt damit zusammen, dass sich
§ 14 Trigonometrische Funktionen 137

sin n
2/n
/n

0 1 Bild 14.1

das regelmäßige Zehneck mit Zirkel und Lineal konstruieren lässt. Die
Seitenlänge des dem Einheitskreis einbeschriebenen regelmäßigen n–
Ecks beträgt

sn = 2 sin ,
n

vgl. Bild 14.1, speziell ist s10 = 2 sin 10 . Zur Berechnung verwenden wir
die Formel    1 − cos 
sin2 = .
2 2
Es ergibt sich
 √ √

  6−2 5 5−1
s10 = 2 sin = 2 − 2 cos = = .
10 5 4 2

Diese Größe kann man wie folgt konstruieren, vgl. Bild 14.2. OAM ist
ein rechtwinkliges Dreieck mit den Seitenlängen

OA = 1 und OM = 12 .
Nach dem Satz des Pythagoras ist dann AM = 25 . Der Punkt P auf der
Strecke AM wird so konstruiert, dass MO = MP. Dann ist

5 1
AP = − = s10 .
2 2
Das allgemeine Problem, welche regelmäßige n–Ecke mit Zirkel und Li-
neal konstruiert werden können, ist von C.F. Gauß gelöst worden. (Ins-
138 Lösungen

1 P
2

Bild 14.2
O 1 A

besondere ist das regelmäßige Siebzehneck konstruierbar, nicht aber das


regelmäßige Siebeneck.) Vgl. dazu
G. Fischer: Lehrbuch der Algebra. Springer Spektrum, 3. Aufl. 2013,
Kap. III, §6: Geometrische Konstruktionen.

Aufgabe 14 C. Es gilt
1  ix 3
cos3 x = e + e−ix
8
1  3ix  3 
= e + e−3ix + eix + e−ix
8 8
1 3
= cos(3x) + cos x.
4 4
Bemerkungen:

a) Mit  = 3x wird aus der Formel


  3 
4 cos − 3 cos = cos .
3 3
Die Dreiteilung eines Winkels  ist also mit der Lösung der Gleichung
3. Grades
4t 3 − 3t = cos 
äquivalent. Durch Betrachtung dieser Gleichung kann man zeigen, dass
für einen allgemeinen Winkel  die Dreiteilung mit Zirkel und Lineal
unmöglich ist.
§ 14 Trigonometrische Funktionen 139

b) Die oben bewiesene Formel lässt sich auch dazu benutzen, um gewis-
se Gleichungen 3. Grades mit Hilfe von trigonometrischen Funktionen
zu lösen. Die allgemeine Gleichung 3. Grades kann man stets so trans-
formieren, dass der Koeffizient von x2 verschwindet. Wir schreiben die
Gleichung in der Gestalt
(1) x3 − 3ax = b
und machen folgende Annahmen:
(2) a, b ∈ R
(3) a > 0,
(4) b  4a3 .
2

Dies bedeutet, dass b zwischen dem Maximum und dem Minimum der
Funktion x −→ x3 − 3ax liegt, vgl. Bild 14.3.

y
y=x3 −3ax


a

− a x

Bild 14.3

Mit der Substitution x = ct wird aus der Gleichung (1)


4a 4b
4t 3 − 3 · t = 3.
c2 c

Setzt man c := 2 a, so erhält man
4t 3 − 3t = u
140 Lösungen

mit
4b b
u= = √ .
c3 2 a3
Nach Voraussetzung (4) ist |u|  1, es gibt also ein  ∈ [0, ] mit u =
cos . Die Gleichung 4t 3 − 3t = u hat dann die Lösungen
 + 2k
tk = cos , k = 0, 1, 2.
3
Man überlegt sich leicht, dass t0, t1 , t2 untereinander verschieden sind,
außer für u = ±1. Für u = ±1 gilt t0 = t1 = t2.

Aufgabe 14 D. Aus dem Additionstheorem für den Cosinus folgt

cos( + ) + cos( − ) = 2 cos  cos .

Setzt man darin  = nt,  = t, erhält man

cos(n + 1)t = 2 cos nt cost − cos(n − 1)t.

Mit x := cost wird daraus

Tn+1 (x) = 2xTn (x) − Tn−1 (x).

Da T0 (x) = 1 und T1 (x) = x, erhält man daraus durch Induktion, dass Tn ein
Polynom n–ten Grades mit ganzzahligen Koeffizienten ist.

Aufgabe 14 E. Für x ∈ R  {n/2 : n ∈ Z} ist sin x = 0, sin 2x = 0 und cos x =


0, also sind cot x, cot 2x und tan x definiert. Mit der Verdoppelungsformel aus
An. 1, §14, Satz 3 folgt

2 cos 2x cos2 x − sin2 x cos x sin x


2 cot 2x = = = −
sin 2x sin x cos x sin x cos x
= cot x − tan x, q.e.d.

Aufgabe 14 G. Aus der Voraussetzung über x folgt, dass u = tan 2x wohldefi-


niert ist. Mit
x
z := ei 2
wird
1 z − z−1
u= · ,
i z + z−1
§ 14 Trigonometrische Funktionen 141

und
(z + z−1 )2 − (z − z−1 )2 4
1 + u2 = = ,
(z + z−1 )2 (z + z−1 )2
also
2u 1
= (z − z−1 )(z + z−1)
1 + u2 2i
1
= (z2 − z−2 ) = sin x.
2i
Die Formel für cos x beweist man analog.
Bemerkung: Mit Hilfe der Formeln

1 − u2 2u
cos x = , sin x =
1 + u2 1 + u2
für u = tan 2x lassen sich alle rationalen Lösungen (, ) ∈ Q2 der Gleichung

(1) 2 + 2 = 1

bestimmen. Zu jeder Lösung (, ) ∈ R2 von (1) gibt es nämlich ein x ∈ R, so


dass
 = cos x,  = sin x.
Mit u = tan 2x wird dann

1 − u2 2u
(2) = , = ,
1 + u2 1 + u2
woraus folgt
1−
u= falls  = 0.

Daher gilt (, ) ∈ Q2 genau dann, wenn u ∈ Q. Daher gibt (2) eine Parame-
terdarstellung für die rationalen Lösungen von (1) (mit Ausnahme der Lösung
(−1, 0), für die tan 2x nicht definiert ist.)
Durch die Multiplikation mit einem gemeinsamen Nenner erhält man daraus
alle pythagoräischen Tripel“, d.h. Tripel ganzer Zahlen p, q, r, die der Glei-

chung
p2 + q 2 = r 2
genügen.
142 Lösungen

Aufgabe 14 H. Aus Aufgabe 14 G folgt


 
2 tan 2
tan  =  
1 − tan2 2
und daraus
 tan 
tan = √ für || < 2 .
2 1 + 1 + tan2 
Wir setzen u = arctan x, d.h. x = tan u. Aus der Rekursionsformel
x
xn+1 = n
1 + 1 + x2n
ergibt sich durch Induktion
u
xn = tan .
2n
Aus An. 1, Corollar zu §14, Satz 5, folgt
 
tan h sin h 1
lim = lim · = 1.
h→0 h h→0 h cos h
Daraus folgt für alle u ∈ R
tan(uh)
lim = u.
h→0 h
Also ist
tan(2−n u)
lim 2n xn = lim = u = arctan x.
n→ n→ 2−n

Aufgabe 14 J. Sei
   
10 0 −1
E := und I := .
01 1 0
Man beweist leicht durch Induktion

I 2k = (−1)k E, I 2k+1 = (−1)k I

für alle k ∈ N. Nun ist


   n  
0 −t t a11 (t) a12 (t)
exp = exp(tI) =  I n =
t 0 n=0 n!
a21 (t) a22 (t)
§ 15 Differentiation 143

mit

(−1)k 2k
a11 (t) = a22 (t) =  t = cost,
k=0 (2k)!

(−1)k
a21 (t) = −a12 (t) =  (2k + 1)! t 2k+1 = sint.
k=0

§ 15 Differentiation

Aufgabe 15 A. Wir behandeln als Beispiel nur die Funktion f1 . Die Lösung
wird besonders einfach, wenn man die logarithmische Ableitung“ benutzt: Ist

h : I −→ R∗+ eine differenzierbare Funktion auf dem Intervall I ⊂ R, so gilt
nach der Kettenregel
d h (x)
log h(x) = ,
dx h(x)
also
d
h (x) = h(x)
log h(x).
dx
Wir wenden dies zunächst auf die Funktion

g : R∗+ −→ R∗+ , g(x) := xx ,

an und erhalten
d
g (x) = g(x) (x log x) = g(x)(logx + 1).
dx

Daraus folgt weiter für f1 (x) = xg(x)

d
f1 (x) = f1 (x) (g(x) log x)
dx
 
g(x)
= f1 (x) g(x)(log x + 1) log x +
x
 
1
= f1 (x)g(x) (log x)2 + log x + ,
x

d.h.  
d (xx ) 1 x (xx )
x = (log x) + log x +
2
xx .
dx x
144 Lösungen

Analog erhält man für die anderen Funktionen


d x x
(x ) = x(2 log x + 1)(xx )x ,
dx
d (xa ) a
x = (a log x + 1)xa−1 x(x ) ,
dx  
d (ax ) 1 x (ax )
x = log a log x + ax ,
dx x
d (xx ) x
a = log a(log x + 1)xx a(x ) .
dx

Aufgabe 15 C. Differenzieren wir die Funktion


sin x 1
f (x) = √ = sin x · √
x x
mit der Produktregel, erhalten wir
cos x 1 sin x
f  (x) = √ − · √ ,
x 2 x3
sin x cos x 3 sin x
f  (x) = − √ − √ + · √ .
x x 3 4 x5
Damit ergibt sich
√  cos x 3 sin x
x f (x) = − sin x − + · 2 ,
x 4 x
√ 1  cos x 1 sin x
x f (x) = − · 2 ,
x x 2 x
√  1  1 sin x
x 1 − 2 f (x) = sin x − · 2 .
4x 4 x
Durch Addieren dieser Gleichungen erhält man
  
√ 1 1 
x f  (x) + f  (x) + 1 − 2 f (x) = 0, q.e.d.
x 4x

Bemerkung: Eine Funktion Z : R∗+ −→ C, die der Besselschen Differential-



gleichung“ der Ordnung p,
 
 1  p2
Z (x) + Z (x) + 1 − 2 Z(x) = 0
x x
§ 15 Differentiation 145

genügt, heißt Zylinderfunktion der Ordnung p. Die vorliegende Aufgabe zeigt


also, dass die Funktion

sin x
R∗+ −→ R, x −→ √
x

eine Zylinderfunktion der Ordnung p = 1


2 ist.

Aufgabe 15 D. Es ist klar, dass f auf R∗ beliebig oft differenzierbar ist und
dass für alle k ∈ {1, . . ., n} gilt

0, falls x < 0,
f (k) (x) =
ck xn+1−k , falls x > 0,

wobei
n+1
ck =  m.
m=n−k+2

Wir zeigen jetzt durch Induktion, dass die k–te Ableitung von f für alle k ∈
{1, . . . , n} auch im Nullpunkt existiert und dass gilt

f (k) (0) = 0 für alle k ∈ {0, . . . , n}.

Dann ist f (k) auf ganz R stetig.


Induktionsanfang: k = 0.
Trivial, denn f (0) (0) = f (0) = 0.
Induktionsschritt: k −→ k + 1, (k < n).
Wir haben zu zeigen, dass der Differenzenquotient

f (k) (x) − f (k) (0)


x−0
für x −→ 0 gegen Null konvergiert. Es ist
 
 f (k) (x) − f (k) (0)   c xn−k+1   
   k  = ck xn−k  .
  
 x−0  x

Da n − k  1, strebt dies für x −→ 0 gegen Null.


146 Lösungen

Aufgabe 15 E. Für x = 0 ist g Komposition und Produkt differenzierbarer


Funktionen und daher nach der Produkt– und Kettenregel selbst wieder diffe-
renzierbar. Für x = 0 gilt außerdem
 
1 1 1
g (x) = 2x cos − x2 sin − 2
x x x
1 1
= 2x cos + sin .
x x
Zum Nachweis der Differenzierbarkeit im Nullpunkt wird gezeigt, dass der
Limes der Differentialquotienten existiert. Sei h = 0. Dann ist

g(h) − g(0) h2 cos 1h 1


= = h cos .
h h h
 
Wegen cos 1h   1 gilt  
1
lim h cos = 0.
h→0
h=0
h

Also ist g auch im Nullpunkt differenzierbar, und es gilt g (0) = 0.


g ist ein Beispiel für eine differenzierbare Funktion, deren Ableitung nicht ste-
tig ist, denn der Grenzwert lim g (x) existiert nicht, da lim sin 1x nicht existiert.
x→0 x→0

Aufgabe 15 H. Es ergibt sich für alle x ∈ R


1
sinh x = cosh x, cosh x = sinh x, tanh x = .
cosh2 (x)
Bemerkung: Diese Formeln sind analog denen für die trigonometrischen Funk-
tionen, jedoch insofern einfacher als erstens kein Minuszeichen auftritt und
zweitens die Funktion cosh nirgends null wird.

Aufgabe 15 I. Es gilt

sinh x 1 − e−2x
tanh x = = .
cosh x 1 + e−2x

Für x < x ist e−2x > e−2x , also

1 − e−2x 1 − e−2x
tanh x = < = tanh x ,
1 + e−2x 1 + e−2x
§ 15 Differentiation 147

d.h. tanh ist streng monoton wachsend. Außerdem folgt

lim tanh x = 1.
x→

Aus der Darstellung


e2x − 1
tanh x =
e2x + 1

erkennt man , dass


lim tanh x = −1.
x→−

Daraus folgt, dass tanh ganz R auf das Intervall ]−1, 1[ bijektiv abbildet. Wegen
tanh (x) = 0 für alle x ∈ R ist nach An. 1, §15, Satz 3, die Umkehrfunktion
Ar tanh in jedem Punkt x ∈ ]−1, 1[ differenzierbar und es gilt mit y = Ar tanh x

1
Ar tanh (x) = = cosh2 (y)
tanh (y)
cosh2 (y) 1
= =
cosh (y) − sinh2 (y) 1 − tanh2 (y)
2

1
= .
1 − x2

dk
Aufgabe 15 J. Wir behandeln nur Teil a). Mit der Abkürzung Dk für dxk
lautet
die Behauptung
n  
n
Dn ( f g) =  (Dn−k f )(Dk g).
k=0 k

Diese Formel erinnert an den binomischen Lehrsatz und kann auch analog dazu
mittels vollständiger Induktion bewiesen werden.

Induktionsanfang: n = 0.

Trivial.
148 Lösungen

Induktionsschritt: n −→ n + 1.

Dn+1 ( f g) = D(Dn ( f g))


  
n
(IV) n n−k k
= D  D fD g
k=0 k
n  
n
=  (Dn+1−k f Dk g + Dn−k f Dk+1 g)
k=0 k
n
   
n n
= (D n+1
f )g +  + Dn+1−k f Dk g
k=1 k k−1
 
n
+ f Dn+1 g
n
  n  
n + 1 n+1 0 n + 1 n+1−k k
= D fD g+  D fD g
0 k=1 k
 
n + 1 0 n+1
+ D fD g
n+1
n+1  
n + 1 n+1−k k
=  D f D g.
k=0 k

Bemerkung: Man kann übrigens aus der Leibnizschen Formel und der Funk-
tionalgleichung der Exponentialfunktion den Binomischen Lehrsatz zurückge-
winnen. Wir gehen dazu aus von der Formel
 k
d
et = k et ,
dt
 d n
wobei  ∈ R eine beliebige Konstante ist. Anwendung von dt auf beide
Seiten der Gleichung
et(x+y) = etx ety
liefert  
n
n
(x + y)n et(x+y) =  k xn−k etx yk ety.
k=0

Setzt man hierin t = 0, erhält man den Binomischen Lehrsatz.


§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität 149

Aufgabe 15 K.

a) Sei  : R −→ R die Spiegelung am Nullpunkt, d.h.


(x) = −x für x ∈ R.
Es gilt (x) = −1
für alle x ∈ R. Eine Funktion f : R −→ R ist offenbar
genau dann gerade (bzw. ungerade), wenn
f = f ◦ (bzw. f = − f ◦ ).
Ist f differenzierbar, so folgt aus der Kettenregel
f gerade =⇒ f  = ( f ◦ ) = ( f  ◦ ) = − f  ◦ ,
f ungerade =⇒ f  = −( f ◦ ) = f  ◦ .
Daraus folgt die Behauptung.
b) Gilt a2k+1 = 0 (bzw. a2k = 0) für alle k, so folgt direkt f (x) = f (−x)
(bzw. f (x) = − f (x)) für alle x ∈ R. Die Umkehrung beweisen wir durch
Induktion nach dem Grad n.
Induktionsanfang: n = 0.
Trivial.
Induktionsschritt: (n − 1) −→ n.
f  (x) = a1 + 2a2 x + . . . + nan xn−1 für alle x ∈ R.
Ist f gerade (bzw. ungerade), so ist nach Teil a) die Funktion f  ungerade
(bzw. gerade), also nach Induktionsvoraussetzung
a2k+1 = 0 für alle k  0, (bzw. a2k = 0 für alle k  1).
Außerdem gilt, falls f ungerade ist, f (0) = − f (0) = 0, d.h. a0 = 0. Dar-
aus folgt die Behauptung.

§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität

Aufgabe 16 A. Da lim f (x) = 0, gibt es ein R > 1, so dass


x→

1
f (x) < f (1) = für alle x  R.
e
150 Lösungen

Falls daher f in einem Punkt x0 ∈ R+ sein (absolutes) Maximum annimmt, gilt


x0 ∈ [0, R]. Andererseits gibt es tatsächlich einen solchen Punkt x0 , da eine ste-
tige Funktion auf einem beschränkten abgeschlossenen Intervall ihr Maximum
annimmt (An. 1, §11, Satz 2). Es ist sogar x0 ∈ ]0, R[, daher hat f in x0 auch
ein relatives Extremum, also ist f  (x0 ) = 0. Nun ist

f  (x) = nxn−1 e−x − xn e−x = (n − x)xn−1 e−x ,

d.h. x = n ist die einzige Nullstelle von f  in R∗+ . Daher ist x0 = n, und diese
Stelle ist zugleich das einzige relative Maximum.

Aufgabe 16 D. Wir schicken der Behandlung von Teil a) einen kurzen Beweis
der Tatsache voraus, dass ein Polynom n–ten Grades

f (z) = cn zn + cn−1 zn−1 + . . . + c0 , (ck ∈ C, cn = 0),

höchstens n paarweise verschiedene Nullstellen z1 , . . . , zn ∈ C besitzen kann.


Beweis durch Induktion nach n.
Induktionsanfang: n = 0.
Trivial.
Induktionsschritt: (n − 1) −→ n.
Annahme: f hat n + 1 paarweise verschiedene Nullstellen z1 , . . . , zn+1 ∈ C. Wir
betrachten das Polynom
n
g(z) := f (z) − cn  (z − zk ).
k=1

Dieses Polynom hat einen Grad  (n − 1) und verschwindet an den Stellen


z1 , . . ., zn , muss also nach Induktionsvoraussetzung identisch null sein, d.h.
n
f (z) = cn  (z − zk ).
k=1

Daraus folgt aber f (zn+1 ) = 0, Widerspruch. 

1
a) Für den Beweis kann man natürlich auf den Faktor 2n n! verzichten. Wir
setzen
Fn (x) = Dn [(x2 − 1)n ],
§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität 151

 d n
wobei Dn = dx . Es ist klar, dass Fn ein Polynom n–ten Grades ist. Wir
halten n fest und beweisen die folgende Aussage (A.k) für k = 0, . . . , n
durch Induktion.


⎪ Es gilt


Fnk (x) := Dk (x2 − 1)n = gk (x)(x2 − 1)n−k ,
(A.k)

⎪ wobei gk ein Polynom k–ten Grades mit k verschiedenen


Nullstellen im Intervall ] − 1, 1[ ist.
Induktionsanfang: k = 0.
Trivial.
Induktionsschritt: k −→ k + 1.
Die Aussage sei für k < n schon bewiesen. Die Funktion Fnk hat genau
k + 2 Nullstellen

−1 = x0 < x1 < . . . < xk < xk+1 = 1.


 =F
Aus dem Satz von Rolle folgt dann, dass die Funktion Fnk n,k+1 min-
destens k + 1 Nullstellen yi mit

xi−1 < yi < xi , i = 1, . . . k + 1

hat. Andererseits ist



Fn,k+1 (x) = Fnk (x) = gk+1 (x)(x2 − 1)n−k−1

mit
gk+1 (x) = gk (x)(x2 − 1) + 2(n − k)xgk (x).
gk+1 ist also ein Polynom vom Grad k + 1 mit den Nullstellen y1 , . . .,
yk+1 . Nach der Vorbemerkung kann gk+1 keine weiteren Nullstellen ha-
ben.
Da Fnn = Fn , folgt aus (A.n) die Behauptung.

b) Nach der Leibnizformel (vgl. Aufgabe 15 J) gilt

Dn+1 [(x2 − 1)D(x2 − 1)n ]


= (x2 − 1)Dn+2 (x2 − 1)n + (n + 1)2xDn+1 (x2 − 1)n
n(n + 1) n 2
+ 2D (x − 1)n
2
= (x2 − 1)Fn + (n + 1)2xFn + n(n + 1)Fn.
152 Lösungen

Andererseits ist

Dn+1 [(x2 − 1)D(x2 − 1)n ]


= Dn+1 [(x2 − 1)2nx(x2 − 1)n−1 ]
= 2nDn+1 [x(x2 − 1)n ]
= 2nxDn+1 (x2 − 1)n + 2n(n + 1)Dn (x2 − 1)n
= 2nxFn + 2n(n + 1)Fn.

Zusammen erhält man

(x2 − 1)Fn + (n + 1)2xFn + n(n + 1)Fn = 2nxFn + 2n(n + 1)Fn ,

also
(1 − x2 )Fn − 2xFn + n(n + 1)Fn = 0.

Aufgabe 16 E. Sei a ∈ D ein beliebiger Punkt. Da das Intervall D offen ist,


gibt es ein r > 0, so dass
[a − r, a + r] ⊂ D.
Wir setzen
c := f (a), c1 := f (a − r), c2 := f (a + r).
Dann gilt für alle 0  t  1

(1) (1 + t)c − tc2  f (a − tr)  (1 − t)c + tc1,


(2) (1 + t)c − tc1  f (a + tr)  (1 − t)c + tc2,

vgl. Bild 16.1. Aus diesen Ungleichungen folgt die Stetigkeit von f im Punkt
a, da
lim f (x) = lim f (a + hr) = c = f (a).
x→a h→0

Beweis von (1) und (2): Die Ungleichung

f (a − tr)  (1 − t)c + tc1, (0  t  1),

folgt direkt aus der Definition der Konvexität im Intervall [a−r, a]. Zum Beweis
der anderen Ungleichung betrachten wir das Intervall

[a − tr, a + r], (t ∈ [0, 1] fest).


§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität 153

y= f (x)

-
a−r a−tr a a+tr a+r
Bild 16.1

Da
1 t
a= (a − tr) + (a + r),
1+t 1+t
folgt aus der Konvexität von f
1 t
f (a)  f (a − tr) + f (a + r),
1+t 1+t
also
(1 + t)c  f (a − tr) + tc2.
Die Behauptung (2) wird analog bewiesen. 

Aufgabe 16 G. Um die Schreibweise zu vereinfachen, können wir o.B.d.A.


annehmen, dass a = 0.
Wir behandeln zunächst den Spezialfall

f (0) = f  (0) = f  (0) = 0.

Die Funktion  : ]−, [ −→ R werde definiert durch


⎧ 
⎪ f (x)
⎨ , falls 0 < |x| < ,
(x) := x


0, falls x = 0.
154 Lösungen

Da f  (0) = 0, folgt
lim (x) = 0.
x→0
Sei
(h) := sup |(x)| für |h| < .
|x|h

Es gilt ebenfalls
lim (h) = 0.
h→0
Aus der Abschätzung

| f  (x)|  (h)h für |x|  h

ergibt sich nach An. 1, §16, Corollar 2 zu Satz 2,

| f (h)|  (h)h2 für alle |h| < .

Also ist  
 f (h) − 2 f (0) + f (−h) 
   2(h)
 h2 
woraus die Behauptung folgt.
Sei jetzt f : ]−, [ −→ R eine beliebige zweimal differenzierbare Funktion
mit
f (0) =: c0 , f  (0) =: c1 , f  (0) =: c2 .
Für die Funktion  c2 
g(x) := f (x) − c0 + c1 x + x2
2
gilt dann
g(0) = g (0) = g (0) = 0
und
f (h) − 2 f (0) + f (−h) g(h) − 2g(0) + g(−h)
= + c2 .
h2 h2
Daraus folgt
f (h) − 2 f (0) + f (−h)
lim = c2 = f  (0), q.e.d.
h→0 h2

Aufgabe 16 H. Wir betrachten die Funktion F : [a, b] −→ R,

F(x) := ( f (b) − f (a))g(x) − (g(b) − g(a)) f (x).


§ 16 Lokale Extrema. Mittelwertsatz. Konvexität 155

Es gilt
F(a) = f (b)g(a) − g(b) f (a) = F(b).
Nach dem Satz von Rolle existiert also ein  ∈ ]a, b[ mit F  () = 0. Daraus
folgt die Behauptung.
Bemerkung: Gilt g (x) = 0 für alle x ∈ ]a, b[, so folgt g(a) = g(b) und man kann
die Formel in der suggestiven Form
f (b) − f (a) f  ()
= 
g(b) − g(a) g ()
schreiben. Diese Formel lässt sich jedoch nicht direkt durch Quotientenbildung
aus dem Mittelwertsatz für die einzelnen Funktionen f und g beweisen. Dieser
liefert nämlich nur Stellen 1 , 2 ∈ ]a, b[ mit

f (b) − f (a) g(b) − g(a)


= f  (1 ), = g (2 ),
b−a b−a
und i.Allg. sind 1 und 2 verschieden.

Aufgabe 16 I.

I) Wir behandeln zunächst den Fall, dass in Bedingung c)

lim f (x) = lim g(x) = 0


xa xa

erfüllt ist. Dann lassen sich f und g stetig auf das Intervall [a, b[ fort-
setzen mit f (a) = g(a) = 0. Aus dem verallgemeinerten Mittelwertsatz
(vgl. Aufgabe 16 H) folgt
f (x) f (x) − f (a) f  ()
= = 
g(x) g(x) − g(a) g ()

mit einem  ∈]a, x[. (Es ist g(x) = 0 für x > a, da g () = 0 in ]a,b[.)
Daher ist
f (x) f  ()
lim = lim  = c.
xa g(x) a g ()

II) Jetzt sei in c) die Bedingung

lim |g(x)| = 
xa
156 Lösungen

erfüllt. Zu vorgegebenen  > 0 existiert ein  > 0, so dass a +  < b und


  
 f ()  
 
 g () − c 2 für alle  ∈ ]a, a + ].

Nach dem verallgemeinerten Mittelwertsatz folgt daraus


 
 f (x) − f (a + )  
 
 g(x) − g(a + ) − c  2 für alle x ∈ ]a, a + ].

Sei  := f (a + ),  := g(a + ). Wegen der obigen Abschätzung gibt es


eine Konstante M ∈ R+ , so dass
 
 f (x) −  
 
 g(x) −    M für alle x ∈ ]a, a + ].

Da lim |g(x)| = , folgt damit die Existenz eines 1 , 0 < 1  , mit


xa
 
 f (x) f (x) −   
  für alle x ∈ ]a, a + 1].
 g(x) g(x) −    2

Insgesamt erhält man


 
 f (x)   
 − c  + =  für alle x ∈ ]a, a + 1 ].
 g(x)  2 2

Aufgabe 16 J. Wir logarithmieren die Funktion Fa :

log Fa (x) = x log (2 − a1/x ).

Mit der Substitution t := 1/x erhalten wir die Funktion

log (2 − at ) f (t)
Ga (t) := log Fa (1/t) = = ,
t t
wobei f (t) := log (2 − at ). Das Verhalten von Ga (t) für t → 0 und t →  kann
mit den Hospital’schen Regeln bestimmt werden.
Die Ableitung des Zählers ist

d 1 dat −(log a) at
f  (t) = log (2 − at ) = − t
· =
dt 2 − a dt 2 − at
§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen 157

1) Für den Grenzübergang t → 0 gilt

lim f (t) = lim log (2 − at ) = log (2 − 1) = log 1 = 0


t→0 t→0

und
(log a) at (log a)a0
lim f  (t) = − lim = − = − log a,
t→0 t→0 2 − at 2 − a0
also folgt
f (t)
lim Ga (t) = lim = lim f  (t) = − log a.
t→0 t→0 t t→0

Dies bedeutet
lim log Fa (x) = lim Ga (1/x) = − log a,
x→ x→

woraus folgt
1
lim Fa (x) = e− log a = .
x→ a
2) Für den Grenzübergang t →  gilt mit b := 1/a > 1

−(log a) at log b
lim f  (t) = lim = lim t = 0,
t→ t→ 2 − at t→ 2b − 1

Deshalb folgt mit de l’Hospital

f (t)
lim Ga (t) = lim = lim f  (t) = 0.
t→ t→ t t→

Das bedeutet
lim log Fa (x) = lim Ga (1/x) = 0,
x0 x0

also
lim Fa (x) = e0 = 1.
x0

§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen


   
Aufgabe 17 A. Sei k > 0 fest, a := k − 12 , b := k + 12  und m := k der
Mittelpunkt des Intervalls ]a, b[.
158 Lösungen

y= tan x

y=x

x

0 2  3
2 2
5
2

Bild 17.1

a) Wir zeigen zunächst, dass die Gleichung tan x = x im Intervall ]a, b[ ge-
nau eine Lösung besitzt, was anschaulich aus Bild 17.1 klar ist.
Zum Beweis betrachten wir die Funktion

g : ]a, b[ −→ R, g(x) := tan x − x.

Für x ∈ ]a, m] gilt g(x) < 0. Außerdem ist

lim g(x) = .
xb

Daher hat g mindestens eine Nullstelle in ]m, b[. Da

g (x) > 0 für alle x ∈ ]m, b[,

hat g genau eine Nullstelle k in ]a, b[.


§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen 159

b) Für x ∈ ]a, b[ ist die Gleichung

tan x = x

gleichbedeutend mit

x = f (x) := k + arctan x.

Es gilt f ([a, b]) ⊂]a, b[ und


1 1 1
| f  (x)| =  =: q < , (da a > 1),
1+x2 1+a 2 2
für alle x ∈ [a, b]. Daher konvergiert nach An. 1, §17, Satz 1, die Folge
(xn )n∈N mit
 
1
x0 := k + , xn+1 := f (xn ) für n ∈ N
2

gegen die eindeutig bestimmte Lösung k ∈ ]a, b[ der Gleichung f (x) =


x, d.h. tan x = x. Man hat die Fehlerabschätzung
q
|k − xn |  |xn − xn−1 |  |xn − xn−1 |.
1−q
Die numerische Rechnung ergibt bei Berücksichtigung der ersten sieben
Dezimalen
k=1 k=2 k=3
x0 4.712 388 9 7.853 981 3 10.995 574 2
x1 4.503 284 3 7.727 339 0 10.904 878 1
x2 4.493 874 4 7.725 286 2 10.904 127 9
x3 4.493 431 4 7.725 252 4 10.904 121 7
x4 4.493 410 4 7.725 251 8 10.904 121 6
x5 4.493 409 5 7.725 251 8
x6 4.493 409 4
k 4.493 409 ± 10−6 7.725 252 ± 10−6 10.904 122 ± 10−6

Aufgabe 17 B. Die Ableitung des Polynoms f (x) = x5 − x − 15 ist

f  (x) = 5x4 − 1,
160 Lösungen

hat also genau zwei reelle Nullstellen ±a, mit



4 1
a := = 0.668 7 . . .
5
Es gilt
f  (x) > 0, falls x < −a,
f  (x) < 0, falls −a < x < a,
f  (x) > 0, falls x > a.
Einige spezielle Funktionswerte lauten (vgl. Bild 17.2).
x −1 −a 0 a 1.5
f (x) −0.2 0.334.. −0.2 −0.734.. 5.893..

y=x5 −x−0.2

−1 a 1
−a x

Bild 17.2

Aus den Funktionswerten und den Vorzeichen der Ableitung folgt nun, dass f
genau drei Nullstellen 1 < 2 < 3 hat, und zwar
!
3
1 ∈ ]−1, −a[ , 2 ∈ ]−a, 0[ , 3 ∈ a, .
2
Da f  (x)= 20x , ist f in den Intervallen [−1, 1 ] und [2 , 0] konkav und im
3

Intervall 3 , 32 konvex. Nach An. 1, §17, Satz 2, konvergiert also das Newton-
sche Verfahren
f (xn )
xn+1 = xn − 
f (xn )
§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen 161

mit dem Anfangswert x0 = ak gegen k , wobei a1 = −1, a2 = 0, a3 = 32 . Die


numerische Rechnung ergibt

x0 = a1 = −1 x0 = a2 = 0 x0 = a3 = 1.5
x1 −0.95 −0.2 1.257 583 5
x2 −0.942 260 1 −0.200 322 5 1.110 887 7
x3 −0.942 086 9 −0.200 322 5 1.053 300 6
x4 −0.942 086 8 1.044 925 6
x5 −0.942 086 8 1.044 761 7
x6 1.044 761 7

Also sind die Nullstellen


1 = −0.942 087 ± 10−6 ,
2 = −0.200 322 ± 10−6 ,
3 = 1.044 762 ± 10−6 .

Von der Richtigkeit der Fehlerschranken für die 6–stelligen Näherungswerte 


k
überzeugt man sich am einfachsten dadurch, dass die Funktion f an den Stellen

k − 10−6 und 
k + 10−6 verschiedenes Vorzeichen aufweist.

Aufgabe 17 D. Die Funktion f (x) := x2 + cos x ist eine gerade Funktion, es


genügt also, sie für x  0 zu betrachten. Eine triviale Nullstelle ist x = 1. Für
x > 1 gilt
f (x) > 1 + cos x  0,
die weiteren positiven Nullstellen liegen also im Intervall ]0, 1[. Für die Ablei-
tungen
f  (x) = 2x −  sin x,
f  (x) = 2 − 2 cos x
hat man
f  (x) < 0 für 0 < x < 12 ,
f  (x)  2 für 12  x  1.
 1  
Also ist f im Intervall 0, 2 streng monoton fallend und in 12 , 1 konvex. Da

f (0.5) = 0.25, f (0.7) = −0.097..,

hat f in den Intervallen [0, 0.5] und [0.7, 1[ keine Nullstellen. Um die Null-
stellen im Intervall [0.5, 0.7] zu bestimmen, verwenden wir den Fixpunktsatz
162 Lösungen

(An. 1, §17, Satz 1), angewendet auf die Funktion


 
1 1
F(x) := x − f (x), c := f  < 0.
c 2
 
Da f  in 12 , 1 streng monoton wächst, ist
1 1
F  (x) = 1 − f  (x) = 1 + f  (x)
c |c|
für x  1
2 streng monoton wachsend, insbesondere gilt für x ∈ [0.5, 0.7]
1
0 = F  (0.5)  F  (x)  F  (0.7) = 0.46..  q := .
2
Da
F(0.5) = 0.61..  0.5, F(0.7) = 0.65..  0.7
bildet F das Intervall [0.5, 0.7] in sich ab; das Iterationsverfahren
xn+1 := F(xn )
konvergiert also für einen beliebigen Anfangswert 0.5  x0  0.7 gegen die ein-
zige Nullstelle  der Funktion f im Intervall [0.5, 0.7]. Die numerische Rech-
nung ergibt für x0 = 0.6
x8 = 0.629 847 0..
x9 = 0.629 847 2..,
also gilt
 := 0.629 847 ± 10−6 ,
da
q
| − x9 |  |x9 − x8 |  |x9 − x8 |.
1−q
Die sämtlichen Lösungen der Gleichung x2 + cos x = 0 sind −1, −, , 1.

Aufgabe 17 F.

a) Wir zeigen zunächst, dass die Folge (xn )n∈N wohldefiniert ist, d.h. xn ∈
[a, b] für alle n ∈ N. Dies ist richtig für n = 0, da x0 = a. Sei schon
xn ∈ [a, b] bewiesen. Aus der Monotonie von f folgt
a < f (a)  f (xn )  f (b) < b,
d.h. xn+1 = f (xn ) ∈ [a, b].
§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen 163

b) Wir zeigen jetzt, dass die Folge (xn )n∈N monoton wächst, d.h. xn  f (xn ) =
xn+1 für alle n ∈ N. Der Induktionsanfang n = 0 ist trivial. Sei schon
xn  f (xn ) bewiesen. Dann folgt aus der Monotonie von f

xn+1 = f (xn )  f ( f (xn )) = f (xn+1 ) = xn+2 .

c) Aus der Monotonie und Beschränktheit der Folge (xn )n∈N ergibt sich die
Existenz von
x∗ = lim xn ∈ [a, b].
n→

Wegen der Stetigkeit von f erhält man aus xn+1 = f (xn ) die Gleichung

x∗ = f (x∗ ).

Der Beweis für die Folge (yn )n∈N ist analog.

Aufgabe 17 G.

a) Wir setzen F(x) := (1 + x)e−x . Für die Ableitung dieser Funktion be-
rechnet man
 
1−
F  (x) = e−x − (1 + x)e−x = e−x −x .

Es gilt also
1−
F  (x) > 0, falls x <  := ,

F  (x) < 0, falls x > .
Ist 0 <  < 1, so ist  > 0 und die Funktion F im Intervall [0, ] streng
monoton wachsend und im Intervall [, [ streng monoton fallend. Im
Intervall [0, ] sind die Funktionswerte  1. Ist   1, so ist   0, also
F auf der ganzen Halbachse [0, [ streng monoton fallend. In beiden
Fällen ergibt sich lim F(x) = 0 (siehe Bild 17.3). Daraus ergibt sich mit
x→
dem Zwischenwertsatz, dass für p ∈ ]0, 1[ die Gleichung

F(x) = p

im Intervall [0, [ genau eine Lösung x (p) hat.


164 Lösungen

y
y=(1+x)e−x , =0.4
1
p

1  x (p) x Bild 17.3

b) Aus der Monotonie von F folgt weiter: Ist u ∈ R+ beliebig und p < F(u),
so gilt x (p) > u. Das bedeutet

lim x (p) = .
p→0

Die Lösung x (p) genügt der Gleichung

(1 + x (p))e−x (p) = p,

woraus durch Logarithmieren folgt

log(1 + x (p)) − x (p) = log(p)

oder
1
(∗) x (p) = log(1 + x (p)) + log .
p
Da 1/p > 1, also log(1/p) > 0, erhält man daraus
x (p)
1 1
> 1 für alle p ∈ ]0, 1[.
 log p

Sei jetzt  > 0 vorgegeben. Dazu existiert ein 1 > 0, so dass



 1 + .
 − 1
Da die Funktion x → e1 x für x →  schneller wächst als jedes Polynom,
gibt es ein r ∈ R+ , so dass

1 + x  e1 x für alle x  r.


§ 17 Numerische Lösung von Gleichungen 165

Daher existiert ein p0 ∈ ]0, 1[, so dass

1 + x (p)  e1 x (p) für alle p ∈ ]0, p0 ],

also
log(1 + x (p))  1 x (p).
Setzt man dies in (∗) ein, erhält man
1
x (p)  1 x (p) + log
p
woraus fogt
1 1
x (p)  log
 − 1 p
Damit gilt
x (p) 
  1+ für alle p ∈ ]0, p0 ].
1 1
 log p
 − 1

Insgesamt haben wir bewiesen, dass


x (p)
lim = 1,
p0 1 log 1
 p

dass also x (p) für p  0 asymptotisch gleich 1 1


 log p ist. (Zur Definiton
von asymptotisch gleich“ siehe An. 1, §20.)

c) Die Lösung der Gleichung

(1 + x)e−x = p

ist gleichbedeutend mit der Lösung der Gleichung


1
x = log + log(1 + x) =: f (x).
p
Die Folge
x0 := 0, xn+1 := f (xn ),
konvergiert nach Aufgabe 17 F monoton wachsend gegen die Lösung
a := x1 (p). Es gilt
1
f  (x) = .
1+x
166 Lösungen

Für jedes m > 0 liegen alle xn , n  m, im Intervall [xm , a]. Außerdem gilt
in diesem Intervall
1
| f  (x)|  =: qm .
1 + xm
Daraus folgt nach An. 1, §17, Satz 1, die Fehlerabschätzung
qm 1
|a − xn+1 |  |xn+1 − xn | = |xn+1 − xn |
1 − qm xm
für alle n > m. Die numerische Rechnung ergibt:
Für p = 12 :
x15 = 1.678 345 5..,
x16 = 1.678 346 4..,
x17 = 1.678 346 7..,
1
also x1 2 = 1.678 347 ± 10−6 .
Für p = 10
1
:
x10 = 3.889 718 9..,
x11 = 3.889 719 9..,
x12 = 3.889 720 1..,
1
also x1 10 = 3.889 720 ± 10−6.
Für p = 100
1
:
x8 = 6.638 350 4..,
x9 = 6.638 351 8..,
x10 = 6.638 352 0..,
 
also x1 1
100 = 6.638 352 ± 10−6 .

Aufgabe 17 H. Mit Hilfe von An. 1, §17, Satz 1, kann man z.B. folgendes
hinreichendes Konvergenzkriterium für das Newtonverfahren herleiten:
Sei D ⊂ R ein abgeschlossenes Intervall und f : D −→ R eine zweimal diffe-
renzierbare Funktion mit f  (x) = 0 für alle x ∈ D. Es gebe ein q < 1 mit

| f (x) f  (x)|  q| f  (x)|2 für alle x ∈ D.

Falls für ein x0 ∈ D die durch


f (xn )
xn+1 := xn −
f  (xn )
§ 18 Das Riemannsche Integral 167

rekursiv definierte Folge (xn )n∈N wohldefiniert ist (d.h. stets xn+1 ∈ D gilt),
konvergiert sie gegen eine Lösung der Gleichung f (x) = 0.
f (x)
Beweis: Mit F(x) := x −  gilt
f (x)
f  (x)
F  (x) = f (x) .
f  (x)2
Die Voraussetzung impliziert also |F  (x)|  q in D. Daraus folgt nach An. 1,
§17, Satz 1, die Konvergenz der Folge (xn )n∈N . 

Aufgabe 17 I. Die vollständige Lösung dieser interessanten Aufgabe wollen


wir der Leserin überlassen; zur Kontrolle geben wir die Ergebnisse von b) und
c) an.

b) Für a = e1/e konvergiert die Folge (an )n∈N gegen e. (Die Konvergenz ist
jedoch recht langsam, z.B. ist a100 = 2.6666 . . . und a200 = 2.6918 . . . .)
Für a = 1.2 konvergiert die Folge gegen

a∗ = 1.257 734 54 ± 10−8 .

c) Für jeden Anfangswert e−e  a < 1 konvergiert die Folge (an )n∈N . Für
a = e−e ist der Grenzwert gleich 1e . Für 0 < a < e−e konvergiert die
Folge (an )n∈N nicht; jedoch konvergieren die beiden Teilfolgen (a2k )k∈N
und (a2k+1 )k∈N (gegen verschiedene Grenzwerte).

§ 18 Das Riemannsche Integral

Aufgabe 18 A. Sei n eine positive natürliche Zahl und seien


ia
xi := , i = 0, . . ., n.
n
Als Stützstellen für die Riemannsche Summe wählen wir i := xi für i = 1, . . ., n.
Mit diesen Teilpunkten (xi ) und Stützstellen (i ) erhält man für die Funktion
f
x −→ xk die Riemannsche Summe
 
a n ia k  a k+1 n k
Sn =  = i .
n i=1 n n i=1
168 Lösungen

Nach Aufgabe 1 O gibt es rationale Zahlen q1 , . . ., qk mit


n
1
 ik = k + 1 nk+1 + qk nk + . . . + q1 n.
i=1

Daraus folgt

 
1 qk q1 ak+1
lim Sn = lim ak+1 + +...+ k = .
n→ n→ k+1 n n k+1
Also erhält man das Resultat
Za
ak+1
xk dx = lim Sn = .
n→ k+1
0

Aufgabe 18 B. Mit den Teilpunkten xk = ak/n , k = 0, . . ., n, und den Stützstel-


f
len k = xk−1 , k = 1, . . . , n, erhält man für die Funktion x −→ 1
x die Riemann-
sche Summe
n
Sn =  f (k )(xk − xk−1 )
k=1
n  
=  a(−k+1)/n ak/n − a(k−1)/n
k=1
n    
=  a1/n − 1 = n a1/n − 1 .
k=1

Die Feinheit der Unterteilung

1 < a1/n < a2/n < . . . < a(n−1)/n < a

ist n := a − a(n−1)/n = a(1 − a−1/n ). Da lim n = 0, folgt


n→

Za
dx a1/n − 1 ah − a0 dax
= lim Sn = lim = lim = (0) = log a.
x n→ n→ 1/n h→0 h dx
1

Aufgabe 18 D. Sei  > 0 vorgegeben. Nach An. 1, §18, Satz 3, existieren


Treppenfunktionen ,  : [a, b] −→ R mit

 f 
§ 18 Das Riemannsche Integral 169

und
Zb
((x) − (x)) dx   := 2 .
a
O.B.d.A. können wir annehmen, dass   . Dann sind 1/ und 1/ Treppen-
funktionen auf [a, b] mit
1 1 1 1
  
 f  
und man hat
Zb   Zb
1 1 1
− dx = ((x) − (x)) dx
(x) (x) (x)(x)
a a
Zb
1 
 2 ((x) − (x)) dx  = .
 2
a

Daher ist 1/ f Riemann–integrierbar.


Bemerkung: Aufgabe 18 D ist ein Spezialfall von Aufgabe 18 E.

Aufgabe 18 G. Da f  0, genügt es offenbar zu zeigen, dass zu jedem  > 0


eine Treppenfunktion  : [0, 1] −→ R existiert mit

Z1
f   und (x) dx  .
0

Sei  > 0 beliebig. Nach Definition von f gibt es nur endlich viele Stellen

x1 , x2 , . . ., xm ∈ [0, 1]

mit

f (xi ) > für i = 1, . . ., m.
2
Die Funktion  : [0, 1] −→ R werde wie folgt definiert (vgl. Bild 18.1):
⎧ 

⎨ 1, falls min |x − xi |  ,
i∈{1,...,m} 4m
(x) :=
⎩  , sonst.

2
170 Lösungen

y6
1


2

x-
0 1 1 1 2 3 1 Bild 18.1
4 3 2 3 4

Man überlegt sich leicht, dass  eine Treppenfunkton ist. Es gilt

Z1
 
(x) dx  +m· = .
2 2m
0

§ 19 Integration und Differentiation

Aufgabe 19 A. Aus Symmetriegründen ist der Flächeninhalt F der Ellipse E


das Doppelte des Flächeninhalts von

E+ = {(x, y) ∈ E : y  0}
"  #
x2
= (x, y) ∈ R : −a  x  a, 0  y  b
2
1− 2 .
a

Also gilt
Za 
x2
F =2 b 1− dx.
a2
−a
x
Wir substituieren t = a und erhalten

Z1 
F = 2ab 1 − t 2 dt.
−1
§ 19 Integration und Differentiation 171

Da nach An. 1, §19, Beispiel (19.15),

Z1 

1 − t 2 dt = ,
2
−1

folgt F = ab. Insbesondere ist also r2  der Flächeninhalt des Kreises mit
Radius r.

Aufgabe 19 C. Zwar lassen sich die Integrale auch mittels partieller Integra-
tion auswerten, wir geben jedoch hier einen Lösungsweg unter Benutzung von
Symmetriebetrachtungen.
R 2
a) Für das Integral 0 x cos x dx machen wir die Substitution x = t +  und
erhalten
Z2 Z
x cos x dx = (t + )(− cost) dt
0 −
Z Z
=− t cost dt −  cost dt
− −

Da die Funktion t −→ t cost ungerade ist, verschwindet das erste Inte-
gral. Das zweite Integral verschwindet wegen der Periodizität von sint.
Also gilt
Z2
x cos x dx = 0.
0
R
b) Im Integral 0 x sin x dx substituieren wir x = t + 2 und erhalten

Z Z/2 

x sin x dx = t+ cost dt
2
0 −/2

Z/2 Z/2

= t cost dt + cost dt.
2
−/2 −/2
172 Lösungen

Wie in Teil a) verschwindet das erste Integral. Außerdem gilt

Z/2 /2

cost dt = sint  = 2,
−/2
−/2

also
Z
x sin x dx = .
0

Aufgabe 19 D. Wir behandeln


R
hier nur den Fall a = 0. (Der Fall a = 0, b = 0,
kann auf das Integral dx
x = log |x|, (x = 0), zurückgeführt werden.) Mit der
Bezeichnung
 := b2 − 4ac
wird der Nenner des Integranden
   
b c b 2 
ax + bx + c = a x + x +
2 2
=a x+ − 2 .
a a 2a 4a

Wir unterscheiden nun drei Fälle:

I)  = b2 − 4ac > 0.

Wir setzen  := . Damit wird
   2
b 2 
ax + bx + c = a
2
x+ −
2a 2a
  
b  b 
= a x+ + x+ − .
2a 2a 2a 2a
Der Nenner hat also die beiden Nullstellen
b 
x1,2 = − ±
2a 2a
und das Integral ist definiert über jedem Intervall, das keine der beiden
Nullstellen enthält. Wie in An. 1, §19, Beispiel (19.14), berechnen wir
das Integral mittels Partialbruchzerlegung
a a
1  
  = − .
x + b+ x + b− x + b−
2a x + b+
2a
2a 2a
§ 19 Integration und Differentiation 173

Damit erhält man


⎛ ⎞
Z Z Z
dx 1⎝ dx dx ⎠
= −
ax2 + bx + c  x + b− x + b+
2a 2a
 
1  
2ax + b −  
= log  .
 2ax + b +  

II)  = b2 − 4ac = 0.
In diesem Fall ist
 
b 2
ax2 + bx + c = a x + ,
2a

b
das Integral also definiert über jedem Intervall, das den Punkt − 2a nicht
enthält. Es gilt dann
Z Z
dx 1 dx 1 2
=
ax + bx + c a   =−  b
 =−
2ax + b
.
2 b 2
x + 2a a x + 2a

III)  = b2 − 4ac < 0.



Wir setzen  := ||. Damit wird
 2  2
b 
ax + bx + c = a
2
x+ + .
2a 2a

Da dieser Ausdruck keine reelle Nullstelle hat, ist das Integral über ganz
R definiert und man hat
Z Z
dx 1 dx
=    2 .
ax2 + bx + c a b 2 
x+ 2a + 2a

Mit Hilfe der Substitutionsregel erhält man aus An. 1, §19, Beispiel
(19.7)
Z
dx 1 x
= arctan , ( = 0),
x2 + 2  
174 Lösungen

also
Z   
b
dx 1 2a x + 2a
= arctan
ax2 + bx + c a  
2a
 
2 2ax + b
= arctan .
 
Bei solchen Integralauswertungen empfiehlt es sich, die Richtigkeit der
Rechnung durch Differenzieren des Ergebnisses zu verifizieren. Der Le-
ser führe diese Probe durch!

Aufgabe 19 E. Es ist klar, dass 1 + x4 keine reellen Nullstellen hat. Wir be-
stimmen eine Zerlegung von 1 + x4 durch Übergang zum Komplexen. Es gilt
x4 + 1 = (x2 + i)(x2 − i).
 2
Da ei/4 = ei/2 = i, folgt

x4 + 1 = (x + iei/4 )(x − iei/4 )(x + ei/4 )(x − ei/4 ).


Unter Benutzung von

i/4   2
e = cos + i sin = (1 + i)
4 4 2
erhält man    √
x + iei/4 x − ei/4 = x2 − 2x + 1,
   √
x − iei/4 x + ei/4 = x2 + 2x + 1.
Wir machen nun den Ansatz
1 ax + b cx + d
= √ + √ .
x4 + 1 x2 + 2x + 1 x2 − 2x + 1
Diese Gleichung ist identisch erfüllt mit
1 1
a = −c = √ , b=d= .
2 2 2
Damit erhält man Z
dx
= F(x) − F(−x)
1 + x4
§ 19 Integration und Differentiation 175

mit √
Z
1 x+ 2
F(x) = √ √ dx
2 2 x2 + 2x + 1

Nach An. 1, §19, Beispiel (19.12), ist



Z √
x + 22 1
√ dx = log(x2 + 2x + 1).
x + 2x + 1
2 2

Nach Aufgabe 19 D, Fall III), ist


Z √ √
1
√ = 2 arctan( 2x + 1).
x2 + 2x + 1

Daraus folgt

1 √ 1 √
F(x) = √ log(x2 + 2x + 1) + √ arctan( 2x + 1).
4 2 2 2

Aufgabe 19 F.

R 2
a) Für  = 0 ist ex = 1 und x dx = x3 . Wir können also  = 0 vorausset-
3

zen.
Z Z  
1
x2 ex dx = x2 d ex

Z
1 2 x 2
= x e − xex dx
 
Z  
1 2 x 2
= x e − 2 x d ex
 
Z
1 2 x 2 x 2
= x e − 2 xe + 2 ex dx
  
 
1 2 2 2
= x − 2 x + 3 ex .
  
176 Lösungen

b) Es gilt
Z Z
x2 cos x dx = x2 d(sin x)

Z
= x2 sin x − 2 x sin x dx

Z
= x2 sin x + 2 x d(cos x)

Z
= x2 sin x + 2x cos x − 2 cos x dx

= x2 sin x + 2x cos x − 2 sin x


= (x2 − 2) sin x + 2x cos x.

c) Es gilt
Z Z  
e−x cos(5x) dx = − cos(5x) d e−x

Z
= −e−x cos(5x) − 5 e−x sin(5x) dx

Z  
= −e−x cos(5x) + 5 sin(5x) d e−x

= −e−x cos(5x) + 5e−x sin(5x)


Z
− 25 e−x cos(5x) dx.

Daraus erhält man


Z
1
e−x cos(5x) dx = (5 sin(5x) − cos(5x))e−x .
26

Bemerkung: Man kann das Integral aus c) auch durch Übergang zum
Komplexen unter Benutzung der Formel
 
e−x cos(5x) = Re e(5i−1)x
lösen.
§ 19 Integration und Differentiation 177

Aufgabe 19 O.
a) Sei zunächst f : [a, b] → R eine Treppenfunktion zur Unterteilung

a = t0 < t1 < . . . < tr−1 < tr = b

mit f (x) = c j für alle x ∈ [t j−1,t j ]. Dann gilt für k ∈ R∗


Z b r Z tj
F(k) :=
a
f (x) sin kx dx =  cj t j−1
sin kx dx
j=1
r t j
1 
= −
k  c j cos kx ,
t j−1
j=1

also lim F(k) = 0


|k|→

b) Sei jetzt f : [a, b] → R eine beliebige Riemann-integrierbare Funktion und


 > 0 vorgegeben. Dann gibt es eine Treppenfunktion  : [a, b] → R mit
Z b

| f (x) − (x)|dx < .
a 2
Rb Rb
Sei F(k) := a f (x) sin kx dx und (x) := a (x) sin kx dx. Damit ist
Z b

|F(k) − (k)|  | f (x) − (x)|dx < .
a 2
Nach Teil a) gibt es ein k0 ∈ R+ mit |(k)| < /2 für alle k ∈ R mit |k|  k0 .
Daraus folgt |F(k)| <  für |k|  k0 , q.e.d.

Aufgabe 19 T. Wir setzen

+ (x) := 18 (x − 1) + 24 (x − 1)
1 3 1 4

und − (x) := + (−x). Dann ist


Z 1 Z 0 Z 1
f (4) (x)(x)dx = f (4) (x)− (x)dx + f (4) (x)+ (x)dx.
−1 −1 0

Wir werten die Integrale durch partielle Integration aus:


Z 1 1 Z
 1
f (4) (x)+ (x)dx = f (3) (x)+ (x) − f (3) + (x)dx
0 0 0
178 Lösungen

1 1 Z
  1
= f (3) (x)+ (x) − f  (x)+ (x) + f  (x)+ (x)dx
0 0 0
= ...
1 1 1 1
   (3) 
= f (3) (x)+ (x) − f  (x)+ (x) + f  (x)+ (x) − f (x)+ (x)
0 0 0 0
Z 1
(4)
+ f (x)+ (x)dx.
0
Ebenso erhält man
Z 0 0 0
 
f (4) (x)− (x)dx = f (3) (x)− (x) − f  (x)− (x)
−1 −1 −1
0 0 Z 0
 (3)  (4)
+ f  (x)− (x) − f (x)− (x) + f (x)− (x)dx.
−1 −1 −1
Nun ist
+ (x) = 16 (x − 1)2 + 16 (x − 1)3 = −− (−x),
+ (x) = 13 (x − 1) + 12 (x − 1)2 = − (−x),
(3) (3)
+ (x) = 1
3 + (x − 1) = −− (−x),
(4) (4)
+ (x) = 1 = − (−x).
Es folgt
+ (0) = − (0) = − 72 1
,
 
+ (0) = − (0) = 0,
+ (0) = − (0) = 16 ,
(3) (3)
+ (0) = −− (0) = − 23 ,

und
+ (1) = − (1) = + (1) = − (−1) = + (1) = − (1) = 0,
(3) (3)
+ (1) = −− (−1) = 13 .
Setzt man dies ein, erhält man
Z 1 0 1 Z
(3)  (3)  1
f (4) (x)(x)dx = − f (x)− (x) − f (x)+ (x) + f (x)dx
−1 −1 0 −1
Z 1
= − 13 f (−1) − 43 f (0) − 13 f (1) + f (x)dx.
−1
§ 20 Uneigentliche Integrale. Die Gamma–Funktion 179

Daraus folgt
Z 1
1
f (x)dx = ( f (−1) + 4 f (0) + f (1)) + R
−1 3
mit Z 1
R= f (4) (x)(x)dx.
−1
Die Funktion  ist im ganzen Intervall [−1, 1] kleiner-gleich 0, deshalb kann
man den Mittelwertsatz der Integralrechnung anwenden: Es gibt ein  ∈ [−1, 1],
so dass Z 1
1
R = f (4) () (x)dx = − f (4) ().
−1 90

§ 20 Uneigentliche Integrale. Die Gamma–Funktion

Aufgabe 20 B. Wir definieren die Funktion g : [1, [ → R+ durch

g(x) := an = f (n) für n  x < n + 1.

Dann ist g ebenfalls eine monoton fallende Funktion mit

g(x + 1)  f (x)  g(x) für alle x  1

und
Z N+1 N

1
g(x)dx =  an .
n=1
Daher gilt
N Z N
cN :=  an − F(N) = 1
(g(x) − f (x))dx + aN  0.
n=1

Die Folge (aN ) ist monoton fallend und durch 0 nach unten beschränkt. Daher
existiert
lim aN =: A ∈ R+ .
N→
Da im Intervall [n, n + 1] gilt 0  g(x) − f (x)  an − an+1 , folgt
Z N N−1 Z n+1
(g(x) − f (x))dx =  (g(x) − f (x))dx  a1 − aN .
1 n=1 n
180 Lösungen

Da der Integrand g(x) − f (x) nicht-negativ ist, folgt die Existenz des uneigent-
lichen Integrals Z 
(g(x) − f (x))dx  a1 − A
1
sowie des Grenzwerts
 N  Z 
 := lim
N→
 a n − F(N) = lim cN = (g(x) − f (x))dx + A  a1 ,
N→ 1
n=1

was zu beweisen war.

Beispiel. Wendet man das Resultat auf die Funktion

1
f (x) := , 2  x < ,
x log x

an, so erhält man wegen


Z N
dx
= log log N − log log 2
2 x log x

die Aussage: Es existiert eine Konstante 1 ∈ R, so dass


N
1
 n log n = log log N + 1 + o(N).
n=2

Aufgabe 20 C.
a) Für x  n > 0 ist 1
x  1n , also folgt
Z n+1  n+1 1
1 1 1 
 1
0 − dx = − log x = − log 1 + = (n).
n n x n n n n
Andrerseits ist
1 1 x−n x−n
− =  2 ,
n x nx n
also
 Z n+1 Z 1
1 1 x−n 1 1
(n) = − log 1 +  dx = x dx = .
n n n n2 n2 0 2n2
§ 20 Uneigentliche Integrale. Die Gamma–Funktion 181

b) Nach Definition der Euler-Mascheronischen Konstanten ist


 n
1  n+1 1 
 = lim
n→
 k − log n = lim
n→
 k − log(n + 1)
k=1 k=1
n
1 
= lim  − log(n + 1) = lim Sn .
n→ k n→
k=1  
=:Sn

Nun ist S0 = 0 und


1
Sn − Sn−1 = − log(n + 1) + logn = (n).
n
Daraus folgt
 
 = S0 +  (Sn − Sn−1 ) =  (n), q.e.d.
n=1 n=1


Aufgabe 20 D. Wir verwenden die Stirlingsche Formel n! ∼ 2n( ne )n . Damit
ergibt sich
  √  2n  
1 2n (2n)! 4n 2n e 2n 1
= ∼ √ √ ∼√ .
22n n 22n n!n! 22n 2n 2n e n n

Aufgabe 20 F. Sei F(x) := 2x ( 2x )( x+1


2 ). Alle Faktoren sind für x > 0 positiv,
also kann man logarithmieren:
x x + 1
log F(x) = x log x + log  + log  .
2 2
Da jeder Summand konvex ist, ist auch die Summe konvex, also F : R∗+ → R∗+
logarithmisch konvex. F genügt folgender Funktionalgleichung:
x + 1 x + 2 x + 1 x  x 
F(x + 1) = 2x+1   = 2 · 2x   = xF(x).
2 2 2 2 2

Es gilt F(1) = 2( 12 )(1) = 2 . Mit dem Satz von Bohr/Mollerup (An. 1,
§20, Satz 4) folgt deshalb
 x  x + 1 √
2x   = F(x) = F(1)(x) = 2 (x).
2 2
182 Lösungen

Daraus folgt die behauptete Formel.

Aufgabe 20 G.
a) Falls x  1 und y  1, ist der Integrand stetig, also nichts zu beweisen. Die
Integrationsgrenze 0 wird kritisch, falls 0 < x < 1, die Integrationsgrenze 1,
falls 0 < y < 1.
Wir behandeln nur die untere Integrationsgrenze. Der andere Fall ist analog. Es
ist also zu zeigen, dass der Limes
Z1/2
lim t x−1 (1 − t)y−1 dt
0

für x ∈ ]0, 1[ existiert. Da die Funktion t −→ (1 −t)y−1 im abgeschlossenen In-


tervall [0, 12 ] stetig ist, ist sie dort beschränkt. Wir haben also eine Abschätzung
|t x−1(1 − t)y−1|  Kt x−1
mit einer Konstanten K ∈ R+ . Da das uneigentliche Integral
Z1/2
t x−1 dt
0
für x > 0 konvergiert, siehe An. 1, Beispiel (20.2), folgt die Behauptung.
d
b) i) Wir zeigen zunächst die Funktionalgleichung. Da t x = xt x−1 , folgt mit
dt
partieller Integration
Z 1
xB(x, y + 1) = xt x−1 (1 − t)ydt
0
t=1 Z 1

= t x(1 − t)y +y t x (1 − t)y−1dt
t=0
   0
=0
= yB(x + 1, y).
Andrerseits erhält man
Z 1
B(x, y + 1) = t x−1 (1 − t)(1 − t)y−1dt
0
Z 1 Z 1
= t x−1 (1 − t)y−1dt − t x (1 − t)y−1dt
0 0
= B(x, y) − B(x + 1, y).
§ 20 Uneigentliche Integrale. Die Gamma–Funktion 183

Kombination der beiden Gleichungen ergibt

xB(x, y) = (x + y)B(x + 1, y).

ii) Die logarithmische Konvexität der Funktion x → B(x, y) bedeutet

B(x1 + (1 − )x2 , y)  B(x1 , y) B(x2 , y)1−

für alle x1 , x2 > 0 und 0 <  < 1. Dies beweisen wir mit der Hölderschen Un-
gleichung. Wir definieren p und q durch  = 1p und 1 −  = 1q . Mit

f (t) := t (x1−1)/p (1 − t)(y−1)/p und g(t) := t (x2−1)/q (1 − t)(y−1)/q

wird
f (t)g(t) = t x1+(1−)x2 −1 (1 − t)y−1.
Dann ist
Z 1
f (t)g(t)dt = B(x1 + (1 − )x2 , y)
0
Z 1 1/p  Z 1 1/q
 f (t) pdt g(t)qdt
0 0

= B(x1 , y) B(x2 , y) 1−
, q.e.d.

c) Für festes y > 0 sei F := R∗+ → R∗+ die Funktion mit

F(x) := B(x, y)(x + y)/(y).

Da x → B(x, y) und x → (x + y) logarithmisch konvex sind, ist auch F loga-


rithmisch konvex. Außerdem gilt

F(x + 1) = B(x + 1, y)(x + y + 1)/(y)


x
= B(x, y)(x + y)(x + y)/(y) = xF(x).
x+y
und

F(1) = B(1, y)(1 + y)/(y) = yB(1, y)


Z 1 t=1

= y (1 − t)y−1dt = −(1 − t)y = 1.
0 t=0
184 Lösungen

Aus dem Satz von Bohr/Mollerup folgt nun

(x)(y)
F(x) = (x) =⇒ B(x, y) = , q.e.d.
(x + y)

Aufgabe 20 I.
a) Wir machen in der Formel
Z 1
B(u, v) = xu−1 (1 − x)v−1 dx, u, v > 0,
0

die Substitution t = 1/x und erhalten


Z   Z 
1 v−1 dt (t − 1)v−1
B(u, v) = t 1−u 1 − = dt.
1 t t 2
1 t u+v

Nochmalige Substitution x = t − 1 liefert


Z 
xv−1
B(u, v) = dt.
0 (1 + x)u+v

Setzt man schließlich v =  und u = 1 − , (0 <  < 1), und beachtet B(u, v) =
B(v, u), erhält man die Behauptung
Z  −1
x
B(, 1 − ) = dx.
0 1+x

b) Wir substituieren in der in a) bewiesenen Formel x = t n . Dann wird


Z  n−n Z  n−1
t n−1 t
B(, 1 − ) = n n
t dt = n n
dt.
0 1+t 0 1+t

Setzt man speziell  = 1/n ergibt sich


Z 
dt 1 1 1
dt = B , 1 − , q.e.d.
0 1 + tn n n n
§ 21 Gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen 185

§ 21 Gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen

Aufgabe 21 A. Zunächst berechnen wir die Integrale


Z Z ZR
x −x/n x −x/n
fn (x) dx = e dx = lim e dx.
n2 R→ n2
0 0 0
x
Mit der Substitution t = n wird

ZR ZR/n
x −x/n
e dx = te−t dt,
n2
0 0

also
Z R/n
Z Z
−t
fn (x) dx = lim te dt = te−t dt = (2) = 1
R→
0 0 0
für alle n  1. Wir zeigen jetzt die gleichmäßige Konvergenz der Folge ( fn )
gegen 0. Dazu berechnen wir zunächst die Ableitung von fn .
1  x
fn (x) = 2 e−x/n 1 − .
n n
Daraus sieht man, dass fn im Intervall [0, n] monoton wächst und im Intervall
[n, [ monoton fällt. Sie nimmt also für x = n ihr absolutes Maximum an, und
es gilt
1
0  fn (x)  fn (n) =
en
für alle x ∈ R+ und alle n  1. Daraus folgt die gleichmäßige Konvergenz der
Funktionenfolge ( fn ) gegen 0.

Aufgabe 21 B. Wir behandeln hier nur die Reihe



sin nx
f (x) :=  .
n=1 n
3

Da f periodisch ist, können wir uns auf das Intervall 0  x  2 beschränken.


Formales Differenzieren ergibt

cos nx
f  (x) =  .
n=1 n
2
186 Lösungen

Da n=1 n2 < , konvergiert die Reihe gleichmäßig, stellt also nach An. 1, §21,
1

Satz 5, tatsächlich die Ableitung von f dar. Nach An. 1, Beispiel (21.9) ist aber
  2
cos nx x− 2
 n2 = 2

12
für 0  x  2.
n=1

Durch seine Ableitung ist f bis auf eine Konstante eindeutig bestimmt; es folgt

1 2
f (x) = (x − )3 − x + const.
12 12
Da f (0) = 0, ergibt sich const = 3 /12, d.h.

1 2 3
f (x) = (x − )3 − x +
12 12 12
1   1
= (x − ) −  (x − ) = x(x − )(x − 2).
3 2
12 12
Wir haben also

sin nx x(x − )(x − 2)
 = für 0  x  2.
n=1 n
3 12

Daraus ergibt sich z.B. für x = 2 die interessante Formel

(−1)k 3
 (2k + 1)3 = 32 .
k=0

Aufgabe 21 D. Sei  > 0 vorgegeben. Wegen der Monotonie ist nur zu zeigen,
dass es ein N ∈ N gibt, so dass fN (x) <  für alle x ∈ [a, b].
Angenommen, es gibt kein solches N. Dann gibt es zu jedem n ∈ N ein xn ∈
[a, b], so dass fn (xn )  . Nach dem Satz von Bolzano–Weierstraß (An. 1, §5,
Satz 4) besitzt die Folge (xn ) eine konvergente Teilfolge (xnk ), die gegen einen
Punkt c ∈ [a, b] konvergiert. Wegen lim fn (c) = 0 gibt es einen Index m, so dass
fm (c) < . Da fm stetig ist, gibt es ein  > 0 mit

fm (x) <  für alle x ∈ [a, b] mit |x − c| < .

Wegen fn  fn+1 gilt dieselbe Abschätzung auch für alle Funktionen fn mit
n  m. Da lim xnk = c, ist |xnk − c| <  für alle k  k0 , also fnk (xnk ) <  für
§ 21 Gleichmäßige Konvergenz von Funktionenfolgen 187

k  k0 und nk  m. Dies steht aber im Widerspruch zu fnk (xnk )  . Also ist


die Annahme falsch und die Behauptung bewiesen.

Aufgabe 21 E. Da fn ([a, b]) ⊂ [A, B] für alle n ∈ N, folgt auch F([a, b]) ⊂
[A, B], also ist G :=  ◦ F definiert. Da  auf dem kompakten Intervall [A, B]
gleichmäßig stetig ist, gibt es zu vorgegebenem  > 0 ein  > 0, so dass

|(y) − (y )| <  für alle y, y ∈ [A, B] mit |y − y | < .

Da die Folge ( fn )n∈N gleichmäßig gegen F konvergiert, gibt es zu diesem  ein


N ∈ N, so dass

|F(x) − fn (x)| <  für alle x ∈ [a, b] und alle n  N.

Setzt man dies mit y = F(x) und y = fn (x) in die vorige Abschätzung ein,
erhält man

|( ◦ F)(x) − ( ◦ fn )(x)| <  für alle x ∈ [a, b] und alle n  N.

Das bedeutet aber, dass die Folge ( ◦ fn)n∈N auf [a, b] gleichmäßig gegen die
Funktion  ◦ F konvergiert.

Aufgabe 21 G. Da
lim x log x = 0,
x0

lässt sich die Funktion (x) := −x log x zu einer stetigen Funktion auf dem
Intervall [0, 1] fortsetzen. Man beachte, dass (x)  0 für alle x ∈ [0, 1]. Es gilt

1 1
xx
= e−x log x
=  k!
(x)k
k=0
k
Mit M := sup{(x) : 0  x  1} ist  M
k=0 k! eine Majorante, die Reihe konver-
giert also gleichmäßig auf [0, 1], vgl. An. 1, §21, Satz 2. Deshalb darf man die
Reihe gliedweise integrieren:
Z 1  Z 1  Z 1
dx 1 1
0 xx
=  k! 0
(x)k dx =  k! 0
xk (− log x)k dx
k=0 k=0

Es ist daher noch der Wert des Integrals


Z 1
ck := xk (− log x)k dx, k  0,
0
188 Lösungen

zu bestimmen. Es ist c0 = 1. Für k  1 machen wir die Substitution x = e−t


und erhalten
Z 0 Z 
ck = e−kt t k (−e−t )dt = e−(k+1)t t k dt.
 0

Die weitere Substitution  = (k + 1)t liefert


Z  Z 
k d 1
ck = e− · = e− k d.
0 (k + 1)k k + 1 (k + 1)k+1 0

R − k
Da e  d = (k + 1) = k!, ergibt sich
0

k!
ck =
(k + 1)k+1
und daher
Z 1   
dx ck 1 1
= 1+  = 1+  = 1+  n
0 xx k=1 k! k=1 (k + 1) k+1
n=2 n

1
=  nn , q.e.d.
n=1

§ 22 Taylor–Reihen

Aufgabe 22 A. Wir machen folgende Umformung:


 
   x−a 
x = (a + (x − a)) = a 1 + .
a
x−a 
Falls | x−a
a | < 1, d.h. |x−a| < a, können wir (1+ a ) mittels der Binomischen
Reihe entwickeln und erhalten
     
 (x − a)n  −n
x = a  n
=  a (x − a)n
n=0 n a n=0 n

für |x − a| < a.
§ 22 Taylor–Reihen 189

Aufgabe 22 C. Man kann die gesuchten Anfangsglieder der Taylorreihe durch


wiederholtes Differenzieren der Funktion f berechnen. Wir wählen hier eine
andere Möglichkeit. Die gegebene Funktion ist das Produkt zweier Funktionen
mit bekannter Taylor-Entwicklung, f (x) = g(x)h(x), wobei

1 1 1 1   x n
g(x) := = · x =
2+x 2 1+ 2 
2 n=0
(−1)n
2

und

x2k+1
h(x) := sin x =  (−1)k (2k + 1)! .
k=0

Die Taylor-Entwicklung von f ergibt sich als Cauchy-Produkt dieser beiden


Potenzreihen,

f (x) =  cn xn , mit cn =  ak b ,
n=0 k+=n

wobei
"
(−1)k 0, falls  gerade,
ak = k+1 und b = 1
2 (−1)(−1)/2 · , falls  ungerade.
!
Damit erhalten wir c0 = 0 und

1
c1 = a0 b1 = ,
2
1
c2 = a1 b1 = − ,
4
1 1 1
c3 = a0 b3 + a2 b1 = − + = ,
12 8 24
1 1 1
c4 = a1 b3 + a3 b1 = − =− ,
24 16 48
1 1 1 7
c5 = a0 b5 + a2 b3 + a4 b1 = − + = .
240 48 32 480

Der Anfang der Taylor-Reihe der Funktion f lautet also

x x2 x3 x4 7x5
f (x) = − + − + + R6 (x).
2 4 24 48 480
190 Lösungen

Aufgabe 22 E. Nach An. 1, §22, Satz 1, ist der exakte Wert des Restglieds
Zx
1
Rn+1 (x) = (x − t)n f (n+1) (t) dt.
n!
a

Wir schreiben dies in der Form


Zx
1
Rn+1 (x) = (x − t)n−p+1 f (n+1) (t)(x − t) p−1 dt.
n!
a

und wenden darauf den Mittelwertsatz der Integralrechnung (An. 1, §18, Satz
8) an. Für die in diesem Satz vorkommende Gewichtsfunktion  wählen wir

(t) = (x − t) p−1 .

Dies ist zulässig, da  im ganzen Integrations–Intervall entweder stets  0 oder


stets  0 ist. Wir erhalten eine Zwischenstelle  ∈ [a, x] bzw.  ∈ [x, a] mit
Zx
1
Rn+1 (x) = (x − )n−p+1 f (n+1) () (x − t) p−1 dt
n!
a
f (n+1) ()
= (x − )n−p+1 (x − a) p .
n!p

Aufgabe 22 G. Sei

 := arctan x,  := arctan y und  :=  + .

Es gilt || < /2, || < /2 und nach Voraussetzung || < /2. Division der
Additions–Theoreme für die Funktionen Sinus und Cosinus
sin  = sin  cos  + cos  sin ,
cos  = cos  cos  − sin  sin 
liefert
tan  + tan  x+y
tan  = = .
1 − tan  tan  1 − xy
Da wegen || < /2 gilt arctan(tan ) = , erhält man
x+y
 = arctan x + arctan y = arctan .
1 − xy
§ 22 Taylor–Reihen 191

Anwendung dieser Formel auf x = y = 1


5 ergibt

1 2/5 2/5 5
2 arctan = arctan = arctan = arctan
5 1 − 1/25 24/25 12
und
1 5 10/12 120
4 arctan = 2 arctan = arctan = arctan .
5 12 1 − 25/144 119
In beiden Fällen ist die Anwendung des Additions–Theorems für den arctan
zulässig, da
1 5 
arctan < arctan < arctan 1 = .
5 12 4
Andrerseits ist
 1 1 1 + 1/239 120
+ arctan = arctan 1 + arctan = arctan = arctan .
4 239 239 1 − 1/239 119
Daraus folgt die Machinsche Formel, also mit der Reihen–Entwicklung der
Arcus–Tangens–Funktion
   
16  (−1)k 1 2k 4  (−1)k 1 2k
= 
5 k=0 2k + 1 5
− 
239 k=0 2k + 1 239
.

Um damit  mit einer Genauigkeit von 10−12 zu berechnen, genügt es, jeden
der beiden Teile mit einem Fehler  5 · 10−13 zu berechnen. Da die Reihe
(−1)k
 2k+1 x2k für 0 < x < 1 alternierend ist und die Absolutbeträge der Reihen-
glieder streng monoton gegen 0 konvergieren, ist der Fehler bei Abbruch der
Reihe immer kleiner als das erste weggelassene Glied. Nun ist
 
1 1 18
< 2 · 10−14,
19 5
 
1 1 6
< 8 · 10−16,
7 239
also  2k  
16 8 (−1)k 1 4 2 (−1)k 1 2k
=  2k + 1
5 k=0 5
−  2k + 1 239 + R
239 k=0
mit
16 4
|R| < · 2 · 10−14 + · 8 · 10−16 < 7 · 10−14 .
5 239
192 Lösungen

Um also  mit einer Genauigkeit von 10−12 zu erhalten, braucht man nur die
obigen 12 Reihenglieder mit einem Gesamtfehler  0.9 · 10−12 zu berechnen.

Aufgabe 22 I. Wir geben hier nur zur Kontrolle die Werte der ersten Koeffizi-
enten E2k der Entwicklung

1 E2k 2k
= x .
cos x k=0 (2k)!

E0 = 1, E2 = 1, E4 = 5, E6 = 61, E8 = 1385, E10 = 50521,


E12 = 27 02765, E14 = 1993 60981, E16 = 1 93915 12145.

§ 23 Fourier–Reihen

Aufgabe 23 B. Die Fourier–Koeffizienten der Funktion f sind


Z2
1
cn = | sin x|e−inx dx.
2
0

Da e−in(x−) = (−1)n e−inx , folgt cn = 0 für ungerades n und


Z
1
c2k = sin x e−2kix dx

0
Z
1
= (eix − e−ix )e−2kix dx
2i
0
Z Z
1 1
= e−i(2k−1)x dx − e−i(2k+1)x dx
2i 2i
0 0
   
1 1 −i(2k−1)x  1 −i(2k+1)x 
= e  − e 
2i −i(2k − 1) 0 −i(2k + 1) 0
 
1 2 2
= − +
2 2k − 1 2k + 1
1 4 1 1
=− · 2 =− · 2 1.
2 4k − 1 2 k − 4
§ 23 Fourier–Reihen 193

Die Fourier–Reihe konvergiert gleichmäßig gegen f , da die Funktion stetig und


stückweise stetig differenzierbar ist. Zusammenfassend erhalten wir

1  e2kix 1 
cos 2kx
| sin x| = −  k2 − 1 =  2 −  k2 − 1 .
2 k=− 4 k=1 4

Bemerkung. Die Tatsache, dass nur Fourier–Koeffizienten mit geradem Index


auftauchen, folgt auch daraus, dass die Funktion f (x) = | sin x| bereits die Pe-
riode  hat. Da f eine gerade Funktion ist, ist die Fourier-Reihe eine reine
Cosinus-Reihe, siehe Aufgabe 23 C.

Aufgabe 23 E.
a) Wir beweisen die Behauptung durch Induktion nach k.
Induktionsanfang k = 0. Die Funktion f ist stetig, also auf dem kompakten
Intervall [0, 2] beschränkt. Ist M eine obere Schranke von | f |, so gilt für die
Fourier-Koeffizienten cn von f
 1 Z 2  Z
  1 2
|cn | =  f (x)e−inx dx  | f (x)|dx  M.
2 0 2 0
Die Fourier-Koeffizienten sind also ebenso durch M beschränkt, d.h. cn = O(1).
Induktionsschritt k → k + 1. Wir bezeichnen die Fourier-Koeffizienten von f
mit cn und die Fourier-Koeffizienten der Ableitung f  mit n . Durch partielle
Integration erhält man
Z 2 in Z 2
1 2  
n = f (x)e−inx dx = f (x)e−inx  + f (x)e−inx dx = incn ,
2 0   0 2 0
=0

also |cn |  1n |n | für n = 0. Da nach Induktions-Voraussetzung n = O(1/|n|k ),


folgt cn = O(1/|n|k+1) für |n| → .
b) Wir beweisen die Behauptung wieder durch Induktion nach k.
Induktionsanfang k = 0. Aus cn = O(1/n2 ) folgt wegen 
1 (1/n ) < , dass
2

die Fourier-Reihe von f ,



f (x) =  cn einx ,
n=−

gleichmäßig (gegen f ) konvergiert.


194 Lösungen

Induktionsschritt k → k + 1. Für die Fourier-Reihe von f gelte


  1 
f (x) =  cn einx mit cn = O .
n=− |n|k+3
Da k + 3  2, konvergiert die Reihe gleichmäßig. Formales Differenzieren lie-
fert
 
 incn einx =  n einx , wobei n = incn .
n=− n=−

Es folgt n = O(1/|n|k+2), also konvergiert die formal abgeleitete Reihe gleich-


mäßig und stellt deshalb nach An. 1, §21, Satz 5, die wirkliche Ableitung f  dar.
Nach Induktions-Voraussetzung ist f  k-mal differenzierbar, also f (k + 1)-mal
differenzierbar, q.e.d.

Aufgabe 23 G. Die Fourier-Koeffizienten cn von f lassen sich wie folgt be-


rechnen:
Z2 2
1 1 1  1 e2ia − 1
cn = eiax e−inx dx = · ei(a−n)x  = · .
2 2 i(a − n) 0 2i a − n
0

Somit lautet die Fourier-Reihe von f


F[ f ](x) = lim FN [ f ](x) mit
N→
N
e2ia − 1 einx
FN [ f ](x) =  .
2i n=−N a − n

Nach Aufgabe 23 E konvergiert die Fourier-Reihe auf jedem kompakten Inter-


vall [, 2 − ], (0 <  < ), gleichmäßig gegen f , insbesondere gilt
N
e2ia − 1 einx
eiax = lim  für 0 < x < 2.
2i N→ n=−N a − n

An den Sprungstellen konvergiert die Reihe gegen den Mittelwert aus rechts-
und links-seitigem Limes, also gilt für x = 0
N
e2ia + 1 e2ia − 1 1
= lim  , d.h.
2 2i N→ n=−N a − n
 
e2ia + 1 1 1 1 
i 2ia = + + .
e −1 a n=1 a − n a + n
§ 23 Fourier–Reihen 195

Man beachte, dass e2ia = 1, da nach Voraussetzung a ∈ Z. Nun ist

cos a eia + e−ia e2ia + 1


 cot a =  = i ia = i .
sin a e − e−ia e2ia − 1
Daher ergibt sich (wenn man wieder x für a schreibt)
   
1 1 1 1 2x
 cot x = +  + = + 2
x n=1 x − n x + n x n=1 x − n2

für alle x ∈ R  Z. Dies ist ein neuer Beweis von An. 1, §21, Satz 7 a).

Aufgabe 23 H.
a) Es ist B1 (x) = x − 12 , also erhalten wir durch partielle Integration
Z 1 1 Z
 1
B1 (x) f  (x)dx = (x − 12 ) f (x) − f (x)dx,
0 0 0

d.h. Z 1 Z 1
2 ( f (0) +
1
f (1)) = f (x)dx + B1 (x) f  (x)dx, q.e.d.
0 0

b) Wir beweisen die Behauptung durch Induktion nach r und benutzen, dass
Bn (x) = nBn−1 (x) und Bn = Bn (0) = Bn (1) für n  2.
Induktions-Anfang r = 1.
Z 1 Z 1
B2 (x)  1 B2 (x) 
B1 (x) f  (x)dx = f (x) − f (x)dx
0 2 0 0 2
Z
B2    1 B (x)
f (1) − f  (0) − f  (x)dx.
2
=
2! 0 2!
Induktions-Schritt r → r + 1.
Wir wandeln den letzten Term der Induktions-Voraussetzung durch zweimalige
partielle Integration um.
Z 1
B2r (x) (2r)
− f (x)dx
0 (2r)!
B2r+1 (x) 1 Z 1 B
 2r+1 (x) (2r+1)
=− f (2r) (x) + f (x)dx
(2r + 1)(2r)! 0 0 (2r + 1)!
196 Lösungen

Z 1
B2r+1 (x) (2r+1)
= f (x)dx [da B2r+1 = 0]
(2r + 1)!
0
Z 1
B2r+2 (x) (2r+1) 1 B2r+2 (x) (2r+2)
= f (x) − f (x)dx
(2r + 2)! 0 0 (2r + 2)!
B2r+2  (2r+1)  Z 1B
2r+2 (x) (2r+2)
= f (1) − f (2r+1) (0) − f (x)dx.
(2r + 2)! 0 (2r + 2)!

Setzt man dies in die Induktions-Voraussetzung ein, erhält man die Induktions-
Behauptung für r + 1, q.e.d.
c) Für jedes Intervall [k, k + 1] ⊂ [m, n] gilt nach a) und b)
Z k+1 r B2 j  (2 j−1) 
2 ( f (k) +
1
f (k + 1)) = f (x)dx +  f (k + 1) − f (2 j−1) (k)
k j=1 (2 j)!
Z k+1 
B2r (x) (2r)
− f (x)dx.
k (2r)!

(Man beachte B2r (x) = B2r (x − x ).)


Summation über k von m bis n − 1 ergibt wegen des Teleskopsummen-Effekts
n Z n
 f (k) = 12 ( f (m) + f (n)) +
m
f (x)dx
k=m
r B2 j  (2 j−1) 
+ f (n) − f (2 j−1) (m)
j=1 (2 j)!
Z n 
B2r (x) (2r)
− f (x)dx.
m (2r)!

Aus der Fourier-Reihe für B2r (x) folgt |B2r (x)|  |B2r | für alle x ∈ R, vgl.
An. 1, Beispiel (23.3). Deshalb kann man das letzte Integral dem Betrage nach
wie folgt abschätzen
Z n
|B2r |
|R2r |  | f (2r) (x)|dx, q.e.d.
(2r)! m
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