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7. Verlagerung der Massenproduktion von Diplom-Arbeitslosen?

Küche ein Roman"14* als übersetzerische Lösung beruflicher Eman-


Sondierungen bei Leitern namhafter Verlage, bei Verlagslektoren zipationsprobleme anzudienen. Wenn überhaupt, werden nur sehr
und angesehenen Übersetzern ergaben, daß durchaus ein Bedarf an wenige der künftigen Absolventen ausschließlich und zugleich aus-
besserer Ausbildung gesehen und das Düsseldorfer Experiment dort kömmlich von ihrer Übersetzertätigkeit leben können. War doch
vielfach begrüßt wird. Doch dieses Experiment wird sich auch auf der Beruf des Literaturübersetzers bislang - ähnlich wie die Schrift-
falsche Hoffnungen ebenso einzustellen haben wie auf mancherlei stellerei15) - materiell gesehen bestenfalls ein „undankbares Hand-
Kritik, Argwohn und Vorbehalte, ja Herabsetzung: von kurzsichti- werk"16*, wenn nicht gar eine „schlichte Unmöglichkeit". Gerade die
gen Verlegern, denen es wichtiger scheint, Literaturübersetzer wei- Tatsache jedoch, daß Literaturübersetzen notgedrungen häufig
terhin als »ungelernte Arbeiter* kurzhalten zu können, als das Risiko kombiniert wird mit verwandten Tätigkeiten - der des Schriftstel-
der Auftragsvergabe durch die Garantie eines Ausbildungsstandards lers, Publizisten, Dramaturgen, Verlagslektors17) - birgt eine beson-
verringert zu sehen; durch etablierte Durchschnittsübersetzer, die dere Chance. Es ist zu hoffen, daß der neue Studiengang das Reser-
eine Gefährdung ihres Ansehens durch »diplomierte* Konkurrenz voir vergrößert nicht nur an solide geschulten Übersetzern. Er ver-
befürchten, statt den allgemeinen Statusgewinn aufgrund einer Ver- mehrt auch die Zahl mit fremden Literaturen vertrauter potentieller
besserung des Berufebilds zu erhoffen; schließlich durch Publizisten, Lektoren, Literaturkritiker und Theaterleute, die nicht nur vorge-
die den Studiengang der Öffentlichkeit zu vermitteln haben, deren legte Übersetzungen einzig auf stilistische Gefälligkeit hin beurtei-
Berufsvorbereitung und Berufseinstieg aber bislang meist ähnlich len18), sondern bereits die Originaltexte bewerten, ihre Übertragung
diffus und ungeregelt verlief wie bei Literaturübersetzern, und die so initiieren und deren Angemessenheit abschätzen können. Sollte dies
nicht selten geneigt sein dürften, trutzig die gemeinsame Fahne der gelingen, würde es immer schwerer, zeit- und honorarsparende alte
ungelernt Tüchtigen hochzuhalten. Übersetzungen von Klassikern oder Unbekannten ungestraft nach-
Der Studiengang wird also nur zum Erfolg werden, wenn mittelfri- zudrucken, obwohl sie von Fehlern wimmeln19), oder die Übertra-
stig - ungeachtet solchen noch verbreiteten Mißtrauens - die Mehr- gung des „wichtigsten französischen Bühnenautors der Gegenwart"
heit der Beteiligten überzeugt werden kann, daß die gebotene Aus- einem „des Französischen eingestandenermaßen unkundigen" Lite-
bildung für Verlage wie Übersetzer, für Leser, Hörer und Zuschauer raten anzuvertrauen.20* Beides ist so schlimme wie gängige Praxis,
deutliche Vorteile bringt. Selbst dann wird der durchaus reale Markt denn für Verfälschungen von Literaturimporten existieren noch
eng begrenzt bleiben. Ganz gewiß ist Literaturübersetzen nicht das kaum Möglichkeiten von Grenzkontrollen. Die Universität Düssel-
Patentrezept, Massen ziel- und arbeitsloser Lehramts- und Magister- dorf möchte versuchen, die Eignung von Importeuren wie Kontrol-
studenten oder Diplomdolmetscher endlich ins Brot zu setzen. Ins- leuren zu erhöhen. Nach fünf Jahren wird sie eine Bilanz ihres
besondere kann es nicht darum gehen, den immer zahlreicheren Modellversuchs ziehen und der Öffentlichkeit zur Prüfung vor-
Studentinnen einschlägiger Fächer den Slogan „Zwischen Kind und legen.

Anmerkungen:
0
Vgl. etwa den Abschlußbericht des Ausschusses „Buch und Literatur44 beim deutsch-
2)
französischen Kulturforum in Paris vom 23.9.1986. Amtliche Mitteilungen der Universität Düsseldorf 16/1987, S. 2f. (wie die in Anm. 10 und
Vgl. dazu H. TURK in Sonderforschungsbereich „Die literarische Obersetzung: Hauptan- 13 genannten Ordnungen erhältlich bei: Zentrale Studienberatung, Universitätsverwal-
3)
trag 1985187", Göttingen 1984, S. 211. 10)
tung Abt. 1.5, Universitätsstraße l, 4000 Düsseldorf).
Siehe etwa D. MILO, La bourse mondiale de la traduction: un barometre culturel?, Einzelheiten siehe „Studienordnung für den Studiengang Literaturübersetzen an der
Annales 39, 1984, S. 104; vgl. auch BASSUET-MC GUIRE, Translation Studies, London n)
Universität Düsseldorf mit dem Abschluß Diplom vom 20.8.1987", ebd. S. 7-21.
4>
1980 u. a. Über 90% der heute tätigen Literaturübersetzer können ein Hochschulstudium nach-
Die Medizin entwickelte sich aus der Heilkunst, die Chemie aus der Goldmacherkunst; weisen, weit über drei Viertel davon in sprachorientierten Fächern. Unter den namhaf-
Mathematik, Philosophie, Sprach- und Literaturwissenschaften entstanden aus der ten Übersetzern besitzen nicht wenige sogar den Professorentitel, und für manche Aus-
5)
alten „Artistenfakultät", an der Redekunst, Musik usf. gelehrt wurden. gangssprachen geht die Zahl der Universitätsleute unter den Übersetzern in die Dut-
Als Symptome zunehmender theoretischer Durchdringung des Problemfelds seien nur 12)
zende. (Siehe KORTLÄNDER/NIES, 162 f., 159.)
einige Tagungen und neugebildete Forschergruppen der letzten Jahre aufgeführt: Auf 13>
Siehe dazu KORTIANDER/NIES, S. 146ff.
dem Weltkongreß der International Comparativc Literature Association in New York Einzelheiten siehe „Diplomprüfungsordnung für den Studiengang Literaturübersetzen
waren 1982 zwei Diskussionskreise dem Thema Literaturübersetzung gewidmet, und an der Universität Düsseldorf vom 13. Juli 1987", Amtliche Bekanntmachungen der
beim Weltkongreß derselben Gesellschaft in München wird es 1988 sogar ein General- 14)
Universität Düsseldorf 15/1997, S. 6 ff.
thema sein. Eigene Sektionen zum Thema gab es auf den Kongressen der deutschspra- So die Schlagzeile eines Berichts über den Studiengang in der Westdeutschen Zeitung
chigen Romanisten in Siegen 1985 und in Freiburg 1987. Das Centre de Recherche der 15)
vom 20.10.1987, S. 13.
Pariser Sorbonne thematisiert im Schwerpunkt Rezeptionsforschung die Literaturüber- Vgl. dazu: „der Regelfall ist, daß Autoren von den Einkünften aus ihren Büchern nicht
setzung, und an der Universität Göttingen wurde 1985 ein Sonderforschungsbereich der leben können..., der größte Teil der Schriftsteller ... ist nach wie vor auf andere
6)
Deutschen Forschungsgemeinschaft zur literarischen Übersetzung begründet. Tätigkeiten (Rundfunk, Zeitschriftenmitarbeit) angewiesen". (Der Deutsche Literatur-
Ähnlich wie die Fremdsprachenfächer seit ihrer Entstehung primär Sprachlehrer für 16)
fonds. Dokumentation eines Fördermodells, Darmstadt 1987, S. 15)
Sekundärschulen ausbildeten, ohne daß es je eine kohärente Wissenschaft etwa des Titel eines Beitrags von FRIEDRICH GIESSE in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom
Englisch- oder Französisch-Lehrens gegeben hätte. I7
5.5.1987, folgendes Zitat ebd.
** Siehe dazu B. KORTLÄWDBR/F. NIES, Französische Literatur in deutscher Sprache. Eine > Siehe dazu KORTLÄNDER/NIES, S. 163.
18>
kritische Bilanz, Düsseldorf 1986, S. 162. 19)
Siehe dazu KORTLÄNDER/NIES, S. 151.
°>
9>
Siehe dazu ebd. 20)
Siehe dazu H. HINTERHÄUSER in KORTLÄNDER/NIES, S. 55-58.
Einzelheiten siehe „Ordnung für die Feststellung der besonderen Vorbildung für den Siehe dazu R. KILL, Tod im Hangar: „Quai West" von BERNARD-MARIE KOLTES in
Studiengang Literaturübersetzen an der Universität Düsseldorf vom 13. Juli 1987", Bochum, Rheinische Post vom 22.11.1986.

CHRISTCANE NORD

Übersetzungshandwerk-Übersetzungskunst
Was bringt die Translationstheorie für das literarische Übersetzen?
1. Einleitung: Übersetzen - Handwerk oder Kunst?
Der brave Steinmetz, der das von fremder Hand geschaffene kleine rend die andere das Übersetzen dem Bereich der Kunst zuordnet
Gipsmodell nach den Regeln seines Handwerks getreulich Zug für und es damit aus dem Bereich der Gegenstände und Handlungen,
Zug in der gewünschten Größe aus dem Marmorblock haut, oder die der Erforschung und systematischen Erfassung mit wissenschaft-
der geniale Bildhauer, der nach dem lebenden Modell, seiner künst- lichen Methoden zugänglich sind, grundsätzlich ausgrenzt.
lerischen Intuition folgend, eine Plastik schafft, welche die Schichten a) Die erste Position - Übersetzen als „Handwerk" - ist vor allem
und Färbungen des Marmorblockes ausnutzt und in einer nie dage- die der linguistischen Übersetzungswissenschaft (vgl. Apel 1983,3).
wesenen Weise zur Geltung bringt - welchem von beiden ist der Hier wird das Problem des Übersetzens auf ein Problem der Kodie-
Übersetzer vergleichbar? rung bzw. Umkodierung reduziert, bei der es im wesentlichen auf die
Zwei so extreme Positionen kennzeichnen die Versuche, zu einer Erhaltung von „Sinn" oder „Bedeutung" bzw. auf die Invarianz der
Definition von „Übersetzen" zu gelangen: Die eine betrachtet das „Mitteilung" oder „Aussage" des Ausgangstextes ankomme. An
Übersetzen als „technisches Verfahren", als ein „Handwerk", wäh- dieser reduktionistischen Perspektive ändert auch die Tatsache

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nichts Grundsätzliches, daß die linguistische Übersetzungswissen- setzung von literarischen Texten (vgl. Kloepfer 1967, 7ff.; ähnlich
schaft sich seit Mitte der 60er Jahre pragmatisch orientierten Ansät- Koller 1980, 97)7 Diesen Fragen soll im folgenden nachgegangen
zen geöffnet und die Bedeutung von Kommunikauonsteilnehmern werden.
und Kommumkationssiiuatton für die Bestimmung von „Sinn" oder Dabei ist zunächst festzustellen, was den literarischen Text vom
„Bedeutung" der Mitteilung erkannt hat. Das Entscheidende bleibt: nicht-literarischen Text unterscheidet und welche besonderen Pro-
Es wird vorausgesetzt, daß es ein objektives oder zumindest inter- bleme auftauchen, wenn ein literarischer Text Angehörigen einer
subjektives Verständnis vom Sinn oder von der Bedeutung der Mit- anderen Kultur „vermittelt" werden soll. Hierfür spielt der literari-
teilung geben kann, das die Grundlage für die Übersetzung bildet. sche Übersetzungs„auftrag", wie er hier und heute von Theoretikern
Eine nur konsequente Fortführung dieser Ansicht ist das analog zum und Praktikern der literarischen Übersetzung aufgefaßt wird1*, eine
„idealen Sprecher/Hörer" der Syntaxtheorie konzipierte Konstnikt wichtige Rolle. Es wird sich zeigen, daß die Ansprüche dieses
des „idealen Translators" (Kade 1973, 179ff.), der unter idealen zumeist unter dem Postulat der „Äquivalenz" im weitesten Sinne
Bedingungen die „ideale Übersetzung" produziert. stehenden Auftrags nicht ohne weiteres zu erfüllen sind. Daher
b) Während die Vertreter der ersten Position damit gewisserma- erhebt sich die Frage, durch welchen translationstheoretischen
ßen von der (z.T. stillschweigenden) Voraussetzung ausgehen, daß Ansatz das Übersetzen literarischer Texte aus dem Bereich der rei-
die „Bedeutung" eines Textes von der Form ablösbar sei und in eine nen individuell-übersetzerischen Intuition herausgenommen und
andere Form umgegossen werden könne, ist die zweite Position - zumindest intersubjektiv nachvollziehbar gemacht werden kann.
Übersetzen als „Kunst" - im Gegensatz dazu dadurch charakteri- Es geht hier also darum - um das Bild vom Anfang noch einmal
siert, daß Inhalt und Form des Textes als dialektische Einheit gese- aufzugreifen -, ob der Bildhauer ein besserer Künstler (oder über·'
hen werden, die nur rein subjektiv und nicht durch ein Regelsystem haupt erst ein Künstler?) sein kann, wenn er das (Steinmetz-)Hand-
erfaßbar sei. Übersetzung wird daher betrachtet als die Schöpfung werk versteht und seine Arbeit bewußt in den Rahmen eines über-
eines eigenständigen „Kunstwerks" aus dem subjektgebundenen prüfbaren Konzepts stellt oder ob künstlerische Intuition und Krea-
Verständnis des Ausgangstextes heraus. Oder, wie Kloepfer es for- tivität auf wissenschaftliche Grundlagen verzichten können (oder
muliert: sogar müssen?).
Übersetzung ist Dichtung - nicht irgendeine Dichtung, etwa Nachdichtung oder
Umdichtung, sondern Dichtung der Dichtung (Kloepfer 1967,126). 2. Besondere Merkmale des literarischen Textes
Es soll hier nicht der Anspruch erhoben werden, ein Phänomen
In diesem Sinne ^ charakterisiert Walter Benjamin in seinem abschließend zu definieren, über das sich meines Wissens nicht ein-
berühmten Essay über die „Aufgabe des Übersetzers" die Überset- mal die dafür unmittelbar zuständigen Fachleute bisher haben eini-
zung als „Echo des Originals" (1972, 16) in der Zielkultur und gen können (vgl. Grabes 1977a, 61 f.): die Literarität von Texten.
beschreibt ihre Eigenart in folgendem Vergleich: Dazu fühle ich mich weder in der Lage, noch sehe ich es als meine
Wie die Tangente den Kreis flüchtig und nur in einem Punkte berührt und wie ihr Aufgabe an. Ich möchte hier vielmehr versuchen, diejenigen Merk-
wohl diese Berührung, nicht aber der Punkt, das Gesetz vorschreibt, nach dem male literarischer Texte herauszuarbeiten, welche als Ursache dafür
sie weiter ins Unendliche ihre gerade Bahn zieht, so berührt die Übersetzung
flüchtig und nur in dem unendlich kleinen Punkte des Sinnes das Original, um in Frage kommen, daß literarische Texte in unserer Kultur de facto
nach dem Gesetz der Treue in der Freiheit der Sprachbewegung ihre eigenste anders übersetzt werden als nicht-literarische Texte*
Bahn zu verfolgen (ib., 19f.).
Die in der Fachliteratur zum Stichwort „Literarität" (oder „Lite-
Die Charakterisierung der beiden Positionen zeigt, daß eigentlich rarizität") aufgeführten Merkmale literarischer Texte sollen anhand
von verschiedenen Arten des Übersetzens die Rede ist, und es liegt der elementaren Komponenten eines einfachen Kommünikations-
der Schluß nahe, daß mit der ersten Position vor allem oder aus- modells kurz skizziert werden:
schließlich die Übersetzung der sogenannten Gebrauchstexte
a) Sendenntention: Der Sender eines literarischen Textes intendiert keine ver-
gemeint ist (und mit diesen beschäftigt sich in der Tat die linguisti- bindliche Darstellung der „Realität", sondern will dem Empfänger (indirekt)
sche Übersetzungstheorie heute überwiegend), während sich die persönliche Einsichten über diese vermitteln (vgl. de Beaugrande/Dressler 1981,
zweite Position auf das Übersetzen literarischer Texte bezieht (vgl. 192). Die mimetische Abbildung der Welt wird durch das Element der Expressi-
vität ergänzt (vgl. Plett 1979, 20ff.)- Die emotive Funktion der Sprache (nach
Kade 1968, 47; ähnlich Wilss 1977, 90f. und 150f.). Die unterschied- Jakobson 1971) ist ausgeprägter als die referentielle.
liche Einschätzung der Übersetzung bei literarischen und nicht-lite^
b) Empfänger: Der literarische Text richtet sich an einen Empfänger, der in der
rarischen Texten ist keineswegs neu; sie findet sich u.a. bereits bei Regel über eine besondere, von seinen literarischen Erfahrungen geprägten Er-
Schleiermacher (1813, 211ff.), der das Übersetzen nicht-literari- wartung verfügt. Er muß den literarischen Code beherrschen (vgl. Schmidt
1970a, 65, der betont, daß bestimmte literarische Texte, z.B. der visuellen Poe-
scher Texte mehr oder weniger abschätzig dem problemlosen sie, sich dem Leser überhaupt nur erschließen, wenn er Interpretationssysteme
Bereich des „Dolmetschens" zuschlägt, während das eigentliche zur Verfügung hat, durch die er den Text für sich „signifikant" machen kann).
Übersetzen für ihn im Bereich der Literatur stattfindet. Aber auch c) Referent: Literarische Texte referieren in der Regel auf „fiktive" Gegenstände
eine moderne, praxisorientierte Einrichtung wie die FIT, die Fe*d6- und Sachverhalte, die nicht in einem eindeutigen Bezug zu der in der betreffen-
ration Internationale des Traducteurs, unterscheidet technisches den Kultur akzeptierten Version der „Realität" stehen (vgl. Grabes 1977a, in
ähnlichem Sinne Schmidt 1970a, 71).
und wissenschaftliches Übersetzen auf der einen vom literarischen
Übersetzen auf der anderen Seite. d) Kode: Unabhängig davon, ob man den literarischen Kode als „entautomati-
sierte" Erweiterung des Norm-Kodes und als die „totale Sprache" (Coseriu 1971,
Angesichts der neueren Entwicklung in der Übersetzungswissen- 185) oder als Abweichung oder Reduktion des Norm-Kodes (z.B. van Dijk 1972)
schaft hoffen wir, die Problematik der nicht-literarischen Überset- betrachtet, wird der sprachlichen Gestaltung Uterarischer Texte im allgemeinen
eine eigene (konnotative, expressive, ästhetische oder künstlerische) „Bedeu-
zung mit Hilfe der Erkenntnisse der Kommunikations- und Hand- tung" zugeschrieben, die ein Licht auf die Intention des Senders werfen könne
lungstheorie, der (pragmatisch fundierten) Texttheorie, der Textsor- (vgl. Schmidt 1970a, 50; Püschel 1982, 32f., weist darauf hin, daß die Funktion
des Stils, Einstellungen auszudrücken, unabhängig von der Frage der Bewußtheit
tenlinguistik oder der Psycholinguistik in den Griff zu bekommen. sei). Zum literarischen Kode gehören auch die tradierten Gattungsformen einer
Müssen wir dann nicht vor der literarischen Übersetzung, wie sie Literatur (vgl. Sowinski 1983,127).
oben charakterisiert wurde, kapitulieren, da sie wissenschaftlicher e) Wirkung: Durch die besondere Verwendung der Kodeelemente im Text und
Behandlung einfach nicht zugänglich ist oder dieser sogar in ihrem ihr Verhältnis zu den kultur- (und darin gattungs-)spezifisch üblichen Gestal-
innersten Wesen zuwiderläuft? Müssen wir uns damit zufrieden tungsmitteln der betreffenden'Gattung entsteht eine besondere (z.B. ästhetische
oder poetische) Wirkung (vgl. Schmidt 1970a, 65) und eine eigene (z.B. künstle-
geben, daß das Übersetzen von Gebrauchstexten die Sache der rische) „Wertbaftigkeit" (Kayser 1962, 13f.) des Textes. Die Möglichkeit der
(N\*r-)„Handwerker" ist und das Übersetzen literarischer Texte dem Wirkung hängt allerdings davon ab, daß der Rezipient den literarischen Text in
„Rezeptionsgeschichten" einbeziehen kann (Schmidt 1970a, 74).
Künstler vorbehalten bleibt, dessen Kreativität und nicht näher ana-
lysierbare „Begabung" (vgl. Kade 1973, 47) die Übersetzung zu Unberücksichtigt bleiben bei solchen (intrakulturell angelegten)
einem Kunstwerk sui generis macht? Oder muß es, wie Kloepfer Abgrenzungsversuchen in der Regel da^Medium2) sowie die Fakto-
fordert, zumindest zwei Übersetzungstheorien geben, eine für die ren der Situation (Ort, Zeit und Anlaß), Für die (interkulturelle)
Übersetzung von Gebrauchstexten und eine andere für die Über- Perspektive der Übersetzung spielen sie jedoch ebenfalls eine Rolle,

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da sie Träger kulturspezifischer Merkmale der Ausgangs- wie der sich für E die Textwirkung W, die der von S intendierten Wirkung entsprechen
kann, aber nicht muß.
Zielsituation sind.
In bezug auf den Sender muß meines Erachtens noch hervorgeho- Dieses Handlungsmuster unterscheidet sich im textextcrncn
ben werden, daß der Sender literarischer Texte in der Regel ein Bereich vom Handlungsmuster für nicht-literarische Texte in bezug
individueller Sender ist, der den Text auch selbst produziert, und auf die beiden Faktoren, die durch die Markierung „literarisch"
daß es sich häufig um einen im literarischen Kontext der Situation charakterisiert sind: die besondere literarische Senderintention und
als „Literaten" eingestuften Sender handelt, was die Erwartung des die literarische Erwartung des Empfängers. Beide sind kulturbc-
Empfängers auf jeden Fall beeinflussen dürfte3*. dingt. Wenn die Funktion eines Textes bestimmt wird durch die
Wenn man die genannten Merkmale literarischer Texte mit den Relation zwischen Senderintention und Empfängererwartung, ist
Merkmalen nicht-literarischer Texte vergleicht, stellt man fest, daß Literarität (als Grundfunktion des literarischen Textes, unabhängig
keines für sich genommener die Definition von Literarität hinrei- von der jeweils vom Sender für einen bestimmten literarischen Text
chend ist, weil alle - einzeln oder kombiniert - auch bei nicht-litera- intendierten individuellen Funktion oder der mehr oder weniger
rischen Texten vorkommen können. Wenn man die grundlegende konventionell mit einer bestimmten literarischen Gattung verknüpf-
Bedeutung der besonderen literarischen Senderintention und der ten Funktion) demnach kulturspezifisch.
literarisch geprägten Empfängere/warm/tg für die Funktion und Die textinternen Faktoren sind dagegen nicht „an sich" literarisch
Wirkung literarischer Texte erkennt, ergibt sich vielmehr, daß Lite- markiert, sondern werden aufgrund bestimmter (kulturspezifischcr)
rarität offenbar im wesentlichen eine pragmatische Qualität ist, die Präsignale vom (individuellen) Empfänger vor dem Hintergrund sei-
Texten in einer bestimmten Kommunikationssituation vom Sender ner (individuellen kulturspezifischen) Erwartung als literarisch inter-
und vom Empfänger zugesprochen wird, wobei die genannten Merk- pretiert. Unter anderen situationcllen Bedingungen könnten die glei-
male jeweils als „Signale" für Literarität dienen (vgl. Jansens 1978, chen Referenten und die gleichen Kodcelemente auch nicht-litera-
4; wichtig ist vor allem die Bereitschaft des Empfängers, bei diesem risch interpretiert werden. Dementsprechend ist auch die spezifische
„Spiel*4 mitzuspielen). Ein solcher dynamischer Literaritätsbegriff Wirkung eines literarischen Textes einerseits kulturell und anderer-
erweist sich im Hinblick auf die Übersetzung oder Übersetzbarkeit seits individuell geprägt..
von Literatur wegen seiner Kulturbczogenheit als fruchtbarer als ein
rein statischer, vor allem auf linguistischen Merkmalen basierender 3. Der literarische Text in der interkulturellen Kommunikation
Literaritätsbegriff. Was dies für die Übersetzung des literarischen Textes bedeutet,
Solange man innerhalb der Kulturgrenzen bleibt, mag man durch- soll nun anhand von vier zentralen Relationen aus dem oben skiz-
aus annehmen, daß ein literarischer Text auch ohne den Bezug auf zierten Handlungsmuster dargestellt werden. Die besonderen Merk-
einen bestimmten oder überhaupt einen Empfänger zustande kom- male der interkulturellen literarischen Kommunikation werden
men kann. Übersetzt wird ein literarischer Text in der Praxis jedoch jeweils in Form einer Hypothese formuliert.
auf jeden Fall nur dann, wenn man von einem potentiellen Empfän-
gerkreis ausgehen kann. Für die Isolierung der für die Übersetzung A) Relation Senderintention - Text (Interpretation)
relevanten Merkmale des literarischen Textes erscheint es mir - Während beim literarischen AT der Sender auch gleichzeitig der
angesichts der eindeutig „kommunikativen" Funktion der Überset- Textproduzcnt ist, der die Mittel des literarischen Kodes zur Ver-
zungshandlung - daher sinnvoll, den literarischen Text wie jeden wirklichung seiner persönlichen Intention einsetzt, gilt für den litera-
anderen Text als „kommunikatives Handlungsspiel-in-Situation" rischen ZT, daß Sender und Textproduzent verschiedene Individuen
(Schmidt 1976, 43ff.) zu betrachten. Dadurch wird allerdings eine sind. Der Textproduzent/Übersetzer ist bereits selbst ein Leser des
rein ästhetizistische Perspektive (wie bei Benjamin 1982, 9: „Kein AT, der sein eigenes Textverständnis konstituiert und dieses zum
Gedicht gilt dem Leser ...'*) ausgeklammert. Ausgangspunkt seiner Textproduktion macht (vgl. Vermeer 1986a,
Unter Einbeziehung der oben aufgeführten Merkmale läßt sich der den literarischen Übersetzer mit einem Dirigenten, Regisseur
nun auf der Grundlage eines einfachen Kommunikationsmodells ein und Schauspieler vergleicht). Er ist in der Regel darauf angewiesen,
Muster für eine literarische Kommunikationshandlung in einer die Intention des Senders aus dem Text selbst (so weit sie darin
bestimmten Kultur K entwerfen: verwirklicht ist!) zu interpretieren, wobei er sich eventuell Zusatzin-
formationen (z.B. aus der Sekundärliteratur) zunutze machen kann.
Die Interpretation der Senderintention wird beim literarischen
KULTUR K Text, im Gegensatz zu vielen Gebrauchstexten, dadurch erschwert,
KODE111
\
\> i
daß die Rezeptionssituation als solche wenig eindeutige Hinweise
l 17^ ~ — liefert4). Die in literarischen Texten verwendeten Kodeelemcnte
J^ 1 sind ebenfalls selten so standardisiert, daß aus ihnen eindeutig auf
|J , .«
MEDIUM
ERW." 1 1 die Intention geschlossen werden könnte. Das ermöglicht auch erst
B 1 1

x^
1 die als typisch für den literarischen Text angesehene Unbestimmt-
11 11 1 heit oder „Vagheit" (Schmidt 1970a, 75ff., spricht von „Mehrdeu-
sm» pred^k ntrip· E 1
1 tigkeit und Polyvalenz" des literarischen Textes), durch welche dem
1 TEXT" "" 1 Leser (und damit auch dem Leser/Translator) eine Vielfalt von
1
L.
*- HTT —
öllfl — -J
T
A L„__ ei
"*
#
. - Anknüpfungsmöglichkeiten gegeben werden soll.
Der Translator setzt also nach seiner Rezeption des AT in jedem
Fall nicht die Intention des Senders, sondern sein Interpretat dieser
REFERENT
,,^ « Intention um, das dann der Z-Empfänger, dem ja in vielen Fällen
nicht bewußt ist, daß er eine Übersetzung liest, seinerseits gewöhn-
lich als Intention des Senders interpretiert.
Das Schema ist (aus der Rezipientenperspektive) folgendermaßen
zu lesen: Hypothese 1: Der Zielempfänger hält die Interpretation des
Ein Empfänger E mit bestimmten, von feiner litterarischen Erfahrung geprägten Translators für die Intention des Senders.
Erwartungen ERWEUl rezipiert in einer Situation SJTE einen Text, der von einem
(möglicherweise als „Literat" bekannten) Sender S1·" in einer Situation SITS mit B) Relation Senderintention - Empfängererwartung (Tcxtfunktion)
einer bestimmten literarischen Intention INTg1* produziert worden ist. Der Text
ist textextern und/oder textintern durch Verweis auf den Uterarischen Kode ab Der Sender stellt sich, wenn er einen Text produziert, auf den
„literarischer Text" markiert. Aufgrund dieser Markierung faßt E den Textinhalt Empfänger, auf dessen Wissenshintergrund, emotionale Ansprcch-
als fiktiv auf und cnchlicBt die Senderintention durch Interpretation der sprachli-
chen Elemente entsprechend den Regeln des literarischen Kodes. Aus dem Zu· barkeit, soziokulturelle Einbettung etc. ein und zieht dabei auch die
sammenspie! seiner Erwartungen mit der Interpretation des Textbefund· ergibt üblichen Erwartungen an einen literarischen Text oder eine Gattung

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mit in Betracht. Alles, was der Sender zum Horizont des Empfän- Text explizit beschreiben (und diese Beschreibung dient auch dem Z-Empfän-
ger). Als Sonderfall hierzu kann die Textwelt der Z-KuJtur entsprechen - da-
gers rechnet, braucht er im Text nicht zu verbalisieren, sondern durch ist beim Z-Empfänger mit einer erheblich veränderten Wirkung zu
kann es präsupponieren. Dazu gehören auch die Gegebenheiten der rechnen.
3) Die Textwelt entspricht zwar de facto der -Kultur, wird aber durch explizite
(voraussichtlichen) Rezeptionssituation, die für den Horizont des Zeit- und Raum-Angaben (z.B.: „vor langer, langer Zeit in einem fernen Land")
Empfängers bestimmend und damit auch für die Frage von Bedeu- gewissermaßen „entkulturalisiert" und damit veraOgemeinerbar. Die Bedeutung
tung sind, ob der Text die Funktion, die er gemäß der Intention des kultureller Besonderheiten für die „Geschichte" wird damit heruntergespielt (A-
und Z-Empfanger werden in die gleiche Lage versetzt).
Autors erfüllen soll, auch tatsächlich erfüllt bzw. erfüllen kann. Da
der literarische Text keine Anwendbarkeit auf die reale Welt ver- Welche Bedeutung die kulturelle Eigenart der Textwelt für das
spricht, können Kenntnisse großzügiger präsupponiert werden als in Kommunikationsgeschehen hat, hängt von 'der intendierten Text-
Gebrauchstexten (in einer Bedienungsanleitung für ein elektrisches funktion und Wirkung ab. Daher hängt auch ihre Bedeutung für den
Gerät werden Netzspannungen angegeben, auch wenn man sie als ZT von dessen intendierter Funktion und Wirkung ab.
bekannt voraussetzen kann). Zum Verständnis der Textwelt literarischer Texte können auch
Je größer die Bedeutung des präsupponierten Wissens für die Kenntnisse beitragen, die zum Teil bereits durch den Namen des
Rezeption des Werkes ist, um so größer ist auch das hieraus für die Autors beim Empfänger aktiviert werden (z. B. über seine bevorzug-
Übersetzung resultierende Problem: Der AT ist (in der Regel) ja ten Themen, seine literaturgeschichtliche Einordnung, seine künst-
nicht für den Z-Empfänger konzipiert. Die kulturelle Distanz zwi- lerische Intention, bevorzugte Adressaten etc.). Wenn solches Hin-
schen der Situation des -Empfängers und der Situation des Z- tergrundwissen beim -Empfänger vorausgesetzt wird, beim Z-
Empfängers kann unter Umständen durch den Translator durch Empfänger aber nicht vorhanden ist, kann eine intentionsadäquate
Zusatzinformationen oder „Bearbeitung" des Textes überbrückt Rezeption des Textes in der Z-Kultur nicht ganz ohne weiteres er-
werden, sie kann aber auch dazu führen, daß für den ZT eine verän- folgen^.
derte Funktion in Kauf genommen (oder auch ausdrücklich ange- Hypothese 3: Das Verständnis der Textwelt hängt - sowohl beim
strebt) werden muß5). Denn die Inkohärenz, die sich aus einer man- Ausgangs- als auch beim Zieltext - von der kulturellen Einbettung
gelnden Übereinstimmung zwischen dem im Text präsupponierten und dem Weltwissen des Empfängers ab.
und dem tatsächlichen Horizont des Z-Empfängers ergibt, muß eine
intentionsgemäße Textfunktion von vornherein utopisch werden P) Relation Text-Empfänger (Wirkung)
lassen. '\ Zum literarischen Kode werden in der Regel nicht nur stilistische
Wenn der Autor den Wissenshintergrund seines Empfangers Merkmale im engeren Sinne (Rhythmus, Klang, Syntax, Aufbau,
„richtig" eingeschätzt hat und es ihm gelingt, seine Intention im Text Metaphern, Symbole etc.), sondern auch Gestalten, Ideen, Gehalt
zu verwirklichen, kann die Funktion des Textes mit der Senderin ten- und Atmosphäre gerechnet (z.B. bei Kayser, vgl. Strelka 1978, 73).
tion identisch sein. Das wäre bei einem Translat nur dann möglich, Die Vertrautheit bzw. Fremdheit der Textwelt spielt daher bereits
wenn die Senderintention vom Translator zutreffend interpretiert eine wichtige Rolle für die Textwirkung. Vertrautheit mit der Text^
und im ZT so verwirklicht würde, daß der Z-Empfanger sie wie- weit erleichtert dem Empfänger die Identifikation, erschwert aller-
derum zutreffend interpretieren könnte, und wenn Wissenshinter- dings gleichzeitig eine kritische Distanz. Das gilt für den Ausgangs-
grund und Rezeptionserwartung des Z-Empfängers mit denen des textempfänger in gleichem Maße wie für den Zieltextempfänger und
-Empfängers „identisch" wären (oder vom Translator „identisch ist daher für A- und Z-Text häufig gerade im umgekehrten Verhält-
gemacht" würden). nis zu sehen.
Hypothese 2: Die Funktion des Translats beruht auf der Interpre- Die Wahl der für die Textproduktion erforderlichen Kodeele-
tation der Interpretation der Senderintention und auf den (zielkul- mente liegt beim literarischen Text - im Gegensatz zu der auf allen
turell geprägten) Kenntnissen und Erwartungen des Z^Empfängers. Rängen (Textaufbau, Syntax, Wortwahl, Morphologie etc.) weitge-
hend normierten Sprachverwendung in nicht-literarischen Texten -
C) Relation Referent-Empfänger (Kulturelle Distanz) in der individuellen, intentionalen Entscheidung des Autors, ob er
Die Situation, in der die Kommunikationshandlung stattfindet, ist sich nun an die literarischen „Konventionen" (seiner Zeit, der Gat-
Teil der Kultur, zu der Sender und Empfänger gehören. Die Kultur tung etc.) hält oder sie bewußt durchbricht. Aber auch die Möglich-
wiederum determiniert, welches Bild Sender und Empfänger sich keiten und Konventionen der stilistischen Bedeutung sind in den
von der „Realität" machen bzw. was sie überhaupt unter „Realität" Kontext der spezifischen Einzelliteratur eingebunden und damit kul-
verstehen. turbedingt. (Aus diesem Grunde möchte ich den historisch beding-
Damit ein Text „verstanden" werden kann, muß der Leser in der ten und wandelbaren Begriff des „Ästhetischen" in diesem Zusam-
Lage sein, die im Text präsentierten Inhalte in irgendeiner Form an menhang vermeiden). Das bedeutet, daß sie für A- und Z-Kultur
sein Weltwissen „anzuknüpfen". Während er beim Lesen eines nicht ohne weiteres gleichgesetzt werden können, auch wenn in
nichtliterarischen Texts erwartet, daß er an sein Wissen über die bestimmten Kulturkreisen ein gemeinsames Repertoire an Möglich-
„Realität" (wie er sie versteht) anknüpfen muß, ist er beim Lesen keiten (z.B. die Stilfiguren der klassischen Rhetorik, ebenso
eines als „literarisch" markierten Textes bereit, auch Inhalte zu bestimmte Gattungsformen) durchaus vorhanden sein kann. Sol-
akzeptieren, die im Kontrast zu seinem Bild der Realität stehen. Je cherart „vererbte" Gestaltungsformen erhalten jedoch, genauso wie
weiter also die dargestellten Inhalte von dem Weltbild des Empfän- originelle oder „neuartige" Sprachverwendung, ihren jeweils eige-
gers abweichen, um so mehr wird er diese Abweichung als „Literari- nen Stellenwert, ihre „Bedeutung", vor dem Hintergrund der jewei-
tätssignai" akzeptieren und nicht Kohärenz mit seinem Weltbild, ligen literarischen Tradition. Diese prägt nicht nur das (literarische)
sondern nur Kohärenz der Textwelt in sich erwarten. Je größer aller- Hintergrundwissen, sondern auch die (Literarische)' Erwartung des
dings die Ähnlichkeit der im Text dargestellten „Geschichte" mit Empfängers und entscheidet damit über die Wirkung des Textes auf
den Gegebenheiten seines Weltbildes ist, um so mehr ist der Leser den Empfänger (vgl. etwa zum Thema „stilistische Variatio" das
geneigt, sein Weltbild auch für das Verständnis der Textgeschichte Beispiel der Verwendung von „raza", „pueblo" und „nacion" bei
zugrundezulegen. Ortega, in Nord 1986).
Für die Übersetzung ergibt sich daraus folgendes Problem: °Der Für die Übersetzung bedeutet auch dies, daß „gleiche" Wirkung
Translator muß die Distanz der Textwelt einerseits zur -Kultur und von „gleichen" Gestaltungsformen nur vor dem „gleichen" Wissens-
andererseits zur Z-Kultur bestimmen. Dabei gibt es, schematisch und Erwartungshintergrund erreicht werden kann bzw. anders aus-
betrachtet, drei Möglichkeiten: gedrückt: Die Verwendung der „gleichen" Gestaltungsfonnen im
ZT führt bei dem „anderen" Wissens- und Erwartungshintergrund
1) Die Textwelt entspricht der -Kultur: Der -Empfänger kann an seine Welt des Z-Empfängers in der Regel eben zu oiner „anderen" Wirkung.
anknüpfen (der Z-Empfänger nicht).
2) Die Textwelt entspricht nicht der -Kultur: Da der -Empfänger nicht an Hypothese 4: Die Wirkung der Textgestaltungsmittel ist abhängig
seine Welt anknüpfen kann, muß der Autor die Besonderheiten der Textwelt im von ihrem Verhältnis zur (literarischen) Kultur.

54 Lebende Sprachen Nr. 2/88


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4. Der literarische Übersetzungsaoftrag Das ist nur möglich, wenn die Textwelt die gleiche „Distanz" zur
Ich möchte hier nicht auf die verschiedenen Forderungen an die „Realität" der Zielempfänger wie zur „Realität" der Ausgangsemp-
Übersetzung literarischer Texte eingehen, die im Laufe der fänger aufweist, der Z-Empfänger also an - qualitativ und quantita-
Geschichte von der „wörtlichen" über die „freie" zur „treuen" Über- tiv - das gleiche Vorwissen anknüpfen kann. Auch hier ist darüber
setzung führen (vgl. etwa Kloepfer 1967 oder die fünf „Dichoto- hinaus bei älteren Texten oder bei einem ausgedehnten Sprachraum
mien" in der Geschichte der literarischen Übersetzung bei Etkind (etwa dem spanischen Sprachraum) zu fragen, welcher A-Empfän-
1978,134ff.), sondern nur kurz die heutige Situation umreißen: ger zum Maßstab genommen werden soll.
Für die Übersetzung literarischer Texte wird - implizit oder expli- Äquivalenzfordemng 4: Das Translat soll so auf den Z-Empfän-
zit - in unserer Kultur stets ein besonderer „Übersetzungsauftrag" ger wirken, wie der AT auf den -Empfänger wirkt.
angenommen: Während die Übersetzung nicht-literarischer Texte Wenn die besondere innovatorische Wirkung des AT z.B. darauf
als relativ unproblematisch gilt, weil man ja „nur" den Sinn oder beruht, daß er in bezug auf Inhalt und Textgestalt vom A-kulturell
Inhalt des Textes wiederzugeben und sich bei der Textgestaltung an Üblichen in einem bestimmten Maße abweicht, kann der ZT nur
den zielsprachlichen bzw. zielkulturellen Textsortennormen und eine äquivalente Wirkung erzielen, wenn er in dem gleichen Maße
-konventionen zu orientieren hat (vgl. Reiss 1971, 37), wird für die vom Z-kulturell Üblichen abweicht. Dies kann sicherlich nur in Aus-
literarische Übersetzung gefordert, daß neben dem „Was" auch das nahmefällen durch eine „treue" Nachbildung des AT erreicht wer-
„Wie", nämlich die spezifische sprachliche Form des Ausgangstextes den. Überdies ist gerade die Wirkung eines Textes so individuell
zu übertragen oder zumindest im ZT „widerzuspiegeln" (Reiss 1971, bestimmt, daß auch intrakulturell kaum von einer, gewissermaßen
42: „formale Analogie" oder Koller 1979, 190: „formale Äquiva- „verbindlichen" Wirkung eines Textes auszugehen ist, wie uns die
lenz") und „Äquivalenz" zwischen AT und ZT in dem Sinne herzu- Rezeptionsästhetik lehrt (vgl. dazu bereits Wuthenow 1969, 10:
stellen sei, daß der ZT die gleiche Funktion wie der AT haben und „Das Original ist kein einmaliges Ereignis, sondern eine stets sich
auf seinen Leser „die gleiche" oder eine analoge (inhaltlich und erneuernde Wirkung.").
stilistisch bedingte) Wirkung ausüben solle wie der AT auf den Obwohl es paradox erscheint, können „Treue" und „Äquivalenz"
seinen. gerade dann unvereinbar sein, wenn A- und Z-Kultur nah verwandt
Dazu kommen noch weitere Forderungen: Die (literarische) sind: Je geringer die Distanz zwischen der A-Textwelt und der Z-
Übersetzung soll ein eigenständiges Kunstwerk sein (vgl. Fitts 1966, Kultur ist, desto gefährlicher sind die Verständnisfallen, die durch
33: „a parallel art"; ähnlich Creutziger 1985, 17), verstanden als unauffällige kulturelle Unterschiede entstehen, gerade weil die
Metamorphose des Originals (Benjamin 1972), das auf diese Weise Anbindung an das Vorwissen des Z-Empfängers erleichtert zu sein
fortlebt. Sie soll die „Grundsätze des Originalkunstwerks" erfassen scheint. Bei einer angemessenen Aufdeckung dieser kulturellen
(Dedecius 1986, 144), über die ^Gattung, (...) den künstlerischen Unterschiede (welche die Treue in Frage stellt) ist eine analoge
Rang und die Schönheit der Sprache des AT" informieren (Reiss Wirkung von AT und ZT aber immerhin möglich. Bei einer größe-
1986,214), die Zielsprache bereichern (Friedrich 1965, 8), indem sie ren Distanz zwischen Textwelt und Z-Kultur ist zwar das Verständ-
„Brachland urbar macht" (Rosenzweig, zit. nach Kloepfer 1967,77), nis erschwert, fremde Verhaltensweisen werden aber als fremd
und ein „Erlebnis" vermitteln (Güttinger 1963,40). Ich selbst würde erkannt und akzeptiert. Dann ist allerdings eine analoge Wirkung
mir wünschen, daß der Z-Empfänger bei der Lektüre des Translats nicht möglich, weil die dem -Empfänger vertraute -Kultur auf
gewissermaßen „am eigenen Leibe" erfährt, warum es überhaupt den Z-Empfänger gerade eine „exotische" Wirkung ausübt (vgl.
der Mühe wert war, den betreffenden AT zu übersetzen. Vermeerl986b,39f.),
Alle diese Forderungen sind im weitesten Sinne unter der Forde- Die Gegenüberstellung der Äquivalenzforderungen des literari-
rung nach „Äquivalenz" zu subsumieren. Für die oben als überset- schen Übersetzungsauftrags mit den vier Hypothesen zur interkultu-
zungsrelevant herausgestellten Relationen ergäben sich aus ihnen rellen literarischen Kommunikationshandlung dürfte deutlich
folgende Ansprüche an den Translator bzw. an das Translat: machen, daß hier nicht mehr und nicht weniger als die Quadratur
Äquivalenzforderung 1: Die Interpretation des Translators soll des Kreises verlangt wird, und es erscheint nicht mehr verwunder-
mit der Intention des Senders identisch sein. lich, daß die Lektüre eines übersetzten literarischen Textes so häufig
Was bei nicht-literarischen Texten, bei denen häufig mit bestimm- ein Gefühl der Enttäuschung hinterläßt.
ten Textsorten auch bestimmte Senderintentionen verknüpft sind,
meist kein Problem darstellt, erscheint bei literarischen Texten, 5. Ein theoretischer Rahmen für die literarische Übersetzung
angesichts ihrer spezifischen Offenheit für die verschiedensten und Aus dem oben dargestellten Dilemma lassen sich verschiedene
individuellen Interpretationen nicht nur unmöglich, sondern auch Konsequenzen ziehen:
nicht erstrebenswert. Die Auseinandersetzung des Translators mit a) Man gibt das literarische Übersetzen auf, weil es eben nicht mög-
dem Text muß, auch bei noch so fundierter Recherche, zu einer lich ist.
individuell geprägten Interpretation führen. Interessanterweise sind Doch was ist eigentlich „nicht möglich"? Das Übersetzen literari-
es auch gerade die auf eigenständiger Interpretation beruhenden scher Texte überhaupt oder das Übersetzen literarischer Texte unter
Übersetzungen, die Geschichte gemacht haben7). dem Postulat der (wie auch immer verstandenen) „Äquivalenz"? Ist
Äquivalenzforderung 2: Der Translator soll seine Interpretation dieses Postulat unumstößlich, oder ist es nicht einfach nur ein mögli-
der Senderintention so im ZT umsetzen, daß dieser in der Z-Rezep- cher, auf kulturellen und historischen Konventionen beruhender
tionssituation die gleiche Funktion erfüllt wie der AT iü der A- „Übersetzungsauftrag" für literarische Texte?
Rezeptionssituation. b) Man übersetzt weiter so wie bisher „intuitiv", nach bestem Wis-
Auch der ZT soll also als „literarischer Text" (im Kontext der Z- sen und Gewissen, nennt das Resultat „Äquivalenz" und überläßt
Kultur) rezipiert werden. Das ist durch Präsignale relativ leicht zu die Wirkung des Zieltexts dem guten Willen des Z-Empfängers oder
steuern. Weitere Funktionen, die der AT in „der A-Rezeptionssi- der zielkulturellen Literaturkritik. Und wenn dabei literarische
tuation" hat, sind jedoch weniger einfach umzusetzen: Was ist, wenn Begabung ins Spiel kommt, entsteht möglicherweise sogar ein
es nicht „die A-Rezeptionssituation" gibt, sondern der AT zu ver- Kunstwerk - aber eine Übersetzung?
schiedenen Zeiten oder für verschiedene Rezipienten verschiedene c) Man versucht das literarische Übersetzen auf eine theoretische
Funktionen erfüllte (vgl. das Beispiel Lukrez, De rerum natura, bei Grundlage zu stellen und die Ziele, die man damit verfolgt, wissen-
van den Broeck 1980, 90f.)? Oder wenn die Funktion des AT für schaftlich - d.h. hier: intersubjektiv nachvollziehbar - zu begrün-
Zielrezipienten nicht nachvollziehbar ist (z.B. weil der AT den A- den. Da aus dem oben skizzierten Handlungsmuster deutlich wird,
Rezipienten spezifisch -kulturelle Zustände vor Augen führen und wie geringfügig die Unterschiede zu einer nicht-literarischen Kom-
ihn indirekt zu einer Veränderung dieser Zustände aufrufen soll)? munikationshandlung sind, erscheint es meines Erachtens nicht
Äquivalenzforderung 3: Der Zielempfänger soll die Textwelt des abwegig, für die Übersetzung literarischer und nicht-literarischer
Translats so verstehen wie der Ausgangsempfänger die des AT. Texte die gleiche theoretische Grundlage zu verwenden (vgl. Reiss/

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Vermeer 1984,43). „Bereicherung der Zielsprache") daraus resultieren kann. Vom
Nach der Skopostheorie von Vermeer (1978: 1983, 54) wird Ergebnis dieser Prüfung hängt es ab, für welche Gestaltungsmittel
Translation verstanden als eine Handlung, die von ihrem Zweck her aus dem zielkulturellen literarischen Kode sich der Translator ent-
determiniert ist. Das Translat muß der Zielfunktion gerecht werden. scheidet.
In unserer Kultur wird darüber hinaus erwartet, daß das Translat
den Ausgangstext so weit wie möglich „imitiert", d.h. „auf allen 6. Schluß: So weit das Handwerk-und was ist mit der Kunst?
Rängen funktional und formal so nahe am Ausgangstext bleibt", wie Für den Übersetzer gilt das gleiche wie für den Bildhauer: Nur
der Translationszweck dies zuläßt (Reiss/Vermeer 1984,90). wer sein „Handwerk" versteht (und dazu gehört die Kenntnis des
Im folgenden soll kurz gezeigt werden, wie sich eine derartige „Materials" genauso wie die Beherrschung <Jer „Fertigkeiten"), ist in
Translationstheorie für die Bewältigung der in den oben aufgestell- der Lage, ein Kunstwerk zu schaffen. Auf der Grundlage des skiz-
ten vier Thesen skizzierten Problematik der interkulturellen literari- zierten theoretischen Ansatzes kann es dem Übersetzer gelingen,
schen Kommunikation nutzbar machen läßt. den Ausgangstext gleichsam als „Modell" und seine eigene Tätigkeit
Skoposkonzept 1: Der Translator interpretiert den AT nicht nur als die eines Künstlers aufzufassen, der nach diesem Modell ein
im Hinblick auf die Senderintention, sondern auch im Hinblick auf neues Werk in anderem Material schafft (vgl. Creutziger 1985,44ff.,
seine Anknüpfbarkeit an die Z-Situation. der den Übersetzer einen „Weitereizähler" nennt). Wenn er dabei
Auf der Grundlage der Zielvorgaben über Zeit, Ort, Medium und mit seiner eigenen Phantasie und Kreativität die spezifischen Schich-
vor allem Adressatenkreis des zu produzierenden Zieltextes inter- ten und Färbungen des „Materials", also der Zielsprache und -kul-
pretiert der Translator das Informationsangebot des AT, und zwar tur, zur Geltung bringt (um ein letztes Mal an das Bild vom Anfang
nicht nur im Hinblick auf die Intention, die der Sender damit bei den zu erinnern) und dadurch ein neues und in seiner Art einmaliges, in
-Empfängern verfolgt, sondern auch im Hinblick darauf, ob und sich „stimmiges" Werk schafft, dann ist meines Erachtens die Vor-
wie weit das Informationsangebot des AT für den Z-Adressaten an aussetzung dafür gegeben, daß die Übersetzung im Kontext der
seine Situation und seinen Horizont „anknüpfbar" ist. Damit dies Zielkultur ihren Platz als ein eigenständiges Kunstwerk einnehmen
gelingt, ist es unabdingbar, daß der Translator Situation und Hori- kann, für das dann auch der Übersetzer als Künstler die Verantwor-
zont der Adressatengruppe möglichst genau kennt. tung trägt. Der bekannte Übersetzer aus slawischen Sprachen, Karl
Skoposkonzept 2: Der Z-Text soll die Z-kulturell möglichen Dedecius, formuliert diese Forderung so:
Funktionen erfüllen^ die mit der Senderintention kompatibel sind. Ein Künstler darf sich darauf beschränken, ein Ding, einen Zustand, eine Wirk-
Mit Hilfe der Ausgangstextanalyse stellt der Translator fest, wel- lichkeit zu kopieren - er muß es aber nicht. Ein Übersetzer muß das Kunstwerk
kopieren, darf sich aber keinesfalls darauf beschränken, sonst schafft er nur eine
che Funktion(en) der AT erfüllt oder erfüllen kann, ob diese Funk- leblose Kopie, aber kein Kunstwerk. Und der Sinn der Kopie eines Kunstwerks
tion(en) für den Z-Adressaten nachvollziehbar sind und, wenn nein, liegt in der Kunst des Kopiewerks. (...) Beide Urheber arbeiten nach unter-
schiedlichen Vorlagen, aber mit den gleichen Mitteln. Und da sie nach gleichen
welche Funktion(en) eine Übersetzung des AT für den Z-Adressa- Kriterien beurteilt werden, sollte mäh ihnen fairerweise die gleichen Freiheiten
ten überhaupt haben kann und ob diese mit der Intention des Sen- und Rechte lassen." (Dedecius 1986,144).
ders kompatibel sind. Dann entscheidet er, gegebenenfalls nach
Rücksprache mit dem Translationsinitiator und, wenn möglich, dem Anmerkungen
Autor, welche Funktion(en) der ZT erfüllen soll. Dabei besteht *> Die Erwartung an eine Übersetzung, die sich explizit oder implizit im „Übersetzungsauf-
trag" spiegelt, ist kulturbedingt und keineswegs unveränderbar. So hat man zum Beispiel
grundsätzlich die Wahl zwischen einer „dokumentierenden" Trans- in Deutschland noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts „mit naiver Unbefangen-
heit" (Rüdiger 1958, 175) Textinhalte in die eigene Umwelt transponiert, bis das neu
lation, die das ausgangskulturelle Informationsangebot nachzeich- erwachte Geschichtsbewußtsein und die höhere Bewertung des Originals unter dem Ein-
net8* , und einer „mstrumentellen" Translation, bei der das Translat fluß philologischer Kritik und neuhumanistischer Bildungsideale zu einer Veränderung
des Übersetzungsbegriffes führten (vgl. dazu auch van den Broeck 1980,82).
in der Z-Kuitur als Wirkungsinstrument eingesetzt wird. Der Trans- 2)
Im allgemeinen wird Schriftlichkeit als konstitutives Merkmal für Literatur angesehen,
obwohl gelegentlich auch mündlich tradierte Literaturformen (z.B. Märchen) einbezo-
lator stellt fest, welche Bearbeitungsmodalitäten erforderlich sind, gen werden. Zu beachten ist jedoch in jedem Falle auch das Medium, über das der
damit der ZT die gewünschte(n) Funktion(en) erfüllen kann, d.h. schriftlich konstituierte Text an den Empfänger gelangt (z.B. bei dramatischen Texten,
Liedtexten etc.).
also, wie die „Imitation" des AT im Einzelfall zu spezifizieren ist. 3)
Ein aufschlußreiches Beispiel dafür, daß literarische Texte häufig daran „erkannt" wer-
den, daß sie von einem als Dichter bekannten Autor geschrieben wurden, liefert (unge-
Skoposkonzept 3: Die Textwelt des ZT ist entsprechend der vor- wollt) Kayser (1962,15), wenn er an Croce kritisiert, daß er z.B. Horaz, Byron, Camöes
gesehenen ZT-Funktion zu gestalten. und Motiere in seiner Critica e Storia della Poesia nicht zur „Dichtung" rechne. Für
übersetzte Dichtung von in der Zielkultur unbekannten Autoren ergeben sich hieraus
Entsprechend den für den ZT vorgesehenen Funktion(en) ist zu 4)
häufig Rezeptionsprobleme. *
Ein Beispiel: Die Situation, in der eine Bedienungsanleitung rezipiert wird, enthält so
entscheiden, ob die Textwelt des AT beibehalten werden kann (und viele eindeutige Merkmale, daß auch ein Text,'dessen textinterae Merkmale nicht auf die
wie dann gegebenenfalls fehlendes kulturelles Hintergrundwissen zu Funktion „Bedienungsanleitung" verweisen, in dieser Funktion rezipiert wird. Die Merk-
male der Situation steuern die Rezeption derart, daß eventuelle Mängel des Textes vom
kompensieren ist, zum Beispiel durch Anmerkungen, Glossare, ein s>
Leser kompensiert werden.
Vorwort, Erklärungen im Text etc.) oder ob sie der „Realität" und Das hat nichts mit „Verrat" zu tun, auch wenn Escarpit (1961, 20) das, was Übersetzer
aus Defoes Robinson Crusoe oder Swifts OuÜiver's Travels gemacht haben, „creative
dem Horizont des Z-Adressaten angepaßt, also „adaptiert" werden treason" nennt: "In fact, 'creative treason' äs we widerstand it does not really add
anything to the Work of art. It is simply a shifting of values, a rearrängement of the poetic
muß. Beides sind meines Erachtens legitime Verfahren, wenn auch pattern. It is np longer the book äs it was written, büt it would be absurd to pretend that it
bei uns heutzutage die Bewahrung der AT-Textwelt (und damit eine 6
is something eise, something entirely foreign to the original creation."
> Ein Beispiel: Wenn der Z-Leser nicht weiß, daß die psychischen Auswirkungen des
„exotisierende" Translation in Dokumentfunktion) das übliche ist. Spanischen Bürgerkriegs auf Kinder und Heranwachsende ein immer wiederkehrendes
Thema bei der spanischen Autorin Ana Maria Matute sind, wird er manche Erzählungen
Skoposkonzept 4: Die Kodeelemente für den Text sind so zu wäh- der Autorin nicht verstehen oder sogar sinnlos (im Sinne von „Non-Sense") finden, weil
len, daß die ZT-Wirkung den ZT-Funktionen entspricht. der Krieg im Text selbst nicht vorkommt und nur die zum Teil höchst absonderlichen
Verhaltensweisen verstörter Kinder beschrieben werden.
Zur Verwirklichung bestimmter Textfunktionen sind in der Z- *> Güttinger 1963, 41 f. nennt z.B. Rilkes Übertragung der Sonette von Michelangelo,
Georges Übertragung der Sonette von Shakespeare, Baudelaires Übertragungen der
Kultur (wie in der -Kultur) zum gegebenen Zeitpunkt der ZT- Erzählungen von Edgar Allan Poe, die einen „Akt der Selbsrverwirklichung in fremder
Rezeption bestimmte sprachlich-stilistische Mittel üblich, die der Z- Gestalt" darstellen. Sander (1963, 54) zählt weitere Beispiele auf: Georges Übersetzun-
gen von Baudelaire, Rilkes Übersetzungen von Vatery, Borchardts Übersetzungen von
Empfänger erwartet und aus denen er die intendierte Funktion 8
Pindar und Swinburae, Gides Übersetzungen des Faust .
> Z.B. Übersetzung des AT als „Dokument seiner Zeit", vgl. Reiss 1977, 496, oder als
erschließt oder ableitet. Diese muß der Translator berücksichtigen. „Metatext", vgl. van Gorp 1978, ähnlich Hohnes 1970a, 93: "an act of critical interpreta-
Dabei sollte er den Empfänger jedoch keinesfalls „unterfordern": tion, a metaphoem"; oder auch wie Hollander (1966, 214) sagt, "to show where the
treasure lies". Vgl. die Unterscheidung zwischen "Covert" und "overt translation" bei
„Jeder literarische Text", so heißt es bei Segre (1980, 144; in ähnli- House 1981, 188ff., Levy (1969, 91) deutet diese Unterscheidung ebenfalls bereits an,
wenn er davon spricht, daß die „allgemeinen" bzw. „besonderen" Werte des AT über die
chem Sinne Creutziger 1985, 147), „verwendet den entsprechenden Wahl zwischen Substitution oder Transkription unterscheiden;'Zur Unterscheidung zwi-
Kode, überschreitet dabei aber stets seine Grenzen und verändert so schen „dokumentarischer'' und „instnimenteüer" Übersetzung vgl. Nord 1988a, 82f., und
ausführlich Nord 1988b.
die Kodebedingungen, ihren Geltungsbereich und ihre Beziehungen
untereinander". Bibliographie
Unter diesem Gesichtspunkt ist ebenfalls anhand der AT-Analyse APEL, F. (1983), Literarische Obersetzung, Stuttgart.
zu prüfen, ob und in wie weit eine Nachbildung der stilistischen BEAUGRANDE, R. A. DE/DRESSLER, W. (1981), Einführung indie Textlinguistik, Tübingen.
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Gestaltung des AT für die Verwirklichung der für den ZT vorgese- TülmanRexroth, Bd. IV. l, Frankfurt a. M. 1972,9-21*.
BROECK, R. VAN DEN (1980), „Töward & text-type-oriented theory oftranslation", in POUL-
henen Funktion(en) geeignet ist und welche Wirkung (z.B. SEN/WILSS 1980,82-%.

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YVAN MOSSMANN

Die Terminologiedatenbank vor der Entscheidung;


Was ist zu fordern? (Teil II)
(Teil L vgl. H. 1/88, S. 1-10)

3 Einsatz der Tenninologiedatenbank


Zum Einsatz, d. h. zur Arbeitsweise einer Tenninologiedatenbank genannten Grund wenig übersichtlich ist, wenn man den kompletten
hat der Deutsche Terminologietag (in dem Arbeitspapier zu The- Eintrag mit allen Einzelheiten sehen will. Es empfiehlt sich daher,
menkreis 2) bereits wesentliche Grundsätze festgelegt. Ich möchte zwei „Übersichten" vorzusehen: eine kleine und eine große. In der
mich daher darauf beschränken, aus diesen Festlegungen zu zitieren kleinen - das ist die am häufigsten benötigte - sollten die im Eintrag
und die Ausführungen des Deutschen Terminologie-Tags (DTT) um enthaltenen Lexeme und ihre Begleitinformationen lediglich ange-
eine Reihe von Anregungen zu ergänzen, die sich aus der Erfahrung deutet werden, z. B. indem man jeweils nur deren signifikanten
ableiten, die man bei der täglichen Arbeit mit einer Terminologieda- Anfang anzeigt. Dafür kann man in der Regel in der kleinen Über-
tenbank sammelt. Die Zitate aus dem Arbeitspapier des Deutschen sicht bei zwei Arbeitssprachen den Eintrag tatsächlich „überblik-
Terminologietags werden im folgenden mit „DTT" eingeleitet. ken". Die große Übersicht ermöglicht dann die genaue Prüfung aller
DTT: Zu programmieren sind die Funktionen zur Terminologie- Einzelheiten, ist aber insgesamt nicht sehr „übersichtlich".
gewinnung, Terminologieverwaltung und Terminologiebereitstel- Es empfiehlt sich grundsätzlich, am Bildschirm nur zwei oder
lung. höchstens drei Arbeitssprachen anzuzeigen, auch wenn das System
in der Lage ist, mehr zu verarbeiten; wenn man alle Arbeitssprachen
3.1 DieTerminologiegewinnung gleichzeitig sehen will, muß man den Bestand auf Papier aus-
PTT: Der logistische Teil der Tenmnologiegewinnung besteht in drucken.
der Aufzeichnung der für die Arbeit des Übersetzers benötigten Da es in der Regel Schwierigkeiten bereitet, die „Bearbeitungshil-
Terminologie. Sie umfaßt die Erfassung und die Korrektur der in die fen eines leistungsfähigen Textprogramms" unmittelbar in den Fel-
Terminologiedatenbank aufzunehmenden Einträge. Dabei sollte die dern der Maske zur Verfügung zu stellen, sollte die Erfassung bzw.
komplette Palette der Bearbeitungshilfen eines leistungsfähigen Korrektur in einer (einfachen oder doppelten) Bearbeitungszeile am
Textprogramms zur Verfügung stehen. Weitestgehende Automati- unteren Rand des Bildschirms erfolgen und die Ergebnisse jeweils in
sierung der Erfassung mit möglichst vollautomatischer Vorgabe aller die darüberstehende Maske übertragen werden.
Organisatipnsdaten und einer effizienten Bedienerführung sind eine b) Es sind geeignete Funktionstasten bereitzustellen, die die
grundsätzliche Forderung. benötigten Bearbeitungsfunktionen unterstützen, ohne daß der
Dem ist folgendes hinzuzufügen: Benutzer Verrenkungen vollführen muß, um beispielsweise drei und
a) Grundsätzliche Voraussetzung für eine effiziente Erfassungs- mehr Tasten gleichzeitig zu drücken (sogenannter „Affengriff'). So
und Korrekturarbeit ist die übersichtliche Darstellung des zu erfas- wird eine Taste benötigt, mit der man einen beliebigen Eintrag
senden bzw. zu korrigierenden Textmaterials am Bildschirm. Das durch Angabe eines der Lexeme dieses Eintrags am Bildschirm auf-
Problem ist hier, daß normale Textbildschirme derzeit selten mehr rufen kann; eine Taste, mit der man ein weiteres Synonym zu dem
als 25 Zeilen a 90 Spalten darstellen können, wobei der Umfang betreffenden Sprachteil des Eintrags aufnehmen kann; eine Taste,
eines größeren Eintrags mit mehreren Arbeitssprachen ein Vielfa- mit der man an einer beliebigen Stelle in der Bearbeitung - also auch
ches dieser Kapazität in Anspruch nimmt. Es ist in diesem Fall also während der Erfassung - auf Korrektur umschalten kann, um erfor-
nicht möglich, den ganzen Eintrag auf einmal am Bildschirm darzu- derliche Sofortkorrekturen durchzuführen; eine Taste, die es in der
stellen. Um unter diesen Umständen ein rationelles Arbeiten zu Korrektur ermöglicht, den aufgerufenen Eintrag ganz oder teilweise
ermöglichen, muß man das Volumen des Eintrags räumlich und (im zu löschen; eine Taste, mit der man innerhalb eines Eintrags von
Ablauf) zeitlich in geeignete Untermengen unterteilen, die man sich einem Synonym zum nächsten blättern kann; eine Taste, mit der
am Bildschirm zeigen läßt. Es empfiehlt sich, eine übersichtliche man innerhalb des Bestands von einem Eintrag zum nächsten blät-
Erfassungs- und Korrekturmaske anzulegen,· in der jeweils nur das tern kann, und eine Übersichtstaste, mit der man die beiden oben
gerade in Bearbeitung befindliche Lexem mit seinen Begleitinforma- erwähnten Formen einer Übersicht auf den Bildschirm holen kann.
tionen angezeigt wird, wobei die einzelnen Felder der Maske mit Nach dem Drücken der Korrekturtaste sollte man durch Angabe
den Anfangsbuchstaben der Benennungen der Begleitinformationen der Feldkennung, also z.B. „e" für „Erläuterungsklammer", direkt
kenntlich gemacht, werden sollten. Einzelinformationen, die vom in das betreffende Feld gelangen, um dort die gewünschte Korrektur
Umfang her nicht in die Maske passen, sollten in der Maske nur durchführen zu können.
angedeutet sein und bei Bedarf eingeblendet werden können. c) Überall wo es sinnvoll erscheint, sollte das System die zuletzt
Damit man sich einen Überblick über den Eintrag verschaffen erfaßte Hilfsinformation zur Übernahme auch in den nächsten Ein-
kann, sollte es die Möglichkeit geben, durch Betätigen einer geeig- trag bzw. in das nächste Lexem anbieten, so 'daß man sie nicht
neten Funktionstaste eine Übersicht am Bildschirm anzuzeigen. jedesmal neu schreiben muß. Das ist besonders interessant bei
Hier ist die Schwierigkeit, daß diese Übersicht aus dem oben bereits umfangreichen Hilfsinformationen oder solchen, die häufig vorkom-

Lebende Sprachen Nr. 2/88 57


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