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Anmerkungen:
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Vgl. etwa den Abschlußbericht des Ausschusses „Buch und Literatur44 beim deutsch-
2)
französischen Kulturforum in Paris vom 23.9.1986. Amtliche Mitteilungen der Universität Düsseldorf 16/1987, S. 2f. (wie die in Anm. 10 und
Vgl. dazu H. TURK in Sonderforschungsbereich „Die literarische Obersetzung: Hauptan- 13 genannten Ordnungen erhältlich bei: Zentrale Studienberatung, Universitätsverwal-
3)
trag 1985187", Göttingen 1984, S. 211. 10)
tung Abt. 1.5, Universitätsstraße l, 4000 Düsseldorf).
Siehe etwa D. MILO, La bourse mondiale de la traduction: un barometre culturel?, Einzelheiten siehe „Studienordnung für den Studiengang Literaturübersetzen an der
Annales 39, 1984, S. 104; vgl. auch BASSUET-MC GUIRE, Translation Studies, London n)
Universität Düsseldorf mit dem Abschluß Diplom vom 20.8.1987", ebd. S. 7-21.
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1980 u. a. Über 90% der heute tätigen Literaturübersetzer können ein Hochschulstudium nach-
Die Medizin entwickelte sich aus der Heilkunst, die Chemie aus der Goldmacherkunst; weisen, weit über drei Viertel davon in sprachorientierten Fächern. Unter den namhaf-
Mathematik, Philosophie, Sprach- und Literaturwissenschaften entstanden aus der ten Übersetzern besitzen nicht wenige sogar den Professorentitel, und für manche Aus-
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alten „Artistenfakultät", an der Redekunst, Musik usf. gelehrt wurden. gangssprachen geht die Zahl der Universitätsleute unter den Übersetzern in die Dut-
Als Symptome zunehmender theoretischer Durchdringung des Problemfelds seien nur 12)
zende. (Siehe KORTLÄNDER/NIES, 162 f., 159.)
einige Tagungen und neugebildete Forschergruppen der letzten Jahre aufgeführt: Auf 13>
Siehe dazu KORTIANDER/NIES, S. 146ff.
dem Weltkongreß der International Comparativc Literature Association in New York Einzelheiten siehe „Diplomprüfungsordnung für den Studiengang Literaturübersetzen
waren 1982 zwei Diskussionskreise dem Thema Literaturübersetzung gewidmet, und an der Universität Düsseldorf vom 13. Juli 1987", Amtliche Bekanntmachungen der
beim Weltkongreß derselben Gesellschaft in München wird es 1988 sogar ein General- 14)
Universität Düsseldorf 15/1997, S. 6 ff.
thema sein. Eigene Sektionen zum Thema gab es auf den Kongressen der deutschspra- So die Schlagzeile eines Berichts über den Studiengang in der Westdeutschen Zeitung
chigen Romanisten in Siegen 1985 und in Freiburg 1987. Das Centre de Recherche der 15)
vom 20.10.1987, S. 13.
Pariser Sorbonne thematisiert im Schwerpunkt Rezeptionsforschung die Literaturüber- Vgl. dazu: „der Regelfall ist, daß Autoren von den Einkünften aus ihren Büchern nicht
setzung, und an der Universität Göttingen wurde 1985 ein Sonderforschungsbereich der leben können..., der größte Teil der Schriftsteller ... ist nach wie vor auf andere
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Deutschen Forschungsgemeinschaft zur literarischen Übersetzung begründet. Tätigkeiten (Rundfunk, Zeitschriftenmitarbeit) angewiesen". (Der Deutsche Literatur-
Ähnlich wie die Fremdsprachenfächer seit ihrer Entstehung primär Sprachlehrer für 16)
fonds. Dokumentation eines Fördermodells, Darmstadt 1987, S. 15)
Sekundärschulen ausbildeten, ohne daß es je eine kohärente Wissenschaft etwa des Titel eines Beitrags von FRIEDRICH GIESSE in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom
Englisch- oder Französisch-Lehrens gegeben hätte. I7
5.5.1987, folgendes Zitat ebd.
** Siehe dazu B. KORTLÄWDBR/F. NIES, Französische Literatur in deutscher Sprache. Eine > Siehe dazu KORTLÄNDER/NIES, S. 163.
18>
kritische Bilanz, Düsseldorf 1986, S. 162. 19)
Siehe dazu KORTLÄNDER/NIES, S. 151.
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9>
Siehe dazu ebd. 20)
Siehe dazu H. HINTERHÄUSER in KORTLÄNDER/NIES, S. 55-58.
Einzelheiten siehe „Ordnung für die Feststellung der besonderen Vorbildung für den Siehe dazu R. KILL, Tod im Hangar: „Quai West" von BERNARD-MARIE KOLTES in
Studiengang Literaturübersetzen an der Universität Düsseldorf vom 13. Juli 1987", Bochum, Rheinische Post vom 22.11.1986.
CHRISTCANE NORD
Übersetzungshandwerk-Übersetzungskunst
Was bringt die Translationstheorie für das literarische Übersetzen?
1. Einleitung: Übersetzen - Handwerk oder Kunst?
Der brave Steinmetz, der das von fremder Hand geschaffene kleine rend die andere das Übersetzen dem Bereich der Kunst zuordnet
Gipsmodell nach den Regeln seines Handwerks getreulich Zug für und es damit aus dem Bereich der Gegenstände und Handlungen,
Zug in der gewünschten Größe aus dem Marmorblock haut, oder die der Erforschung und systematischen Erfassung mit wissenschaft-
der geniale Bildhauer, der nach dem lebenden Modell, seiner künst- lichen Methoden zugänglich sind, grundsätzlich ausgrenzt.
lerischen Intuition folgend, eine Plastik schafft, welche die Schichten a) Die erste Position - Übersetzen als „Handwerk" - ist vor allem
und Färbungen des Marmorblockes ausnutzt und in einer nie dage- die der linguistischen Übersetzungswissenschaft (vgl. Apel 1983,3).
wesenen Weise zur Geltung bringt - welchem von beiden ist der Hier wird das Problem des Übersetzens auf ein Problem der Kodie-
Übersetzer vergleichbar? rung bzw. Umkodierung reduziert, bei der es im wesentlichen auf die
Zwei so extreme Positionen kennzeichnen die Versuche, zu einer Erhaltung von „Sinn" oder „Bedeutung" bzw. auf die Invarianz der
Definition von „Übersetzen" zu gelangen: Die eine betrachtet das „Mitteilung" oder „Aussage" des Ausgangstextes ankomme. An
Übersetzen als „technisches Verfahren", als ein „Handwerk", wäh- dieser reduktionistischen Perspektive ändert auch die Tatsache
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1 die als typisch für den literarischen Text angesehene Unbestimmt-
11 11 1 heit oder „Vagheit" (Schmidt 1970a, 75ff., spricht von „Mehrdeu-
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1 tigkeit und Polyvalenz" des literarischen Textes), durch welche dem
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. - Anknüpfungsmöglichkeiten gegeben werden soll.
Der Translator setzt also nach seiner Rezeption des AT in jedem
Fall nicht die Intention des Senders, sondern sein Interpretat dieser
REFERENT
,,^ « Intention um, das dann der Z-Empfänger, dem ja in vielen Fällen
nicht bewußt ist, daß er eine Übersetzung liest, seinerseits gewöhn-
lich als Intention des Senders interpretiert.
Das Schema ist (aus der Rezipientenperspektive) folgendermaßen
zu lesen: Hypothese 1: Der Zielempfänger hält die Interpretation des
Ein Empfänger E mit bestimmten, von feiner litterarischen Erfahrung geprägten Translators für die Intention des Senders.
Erwartungen ERWEUl rezipiert in einer Situation SJTE einen Text, der von einem
(möglicherweise als „Literat" bekannten) Sender S1·" in einer Situation SITS mit B) Relation Senderintention - Empfängererwartung (Tcxtfunktion)
einer bestimmten literarischen Intention INTg1* produziert worden ist. Der Text
ist textextern und/oder textintern durch Verweis auf den Uterarischen Kode ab Der Sender stellt sich, wenn er einen Text produziert, auf den
„literarischer Text" markiert. Aufgrund dieser Markierung faßt E den Textinhalt Empfänger, auf dessen Wissenshintergrund, emotionale Ansprcch-
als fiktiv auf und cnchlicBt die Senderintention durch Interpretation der sprachli-
chen Elemente entsprechend den Regeln des literarischen Kodes. Aus dem Zu· barkeit, soziokulturelle Einbettung etc. ein und zieht dabei auch die
sammenspie! seiner Erwartungen mit der Interpretation des Textbefund· ergibt üblichen Erwartungen an einen literarischen Text oder eine Gattung
YVAN MOSSMANN