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BERICHT

2019 
2020
2019 / 2020

Bericht 2019 / 2020
www.wissenschaftscampus-tuebingen.de

Leitung
Prof. Dr. Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien
Prof. Dr. Bernd Engler, Rektor der Eberhard Karls Universität Tübingen
Titelmotiv: Oleg Laptev, unsplash

www.iwm-tuebingen.de | www.uni-tuebingen.de
Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 GRUßWORT

GRUßWORT Liebe Leserinnen und Leser,

die Corona-Virus-Pandemie hat unser berufliches Forschungsverbund vor zehn Jahren an den Start
und privates Leben auf den Kopf gestellt. In vielen ging, klang nun mit einem virtuellen Festakt aus.
Lebensbereichen haben in dieser Zeit digitale Me- Doch auch wenn das Forschungsformat zum
dien nochmals an Bedeutung gewonnen, um den 30.06.2020 offiziell endete, hinterlässt der WCT
Kontakt auf Distanz aufrechtzuerhalten: Ob für den wertvolle Anstöße für weitere Kooperationsformen
Austausch auf sozialen Medien, bei der Nutzung wie etwa die gemeinsame Professur zum Thema
der Corona-Warn-App oder beim Homeschoo- Data Science für Wissensmedien, die gemeinsam
ling, die Gestaltung der kognitiven Schnittstelle von IWM und Universität Tübingen berufen wird.
zwischen Mensch und digitaler Umwelt ist gerade Oder das Forschungsnetzwerk Mensch-Agenten-
in Krisenzeiten wichtiger denn je geworden. Der Interaktion, das angelehnt an das Campusmodell
Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen (WCT) externe Kooperationen ermöglicht. Damit hat der
forschte seit Jahren an genau diesen Schnittstellen. WCT zukunftsweisende Themen angestoßen, die
Die Themen des WCT wurden 2019 ansprechend spannende Anknüpfungspunkte und Potential für
verpackt im neuen Magazin Wissensdurst und in zukünftige Forschung bieten.
einer mit hochkarätigen Forscherinnen und For-
schern besetzten internationalen Herbstschule Wir blicken darum mit Stolz auf zehn Jahre exzel-
intensiv diskutiert und weiterentwickelt. lente Forschung im Leibniz-WissenschaftsCampus
­Tübingen zurück. Der WCT bleibt ein Vorzeigemo-
Rundum war das Jahr 2019 geprägt von persönli- dell für lebendige Interdisziplinarität. Allen Betei-
chen Begegnungen, internationalen Gästen und die ligten, die mit vollem Einsatz durch ihre Expertise
Vorbereitungen für den Festakt zum Abschluss des und Impulse den WCT vorangetrieben haben, allen
WCT liefen auf Hochtouren. Es sollte ein großer, voran den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-
würdigender Abschied für zehn Jahre wertvolle lern, unseren Förderern, Beiräten und Partnern, gilt
interdisziplinäre Forschung werden. Zu dem Zeit- unser größter Dank!
punkt war kaum vorstellbar, dass nur kurze Zeit
später eine weltweite Pandemie alle Planungen Lassen Sie uns gemeinsam einen letzten Blick
zurückwerfen würde. auf die Forschung und die Entwicklungen im For-
Foto Prof. Dr. Bernd Engler: Ulrich Metz / Universität Tübingen

schungsverbund werfen, wie sie in diesem Jahres-


Foto Prof. Dr. Ulrike Cress: Paavo Ruch / IWM Tübingen

2020 war demnach alles andere als »Campus bericht 2019 / 2020 dokumentiert sind.
as usual«. Die Corona-Zeit erforderte schnelle
Entscheidungen und kreatives Umdenken – wie
es beim Festakt gelungen ist. Der Leibniz-Wis- Wir wünschen Ihnen dabei viel Freude
senschaftsCampus Tübingen, der als innovativer und blicken gespannt in die Zukunft.
Foto: Tyler Lastovich, unsplash

Prof. Dr. Ulrike Cress Prof. Dr. Bernd Engler


Direktorin des Leibniz-Instituts für Rektor der Eberhard Karls Universität
Wissensmedien und Leiterin des Tübingen und Leiter des
Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen
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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 INHALT

INHALT

6 ENTWICKLUNG 32   7 | Richtig Netzwerken: Wie lassen sich Kontaktempfehlungen


auf Business-Netzwerken optimieren?

34   8 | Ein interaktiver Visitetisch zur Integration multipler Dokumente


10  STRUKTUR in medizinischen Team-Besprechungen

11  KOOPERATION | Ein Modell der Vernetzung 36   9 | Die App zum Tübinger Hüftkonzept: Erwerb von
Gesundheitskompetenz mittels digitaler Applikation für
12  FINANZIERUNG | Unterstützung auf verschiedenen Ebenen Patienten mit Hüftarthrose

13  STRUKTUR UND GREMIEN | Ein tragfähiges Konzept 38  10 | Potentiale, Vorteile und Risiken bei der Auslagerung von
Arbeitsgedächtnisprozessen mit Hilfe mobiler Endgeräte
16  KOMMUNIKATION | Präsenz in der Öffentlichkeit
40  11 | Finger begreifen Zahlen – Eine digitale App für
17  NACHWUCHSFÖRDERUNG | Netzwerke und Weiterbildung selbstreguliertes Training fingerbasierter numerischer Strategien

42  12 | Vorteile einer spielbasierten kognitiven Schnittstelle –


Von Wirkmechanismen und neuronalen Korrelaten zur
neuropsychologischen Rehabilitation
18 PROJEKTE
44  13 | Citizen Science im Klassenzimmer
20   1 | Ausgewogene Nutzung sozialer Medien
46  14 | Du bist, was du berührst: Können touch-basierte Technologien
22   2 | Wissensräume in der virtuellen Realität: Intuitives Interfacing Lernerfolg und soziale Identifikation fördern?
mit einer multiperspektivischen Hypermedia-Umgebung
48  15 | Emotion und Argument in digitalen Informationsumwelten
24   3 | Medizinische Onlineplattformen als kognitive Schnittstellen
50  16 | Kontextänderungen in Social Media Beiträgen
26   4 | Nutzung von Produktbewertungsportalen

28   5 | Förderung visueller Expertise in der Zahnmedizin

30   6 | Eine kognitive Schnittstelle zur Verbesserung des Unterrichts:


Analyse der Aufmerksamkeit im Klassenzimmer 52 IMPRESSUM

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 ENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG Der Weg des Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen

Von digitalen Informationsumwelten


Die Anfänge: Bildung in zu kognitiven Schnittstellen
Informationsumwelten
Eine Besonderheit digitaler Informationsumwelten
Der Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen (WCT) liegt darin begründet, dass digitale Informationen
blickt auf zehn Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit im Gegensatz zu Informationen aus den anderen
zwischen dem IWM, der Universität Tübingen und Informationsumwelten nicht direkt erfahrbar sind
diversen Partnereinrichtungen zurück. Er war in – man benötigt immer eine Schnittstelle (z. B. einen
besonderer Weise geeignet, wissenschaftliche Fra- Computer oder ein Smartphone), um Informatio-
gestellungen zu adressieren, die einen stark inter- nen abrufen zu können. Eine zentrale Erkenntnis
disziplinären Charakter haben. Als der WCT 2010 des Leibniz-WissenschaftsCampus Bildung in Infor-
sein operatives Geschäft aufnahm, wurde der Be- mationsumwelten lag darin, dass die Verarbeitung
griff der Informationsumwelten geprägt. Demnach von Informationen wesentlich durch Eigenschaften
interagieren Menschen mit verschiedenen Informa- solcher Schnittstellen beeinflusst ist. Daher fokus-
tionsumwelten – einige von diesen Umwelten sind sierte der WCT ab 2017 unter dem Label »Kognitive
sozialer Natur (z. B. ein Gespräch mit Freunden), Schnittstellen« (Cognitive Interfaces) stärker auf ge-
einige sind physikalischer Natur (z. B. die Informa- nau jene Eigenschaften von digitalen Technologien,
tionen aus einer gedruckten Tageszeitung), einige die einen Einfluss auf menschliches Denken, Erle-
sind medialer Natur (z. B. eine Dokumentation im ben und Handeln haben. Dabei wurden vor allem
Fernsehen) und einige sind digitaler Natur (z. B. fünf Erkenntnisse destilliert: Erstens führt schon
ein Eintrag in der Wikipedia). Die Grundidee im die Tatsache, dass man viele Informationen jeder-
Leibniz-WissenschaftsCampus Bildung in Informa­ zeit schnell im Netz finden kann, dazu, dass Inhalte
tionsumwelten war nun, dass Menschen sich aus nicht mehr so stark im menschlichen Gedächtnis
dieser Vielfalt an Offline- und Online-Kontexten verankert sind (kognitive Auslagerung). Zweitens
Foto: Christian Bisbo Johnsen, unsplash

eine individuell zugeschnittene Informationsum- verändert die Möglichkeit, Inhalte im Netz nicht nur
welt einrichten, aus der sie regelmäßig wissens- rezipieren, sondern auch produzieren zu können
und bildungsrelevante Informationen beziehen. (z. B. durch Blogs oder Forenkommentare), die Art
Aus Forschungsperspektive stand dabei unter an- und Weise, wie Menschen im Netz beeinflusst wer-
derem die Frage im Raum, wie Informationen aus den. Drittens lassen sich durch die Darstellung von
digitalen Informationsumwelten (z. B. die Internet- Inhalten im Netz nicht nur Kognitionen, sondern
Suche nach bestimmten Krankheitssymptomen) auch Emotionen beeinflussen (z. B. durch die Aus-
mit sozialen Informationsumwelten (z. B. der Be- wahl von Bildern). Viertens gibt es Hinweise darauf,
such einer Arztpraxis) zusammenwirken. dass andere kognitive Prozesse ausgelöst werden,

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 ENTWICKLUNG

Januar 2010 August 2011 Januar 2013 Juli 2014 Mai 2015 Oktober 2016 Juli 2017 Mai 2018 Oktober 2019 Mai 2020
Beginn der 1. International Fortführung von Evaluierung Doktoranden Festakt zum Ende Beginn der Assoziierung 3. International Festakt zum Abschluss
operativen Arbeit Summer School 8 Clustern mit 27 Retreat der Förderphase operativen zweier Projekte Autumn School des WCT und Symposium
von 11 Clustern Making Sense of Teilprojekten August 2014 Bildung in Infor­ Arbeit von 14 der Universität Cognitive Interfaces What‘s Cognitive About
mit 29 Teilprojekten Social Media mationsumwelten Teilprojekten Stuttgart Cognitive Interfaces?
2. International
November 2013 Summer School
November 2011 Dokotoranden Self-Regulation November 2018
Evaluierung Retreat in a Digital World Workshop
WCT meets HCI

2012 20 1 3 20 14
2011
2 015
20 10 I N I N F O R M AT I O N S U M W E LT E
B ILDUNG N
0
202
2016
Campustreff en | eine Beiratssitzung | zwei Ph
J A H R : zwei .D. Wo 2017 2019
+
PR O rksho 2018
ES
ps …

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CO G N ITI V E I N TERF

wenn man digitale Objekte auf einer Touch-Ober- im WCT wesentliche Impulse. Wie bereits bei der etabliert, in welchem der Umgang von Menschen ten Fragestellungen sowohl die hochfliegenden
fläche berührt, anstatt mit einer Tastatur oder Maus Aufzählung der Eigenschaften von kognitiven mit Künstlicher Intelligenz untersucht wird. Dabei Hoffnungen, die mit der Nutzung von Künstlicher
zu interagieren. Und fünftens schließlich können Schnittstellen angedeutet, zeigen Schnittstellen stehen vor allem die Interaktion von Menschen mit Intelligenz verbunden sind, als auch die Ängste vor
Schnittstellen ihre User beeinflussen, wenn die ihrerseits ein Verhalten, welches dem Verhalten sogenannten sprachbasierten Software-Agenten solchen technologischen Entwicklungen adressiert
Schnittstellen Verhaltensweisen an den Tag legen, von Menschen ähnlich ist – moderne Schnittstellen im Vordergrund, das heißt mit Technologien, die werden. Die Fragestellungen zur Mensch-Agen­
die man aus dem zwischenmenschlichen Mit­ können ihre Umgebung wahrnehmen, sie können Sprache verstehen und auch Sprache erzeugen ten-Interaktion werden in sieben Promotionspro-
einander kennt (z. B. Feedback geben, jemanden an aus Daten Schlussfolgerungen ziehen, sie können können (beispielsweise digitale Assistenzsysteme jekten untersucht, die – analog zum Modell des
etwas erinnern, oder Empfehlungen geben). Feedback geben oder Empfehlungen aussprechen. wie Alexa oder Siri, aber auch Chatbots, Schreibas- Leibniz-WissenschaftsCampus – jeweils von einer
Es ist anzunehmen, dass mit der zunehmenden sistenten oder Systeme, die automatisch Texte Person am IWM und einer Person an einer Partner­
Entwicklung und Verbreitung von Künstlicher In- zusammenfassen oder Texte fortsetzen können). institution begleitet werden. Das IWM strebt an,
telligenz diese menschenähnlichen Eigenschaften Im Forschungsnetzwerk Mensch-Agenten-Interaktion sich durch dieses Netzwerk zu einer national und
Der Blick nach vorn von digitalen Technologien eine immer größere soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die international sichtbaren Einrichtung zu entwickeln,
Rolle einnehmen werden. Im Zuge einer Erwei- Interaktion von Menschen mit solchen sprachba- die Fragen der Künstlichen Intelligenz aus einer
Auch wenn der Leibniz-WissenschaftsCampus Tü- terung des IWM um eine Abteilung, die sich dem sierten Agenten auswirkt, und zwar einerseits auf sozialwissenschaftlichen Perspektive untersucht.
bingen im Jahr 2020 seine Tätigkeit beendete – die Thema Wissensmedien aus einer Informatik- menschliche Leistungen und andererseits auf die
Forschung am Standort Tübingen findet natürlich Perspektive (Data Science) widmen wird, hat das Akzeptanz von solchen Agenten. Auf diese Art und
eine Fortführung. Dabei setzten die Vorarbeiten IWM im Juli 2020 ein neues Forschungsnetzwerk Weise sollen in primär psychologisch orientier-

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 STRUKTUR

STRUKTUR KOOPER ATION

Ein Modell der Vernetzung

Die zugrundeliegende Idee des Kooperationsmo- Eberhard Karls Universität Tübingen sowie dem Mi-
dells Leibniz-WissenschaftsCampus ist es, univer- nisterium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
sitäre und außeruniversitäre Forschung stärker zu Baden-Württemberg. 2018 wurden dem WCT zwei
vernetzen und strategisch auszurichten. Damit bil- Projekte der Universität Stuttgart assoziiert. Alle
det das Instrument der Leibniz-WissenschaftsCampi beteiligten Kooperationspartner profitieren aus der
die Möglichkeit, Forschung von Universitäten und Forschung im Verbund: Der konkrete Mehrwert für
Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft im Hinblick das IWM ist, dass die stark sozialwissenschaftliche
auf klar umrissene, wissenschaftlich und praktisch Ausrichtung des Instituts gezielt durch die Experti-
bedeutsame Themen zu verknüpfen und hierzu se der Partner anderer Fachbereiche ergänzt wird.
einen gemeinsamen Forschungsverbund von min- Somit kann die Forschung von mediengestützten
destens einer Leibniz-Einrichtung, mindestens einer Wissensprozessen in größerer Bandbreite adres-
Hochschule sowie dem jeweiligen Sitzland zu eta­ siert werden. Der Zugewinn für die kooperierenden
blieren. Die Kooperation stellt einen Mehrwert für Universitäten und andere Partnerinstitutionen
alle beteiligten Partner dar: Für Hochschulen sind besteht darin, ihre Forschung um mediale bzw.
Leibniz-Institute aufgrund ihrer grundlagen- und wissensbezogene Themen zu erweitern.
anwendungsorientierten Ausrichtung besonders
geeignete Partner für die Erforschung gesellschafts- Eine zentrale Rolle im Zuge der Vernetzung spielte
relevanter Thematiken. Leibniz-Institute wiederum dabei die Universität Stuttgart mit zwei assozi-
sind häufig aufgrund ihrer Größe an ergänzenden ierten Projekten. Für das IWM entstand dadurch
Disziplinen und Expertisen interessiert, sodass sich die Möglichkeit, sich mit der ausgezeichneten
insgesamt eine für beide Seiten vorteilhafte Zusam- Informatik-Forschung in Stuttgart zu verknüpfen.
menarbeit anbietet. Zur Auslotung von gemeinsamen Schnittstellen
und Synergien fanden im Mai 2019 und Februar
Der Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen (WCT) 2020 gemeinsame Vernetzungstreffen mit dem
war die erste Umsetzung einer solchen For- Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme
schungsstruktur auf Bundesebene. Er hatte in (VISUS) der Universität Stuttgart statt, das für das
seiner strukturellen und thematischen Ausrichtung IWM in der Zukunft einen wertvollen externen Part-
eine Vorreiterrolle für die Gründung zahlreicher ner darstellt. Aufbauend auf dieser Vernetzung,
Campi, die seinem Vorbild folgten. 2020 verzeich- ergaben sich auch zukünftige Kooperationen mit
Foto: Callum Wale, unsplash

net die Leibniz-Gemeinschaft 25 Wissenschafts- Forschenden des IWM und dem Deutschen Lite-
Campi deutschlandweit. raturarchiv Marbach (DLA). Damit wird der WCT
auch dem Anspruch der Nachhaltigkeit gerecht:
Formal basiert der Leibniz-WissenschaftsCampus durch ihn werden neue Kooperationsformen und
Tübingen auf einer Kooperationsvereinbarung zwi- Themenbereiche erschlossen, die in zukünftigen
schen dem Leibniz-Institut für Wissensmedien, der Kooperationsprojekten weiterverfolgt werden.

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 STRUKTUR

FINANZIERUNG STRUKTUR UND GREMIEN

Unterstützung auf verschiedenen Ebenen Ein tragfähiges Konzept

Nach drei erfolgreichen Förderperioden wurde der Die Finanzierung des Leibniz-WissenschaftsCam-
Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen in einer pus Tübingen erfolgte auf Basis der Kooperations­ WIS S E NS C HAFTLIC HE R
vierten Förderperiode (2017–2020) unter dem Titel vereinbarung vom 28.05.2017, die zwischen dem BE IRAT
Cognitive Interfaces fortgeführt. Wie auch in den IWM, der Universität Tübingen und dem Ministe­ Evaluation, Entwicklung
Vorjahren wurde der Forschungsverbund von der rium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Universität Tübingen und dem IWM als den beiden Baden-Württemberg getroffen wurde. Im Mai
federführenden Initiatoren und im Forschungs­ 2018 wurden dem WCT zudem zwei Projekte der
verbund maßgeblich beteiligten Einrichtungen ge- Universität Stuttgart assoziiert. Beide Projekte
tragen. Darüber hinaus förderten das Land Baden- werden über die Dauer von drei Jahren vollstän-
Württemberg sowie die Leibniz-Gemeinschaft mit dig von der Universität Stuttgart finanziert und in LE ITUNG S TAB SST E LLE ST RAT E GIE
dem Fond Strategische Vernetzung die Forschung Tandems, denen jeweils Antragstellerinnen und Vertretung, Wissenschaftliche
im Verbund. Antragsteller aus dem IWM und der Universität Entscheidung Weiterentwicklung
Stuttgart angehören, geleitet. Durch die Förderung
konnte einerseits die Forschung in 16 Teilprojek-
ten gewährleistet werden, sowie eine tragfähige
Organisationsstruktur inklusive der strategischen
Weiterentwicklung, Koordination und übergreifen- VE RWALTUNG
den Maßnahmen der Kommunikation und Nach- Budgetäre Administration
wuchsförderung.

Förderstruktur für die Jahre 2019 und 2020 (laut Kooperationsvereinbarung)


KOORDINATION
Kommunikation, Organisation, Entwicklung
Land Baden-Württemberg 300.000 €

Eberhard Karls Universität Tübingen 425.000 €

Leibniz-Gemeinschaft: Förderlinie Strategische Vernetzung


44.000 €
(Ende der Förderung 31.12.2019)
P P P P P P P P P P P P P P P P
Leibniz-Institut für Wissensmedien 300.000 € 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 STRUKTUR

Besetzung der Gremien im


Leibniz-WissenschaftsCampus
Tübingen

WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT
Mit Beginn der ersten Förderperiode des Leibniz- Kooperationen sollten nicht sporadisch, sondern
Prof. Dr. Nikol Rummel (Vorsitzende) WissenschaftsCampus Tübingen am 1. Januar 2010 stärker institutionalisiert zustande kommen. Auch
Institut für Erziehungswissenschaft, Ruhr-Universität Bochum wurde eine tragfähige Organisationsstruktur eta- die interne Projektstruktur wurde angepasst. Statt
bliert, die sich bis zum Ende des WCT am 30.06.2020 interdisziplinärer Cluster wurden 16 Einzelprojekte
Prof. Dr. Regina Jucks bewährt hat: Die Leitung des Leibniz-Wissen- gefördert, allerdings mit der Maßgabe, dass jedes
Institut für Psychologie in Bildung und Erziehung, Westfälische Wilhelms Universität Münster schaftsCampus Tübingen lag bei der Direktorin Projekt im Tandem, jeweils bestehend aus For-
des IWM und dem Rektor der Universität Tübingen. schenden des IWM und der Universität, beantragt
Prof. Dr. Olaf Köller Unterstützt wurde die Leitung durch eine Koordi- und durchgeführt wird.
Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel nation, die am Leibniz-Institut für Wissensmedien
angesiedelt war. Die Aufgaben umfassten die Neben der Forschungsarbeit in den einzelnen Pro-
Prof. Dr. Jan L. Plass administrative Koordination des Forschungsnetz- jekten standen die Vernetzung und der Austausch
Paulette Goddard Chair in Digital Media and Learning Sciences, Steinhardt School of Culture, werks, Kommunikation sowie die Koordination des zwischen den rund 60 Wissenschaftlerinnen und
Education, and Human Development, New York University Programms zur wissenschaftlichen Nachwuchsför­ Wissenschaftlern über die Projektgrenzen hinweg
derung. Die korrespondierende Stabsstelle Strate- im Vordergrund. Dazu fanden regelmäßig Campus-
Prof. Dr. Klaus Tochtermann gie fokussierte auf die strategische Weiterentwick- treffen statt, die sich nicht nur als Format der inter-
Direktor des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft, Kiel lung des Forschungsthemas und die Schärfung des nen Vernetzung etabliert haben, sondern darüber
wissenschaftlichen Profils des WCT. Seit Gründung hinaus auch einen kontinuierlichen Austausch und
des WCT war auch ein international besetzter wis- projektübergreifendes Feedback gewährleisteten.
LEITUNG senschaftlicher Beirat elementarer Bestandteil der Im Berichtszeitraum wurden zwei Campustreffen
Organisationsstruktur des Forschungsverbundes, im März und November 2019 veranstaltet, bei
Prof. Dr. Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien der einmal jährlich am IWM tagte. Er stand der denen alle Projekte ihre Forschungsstände prä-
Prof. Dr. Bernd Engler, Rektor der Eberhard Karls Universität Tübingen Leitung in strategischen und wissenschaftlichen sentierten. Das letzte Treffen im November war
Belangen beratend zur Seite und bewertete die zudem verbunden mit dem jährlichen Besuch des
Arbeit des Forschungsverbundes. Wissenschaftlichen Beirats, der die Entwicklung der
STABSSTELLE STRATEGIE Projekte sehr positiv bewertete.
Mit der inhaltlichen Fokussierung 2017 auf Kog-
Dr. Jürgen Buder, Leibniz-Institut für Wissensmedien nitive Schnittstellen wurden einzelne strukturelle
Elemente weiterentwickelt. Während in den ersten
drei Förderphasen auch verschiedene Partner
KOORDINATION außerhalb von Tübingen beteiligt waren, war der
Leibniz-WissenschaftsCampus Cognitive Interfaces
Mirjam Groß, Leibniz-Institut für Wissensmedien hingegen stärker auf Tübingen fokussiert. Externe

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 STRUKTUR

KOMMUNIKATION NACHWUCHSFÖRDERUNG

Präsenz in der Öffentlichkeit Netzwerke und Weiterbildung

Seit Beginn der thematischen Fokussierung des vorgestellt – stellvertretend für die rund 60 wei- Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuch- Das Highlight war die viertägige internationale
Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen auf Kog- teren Expertinnen und Experten im Forschungs- ses war eine zentrale Säule im Leibniz-Wissen- Herbstschule zum Thema Cognitive Interfaces, die
nitive Schnittstellen lag auch in den Jahren 2019 /  verbund. schaftsCampus Tübingen. Im interdisziplinären mit rund 20 Teilnehmenden aus Deutschland,
2020 ein Fokus darauf, die Forschungsarbeit und Forschungsverbund forschten in der Förderperiode den Niederlanden und den USA im Nordschwarz-
die gewonnenen Erkenntnisse des Verbunds in die Auch das letzte Event im WCT – der abschließende 2019–2020 insgesamt 17 Doktorandinnen und wald stattfand. Das Programm aus zwei Parallel-
wissenschaftliche Community wie auch die breite Festakt am 15. Mai 2020 – unterstrich die Sicht- Doktoranden verschiedener Fachrichtungen, die Workshops mit renommierten Keynote-Speakern
Öffentlichkeit zu kommunizieren. barkeit einer forschungsreichen Ära. Aufgrund im Rahmen eines strukturierten Promotionspro- ermöglichte den Promovierenden einen interdis-
der Corona-bedingten Einschränkungen wurde gramms an Workshops und der internationalen ziplinären Austausch, internationale Vernetzung
Um dem gerecht zu werden, entstand zum einen der Festakt und das damit verbundene Sympo- Herbstschule teilnahmen. Die Betreuung der und umfassende Einblicke in aktuelle Forschungs-
der erste offizielle Jahresbericht des Leibniz- sium What’s Cognitive About Cognitive Interfaces?, Promovierenden wurde ebenso wie die Leitung ergebnisse führender Wissenschaftlerinnen und
Wis­s enschaftsCampus Cognitive Interfaces, der die ursprünglich am IWM geplant waren, in den der Projekte in Tandems angelegt. Dabei wurde Wissenschaftler. Für den Workshop Cognitive
Erläuterungen zum Rahmenmodell, zur Struktur virtuellen Raum verlegt. Mit Videopräsentationen jede Promotion von zwei Personen, jeweils aus Offloading konnte Evan F. Risko (University of
und der wissenschaftlichen Arbeit im Verbund und Vor­trägen stellten die Mitglieder des WCT die den Partnerinstitutionen (IWM und Universität), ­Waterloo, Kanada) gewonnen werden. Den Work-
in dem Zeitraum 2017 / 2018 lieferte. Zum ande- Ergeb­nisse ihrer Forschung vor und Keynotespea- betreut. Für die geförderten Promovierenden er- shop Digital Technology in Medicine leiteten Vimla­
ren wurde 2019 eine zweite Ausgabe des WCT- ker Prof. Dr. Kristian Kiili (Tampere University of gab sich dadurch die Möglichkeit, bereits in einer L. Patel (New York Academy of Medicine, USA) und
Wissensmagazin Wissendurst veröffentlicht. Das Technology) war live aus Finnland zugeschaltet.­ frühen Phase der wissenschaftlichen Karriere in- Edward H. Shortliffe (Columbia University, USA).
Magazin bietet einen umfassenden Einblick in In Form von Videobotschaften waren auch die terdisziplinäres und interinstitutionelles Arbeiten Die Teilnehmenden entwickelten Forschungsideen
die Arbeit der 16 Teilprojekte. Auf über 60 Seiten Grußworte vertreten von Ulrich Steinbach (Mi- zu leben. Damit schaffte das Promotionsprogramm zu Cognitive Offloading und erarbeiteten konkrete
wurde die Bandbreite der Forschung zu den The- nisterialdirektor und Amtschef im Ministerium nicht nur Raum für projektübergreifenden Aus- Forschungsvorhaben zu kognitiven Schnittstellen in
menbereichen Touch & Interaktion, Social Media, für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden- tausch, sondern es förderte zudem die bessere der medizinischen Praxis, die Anstoß für zukünftige
Schule & Bildung sowie digitale Technologien Württemberg), von Prof. Dr. Bernd Engler (Rektor Verzahnung der beteiligten Partnerinstitutionen. Projekte bieten.
in der Medizin vorgestellt. Dabei ging es unter der Universität ­Tübingen), Prof. Dr.-Ing. Matthias
anderem um die Forschungsfragen: Wie sollen Kleiner (Präsident der Leibniz-Gemeinschaft) und Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuch-
digitale Medien in der Gesundheitsversorgung von Prof. Dr. Nikol Rummel (Vorsitzende des wis- ses wurden gezielt Workshops und Trainings von
eingesetzt werden? Warum sind Lernspiele so senschaftlichen Beirats des WCT, Ruhr-Universität Soft Skills zur persönlichen Weiterbildung angebo-
gute Wissensvermittler? oder Welchen Einfluss Bochum). Alle Beiträge sind dauerhaft sichtbar ten. Zu den extern moderierten Workshops gehör-
haben Likes auf das Verhalten von Usern in über die Eventseite: te zum einen das Thema Effective tools to write and
Social Media? In Interviews und Features gaben publish peer reviewed articles, geleitet von Dr. Beate
Expertinnen und Experten des IWM und der www.cognitiveinterfaces.de Richter (Wissenschaftliche Schreibwerkstatt Berlin)
Universitäten Tübingen und Stuttgart Antworten. sowie das Thema Conference Presentations unter
Zudem wurden ausgewählte Wissenschaftlerin- der Leitung von Dr. Karl-Andrew Woltin, University
nen und ihre Forschungsthematik in Porträts of Roehampton, UK.

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PROJEKTE
Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen

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Fotos: Smartphones: zhuyufang | Netzwerk: Orbon Alija | Buchstaben: Franck Boston | iStock.com
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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT

Produkte

VORTRÄG E UN D PRÄSE N T AT IO N E N

Buder, J. (2019, May).


Empirical evidence for the echo chamber
hypothesis. 69th Annual Conference of the
International Communication Association (ICA).
Washington, USA. [Talk]

Rabl, L., Buder, J., Zurstiege, G., Feiks, M.,


& Badermann, M. (2020, May).
De-biasing social media use. 
des direkten Feedbacks auf die anschließenden Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About
Cognitive Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-
Einstellungen der Probanden. In der dritten Studie Wissenschafts­Campus Tübingen. Tübingen. [Talk]
wurde die Auswirkung von indirektem Feedback www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=1
auf die Einstellung einer Person gemessen. Hierfür
Zurstiege, G., & Badermann, M. (2019, May).
wurden die Personen gebeten, ihre Meinung zum Homophily and attitude strength in social
Thema Alternativmedizin in einem kurzen Text media: An automated content analysis of
darzulegen. Anschließend sahen sie Forenbeiträge Twitter accounts. 69th Annual Conference of the
International Communication Association (ICA).
von anderen Personen und die dazugehörigen Be- Washington, USA. [Talk]
wertungen aus der Community, die entweder der-
selben oder der entgegengesetzten Meinung der
Ausgewogene Nutzung sozialer Medien Versuchsperson entsprachen. Die Versuchsperson
hatte daraufhin die Gelegenheit, ihren ursprüngli- Projektbeteiligte
chen Forenbeitrag noch einmal zu verändern. Das
Gesellschaftliche Diskurse über soziale Medien In einer ersten Studie konnte gezeigt werden, dass Forumsklima wirkte sich nicht auf die Einstellung IWM
haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Menschen grundsätzlich eher auf Diskussionsbei- der Probanden aus. Eine Analyse der Daten zeigte Dr. Jürgen Buder
Während zu Beginn der 2010er Jahre das Potenzial träge antworten, die der eigenen Meinung wider- jedoch, dass Personen, die Änderungen an ihren Lisa Rabl
sozialer Medien wie Twitter oder Facebook hervor- sprechen als auf Beiträge, die der eigenen Meinung Beiträgen vorgenommen hatten, anschließend eine
Universität Tübingen,
gehoben wurde, zur Demokratisierung von Gesell- entsprechen. Wenn die Mehrzahl der Beiträge in moderatere Einstellung zum Thema aufwiesen. Institut für Medienwissenschaft
schaften beizutragen, sind jüngst eher negative einer Diskussion zur eigenen Einstellung passt, ist Prof. Dr. Guido Zurstiege
Phänomene, wie Hate Speech oder Radikalisie- die Tendenz, auf Gegenpositionen zu antworten, Auf diesen Ergebnissen aufbauend wurde der Plan Mandy Badermann
rungstendenzen in den Fokus gerückt. Ziel des noch stärker ausgeprägt und geht auch mit einer für eine letzte Studie innerhalb des Projekts ent-
Projekts war es daher, Mechanismen der Mei- Polarisierung der eigenen Einstellung einher. worfen. Ziel ist es, Probanden zu einer Reflexion
nungspolarisierung auf sozialen Medien zu unter- Spricht die Mehrzahl der Diskussionsbeiträge aller- über die eigene Meinung zu bewegen. Dazu erhal-
suchen. Hierzu wurden drei Studien durchgeführt, dings gegen die eigene Meinung, geht die Tendenz ten die Probanden ein automatisches Feedback
die sich mit Entstehungsprozessen von Meinungs- zurück, auf Beiträge der Gegenposition zu antwor- über ihren ersten Beitragsentwurf, wobei entweder
polarisierung und den Effekten von Echokammern ten und die eigenen Einstellungen werden depola- emotionale oder seltene Wörter hervorgehoben
auf das Antwortverhalten von Personen beschäftig- risiert. In einer zweiten Studie wurde Probanden werden. Es wird erwartet, dass das Hervorheben
ten. Die Ergebnisse der Studien können für die entweder positives, negatives oder gemischtes von emotional aufgeladenen Wörtern eine Reflexi-
Entwicklung von möglichen Strategien zur De-Pola- Feedback auf einen selbstgeschriebenen Forenbei- on über die eigenen Beiträge auslöst und dadurch
risierung von Einstellungen herangezogen werden. trag gegeben. Die Ergebnisse zeigten keinen Effekt zu einer De-Polarisierung führt.

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE
Produkte

PROJEKT PUBLIKATIONE N VORTRÄG E UND


PRÄS E NTATIONE N
Butz, M. V., Achimova, A., Bilkey, D., & Knott, A.
(in press). Butz, M., Gerjets, P., Halfmann,
Event-predictive cognition. A root for conceptual M., Lachmair, M., Wortha, F.,
Wissensräume in der virtuellen Realität: human thought. Topics in Cognitive Science. Lohmann, J., Humaidan, D.,
& Sadeghi, M.  (2020, May).
Intuitives Interfacing mit einer multiperspektivischen Butz, M. V., Bilkey, D., Humaidan, D., Knott, A., Knowledge spaces in virtual reality.
& Otte, S. (2019). Intuitive interfacing with a
Hypermedia-Umgebung Learning, planning, and control in a monolithic multiperspective hypermedia
­neural event inference architecture. Neural Networks, environment.
117, 135–144. https://doi.org/10.1016/j.neunet.2019.05.001 Virtuelles Symposium »What’s Cognitive
About Cognitive Interfaces?«
Theorien der ereignis-prädiktiven Kognition sugge- bar. Die Nutzenden können flexibel hinein zoomen, Butz, M. V., Bilkey, D., & Knott, A. (in press). zum Abschluss des Leibniz-Wissenschafts-
Special issue on event-predictive cognition. Campus Tübingen. Tübingen. [Talk]
rieren, dass sich Wissen und Wissenszusammen- um genauere Informationen über ein Ausstellungs- Topics in Cognitive Science. www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=2
hänge besser erschließen lassen, wenn man maxi- stück zu erhalten, oder bestimmte Objekte mar­ https://onlinelibrary.wiley.com/toc/17568765/0/0
mal intuitiv durch einen komplexen Wissensraum kieren, um Bezüge zu anderen Ausstellungsstücken
Butz, M. V., Menge, T., Humaidan, D., & Otte, S. (2019).
navigieren kann. Zur Untersuchung dieser Hypo- zu erkunden. Der zweite Wissensraum vermittelt Inferring event-predictive goal-directed object
ABS C HLUS S ARBE ITE N
these wurden zwei Ansätze verfolgt. Einerseits Informationen und Zusammenhänge rund um den ­manipulations in REPRISE. International Conference
wurde die Implementierung von zwei Wissensräu- Klimawandel. Dabei werden die einzelnen Themen on Artificial Neural Networks, 2019, 639–653. Schütt, H. (in press).
https://doi.org/10.1007/978-3-030-30487-4_49 Development of an interactive
men in VR fertiggestellt und mögliche Vorteile der in einer Art virtuellem Klimamuseum angeordnet. climate museum.
dreidimensionalen Benutzerschnittstellen gegen- Gumbsch, C., Butz, M.V., & Martius, G. (2019). Masterarbeit. Universität Tübingen.
über zweidimensionalen Versionen untersucht. Aufgrund Corona-bedingter Einschränkungen lie- Autonomous identification and goal-directed
­invo­cation of event-predictive behavioral p ­ rimitives.
Andererseits konnten weitere Fortschritte erzielt gen für beide Wissensräume aktuell nur Pilotaus- IEEE Transactions on Cognitive and Developmental Systems. S OFTWARE E NTWIC KLUN G
werden bezüglich der dem Modell zugrundeliegen- wertungen vor, die weitere Datenerhebung wird https://doi.org/10.1109/TCDS.2019.2925890
den Theorie der ereignis-prädiktiven Kognition und zu gegebener Zeit fortgeführt. In beiden Fällen Halfmann, M., Lachmair, M., & Mock, P. (2019).
Humaidan, D., Otte, S., & Butz, M. V. (2020).
der verhaltensexperimentellen Untersuchung ihrer erzeugten diese Pilotstudien hohes Interesse bei Fostering event compression using gated s­ urprise.
Versuchsumgebung – Wissensräume in virtueller Realität.
Vorhersagen. den Teilnehmenden. Ein Vorteil der Wissensver- Tübingen: Leibniz-Institut für Wissensmedien.
arXiv. 2005.05704 [cs.LG]. In Proceeding of the 29th
mittlung in VR kann daraus aber leider noch nicht International Conference on Artificial Neural Networks
2020 (ICANN).
Programmiert in Unity® und kombiniert mit der abgeleitet werden.
HTC Vive als Head Mounted Display und Interak­ Lohmann, J., Belardinelli, A., & Butz, M. V. (2019).
tionsschnittstelle wurden zwei interaktive Wissens- Dennoch bekräftigt die modelltheoretische und Hands ahead in mind and motion:
Active inference in Peripersonal Hand Space.
repräsentationen in virtuellen Umgebungen ent­ experimentalpsychologische Forschung, dass rela- Vision, 3 (2), 15. https://doi.org/10.3390/vision3020015
wickelt. Es sollte untersucht werden, inwieweit es tionale Darstellungen von Wissensinhalten die Zu-
Nutzenden möglich ist, komplexere Wissensstruk- gänglichkeit und somit auch den Wissensaufbau Lohmann, J., & Butz, M. V. (2020). Projektbeteiligte
Hands in thought and motion.
turen effektiver zu erlernen, welche Interaktions- tieferer, konzeptueller Zusammenhänge erleich- In Proceedings of the 42th Annual Meeting of the ­Cognitive
möglichkeiten dabei besonders gut helfen könnten tern sollten. So konnte bestätigt werden, dass Universität Tübingen,
Science Society, 2822–2828. Cognitive Science Society.
Fachbereiche Informatik & Psychologie
und insbesondere ob parallele Darstellungen von Menschen mit ihrer Umwelt sehr ereignisorientiert
Lohmann, J., & Butz, M. V. (2019). Prof. Dr. Martin V. Butz
kontextbezogenen Wissenszusammenhängen hilf- interagieren und sich dabei immer wieder antizipa- Unflinching predictions: Anticipatory crossmodal Dr. Johannes Lohmann

Foto: Richard Sorkin, unsplash


reich sind. tiv auf die nächsten verhaltensrelevanten, ereignis- interactions are unaffected by the current hand
Dania Humaidan
bezogenen Faktoren fokussieren. Auch ein direkter, ­posture. In Proceedings of the 41st Annual Meeting of
the Cognitive Science Society. 692–698. Mahdi Sadeghi
Der erste Wissensraum visualisiert eine schon interaktiver Link zur sprachlichen Verarbeitung
­vorhandene Lernapplikation in 3D – eine digitale wird immer offenkundiger. Somit sollte eine Ereig- Lohmann, J., Weigert, P., & Butz, M. V. (2019). IWM
­Version des Bestands des Herzog Anton Ulrich- nis-prädiktiv-orientierte Wissensvermittlung für Grasping uncertainty: A free energy Prof. Dr. Peter Gerjets
approach to anticipatory behavior control.
Museums in Braunschweig. Vier Panels mit ver- einen zugänglicheren und effizienteren Wissens­ In Proceeding of the European Conference for Cognitive
Dr. Marc Halfmann
schiedenen Ansichten des Bestands sind erkund- erwerb unbedingt weiter untersucht werden. Science 2019 (EuroCogSci). Bochum. Dr. Martin Lachmair (bis 07/2019)

22 23
3
Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT
Produkte

PUBLIKATIONE N
Medizinische Onlineplattformen
Bientzle, M., Kimmerle, J., Eggeling, M., Cebi, I.,
als kognitive Schnittstellen Weiss, D., & Gharabaghi, A. (2020).

Foto: Pixel-Shot, Adobe Stock


Evidence based decision aid for patients with
Parkinson disease: Protocol for interview study,
online survey, and two randomized controlled trials.
Das Projekt hat sich mit der Frage beschäftigt, wie dem zeigte sich, dass Sicherheit und Zufrieden- JMIR Research Protocols, 9(7), e17482.
https://doi.org/10.2196/17482
medizinische Informationen, etwa in Form von heit durch die Intervention stiegen. Es machte
­Videos, gestaltet werden können, um medizinische ­keinen Unterschied, ob die Entscheidungshilfe aus Eggeling, M., Bientzle, M., Cress, U., Shiozawa, T.,
Inhalte an medizinische Laien, Patientinnen und einem Erfahrungsbericht oder aus einer Fakten­ & Kimmerle, J. (2020).
The impact of physicians’ recommendations on
Patienten zu vermitteln und auf diese Weise Pa­ liste bestand.
treatment preference and attitudes: A randomized
tientenaufklärung und informierte Entscheidungs- controlled experiment on shared decision-making.
findung zu unterstützen. In vier Studienblöcken Im zweiten Studienblock wurde mit Medizinstu­ Psychology, Health & Medicine, 25(3), 259–269.
https://dx.doi.org/10.1080/13548506.2019.1687917
wurde die Wirkung verschiedener Interventionen dierenden als Teilnehmende untersucht, welchen
in typischen Entscheidungssituationen untersucht. Einfluss ein narrativer Patientenbericht im Ver-
Die Studienblöcke bestanden aus jeweils einer gleich zu einem sachlichen Informationstext auf
VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N ABS C HLUS S ARBE ITEN
oder zwei Teilstudien und fanden im Labor oder die Einstellung gegenüber Patientenbeteiligung
online statt. und auf das hypothetische Beratungsverhalten Eggeling, M., Bientzle, M., & Kimmerle, J. (2019, October). Korger, S. (2019).
hat. Es zeigte sich, dass das Lesen eines Erfah- The impact of physicians’ recommendations Einfluss des Designs einer Entscheidungs-
and gender on informed decision making. hilfe auf die Entscheidung zwischen Pille
In den Studien dieses Projekts wurde aus ethischen rungsberichtes zu einer positiveren Einstellung zu
41st Annual Meeting of the Society for Medical Decision Making. und Kupferkette.
und praktischen Gründen nicht mit echten Patien- Patienten­beteiligung in dem geschilderten Szena- Portland, Oregon. [Poster] Unveröffentlichte Bachelorarbeit.
tinnen und Patienten gearbeitet, sondern mit ge- rio führte. Außerdem planten diese Teilnehmen- Universität Tübingen.
Eggeling, M., Bientzle, M., & Kimmerle, J. (2019, October).
sunden Teilnehmenden im Kontext hypothetischer den mehr Zeit für das Gespräch mit den Patientin-
The role of physicians‘ recommendations in Meinhardt, A. (2019).
Szenarien. Eine Herausforderung, die in dieser nen und Patienten ein. treatment preference and attitudes: An experimental Einfluss von ärztlicher Empfehlung
Forschungsrichtung häufig auftritt, ist die Übertrag- examination of shared decision-making. und Geschlecht auf informierte
International Conference on Communication in Healthcare. Entscheidungen im medizinischen Kontext.
barkeit der Ergebnisse experimenteller Studien auf Aus diesem Projekt ist eine Kooperation mit der
San Diego, California. [Talk] Unveröffentlichte Masterarbeit.
den klinischen Alltag. Um trotzdem aussagekräftige Abteilung für funktionelle Neurochirurgie der Uni- Universität Tübingen.
Ergebnisse zu erhalten, wurden Szenarien gewählt, versitätsklinik Tübingen entstanden. Im Rahmen Eggeling, M., Bientzle, M., & Kimmerle, J. (2019, July).
The impact of physicians’ recommendations on
die für die jeweilige Stichprobe möglichst realis- dieser Kooperation wird in den nächsten Jahren
treatment preference and attitudes: An experimental
tisch und gut vorstellbar sind. eine Studienreihe durchgeführt, in der unter ande- study on shared decision making.
rem, auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse aus 10th International Shared Decision Making Conference. Projektbeteiligte
Quebec, Canada. [Talk]
Im aktuellen Berichtszeitraum wurden zwei Stu­ diesem Projekt, eine alltagstaugliche Entschei-
dienblöcke durchgeführt. Im ersten ging es um die dungshilfe für Parkinsonerkrankte entwickelt wer- IWM
Eggeling, M., Kimmerle, J., Bientzle, M., Hirt, B.,
Frage, welchen Einfluss verschiedene Entschei- den soll. Als erster Schritt in diesem neuen Projekt & Shiozawa-Bayer, T. (2020, May). Apl. Prof. Dr. Joachim Kimmerle
Medical online platforms as cognitive interfaces. Dr. Martina Bientzle
dungshilfen auf den Prozess der Entscheidungs­ werden im Laufe des Jahres 2020 Interviews mit
The impact of individual and technological features Marie Eggeling
findung haben. Es zeigte sich, dass Teilnehmende, Parkinsonpatientinnen und -patienten geführt, die on learning and processing of complex medical
die eine Entscheidungshilfe erhalten hatten, sich zwischen unterschiedlichen Behandlungsmetho- information.  Universität Tübingen, Institut für
Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive
im Vergleich mit einer Kontrollgruppe besser auf den auswählen können. Klinische Anatomie und Zellanalytik (IKAZ)
Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-WissenschaftsCampus
die Entscheidung vorbereitet fühlten und zufriede- Tübingen. Tübingen. [Talk]  Prof. Dr. Bernhard Hirt
ner mit dem Entscheidungsprozess waren. Außer- www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=3 Dr. Thomas Shiozawa-Bayer

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT

Produkte

VORTRÄG E UN D PRÄSE N T AT IO N E N

Zapf, B., Sassenberg, K., Hütter, M., & Winter, K.


(2020, May).
Use of product evaluation portals.
Nutzung von Produktbewertungsportalen Do online customers select wisely
and when do they contribute reviews?
Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About
Cognitive Interfaces?« zum Abschluss
Die meisten Menschen in Industrieländern kaufen Online-Kauf bei der Nutzung von Produktbewer- sion zum Produkt verfassen. Die Teilnehmenden des Leibniz-Wissenschafts­Campus Tübingen.
regelmäßig Produkte online. Bevor sie dies tun, tungsportalen nur eine untergeordnete Rolle zu erhielten in der ersten Studie zu Beginn eine in der Tübingen. [Talk]
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=4
informieren sich viele mit Hilfe von Rezensionen spielen. Valenz ausbalancierte Auswahl an Rezensionen.
vorab über dieses Produkt im Internet; manche Nach einer persönlichen Testung und Bewertung Zapf, B., Sassenberg, K., Winter, K., & Hütter, M.
verfassen nach dem Kauf selbst eine Rezension. Im Berichtszeitraum wurden zwei Laborstudien des Produktes sahen sie eine Gesamtbewertung. (2019, September).
Do online customers select wisely?
Im Rahmen dieses Projekts wurde zunächst unter- (N = 360) durchgeführt, die den Einfluss der Über- Diese Gesamtbewertung entsprach oder wider- The influence of interface properties of
sucht, ob vor allem Rezensionen gelesen werden, einstimmung der eigenen Meinung mit der einer sprach der anfänglichen Produktbewertung der product rating portals on review selection. 
die die eigene Position bestätigen (Confirmation Mehrheit versus einer Minderheit der vorliegenden Teilnehmenden, die sich somit in einer Mehrheits- 17. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie.
Cologne. [Talk] 
Bias) sowie ob typische Schnittstelleneigenschaf- Rezensionen auf das Verfassen von schriftlichen bzw. in einer Minderheitsposition befanden. Weder
ten von Produktbewertungsportalen einen Ein- Rezensionen prüfte. Es wurde angenommen, dass die Häufigkeit noch die Länge der verfassten Re-
fluss haben. die Wahrscheinlichkeit eine Rezension zu verfassen zensionen unterschied sich zwischen den Gruppen.
geringer und verfasste Rezensionen kürzer ausfal- Um die Manipulation zu verstärken, wurde in einer Projektbeteiligte
Weder für eine verzerrte Auswahl der Rezensionen len, wenn die Nutzerinnen und Nutzer eine Minder- zweiten Studie die Gesamtbewertung mit entspre-
noch für einen Einfluss von Schnittstelleneigen- heitsmeinung und nicht die Mehrheitsmeinung chenden Rezensionen gemeinsam auf einer Seite Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie
schaften auf die Auswahl von Rezensionen vertreten. angezeigt (z. B. bei einer negativen Gesamtbewer- Prof. Dr. Mandy Hütter
wurde Evidenz gefunden. Somit scheint tung, mehr negative Rezensionen). Erneut zeigten Birka Zapf
eine voreingenommene Informationsaus- Hierfür testeten und bewerteten Teil- sich keine Unterschiede zwischen den beiden
IWM
wahl und die gegebenen Schnittstel- nehmende im Labor Headsets und Gruppen hinsichtlich der Beitragshäufigkeit oder
Prof. Dr. Kai Sassenberg
leneigenschaften im Kontext vom konnten am Ende eine Rezen­ der Länge der verfassten Rezensionen.
Dr. Kevin Winter

Um festzustellen, ob die Gesamtbewertung eines


realen Produktes auf Produktbewertungsportalen
einen Einfluss auf die Beitragsbereitschaft hat,
wurden die Bewertungen von ca. 80 Produkten
über einen längeren Zeitraum getrackt. Diese Da-
ten werden aktuell ausgewertet. Die Datenauswer-
tung und der Abschluss der Projektarbeiten wer-
den auch über den Leibniz-WissenschaftsCampus
Tübingen hinaus fortgeführt.

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT

Produkte

PUBLIKATIONE N

Scheiter, K., Eder, T. F., Richter, J., Hüttig, F., & Keutel, C. 
Förderung visueller Expertise in der Zahnmedizin Castner, N., Appel, T., Eder, T. F., Richter, J., Scheiter, K.,
Keutel, C., Hüttig, F., Duchowski, A., & Kasneci, E.
(2019, August).
Seeing is not knowing. Detection errors do not explain
(2020).
poor performance in reading dental X-rays. 
Pupil diameter differentiates expertise in dental
18th Biennial Conference of the European Association for
Das Befunden von Röntgenbildern des Kiefers ist ben. 2019 und 2020 wurden folgende Studien zur radiography visual search. PLOS ONE, 15(5), e0223941.
Research on Learning and Instruction (EARLI). Aachen. [Talk]
https://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0223941 
eine der zentralen Aufgaben für Zahnmediziner­ Unterstützung der Befundungsleistung von Zahn-
Scheiter, K., Richter, J., Eder, T. F., Hüttig, F., & Keutel, C. 
innen und Zahnmediziner. Forschung zur Befun- medizinstudierenden entwickelt und erhoben: Im Eder, T. F., Richter, J., Scheiter, K., Keutel, C., Castner, N.,
(2019, August).
dung in anderen medizinischen Bereichen zeigt, Sommersemester 2019 wurde die Studie EMME- Kasneci, E., & Hüttig, F. (2020).
Do dental medical students develop visual diagnostic
How to support dental students in reading radiographs:
dass bei der Betrachtung von Röntgenbildern in Intervention durchgeführt. In der Studie wurde Effects of a gaze-based compare-and-contrast
expertise already during their studies?
An International Association for Medical Education (AMEE)
ungefähr 30 % der Fälle diagnostische Fehler auf- untersucht, wie Videos mit Eye Movement Mode- intervention. Advance online publication.
2019. Vienna, Austria. [Talk]
treten. Zudem gibt es bisher kaum Forschung, die ling Examples (EMMEs) die Befundungsleistung Advances in Health Sciences Education.
https://doi.org/10.1007/s10459-020-09975-w
sich mit der Entwicklung der visuellen Expertise in und das Blickverhalten von 84 Zahnmedizinstudie-
diesem Bereich befasst. In diesem renden beeinflussen. Die EMME-Vi-
Projekt wurde daher untersucht, deos zeigten Blickbewegungen VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N
wie sich die visuelle Expertise von Expertinnen und Exper-
und Befundungsqualität im ten, die eine Befundung von Eder, T. F., Scheiter, K., Keutel, C., Hüttig, F., Kasneci, E.,
Zahnmedizinstudium entwi- OPTs vornehmen und verba- & Richter, J. (2020, May).
How dental students learn to diagnose radiographs. 
ckelt. Ergebnisse der ersten le Erklärungen dazu liefern. Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive
Studien des Projekts zeig- Vorläufige Ergebnisse zeigen Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-WissenschaftsCampus
ten, dass Studierende durch keine Verbesserung der Be- Tübingen. Tübingen. [Talk] 
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=5
Vorlesungen und praktische fundungsleistung durch die
Kurse im 6. Semester eine Intervention. Das Blickver- Scheiter, K., Eder, T. F., Richter, J., Hüttig, F., & Keutel, C. 
Erkennungsleistung von 50 % halten der Studierenden, die (2019, August).
Dental medical students’ competencies for identifying
der Anomalien erreichen. Die EMME-Videos gesehen hat- anomalies in X-rays: When do they develop?  Projektbeteiligte
Erkennungsleistung verändert ten, veränderte sich. Dabei 18th Biennial Conference of the European Association for
sich bis zum Abschluss des Studi- weisen die Ergebnisse jedoch auf Research on Learning and Instruction (EARLI). Aachen. [Talk]
IWM
ums im 10. Semester nicht wesentlich. Daher wer- eine geringere visuelle Verarbeitung der Anomalien
Prof. Dr. Katharina Scheiter
den innovative blickbasierte und instruktionale hin. Im Wintersemester 2019/2020 wurde die
Dr. Juliane Richter
Lehrmethoden entwickelt und evaluiert, um die längsschnittliche Erhebung, die sich über die ge-
Thérése F. Eder
Befundungsqualität zu verbessern. samte Projektlaufzeit erstreckt, weitergeführt. Im
Sommersemester 2020 wurde eine weitere Inter- diese Studie als online-Studie durchgeführt, sodass Universität Tübingen, Fachbereich
Für die Studien wurden die Studierenden aller ventionsstudie durchgeführt. In dieser Studie wird Blickbewegungsdaten leider nicht erhoben werden Informatik

zahnmedizinischen Semester (6. –10. Semester) im untersucht, wie sich Feedback zur Erkennung von konnten. Zur Fortführung des Projekts ist ein An- Prof. Dr. Enkelejda Kasneci

Tübingen Digital Teaching Lab untersucht. Im Rah- Anomalien auf die Befundungsleistung der Studie- trag bei der DFG geplant. In dem Folgeprojekt sol- Nora Castner

men der Studie wurden Panoramaröntgenaufnah- renden auswirkt. Dabei erhalten Studierende Feed- len die automatisierte Verarbeitung (u  a. bei der Universitätsklinik für Zahn-,
men des Kiefers (Orthopantomogramme; OPTs) back zur Korrektheit ihrer individuellen Markierun- Befundung von OPTs) und weitere Lern- und Unter- Mund- und Kieferheilkunde Tübingen
von den Studierenden befundet und jeweils das gen, die gefundene Anomalien umschließen sollen. stützungsmethoden für die Befundung von OPTs Dr. Dr. Constanze Keutel
aktuelle zahnmedizinische klinische Wissen erho- Aufgrund Corona bedingter Einschränkungen wird untersucht werden. Dr. Fabian Hüttig

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT zZ
Z
Um die Entwicklung der kognitiven Schnittstelle gestützten Ansatzes, konnte die Anwendbarkeit
vorzubereiten, wurde 2020 eine Auswahl an visuel- der kognitiven Schnittstelle allerdings nicht mehr
len Schätzern, die Auskunft über den Aufmerksam- im Förderzeitraum empirisch überprüft werden.
keitsstatus einer Schulklasse geben können, hin- Entsprechende Förderanträgen werden gestellt,
sichtlich ihrer Effizienz überprüft. Durch den enorm um die Forschung auch über den WCT fortführen
hohen Aufwand bei der Entwicklung des computer- zu können.

Eine kognitive Schnittstelle zur Verbesserung


des Unterrichts: Analyse der Aufmerksamkeit
im Klassenzimmer Produkte

Aufmerksamkeit ist eine zentrale Grundvoraus­ 2019 wurde basierend auf im Jahr zuvor erhobe-
PUBLIKATIONE N
!
Goldberg, P., Sümer, Ö., Stürmer, K., Wagner, W.,
setzung für den Lernerfolg. Nach aktuellem For- nen Videodaten eine Methode zur computerge- Göllner, R., Gerjets, P., Kasneci, E., & Trautwein, U.
schungsstand unterscheiden sich Lehrkräfte s­ ub- stützten Auswertung von Aufmerksamkeits­pro­ (2019).
stantiell darin, wie erfolgreich sie die Aufmerksam- zessen bei Lernenden anhand visueller Para- Attentive or not? Toward a machine learning
approach for assessing students’ visible
keit ihrer Schülerinnen und Schüler fördern und ­meter entwickelt. Anschließend wurde der com- engagement in classroom Instruction.
lenken. Insbesondere angehende und unerfahrene putergestützte Auswertungsansatz in Schulen Educational Psychology Review.
Lehrkräfte sind nicht immer über den Aufmerk- erprobt, um die Analysemethoden zu verfeinern. https://doi.org/10.1007/s10648-019-09514-z

samkeitsfokus ihrer Schülerinnen und Schüler Hierzu konnte sechs Wochen lang der Unterricht
im Bilde. der Jahrgangsstufen 5 bis 12 in unter­schied­lichen
Fächern an einem Gymnasium im Raum Tübin- VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N
Projektbeteiligte
Ziel des Projektes war es, eine unterstützende kog- gen gefilmt werden. Die entstandenen Aufnah-
Goldberg, P., Sümer, Ö., Stürmer, K., Göllner R.,
nitive Schnittstelle zu entwickeln, die Lehrkräfte men ermöglichen es, ein breites Spektrum an Wagner, W., Gerjets, P., Kasneci, E., & Trautwein, U.
Universität Tübingen, Hector-Institut
für Empirische Bildungsforschung
über den Aufmerksamkeitsstatus ihrer Schülerin- Forschungsfragen zu beantworten, die sich bei- (2019, Februar).
Aufmerksam oder nicht? Die kontinuierliche Prof. Dr. Ulrich Trautwein
nen und Schüler informiert. Eine solche Schnittstel- spielweise auf individuelle Unterschiede im Auf-
Erfassung von beobachtbarem Aufmerksamkeits- Prof. Dr. Richard Göllner
le kann (1) in Echtzeit im Unterricht oder (2) als Teil merksamkeitsverhalten hinsichtlich Fach oder Verhalten in Instruktionssituationen.
Prof. Dr. Kathleen Stürmer
der Lehrerausbildung (z. B. als Video-Feedback, das Jahrgangsstufe beziehen. Da sich jüngere Schüle- Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische
Bildungsforschung (GEBF). Cologne. [Poster] Dr. Wolfgang Wagner
zusätzlich den Aufmerksamkeitsfokus darstellt, rinnen und Schüler in ihrem Verhalten von älte-
Leonie Fresz
oder als eigenständige Feedback-Lösung zum Auf- ren Jahrgängen und jungen Erwachsenen (Studie- Goldberg, P., Trautwein, U., Gerjets, P., Kasneci, E.,
Patricia Goldberg
merksamkeitsverlauf über eine Unterrichtsstunde) renden) unterscheiden, beispiels­weise auf Grund & Sümer, Ö. (2020, May).
eingesetzt werden, sowie (3) in Forschungsprojek- geringerer Selbstkontrolle, er­lauben die gewon- Attention Awareness in classrooms. Assessing
Universität Tübingen, Fachbereich Informatik
­students’ attentional focus in the classroom.
ten, um Zusammenhänge zwischen Unterrichts­ nenen Daten den computer­g estützten Ansatz Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive Prof. Dr. Enkelejda Kasneci
situationen und -ansätzen mit dem Lernerfolg zu altersgerecht zu adaptieren und zu optimieren. Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-Wissenschafts- Ömer Sümer
untersuchen. Die Ergebnisse des Projekts sollen Zudem wurde der computergestützte Ansatz er- Campus Tübingen. Tübingen. [Talk] 
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=6 IWM
sowohl den Effekt der Nutzung einer kognitiven weitert: ergänzend zu den Lehrperson-zentrier-
Prof. Dr. Peter Gerjets
Schnittstelle im Unterricht zeigen, als auch Grund- ten Situationen, wurde mit der Analyse von Dis- Sümer, Ö., Goldberg, P., Gerjets, P., Trautwein, U.,
lagen für das Verständnis der Beziehung zwischen kussionen in Kleingruppen begonnen, um die Kasneci, E. (2019, February).
Externer Kooperationspartner
Engagement estimation in the classroom.
Aufmerksamkeitsfokus und Lernerfolg von Schüle- Anwendbarkeit der kognitiven Schnittstelle zu Theory and practice in machine learning and Rainer Adolf, Peter-Härtling-Privatgymnasium
rinnen und Schülern schaffen. erweitern. computer vision (ICERM). Providence, USA. [Poster] Nürtingen

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT
Im Jahr 2020 wurden zwei weitere Studien durch-
Produkte geführt, eine Experimentalstudie mit der Mock-
Business-Networking-Seite sowie eine Befragungs-

Richtig Netzwerken: Wie lassen sich Kontaktempfehlungen PUBLIKATIONE N studie. Diesmal lag der Fokus auf der sozialen
Identifikation mit dem beruflichen Netzwerk in
auf Business-Netzwerken optimieren? Baumann L., & Utz, S. (2019). Abhängigkeit zu unterschiedlichen Präsentations-
How to encourage people to build diverse
business networks? formen von Kontaktempfehlungen und unter-
Proceedings of the 2019 IEEE/ACM International schiedlichen Arten des Networkings. Identifikation
Berufliche soziale Netzwerk-Seiten, wie Xing oder alles führt dazu, dass die beruflichen Netzwerke Conference on Advances in Social Networks Analysis mit einer Gruppe auf Basis von Gemeinsamkeiten
and Mining (ASONAM). (pp. 474–479). New York: ACM.
LinkedIn unterstützen das Networking ihrer Nut- von Personen nicht besonders divers sind und so https://doi.org/10.1145/3341161.3342906 führt zu mehr Hilfsbereitschaft gegenüber der
zenden, indem sie geeignete Kontakte vorschlagen. das Potential beruflicher Netzwerke nicht voll aus- Gruppe. Die Frage war daher, inwieweit sich ein
Dabei kann ein großes und vor allem diverses Netz- geschöpft wird. diverses Netzwerk mit weniger Gemeinsamkeiten
werk vielerlei Vorteile für die eigene Karriere VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N auf die Identifikation und die Hilfsbereitschaft ge-
bieten. Allerdings basieren diese Kon- Ziel des Projektes war es daher Kontaktempfeh- genüber dem Netzwerk auswirkt. Die Studien
taktempfehlungen meist auf Ge- lungssysteme in beruflichen Netzwerken zu verbes- Baumann, L. (2020, Januar). konnten zeigen, dass gegenüber ähnlichen Per­
meinsamkeiten und empfeh- sern und zu untersuchen, wie sich unterschiedliche Der Vorteil liegt im Unterschied. sonen mehr Identifikation und mehr Hilfsbereit-
Berufliches Netzwerken – von Einflussfaktoren,
len so andere Personen aus Präsentationsformen von Kontaktempfehlungen Auswirkungen und dem Versuch berufliche schaft besteht als gegenüber unähnlichen Perso-
dem gleichen Berufsfeld auf das Networking der Nutzenden auswirken, um soziale Netzwerkseiten zu optimieren. nen. Einerseits bietet diverses Networking Vorteile,
und mit ähnlicher Ex­ sie zu ermutigen, sich diverser zu vernetzen. Gastvortrag an der Universität Koblenz-Landau. [Vortrag] andererseits kann es zu einer verminderten Identi-
pertise. Zudem ist Baumann, L., Utz, S., & Kasneci, E. (2020, May). fikation mit und einer verminderten Hilfsbereit-
bekannt, dass sich Im Jahr 2019 wurden zwei Experimentalstudien Overcoming cognitive and motivational schaft gegenüber dem Netzwerk führen. Es gilt also
Menschen gerne mit durchgeführt. Auf Basis der 2018 entwickelten barriers for networking: Contact recommender die Vor- und Nachteile von diversem beruflichen
systems in professional settings.
Leuten umgeben, Mock-Business-Networking-Seite sollte einerseits Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive Networking abzuwägen.
die ihnen ähnlich ermittelt werden, wie sich unterschiedliche Arten Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-Wissenschafts-
sind. Dies der Präsentation und der Information auf Campus Tübingen. Tübingen. [Talk]  Auch über den Leibniz-WissenschaftsCampus Tü-
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=7
das Networking-Verhalten der Proban- bingen hinaus werden die Themen des Projekts
den auswirken. Andererseits wurde Baumann, L., & Utz, S. (2019, September). fortgeführt: In einem im Oktober 2020 startenden
untersucht, wie sich verschiedene Arten How do explanations in contact recommender DFG-Projekt Vorteile der beruflichen Nutzung sozialer
systems influence people’s professional
von Informationen zu Gemeinsamkeiten networking behavior online? Implications from Medien wird in zukünftiger Forschung unter ande-
oder Unterschiedlichkeiten auf das Net­working an experimental study on how to improve rem auch der Netzwerkaufbau betrachtet.
auswirken. Die Studien zeigten, dass Probanden professional social networking sites (PSNS).
11th Conference of the DGPs Media Psychology Division.
grundsätzlich Kontakte auswählen, die ihnen Chemnitz. [Poster]
ähnlich sind. Dieser Effekt kann allerdings
durch eine Erklärung, die auf die Vorteile von Baumann, L., & Utz, S. (2019, September).
Wie kann man Menschen dazu ermutigen, diverse
Diversität hinweist, als auch durch die Prä- Business-Netzwerke aufzubauen? Implikationen
sentation von Unterschiedlichkeiten aus einer experimentellen Studie zur Verbesserung
Projektbeteiligte

abgemildert werden. Professioneller Social-Networking-Sites (PSNS).


11. Tagung der Fachgruppe Arbeits-, Organisations- und IWM
Wirtschaftspsychologie (AOW) der Deutschen Gesellschaft Prof. Dr. Sonja Utz
für Psychologie. Braunschweig. [Vortrag]
Lea Baumann
Baumann, L., & Utz, S. (2019, August).
Universität Tübingen, Fachbereich Informatik
How to encourage people to build diverse
business networks? Prof. Dr. Enkelejda Kasneci
2019 IEEE/ACM International Conference on Advances
in Social Networks Analysis and Mining (ASONAM).
Vancouver, BC, Canada. [Talk]

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT

Produkte

Foto: Max Kovalenko


PUBLIKATIONE N VORTRÄG E UND PRÄS E N T AT IO N E N

Leroy, C., Gerjets, P., Oestermeier, U., & Kammerer, Y. Leroy, C., Kammerer, Y., Oestermeier, U., Bitzer, M.,
(in press). Büringer, K., & Gerjets, P. (2020, May). (2020, May).
Simultaneous presentation of multiple documents The interactive ward round table: Development of
and text-highlighting: Online integrative a cognitive user interface to support clinical diagnosis
processes and offline integrated understanding. – motivated by experimental-psychological research.
Scientific Studies of Reading. Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive
https://doi.org/10.1080/10888438.2020.1784903 Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-WissenschaftsCampus

Ein interaktiver Visitetisch zur Integration multipler Leroy, C., Kammerer, Y., Oestermeier, U., Büringer, K.,
Tübingen. Tübingen. [Talk] 
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=8

Dokumente in medizinischen Team-Besprechungen Bitzer, M., & Gerjets, P. (2019).


Inferential reasoning driving clinical diagnosis: Leroy, C., Kammerer, Y., Oestermeier, U., Büringer, K.,
Suggestions for new assessment approaches.  Bitzer, M., & Gerjets, P. (2019, June).
Proceedings of the 32nd IEEE International Symposium Inferential reasoning driving clinical diagnosis:
on Computer Based Medical Systems (CBMS). Suggestions for new assessment approaches. 
Um Patienten bestmöglich zu behandeln, müssen Integrationsleistung und dem Interaktionsverhal- (pp. 551–554). IEEE. IEEE 32nd International Symposium on Computer-Based
Mediziner bei der täglichen Visite zahlreiche Doku- ten während des Lesens zu erforschen. Dabei wur- https://dx.doi.org/10.1109/cbms.2019.00113 Medical Systems (CBMS). Córdoba, Spain. [Poster]
mente der Patientenakte, wie bekannte Diagnosen, den die Darstellungsform multipler Dokumente
Leroy, C., Kammerer, Y., Oestermeier, U., Büringer, K., Leroy, C., Kammerer, Y., Oestermeier, U., & Gerjets, P. 
Labor- oder Radiologiebefunde in kürzester Zeit (simultan, wie auf dem Visitetisch, versus sequen- Bitzer, M., Hornuff, S., & Gerjets, P. (in press). (2019, August).
sichten und die darin enthaltenen, für die Diagnose tiell, wie bei konventionellen Bildschirmen) sowie The interactive ward round table: A cognitive Simultaneous presentation of multiple documents
relevanten Informationen integrieren. Inwiefern die Möglichkeit, Text während des Lesens farblich user interface for multi-touch tables to support and text-highlighting: Online integrative processes
clinical diagnosis. and offline integrated understanding. 
aktuell an Kliniken verwendete Informationssyste- zu markieren, manipuliert und das Interaktionsver- In Proceedings of the 8th International Conference on European Association for Research on Learning and
me Mediziner bei dieser Aufgabe unterstützen, ist halten von Probanden (Dokumente nochmals le- Healthcare Informatics (ICHI ’20), IEEE. Instruction (EARLI). Aachen. [Poster]
allerdings bislang nur wenig erforscht. In diesem sen, konsistente Dokumente räumlich gruppieren)
Projekt wurde daher eine Nutzeroberfläche (User- mittels Logfiles analysiert. In einer abschließenden
Interface) für Multi-Touch-Tische entwickelt, die vierten experimentellen Studie wird der Effekt ei-
Internisten bei der Vorbereitung der täglichen Visi- ner simultanen versus sequentiellen Darstellung
te und der Diagnosefindung besser unterstützen multipler medizinischer Dokumente mit Möglich-
soll, als es bislang verwendete Systeme tun. keit, Text farblich zu markieren, auf die Diagnose-
findung mit Medizinstudierenden untersucht. Die positiven Befunde aus Studien 1 und 2 spiegeln
Um die Funktionalitäten der neuen Nutzerober­ sich außerdem in der 2019 am Universitätsklini-
fläche zu erforschen, wurden im Rahmen dieses Die Auswertungen von Studien 1 und 2 zeigten, kum Tübingen (UKT) durchgeführten Nutzerstudie Projektbeteiligte
Projektes zunächst drei experimentalpsychologi- dass die o. g. Funktionalitäten die Integrationsleis- (N = 11) wider, in der untersucht wurde, inwiefern
sche Studien außerhalb des medizinischen Dia­ tung unterstützen können und dass die o. g. Inter- das Visitetisch-Interface intuitiv bedienbar ist und IWM

gnosefindungs-Kontextes mit mehreren konfligie- aktionen mit den Dokumenten während des Le- als nutzerfreundlich eingeschätzt wird. Mediziner Dr. Yvonne Kammerer

renden, sich widersprechenden Dokumenten zu sens mit der Integrationsleistung in einem posi- konnten ohne Einführung in die Nutzeroberfläche Prof. Dr. Peter Gerjets

einem sozialwissenschaftlichen Thema durchge- tiven Zusammenhang stehen. Um die während des die vorab definierten, in ihrer Interaktionskomple- Dr. Uwe Oestermeier

führt. Ziel dieser Studien war einerseits, den Ein- Lesens ablaufenden Prozesse detaillierter untersu- xität ansteigenden Aufgaben gut bewältigen und Caroline Leroy

fluss der untersuchten Funktionalitäten der Nutzer- chen zu können, wurden in Studien 3 und 4 außer- bewerteten es als nutzerfreundlicher als das am Universitätsklinikum Tübingen,
oberfläche hinsichtlich der Informations-Integration dem Blickbewegungen mittels einer Eyetracking- UKT aktuell verwendete System. Sie schätzten v. a. Innere Medizin
aus multiplen Dokumenten zu untersuchen, und brille aufgezeichnet. Die Datenauswertung von die simultane Dokumentenansicht für ihre tägliche Prof. Dr. Michael Bitzer
zum anderen den Zusammenhang zwischen der Studien 3 und 4 wird im Laufe 2020 finalisiert. Aufgabe der Diagnosefindung als sehr hilfreich ein.

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT Produkte

PUBLIKATIONE N

Durst, J., Roesel, I., Sudeck, G., Sassenberg, K., Durst, J., Roesel, I., Sudeck, G., Sassenberg, K.,
Die App zum Tübinger Hüftkonzept: & Krauss, I. (2020).
Comparison of human versus digital instructions
& Krauss, I. (2020).
Comparison of human versus digital instructions for
Erwerb von Gesundheitskompetenz mittels digitaler for exercise in patients with hip osteoarthritis:
results of a non-inferiority randomized cross-over trial.
exercise in patients with hip osteoarthritis: Results of
a non-inferiority randomized cross-over trial.
Applikation für Patienten mit Hüftarthrose Osteoarthritis and Cartilage, 28, S463
https://doi.org/10.1016/j.joca.2020.02.725
World Congress of the Osteoarthritis Research Society
International (OARSI). Vienna, Austria. (Conference cancelled).
https://2020.oarsi.org/ [Poster]
Durst, J., Roesel, I., Sudeck, G., Sassenberg, K.
& Krauss, I. (2020). Krauß, I., Sassenberg, K.,Sudeck, G., Durst, J.,
Die Sport- und Bewegungstherapie gehört zu den vermehrte Schmerzen etc.). Die Teilnehmenden
Effectiveness of human versus computer-based Bernecker, K., & Weber, P. (2019, Oktober).
anerkannten Basistherapien der Hüftarthrose, die nahmen eine Trainingseinheit mit der THüKo-App instructions for exercise on physical activity-related THüKo-App für Patienten mit Arthrose: Förderung der
nachweislich zu einer Schmerzreduktion und kör- wahr und wurden anschließend in einem Interview health competence in patients with hip osteoarthritis: Gesundheitskompetenz mittels digitaler Applikation.
Randomized non-inferiority cross-over trial. Informationsveranstaltung: »Arthrose managen« der Abteilung
perlichen Funktionsverbesserung führt. Die anhal- zu App-Design und Interaktionserleben mit der App
Journal of Medical Internet Research. Sportmedizin des UKT. Tübingen. [Poster]
tende Wirksamkeit kann dabei nur durch ein regel- befragt. Die Daten wurden transkribiert, kodiert https://doi.org/10.2196/18233cbms.2019.00113
mäßiges Training erzielt werden, welches Patienten und werden derzeit ausgewertet. Krauß, I., Sassenberg, K., Sudeck, G., Durst, J., Rösel, I., &
Bernecker, K. (2020, May).
erlernen und mittelfristig eigenständig, sicher und
Osteoarthritis Exercise App – Promotion of physical-­
effektiv durchführen können sollten. Die bewe- Im Rahmen einer kontrollierten Studie im Cross- VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N
activity related health competence: can a
gungsbezogene Gesundheitskompetenz wird als Over-Design an 54 Personen wurde überprüft, ob digital application substitute human interaction?
Durst, J., Krauß. I., Sudeck, G., & Sassenberg, K. Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive
relevante physische und kognitive Voraussetzung die Anleitung durch die THüKo-App der Anleitung (2019, März). Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-WissenschaftsCampus
hierfür gesehen. Der Erwerb bzw. die Verbesserung durch einen Physiotherapeuten unterlegen ist. Die Förderung der bewegungsbezogenen Gesundheits­ Tübingen. Tübingen. [Talk]
kompetenz mittels digitaler Applikation.
dieser Kompetenz stand im Zentrum des vorliegen- Zielmessgrößen waren hierbei Instrumente zur www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=9
Die THüKo-App für Patienten mit Arthrose.
den Projektes. Quantifizierung der Bewegungs- und Steuerungs- 1. Netzwerktreffen Bewegungsbezogene Gesundheits-
kompetenz. Obwohl beide Interventionen zu einer kompetenz. Erlangen. [Vortrag]
S OFTWARE E NTWIC KLUN G
Während bisher jedoch die Anleitung zum selbst- Verbesserung der Zielmessgrößen führen, ist die
Durst, J. Krauß, I., Sudeck, G., Sassenberg, K.,
ständigen Training durch Therapeuten empfohlen digitale Anleitung der menschlichen in fast allen Bernecker, K., Schweda, S., Maier, H., Krehl, L. M. Frede, C., Ambigate GmbH, Tübingen (2019).
wird, bietet die Digitalisierung neue Möglichkeiten Bereichen unterlegen. Die Effekte zwischen den & Hofmann, H. (2019, July). THüKo-App v.1 (Studie 1 V2.16 vom 21.11.2018)
Promoting health competence with a digital
der Vermittlung. Ziele des Forschungsvorhabens beiden Interaktionsformen sind moderat bis groß.
application. The THüKo App – an update. Frede, C., Ambigate GmbH, Tübingen (2019).
waren deshalb, Teile eines etablierten Trainings- Die Technikaffinität beeinflusst hierbei die Größe 3. Summer School des Internationalen Doktoratsprogramms THüKo-App v.2 (Studie 2 V0.6 vom 12.03.2019)
konzepts in eine digitale Applikation zu überführen des Effekts. Insbesondere die Anleitung komplexe- Bern-Tübingen »Interdisziplinäre Sportwissenschaft«.
Grafenhausen. [Talk]
(THüKo-App), hierbei ein zielgruppenspezifisches rer Übungen durch eine digitale Applikation ohne
Informations- und Interaktionsdesign zu schaffen menschliches Korrektiv erscheint vor diesem Hin- Durst, J. Krauß, I., Sudeck, G., Sassenberg, K.,
und zudem zu überprüfen, ob die Effektivität der tergrund fragwürdig. Dies gilt im Besonderen für Bernecker, K., & Weber, P. (2019, July).
Promoting health competence with a digital Projektbeteiligte
App vergleichbar mit einer direkten Anleitung Personen, die einen geringeren Zugang zu digitalen
application. Adaptation and evaluation of the
durch einen Therapeuten ist. Hierfür wurden im Medien haben. evidence based exercise program THüKo for
Universitätsklinikum Tübingen,
Berichtszeitraum zwei Studien an Patienten mit patients with osteoarthritis.
Abt. Sportmedizin
3. Summer School des Internationalen Doktoratsprogramms
Hüftarthrose durchgeführt. Das Projekt wird auch nach Beendigung des För- Prof. Dr. Inga Krauß
Bern-Tübingen »Interdisziplinäre Sportwissenschaft«.
derzeitraums fortgeführt, um die noch ausstehen- Grafenhausen. [Talk] Jennifer Durst
Die Evaluation der Nutzbarkeit der THüKo-App er- den Publikationen abzuschließen. Zudem wird die Inka Rösel
Durst, J., Rösel, I., Sudeck, G., Sassenberg, K., & Krauß, I.
folgte im Rahmen einer qualitativen Studie (n = 16). weitere Fortentwicklung und Evaluation der App im
(2020, February).
Die Stichprobe wies Merkmale auf, die hinsichtlich Rahmen einer Ausschreibung sowie deren Zertifi- IWM
Effectiveness of human versus digital instructions
einer digitalen Anleitung als herausfordernd anzu- zierung als Medizinprodukt und Anmeldung als for exercise on physical activity-related health Prof. Dr. Kai Sassenberg
competence in patients with hip osteoarthritis: Results Dr. Katharina Bernecker (bis 04/2019)
sehen sind (z. B. mangelnde technische Affinität, digitale Gesundheitsanwendung angestrebt.
of a randomized non-inferiority cross-over trial.
2. Netzwerktreffen Bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz. Universität Tübingen,
Erlangen. [Poster] Institut für Sportwissenschaft
Prof. Dr. Gorden Sudeck
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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT

Potentiale, Vorteile und Risiken bei der Auslagerung von Produkte

­Arbeitsgedächtnisprozessen mit Hilfe mobiler Endgeräte PUBLIKATIONE N S OFTWARE E NTWIC KLUN G

Grinschgl, S., Meyerhoff, H. S., & Papenmeier, F. (2020). Grinschgl, S., Meyerhoff, H. S., & Papenmeier, F. (2019).
Menschen nutzen mobile Endgeräte wie Smartpho- leistung in einem Langzeitgedächtnistest, wenn Interface and Interaction Design: Versuchsumgebung: Adaptierter Pattern Copy Task
nes und Tablets regelmäßig zur Auslagerung kog- Versuchsteilnehmende verstärkt kognitive Prozes- How mobile touch devices foster cognitive offloading. für Normalisierungs-Experiment.
Computers in Human Behavior, 108, Article 106317 Tübingen: Universität Tübingen, Leibniz-Institut für
nitiver Prozesse (Cognitive Offloading). Welche se während der Aufgabenbearbeitung ausgelagert https://dx.doi.org/10.1016/j.chb.2020.106317 Wissensmedien
Potentiale, Vorteile und Risiken damit verbunden haben. In einem weiteren Experiment konnte je-
sind, wurde in diesem Projekt erforscht. doch gezeigt werden, dass Teilnehmende die nega- Grinschgl, S., Meyerhoff, H. S., & Papenmeier, F. (2019).
VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N Versuchsumgebung: Adaptierter Pattern Copy Task
tiven Konsequenzen von Cognitive Offloading für Langzeitgedächtnisexperimente.
In der ersten Projektphase wurde dazu die Arbeits- kompensieren konnten, falls die bearbeitete Aufga- Tübingen: Universität Tübingen, Leibniz-Institut für
Grinschgl, S., Meyerhoff, H. S., & Papenmeier, F.  Wissensmedien
gedächtnisaufgabe zur Messung von Cognitive be viel Offloading erforderte und sie eine explizite (2020, May).
Offloading (Pattern Copy Task) erfolgreich adap- Lernintention besaßen. Offloading working memory with cognitive interfaces: Grinschgl, S., Meyerhoff, H. S., & Papenmeier, F. (2019).
tiert und zur Untersuchung der Fragestellung ein- a systematic investigation of potentials, benefits, Gyroskop System für Normalisierungs-Experiment.
and risks of mobile touch devices. Tübingen: Universität Tübingen, Leibniz-Institut für
gesetzt, ob die intuitive Kontrolle von mobilen Zur Untersuchung der Auslagerung von Trans­ Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive Wissensmedien
Endgeräten das Auslagern von Arbeitsgedächtnis- formationsprozessen (Kopf- und Tabletneigung) Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-WissenschaftsCampus
prozessen unterstützt. Daran anknüpfend, wurden wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem die Tübingen. Tübingen. [Talk]
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=10
innerhalb des aktuellen Berichtzeitraums vier La- Teilnehmenden den Kopf und/oder das Tablet ABS C HLUS S ARBE ITE N
borstudien mit Stichprobengrößen von jeweils 172 entweder neigen durften oder nicht. Hierzu wur- Grinschgl, S., Papenmeier, F., & Meyerhoff, H. S.
Versuchspersonen durchgeführt. Dabei wurde ei- de eine Versuchsanordnung genutzt, mit der der (2020, March). Widmayer, L. M. (2019).
Consequences of cognitive offloading: Boosting Kognition nicht nur im Kopf: Cognitive Offloading
nerseits untersucht wie das Auslagern kognitiver Neigungswinkel des Kopfes und Tablets in Echt- performance but diminishing memory. von Gedächtnis- und Normalisierungsprozessen.
Prozesse das Bilden von Langzeitgedächtnisreprä- zeit erfasst werden konnte. Entgegen der Erwar- 62. Tagung experimentell arbeitender Psychologen (TeaP). Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Tübingen.
sentationen beeinflusst und andererseits, ob die tungen haben die Teilnehmenden die Möglichkeit Jena. (Conference cancelled).
https://teap2020.dryfta.com/ [Poster]
Möglichkeit Transformationsprozesse auszulagern zur Auslagerung von Transformationsprozessen
die Leistung während wissensintensiver Aktivitä- nicht genutzt. Grinschgl, S., Papenmeier, F., & Meyerhoff, H. S.
ten fördert. (2019, October).
Offloading working memory: determinants,
Die Forschung im Projekt wird auch über den potentials and risks.
Im Rahmen der Untersuchung der Auswirkungen Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen hinaus WCT Autumn School. Bad Teinach. [Talk]
von Cognitive Offloading auf die Bildung von Lang- fortgeführt. So wird das Thema Cognitive Off­
Grinschgl, S., Papenmeier, F., & Meyerhoff, H. S. Projektbeteiligte
zeitgedächtnisprozessen konnte gezeigt werden, loading beispielsweise im Rahmen einer For- (2019, September).
dass es einen Trade-off zwischen der unmittelba- schungskooperation mit Sam Gilbert vom Uni­ Offloading working memory improves
ren Aufgabenbearbeitung und der späteren Ge- versity College London ausgebaut, indem der performance but impairs long-term memory. Universität Tübingen,
ESCoP. Tenerife, Spain. [Talk] Fachbereich Psychologie
dächtnisleistung durch Cognitive Offloading gibt. Zusammenhang von Cognitive Offloading in ver-
Dr. Frank Papenmeier
Einerseits ging die Nutzung der Möglichkeit zur schiedenen Aufgaben (Pattern Copy Task vs. Inten- Grinschgl, S., Papenmeier, F., & Meyerhoff, H. S.
Sandra Grinschgl
Auslagerung von kognitiven Prozessen mit einer tion Offloading Task) untersucht wird. (2019, July).
Benefits and risks of offloading working
schnelleren Aufgabenbearbeitung einher. Anderer- memory processes.
IWM
seits zeigte sich aber eine verringerte Gedächtnis- A-Dok. Mannheim. [Talk] Dr. Hauke S. Meyerhoff

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT Produkte
Barrocas, R., Roesch, S., & Moeller, K. (2019, June).
Fingers come in handy: does finger use support
PUBLIKATIONE N ­learning a pseudo-number-word sequence?
2nd Conference of the Mathematical Cognition and Learning
Finger begreifen Zahlen – Eine digitale App für selbst­ Barrocas, R., Ninaus, M., Tsarava, K., Gawrilow, C.,
­Lachmair, M., Roesch, S., & Moeller, K. (2019).
Society. Ottawa, Canada. [Poster]

reguliertes Training fingerbasierter numerischer Strategien Digits grasp digits: Numbers on your fingertips.
Proceedings of the 11th International Conference on Education
Moeller, K. (2020, June).
Getting a grip on numbers: how finger-based
and New Learning Technologies (EDULEARN19). (pp. 7165–7174). representations influence numerical development.
Barcelona, Valencia: IATED Academy. 2nd Minas Gerais Meeting of School Neuropsychology:
https://doi.org/10.21125/edulearn.2019.1714 Numerical Cognition. Universidade Federal de Minas
In diesem Projekt wurde untersucht, ob und in­ von der Handstellung (d. h. Handfläche bzw. Hand-
Gerais, Belo Horizonte, Brazil. [Talk]
wieweit frühe numerische Fähigkeiten im Kinder- rücken zum Betrachter gewandt) gleich gut verar- Barrocas, R., Roesch, S., Dresen, V., Moeller, K.,
garten durch ein Training fingerbasierter nume­ beitet werden. In der zweiten experimentellen & Pixner, S. (2020). Moeller, K. (2020, June).
Embodied numerical representations and their Grasping numbers: finger-based representations
rischer Strategien mittels einer App gefördert Studie zeigte sich, dass Erwachsene beim Erlernen
association with multi-digit arithmetic performance. in numerical development.
werden können. Im Projekt wurde zunächst eine einer Pseudozahlwortsequenz davon profitierten, Cognitive Processing 21, 95–103. Virtual Brownbag Meeting of the Mathematical Cognition
theoriebasierte App entwickelt bevor die Wirksam- wenn sie ihre Finger nutzen durften. Die Datener- https://doi.org/10.1007/s10339-019-00940-z and Learning Society. Pittsburgh, USA. [Talk]
keit der App in einer Trainingsstudie mit Kindergar- hebung zu beiden experimentellen Studien musste
Barrocas, R., Roesch, S., Gawrilow, C., & Moeller, K. (2020). Moeller, K. (2020, June).
tenkindern getestet wurde. Darüber hinaus bein- aufgrund der Corona Situation zunächst ausgesetzt Putting a finger on numerical development – Reviewing Putting a finger on numbers: influences of finger-
haltete das Projekt zwei experimentelle Studien werden, wird aber im Laufe 2020 beendet. the contributions of kindergarten finger gnosis and fine based representations on numerical development.
motor skills to numerical abilities. Frontiers in Psychology, 11. Mathematics Education Centre Seminar.
zum besseren Verständnis fingerbasierter Einflüsse
https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.01012 Loughborough University, England. [Talk]
auf numerische Fähigkeiten. Über die geplanten Studien hinaus konnten die
Ergebnisse einer weiteren Studie veröffentlicht Roesch, S., Barrocas, R., Ladel, S., & Moeller, K. (2020). Moeller, K. (2020, May).
Zahlen begreifen – wie Finger das Verständnis Numerical cognition: From brain activations
Zur Aufarbeitung des theoretischen Hintergrunds werden, die zeigen, dass noch bei Erwachsenen
von Zahlen fördern können. In C. Andrä & M. Macedonia to ­finger-based representations.
der Fingertrainings App wurden in einem bereits prozedurale arithmetische Operationen mit dem (Eds.), Bewegtes Lernen – Handbuch für Forschung und Praxis. Perspective on Early Mathematics Learning (POEM).
publizierten Überblicksartikel substanzielle Einflüs- Erkennen von Fingermengenbildern assoziiert wa- (pp. 83–99). Berlin: Lehmanns Media. Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Germany.
(Conference cancelled).
se fingersensorischer und- motorischer Kompo- ren. Außerdem konnte in Zusammenarbeit mit
https://www.ph-karlsruhe.de/tagungen/poem [Talk]
nenten auf die Entwicklung numerischer Fähigkei- Dr. Silvia Pixner (UMIT, Hall in Tirol) in einer Längs-
VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N
ten bestätigt. Darauf aufbauend wurde die App schnittstudie im Kindergarten beobachtet werden,
entwickelt, wobei Details zur Konzeption und Im- dass sich das frühe Erkennen von Fingermengen- Barrocas, R., & Moeller, K. (2019, November).
plementierung der App in einem wissenschaftli- bildern positiv auf die weitere Entwicklung numeri- Zahlen begreifen – Wie uns unsere Finger dabei helfen, Projektbeteiligte
chen Originalartikel und in einem Buchkapitel zu scher Fähigkeiten auswirkte. Zahlen zu verstehen. Eingeladener Vortrag an der Pädago­
gischen Hochschule Thurgau. Thurgau, Schweiz. [Vortrag]
verkörperlichten numerischen Repräsentationen IWM
publiziert wurden. In der Evaluationsstudie erhiel- Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pro- Barrocas, R., Moeller, K., & Gawrilow, C. (2020, May). Prof. Dr. Korbinian Moeller
ten 162 Kindergartenkinder ein numerisches Trai- jektziele weitestgehend erfolgreich erreicht wur- Digits grasp digits. Development and evaluation Dr. Martin Lachmair (bis 07/2019)
of a digital app for self-regulated training of finger-based
ning (mit der App oder einem Kontrolltraining). den. Insbesondere in Bezug auf die App beste- numerical strategies. Virtuelles Symposium »What’s Cognitive Dr. Stephanie Rösch (bis 03/2019)
Obwohl die Effektivität des App-Trainings durch hen auch schon konkrete Pläne zur Weiterent- About Cognitive Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-Wissen- Roberta Barrocas
erste Analysen nicht bestätigt wurde, zeigte sich, wicklung. In Bezug auf Spieldesign und Individu- schaftsCampus Tübingen. Tübingen. [Talk]
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=11 Universität Tübingen
dass die Kinder sehr gerne mit der App spielten alisierung arbeitet das Projektteam mit Prof. Dr.
Prof. Dr. Caterina Gawrilow, Fachbereich Psychologie
und diese eine angemessene Balance zwischen Juho Mäkiö (Fachbereich Informatik, Hochschule Barrocas, R., Ninaus, M., Tsarava, K., Gawrilow, C.,
Lachmair, M., Roesch, S., & Moeller, K. (2019, July). Prof. Dr. Dorothee Kimmich, Deutsches Seminar
verschiedenen Spieldimensionen (z. B. Herausfor- Emden-Leer) zusammen. Mit Prof. Dr. Korbinian
Digits grasp digits: Numbers on your fingertips.
derung, Immersion etc.) erreichte. Moeller (seit 04 / 2020 Loughborough University, 11th International Conference on Education and New Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd,
England) ist zudem eine Übersetzung der App ins Learning Technologies (EDULEARN19). Palma, Spain. [Talk] Institut für Mathematik und Informatik
Die Ergebnisse der ersten experimentellen Studie Englische in Arbeit. Prof. Dr. Silke Ladel
Barrocas, R., Roesch, S., & Moeller, K. (2020, June).
mit Erwachsenen und Kindergartenkindern deuten Cognitive and sensorimotor influences on preschool UMIT, Hall in Tirol, Institut für Psychologie
darauf hin, dass Fingermengenbilder unabhängig children’s numerical abilities: which matters most,
and at what age? 3rd Conference of the Mathematical Cognition Dr. Silvia Pixner
and Learning Society. Dublin, Ireland. (Conference cancelled).
https://www.the-mcls.org [Talk] Hochschule Emden-Leer, Fachbereich Informatik
Prof. Dr. Juho Mäkiö
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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020
Produkte
Greipl, S., Moeller, K., Kiili, K., & Ninaus, M.
(2019, December).
PROJEKT PUBLIKATIONE N Lifelong learning with a digital math game:
Performance and basic experience differences
Greipl, S., Moeller, K., Kiili, K., & Ninaus, M. (accepted). across age. Games and Learning Alliance conference.
Different performance, full experience: Athens, Greece. [Talk]
a learning game applied throughout adulthood.
International Journal of Serious Games. Greipl, S., Ninaus, M., Karnath, H.-O., Moeller, K., Klein,
Vorteile einer spielbasierten kognitiven Schnittstelle – E., & Killi, K. (2020, May).
Greipl, S., Moeller, K., Kiili, K., & Ninaus, M. (2019). Game-based number Learning. Benefits of a game-
Von Wirkmechanismen und neuronalen Korrelaten zur Lifelong learning with a digital math game: Performance based cognitive interface for knowledge work.
and basic experience differences across age. Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive
neuropsychologischen Rehabilitation In A. Liapis et al. (Ed.), Proceedings of Games and Learning Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-WissenschaftsCampus
Alliance conference (GALA 2019) – Lecture Notes in Computer Tübingen. Tübingen. [Talk]
Science. (pp. 301-311). Springer. www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=12
https://dx.doi.org/10.1007/978-3-030-34350-7_29
Das Projekt zielte darauf ab, die Vorteile emotionale Spektrum, einschließlich positiver und Ninaus, M. (2019, Oktober).
Greipl, S., Moeller, K., & Ninaus, M. (2020). Spielbasiertes Lernen von rationalen Zahlen –
einer spielbasierten kognitiven Schnitt- negativer Emotionen. Die Fähigkeit, Nutzende,
Potential and limits of game-based learning. Digitale Spiele als Lern- und Forschungsinstrument
stelle zur Förderung von konzeptu­ Spielende,  Lernende emotional einzubinden, könn- International Journal of Technology Enhanced Learning, 12(4), 363. UMIT – Private University for Health Sciences, Medical
ellem Wissen über Zahlen zu unter- te daher eine der wesentlichen Vorteile von spiel- https://dx.doi.org/10.1504/ijtel.2020.10028417 Informatics and Technology. Tirol, Österreich. [Vortrag]
suchen. Dazu wurden verschiede- basierten Lernumgebungen darstellen.
Greipl, S., Moeller, K., & Ninaus, M. (2019). Ninaus, M. (2019, February).
ne Studien durchgeführt, die drei Intrinsic integration in rational number games – Semideus –A game-based Rational Number Engine.
grundlegende psychologische Ebe- Ähnlich der zweiten Ebene bzw. verwandt mit den A systematic literature review. In J. Koivisto & J. Hamari Charles University, Prague, Czech Republic. [Talk]
nen beleuchten. emotionalen Unterschieden spielbasierten Lernens (Eds.), Proceedings of the 3rd International GamiFIN Conference.
(pp. 35–46). Pori: CEUR Workshop Proceedings. Ninaus, M., Greipl, S., Kiili, K., Lindstedt, A., Karnath,
wurden auf dritter Ebene neurofunktionale Korre- http://ceur-ws.org/Vol-2359/paper4.pdf H.-O., Klein, E., & Moeller, K. (2020, April).
Eine erste Ebene betrachtete kogniti- late von Lernspielen untersucht. Mit Hilfe der funk- Neurofunctional evidence on increased emotional
Nebel, S., & Ninaus, M. (2019). engagement in game-based learning.
ve Aspekte und behaviorale Korrelate, tionellen Magnetresonanztomographen konnte
New perspectives on game-based assessment with 4th International GamiFIN Conference (online conference).
die in Verbindung zu (spielerischem) Lernen ste- gezeigt werden, dass die Interaktion mit einer process data and physiological signals. In D. Ifenthaler Levi, Finland. [Poster]
hen. In diesem Zusammenhang wurde eine Studie vollausgestatteten Spielversion im Vergleich zu & Y. Kim (Eds.), Game-Based Assessment Revisited. Advances
in Game-Based Learning. (pp. 141–161). Springer Ninaus, M., Greipl, S., Kiili, K., Lindstedt, A., Karnath,
durchgeführt, die die numerischen Kompetenzen ­e iner stark reduzierten Spielversion mit einer
doi.org/10.1007/978-3-030-15569-8_8 H.-O., Klein, E., & Moeller, K. (2019, August).
sowie Akzeptanz von Lernspielen über eine breite ­signifikant erhöhten Rekrutierung basaler und Emotional arousal in game-based learning.
Altersspanne hinweg (18–80) untersuchte. Die Da- auch kortikaler Areale zur Emotionsverarbeitung Ninaus, M., Greipl, S., Kiili, K., Lindstedt, A., Huber, S., 18th Biennial EARLI Conference. Aachen. [Talk]
ten verdeutlichten einen altersbedingten, negati- (z. B. Amygdala, orbitofrontaler Kortex) einherging. Klein, E., Karnath, H.-O., & Moeller, K. (2019).
Increased emotional engagement in game-based learning Ninaus, M., Greipl, S., Kiili, K., & Moeller, K. (2019, May).
ven Effekt auf die Bearbeitungsgeschwindigkeit. – A machine learning approach on facial emotion detection Increased emotional engagement in game-based math
Akzeptanz und Benutzererfahrung blieben aber Zusätzlich zu den drei beschriebenen Untersu- data. Computers & Education, 142. 103641. learning. International Symposium on Dyslexia & Dyscalculia:
https://dx.doi.org/10.1016/j.compedu.2019.103641 Digital Diagnostics, Intervention, and Game-Based Learning.
über die Altersspanne auf gleichbleibend (hohem) chungsebenen sollte das Lernspiel auch als Reha-
Munich. [Poster]
Niveau. Damit konnte gezeigt werden, dass Lern- bilitationsinstrument für eine klinische Stichprobe Ninaus, M., Kiili, K., Bieck, S.M., & Moeller, K. (in press).
spiele unabhängig vom Alter positiv angenommen getestet werden. Zunächst auf bestimmte neuro- Motivationsprofile bei Verwendung eines Lernspiels zur
werden, es an einigen Stellen aber zielgruppenori- logische Störungen abzielend, wurde die Studie Messung des Bruchverständnisses in der Schule – Eine
latente Profilanalyse. Psychologie in Erziehung und Unterricht.
entierter Modifikationen bedarf. zugunsten einer Untersuchung der Akzeptanz Projektbeteiligte
bzw. Anwendbarkeit bei akuten Schlaganfallpa­ Ninaus, M., Kiili, K., Wood, G., Moeller, K., & Kober, S.
Auf einer zweiten Ebene wurden emotionale As- tienten modifiziert. Obwohl erste Testungen viel- (in press).
IWM
To add, or not to add game elements? – Exploring the
pekte spielerischen Lernens untersucht. Mittels der versprechend schienen, kam die Untersuchung effects of different cognitive task designs using Dr. Manuel Ninaus
Analyse von Emotionen in Gesichtsausdrücken wegen der pandemiebedingten Einschränkungen eye-tracking. IEEE Transactions on Learning Technologies. Prof. Dr. Korbinian Moeller
während der Interkation mit einer spielbasierten (COVID-19) vorläufig zum Erliegen. Jedoch werden Simon Greipl
Lernumgebung konnte gezeigt werden, dass Emo- diese Untersuchungen, sowie weiterführende, auf VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N
Universitätsklinikum Tübingen,
tionen in einer spielbasierten Lernumgebung eher den bisherigen Befunden fußende Studien, auch Sektion für Neuropsychologie
Greipl, S., Kiili, K., Lindstedt, A., Klein, E., Moeller, M.,
prävalent waren, als in einer nicht-spielbasierten über das Projekt hinaus wiederaufgenommen & Ninaus, M. (2020, April). Prof. Dr. Dr. Hans-Otto Karnath
Lernumgebung. Dieser Befund gilt für das gesamte bzw. gestartet. Neurofunctional underpinnings of game-based
learning: contrasting game and non-game-based Paris Descartes, CPSC
learning in an active fMRI paradigm.
Dr. Dr. Elise Klein
Learning and Plasticity 2020. Lapland, Finland.
(Conference cancelled). http://lapmeeting.fi/ [Poster]
42 Tampere University of Technology, Finland
43
Prof. Dr. Kristian Kiili
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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT

Produkte

VORTRÄG E UN D PRÄSE N T AT IO N E N

Rögele, A., Scheiter, K., & Randler, C. (2020, May).


her untersucht werden. Dabei wurden Teilnehmen- Linking out-of-school and in-classroom instruction
using a Citizen Science Approach to Learning.
de eines Citizen Science Projekts bei ihrer Teilnah- Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive
me mehr oder weniger intensiv begleitet, oder Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-Wissenschafts­
nahmen erst nach der Erhebung am Projekt teil. Campus Tübingen. Tübingen. [Talk]
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=13

Das Involvement bei Schülerinnen und Schülern Rögele, A., Scheiter, K., & Randler, C.
sollte auch in einer anknüpfenden Studie weiter (2019, September).
Verknüpfung von außerschulischen
untersucht werden. Dabei sollten mit Teilneh­ Unterrichtseinheiten und Klassenraumunterricht
menden der Experimentalgruppe an der eigenen mithilfe eines Citizen Science Ansatz.
Schule Futterhäuser aufgebaut werden, die mit Gemeinsame Jahrestagung der Fachsektion Didaktik
der Biologie und der Gesellschaft für Didaktik der Chemie
einer Wildtierkamera überwacht werden. Die Bil- und Physik. Wien, Österreich [Vortrag]
der sollten ausgewertet und die daraus gewon­
nenen Beobachtungsdaten dem Citizen Science Rögele, A., Scheiter, K., & Randler, C.
(2019, August).
Projekt gemeldet werden. Die Kontrollgruppe Linking out-of-school and in-classroom instruction
hingegen sollte keine eigenen Futterhäuser an der using a Citizen Science Approach to Learning.
Schule haben und nur mit Bildern anderer Stand- European Association for Research on Learning and

Citizen Science im Klassenzimmer orte arbeiten.


Instruction (EARLI). Aachen. [Poster]

Für diese Studien wurden 2019 beide Ethikanträge


Wissenschaftliches Schlussfolgern ist eine zentra- Die Experimentalgruppe partizipierte dabei aktiv in eingereicht. Für die zweite Studie lag Ende 2019 Projektbeteiligte
le Kompetenz, die Schülerinnen und Schüler erler- einem Citizen Science Projekt und sammelte Daten bereits ein positives Ethikvotum vor und es wurde
nen sollten, jedoch diesbezüglich oft starke De­ bei einer Exkursion, während die Kontrollgruppe mit der Erhebung begonnen. Die dritte Studie wur- Universität Tübingen,
fizite zeigen. Ziel des Projekts war es daher ein passiv im Klassenzimmer mit Daten aus der Citizen de mit einer Stichprobe nach dem positiven Ethik- Institut Didaktik der Biologie

gezieltes Training für wissenschaftliches Schluss- Science-Datenbank arbeitete. Dies sollte bei der votum der Ethikkommission außerdem an das Prof. Dr. Christoph Randler

folgern zu entwickeln, das zusätzlich Lernen und Experimentalgruppe zu einem höheren Involve- Kultusministerium geschickt. Das ebenfalls positive Alena Rögele

Motivation der Schülerinnen und Schüler fördert. ment führen. Die Ergebnisse zeigen eine stärkere Votum wurde im April 2020 erteilt.
IWM
Dabei wurden theoretische Annahmen der situier- Verbesserung im wissenschaftlichen Schlussfolgern
Prof. Dr. Katharina Scheiter
ten Kognition, des forschenden Lernens und des bei der Experimentalgruppe, jedoch keine Grup- Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Erhe-
außerschulischen Lernens kombiniert. Das Unter- penunterschiede bei Lernen und Motivation. bung zu Studie 2 unterbrochen werden und der
richtskonzept wurde im Rahmen eines Citizen Start von Studie 3 war trotz Genehmigung nicht
Science Projekts implementiert, um den Schülerin- Die Erhebungen der ersten Studie wurden mit ins- möglich. Das Institut Didaktik der Biologie wird
nen und Schülern eine Arbeitsweise ähnlich zu der gesamt 345 Schülerinnen und Schülern in 2019 beide Studien in Kooperation mit Prof. Katharina
professioneller Wissenschaftlerinnen und Wissen- erfolgreich abgeschlossen. In einer Folgestudie Scheiter bis Ende 2020 weiterführen und damit die
schaftler zu ermöglichen und um die einzelnen sollte dabei die Rolle von Involvement in Bezug auf Arbeit des WCT fortsetzen. Teile der geplanten Stu-
Unterrichtseinheiten inner- oder außerhalb des wissenschaftliches Denken im Rahmen von Citizen dien werden aufgrund der Corona-Pandemie digi-
Klassenraums miteinander zu verknüpfen. Science Projekten bei Erwachsenen nochmals nä- talisiert werden.

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT Produkte

VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N ABS C HLUS S ARBE IT E N

Orellana-Corrales, G., Matschke, C., & Wesslein, A. K.  Jäger, C. (2019).


(2020, May). The matter of touch: The influence of haptic
Du bist, was du berührst: Können touch-basierte What you touch is what you are: Does touch exploration on knowledge acquisition.
technology enhance learning and social identification Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Tübingen.
Technologien Lernerfolg und soziale Identifikation fördern? through perceived ownership?
Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive Kotsou, E. (2019).
Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-Wissenschafts- Vergleich der Auswirkung von digitaler touch- vs.
Campus Tübingen. Tübingen. [Talk] non-touch-Interaktion auf die soziale Identität:
Dass der Tastsinn eine zentrale Rolle bei der Ent- In Bezug auf Ziel 2 zeigten die Studien zunächst www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=14 Führt digitale touch-Interaktion zu einer Erhöhung
der sozialen Identität?
stehung von Präferenzen spielt, wurde bereits in robust, dass bislang neutrale Symbole flexibel mit
Orellana-Corrales, G., Matschke, C., & Wesslein, A. K.  Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Tübingen.
der Forschung belegt: Das Berühren und Halten dem Selbst assoziiert werden können. Interessan- (2020, March).
eines Objekts beeinflusst die emotionale Reaktion terweise deuten die Projektergebnisse aus mehre- Temporal dynamics of self-associated stimuli: Kronenthaler, S. (2019).
A comparison of highly familiar vs. recently Do you need to feel the touch? Die Rolle der
positiv und steigert den subjektiven Wert des ren Studien aber darauf hin, dass der Einfluss des
established self-representations. individuellen Ausprägung von Need for Touch für
­Objekts, zudem kreiert es ein Gefühl der Zugehö- Selbst auf kognitive Variablen, wie beispielsweise Tagung experimentell arbeitender Psychologen (TeaP). den Effekt einer haptischen Exploration auf das
rigkeit oder des Besitzes (Perceived Ownership). Aufmerksamkeitsprozesse, dennoch nur für etab- Jena. (Conference cancelled) Vertrauen in das eigene Urteil und Affektivität.
https://teap2020.dryfta.com/program-schedule [Talk] Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Tübingen.
Diese Befunde basieren allerdings auf der Interak- lierte, bekannte Selbst-Repräsentationen auftritt:
tion mit realen Objekten. Die Effekte der touch- Sie steuern unsere Aufmerksamkeit, während neu Orellana-Corrales, G., Matschke, C., & Wesslein, A. K.  Mack, R. (2019).
basierten Interaktion mit digitalen Objekten ist selbst-assoziierte Symbole hier nicht effizienter (2019, September). Perceived Ownership: Der Effekt der
Does an arbitrary self-association of stimuli Interaktionsmethode beim Lernen über Kunst.
bislang kaum erforscht. sind als fremd-assoziierte Symbole.
impact the distribution of attention? Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Tübingen.
21st meeting of the European Society for Cognitive
Ziel dieses Projektes war es daher, den Effekt von In 2019–2020 konnten bisherigen Befunde in wei- Psychology (ESCoP). Tenerife, Spain. [Talk] Schopf, K. (2020).
Effects of auditory evaluative conditioning on
Touch Interaktionen in digitalen Umwelten auf terführenden Studien repliziert werden ebenso wie
Orellana-Corrales, G., Matschke, C., & Wesslein, A. K.  the self-priorization effect.
Perceived Ownership, auf Lernen und soziale Iden- die Befunde in mehreren etablierten experimental- (2019, September). Unveröffentlichte Masterarbeit. Universität Tübingen.
tifikation zu untersuchen (Ziel 1). Da bei digitalen psychologischen Paradigmen, die jeweils verschie- Why are self-associated shape-label pairings
prioritized? Disentangling the effects of label and shape Schwesig, R. N. (2020).
Interaktionen das Selbst häufig durch Symbole dene Aufmerksamkeitsprozesse erfassen. Darüber
17th Conference of the German Social Psychology I am a square: Effects of self-association on
­repräsentiert wird, wurde weiterhin getestet, in­ hinaus wurden nun auch Effekte der Selbst-Asso­ Section (FGSP). Cologne. [Poster] the evaluation of shaps, their behavior and on
wiefern willkürlich zugeteilte vs. etablierte Symbole zia­tion von Symbolen auf affektive Variablen, die the expectancy of the behavior.
Orellana-Corrales, G., Matschke, C., & Wesslein, A. K.  Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Tübingen.
für das Selbst kognitive und affektive Prozesse so- Inklusion der Symbole ins Selbst, die Interpretation
(2019, July).
wie Verhalten gegenüber symbolhaft dargestellten von Verhalten der Symbole und die Aufteilung von Why are self-associated shape-label pairings prioritized?
Interaktionspartnern beeinflussen (Ziel 2). Ressourcen zwischen mehreren Symbolen erwei- Disentangling the effects of label and shape.
8th Workshop for PhD Students of General Psychology (A-Dok).
tert. Hier zeigen sich Hinweise, dass auch neue
Mannheim. [Talk]
In der ersten Projekthälfte bildete Ziel 1 den Selbstrepräsentationen positiv bewertet und ins
Schwerpunkt der Forschungsaktivität. Allerdings Selbstkonzept integriert werden. In Bezug auf Ziel Projektbeteiligte
konnte kaum Evidenz für einen spezifischen Effekt 2 kann insgesamt geschlussfolgert werden, dass
von Touch-Interaktion gefunden werden – unab- Selbst-Assoziationen schnell und flexibel entstehen Universität Tübingen, Fachbereich Psychologie
hängig davon, ob virtuelle, reale oder haptische können und sie somit ein großes Potential auf­ Dr. Ann-Katrin Wesslein
Interaktionen betrachtet wurden. Es zeigten sich weisen, Interaktionen in digitalen Umwelten zu Gabriela Orellana-Corrales
wiederholt keine signifikanten Unterschiede zwi- verändern. Die erworbenen Erkenntnisse im Forschungspro-
IWM
schen Touch und non-Touch Interaktionen. Das jekt können dazu beitragen, Anwendungen zu er-
Dr. Christina Matschke
Projekt erbrachte also keine Evidenz für Vorteile stellen, die das Lernen und die soziale Integration
Dr. Anne Schüler
beim Lernen oder für eine Stärkung der Bindung gezielt und unabhängig von verbalen Informatio-
Prof. Dr. Stephan Schwan
an Objekte oder Gruppen durch Touch-Interaktion. nen unterstützen.
Magdalena Novak

Universität Trier, Fachbereich Psychologie


Dr. Sarah Schäfer
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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

PROJEKT Produkte

PUBLIKATIONE N S OFTWARE E NTWIC KLUN G

Helbig, D., Troiano, E., & Klinger, R. (2020). Troiano, E. (2019).


Challenges in emotion style transfer: Prototyp-System zur Emotionserkennung auf
An exploration with a lexical substitution pipeline. deutscher Eingabe. Stuttgart: Universität Stuttgart,
In Proceedings of the Eighth International Workshop on Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung.
Natural Language Processing for Social Media. (pp. 41–50).
Online: Association for Computational Linguistics. Troiano, E. (2019).
Prototyp-System zur Veränderung der emotionalen
Emotion und Argument in Kim, E., & Klinger, R. (2019). Konnotation von Text bei gleichbleibendem
An analysis of emotion communication channels semantischen Inhalt. Stuttgart: Universität Stuttgart,
digitalen Informationsumwelten in fan-fiction: Towards emotional storytelling. Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung.
In Proceedings of the Second Workshop on Storytelling.
(pp. 56–64).
Florence, Italy: Association for Computational Linguistics. ABS C HLUS S ARBE ITE N
Durch die Verlagerung von Diskussionen in die di- Theorien aus der Psychologie genutzt. Diese besa-
gitale Welt wird Austausch immer leichter. Diese gen, dass kognitive Einschätzungen bzw. positive Troiano, E., Padó, S., & Klinger, R. (2019).
Crowdsourcing and validating event-focused Helbig, D. (2019).
Entwicklung ist einerseits positiv, da sie den Zugang oder negative Bewertungen (appraisal) von Ereig- Emotion transfer in text with lexical substitution.
emotion corpora for German and English.
zu Informationen erleichtert. Sie kann aber auch zu nissen beeinflussen ob und in welcher Intensität In Proceedings of the 57th Annual Meeting of the Association Unveröffentlichte Masterarbeit. Universität Stuttgart.
Des- und Fehlinformation führen (Fake News), die eine Emotion hervorgerufen wird. Das Projektteam for Computational Linguistics. (pp. 4005–4011).
Florence, Italy: Association for Computational Linguistics. Hofmann, J. (2020).
häufig nicht durch Fakten geprägt sind, sondern konnte erstmalig in der Computerlinguistik zeigen, Multi-task emotion classification using
durch emotionalisierende Formulierungen. In die- dass diese Konzepte tauglich sind, um Emotionen multidimensional emotional models.
VORTRÄG E UND PRÄS E NTATIONE N Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Stuttgart.
sem Projekt wird daher untersucht, inwieweit die in Text zu bestimmen.
emotionale Konnotation eines Arguments Einfluss Roman, A. (2020).
Troiano, E., Klinger, R., Padó, S., & Sassenberg, K.
auf die Überzeugungskraft hat. Insbesondere wird Um in einem zweiten Schritt die Emotionen zu än- (2020, May). Generating tweets conditioned on emotion and topic.
Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Stuttgart.
erforscht, wie Emotionen sprachlich ausgedrückt dern, die von Leserinnen und Lesern mit einem Emotion and argument in digital Information
environments.
werden und wie man den emotionalen Gehalt ei- Text assoziiert werden, wurden zunächst aktuelle
Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive
nes Textes automatisch bestimmen und variieren Deep Learning-Verfahren der automatischen Über- Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-Wissenschafts-
kann, um überzeugendere Texte zu generieren. setzung untersucht. Es konnte gezeigt werden, Campus Tübingen. Tübingen. [Talk] 
www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=15
Hierzu werden Verfahren der künstlichen Intelli- dass automatische Übersetzungssysteme Alterna-
genz genutzt und Software entwickelt, die Zugang tiv-Übersetzungen generieren können, welche eine Troiano, E., Padó, S., & Klinger, R. (2019, July).
zum emotionalen Gehalt von Texten bietet. gewünschte Zielemotion enthalten. Solche Deep Crowdsourcing and validating event-focused
emotion corpora for German and English.
Learning-Verfahren sind allerdings schlecht geeig-
57th Annual Meeting of the Association for
Im Laufe des Berichtszeitraums konnte bestätigt net, um die konkrete Realisierung von Emotionen Computational Linguistics. Florence, Italy. [Poster]
werden, dass Emotionen unterschiedlich ausge- zu erforschen, da sie zu komplex sind. Daher wur-
drückt werden, zum Beispiel durch eine Nennung de im Projekt zusätzlich ein weiteres, transparentes
der subjektiven Wahrnehmung (»Ich fühle mich Verfahren entwickelt, welches automatisch Wort- Projektbeteiligte

traurig«) oder auch durch Beschreibungen von Er- kombinationen durch Synonyme austauscht, um
eignissen, die mit Emotionen belegt sind (»Er fährt gewünschte Zielemotionen zu kommunizieren. Universität Stuttgart, Institut
für Maschinelle Sprachverarbeitung
viel zu schnell!«, »Mein Hund ist gestern gestor- sal-Kategorien Ereignisbeschreibungen bezüglich
Prof. Dr. Sebastian Padó
ben.«). Die Existenz der zweiten Klasse folgt aus der Die Forschung im Projekt findet auch über den ihrer verursachenden Emotion kategorisieren. Au-
Dr. Roman Klinger
Maxime der Quantität (Sage nur soviel wie nötig), WCT Anknüpfungspunkte: In einem DFG-Projekt ßerdem wird in einem weiteren DFG-Projekt zur
Enrica Troiano
stellt aber eine große Herausforderung für die au- wird beispielsweise der Zusammenhang zwischen automatischen Überprüfung von medizinischen
tomatische Erkennung von Emotionen dar. Um die psychologischen Appraisal-Theorien und Emotio- Fakten untersucht, ob Emotionen ein Indiz sein IWM
Kategorisierung zu ermöglichen, werden Appraisal- nen weiter beleuchtet und untersucht, wie Apprai- können, ob eine Aussage korrekt ist. Prof. Dr. Kai Sassenberg

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Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen Bericht 2019 / 2020 PROJEKTE

*
PROJEKT

ergebenden Features werden für k-means-Cluste-


ring der Tweets genutzt. Es wird bei der Anwen-
dung außerdem die Option geboten, andere Algo-
rithmen wie DBSCAN oder LDA zu verwenden. Mit Produkte

#
dem Clustering der Social-Media-Beiträge können
verschiedene Kontexte identifiziert werden. PUBLIKATIONE N

Aktuell liegt der Fokus auf dem Einsatz wortgroßer Han, Q., Thom, D., John, M., Koch, S., Heimerl, F., & Ertl, T.
(2019).
Visualisierungen. Dabei handelt es sich um Gra­
Visual quality guidance for document exploration
fiken in der Größe von Wörtern in einem Text, die with focus+context techniques.
in den Text eingebettet werden können, ohne den IEEE Transactions on Visualization and Computer Graphics, 2019.

Foto: Oleg Laptev, unsplash


https://doi.org/10.1109/TVCG.2019.2895073
Lesefluss zu stören. Sie erlauben es, mögliche Kon-
textänderungen auf einen Blick zu erkennen, zu Knittel, J., Koch, S., & Ertl, T. (2019).
erfassen wie vielfältig der Diskurs über ein digitales Interactive hierarchical quote extraction
for content insights.
Fragment ist, und zu untersuchen, wo in diesem
EuroVis 2019 – Posters. The Eurographics Association, 2019.
Diskurs einzelne Beiträge angesiedelt sind und in https://doi.org/10.2312/EURP.20191134BN 978-3-03868-088-8
welchem Verhältnis das digitale Fragment dazu
steht. In Nutzerstudien werden diese wortgroßen
Visualisierungen ausgewertet. Ziel ist es, zu be­ VORTRÄG E UND PRÄSE N T AT IO N E N
urteilen, welche Versionen geeignet sind, um Nut-
zerinnen und Nutzern zu verdeutlichen wo Kon­ Huth, F., Koch, S., Ertl, T., & Utz, S. (2020, May).
textänderungen auftreten und eine detaillierte Context changes in social media contributions.
Kontextänderungen in Social Media Beiträgen Untersuchung dieser Dynamik zu fördern. Virtuelles Symposium »What’s Cognitive About Cognitive
Interfaces?« zum Abschluss des Leibniz-Wissenschafts­Campus
Tübingen. Tübingen. [Talk]
Zukünftig wird die Arbeit im Projekt erweitert durch www.cognitiveinterfaces.de/symposium.html?project=16
Dieses Projekt zielt darauf ab Kontextänderungen um solche Kontextänderungen zu erkennen. Durch die Untersuchung einiger bestehender Ground
bei wiederverwendeten digitalen Fragmenten auf Visualisierungen wird das Wissen der Anwenderin- Truth-Datensätze. Gemeinsam mit dem IWM soll ein
ABS C HLUS S ARBE I T E N
Social-Media-Plattformen zu erkennen. Wenn Nut- nen und Anwender genutzt, um die automatische eigener annotierter Ground Truth-Datensatz von
zerinnen und Nutzer dort Beiträge veröffentlichen, Kontextanalyse zu steuern. Damit trägt das Projekt Social-Media-Beiträgen mit verschieden subtilen Ferch, O. (2020).
indem sie Links zu Nachrichtenartikeln, Bildern, dazu bei, die dynamische Entwicklung von Themen Kontextänderungen erstellt werden, der dann zur Themenspezifische komparative Visualisierung von
Wortverwendungen zwischen Nachrichtenmedien.
Videos oder Texten – sog. digitalen Fragmenten – zu verstehen und Kontextänderungen im Verhält- Bewertung des Systems verwendet werden kann.
Unveröffentlichte Bachelorarbeit. Universität Stuttgart.
posten, können ihre Kommentare eine andere nis eines digitalen Fragments und der darauf bezo- Darüber hinaus werden Elemente des Analysesys-
Perspektive darstellen, die stark vom ursprüngli- genen Social-Media-Beiträge zu untersuchen. tems mit ausgefeilteren Methoden ausgetauscht,
chen Kontext abweichen kann. Solche Kontextän- die sich in den letzten Jahren insbesondere im Be-
derungen können auch Framing-Effekte und Phä- Um den Kontext der Beiträge zu bestimmen, liegt reich der Sprachverarbeitung als wirksam erwiesen Projektbeteiligte
nomene wie Hashtag Hijacking beinhalten, bspw. der Fokus vorerst auf rein textuellen Merkmalen, haben. Bei den Visualisierungen werden künftig
wenn Hashtags für einen anderen als den ur- d. h. ausschließlich auf den verwendeten Wörtern. auch Emotionen und Haltungen integriert, um die Universität Tübingen, Institut für
sprünglich vorgesehenen Zweck verwendet wer- 2019 wurden hierfür Wikipedia- und Twitter-Daten Beurteilung von Kontextänderungen zu erleichtern. Visualisierung und Interaktive Systeme
den, um die Aufmerksamkeit für die eigenen The- gesammelt und analysiert. Der Text wird tokeni- Außerdem sollen künftig Daten aus anderen Social- Prof. Dr. Thomas Ertl
men zu nutzen. Ziel des Projektes ist es daher, siert und die Terme nach Reduzierung auf den Media-Plattformen und Zeitungsartikeln hinzuge- Dr. Steffen Koch
visuell gestützte Analyseverfahren zu entwickeln, Wortstamm mittels tf-idf gewichtet. Die sich daraus fügt werden, um die Ergebnisse zu vergleichen. Franziska Huth

IWM
Prof. Dr. Sonja Utz
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IMPRESSUM

Herausgeberin
Prof. Dr. Ulrike Cress
© Stiftung Medien in der Bildung 2020

Stiftung Medien in der Bildung (SbR)


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Der Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen ist


ein interdisziplinärer Forschungsverbund von Assoziierter Partner Eine Initiative der

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