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Dubai

Sandimport in einem Wüstenstaat


Fredrik Haering / Bru Bonaventura / www.

In den letzten Jahren war Dubai immer wieder in den Medien.


Von gigantischen Bauprojekten bis zu der grössten Expo
allerzeiten. In Dubai ist alles möglich, doch was verbirgt sich
eigentlich hinter der Kulisse?

Ist in Dubai wirklich alles so perfekt,


wie es scheint?
Die Antwort darauf ist «Nein». Dubai war nicht nur wegen
futuristischen Projekte in den Medien, sondern auch wegen
www.google.com/maps/place/Dubai
Misachtung der Menschenrechte, Gleichberechtigung und
Sandimport! Dubai, als ein Wüstenstaat, muss Sand impor- Alternativen zum endlichen Sand? Sicherlich ist das
tieren. Doch weshalb und woher kommt eigentlich der Sand? Rezyklieren von Rohstoffen dabei eine der wichtigsten und erfolg-
versprechendsten Methoden. Da Glas zum grössten Teil aus Sand
besteht, kann man Altglas zerkleinern und mahlen und so einen
Woher kommt der Sand? In Europäischen Ländern ist es sandartigen Werkstoff gewinnen, der die gleichen Materialeigen-
Gesetzlich streng verboten Sand zu verkaufen, der für eigene Zwecke schaften wie ursprünglicher Sand besitzt und sich genauso verar-
gebraucht wird. In Indonesien, Marokko, Thailand und Indien ist es beiten lässt. Ein Viertel des Altglases der Schweiz wird zur Zeit nicht
zwar verboten, aber es scheint niemanden zu interessieren. Es ver- wiederverwertet und landet auf Deponien. In anderen Ländern ist
schwinden immer wieder Inseln, da sie entweder abrutschen oder dieser Anteil noch wesentlich grösser. Diese Ressource zu akti-
einfach abgebaut werden. Vom Boden des Meeres pumpen spezielle vieren ist technisch möglich, doch ist der Preis noch zu hoch, um
Schiffe, in 30 bis 40 m Tiefe, Sand ab. Wenn man jedoch im abschüs- mit natürlichem Sand mithalten zu können. In gross angelegten
sigen Flachwasser zu viel Sand abträgt, rutscht der höher gelegene Feldstudien versucht der US-​Bundestaat Florida mit gemahle-
Meeresboden nach. Das Nachrutschen des Sandes verkleinert den nem Glas weggespülte Strände wieder neu aufzufüllen – mit
Küstenstreifen. Weltweit sind 70 bis 90 Prozent der Strände auf dem grossem Erfolg, da die neuen Landmassen auch von Flora und
Rückzug. Die Kriminellen, die den Sand illegal verkaufen, verdienen Fauna angenommen werden. Eine Methode, die durchaus auch
sich dadurch ein Vermögen. Die Nachbarstaaten wie die Arabischen in Singapur oder Dubai zur Landgewinnung eingesetzt werden
Emirate oder Singapur zahlen unvorstellbare Summen für den Sand. könnte.
Sie importierten 2014 Sand im wert von 456 Millionen US-Dollar.

Mafiöse Machenschaften auf der


ganzen Welt ! Die Verknappung des Rohstoffs führt
www.espazium.ch/de/aktuelles/sand-abbau
dazu, dass Sand vermehrt illegal abgebaut und gehandelt
wird. Martialische Slogans wie «Sand-​Kriege» oder «Sand-​
Was will Dubai mit dem Sand? Zwei Drittel der Gebäude Mafia» machen die Runde. Sand wird in Singapur sowohl für
weltweit bestehen aus Stahlbeton, und Beton wiederum besteht den Hochbau als auch für die Landgewinnung gebraucht.
zu zwei Dritteln aus Sand. In Dubai steht der Burj Khalifa, das höchs- So hat sich der Inselstaat in knapp 100 Jahren flächenmäs-
te Gebäude der Welt, ein gigantischer Turm aus Beton und Glas. sig um etwa 25 Prozent vergrössert. Während Singapur
Vor der Küste werden künstlicheSand­inseln wie «The Palm» und offiziell von einem Import von 517 Millionen Tonnen in den
«The World» aufgeschüttet – der Sand dafür wurde aus Austra- letzten 20 Jahren spricht, geben die Nachbarländer einen
Export von 637 Millionen Tonnen im gleichen Zeitraum Quellennachweis, Text und Bidl: focus.de / scinexx.de / espazium.ch / bbc.com / ethz.ch
lien importiert. «The world» steht derzeit sehr stark in der Kritik,
da für dieses Projekt allein 150 Millionen Sand aufgeschüttet an. Über 120 Millionen Tonnen Sand erreichten den Insel-
und 12 Milliarden Dollar bezahlt wurdeDubai ist eine schnell staat wohl ohne offizielle Registrierung. Über die Herkunft
wachsende Metropole, die man auch als grösste baustelle der des Materials machte man sich in Singapur wenig Ge-
welt bezeichnen könnte. Sand ist neben Wasser der meistver- danken, bis verschwindende indonesische Inseln zu politi-
brauchte Rohstoff der Welt.  schen Spannungen und einem zumindest offiziell aus-
gesprochenen Exportstopp führten . Dem indonesischen
Beispiel folgten auch Malaysia, Thailand und Vietnam.
Seitdem liefert vornehmlich Kambodscha wohl illegal
geschürften Sand aus seinen Flüssen.

«The Palm» und «The World» aufgeschüttet

www.espazium.ch/de/aktuelles/sand-abbau

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