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Entstehung der Gesteine und des Bodens

Die Erde ist ein Planet im Werden.1 Boden und Fels sind unter der Wirkung verschie-
denartiger Kräfte permanenten Veränderungen unterworfen, die (mit Ausnahme von
Erdbeben, Erdrutschen u.ä.) sehr langsam ablaufen und somit nicht direkt wahrge-
nommen werden können. In einer Tiefe von ca. 100 km in der Erdkruste befindet sich
das flüssige Magma, das eine Temperatur von ca. 1000◦C hat. Durch Aufsteigen und
Abkühlen erstarrt es und bildet sog. magmatische Gesteine (igneous rocks). Erfolgt
die Abkühlung in der Tiefe und somit langsam, so bilden sich die sog. Tiefengestei-
ne (plutonic rocks), wie Granit, Syenit, Diorit, Gabbro. Erfolgt die Abkühlung durch
Erguß auf der Erdoberfläche (als Lava) und somit schnell, so bilden sich die Erguß-
gesteine (volcanic rocks), wie Basalt, Andesit, Rhyolit u.a. Bei den Tiefengesteinen
bilden die einzelnen Minerale größere Körner als bei den Ergußgesteinen.
Gesteine mit hohem Anteil an Siliziumdioxid (silica) zerlegen sich durch die sog.
Verwitterung hauptsächlich zu Sand- oder Kiesböden mit geringem Tonanteil. Da-
zu gehören Granite, Syenite und Rhyolite. Wegen des hohen Siliziumdioxidgehaltes
heißen solche Gesteine sauer. Gesteine mit geringem SiO2 -Gehalt (wie z.B. Basal-
te, Diabase und Gabbros) heißen dagegen basisch. Sie haben i.a. eine dunkle Farbe
(im Gegensatz zu den hellen sauren Gesteinen) und zersetzen sich zu Tonmineralien.
Letztere sind nicht Bestandteile des ursprünglichen Gesteins, sondern Transformati-
onsprodukte.
Sedimentgesteine (sedimentary rocks) bilden sich aus den Ablagerungen von Ver-
witterungsprodukten ursprünglicher Gesteine oder von Überbleibseln von Mikro-
organismen. Sie unterteilen sich in Trümmergesteine und chemische bzw. organi-
sche Sedimente (z.B. Steinsalz bzw. Kalkstein). Die ursprünglichen Ablagerungen
werden unter der Einwirkung des Überlagerungsdrucks und zementierender Minera-
le (wie z.B. Siliziumdioxid, Kalziumkarbonat und Eisen-Oxide) verfestigt. Zu den
Sedimentgesteinen gehören Kalkstein (limestone), Dolomit (dolomite), Sandstein
(sandstone), Konglomerat (conglomerate), Brekzie (breccia) und Schiefer (shale).

1
Siehe zu diesem Abschnitt: D.F. McCarthy: Essentials of Soil Mechanics and Foundations,
Prentice Hall, 1993, sowie H. Bahlburg / Chr. Breitkreuz, Grundlagen der Geologie, Enke,
1998.
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Schiefer sind hauptsächlich aus Ton- und Schluffpartikeln entstanden, die durch ho-
hen Überlagerungsdruck konsolidiert, jedoch nicht zementiert sind. Daher zerfallen
einige Schiefer beim Kontakt mit Luft oder Wasser.
Metamorphe Gesteine (metamorphic rocks) entstehen durch Umwandlung (Meta-
morphose) von magmatischen und sedimentären Gesteinen. Diese Umwandlung er-
folgt durch Einwirkung von Druck, Temperatur und plastischem Fließen. Es ent-
stehen dadurch sog. kristalline Schiefer (slates, schists). Schieferung bedeutet im
allgemeinen eine Einregelung der Minerale senkrecht zur Richtung der maximalen
Druckspannung. Bei den kristallinen Schiefern kommt es zu einer Umkristallisati-
on. Sie umfassen die Phyllite (phyllite), Glimmerschiefer, Gneise (gneiss), Quarzite
(quartzite), Marmor (marble).
Fels wird auch Festgestein genannt, im Gegensatz zu Lockergestein (Boden), das aus
der Verwitterung (erosion, weathering) von Fels entsteht. Die Verwitterung erfolgt
physikalisch (ohne chemische Veränderung des Gesteins) durch fließendes Wasser,
Wind, Temperaturwechsel, Frosteinwirkung und Salzsprengung, sowie durch chemi-
sche Prozesse. Die anschließende Abtragung erfolgt durch Schwerkraft, Wind, Eis
und Wasser. Erfolgt die Verwitterung ohne anschließende Abtragung, so entstehen
die sog. residuellen Böden (residual soils). Dazu gehören die sog. Laterite in tro-
pischen Regionen. Der Windtransport von Böden erfolgt entweder rollend (Dünen)
oder schwebend über größere Distanzen, wodurch die sog. äolischen Sedimente ent-
stehen. Dazu gehört der Löß (loess), der weite Flächen in Zentraleuropa, Südrußland,
China, in den USA und Argentinien bedeckt. Löß besteht aus Schluff- und Sand-
partikeln, die miteinander leicht zementiert sind, wobei das Korngerüst Mikro- und
Makroporen bildet. Typisch für Löß sind senkrechte Böschungen aufgrund seiner
Kohäsion, aber auch Anfälligkeit gegenüber Wasser und Erschütterungen. Vulkani-
sche Aschen sind auch Windsedimente.
Das Wasser von Flüssen kann beträchtliche Mengen von Boden schwebend oder
schiebend im Flußbett transportieren. Die Fließgeschwindigkeit, bei der Partikel mit
einem Durchmesser ≤ d in Schwebe gehalten werden, ist proportional zu d 2 . Un-
terschreitet sie diesen Wert, so sinken die Partikel mit dem Durchmesser d ab. Da-
durch entsteht bei Flußablagerungen (sog. alluviale Ablagerungen) eine Sortierung
nach dem Korndurchmesser. Bei Flußerweiterungen oder beim Einfließen in flaches
Gelände sinkt die Fließgeschwindigkeit ab, mitgenommene Bodenkörner werden ab-
gelagert, und es bilden sich Schwemmkegel (alluvial fans). Bei Überschwemmun-
gen treten Flüsse über ihre Ufer, wodurch ihre Fließgeschwindigkeit stark absinkt.
Zunächst fällt dabei das gröbere Material ab und bildet Uferwälle, dahinter lagert
sich feinerer Boden ab. Greift der Mensch nicht regulierend ein, so verlegt der Fluß
ständig seinen Lauf, und es bilden sich Aufschüttungsebenen. Bei Flußkrümmungen
wird das äußere Ufer erodiert, während am inneren Ufer Material abgelagert wird. Ir-
gendwann bricht der Fluß durch, und im verbleibenden Altarm sedimentiert langsam
feineres Material.
In Seen bilden sich in der Umgebung von Flußeinmündungen Ablagerungsdeltas mit
gröberem Material. In einiger Entfernung davon setzt sich im ruhigen Wasser Ton ab.
Es bilden sich so Seeablagerungen (lacustrine sediments), die oft den Jahreszeiten
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entsprechend geschichtet sind. Dadurch bildet sich Bänderton (varved clay), der aus
einer Wechselfolge von Feinsand, Schluff und Ton besteht.
Aus ähnlichen Ablagerungen im Meer bilden sich Meertone (marine clays), die ei-
ne graue bis blaue Farbe haben und etwas schluffreicher als Seetone sein können.
Wenn die Meeresablagerungen über den Meeresspiegel gehoben werden (man den-
ke an die isostatische Hebung Skandinaviens), so können Natrium-Ionen aus Ton-
böden durch das durchsickernde Süßwasser ausgewaschen werden. Es entstehen da-
durch Tone, die empfindlich gegen Störungen sind und leicht zum Rutschen kommen
(quick clay2 ).
Die Ablagerungen an Flachküsten (beaches) werden von der Meeresbrandung und
den Küstenströmungen mitgestaltet. Verläuft die Hauptwindrichtung und damit die
Wellenbewegung schräg zur Küstenlinie, so werden Sandkörner schräg auf den
Strand hinaufgerollt, gleiten dann aber senkrecht zur Uferlinie wieder in das Meer
zurück. So werden im Laufe der Zeit große Sandmassen entlang der Küste bewegt.
Marschböden (marsh deposits) bilden sich in immer wieder überfluteten Landstri-
chen. Die Verlandung eines Sees setzt ein, sobald die fortschreitende Sedimentation
den Seeboden hinreichend aufgehöht hat. Durch die Ansiedlung von Pflanzen ver-
wandelt sich der See zu einem Sumpf und schließlich zu einem Moor (sog. Flach-
moor). In feuchten Waldböden bilden sich aus Niederschlagswasser, das nicht hin-
reichend verdunsten oder absickern kann, sog. Hochmoore. Darin werden Pflanzen-
zersetzungsprodukte zu Torf (peat) umgewandelt.
Gletscher bewirken auch einen Bodentransport. Im Gegensatz zum fließenden Was-
ser trennt das Gletschereis den verfrachteten Gesteinsschutt nicht nach Korngröße.
Gletschersedimente (glacial till) bilden daher ein regelloses Haufwerk ohne jede
Schichtung. Sie finden sich in vielfältigen Formationen, wie Grund-, Stirn- und Sei-
tenmoränen (moraines). Größere Felsbrocken (sog. Findlinge, erratic blocks, boul-
ders) können weit transportiert und in Bereiche feinkörnigen Bodens abgelagert wer-
den.
In der Geologie wird eine eigene Zeitskala mit besonderen Namen für die verschie-
denen Epochen verwendet. Von besonderer Bedeutung für die Geotechnik ist das
Neogen (früher: Quartär) und das Paläogen (früher: Tertiär). Das Neogen umfaßt
junge Sedimente, die oft weich und durchlässig sind, während das Paläogen älte-
re Sedimente umfaßt, die oft dicht und undurchlässig sind. Zum jüngsten Neogen
gehören das Alluvium (=das Angeschwemmte) sowie das Diluvium (=das Vorsint-
flutliche, auch: Pleistozän).

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Quick clay hat einen sehr hohen Schluffanteil.

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