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Teils mit gewaltiger Kraft formen Vulkan- land finden sich Vulkane, die zumindest
ausbrüche die Erdoberfläche um. Für die geologisch nicht als vollkommen erloschen
Anwohner bedeuten Vulkane eine ständige gelten. So lassen sich in manchen Vulkan-
Bedrohung. Und doch siedeln sich selbst gebieten wie in der Eifel noch Gasaustritte
nach Ausbrüchen immer wieder viele nachweisen.
Menschen in ihrer unmittelbaren Nähe an.
Das liegt daran, dass sich Vulkane häufig Auf der Wissensplattform Erde und Umwelt
entlang der Küsten aufreihen - in Gebieten, (www.eskp.de) erklären wir, wo und wie
die auch für die Menschen attraktive Le- Vulkane entstehen, und welche Auswirkun-
bensbedingungen bieten. Doch nicht nur gen heftige Vulkanausbrüche sogar welt-
in fernen Ländern wie Chile oder Indonesi- weit auf das Klima oder die Gesundheit
en gibt es aktive Vulkane, auch in Europa haben können.
sind sie zahlreich vertreten. Hier seien nur
Island z.B. mit Katla und Bardarbunga sowie
Italien u.a. mit Vesuv und Ätna als Bei-
spiele genannt. Aber selbst in Deutsch
Im Innersten ist der Kern mehr als 5.000 °C ratur-Unterschied zwischen dem Erdinne-
heiß aber durch den großen Druck in fes- ren und der Erdoberfläche führt zu einem
tem Zustand. Der äußere Kern ist flüssig Wärmefluss (Wärmekonvektion).
und etwas kühler. Der Erdkern ist umhüllt
von einem Mantel, der sich in einen unte- Die Prozesse, die sich in Kruste und Mantel
ren und oberen Mantel einteilen lässt. abspielen, sind aufgrund der Dichte- und
Während der untere Mantel verformbar Materialunterschiede sehr komplex. So
(duktil) ist, ist der obere Mantel fest. Dieser führt beispielsweise das Aufsteigen von
Teil wird auch als Asthenosphäre bezeich- heißem, aber auch das Absinken von küh-
net. Hier herrschen Temperaturen von lerem, dichterem Gesteinsmaterial zu Aus-
1000–1400 °C. Daran schließt sich die Li- tauschprozessen zwischen Kruste und
thosphäre an. Sie ist zwischen 100–200 km Mantel. Durch die Konvektion im Erdman-
dick und umfasst zusätzlich zur obersten, tel wird die Bewegung der Kontinentalplat-
festen Schicht des Erdmantels die Erdkrus- ten angetrieben. Die wichtigsten, großen
te. Diese ist ebenfalls fest, aber zugleich Kontinentalplatten sind die Nordamerika-
spröde. Unter- schieden wird die ozeani- nische, die Südamerikanische, die Pazifi-
sche Kruste, die zwischen 8 bis maximal 20 sche, die Nazca, die Eurasische, die Afrika-
km dick sein kann, von der kontinentalen nische und die Indisch-Australische Platte.
Kruste, die durchschnittlich etwa 35 km
mächtig ist. Unter hohen Gebirgsketten Die Prozesse, die entlang der Plattengren-
wie dem Himalaya oder Bereichen in den zen ablaufen, wie auch die tektonischen
Anden kann die Erdkruste sogar bis zu 70 Platten selbst, sind recht unterschiedlich.
km dick sein. Die Erdkruste selbst besteht Dennoch ist ihnen gemein, dass an ihren
aus verschiedenen Kontinentalplatten. Grenzen gehäuft Naturgefahren wie Erd
beben, Tsunami und Vulkanausbrüche auf-
Druck und Temperatur nehmen von der treten.
Kruste zum Erdkern zu. Der große Tempe
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Auf der Themenkarte sind die wesentlichen Plattengrenzen sowie einige Naturgefahren, die sich
entlang dieser Grenzen ereignen können, schematisch dargestellt.
(Grafiken: eskp.de/CC-BY)
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Der ostafrikanische Graben-
bruch (gestrichelte Linie)
und seine aktiven Vulkane
(rote Dreiecke).
(Karte: Sémhur, translated by
NordNordWest/CC BY-SA 3.0)
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Subduktion
Dort, wo sich zwei Platten aufeinander zubewegen (Konvergenz), ent-
stehen langgestreckte Kollisionszonen. Die Auswirkungen des Zusam-
menstoßes können je nach Gesteinschemismus und -alter der jeweils
beteiligten Kontinentalplatten sehr unterschiedlich sein.
Subduktionszone: Die ozeanische Platte sinkt ab und schiebt sich unter die
kontinentale Platte. (Grafik: eskp.de/CC-BY)
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Kontinent – Kontinent Konvergenz
Stoßen zwei Kontinentalplatten aufeinander, findet nur eine unvoll-
ständige Subduktion statt, da keine der beiden Platten dichter als
die andere ist. Somit versuchen beide Platten dem enormen Druck
nach oben auszuweichen. Auf diesem Wege haben sich die höchsten
Gebirgszüge der Welt aufgefaltet, wie zum Beispiel der Himalaya, der
durch die Kollision von Indien mit Eurasien entstanden ist.
Lava strömt recht langsam mit etwa Monate, kann allerdings auch einige Deka-
10 km/h nahe des Schlotes bis weniger den andauern.
als 1 km/h in etwas größerer Entfernung
zum Förderschlot. Dünn bis zähflüssige Lavaströme haben Oberflächentemperatu-
Lava bahnt sich dabei ihren Weg vornehm- ren von 500 bis über 1000 °C. Es gibt meh-
lich durch Täler und Senken. Lavaströme rere Faktoren, die ihr Fließverhalten beein-
sind meist eher lokale Phänomene, die sich flussen: die Rate, in der die Lava aus der
bis zu einigen Zehnerkilometern weit aus- Erde ausströmt, die Geländeform (Morpho-
breiten. Nur selten entstehen ausgedehn- logie) der Umgebung sowie die physika-
te, bis zu Hunderte von Metern mächtige lischen Parameter der Lava selbst. Je we-
(dicke) Lavafelder. Das Ausströmen von niger zäh (viskos) die Lava ist, desto w
eiter
Lava dauert normalerweise einige Tage bis und schneller kann sie fließen. Die Viskosi-
tät wird weitgehend vom Kieselsäuregehalt
(SiO2 , also geschmolzener Quarz) der Lava
bestimmt.
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Übersicht über die Eruptionsprodukte bei Vulkanausbrüchen.
(Grafik: eskp.de/CC BY)
Wasserdampf (H2O) ist das häufigste vulka- Strahlung an der Erdoberfläche ankommt
nische Gas. Hinzu kommen Kohlendioxid und die Temperatur sinkt.
(CO2), Schwefeldioxid (SO2) und unterge-
ordnet auch Kohlenmonoxid (CO), Chlor Die Zusammensetzung der vulkanischen
(Cl), Wasserstoff (H2) und Schwefelwasser- Gase hängt von der chemisch-mineralo-
stoff (H2S), wobei die anteilige Zusammen- gischen Zusammensetzung des Magmas
setzung der Gase variieren kann. ab. So fördert ein hoher Kieselsäuregehalt
(SiO2) maßgeblich die Explosivität ei-
Die Auswirkungen, die vulkanische Gase nes Vulkans. Kieselsäurearme und damit
auf die Umwelt haben, sind dabei sehr ver- gleichzeitig eher heiße und dünnflüssige
schieden. Schwefelwasserstoff beispiels- Laven werden zumeist weniger gefährlich
weise kann zu gesundheitlichen Schäden freigesetzt. Ein hoher Kieselsäuregehalt
für den Menschen in unmittelbarer Nähe hingegen macht das Magma zähflüssig. Der
des Vulkans führen. Durch das Austreten Wasserdampf als wichtigstes vulkanisches
von vulkanischen Gasen wird aber auch Gas kann somit beim Aufstieg des Magmas
die Zusammensetzung der Atmosphäre nicht entweichen, so dass der Innendruck
verändert, insbesondere wenn die Gase in der Gase im geschmolzenen Gestein an-
höhere Schichten gelangen. In der oberen steigt. Dadurch wird das Gesteinsmaterial
Atmosphäre, der Stratosphäre, bewirkt bei der Eruption in sehr poröse und teils
beispielsweise Schwefeldioxid, das dort auch sehr feine Fragmente zerrissen und
feinste Partikel (Aerosole) mit Wasser aus es können weit über 10 km hohe partikel
Schwefelsäure bildet, eine Aufheizung der reiche Aschesäulen entstehen. In der At-
Luftschicht. Die Sonnenstrahlung wird al- mosphäre aus Schwefeldioxid entstehen-
lerdings auch reflektiert, so dass weniger de Sulfatpartikel tragen außerdem zur
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Vulkanische Gase: Anhand von vier Beispielen werden die häufigsten Vulkangase
und deren unterschiedliche Zusammensetzung (in Prozent) dargestellt.
(Grafik: eskp.de/CC BY)
Feinstaubbelastung (PM10, engl. Particula- und Dichte der Partikel die Auswirkungen,
te Matter; Partikel, deren aerodynamischer die sie in der Lunge haben können. Des-
Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer ist) halb wurden insbesondere die Auswirkun-
bei. Das in den gemessenen Feinstaubkon- gen sehr kleiner Partikel (PM10 bzw. sogar
zentrationen nachgewiesene Titan belegt PM2.5) auf die Atemwege untersucht. Vor
den vulkanischen Ursprung dieser feinsten allem bei Asthmatikern und Menschen mit
Partikel. Atemwegserkrankungen können diese mi-
kroskopisch kleinen Partikel zu Reizungen
Durch Vulkane verursachte Luftverschmut- der Atemwege führen. Auch Herz-Kreislauf
zung kann auch gesundheitliche Risiken erkrankungen können die Folge von erhöh-
mit sich bringen, wobei zwischen kurz ten Feinstaubkonzentrationen sein.
fristigen Beeinträchtigungen und langfris-
tigen Schädigungen unterschieden werden Für SO2 wurden Anfang 2005 europaweit
muss. Generell bestimmen die Größe, Form Grenzwerte zum Schutz der mensch
lichen Gesundheit festgelegt. Der 1-Stun- bruch steigen ggf. diese Werte nur kurzfris-
den-Grenzwert beträgt 350 µg/m3 und darf tig an und überschreiten die Grenzwerte
höchstens 24mal im Jahr überschritten dann lediglich für einen kurzen Zeitraum.
werden. Der Tagesgrenzwert von 125 µg/
m3 hingegen darf nicht öfter als dreimal im Dennoch zeigen vulkanische Aschepar-
Kalenderjahr überschritten werden (Quel- tikel im Zusammenhang mit Schwefel-
le: Umweltbundesamt, UBA). wasserstoff (H2S) eine erhöhte ätzende
Wirkung. Epidemiologisch erwarten die
Die Grenzwerte wurden allerdings für die Wissenschaftler allerdings keine Gesund-
Einschränkung der Industrie- und Kraft- heitsrisiken und auch toxikologisch sind in
verkehrsemissionen festgelegt und nicht größerem Abstand zu einem Vulkan keine
für natürliche Quellen wie Vulkane. Die gesundheitlichen Risiken mehr zu befürch-
Feinstaubkonzentrationen in Mitteleuropa ten. In unmittelbarer Nähe zum Vulkan
liegen heutzutage überwiegend unterhalb kann H2S toxisch, also giftig bzw. sogar töd-
der Grenzwerte. Durch die Freisetzung von lich sein.
Schwefeldioxid durch einen Vulkanaus-
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Der Ort Chaiten in Chile nach einem Lahar. Ein Lahar ist ein Schlamm- und Schuttstrom ausgelöst
durch einen Vulkanausbruch. (Bild: GEOMAR)
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Vulkanische Aktivität hat allerdings auch
positive Aspekte. So gewinnen Länder
wie Island, Italien, Indonesien und wei-
tere Staaten Energie und betreiben Geo-
thermiekraftwerke, um die Erdwärme
zu nutzen. Darüber hinaus profitiert die
Landwirtschaft von Vulkanausbrüchen, da
vulkanisches Gestein reich an Mineralien
ist, die als Naturdünger wirken und oftmals
mehrere Ernten im Jahr ermöglichen.
Nach dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo
(Philippinen, 1991) waren große Teile
der umliegenden Dörfer mit einer dicken
Ascheschicht bedeckt. (Bild: NOAA/NGDC,
T.J. Casadevall, U.S. Geological Survey)
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Maipo, Argentinien. (Bild: GEOMAR) Mauna Kea, Hawaii. (Bild: S. Kempe)
Schichtvulkan Schildvulkan
Schlacke- oder Aschekegel können bis zu Entlang von Spalten finden oft großskalige
einige hundert Meter hoch werden. Sie ha- Eruptionen statt. Dabei können innerhalb
ben steile Flanken und auf ihrem flachen einer recht kurzen Zeit voluminöse, mäch-
Gipfel befindet sich ein Krater. Schlacke- tige Lavaschichten entstehen, die als Flut-
kegel entstehen meist in einer einzelnen basalte bezeichnet werden. Beim Ausflie-
Eruption durch kleine Explosionen, bei de- ßen riesiger Mengen an basaltischer Lava
nen häufig eine recht flüssige, basaltische entweichen große Mengen an Gasen wie
Schmelze ausgeworfen wird. Die Schlacke Schwefeldioxid (SO2) und Hydrogensulfid
und Asche lagert sich kegelförmig rund um (H2S). Auch werden durch das Eindringen
den Vulkanschlot ab. der Lava in das umliegende Krustengestein
Gase wie Methan und CO2 aus der Erdkrus-
te freigesetzt. Diese haben große Effekte
auf das globale Klima. So ist es nicht ver-
wunderlich, dass die Entstehung riesiger
Flutbasalt-Provinzen wie in Sibirien vor
148 Millionen Jahren und in Indien vor 65.5
Millionen Jahren mit dem Massensterben
an der Perm-Trias und der Kreide-Tertiär
Grenze in Zusammenhang stehen.
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Apoyo Caldera in Nicaragua. (Bild: S. Kutterolf/GEOMAR)
Caldera
Eine Caldera ist eine riesige, meist an ca. 74.000 Jahren entstand ein fast 100 km
nähernd kreisförmige Geländevertiefung langer Kessel, in dem heute der Toba See
vulkanischen Ursprungs. Wird eine flach liegt. Die Eruption des Taupo Vulkans in
liegende Magmakammer bei einer Eruption Neuseeland vor 1.800 Jahren brachte 35
entleert, kann es zum Kollaps des darüber km³ Magma an die Erdoberfläche. Dies war
liegenden Vulkangebäudes bzw. des darü- die größte in den letzten 2.000 Jahren. Die
ber liegenden Deckengesteins kommen. Caldera hat einen Durchmesser von 35 km
und beherbergt den Tauposee.
Bei großen, plinianischen Eruptionen
können sich Calderen mit einer Größe bis Calderavulkane sind über lange Zeiträume
zu 75 km bilden. Im Allgemeinen nimmt aktiv. In den Calderen können sich immer
der Durchmesser einer Caldera propor- wieder neue, sekundäre Vulkanbauten
tional zum Materialvolumen zu, das bei bilden: Lavadome, Schlackekegel, die zu
der Eruption bei seiner Entstehung aus- Schichtvulkanen heranwachsen können,
gestoßen wurde. Große Calderen sind der oder auch neue Calderen. Ein Beispiel hier-
Pinatubo auf den Philippinen oder der für ist der Vulkan Yasur im Südpazifik.
Krakatau in Indonesien. Bei der Entste-
hung der Yellowstone Caldera in den USA
vor ca. 600.000 Jahren wurden 2.000 km³
vulkanisches Material eruptiert. Beim Aus-
bruch des Vulkans Toba auf Sumatra vor
Maar Lavadom
Maare sind wannen- oder trichterförmige Wenn sich viskoses, sehr langsam aus-
Krater, die 10 bis 500 Meter tief in die Erupti- quellendes Magma relativ schnell abkühlt,
onsoberfläche einschneiden können. Ein können sich direkt über dem Vulkanschlot
Ringwall aus vulkanischem Auswurfmate- Lavadome (Quellkuppen) bilden. Durch
rial oder versprengtem Wandgestein um- das schnelle Abkühlen der Lava bildet sich
gibt die Maare. Oft befindet sich darin ein ein Pfropfen im Schlot, welcher hierdurch
See. Maare entstehen durch phreatische schnell „verstopft“. Häufig staut sich das
oder phreatomagmatische Eruptionen. Bei nachfolgend aufsteigende Magma dar-
phreatischen Eruptionen ist kein Magma unter. Hat diese Schmelze einen hohen
beteiligt, der Druck von Wasserdampf al- Gasgehalt, kann sich dort sehr schnell ein
leine sprengt das umliegende Gestein weg. hoher Druck aufbauen, und zu starken Ex-
Bei phreatomagmatischen Eruptionen baut plosionen führen. Auch können beim Kol-
sich durch den Kontakt des heißen Magmas laps der oft instabilen Lavadome pyroklas-
mit Oberflächenwasser ein großer Druck tische Ströme entstehen. Junge Lavadome
auf, was zu heftigen Explosionen führen finden sich in Europa entlang der Chaine
kann. des Puys im französischen Zentralmassiv.
Auch der ältere Vulkanismus im Süden von
Deutschland hat mehrere Quellkuppen
produziert, so beispielsweise in der Rhön
oder im Hegau.
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Red Crater, Vulkan Ngauruhoe , Neuseeland.
(Bild: C. Bonanati/GEOMAR)
Der Vulkanismus in Deutschland begann vor Vor rund 20 Millionen Jahren kam es an
rund 100 Millionen Jahren (Oberkreide), als seinen Rändern zu Brüchen. Dabei zerbrach
die Kollision des Afrikanischen mit dem Eu- die Kruste in einzelne Schollen, die in das
ropäischen Kontinent begann, und reicht Grabeninnere absackten. Die Grabenschul-
bis in das Tertiär vor zwei Millionen Jahren. tern hingegen wurden aufgewölbt. Heutige
In jener Zeit kam es im Zusammenhang mit Überbleibsel hiervon sind der Schwarz-
der Entstehung der Alpen zu tektonischen wald oder die Vogesen, sowie Taunus und
Bewegungen, die bis nach Deutschland Odenwald, bei denen durch Erosion das
reichten. kristalline Grundgebirge freigelegt wurde.
Forscher vermuten, dass sich dabei Ge- Die Bildung des Oberrheingrabens und
steinsmaterial im Erdmantel aufwölbte der von ihm nach Norden und Nordwes-
und nach Norden geschoben wurde. Durch ten ausstrahlenden Bruchstrukturen und
das Aufsteigen des Magmas wurde die da- Senkungsfelder hatten starke Konsequen-
rüber liegende Erdkruste gedehnt und so- zen. Durch die tektonischen Bewegungen
mit dünner. Im Eozän, vor etwa 50 Millionen wurde die ohnehin dünne Kruste zerklüf-
Jahren, begann die Kruste entlang dieser tet. Zudem nahm die thermische Aktivität
Dehnungszone abzusinken. Infolgedessen im Oberen Erdmantel zu. Diese erhöhten
bildete sich ein großes Grabensystem, das Temperaturen förderten durch Druckent-
vom französischen Rhônegraben bis zum lastung die Schmelzprozesse im Oberen
Oslograben reicht. Ein Abschnitt davon ist Mantel. Hierdurch kam es im Umfeld des
der Oberrheingraben. Er erstreckt sich von Oberrheingrabens zu vulkanischen Tätig-
Basel bis ungefähr Mainz über eine Distanz keiten.
von ca. 300 km und ist zwischen 30 und 40
km breit.
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Auf der Karte sind die Vulkanregionen Deutschlands in rot eingezeichnet.
(Grafik: eskp.de/CC BY)
Eifel
Mit Beginn der starken Hebung des Rheini- sich über 600 Quadratkilometer und um-
schen Schiefergebirges im Pleistozän ent- fasst 240 Eruptionszentren. Es handelt
standen ab etwa 650.000 Jahren vor heute sich dabei hauptsächlich um kleinere
in der Ost- und Westeifel zwei Vulkanfelder. Schlackekegel und Maare. In den aktiven
Diese tektonische Scholle hatte in den ver- Phasen wurden 1.7 km3 vulkanisches Ma-
gangenen 40 Millionen Jahren bereits zwei terial eruptiert. Hierzu gehört auch das
Hebungsepisoden erlebt und hebt sich Ulmener Maar, das vor 10.500 Jahren aktiv
noch heute. war und somit Deutschlands jüngster Vul-
kan ist.
Nachdem der Rheinische Schild mit einer
beschleunigten Hebungsphase begonnen In der Osteifel existieren ca. 100 Vulkane.
hatte, setzten die vulkanischen Tätigkeiten Hier begann der Vulkanismus erst vor
in der Westeifel vor etwa 600.000 Jahren etwa 460.000 Jahren. In der Umgebung
ein und reichten bis in das Holozän. Die des Laacher Sees befinden sich rund 60
aktivste Phase fand dabei vor rund 500.000 Eruptionszentren, zumeist Schlackekegel.
Jahren statt. Das Vulkanfeld der Westeifel Während hier lange Zeit der Vulkanismus
in der Umgebung von Gerolstein erstreckt nur geringfügig ausgeprägt war, gipfelte
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Wingertsbergwand
südlich des Laacher
Sees: In den Tephra-
schichten ist der
letzte Ausbruch des
Laacher-See-Vulkans
dokumentiert. (Bild:
S. Kempe)
die Aktivität zum Ende der letzten Kaltzeit Eruptionssäulen auch das Klima in der
in einer Serie von mindestens 35 heftigen nördlichen Hemisphäre (Nordhalbkugel)
Ausbrüchen. Mit enorm explosiven (phrea stark beeinflusst haben.
toplinianischen) Eruptionen gingen pyro-
klastische Ströme und Fallablagerungen Nach Ansicht von Experten besteht sogar
einher und es bildeten sich Calderen wie die Möglichkeit eines erneuten Ausbruchs
der Laacher See, der vor rund 12.900 Jah- des Vulkans. Am Ostufer des Laacher Sees
ren entstand. Die Eruptionssäulen waren deuten so genannte Mofetten auf mag-
mehrfach 30 bis 40 Kilometer hoch. Dabei matische Aktivitäten im Untergrund hin.
wurden mehr als sechs Kubikkilometer Dort blubbert es im Wasser, denn Kohlen-
Magma eruptiert, das meiste innerhalb säure entweicht und die CO2-Blasen nut-
von nur wenigen Tagen. In der unmittelba- zen Bruchlinien als Wege für den Aufstieg.
ren Umgebung bezeugen bimssteinreiche Durch ein künstliches Bohrloch gibt es
Aschestromablagerungen nahe der Orte bei Andernach am Rhein einen Geysir, der
Ried, Wehr und am Laacher See die gewal- durch den Gasdruck des Kohlendioxids
tige Eruption. kaltes Wasser bis zu 60 Meter in die Höhe
schleudert.
Durch die voluminöse Akkumulation von
Tephra wurde der Rhein aufgestaut, wo-
durch ein zwanzig Meter tiefer See ent-
stand. Daraus resultierende Flutwellen
reichten bis nach Bonn (ca. 40 km weiter
nördlich). Wissenschaftler vermuten, dass
das schwefelreiche Magma und die hohen
Westerwald/Siebengebirge
Vor 25 bis 6 Millionen Jahren gab es vulka- Durch die Hebung des Rheinischen Schie-
nische Aktivitäten im Gebiet des Wester- fergebirges vor etwa 2,5 Millionen Jahren
waldes und des Siebengebirges. Mit der schnitt sich der Rhein in die Gesteine ein.
Senkung und Entstehung der Niederrhei- Folglich bilden heute Quellkuppen die Mor-
nischen Bucht im östlichen Rheinischen phologie, so zum Beispiel am markanten
Schiefergebirge entwickelten sich tief Drachenfels.
reichende Spaltensysteme, die Wegsam-
keiten für Magmenaufstieg boten. In den Im Zuge dieser vulkanischen Tätigkeiten
ersten vulkanischen Phasen waren die auf- entstanden auch die Westerwälder Basalt
steigenden Magmen noch reich an Volati- hochfläche mit der 657 m hohen Fuchskaute
len, was zu hochexplosiven (Plinianischen) und die Basaltsäulen und Basaltkuppen
Eruptionen führte. des Hummelsbergs.
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Vogelsberg
Nördlich des Mains gabelt sich die Bruch- Vom Vogelsberg gehen Zweige mit kleine-
struktur des Oberrheingrabens an der ren Vulkanischen Aktivitäten aus. In der
Rheinischen Naht. Nach Norden, in Rich- Niederhessischen Senke entstanden par-
tung Kassel und Göttingen, erstreckt sich allel zum Vogelsberg-Vulkanismus die Ba-
die Hessische Senke, in den Nordwesten saltkuppen, Kegel und Rücken des Knüll
zieht sich die Niederrheinische Bucht. gebirges und des Habichtswalds. Diese
Vulkanbauten wurden besonders während
Die vulkanischen Aktivitäten des Vogels- der Kaltzeiten stark erodiert. Übrig blieben
bergs im Miozän (vor ca. 23 bis 7 Mio. Jah- kleine kegelförmige Einzelvulkane oder als
ren) spiegeln den Höhepunkt des Vulkanis- Lavapfropfen erhalten gebliebene Schlot-
mus in Deutschland wider. Der Vogelsberg füllungen in den heutigen Tälern und Tal-
ist nach Meinung von Wissenschaftlern als terrassen.
Folge eines großen, tektonisch zerstückel-
ten Senkungsfeldes, der Hessischen Senke,
entstanden. Zwischen 18 und 10 Millionen
Jahren traten entlang von Spalten basalti-
sche Laven aus, die so die Senke auffüllten.
Daher baut sich der Vogelsberg aus einer Rhön
Vielzahl von übereinander gestapelten Ba- Im Gebiet der Rhön war die Hauptphase
saltdecken auf. Der höchste Gipfel ist heute des Vulkanismus bereits zwischen 25–18
mit 773 Metern der Oberwald. Gleichzeitig Millionen Jahren, an der Grenze Oligozän
blieb ein Teil des Magmas unter der Erd- zu Miozän und dauerte in geringerem Aus-
oberfläche stecken und bildete dort im maß bis vor elf Millionen Jahren an. In der
langsamen Abkühlen eine Intrusion. Mit Kuppenrhön erheben sich zahlreiche aus
einer Fläche von 2.500 Kubikkilometern
vulkanischen Gesteinen aufgebaute Quell-
und einem maximalen Durchmesser von 60 kuppen, wie die 839 Meter hohe Milseburg.
Kilometern gehört der Vogelsberg heute zu In der Hohen Rhön ist eine fast 300 Meter
den größten geschlossenen Basaltgebieten mächtige Abfolge basaltischer Gesteine er-
Mitteleuropas. halten, die teils durch pyroklastische Strö-
me, teils aber auch effusive vulkanische Ak-
tivitäten entstand. Die Wasserkuppe ist mit
950 Metern die höchste Erhebung der Rhön
und des Bundeslandes Hessen.
Impressum:
Helmholtz-Zentrum Potsdam
Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
Telegrafenberg
14473 Potsdam
Mail: eskp@gfz-potsdam.de
Stand: Juni 2015
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