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Günter Grass

1927-2015
Günter Grass

• Preis der Gruppe 47


• der schnelle literarische Aufstieg nach Blechtrommeln (1959)
• 1999 Nobelpreisträger
• in Danzig geboren, mütterlicherseits hatte er kaschubische Vorfahren
„...eine vielschichtige
Person, die sich aus
verschiedenen Quellen
herleitet. Oskar, der
Dreijährige, der bewußt
sein Wachstum im Alter
von drei Jahren einstellt,
nicht mehr größer wird,
sich in der Rolle des
Dreijährigen versteckt,
verbirgt, sich der
Erwachsenenwelt nicht
anpassen will, eine
kindliche Protesthaltung
annimmt und so in
gewissem Sinn eigentlich
die Verweigerungsposition,
die Protesthaltung unseres
Jahrhunderts mit
verkörpert.“
Danziger Trilogie

• Blechtrommel (1959)
• Katz und Maus (1961):
die Geschichte von Joachim Mahlke (Außenseiter/Adamsapfel),
Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg und das Thema der Schuld
• Hundejahre (1963)
Hitlers Hund und sein Hundestammbaum, Assoziation mit der
Rassenpolitik, drei Erzähler (Opfer, Zeuge und Täter), ambivalente
Freundschaft ist wieder ein Thema, in der Nachkriegszeit muss jeder mit
seiner Vergangenheit umgehen
Weitere Werke

• 1966, Die Plebejer proben den Aufstand (Drama)


• 1969, örtlich betäubt (das Thema ist Studentenbewegung)
• 1972, Aus dem Tagebuch einer Schnecke (Bundestagswahlen aus dem Jahr
1969)
• 1977, Der Butt (Roman)
• 1988, Die Rättin: Apokalypse der Menschheit als Thema
• 1995, Ein weites Feld (Thema: Wiedervereinigung Deutschlands)
• 2002, Im Krebsgang (Untergang des Schiffes mit deutschen Flüchtlingen)
• 2006, Beim Häuten der Zwiebel (autobiographisches Werk, Grass gibt
plötzlich bekannt, dass er ab 1944 zu Waffen – SS angehörte
• 2012, Gedichtbände Was gesagt werden muss und Europas Schande
60er Jahre

• Politisierung der Literatur


• das dokumentarische Theater und die Achtundsechziger
• die öffentliche Meinung sollte durch politisch orientierte Werke über die
Vergangenheit und Gegenwart kritisch urteilen
• Das Vorbild sind die 20er Jahre (das dokumentarische Theater von Erwin
• Piscator und das epische Theater von Bertolt Brecht)
• das dokumentarische Theater der 60er Jahre konfrontierte sich mit
historischen und politischen Themen und verwendete dabei das
authentische Material aus der Realität, so die Berichte, Statistiken,
Protokolle, historische Fakten und authentische Aussagen von historischen
Personen
• unter Regie von Erwin Piscator erscheinen drei Dokumentarstücke: Der
Stellvertreter (Rolf Hochhut), Die Ermittlung (Peter Weiss) und In der
Sache J.Robert Oppenheimer (Heinar Kipphardt)
Das dokumentarische Theater

• Der Stellvertreter (das Stück thematisierte die Verantwortung und die


Stellung des Papstes Pius XII zu den massenhaften Vernichtungslagern im
Zweiten Weltkrieg)
• der Jesuitenpater Riccardo Fontana versucht, die Kirche dazu zu bewegen,
etwas gegen die Vernichtungslager zu unternehmen
• aus der Pointe dieses Stückes ging hervor, dass sich der Papst während des
Krieges gegen die massenhaften Vernichtungslager weder öffentlich
ausgesprochen hat, noch demonstriert
Erwin Piscator (Vorwort zu Stellvertreter)

• „Hochhuts Stück „Der Stellvertreter“ ist einer der wenigen wesentlichen Beiträge
zur Bewältigung der Vergangenheit. Es nennt schonungslos die Dinge beim Namen;
es zeigt, daß eine Geschichte, die mit dem Blut von Millionen Unschuldiger
geschrieben wurde, niemals verjähren kann; es teilt den Schuldigen ihr Maß an
Schuld zu; es erinnert alle Beteiligten daran, daß sie sich entscheiden konnten und
daß sie sich in der Tat entschieden haben, auch dann, wenn sie sich nicht
entschieden ... Dieses Stück ist ein Geschichts-Drama im Schillerschen Sinne. Es
sieht, wie das Drama Schillers, den Menschen als Handelnden, der im Handeln
„STELLVERTRETER“ einer Idee ist: frei in der Erfüllung dieser Idee, frei in der Einsicht in
die Notwendigkeit „kategorischen“, das heißt: sittlichen, menschenwürdigen
Handelns. Von dieser Freiheit, die jeder besitzt, die jeder besaß auch unter dem
Nazi-Regime, müssen wir ausgehen, wenn wir unsere Vergangenheit bewältigen
wollen. Diese Freiheit leugnen, hieße auch: die Schuld leugnen, die jeder auf sich
genommen hat, der seine Freiheit nicht dazu benutzte, sich gegen die
Unmenschlichkeit zu entscheiden.
Die Ermittlung

• das Stück von Peter Weiss, 1965 uraufgeführt


• Untertitel: „Ein Oratorium in elf Gesängen“
• Es ist ein gerichtlicher Prozess in Anlehnung an den Auschwitzprozess in
Frankfurt (1963-1965)
• Aus dem gerichtlichen Protokoll viel unverändertes Material in das Drama
integriert, nur wenig verändert (z.B. die Zahl der Beteiligten, Kürzung der
Aussagen)
• Im Mittelpunkt stehen die zerstörten Psychen der Zeugen und ihre
vernichtenden Aussagen, dann das Benehmen der Angeklagten, die immer
wieder ausweichen, um nicht die Wahrheit zu sagen, und die aus der
Konfrontation der beiden Seiten hervorgegangenen Tatsachen über die Rolle
des Kapitalismus bei dem Aufstieg des Nationalsozialismus und die Lage in der
Nachkriegsgesellschaft, in der die Täter Ansehen und Reichtum genießen, statt
bestraft zu werden
• Die Aussagen der Zeugen stehen im Einklang mit dem Aufbau, der von der
Rampe bis zu Verbrennungsöfen hinreicht
Heinar Kipphardt
• „In der Sache J. Robert Oppenheimer“: Zwiespalt in der Rolle der
heutigen Wissenschaft, die Frage der Moral und Verantwortung von
Wissenschaftlern, die zwischen ihren Aufgaben und Interessen der
aktuellen Politik stehen
• „Der Bruder Eichmann“, 1982 postum erschienen
• die Protokolle des SS – Obersturmführers Eichmann sind in das Stück
integriert
• der historische Adolf Eichmann wurde 1962 in Jerusalem zum Tode
verurteilt und hingerichtet
• Zentraler thematischer Schwerpunkt: wie sich die Menschen zum
Instrumentarium der staatlichen Macht machen lassen
• Man geht der Frage nach, was die Voraussetzungen dafür sind, dass sich
der Mensch zum funktionalen Menschen reduzieren lässt
Die Achtundsechziger

• Die politische Orientierung der 60-er Jahre


• Studentenbewegung
• Vorbilder: Existenzialismus, Frankfurter Schule, die politisch orientierten
Schriftsteller, die weltweit linksorientierten Bewegungen wie Kuba, Kongo,
Protest in der USA gegen den Vietnamkrieg usw.
• Linke politische Orientierung
• Proteste: Widerstand gegen die Konsumgesellschaft, gegen Konformismus,
gegen Umweltverschmutzung, Widerstand gegen den Wohlstand, von dem aus
man die Leiden der anderen nicht wahrnehmen will, Widerstand gegen die Kluft
zwischen Reichen und Armen, Widerstand gegen die Manipulierung mit den
Massen und Widerstand gegen die Vorbereitung der neuen Kriege sowie
Widerstand gegen die neonazistische Politik
• Bei den Studentenprotesten wird der Student Beno Ohnesorg von der Polizei
erschossen
• 1968 das Attentat an dem Anführer Rudi Dutschke
• Gründung der RAAF: Vorstandskern Andreas Baader, Gudrun Ensslin und
Ulrike Meinhof

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