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2.

Frage: Stellungnahme

Nimm Stellung zugender Aussage:

“Frauen neigen in Streitsituationen eher zu Kompromissen und bereit


Beschwichtigungsversuche zu unternehmen, während Männer in Streitsituationen stärker
ritualisieren, Entweder-Oder-Situationen herbeiführen und an Selbstdarstellung interessiert
sind.”

Im 4. Auftritt des 2. Aufzugs findet einen Streit zwischen Claudia und Odoardo Galotti um ihrer
Tochter. In dieser Diskussion kann man zwei verschiedene Positionen gegenüber
Streitsituationen erkennen. Manche behaupten, dass dieser Unterschied grundsätzlich vom
Geschlecht abhängt: “Frauen neigen in Streitsituationen eher zu Kompromissen und bereit
Beschwichtigungsversuche zu unternehmen, während Männer in Streitsituationen stärker
ritualisieren, Entweder-Oder-Situationen herbeiführen und an Selbstdarstellung interessiert
sind.” In diesen Zitat wird gemeint, dass Frauen eher dazu tendieren, Problemen durch eine
Vereinbarung zu lösen und das Konflikt zu entkräften. Im Gegensatz kümmern sich die Männer
um ihre Position zu behalten und glauben an keine Möglichkeit eines Kompromisses. Im
Folgenden wird man folgendes Zitat analysieren.

Einerseits stimmt die vorgestellten These nicht ganz in manchen Situationen. Heutzutage kann
sich die ganze Gesellschaft drüber freuen, dass Männer und Frauen im Gleichgewicht
gegeneinander stehen und gleiche Rechte und Zukunftschancen besitzen. In der Geschichte ist
das nicht immer so gewesen. Nur 50 Jahre her mussten Frauen zu Hause bleiben und sich um
den Haushalt und die Kinder kümmern, während die Männer zur Arbeit gegangen sind.
Trotzdem, dass dies sich geändert hat, die Tradition verursacht, dass die Frauen heutzutage
allein Entscheidungen in der Familie treffen, die mit der Erziehung der Kinder oder mit dem
Haushalt zu tun haben. Die Männer haben da anschaulich keine Stimme und Frauen lassen
oftmals ihnen nicht, über diese Themen zu diskutieren. Beispielsweise, wenn es einen Streit in
meiner Familie gibt, hat meine Mutter immer Recht und wir (die Männer) müssen mit ihrem
“Hier bestelle ich!” zustimmen.

Ein weiteres Argument gegen dieser These ist im vorher genannten Auftritt des Werkes Emilia
Galotti zu finden. Am Anfang der Szene versucht Claudia keinen Kompromiss mit ihrem Mann
zu schaffen. Im Gegensatz antwortet sie zu Odoardos Vorwürfe anklagend. Sie behauptet mit
einem ironischen, nämlich sarkastischen, Ton, dass dank zu ihrer Entscheidung, in die Stadt zu
ziehen, Emilia dem Grafen Apianni getroffen habe (Vgl. V. 15ff.). Schon im frühen 19.
Jahrhundert trauten sich die Frauen ihre Meinung lautzusprechen, und zwar vorwurfsvoll, was
gegen die Idee eines Kompromisses stößt.

Trotzdem erkennt man am Ende des Gespräches wie Claudia versucht, dass Odoardo bleibt
(“indem sie ihn bei der Hand ergreift” (V.27f.), um weiter Reden zu können. Odoardo ist
geärgert, weil Claudia ihm nicht von dem Treff ihrer Tochter mit dem Prinzen erzählt hat. Für
ihn ist der Prinz unbestreitbar wollüstig, obwohl Claudia eine andere Meinung hat. Odoardo
lässt ihr sich nicht weiter erklären, um den Recht zu behalten und geht deswegen ohne
Kompromiss ab.

In der Gegenwart ist diese unterschiedliche Einstellung gegenüber Konflikte auch zu sehen,
und zwar deutlich in einem Rahmen der Gesellschaft, in dem es ständig um Meinungskonflikte
geht: die Politik. Wenn man das Verhalten der Politikerinnen mit dem von den Politikern
vergleicht, erkennt man, dass Frauen zu Pakten tendieren während es für Männer schwieriger
aussieht. Ein klares Beispiel ist der Vergleich von Spanien und Deutschland, genauer gesagt von
dem Präsident Pedro Sanchez und der Kanzlerin Angela Merkel. Während Pedro Sanchez zwei
nationalen Wahlen in 2019 dafür brauchte, Regierung mit den anderen Parteien seiner
gleichen politischen Ideologie zu bilden, schaffte Angela Merkel 2005 unter ihrem Mandat die
Vereinbarung der CDU (rechts) und der SPD (links).

Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass die Tugend, sich in Streitsituationen zu einigen,
eher mit dem Charakter des weiblichen Geschlechts verbunden ist. In dem bürgerlichen
Trauerspiel “Emilia Galotti” wird genau dies in der Beziehung der Eltern von Emilia klar und
deutlich. Aus der erklärten These lässt sich aber auch eine interessante weiterführende Frage
stelle: was wäre, wenn nicht nur Männer die Macht im Verlauf der Geschichte besessen
hätten? Hätten wir vielleicht die zwei Weltkriege vermeiden können? Diese Fragen haben
natürlich keine unterstützte Antwort. Man kann aber sich für die Zukunft etwas merken: Die
Präsenz der Frauen in den Institutionen ist nicht nur wichtig und moralisch sondern auch
notwendig, um Brücken zwischen den Ideologien zu bauen.

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