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Grußwort 15 Jahre Amadé

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Geburtstagsgäste,


verehrtes Fachpublikum, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Für den Verband deutscher Musikschulen möchte ich dem Netzwerk


Amadé ganz herzlich gratulieren! Sie gehörten zu den ersten, die das
Werben der Musikschulen um die Übernahme einer gemeinsamen
Verantwortung für die Förderung hochbegabter Kinder und
Jugendlicher gehört und verstanden haben. Und Sie gehören zu den
ersten, die Ihrer guten Idee auch eine gute und nachhaltige Struktur
gaben. Dafür gebührt Ihnen nicht nur ein herzlicher Glückwunsch,
sondern auch unser Dank. Denn wir haben „Schule gemacht“. Heute
sind wir viele, die mit guten Kooperationskonzepten um den besten
Förderweg für unseren zukünftigen Profi-Nachwuchs wetteifern. Und
das ist gut so, verspricht spannende Begegnungen im Rahmen dieses
Symposions.

Als Vorsitzender einer Jugend musiziert-Bundesjury habe ich schon


einmal knapp 100 Pianisten der Leistungs-Turbo-Altersgruppe IV
gehört. Übrigens parallel zu einer weiteren Jury für dieselbe
Altersgruppe. Die meisten von ihnen präsentierten sich pianistisch
sehr gut, oder, wie man heutzutage sagen muss: exzellent! Darunter
gab es aber offensichtlich etliche, um deren berufliche Zukunft und
seelische Gesundheit man sich aber trotzdem Sorgen machen
musste. Vor allem bei solchen Beiträgen, die die Vermutung
nahelegten, dass alle Energie und Motivation für eine solche
Höchstleistung aus einer allzu engen Fokussierung auf eine spätere
erfolgreiche Solo-Karriere gespeist wurde und dass die Kinder und
Jugendlichen in ihrer allgemeinen, menschlichen und künstlerischen
Entwicklung weit hinter ihren handwerklichen Fähigkeiten
zurückgeblieben sind. Einige werden nach Beginn oder während ihres
Hochschulstudiums feststellen müssen, dass sie in ihrem bisherigen
Leben außer Disziplin und Konkurrenzstress nichts erlebt haben, was
sich lohnen würde, mit den Mitteln von Musik zu erzählen.

Vor dem Hintergrund solcher oder ähnlicher Erfahrungen habe ich,


hat der VdM von Anfang an dafür geworben, begabten Kindern die
Chance zu eröffnen, eine optimale musikalische Förderung zu
genießen, die in ein „normales“ Leben mit Familie, Freunden, Sport,
Schule etc. eingebettet ist, eine Förderung, der eine gesunde, soziale,
menschliche Entwicklung nicht geopfert wird. Eine Förderung ohne
Entwurzelung, die im Nachhinein auch dann Sinn macht, wenn sich
ein junger Mensch irgendwann völlig anders beruflich orientiert.
Dieses Ziel ist in Kooperationen zwischen Musikschulen und
Musikhochschulen, die sich besonders der Förderung des
Nachwuchses der Region verpflichtet fühlen, besser zu erreichen, als
in Alleingängen von Musikhochschulen, in denen Kinder oft aus ihrem
natürlichen Umfeld herausgerissen sind und trotz mancher gut
gemeinter Kompensationsanstrengungen eher – verzeihen Sie den
drastischen Ausdruck – „in einer Retortensituation gezüchtet“
werden.

Noch etwas komm hinzu: Wir reden in letzter Zeit – zu recht – immer
mehr von unserer Verantwortung für ein lebendiges und attraktives
kulturelles Leben im ländlichen Raum. Der Deutsche Musikrat
entwickelt dazu gerade ein neues, großes und ambitioniertes Projekt
unter dem Titel „Landmusik“. In diesem Sinne stellt eine
Partnerschaft einer Musikhochschule mit leistungsfähigen
Musikschulen der Region eine Investition in Vorbilder und
Leistungsträger vor Ort dar, die auch eine Katalysator-Funktion für
die Ensemblearbeit vor Ort übernehmen kann.

Und: In den letzten Jahren wurde uns klar, wir dramatisch – nicht nur
im ländlichen Raum – der Fachkräftemangel im pädagogischen
Bereich ist. Daher müssen wir - bei allem Verständnis für die
besondere Bedeutung der Motivation durch das künstlerische
Hauptfach - hochbegabten Kindern und Jugendlichen das gesamte
künstlerische und pädagogische Spektrum der Musikberufe als
attraktive Perspektive vermitteln. Als Vorsitzender von Jugend
musiziert sehe ich da auch für den Wettbewerb eine große
Verantwortung, insbesondere was die Beratung von erfolgreichen
Teilnehmenden der Landes- und Bundesebene betrifft. Und
schließlich dürfen wir öffentlichen Musikschulen nicht nachlassen, bei
unseren Trägern für einen deutlichen Aufwuchs an
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen mit einer
fairen und attraktiven Einstufung zu werben. Unser Stuttgarter Appell
von 2017 hat da immerhin eine spürbare Wirkung entfaltet, die
ansteckt und Mut macht.
So: Das ist, wie die meisten von Ihnen wahrscheinlich wissen, meine
immer wieder gern zu Protokoll gegebene Überzeugung. Ich freue
mich aber über all die vielen Wege, die nach Rom, oder – wie man in
Kunst und Musik zu sagen pflegt – „ad parnassum“ oder auf den
Olymp führen: Ein Netzwerk wie Amadé, eine Young – oder
Jugendakademie, ein pre-collage, ein Musikgymnasium, und was es
sonst noch so gibt. Ich wünsche diesem Symposion den Mut für ein
olympisches Streiten um den besten Weg, Freude und Bestätigung
für Erreichtes und Inspiration für Neues.
… und danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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