Sie sind auf Seite 1von 60

20

22
JAHRESBERICHT
„Musikschulen sind ein
musikalisches Zuhause
voller Fantasie, Kreativität
und Gemeinschaft.“
Beitrag Mitgliederversammlung 2021
GRUßWORT
DER PRÄSIDENTIN
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freund*innen der Musikschulen

seit nunmehr fast einem Jahr tauche ich als Präsidentin des
Landesverbandes niedersächsischer Musikschulen immer
mehr und noch einmal ganz neu in die Tiefen der wunderbaren
Welt der Musik ein. Als Kultusministerin habe ich die Arbeit der
Musikschulen sehr schätzen gelernt. Immer wieder habe ich
gesehen, wie wertvoll Musik für die Entwicklung von Kindern
und der gesamten Schulgemeinschaft ist.

Nun lerne ich die vielfältigen Rahmenbedingungen kennen,


unter denen diese wunderbare Arbeit geleistet und ermöglicht
wird. Und ich erkenne auch, welche große Herausforderungen
Ich bedanke mich bei der Geschäftsstelle und dem Vorstand
zu bewältigen sind, um unser Musikschulnetzwerk zu erhalten.
des Landesverbandes, die mir einen guten Einstieg in die
Ohne leistungsfähige Musikschulen wäre unsere gesamte nie-
Musikschullandschaft ermöglicht haben. Die Zusammenar-
dersächsische Musikkultur bedroht. Ohne Musikschulen gäbe
beit bereitet mir große Freude. Deshalb freue ich mich darauf,
es keinen Berufsnachwuchs, vor allem keine Musikfachkräfte in
gemeinsam mit Ihnen alle weiteren Schritte auf diesem Weg
Schulen und Musikschulen!
zu gehen und wünsche uns Energie und viel Erfolg bei unserer
gemeinsamen Aufgabe.
Ich bin mein Amt mit ganz viel Elan angetreten und kann jetzt
schon mit Überzeugung sagen, dass es mir eine große Freude
Ihre
ist, all meine Möglichkeiten auszuschöpfen, die musikalische
Bildungsarbeit in Niedersachsen noch weiter ausbauen zu hel-
fen und sie vor allem in der Wahrnehmung politischer Entschei- Frauke Heiligenstadt MdB
dungsträger dorthin zu geleiten, wo sie aus meiner Sicht am Präsidentin des Landesverbandes
besten aufgehoben wäre: Ganz oben auf der Agenda. niedersächsischer Musikschulen
GRUßWORT
DES VORSITZENDEN
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

hinter uns liegt ein Jahr des Aufbruchs. Nach vielen Herausfor- Weiterentwicklung der Begabungs- und Nachwuchsförderung,
derungen der Pandemie – damit meine ich auch das Studium der Umgang mit dem kommenden Anspruch auf Ganztags-
von Hygienekonzepten und Landesverordnungen, die Organi- betreuung, die Aufwertung des Berufsbildes von Musikschul-
sation von Fernunterricht und dergleichen mehr - ist endlich lehrkräften, der bereits spürbare Personalmangel sowie der
wieder der fast normale Musikschulalltag zurückgekehrt. Wie Aufbau des „Netzwerkes Inklusion“ sind Themen, denen wir
sehr haben wir die gemeinsamen musikalische Begegnungen in uns in besonderer Weise zuwenden. Um neue Aufgabenfelder
all ihrer Vielfalt und ohne Einschränkungen vermisst! zu erschließen, wurde zudem eine Arbeitsgruppe „Innovation
Niedersachsen (IN-NI)“ eingerichtet.
Gewappnet mit der Erfahrung, auch Krisenzeiten überstehen
zu können und mitunter atemberaubend schnelle Anpassungs- Ich danke allen, die sich mit viel Idealismus und Überzeu-
leistungen zu vollbringen, hat sich die neue Verbandsführung gung für unsere Musikschulen einsetzen, ganz besonders
aktuellen Herausforderungen zugewandt. Vordringliches Ziel Frau Heiligenstadt, den Mitgliedern des Vorstandes und den
ist, das Land für eine angemessene Mitfinanzierung unserer Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle. Unsere (neuen) Schul-
musikalischen Bildungsarbeit zu gewinnen. Den bundesweit leiter*innen möchte ich ermutigen, sich zu vernetzen und ohne
letzten Platz in Sachen Landesförderung wollen wir endlich Scheu auch kritisch nachzufragen, denn unser Motto heißt: Nur
verlassen! Mit unserer Präsidentin Frauke Heiligenstadt MdB gemeinsam sind wir stark!
haben wir eine sehr erfahrene und engagierte Politikerin an
unserer Seite. Sie kennt die politischen Wege, die einzuschla- In diesem Sinn grüßt Sie herzlich
gen sind. Wir brauchen aber auch jede einzelne Musikschule,
die auf „Ihre“ Landtagsabgeordneten zugeht und sie für unsere
Sache gewinnt. Ich vertraue auf die Stärke und die Kreativität,
die wir gemeinsam entfalten.
Holger Denckmann
Vorsitzender des Landesverbandes
Neben der gemeinsamen Arbeit an der politischen Strategie
niedersächsischer Musikschulen
hat der Vorstand neue Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. Die
INHALT

DER LANDESVERBAND 08

AKTIVITÄTEN 14

POLITIK & STRATEGIE 28

DATEN & FAKTEN 32

LANDESFÖRDERUNG 34

WIR MACHEN DIE MUSIK! 38

YOUNG PROFESSIONALS 40

QUALIFIZIERUNG 46

ÖFFENTLICHE MUSIKSCHULEN 48

AUS DEN MUSIKSCHULEN 50

IMPRESSUM 58
„Musikschulen
sind ein unverzichtbarer Teil
unseres Bildungssystems.
Musikalische Bildung für jung und alt
ist der Bildungsauftrag.“
Sven Ambrosy,
Landrat des Landkreises Friesland und
Präsident des Niedersächsischen Landkreistages
DER LANDESVERBAND

Aufgaben Der Landesverband arbeitet eng mit folgenden Behörden,


Verbänden und Einrichtungen zusammen:

Der Landesverband niedersächsischer Musikschulen e.V. ist • Verband deutscher Musikschulen e.V. (VdM Bundesverband)
Fach- und Trägerverband von 74 Musikschulen, die Mitglied im • Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Verband deutscher Musikschulen e.V. (VdM) sind. Der Landes- • Niedersächsisches Kultusministerium
verband erstrebt ein Zusammenwirken aller für die Einrichtung, • Landesmusikrat Niedersachsen e.V. und Mitgliedsverbände
Unterhaltung und Förderung von Musikschulen tätigen Kräfte. • Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung Niedersach-
Der Landesverband trägt durch die Zusammenarbeit mit allen sen e.V. und Mitgliedsverbände
Institutionen, Organisationen und Akteuren des Musiklebens • Musikland Niedersachsen gGmbH
maßgeblich zur Förderung des instrumentalen und vokalen • Kommunale Spitzenverbände Niedersachsens (Städtetag,
Musizierens und der Musikerziehung im Bundesland bei. Die Landkreistag, Städte- und Gemeindebund)
Entwicklung von inhaltlichen, pädagogischen und organisatori- • Arbeitskreis niedersächsische Kulturverbände (akku)
schen Rahmenrichtlinien und Konzepten, die Mitarbeiter- und • Hochschulen und Ausbildungsstätten (Hochschule für
Führungskräftequalifizierung, die Konzeption und Durchfüh- Musik, Theater und Medien Hannover, Hochschule Os-
rung von Projekten, Förderprogrammen und Fachtagungen sind nabrück, Institut für Musik, Carl-v. Ossietzki Universität
wichtige Felder, in denen der Landesverband niedersächsischer Oldenburg u.a.)
Musikschulen die Qualitätsentwicklung an den Musikschulen • Landesmusikakademie Niedersachsen
und der niedersächsischen Musiklandschaft unterstützt. Wei- • Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel
tere Aufgaben sind die Information der Öffentlichkeit sowie die • Stiftungen (Niedersächsische Sparkassenstiftung, Stif-
Beratung der Musikschulträger und des Landes. Im Auftrag des tung Niedersachsen u.a.)
Landes leitet der Landesverband Fördermittel an anspruchsbe- • Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB)
rechtigte Musikschulen weiter. • Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und
Entwicklung (NifBE)

Zur Erfüllung der satzungsmäßigen Aufgaben wird der Lan-


desverband vom Land Niedersachsen mit einer Finanzhilfe
gefördert.

8
Regionalsprecher

Region Weser-Ems
Michael Gudenkauf / Leiter der Musikschule Lohne e.V.

Region Braunschweig
Sven Trümper / Leiter der Kreismusikschule Peine
Verbandsführung Region Hannover
Gunter Geweke / Leiter der Musikschule Seelze

Präsidentin Region Lüneburg


Frauke Heiligenstadt MdB Lothar Nierenz / Leiter der Musikschule der Hansestadt Lüneburg

Geschäftsführender Vorstand Vertreter*innen der Kommunalen Spitzenverbände Niedersachsens


Holger Denckmann / Vorsitzender Christiane Cordes / Niedersächsischer Städtetag
Leiter der Musikschule der Stadt Oldenburg Leiterin des Kulturamtes der Stadt Oldenburg
Daniel Keding / stv. Vorsitzender Bettina Conrady / Niedersächsischer Landkreistag
Leiter der Städtischen Musikschule Braunschweig Erste Kreisrätin des Landkreises Goslar
Saskia Reher / Beisitzerin N.N. / Niedersächsischer Städte- und Gemeindebund
Leiterin der Musikschule der Samtgemeinde Hanstedt e.V.
Alexander Käberich/ Beisitzer Ehrenpräsidentin
Leiter der Musikschule Holzminden e.V. Gitta Connemann MdB
Martin Nieswandt / Beisitzer Gabriele Lösekrug-Möller
Direktor der Musikschule des Emslandes e.V.
Ehrenvorsitzende
Erweiterter Vorstand Geert Latz, Ernst Neuhäuser,
Dem Erweiterte Vorstand gehören neben den Mitgliedern des Johannes Münter, Sigird Neugebauer-Schettler
Geschäftsführenden Vorstandes, die Sprecher*innen der vier
Musikschulregionen sowie die Vertreter*innen der Kommu-
nalen Spitzenverbände zusammen.

9
DER LANDESVERBAND

Geschäftsstelle Vernetzung
Die Geschäftsstelle des Landesverbandes niedersächsischer Mitgliedschaften
Musikschulen hat ihren Sitz im Haus des Niedersächsischen Der Landesverband niedersächsischer Musikschulen ist
Städte- und Gemeindebundes in der niedersächsischen Mitglied im Verband deutscher Musikschulen e.V. (VdM), im
Landeshauptstadt Hannover. Der Landesverband bildet eine Landesmusikrat Niedersachsen e.V. (LMR), in der Landesver-
Bürogemeinschaft mit dem Landesverband der Kunstschulen einigung kulturelle Jugendbildung Niedersachsen e.V. (LKJ), im
Niedersachsen e.V., dem Landesmusikrat Niedersachsen, der Arbeitskreis der Kulturverbände in Niedersachsen (akku), im
Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkus und dem Deutschen Ton- Kommunalen Arbeitgeberverband Niedersachsen (KAV) und in
künstlerverband. der Kulturpolitischen Gesellschaft (KuPoGe).

Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle Vernetzt in Niedersachsen


Klaus Bredl, Geschäftsführung Der Landesverband vertritt die Interessen der niedersächsi-
Sylvia Stamm, Sekretariat schen Musikschulen in allen kultur- und bildungspolitischen
Katrin Schulze, Buchhaltung Belangen. Er fördert und fordert Musikschularbeit mit Qualität
Christopher Nimz, Projektmanagement „Wir machen die Musik!“ und unterstützt die Musikschulen durch Beratung, Qualifizie-
Stephanie Seegers, Fortbildung und Qualifizierung rung und Vernetzung. Regelmäßiger und intensiver Austausch
Celina Stremel, Marketing und Social Media erfolgt mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur, dem
Niedersächsischen Kultusministerium, der Musikland Nieder-
sachsen gGmbH sowie mit den Abgeordneten des niedersäch-
sischen Landtags.

Mitgliedschaften in Fachkommissionen
und Landesausschüssen
Zur Wahrnehmung der vielfältigen Aufgaben engagieren sich
Mitglieder des Verbandsvorstandes und Vertreter*innen der
Musikschulen ehrenamtlich in verschiedenen Fachkommissi-
v.l. Celina Stremel, Sylvia Stamm, Klaus Bredl, Stephanie Seegers, onen und Landesausschüssen:
Christopher Nimz, Katrin Schulze

10
• Popularmusik und Jazz
(Landesmusikrat Niedersachsen e.V.)
Alexander Schories (Musik- und Kunstschule Stadt Garb-
sen), Claas Henning-Dörries (Musik- und Kunstschule
der Stadt Osnabrück), Thomas Zander (Musikschule der
Landeshauptstadt Hannover)

• Berufsfeld Musiker*in
(Landesmusikrat Niedersachsen e.V.)
• Niedersächsische Musikkommission Saskia Reher (Musikschule Samtgemeinde Hanstedt),
(Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur) Klaus Bredl (Landesverband niedersächsischer Musik-
Holger Denckmann (Musikschule der Stadt Oldenburg) schulen)

• Förderprogramm Hauptsache Musik:Niedersachsen • Jugend Musiziert


(Niedersächsisches Kultusministerium) (Landesmusikrat Niedersachsen e.V.)
Daniel Keding (Städtische Musikschule Braunschweig) Gerd Baumgarten

• Musikalische Bildung • Landesbegegnung Jugend jazzt


(Landesmusikrat Niedersachsen e.V.) (Landesmusikrat Niedersachsen e.V.)
Michael Gudenkauf (Musikschule Lohne e.V.), Andreas Bürgel (Musikschule der Landeshauptstadt
Ulrich Bernert (Musikschule Laatzen e.V.) Hannover)

11
12
„Die öffentlichen Musikschulen
garantieren eineinzigartiges Netzwerk
musikalischer Bildung
in Niedersachsen.“
Frauke Heiligenstadt MdB

13
AKTIVITÄTEN

Arbeitsgruppen Leiter*innen. Bei Interesse an einer Mitwirkung sind diese


entsprechend zu kontaktieren.

Mit der Gründung von Arbeitsgruppen reagiert der neugewählte


Vorstand des Landesverbandes auf neue Herausforderungen
und veränderte Rahmenbedingungen der Musikschularbeit.
Berichte aus den
Folgende Arbeitsgruppen wurden ins Leben gerufen: Arbeitsgruppen
• Berufsbild Musiklehrer*in
Leitung: Saskia Reher Wo bleibt der künstlerische und musikpädagogische
• Innovationsraum Niedersachsen (IN-NI) (Berufs-)Nachwuchs?
Leitung: Martin Nieswandt Die AG Nachwuchs- und Begabungsförderung (AG NBF) hat sich
• Marketing & Events die Aufgabe gestellt, Handlungsfelder im Bereich der aktuellen
Leitung: Gunter Geweke Nachwuchsarbeit zu erörtern, zu diskutieren und zu prüfen, um
• Nachwuchs- und Begabungsförderung daraus konstruktive Weiterentwicklungsvorschläge zu erar-
Leitung: Daniel Keding beiten. Diese werden auf Vorstandsebene und in der Mitglie-
• Politik und Strategie derversammlung präsentiert sowie ggf. diskutiert, empfohlen
Leitung: Holger Denckmann oder auch bei Interesse sogleich umgesetzt. Derzeit setzt sich
• Schule und Ganztagsschule die Arbeitsgruppe hauptsächlich mit dem Lehrkräftemangel an
Leitung: Alexander Käberich

Die genannten Arbeitsgruppen haben ihre Arbeit nach der


Sommerpause 2022 aufgenommen. Mitglieder der Arbeitsgrup-
pen sind i.d.R. Leitungskräfte und Lehrkräfte der öffentlichen
Musikschulen Niedersachsens. In einigen Arbeitsgruppen
sind auch Vertreter*innen von Hochschulen und allgemein
bildenden Schulen sowie weiterer Partnereinrichtungen und
-verbände eingebunden. Die Teilnahme an Arbeitsgruppen
ist grundsätzlich offen. Die Besetzung obliegt den jeweiligen

14
1. In den letzten beiden Vorstandsperioden erarbeitete die
Musikschulen, der bereits jetzt schon deutlich zu spüren ist, AG bereits ein „Systematisch-musikalisches-individu-
auseinander. Darüber hinaus wird das Angebotsportfolio zur al-Begabungsförderungs-Konzept“, kurz „smibf“ genannt.
Förderung von Kindern und Jugendlichen mit ausgeprägtem Dieses ist der Versuch, alle Optionen und Angebote, die wir
musikalischem Interesse und Motivation, mehr Musik machen einerseits bereits praktizieren und uns zukünftig wün-
zu wollen, bis hin zur Studien- und Berufsvorbereitung (SVA) schen oder wichtig wären, in eine Matrix zu gießen. Das
für künstlerische und pädagogische Hochschulstudiengänge Ergebnis wurde vor vier Jahren bereits der Mitgliederver-
weiter entwickelt. sammlung und dem Niedersächsischen Ministerium für
Wissenschaft und Kultur vorgestellt.
Die Arbeitsgruppe hat sich im März 2023 erstmalig in neuer
Besetzung getroffen. Ihr gehören Vertreter*innen sowohl der 2. Aus diesem Konzept wird aktuell sowohl die SVA (für ca.
niedersächsischen Musikschulen als auch der Hochschule für 14 – 18-jährige) als auch das Teilmodul YOUNG PROFES-
Musik, Theater und Medien Hannover und dem Institut für Mu- SIONALS (für ca. 8 – 13 Jährige) landesweit umgesetzt. Die
sik an der Hochschule Osnabrück an. Die AG wird die Themen SVA wird aus der Finanzhilfe des Landes anteilig finan-
unter folgenden Kriterien weiterentwickeln und bearbeiten: ziert. Fördermittel für YOUNG PROFESSIONALS stam-
men aus dem Förderprogramm des Niedersächsischen
• Bewertung der aktuellen Nachwuchs- und Begabungs- Kultusministeriums „Hauptsache:Musik Niedersachsen“.
förderungs-Formate und Konzepte (Studienvorbereitende Coronabedingt liefen die Angebote im Rahmen der YOUNG
Ausbildung (SVA) und YOUNG PROFESSIONALS (YP), ggf. PROFESSIONALS schwierig an, nun beginnt das Konzept
weitere) jedoch erfreulicherweise mit Leben und Aktivitäten gefüllt
• Weiterentwicklung der aktuellen Nachwuchs- und zu werden: zwei „YOUNG PROFESSIONALS -Hochschul-
Begabungsförderungs-Formate mit der Strukturierung tage“ fanden erfolgreich mit je rund 25 teilnehmenden
von Schrittigkeiten neuer abgeleiteter Maßnahmen zur Kindern sowohl an der Hochschule für Musik, Theater
Weiterleitung an den Landesvorstand bzw. ggf. an die und Medien Hannover sowie am Institut für Musik an der
Mitgliederversammlung Hochschule Osnabrück statt. Beide Hochschulen haben
• Diskussion und Aufstellung neuer Nachwuchs- und Bega- Interesse an einer Fortführung dieses Formats signali-
bungsförderungs-Formate und Konzepte siert. Bei den regional angesiedelten „YOUNG PROFES-
SIONALS-Tagesseminare“ ist dagegen noch „Luft nach
Der Status quo unserer aktuellen Struktur und Systematik: oben“, sprich: bei den Musikschulen müssen die YOUNG

15
AKTIVITÄTEN

PROFESSIONALS-Angebote vielfach noch ankommen. Alle


Lehrkräfte sind aufgerufen, musikalisch auffälligen und
motivierten Schüler*innen bzw. deren Eltern die Teilnah-
me an den regionalen Angeboten zu empfehlen.

3. Aus dem Fördertopf „Wir machen die Musik!“ stehen -


bislang zeitlich befristet - Sonderfördermittel bereit, die
sich an musikalisch interessierte und motivierte Kinder
richten. Diese erhalten im Anschluss an die Kurse in Kin-
dertageseinrichtungen und Grundschulen weiterführende
Angebote, die an den Musikschulen durchgeführt werden.
Mit diesen Fördermitteln können explizit auch Förder-
maßnahmen für Kinder mit Fluchterfahrung (z. B. aus der
Ukraine) finanziert werden.

4. Eine Umfrage bei unseren Mitgliedsschulen ergab, dass


in den kommenden zehn Jahren mit etwa 40% unserer Neue Lehrkräfte braucht das Land!
Lehrkräfte in Rente gehen und die Hochschulen nicht an- Der Alltag einer Musikschullehrkraft war schon immer dem ge-
nähernd die dann benötigte Anzahl an neuen Lehrkräften sellschaftlichen Wandel unterworfen. Es wird wohl kaum eine
ausgebildet haben werden. Der Nachwuchs fehlt. aktuell unterrichtende Lehrkraft noch Unterrichtsverhältnisse
vorfinden, die mit ihren eigenen Erfahrungen als Schüler*in
5. Auf Bundesebene bildet sich derzeit ein Austausch-Forum identisch sind. Kunst muss sich immer wieder dem Neuen zu-
mit den Schwerpunktthemen „Fachkräftemangel/ Perso- wenden. Unterrichten ist eine künstlerische Tätigkeit. Folglich
nalentwicklung/ Nachwuchsgewinnung“ sowie „Berufs- passiert im ganzen Land täglich viel Kunst in unseren Musik-
feldpraktikum Musikschule“. schulen. Schüler*innen jeglichen Alters besuchen mindestens
einmal wöchentlich „ihre“ Musikschule. Die Lust auf Musik ist
Daniel Keding da und man hört und sieht sie auch: Was wären Austellungs-
Leiter der AG Nachwuchs- und Begabungsförderung eröffnungen, Stadtteilfeste, Kita-Aufführungen, Seniorennach-
mittage u.ä. ohne Musik? Ohne Musikschule?

16
Hinter jedem Auftritt von Schüler*innen steht eine Musikschul- Die Frage scheint nicht mehr zu sein, was wir von unseren Be-
lehrkraft, die all dies vorbereitet und begleitet hat. Hinter dieser werber*innen erwarten können, sondern was WIR ihnen bieten
Musikschullehrkraft liegt ein mindestens vierjähriges Studium können.
an einer Musikhochschule. Und davor liegen viele Jahre Unter-
richt. Oftmals an einer Musikschule. Die Zeit in einer Musik- Die AG Berufsbild/ Berufsnachwuchs will Musikschule neu
schule muss für viele der aktuell unterrichtenden Musikschul- denken: Wo sind wir gut? Was müssen wir dringend verändern,
lehrkräfte eine gute Zeit gewesen sein, schließlich haben sie damit wir Wünschen von Lehrkräften gerecht werden kön-
den Weg zurück zur eigenen Ausbildungsstätte gefunden. nen. Diese AG braucht viele Erfahrungen aus der Praxis, damit
möglichst ein breites Bild entsteht, was Musikschularbeit im
Aktuell entscheiden sich immer weniger Schüler*innen für ein Land Niedersachsen täglich bedeutet. Dabei muss aber auch
Studium der Instrumentalpädagogik/ Elementarmusikpädago- auf die geschaut werden, die aktuell unterrichten. Sie sind die
gik bzw. für den Beruf der Musikschullehrkraft. Dieser Rück- Vorbilder der Lehrer*innen von morgen. Arbeitsbedingungen
gang an Lehrpersonal und Studierenden ist an vielen Stellen in zu hinterfragen und zu optimieren ist eines der dringlichsten
unseren Musikschulen schon spürbar und wird es zunehmend Ziele dieser AG. Packen wir es gemeinsam an. Für uns alle und
sein. Was sind Ursachen für diese Entwicklung? Warum haben für die Zukunft von Musikschulen in diesem Land.
Musikschulen in der Gesellschaft nach wie vor ein hohes Anse-
hen, aber kaum mehr Berufnachwuchs? Saskia Reher
Leiterin der AG Berufsbild Musiklehrer*in
Was muss besser oder anders laufen, damit junge Musiker*in-
nen den Weg (zurück) in die Musikschule finden?

Faire Bezahlung ist sicherlich ein wichtiges Thema. Daran


arbeitet der Landesverband an anderer Stelle bereits intensiv.
Aber wie steht es mit Zugangsvoraussetzungen zu Studien-
plätzen, wie sieht es mit der eigenen künstlerischen Tätigkeit
aus? Wie lässt sich eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie
herstellen, wenn die Kita/ Schule der eigenen Kinder um 16 Uhr
schließt und der eigene Unterricht dann gerade startet?

17
AKTIVITÄTEN

IN-NI ist nun - wie sollte es anders sein - ein virtuelles Forum,
genannt „Musikschulplenum“. Alle zwei Monate trifft sich die
Gruppe online. Dort können alle Fragen, die über den Tellerrand
des Musikschulalltags hinausführen, behandelt werden und
Strömungen und Impulse aufgenommen werden. Ziel ist es, in-
novative Ideen, Modelle und Konzepte zu entwickeln, die helfen,
unsere Musikschulen zukunftsfähig und den Anforderungen
der Post-Corona-Zeit gewachsen zu machen.

Aus dem Musikschulplenum heraus formieren sich kleine agile


Gruppen mit definierten und überschaubaren Aufträgen, deren
Ergebnisse nach Möglichkeit bereits im nächsten Treffen des
Plenums eingespielt werden können. Auf diese Weise soll
ein stetiger Kreislauf von innovativem Denken und Handeln
erzeugt werden. Impulse externer Expert*innen, die zu den
Plenumstreffen geladen werden, weiten den Blick und ermögli-
Die Arbeitsgemeinschaft „Digitale Strategie“ chen es, ihre Gedanken und Ideen den Musikschulen zugänglich
wird zum „Innovationsraum Niedersachsen (IN-NI)“ zu machen.
Nach der Corona-Pandemie mit den radikalen Erfahrungen der
Lockdowns musste auch die Arbeitsgemeinschaft (AG) „Digitale Kern der Innovation ist es, dass sie Neues hervorbringt. Der
Strategie“ einen Weg in eine neue Normalität finden. Die AG Kern der Zukunft ist, dass sie noch gestaltet werden will. Daher
wollte noch stärker alle Musikschulen in das Thema Digitalisie- will der IN-NI allen die Gelegenheit geben, sich zu beteiligen
rung mit einbeziehen und darüber hinaus ein Innovationsmotor und sich einzubringen.
werden. Da ist es ein logischer und zwangsläufiger Schritt,
dass sich die AG mit ihrem veränderten Selbstverständnis und Ich freue mich, Sie bei einem der nächsten Online-Treffen in
weitergefassten Ziel, auch einen neuen Namen gibt. unserem „Musikschulplenum“ zu begrüßen!

Anfang 2023 wurde die AG „Digitale Strategie“ zum „Innova- Martin Nieswandt
tionsraum Niedersachsen (IN-NI)“ und der zentrale Ort von Leiter der AG Innovationsraum Niedersachsen

18
Ganztag - ergeben sich jedoch weiterführende Handlungsfelder, die über
neu ausrichten und mit kultureller Bildung gestalten das eigentliche Angebot im Ganztag hinaus gehen.
2021 wurde das „Gesetz zur ganztägigen Förderung im Grund-
schulalter“ von Bundestag und Bundesrat beschlossen. Ab • Der Instrumental- und Vokalunterricht muss auch am
2026 wird sukzessive der Rechtsanspruch auf eine Ganztags- frühen Nachmittag weiterhin möglich sein.
betreuung für Kinder der 1. bis 4. Klasse umgesetzt. Realisiert • Räume in den allgemein bildenden Schulen müssen auch
wird dieser Rechtsanspruch vor allem durch Länder und Kom- nach Einführung des Rechtsanspruchs auf den Ganztag
munen mit ihren Trägern vor Ort. von Musikschulen genutzt werden können.
• Für individuelle Unterrichtsangebote der Musikschulen im
Die öffentlichen Musikschulen sind seit vielen Jahren über das Ganztag muss es möglich sein, Unterrichtsgebühren zu
Musikalisierungsprogramm „Wir machen die Musik!“ fester erheben.
Kooperationspartner in vielen Kindertageseinrichtungen und • Das Berufsbild der Lehrkräfte an Musikschulen wird sich
Grundschulen. Mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreu- verändern, sodass ein umfangreiches Fortbildungspro-
ung können Möglichkeiten gestärkt werden, um kulturelle gramm entwickelt werden muss.
Bildung als festen Bestandteil des Bildungskonzeptes junger
Menschen zu etablieren. Im Koalitionsvertrag der Landesre-
gierung werden Musikschulen als Kooperationspartner für die
Umsetzung des Angebotes im Ganztag ausdrücklich erwähnt.
Weiter heißt es: „Uns ist dabei wichtig, hohe Ansprüche an
die Qualität zu legen und auch die Rhythmisierung im Sinne
eines guten Lernens mitzudenken. Hierfür treiben wir die
Verzahnung mit Jugendarbeit, Jugendhilfe und Vereinen voran.“
Dazu braucht es eine dauerhafte und ausreichende finanzielle
Absicherung - Ganztag und Bildungslandschaften sind keine
Projekte, sondern eine strukturelle Grundversorgung.

Musikschulen, Museen, Theater und Bibliotheken sind von den


bevorstehenden Strukturveränderungen ebenso betroffen wie
der Sport und weitere Träger. Für die öffentlichen Musikschulen

19
AKTIVITÄTEN

Sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene sind vom Netzwerk Inklusion Niedersachsen
VdM Arbeitsgruppen zu diesem Thema gebildet worden. Die Christiane Joost-Plate und Sigrid Neugebauer-Schettler wurden
Arbeitsgruppe des Landesverbandes setzt sich aus Vertre- vom Vorstand des Landesverbandes zu „Inklusionsbeauftrag-
ter*innen der Musikschulleitungen und Leiter*innen ausge- ten“ ernannt. Ihre Aufgabe ist es, die Implementierung des von
wählter Grundschulen zusammen, auf Bundesebene sind es der Bundesversammlung verabschiedeten Entwicklungspro-
Vertreter*innen der VdM Musikschulen aller 16 Bundesländer. zesses „Netzwerk Inklusion“ gemeinsam mit den niedersächsi-
Während auf Bundesebene eine Zusammenstellung guter schen Musikschulen zu planen, Begleitung bei der Umsetzung
Kooperationen in der Ganztagsarbeit und eine Synopse der anzubieten, sowie Prozesse des inklusiven Handlungsfeldes zu
landesspezifischen Regelungen anvisiert wird, geht es auf unterstützen.
Landesebene um Konzepte und Möglichkeiten einer Umstruk-
turierung im Ganztag. Die Regionalkonferenzen haben sich Auf Basis der vom VdM verbindlich formulierten Ziele und Stra-
dem Thema intensiv angenommen, um ein Meinungsbild zu tegien (Potsdamer Erklärung, Netzwerk Inklusion) erfolgte dies
erstellen. Auf Vorstandsebene gab es Gespräche mit dem Nie- im vergangenen Jahr auf verschiedenen Ebenen:
dersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie
dem Niedersächsischen Kultusministerium. Die Präsidentin 1. Plenumsvortrag und Workshop für alle niedersächsischen
des Landesverbandes Frauke Heiligenstadt MdB und Vertreter Musikschulleitungen in der Mitgliederversammlung in
des Vorstandes haben mit dem Minister für Wissenschaft und Stade im Juni (für diejenigen, die nicht vor Ort dabei sein
Kultur, Falko Mohrs und Kultusministerin Julia Willie Hamburg konnten, war eine virtuelle Teilnahme möglich)
direkte Gespräche geführt und die Position der öffentlichen 2. Themenspezifischen Fortbildungen als inklusives Angebot
Musikschulen dargestellt. und Einstieg für alle Mitarbeiter*innen an niedersächsi-
Alexander Käberich schen Musikschulen. Dieses Angebot wird 2023 fortge-
Leiter der AG Schule und Ganztagsschule setzt. 
3. Inklusive Seminare und Workshops an niedersächsischen
Musikschulen und Musikhhochschulen (Hannover, Osna-
brück, Oldenburg, Lüneburg). An den Standorten existiert
bereits seit vielen Jahren eine intensive Zusammenarbeit
mit den Kolleg*innen der EMP, Rehabilitationswissen-
schaften, Sonderpädagogik und Musikpädagogik. 

20
Zahlreiche künstlerische und pädagogische Veranstaltungen,
Fördermaßnahmen (insbesondere im Zusammenhang mit der
Geflüchtetenwelle aus der Ukraine) verhalfen, die Bedeutung
von Inklusion im musikalischen Umfeld in breite Bevölkerungs-
schichten und Bildungseinrichtungen zu transportieren.

• Ein besonderes Highlight waren die „Inklusiven Aktionsta-


ge mit Musik und Tanz“ im November 2022 in der Hoch-
schule Osnabrück (Fachbereich EMP). In der gemeinsam
mit der Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück
durchgeführten Veranstaltung fiel das inklusive Tanz- und
Trainings- Duo Adriana und Adrian (2 Menschen mit und
ohne Down-Syndrom, Tanzbar Bremen) sowie die Ham-
burger „Mischa Gohlke Band“ mit ihrem fast gehörlosen
Gitarristen und Leiter auf. 
• In ähnlicher Weise beeindruckend war das 20-jährige
Schuljubiläum der ILMASI-Förderschule in Hannover. Die
Einrichtung steht für ein gelungenes Modell für ein inhalt-
lich, pädagogisch und persönlich gelebtes umfassendes
Inklusions-Verständnis und hat für kulturelle Bildungsein-
richtungen Vorbildcharakter.
• Im Mai 2022 sorgte der „Bandtag am Hbf“ in Hannover für
besonderes Aufsehen. Die Veranstaltung bestach durch
ihre programmatische Mischung und die Zusammenset-
zung der Bands. In aller Vielfalt und Diversität offenbarte
sich durchweg eine beeindruckende hohe künstlerische
Qualität.
Christiane Joost-Plate & Sigrid Neugebauer-Schettler
Niedersächsische Landesbeauftragte für Inklusion

21
AKTIVITÄTEN

„Vital Village“ - Stiftung Niedersachsen startet großen Herausforderungen konfrontiert. Vital Village unter-
Förderprogramm für den ländlichen Raum stützt die Menschen vor Ort dabei, mit Mitteln der Kultur selbst
Homeoffice, Naturnähe, günstigere Mieten, weniger Verkehr Akteur*innen des Wandels zu werden und ihr Lebensumfeld
und mehr Freiraum für individuelle Gestaltung - der ländliche positiv zu gestalten”, erläutert Dr. Gunter Dunkel, Präsident der
Raum hat längst nicht mehr den Stempel des Provinziellen Stiftung Niedersachsen, das neue Förderprogramm.
und der leicht vermufft hinter den Bergen lebenden Gestri-
gen. Spätestens seit der Pandemie wird dieser Lebensraum Immer wieder ist im Laufe des Workshops deutlich gewor-
neu entdeckt, in Teilen auch neu beatmet - aber in jedem Fall den, dass es für den notwendigen Transformationsprozess
gestaltet. Im Zuge der Entstehung vieler Coworking-Spaces, Hauptamtlichkeit vor Ort braucht. Natürlich lebt „das Land“
Wohnprojekte und Begegnungsorte im ländlichen Raum, muss vom ehrenamtlichen Engagement. Chöre, Blasorchester,
die Frage gestellt werden: Und was ist mit der Kultur? Kulturvereine und die Feuerwehr sind ohne diese gesellschaft-
lichen Strukturen nicht zu denken. Soll es jedoch eine zent-
Aus diesem Grund lud die Stiftung Niedersachsen im ver- rale Anlaufstelle zur Koordination von kulturellen Aktivitäten
gangenen Jahr Akteur*innen unterschiedlichster Initiativen, geben, braucht es Menschen, die sich hauptamtlich einbrin-
Vertreter*innen von Kommunen, Lehrende, Forschende und gen können. „Vital Village“ macht das möglich. Die Stiftung
Menschen, die aktiv kulturelle Bildungsarbeit leisten zum Niedersachsen wird insgesamt 250.000 € bereitstellen, die für
Austausch ein. Auf der Grundlage der erzielten Ergebnisse Kulturveranstaltungen, Kulturentwicklungsplanung, Fortbil-
wurde ein neues Förderprogramm mit dem Titel „Vital Village“ dungen und Personalkosten eingesetzt werden können. Auch
beschlossen, welches u.a. auch den öffentlichen Musikschulen die öffentlichen Musikschulen erhalten mit diesem Programm
eine neue Tür öffnet und ihnen im ländlichen Raum eine zent- die große Chance, in ihrem Einzugsbereich eine noch wichtigere
rale Bedeutung verschaffen kann. „Der ländliche Raum ist mit Netzwerkstelle zu werden. Durch die beschlossene Ankerför-
derung - ohne konkrete Projektbindung - kann ein Prozess in
Gang gesetzt werden, der nicht die bekannten Leuchttürme
heller macht, sondern kulturellen Glühwürmchen die Chance
bietet, sichtbar zu werden.

Alexander Käberich
Vertreter des Landesverbandes
im Expertengremium der Stiftung Niedersachsen

22
„Die niedersächsischen Musikschulen
leisten einen unschätzbaren Beitrag
für die kulturelle Bildung indem sie
Ausdrucksformen für Kreativität vermitteln
und dabei Selbstbewusstsein stärken -
gerade bei Kindern und Jugendlichen.“
Stephan Weil
Niedersächsischer Ministerpräsident

23
AKTIVITÄTEN

Mitgliederversammlung 2022
Verabschiedung der Vorsitzenden Sigrid Neugebauer-Schettler
Musikalische Bildung im Aufbruch
Die Mitgliederversammlung des Landesverbandes niedersächsi- Kindertageseinrichtungen und Schulen sind die Musikschulen
scher Musikschulen wählt in Stade eine neue Führungsspitze. mittlerweile unersetzlich. Sie ermöglichen nicht nur kulturelle
Teilhabe in der Fläche, sondern sind zentrale Einrichtungen zur
Die Mitgliederversammlung des Landesverbandes niedersäch- Förderung des künstlerischen und pädagogischen Nachwuchses.
sischer Musikschulen hat am 16.06.2022 in Stade eine neue Eine wichtige Aufgabe wird sein, das Land Niedersachsen noch
Führungsspitze gewählt. Die frühere niedersächsische Kultus- stärker als bisher in die Finanzierung der Bildungseinrichtungen
ministerin Frauke Heiligenstadt wurde zur neuen Präsidentin einzubinden“, so Frauke Heiligenstadt, die seit 2021 Abgeordnete
des Landesverbandes gewählt. Sie löste in diesem Amt die der SPD im Deutschen Bundestag ist.
ehemalige Bundestagsabgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller ab, Die neue Präsidentin des Landesverbandes wird in Ihrem
die sich über acht Jahre ehrenamtlich für die Interessen der Mu- Ehrenamt von einem neuen Vorstandsteam unterstützt. Die
sikschulen eingesetzt hat. „Ich freue mich sehr auf die Aufgabe, Mitgliederversammlung wählte Holger Denckmann, Leiter der
die vielfältige Arbeit der niedersächsischen Musikschulen und Musikschule der Stadt Oldenburg zum neuen Vorsitzenden, Da-
ihres Landesverbandes in den kommenden Jahren unterstüt- niel Keding, Leiter der Städtischen Musikschule Braunschweig
zen zu dürfen. Die öffentlichen Musikschulen garantieren ein wurde als stellvertretender Vorsitzender bestätigt. Martin
einzigartiges Netzwerk musikalischer Bildung und sind zudem Nieswandt (Musikschule des Emslandes e.V.), Saskia Reher
bedeutende Standortfaktoren in den Kommunen und Land- (Musikschule Samtgemeinde Hanstedt e.V.) und Alexander Kä-
kreisen Niedersachsens. Als verlässliche Bildungspartner von berich (Musikschule Holzminden e.V.) gehören dem Geschäfts-
führenden Vorstand als Beisitzer*innen an.

Die Mitgliederversammlung dankte der scheidenden Verbands-


vorsitzenden Sigrid Neugebauer-Schettler und der Präsi-
dentin Gabriele Lösekrug-Möller mit lang anhaltendem und
stehendem Beifall für das von ihnen in den zurückliegenden
Jahren geleistete großartige ehrenamtliche Engagement. In
Politische Podiumsdiskussion. Von links: Daniel Keding, Eva Viehoff MdL, den Dankesreden kam vor allem die verbindende Kraft und der
Ulrich Mädge, Frauke Heiligenstadt MdB, Jörg Hillmer MdL, Petra Tiemann MdL,
Kai Seefried, Landrat LK Stade

24
begeisternde Idealismus zum Ausdruck, mit der beide Füh- Akzeptanz und Zustimmung zu den „nachvollziehbaren und
rungspersönlichkeiten es geschafft hatten, den Landesverband berechtigten“ Forderungen des Landesverbandes.
zusammenzuhalten und erfolgreich durch schwierige Zeiten zu Nach einem an Beiträgen sehr abwechslungsreichen und
führen. Einstimmig wurden Gabriele Lösekrug-Möller zur Eh- kommunikativen geselligen Abend in der Stader KulTurnhalle
renpräsidentin und Sigrid Neugebauer-Schettler zur Ehrenvor- standen am darauffolgenden Tag weitere wichtige Themen auf
sitzenden ernannt. So bleiben sie dem Landesverband mit ihrer dem Programm der Jahrestagung:
Erfahrung und ihrer Expertise erhalten.
Sigrid Neugebauer-Schettler erläuterte in ihrer Funktion als
Im Mittelpunkt der Verbandstagung in Stade standen die Landesfachsprecherin Inklusion die Ziele und Umsetzungs-
Perspektiven der Förderung öffentlicher Musikschulen vor dem strategien eines bundesweit wirksamen „Netzwerks Inklusion“
Hintergrund eines zu diesem Zeitpunkt noch nicht verabschie- und Daniel Keding stellte Ziele, Handlungsfelder, Konzepte und
deten Kulturfördergesetzes. Der Landesverband fordert eine Maßnahmen einer Begabungsförderung zur Sicherung des
höhere Anteilsfinanzierung des Landes, die derzeit lediglich 1,4 künstlerischen und pädagogischen Nachwuchses vor.
Prozent beträgt und Niedersachsen zum Schlusslicht im Län-
dervergleich macht. Die Sicherstellung des gefährdeten musik- Ein an Argumenten und Vorschlägen sehr ertragreiches World
pädagogischen Nachwuchses war ebenfalls wichtiges Thema. Café zum Thema „Wie erreichen wir gemeinsam unsere politi-
In einer angeregten Podiumsdiskussion diskutierten hierzu die schen Ziele?“ rundete eine ergiebige und erfolgreiche Jahresta-
Vertreter*innen der im niedersächsischen Landtag vertrete- gung ab.
nen Parteien Petra Tiemann MdL (SPD), Jörg Hillmer MdL (CDU)
und Eva Viehoff MdL (B90/Die Grünen) sowie Ulrich Mädge,
langjähriger Oberbürgermeister der Hansestadt Lüneburg und
Präsident des Niedersächsischen Städtetages, der gemeinsam
mit Kai Seefried, Landrat des Landkreises Stade, die kommu-
nale Perspektive einbrachte. Die von Frauke Heiligenstadt MdB
souverän geleitete Diskussionsrunde ergab wichtige Ansatz-
punkte für die künftige strategische Ausrichtung der Verbands-
arbeit. Grundsätzlich bestand bei allen politischen Vertreter*in-
nen hohe Übereinstimmung in der Bewertung der wichtigen
Blumen und Dank an die bisherige und an die neue Präsidentin.
Bildungsleistung der öffentlichen Musikschulen sowie hohe Von links: Gabriele Lösekrug-Möller, Frauke Heiligenstadt MdB, Petra Tiemann MdL

25
AKTIVITÄTEN

Arbeitskreis niedersächsischer Landesförderung


Dabei geht es auch und vor allem um Geld. Um breiten Teilen
Kulturverbände (akku) der Bevölkerung echte Teilhabe an Kunst und Kultur zu
ermöglichen, ist eine deutlich höhere finanzielle Landesför-
derung von Kulturinitiativen und -einrichtungen unabdingbar,
Treibstoff Teilhabe - Eine Kampagne des Arbeitskreises nie- lautet ein Kernsatz von akku. „Mit einem Anteil von lediglich
dersächsischer Kulturverbände 0,02 Prozent am Landeshaushalt liegt die niedersächsische
„Kultur ist Teilhabe, der Kitt unserer Gesellschaft – insbeson- Kulturförderung im bundesweiten Vergleich an drittletzter
dere in Zeiten der Krise. Das Engagement der freien Kul- Stelle – eine Verdoppelung müsste mindestens das Ziel sein.“
turszene Niedersachsens wirkt nachhaltig und in der Breite. In einem Interview mit dem Deutschlandradio verwies Dr.
Was uns jedoch fehlt, ist eine verlässliche strukturelle För- Thomas Overdick, Geschäftsführer des Museumsverbands für
derung, denn 0,02 Prozent des Haushaltes sind beschämend Niedersachsen und Bremen, am Abend der Landtagswahl auf
wenig. Das Doppelte wäre ein Anfang. Los geht‘s!“ das Kulturfördergesetz, das im Juli 2022 im Landtag verab-
schiedet wurde. Allerdings sei dies ein Gesetz ohne Aussage
Mit diesen Worten leitet der Arbeitskreis niedersächsischer zur Finanzierung: „ein zahnloser Tiger“, wie Overdick betonte.
Kulturverbände e.V., kurz akku, seine Kampagne „Treibstoff Ebenso wie Klaus Bredl, Geschäftsführer des Landesverban-
Teilhabe – Kultur schafft Zukunft und Zusammenhalt“ ein. des niedersächsischer Musikschulen, ist er Vorstandsmitglied
Der akku ist ein Zusammenschluss von 15 Landesverbänden bei akku. Konkret formuliert der Vorstand in einem Schreiben
und Dachorganisationen. Er vertritt vor allem die Interessen an die neu gewählten Abgeordneten vier Forderungen:
der nicht-staatlichen Kulturträger in den Bereichen Musik,
Film, Theater, bildende Kunst sowie Literatur und repräsen- • Die Ausgestaltung des neuen Kulturfördergesetzes mit
tiert über 1.200 Kultureinrichtungen. Zu seinen Mitgliedern verbindlichen, konkreten Leistungen zur Planungssicher-
gehört der Landesverband niedersächsischer Musikschulen, heit für Kulturinitiativen und Kultureinrichtungen.
der die Forderungen des akku unterstützt. Gestartet vor der • Die Erhöhung der Pro-Kopf-Ausgaben für die Kultur
Landtagswahl in Niedersachsen, war und ist das Ziel der von aktuell 76,57 Euro pro Kopf auf mindestens 114
Kampagne, auf die Bedeutung der Kultur hinzuweisen und Euro entsprechend des Bundesdurchschnitts, verbun-
die Politiker/-innen dafür zu sensibilisieren, dass kulturelle den mit einem überproportionalen Mittelaufwuchs für
Bildung und Teilhabe unverzichtbar für den gesellschaftlichen nicht-staatliche Kulturträger.
Zusammenhalt sind. • Die Unterstützung der Kommunen insbesondere in

26
Einladend und vielfältig: die Kulturlandkarte Niedersachsen Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur besucht
den Informationsstand des Arbeitskreises niedersächsischer Kulturverbände.

ländlichen Räumen bei Erhalt und Ausbau der kulturellen Kulturentwicklungsplans Perspektiven entwickeln, um Kunst
Infrastruktur durch institutionelle Förderungen des Landes. und Kultur in Niedersachsen nachhaltig zu stärken und zu
• Eine dynamisierte institutionelle Förderung der Kultur- fördern. „Zur nachhaltigen Sicherstellung und Weiterentwick-
fachverbände lung der kulturellen Angebote werden wir das Kulturförder-
gesetz in einem breiten Beteiligungsprozess den aktuellen
Aktion vor dem Landtag Erfordernissen anpassen“, heißt es dort.
Für den 9. November 2022 hatte der akku eine Aktion vor
dem niedersächsischen Landtag initiiert: Dort kamen Vertre- Klaus Bredl zeigt sich zuversichtlich: „Mit ihrer aktuellen
ter/-innen der Mitglieder mit rund 50 Abgeordneten ins Ge- Kampagne ist es den niedersächsischen Kulturverbänden
spräch über die besonderen Kulturorte in deren Wahlkreisen. gelungen, den wichtigen Kontakt mit den Abgeordneten des
Die Abgeordneten zeigten durchaus Interesse am Thema und Niedersächsischen Landtags zu intensivieren und das Be-
erzählten mit sichtbarem Vergnügen von wichtigen Kulturan- wusstsein für die Belange der nichtstaatlichen Kulturträger zu
geboten ihrer Heimat. Diese waren vielfältig und reichten von schärfen. Mit der Zusage, die Pro-Kopf-Ausgaben des Landes
Theatern, Freilichtbühnen und Museen über Musikclubs und für Kultur zu erhöhen, hat die neue Landesregierung eine
-festivals bis zu Filmprojekten und Literaturangeboten. Ein zentrale Forderung des akku zur Sicherung und Stärkung von
besonderes Bild entstand dadurch, dass eine graphic-recor- Kunst und Kultur in Niedersachsen aufgegriffen. Nun gilt es,
derin das, was die Abgeordneten erzählten, auf einer großen die politischen Absichtserklärungen im Rahmen des nieder-
Niedersachsenkarte quasi synchron visualisierte. Die Bot- sächsischen Kulturfördergesetzes in konkrete Leistungsver-
schaft, die die Mitglieder von akku vermitteln wollten, stieß pflichtungen umzuwandeln.“
offensichtlich auf offene Ohren. Barbara Haack
Abdruck mit freundlicher Genehmigung
der „neuen musikzeitung“ (nmz)
Erste Erfolge
Erste Erfolge zeigen sich im Koalitionsvertrag der rot-grünen
Regierung. Eine Erhöhung der Pro-Kopf-Ausgaben des Landes
für Kultur wurde hier festgeschrieben. Gemeinsam mit den www.akku-niedersachsen.de
Kultureinrichtungen will man außerdem im Rahmen eines 

27
POLITIK & STRATEGIE

Abstieg oder 1. Liga? Gesetzentwurf, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass ein erheb-
licher Aufwuchs der Landeskulturförderung erforderlich sei, um
auch nur ansatzweise den Zielen künftiger Kulturpolitik gerecht
Die Bildungsarbeit der öffentlichen Musikschulen liegt im Lan- werden zu können. Tatsächlich ist das KFG bis heute mit keinen
desinteresse. Die Finanzierung öffentlicher Musikschulen ist Fördersummen unterlegt und damit praktisch wirkungslos.
eine gemeinsame Aufgabe von Kommunen und Land.
Bereits in der heißen Phase des Wahlkampfes zur Landtags-
Der neu gewählte Vorstand hat sich das Ziel gesetzt, ange- wahl im Oktober 2022 wurde deutlich, dass die Politik sehr gut
sichts der vielen Herausforderungen konkreter und fordernder über die Arbeit und die Situation der öffentlichen Musikschu-
auf die Politik zuzugehen. In einem ersten Schritt wurde ein po- len informiert war. So wurden auch die vom Landesverband
litisches Forderungspapier mit folgenden Eckpunkten erstellt: formulierten Wahlprüfsteine zur Landtagswahl 2022 von allen
1. Erhöhung des Finanzierungsanteils des Landes an den Parteien beantwortet. Über Parteigrenzen hinweg bestand
Betriebskosten öffentlicher Musikschulen auf mindestens Einigkeit, dass sich das Land Niedersachsen bei der Förderung
des Bundesdurchschnitt (derzeit ca. 10%). der Musikschulen deutlich mehr engagieren muss. Auch im
2. Gesetzliche Festschreibung dieses Anteils z.B. im nieder- Entschließungsantrag der Landesregierung „Musikpädagogi-
sächsischen Kulturfördergesetz. schen Nachwuchs sicherstellen (Landtagsdrucksache 19/638)
3. Bereitstellung zusätzlicher Mittel zum Ausbau des wird als Sofortmaßnahme eine Erhöhung der Musikschulförde-
erfolgreichen Musikalisierungsprogramms „Wir machen rung vordringlich empfohlen.
die Musik!“, um allen Kindern die Chance auf kulturelle
Teilhabe zu eröffnen. Die Forderungen des Landesverbandes fanden auch gro-
4. Schaffung rechtssicherer und finanzieller Rahmenbedin- ße Zustimmung der Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen
gungen, um die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Spitzenverbände Niedersachsens (AGKSV). In einem Schreiben
Musikschulen und Ganztagsschulen auf eine sichere Basis an die neue Landesregierung stellt die AGKSV fest: „Öffentli-
zu stellen che Musikschulen sind Teil der kommunalen Daseinsvorsorge.
Gerade in Zeiten der Krise sind grundlegende Angebote der
In seiner letzten Sitzung der Legislaturperiode beschloss der kommunalen Daseinsvorsorge von großer Bedeutung. Die
niedersächsische Landtag im Juni 2022 das niedersächsische weiter steigenden Kosten werden von den Kommunen allein
Kulturfördergesetz (KFG). Im Rahmen der Verbandsanhörung be- nicht getragen werden können“. Vor diesem Hintergrund
grüßte der Landesverband niedersächsischer Musikschulen den seien die Forderungen des Landesverbandes „gerechtfertigt

28
„Öffentliche Musikschulen sind Teil der kom-
munalen Daseinsvorsorge. In Niedersachsen
gibt es insgesamt 74 öffentliche gemeinnüt-
zige Musikschulen in der Trägerschaft von
Kommunen. Diese tragen gemeinsam mit den
Eltern über 90 % der Einrichtungskosten. Die
Landesförderung stagniert seit über 20 Jah-
ren auf einem geringen Niveau. Mit nur 1,4 %
Finanzierungsanteil liegt Niedersachsen hier Zu Besuch im Landkreis Friesland von links: Landrat Sven Ambrosy,
Dagmar Keuenhof (Geschäftsleiterin VHS), Ralf Mrutzek (Leiter Musikschule),
bundesweit auf dem letzten Platz. Gerade in Frauke Heiligenstadt MdB, Klaus Bredl, Holger Denckmann

Zeiten der Krise sind grundlegende Angebote Fakt ist:


der kommunalen Daseinsvorsorge von großer • Die strukturelle Landesförderung ist seit über 25 Jahren
Bedeutung. Die weiter steigenden Kosten wer- nicht erhöht worden
• Mit einem Anteil von ca. 1,5 % liegt Niedersachsen im
den von den Kommunen allein nicht getragen
Ländervergleich abgeschlagen am Ende der Skala. Der
werden können.“ Durchschnitt liegt hier bei rund 10%.
• Auf die Musikschulen kommen viele Probleme und Anfor-
Arbeitsgemeinschaft der kommunalen
derungen zu – neben allgemeinen Kostensteigerungen vor
Spitzenverbände Niedersachsens
allem der zunehmend spürbare Fachkräftemangel. Nahezu
50% der Unterrichtsstunden drohen in den kommenden
und nachvollziehbar“ und fänden „die volle Unterstützung der Jahren infolge von Verrentungen und Abwanderungen
kommunalen Träger“. In einer gemeinsamen Pressekonferenz von Lehrkräften in den Schuldienst oder in benachbarte
in Jever mit Präsidentin Frauke Heiligenstadt MdB unterstrich Bundesländer wegzubrechen.
Sven Ambrosy, Landrat des Landkreises Friesland und Präsi- • Es drohen massive Einbußen bei Substanz, Qualität, Vielfalt
dent des Niedersächsischen Landkreistages, die Bedeutung und Zugänglichkeit des musikalischen Bildungsangebots.
öffentlicher Musikschulen insbesondere im ländlichen Raum: • Der Erhalt der nahezu flächendeckenden musikschuli-
„Musikschulen sind ein unverzichtbarer Teil unseres Bil- schen Infrastruktur, die Fortführung wichtiger Angebote
dungssystems. Musikalische Bildung für jung und alt ist der für barrierefreie kulturelle Teilhabe, für Begabten- und
Bildungsauftrag. Die Kosten der Musikschulen tragen bislang Nachwuchsförderung, für die Studien- und Berufsvorberei-
Eltern und die Kommunen zu jeweils ca. 50%. Das Land beteiligt tung u.a.m. sind erheblich gefährdet.
sich mit ca. 1,5% der Kosten. Die Forderung des Landesverban- • Zur Sicherung des musikpädagogischen Nachwuchses in
des niedersächsischer Musikschulen und der kommunalen Musikschulen und Schulen gilt es, die Talent- und Bega-
Spitzenverbände ist, dass das Land seinen Anteil auf mindes- bungsförderung sowie die studien- und berufsvorberei-
tens 10% erhöht“. tende Ausbildung dringend auszubauen.

29
POLITIK & STRATEGIE

• Die kommunalen Träger und Nutzer der Einrichtungen 5. Wie können junge Menschen vor diesem Hintergrund für
(=Eltern), die durchschnittlich rund 90% der Betriebskosten ein musikbezogenes Studium und einen Beruf als Musik-
schultern, können weder die inflationsbedingten Kos- lehrer*in begeistert werden?
tensteigerungen noch die zusätzlichen Belastungen (z.B. Die niedersächsische Landesregierung ist aufgefordert, endlich
infolge von Tariferhöhungen oder zunehmenden Energie- gegenzusteuern und dem Beispiel vieler Bundesländer zu
kosten) alleine auffangen. folgen, die mit der Erhöhung ihrer Musikschulförderung ein
• Die öffentlichen Musikschulen sind Motor und Rückgrat entschlossenes Signal zur Absicherung wertvoller Strukturen
der gesamten niedersächsischen Musikkultur. Ohne der musikalischen Bildung setzen.
leistungsfähige Musikschulen keine neuen Lehrkräfte an
Schulen und Musikschulen, keine Ensembles und Orches- Ziel muss sein,
ter, kein Publikum, keine Kooperationen und Angebote in • Musikschulen in ihrer Entwicklung so zu unterstützen,
Kitas, Schulen und Ganztagsschulen… dass sie sich zukunftsfest aufstellen können und ihren
Bildungsauftrag weiterhin erfüllen können.
Es stellen sich folgende Fragen: • gewachsene Strukturen musikalischer und kultureller
1. Wie sollen öffentliche Musikschulen vor dem Hintergrund Bildung und Ausbildung in Niedersachsen flächendeckend
der vielfältigen Anforderungen die an sie herangetrage- zu sichern.
nen politischen und gesellschaftlichen Erwartungen und • attraktive Arbeitsplätze und angemessene Rahmenbedin-
Anforderungen weiterhin erfüllen können? gungen für die musikpädagogische Arbeit zu schaffen und
2. Wie können öffentliche Musikschulen die Qualität, Breite damit jungen Menschen Perspektiven für einen künftigen
und Erreichbarkeit ihres Angebots weiterhin aufrechter- musikpädagogischen Beruf aufzuzeigen.
halten - insbesondere im ländlichen Raum?
3. Wie können öffentliche Musikschulen auch künftig ihren Diese Problemstellungen und Forderungen werden in Gesprä-
Aufgaben als starke und verlässliche Bildungspartner chen mit den Hausspitzen des Niedersächsischen Ministeri-
insbesondere von Kindertageseinrichtungen und Schulen ums für Wissenschaft und Kultur und des Niedersächsischen
gerecht werden? Kultusministeriums sowie mit den Abgeordneten des nieder-
4. Wie können öffentliche Musikschulen angesichts des ho- sächsischen Landtags intensiv erörtert. Ziel ist ein Aufwuchs
hen Kosten- und Innovationsdrucks notwendige Investiti- der Landesförderung bereits im Landeshaushalt 2024.
onen und Anpassungen in zukunftsweisende Ausstattung,
Technologie und Lehrmethoden leisten? Klaus Bredl

30
Musikschulförderung im Vergleich:
Niedersachsen und angrenzende Bundesländer
Vergleichsbasis: Strukturfördermittel benachbarter Bundesländer (ausgenommen Stadtstaaten).

Basisdaten

Bundesland Musikschulen Schüler*innen Wochenstunden Lehrkräfte Gesamtkosten in € Fördergrundlage

Nordrhein-Westfalen 160 353.074 85.335 7.220 223.132.462 € Kulturfördergesetz

Niedersachsen 74 140.663 33.005 2.780 84.337.020 € Glücksspielgesetz

Hessen 66 96.404 30.558 2.619 63.067.703 € Inst. Förderung

Brandenburg 25 48.317 18.270 1.373 37.943.339 € Musikschulgesetz

Thüringen 25 27.914 12.370 917 26.836.284 € Musik- und Kunstschulgesetz

Sachsen-Anhalt 20 25.034 12.193 853 27.472.820 € Musikschulgesetz

Mecklenburg-Vorpommern 16 23.961 10.801 776 24.476.423 € Schulgesetz

Strukturelle Landesförderung (2022) Landesanteil an der Finanzierung öffentlicher Musikschulen*

Nordrhein-Westfalen 9.281.200 € Mecklenburg-Vorpommern 14,96 %


Brandenburg 5.083.169 € Sachsen-Anhalt 14,15 %
Sachsen-Anhalt 3.887.184 € Brandenburg 13,40 %
Mecklenburg-Vorpommern 3.662.720 € Thüringen 12,07 %
Thüringen 3.240.000 € Mittelwert 9,35 %
Hessen 3.162.900 € Hessen 5,02 %
Niedersachsen 1.433.910 € Nordrhein-Westfalen 4,16 %
Niedersachsen 1,70%

Landesförderung pro Schüler*in*

85,44€
155,28€ 116,07€ Mittelwert 26,29€
Thüringen Nordrhein-Westfalen
Sachsen-Anhalt

105,20€ 32,81€
152,86€ 9,58€
Brandenburg Niedersachsen
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern * Alle Angaben auf Basis der Gesamtbetriebsausgaben Stand 31.12.2022

31
DATEN & FAKTEN 2022

26
Träger Kommune
74
40
Träger e.V.
129.245 Schüler*innen
Musikschulen 2.700
1.229.568
6
Träger gGmbH 2 Lehrkräfte
27
andere Träger

davon Kreismusikschulen
Gesamtunterrichtsstunden

31.527 100.524
Jahreswochenstunden Fächerbelegungen

5+39181226m
76,85%
8
Instrumental-
& Vokalfächer 2,65% 4,98%
Ergänzungsfächer
Ergänzungsfächer

6,91% 25,64%
Grundfächer Grundfächer

5,18% 10,96%
Ensemblefächer Ensemblefächer

8,41% 17,25% 41,17%


F 6 7 3 76 +

sonstige sonstige Instrumental-


Unterrichtsangebote Unterrichtsangebote & Vokalfächer

32
GRUNDSCHULEN KINDERTAGESEINRICHTUNGEN
WEITERFÜHRENDE  143  4.180  183  7.416
SCHULEN  398  15.509  324  12.627 MUSIKVEREINE
 19  229
 10  296
 54  2.121
 38  1.500
CHÖRE
GESAMTSCHULEN  0  0
 8  413  0  0 KIRCHEN
 108  4.203  0  0
 0  0
GYMNASIEN VHS
 21  1.034
  1  16
 195  7.603 Kooperationen  1  40
zwischen Musikschulen
FÖRDERSCHULEN und Schulen bzw. SENIORENEINRICHTUNGEN
 6  27 anderen Partnern  4  71
 6  234  2  80

SONST. SCHULEN SONSTIGE PARTNER


 1  15  Anzahl der Einrichtungen  Fächerbelegung  6  158
 2  78  Durchschnittl. Jahreswochenstunden  Gesamtunterrichtszeit  38  1.469

Finanzierung der Musikschulen 2022

83.281.814 € < Einnahmen


37,35% Gebühren 4,44% Landesmittel 51,33% Kommunale Zuschüsse
1,77% sonstige öffentl. Mittel 2,45% sonstige Erlöse 2,66% Unterdeckung

83.281.814 € < Ausgaben


77,95% Pädagogisches Personal 8,74% Verwaltungspersonal
11,72% Sachkosten 1,59% Rücklagen

Quelle: VdM-Berichtsbogen 2022 / Daten: 01.01.2021-31.12.2021


(Abweichungen gegenüber den Vorjahren sind coronabedingt)
33
LANDESFÖRDERUNG

Finanzhilfe Empfänger von Finanzhilfen nach den vorgenannten Rege-


lungen einen festgeschriebenen Anteil der Einnahmen eines
Kalenderjahres, die den Betrag von 147,3 Mio. Euro übersteigen.
Öffentliche gemeinnützige Musikschulen und die Geschäfts- Gemäß dieser Regelung stand dem Landesverband niedersäch-
stelle des Landesverbandes niedersächsischer Musikschulen sischer Musikschulen im Jahr 2022 ein zusätzlicher Betrag von
werden vom Land Niedersachsen mit einer Finanzhilfe aus 327.910,35 Euro zur Verfügung. Insgesamt wurde der Landes-
Glücksspielabgaben gefördert. Die Mittelvergabe erfolgt auf verband somit im Jahr 2022 mit einer Finanzhilfe in Höhe von
der Rechtsgrundlage des § 18 des Niedersächsischen Glücks- 1.433.910,35 Euro gefördert (Vorjahr 1.488.602,46 Euro). Die an-
spielgesetzes (NGlüSpG). teilige Förderung der Geschäftsstelle aus der Finanzhilfe betrug
115.700 Euro.
Das Land Niedersachsen stellt dem Landesverband niedersäch-
sischer Musikschulen sowie anspruchsberechtigten Musikschu- Die restlichen Mittel in Höhe von 1.318.210,35 Euro wurden wie
len aus Konzessionsabgaben lizensierter Glücksspielbetreiber folgt aufgeteilt:
eine gesetzlich garantierte Finanzhilfe zur Verfügung. Der
Landesverband niedersächsischer Musikschulen ist vom Land • Qualifizierungsmaßnahmen (Fortbildungsprogramm):
Niedersachsen beauftragt, die Finanzhilfe nach Abzug eigener 22.000,00 Euro
Verwaltungskosten und Kosten für die Umsetzung satzungsge- • Weiterleitungsmittel an anspruchsberechtigte Musikschu-
mäßer Aufgaben auf der Grundlage des jeweils gültigen Vertei- len: 1.296.210,35 Euro
lerschlüssels an anspruchsberechtigte Träger niedersächsischer
Musikschulen auszuschütten. Der anteiligen Mittelzuweisung Die Weiterleitungsmittel teilen sich wie folgt auf:
geht ein umfassendes Prüfungsverfahren voraus. Überprüft wird
zum einen, ob die Antrag stellenden Musikschulen die geforder- • 571.194,66 Euro (44,07 %) für Ensemblefachangebote (1.502
ten qualitativen Voraussetzungen erfüllt, zum anderen werden Jahreswochenstunden)
die zur Förderung angemeldeten Angaben (Anzahl förderrele- • 527.284,14 Euro (40,68 %) für Instrumental- und Vokalfach-
vante Schülerköpfe und Unterrichtsstunden) kontrolliert. angebote (25.905 Wochenstunden)
• 197.731,55 Euro (15,25 %) für die Studienvorbereitende Aus-
Die Finanzhilfe beträgt jährlich 1.106.000 Euro. Gemäß § 14 Abs. bildung (290 Schüler*innen)
4 Nr. 2 in Verbindung mit Abs. 2 Nr. 2 des NGlüSpG erhalten

34
Aufteilung
der Finanzhilfe 2022

1,53%
902+8F 41+15F Qualifizierungs-
angebote
Wir machen die Musik!
Gesamtsumme 8,07% „Wir machen die Musik!“ (wimadimu) ist ein Programm vom
1.433.910,35€ Verwaltungskosten Land zur Förderung von Kooperationen von Musikschulen mit
Geschäftsstelle Kindertageseinrichtungen und Schulen des Primarbereichs.
Wimadimu hat sich seit 2009 flächendeckend als wichtiges
90,40% Angebot für frühzeitige musikalische Bildung und kulturelle
Weiterleitungsmittel Teilhabe etabliert. Das Land Niedersachsen finanziert bis zu
Musikschulen
50% der an den Musikschulen anfallenden pädagogischen Per-
44 sonalkosten. Abweichend von der ursprünglichen Programm-
planung fand seit 2014 kein Aufwuchs der Landesmittel statt.
Im Schuljahr 2022/23 wurden vom Land wie in den Vorjahren
44,07% rund 2,45 Millionen Euro bereitgestellt.
Ensemblefächer Der Landesanteil an den Gesamtkosten des Projekts beträgt
rund 35%. Die restliche Finanzierung erfolgt durch Mittel der
40,68% Weiterleitungsmittel örtlichen Träger, Eltern und Sponsoren.
Instrumental-/
Vokalfächer 1.296.210,35€
YOUNG PROFESSIONALS

15,25% YOUNG PROFESSIONALS ist ein Projekt zur regionalen


Begabungsförderung, welches mit Mitteln des Niedersäch-
Studienvorbereitende
Ausbildung (SVA) sischen Kultusministeriums im Rahmen des Förderpro-
gramms Hauptsache:Musik Niedersachsen unterstützt wird.
Angesprochen sind motivierte Kinder und Jugendliche mit
Alle für die Beantragung und Vergabe der Finanzhilfe relevan- erkennbarem musikalischen Potenzial. Aufgrund der Covid-19
ten Bestimmungen und Kriterien sind getrennt für jeden der Pandemie konnten nur wenige Veranstaltungen durchgeführt
Förderbereiche in den für das jeweilige Förderjahr gültigen werden, sodass die zur Verfügung stehenden Fördermittel
Fördergrundsätzen und Durchführungsvorschriften für die Fi- nicht umfänglich verausgabt werden konnten. Im Förderzeit-
nanzhilfe verbindlich geregelt. Alle Antragsunterlagen stehen raum Schuljahr 2021/22 wurden Mittel in Höhe von 5.168
im Internet unter der Adresse www.musikschulen-nieder- Euro zur Durchführung von mehreren Tagesseminaren und ei-
sachsen.de zum Download zur Verfügung. nes Hochschultages verwendet. Für das Schuljahr 2022/2023
wurden bereits Mittel in Höhe von 25.280 Euro bewilligt.

35
36
1.312
JWS*

756
Kitas
21.553
Kinder

76
Musikschulen

36.269
erreichte Kinder
442
Schulen
14.716
Kinder

in 2022
1.290
JWS*
Weitere Informationen
finden Sie online unter
*Jahreswochenstunden und www.wimadimu.de

37
WIR MACHEN DIE MUSIK!

Seit 2009 existiert in Niedersachsen ein einzigartiges musika- Förderung sozialer Kompetenzen und eines wertschätzenden
lisches Bildungsprogramm. „Wir machen die Musik!“ etabliert Miteinanders machen „Wir machen die Musik!“ weiterhin zu ei-
musikalische Bildungsangebote in Kindertageseinrichtungen nem unersetzlichen Baustein der frühkindlichen musikalischen
und Grundschulen und ermöglicht so eine frühzeitige kulturelle Bildung in Niedersachsen.
Teilhabe von Kindern zwischen 3 und 10 Jahren flächendeckend
zu etablieren. Die Finanzierung erfolgt durch Mittel des Lan- Im Schuljahr 2022/23 beteiligten sich 76 Musikschulen, 756
des, Zuschüsse von Kommunen und Landkreisen sowie durch Kindertageseinrichtungen und 442 Grundschulen an dem Pro-
Beiträge örtlicher Träger, Eltern und Sponsoren. Über 466.000 gramm. Mehr als 1.000 Kooperationsprojekte mit über 36.000
Kinder haben durch „Wir machen die Musik!“ einen Zugang erreichten Kindern fanden regelmäßig wöchentlich statt.
zur Musik erhalten. Das Land Niedersachsen unterstützt das Programm seit fast

F 15 7 14 + 27
vierzehn Jahren durch eine anteilige Finanzierung der pädago-
Ziel ist es, möglichst vielen Kindern frühzeitig und unabhängig gischen Personalkosten. Abweichend von der ursprünglichen
von ihrer sozialen, wirtschaftlichen und ethnischen Herkunft Planung, die Landesmittel jährlich zu dynamisieren und so für
Zugang zu musikalischen Angeboten zu ermöglichen. Die posi- einen stetigen Aufwuchs des Programms zu sorgen, stagnieren
tive Wirkung von Musik auf die Persönlichkeitsentwicklung, die die Landesmittel seit dem Jahr 2014 bei rund 2,45 Millionen
Euro. Da diese Mittel nicht langfristig im Haushalt abgesichert

37
sind, konnte der status quo in den vergangenen Jahren nur

14% 33%
über die sogenannte „politische Liste“ erhalten werden. Die von
den Musikschulen benötigte Planungssicherheit ist damit nicht
Elternbeiträge Landesmittel
gegeben.

Sonderprojekte: Begabungsförderung und Ukrainehilfe


5% Programm- Die Coronapandemie hat die Arbeit der niedersächsischen Mu-
Drittmittel finanzierung sikschulen in den vergangenen Jahren vor erhebliche Heraus-
Schuljahr 2022/23
forderungen gestellt. Geplante Kooperationsangebote konnten
aufgrund von Zugangsbeschränkungen zu den Einrichtungen

12% 35% größtenteils nicht durchgeführt werden. In Absprache mit dem


Landesverband niedersächsischer Musikschulen wurden nicht
Eigenmittel der Eigenmittel
Kooperationspartner der Musikschulen verausgabte Landesmittel den an „Wir machen die Musik!“

38
Schuljahr 2022/23 2021/22 2020/21

Teilnehmende Musikschulen 76 75 74

Teilnehmende Kitas 756 726 658

Teilnehmende Schulen 442 447 403

Anzahl der Jahreswochenstunden 2.502 2.567 2.485


Nach anfänglicher Zurückhaltung haben die Musikschulen diese
davon in Kitas 1.312 1.302 1.266 z.T. zu 100% geförderten Angebote gut angenommen. Innerhalb
davon in Schulen 1.290 1.265 1.219 kurzer Zeit wurden in ganz Niedersachsen viele örtlichen Projek-
te entwickelt und erprobt, darunter mehrwöchige Gruppenange-
Anzahl der erreichten Kinder 36.269 38.180 34.262
bote für unterschiedliche Instrumente, Instrumental-Workshops,
davon in Kitas 21.533 23.936 21.540
Schnupperunterrichte, Ensemble-, Chor und Orchesterproben,
davon in Schulen 14.716 14.244 12.722 Kurse für Musiktheorie und Gehörbildung u.v.m..

Auch 2023 besteht wieder die Möglichkeit, aus Restmitteln des


beteiligten Musikschulen zweckgebunden für andere Projekte Schuljahres 2021/22 Angebote für musikalisch interessierte
zur Verfügung gestellt. Kinder durchzuführen sowie Kindern aus der Ukraine den Zu-
gang zu den niedersächsischen Musikschulen zu ermöglichen.
Im Jahr 2021 wurden Restmittel aus dem Schuljahr 2019/20 für
die Entwicklung und Erprobung von digitalen bzw. Distanzangebo- Qualifizierungsangebote
ten sowie für Investitionen in digitale Ausstattung bereitgestellt. Im Kontext von „Wir machen die Musik!“ wurden 2021 sechs
Qualifizierungsmaßnahmen angeboten. Am 24. April stellte
Im Jahr 2022 konnten die Musikschulen mit nicht verausgabten Linda Effertz im Online-Workshop „Methodenkoffer EMP -
Landesmitteln aus dem Schuljahr 2020/21 musikalisch besonders Gestalten musikalischer Angebote im Kita- und Grundschulal-
interessierten Kindern ein ergänzendes und weiterführendes An- ter“ den rund zwanzig Teilnehmenden vielfältige musikalische
gebot unterbreiten. So konnte der Grundstein für eine früh einset- Angebote für Kinder im Kita- und Grundschulalter vor. An der
zende Individual- und Begabungsförderung an den Musikschulen Kreismusikschule Goslar e.V. stand am 17. September das
gesetzt werden. Diese zusätzliche Säule des Musikalisierungspro- Thema „Alles ist zum Trommeln da! Rhythmus- und Trommel-
gramms soll nach Möglichkeit verstetigt werden. spiele mit Alltagsgegenständen“ mit dem Dozenten Dr. Richard
Filz im Mittelpunkt. 15 Teilnehmende waren begeistert. Die
Infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erreichte Themen „Kindgerechter Einsatz der Stimme“, „Gruppenimpro-
eine Vielzahl an geflüchteten Menschen auch Niedersachsen. visation und musikalische Kreativität“, „Rhythmik für Kita- und
Musikschulen konnten weitere nicht verausgabte Restmittel Grundschulkinder“ sowie „Schwierige Kinder sind Kinder in
unbürokratisch für Angebote einsetzen, die sich an geflüchtete Schwierigkeiten“ konnten aufgrund der Corona-Pandemie nicht
ukrainische Kinder und Jugendliche richteten. durchgeführt bzw. mussten ins Folgejahr verschoben werden.

39
YOUNG PROFESSIONALS

FÖRDERPROGRAMM
des Landesverbandes niedersächsischer
Musikschulen für musikalisch besonders
talentierte junge Menschen

YOUNG PROFESSIONALS ist ein Förderprogramm für musika- Hauptsache:Musik – Projekt YOUNG PROFESSIONALS
lisch besonders talentierte junge Menschen und ein wichtiger Schuljahr 2021/2022
Baustein im Konzept des Landesverbandes niedersächsischer Mit der Fördermaßnahme YOUNG PROFESSIONALS setzt der
Musikschulen zur systematischen musikalischen Individual- Landesverband niedersächsischer Musikschulen auch im
und Begabungsförderung. Angesprochen sind interessierte Schuljahr 2021/2022 seine Bemühungen zur Förderung mu-
junge Musikschüler*innen im Alter zwischen acht und 14 sikalisch begabter und interessierter Kinder fort. Wie auch im
Jahren, die über ein besonderes musikalisches Potenzial ver- Vorjahr ist die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik,
fügen. Mithilfe des Programms sollen sie wichtige Impulse für Theater und Medien Hannover und dem Institut für Musik
ihre weitere Entwicklung erhalten. (IfM) an der Hochschule Osnabrück eine tragende Säule.

40
Eingeladen sind Kinder und Jugendliche mit besonderem in Braunschweig und in Wolfsburg sogenannte Basis- und
musikalischem Interesse, die Unterricht an einer Musikschule Aufbauseminare durchgeführt werden. Die an den nieder-
oder im privaten Umfeld erhalten. Gezielt wird die Altersgrup- sächsischen Musikschulen noch immer deutlich spürbaren
pe acht bis 14 Jahre angesprochen, um so ein ergänzendes Nachwirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen
Angebot vor der „Studienvorbereitenden Ausbildung (SVA) zu und Maßnahmen führten mancherorts dazu, dass ursprüng-
etablieren. Für die Teilnahme an geplanten Tagesseminaren lich geplante Initiativen und Angebote im Rahmen des Pro-
und begleitenden Hochschultagen ist eine Empfehlung der jektes aufgrund fehlender Kapazitäten ins nächste Schuljahr
Fachlehrkräfte oder der Schulleitung erforderlich. Verantwort- verschoben werden mussten.
lich für die Planung und Durchführung dieser Veranstaltungen
sind die regionalen Musikschulverbünde und deren Regio-
nalkoordinator*innen. Ergänzend zu den Tagesseminaren
sind Informations- und Begegnungstage an den Hochschul-
standorten Hannover und Osnabrück geplant, die sich an
interessierte junge Musiker*innen und auch an deren Eltern young professionals ist ein Förderprog
richten. sonders talentierte junge Menschen un
Konzept des Landesverbandes nieders
systematischen musikalischen Individu
rung. Angesprochen sind interessierte
Im Schuljahr 2021/22 wurden insgesamt 3 Tagesseminare im Alter zwischen 8 und 14 Jahren, die
kalisches Potenzial verfügen. Mithilfe d
mit einem attraktiven Angebot rund um Musiktheorie und wichtige Impulse für ihre weitere Entw
Gehörbildung, Improvisation, Rhythmik und Ensemblespiel
young professionals ist die Fortsetzun
durchgeführt. Die eingesetzten Dozentinnen und Dozenten menarbeit des Landesverbandes niede
mit dem Institut zur Früh-Förderung m
waren entweder qualifizierte Lehrkräfte der Musikschulen (IFF) an der Hochschule für Musik, The
fort. Einbezogen ist auch das Institut f
oder Fachdozent*innen mit entsprechenden Qualifikationen Osnabrück.
und Expertise.

Erfreulicherweise konnten in der Region Braunschweig, wenn Flyer zum Förderprogramm YOUNG PROFESSIONALS
auch unter pandemiebedingt noch immer erschwerten Bedin-
gungen, mehrere Tagesseminare stattfinden. Unter der Regie
www.musikschulen-niedersachsen.de
des zuständigen Regionalkoordinators Daniel Keding, Schul-
» Landesverband » Projekte » YOUNG PROFESSIONALS
leiter der Städtischen Musikschule Braunschweig, konnten

41
YOUNG PROFESSIONALS

Kanongesang (Count on me) und verschiedene Rhythmuszir-


kel mit Cajons und Djemben. Eine Mittagspause mit Pizza für
alle und mehrere kurze Trinkpausen (Kekse und Obst gab es
ebenfalls) waren über den Tag verteilt. Am Ende des Semin-
artages konnten die Schüler*innen den Tag reflektieren. Das
Feedback war durchweg positiv und die Kinder freuten sich
schon auf ähnliche Angebote in der Zukunft.
Heiderauschen 2022 - Musikschule Uelzen Daniel Wilke
Musikschule der Stadt Braunschweig
YOUNG PROFESSIONALS-Tagesseminare“
in Wolfsburg Herbst-Winter 2022
An 4 Samstagen fanden in den Räumlichkeiten der Musik- Hochschultag „Improvisieren, Üben, Erleben -
schule der Stadt Wolfsburg die YOUNG PROFESSIONALS-Ta- Ein Hochschultag für Kinder“
gesseminare statt. Insgesamt 14 Schüler*innen im Alter von Unter dem Motto „Improvisieren, Üben, Erleben“ fand der 1.
acht bis 14 Jahren nahmen daran teil. Hochschultag für Kinder im Rahmen des Projekts YOUNG
PROFESSIONALS am Samstag, den 24.09.2022 von 10 bis
Frau Bäumler und Daniel Wilke unterrichteten gemeinsam 17.30 Uhr sehr erfolgreich an der Hochschule für Musik,
für alle im Plenum. Inhalte waren: Kennenlernspiele (Rhyth- Theater und Medien Hannover (HMTMH) statt. An dem reich-
muspuzzle), einfache Musiktheorie (u.a. wofür gibt es Takte, haltigen Workshop-Tag, der von Lehrenden der Fachgruppe
Taktarten, Tonarten, Vorzeichen). Das Ensemblespiel stand im Musikdidaktik der HMTMH organisiert und gestaltet wurde,
Vordergrund des Seminartages. Hier lernten die Schüler*in- nahmen knapp 30 musikaffine und talentierte Schüler*in-
nen das Stück Prelude aus dem Te Deum von Charpentier nen zwischen acht und 14 Jahren aus Musikschulen in ganz
kennen. Nachdem die Noten bei jeder/ jedem einigermaßen Niedersachsen teil.
eingeübt waren, lernten die Schüler*innen, im Ensemble zu
spielen. Also aufeinander hören, Dynamik beachten, der Diri- Die Kinder konnten beim Hochschultag Lehrende und
gentin (Frau Bäumler) folgen etc. Studierende der Hochschule sowie das Gebäude, das „Ohr“,
kennenlernen und mit anderen musikbegeisterten Kindern
Weitere Inhalte des Tages waren das Erlernen und Verste- aus ganz Niedersachsen zusammentreffen. Ihnen wurde ein
hen verschiedener Dirigierfiguren, das Erkennen von Takten, abwechslungsreiches Programm geboten: In verschiedenen

42
Workshops zu Improvisation wurden sie kreativ und erlebten, (siehe auch das Programm). Mehrere Workshops thematisier-
was es heißt, sich ohne Noten auszudrücken, musikalisch zu ten die Praxis und Kunst der Improvisation. In den Workshops
interagieren und gemeinsam eigene Musik zu erfinden. Das mit Katharina Sasse und Luisa Schröder, Prof. Dr. Corinna Eik-
Thema „Üben“ wurde in kleinen Gruppen thematisiert und meier, Susanna Dußler und Antje Wienecke sowie Prof. Elisa
auch durch Angebote im Bereich der Körperarbeit erfahrbar Läubin wurde jeweils unterschiedliche Schwerpunkte gelegt.
gemacht. Für die Eltern bzw. erwachsene Begleitpersonen gab Gemeinsam war den Workshops, dass gelernt werden konnte,
es am Vormittag die Gelegenheit, einen Vortrag zu gesund- sich – in Ergänzung zum regulären Instrumentalunterricht
heitlichen Aspekten des Übens und Musizieren zu hören, Fra- – auf spielerische und freie, kreative Weise mit unterschied-
gen zu stellen und sich im Elterncafé im Foyer der Hochschule lichen musikalischen Mitteln auszudrücken und gemeinsam
auszutauschen. Musik zu erfinden. Die Thematik des Übens stand im Vor-
dergrund in den Workshops mit Susanne Busch und Daniel
Nach einleitenden Grußworten zur Eröffnung der Veran- Haupt sowie Christina Petersen. Ein Workshop zu Musik und
staltung durch die Sprecherin der Fachgruppe, Frau Prof. Dr. Bewegung mit Prof. Catrin Smorra rundete das Angebot ab.
Andrea Welte und Klaus Bredl leitete Prof. Elisa Läubin ein Dass das Gesamtkonzept rund um die Themen Improvisation,
Warm Up mit allen Anwesenden – Kindern wie Erwachsene Körper und Üben sehr gut aufging, zeigte sich in der regen
– an. Mit Körperarbeit und Body Percussion als Einstimmung Mitarbeit und Begeisterung aller Kinder.
auf einen musikalischen Tag wurde der ganze Raum mit Ener-
gie und guter Stimmung gefüllt. Der Vortrag von Hauke Siewertsen zum Thema „Gesundheit
beim Üben und Musizieren. Physiologische und psychologi-
Im Anschluss wurden die Kinder in drei Gruppen eingeteilt, sche Aspekte“ am Vormittag war sehr gut besucht. Den Eltern
die über den Tag verteilt an thematischen Workshops bei ver- wurden viele Informationen zu gesundheitlichen Aspekten des
schiedenen Lehrenden und Master-Studierenden teilnahmen Übens und Musizierens wie zum Beispiel zur Körperhaltung,
zur inneren Haltung und zu einem konstruktiven Umgang mit
Erste gemeinsame Ensembleprobe - Städtische Musikschule Braunschweig Fehlern gegeben. Der Raum für Fragen und Austausch wurde
gut genutzt.

Nach der Mittagspause mit verschiedenen Sorten Pizza


im Mensa-Bereich der Hochschule erhielten die Kinder bei
Führungen durch das Gebäude lebendige Eindrücke vom

43
YOUNG PROFESSIONALS

Hochschulleben. Sie konnten nicht nur den Richard-Jakob-


Saal betreten, sondern durften z.B. auch eine Weile bei ver-
schiedenen Kammermusikproben von Studierenden zuhören.
Rhythmuseinheit im Musikschulgarten - Städtische Musikschule Braunschweig
Beendet wurde der Tag mit einer gemeinsamen Ab-
schlusspräsentation aller Gruppen, die von Prof. Dr. Andrea Ein für die Durchführung am Institut für Musik der Hochschule
Welte moderiert wurde. Hier zeigten die Kinder mit großer Osnabrück geplanter Hochschultag ließ sich in diesem Förder-
Begeisterung und sehr eindrucksvoll musikalische Ausschnit- zeitraum nicht realisieren. Die Umsetzung wird im kommen-
te aus einigen Workshop-Einheiten. In hoher musikalischer den Schuljahr erfolgen.
Qualität und mit reichen Klangfarben wurden dargeboten: ein
improvisierter „Freizeitpark“, eine dramatische „Räubersonate Insgesamt berichten die Musikschulen und Regionalkoordina-
in drei Sätzen“, eine Sequenz aus dem Bereich von Bewegung tor*innen von großem Zuspruch und Improvisationskompe-
und Musik, eine Improvisation „Taschengeld“, eine erheiternde tenzen seitens der durchführenden Musikschulen, Dozent*in-
vokale „Soundmaschine“ sowie ein philosophisch-inspiriertes nen, Eltern und Kinder. Die auch überregional gepflegte
improvisiertes Stück „Aus dem Leben einer Eintagsfliege“. Die Zusammenarbeit konnte die Vernetzung von Einrichtungen,
Beiträge der Kinder erhielten viel Applaus – es war eine große handelnden Personen und Teilnehmenden noch weiter ver-
Freude, die selbst erfundene und frei dargebotene Musik zu tiefen. Zum Teil wurden hier neue Wege der Zusammenarbeit
erleben und dabei das Involviert-Sein und Engagement der beschritten, um die Förderung musikalisch besonders interes-
Kinder hautnah zu spüren. sierter Kinder zu einem weiteren und fortdauernden Angebot
zu verstetigen und gerade in turbulenten Zeiten den Kindern
Alles in allem war der Hochschultag ein äußerst dichtes, individuelle musikalische Erlebnis- und Entwicklungsräume
buntes und abwechslungsreiches Erlebnis für alle, die dabei anbieten zu können. Auch die inhaltliche und planerische
waren. Die Resonanz von Kindern und Eltern war extrem Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik, Theater und
positiv und es wurde häufig der Wunsch nach einer baldigen Medien Hannover trug dazu bei, hier neue Möglichkeiten zu
Wiederaufnahme oder Fortsetzung des wunderbaren Tages entdecken und Synergieeffekte entstehen zu lassen. Des-
geäußert. weitern konnten die Erfahrungen aus dem vorangegangenen
Schuljahr im Bezug auf die inhaltliche Gestaltung der Tages-
Prof. Dr. Andrea Welte seminar-Angebote noch weiter spezifiziert und bedarfsorien-
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover tierter umgesetzt werden.

44
„Das große Engagement des
Landesverbands niedersächsischer
Musikschulen und der teilnehmenden
Musikschulen trägt maßgeblich dazu bei,
den Kindern in ganz Niedersachsen einen
niedrigschwelligen Zugang zur Musik
zu ermöglichen.“
Björn Thümler
Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur (bis 11.2022)

45
QUALIFIZIERUNG

Fortbildungen 2022 zu decken. Die Teilnehmenden und Absolvent*innen des


Lehrgangs wurden insbesondere für den Einsatz und die Mit-
wirkung im niedersächsischen Musikalisierungsprogramm „Wir
2022 hat der Landesverband niedersächsischer Musikschu- machen die Musik!“ (wimadimu) umfassend qualifiziert.
len rund 400 Musiklehrkräfte in 26 Qualifizierungsangeboten
fortgebildet, vernetzt und mit viel Fachwissen versorgt. 17 Teil- Der Lehrgang befähigt die Teilnehmenden, Unterrichtsangebo-
nehmer*innen schlossen im Mai 2022 den berufsbegleitenden te für Kindergruppen der Elementaren Musikpraxis zwischen
Lehrgang Elementare musikalische Bildung für Kinder von 3 3 und 6 Jahren an Musikschulen zu unterrichten. Neben den
bis 6 „Spiel mit Musik!“ in Kooperation des Landesverbandes beiden Lehrgangsleiterinnen Prof. Elisa Läubin (Hochschule für
niedersächsischer Musikschulen mit der Landesmusikakade- Musik, Theater und Medien Hannover) und Prof. Jule Greiner
mie Niedersachsen erfolgreich ab. Im September 2022 veran- (Institut für Musik der Hochschule Osnabrück) arbeiteten die
staltete der Landesverband für insgesamt 70 Musikschullehr- Dozentinnen Prof. Catrin Smorra (Bewegung/Tanz, künstleri-
kräfte aus Kita- und Grundschulkooperationen den FACHTAG in sche Gestaltung), Linda Effertz (Elementares Instrumentalspiel,
der Region im Rahmen des landesweiten Musikalisierungspro- Liedbegleitung, Inklusion) und Hannah Heuking (Bewegung und
gramms „Wir machen die Musik!“. Bewegungsimprovisation, Weltmusik, Unterrichtspraxis) mit
den zukünftigen EMP-Lehrkräften.

Erfolgreicher Abschluss des berufsbegleitenden Lehrgang


Elementare musikalische Bildung für Kinder von 3 bis 6 „Spiel Die Absolvent*innen des berufsbegleitenden Lehrgangs 2022
mit Musik!“
Im Mai 2022 endete die fast eineinhalbjährige Weiterbildung
im Rahmen des sechsphasigen berufsbegleitenden Lehrgangs
mit 20 Teilnehmenden aus ganz Niedersachsen. Der vom
Landesverband niedersächsischer Musikschulen, der Landes-
musikakademie und Musikland Niedersachsen gGmbH sowie
der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
durchgeführte Lehrgang war im Februar 2021 gestartet. Ziel
des Lehrgangs ist es, den stark wachsenden Bedarf der Musik-
schulen an musikpädagogischen Fachkräften in diesem Bereich

46
Zu einer möglichen Neuauflage ab Herbst 2023 haben sich alle die begeisterten Teilnehmer*innen viele Impulse für ihren
Beteiligten grundsätzlich bereit erklärt. Arbeitsalltag in der Kita, Musik- oder Grundschule.

Der Landesverband dankt den Lehrgangsleiterinnen Prof. Jule Der Fachtag erhielt sodann durchweg positive Rückmeldun-
Greiner, Prof. Elisa Läubin, der Prüfungskommission um Sigrid gen von Teilnehmenden: „Die Veranstaltung mit den einzel-
Neugebauer-Schettler und Dr. Roberto Reale sowie Markus nen Workshops war sehr lehrreich und hat mir viel Freude
Lüdke und seinem Team von der Landesmusikakademie für ihr bereitet!“, „Eine tolle Möglichkeit, drei Dozenten*innen an
großes Engagement. einem Tag zu erleben“ oder „Jeder Dozent hat seine eigene
Note gesetzt und ich konnte viel für mich und meine Arbeit
mitnehmen“.
FACHTAG „Wir machen die Musik!“ in der Region
Die insgesamt rund 70 Teilnehmenden erlebten in drei Work- Den Musikschulen in Garbsen und Emden gebührt großer
shops mit erfahrenen Dozent*innen die ganze Bandbreite der Dank für die reibungslose Organisation.
Elementaren Musikpraxis. Der Fachtag fand an den Musik-
schulen Emden und Garbsen statt. Prof. Werner Beidinger
spielte in seinem Workshop „Der Körper als Instrument“, mit 2022
Klanggesten und der Stimme sowie unterschiedlichen Begleit-
mustern.
FORTBILDUNGEN
Landesverband niedersächsischer Musikschulen
Praxisnahe und zukunftsorientierte Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte an Musikschulen,
Musiklehrkräfte allgemein bildender Schulen, pädagogische Fachkräfte an Kindertageseinrichtun-
Im Workshop „Methodenkoffer EMP“ stellte Linda Effertz gen sowie Studierende in vier Themenfeldern.

Lieder und Spielideen vor, die gleich praktisch erprobt wurden. DATUM TITEL DER FORTBILDUNG DOZENT*INNEN ORT

Vielfältige Methoden für den Einsatz von elementaren Instru- Alexandertechnik Kreismusikschule Ammerland e.V.
Sa 12.02. Leichtigkeit lernen
Felix Romacker
Westerstede

Mit Freude Singen, Spielen, Sprechen


menten, Bewegungsideen und kreative musikalische Impulse

Musische Akademie
Do 17.02. Rhythmik für Kita- und Grundschulkinder
Rolf Grillo
Emden e.V.

MeetUp! Gut gemacht!


rundeten ihr Angebot ab. Fr 25.02. Sandra Engelhardt  Online über ZOOM
Die Kunst der hilfreichen Rückmeldung

Fr 04.03. Erfolgreich kommunizieren Katrin Winkler  Online über ZOOM


Wie aus Problemen Lösungen werden

Fr 25.03. Konfliktgespräche lösungsorientiert führen Heidekreis Musikschule e.V.

In dem Workshop mit Dagmar Grössler-Romann standen kre-


Felicitas Ganten
Workshop für Leitungskräfte an Musikschulen Soltau

Wir machen die Musik! und Sprache



Kreismusikschule
Sa 26.03.
ative Bausteine für entspannte EMP-Stunden im Mittelpunkt.
Katja Grote
Sprachbewusst mit Kindern musizieren Goslar e.V.

Mo 28.03. Schutzkonzept zur Prävention von Missbrauch Friedrun Vollmer


Landesverband niedersächsischer

Ihr Motto: „Musik selber machen zaubert Kinderlachen!“. Mit


Workshop für Leitungskräfte an Musikschulen Musikschulen e.V. Hannover

Kooperatives Arbeiten in der EMP



Musikschule der Stadt
Di 29.03. Prof. Jule Greiner

einfachen Liedern und kleinen Ritualen zum Herbst erhielten


Vielfalt, Inspiration und Nachhaltigkeit Salzgitter

Sa 23.04. Lebendiges Lernen und Musizieren mit Gitarren Clemens Völker Musikschule der
Neue Materialien und Spielideen für das gemeinsame Musizieren Jochen Buschmann Landeshauptstadt Hannover

Netzwerk Inklusion: Musikschule offen für alle



Musik&Kunstschule
Sa 23.04. Sigrid Neugebauer-Schettler

47
Workshop für Leitungskräfte an Musikschulen der Stadt Osnabrück

Fr 29.04. Wertschätzung Katrin Winkler  Online über ZOOM


Weit mehr als Lob und Anerkennung

Fr 06.05. MeetUp! Energiefresser*innen Sandra Engelhardt  Online über ZOOM


Kraftsparender Umgang mit kräftezehrenden Menschen

Auf dem Schlauch geht’s auch! Regina Heng


Musikschule des
ÖFFENTLICHE MUSIKSCHULEN

Ziele, Auftrag, Qualität, Kommune wesentliche Verantwortung übernimmt. Die öffent-


liche Trägerschaft gewährleistet, dass der Betrieb der Musik-
Angebot & Finanzierung schulen verlässlich nach den Grundsätzen der Gemeinwohlori-
entierung und Transparenz, der ungehinderten Zugänglichkeit
sowie in der erforderlichen Breite und Qualität des Angebots
AUFTRAG erfolgen kann.
Öffentliche Musikschulen im Verband deutscher Musikschulen
(VdM) sind Bildungseinrichtungen für Kinder, Jugendliche und QUALITÄT
Erwachsene. Sie sind kommunal verantwortete Einrichtungen Öffentliche Musikschulen erfüllen ihren Bildungsauftrag auf der
mit bildungs-, kultur-, jugend- und sozialpolitischen Aufgaben. Grundlage eines gesicherten curricularen Konzepts und auf der
Sie legen mit qualifiziertem Fachunterricht die Grundlage für eine Basis qualitätsorientierter Richtlinien des VdM. Zu den hohen
lebenslange Beschäftigung mit Musik. Sie eröffnen ihren Schü- Anforderungen gehören die gemeinnützige öffentliche Träger-
lerinnen und Schülern jeden Alters Möglichkeiten zum qualität- schaft, der verbindliche Aufbau nach dem VdM-Strukturplan,
vollen gemeinschaftlichen Musizieren in der Musikschule, in der der Unterricht nach VdM-Lehrplänen sowie die musikpädago-
allgemein bildenden Schule, in der Familie oder in den vielfältigen gische Qualifikation von Lehrkräften und Schulleitungen. Viele
Formen des Laienmusizierens. Besonders begabte Schüler*in- Musikschulen verfügen darüber hinaus über ein integriertes
nen erhalten eine spezielle Förderung, die auch die Vorbereitung Qualitätsmanagement.
auf ein musikalisches Berufsstudium umfassen kann.
FÄCHERANGEBOT
Dem Landesverband niedersächsischer Musikschulen gehören Ein umfangreiches Fächerangebot reicht von der musikalischen
74 öffentliche gemeinnützige Musikschulen an. Rund 2.900 Grundbildung über die Breitenarbeit und die Begabtenförde-
Fachlehrkräfte unterrichten kontinuierlich mehr als 150.000 rung bis hin zur Vorbereitung auf ein Musikstudium. Angebote
Schüler*innen bei ca. 120.000 Fächerbelegungen in wöchent- der Elementaren Musikpädagogik bilden die Grundlage für den
lich rund 35.000 Unterrichtsstunden flächendeckend an über weiterführenden Unterricht in den Instrumental- und Vokal-
650 Standorten in Niedersachsen. fächern in allen Leistungsstufen. Ensemblefächer laden zum
gemeinsamen Musizieren ein und sind ebenso wie ergänzende
TRÄGERSCHAFT Fachangebote integraler Bestandteil eines in sich schlüssigen
Träger einer Musikschule ist entweder eine Kommune oder Bildungsangebots.
eine gemeinnützige privatrechtliche Einrichtung, in der die

48
KOOPERATIONEN
Zahlreiche Kooperationen mit weiteren kommunalen Bildungs-
trägern und Einrichtungen wie z.B. Kindertagesstätten, Schulen,
Jugendzentren, Musikvereinen sowie Kirchen sind sichtbares
Zeichen eines modernen und offenen Selbstverständnisses
und unterstreichen die Verantwortung öffentlicher Musikschu-
len als Netzwerkpartner in der kommunalen Bildungsland-
schaft. Breite Teile der Bevölkerung erhalten so die Chance, an
den Angeboten der Musikschulen teilzuhaben und Musik für
sich zu entdecken.

VERANSTALTUNGEN
Schüler- und Orchesterkonzerte, Bandauftritte, Projekte, Musik-
freizeiten und musikalische Umrahmungen kommunaler oder
privater Veranstaltungen sind Teil des pädagogischen Auftrags
und prägen das individuelle Erscheinungsbild einer öffentli-
chen Musikschule. Sie ermöglichen kulturelle Teilhabe für viele
Menschen und sorgen für ein vitales und buntes Musikleben in
den Kommunen.

FINANZIERUNG
Die Finanzierung von Musikschulen ist eine öffentliche Aufga-
be. Maßgebliche finanzielle Verantwortung für den Betrieb der
Einrichtungen tragen die Kommunen. Fördermittel des Landes
stellen eine weitere wichtige Finanzierungssäule dar. Über die
Hälfte ihres Finanzbedarfs erwirtschaften die Musikschulen
jedoch selbst durch Einnahmen aus Unterrichtsgebühren und
Spenden. Sie zählen damit zu den öffentlichen Kultur- und
Bildungseinrichtungen mit dem höchsten Kostendeckungsgrad.

49
AUS DEN MUSIKSCHULEN

Städtische musiziert“ starten. 28 Preisträger*innen


erhielten eine Einladung zum Landes-
sich Ensemblestücke und solistische
Beiträge, die im November bei einer Vor-
Musikschule wettbewerb. 19 Preisträger*innenkonn- premiere aufgeführt werden konnten.

Braunschweig ten sich für den Bundeswettbewerb


qualifizieren.
Den Abschluss fand die Musikschulwo-
che im Kleinen Haus des Staatstheaters
mit einer Aufführung der Semi-Oper
Städtische Musikschule Braunschweig – Der Konzert- & Förderverein der Städ- „The Fairy Queen“ von Henry Purcell mit
das war unser Jahr 2022 tischen Musikschule Braunschweig rund 70 Mitwirkenden unter der Leitung
feierte im März 2022 sein 30-jähriges von Annette Berryman.
Die Städtische Musikschule Braun- Gründungsjubiläum. Durch die Ver-
schweig konnte mit zahlreichen anstaltung mehrerer Benefizkonzerte Im September präsentierte sich die
Erfolgen (41 Preisträger*innen) beim 59. konnten beachtliche Spendeneinnah- Städtische Musikschule Braunschweig
virtuellen Regionalwettbewerb „Jugend men für den Konzert- und Förderverein mit mehreren Auftritten der Musik-
gesammelt werden. schulbigband sowie des Jugend-Sin-
fonie-Orchesters in der Stadt unter
Aus der Politik wurde ein Auftrag zur Anderem beim neuen regionalen
Abwägung und Bewertung für einen Veranstaltungsformat „Kulturmeile“
Musikschulneubau vorgelegt. gemeinsam mit dem benachbarten
Staatstheater Braunschweig, dem
Im Rahmen des Förderprogramms Herzog-Anton-Ulrich-Museum, dem
YOUNG PROFESSIONALS des Landes- Fotomuseum und dem Städtischen
verbandes niedersächsischer Musik- Museum im Rahmen eines „Tags der
schulen für musikalisch besonders offenen Tür“.
motivierte und interessierte 8-13-jäh-
rige beteiligte sich die Städtische Im weiteren Verlauf des Jahres kon-
Musikschule Braunschweig mit acht zentrierten sich die Vorbereitungen auf
Seminarangeboten, an denen rund 30 die „Braunschweiger Musikschultage“.
Aufführung der Semi-Oper „The Fairy Queen“ von
Henry Purcell im Kleinen Haus des Staatstheaters Kinder teilnahmen. Aus den Seminarta- Rund 500 Schülerinnen und Schüler der
Braunschweig im Rahmen der 31. Braunschweiger
Musikschultage. gen des Förderprogramms entwickelten Städtischen Musikschule Braunschweig

50
Das Jugend-Sinfonie-Orchester der Städtischen Musikschule Braunschweig spielt Teilnehmer*innen der ersten viertägigen Seminarreihe im Rahmen
Filmmusik aus „Star Wars“ in der Volkswagen Halle Braunschweig von YOUNG PROFESSIONALS in der Region Braunschweig.

beteiligten sich an etwa 40 Veranstal- einen -musiker im Alter zwischen elf „Dornse“, dem Veranstaltungsraum
tungen beim größten Braunschweiger und 16 Jahren. Sie haben Braunschweig „Roter Saal“, den Aulen der Gaußschule
Nachwuchs-Musik-Festival. und die Region beim diesjährigen Bun- und des Wilhelm Gymnasiums sowie
deswettbewerb von „Jugend musiziert“ dem soziokulturellen Zentrum „KufA
Im Rahmen des Eröffnungskonzertes besonders erfolgreich vertreten. Haus“ besucht werden.
Mitte November in der Volkswagen Halle
Braunschweig gestalteten das Querflö- Innerhalb der Musikschulwoche fanden Im Rahmen der Musikwoche fand das
tenorchester „Flautissimo“, das Schlag- zahlreiche unterschiedliche Konzerte Preisträgerkonzert zur Vergabe der
zeugensemble „Schlagwerk Total“, sowie statt, die für jeden Geschmack etwas Musikstipendien und Förderpreise der
ein Ensemble des Großprojektes mit zu bieten hatten: Zum Beispiel wurde Stiftung Braunschweigischer Kulturbe-
Ausschnitten der Semi-Oper „The Fairy für junge Musikinteressierte Konzerte sitz (SBK) durch Oberbürgermeister a.D.,
Queen“ von Henry Purcell, die Bigband mit der Überschrift „Kinder spielen für Ulrich Markurth, in der Dornse statt. Es
sowie das Jugend-Sinfonie-Orchester Kinder“ sowie das beliebte „Musikmär- konnten zwei Stipendien an die Sängerin
und die Bigband den offiziellen Auftakt chen“ angeboten. In diesem Jahr zeigte Marie Gazda und an den Sänger Jonat-
der regionalen Veranstaltungsreihe. In Hanns-Wilhelm Goetzke „Das Rotkäpp- han Jobs vergeben werden.
diesem Konzert konnte auch wieder der chen“ in einer eigenen Bearbeitung.
„Louis Spohr Jugendmusikförderpreis“ Zahlreiche Klassenkonzerte einzelner Insgesamt wurden die Veranstaltungen
der Stadt Braunschweig 2022 verliehen. Lehrkräfte sowie Ensemble- und Jazz- von rund 2.500 Musikinteressierten
Dieser Preis wurde erstmals parallel an Rock-Pop-Konzerte konnten an unter- besucht. Etwa 800 Musikschülerinnen
zwei Ensembles verliehen und zwar an schiedlichen Orten, wie dem mittelal- und -schüler wirkten daran mit.
vier junge Nachwuchsmusikerinnen und terlichen braunschweiger Prachtsaal Daniel Keding
Städtische Musikschule Braunschweig

51
AUS DEN
MUSIKSCHULEN

Musikschule einer weiteren Anhebung der Fördersum-


me. Es ging sehr im Detail um die Frage,
Musikschule
Holzminden e.V. wie die Musikschule ihre Attraktivität als Wunstorf
Arbeitgeber ausbauen kann, ohne dabei
Unterrichtsentgelte zu stark anheben zu
Politik in Holzminden steht zu ihrer müssen. Zudem darf der Lehrermangel Chorarbeit mit Gastdozenten
Musikschule an den allgemein bildenden Schulen nicht „Und jetzt machen wir das im Kanon.“
Auch in Holzminden steht das Thema zu Abwerbungen an den Musikschulen Zwanzig Paar Kinderaugen sind ge-
der Finanzierung der Musikschule in führen. Es wird zunehmend schwer, spannt auf Matthias Stubenvoll gerichtet,
regelmäßigen Abständen auf der Tages- Lehrkräfte an der Musikschule zu halten der die Chorkinder aus Wunstorf mit
ordnung der Ratssitzungen. Nachdem für oder neue für die Arbeit zu begeistern - präzisen Gesten durch einen Sprechka-
die Jahre 2020-2022 ein Vertrag mit der ein Umstand, den fast alle Musikschulen non führt. „Seid ihr eigentlich immer so
Stadt abgeschlossen werden konnte, der in Niedersachsen beklagen. brav? Vielleicht können wir tauschen!
eine jährliche Anhebung der städtischen Dann komme ich zu euch und euer Chor-
Förderung um 20% beinhaltete, galt es Mit einem Fünf-Jahres-Vertrag soll leiter dirigiert meinen Chor in Nürnberg,“
im letzten Jahr einen neuen Vertrag zu dieser Entwicklung ab 2023 in Holzmin- scherzt Stubenvoll. Und tatsächlich
verhandeln. den begegnet werden. Danach steigt die beginnt die Sonderprobe des Kinderchors
Förderung für zwei weitere Jahre um 15%, mit dem renommierten Gastdozenten
Mit einem neuen Bürgermeister und vie- anschließend jährlich um 4%. Damit ist sehr diszipliniert.
len Neubesetzungen im Stadtrat, wurde eine Perspektive geschaffen worden, um
lange über den Abschluss diskutiert. die Qualität der Musikschule zu stabili- Im September hatte der Kinderchor der
Drei Mal war die Musikschule Thema im sieren, weiterhin soziale Gerechtigkeit in Musikschule Wunstorf am Niedersäch-
Kulturausschuss, zwei Mal bei Ratssit- der Gebührenordnung zu erhalten und sischen Chorwettbewerb teilgenommen
zungen und dazwischen hatten fast alle das Angebot auszubauen. und zusätzlich zu einem ersten Preis
Fraktionen die Schulleitung zu internen gleich drei Förderpreise erhalten. Einer
Alexander Käberich
Sitzungen eingeladen. Die Leistungen der Musikschule Holzminden e.V. dieser Preise war ein Probentag mit
Musikschule wurden dabei nie in Frage einem Chorleiter nach Wahl. Und die
gestellt, auch nicht die Grundsätzlichkeit Wahl fiel auf den Hochschuldozenten

52
Musikschule
Wedemark e.V.

Gastdozent Matthias Stubenvoll beim Kinderchor der Musikschule Wunstorf Willkommen im „Circle of Groove“! So
lautet der Name der seit Oktober 2022
und Fachbuchautor Stubenvoll. Er gilt als Dazwischen wurde immer wieder am bestehenden Musik AG an der Förder-
Koryphäe für die Einführung von Mehr- aktuellen Programm gearbeitet, das schule „Unter den Eichen“ in Mellendorf.
stimmigkeit im Kinderchor. am Samstag, dem 25. Februar, in einem Musikschullehrer Frank Sawade ist
gemeinsamen Konzert mit dem Chor der jede Woche vor Ort und musiziert mit
Chorleiter Albrecht Drude von der Mu- Leibnizuniversität Hannover aufgeführt Schüler*innen der Klassen 5 bis 12. Er
sikschule Wunstorf hatte vorgeschlagen, werden soll. Die sechs Probenstun- möchte ihnen ein Gefühl für Musik und
den Chor in der ersten Stunde selbst den vergingen wie im Fluge. Von den Rhythmen vermitteln und arbeitet dabei
zu leiten und den Gast um eine kriti- anfänglich so braven Kindern war am vor allem mit Percussioninstrumenten
sche Rückmeldung gebeten. Stubenvoll Nachmittag nichts mehr zu erahnen. und Bodypercussion.
reagierte mit einem überschwänglichen: Am Ende des Probentages wurden dann
„Es ist eine Freude, dir beim Chorleiten erste Pläne für einen Austausch der Das kann folgendermaßen aussehen:
zuzusehen!“ Und so wurde aus der Kinderchöre aus Nürnberg und Wunstorf Nach einer einleitenden Rhythmusübung
geplanten Weiterbildung ein kollegialer geschmiedet. zu „We Will Rock You“ geht es mit Silben
Austausch auf Augenhöhe. Stuben- weiter. Begriffe mit unterschiedlicher
voll hatte viele kurze Lieder und kleine Stifter des Förderpreises ist der Arbeits- Silbenanzahl werden kombiniert. Die
Übungen zum Thema Mehrstimmigkeit kreis Musik in der Jugend (AMJ). Die Kinder klatschen die Silben der Wörter,
mitgebracht, die die Kinder mit Begeiste- beiden Chorleiter sind dem AMJ außeror- trommeln und performen sie mit profes-
rung aufnahmen. Drude steuerte einige dentlich dankbar für die Vermittlung und sioneller Gitarrenbegleitung. So werden
Spiele bei, die die jungen Sänger*innen Finanzierung. immer mehr Elemente miteinander ver-
schauspielerisch auf ein anstehendes Julia Malkowski bunden und verschiedene rhythmische
Musikschule Wunstorf
Kindermusical einstimmten. Impulse gesetzt.

53
AUS DEN
MUSIKSCHULEN

„Obwohl die Gruppe erst seit drei Mo- Musiker*innen und Komponist*innen oder Jazz, selbstverständlich zusammen
naten besteht, sieht und hört man die aus dem Bereich der zeitgenössischen musizieren. Außerdem ist diese Musik
Fortschritte schon ganz deutlich. Viel- Musik nach Uelzen ein, die diesen Mu- schon im Original stark reduziert und
leicht ergibt sich in naher Zukunft sogar sikbereich an Schüler*innen der Musik- basiert auf wenigen Tönen und kurzen
eine Möglichkeit eines schulinternen schule Uelzen vermitteln und gemeinsam Elementen, somit ist die Minimal Music
Auftritts“, freut sich Musikschullehrer musikalisch erarbeiten. sehr gut für die Arbeit mit Musikschü-
Sawade. ler*innen geeignet.“
Marie Brüske Nach zwei Workshop-Tagen präsen-
Musikschule Wedemark e.V.
tierten 17 Schüler*innen gemeinsam Die Worte einer Geigenschülerin
mit den Dozent*innen ein Konzert mit beschreiben den Erfolg des Projekts:
Minimal Music. „Endlich mal frei spielen, mit nur sehr
wenigen Noten. Das habe ich so noch
In einer Konzerteinführung mit Daniel nicht erlebt.“
Musikschule für Orthey und Komponist und Minimal
Daniel Orthey
Musikschule für Landkreis
und Hansestadt Uelzen e.V.
Landkreis und Han- Music-Experte Dr. Ulli Götte wurde die
Musikrichtung dem Publikum vorgestellt:
sestadt Uelzen e.V. „Toll ist es, dass bei diesem Genre Musi-
ker*innen aus allen Bereichen, ob Klassik

2022 fand an der Musikschule für


Die Dozent*innen des Projektes „Heiderauschen“ 2022 im Rahmen des Projektes
Landkreis und Hansestadt Uelzen e.V. YOUNG PROFESSIONALS in Uelzen.
das Musikvermittlungsprojekt „Hei-
derauschen“ im Rahmen des Programms
YOUNG PROFESSIONALS in Kooperation
mit dem Landesverband niedersächsi-
scher Musikschulen statt.

Jedes Jahr laden die Schulleiter Simon


Gutfleisch und Daniel Orthey innovative

54
Musikschule
Lohne e.V.

Wangerooge Reloaded 22
Zum 56. Mal veranstaltete die Musik-
schule Lohne im Jahr 2022 die „Wange-
Der Chor HerzensStimme während der Aufnahme für den digitalen Adventskalender. rooger Musiktage“. Die Besonderheit in
diesem Jahr war, dass die 55. Ausgabe

Musik- und Kunst- wurde zum bundesweiten Tag der Musik


die Osnabrücker Innenstadt zum Klingen
der Freizeit mittlerweile drei Jahre zu-
rücklag.
schule der Stadt gebracht. Weitere Höhepunkte waren die

Osnabrück Beteiligung am Yellow&Blue-Festival,


das unter dem Motto „Osnabrück für den
Die Planung gestaltete sich nach diesen
drei Jahren kompliziert, im Frühjahr
Frieden“ stattfand, Erfolge bei Jugend muss damit begonnen werden, doch was
2022 brachte die städtische Musik- und musiziert und Rock in der Region sowie macht Corona im Herbst? Wie können
Kunstschule Osnabrück wieder ihren der Local Heroes-Preis Niedersachsen für wir die Preissteigerungen stemmen? Ist
beliebten digitalen Adventskalender die Band The Livelines, Konzertfahrten Wangerooge noch Wangerooge, wenn
mit Videos aus den verschiedenen etwa in die Osnabrücker Partnerstadt Maskenpflicht und Abstandsgebot gilt?
Instrumental- und Vokalklassen sowie Greifswald, die Ausrichtung der Inklusi- Kurzum: Es gab nur eine Möglichkeit:
der Kunstwerkstatt heraus. Außerdem ven Aktionstage in Kooperation mit der Abwarten. Im Sommer dann die erlö-
wurde ein neues Konzertformat initiiert: Hochschule Osnabrück, Projektwochen sende Nachricht: es wird schwierig, es
die „MKS-Nites“. Viermal im Jahr wird die wie die Blasorchesterwoche und die Teil- wird umständlich, es wird teuer, aber …
Kunstwerkstatt zum Begegnungsraum nahme am Fest der Kulturen der Stadt WIR FAHREN - Planung unter Hochdruck,
für Experimentelles und für ein relax- Osnabrück. noch zwei Monate.
tes Come Together. In der Konzertreihe
Martina Binnig
SonnTAKTE stellten sich alle Fachberei- Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück Doch keine Frage, die Handgriffe sitzen
che vor, und bei der Fête de la Musique noch: Anmeldungen raus und direkt

55
AUS DEN
MUSIKSCHULEN

zurück, Zimmerpläne, Konzertverteilung,


Buchung von Fähre, Bussen und Booten,
Motor läuft wieder!
In Lohne weiß jeder, in der ersten
Musikschule
einladen von 15 Tonnen Equipment, Herbstferienwoche ist nichts los, da Bad Pyrmont e.V.
Vortrupp verlädt und baut auf, Reise- ist die Musikschule auf Wangerooge.
gruppe mit rund 200 Schüler*innen und 180 Schüler*innen, 30 Lehrkräfte, 60
Lehrkräften folgt auf dem Fuße und externe Teilnehmer*innen und vielleicht Das Musicalprojekt
schon sind wir wieder da! 1.000 Besucher, die aus Lohne einfach „Kinder haben Rechte“
mitreisen, Urlaub machen und Konzerte Kinder haben Rechte! Das scheint selbst-
Es folgt eine Woche mit intensiver Arbeit besuchen. In diesem Jahr war klar: Wir verständlich – und ist es leider doch nicht
an den Instrumenten und in den Ensem- brauchen Hilfe. Und die Hilfe kam! immer.
bles, mit 15 Konzerten, u.a. mit Wange- Wangerooge 2022 ist geschafft! Wir sind
rock, mit unterschiedlichen Höhen und stolz, dankbar, müde und zufrieden! Die Musikschule Bad Pyrmont hat sich
Tiefen und mit intensivem Zusammenle- dem Thema als Teil der ausgerufenen
Michael Gudenkauf
ben und Austausch zwischen Schüler*in- Musikschule Lohne e.V. „kinderfreundlichen Kommune“ Bad
nen und Lehrkräften. Keine Frage: Der Pyrmont nicht nur inhaltlich mit ihrem
Musical, sondern auch in der gesamten
Projektumsetzung vorbildlich genähert.

Wangerooge Reloaded 22 - Die Musikschule Lohne nach dreijähriger Pause zurück auf der Insel

56
„Kinder haben Rechte“ - Große Musical-Aufführung in Bad Pyrmont

Die Musikschule kooperierte für dieses sie dabei eine stilistische Vielfalt ab:
Musical mit dem Kinder- und Jugendbüro Mal erklang ein klassisches Musikstück,
der Stadt und Grund- und weiterführen- mal ein Rock- oder Popsong, ein Rap,
den Schulen des Orts und stellte folglich und es wurde getanzt. Die musikalische
eine inklusive Gruppe von annähernd Ausgestaltung übernahm der Musik-
vierzig 6-16-jährigen jungen Musiker*in- schulleiter Arndt Jubal Mehring selbst, für
nen zusammen. Die Teilnahme für die das Libretto wurde der Schauspieler Jörg
Kinder und Jugendlichen war komplett Schade beauftragt. Die Gastsopranistin-
kostenfrei, dank einer im Rahmen des nen Bianca Gierok und Meike Leluschko
Bundesprojektes „Kultur macht stark!“ verstärkten die Auftritte.
Bündnisse für Bildung bewilligten Voll-
förderung. Die Uraufführung am 10.07.2022 in der
Konzertmuschel im Kurpark war ebenso
Die Kinder und Jugendlichen stellten auf wie die darauffolgende zweite Auffüh-
der Basis der zehn wichtigsten Kinder- rung sehr gut besucht und wurde mit
rechte ein etwa 45-minütiges Musical auf großem Applaus bedacht. Zugleich wurde
die Beine. Mit den Lehrkräften der Mu- die Aufführung filmisch dokumentiert
sikschule entwickelten sie je Kinderrecht und wird im Laufe des Jahres 2023 ver-
jeweils circa dreiminütige Szenen und öffentlicht.
Arndt Jubal Mehring
studierten diese ein. Musikalisch bildeten Musikschule Bad Pyrmont e.V.
IMPRESSUM

Landesverband niedersächsischer Fotonachweise


Musikschulen e. V. Jana Mai (S. 1, 6, 7, 20, 21, 36, 49, 60)
Arnswaldtstraße 28 Viola Maiwald (S. 2, 5, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 22,
30159 Hannover Felix Burchardt (S. 3, 23, 59)
Photothek (S. 3, Frauke Heiligenstadt MdB)
Telefon Facelounge (S. 4)
0511.159 19 Landesverband niedersächsischer Musikschulen e.V.
(S. 10, 18, 24, 25, 46)
Telefax Ina Niemberg (S. 27, Foto akku Gruppe)
0511.159 01 Tiziana Beck (S. 27, grafik-recording Plakat)
Bernd Wolter (S. 27, Foto Plakat)
E-Mail Paulina Klopot (S. 42, 54)
info@musikschulen-niedersachsen.de Stadt Braunschweig/Daniel Keding (S. 43, 51)
Stadt Braunschweig/Danuta Dulska (S. 44)
Internet Lars Kaempf (S. 45)
www.musikschulen-niedersachsen.de Mascha Bogner (S. 50)
www.wimadimu.de Stadt/Braunschweig/Daniela Nielsen (S. 51)
Musikschule Wunstorf (S. 53)
facebook Simon Dälken (S. 55)
www.facebook.com/vdm.niedersachsen Michael Gudenkauf (S. 56)
www.facebook.com/wirmachendiemusik Thorsten Steinmetz (S. 57)

V.i.S.d.P. Datenschutzbeauftragter
Klaus Bredl (Geschäftsführer) Dirk Wolf / wolf@skriptura.de

Layout/Satz & Druck


Gefördert durch: Jonas Holland-Moritz / www.heyblau-design.com
Wir-machen-Druck.de

Druckfehler, Irrtümer und Änderungen vorbehalten.

58
59
www.musikschulen-niedersachsen.de

Das könnte Ihnen auch gefallen