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PROSEMINARARBEIT

Dolmetschen im Gesundheitsbereich

Verfasserin / Verfasser: Daria Sevastianova


Matrikel-Nummer: a11913375
Lehrveranstaltung: PS Aktuelle Forschungsschwerpunkte
Betreuerin: Judith Platter
Wien, am 28. 02. 2023

Inhaltsverzeichnis

Einleitung.................................................................................………………………..…...….3

1. Dolmetschen im Gesundheitsbereich..........................................…………..…………….4
1.1 Zuständigkeitsbereiche beim Dolmetschen.............................……..............….......….5
1.2 Ferndolmetschen im Gesundheitsbereich ..............................................………..…….6

2. Professionelle Dolmetscher vs Laien...............................………………………………...7


2.2 Probleme beim Einsatz von Laien.............……………………………………………8

3. Herausforderungen beim Dolmetschen im Gesundheitsbereich……………………….9


3.1 Leichte Sprache……………………..............................................…………….……..…9
3.2 Proxemik..............................................…………………………..…..……………….....9
3.3 Emotionale Belastung im medizinischen Setting..............................................……….10

4. Zusammenfassung...........................................................………………………..……….10

5. Literaturverzeichnis..........................................................…………………………….....12

Einleitung

Das Thema der vorliegenden Proseminararbeit ist Dolmetschen im Gesundheitsbereich. Die


Auseinandersetzung damit ist nicht nur sehr interessant, sondern auch wichtig für die
Translationswissenschaft und zukünftige Dolmetscher*, die in diesem Bereich arbeiten
möchten. Oft ist nicht klar, was Dolmetschen im Gesundheitsbereich alles umfasst, welche
Ausbildung man haben muss und welche Möglichkeiten diejenigen erwarten, die in diesem
Gebiet dolmetschen wollen.
Diese Arbeit ist eine Literaturarbeit, deren Ziel ist es, herauszufinden, was Dolmetschen
im medizinischem Setting alles umfasst und mit welchen translatorischen Spezifika und
Herausforderungen Dolmetscher bei der mündlichen Wiedergabe auseinandergesetzt werden.
Diese Arbeit geht auch darauf ein, warum mehr unprofessionelle als professionelle
Translatoren in diesem Bereich arbeiten.
Für die Definiton und die Auslegung dieses umfassenden Arbeitsbereichs wurde hier das
Werk ,,Dolmetschen im Krankenhaus: Rollenerwartungen und Rollenverständnisse‘‘ von
Raoua Allaoui (2005) als primäre Quelle benutzt. In dieser Arbeit wurden auch die
Forschungsergebnisse von Ivana Havelka (2018) ,,Videodolmetschen im Gesundheitswesen‘‘
und die Diplomarbeit ,,Dolmetschen im medizinischen Bereich‘‘ von Marja Barkowski (2007)
verwendet.

*Alle männlichen Bezeichnungen in dieser Arbeit schließen die weibliche Form ein.

1. Dolmetschen im Gesundheitsbereich

Der Begriff Dolmetschen ist eine Form der Translation, die mündlich wiedergeben wird.
Gegenüber steht die schriftliche Form - Übersetzen. Die Übermittlung von Texten wird
mündlich aus der Ausgangsprache in die Zielsprache formuliert und kann nur kaum korrigiert
werden (vgl. Snell-Hornby 1998).
Andererseits zeichnet sich Dolmetschen im Medizinbereich durch einer Vielzahl von
möglichen Interaktionssituationen aus. Pöchhacker (2000) weist darauf hin, dass für ein und
das selbe Phänomen, das Dolmetschen im Gesundheitsbereich, viele Bezeichnungen in
Gebrauch sind. „Community Interpreting“ hat sich mittlerweile auf internationaler Ebene als
Oberbegriff dafür durchgesetzt. Dazu zählen: Begleit-, Behörden-, Betreuungs-,
Krankenhausdolmetschen etc..
Daraus lässt sich schließen, dass Situationen, in denen gesundheitliche Themen gedolmetscht
werden, nicht örtlich gebunden sind und somit nicht immer nur in Gesundheitlichen
Institutionen stattfinden können.
Das Dolmetschen in diesem Bereich zeichnet sich vor allem durch unterschiedliche soziale
und kulturelle Hintergründe der Gesprächspartner, Sprachen, Interessen und Erwartungen aus.
Um ein Verständnis in diesen Situationen zu schaffen, gibt es ein Repertoire an Kompetenzen,
die dem Dolmetscher helfen, angemessen zu agieren (vgl. Allaoui, 2005:8). Der Dolmetscher
löst ethische Konflikte im medizinischen Bereich selbständig und verantwortungsbewusst.
Sein Handeln hängt von seiner Entscheidungsfreiheit ab und rechtfertigt daher das
Erfordernis, ihn als Kommunikationsexperten darzustellen (Bahadır 2000).

Barkowski (2007) beschreibt die Kompetenzen professioneller medizinischer Dolmetscher. Er


betont, dass sie im Idealfall in der Lage sind, das Gespräch zu koordinieren, ohne ihre
Neutralität oder Rolle aufzugeben, alles zu übermitteln, was gesagt wird, und zur Transparenz
des Gesprächs beizutragen. Die Kenntnis des medizinischen Umfelds und der medizinischen
Terminologie ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit eines Dolmetschers im medizinischen
Umfeld.

Nach Stuker (1998:35) ist die Verdolmeschung im Gesundheitsbereich nötig, damit Arzt und
Patient sich verstehen können. Er betont, dass die „Sprachlosigkeit“, sich nicht nur auf die
Sprachbarriere zurückzieht, sondern auch auf die soziale und kulturelle Hintergründe.
Der Dolmetscher bricht die Sprachbarrieren und schafft eine Kommunikation zwischen den
Akteuren.
Die erfolgreiche Kommunikation und ein eingehaltener Kommunikationauftrag zwischen
Krankenhauspersonal und Patienten sind die wichtigsten Ziele für Dolmetschende im
medizinischen Setting (vgl. Lehmeyer 2006:2). Translatorische Handlung erfordert
Professionalität und Gewissenhaftigkeit. Der Translator analysiert zuerst die Situation und
plant eine Strategie, die sein Handeln mit nachvollziehbaren Argumenten rechtfertigen kann.
Als unabhängiger Sachverständiger obliegt es dem Dolmetschenden, sein eigenes
Übersetzungsverhalten zu beachten (vgl. Allaoui 2005:34).

Beim Dolmetschen im Gesundheitswesen sind oft nicht nur professionelle Dolmetscher tätig.
Allaoui (2005:18) weist weiters darauf hin, dass man in medizinischen Einrichtungen für die
mündliche Translation mitunter auch auf die Hilfe von z.B. Begleitpersonen der Patienten,
bilinguales klinisches Krankenhauspersonal, nicht klinisches Krankenhauspersonal, wie
Reinigungskräfte oder Transportfahrer oder freiberufliche Dolmetscher angewiesen ist.

1.2 Zuständigkeitsbereiche beim Dolmetschen


Allaoui (2005) beschreibt das breite Spektrum der Anforderungen an Dolmetscher im
medizinischen Setting. Die Rolle der Dolmetscher im medizinischen Bereich ist komplex, da
das Spektrum der dolmetschspezifischen Aufgaben je nach Umfeld und Fachgebiet variieren
kann. Dies kann von persönlicher Betreuung und Unterstützung bis hin zur Kulturmittlung
sowie Hilfe für die Patienten an der Diskussion reichen. Je nach Situation kann der
Aufgabenbereich auch die Abholung von Patienten von den Stationen des Krankenhauses
sein. Einzelne Aufgaben, wie die Beschaffung von Medikamenten oder die Lieferung von
Rezepten in die Praxis, aber auch die Begleitung und Betreuung von Patienten von einem
Termin zum anderen innerhalb des Krankenhauses fallen in den Aufgabenbereich einiger
Dolmetscher (vgl. Allaoui 2005:84-87).

Das medizinisch-soziale Dolmetschen ist aufgrund seines breiten Einsatzspektrums sehr


vielfältig. Zum Einsatz kann es in medizinischen oder sozialen Bereichen, Notaufnahmen,
Tageskliniken, Arztpraxen, Krankenhäusern oder Rehabilitationskliniken kommen. Darüber
hinaus gibt es eine Reihe von medizinischen Spezialisierungen und Therapien, die zur
Diagnose oder Behandlung eingesetzt werden. Zum medizinischen Umfeld gehören auch
Gesprächstherapien im Rahmen der Psychotherapie und medizinische Untersuchungen mit
juristischem Hintergrund im Rahmen von Gutachten, die von medizinischen
Sachverständigen für verschiedene Institutionen wie Arbeits- und Sozialgerichte oder
Rentenversicherungsträger erstellt werden (vgl. Tipton & Furmanek 2016:114).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Literaturwerke klare Definitionen vom Dolmetschen
im Allgemeinen bieten. Jedoch ist die Definition vom Dolmetschen im Gesundheitsbereich oft
nicht eindeutig abgegrenzbar. Viele Dolmetschsituationen behandeln bzw. schließen
gesundheitlich-soziale Themen mit ein, sie sind jedoch nicht ortsgebunden und können
innerhalb vieler Settings auftreten.

1.3 Ferndolmetschen im Gesundheitsbereich


Die mündliche Form der Translation hat viele unterschiedliche Kommunikationsformen. Es
gibt u.a die ,,face-to-face‘‘ Kommunikation und das Ferndolmetschen. Bei der
Kommunikation, die vor Ort stattfindet, wird konsekutiv oder simultan gedolmetscht. Beim
Ferndolmetschen wird die mündliche Wiedergabe konsekutiv vermittelt und die Teilnehmer
des Gesprächs befinden sich nicht am gleichen Ort (Pöchhacker 2000).

In Verbindung mit Dolmetschen im Gesundheitsbereich ist auch das Ferndolmetschen


erwähnenswert. Normalerweise findet Das Dolmetschen im Gesundheitsbereich vor Ort statt,
jedoch wird es heutzutage vermehrt aufgrund Faktoren wie Personal, Finanzen oder Zeit per
Video oder Telefon durchgeführt (vgl. Havelka 2018:56). Der Zeitfaktor wird auch von Tipton
und Furmanek betont. Zum einen gibt es wenig Zeit im täglichen Krankenhausbetrieb, zum
anderen dauert das Dolmetschen länger als eine einsprachige medizinische Untersuchung.
Dolmetscher müssen oft mit zeitlichen Einschränkungen ihrer Kunden im Gesundheitswesen
rechnen. Dolmetschaufträge werden häufig spontan benötigt, daher ist es nicht verwunderlich,

dass die Überwindung des Zeitmangels auch der Grund für die zunehmende Nutzung des
Telefon- und des Videodolmetschens ist (vgl. 2016:123f.).

Hsieh (vgl. 2015:180) weist darauf hin, dass die Form der Umsetzung der Verdolmetschung -
vor Ort oder Fern - je nach Umgebung und Verfügbarkeit ausgesucht wird. Bei der
Übermittlung von schlechten Nachrichten oder im Gespräch mit sensiblen Patienten, wie jene
mit psychischen Erkrankung, ist das Dolmetschen per Telefon oder Video beispielsweise
weniger geeignet als das Dolmetschen vor Ort. Bei Patienten mit psychischen Erkrankungen
kann die Anonymität des Dolmetschers ein Gefühl des Misstrauens hervorrufen. Bei der
Übermittlung schlechter Nachrichten kann die Art der Kommunikation einen erheblichen
Einfluss auf die Aufnahme bzw. die Reaktion des Rezipienten haben (vgl. Hsieh 2015:180).

2. Professionelle Dolmetscher vs Laien

Oft findet man im medizinischen Bereich nicht-professionelle Dolmetscher. Das Dolmetschen


von Gesprächen bei Behörden, in Krankenhäusern oder in Asylverfahren wird meist mit
Laiendolmetschern in Verbindung gebracht. Dies ist häufig der Fall, weil der akute Bedarf an
professionellen Dolmetschern nicht immer gedeckt werden kann. Dies ist auf einen Mangel
an personellen und finanziellen Ressourcen zurückzuführen (vgl. Havelka 2018:95).

Das Dolmetschen im Gesundheitswesen wurde am Anfang als nicht professionell angesehen.


Wissenschaftliche Quellen deuten jedoch darauf hin, dass die beruflichen Anforderungen an
Dolmetscher im medizinischen Bereich gleich wie für andere Dolmetschbereiche sind (vgl.
Mikkelson 2009, Refki et al. 2013). Medizinisches Dolmetschen gilt jedoch nicht immer als
professionelles Dolmetschen. Dies könnte auf die große Zahl von Laiendolmetschern
zurückzuführen sein, die hauptsächlich im Gesundheitswesen tätig sind (vgl. Tipton &
Furmanek 2016:114).

Wie bereits erwähnt ist es in manchen Fällen einfach nicht möglich, einen professionellen
Dolmetscher für einen spontanen Einsatz hinzuzuziehen. Oft stehen auch nicht genügend

professionelle Dolmetscher für eine exotische oder weniger verbreitete Sprache zur
Verfügung, oder es wird keine translationswissenschaftliche Ausbildung in der gewünschten
Sprache angeboten. Es gibt außerdem kaum Ausbildungsmöglichkeiten für medizinisches
Dolmetschen. Die Tatsache, dass Professionalität in diesem Bereich benötigt wird, scheint
somit noch nicht in das Bewusstsein der Universitäten der Translationswissenschaft oder
Auftraggeber vorgedrungen zu sein (vgl. Bahadır 2000). Oft sind Kunden auch nicht über das
Berufsbild bzw. die Ausbildungsmöglichkeiten in der Translationswissenschaft informiert.
Häufig wird angenommen, dass Bilingualität ausreicht, um die Anforderungen des
Dolmetschens zu erfüllen (vgl. Prunč 1997:104).

Auch die Finanzierung von professionellen Dolmetschleistungen im Gesundheitsbereich steht


nicht fest und unterscheidet sich je nach medizinischen Auftrag. Deshalb kommt es oft zu
einer niedrigen Entlohnung. Professionelle Dolmetscher werden im medizinischen Bereich
wenig beauftragt, weil es dafür keine gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise
beim Gerichtsdolmetschen, gibt. Je nach Situation muss sich der Arzt entscheiden, ob er zum
Dolmetschen ausgebildete Dolmetscher, Familienmitglieder oder mehrsprachiges Personal
zuzieht. Obwohl zu den meisten Kommunikationsschwierigkeiten Laien herangezogen
werden, werden zu ‚,delikaten‘‘ Situationen mit rechtlichem Hintergrund professionelle
Dolmetscher eingesetzt (vgl. Havelka: 2018:94).

2.2 Probleme beim Einsatz von Laien


Zu nicht-professionellen Dolmetschern zählen Familie und Freunde des Patienten,
zweisprachiges Krankenhauspersonal bzw. jeder, der keine Ausbildung im Dolmetschen oder
medizinisch-sozialen Dolmetschen hat. Sie sind Vermittler zwischen Patienten und
Krankenhauspersonal (vgl. Bischoff 2001; Stuker 1998). Stuker (1998) betont, dass die
Qualität der mündlichen Translation hauptsächlich vom persönlichen Hintergrund und der
Erfahrung des Dolmetschers abhängt. Es kann sein, dass durch mangelnde Sprachkenntnisse
z. B. Termine für Therapien nicht eingehalten werden oder Anweisungen zur
Medikamenteneinnahme nicht nachvollzogen werden können. Darüber hinaus können

mangelnde Sprachkentnisse zu Schwierigkeiten bei Aufklärungsgesprächen führen (vgl. Refki


et al. 2013:72).

Um adäquat zu dolmetschen, muss der Dolmetscher in der Lage sein, drei Perspektiven
einzunehmen (die des Patienten, die des Arztes und seine eigene) und die Sichtweisen
wechseln zu können (Bischoff 2001; Stuker 1998). Die "natürlichen Bikulturalisten" können
diese Anforderung nicht erfüllen. Zweisprachigkeit ist nicht mit Übersetzungskompetenz
gleichzusetzen. Es ist jedoch eine gute Grundlage für den Beruf des Dolmetschers (Bahadır
2000:212).

3. Herausforderungen beim Dolmetschen im Gesundheitsbereich

‚,Die Verdolmetschung und die Zusammenarbeit mit dem Dolmetscher werden beeinflusst
von Faktoren wie institutionellen Rahmenbedingungen, Anstellungsbedingungen und
persönlichen fachlichen Voraussetzungen. Je nach Faktorenkonstellation kommen bestimmte
Rollenmuster in der Verdolmetschung zum Tragen.‘‘ (vgl. Allaoui 2005:28)

3.1 Leichte Sprache


Neben einer klaren Aussprache und einer den Gesprächsteilnehmern angepassten
Ausdrucksweise wird es empfohlen, dass Ärzte in einer stressbefreiten Situation
kommunizieren. Das bedeutet, dass medizinische Terminologie vermieden und versucht wird,
die Kommunikation so klar wie möglich zu gestalten und an die am Gespräch beteiligten
Personen anzupassen. Es ist erforderlich, die genaue Beschreibung der Beschwerden
aufzuschreiben, damit eine Fehldiagnose der Symptome verhindert werden kann.
Anschließend kann durch gezielte Fragen eine detailierte Beschreibung der Symptome erfasst
werden (vgl. Lehmeyer 2006:4f.).

3.2 Proxemik
Die Proxemik als Teil der nonverbalen Kommunikation umfasst das räumliche Verhalten, d.h.
das nonverbale Verhalten in einem Raum. Der Begriff Proxemik umfasst Aspekte des

persönlichen Raums und der Distanz bzw. Nähe zwischen den Personen, und auch, wo die
Gesprächspartner in dem Raum sitzen (vgl. Röhner & Schütz 2016:78).
Zwischenmenschliches Raumverhalten ist je nach Kultur unterschiedlich und kann daher stark
variieren (vgl. Hall 1990:116ff.).

3.3 Emotionale Belastung im medizinischen Setting


Medizinische Besprechungen sind manchmal stressig und hängen oft mit emotional
belastenden Inhalten zusammen. Schlechte Nachrichten zu überbringen oder
Familienmitgliedern sehr komplexe medizinische Probleme mitzuteilen, kann für alle
Beteiligten sehr belastend sein. Der Einsatz von ausgebildeten Dolmetschern wird empfohlen,
um den Inhalt eines sensiblen Gesprächs so vollständig und einfühlsam wie möglich zu
vermitteln. Man soll aber auch nicht vergessen, dass professionelle Dolmetscher
Unterstützung in stressigen und emotionalen Gesprächen brauchen. Heutzutage wird kaum
psychologische Unterstützung für freiberufliche Dolmetscher im Gesundheitswesen
angeboten (vgl. Wedam 2009: 187).

4. Zusammenfassung

Ziel dieser Literaturarbeit war es, herauszufinden, was das Dolmetschen im


Gesundheitsbereich genau umfasst und welchen speziellen Herausforderungen die
Dolmetscher im Gesundheitsbereich begegnen. Zudem soll auch erörtert werden, warum es
weniger professionelle Dolmetscher als Laien gibt.
Gesundheitsdolmetschen ist ein Oberbegriff für verschiedene, örtlich ungebundene
Dolmetschsituationen, in denen medizinische Themen behandelt werden. Es gibt viele
Zuständigkeitsbereiche und wenige Ausbildungsmöglichkeiten für die, die im medizinischen
Setting als Dolmetscher arbeiten möchten. Die mündliche Wiedergabe im Gesundheitsbereich
aus einer Sprache in eine andere erfordert Professionalität, Verantwortung, Neutralität und
Kommunikationskompetenz. Da die Dolmetscher, seien es professionelle oder Laien, sich oft
in emotional belastenden Situationen befinden, benötigen sie professionellen mentalen
Beistand, damit sie sich wohlfühlen und ihre Arbeit ohne Probleme ausführen können.

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Forschende sind sich einig, dass dieser Aspekt nicht auf die leichte Schulter genommen
werden sollte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in der Praxis oft Laien die effizienteste Lösung
in Dolmetschsituationen darstellen, da Zeit und finanzielle Mittel oft nur begrenzt zur
Verfügung stehen. Ein weiterer Grund für den häufigen Einsatz von nicht-professionellen
Dolmetschern stellt außerdem ein unzureichender Einblick in das Arbeitsfeld der Übersetzer
im Allgemeinen dar, weshalb eine Heranziehung dieser von Anfang an nicht in Betracht
gezogen wird.

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5. Literaturverzeichnis

Allaoui, Raoua (2005): Dolmetschen im Krankenhaus. Rollenerwartungen und Rollenver-


ständnisse. Göttingen: Cuvillier.

Bahadır, Şebnem (2000): Von natürlichen Kommunikationskrücken zu professionellen


Kommunikationsbrücken. Reflexion zum Berufsprofil und zur Ausbildung professioneller
Dolmetscher im medizinischen, sozialen und juristischen Bereich. TextConText 14 (4),
211-229.

Barkowski, Marja (2007): Dolmetschen im medizinischen Bereich. Berlin: Bundesverband der


Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ)

Bischoff, Alexander (2001): Overcoming language barriers to health care in Switzerland.


Inauguraldissertation an der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Basel,
Universität Basel.

Havelka, Ivana (2018): Videodolmetschen im Gesundheitswesen: Dolmetschwissenschaftliche


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Hsieh, Elaine (2015): „Healthcare Interpreting“. In: Pöchhacker, Franz et al. (Hg.): Routledge
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Lehmeyer, Lukas (2006): Basics Anamnese und Untersuchung. München: Elsevier Urban &
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Pöchhacker, Franz (2000): Dolmetschen: konzeptuelle Grundlagen und deskriptive


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12

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dolmetschen im Gesundheitsbereich = Is everything all topsy-turvy in your tummy? (=
InterPartes). München: Meidenbauer, 181–195.

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Eigenständigkeitserklärung
Ich versichere hiermit, die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst zu haben.
Ich habe keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benützt.
Alle von mir für direkte und indirekte Zitate benutzten Quellen sind nach den
Regeln des wissenschaftlichen Zitierens angegeben. Diese Arbeit wurde in
gleicher oder ähnlicher Form weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form
als Prüfungsarbeit vorgelegt.

Wien 28.02.2023
Sevastianova Daria

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