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Inhalt
1. Einleitung ............................................................................................................................ 2
2. Fach und Sprache ................................................................................................................ 3
3. Allgemeine Definitionen ..................................................................................................... 3
4. Fachsprachliches Kommunikationsmodell ......................................................................... 6
5. Literatur ............................................................................................................................... 8
1. Einleitung
Vor diesem Hintergrund soll in dem Kapitel „Bestimmung von Fachsprache“ zunächst
zwischen Fach und Sprache differenziert werden, bevor auf unterschiedliche
Definitionsansätze, die Fachsprache aus unterschiedlichen Perspektiven beschreiben,
eingegangen wird. Dabei erheben die Ausführungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit,
sondern zeigen lediglich einen allgemeinen Überblick über die Komplexität von Fachsprache.
Die abschließenden Ausführungen zum Modell fachsprachlicher Kommunikation
beschäftigen sich mit einem Ansatz, der die verschiedenen Definitionsversuche innerhalb
eines Modells aufeinander bezieht, welche sich im Idealfall im Rahmen einer Definition von
Fachsprache kombinieren lassen.
3. Allgemeine Definitionen
Sowohl die rasanten Entwicklungen innerhalb einer Gesellschaft als auch die unzureichende
Beschreibung von Sprache erschweren die Bestimmung von Fachsprache, zumal sich das
Verhältnis zwischen Fach- und Gemeinsprache stets neu zu sortieren scheint. Fachsprache
kann daher als komplexes Phänomen betrachtet werden, dessen Definition bisher nicht
einheitlich und eindeutig aufgestellt ist (vgl. u.a. Buhlmann/Fearns 2000:11; Fluck 1996:11).
Dies ist u.a. dem Umstand geschuldet, dass die Fachsprachenforschung ein relativ junger
Forschungszweig ist und aus sehr unterschiedlichen Zugängen (Linguistik, Didaktik usw.)
versucht, Fachsprache zu beschreiben. Die Konsequenz ist eine Vielzahl von sich
überschneidenden Definitionsversuchen aus unterschiedlichen Perspektiven. Den
verschiedenen Ansätzen gemein ist das Objekt Fachsprache, allerdings mit variierenden
Untersuchungsgegenständen wie bspw. die Lexik oder die Grammatik. Die im Folgenden
aufgeführten Definitionen (Auswahl gängiger Definitionen) sollen einen Überblick darüber
Ein früher Definitionsversuch aus den 1960er Jahren stammt von Schmidt. Er versteht
Fachsprache als ein
„Mittel einer optimalen Verständigung über ein Fachgebiet unter Fachleuten; sie ist
gekennzeichnet durch einen spezifischen Fachwortschatz und spezielle Normen für die
Auswahl, Verwendung und Frequenz gemeinsprachlicher lexikalischer und
grammatischer Mittel; sie existiert nicht als selbständige Erscheinungsform der
Sprache, sondern wird in Fachtexten aktualisiert, die außer der fachsprachlichen
Schicht immer gemeinsprachliche Elemente enthalten.“ (Schmidt 1969:17)
Schmidts Definition ist insofern interessant, da sie aktuell noch immer Bestand hat und relativ
gut den allgemeinen Konsens in der Fachsprachforschung widergibt. Vor allem der
Eigenschaft als Kommunikationsmittel wird besonderen Stellenwert zugesprochen. So sind
bei der Verwendung von Fachsprache sowohl ein themenbedingter spezifischer Wortschatz
als auch gemeinsprachliche Mittel in besonderer Auswahl und Frequenz charakteristisch (vgl.
Steinmüller 1995: 144).
Eine eher varietätenorientierte Definition stammt von Hahn, in der sprachliche Funktionen
und Handlungen in den Mittelpunkt rücken:
Hoffmann greift den fehlenden Kommunikationsaspekt auf, in dem er Fachsprachen nicht als
Varietät sondern als sich unterordnende Subsprachen einer Gesamtsprache versteht.
Ausschlaggebende Kriterien sind hierbei der Kommunikationsinhalt und die
Kommunikationsabsicht, die Hoffmann zu der wohl bekanntesten Definition von Fachsprache
führen:
„Fachsprache – das ist die Gesamtheit aller sprachlichen Mittel, die in einem fachlich
begrenzbaren Kommunikationsbereich verwendet werden, um die Verständigung
zwischen den in diesen Bereich tätigen Menschen zu gewährleisten.“ (Hoffmann
1987:53 [3. Aufl.]; 1. Aufl.: 1976)
Die Gemeinsprache kann als Ganzes und Fachsprachen als Teile des Ganzen verstanden
werden. Gemeinsprache ist nicht als eine sprachliche Realisierungsmöglichkeit unter vielen
zu verstehen, sondern umfasst das Gesamtsprachsystem einer Sprache. Subsprachen werden
dabei als konkrete und spezielle Realisierung von Sprache verstanden. Dieser Ansatz
betrachtet sowohl Gemein- als auch Fachsprache hinsichtlich ihrer sprachlichen Realisation
nicht isoliert voneinander sondern als Gesamtsystem.
Hoffmann versucht ebenfalls in den 1980er Jahren eine Klassifizierung der verschiedenen
Bestimmungen und Abgrenzungen von Fachsprache vorzunehmen, allerdings in sieben
Grundströmungen:
1. lexikologische-terminologische Richtung,
2. funktionalsprachliche Betrachtung,
3. Wirtschaftslinguistik,
4. funktionale Stilistik,
5. naturwissenschaftlich-philosophische Sicht,
6. übersetzungswissenschaftliche Orientierung und
7. die Lehre der Subsprachen (vgl. Hoffmann 1987: 21ff).
Roelcke hingegen unterscheidet in den 1990er Jahren, ausgehend von einem allgemeinen
fachsprachlichen Kommunikationsmodell, in drei verschiedenen Forschungsansätzen, die
Fachsprache als Zeichensystem (systemlinguistisches Inventarmodell), als Textäußerung
(pragmalinguistisches Kontextmodell) und als Fachkommunikation (kognitionslinguistisches
Funktionsmodell) beschreiben (vgl. Roelcke 2010: 13ff).
Offensichtlich ist, dass je nach Perspektive, aus denen Fachsprachen begegnet wird, sich
unterschiedliche Auffassungen vom Status von Fachsprachen ergeben, wie z. B. in:
4. Fachsprachliches Kommunikationsmodell
Das Modell fachsprachlicher Kommunikation umfasst den Fachtext sowie dessen mündliche
und schriftliche Produktion und Rezeption. Das Modell berücksichtigt dabei das individuelle
Hintergrundwissen von Produzent und Rezipient (Kontext) sowie das spezifische Textwissen
und das Wissen über (fach)sprachliche Zeichensysteme (Kotext). Darüber hinaus werden die
in der Kommunikation wechselnden Rollenverhältnisse von Produzent und Rezipient
veranschaulicht. Auf Grundlage des Kommunikationsmodells ist Fachkommunikation als
differenzierter und spezifischer Gebrauch fachsprachlicher Mittel und Strukturen
gekennzeichnet, der die Verständigung in einer fachlich bestimmten Kommunikationsdomäne
gewährleistet. Vor diesem Hintergrund lassen sich drei verschiedene Forschungsansätze und
die ihnen zugrundeliegenden Fachsprachenkonzeptionen unterscheiden.
Das systemlinguistische Inventarmodell (hellgrau unterlegt) befasst sich mit der Lexik und
den syntaktischen Regeln fachsprachlicher Kommunikation. Unter Fach wird ein
Fachkommunikation Deutsch| Thorsten Roelcke, Andreas Kraft
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Grundlagen Bestimmung von Fachsprachen
5. Literatur
Primärliteratur
Roelcke, Thorsten (2010): Fachsprachen. 3., neu bearb. Aufl. Berlin: Schmidt (Grundlagen der
Germanistik, 37).
Sekundärliteratur:
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Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft = Languages
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S. 181–189.
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Tübingen: Francke (Uni-Taschenbücher, 483 : Germanistik, Linguistik).
Hammrich, Tim (2014): Fachsprache Umwelt. Ein didaktisches Modell für den DaF-Unterricht unter
besonderer Berücksichtigung des fachsprachlichen Fremdsprachenunterrichts in China. Berlin: epubli
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Fachsprachen. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und
Terminologiewissenschaft = Languages for special purposes. Berlin: de Gruyter (Handbücher zur
Sprach- und Kommunikationswissenschaft), S. 189–199.
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und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science (HSK),
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Möhn, Dieter (1998-99): Fachsprachen und Gruppensprachen. In: Lothar Hoffmann (Hg.):
Fachsprachen. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und
Terminologiewissenschaft = Languages for special purposes. Berlin: de Gruyter (Handbücher zur
Sprach- und Kommunikationswissenschaft), S. 168-181.
Schmidt, Wilhelm (1969): Charakter und gesellschaftliche Bedeutung der Fachsprachen. In:
Sprachpflege 18, S. 10–21.
Steinmüller, Ulrich (1995): Deutsch als Fremdsprache im Ingenieurstudium. In: Zielsprache Deutsch
26 (3), S. 143–147.