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Inhalt
1. Einleitung .................................................................................................................. 2
2. Fachsprachliche Gliederung - allgemeine Übersicht ............................................... 3
3. Horizontale Gliederungen ......................................................................................... 4
4. Horizontale Verwandtschaft ...................................................................................... 5
5. Mischklassifikationen................................................................................................ 6
6. Gliederung nach Wirtschaftssektoren ....................................................................... 7
7. Vertikale Gliederungen ............................................................................................. 8
8. Wissenstransfer zwischen Experten und Laien ......................................................... 9
9. Literatur ................................................................................................................... 10
1. Einleitung
Die vorliegende, allgemeine fachsprachliche Gliederung fasst sowohl die horizontale als auch
die vertikale Gliederung (oder auch: Schichtung) von Fachsprachen innerhalb einer Abbildung
zusammen. Darüber hinaus wird zur Gliederung von Fachsprachen in fachsprachliche
Varietäten und Textsorten unterschieden. Die horizontale Gliederung richtet sich nach
Gliederung der Fächer und Fachbereiche, die vertikale Gliederung hingegen unterscheidet
verschiedene Abstraktionsebenen fachsprachlicher Kommunikation. Hell unterlegt sind
Abstraktionsebenen innerhalb verschiedener Fachbereiche im Rahmen varietätenlinguistischer
Ansätze. Dunkel unterlegt sind zudem Verwendungsarten binnen verschiedener Fachbereiche
sowie Abstraktionsebenen im Rahmen textlinguistischer Ansätze. Fachsprachliche Textsorten
lassen sich ferner inmitten fachsprachlicher Varietäten finden, welche sowohl innerhalb
verschiedener Fächer oder Fachbereiche (horizontal) als auch auf unterschiedlichen
Abstraktionsebenen (vertikal) lokalisiert werden.
Um die Ausführungen zu exemplifizieren, werden in den folgenden Kurzdarstellungen die
einzelnen Gliederungen (horizontal, vertikal) näher beleuchtet, um somit das Gesamtbild einer
fachsprachlichen Gliederung zu veranschaulichen.
3. Horizontale Gliederungen
4. Horizontale Verwandtschaft
Die horizontale Verwandtschaft hat zum Ziel, Einzelfächer und deren Fachsprachen ihrer
Verwandtschaft nach einzuordnen. Ausgehend von künstlerischer Prosa werden einzelne Fächer
und Sprachen in eine lineare Abfolge gestellt. Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden
durch die Abstände zwischen den Einzelfachsprachen angegeben. Je mehr Abstand, umso mehr
Unterschiede und weniger Gemeinsamkeiten; je weniger Abstand, umso mehr
Gemeinsamkeiten und weniger Unterschiede. Solch Homogenisierungen sind nicht unkritisch
zu betrachten, zumal Fachsprachen unter verschiedenen sprachlichen Gesichtspunkten
unterschiedliche Verwandtschaftsgrade aufweisen können. Allerdings verdeutlicht der Ansatz
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einzelnen Fächern und ihren Sprachen, welche
variationslinguistisch greifbar und somit vergleichbar werden.
5. Mischklassifikationen
Abb. 4: Sprache und Kommunikation in den Wissenschaften (Beispiele) nach Roelcke 2014
Abb. 5: Sprache und Kommunikation nach Wirtschaftssektoren (Beispiele) nach Roelcke 2014
Unterschieden werden vier Sektoren einer Volkswirtschaft, die die Grundlage einer horizontalen
Typologie deutscher Fachsprachen bildet. Die Sektorenhypothese geht zurück auf die
Ökonomen Fisher (1935) und Clark (1940), die zunächst die Volkswirtschaft eines Landes in
drei Sektoren (primär, sekundär und tertiär) aufteilt. Durch die Entstehung Neuer Medien und
die damit verbundene elektronische Informationsverarbeitung wird ein weiterer, quartärer
Sektor definiert, zu dem u.a. die Kommunikationstechnologie oder das Beratungswesen gezählt
werden können. Aus wirtschaftlicher Perspektive heraus trennt sich der quartäre Sektor nicht
scharf von den anderen Sektoren ab, im Gegenteil, so ist es die Informationsverarbeitung, die
mittlerweile in allen Sektoren von großer Bedeutung ist. Aus linguistischer Perspektive
hingegen scheint der quartäre Sektor vor allem durch medien- und
kommunikationswissenschaftliche Forschungen und Errungenschaften begründet zu sein, die
für eine horizontale Fachsprachengliederung nach wirtschaftlichen Sektoren sprechen. Im
Einzelnen umfassen die Sektoren folgende Sprachen: Der Primärsektor oder Agrarsektor
beinhaltet die Handwerkssprachen und teilweise Sprachen der Technik. Der sekundäre Sektor,
auch industrieller Sektor, unterscheidet Sprachen der Technik und teilweise die der
angewandten Wissenschaften. Dem tertiären Sektor oder auch Dienstleistungssektor werden
Sprachen in Institutionen, Sprachen der theoretischen Wissenschaften sowie partiell Sprachen
der Neuen Medien zugeordnet. Dem Informationssektor als quartärer Sektor gehören Sprachen
der angewandten Wissenschaften, der Technik, Institutionen aber auch die der Neuen Medien
an.
7. Vertikale Gliederungen
Unter der Voraussetzung, dass verschiedene Bereiche der Kommunikation innerhalb einzelner
Fächer existieren, beschreibt die vertikale Gliederung kommunikative Ebenen einzelner Fächer.
Unterschieden werden im Allgemeinen höhere fachliche (abstrakt, theoretisch) und niedrigere
fachliche Ebenen (konkret, praktisch) der Fachkommunikation. Heinz Ischreyt (1965)
unterscheidet in seinem Modell zur vertikalen Fachsprachengliederung drei Abstraktionsebenen:
Die obere Abstraktionsebene der Wissenschaftssprache, die mittlere Abstraktionsebene der
fachlichen Umgangssprache und die unterste Abstraktionsebene der Werkstattsprache. Eine
differenzierte Unterscheidung in fünf Abstraktionsebenen stellt das in der Abbildung
dargestellte Modell der vertikalen Fachsprachengliederung nach Hoffmann (1985) dar. Die
einzelnen Abstraktionsstufen (Schicht, A-E) werden sowohl in ihren semiotischen (äußere
Sprachform) als auch in ihren kommunikativen (Kommunikationsträger) Erscheinungen
unterschieden und beschrieben. Mit Milieu hingegen wird die fachlich-sprachliche Ebene
dargestellt. Anzumerken ist, dass nicht alle Abstraktionsstufen besetzt werden müssen (je nach
Fachsprache).
Ischreyts und Hoffmanns Ansätze der vertikalen Fachsprachengliederung haben durchaus ihre
Berechtigung, allerdings sollte hinterfragt werden, ob für alle in der horizontalen Ebene zu
unterscheidenden Fachsprachen eine allgemeingültige vertikale Gliederung angenommen
werden kann, oder ob diese je nach Fachsprache variieren sollte oder sogar müsste.
Kommunikative Abstraktionsebenen, Distanzen und Handlungsweisen liegen als Kriterien bei
der vertikalen Fachsprachengliederung bei Walther von Hahn (1983) vor. So unterscheidet er in
vier adressatenbezogene Abstraktionsebenen (Wissenschaft, Technologien, Vermittlung,
Nutzung) denen er kommunikative Eigenheiten (Kommunikationsdistanz – Grad der physischen
Eine weitere Möglichkeit, Fachsprachen zu gliedern, stellt die Differenzierung zwischen der
Kommunikation von Experten und Laien dar. Im Rahmen dessen rückt der Wissenstransfer
zwischen Vertretern einzelner Fächer und zwischen Fachvertretern und Alltagspersonen als
Forschungsgegenstand ins Zentrum der jüngeren Fachsprachenforschung. Im Mittelpunkt der
Untersuchungen steht die Analyse der Vermittlung von Fachwissen und fachlichen Fähigkeiten
zwischen Experten und Laien. Dabei ist der Wissenstransfer als reziproker, wechselseitiger
Vorgang zwischen Experten und Laien zu verstehen.
Die in der Abbildung dargestellten horizontalen Pfeile stellen die Kommunikation zwischen
Experten und die der Laien auf einer bestimmten Fachebene dar. Die vertikalen Pfeile
signalisieren die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ebenen eines Fachbereiches.
Handlungs- und Kommunikationsbereiche sind in Fachebenen zusammengefasst. Die obersten
Fachebenen sind dabei theoriebezogen, die mittleren anwendungsbezogen und die unterste
Ebene laienbezogen. Die grau unterlegten Bereiche stehen für die Kommunikation zwischen
Experten eines bestimmten Fachbereichs.
9. Literatur
Primärliteratur:
Hoffmann, Lothar (1985): Kommunikationsmittel Fachsprache. Eine Einführung. 2., völlig neu
bearb. Tübingen: Narr (Forum für Fachsprachen-Forschung, Bd. 1).
Roelcke, Thorsten (2014): Zur Gliederung von Fachsprache und Fachkommunikation. In:
Fachsprache - International journal of specialized communication (37), S. 154–178.
Sekundärliteratur:
Clark, Colin Grant (1940): The conditions of economic progress. London: Macmillian.
Fisher, Allan George Barnard (1935): The Clash of progress and security. London: Macmillan.
Fluck, Hans-Rüdiger (1996): Fachsprachen. Einführung und Bibliographie. 5., überarb. und
erw. Aufl. Tübingen: Francke (Uni-Taschenbücher, 483 : Germanistik, Linguistik).