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Mediävistik?
Sie beschäftigt sich mit der deutschen Sprache, Literatur und Kultur von 8. bis
zum 16. Jahrhundert.
Sie untersucht im Bereich der Germanistik und auch die althochdeutsche und
mittelhochdeutsche Literatur und Sprache.
Geisteswissenschaften?
Philologie vs. Kulturwissenschaft
Germanistik versteht sich im Kern als Geistes- und Kulturwissenschaft.
wenn: das Verstehen kultureller Prozesse, und kultureller Handlungen.
Im Germanistikstudium hat man es meist mit dem Lesen und Schreiben von
Texten zu tun, mit dem wissenschaftlichen Lesen und Verstehen
verschiedenster Textorten und Zeichensysteme im historischen Wandel.
Germanisten versuchen, sprachliche und literarische Dokumente im Rahmen
einer historischen Kultur zu verstehen.
Die Germanistik analysiert Zeichenverwendungen als kulturelles Handeln im
Alltag und in der Geschichte: visuellen Kultur, Bildwissenschaft.
In diesem Zusammenhang behandelt die Germanistik auch die Geschichte und
Theorie von Bereichen: etwa die Theaterwissenschaft, Medienwissenschaft,
Film- und Fernsehwissenschaft.
Schlüsselkompetenzen bzw. Fähigkeiten in der Germanistik
Schlüsselkompetenzen sind die verschiedene allgemeine Fähigkeiten, die im
Studium und im Beruf wichtig sind.
reflektiertes Bewusstsein :
wenn wir die Sprache / den Text zum Gegenstand unserer Betrachtung machen,
müssen wir von der konkreten Situation Abstand nehmen, und die Sprache/den
Text aus dieser Distanz(ermöglicht uns ein tieferes und genaueres Verstehen)
betrachten.
Strukturalismus :
ist ein Sammelbegriff für interdisziplinäre Methoden und
Forschungsprogramme, die Strukturen und Beziehungsgefüge, in den
funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme untersuchen.
Hermeneutik :
- ist Lehre von der Auslegung, und Erklärung eines Textes oder Eines Kunst.
- ist Fundierung ein spezifisch geisteswissenschaftlichen Methode.
Sprachexperten:
-sprechen, zuhören, lesen, schreiben.
-Sprach- und Textverstehen, Sprach- und Textproduktion für zuständig.
Wilhelm von Humboldt
"Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss
auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts"
„Die Sprache, in ihrem wirklichen Wesen aufgefasst, ist etwas beständig und in
jedem Augenblicke Vorübergehendes. Selbst ihre Erhaltung durch die Schrift ist
immer nur eine unvollständige, mumienartige Aufbewahrung, die es doch erst
wieder bedarf, dass man dabei den lebendigen Vortrag zu versinnlichen sucht.
Sie selbst ist kein Werk (Ergon), sondern eine Tätigkeit (Energeia). Ihre
wahre Definition kann daher nur eine genetische sein. Sie ist nämlich die sich
ewig wiederholende Arbeit des Geistes, den artikulierten Laut zum Ausdruck
des Gedankens fähig zu machen. Unmittelbar und streng genommen, ist dies die
Definition des jedesmaligen Sprechens. [...] Das Zerschlagen in Wörter und
Regeln ist nur ein totes Machwerk wissenschaftlicher Zergliederung. Die
Sprachen als eine Arbeit des Geistes zu bezeichnen, ist schon darum ein
vollkommen richtiger und adäquater Ausdruck, weil sich das Dasein des Geistes
überhaupt nur in Tätigkeit und als solche denken lässt. [...] Mit dem Verstehen
verhält es sich nicht anders. Es kann in der Seele nichts, als durch eigne
Tätigkeit vorhanden sein, und Verstehen und Sprechen sind nur
verschiedenartige Wirkungen der nämlichen Sprachkraft. Die gemeinsame Rede
ist nie mit dem Übergeben eines Stoffes vergleichbar. In dem Verstehenden,
wie im Sprechenden, muss derselbe aus der eignen, inneren Kraft entwickelt
werden; und was der erstere empfängt, ist nur die harmonisch stimmende
Anregung."
(Schriften zur Sprachphilosophie, Werke III, Darmstadt 1963, S. 418 f.)
Arbeitsblätter: Grundkonzepte der Germanistik I
„Darauf gingen wir in die Fakultät für Sprachen, wo drei Professoren darüber
berieten, die Sprache ihres eigenen Landes zu verbessern.
Sie hatten einen Plan zur völligen Abschaffung der Wörter überhaupt, und man
machte geltend, dass das außerordentlich gesundheitsfördernd und zeitsparend
wäre. Denn es ist klar, dass jedes Wort, das wir sprechen, in gewissem Maße
eine Verkleinerung unserer Lungen durch Abnutzung bedeutet und folglich zur
Verkürzung unseres Lebens beiträgt. Es wurde deshalb folgender Ausweg
vorgeschlagen: da Wörter nur Bezeichnungen für Dinge sind, sei es
zweckdienlicher, wenn alle Menschen die Dinge bei sich führten, die zur
Beschreibung der besonderen Angelegenheit, über die sie sich unterhalten
wollen, notwendig seien. Viele der Gelehrtesten und Weisesten sind Anhänger
des neuen Projekts, sich mittels Dingen zu äußern; das bringt nur die eine
Unbequemlichkeit mit sich, dass jemand, dessen Angelegenheiten sehr
umfangreich und von verschiedener Art sind, ein entsprechend größeres Bündel
von Dingen auf dem Rücken tragen muss, falls er es sich nicht leisten kann,
dass ein oder zwei starke Diener ihn begleiten. Ich habe oft gesehen, wie zwei
dieser Weisen unter der Last ihrer Bündel fast zusammenbrachen, wie bei uns
die Hausierer. Wenn sie sich auf der Straße begegneten, legten sie ihre Lasten
nieder, öffneten ihre Säcke und unterhielten sich eine Stunde lang; dann packten
sie ihre Utensilien wieder ein, halfen einander, ihre Bürden wieder auf den
Rücken zu nehmen, und verabschiedeten sich.“
2) Hayakawa (1939): Auszug aus „Sprache im Denken und Handeln"
»›Niagarafall der Wörter"
»› Von dem Augenblick an, in dem er am frühen Morgen die Nachrichten anstellt, bis
er am Abend bei einem Roman oder einer Illustrierten einschläft, schwimmt er wie
alle anderen Leute, die unter den Bedingungen einer modernen Zivilisation leben, in
Wörtern. Zeitungsverleger,
Politiker,
Verkäufer, Radioansager, Leitartikler,
Klubredner und Pfarrer; Arbeitskollegen, Freunde, Verwandte, Frau und Kinder ;
Marktberichte, Werbedrucksachen, Bücher und Reklameschilder - alle überfallen ihn
den ganzen Tag mit Wörtern. Und Mister Mits trägt jedesmal zu diesem Niagarafall
von Wörtern bei, wenn er einen Reklamefeldzug startet, eine Rede hält, einen Briet
verfasst oder auch nur mit seinen Freunden plaudert (...).
Freilich denkt Mister Mits nur selten über die Sprache als solche nach. (.…..)
Dennoch
wird Mister Mits von den Wörtern, die er täglich in sich aufnimmt und die er täglich
benutzt, stark beeinflusst. Wörter in Zeitungen lassen ihn mit der Faust auf den
Frühstückstisch schlagen. Worte seiner Vorgesetzten erfüllen in mit Stolz oder
fördern seinen Arbeitseifer. Worte, die hinter seinem Rücken über ihn gesprochen
werden und ihm zu Ohren kommen, machen ihn krank vor Ärger. Worte, die er vor
einigen Jahren vor seinem Pfarrer gesprochen hat, haben ihn fürs Leben an seine Frau
gebunden. Wörter, die auf ein Stück Papier geschrieben sind, halten ihn an seinem
Arbeitsplatz fest oder bringen mit der Post jeden Monat Rechnungen, die ihn immer
wider zum Zahlen anhalten, Wörter, die andere Leute geschrieben haben,
veranlassen diese andererseits, ihm jeden Monat Zahlungen zu leisten. Da Wörter mit
jeder Einzelheit seines Lebens verwoben sind, erscheint es erstaunlich, dass das
Denken von Mister Mits über den Gegenstand der Sprache so beschränkt ist.
Mister Mits hat auch bemerkt, dass z. B. unter totalitären Regierungen große
Bevölkerungsmassen, die nur sorgfältig ausgewählte Worte hören und lesen dürfen,
sich nach und nach so seltsam verhalten, dass er sie nur als verrückt ansehen kann.
(...)
Ob er es merkt oder nicht, Mister Mits wird (..) zu jeder Stunde seines Lebens nicht
nur durch die Wörter beeinflusst, die er hört und verwendet, sondern auch durch seine
unbewussten Annahmen hinsichtlich der Sprache. Wenn er zum Beispiel den Namen
Albert liebt und sein Kind auf diesen Namen taufen lassen möchte, jedoch
abergläubisch davon absieht, weil er einst einen Albert kannte, der Selbstmord
beging, so handelt er, ob er es merkt oder nicht, unter bestimmten Annahmen
hinsichtlich der Beziehung der Sprache zur Wirklichkeit. Solche unbewussten
Annahmen bestimmen die Wirkung, die Wörter auf ihn haben - was seinerseits die
Art bestimmt, in der er weise oder töricht handelt. Wörter - die Art, in der sie
gebraucht werden und die Art, wie er sie aufnimmt, wen sie von anderen
ausgesprochen werden, formen weitgehend seine Glaubensüberzeugungen, seine
Vorurteile, seine Ideale, seine Ziele. Aus ihnen besteht die sittliche und geistige
Atmosphäre, in der er lebt - kurz, seine semantische Umwelt.«