Sie sind auf Seite 1von 12

04.

10_643 М_ТПХП_4 пара


Vorlesung 3 Sprachliche Probleme der literarischen Übersetzung.
1.Wesen und Bedeutung der Stiluntersuchung
Um das künstlerische Ganze eines belletristischen Textes zu verstehen, soll
sich der Übersetzer mit dem Erfassen der stilistischen und inhaltlichen Werte der
einzelnen Sprachmittel und Teilmotive befassen, d.h. eine gründliche
Stiluntersuchung durchführen.
In der ersten Phase der Übersetzerarbeit, beim Erfassen der Vorlage, wenn ein
Übersetzer wie ein Leser einen Text in die Hand bekommt und in seinen Sinn
eindringt, braucht er dessen Qualitäten (in erster Linie Stilelemente und Stilzüge)
rational zu erkennen, um den individuellen Stil des Autors zu bestimmen und
dessen Stil in seine Muttersprache treu zu übertragen.
Die Stiluntersuchung von Texten steht im Dienst konkreter, gesellschaftlich
begründeter Aufgaben, zum Beispiel, im Dienst der ästhetischen Erziehung der
Literaturkritik oder des historisch-philologischen Textvergleichs und der
literarischen Übersetzung.
Das Wesen der Stiluntersuchung besteht darin, dass die Stilelemente und ihr
Zusammenwirken bei einem gegebenen Text systematisch erfasst und adäquat
dargestellt werden.
Für das Erfassen des Stils oder einzelner Stilzüge gegebener Texte kann man
den Terminus Stiluntersuchung verwenden. Das Bewusstmachen der sprachlichen
Stilelemente und Stilzüge dient dem tiefen Erfassen des Ideengehalts und des
ästhetischen Charakters des Werkes.
Das Endziel der Stiluntersuchung eines Textes besteht nicht darin, das
Ganze einfach zu zergliedern und nur die einzelnen Elemente, Teile heraus-
zuarbeiten. Stil ist die Gesamtheit der fakultativen Varianten der Rede, und diese
Gesamtheit mit ihren eigenen Qualitäten ist etwas anderes als die Summe ihrer
Elemente. Der Stil eines Textes lässt sich also nur erfassen, wenn am Ende der
Stil-”Analyse” eine zusammenwirkende Darstellung der Beziehungen und des
Zusammenwirkens der durch die Analyse ermittelten Stilelemente erfolgt. Hier soll
lediglich bewusst werden, dass bei der Stiluntersuchung neben den speziell
sprachwissenschaftlichen auch andere Gesichtspunkte beachtet werden müssen, die
über die primären Aufgaben der Linguistik hinausreichen. Ferner sollte deutlich
werden, dass es in der angewandten, praktischen Stilistik keine von anderen
wissenschaftlichen Disziplinen völlig abgekapselte Textbetrachtung geben kann.
Der Terminus Stil wird bekanntlich nicht nur in der Sprachwissenschaft,
sondern auch auf anderen Gebieten verwendet, so vor allem im Bereich der Kunst,
speziell auch in Bezug auf die schöne Literatur. Im letzteren Fall spricht man von
literarisch-künstlerischem Stil und erfasst damit einen literaturwissenschaftlichen
Sachverhalt.
Über den Begriff des literarisch-künstlerischen Stils ist viel diskutiert worden,
eine allgemein verwendete Definition gibt es jedoch nicht. E. Riesel sagt zu dieser
Frage folgendes: “Der literarisch-künstlerische Stil offenbart die Methode des
gesamten Schaffens und umfasst folgende Einzelfaktoren: Sujet, Komposition,
Charakteristik der handelnden Personen, Wahl und Verwendung der
sprachlichen Ausdrucksmittel. Mit anderen Worten: Sprache und sprachlicher
Individual-Stil sind eine Komponente des literarisch-künstlerischen Stils.”
Die sprachliche Seite des literarischen Kunstwerkes — und darin einbegriffen
der Redestil — ist die “Existenzform” des ideellen künstlerischen Abbildes der
Wirklichkeit. Die sprachliche Äußerung, in der das Kunstwerk als Realität
entgegentritt, ist jedoch niemals nur äußere, akustisch oder visuell wahrnehmbare
Form.
Das Erfassen des Redestils ist ein notwendiger Bestandteil der wissenschaftlich
fundierten Untersuchung des belletristischen Werkes; denn nur über die Sprache ist
der Zugang zum ästhetischen Wesen der schönen Literatur möglich. Das Erfassen
des Redestils im literarischen Kunstwerk erfordert die Anwendung linguistischer
Kategorien und Methoden; doch die Beurteilung und Bewertung des Redestils mit
seinen strukturellen und funktionalen Besonderheiten, das heißt die Klärung der
Frage, ob die durch die besondere Art der Sprachgestaltung vermittelten
Bewusstseinsinhalte den Charakter künstlerischer Abbilder der Wirklichkeit
aufweisen, worin sich dieser Charakter ideell ausprägt und welche ideellen
Komponenten Struktur und Inhalt des künstlerischen Gesamtbildes ausmachen,
kann nur in Verbindung mit den Kategorien der Ästhetik, genauer: von den
Kategorien der Ästhetik her erfolgen.
2. Methodik der Stiluntersuchung
Mit der Erörterung methodologischer und methodischer Fragen der Stil-
untersuchungen befassten sich viele Literaturkritiker, Wissenschaftler, Übersetzer
besonders in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.
In dem bekannten und nicht wenig einflussreichen Buch von W. Kayser “Das
sprachliche Kunstwerk” zum Beispiel wird folgende Auffassung vertreten: “Wer
den Stil eines Werkes untersuchen will, der muss zunächst das Werk voll und tief
auf sich wirken lassen, ohne alle Nebengedanken an Stilzüge und Formen. Bei einer
wiederholten Lesung kann dann auf Stilzüge geachtet werden, oder besser: man
muss sich von ihnen ansprechen lassen.
Im Gegensatz zum intuitiven Erfassen stellt die wissenschaftliche Stil-
untersuchung die empirisch gegebenen sprachlichen Fakten, auf denen bestimmte
Stilzüge beruhen, sowie die quantitativen und qualitativen Beziehungen zwischen
diesen sprachlichen Fakten dar. Sie zeigt in logisch schlüssiger Form, welche
Ordnungsprinzipien den verschiedenartigsten Stilelementen eines Textes zugrunde
liegen. Sie stützt sich auf belegbares sprachliches Material und nachweisbare
sprachliche Zusammenhänge des gegebenen Textes. Das, was im intuitiven
Erfassen durch raffendes Urteilen oft vorweggenommen wird, wird durch die
wissenschaftliche Stiluntersuchung bewiesen. Oft kann die wissenschaftliche
Untersuchung mehr erschließen, als intuitiv erfasst wird, wie sie andererseits
weitgehende Gewähr dafür gibt, dass nichts in den Text “hineininterpretiert” wird.
Damit wird das Problem der semantischen Interpretation und der damit eng
zusammenhängenden Kennzeichnung der inhaltlichen Leistung der Stilelemente,
der Stilzüge und des gesamten Stils eines Textes berührt. Häufig ist in diesem
Zusammenhang eingewandt worden, dass die verschiedenen Individuen ein und
dasselbe literarische Kunstwerk unterschiedlich interpretieren, je nach dem
historischen und gesellschaftlichen Standort, der aktuellen Situation, der Vorbildung
und den persönlichen Erlebnissen. Das ist zweifellos richtig. Die textgetreue
semantische Analyse ist eine Seite, die individuelle “Verwertung” der durch die
Sprache fixierten Inhalte beim einzelnen Hörer oder Leser ist eine andere Seite.
Der Einwand, dass die sprachliche Analyse eines literarischen Kunstwerkes
nur die “Oberfläche” erfasse, ist völlig unberechtigt. Auch die tieferen und tiefsten
“Schichten”, der Ideengehalt, repräsentieren sich im Sprachlichen, freilich nicht im
einzelnen Wort oder Satz, sondern im Kontext, im komplizierten Zusammenwirken
der sprachlichen Mittel. Jede Isolierung eines sprachlichen Mittels oder eines
komplexen sprachlichen Ausdrucks vom Gesamttext muss daher zu einer
oberflächlichen Inhaltsbestimmung oder gar zur Fehlinterpretation führen. Den
einzelnen sprachlichen Elementen des Textes dürfen also nur solche Inhalte
zugesprochen werden, die sich aus den Fakten des Kontextes ableiten lassen. Eine
Interpretation, die sich nicht an den Kontext hält, ist eine “Überdeutung”.
Wenn man von der textgetreuen semantischen Analyse spricht, so meint man
damit das Erfassen der durch die Sprache vermittelten Inhalte, die gesellschaftliche,
interindividuelle Funktion der Sprache. Man darf nicht aus dem Auge verlieren,
dass die Sprache - auch im noch so eigenwilligen Kunstwerk - ihrem Wesen nach
ein gesellschaftliches Kommunikationsmittel ist und dass den sprachlichen Formen
vom einzelnen Mitglied der Sprachgemeinschaft nicht willkürlich beliebige
Funktionen übertragen werden können.
Als methodische Grundstufen innerhalb der linguistischen Stiluntersuchung
lassen sich folgende Ebenen festlegen:
1. das Erfassen des Redeganzen,
2. das Erfassen der Stilelemente,
3. das Erfassen der Stilzuge,
4. die Stilbeschreibung.
3. 1. Erfassen des Redeganzen
Das Erfassen des Redeganzen, das jeder Stiluntersuchung vorausgeht, schließt
die formale und die inhaltliche Seite des Textes ein. Der Inhalt wird dem Leser über
die sprachliche Form vermittelt.
Das, was aufgenommen wird, ist ein einheitliches Ganzes, doch es ist zugleich
ein in formaler und inhaltlicher Hinsicht differenziertes Ganzes. Das erste Lesen des
Textes zielt nun allerdings nicht unmittelbar auf die Gliederung des Ganzen in
seinen einzelnen Teilen, Seiten und Beziehungen, sondern führt zunächst zu einem
komplexen Erfassen, dem sich erst im Prozess der weiteren Auseinandersetzung ein
differenziertes Erfassen der Rede anschließt.
Man erfasst zwar die Tatsache, dass der Text Wörter und Sätze, Absätze,
Kapitel oder Strophen enthält, dass er inhaltliche Teilkomplexe und elementare
Vorstellungs- und Gedankeneinheiten umfasst; das Bewusstwerden solcher
einzelnen Teile und deren Zuordnung zum Textganzen steht zunächst jedoch nicht
im Vordergrund. Die Aufmerksamkeit richtet sich vielmehr auf das übergreifende
Ganze, das heißt auf den Großkontext und den durch ihn erzeugten kommunikativen
Effekt.
Der Prozess der zunehmenden Differenzierung im Erfassen des Redeganzens,
das schrittweise Bewusstwerden einzelner Teile, Seiten und Beziehungen vollzieht
sich im Zuge der weiteren Beschäftigung mit dem Text. Welche Teile, Seiten und
Beziehungen vom Leser dabei zuerst und welche später erfasst werden, wird
unterschiedlich sein. Hier spielen die individuelle Erfahrung, die Vorbildung und
vor allem auch der konkrete Anlass zur Beschäftigung mit dem Text eine
wesentliche Rolle.
Für die Stiluntersuchung ist es jedoch in jedem Fall unerlässlich, die
Komponenten des Inhalts zu erfassen; denn der Inhalt bildet die kommunikativ
wesentliche Seite des Textes. Das Erfassen des Inhalts ist eine primäre
Voraussetzung für die Stiluntersuchung. Zum Inhalt des Textes gehört einerseits die
Widerspiegelung des Sachverhalts, der der Rede zugrunde liegt, und andererseits
die vom Sprecher her erfolgende spezielle Nuancierung und Bewertung in der
Darstellung des Sachverhalts. Der Sachverhalt ist der Gegenstand der Darstellung.
Für die differenzierende Arbeit am Text ist es dann jedoch wichtig, den
komplexen Inhalt unter folgenden Aspekten zu betrachten:
1. Was ist der vordergründige Mitteilungsinhalt in den einzelnen Sätzen
und Abschnitten des Textes?
2. Was ist der wesentliche Ideengehalt des Textes, der inhaltlich für die im
Konkreten unterschiedlichen Details bestimmend ist?
Hierzu gehören nicht nur konkrete Vorstellungsinhalte, sondern auch
vom Dichter unmittelbar formulierte Urteile und Gefühle, die sich auf die von
ihm erwähnten oder beschriebenen konkreten Erscheinungen beziehen.
Folgende drei Gesichtspunkte können dem Studierenden helfen,
vordergründigen Mitteilungsinhalt in seiner Gesamtheit und zugleich in einer
ersten Differenzierung zu erfassen:
a) direkt genannte konkrete Gegebenheiten (Personen, Erscheinungen,
Geschehnisse, Umstände)
b) direkt formulierte Verallgemeinerungen, die vom Autor oder von
bestimmten Figuren geäußert werden
c) direkt formulierte Wertungen, die vom Autor oder von bestimmten
Figuren geäußert werden.
Das Verhältnis dieser drei Komponenten ist in den einzelnen Texten un-
terschiedlich.
Man hat nicht nur darauf zu achten, was der Dichter unmittelbar formuliert,
sondern auch darauf, an welcher Stelle und in welchem Umfang er dies tut und wo
sich mehr oder weniger deutliche Einschnitte erkennen lassen.
E. Riesel unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen architektonischer
und kompositorischer Gliederung des Textes: “Unter “Architektonik” versteht man
die Gliederung des Sinnganzen in formale Einheiten (sog. architektonische
Einheiten), in abgeschlossene Monolog- und Dialogstücke, in Absätze, Abschnitte,
Kapitel, Buchteile, Bücher; in Strophen, Gedichte und Gedichtzyklen. Architektonik
und Komposition sind nah verwandt, aber nicht identische Begriffe. Auch die
Komposition stellt eine Gliederung des Sinnganzen dar. Wenn aber bei der
Architektonik das Formale im Vordergrund steht, so bei der Komposition das
Inhaltliche. Zwischen den beiden Begriffen besteht eine feste Wechselbeziehung” .
3.2Erfassen der Stilelemente
Jeder Text enthält eine relativ große Anzahl von Stilelementen, die man in der
praktischen Arbeit am Text oft nicht erschöpfend erfassen kann und auch nicht zu
erfassen braucht. Die Anzahl der zu berücksichtigenden linguistilistischen Elemente
erhöht sich schließlich noch beträchtlich durch die Tatsache, dass der Stil eines
Textes nicht nur durch die in der Rede realisierten sprachlichen Möglichkeiten,
sondern auch durch das Nichtvorhandensein bestimmter sprachlicher Mittel
charakterisiert wird. Das heißt, man muss sich bis zu einem gewissen Grade
bewusstmachen, dass ein bestimmter Sachverhalt auch anders als im gegebenen Fall
dargestellt werden könnte.
Um die Fülle der in Frage kommenden Stilelemente zu erfassen, ist es
notwendig, den Reichtum der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten überhaupt zu
kennen und die im Text verwendeten Mittel und Gebrauchsweisen als
synonymische, fakultative Varianten zu begreifen. Der Anfänger in der Stil-
untersuchung sieht oft nur das Auffällige: sprachliche Bilder, schmückende
Beiwörter, Einmalbildungen, Wiederholungen, Gegenüberstellungen und andere
“Stilfiguren”. Er “sammelt” dann solche sprachlichen Erscheinungen. Oder aber er
sieht sich vielleicht hilflos vor einen Text gestellt, der gar keine derartigen
Auffälligkeiten enthält und stilistisch nichts “hergibt”.
Stilelemente treten auf folgenden linguistischen Ebenen auf:
1. Lexische Elemente
1.1. Semantisch-begrifflicher Aspekt
1.2. Semantisch-expressiver Aspekt
1.3. Historischer Aspekt
1.4. Regionaler Aspekt
1.5. Sozialer Aspekt
1.6. Fachsprachlicher Aspekt
1.7. Fremdwortaspekt
1.8. Wortbildungsaspekt
1.9. Phraseologischer Aspekt
2. Grammatische Elemente
2.1. Klassifikation der Sätze (Satzformen, Satzarten, Satztypen)
2.2. Ausnutzung der fakultativen Satzgliedstellen
2.3. Satzgliedfolge
2.4. Verknüpfung zwischen den Satzgliedern und Sätzen _
2.5. Morphologische Mittel
3. Phonetische Elemente
3.1. Lautinstrumentierung
3.2. Lautwiederholung
3.3. Dynamische Abstufung
3.4. Melodische Abstufung
3.5. Zeitliche Aufgliederung
Wesentlich ist, dass zunächst einmal der Reichtum an Aspekten bewusst
wird, unter denen jene sprachlichen Erscheinungen eines Textes erfasst werden
können, die man als Stilelemente in dem definierten Sinne betrachtet.
3.3Erfassen der Stilzüge
Die Stilzüge des Textes sind charakteristische Merkmale des Stils, die auf der
Häufigkeit, Verteilung und Verbindung von Stilelementen verschiedener Art und
Ebene beruhen. Während es sich bei den Stilelementen um konkrete linguistische
Fakten handelt, bilden Stilzüge Abstraktionen. “Jeder Stilzug wird durch
bestimmte lexisch-phraseologische, grammatische und phonetische Mittel
umgesetzt.
E. Riesel nennt einige Stilzüge und stellt sie zu Gegensatzpaaren zusammen:
“In jedem größeren Redeganzen machen sich bestimmte Stilzüge fühlbar. Auf
sämtlichen Gebieten des Sprachverkehrs kann die zusammenhängende Äußerung -
aus verschiedenen Gründen und zu verschiedenen Zwecken
- knapp oder breit gehalten sein, klar oder verschwommen, emotional
mit subjektiver Wertung oder nichtemotional mit objektiver Beurteilung,
bildhaft oder bildlos, statisch oder dynamisch, offiziell oder zwang- los-
aufgelockert u.a.m.
Die genannten und ähnliche Stilzüge können sich miteinander verflechten
und selbstverständlich, je nach dem funktionalen Charakter des Redeganzen,
mehrmals innerhalb eines größeren Sinnzusammenhangs wechseln. Und dennoch
lässt jede geschlossene Äußerung einen bestimmten Grundton - eben den
grundlegenden Stilzug - durchscheinen” .
Die in diesem Zitat genannten Stilzüge sind lediglich eine Reihe von
Beispielen, die noch erweitert werden kann.
Man knüpft bei dem Gedanken an, dass die Stilelemente eines Textes eine
bestimmte Ordnung bilden und dass es nun darum geht, Komponenten dieser
Ordnung zu finden, denen die einzelnen Stilelemente zugeordnet werden können.
Als erster methodischer Ansatz eignen sich dazu solche allgemeinen
Stilzugkategorien, wie sie E. Riesel oder auch andere Stilforscher nennen:
Emotionalität, Knappheit, Bildhaftigkeit, Dynamik und die entsprechenden
Gegensatzbegriffe.
Ein nützliches Verfahren zur Ermittlung von Stilzügen ist die Analyse der
Häufigkeit (Frequenz), der Verteilung (Distribution) und der Verbindung (Kom-
bination) der einzelnen Stilelemente im Text.
3.4Stilbeschreibung
Die Darstellung des Stils als der Einheit der Stilelemente bzw. der Stilzüge ist
im Gegensatz zu den vorangegangenen Analysestufen im wesentlichen eine
Synthesestufe. Hier kommt es auf die Zusammenschau der durch die Analyse
gewonnenen einzelnen Elemente und Komponenten an. Diese Synthese findet ihren
Niederschlag in einer sprachlich formulierten, in sich geschlossenen
Stilbeschreibung.
Bei der Anfertigung der Stilbeschreibung sind folgende Prinzipien zu
beachten:
1. Die Stilbeschreibung ist keine einfache “Zusammenfassung” der vor-
angegangenen methodischen Stufen, sondern eine Verarbeitung der sprach-
stilistischen Fakten auf höherer Ebene.
2. Die bei der Stilbeschreibung herauszuarbeitenden Stilzüge sind nicht als
Summe, als reine Aufzählung, sondern in ihrem charakteristischen, inhaltlich
bedingten Verhältnis zueinander darzustellen. Es ist zu zeigen, welche Stilmerkmale
dominieren und für das Stilganze bestimmend sind und welche Stilmerkmale eine
mehr untergeordnete Rolle spielen und für das Stilganze nicht in gleichem Maße
entscheidend sind.
3. Bei der Stilbeschreibung muss stets der Zusammenhang von Form und
Funktion des Redestils beachtet werden. Die Form bilden die Häufigkeit, Verteilung
und Verbindung der Stilelemente im Text; die Funktion ist die durch die Häufigkeit,
Verteilung und Verbindung der Stilelemente erzielte Spezifik im kommunikativen
Effekt bei der sprachlichen Darstellung des Sachverhalts.
Zum Erfassen der Zusammenhänge der verschiedenartigen Stilelemente
empfiehlt es sich, Übersichten in Form von Skizzen, Tabellen, Diagrammen
anzulegen, an denen man sich bei der Anfertigung der Stilbeschreibung orientieren
kann.
Für Übersichten dieser Art gibt es keine verbindliche, allgemein festgelegte
oder gebräuchliche Form. Grundsätzlich kann man zwei Möglichkeiten ins Auge
fassen:
a) man legt eine Übersicht an, die nur einen Aspekt bzw. nur wenige
Aspekte berücksichtigt. In bezug auf die Lexik könnte dies zum Beispiel der
semantisch-expressive Aspekt oder der Wortbildungsaspekt sein, in Bezug auf die
grammatischen Stilelemente könnte der Aspekt der Satzklassifikation oder der
Satzgliedfolge zugrunde gelegt werden. So kann man in einem Diagramm etwa den
prozentualen Anteil der verschiedenen Satzformen, Satzarten und Satztypen
innerhalb der Gesamtzahl der Sätze eines Textes darstellen;
b) man legt eine Übersicht an, die verhältnismäßig viele Aspekte berück-
sichtigt und darüber hinaus nicht nur die Häufigkeitsverhältnisse, sondern auch die
Verteilung nnd Verbindung der einzelnen Elemente erkennen lässt.
Solche tabellarischen Übersichten sind bei der Stiluntersuchung nur ein
Hilfsmittel, eine Vorarbeit, gleichsam eine “Nebenrechnung”. Man kann dabei mit
Symbolen, Abkürzungen und Andeutungen arbeiten.
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass die Arbeit mit Tabellen durch
andere Möglichkeiten unterstützt, ergänzt oder ersetzt werden kann: Kennzeichnung
im Text durch Unterstreichungen, Symbole und Vermerke; Anfertigung von
Strukturskizzen, die zum Beispiel den Wechsel und die Tendenzen im Gebrauch
expressiver und nichtexpressiver bzw. anderer Stilelemente visuell
veranschaulichen;

Das könnte Ihnen auch gefallen